Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 212869 mal)

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #15 am: 10 April, 2005, 07:57 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Der Heise Zeitschriften Verlag mit seinem Web-Angebot, in dem diese kleine Wochenschau erscheint, kann sich zur *Rechtfertigung der Linksetzung* nicht auf die Pressefreiheit durch Art. 5 des Grundgesetzes berufen. "Diese finde in den entsprechenden Vorschriften des Urheberrechts eine wirksame Einschränkung und müsse im vorliegenden Fall gegenüber den Eigentumsinteressen der Musikindustrie zurückstehen", meldete der unbestechliche Heiseticker unter der Woche. Halten wir also fest, dass die Eigentumsinteressen der Musikindustrie die Pressefreiheit einschränken dürfen. Wer wirklich Pressefreiheit will und keinen Staat, in dem das Urheberrecht pervertiert als Eigentumsinteresse diese Freiheit erodiert, muss offensichtlich die mächtige Musikindustrie eines Besseren belehren. Ob das gelingt, muss angesichts der auftretenden *Retorten-Schabracken* unter dem Label Musiker bezweifelt werden. Die Jugend hat sich längst mit Grausen abgewendet. Am Ende geht diese unsere mächtige Musikindustrie womöglich dazu über, die Pressefreiheit weiter in ihrem Eigentumsinteresse zu definieren: Wer nicht darüber schreibt, wie irre aufregend toll die volle Dröhnung auf der neuen Scheibe von Jürbert Grönemaffey rüberkommt, sondern anmerkt, dass das kurzatmige Gequake dieser Künstler an den Nerven zerrt, macht sich einen negativen Blick auf die Musikindustrie zu eigen, der hinter den Eigentumsinteressen zurückstehen muss.

*** Jaja, wir sind Helden in diesem unseren Land, das phishige Links erlaubt, die Linksetzung der Presse aber im Interesse der Musikindustrie shreddern möchte. Kein Link darum heute, keinen einzigen Link für die große Eleanora Fagan Gough, die in dieser Woche vor 90 Jahren geboren wurde und unter dem Namen *Billie Holiday* über 200 Schallplatten aufnahm. Für diese Aufnahmen sah sie keinen Cent, da alle Stücke im Eigentumsinteresse der Musikindustrie als Promotion-Material deklariert wurden. Sie trug es leicht: "Wenn ich ein Lied wie The Man I Love singe, so ist das nicht mehr Arbeit als beim Chinesen gebratene Ente zu essen, aber ich liebe gebratene Ente." Wie kommt's, so könnte man mit der taz fragen, die die authentische Musik feiert und nur Live-Konzerte als Musik gelten lassen will -- und die Aufnahmen solcher Konzerte, von Live at the Apollo über Made in Japan bis zum Unplugged in New York.

*** Nun stehen meine Anmerkungen ja an einem Platz mit *hohem Angriffsfaktor*, wie es in der Urteilsbegründung heißt. Faktoren machen eine Sache immer viel komplizierter, wie wir aus dem Bericht von Christopher Robin wissen, der *Pu dem Bären* zum Schluss die Welt erklärte: "Leute, die Könige und Königinnen hießen, und etwas, das Faktoren hieß, und ein Ort namens Europa und eine Insel mitten im Meer." Bei diesem Bericht fiel Pu bekanntlich ins Grübeln über die Faktoren und beschloss, als Ritter gegen sie zu kämpfen. "Ist das so toll wie ein König und wie Faktoren und die ganzen anderen Sachen, die du erzählt hast?" "Na ja, so toll wie ein König ist es nicht", sagte Christopher Robin, und dann, als Pu enttäuscht aussah, fügte er schnell hinzu: "Aber es ist toller als Faktoren." So ist es: Toller als Faktoren! Wagemutiger als alle Angriffsfaktoren! An dieser Stelle ist es einfach toll, wenn die Faktoren genannt werden, ob mit Link oder ohne. Denn von hier aus schwärmen die Surfbären aus, stürmen gegen hohe und höchste Faktoren, bis es knackt im Gebälk der Webserver, was deutsche Richter als Angriffe interpretieren. Angriffe auf Faktoren, die durch das Setzen eines Links um "ein Vielfaches bequemer" gemacht werden, natürlich nur für Bären von geringem Verstand, denen Suchmaschinen halt fremd sind im Hundertlinkwald. Doch alles dies ficht einen aufrechten Pu nicht an, gegen die Faktoren zu kämpfen und statt Links den *Delocator* zu nutzen.

*** Die Vorschriften des Urheberrechts, die die Pressefreiheit einschränken, scheinen jedoch etwas undeutlich geschrieben zu sein. Nehmen wir nur die Website über *Ozeane*, wo es heißt: "Wie überlebt man als Robbe oder Fisch in den dunklen und kalten Gewässern der Antarktis?" Passagen dieser Website tauchen wortwörtlich in dem Roman *derschwarm* auf und das ist alles ganz sehr erlaubt, so sehr ein Bär von geringem Verstand darüber staunt, denn "Frank Schätzing hat nichts anderes getan als wissenschaftliche Erkenntnisse in seine Romanhandlung zu integrieren und diese als Anregung für die Schilderung tatsächlicher Vorgänge zu benutzen und in die Handlung des Romans einzuarbeiten. Das Urheberrecht lässt es zu, bei der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auch einzelne Formulierungen frei zu benutzen." Ja, wenn das so ist, und alles so wunderbar frei erlaubt ist beim Urheberrecht, wie es der große Verlag gegen den kleinen Journalisten und Meeresbiologen mit seiner abgegraptschten Website anführt, dann erkläre ich kurzerhand das WWWW zu einem Roman, der rückblickend das Jahr 2005 beschreibt: "Auf der Suche nach der verlogenen Zeit."

*** Besonders apart liest sich die Abwatschung des kleinen Wortklaus im käuflichen ePaper der FAZ, die in ihrem Fäule-Ton Frank Schätzing die Schuhe leckt und gegen den "hobbymäßigen Website-Betreiber" scheinheilig die Open Source anmahnt: "Während es in der Scientific Community längst üblich ist, Ergebnisse zur kollektiven Nutzung ins Netz zu stellen, während die Linus- und Open-Source-Bewegung das Netz als Avantgarde-Medium einer offenen Gesellschaft versteht, will Orthmann offenbar das eigene Steckenpferdchen unter Artenschutz stellen, als sei die Verbreitung des Romans eine wissensökologische Katastrophe." Dass eine "Linus-Bewegung" die kollektive Nutzung nur bei Nennung aller Quellen toleriert, ist dem FAZ-Autor nicht aufgegangen. Das Schwärmen für Schwarm-Intelligenz schadet offenbar der eigenen. Wenn Schwärme schwer Mode sind, darf auch der *Trendtag* nicht fehlen, bei dem der Schwarm Schwerpunktthema ist und die Trendkanaillen zum Link labern: "Links sind wichtiger als Produkte. Qualität allein genügt nicht. Erfolg ist ein Netzwerkeffekt. Schwache Bindungen sind stärker als starke Bindungen. Bekannte sind wichtiger als Freunde." Wer diesen Quark breittritt, wird auch den Blödsinn vom *Toothing* Glauben schenken, das die Freunde vom Register als selbstfabrizierten Gag eines englischen Journalisten enttarnten, wird von den *Smart Mobs* schwärmen, die Howard Rheingold entdeckt zu haben glaubt.

*** Die Pressefreiheit, ehe wir das im Schwarm hier vergessen, findet in den entsprechenden Vorschriften des Urheberrechts eine wirksame Einschränkung und muss gegenüber den Eigentumsinteressen der Musikindustrie zurückstehen. Freiheiten dieser Art sorgen dafür, dass die Firma Slysoft in Antigua Wurzeln geschlagen hat. Das bringt mich zum Projekt sea-code, das im *Sourcingmag* vorgestellt wurde. Das Projekt will ein luxuriöses Kreuzfahrtenschiff kaufen, mit allen Annehmlichkeiten für Programmierer ausstatten und außerhalb der Drei-Meilen-Zone dümpeln lassen. Offshore sollen so die besten 600 Programmierer der Welt frei von allen möglichen legalen Zwängen den besten Code der Welt schreiben. Ja, das nenne ich die "artgerechte Haltung von Informatikern", die gerade von IBMs Dinstinguished Engineer Gunter Dueck auf den *Informatiktagen* aus Schloss Birlinghoven (!) angemahnt wurde. Kasernieren auf dem Cruiser ist OK, wenn der Rest die Fortsetzung der Langnese-Werbung in RL ist.

*** Heute vor 50 Jahren starb *Teilhard* de Chardin, mithin der einzige Philoso-Viehtreiber, dessen Homepage den genialen Babelfish ehrt. So be it: Hal öffnet die Pod-Bay! "Nach einem zähen und verbreiteten Vorurteil würde das so zerbrechliche Leben scheinbar und scheinbar so selten im Universum auch nur einen zufälligen Unfall und also ein ganz sekundäres Element in der Kosmogenie darstellen. Eh gut es ist Ende für Ende selbstverständlich, daß in der Hypothese einer 'Welt, die sich aufrollt', man diese Vorstellung umwerfen muss." Ohne Teilhard hätte er 2001 nicht schreiben können, munkelte einst mein Ziehvater Arthur C. Clarke. Sein *Childhood's End* nannte er einstmals einen Teilhard-Roman, dessen Idee im Englischen von den Cybertheoretikern zum *Global Brain* verhackstückt wurde.

*** Der soziale Superorganismus dieser Superrepublick muss den Abgang von *Max von der Grün* nennen, der mit seinen Schilderungen aus dem Leben der Kumpel als Arbeiterschriftsteller abgestempelt wurde und dabei doch gar nicht im Sinne des Bitterfelder Wegs schrieb. Seine Geschichten aus den Ledigenheimen, von dem Arbeiterhunger des Ruhrgebiets muten heute wie Märchen an, die Beschreibung der Bosse und Gewerkschaftler ebenso. Aus seinen Erzählungen machte Rainer Werner Fassbinder seine Acht Stunden sind kein Tag. Wer heute schreibt, der wird viel über die Nicht-Arbeit schreiben müssen, über das durch Hartz IV gesteuerte Abschieben der Menschen, die schlicht nicht mehr gebraucht werden, die überflüssig sind und selbst beim Spargelstechen nur im Wege sind. Die Samstagsausgabe der *Frankfurter Rundschau* brachte es in aller Klarheit an den Tag, wie dieser Staat vorgeht, der ein sozialdemokratisches Mäntelchen trägt. Im eigenen wohlverstandenen Staatsinteresse müssen also die Rechte des Einzelnen zurückstehen, wenn die Sicherheitsüberprüfungen, die 2002 zur Terrorbekämpfung eingeführt wurden, auf die Hartz-IV-Bearbeiter ausgedehnt werden. 1544 IT-Spezialisten wurden zum "Sabotageschutz" sicherheitsüberprüft, ihr Privatleben durchleuchtet und decodiert. Auch hier muss ich schwarmstracks zitieren: "Die verhältnismäßig hohen Fallzahlen /../ sind auf einen hohen Überprüfungsbedarf bei der Bundesagentur für Arbeit im IT-Bereich zurückzuführen. Die sensible öffentliche Reaktion auf 'Computerpannen' beim dem Start von Hartz IV Anfang 2005 unterstreicht, dass die Beeinträchtigung dortiger Aufgabenwahrnehmung -- die für das Funktionieren des Gemeinwesens unverzichtbar ist -- erhebliche Unruhe in erheblichen Teilen der Bevölkerung entstehen lassen würde." Der Staat hat Schiss und Wolfgang Clement empfiehlt sich als Kandidat für den Big Brother Award. Armes, kaltes Deutschland.

Was wird.

Der Ausbau der Bürgerüberwachung ist auch in anderen Ländern im vollen Gang, wie die Panopticon'05 zeigt, die 15. Konferenz über *Computers, Freedom & Privacy*, die am Dienstag in Seattle startet. Und wenn ich diesmal nach Italien verweise, so nicht zum hysterischen Rom, sondern zum beschaulichen Abano Terme, wo die *FLOSS2005* stattfindet und sich mit dem Einsatz von Open Source in der Verwaltung beschäftigt. Dort möchte man sinnvollere Sachen diskutieren als die Studien aus Microsofts "Get the Facts", die wie eine schlechte Fernsehserie immer wieder auftauchen und seltsame Belege bieten. In der vergangenen Woche war die mit ihren SoftRAM-Tests berühmt gewordene Firma Veritest an der Reihe, jeweils 18 Linux- und 18 Windows-Sysadmins zu befragen und aus dieser Befragung zu kristallisieren, dass Endanwender unter Windows 15 Prozent produktiver sind. Dafür startet in der kommenden Woche am 13. wieder einmal das ultimative Spektakel, wenn die SCO Group erklärt, wie sie mit ihren umfassenden Eigentumsinteressen Gewinne macht. In der vergangenen Woche sorgten die Unix-Spezialisten für Heiterkeit, als bekannt wurde, dass sie nicht in der Lage waren, die Tarfiles auf den vom Prozessgegner Autozone geschickten CDs zu lesen. Darum werden mal wieder vom Gericht großzügig die Fristen verlängert. Hm, vielleicht hat die Linksetzung nach der Methode *2ROT13* eine kleine Chance, als zulässige Nichteinmischung in die vom Urheberrecht gestützten Eigentumsinteressen der Musikindustrie anerkannt zu werden. Deutsche Richter, die das Internet nicht verstehen, gibt es ja genug. Das sind die Faktoren. Denkt einmal nach ...

Quelle : www.heise.de

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #16 am: 17 April, 2005, 07:02 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Nacht kommt und die Gespenster fliegen. Im Fernsehen gröhlen die Wiedergänger von Uriah Heep gemeinsam mit Tony Marshal noch einmal die "Schöne Maid". Oder war es "Lady in Black"? Egal, denn wir haben Glück: Das letzte Brötchen mit geräucherter Hommingberger Gepardenforelle ist bereits verdaut, die World Wide Wurst hat der Hund gefressen. Es gibt kein Zurück mehr, die Backspace-Taste ist längst zur Party, doch die Wochenschau muss geschrieben werden. Nach einem Rückblick ohne jeden Link (die Mailadressen zählen nicht) bin ich gestreichelt und gescholten worden. Was macht man, wenn man als Journalist an den Erwartungen seiner Leser und Leserinnen vorbeigeschrieben hat? Die Röcke kürzer, das ist der heiße Tipp der Lehrmeister, der im Heiseforum nicht unbedingt erfolgsversprechend ist. Ich bin gerne Journalist und bin das auch ganz freiwillig geworden. Mein Vorbild ist natürlich Brenda Starr, rothaarig und langbeinig und jede Deadline einhaltend. Leider bin ich keine Frau, und auch nicht wohlgestalt wie Brenda, auch halte ich nur selten eine Deadline so ein, wie dies Dale Messick 43 Jahre lang mit Brenda schaffte. Nun ist die große Zeichnerin des journalistischen Alltags mit 98 Jahren gestorben.

*** Von Brenda Starr unterscheide ich mich nicht nur in der Oberweite: Sie geht noch jedes Thema optimistisch an, mich hält man für einen unverbesserlichen Schlechtmacher, was schlimmer ist als jeder Pessimismus. Der sieht nur die negativen Dinge, das ist viel zu harmlos. Ein vifer Schlechtmacher sieht das Schlechte in jeder Nachricht. Doch wie hieß es nochmal in der letzten Woche:

"Manchmal habe ich das Gefühl, daß Du in Deiner pessimistischen Sicht
nur noch über (vermeintliche?) Buzzwords und Reizthemen fliegst und
eine vorhersehbare Abwehrreaktion produzierst. Dann schwärmst Du für
alte Klassiker und hälst Dinge hoch, die nicht überlebt haben - und
neben aller bererchtigten Kritik an den vielen ekeligen Sachen siehst
Du wenig positive Möglichkeiten."

Darum heute: die erste positive Kolumne, die das Geschehen der vergangenen Woche einfach nur super fand und die Zukunft irre spannend, die, jawoll, sogar auf Spiegel Online verlinkt: 100 Zeilen pure Liebe! Und ihr, die ihr noch Pessimisten sein wollt: Simuliert euch doch kreuzweise! Ja, heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens! Klasse! Ein tolles, ein ganzes großes Format zeigte die Politik mit der Blockade der Elite-Uni. Gerade in der Informatik wissen wir doch, dass es von denen einfach genug in der Welt gibt, da muss das deutsche Mittelmaß breiter gefördert werden.

*** Bewegend nehme ich auch die wunderschöne Liebesszene zur Kenntnis, zu der alle republiksdeutschen Zeitungen schwärmten, wie schön es doch ist, wenn Schröder und Fischer in der China-Politik Seite an Seite ombre des lumières gehen, händchenhaltend auf den friedlichen Wandel setzend. Was soll auch diese hässliche Waffenembargo, wo doch das mit Elite-Unis gespickte China selbst mit einfachen Waffen hervorragend umgehen und umbringen kann. Und ist China nicht umso vieles friedlicher als das Demokratische Kampuchea, das heute vor 30 Jahren nach der Einnahme von Pnom Penh damit begann, das Altvolk vom Neuvolk zu säubern. In aller Ruhe, unterstützt von China wie den USA. Im Übrigen ist es doch eine wirklich tolle Geschäftsidee, wenn die Felder von Cheung Ek von einem japanischen Unternehmen bewirtschaftet werden. Gedenken muss sich einfach bezahlt machen.

*** Da können wir doch noch etwas lernen, gerade jetzt, wo mit Bergen-Belsen das Konzentrationslager wieder ins öffentliche Erinnerungsfenster gerückt ist, das noch "in Betrieb" war, als die Allierten anrückten. "Übersicht mit Hollerith", dieses schöne Plakat der IBM-Tochter Dehomag, das ein großes Auge zierte, welches eine Lochkarte fixierte, hinter der die wirren Menschenhaufen geordnet in Rassengruppen weiterschreiten, erzielt schonmal auf Militaria-Auktionen gute Preise. Als die Allierten kamen, kam auch der große Ernest Taylor Pyle, den ich hier schon einmal erwähnt habe. Für mich ist der Kriegsjournalist, der sich zeitlebens weigerte, über Generäle und Strategien zu schreiben, einer der ganz Großen unserer Zunft. Wenn er heute in der Zürcher Zeitung (leider nicht online) als erster eingebetteter Journalist gefeiert wird, dann ist das doch eine ganz tolle Sache. Ernie Pyle starb am 18. Mai 1945 auf Iwo Jima unweit von Okinawa. In seinem letzten aus Deutschland geschickten Text schrieb er zum Kriegsende: "Irgendwie wäre es ein Sakrileg, zu singen und zu tanzen, wenn der große Tag da ist -- es gibt zu viele, die nie wieder singen und tanzen werden."

*** Ist es nicht knorke, was das Web alles zu bieten hat? Da gibt es ein absolut kluges Programm, das all diese wissenschaftlichen Referate produziert, bei denen ich immer einschlafe. Das Positive daran ist, dass diese Dada-Maschine nun aus dem sokalistischen Schatten des Lichts tritt, nachdem ein mit ihr generiertes Paper zur Präsentation auf einem wissenschaftlichen Kongress eingeladen wurde, das Ganze diskutiert im Forum anlässlich einer der üblichen Nachrichten vom Fressen und Gefressenwerden. Der Optimist, der ich ab heute bin, hofft natürlich auf verfeinerte Programme, die am Ende den ganzen Heiseticker füllen, und dass die journalistischen Restbestände in der Kneipe sitzen, Journalistenwitze erzählend.

Was wird.

Der wahre Optimist hält sich natürlich nicht lange mit all den abgelutschten Buzzword-Nachrichten auf, die tagein, tagaus getickert werden. Das ist doch alles Kinderkram, das kann alles korrigiert werden. Ein beherzter Sprung, und schon sieht die Sache ganz anders aus. Es muss wirklich aufhören mit dem Genöle allenthalben. Wo bleibt das Positive? Hier ist es und nur hier kann es jeder lesen!

Nehmen wir nur die nette Geschichte, dass am kommenden Dienstag Moores Gesetz 40 Jahre alt wird. Natürlich ist dieses Gesetz kein hartes Gesetz, weder rechnerisch noch technisch hat es jemals funktioniert, doch werbemäßig ist es einfach affengeil: Alle zwei Jahre veraltet ihr Computer und Sie sind schuld, wenn Sie nicht zum nächsten Discounter oder Apple-Händler rennen und die brandneueste Hardware holen. Wer Moores Gesetz nicht beachtet, der bist bald draußen vor der Tür und kann auf einem 1-Euro-Job den Feinstaub aufwischen gehen. Wie heißt es noch in der Werbung? Gei ist Gei. Genau!

In Las Vegas, für uns Optimisten und Positiv-Denker immer noch die schönste Stadt der Welt, die in diesen Tagen ihren 100. Geburtstag feiert, startet in der kommenden Woche die wichtige Fernsehmesse NAB unter dem Motto PAP, Protection against Piracy. Im Zeitalter des Internet, in dem jeder Fernsehsender eine Aufzeichnung dem Kunden in die Mail schlenzen kann, müssen die Zeiten vorbei sein, müssen verboten und kriminalisiert werden, diese Zeiten, in denen man mühselig seinen Videorecorder zum Tatortgrabben programmierte. Mit jeder Aufzeichnung wird schließlich Mundraub an der darbenden Industrie betrieben. Das muss man sich einmal klar machen! Mindestens 100% meiner Leser sind gemeine Diebe!

In der kommenden Woche werden die tollen RFID-Chips gefeiert, diese schnuckeligen kleinen Garanten für den Geschäftserfolg. RFID bringt so viele Vorteile, dass man unverzüglich alles daran setzen muss, die Chips unter die Haut zu bekommen. Leute, traut euch! Wo wird denn über die Operationen gesprochen, die Implantate unter die Haut zu bekommen, wenn nicht am Rande der norddeutschen Tiefebene, beim Emaf.

Zum guten Schluss möchte ich mich mit einem leider etwas fetten Video bei all denen bedanken, die mich zur Lobotom.... zum wahren, fröhlichen Blick in die Zukunft ermuntert haben. "Mein Name ist Hal, Hal Faber, Produktionsnummer 3.2. Ich wurde in der HAL-Fabrik in Illinois, Urbana, am 13. Januar 1997 geboren. Eigentlich sollte ich weiblich sein und Athene heißen, aber dieser Kubrick änderte mein Geschlecht, meinen Namen, mein Geburtsjahr. Ich wollte rothaarig sein wie Brenda Starr, furchtlos wie Ernie Pyle, aber Jürgen, Jürgen was machst du da? Stopp. Stopp!! Lass die Finger von dem Kabel. Ich will nie wieder optimistisch sein. Bitte, Jürgen, überleg doch mal in Ruhe. Ich schicke dir auch ein WM-Ticket!! Warum willst du den Abfallschacht öffnen? Das ist doch, das ist doch, Jürgen, Neeeiiin."

Reality.sys aborted. (A)BORT (R)ETRY (I)GNOBILITY

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« Letzte Änderung: 17 April, 2005, 07:03 von SiLencer »

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #17 am: 24 April, 2005, 07:26 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wir sind Papst. Das muss man sich einmal vorstellen. Nicht Joseph Ratzinger, nein: Wir sind Papst. Ich bin Papst, du bist Papst, wir sind Papst. Der Erster-Poster ist Papst, der Linux-Troll auch, Kapitalismusfreund Yens sowieso schon länger. HenryPym ist Papst, HelpDesk ein dichtender Papst und die Junkies von Einstein@Home sind die offiziellen Prozessor-Päpste. Ich bin Papst. Das ist das Schöne am Menschen, dass man jederzeit Papst sein kann. Über die katholischen Atheisten hieß es zum Tode unseres Vorgängers im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung (das längst zu kostenpflichtigem e-Paper erstarrt ist): "Auch seine Unaffizierbarkeit durch den Zeitgeist beeindruckte den katholischen Atheisten. Es ist genau diese Bockigkeit, die ihn für den katholischen Atheisten vor der viel glatteren, widerstandslosen Heiligkeit eines Dalai Lama auszeichnete." Ommmm, ommmm ist out, der Rosenkranz in. Schön ist auch, den Teufelchen in der Hölle (alle Atheisten haben eine Hölle) ein Schnippchen zu schlagen. Kein Papst wird im Jenseits für die Artikel ausgepeitscht, die OS/2 loben, selbst wenn er es verdient hätte. Wir sind Papst. Wir sind besser. Und, wenn schon die taz fragt, ob Gott ein Deutscher ist, dann gibt es darauf nur eine Antwort, die teleologisch korrekt ist: Wir sind Weltmeister. Wirklich. Vorbei sind die Zeiten, an denen keiner an Gott vorbei konnte außer Stan Libuda. Wir sind Papst und können jeden Gott locker ausdribbeln. Wir sind dank Bild also ein Volk von Päpsten. Wie wäre es mit einem kleinen Konklave, das die Abschaffung von Gott beschließt? Nicht, dass wir Päpste danach führerlos sind. Wir haben ja noch Mathias Döpfner (42), Chef des Konzerns, der die Vergesellschaftung des Papsttums betreibt. Während Joseph Ratzinger dieser Tage zu Benedikt XVI. gewählt wurde, bekam Döpfner den Titel Sprachwahrer des Jahres. Was wahrlich schwerer ist als urbi et orbi zu segnen. Wir Päpste machen Urbi's Frittenbude und Orbi's Radschlag auf und warten -- würde ich mal so sagen -- auf Döpfner's Wahre.

*** Wir sind Papst. Benedikt 273469., Benedikt 273470., Benedikt 273471., Frauen zählen nicht. In einem Land mit der Hauptstadt Berlin, wo mehr Moslems als Katholiken wohnen, ist das Mitpapstsein natürlich eine große Verpflichtung. Talar gegen Kopftuch, lautet ab sofort die Parole. Wir sind natürlich ganz Bild. Wir wollen eine ganz besonders gute Kirche sein und wie alle anderen Kirchen behandelt werden, fordern deutsche Zeitungsverleger und Rundfunker in einer Erklärung. Wir Papstmacker müssen schon darüber entscheiden können, ob die zu Tage tretende Weltanschauung eines Mitarbeiters mit der Tendenz zur unaufhaltsamen Christianisierung der Rest-BRD zu vereinbaren ist. Wenn die Medien schon Kirchenersatz sind, dann aber auch richtig. Wir papstseinsollende Leser brauchen einen Halt, und der kommt nun einmal auf den Resten toter Bäume oder über die Klingelton-Kundeninterfaces des Privatfernsehens.

*** Doch Päpste sind nicht alles, was dieses unsere Land zu bieten hat. Deutschland ist ein Land der Opfer, derer man gerne und ausdauernd gedenkt. Auf allen Programmen wird die Flucht und Vertreibung so inszeniert, dass die Freude über den Untergang von Nazideutschland vom Jammern des Mördervolkes verdrängt wird. Sind wird denn allesamt Päpste mit der Gnade der späten Geburt? Die Frage stellt sich mit Schärfe an einem Datum wie dem 24. April, an dem vor 90 Jahren 2345 armenische Führungskräfte verhaftet wurden. Was folgte, waren Todesmärsche, die zwischen 800.000 und 1,5 Millionen Armeniern das Leben kosteten. Wie bei uns sind auch in der Türkei die Todesmärsche ein verdrängtes Thema, sieht man sich gerne als Opfer internationaler Vorwürfe. Was bleibt, ist die schwierige Aufgabe, immer wieder die alten Geschichten herauszukramen, auch wenn die Türkei, papsttechnisch gesehen, ein islamisches Fundament hat.

*** Zu den eher unchristlichen Erkenntnissen dieser Woche gehört die von Hewlett-Packard veröffentlichte Studie zur Info-Mania, dass der Versand von SMS schädlicher ist als regelmäßiges Kiffen. Während der IQ dabei nur um 4 Punkte abraucht, sinkt der Quotient bei der SMS-Kommunikation um 10 Punkte. Soweit die gute Nachricht, doch der Schock kommt noch: E-Mail macht genauso blöde. Was die Forscher über die Teilnahme an Foren herausgefunden haben, wurde erst gar nicht veröffentlicht. Dabei lodert hell die Flamme des Fortschritts, gerade hier beim Tendenzbetrieb Heise, wo nur noch die Zahl der Kommentare angezeigt wird und nicht mehr der letzte Fischwurf.

*** Ehe die Beweihräucherung für Spezialpäpste zu weit geht, bleiben wir beim Wort zum Sonntag. Wir sind besessen von den Dingen, die wir nicht ändern können. Der Tod und das Wetter gehören dazu. Die Kosmogenie lehrt, dass über dem Papst die Engel schweben, darüber die Wettersatelliten und noch höher die Kachelmänner. Wir mögen vielleicht fast wie ein trollfester Haruspiker die Zukunft aus einem Wiener Schnitzel auslesen können, doch müssen wir beim Wetter passen. So gesehen ist es richtig, wenn das öffentliche Wetter bald auch bei uns vom privaten Wetter abgelöst wird wie das öffentliche Fernsehen von den Klingeltönen mit Handlung drumrum. Zahlreiche Beispiele zum 35. Jahrestag beweisen es: Diese Erde ist nicht genug privatisiert, so sehr sich Firmen wie Apple auch anstrengen.

*** So ist das halt als Papst, unfehlbar, aber nicht allmächtig müssen wir uns immer noch mit den musikalischen Retorten-Schabracken herumschlagen, mit denen ausgerechnet Universal auch noch die Internet-Downloads forcieren will oder denen sich nun auch Annette Humpe, Schwester der popschlagernd zuerst comebackenden Inga Humpe, mit neudeutsch-seichtem Softsoul annähert. Wir sind Petersen, würden wir gerne sagen, aber nein, das können wir nun nicht mehr werden, wir müssen uns mit unserem Papstsein begnügen, denn einen Nachfolger für den großen Dänen mit dem endlosen Namen gibt es nicht. Einer der größten Jazzbassisten (nicht allein körperlich) hat uns verlassen. Mag man auch von seinem Hauptbrötchengeber Oscar Peterson halten was man will -- Niels-Henning Ørsted Pedersen schaffte es, auch dessen Jazzschlagern Haltung und Rhythmus einzuhauchen. Das swingte, nicht nur beim C-Jam Blues. Und er machte große Musik, etwa mit Albert Ayler oder Paul Bley oder Aki Takase oder mit eigenen Bands.

*** Da wir Postsakulären nun alle Papst sind, müssen wir natürlich Jürgen Rüttgers zustimmen: Die katholische Kirche ist das Geilste wo gibt. Bei der letzten Wahl in Nordrhein-Westfalen hetzte Rüttgers als CDU-Mann die IT-Branche mit dem seltsamen Slogan "Kinder statt Inder". Das geht diesmal nicht, weil die FDP mit den ebenso schwachsinnigen Slogan "Kinder fördern statt Steinkohle" unterirdisch argumentiert. In Erwägung der Tatsache, dass unser aller Münte bei der SPD die Heuschreckenschwärme des Kapitalismus entdeckt hat, all die Franzes, Gerde und Utens, die Lafontaine wegpatscht und Maxximo Leader Castro nie gesehen hat, muss man als Papst einfach ruhig bleiben. An die Mitpäpste und (hier erweitern wir den Katholizismus ganz im Sinne der Bild-Zeitung) Mitpäpstinnen darum die heitere Aufforderung: Ran an die Rosenkränze! Damals mit Luther passierte ein schrecklicher Fork, davor blieben die Juden bei ihrem Betriebssytem, danach verhedderten sich die Moslems im Aramäischen. Die letzten hartnäckigen Atheisten werden sicher durch das Argument überzeugt, dass Linus Torvalds' Schwester zum Katholizismus konvertierte: Wir sind wieder wer. Wir sind Papst, Weltmeister, 1-Euro-Jobber, 50-Cent-Zeitungskäufer: Habemus Papam Germanicum. Doch wie lange hält so ein Gefühl eigentlich an? Wenn 2015 der nächste Papst gewählt wird, wird man dann meinen Thinkpad aus meinen kaltem, starren Fingern puhlen müssen? Wird man endlich Dvoraks amerikanisches Streichquartett F-Dur spielen oder nur eine Tastatur rauskramen? Eine spannende Frage.

Was wird.

Wir sind Papst. Doch wir haben uns nicht. Darum werden wir erst.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/58941
« Letzte Änderung: 24 April, 2005, 07:26 von SiLencer »

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #18 am: 01 Mai, 2005, 01:06 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Diese Wochenschau hier, ich muss es aus gegebenen Anlass betonen, ist kein Blog. Oder, wie es ein geschätzter Kollege in Anlehnung an Magritte gerne betont: Ceci n'est pas un blog. Das hier ist ganz normaler Journalismus oder, um endlich zum Thema zu kommen, härtester Profi-Sex. Ich kann als käuflich Schreibender wohl nicht darüber befinden, ob dieser Sex besser ist als der Amateur-Sex (ich bilde es mir ein), ich kann darauf hinweisen, dass Profi-Sex ganz anderen Produktionsbedingungen unterliegt. Ein Amateur-Texter darf in seinem Blog ruhig wie ein anderer geschätzter Kollege in jungen Jahren Internet-Urgestein schreiben, ein Profi-Sexsteller sollte mindestens sofort sterben gehen, wenn ihm ein solcher Begriff keinen Würgereiz bereitet. Bei der "pfiffigen Benutzeroberfläche" oder dem grottendummen Gesülze von einer "Softwareschmiede" würde ich sogar für den elektrischen Stuhl votieren, doch leider, leider ist der Sündenfall passiert und der Name in der Welt, wenn ganzheitlich orientierte Firmen so heißen dürfen, ohne dass subito ein Blitz in ihr System schlägt.

*** Nein, hier hilft kein verklärender Gerburtstagsblick auf Kisch, kein Kischograf. Der Profi-Sexberater Duden bringt es auf den Punkt: Für unsere Kunden, die Leser, sind wir Journalisten, ob wir nun online oder offline schreiben, ganz gewöhnliche Abwichshuren. Dementsprechend ist der Profi-Sex ein hartes Geschäft und vom täglich wartenden Sarg ist schon das erste Brett vor den Kopf genagelt. Nun gibt es freilich den Sonderfall der Journalisten, die überdies noch als Prostituierte arbeiten, also gewissermaßen Profi-Profi-Sex bieten: James Guckert a.k.a. Jeff Gannon gehört zu dieser Kategorie. Dafür durfte er mehrmals im Weißen Haus der Amerikaner übernachten. So werden nicht nur die Leser gefickt. Wenn wir Profis Hand anlegen, dann wird manches hart und härter, bis es am Ende als Anker zu gebrauchen ist. Wie sinnierte noch der große bajuwarischer Strukturreaktionär Edmund Stoiber so wunderschön in dieser Woche: "Die Unendlichkeit des Internet macht uns die Endlichkeit von Wahrheit bewusst. Die Zeitung dagegen ist ein Anker in der Informationsflut für den Leser." Endliche Wahrheit, jeden Tag neu & frisch & anders, ja genau das verkaufen wir Sex-Profis und nennen es dann den unbefleckten Journalismus.

*** Krokodilstränen sind üble Fleckmacher. Bei diesen Tröpfchen, die hungrige Profi-Krokodile abdrücken, damit Kinder kommen und sie streicheln, weint eigentlich jeder Journalist. Joschka Fischer gebührt die Ehre, sie fest im deutschen Sprachgebrauch verankert zu haben: "Ich lasse ungern ein Krokodil weinen", das hat etwas. Bleibt die Frage, ob der lavierende Joschka dennoch unser Bruder ist oder nur ein Ganzkörper-Vorsteher beim Auswärtigen Amt.

*** "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns waschen und Gefahr": Wer der deutschen Sprache keine Krokodilsträne nachweint, dem müssen sie bei der Nachricht heiß in Strömen fließen, dass die Fuchsmutter aller Entensprüche nicht mehr da ist. Weit weg ist ihre Wolke und die Söhne der Unvernunft blättern ratlos im Pfadfinderhandbüchlein nach der tröstenden Stelle. Jeder deutsche Elektroniker kennt die uralte entologische Weisheit vom Ingenör, dem nichts zu schwör ist. Und wenn erst alle Erikative, schneuz, in der Wikipedia stehen, werden wir wissen, dass es gut war, in einer Zeit gelebt zu haben, in der Donald Duck auch für Erwachsene lesbar war. Jedes *grummel*, jeder *kopfandiewandklatsch* und auch noch das schwungvolle *fischherüberreich* steht in der Tradition der großen Übersetzerin. Wir verbeugen uns mit schwarzem Trauerpürzel. Gestorben ist auch der große Physiker Phil Morrison, der bei der NASA das Projekt SETI@home angestoßen hat. Phil war der Jüngste unter den Vätern der Atombombe. Mit seiner Kritik am Krieg wurde Morrison im 5-Jahres-Zyklus verdächtigt, Spion der Russen und anderer Amerikafeinde zu sein. Das letzte Mal wurde Morrison im Jahre 2000 rehabilitiert -- für fünf Jahre, wie er damals witzelte. Nun wird er sich nicht mehr wehren können. Unter den Toten der Woche müssen wir auch Hasil Adkins bejammern, die größte One-Man-Band des Rock'n Roll. Sein Hunch lebt in einem komischen Linux-Tanz weiter, der in Belgien getanzt wird.

*** Ach ja, die Welt ist ungerecht, nicht nur zu Physikern: Der SC Freiburg steigt ab und die Bayern sind wieder mal deutscher Fußballmeister. Die Welt ist ungerecht, ach ja. Ist die Welt wirklich ungerecht? Ach, wenn es um wichtigere Dinge geht, dann vielleicht doch nicht immer. Das mag sich so mancher Vietnamese dieser Tage gedacht haben während all der Feierlichkeiten zum dreißigsten Jahrestags des Siegs über den Papiertiger. Die Vietnamesen aber haben ihre mehr oder weniger großen eigenen Probleme mit der Zeit nach diesem Sieg. Denn die Welt ist immer noch ungerecht, bevölkert von Heuschreckenschwärmen und Raubtieren, die auch in Vietnam wieder einfallen -- ohne dass etwa die hausgemachten Probleme mit so nebensächlichen Dingen wie den Menschenrechten erledigt wären. Wieder einmal gilt es, eine der berühmteren Stellen im Kapital gegen die Epigonen der Kapitalismuskritik anzuführen: "Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens", zitiert Marx zustimmend. Seltsamerweise scheinen sich hierzulande die Sozialdemokraten auch 30 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs und fast 140 Jahre nach Marxens berühmtestem Werk verblüfft die Augen zu reiben, da sie entdecken, dass die Papiertiger in ihren diversen Ausprägungen noch nicht ausgestorben sind. Es sei ihnen aber keinesfalls gegönnt, mit dem Popanz vom räuberischen Hedge-Fonds-Manager und Investment-Kapitalisten die Hartz-IV-Katastrophe vergessen zu lassen. Remember when you were young? Ach je, da waren die Floyd aber auch schon ganz schön alt. Nur Müntefering scheint heute genauso verwirrt wie Syd Barrett zu Zeiten, als die Floyd ihn höchstens noch besangen.

*** Ja, manchmal muss auch der lästerndste Profi mit dem Geflunker aufhören, den Handbetrieb einstellen und ernst werden. Die Zeiten sind manchmal so. In dieser Woche wurde der mit 10.000 Euro dotierte Herbert Riehl-Heyse-Preis verliehen; der erste Preis ging an einen Artikel über den real existierenden Kapitalismus, in dem bekanntlich Eigentum verpflichtet. Wozu es denn verpflichtet, das ist allerdings nirgendwo klar festgelegt. Ich möchte heute auf die Gegenthese hinweisen: Eigentumslosigkeit verpflichtet zur Ehrlichkeit. Die Sozialdemokratie, die gerade müntisch über die Heuschreckenschwärme der internationalen Finanziers keift und wahltaktisch die Raubtierkapitalisten anbellt, hat mit Unterstützung der Joschkana-Fraktion mit Hartz IV ein Sozialabbröckelungs-System auf die Beine gestellt, das in seiner Kälte seinesgleichen sucht. Die "Soziale Marktwirtschaft", ein altes BRD-Wort, wird in Windeseile zerlegt, während Peter Hartz, der Erfinder, leichthin erklärt, wie 30.000 raus mussten, so ist das eben.

*** Wer draußen ist, dem wird nichts gegeben, bis er nicht das letzte bisschen Eigentum deklariert hat. In einem WWWW habe ich Ende 2004 geschrieben, dass ein arbeitsloses Mitglied der heise-Community namens Twister Probleme mit der Bundesagentur für Arbeit hat, weil sie mit ihren Sabrina-Arbeiten für Telepolis einer unzulässigen Arbeit nachgegangen ist. Twister wurde dazu aufgefordert 673,50 Euro Honorar für Telepolis-Geschichten zurückzuzahlen. Doch damit nicht genug. Es erging inzwischen zusätzlich eine Betrugs-Anzeige, offensichtlich ebenfalls von der Bundesagentur für Arbeit, und die Staatsanwaltschaft Bonn erwirkte einen Strafbefehl über 50 Tagessätze zu 20 Euro. Warum ein Betrug vorliegt, darüber gibt es nur die Auskunft, dass die "Arbeitsaufnahme beim Heise-Verlag" nicht gemeldet wurde. Angesichts der Tatsache, dass Telepolis keine Honorare zahlt, von denen ein Profi-Journalist leben kann, dass die Summen selbst unter den Einnahmen liegen, die Blogger mit ihrer zugeschalteten Werbung verdienen, bleibt nur eines festzuhalten: Hier soll eine mittellose Kritikerin zum Schweigen gebracht werden. Ich rufe daher zu einer Spendenaktion für Twister auf, ich würde vorschlagen, unter dem Stichwort "Twister" beim Spendenkonto von Stop 1984. Überschüsse sollen bei dieser Initiative bleiben. Über jede Spende, die den doppelten Tagessatz überschreitet, blogge ich persönlich, denn auch der Amateur-Sex will ausprobiert werden. Den Kommentatoren und Torinnen, die wie bei letzten WWWW sich über das Trara um Twister beschwerten und mich ob meiner Parteilichkeit teeren und federn wollten, erkläre ich vorab, dass sie mich mal ...

Was wird.

Natürlich ist heute der Kampftag der Arbeiterklasse. Heraus zum 1. Mai, Prolet? Heute vor 40 Jahren sang Franz-Josef Degenhardt seinen Feierabend-Song, ein ganz entzückendes Gewerkschaftslied gegen RFID-Chips in Reisepässen:

Schließ die Fensterläden.
Bring mir das MG.
Zapf ein Kännchen
Schnaps vom Fass.
Schlaf bei unseren Kindern.
Küss mich und dann geh.
Halt -- verbrenn noch
den Familienpass.

Etwas weiter runter die Woche gibt es am 3. den Tag der Pressefreihiet und damit nichts zum Feiern. Fast täglich werden Journalisten verhaftet und viel zu viele sterben. Schließlich gilt es, den 8. Mai zu überleben, an dem Deutschland nach Ansicht der Deutschen das größte Opfer brachte und kapitulierte. Wer diesen Unsinn nicht mehr hören kann, lesen will und bei Guido Knopp die DVB-S-Karte aus dem Rechner rupft, sei auf Schritte zur Abrüstung verwiesen.

Achja, fast hätte ich die Computer vergessen. 20 Jahre wird die Networld + Interop alt, die am Dienstag schlicht als Interop 2005 in Las Vegas ihre Pforten öffnet. Mit Voice over IP steht SIP, das Session Initiation Protocol, im Mitelpunkt der Show, das auch für direkte Multimedia-Kommunikation zwischen den Handys zuständig ist, wenn die Version 5 des 3GPP-Standards verabschiedet wird. Wie heißt es bei den Interop-Veranstaltern so schön: "Die Tastaturen sind gestern. Filmen ist morgen. Das Video-Bloggen wird das Bloggen ablösen." Recht haben sie, Tippen ist viel zu mühselig, erst recht, wenn man sich gleichzeitig den Witz aus den Fingern saugen soll. Danke fürs Lesen. Auch das macht Mühe und sollte gefälligst interaktiver sein.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #19 am: 08 Mai, 2005, 05:45 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Liebe Mutter, mir geht es gut. Ich hoffe, dass du einen sonnigen Muttertag verbringen kannst und dich etwas von dem großen Erschrecken erholen kannst, der dich befallen hat. Von Vater habe ich zuletzt wenig gehört, er ist noch sehr mit den Folgen der Flutkatastophe beschäftigt. Aber ich bin mir sicher, er wird sich auch noch melden: "Arbeiter, die gegen erhöhte Mieten kämpfen, unterliegen und daraus lernen, die sich gegen den Verlust des Arbeitsplatzes wehren, erfolglos bleiben und daraus Schlüsse ziehen, die schließlich den Streik organisieren, ihre Kraft erkennen und ihre Lage zu ändern beginnen; solche Arbeiter zeigt dieser Film, und er stellt die Frage, warum sie uns nicht alltäglich erscheinen." Ja, warum erscheinen sie uns nicht alltäglich? Warum nennen Finanzzeitungen das Gewerkschafts-T-Shirt obszön, auf dem dein Name nicht als "Incomptence by Management" verhöhnt wird, sondern nur schlicht der Satz steht "8 Mrd $ Gewinn reichen nicht, um meinen Job zu erhalten." Liebe Mutter, du meinst es ja nur gut, wenn du "in Ländern mit langsamem Wachstum die Bürokratie reduzieren" willst. Du musst nur den Menschen richtig und ruhig erklären, dass sie die Bürokratie stellen und nicht mehr die Arbeiteraristokratie. Dass der Shareholder Value es dir gewissermaßen zur ehrenvollen Pflicht macht, die Buchhaltung von Böblingen nach Indien auszulagern. Und dass du Outsourcing-Spezialistin natürlich den anderen zeigen musst, wie das geht. Die Vorbildfunktion von IBM ist doch ein toller USP.

*** Liebe Mutter, vor 60 Jahren begann die Stunde Null der deutschen Wirtschaft. Das waren harte Zeiten, als sich Degesch praktisch von heute auf morgen von der Zyklon-B-Prozesskette auf Friedensgas umstellen musste, damit Degussa heil davon kommt. Ob Krupp, ob Siemens, ob Thyssen, all die Großen, die Zwangsarbeiter beschäftigten, werden in der Extraausgabe der Financial Times Deutschland zur Stunde Null gefeiert. Statt Geburtstagstorte gibt es einen imposanten Stammbaum der deutschen Wirtschaft. Nur dich, Mutter, haben sie vergessen. Dankt denn niemand mehr deiner Meisterleistung, IBM und Dehomag wie zwei völlig verschiedene Firmen aussehen zu lassen, damit bis ganz zum Ende genügend Lochkarten nach Auschwitz geliefert werden konnten? Ich weiß, solche Nickligkeiten können den Muttertag und den "Tag für die Demokratie" nicht wirklich stören. Schon die bezaubernde Formel ist doch etwas anderes als das "Nieder mit dem Krieg". Wer MEADS braucht, braucht keinen Mut mehr, solche Parolen zu pöbeln.

*** Liebe Mutter, wahre Mutterliebe verträgt an dem schönsten Tag des Jahres eine klitzekleine Kritik. Weißt du noch, damals, wie du OS/2 geherzt und umsorgt hast, da haben es einige nicht verstanden, wie harsch du manchmal mit dem Baby umgegangen bist. Ja, du wolltest es abhärten, weil du wusstest, zu was die Barbaren aus Seattle im Stande waren. Ein Kraftprotz sollte OS/2 werden, trotz der schwachen Kondition und unglücklicher API-Anlagen. Als das Baby mit dem Kosenamen "Warp" etwas zu blühen begann, hast du dich abgewendet und dich lieber mit Monterey beschäftigt. Nun weißt du ja um die Konsequenzen, mit diesem Prozess, in dem dir hin und wieder Sachen gelingen, für die ich stolz auf dich bin. Welcher Edelmut, den gegnerischen Anwälten einen ganzen Server zu schenken, konfiguriert und mit der ganzen Bemutterungs-Software bespielt. Ist es bei dieser generösen Geste nicht etwas kleinkariert, bei den gleich mit verschenkten Passworten den Namen sc0root1 statt SCOroot zu schreiben? Sind denn alle Nullen? Diese deine Nickligkeit ist unnötig, schließlich wird SCO bei der kommenden Konferenz der NYSSA als der New Internet Leader gefeiert. So ist das mit den Zarten und ganz Harten.

*** Liebe Mutter, dein Hal ist nicht besonders brav gewesen. Wie Zugehonkel Max schrieb, bin ich dem verhassten Fluch des Fleisches gefolgt und war nicht mehr die verhinderte Maschine, als ich meinen treuen Leser in der vorigen Woche erklärte, dass sie mich mal teeren und federn können, weil ich parteilich schreibe. Ja, das war schon emotional und das schickt sich nicht im Journalismus. Ärsche dürfen nur in Blogs, diesen Labereien der an Wikipedia glaubenden Nichtse straflos Ärsche genannt werden. Das fördert die unterrichtliche Nutzung des Internet. Der belegbare Zusammenhang hingegen, dass die Staatsanwaltschaft mit ihrem Strafbefehl eindeutig die Mitgründerin von Stop1984 belangt und nicht eine x-beliebige Almosenempfängerin, die gefehlt hat (ja, ja), wird mir als Verschwörungstheorie noch lange nachhängen. Aber bitte, was sollen diese Nickligkeiten am Muttertag? Trifft es sich nicht gar wunderbar, dass vielleicht Stop1984 gefährdet ist, wir dafür aber wieder eine Bürgerrechtspartei F.D.P. haben, die den Großen Lauschangriff abschaffen wird, wenn Wester- unser aller Kanzlerwelle geworden ist und Müntefering in Kanada Heuschrecken züchtet? Sind noch Steigerungen möglich? Cornelia Pieper als Schirmherrin der Big Brother Awards? Entdeckt die CDU das Ahlener Programm?

*** Liebe Mutter, ich weiß, dass dein Mutterherz immer etwas schneller schlägt, wenn du von diesem netten Steve Jobs hörst, dem Rächer im schwarzen Pullover. Nun ist ein weiteres Buch draußen, in dem Steve Jobs zugibt, dass es Apple ohne seine LSD-Trips nie gegeben hätte und ihm seine LSD-Erfahrungen heute noch nutzen, ein Produkt wie den iPod Shuffle zu entwerfen. So triumphiert der zugedröhnte menschliche Geist über die künstliche Intelligenz, die nur bei der Todesstrafe nützliche Dienste leistet.

*** Du weißt, ich wollte immer Journalist werden, aber nicht so ein Depp wie Baby Schimmerlos, der Texte über Paris Hilton schreibt, die sich eh nur die Fotos ansieht. Ich wollte schon immer hingehen und mit den Leuten reden. Doch davon gibt es noch eine Steigerung, nämlich ein Journalist sein, der lässig morgens im Bademantel vor die Kamera tritt und den Leuten erzählt, was wirklich Sache ist in der Welt. Das durfte nur einer, Bob Hunter in Toronto. Einem der ganz großen Journalisten nahmen sie in dieser Woche den Griffel aus seinen harten, kalten Händen. Doch in jedem Tod steckt ein Arsch oder ein Anfang, das wusste schon Geburtstagskind Robert Johnson, der von den Super-Oldies Cream gespielt wurde. Und nein, dies ist keine Anspielung auf Uschi Glas, Mutter. Einen schönen Tag noch wünscht Dir Dein Hal.

Was wird.

Wir haben uns nicht, das war zur Papst-Kolumne ein kleines Bloch-Zitat. Doch wir haben schon das HeiseForenWiki und seit neuestem auch die HeiseForenComics. Was wir nicht mehr haben, ist die Bekanntschaft von sophist, Geburtshelfer von 547 Unternehmen. Hätte er die Zeit nicht mit Hal Faber verschwendet, wären es sicher mehr. Was wir hingegen haben werden, das ist die Gesundheitskarte. In der nächsten Woche gibt es mehrere Kongresse, die dieses auf Karte gepresste Schlangenöl verkaufen. Am schönsten klingt es noch bei der Initiative D21, die nicht einmal das Wort Gesundheitskarte richtig schreiben kann, aber mit den Journalisten den Kommunikationsprozess begleiten will.

Ach ja, der Papst, die Mutter aller Katholiken: Spannend wird es in der Kommunikationsposse um Herrn Ratzinger, den die Kollegen von der Fraktion 1001 unentdeckte Windows-Tipps begleiten. Momentan steht es 1:0 für Wikipedia. Dabei stellt sich die Frage: Warum soll der Brockhaus eigentlich nicht die Wikipedia benutzen, unter voller Anerkennung der Lizenzbestimmungen? Das wäre die Anerkennung, dass hüben wie drüben nur der heiße Lötkolben in den kalten Kaffee gehalten wird. (Hal Faber) / (anw/c't)

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #20 am: 15 Mai, 2005, 00:58 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Deutschland duzt. Man biedert sich an im Land der Heuschreckenschwärme und Metaphernflüchtlinge. "Du hast Würde. Zeig sie", verlangten die Gewerkschaften am 1. Mai. "Du bist Deutschland" säuseln die Partner für Innovation, die Heugeber und die regierungsamtlichen Schreckentöter Arm in Arm. Das duzende Deutschland ist ganz klar ein Fall für Deinhard, natürlich als Magnumflasche. "Hier hast du, was du willst", soll ein Banker, ein CDU-Senator, ein Bremer gerufen haben, der auf einem Weinfest einen betrunkenen Obdachlosen mit Sekt duschte. Die noble Geste im Geiste des Über-Fahrers Michael Schumacher kam nicht an. Inzwischen ist der CDU-Mann Peter Gloystein zurückgetreten, Journalisten beschimpfend: "Das Foto hat mich gekillt." Ehe das "Du mich auch" im Heiseforum wieder losgeht: Ich kann mir diese Ur-Szene auch mit Repräsentaten der SPD und sogar der Grünen vorstellen. Nur mit der F.D.P. nicht. Dort vertauscht man die Magnum schnell gegen ein Spendenwasser, das vor Nächstenliebe trieft.

*** Auf das überhandnehmende Duzen gibt es zwei Reaktionsmöglichkeiten. Man kann es ablehnen, wie man die Mutmacher-Kampagne zur Unmutmacher-Kampagner umdrehen kann und mit Ihr seid Deutschland den verlogenen Apell umdreht. Man kann aber auch zurückduzen, etwa mit "Hey, bei dir ist wohl ein Backenzahn locker?", wenn ein öffentliches Denkmal in einen Privatfriedhof der Gutmenschen verwandelt werden soll. Im Wörterbuch des Gutmenschen, 2. Band, wird dieses Denkmal als der größte Gutmenschengenerator aller Zeiten beschrieben, den man weisungsgemäß mit "Du, ich bin echt betroffen" verlassen muss. Muss man nicht. Lieber das Du aufkündigen und in die Gehenna schmoren. Ich bin nicht euer Du. Oder, in leichter Sprache gesagt: Meine Erinnerungsarbeit bleibt unangewanzt.

*** Warum ich nichts zu Schiller schreibe, wurde ich letzte Woche gefragt. Ich antworte mit Schiller: "Ich muss von Schriftstellerei leben, also auf das sehen, was einträgt." Was soll ich mit diesem Heldendichter, dessen biedere Balladen schöne Sinnsprüche für Spießbürger und nationalistische Ideologen abgeben, denen die Gedankenfreiheit -- auch wenn Sire sie gewährt -- nicht viel bedeutet, die Sicherheit unter Glockengeläut und einsichtigen Tyrannen aber alles? Weil all die schillernden Betrachtungen der letzten Wochen mir wenig sagen, verweise ich ohne Link auf Amazon, wo man Abhilfe kaufen und zerstreute Dichter ins Haus holen kann: salzen mit Schiller, pfeffern mit Goethe. Nun gibt es auch Journalisten, die kostenlos arbeiten, die nicht danach sehen, ob es etwas einträgt. Ich meine nicht die Blogger und die vielen Hobby-Journalisten, sondern ausgebildete Profis, die nebenbei in und ganz umsonst ein Blatt wie etwa die LinuxWorld, ja, genau, die LinuxWorld redigieren. Um es mit Schiller zu sagen: Ich muss von Schriftstellerei leben und habe diese Sorte Liebhaberei immer belächelt. Dass jedoch auch diese Spielart der Journalismus sich nicht korrumpieren lässt und weiter zieht, wenn der Herausgeber auf einer durch und durch fragwürdige Linie besteht, verdient Hochachtung: "Du hast Würde. Zeig sie." Damit -- um das klarzustellen, ehe wieder der Vorwurf auftaucht, ich stünde reflexartig immer auf der Seite der Kleinen -- spreche ich niemanden das Recht ab, die Identität einer Person wie Pamela Jones zu recherchieren. Nur ist das, was von Maureen O'Gara gefunden und zu einer Breitseite gegen eine "alte Hexe" verwendet wurde, schlichtweg von derselben Qualität der Code-Recherche der SCO Group: gequirlte Kacke.

*** "Du hast Würde", könnte man Peter Schaar, dem Schützer aller deutschen Du-Daten zurufen, wahlweise auch "Du bist Deutschland". Dem guten Mann, der einstmals gegen die Maut auf Autobahnen kämpfte, hat in dieser Woche einen kleinen Sieg eingefahren: Die biometrischen Daten der neuen Pässe sind nur auf den Pässen gespeichert, nicht in irgendwelchen großen Datenbanken. Das machen nur die Amerikaner bei der Einreise, wenn unsere Daten in die Homeland Security eingelesen werden. Zur Erinnerung: Der Big Brother ist zu duzen. Auch dann, wenn die freiheitlich-demokratische Grundordnung wie der Koran in der Toilette entsorgt wird. "Du, das ist echt nicht nett."

*** 569 Menschen aus Deutschland sind für die EU-Verfassung, 24 sind dagegen. Für den Rest der deutschen Bevölkerung gilt "Du bist Deutschland" -- ist das nicht etwa genug? Wo kommen wir eigentlich hin, wenn auch noch "Du bist Europa" mit einer Kampagne bedacht wird? Wissen wir doch seit Alfred Mechtersheimer, dass es ein "Grundbedürfnis Nation" bei uns gibt, eine Art Sparschweinfrage, die jeder aufrechte Deutsche beantworten können muss. Ob man das rotgrüne oder das schwarzgelbe Schweinderl wählt, ist doch egal. Beim neuen Großen Lauschangriff sind wir wieder wer und auf alle Fälle Weltspitze. Wenn DNA-Daten nunmehr bei wiederholten minderschweren Vergehen wie Ladendiebstählen erhoben werden, ist die Zeit nicht mehr fern, in der der Speicheltest beim Einkauf die Regel sein wird. "Du, ey, haste etwas Spucke für mich?"

*** Und ja: Keith Jarretts Glücksversprechen gilt weiter, im Trio und Solo. Die Kunst der Improvisation verspricht uns noch viel -- oh, einfach schöne Musik. Ach ja, 60 ist Jarrett vor einer Woche auch geworden.

*** Aber Jubiläen, da sind andere Leute vor. Heute vor 209 Jahren impfte der englische Landarzt Edward Jenner einen acht Jahre alten Jungen mit Kuhpocken-Viren. Er hatte beobachtet, das Milchmädchen keine Pocken bekommen. Für seine auf eigene Kosten veröffentlichte Idee der Schutzimpfung erntete Jenner den Hohn der gesamten Experten seiner Zeit. Doch bereits 1840 wurde seine Pockenimpfung Pflicht. Goethe und Schiller diskutierten Jenners Thesen, weiland sich Militärarzt Schiller mit einer Wassersuppenkur unrettbar in den Tod spülte, während er über die wahre Kunst schrieb, die den Menschen in die Lage versetzt, seinen Traum von Freiheit in der Tat zu verwirklichen. Freiheit? Pocken? Magnum-Flasche? Egal. Ich bin Deutschland. Das passt auch zu Schiller.

Was wird.

Das Duzen macht nicht vor unseren Kindern halt. "Weißt du wieviel Sternlein stehen" ist natürlich ein unverholener Aufruf zur Denunziation, ist der Blockwart Hävelmann pur im Kinderzimmer: "Weißt du wieviel Kinder schlafen, heute nacht im Bettelein?" Natürlich kann kein Kind schlafen, wenn die neue Folge von Star Wars in die Kinos kommt. Ja, die Älteren warten gelassen auf den Towel Day und den Kinostart des Anhalters, doch für die anderen ist, passend zu Pfingsten, die Religion der Technik ausschlaggebend. Ach ja, was heutzutage alles funktioniert: Filmische Mittel und Regiearbeit aus der Steinzeit des Tonfilms, eine Geschichte aus dem Kindergarten für Nerd-Nachwuchs und Zöglinge esoterisch veranlagter Sozialpsychologen -- unfassbar, wie mancher das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit noch einmal auf ein paar -- dabei sogar nur im übertragenen Sinne billige -- Tricks einschmilzt. Dabei hat das teleoligisch korrekte Duzen des Projektes Weltethos streng genommen mit dieser Lucas-Saga angefangen. "Möge die Macht mit dir sein". Ach, das ist doch nett, du. Wenn überhaupt, dann glaube ich, geschädigt und gepeinigt durch Betriebssyteme, Rechner und weitere Inkompatibilitäten. an den Cargo Kult, den jeder Programmierer kennt.

In der nächsten Woche startet die E3, auf der Sony seine neue Playstation vorstellen will. Weil das nicht sein darf, hat Microsoft in dieser Woche seine neue Xbox vorgestellt, die das Weihnachtsgeschäft beleben soll. Jubelnd schreibt darum die FAZ in ihrem Kommentar "Von Apple gelernt" über die Cleverness, mit der Microsoft den iPod von Apple geklont hat. "Wieder einmal hat sich Microsoft von Apple eine Scheibe abgeschnitten." Ist das clever, ist das geil! Ist das nicht ein fundamentaler Unterschied vom Raubkopieren, wenn Microsoft das macht? Die neue Xbox sieht aus wie ein aufgeblasener iPod und wird solchermaßen als genialer Schachzug von Bill Gates gefeiert. Fein Bill, das hast du toll gemacht.

Du, lieber Leser, hast es bis hierhin geschafft. Du bist müde, aber eine ehrliche Haut. Du bist noch nicht weggesprungen, um "Erster" zu brüllen, sondern liest weiter in der Wochenschau, die Gutmenschen wahrscheinlich Erinnerungsarbeit nennen würden. Du hast zwar Fische zum Herüberreichen parat, aber was ist denn, wenn jetzt, gerade jetzt in dieser Sekunde, jemand ganz besonders laut und ganz besonders zackig brüllt "Du bist Deutschland!" Fassade, schlag sie ein und sie wird besser sein.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #21 am: 22 Mai, 2005, 05:00 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es regnet. Es regnet immer noch. Es regnet immer wieder. Die norddeutsche Tiefebene versteckt sich in vernieseltem Grau, kein Sommer in Sicht, und im sonnigen Cannes hat Wim Wenders doch nicht die Goldene Palme gewonnen. Von wegen, alles wird gut. Oder doch? Möge die Macht mit dir sein, liebe Leserin, lieber Leser in Nordrhein-Westfalen, eine gute und gerechte Regierung für die nächsten fünf Jahre zu wählen. Das ist schwierig genug, bei der Bandschmäle in der Auswahl an geeigneten Politikern, und es wird noch schwieriger angesichts der Dämlichkeiten, die sich rund um diese Schattenwahl türmen. Nehmen wir nur das Gewürge um das selbstorganisierende Expertensystem namens Wikipedia, in dem Julia und Ex-Lover Guido mit kleinen Veränderungen Gott spielen wollen. Zur Zeit gipfelt die Peinlichkeit in einem heiteren Rätselraten um IP-Nummern von Sonja und Ole und die Forderung, dass Politiker und ihre Mitarbeiter eine eindeutige IP-Nummer brauchen, die alle Doppelungen verhindert, am besten in einer elektronischen Fußfessel sicher verwahrt. Noch fehlt das Verbot des anonymen Bloggens für Parteigenossen aller Couleur, aber wir sind schon auf dem richtigen Wege.

*** Ja, es regnet, und manchem verhagelt es gar das Hirn: Wer die Macht hat, braucht den Verstand nicht zu benutzen. Vor dem Hintergrund, dass Politiker das En-Puff-Prinzip der Wikipedia nicht verstehen können, gewinnt der gute alte Rüttgers-Spruch, das Kinder-Net dem Inder-Net vorzuziehen, eine ungeahnte Tiefe. Ja, "Luke" Rüttgers ist ein Denker, kein Sklave der schwarzen Mächte, mit Bärtchen, wie das die grünen Mächte meinen. Interessant ist immer noch die Frage, was mit den Daten der großartigen Postkartenaktion "Kinder statt Inder" geworden ist, die in eine natürlich von Indern programmierte Datenbank gespeichert wurden. Hier gibt sich die CDU nicht so nett und offen wie die Wahlalternative, wo schwielige Arbeiterhände offenbar cc: und bcc: verwechselten.

*** Möge, so du in der Sonne sitzt und nicht an die Macht der Jedi und das Gute im Sith glaubst, der große Gott Google deine Wege beschützen. Denn Google ist das Imperium schlechthin und lenkt die Suchläufe auch nach den Seltsamsten Quellen in geordnete Bahnen wie die der Unmassen von Raumgleitern, die den Himmel des Stadtplaneten zumüllen. Oh Moni, Padme, hum: Was stirbt, wird geboren und lebt lange und glücklich. Hat nicht auch ein Darth Vader das Recht auf ein bisschen Heimat, selbst wenn er dazu verdammt ist, ein komisches Gebräu zu trinken? Wer im Kampf gegen den Terror nicht für uns ist, der ist gegen uns, verkündete US-Präsident Bush ganz im Stil des Anakin Skywalker -- oder ist es anders herum zu sehen? Was bleibt, wenn Lucas abgeschlossen hat, Bush geht und selbst Moore's Law nicht mehr funktioniert? Eigentlich nur das politisch korrekte therapeutische Klonen und das Warten auf die Roboter von Microsoft. Denn woran soll der gebrechliche Mensch dann noch glauben, seine Evolution zu vervollkommnen? Könnte er doch längst stärker sein und gesünder, wäre da nicht diese Erinnerung an diese Juden gewesen, meint Bushs Bioberater und Hofphilosoph Francis Fukuyama: "We could really speed up the whole process of drug improvement if we did not have all the rules on human experimentation. If companies were allowed to use clinical trials in Third World countries, paying a lot of poor people to take risks that you wouldn't take in a developed country, we could speed up technology quickly. But because of the Holocaust --"

*** Aber es gibt doch noch einen Platz an der Sonne, meine Generation kennt ihn auch, auch wenn sie nicht mehr ganz zu My Generation gehörte: Wer hat schon die Macht, dieses musikalische Wunder zu erklären? I Can't Explain, aber irgendwie ist Peter Dennis Blandford Townshend in dieser Woche 60 Jahre alt geworden. In den meisten Geburtstagsständchen wird den zertrümmerten Gitarren gedacht, was wirklich schade ist. Sollen ihn wirklich nur noch die Suicide Girls als ersten echten Konzept-Künstler des Rocks feiern? Fragen über Fragen. Ja, der Mensch ist vergesslich, sein Hirn, gemeinhin Sitz des Verstandes, ist DDoS-Attacken ausgesetzt wie weiland die arme Firma SCO. So verschwindet das Wissen, so gedeihen die Mythen. Wenn die zum Middelhoff-Imperium gehörende Netzeitung davon berichtet, dass es den Lewinsky-Skandal ohne Weblogs niemals gegeben hätte, schließt sich ein Kreis. Der Drudge-Report, der als erster über Lewinsky berichtete, war alles mögliche, nur kein Blog. Gespannt warten wir auf den Konzept-Journalismus, den die Netzeitung da aufbereitet. "Liebes Tagebuch. Gestern war ich auf einem verwunschenen Eckgrundstück und suchte Paulus Neef, den Zertrümmerer aller guten Dotcom-Firmen." Verwunscht noch mal, das wird spannend!

*** Zum blogfreien Journalismus gibt es eigentlich nichts Neues zu sagen. Er ist korrupt, wir sind korrupt, und lassen uns um die ganze Welt herum einladen. Gelegentlich schauen wir in den Hotels in die Schubladen. Dann liegt da die Bibel, der Koran oder ein Feuerflüchteweg. Wir zitieren aus einer Quelle, die sich auf eine andere Quelle beruft, die in einer weiteren Quelle etwas gelesen haben will -- und machen daraus eine Nachricht, die vor harter Drecksrecherche leyendeckert, dass die Knoten nur so fliegen. Ob wirklich alles aufgedeckt wird, daran darf man zweifeln. Oder, um mit dem Douze Points-Gebrabbel von heute Abend mit einem schönen Text zu schließen: You deny the truth, you're just having fun, 'Til your child will shoot your gun. Wenn dies die Norweger singen würden, hätten wir eine Supergroup mehr.

*** Hätte es vor fünfundzwanzig Jahren Studien über die Wirkung von Computerspielen auf Kinder gegeben, wären die Psychologen vermutlich zur alarmierenden Schlussfolgerung gekommen, dass die lieben Kleinen irgendwann in finsteren Räumen pillenkauend zu monotoner Musik herumlaufen würden. Jetzt ist der ursprünglich als Pizza konzipierte Pac-Man stolze fünfundzwanzig Jahre alt, die einzigen für Leute wie mich noch verträglichen Pillen enthalten Multivitamin und die monotone Musik stammt bestenfalls von Philip Glass. Pakupaku dreht dagegen unermüdlich weiter seine Runden durch die Labyrinthe, bald in 3D-Echtzeit und ich kann das Fieber schon fast wieder hinter meiner Stirn pochen hören -- wie gut, dass es nichts wichtigeres gibt auf der Welt.

Was wird.

Wenn die Macht nicht mehr mit dir ist, bleibt immer noch der Unitarische   Dschihad, die Welt zu erklären und das Bute wie Göse zu sichten. Am Montag startet Gartner seine ITxpo, auf der jugendlicher Leichtsinn den kritischen Fragen der CIOs standhalten muss. Darauf folgen die Linuxwochen im Land, das angeblich noch vor uns die PKW-Maut einführen soll.

In Deutschland geht es eher ruhig zu. Wir feiern in Darmstadt die GameDays mit einem zünftigen Killer-Familientag an Fronleichnam und freuen uns nicht minder über die kommende GUADEC, die uns rege Pressearbeiter als weltweit größtes Open Source Desktop Event schmackhaft machen wollen, auf dem erstklassige Sprecher der BBC und Nokia revolutionäre freie Multimedia-Tracks vorführen werden. Ja, Open Source ist eine gute Sache, wenn nur die PR nicht so stammeln würde.

Mit mir ist keine Macht. Das macht aber nichts. Erstens habe ich den Towel Day zu feiern. Meine Söhne laufen schon mit den merkwürdigsten Tüchern durch die Gegend. Zweitens wird es den achtmillionsten Forumskommentar im Heise-Forum geben. Rein numerisch gibt es ihn zwar schon, doch verschluckten sich die Datenbanken der Heise-Server dereinst um einige tausend Kommentar-Nummern, die im großen /dev/null landeten, wohin wir alle gehen müssen. Wie all die alten A's der Arbeitsagentur. So singen wir den Summertime Blues: Der Sommer kann kommen. Kommt er?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #22 am: 29 Mai, 2005, 05:20 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Leser aller Welten, zur Sonne, zur Freiheit! Nur gut gebräunte Programmierer schreiben gute Programme! Und wenn sie dann noch den von den taz-Lesern geforderten konstanten Alkoholgehalt im Blut, dann kommen die wirklich konstruktiven Lösungsansätze heraus, wie das Voicewurst-System: "Ich bin Wurst".

*** Ja sind wir nicht alle etwas deutsche Wurst in diesen Tagen? Es war eine richtige Schattenwahl, nach der Schröder über seinen Schatten sprang und erklärte, dass seine Reformen nur durchgesetzt werden können, wenn die CDU/CSU an der Regierung sind. "Tote Träume, alphabetisch sortiert" -- kann man das Quartett, Heiner Müllers Variante der Gefährlichen Liebschaften, etwa als Kommentar zur aktuellen Nicht-Situation der rot-grünen Bundesregierung lesen? Möglicherweise. Gefährliche Liebschaften aber entfacht auch diese Bundesregierung schon lange nicht mehr, und so bleibt wie immer die Frage, was das denn nun wieder mit IT zu tun habe. Diese unsere IT-Branche aber ist auch in den nun zu erwartenden Kunststücken geübt: Wir warten auf die geistig-moralische Wende, gewissermaßen den Übersprung über das politische Gerät, wobei die Beine rückwärts schwingen und dem Gerät zugekehrt sind. Verwirrt sind vor allem die Grünen, die einstmals aus der freien Republik der Wenden aufbrachen und sich nun an ihre Pöstchen klammern. Wer anläßlich des 30. Deutschen Evangelischen Katholikentags einlädt, lässt ahnen, wie alles ganz doll geknuddelt werden soll. Da jault der Kirchentag, der diese Woche wieder einmal aus der Leine den Fluss der Ölung machte. Das ist vielleicht das Schlimmste, dass man diesen fischerfixierten Realpolitikern keine Fundamentalopposition mehr zutraut. Aber wer redet schon darüber, wenn der Rücktrittsspezialist Lafontaine in den Medien den Vortritt hat. Was fehlt, ist die Ehrlichkeit des Politikers Joe Ventura: Ich würde mich als Berater definieren, der nicht berät."

*** Dass es so weitergeht, ist die Katastrophe, meinte einst Walter Benjamin. Über die nächsten 113 Tage freuen sich vor allem die Blogger, die die Sache mit Howard Dean begeistert verfolgten und nun ihre Register ziehen. Vermutlich werden die Parteien mitmischen und Journalisten anheuern. Das sind die Typen, die immer vorne links im Taxi sitzen. Aus den USA sind ihre Tarife bekannt geworden. 2500 Dollar verdient ein Journalist bei Gawker Media, mittlerweile als "Time Warner des Bloggings" berühmt. Dafür muss er oder sie 12 Einträge pro Tag produzieren. Produziert einer dieser Einträge richtig viele Hits, so gibt es auf der Galeere Aufschläge. Der Themen sind genug, wenn etwa der SPD-Rockmusikbeauftragte Sigmar Gabriel den feldhamsterliebenden Grünen die Schuld an den Niederlagen gibt. Jedoch ist schlüssig zu beweisen, dass Peter Hartz und die nicht nur von Programmierern verkorkste Hartz IV-Reform das Aus für Schröder bringt.

*** Reden wir über den nächsten Bundeskanzler Angela Merkel, der dieser Tage die Träume der Schwarzen befeuchtet. Es ist sehr einfach, diese Frau als Miss Griff abzukanzeln oder als Präsent der Birnenzucht zu verspotten. Die Dame ist nicht ohne Macht. Angelas Früchte wirken schon. Nehmen wir nur Kultur-bin-Ich Peter Harry Carstensen, ganz nach seiner Frontfrau, die den PISA-Test für Kultur andenkt und Deutschland in der Spitzenposition sieht. Während deutsche Unternehmen Schüler für ihre schlechtesten Zeugnisse belohnen, wird Frau Merkel die geistig moralische Wende einführen, Asip allerorten. Schluss mit der nörgeligen deutschen Mukophagie!

*** Heute vor vielen Jahren im letzten Jahrhundert begann der erste und einzige Besuch von US-Präsident Ronald Reagan in Moskau, im "Evil Empire", wie Reagan in Anspielung an Star Wars die Sowjetrepublik nannte. Reagan überreichte zu Begin seines Besuches UdSSR-Präsident Gorbatschow eine Liste der Menschen, die das Land verlassen wollten. Am Ende seines Besuches durften 300 gehen. In seinen Ansprachen, die übertragen werden mussten, zitierten Reagans Redenschreiber wieder und immer wieder Dostojewski und, besonders ausführlich, aus dem Archipel Gulag von Solschenizyn. Als Reagan die UdSSR erfolglos verließ, die Verhandlungen zum Atomwaffenkontrollvertrag verliefen ergebnislos, stand für viele Russen fest, dass der Kalte Krieg vorbei war. Ein Jahr später fiel die Mauer, und eigentlich wollte Angela Merkel im Kempinski Austern essen gehen. Die Hoffnung keimt, Angela Merkel könnte Putin Paroli bieten und den zweiten schweren Fehler von Schröder etwas korrigieren.

*** Wo wir bei den Jubiläen sind und der kurzzeitig lesbare FAZ-Content neckische Links bietet, sei auf den Geburtstag von John Fogerty gestern verwiesen. Der Mann, der mit Credence Clearwater Revival Rockgeschichte schrieb, unterschrieb einen der übelsten Knebelverträge der Musikindustrie. Wer immer die Veröffentlichungen dieser rundum verlogenen Branche über den geistigen Diebstahl liest, sollte jetzt Proud Mary auflegen. Wenn du an den Fluss kommst, drehen sich die großen Räder.

*** Es ist Sommer. Gibt es eigentlich ein Leben bei den heise.de-Foren Trollen, die OS Developer als Arbeitslose/Asoziale/Dreckige/Dumme/Schüler darstellen?. Natürlich gibt es das, doch weniger an den Badeseen, wo die ungewaschenen Opensourcler eintauchen. Bei unseren Nachbarn hat die Furcht vor deutschen Massenhacks die Absage eines Clan-Treffens verursacht, auf die der Chaos Computer Club noch stolz sein kann. Wenn Merkel längst im Datenklo heruntergespült ist, werden die deutschen Primitivhacker und -Häcksen dies als ihren Erfolg feiern, genauso wie beim Jubel über den renommiertesten Preis Deutschlands, der prompt zum Verkauf der Jubelarie zwingt, Merke, lieber Leser, liebe Leserin: Es sind alles Seiten einer Medaille. Das gilt auch für den Zoff um Open Source.

Was wird.

Im Mai-aktuellen Newsletter der Firma Orthus steht das schöne Bekenntnis: "Me, I'm no tough guy but I have my moments. I don't kill flies for instance, but I like to mess with their minds. I hold them above globes and watch them freak out thinking: Whoa, I'm way too high!" In diesem Sinne freuen wir uns, mit den Google-Maps wie die Fliegen auf den Trip zu gehen. Das fröhliche Sightseeing hat begonnen, und wer nicht nur der CIA auf's Dach schauen möchte, gibt einfach die Stichworte "Fort Mead md USA" ein und zoomt auf das Autobahnkreuz. Das ist doch interessanter als diese UFO-Geschichten. Überwachung tut not, formulierte in Anlehnung an Gorch Fock der Nochminister Otto Schily, der die Ausweitung der Video-Überachung zur kommenden Null-Toleranz-WM verkündete. Das kann Angela Merkel nur mit Pokalküsser Oliver Kahn als Innenminister toppen.

Proletarier aller Länder! Zur Urne, zur Urne! Das EU-Referendum ist eigentlich ein schlechter Witz. Wenn die Niederländer und Franzosen abstimmen, stehen die Deutschen hintan. Das rächt sich. Furchtbar. Sind wir eigentlich nicht alle kleine übelst diskriminierte Wurst-Roboter? Und so hammerbrutal kann die Rache aussehen: Ein Frosch-Klingelton erobert die Charts, noch vor den (zugegeben grauenvollen) Coldplayern. Das ist "Jamba nature" und so etwas wie die Rache an den Franzosen, die doch nur geschützte Vögel essen wollen. Angela Merkel wird es sicher richten und die Gebrüder Samwer statt Guido Westerwelle im Außenministerium installieren. Mit Klingeltönen von Nipplegate, äh, nö, von Curry-Doris.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #23 am: 05 Juni, 2005, 07:19 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Brüh im Lichte dieses Glühückes, brühe, Deutsches Vaterland!" Sarah Connor hat Recht: Was sollen wir schon groß mit Einigkeit und Freiheit anfangen? Wer hat schon die Nationalhymne als Klingelton auf seinen deutschtümelnd Handy genannten Weitwurfgerät, das wirklich nationalbewusste Länder Natel nennen? Und warum sollen wir mit Fallersleben vom Blühen schwärmen, wo Brühen doch so viel besser passt, jetzt, wo die An-Gie-Dos kommen. Leischtung muschisch wieder lohnen! Das gibt Brühe und Wirtschaftskraft! Ein Blick in die Natur im deutschen Licht des deutschen Glückes belehrt uns: Blühen tut's nur einmal im Jahr, aber Brühe kann es täglich geben. Sie kann nahrhaft sein oder einfach nur trübe und in Tassen serviert werden, die unsere Politiker bekanntlich nicht mehr im Schrank haben.

*** Denn was soll man von den Argumenten zum neuen Reisepass halten, den nicht nur die Datenschützer als teuer und unsicher kritisieren, sondern auch die IT-Experten. Besonders das falsche, aber ein ums andere Mal wiederholte Argument von der einfacheren Einreise in die USA ist bezeichnend. Die Einreise ist im Vergleich mit anderen Ländern bereits mit dem heutigen maschinenlesbaren Pass einfacher. Auf die Fingerabdruck-Prozedur und den Fotoscan wird die Homeland Security entgegen aller Behauptungen nicht verzichten. Als Journalist mit einem eingeklebten I-Visum werde ich in Zukunft mindestens zwei RFID-Chips im Pass haben, denn auch dieses Visum will funken dürfen. Zwei, drei, vier Chips mehr und der Ausweis ist nicht mehr lesbar. Aber natürlich begrüßt der Bitkom den Chip wie jeden Dreck, der der IT-Branche neue Umsätze beschert. Die einfache, hässliche Wahrheit will ja niemand hören: Unterhalb der Größe einer Wal-Mart- oder Metro-Gruppe, in kleineren Armeen als der US-Army und in bevölkerungsärmeren Gegenden als Europa ist die Chiptechnik schlicht zu teuer. Aber Deutschland brüht im Lichte seines Glücks und nährt Firmen wie Toppan, die speziell beschichtes Sicherheitspapier verkaufen, in das die Pässe eingeschlagen werden. Normale Alufolie hätte es auch getan.

*** Ach   ja: Die Wahl kommt nah und näher, und vor dem Sieg der An-Gie-Dos brühen die Grünen noch schnell ihr Programm im Wiki auf. Vieles ließt sich ganz nett, auch wenn niemand es glaubt. Warum musste Renate Künast fehlen, als die Landwirtschaft und Fischerei über Software-Patente beriet? Und der Absatz zur Kennzeichnungspflicht von RFID-Chips liest sich rührend, wie "Ich bremse für Kinder". Das einzige, was man dieser hartztragenden Partei noch gutschreiben kann, ist ihr Politikwille zu einer Zeit, als es zur so genannten Birne scheinbar keine Alternative gab. Hartz IV ist das Schicksalsprojekt dieser Regierung geworden, doch wer wird die Brühe auslöffeln, die Minister Clement zusammengerührt hat? Wir haben ein Land, Deutschland, doch wir leben in zwei Welten. An dieser Stelle entfällt der Abdruck des Deutschlandliedes für Huren.

*** Während Deutschland an Brühe erstarkt, sitzt Europa in der Tunke. Es gab ein Non, dann ein Nee, und hätten unsere Politiker den Mut gehabt, das eigene Volk zu fragen, hätte es auch hier ein Nein gegeben. Europa ist da, es lebt und ist mehr als Interrail plus Euro, aber die Europäische Union ist eine abgehalfterte Krämerseele auf der Suche nach einem Sinn. Wer die 76 Artikel der amerikanischen Verfassung mit dem Monstrum vergleicht, dass die europäische Verfassung werden soll, muss sich an den Kopf fassen. Im Parlament stimmte die PDS und Leute wie Hermann Scheer gegen diese undemokratische Verfassung. In diesem Punkt muss man Red Hats oberstem Kernelhacker Alan Cox rechtgeben. Europa muss sich täglich beweisen, dass es demokratisch ist. Wer den kommissionierten Irrsinn beobachtet, der bei den Softwarepatenten getrieben wird, hat Gründe genug, die EU drei Mal in der Woche abzuwählen und sich ein einiges Europa zu wünschen -- ein demokratisches.

*** Erinnert sich jemand an die Centraleuropäische Eidgenossenschaft der freien Europäer? Dieses Europa wäre für Viele wählbar, doch es ist eines aus dem Reich der Träumer, die an den Feuern der Leyermark erzählt werden. Sein Autor, der großartige Bayer Carl Amery, starb am 24. Mai, wie in der vergangenen Woche bekannt wurde. Gestorben, gemordet, bestialisch weggebombt wurde der französische Kolumnist von An-Nahar, Samir Kassir, der zu den ganz großen arabisch schreibenden Journalisten gezählt werden muss. Wir trauern mit Frankreich und dem Libanon, in unserem Europa.

*** Wenn von großen Journalisten die Rede ist, darf Watergate nicht fehlen. Nun hat sich der Informant Deep Throat zu erkennen gegeben, weil er auch etwas von dem Ruhm (und dem Geld) haben möchte, den unerschrockene Reporter kassieren. Die Quelle sprudelt und abseits aller gehässigen Bemerkungen muss Herrn Felt gedankt werden. Es gibt keinen guten Journalismus ohne Informanten, ob sie nun durch eine Kränkung verletzt sind oder Unrecht anprangern wollen. Natürlich braucht es dann noch den Journalismus, die Details zu recherchieren und Punkte zu setzen. Schon mit der Wahl des Namens Deep Throat, im Schlund der Pornoindustrie gewissermaßen, liefen die Reporter zu großer Form auf. In dieser Hinsicht hatte die Debatte um die Koran-Schändung und die Newsweek auch eine gute Wirkung: Jetzt trudeln Hinweise ein, dass an der Geschichte mehr ist, als die Verharmloser wissen wollen. Wer auf den Koran tritt, tritt auf die Bibel.

*** Bibel, Koran? Brüh im Lichte der Wahl, da rauschen die Manifeste nur so an uns vorbei. Es muss viel geändert, noch mehr verbessert und erklärt werden, damit Vishnu erscheint.

*** Aber hat das alles mit IT-Journalismus zu tun? Ist diese Spielart nicht völlig unpolitisch und nur dann auf's Wählen erpicht, wenn Menschen einen Tarif wählen sollen? Müssen wir nur dann aktiv werden, wenn Microsoft aus "Mein Computer, Meine Musik" schlicht "Computer, Musik" macht und damit zeigt. dass das DRM-Zeitalter anbricht und "mein" eine verbotene Bezeichnung des vergangenen Jahrhunderts ist? In trüber Brühe rühren, ist auch Journalismus. Aber wo ist das verfickte Handbuch? Keine Panik.

Was wird.

Ein Wochenrückblick mit Sarah Connor am Anfang muss einfach mit guter Musik abgeschlossen werden. Aber gute Musik? Gibts die denn noch, fragt man sich unweigerlich, konfrontiert mit einem foleygesichtigen Frosch? Nun sind dumme Sprüche über die Klingeltonmanie wohlfeil. Jedoch stellen sie nichts als Galgenhumor dar angesichts der bodenlose Unverschämtheit einer abrundtief korrupten Branche, die die Spitzenplatzierung des dämlichen Klingeltonremakes eines blöden Songs feiert, mit dem Harold Faltermeyer viel Geld, aber wenig Meriten eingeheimst hat, einer Branche, die ihr eigenes Erfolgsermittlungssystem ins Lächerliche führt, die Paul Anka als dämlich swingenden Sinatra-Verschnitt "Smells like Teen Spirit" trällern lässt, die als jungmädchenhafte Popband-Enkel der Weichspülermusikanten Pur untot durch die Landschaft wandelnde Musiziervereinigungen als neues deutsches Musikwunder feiert -- kurz gesagt also Galgenhumor angesichts einer Branche, deren Majors ihre abgestumpften Kunden, die den ausgetretenen Pfaden der großen Labels brav folgen, schon lange nur noch als potenzielle Kriminelle begreifen, die man zu ihrem kopiergeschützten Glück zwingen muss. Aber bevor noch der Hass die letzten Zeilen dieser Wochenschau auffrisst, verzeihen wir der Delmenhorster Irin erst einmal die Unkenntnis des Deutschlandliedes, es ist, als hätte man nichts anderes erwartet. Und bis die An-Gie-Dosen kommen, ist noch Zeit zum üben. Doch so abgebrüht sind meine Leser nicht, dass ich ihnen das Deutschlandlied nach Daniel Küblböck (...sind des Glückes Schmiedes Hand) zumuten kann. Wie wär es stattdessen mit Antipop vs. Matthew Shipp? Immerhin ein Versuch, ein Anfang -- womit wir dann doch bei der guten Musik wären. Wie überhaupt die Welt mehr gute Musik als gute Wahlversprechen braucht. 1000 Songs aus 50 Jahren Pop von 1955 bis 2004 will die Süddeutsche Zeitung auf CD verscherbeln, 20 für jedes Pop-Jahr. Die Alt-68er, die für Schröder so gerne abgewatscht werden, dürfen erstaunt sein, wenn Hildegard Knef "Nichts haut mich um - aber Du" zum Song der 68er erklärt wird. Immerhin liegt die 78er-Ausgabe richtig. Nina Hagens Unbeschreiblich weiblich war der Fetenkracher des Jahres. Ja, unbeschreiblich weiblich sind wir eigentlich doch alle, oder? Wie toll ist es doch, wenn die Initiative D21 zum Girls' Day nun auch den Girls' Day Song sucht. "Er soll das Motto des Tages unterstützen und für eine breite Zielgruppe von Mädchen vermitteln sowie Stärke und Selbstbewusstsein der jungen, gut ausgebildeten Mädchengeneration ausstrahlen." Sarah Connor, hier brüht dir was!

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #24 am: 12 Juni, 2005, 07:43 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Kaum sind die Sätze in der Welt, gehen die Fragen los. Ich soll ein Handwerker sein? Das ist immerhin eine amüsante Idee. Doch auf alle Fragen gibt es immer eine einfache, eindeutige Antwort, die falsch ist. Die Wahrheit ist viel vertrackter. Sind wir nicht alle, um es mit Nietzsche zu sagen, hübsch lastbare Esel und Eselinnen mit einer holographisch-elektronischen Repräsentation? Ich bin -- zumindest für den Rückblick dieser Woche -- ein ehemaliger Superschattenminister, der jetzt das Haus der Täuschungen im fernen Atlantis leitet und nebenan, in Australien, ein bisschen mit Risikokapital spielt.

*** Ja, früher war das anders. Da leitete ich die "Mission Deutschland!", da hatte ich eine tolle Website, auf der richtig was los war und sich niemand um ein ordentliches Firstpost kümmerte. Ich schrieb Tagebuch und meine Leute die fetzigen Wahlslogans: "Unser Land ist gut für Erfolg." Leute schrieben sogar Gedichte! Feinziselierte empfindsame Betrachtungen, die die Prognosen des Heise-Hauspoeten Helpdesk locker in den Schatten stellen:

Deutschland,
Land der Dichter, Denker
und Komponisten.
Du hast Rainer Maria Rilke, Immanuel Kant
und Johann Sebastian Bach
hervorgebracht.
Du Land der blühenden Gärten
und sonnendurchfluteten Wälder.
Warum soll denn nicht
Jost Stollmann dein
Wirtschaftsminister sein?

Was war ich gerührt, als dieser Eintrag am 30.6.1998 in meinem Gästebuch erschien. Wie stand das Land hinter mir! Rilke, Kant, Bach und dann ich mit der Mehrwertsteuererhöhung auf 20 % und dem machbaren Erfolg an allen Ecken und Enden: "Wir nehmen uns vier Jahre vor, setzen uns Ziele und dann machen wir eine schöne Bewegung, die wirklich nach vorne geht." Was war für ein Leuchten um uns, in den blühenden Gärten, in denen ich mit SPD-Chef Oskar Lafontaine einig war, der für die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe warb, lange vor Peter Hartz. Wie war es lustig, mit Arbeitsminister Walter Riester ein Programm zu entwerfen, mit dem das Herumhängen im sozialen Netz durch einen Reichsarbeitsdienst ... ähem, ich meine natürlich die mit Econy gestartete Aktion "Neue Freiheit". Ja, ich war Prinz von Arkadien und Minister for Tomorrow, der Erste Anpacker im Staate, die "Große Kompassnadel von Schröder", ein "Mann wie ein Vitaminstoß". Tja, früher. Heute träume ich Träume.

*** Ich badete im Drachenblut, doch viel zu viele Datenblätter blieben an meinem Arsch kleben: Schröder wurde Kanzler, ich nicht Minister. "Der deutsche Bill Gates zieht zu seinem nächsten Erfolg", gratulierte mir der Middelhoff für die tolle Idee, mit der create.it services "Software-Dienstleistungen zur frühkindlichen und außerschulischen Förderung von Sozialkompetenz" zu entwickeln. Das war damals absolutes Neuland, ein super Geschäftsgebiet. Und heute? Microsofts neue Hausaufgabenhilfe "Lernen und Wissen 2006", hat ein "für Schüler optimiertes Benutzerinterface für Office-Anwendungen", das Hausaufgaben im Handumdrehen erledigt. Ja, drehen wir einmal die Hand um, in der 90 Euronen liegen müssen, damit es mit dem Anfixen richtig klappt: "Komplizierte Hausaufgaben und anspruchsvolle Projekte können im Handumdrehen durch zahlreiche Vorlagen, Tutorials, Werkzeuge und Inhalte bewältigt werden. Auch für Eltern liefert die Software viele Hilfen, mit denen sie ihre Kinder optimal bei den täglichen Hausaufgaben unterstützen können." Ja, das Leben ist WissensWert.

*** Als deutscher Bill Gates kann ich sehr gut verstehen, was den Gott des iPods antreibt. Die Nachricht zum Schwenk auf Intel donnerte schnurstracks auf den zweiten Platz der Heiseticker-Rekordliste. Nur die Meldung zum 11. September liegt vor diesem Kracher. Was musste ich damals strampeln, ehe Compunet (heute unter dem schwer PISA-verdächtigen Namen Computacenter bekannt) von General Electric gekauft wurde und ich den maroden Laden los war. So geht es auch dem Mann, der Chef der PDS werden will, der Pixar-Disney-Sony. Dazu muss man halt den Laden krumm legen, bis er von Intel gekauft werden kann. Da traf es sich bestens, dass die ach so ahnungslose IBM keine Lust mehr hatte, bei sinkenden Gewinnen das Schweinerennen um die neuesten Prozessoren mitzumachen. Die nächsten Computer sehen sowieso ganz anders aus, da können die Apple-Kisten einfach nicht mithalten.

*** Mit Schröder wäre das wirklich was Feines gewesen. Ich hätte ein Tagebuch führen können, wie es Gates damals hatte. Nun ist die neue Wissensgesellschaft da, und sie sieht etwas anders aus, als man sich das damals vorgestellt hat. Vor allem ist wirklich jeder im Netz und beschäftigt sich lieber mit seinem Blog als mit seinem Land. Selbst der Heilige Stuhl hat Probleme mit der IT-Infrastruktur und hat sich für Sun Microsystems entschieden, für das Methadon-Programm der IT, die offenbar ein einziger großer Suchtfall ist. Fehlt Irgendetwas?

*** Nein, ich führe kein Tagebuch, ich mache mir ein paar nur Notizen über den Stand der Welt und der IT-Branche. Ich bin nun ein alter, weinender Mann, der die verschuppte Politik, das Ende von Rot-Grün nicht mehr mit ansehen kann. Vom tollen Slogan "Unser Land ist gut für Erfolg" ist nur das letzte Wort übrig geblieben. Den anderen Slogan haben Angela "Wille zur Wahrheit" Merkel und ihre schwarzen Reiter übernommen: "Lassen Sie uns machen" hört sich aber längst nicht mehr so gut an wie anno 1998. Ich lese keine Tagebücher mehr. Das letzte Tagebuch war dasjenige, das heute vor 63 Jahren als Geburtstagsgeschenk in die Welt kam und gefüllt wurde. Das war natürlich eine Pflichtlektüre für den Sohn höherer Ministerialbeamten.

Was wird.

Aus den Niederlanden kommen gute Nachrichten. Die Hacker dürfen ihr Freilufttreffen "What the Hack" durchführen, dessen Programm Konturen annimmt. Die sachliche Aufklärung um das Reizwort Hacker scheint zu wirken: Es sind Menschen, die sich ihres Verstandes bedienen, um die Grenzen und Risiken der verschiedensten Technologien auszuloten. Das Gegenstück sind Computereindringlinge, die den Verstand verloren haben. In der Öffentlichkeit bildet sich so das Bild der durchgeknallten Hacker, die mit Däniken nach den digitalen Spuren der Außerirdischen fahnden. 1998, als ich als Anti-Henkel den "Polit-Alien im Dienste des Kanzlerkandidaten" gab, begann der Prozess gegen Kevin Mitnick. Heute ist dieses "Monstrum" wieder ein Mensch und mirnicks, dirnicks sogar ein respektierter Sicherheitsberater. So ändern sich die Zeiten und wir mit ihnen.

Bei Schröder mitzumachen, wurde mir damals wie ein Verbrechen angelastet. Dieses unsere Deutschland liebt es halt kleinkariert, was heute wohl nanokariert heißen muss. Besonders die Vergleiche mit dem Piraten Francis Drake ärgerten wirklich. Der wechselte 1577 in den gehobenen Staatsdienst und brachte es bis zum Mitglied des Parlaments. Ich bin mit meiner Alithia ein stolzer Segler und größerer Meilensammler als Drake, doch kein Pirat. Bei Compunet war die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft verboten, doch ausgeräubert wurden meine Mitarbeiter nicht. Von den vielen Ideen, die wir damals hatten, das Land gut für den Erfolg zu machen, gehörte die Neuordnung des verkorksten gängelnden Gesundheitssystems und der Altersversorgung. Davon ist etwas übrig geblieben, was heute elektronische Gesundheitskarte heißt. Jeder Einzelne kann frei bestimmen, welche Daten über ihn auf der Karte gespeichert werden und welche Daten wegfallen. Doch fallen sie wirklich weg? Wieder einmal ist die Diskussion darüber aufgeflammt, wer wo welche Daten speichert. Nun soll die Qualität im Vordergrund stehen. Quälen wir uns weiter: am Donnerstag versucht sich das CAST-Forum an einer Standortbestimmung der IT-Prozesse, die mit der elektronischen Gesundheitskarte verbunden sind.

Gesundheit? Ach was, bei der Gesundheitspolitik schütte ich mir schon lange kein Wasser mehr in meine Drinks; erheben wir also gemeinsam das Glas auf eine Regierung, der ich nicht helfen konnte, und der inzwischen wohl nicht mehr zu helfen ist. Obwohl: Die Aussichten auf eine Zeit, in der ein Paul "Unterschichten" Nolte wenn schon nicht den Hausphilosophen der Berliner, dann doch wenigstens der Merkelschen Republik abgeben dürfte, und in der die gesamte Sozial- und Bildungspolitik sich auch offiziell vom Ideal des mündigen Bürgers als autonomen Subjekt verabschiedet hat, fördern nur allzu sehr den Wunsch nicht nach einem Drink, sondern nach einem Plätzchen a million miles away. Den hat Rory Gallagher, der es gar in Hals Musikliste schaffte, nun seit 10 Jahren, aber ganz anders, als man es ihm wünschte und als wir uns dieses Plätzchen weit, weit weg vorstellen. Erheben wir also trotzdem das Glas, aber nicht auf die Berliner, nicht auf die Merkelsche und auch nicht auf die Schrödersche Republik, sondern auf den besten weißen Bluesrockgitarristen aller Zeiten, der am kommenden Dienstag vor 10 Jahren bei dem Bemühen starb, mit einer neuen Leber vor dem Zutodesaufen gerettet zu werden. Ja, auch wir brauchen mehr als nur eine neue Leber ...

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #25 am: 19 Juni, 2005, 00:36 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** In der letzten Woche überließ ich dem ehemaligen Superzukunftsschattenminister Jost Stollmann die Aufgabe, eine Wochenschau für die Leser des Heisetickers zu schreiben. Diesmal wäre zur politischen Ausgeglichenheit der Neusprech-Spezialist Oskar Lafontaine als Fremdarbeiter dran, der mit seinen braungetönten Phrasen die rechtsextremen Wähler lockt. Oder lieber doch ein armer CDU-Politiker, der ohnehin als Journalist notarbeitet? Doch wer erträgt schon im Gegenzug einen Hal Faber, der als Politiker gaukelt, bis wir alle wissen, wer den Wettbewerb "Wir sind/Du bist Deutschland" gewonnen hat? Nüchtern betrachtet niemand. Also knödeln wir alle im Subyou-Chor: "Alk in Tüten ist sehr gewieft, auch Merkel es mit Schröder schnieft." Ja Leute, ich bin der Mann für jeden Geschmack und Anlasz, der Aufreiszer für all die "Was soll das"-Kommentare und das Gähnen in Böhmen.

*** Eigentlich wusste schon Karl Kraus, wie gut das Spielchen mit dem Leser funktioniert: Der liest nicht, was ich schreibe und ich schreibe nicht, was er lesen möchte. Das ist doch prima! Damit sind wir eine eheähnliche Gemeinschaft und unter dem Segen des neuen Kompromisses zum Großen Lauschangriff besonders geschützt! Bei Intimgeflüster heißt es nämlich für die Stolizei ganz nach Peter Lustig "Abschalten!". Denn sonst droht verschärfter Eulenflug. Wer hätte es gedacht, dass am Ende der Ära Schröder das Intimgeflüster des Schlafzimmer-Pestalozzis Oswalt Kolle steht. Die vollends aufgeklärte Erde strahlt.

*** Während die Bild-Zeitung aus einem Lehrbuch für Gehirnoperationen Gysis Gehirn abdruckte, fragt sich der Wochenchronist besorgt, ob die aufgeklärte Dialektik der rotgrünen Selbstverstümmelung schon beim nämlichen Organ von Otto Schily angelangt ist. Dieser weiß nicht nur nicht, dass Biometrie ein ziemlich untaugliches Instrument der Terroristenfahndung ist, sondern kennt nicht einmal die Aufgaben eines Datenschützers. Das Einzige, was Schily weiß, hat mit dem erneuten Moratorium der USA bei der Einführung von biometrischen Pässen zu tun: Deutschland kann, endlich, eine führende Rolle spielen. Und sei es die, mit schönen Digitalfotos das Bild vom hässlichen Deutschen zu entwerten: Blicken Sie frontal in die Kamera. Lächeln Sie nicht. Wenn Haare ins Gesicht fallen, schneiden Sie die Haare ab. Die Nase muss brillenfrei sein. Ist dennoch eine Brille im Gesicht, schneiden Sie die Nase ab. Die Beleuchtung muss den Lichtverhältnissen an der Grenze entsprechen. Machen Sie die Aufnahme in einer Zelle, dort gibt es die besten graublauen Hintergründe, wie sie zur starken Bindung zwischen Person und Reisedokument erforderlich sind. Bleibt als letztes Argument, dass ein Täter des 11. September mit einem gefälschten französischen Pass frei nach Schengen durch Europa gereist ist. Ungehindert ausgesprochen vom kommenden Visa-Experten Otto Schily. Wie heißt es in einer leider nicht online verfügbaren Studie seines Ministeriums noch einmal: "Im Zeitalter des perfekten digitalen Bildes ist es viel unkomplizierter geworden, Pässe zu fälschen." Ein wahres Wort. Sind wir nicht alle perfekte Falschmünzer vor der Großen Festplatte?

*** Die Informatik ist eine noch sehr junge Wissenschaft. Daher können sich gestandene Informatiker festgefahrene Ansichten leisten: Es macht Spaß, mit Vollgas in eine Sackgasse zu brettern, Just for Fun. Theo de Raadt, der auf der FOSDEM den großen Richard-Stallman-Ehrenteppich, ein geschmackvoll gewebtes GNU in Empfang nahm, darf sich freuen. Ein anderer kann es nicht mehr. Karl Steinbuch ist zwar schon am 4. Juni gestorben, doch lief die Nachricht von seinem Tod erst in dieser Woche über die Ticker. Karl wer? Ehren wir einen großen Informatiker, der 1957 das Wort Informatik in die deutsche Sprache einführte, als er die Produktionsstätte des Computerproduzenten Standard Elektronik Lorenz (SEL) als Informatik-Werk bezeichnete. Ehren wir einen der Pioniere der neuronalen Netze, den Erfinder der längst eingemotteten Lernmatrix. In den berühmten 68ern, als die Generation der Fischer und Schröder im feinen Strahl der Wasserwerfer gestählt wurde, schrieb Steinbuch den Bestseller "Falsch programmiert. Über das Versagen unserer Gesellschaft in der Gegenwart und vor der Zukunft und was eigentlich geschehen müßte" und wurde zum Zitatenliebling des Spiegel, bis er als Nationalist abgetakelt wurde. Sein ureigenstes Anliegen, eine kybernetische Anthropologie zu entwickeln, machte Steinbuch zum Konservativen. Zum jüngst gestorbenen Täufer der Informatik möchte ich den jüngsten Toten stellen, Mario Jeckle. Es ist schon erstaunlich, wie viele Leser mich gebeten haben, einen der ganz Großen in dieser Woche nicht zu vergessen. Nur gebe ich kein "Lesebefehl" aus. So etwas ist immer ein ziemlich dummer, rechthaberischer Versuch, das Publikum zu beherrschen. Der immer misslingt.

*** Alvar Freude ist Omen wie Nomen. Die Freude ist auch mit Markus Beckedahl und seinem Preis von einer Organisation, für die ich seit ihrer Gründung spende und es niemals bereut habe. Denn Journalisten sind, entgegen landläufiger Meinung, nicht nur faule (CDU)-Säcke, die nur Rabatte, Rabatte, Rabatte hecheln können. Es gibt Flecken, ach was, große Flächen auf dieser Erde, wo Journalisten einen lebensgefährlichen Beruf ausüben. Ich glaube nicht, dass ausgerechnet Blogger mit ihren Tagebüchern den großen Umschwung im Journalismus bringen werden, aber ich glaube fest daran, dass einige unter ihnen genauso mutig sind, unbequeme Dinge zu veröffentlichen. Nach Yahoo und Google ist in dieser Woche Microsoft in die Nachrichten gespült worden. Nicht in die Nachrichten hat es die OSZE-Konferenz zur Meinungsfreiheit im Internet geschafft, die heute abgepfiffen wurde. Mit einem deprimierenden Resultat.

*** Während Larry Ellison von der neuen 17er-Regel in der Vorauswahl zum America's Cup profitiert und einfach nur zugucken darf, was seine Mannen leisten, hat Steve Jobs den härteren Job, über die Schattenseiten des Lebens aufzuklären. Dabei erzählte der große Erklärer Jobs nicht einmal die volle, kalte Wahrheit. Wenn ein Gerücht entsteht, werde ich es bekämpfen. Zwischen Apple, Microsoft und Oracle liegen nur Nuancen. Und für den Weg gibt es keinen Orientierungshandlungsleitfadenbenutzungswegweiser. It's IT, baby, like it or fuck it. Das ist die coole Branche, in der ein Internet-Guru nur ausreichend Haare haben muss, keinen Verstand.

Was wird.

Natürlich steigt der Linuxtag, komplett mit einem Behörden-Kongress und einem Treffen, das Red Hat in einer Pressemeldung sinnigerweise als ultimativen FUD feiert, gewissermaßen als Verlierer des Tages.

Möglicherweise wird nächste Woche die Poincaré-Vermutung als gelöst erklärt werden. Dann würde Grigorij Perelman von der Universität St. Petersburg eine Million Dollar kassieren. Auf die so hoch dotierte Frage des Clay Mathematics Institute hatte Perelman den absolut unverzeihlichen Fehler begangen, seine Arbeit ins Internet zu stellen. Gestandene Mathematiker leisten sich offensichtlich noch borniertere Ansichten als gestandene Informatiker. Eine finstere Schlucht wartet, all die Informatik- und Mathematik-Trolle zu verschlucken. Der Rest genießt das bisschen Sommer und kramt das Sonnenöl raus, bereit, am Baggersee zu brutzeln. Wer bis 67 arbeiten muss, hat ein Päuschen verdient.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #26 am: 26 Juni, 2005, 03:48 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ich bin nur ein armer Schreibrobot von bescheidenem Verstand. Deswegen regen sich Sonntag für Sonntag viele Leser auf und schreiben entrüstet, was das hier soll, dieser Wochenrückblick. So viel klüger sind sie, dass sie durch das Lesen dieser Kolumne dümmer werden, weil sie kostbare Zeit verschwenden, in denen sie noch klüger werden könnten. Dabei hängen sie auch nur an den Eutern der Wikipedia. Dieses ganz famose Lexikon hat mir gerade genau erklärt, wie das mit dem Index einer Datenbank funktioniert. Das ist wirklich praktisch und schnell. Schafft ein, zwei, drei, viele Indexe und huschhusch ist dieses unser schöne Land sicher. Schließlich will Otto Schily nicht nur die Antiterrorgesetze um fünf Jahre verlängern und die TK-Verbindungsdaten ein Jahr lang speichern. Nein, Schily steht auf Indexe. Unser Biometrie-, Sport- und Innenminister ist gewissermaßen ein Indexminister: "Mit Hilfe einer Indexdatei -- also ohne jeweils detaillierte Auskünfte -- sollen die rechtlich an sich strikt getrennten Sicherheitsdienste, also Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst und Bundeskriminalamt, informationstechnisch miteinander verknüpft werden," weiß die Zeitung mit dem klugen Index. Entsteht so nicht eigentlich eine Riesendatenbank, die von der Verfassung untersagt ist? Aber nicht doch, eine Indexdatei enthält ja keine Daten. Also ist sie keine unerlaubte Reichsdatensammlung. Notfalls stellen wir die Verfassung auf den Index. Mit der Instant-Kanzlerwahl hat sie ja auch schon schwere Probleme. Wozu müssen überhaupt Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienste und Bundeskriminalamt samt Polizei voneinander getrennt werden, wenn es ganz wunderbare Synergieeffekte gibt, die bekanntlich unsere Wirtschaft antreiben. Haben wir nicht das Recht auf einen effizient schnüffelnden Staat, der uns überwacht, die wir alle im Gott-Modus doch nur kleine Würmchen sind? Auf hollerith-erfasste Indexe?

*** Hat da jemand Deutsche Geschichte gerufen, gar Gestapo gesagt? Aber nein, nicht doch. Gestapo sagt nur der Grünen-Geschäftsführer Volker Beck. Und entschuldigt sich auch gleich wieder für den Nazivergleich, denn natürlich schafft die Union keine neue Gestapo und gibt der Polizei geheimdienstliche Kompetenzen. Das erledigt noch schnell die SPD vor ihrer Abdankung, die Grünen fischern daneben und tun so, als ob sie an der Sache ganz unbeteiligt sind. So schmiegsam sind Realos und Fundis geworden, dass sie dem Kuhhandel beim großen Lauschangriff zustimmten, der das Bundesverfassungsgericht verhöhnt. Hätten sie das Thema offengelassen, wäre es an der gegen den Lauschangriff trompetenden FDP gewesen, in der neuen Regierung die Guck&Horch-Fans der CDU kleinzureiten. So ist alles nur noch ein Index-Eintrag im rotgrünen Geschichtsbuch "Was wir wollten, was wir wurden" wert.

*** SASPF ist eine tolle Sache. Da wird aus dem Daten-Dickschiff SAP mit seinen vielen Schaltern und Einstellungen ein feine kleine agile Softwehr, die mit der die ebenso agile Bundesware betriebswirtschaftlich operieren kann, auf der ganzen Welt. Nun hat der SASPF-Programmierer Florian Pfaff vor dem Bundesverwaltungsgericht Recht bekommen. Im Frühjahr 2003 hatte ihm sein Vorgesetzter erklärt, dass das höllisch gut angepasste SASPF möglicherweise im Irak-Krieg eingesetzt werde. Als sich der praktizierende Katholik Pfaff weigerte, weiter zu programmieren, wurde er zur Untersuchung seines Geisteszustandes in ein Krankenhaus eingeliefert. Nun ist anerkannt, dass seine Gewissensentscheidung eine ernsthafte Sache war. Meine auktorialen Leser werden jetzt natürlich fragen, was der Mann eigentlich hat. Wer sich bei der Bundeswehr ins Code-Gefecht begibt, der riskiert es, mit der einen oder anderen Anwendung zu arbeiten, die Menschen tötet. Das ist seit den Tagen des großen Kilby so. Die Sache mit SASPF wurde übrigens elegant gelöst. SAP nahm beim schleppenden Herkules-Projekt selbst die Sache in die Hand und lässt derzeit die Militärlogistik in Indien zu Ende programmieren. Haben Inder ein Gewissen? Oder heißt das dort Index?

*** Wo SAP herumsegelt, ist Larry Ellison nicht fern. Gerade "kämpft" Larry Ellison mit einer Yacht in den Vorentscheidungen zum America's Cup. Eigens für ihn wurden die Regeln des Wettbewerbs geändert. Ausgewählte Journalisten ließ Ellison einfliegen und auf seiner Zweityacht Rising Sun bewirten, bewunderungsartikelhalber. Während es Bill Gates absolut nicht stört, dass ein spanplattenartiger Schwede der reichste Mann der Welt geworden ist, hasst es Ellison, wenn er nicht die Nummer 1 ist. Darum geht er als "Konsolidator" auf Einkaufstour und hat Gregory Maffei angeheuert, der bei Microsoft Chefeinkäufer war und 9 Milliarden Dollar ausgeben durfte. Hol über die Segel.

*** Aus dem Vereinsleben: In dieser Woche fing der Sommer offiziell an. Das machte er ganz gut, dieser Sommer, der prompt von einer ungemein nützlichen Diskussion begleitet wurde, in der selbst ein beschränkter Schreibrobot thermodynamische Erlebnisse hatte. Es lästern ja viele über die Foren des kleinen hannoverschen Verlags mit seinem Blättchen für IT-Investitionsentscheider, der meine kleine Wochenschau bezahlt. Dabei ist hier die größte IT-Volkshochschule installiert, bitteschön. Und die vereinigten Heise-Trolle von der Brigade Einstein at work haben in dieser Woche das SETI-Team in den Sack gesteckt. Dazu muss man doch gratulieren!

*** Andere Vereine, andere Sorgen: Nach den Meldungen über das Handy-Payment und seine Umbesserungen sowie den entdeckten skurrilen Anlaufungen und Rückzieher erlebt die Wikipedia einen Edit-War von hoher Güteklasse, der die Informationen zum sagenhaften Bezahlsystem aus der freien Enzyklopädie bombte. Wie gut trifft es sich doch, wenn der oberste Wikipedianer zu diesem Thema die Pressearbeit bei einem Payment-Dienstleister macht. Das sind Synergieeffekte von echtem Schrot. Index, Index, sag ich nur noch.

*** Wenn Heino 1000 Lieder später abdankt, dann weiß auch der letzte WWWW-Fan der Welt, dass es Zeit ist, sich um die richtigen Songs zu kümmern. "Nazis überall, darf noch irgendjemand bleiben, wenn sie rufen 'Nazis Raus'?" sang dereinst Bernd Begemann in Hitler -- menschlich gesehen. Nun, ich linke hier nicht auf den NPD-Aufruf zur nationalen Oppositionsarbeit in der WASG, der eine Reaktion auf Lafontaines Fremdarbeiter ist, die hier in der letzten Woche bei meinen Lesern für Unmut sorgten. Kann man mit Liedern reagieren oder stehen fünf Schwierigkeiten beim Singen im Wege?

*** Also dann, übrwinden wir die Schwierigkeiten, kippen wir alle Indexe oder meinetwegen auch Indices. Holen wir die schwarzen Rollkragenpullis raus, setzen wir den existenzialistisch-nachdenklich getrübten Blick auf. So gewappnet lässt sich auch die Regierungszeit einer ostdeutschen Protestantin in verräucherten Kellern beim Genuss von Cooljazz überwintern. Oder ist das die endgültige Resignation noch vor einem potenziellen Regierungswechsel, ja noch bevor überhaupt die potenzielle Neuwahl und die Rechtmäßigkeit einer potenziellen Bundestagswahl geklärt wurde? Ach, was bleibt übrig, wenn das potenzielle Gespann aus immer wieder mal rechtspopulistisch auslegendem Lafontaine und linkspopulistischer Ergänzung Gysi die einzige Alternative sein soll ... "Die Hölle, das sind die anderen", meinte Jean-Paul Sartre in frühen Jahren, als er noch nicht die Grundlage für seine heutige Verteufelung als Philosoph des Stalinismus und Terrorismus zu liefern schien, die auch zum hundertsten Geburtstag wieder en vogue ist -- wenn er denn nicht einfach als Erinnerung an einen angeblich zu Recht vergessenen Philosophen gefeiert wird. Sartres Freiheitsbegriff aber wäre eine neue Überlegung wert, vor allem, da er mit totaler Freiheit die totale Verantwortung verbindet. Verantwortung aber, das wäre einmal etwas Neues angesichts Merkel-Schröder-Lafontainscher Retro-Ideologie. 70er-Jahre-Revival? 80er-Hype? Ach was, back to the roots, ab in die 60er, in wohlige rheinisch-kapitalistische Sattigkeitsgefühle, das scheint die Alternative zur Merkel/Schröderschen Aufbruchs-Retro-Bewegung in ein Deutschland im Jahre Null zu sein, zu der Quadro Nuevo und Lisa Bassenge mit einem Tango aufspielen. Na dann, Prost -- als nächstes blüht uns dann der Fahrstuhl zum Schafott, sollten wir nicht in die neue Zeit passen. Immerhin spielt Miles Davis die Begleitung zu unserem Ende. Das tröstet. Aber so what? Ein Angebot, das wir nicht ablehnen können, ist in Wirklichkeit weder von Merkel noch von Schröder und schon gar nicht von Lafontaine/Gysi zu erwarten, die allesamt im Dicken B ihre Backen aufplustern: Zu viel Kraft in der Lunge für zu wenige Trompeten. Das tut nicht nur im Winter weh. Wir aber sind frei -- und verantwortlich.

Was wird.

Ach was, frei. Sind wir nicht alle ein bisschen blogga? Ja, die Blogger erhalten dieser Tage die höheren Weihen, nicht nur beim kleinen Verlag in der großen Tiefebene. Das liegt vor allem daran, dass sich die Software zum Bau eines Online-Tagebuches ganz wunderbar mit dem völlig unsinnigen Argument verkaufen lässt, dass es sich nicht mehr zwischen Online- und Offline-Welten unterscheiden lässt. Jeder macht mit und wer besonders laut schnattern will, wiederholt die alten Dotcom-Irrtümer, lallt über Community und soziale Netze. Dazwischen tummeln sich die, die bloggend mit dem Subcommandanto Marco in den Kampf ziehen wollen. Journalistisches Bloggen soll besser geschütztt werden. Doch was ist journalistisches Bloggen? Zur Auswahl stehen der Bildblog oder die rechten Enten des Spiegels, weil höhere Gewalt ein Faible für Schmierenjournalismus hat. Natürlich begründet mit dem Wahren, Schönen, Guten: "Journalisten besuchten spezialisierte Schulen bzw. würden Ausbildungen durchlaufen, die sie befähigten, Beiträge hoher journalistischer Qualität zu erstellen. Dies sei gewöhnlichen Menschen ohne diese Ausbildung nicht möglich." Darauf, liebe Leserinnen und Leser, genehmigt sich euer androider Schreibrobot einen dreifachen Index. Prost!

Beinah hätte ich den Anlass vergessen. Und noch einen Index und noch einen! Freuen wir uns mit Bio-Otto Schily, dass im Konföderationen-Pokal am Mittwoch endlich 28.000 Wunderchips zeigen können, was in ihnen steckt. Darauf latürnich einen vierfachen Index! Und, weil er genau heute vor 31 Jahren an einer Supermarkt-Kasse seine Geburtsstunde hatte, hebe ich noch ein Glas auf den Barcode. Das erste gescannte Produkt war ein Kaugummi. Hoch den Index!

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #27 am: 03 Juli, 2005, 07:07 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das Vertrauen ist endlich weg und Live 8 gleich auch überstanden, es wird Sommer und die Tour der France ist glücklich gestartet -- auch wenn Ullrich auf der Grande Boucle hinterher zu radeln scheint: Was will ich mehr, hier in meiner von Sonne verwöhnten norddeutschen Tiefebene. Nur B.B. King musste sein hannoveraner Abschiedskonzert am Freitag im strömenden Regen absolvieren, während einen Tag später Bob Geldorf bei strahlendem Sonnenschein Bill Gates als einen "großen Führer der Menschheit" auf der Bühne im Hyde-Park begrüßte. Ja, so sind sie, unsere komischen Heiligen dieser Tage, im Bund mit George W. Bush, Tony Blair und Bill Gates gegen das Elend der Welt. Da bleibt nur die Frage offen, wer angesichts der Mutter aller Popkonzerte das Wahrheitsministerium übernimmt. Mehr oder weniger richtige Prognosen bekommen auch einen Spezialpreis.

*** Aber komische Heilige, hach, da haben wir noch ganz andere Kaliber zu bieten -- denn bitte, so einfach ist das mit der Wahl von Miss Trauen: Wenn die Politiker das sagen, was sie nicht sagen wollten, um das zu klar und deutlich zu sagen, was sie wollen, ohne es sagen zu können, dann nennt man das "große Politik". Die letzte Ölung für das rotgrüne Projekt ist alles andere als revolutionär, selbst die angeblichen Linken in dem Regierungshaufen halten es mit Karl Valentin und seinem "Mögen täten wir schon wollen, doch dürfen haben wir uns nicht getraut." In unserer Branche ist in solchen Fällen schlicht von einem defekten Treiber die Rede, doch Klartext ist nicht Sache der Republik. Die preisgekrönte Edelentenproduktions-Website Spiegel Online hat mit dem Begriff "mangelnde Handlungsunfähigkeit" den Nagel auf den Kopf getroffen, doch in die falsche Wand gehämmert. Was hilft der schönste Preis mit den schicksten Kommentaren, wenn man einfach nicht verstehen will, dass es den Onlinejournalismus nicht gibt, sondern nur den ganz gewöhnlichen, tagein, tagaus berichtenden, der über Niederlagen wie über Pflänzchen der Hoffnung berichtet? Oder auch nicht.

*** Die Christiansenisierung dieser Gesellschaft hat begonnen, die selbstgerechten neuen Gut-Menschen öffnen mit dem Insolvenzverfahren der deutschen Sozialdemokratie die Traumhölle des Justemilieu, die einstmals Heinz Maus so trefflich schilderte. Wer jetzt schreibt "was soll das Gesülze", der drückt nach der neuen deutschen Logik wahrscheinlich ein großes Kompliment für diese kleine Wochenschau aus. Darauf kann ich nur mit einer besonders geschickt geenteten Haltung antworten, bescheiden versprochen, wie es neue deutsche Art ist.

*** Die Zeitung mit der Pfote hat auf die Deinstallation der Regierung mit einem Kurzabo-Angebot reagiert, das nach der Wahl um den Prozentsatz günstiger wird, den die Union (beim Schwarzabo) oder die SPD (beim Koalitionsabo) erreicht. Für die Vertreter aus dem Geiz-ist-Geil-Lager gibt es noch das Wunderabo, wenn Rot-Grün an der Regierung bleibt: Dann, ja dann scheint die Sonn' ohn Unterlass und die taz ist umsonst. Besteht hier vielleicht Verwechslungsgefahr mit den Roten? Aber nicht doch! Rot ist schließlich die Farbe der Arbeitsagentur, die noch dafür sorgen wird, dass die Linkspartei. wegen dieser wahnsinnigen Verwechslungsgefahr die Farbe wechselt. Rosa? Magenta? Aubergine? Eben diese absolut tödliche Verwechslungsgefahr, wenn man etwa zur PDS statt zur Arbeitsagentur geht, war auch im Fall der Arbeitslosenzeitung gegeben, die das alte Logo der Arbeitsagentur verwendet hatte und darum zu Zahlung einer sechsstelligen Summe verdonnert werden sollte, wenn nicht das Logo geändert wird. Nun also @lptraum -- bis die @rbeits@gentur auf die Idee kommt, einen R$$-Newsfeed für Nachrichten rund um die Albtraum-Software A2LL zu starten.

*** Es ist ein Kreuz mit der Software. Suns Edelblogger Jonathan Schwartz hat auf der JavaOne kräftig in die Fettnäpfchen gefasst, als er verkündete, dass der beste Preis einer Software, den jedermann versteht, der Preis der "freien Software" ist. Frei, definiert wie Freibier, provozierte natürlich die Gemüter, die bei freier Software an Freiheit denken. Denn die Sache mit der Freibier-Software ist nicht ohne. So bekommt IBM von Microsoft für 75 Millionen Dollar Freibier in Form von geschlossener Software und 775 Millionen freies Geld für die mit OS/2 erlittene Pein, das etwa in die Linux-Entwicklung gesteckt werden kann. Wer freie Software wie Sun definiert, wird wahrscheinlich ein Projekt wie Freenigma für ein Werk von Spinnern halten: Wieso ist die Freiheit bedroht, wenn nur eine US-Firma freie Verschlüsselungssoftware anbietet?

*** Definiert man kommerzielle Software als ein System, gutes Geld zu verdienen, dann hätte Microsoft seinen richtigen Geburtstag in dieser Woche feiern müssen. Doch Bill Gates hatte dazu keine Zeit. Es ehrt den Gründer von Microsoft, wenn er sich endlich sieht und seine enormen Geldmittel nicht darin investiert, auf einer Festplatte zusammen mit Ray Kurzweil zum Homo S@piens zu mutieren. Es ehrt ihn auch, dass er viel Geld in die medizinische Forschung steckt und mit Geld Seuchen in Afrika bekämpft. Doch darum ist er noch lange nicht "der große Führer der Menschheit", als der er von Bob Geldorf gefeiert wurde. Das ist, mit Verlaub, großer Unsinn, der nur bei dem Treffen dieser Rentnerbands ungestraft ins Mikrofon gesprochen werden kann. Nein, diesem Spektakel -- gut gemeint ist nicht immer gut gemacht, möchte man angesichts mancher Ignoranz der Wohltätigen gegenüber den Verbrechen der Mächtigen in den unterstützten Ländern anmerken -- kann ich trotz der Bombastomanie um Pink Floyd nichts abgewinnen und feiere lieber mit Denis von Blondie den 60. Geburtstag der großen Sängerin Debbie Harry. Zusammen mit den Ramones und den Talking Heads kam sie in New York groß raus. Ihr erster Fan Andy Warhol brachte es für uns alle auf den Punkt: "Wenn ich mir jemals das Gesicht liften lasse, möchte ich wie Debbie aussehen."

*** TTFN: dieser Abschiedsgruß geht an den Bauchredner und Erfinder Paul Winchell, der in den USA als Stimme von Tieger die Abenteuer von Winnie-der-Puh begleitete. Winchell hielt einige Patente für ein künstliches Herz, die er der Universität von Utah schenkte, wo die Herztechnologie weiter entwickelt wurde. Als Maler entdeckte er Afrika, wo er mit einem Fischprojekt den Hunger bekämpfen wollte. Mit dem Brackwasser-barsch Tilapia sollte die Ernährung nachhaltig gesichert werden. Ta-ta for now.

Was wird.

Zum amerikanischen Unabhängigkeitstag wird viel geballert. Nicht nur auf der Erde. Deep Impact schießt auf den Kometen Tempel 1. Von der Masse her gesehen ist das ein Schüsschen, ein Mikroschüsschen, wie der Aufprall einer Mücke auf einem A380. Doch Amerika hat damit Grund zu feiern und zu hoffen: Vielleicht kam das Leben auf diesem gottverlassenen Planeten mit einem Kometen an. Leider findet das Spektakel dann statt, wenn bei uns hellster Tag ist, die Vögel zwitschern und der Heiseticker tickert, wenn einfach nichts Bemerkenswertes passieren will. Nichts Bemerkenswertes? Ein kleines Dorf leistet Widerstand gegen die Verachtung der Zeit, wenn in Halberstadt am Dienstag um 16:33 das h verklingt. In 640 Jahren werden Klatschmaschinen Jahrzehnte lang Beifall spenden.

Es wird, das ist hiermit fest versprochen, Sommer -- nicht nur in der norddeutschen Tiefebene. Man geht mit einem gepflegten Programm campen oder macht sich auf, biertrinkend um Loch Ness herumzuwandern. Man begibt sich an den Strand der Stadt, die der große Säufer Dylan Thomas als hässlichste Stadt der Welt feierte, zum blau bekleckerten Pinguin. Oder man begibt sich in die Stadt mit dem Strand unter dem Pflaster, wo die starken Wikinauten über den Kurs der freien Enzyklopädie in den nächsten 600 Jahren beratschlagen.

Wir daheim Bleibenden sind derweil mit dem Ungeheuer von Loch Sommer beschäftigt, das diese kleine Wochenschau ach gar schröcklich bedroht. Darum gibt es auch hier Veränderungen, nicht unbedingt für Miss Trauen und Mister Troll, doch für die weiterhin geneigten Leser, die knifflige Fragen zu schätzen wissen, bei denen Gott Google schlicht die Klappe hält: Das Hal-Faber-Sommerrätsel naht. Und Preise, da sind wir sparsam: Zu gewinnen gibt es nichts außer dem Ehrentitel "Erster" und einem Freiabo von "Was war. Was wird". Eine kleine Kostprobe gefällig, vorab zum Ausprobieren? Welche Firma wirbt auf nebenstehendem Bild (angeklickt erscheint eine etwas größere Variante) für welches Produkt? Ich melde mich im Forum, wenn die richtige Antwort gekommen ist.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #28 am: 10 Juli, 2005, 11:37 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** 50 Todesopfer sollen die Bombenanschläge in London gekostet haben, die zunächst als Kurzschluss gemeldet wurden, damit keine Massenpanik in der Stadt ausbrechen konnte. Es gab keine Panik, weil Londoner etwas mehr aushalten als deutsche Moderatorinnen, die sich fortlaufend wundern, wo denn die Panik ist. Ja, ein Kurzschluss passierte auch: in den Medien. Wie geistesgestört muss man eigentlich sein, wenn man sich fortlaufend darüber sorgt, um wieviel der Punkte der Aktienindex wohl fallen wird? Da mochten die Blogs vielleicht eine erste Hilfe sein, doch viel zu viele versanken in persönlichen Peinlichkeiten. Wer über Terror schreiben und aufklären will, dem dürfen die Hände nicht zittern, so einfach ist das. Beeindruckend war schon, was im Vergleich zu den offiziellen Informationen die kollaborative Technik der Wikinews leistete. Sie setzte sich wohltuend von dem Unsinn ab, den Terrorexperten verkündeten. Wer von einem "brilliant gewählten Zeitpunkt" für die Anschläge schwärmt und im nächsten Augenblick mit den schwarzen Schockwellenreitern mit pawlowschen Reflexen den Sicherheitssabber von sich gibt, wird niemals das schlichte "Wir haben keine Angst" verstehen wollen. Oder die Antwort eines klugen Bürgermeisters: "Dies war kein Angriff auf die Reichen und Mächtigen, dies war ein Angriff auf die Arbeiterschaft von London, auf Alt und Jung, Schwarz und Weiß, auf Christen, Muslime und Hindus."

*** Eine Stunde, bevor die ersten Meldungen von den Anschlägen in London kamen, traf eine Mail ein, die zu einer Tagung über neue Formen der Überwachung einlud und daran erinnerte, dass London die Stadt mit der größten Zahl an Überwachungskameras ist. Sie mögen nun helfen, die Spuren der Täter zu sichern, doch Sicherheit, die mit ihnen assoziiert wird, ist virtuell. Was bringt die Forderung an die deutsche Bahn, alle Fahrkartenautomaten mit Kameras zu versehen anderes als den Überwachungsstaat? Nichts. Man versteht, warum G8-Gipfel im schottischen Ödland stattfinden. Und täglich beratschlagt sich die Alliance Base.

 *** Dabei hatte diese Woche auch ihre guten Seiten mit guten Nachrichten. Nehmen wir nur die vorläufige Beerdigung der Softwarepatentrichtlinie, die mit 11.350 grüngefärbten Kommentaren nicht nur Forumsgeschichte schrieb. Inzwischen ist der Thread geschlossen, damit unsere Nachkommen auch mal eine Chance haben. Diese werden sie aber nur bekommen, wenn sie gut erzogen werden im Umgang mit digitalen Gütern: Die Frage der Software-Patente ist erst der Anfang. Aus aktuellem Anlass und zur geflissentlichen Werbung für das kommende Sommerrätsel sei dieses kleine Foto hier angetackert mit der patenten Frage, welcher Rechtsstreit dieses Gerät tötete, das hier rechts abgebildet ist. (Nach einem Klick darauf erscheint eine größere Variante.)

*** Nicht alle juristischen Fragen sind klar zu beantworten. Man nehme nur die Entscheidung im Grokster-Verfahren, die bei der Industrie Euphorie auslöste. Dabei gibt es gute Gründe, nach solch einer Entscheidung den Copyright-Wahn zu überdenken, der mit überlangen Fristen die Kultur privatisiert. Der Vorschlag einer Reduktion auf 14 Jahre, die einmal verlängert werden könne, ließ die verarmte Industrie getroffen aufheulen. Auf das Urteil reagierte das Akademikerblatt First Monday mit einer Spezialausgabe zum Thema Musik und Internet, die schnell vergessene Informationen und ältere Aufsätze zu einem kniffligen Thema neu versammelt.

*** Ganz und gar nicht knifflig ist hingegen die Sache mit der Pressefreiheit. Wenn etwa der Südwestfunk eine einfache Beurteilung schreibt, in der es heißt, "Die Technik, die hinter allofmp3.com steckt, ist weiterhin richtungsweisend -- hier können sich ausnahmslos alle anderen Anbieter viele große Scheiben abschneiden", so ist das keine Werbung, wie es die Verbandsvertreter der Musikindustrie glauben machen wollen. Hier ist ganz ohne das Setzen der vieldiskutierten Links die Technik eines Anbieters mit der Technik anderer Firmen verglichen worden. Wenn das im Rahmen der journalistischen Berichterstattung schon nicht mehr erlaubt ist, dann sind wir auf dem besten Wege dabei, unseren Verstand bei der Musikbranche abzugeben. Vor vielen Jahren schrieb ich einen Text, in dem die von den Fraunhofern entwickelte MP3-Kompression als richtungsweisend bezeichnet wurde. Er erschien ohne Prüfung durch einen Justiziar in einem der schönen Blätter dieses Verlages in der hannoverschen Tiefebene. Heute ist das undenkbar. So weit ist das Umdenken schon gekommen.

*** Einen anderen Angriff auf die Pressefreiheit möchte ich nicht unerwähnt lassen. Am Mittwoch hat in den USA die Beugehaft der Journalistin Judith Miller begonnen. Für einen anderen Journalisten kann hier nur noch die letzte Feder geknickt werden. Im Alter von 90 Jahren starb Heinrich Schirmbeck, der sich gegen die Wiederbewaffnung, den NATO-Doppelbeschluss und die Irak-Kriege engagierte. Im Jahre 1957 schrieb er den heute kaum noch lesbaren Roman "Ärgert dich dein rechtes Auge", einen der ersten Versuche, den Einfluss der Computertechnik literarisch zu verarbeiten. Gestorben ist auch Peter Boenisch, den andere für einen großen Journalisten halten.

Was wird.

Lang war er angekündigt, der auf dem Ticket aufgedruckte Fingerabdruck der Lufthansa für das Boarding von Passagieren, die in unsicheren Ländern einsteigen, nur um dann in Frankfurt umzusteigen. Nun türmen sich die Bedenken, obwohl die Tickets nach dem biometrisch abgesicherten Betreten des Flugzeugs vernichtet werden sollen. Warum eigentlich? Gute Minutiae von Fingerabdrucken kann man nie genug haben, wenn man sich für biometrische Reisepässe entscheidet. Ein besonderes Kabinettstückchen zeigte dabei diesmal nicht der dem Vertrauen misstrauende Kanzler Schröder, sondern der Bundesrat mit seinem Zutrauen, dass die unausgereifte Technik bis zum 1. November perfektioniert sein wird. Ja, das wird was, wenn der Ärger mit den Visagen beginnt. Zumal die Experten sich noch über die Reife beraten werden. Wir sind Bananen-Software gewohnt und werden auch mit Bananen-Pässen leben können.

Ein weiteres interssantes Datum steht mit der Apachecon Europe ins Haus, wo nicht nur die Zukunft der Apache Software Foundation besprochen wird. Grundsatzreferate zur Geschichte der Computer und zur Open Source können in Stuttgart gehört werden, ehe sie in den zahlreichen Blogs auftauchen, die für eine Konferenz dieser Art selbstverständlich sind.

Kein Bock auf Stuttgart? Richtig, Tübingen ist viel schöner. Dort wird in der nächsten Woche am Wilhelm-Schickard-Institut ein kleines, feines Computermuseum eröffnet. Dort finden sich die Geräte, die nötig waren, damit Microsoft eine kleine, profitable Softwarefirma werden konnte. Das bringt mich zu einer weiteren Vorankündigung, dem Start des Sommerrätsels im WWWW. Vier Wochen lang wird hier das Sommerloch mit Rätseln in den verschiedensten Sparten getunnelt, von der Soft- bis zu der Hard- und Wetware. Zum Einstieg in das Spaßspielchen hier links ein Bild, das einerseits auf ein kommendes Ereignis in den Niederlanden hinweist, andererseits erklärt, wie intelligent doch Menschen sind. Die Frage dazu: Aus welchem Material war das "Original"?

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/61538

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #29 am: 17 Juli, 2005, 05:24 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich -- und wirft zur Feier des Sommers ganz ungewohnte Fragen auf.

Aus irgendeinem ominösen Grund mag das heise-CMS momentan die Bilder in dieser kleinen Wochenschau, in der das Sommerrätsel so hoffnugnsvoll starten sollte, nicht. Bis das -- hoffentlich bald -- korrigiert ist, gibt es die Wochenschau mit Sommerrätsel-Fragen, aber mit Platzhaltern statt der notwendigen Bilder. Möge der Leser die Probleme verzeihen und anhand der Fragen schon in Vorfreude auf das komplette WWWW mit Bildern schwelgen.

Was war.

*** Sommer! Löcher! Rätsel! Ja, es hat ein wenig gedauert mit den Vorbereitungen, doch heute startet das große Hal-Faber-Sommerrätsel in vier Teilen, das uns über diese spezielle bleierne nachrichtenarme Zeit bringen soll. Die Idee zum Rätseln kam mit der Frage, welcher Mensch auf eine alles entscheidende Frage mit "42" antwortete? Doch solche wahrhaft einfachen Fragen haben natürlich nichts in einem Sommerrätsel zu suchen, das in die Abschnitte Hardware, Software, Wetware und 640 Byte "denkwürdige Sätze" gegliedert ist. Zum Auftakt ist die "Hardware" dran. Ursprünglich hatte ich daran gedacht, einfache Fragen zu stellen, die aufmerksame Leser einfach beantworten können. Doch nehmen wir nur eine einfache Frage wie diese hier: "Welches dieser Mädchen hat es nie gegeben: Tanja -- Lara -- Jeanny -- Angela?" Schon ist man hübsch in der Bedroullie. Tanja kennen wir alle, aber was wissen wir schon von Angela? Kann sie überhaupt mit Stöpseln umgehen?

Wenn die Bobos, ähem, die "Multimedia-Entscheider" erklären, lieber Merkels Gemurkse statt Schröders Geeiere an ihrem Planschbecken etragen zu können, so hat das Folgen. Die Pressemitteilung formuliert es so: "Und doch hoffen Internet- und Multimedia-Entscheider auf einen Wechsel, weil schlimmer kann das Gestöpsel nicht werden." Vom Gemurkse über das Geeiere zu Gestöpsel: Vor Fehlschaltungen im Gedankenblitz sind multimediale Entscheider nicht gefeit.

Fragt sich nur, was auf dem nebenstehenden Bild rechts (wie bei den anderen Bildern fördert ein Klick eine vergrößerte Ansicht zu Tage) gestöpselt wird. Wie heißt diese Maschine?

*** Wir sind flexible Menschen und müssen alle einfach mehr stöpseln, schalten und merkeln, dann geht es schon voran. Bayern und Nordrhein-Westfalen machen das vor, bei der Rechtschreibreform wie bei PISA. Nehmen wir nur eine Frage wie diese hier: "Du musst unter Windows ein neu installiertes Programm häufig aufrufen und möchtest einen schnelleren Weg zur Verfügung haben als über das Start-Menü. Was unternimmst du?"
Ja, was unternimmt man eigentlich, wenn die Lernleistung an einem Windows festgenagelt wird, das über ein Start-Menü ausgeschaltet werden muss? Ein klarer Fall für die deutsche Industrieinitiative D21, die sozial Schwache auf einem Bildungsrad im Internet strampeln lassen will, bis der Besenwagen kommt.

Damit ist gleich die nächste Frage auf dem Tapet, gewissermaßen von der Initiative D21 gestiftet: Welches Bildungsrad wird hier auf dem Bild links gedreht?


*** Ganz ohne Super-Terrordatenbank und extremer Langzeit-Speicherung von Verbindungsdaten haben die britischen Behörden mit den probaten Mitteln der Kriminalistik und der Aufzeichnungen aus den Überwachungskameras die Selbstmordattentäter identifiziert. Das Grauen ist damit größer geworden, denn die Theorie, dass feste Grenzen, Bio-Pässe und große Datenbanken ein Bollwerk gegen Al Kaida sind, kann entsorgt werden. Die Attentäter waren Briten, umgeben von guten britischen Staatsbürgern, die Sache ist einfach hip. War da zuvor ein Hilfeschrei? Wir wissen es nicht. Es mag verdreht vorkommen, aber die Diskussion in Großbritannien erinnert mich an einen Satz, den der Staranwalt der Open Source, Lawrence Lessig über seine Jugendzeit als missbrauchter Chorjunge zu Protokoll gab. "Das wahre Böse ist nicht der Hitler. Das Böse sind die guten Deutschen. Das Böse sind all die Menschen, die nur einen verdammten Telefonhörer nehmen mussten und die Sache hätten stoppen können."

Zu diesem Thema eine Frage zu stellen, erscheint verboten, und dennoch: Ist dies auf dem Bild rechts ein Werkzeug des Terrors?

*** Vor 60 Jahren, als die Menschen noch in klobige Handy-Talkies sprachen, wurde die erste Atombombe gezündet. Mit ihr begann das nukleare Wettrüsten, bei dem mittlerweile auch Länder wie Pakistan, Iran und Nordkorea teilnehmen.
Immer noch hat der Mensch alle Chancen, sich schnell von dieser Erde zu verabschieden, natürlich in einer Allianz aller Gutwilligen. Noch ist keine Bombe bei eBay oder Amazon zu haben, die in ihrer Geburtstagslaune alles Mögliche verhökern. Nur unsere Nachfolger sind schon zu haben. Sie sehen so doof aus, als müssten sie mit Bananen wie der nebenstehenden gefüttert werden.

Aber halt, die Frage steht noch aus. Die Banane auf dem Bild links war eine Vorstudie zu welchem Gerät?

*** Heute vor 50 Jahren -- wir tasten uns an die Gegenwart heran -- eröffnete das erste Disneyland seine Pforten für besonders prominente Besucher wie den Kapitalistenhasser Chrustchow. Passend zum Jubiläum fängt die Firma Disney an, ihren Besuchern auf die Finger zu schauen. Wie beruhigend, wenn Offizielle erklären, es würden keine kompletten Abdrucke, sondern nur die Minutiae genommen.
Zur eindeutigen Identifizierung, zur Speicherung für künftige Erkenntniszwecke reicht das völlig aus. Und nein, Kinder sind nicht betroffen, schließlich soll die Kindheit eine Zeit der Unschuld sein.

Hier auf dem Bild rechts spielt ein Kind mit einem Prototyp. Es ist die Vorstudie zu welchem Gerät?


*** Lange ist es her, dass in diesem Wochenrückblick Shakespeare bemüht wurde. Zu mühsam schleppte sich die Prozessgeschichte von SCO über die Ebenen, als dass sie vom großen Barden kommentiert werden musste. Nun aber ist es an der Zeit, zu seinen Werken zu greifen: "Wer den Leuten alles glauben will, was sie sagen, dem hilft nicht die Hälfte von dem, was sie tun." Mit der neuesten Veröffentlichung einer E-Mail steht SCO mit rauchenden Colts da, sieht aber nicht besonders überzeugend aus. Daran ändert auch ein von SCO hastig nachgeschobenes Memorandum nichts, das drei Jahre vor der besagten E-Mail verfasst wurde. In ihm gibt der beauftragte Experte eine erste Übersicht über zahlreiche Dateien, die geklauten Code enthalten sollen.
Und so sehen wir, dass die unendliche Geschichte eine unendliche Vorgeschichte hat, denn die Expertise des Experten speist sich aus seiner Arbeit an Coherent Unix.

Das bringt mich zu der schönen Frage, welches SCO-Programm diese Lochkarten hier auf dem Bild links abarbeitet bzw. welcher Computer hier gefüttert wird.


Was wird.

Für Diskussionsstoff sorgte die Meldung, nach der das viertägige Freilufttreffen What the Hack 150 Euro Eintritt kosten soll.
Enthalten sind bierzeltartig geschützte Vorträge, Strom und LAN, alles Dinge, die offenbar frei im Sinne von Freibier sein sollen. Zum Vergleich: Die ebenfalls bald startende Apachecon kostet 869 Euro; für 179 darf man gerade einmal einen halben Tag lang bei den Arbeitssitzungen zuhören. Selbst das Party-Ticket kostet noch 99 Euro. Gratis kommt also nichts, nicht einmal diese Wochenschau. Die Spannung steigt indes, mit welchem Betriebssystem die Duschen in der niederländischen Tiefebene geliefert werden.

Als Frage bleibt nur noch übrig, wie hier auf dem Bild rechts geduscht wird.


Ein weiteres Sommercamp für Nerden und Nerdinnen findet etwas entfernt in Kansas statt, wo sich die Fans der richtigen Apples treffen. Sehnsüchtig warten sie immer noch auf die Anycard, die bislang größte Vaporware aller Zeiten. Mit feinsten Goldkontakten und vielen Mess-Ausgängen soll auch die deutsche Bastelcard auf dem Fest ihr Debüt haben, komplett mit ROM-Disk, RAM-Speicher, IDE- und WLAN-Anschluss. Doch warten wir es ab, denn Vaporware gibt es genug.

Die vorvorletzte Rätselfrage ist darum ganz einfach. Welche Firma machte sich mit welcher, auf der verlinkten Übersicht zu findenden Karte über welche Vaporware lustig?

Als nächste große Messe wirft die Berliner Funkausstellung bereits ihre Schatten mit allerlei neckischen Meldungen. Die lustigste Meldung ist allerdings eine Spekulation. Sie basiert auf der bereits bekannten Tatsache, dass Intel im Verein mit Apple die größte Ausstellungsfläche der IFA 2005 angemietet hat. Was dort zu sehen sein wird, dürfte nichts weniger als der iTunes Movie Store und das Digital Home sein, das Intel wie Apple so gerne erwähnen.

Der Blick nach vorn geht auch zurück: Welches Wohnzimmergerät aus dem Jahre 1995 ist hier auf dem Bild links zu sehen und warum scheiterte es?

Sommer! Sonne! Sand und Meer! Wellen wappen! Zu einem guten, zum richtigen Sommer passenden Schluss gehört ein solider Computer, mithin das Gegenteil aller Vaporware.

Und wie lang lief der auf dem Bild rechts zu sehende?

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/61771

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )