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Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)
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Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber) (Gelesen 218343 mal)
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SiLæncer
Cheff-Cubie
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #45 am:
09 Oktober, 2005, 00:30 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** "Nur mit einem Maximum an Kreativität hat Deutschland als Land der Ideen eine Zukunft!" Ich stelle mir vor, wie meine Leser die Augen verdrehen, bis das Weiße quillt. Geht es denn endlos weiter mit diesem Du bist Deutschland!. Muss dieser Hal Faber endlos darauf herumreiten, wie die Partner für Innovationen, die Einwohner der Parallel-Gesellschaft des materiellen und kulturellen Reichtums, des angenehmen Arbeitens und des Erfolges PR-Arbeit für ihre eigene soziale Schicht machen, im Bund mit denen, die immer noch ein bisschen mehr aus den Arbeitnehmern und dem Staat herausholen wollen und die immer asozialer werdende Gesellschaft predigen?
*** Aber nicht doch. Warum sollte ich mich wiederholen? Das mit dem Maximum an Kreativität gilt nicht der komischen Werbekampagne, sondern den Schwerstkopfwerkern und verkündet wurde es vom obersten Du-Tschländer Horst Köhler auf dem deutschen Kongress für Philosophie. Eine Veranstaltung übrigens, die sich mit mäeutischen Handreichungen der Frage widmete, ob Computer kreativ sein können. Ja, hat denn noch kein Philoso-Viehtreiber den blauen Schirm des Todes gesehen, der kreativen maschinellen Antwort auf das Höhlengleichnis? Und sollten wir nicht lieber darüber grübeln, was zur Hölle Die Welt zu Gast bei Freunden bedeuten soll? Muss man sich mit solchem Irrsinn herumschlagen angesichts einer erneuten Naturkatastrophe in Asien, die auch ohne die Schlagzeilen vom "Jahrhundertbeben" schon erschütternd genug ist?
*** Aber ja! Deutschland, du Land der Ideen, du brauchst Kreativität, Innovation, Flexibilität, Dynamik und natürlich, wie könnte ich das vergessen, Exzellenz -- nicht Jammerei, und noch weniger Mitleid, sei es mit dir selbst, sei es mit anderen. Du brauchst eine kreative Exzellenz-Initiative voll innovativer Dynamik, oder anders gesagt, du brauchst mehr Computer, mehr Schulen ans Netz, mehr Nikolausaktionen im Oktober. Du brauchst eine Mischung aus Professor Paul Kirchhof, Steve Ballmer und Berti Vogts. Oder merkeler noch eine Mischung aus Jens Nowotny, Professorin Miriam Meckel und Hasso Plattner. Deutschland, du Land der Dichter und Denker, du brauchst Lehrer ohne Pisa-Test und vor allem brauchst du ordentlich viel Kreativität, ordentlich auf West und Ost verteilt. Außerdem brauchst du Einnahmen.
*** Nehmen wir nur unsere niederländischen Nachbarn. Mit der Ausweispflicht und der dazugehörigen Ordnungsstrafe zeigen die Niederländer, wie man kreativ aus dem gegen den Terror angeordneten ID-Terror Geld macht. In den ersten neun Monaten erwischte man 3898 Kinder zwischen 14 und 15 Jahren ohne Ausweis, die dafür jeweils 25 Euro Strafe zahlen mussten. Das nenne ich ein ebenso kreatives wie gleichzeitig pädagogisch wertvolles Umgehen mit der eigenen Jugend! Da könnte sich das Land der Duzer und Durchstarter ein Scheibchen abschneiden. So kostet der allseits kritisierte neue ePass mit seiner biometischen Simulation von Sicherheit subventionierte 59 Euro. Wie wär es mit einem Feinderkennungsauschlag von 50 Euro für jeden nicht erfolgreichen Leseversuch der photogeshoppten Portraits, Kinder die Hälfte? Schließlich muss dort, wo die Maschine versagt, der deutsche Beamte eingreifen und der hat seinen Preis. Staatsbürgertechnisch wäre diese Regelung von großem erzieherischem Wert, lehrt sie doch die Biometrie ehren. Wer beim "Bezahlen per Fingerspitze" darauf abgerichtet wird, für ein paar Treuepunkte beim "integrierten Couponing" seine Fingerabdrücke an der Kasse herauszurücken, der hält am Ende die Hülle seines Körpers für eine billige Tüte, die nicht mal der grüne Punkt entsorgt.
*** Heute vor 50 Jahren fand die erste Ziehung der Lottozahlen statt. Heute glauben im Schnitt 20 Millionen Menschen an das Märchen vom Autowäscher zum Millionär und machen ihre Kreuzchen auf den Lottoscheinen. Ähnlich hingebungsvoll glauben eigentlich nur noch Blogger an das ganz große Glück, wenn sie lesen, welche Summen Firmen wie AOL hinblättern, um an die Software für die Veröffentlichung unvergleichlicher Einsichten zu kommen. "Nur wer phänotypisch was hermacht, hat gute Karten, wen aufzureißen," heißt es beim Leitblogger von T-Mobile, der nun in Großbritannien sein phänotypisches Talent beim mobilen Aufreißen mit Hilfe von Google zeigen soll. Dabei ist die eigentliche Sensation der Woche fast unbeachtet geblieben. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass ein Konzern wie SAP 850.000 Dollar in die Wikibude Socialtext steckt (die insgesamt 4 Millionen kassierte) und damit beweist, dass er besser als Microsoft oder Google und Sun versteht, wohin die Reise geht. Ja, auch das Internet braucht seine Krambuden des Wissens, wenn Goethe beim Chat mit Eckermann mal eben nachschauen kann, wie das eigentlich beim ollen Brockhaus gelaufen ist, damals. Und nein, noch hat niemand eine Ahnung, wie das mit dem Knowledge Drilling in Unternehemens-Wikis wirklich funktioniert. Dafür studieren alle das HeiseWiki, das Schatzkästlein gegen die verflachende Forumskultur, die Angebote wie das "enilnoesieh trollvoting" zur Aufgabe zwingt. Ja, passend zum Leif Erikson Day muss man leider konstatitieren, dass es keine großen Trolle mehr gibt: "I'm so tired" sang einst ein nachmalig zur Legende mutierter Popstar, der heute eigentlich 65 geworden wäre, in seinem einzig wirklich guten Song den finalen Kommentar zur Troll-Misere.
*** Anders als die eingebildeten, um Aufklärung bemühten Blogger wissen Journalisten, was sie für ein heikles Geschäft betreiben. Nehmen wir nur den Fall von Professor Neil Barrett, der in seinem letzten Buch "Traces of Guilt" seine Jugend beschreibt, wie er als edelster der edelmütigen Hacker zum jüngsten englischen Professor geläutert wurde. Über seine jüngste Konversion heißt es hier EU-Kommission benennt "Microsoft-Berater", dort hingegen EU Hires Criminologist to Monitor Microsoft . Doch anders als die von Blogcountern ausgezählten und von Blogstats leistungsmäßig überprüften Blogger weiß eigentlich niemand so recht, was ein Journalist ist. Das geheimnisvolle Dunkel, das uns 48.381 hauptberufliche Journalisten und Journalistinnen umgibt, ist nun von einer Studie erhellt worden: "Hal Faber ist ein 41 Jahre alter Mann, der aus der Mittelschicht stammt, einen Hochschulabschluss hat, bei der Presse arbeitet und in einer festen Beziehung lebt." Tja, doch wer wie Hal Faber als freier Journalist arbeitet, ist möglicherweise gar nicht erfasst worden, konnte in der stundenlangen Telefonbefragung gar nicht erklären, was er mit Schmiergeldern macht und wie er heikle Dokumente versteckt, aus denen er zitiert: "Der Anteil der 'Freien' liegt bei 25 Prozent -- nicht gezählt wurde das Heer der 'pro-ams', der professionellen Amateure: Leute wie Weblogger, die nebenberuflich Journalismus machen, oder Personen, die ihr Haupteinkommen durch Public Relations betreiben, weil sie vom Journalismus allein nicht leben können." Frei nach dem Motto, dass der Journlist immer vorne links im Taxi sitzt, blendet die Studie einen großen Block sozialer Wirklichkeit aus, wenn es heißt, dass 88,3 Prozent vom Wunsch angetrieben werden, die "Realität" abzubilden.
*** Doch die Realität ist gar nicht nett, sie ist eher nuttig aufgestellt. Händeringend mussten die schwarzen Reiter im Bundesinnenministerium suchen, bis sich in Potsdam Staastwanwälte auf Druck von oben bereit fanden, willig gegen die Zeitschrift Cicero vorzugehen. Kunstvoll wurde eine Razzia inszeniert, bei der sämtliche Festplatten verhaftet wurden, der eigentliche, von Otto Schily großspurig behauptete Geheimnisverrat jedoch nicht gefunden wurde. So bleibt zum traurigen Ende der rotgrünen Regierungszeit nicht nur ein Kanzler zurück, der sichtlich high im Fernsehen Krawall macht, sondern auch ein Innenminister, der sichtlich nicht begriffen hat, dass Geheimnisverrat und Informantenschutz zwei Seiten der Medaille sind, die er sich unbedingt umhängen will. So produziert Otto Schily eine Albernheit nach der anderen. Wie bei seinen Attacken gegen den Bundesdatenschützer redet der abgehalfterte Minister von der Rechtsunkenntnis einer Welt, die mit seinem dumpfen Rechtsverständnis nicht zu tun haben will. Wahrscheinlich werden wir bald isländische Verhältnisse haben, in denen der Staat ohne Hemmungen aus den E-Mails zitiert, die er auf den Festplatten finden wird. Was bleibt, ist die geschickt getarnte Aufforderung der letzten 68er im BSI, seine Mail-Konten im demokratischen Ausland zu führen.
Was wird.
Trotz der albernen Identifikations-Strafsteuer in den Niederlanden hat uns Poldawien einiges voraus.. Etwa die Stadt Amsterdam, die immer wieder für schöne Kongresse gut ist. Hier finden sich die Nahfunk-Freaks zum großen RFID-Kongress ein, bei dem nicht nur Metro über die segensreichen Chips predigt. Eine Woche später finden sich in dem Hotel Krasnapolsky, in dem Geburtstagskind John Lennon mit seiner Yoko Ono das große Bett-Happening zum Frieden in der Welt zelebrierte, das Treffen der quelloffenen Programmierer von O'Reillys Gnaden statt, gepaart mit der Makefaire des bezaubernden c't-Nachfolgers Make. Und in Deutschland wächst die schier unerträgliche Spannung um die kommende Regierung derweil Tag für Tag ins Gigantische, fast schon Überspannte -- wenn man den realitätstüchtigen Journalisten Glauben schenkt, die mit maximaler Kreativität schreiben. Wolle mer se rauslasse?, jodelt die versammelte Meute vor der Parlamentarischen Gesellschaft. Ach nein: Dann doch lieber ein reales Leben in der Realität, auch wenn das mit der Straßenbahn des Todes zum Edeka des Grauens führt.
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http://www.heise.de/newsticker/meldung/64723
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SiLæncer
Cheff-Cubie
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #46 am:
16 Oktober, 2005, 00:36 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Chad Kroski hat natürlich recht: "Meist ist es die Verkäuferin, die noch scheißer drauf ist." Deswegen hakt es ja bei uns mit dem Konsum und deswegen ist der Aufschwung weniger als ein Klimmzug. Aber hier, in dieser kleinen Wochenschau, hakt es noch schlimmer. Meistens ist Hal Faber am scheißesten drauf und die Sicht der Welt so negativ, dass sich die nur noch gelegentlich vorbei schauenden Leser erschüttert mit Alt-F4 abwenden, genau wie beim neuen Asterix, der einfach nur Scheiße ist. Also bitte, ab jetzt keine platten Witze mehr, sondern prall aufgeblasene, die im Zeichen der geistig moralischen Doppelwende einen sanften Optimismus verkünden, wie ihn der Angie-Bär mit Münte-Brummstimme an klassischer Holzwolle-Füllung verkündet. Mit Schwung und Optimismus kommt heute nur das Positive in meine Kolumne und, was noch anti-scheißerischer ist: Kein Tier musste dafür leiden, dass diese Kolumne verfasst wurde. Alles ist gut, selbst die Vogelgrippe noch, die dem optimistischen Techniker die Steilvorlage zur CCD-Seuche gibt. Alles, was ist, ist gut und wird, um es mit Chad Kroski zu sagen, noch guter.
*** Freuen wir uns am real existierenden Egoismus des pursuit of happiness der Volksgemeinschaft. Freuen wir uns, wenn 'Siggy Pop' Gabriel tatsächlich Umweltminister wird und damit ein Ressort bekommt, das er niemals ernst nahm, als er noch in Niedersachsen präsidierte: Früh biegt sich, was ein großer Koalitionär werden will. Freuen wir uns über den sanften Wind des Opportunismus, der dieses unsere Land beflügelt. Unser sattes Land feiert heute das 60. Jubiläum des Welternährungstages und gibt folgerichtig den Afrikanern die Verantwortung für eine gute Regierungsführung und gute Ernten. Mit gutem Vorbild geht es voran, wenn in der Koalition Kürbisse und Kartoffeln größer werden, die Tische sich wieder biegen unter dem, was Deutschlands Bauern aus dem deutschen Boden holen werden. "Frieden. Essen. Nicht mehr Menschen, als die Erde ernähren kann. Das ist das Problem, das wir lösen müssen": Mit diesen Worten verabschiedete sich Charles Percy Snow 1980 kurz vor seinem Tod von der Öffentlichkeit.
*** Im Oktober 1964 war dieser Lord Snow nach dem Sieg der Labour Party der wichtigste Sprecher als parlamentarischer Staatssekretär im neu gegründeten "Ministry of Technology", der sich unermüdlich für neue Technologien einsetzte. An diesem Samstag, an dem ich die 1. optimistische Wochenschau schreibe, wurde Percy vor 100 Jahren in Leicester geboren. Als talentierter Chemiker war ihm eine der größten Karrieren im Vereinten Königreich beschieden, doch verrechnete er sich gnadenlos bei den Versuchen, in den Cavendish Laboratories von Lord Rutherford das Vitamin A künstlich herzustellen. Als Autor von wissenschaftlich angehauchten Krimis konnte C.P.Snow überleben, bis er das britische Gegenstück zum amerikanischen Wissenschaftsorganisator Vannevar Bush wurde. Der Weltruhm kam indes mit einer Rede, die er am 7. Mai 1959 punkt fünf Uhr zum Tee in Cambridge hielt und eigentlich "Die Reichen und die Armen" heißen sollte. Unter dem noch viel schwabbeligeren "Die zwei Kulturen" wurde sie bekannt. Im Kern geht es um eine Differenz:
-- jeder Progger weiß, was 42 bedeutet (und kann den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik im Schlaf herunterbeten). Entropie, anyone?
-- jeder humanistisch gebildete Mensch weiß, was ein Sonett ist, ohne gleich mit selbigem die nächste Passstraße herunterzubrettern. Rhizom, n'est pas?.
*** Wer sind die Armen, wer die Reichen? Wie können sie sich überhaupt noch verständigen? Gibt es überhaupt noch einen gemeinsamen Bezugspunkt der Kulturen, wenn die einen in ihrem defekten dissertationsdichten Brockhaus blättern und die anderen an ihrer Wikipedia herumfälschen, bis sich die Balken biegen? "Die Welt fällt auseinander, es gibt kein Zentrum mehr", heißt es in William Butler Yeats' Gedicht The Second Coming. Die Welt ist aus den Fugen, hauchte Katja Rieman in ihrer besten Rolle als Sabine Strohe(i)m in Nick Bantocks "Wiederentdeckung der Leidenschaft".
*** Wir blättern um und blättern zur hohen Kunst der Fuge. Mit Angie gilt es heute, die letzten Frontschweine des Rocks zu feiern! Damals, vor 20 Jahren, als Intel am 16. Oktober seinen wun-der-bar-en 80386DX vorstellte, endete die große Zeit der Headbanger. Man erzeugte Kinder und bebrütete Geschäftspläne, die freie Gesellschaft über ein Netzwerk selbstverwalteter Betriebe hintenrum einzuführen. Was bleibt, wenn Fischer und Trittin abziehen, wird abgezapft.
*** Der gute Vorsatz, optimistisch in die bipartisane Zukunft zu blicken, wurde in dieser Woche nur durch Otto Schily torpediert. Wie wird es eigentlich weiter gehen mit der Freiheit von Wort und Bild, wenn aus Zufallsfunden neue Anklagen konstruiert werden können? Schon biedern sich breitschenkelig die Speichelleckerinnen an, die ein 1936 von den Nationalsozialisten erfundenes "Dienstgeheimnis" nach Paragraph 353b höher werten als die Pflicht zur Aufklärung durch Journalisten. Alle beschlagnahmten Festplatten werden bis zum letzten Bit durchsucht, doch buchen wir die hanebüchenen Vorwürfe von der "Verletzung eines Dienstgeheimisses", dass es noch weiter geht, im Herbst des Patriarchen Schily.
Was wird.
In meinem Schädel habe ich ein wunderbares Bild gespeichert, das ich gerade nicht googlen kann. Zwei Offiziere sitzen da bei ihrem Abschiedsmal zu Haarlem oder Amsterdam vor einer großen Schlacht. Die Sonne scheint herein von einem großem Platz, auf dem die Pferde warten, und drängt. Sie werden viele töten müssen. Das Schlechteste ist nicht, an dieser Stelle noch einmal auf eine Konferenz hinzuweisen, die zeigt, wie das Leben ganz einfach weiter geht.
So positiv gestimmt kommen langsam die Big Bother Awards ins Auge, die in der offenbar von Frank Sinatra gegründeten Stadt Bielefeld verliehen werden. Die eigentlich betrübliche Verleihung der Datenkraken wird ab dominae Angiae eine spaßige, lustige Sache für Aus- wie Inländer: Es gibt in Deutschland weltoffene Menschen im Sinn von Kanzlerin Merkel, die das gesamte Ausland nach Deutschland einladen. Was kümmern uns schon Melilla oder Ceuta, die stehen ohnehin nicht im Katalog von t-lour, Cook und Dr. Snuggles.
Mit Chad -- ich tu was gegen die Scheißlaune -- Kroski begann die optimistische gestimmte Wochenschau, mit Chad Kroski gilt es, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Denn in ihr ist nicht nur die Verkäuferin noch scheißer drauf, sondern auch bald nach den Gesetzen der Arithmetik in seinem Bett: "Arithmetik der Stimmungsmache und apropos Kaffee, vielleicht hat sie ja Lust, morgen welchen zu kochen." Verkäufe sind's, die uns den Aufschwung bringen. Damit jeder kapiert, wie das geht, wirbt Microsoft seit Jahren mit der sagenhaft erfolgreichen Firma Contoso, die nunmehr rollenbasiert das gute Vorbild für den großen Umschwung abgeben wird. Ab dem 18. Oktober wird diese virtuelle Musterfirma von Chad Kroski in den "T-Punkt Business-Contoso-Centern" mit der "vollen Beratungskompetenz" von Microsoft und T-Com "hautnah erlebbar" sein, heißt es in der Einladung. Eine hautnah erlebbare virtuelle Firma, das ist genau das, was jetzt gebraucht wird. Oder, um es mit den einschlägigen Blogotomanen zu formulieren: Wir füllen jede Tüte.
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SiLæncer
Cheff-Cubie
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #47 am:
23 Oktober, 2005, 03:26 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Guten Tag. Ich komme heute schnell zur Sache, wir haben ja nicht ewig Zeit hier. Mein Name ist Faber, Hal Faber 2.0. Vergessen Sie das Genörgel von dem Typ, der hier die letzten 294 Kolumnen geschrieben hat. Ab sofort ist dies eine Power-Kolumne für das erfolgreiche Bissness 2.0 im Web 2.0 mit Open Source 2.0 betrieben im Internet 2.0 mit Desktops 2.0. Ich könnte auf all diese Begriffe verlinken, denn sie sind in der frisch vergangenen Woche mehrfach gefallen, doch wir haben ja keine Zeit zu verlieren mit dem Bissness. Es ist Schluss mit lustig. Hal Faber 2.0 ist wie der neue Bond, umwerfend gut aussehend und unglaublich fit. Die Installation eines unerhört dynamischen, gewissermaßen mit XMLHttprequest fortlaufend aktualisierten Hal Faber wurde von der heise online-Redaktion nach eingehender Studie dieses Videos beschlossen, das zeigt, wie bei Microsoft der dynamische Typ 2.0 geformt wird. Das geht ruckzuck, wir haben ja keine Zeit. Eigentlich müsste es mit Erziehung 2.0 in frühester Kindheit einsetzen.
*** Hal Faber 2.0 setzt Akzente. Wenn im knallharten Geschäft 2.0 niemand Zeit verschwenden werden darf, um unter die Top 100 im Bissness zu kommen, muss alles weg, was Zeit kostet. Schluss ists mit langsamen Betriebssystemen, die eine Ewigkeit zum Booten brauchen. Hal Faber 2.0 setzt auf das von Joe Muczka Jr. (vulgo: 2.0) präferierte intelligente Zeta. Und gleich dazu das passende, zackig die Sache auf den Punkt zwischen 2 und 0 bringende PR-Statement: "Muczka's Bilder hängen beispielsweise auch bei Porsche-Chef Wiedeking oder den Zaubervirtuosen Siegfried und Roy", heißt es zur Bedeutung des impulsiven Künstlers, der wie kein zweiter Betriebssysteme porträtieren kann. Was bei Wiedeking hängt, installiere ich auf meiner Pladde.
*** Hal Faber 2.0 setzt nicht nur Akzente, sondern stellt sich blitzschnell hinter markige Düfte, die andere setzen. Jawoll, reden wir doch vom Vorrang für die Anständigen, das ist das richtige Motto, gegen die Abzocker und Parasiten. Auch hier zeitsparend kurz und knackig das Statement der Woche, die Clementia praecox:
"Biologen verwenden für 'Organismen, die zeitweise oder dauerhaft auf Kosten anderer Lebenwesen — ihren Wirten — leben' übereinstimmend die Bezeichnung 'Parasiten'. Natürlich ist es völlig unstatthaft, Begriffe aus dem Tierreich auf Menschen zu übertragen. Schließlich ist Sozialbetrug nicht durch die Natur bestimmt, sondern vom Willen des Einzelnen gesteuert."
Woraus geschlussfolgert werden kann, dass man wohl noch von Parasiten reden darf, was ja, wie die Ministeriumssprecherin Andrea Weinert versicherte, "volksmundig" ist und journalistische Sprache obendrein. In Sprache 2.0 sind Parasiten in, ist der Begriff Volksverhetzung einfach überflüssig. Und wenn das Bundesministerium schon die Biologie bemüht, dann hat es sicher seine Richtigkeit, wenn Parasiten in der Landwirtschaft zum Zuge kommen. An der frischen Luft kommt man nicht auf dumme Gedanken, sich etwa um eine bemerkenswerte Mitteilung des mit seinen Mietern leidenden Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen zu befassen, bei dem Juristen zu der Auffassung gekommen sind, dass Menschen menschenwürdig wohnen sollten, Heizung und Warmwasser inklusive. Sollte sich diese Auffassung von höheren Gerichten bestätigt werden, so dürfte der kommende Arbeits-Münister eine weitere Software-Änderung bei T-Systems bestellen können.
*** Auch wenn deutsche Gerichte strebend sich bemühen, so gibt es keinen Zweifel mehr, dass am Hackbrett Artensterben herrscht: In der Welt 2.0 sterben die Hacker aus, weil alles 2.0 wird, selbst Microsoft 2.0 von der Open-Source-Szene umarmt wird und nur bei den Hackern das Generations-Upgrade nicht funzt. Das beklagen die, die den Code anderer aufreißen wie die, die Code schreiben. Doch was führt zu einer Szene, in der es jede Menge Alterspräsidenten und eine schlecht funktionierende Hacker-Meritokratie gibt? Verblödet die ewige Suche nach Exploits und Buffer Overflows vielleicht die intelligentesten Menschen? Oder ist es wirklich, wie die Szene meint, der schizoide Alltag mit dem dauernden Gebrauch von Linux, während man eigentlich doch nur mit dem Hacken von Windows-Boxen Anerkennung finden kann? Wahrscheinlich ist die Sache viel einfacher. Eine Generation Handy, die SMS-Kürzel besser als Assembler beherrscht, hat einfach nicht mehr die Zeit, sich intensiv mit komplexen Sourcecodes zu beschäftigen. Die Hardware siegt über die Software und schon der grottige Unsinn, alles zur 2.0 zu deklarieren zeigt, dass nicht nur die Hacker ein Nachwuchsproblem haben.
*** Also doch, offensicht hat da jemand zu viel American Psycho geschmökert — und einen Kolumnisten nach Batemans Gusto, wer möchte den schon? Aber ach, das Bissness will's anders, behaupten die Protagonisten eines Lagers, das wohl mal New Economy 2.0 werden soll. Also, was soll's, mit Deutschland 2.0 sind wir Deutschland, bist Du Papst, sind wir eine Enzyklopädie, bist Du 86 Millionen, sind wir eine multiple Persönlichkeit. Was soll man von einem Land halten, dessen Einwohnern man eine Krankheit diagnostizieren muss, die es möglicherweise gar nicht gibt? Es kann sein, dass sich diese Frage heute viele Saarländer stellen: Warum nur haben wir vor 50 Jahren nur für die Rückkehr "ins Reich" gestimmt, wie der gestandene Saarbewohner Rest-Deutschland heute noch nennt? Melancholie macht sich breit, Deutschland 2.0 stürzt mit einem Bluescreen ab und wir ziehen uns zurück an den heimischen Herd, flüchten vor Hartz IV, großen Koalitionen, vor Amtsantritt bereits demontierten Superministern und endlich zum Ende kommenden Volkssängern in die treudeutsche Gemütlichkeit der Version 1.0. Wirklich? Dann doch lieber Bateman 2.0 mit Lemmy und seinen 30. Geburtstag feiernden Geschwindigkeitssüchtigen als Sound zum Reboot.
Was wird.
Nicht nur Hal Faber 2.0 kann kurz und schmerzlos seine Geburt feiern. Am nächsten Donnerstag freut sich ein echtes Glückskind darüber, den Scheitelpunkt des Menschenlebens erklommen zu haben, die 50, an der man gerne innehält und darüber nachsinnt, was alles schon Geschichte geworden ist, seitdem man den Hobbyisten einen offenen Brief schrieb. Sehen wir einmal Gates nicht mit den Augen des Wikipedia-Häuptlings, der verärgert über E-Mail Foren befüllt, betrachten wir ihn einmal nicht als Microsoft-Zar, der seiner Konkurrenz keine Träne nachweint, sondern einfach als His Billness, als Mensch, als Troll, als Fan, der volle zwei Tage fast nichts verdient und einer blonden Kanadierin nachtrauert, die aus einer Fernsehserie verschwunden ist. Hier und heute stellt sich natürlich die Frage, ob es auch einen Bill Gates 2.0 geben kann. Einen altersweisen Menschen, der versteht, dass OpenDocument-Formate der Ersten Welt genauso helfen können, wie Medizin und Impfstoffe in der Dritten. Ted Hoff hat übrigens auch an diesem Tag Geburtstag. Doch was ist die Erfindung des Mikroprozessors gegen die Erfindung von Microsoft? Eben.
Ein Datum habe ich noch, auch wenn es nur ein etwas Krummes ist: Heute vor 18 Jahren lehnte der Senat der USA mit 58 zu 42 Stimmen die Berufung von Robert H. Bork zum Richter am Obersten Gerichtshof ab. Bork, der als Verb "to bork" in die amerikanische Sprache eingehen soll, hängt einer Rechtsauffassung an, die die Privatsphäre ablehnt. Die Auseinandersetzung um seiner Berufung an das höchste US-Gericht führte dialektisch korrekt zum Video Privacy Protection Act. Womit ich besonders elegant und schnell bei der Verleihung der fünften deutschen Big Brother Awards angelangt bin, mit denen die Systems-Woche endet. Wo? In Bielefeld 2.0 natürlich.
Aber was sind schon Große Brüder, Bill Gates 2.0 oder gar Deutschland 2.0 gegen die wahren Helden? Eigentlich gibt es ja heute ganz andere Jubiläen zu feiern, tauchte doch der Nick des guten Geistes aller Forenposter und Schrecken aller Trolle und Foren-Batemans vor genau fünf Jahren zum ersten Mal auf. Das nenne ich mal einen Geburtstag, und reiche aus diesem Anlass Glückwünsche in bildlicher Form weiter, courtesy of MangOr (und einiger anderer Ideenlieferanten aus den Heise-Foren). Und ja: Einmal klicken wäre sinnvoll, nicht für einen Komik 2.0, aber doch für eine anschaulichere Darstellung.
Quelle und Links :
http://www.heise.de/newsticker/meldung/65245
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Letzte Änderung: 23 Oktober, 2005, 03:26 von SiLencer
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #48 am:
30 Oktober, 2005, 00:29 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Es wäre zu schön gewesen, aber auf mich hört ja keiner. Das alberne Gerede vom Web 2.0 und die Verhimmelung der Open Source 2.0 sind erst der Anfang. Schon tauchen Konferenzen auf, die bedeutungsvoll When 2.0 fragen. Die Freude auf die Blase 2.0 ist unverkennbar. Das Geld sitzt locker und der Verstand auch. Einzig die Frauenkirche verdiente die Bezeichnung 2.0, Friede sei auf Erden. Aber nein, sie hat das wiedererstandene Original zu sein. 2.0 ist schwer angesagt und offenbar unausscheidbar, wie die Kugelmachung. Wer erinnert sich schon an Borlands ObjectVision 2.0, das mit defekter Installationsroutine kam, dafür aber die Telefonnummer eines Pfarrers als Hotline im Handbuch verzeichnete?
*** Vielleicht ist MS-DOS 2.0 Schuld daran, dass 2.0 so einen guten Ruf hat. Es war das erste DOS, das komplett von Microsoft entwickelt wurde und konnte erstmals mit Festplatten umgehen. Auf den Gedanken hat mich der Geburtstag von Bill Gates gebracht, den andere 2.0-mäßig doppelt ausgewogen feierten. Doch noch fehlt ein hübsches Halloween-Dokument als passendes Geburtstagsgeschenk neben dem üblichen Geburtstagsständchen, zu spielen mit dem Windows Media Player. Aber war es wirklich der freie Wille von Bill Gates, der reichste Mann der Welt zu werden?
*** Niemand möchte gerne einen Big Brother Award geschenkt bekommen. Das wird bei Otto Schily nicht anders sein, auch wenn dieser überzeugt ist, dass ihm kein Datenschützer etwas vormachen kann. Derweil geht das große Rätselraten um den geheimen Teil der großen Biometrie-Studie Bio PII weiter. Der oberste Datenschützer behauptet, die Tests zur Überwindungssicherheit der neuen Reisepässe nie gesehen zu haben, während Otto Schily Obscurity by Security zum Staatsprinzip macht. So kommt es, dass Deutschland einen Pass bekommt, über den es keine öffentliche Diskussion gab, den kein demokratisch gewähltes Gremiun befürwortete und über dessen Sicherheit ein Dutzend Spezialisten Bescheid zu wissen behaupten. Den Rest Unsicherheit regelt ein Verbot ab: Nur Behörden dürfen den Pass auslesen. Wer Märchen 2.0 mag, der höre den Analysten von Booz Allen Hamilton zu: "Biometrische Ausweise müssen neben der öffentlichen die privatwirtschaftliche Seite mit einbeziehen, um die Tragfähigkeit der Investitionen sicherzustellen."
*** Was die Investitionen in der deutschen Wirtschaft anbelangt, so sind die 1 Euro-Jobs ein schönes Beispiel, hier aus dem ehrbaren Handwerkerleben. Wenn man klug wirtschaftet, macht man ein hübsches Plus und kommt dazu an Mitarbeiter, "die Sie dazu noch völlig ohne Risiko ausgiebig testen können". Betasten der Ware ausdrücklich erwünscht, müsste man bei dieser Sprache ergänzen. Leider wird lieber darüber diskutiert, wie hoch die Missbrauchsquote ist und wie der Datenschutz so gelockert werden kann, auf dass Bezieher von Arbeitslosengeld II ausgiebig beleuchtet werden können. Wer arm dran ist, verliert das Recht auf informationelle Selbstbestimmung.
*** Mit den Alarmpfeifen der Angst leben wir in der Gefahrenzone des Alltags und nur das Pervasive Computing der alles registrierenden intelligenten Dinge gibt einen letzten Rest Sicherheit, per RFID in großen Datenbanken mütterlich gehegt. Die Amerikanerinnen Katherine Albrecht und Liz McIntyre von der Verbraucherorganisation Caspian haben ein Buch über die Schnüffelchips veröffentlicht, das RFID-Hersteller vom Markt wegkaufen wollen, weil es zu unsachlich ist. Wie kann eine Technik so falsch dargestellt werden, wenn sie eine ganz simple Sache ist, die auch der dümmste Ladenbesitzer versteht. Das jedenfalls behauptet Bruce Sterling. Darum gibt es ja die Wahrheit 2.0.
*** Die Würde des Menschen ist antastbar, wenn er die Firma betritt. Siemens ist ein schönes Beispiel. Im Frühjahr 2003 stellte ein Manager der zentralen Personalabteilung Anzeige gegen unbekannt, weil ein anonymer Brief den Betriebsrat beschuldigte, Protokolle zu fälschen. Ein Staatsanwalt bittet Siemens, "entsprechende Einträge in Ihren Computern aufzubereiten". Ein Hausdetetektiv beschlagnahmt 18,3 Gigabyte an Maildateien, die beim Betriebsrat aufgelaufen sind. Insgesamt sollen es 70.000 Dateien sein. Nun schreibt kein Mitarbeiter mehr vertrauliche Mails an den Betriebsrat, denn das Vertrauen ist hin. Wer bittet denn da um Diskretion? Eine Firma, die weiß, wie diskret geölt wird. Und offenbar Hersteller von Lebensmitteln ist.
*** An dieser Stelle muss ich auf Judith Miller zurückkommen, die ich mehrfach in diesem Wochenrückblick erwähnt habe. Mittlerweile ist die Star-Spürnase in Plamegate verwickelt und wird wie eine Aussätzige behandelt. Dass sie eine begeisterte die Irak-Intervention rechtfertigende Journalistin war, wird ihr jetzt vorgehalten – doch das hat jeder auch vorher von ihr lesen können. Festzuhalten ist, dass Judith Miller in Artikeln keine Namen genannt hat und ihre Quelle geschützt hat, Wer dieses Vorgehen für richtig hält, muss noch lange nicht den speziellen journalistischen Patriotismus mögen, den Miller vertritt. Dafür kann er sich vielleicht an der Klage gegen Lewis Libby erfreuen, von der halben Welt als möglicher Anfang vom Ende einer seltsamen Regierung betrachtet, die einen Krieg auf Basis von Falschinformationen durchsetzte und immer noch eine Armee ohne Plan durch fremde Länder stapfen lässt. Ein durchgeknallter iranischer Präsident dürfte Bush da als Helfer beim Pfeifen im Wald gar nicht ungelegen kommen.
*** Aber wer sagt, dass Bush die Amerikaner repräsentiert? Im Alter von 92 Jahre starb Rosa Louise Parks, laut Polizeibericht die "schamlose schwarze Person", die 1955 ihrem Platz im Bus sitzen blieb, auch als sich der Bus mit Weißen füllte, und die deswegen verhaftet wurde. Computerfreaks werden sich allenfalls an die Werbung von Apple erinnern, doch ihr Anspruch "Think Different" war etwas weiter gefasst. Ihr berühmter Satz I sit where I want to wurde nun mit einem iPod veredelt – oder verunstaltet.
*** Und, wenn wir schon gedenkend innehalten: Heute vor 120 Jahren wurde der große amerikanische Dichter Ezra Pound geboren, der wichtigste Förderer von James Joyce, William Butler Yeats und Ernest Hemingways. Als Judenhasser sondergleichen und Bewunderer des italienischen Faschismus wurde er von den Amerikanern 1945 für 25 Tage in einen offenen Käfig eingesperrt und schuf die in sechs Sprachen verfassten Pisaner Cantos, das größte Gedicht des vergangenen, des 20. Jahrhunderts. Vielleicht war Pound ein Genie ohne Verstand, aber dafür schenkte er der Welt das beste Brechmittel für alle, die derzeit das Wort Leitkultur dekrepitieren lassen. Nein, das Wort habe ich nachgeschlagen.
*** Nach der angeregten Musik-Debatte unter den Forumsteilnehmern erwartet vielleicht jemand, dass ich heute Oasis preise und mich dafür entschuldige, dass Motörhead immer noch nicht ausreichend gewürdigt wurde. Aber nicht doch. Ein zweiter Link geht darum heute zur größten führenden Business-Blog-Seite Deutschlands. Ärmere Schlucker mit musikalischen Ambitionen klicken hier.
Was wird.
Weil die Sommerzeit ausgeknipst ist, hat der Heisefan mehr Zeit, sich seinem Hobby zu widmen und die Foren zu lesen. Die Spannung steigt unerträglich, wie der Wettbewerb der großen Rivalen ausgehen wird. Siegt das Off-Topic-Forum oder schafft es das Politikforum? Der Kampf um den goldenen Heisig-Bär ist voll entbrannt. Oder sollte sich am Ende die Überwindung von Systemgrenzen als einfacher herausstellen als die Kluft zwischen den Foren?
Quelle und Links :
http://www.heise.de/newsticker/meldung/65554
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Letzte Änderung: 30 Oktober, 2005, 00:30 von SiLencer
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #49 am:
06 November, 2005, 00:10 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Nein, ich höre nicht auf das, was manche Foren-Leser mir raten. Sie lesen ja auch nicht das, was ich schreibe. Darum mache ich hier auch nicht den Lafo, den Müntefering in dieser Woche so großartig vorgeturnt hat, wie ein Fabian Hambüchen unter Dope. Hier hat es sich auch nicht nicht ausgestoibert, ich schreibe weiter, bis sie mir meine geliebte Northgate Omnikey aus den kalten, starren Fingern zerren, bis sich mein Euroscript-Fenster für immer schließt. Oder bis Heise meint, dass ich die werberelevante Zielgruppe nicht mehr erreiche: Shit Happens. Was sich unterdessen im Raumschiff Berlin abspielt, dieses Ballett der Generation V wie Versager, vom Kanzler, der die Plünnen hinschmeißt, zu seinem Erb(sen)prinz Münte bis zum typischen 68er Stoiber, das ist hat schon die Qualität eines niederbayerischen Bauernschwanks.
*** Für 35.481,60 Euro kaufte der Software-Distributeur Ashampoo eine Seite in der FAZ, damit Inhaber Rolf Hilchner, einstmals Vertreiber von Software-Lügendetektoren so richtig Dampf ablassen kann: Das Gegenstück zum Bauernschwank ist das plattdeutsche Bauerntheater mit dem Stück Es reicht! Sensibel assistiert vom hauseigenen Pressebüro Typemania. Natürlich wartet jedermann gespannt auf den zweiten Teil der Werbekampagne: "Es reicht nicht! Neuwahlen!" Wer standhaft ist, ist manchmal einfach nur im Schlamm stecken geblieben.
*** Achja, standhaft: An dieser Stelle müsste ein Lob auf Andrea Nahles nachgetragen werden, der Katalysatorin des heuschrecklichen Kollateralschadens. Als bekennende Trekkie hat sie halt einen geschulten Blick für die zweite Realität, in der die Kosmonautik groß im Kommen ist. Nun wird die Königsmörderin vom Zeitstrudel erfasst und mit miesen Männerphantasien angewichst, Doch leider ist die Aufsteigerin der Woche recht still und leidet mit ihrer Partei, die krumme Rücken fordert und damit nicht Leute mit einem Hüftschaden meint. Jaja, im wahren Leben ist alles einfacher als in der großen Konsultation: Wer die reine Liebe bis zum Lawinenabgang haben will, geht zu den Girls, der Rest zu Ficken 2.0.
*** Meistens ist es ein Grund zur Freude, wenn ein deutsches Wort seinen Weg in eine andere Sprache findet, zumal dann, wenn es Französisch ist, das nicht einmal "le Kindergarten" kennt. Nun hat Nicolas Sarkozy, die starke Hand im Kampf gegen den Terror, den Franzosen versprochen, er werde die Vorstädte "kärchern", das Gesindel wegspülen wie Frischgeflügel für die Dönerbuden. Beim schwäbischen Paradebetrieb Kärcher ist man nicht unbedingt erfreut, als Verb in Frankreich zu enden. Wenigstens bei uns muss nicht gekärchert werden: Die Gewalt nimmt zu, die Experten sind aber nur langfristig ein bisschen ratlos. Vielleicht explodiert ja nichts, genau wie gestern vor 400 Jahren, als London im Bombenterror unterzugehen drohte. An die darauf folgende 200-jährige Unterdrückung der Katholiken, die rote Hüte tragen mussten, erinnert heute noch eine Linux-Version.
*** Sarkozy hätte öfters ins Kino gehen sollen. Möglicherweise wäre er dann auch auf Filme von Pier Paolo Pasolini gestoßen, der in seinem Liebesgesang auf das Archaische schon in den 50ern und 60ern die Hoffnungslosen, die Abgeschriebenen, die auch von der Linken als Subproletariat Verunglimpften und heutzutage in modischer Harald-Schmidt-Diktion als Unterschichten ins Abseits Geschobenen gegen die Anfänge der Globalisierung verteidigte. Ja, Pasolini verteidigte das Volk – auch gegen Brechts Spruch in den "5 Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit", wer "in unser Zeit statt Volk Bevölkerung sagt, unterstützt schon viele Lügen nicht". Wer nie sein Brot mit Tränen aß, wird möglicherweise die Radikalität der Position Pasolinis nicht begreifen können – eine Radikaltität, die nicht wenige nach der Ermordung des bekennenden Schwulen vor 30 Jahren mit Häme oder Erleichterung reagieren ließ. Heute ist Pasolinis Kritik an einer Gesellschaft, die er als alltäglichen Faschismus des allgegenwärtigen Kleinbürgertums begriff, näher dran an den Aufständen in den Banlieues von Paris oder den Krawallen in Argentien als die Anmerkungen der aufgeschreckt umhereilenden Globalisierungskritiker, die nach Pasolinis Verständnis wohl selbst zur herrschenden kleinbürgerlichen Schicht gehören dürften.
*** Aber es gibt auch noch einfacher zu entschlüsselnde versteckte Botschaften als die der marodierenden Jugendlichen von Paris. Steganographie-Experten werden längst den Wettbewerb entdeckt haben, den die Financial Times Deutschland in ihrem Text über die quasselnden Drucker eingestreut hat. Ist es nicht wunderbar, welche Preise winken? 10.000 Flugmeilen bei miles&more, der größten Bewegungsdatenbank für deutsche Manager, die bei Flugmeilenaffären aller Art sicher noch einmal bereitwillig Auskunft gibt. Die Lösung des Steno-Rätsels wird sicher "Verkaufe uns all deine persönlichen Daten" sein, denn nach dem Big Brother Award ist vor dem Big Brother Award.
*** Mit Empörung soll Sony BMG darauf reagiert haben, wie die amerikanischen Konsumenten bei Amazon eine CD von Van Zant runterputzen. Während die Zanties sich über ihr Label distanzieren, gewährt das aufschlussreiche Rootkit-Gate gute Blicke auf die Bretter vor dem Kopf, die namhafte Spezialisten herumtragen. Nehmen wir nur die Süddeutsche Zeitung, die im "Digitalen Leben" die Konvergenz der Multimedia-Server im Wohnzimmer bejubelt und jetzt ganz streng fragt: "Aber was haben Musik-CD eigentlich in Computern zu suchen?" Ja, was wohl, wenn der angeblich simple Uninstaller weitere 3,5 MByte Programme auf die Festplatte schaufelt, die wiederum geheimnisvoll behandelt werden? So ändern sich die Zeiten und wir mit ihnen. Während mit Sony BMG dreckig programmierende Hacker Musik "schützen", sind die Hacker von gestern gefragte Sicherheitsberater. Und, wenn wir schon von Musik reden, dürfen nicht die Sex Pistols fehlen, die heute vor 30 Jahren ihr Debüt auf der Bühne hatten. Gut, sie waren absolute Kommerz-Scheiße gegen die richtigen Bands wie U.K. Subs, Killing Joke oder natürlich die Dead Kennedys und, weil wirklich politisch, die Clash. Dann lieber die Proleten von Sham 69 als diese verkappten Kunsthochschulen-Popper von den Sex Pistols, pflegte ein Freund in seligen Zeiten zu grummeln – und gab damit immerhin einer Gruppe den Vorzug, die als Vorläufer der Skinhead-Bands gilt und sich doch standhaft gegen die Anmutungen der National Front wehrte. Und wer ist schon Sid Vicious, der sogar am Bass gedoubelt werden musste: Einzig Johnny Rotten war wirklich nett – allerdings erst mit PIL und "This is not a Lovesong" (zu PIL gehörte auch Jah Wobble, immerhin). Seit dem London Calling, Leute, leben wir alle am Wasser.
Was wird.
Wir gehen weiter, ganz ohne Lafo und Salto, wir ertragen trällernd die Mühen der Ebenen, wir schleppen uns fort. Dieser unser aller Heise-Verlag könnte üppiger bezahlen und vor allem pünktlicher, aber es ist halt nicht so. Auf der anderen Seite lässt Onkel Heise seine Zuarbeiter nicht kostenlos schreiben, allein um der Ehre willen, die unsere Treue ist, ähem, natürlich unser Marketing. In einem großen Münchener Computerverlag ist das halt anders. Da trägt man als Autor seine Haut zu Markte und ist schwer glücklich, wenn der Name in der Branche regelmäßig genannt wird. Das erleichtert beim Gang zur Arbeitsagentur ganz ungemein. Diese Ferkelei hat übrigens zwei Opfer: Verarscht wird auch der Leser, der eine solche Publikation kauft und nur bezahlte Textanzeigen liest. Das IT-Journalismus nicht der krumme Gang zum nächsten Schließmuskel bedeutet, zeigt der Jonet-Tag in Hamburg, eine von Journalisten für Journalisten gemachte Veranstaltung, die längst ausgebucht ist: Es geht auch anders in den Ebenen.
Anderen geht es einfach nicht schnell genug. Vor dem Jonet-Tag trifft sich die Initiative D21 unter dem Motto Die Zukunft eilt! in der lahmen Gegenwart. Viele Referenten sind aufgeboten für den ultimativen Beweis, dass keine Zeit mehr vertan werden darf. Sonst passiert etwas ganz erschröckliches: Die tolle Zukunft eilt uns weg und ist plötzlich Vergangenheit, während wir fest sitzen in einer Gegenwart, die nie vergeht. Das darf einfach nicht sein. Es geht einfach nicht mehr an, dass man sich auf einen heißen Schoß setzt, die umgekehrte Martha Vögeli-Methode praktiziert und nicht ans morgen denkt. Wer es nicht eilig hat, in die Zukunft zu kommen, kann hier das Video betrachten, leider noch ohne Ellen Feiss.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #50 am:
13 November, 2005, 07:40 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Hiermit reiche ich meine Methode, mitten in der Nacht so geistreich über IT-Probleme, anverwandte und ganz abwegige Angelegenheiten zu plaudern, dass die eine Hälfte der Leser "was soll das" stöhnt, zum Patent ein. Der besondere Vorteil der Methode ist, dass sie den Blick für Details so stark schärft, dass schwer verletzte Unterdetails, vulgo Informationshäppchen, der anderen Hälfte meiner Leser im Hals stecken bleiben. Damit ist meine Methode bestens geeignet, die Besuche beim Wochenendangebot von heise online soweit zu schärfen und zu würzen, dass die letzten Leser immer wieder und wieder auf das WWWW klicken und in der Hoffnung, dass der Spuk ein Ende hat, willig weitere Tickernachrichten abrufen. So wird der Spielraum für Werbung im Internet geschaffen, den Google wegpatentieren möchte. Meine großartige Methode lässt es sogar zu, dass Leser "Was soll der Unsinn" oder "Erster!" schreiben dürfen, ohne dass dafür Patentgebühren fällig sind.
*** Zu betonen ist außerdem, dass meine Methode garantiert ohne Plot auskommt und damit jenseits aller Patentansprüche auf alle Geschichten seit Homers Iliade angesiedelt ist. Es gibt hier wirklich keinen Plot: WWWW trödelt ziellos von Höckchen zum Stöckchen und wieder zurück. Keine Absicht weit und breit, dem Leser etwas Sinn zu schenken, keinen teuflischen Plan, weder hier noch in den Memos von Bill Gates. Das unterscheidet meine Methode von der Microsoft-Methode: Diese Firma in Seattle ist einfach ratlos, diese meine Methode hingegen plotlos.
*** Meine Methode soll unter dem markenstarken Akronym "HAL 2.0" – Heuristisch Albernes Labern im Web 2.0 – eingetragen werden. Dies ist als Verbeugung vor der großen IBM gedacht, die mit dem PIMSEN, der Public Internet Monitoring Solution for Enterprise Networks dem Labern eine Heimat gibt. Ein wichtiges Kennzeichen meiner Methode sind Links. Sie verhindern zuverlässig, dass die Wochenschau LAUT vorgelesen werden kann "Ah, haref! Heise target ..." und mindern somit die immer vorhandene Verwechslungsgefahr mit einer kostenpflichtigen Sportreportage: "Toor für Linux! Microsoft fault schon wieder!!"
*** Damit wird auch die Tragweite meines Patentantrages deutlich: Die Mischung von Links, Kommentaren und der allfällige Ausblick in die wöchentliche Zukunft weisen eine dermaßen enorme Innovationshöhe auf, dass sie die Schwerkraft ignorieren. Das hat zuletzt in dieser Branche nur Apples Newton geschafft und das ist lange her. Heute sind Apples Patente so platt, dass sie bequem unter einer Tür durchgeschoben werden können und zurückgezogen werden müssen.
*** Hal 2.0 ist natürlich kein richtiger Journalismus, genausowenig wie Spiegel Online ein Blog ist oder gar Journalismus. Hier wird kein Skandal aufgedeckt, keine knochenharte investigative Recherche betrieben, wie Tag für Tag auf heise online. Gerade darum kann es sich die kleine Wochenschau leisten, an die Heldentaten im Journalismus zu erinnern, etwa an den 12. November 1969, als der Journalist Seymour Hersh seine Recherche über ein Massaker in Vietnam dem kleinen unbekannten Dispath News Service für 30 Dollar verkaufte, nachdem alle großen Zeitungen abgelehnt hatten, die Wahrheit über My Lai zu drucken. Der News Service verkaufte die Geschichte für 100 Dollar an 36 Zeitungen und Hersh bekam seinen Pulitzer-Preis. Für die Folge-Geschichte, dass der für das Massaker verantwortliche Leutnant Calley (Urteil: lebenslänglich) nur drei Tage hinter Gittern sitzen musste, interessierte sich niemand mehr. Bleiben wir beim Journalismus und der seltsamen Praxis, dass der deutsche Auslandsdienst BND im Inland unkontrolliert Journalisten ausspähte: Man nennt es "Grauzone", wenn sich die Grenzen verwischen. Dagegen ist die Grauzone, in der die INSM die Medien einschüchtert, nachgerade ein idyllischer Schmollwinkel.
*** Wie schwierig das mit den Grenzen ist, zeigte der oberste Geheimdienstbetreuer Otto Schily, als er den ersten ePass aushändigte, der zum mehrmaligen Wiedereintritt in das deutsche Staatsgebiet berechtigt: "Wer nach Europa kommt, soll nicht seine Identität verschleiern können." Bis zum Haaransatz müssen die Maße stimmen. Die Moral von der Geschichte formuliert dazu das poetische Helpdesk.
*** Die 19%ige Große Koalition geht mit zweijähriger Probezeit daran, die Chancen für Innovationen zu entsorgen. 4,5 Millionen PDS-Wähler wissen schon, wie innovativ die (Ab)Stimmung ist. Aber man muss sich angesichts solch in neu entdeckter Lagerverbrüderung verschwurbeltem Hindernislauf nicht gleich mit dem bedröppelt im Bundestag sitzenden Lothar Bisky verbrüdern, um einen hoffentlich noch nicht ganz vergessenen Dichter einen Kommentar zum Start der Großen Kolition ins Stammbuch schreiben zu lassen:
Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk den großen Lümmel.
Ich kenn die Weise, ich kenne den Text
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
*** Das wusste anscheinend schon Heine, dass es keine Heuschrecken braucht, das machen die Herren inländische Konzernchefs mitsamt den Damen und Herren Großkoalitionäre schon selbst, dass ihnen das Volk kein Wort mehr glaubt. Massenentlassungen mit Milliardengewinnen zu begründen und gleichzeitig als Druckmittel zur Genehmigung neuer Monopole zu nutzen, diese Chuzpe hätte man deutschen Managern eigentlich gar nicht mehr zugetraut, schon gar nicht denen des Kolosses Telekom. Dagegen scheint eine Firma wie Sony BMG mit ihren Kopierschutzmachenschaften gerade wegen ihrer abgrundtiefen Dummheit als Waisenknäblein. Beide aber, Sony BMG wie Telekom, demonstrieren eines, dass man nicht oft genug eine der allgemein bekannteren Fußnoten in Marxens Kapital in Erinnerung rufen kann. "Kapital flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens." Oder, um noch einmal Heine zu Wort kommen zu lassen:
Die Mageren sind noch dünner jetzt,
Noch fetter sind die Feisten,
Die Kinder sind alt, die Alten sind
Kindisch geworden, die meisten.
Gar manche, die ich als Kälber verließ,
Fand ich als Ochsen wieder.
So stehen die Kälber, die ihre Schlächter selber wählen, dann wohl als Ochs vor dem Berg an Steuererhöhungen, 2-Jahres-Probezeit, zweifelhafter Technologie-Wirtschaftsförderung und ökonomischer Rasterfahndung.
*** Aber was schwelgen wir in Wehmut, wo doch alles Gut wird. Nicht nur wird mir das Hal-2.0-Patent unendlichen Reichtum bescheren, auch kann einfach keine schlechte Laune mehr aufkommen, wenn die Rückkehr des Pop sich im Album einer Sängerin manifestiert, die in Klamotten von Aerobic-Lehrerinnen aus den frühen 80er Jahren herumhupfdohlt. Ja, alles wird gut, jeder ist seines Glückes Schmied, und du bist selbst schuld, wenn's dir dreckig geht. Also reiß dich zusammen, denn Du bist Deutschland. Und wenn du die Musik schlecht findest: Pech gehabt, denn wenn nicht einmal mehr Geburtstagskind Neil Young mit seiner Wiederentdeckung der hehren Country-Musik noch zur Wiederbelebung des Geistes beitragen kann, scheint das Ende nah. Wo ist er geblieben, der Rock'n'Roll, der niemals sterben wird? Da haben es die Love-Hounds des Gaffa-Web schon einfacher, denn Aerial fängt da an, wo Hounds of Love aufgehört hat. Soweit ist es schon, dass ich Kate Bush gegen Neil Young und Madonna ins Feld führe, ja. Aber was bleibt mir übrig, wenn Pop mittlerweile als Argument fürs FDP-Wählen herhalten muss. Dann lieber mit Kate Bush schwelgen und mit Charlie Haden's Liberation Music Orchestra widerständeln.
Was wird.
Zu den großen Innovationen, die Kanzlerin Merkel feierlich einweihen kann, zählt die elektronische Gesundheitskarte. Wenn in Düsseldorf die Medica ihre Pforten öffnet, steht die Wunderkarte wieder einmal im Zentrum des Interesses. Während die Trustcenter als Zertifikatsdiensteanbieter über den technischen Spezifikationen für den Heilberufsausweis brüten, weil sie zur Kommentierung verpflichtet werden, ist die Messe natürlich viel weiter. Das ist mit der LinuxWorld nicht viel anders, nur wird das OpenDocument-Format und keine kleine Karte gefeiert. Noch besser geht es auf dem kommenden Cyber-Weltgipfel zu, der eine heile Welt 2.0 voll freundlicher Cyberschwestern und Cyberbrüdern feiern will.
So freuen wir uns nicht nur über die medizinische Rundumversorgung mit einer schicken Gesundheitskarte, die ab 2006 unsere Portemonnaies verdelt, sondern gehen mit noch größerer Vorfreude in die närrische Zeit, die uns das Informatikjahr 2006 beschert. Immer auf dem Laufenden dank heise online? Weit gefehlt. Wobei sich natürlich die Frage stellt, warum denn niemand das Laufende patentiert hat oder wenigstens den aufrechten Gang, mit dem wir uns in die nächste Woche schleppen. Ja, heute vor 65 Jahren, als Stereoklang noch Fantasound hieß, da wusste man noch fantastisch die Bilder zum Laufen zu bringen.
Ja, wir sind auch in großkoalitionären Zeiten verdammt, was wird ahnungslos zu ertragen, wenn wir uns nicht erinnern, was war. Daher sollte der 9. November, der eigentliche deutsche Gedenktag, der vergangene Woche war, das Menetekel sein, dass uns alle daran erinnert, was werden könnte, wenn wir uns nicht erinnern. Wie es auch sei, es wird nun doch Herbst, man darf sich endlich der Novemberdepression hingeben, dieses Mal unter dem Motto "Gemeinsam für Deutschland – mit Mut und Menschlichkeit":
Fatal ist mir das Lumpenpack,
Das, um die Herzen zu rühren,
Den Patriotismus trägt zur Schau
Mit allen seinen Geschwüren.
Schamlose Bettler sind's.
Almosen wollen sie haben –
"Ein'n Pfennig Popularität ..."
So kommt es möglicherweise doch, ganz ohne all diese Dus, die Deutschland sein wollen:
Ein Spätherbstmorgern, feucht und grau,
Im Schlamme keuchte der Wagen;
Doch trotz des schlechten Wetters und Wegs
Durchströmte mich süßes Behagen.
Das ist ja meine Heimatluft!
Und dieser Landstraßenkot, es ist
Der Dreck meines Vaterlandes!
Und die Freiheit hat sich den Fuß verrenkt,
Kann nicht mehr springen und stürmen.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #51 am:
20 November, 2005, 08:26 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** "Tschüss!" Zu Anfang sagt auch der Kolumnist, der wöchentlich seinen Sermon im Ticker des hannöverschen Heise-Verlags verbreitet und meist wenig freundlich gesonnen all die Aktivitäten eines rot-grünen Kabinetts betrachtete, "Tschüss!" zu Gerhard Schröder, der mit einem Großen Zapfenstreich in Hannover verabschiedet wurde. Die Bundeswehrkapelle spielte auf Wunsch des Kanzlers Gattin "Die Moritat von Mackie Messer", "Summertime" und "My Way". Nun, abgesehen davon, dass dies wohl die angenehm unmilitärischste Serenade innerhalb eines Großen Zapfenstreichs in der Geschchichte dieses seltsamen militärischen Zeremoniells war, ist My Way das richtige Abschiedslied für Schröder, trotz allem, was man ihm nachtragen kann. Weder war das so genannte rot-grüne Projekt ein durchschlagender Erfolg, noch feierten wir zur Zeit von Schröders Kanzlerschaft nur Feste in dann doch noch blühenden Landschaften. Trotzdem dürften die Erinnerungen an die Zeit unter Schröder kaum so frustrierend ausfallen wie etwa die Erinnerung an die Zeit unter Ford. Erinnerungen an die Zeit unter Schröder stehen zwischen den Alpträumen aus 16 Jahren Kohl und den Schreckensmeldungen über die Vorhaben der Merkelschen Zeit. Erinnerungen an die Zeit unter Schröder werden uns wohl noch lange eher wehmütig begleiten: Die Erinnerung bleibt auch an heiße ebenso wie verregnete Sommer mit einer locker gefügten, recht friedlichen und (relativ) friedfertigen sowie toleranten Gesellschaft, die trotz allgegenwärtiger Terrorhysterie, ersten militärischen Auslandseinsätzen und immer mal wieder auftrumpfenden rechtsradikalen Hirnis die Vorteile multikultureller Lebensführung zu schätzen wusste. Summertime, and the living is easy, ja genau: So hush, little baby, don't you cry. Bang aber blicken viele in die Zukunft und fragen sich, welcher Haifisch ihnen nun auflauert. Möglicherweise sollten wir uns alle vorsehen: Denn ein Haifisch ist kein Haifisch, wenn man's nicht beweisen kann.
*** Muss ich jetzt aber auch gleich noch zu mir selbst "Tschüss!" sagen? Ich soll ein scheues Reh sein, nur weil ich mein Namensschildchen nicht abgeholt habe? Aber wie hätte ich das auch machen sollen, auf einem Blogger-Journalistentag, der prompt Journalismus 2.0 ausrief. Wo ich doch schon mit einem richtig guten Journalismus 1.0 zufrieden wäre. Nehmen wir nur den EDV-Jorunalismus, der sich an minderwertigen Gadgets aufgeilt, die in einem Jahr niemanden mehr interessieren, der bereitwillig darüber berichtet, wie mit sinnlosem Handy-Geknipse MMS bei der Computertomografie töten können.
*** Und überhaupt: Hat nicht 2.0 eigentlich nur negative Bedeutungen, ist nicht die Definition von 2.0 ein arg verquarkter Brei? Erinnern wir uns nur an das Verbrechen, das Microsoft mit DOS 2.0 beging, als man sich mit \ von dem vermeintlich geschützten / distanzierte. Interessant ist schon, wie jeder, der seine Zweifel 2.0 hat, bis zum Kommentarstau niedergesilkt wird. Soziale Software kann richtig eklig sein, bis zum Pink-Floyd-Verriss. Doch wer nicht über halblinks fliegende Schweine lachen kann, muss sich halt an 2.0 halten. Denn 2.0 ist ja sooo 2005 und jeder ein Depp oder mindestens ein kleiner dicker Troll, wenn er nicht daran glaubt. Dabei bin ich eine große vornehm-bleiche Leichen-Erscheinung, wie die toten Radler in Gates' Stadt Seattle. Aber Jeb Bush merkte es gar nicht, als er mir den heftig klopfenden Puls fühlte.
*** Wer seine Förmchen und Schäufelchen noch beisammen hat, ist wahrscheinlich eher an dieser Schauergeschichte interessiert, die man beim Kollegen Cringeley lesen kann. Irgendwo in einer hoch geheimen Gegend stehen hunderte von Googletainern herum. Ein jeder wird bis obenhin mit Load-Balancern, 5000+ Opterons und mindestens 3,5 Petabyte Speicher ausgerüstet, kompakt verbaut, auf dass ein Sattelschlepper das Data Center über Nacht bei jedem Peering Point in der Welt abladen kann. Über Nacht übernimmt dann Google das Internet as we now it. Ob es dazu kommen wird, dass Google das Internet walmartisiert, weiß ich nicht. Aber warum soll nicht das Netz die Spielwiese einer einzigen Firma sein, wenn die Verwaltung des Internet das Spielchen eines einzigen Landes ist? Wer die ernüchternden Berichte vom Weltgipfel gelesen hat, sich nicht am Schwachsinn vom Internet der Dinge besäuft und vielleicht mal die Interviews mit Menschen anhört, die Ideen ins Internet speisen, tja, für den ist Google noch der kleinste Schrecken. Der einzige Verein, in dem ich Mitglied bin, der meine Honorare kassiert, wenn wieder eine Firmenzeitschrift Texte nachgekauft hat, ist ausgesperrt worden.
*** Der ebenfalls in Tunis prominent vorgestellte 100-Dollar Laptop gibt zu denken, nicht nur deshalb, weil der Dynabook/Laptoperfinder Alan Kay vor Ort war und offenbar einen ordentlichen Beifall bekam. Ein Hersteller des Displays ist nicht in Sicht, die Kurbel für den Stromantrieb ist noch ein Fake und wird eigens für die Journalisten aufgeklappt, weil schwer fotogen. Und die 100 Dollar: Wie heißt es so schön im einzigen Ticker, der die Welt 2.0 mit aller Grandezza präsentiert: "Negroponte spekuliert darauf, dass die erzielten Einsparungen bei der Herstellung des Laptop nicht dem Shareholder Value zugute kommt, sondern allein den Kindern." Spekulieren ist in der Tat eine noble Haltung. In der Zwischenzeit spekulieren wir ein bisschen über die Auflösung der Bildschirme. Den großen Rest der Spekulation überlassen wir den Philosophen des Digital Divide. Wer hat die Macht, die digitale Kluft zu überbrücken? Wer an der Kurbel dreht oder wer rummsbumms einen Container in 48 Stunden an jeden beliebigen Ort der Welt liefern kann?
*** Heute vor 200 Jahren wurde Beethovens Fidelio uraufgeführt. Der Singsang der großen deutschen Befreiungsoper ist hartgesottenen Gamern vielleicht noch in Erinnerung, weil im Nintendo-Spiel "Conker's Bad Fur Day" das Passwort Fedelio mit Fellatio verwechselt werden kann. Als typischer Bill Gates/Steve Jobs-Jahrgang, als altlinker halbverotteter Nach-68er – nicht mal Jeb Bush hat meinen Puls richtig gefühlt – gefällt mir die völlig unstrittige Version der Wikipedia, wenn es zur Proletkult-Inszenierung der großen Oper heißt: "Der weiteren Handlung des Stücks nach befreit der König die Gefangenen. Das widerspricht unserem Klassenbewußtsein und wir reißen die Masken ab." Wer eine der größten Musikstücke so nach dev/null entsorgen kann, hat Selbstbewußstein, anders als der Generalsekretär einer Partei, die den größten Sieg ihrer Geschichte holte. Ceterum Censeo?
*** Wer jetztemang kopfschüttelnd bereit ist, diese völlig unmaßgebliche Wochenschau zu verlassen, dem gebe ich einen Witz auf den Weg. Göring und Ribbentrop werden zusammenaufgehängt. Sagt der Göring zum Ribbentrop mit letzter Kraft: "Ich hab's Dir doch immer gesagt: Deutschlands Schicksal wird in der Luft entschieden." Wir sind also bei den Nürnberger Prozessen, die alles ander als ein Tea for Two waren. Ja, heute vor 60 Jahren begannen die Nürnberger Prozesse mit der Verlesung der Anklageschrift. In ganzer, umfassender Jämmerlichkeit wurde die Banalität des Bösen vorgeführt, die fortklingt, wenn ein journalistisches Zentralorgan einen Dolmetscher zum Beobachter herabstuft. Alle Angeklagten, ob Ribbentrop, ob Göring, Keitel oder Seyß-Inquart, bekannten sich als "nicht schuldig". Für heute bleiben wir bei John dos Passos: "Die Nazi-Führer starren mit verzerrten Mündern in das Grelle des Gerichtssaals. Vielleicht zum ersten Mal haben sie sich mit den Augen gesehen, mit denen die Welt sie sieht."
*** Wo wir gerade von Faschisten reden: Vor 30 Jahren starb der Generalissimo Franco. Seltsamerweise hält sich auch die Regierung unter dem Sozialisten Zapatero bedeckt, was die Aufarbeitung der Vergangenheit von Bürgerkriegsgreueln und francistischer Diktatur angeht. Hätte es in Deutschland keine Nürnberger Prozesse gegeben und ein wie mühsam auch immer sich gestaltendes Aufarbeiten der Nazi-Diktatur, sondern eine Partei, die die Diktatur nicht so recht verurteilen will, und eine, die sich nicht recht traut, die Reste der Diktaturfeierlichkeiten zu beseitigen, würden wir vielleicht auch ein Tal der Gefallenen, nur mit Hitler-Denkmal, besuchen. Oder das Nürnberger Reichtsparteitagsgelände wäre zum Wallfahrtsort mit Hitler-Mausoleum geworden. Die Nürnberger Prozesse aber begründeten das moderne Völkerrecht; mit dem Übergang zum Königreich will die spanische Gesellschaft dagegen anscheinend beweisen, dass Freiheit ohne Geschichtsbewusstsein möglich ist. Ein riskantes Projekt. Aber wenigstens können linke deutsche Touristen wieder ohne schlechtes Gewissen an die Costa del Sol.
Was wird.
Am Tag, an dem diese kleine Wochenschau entsteht, wurde Joe Hill hingerichtet. Leider wurde sein Anliegen durch eine Folk-Sängein verunstaltet, die ich persönlich nicht leiden kann, darum keine Links. Aber weil wieder einmal die Musik das große Thema ist, darf heute Gill Scott-Heron nicht fehlen, gerade weil eine Kabbala-Besessene das Feuilleton mit einer angeblichen Revolution zutütet. Nach dem Schwulst glauben wir auch, dass Sony BMGs Kopierschutz ein ausgefuchster Schachzug eines zum Guten bekehrten Medienkonzerns war, der in Wirklichkeit Digital Rights Management endgültig und ein für alle mal diskreditieren wollte. Gut, das haben sie geschafft, Glückwunsch, dafür verzeihen wir auch ein paar Rechtsverletzungen. Ansonsten wird es kälter.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #52 am:
27 November, 2005, 06:03 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Denn du bist Ludwigshafen, du schöne Stadt, du Hafenstadt des großen Ludwig I. von Bayern. In deiner maritimen Pracht verdienst du es, in einem Atemzug mit der von Ludwig erbauten großarischen Walhalla genannt zu werden, wo die Reste von Sophie Scholl liegen. Ludwigshafen, du schöne Chemiestadt, die einen Ernst Bloch wie einen Helmut Kohl beheimatete, du bist etwas und wir werden es erst: Heimat. Also kein Vergleich mit Bamberg, einer Stadt, in der sicher auch einmal ein solches Plakat gehangen hat, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, als sich die deutschen Herren darum bemühten, im Aufbruch zur Weltherrschaft das Judentum abzutreiben. Denn du bist Deutschland, das war schon ein geschickter Appell. "Denn das ist mein und dein Deutschland", hieß es damals im Film, als Heini Völker als Hitlerjunge Quex begeisterte. Ist es also wirklich einfach nur Pech für die kreativen Werber der bombigen Agentur Jung von Matt, auf brauner Kacke ausgeglitten zu sein?
*** Aber nicht doch. An dieser Stelle empfiehlt sich der Blick darauf, wie andere Kreative den Slogan aufnehmen und beantworten. Besonders im IT-Umfeld kommen dort durchaus aparte Aussagen zustande, die angeblich den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Doch was lesen wir da in den aktuellen Tageszeitungen, häufig gleich nach der Deutschland-Kampagne mit dem bunten Hundehaufen??
"Ich bin EADS. Mein Name ist Eurofighter. Verteidigungsexperten halten mich für das leistungsfähigste und vielseitigste Kampfflugzeug der neuesten Generation. Mit über 600 Bestellungen habe ich gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn. Ich bin ein Beispiel erfolgreicher Kooperation zwischen den vier Nationen Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien. Von diesen internationalen Fähigkeiten habe ich sehr profitiert. Das unterscheidet mich von anderen Kampfflugzeugen. Ich bin ein wahrer Kosmopolit, der bei Leistungsfähigkeit und Zusammenarbeit keine Schallmauer kennt. Ich bin EADS."
Du bist Deutschland, ich bin ein wahrer Kosmopolit. Ich bin ein Eurofighter oder eine ausgezeichnete hypersensitive Spürnase, die einen wichtigen Beitrag für die Innere Sicherheit leistet, weil ich 30 mal empfindlicher als eine Hundenase bin. Du bist Deutschland und zufrieden damit im schwarzroten Juste Milieu. Was ist die Identifikation mit einem Land gegen die aufregende Identifikation mit einer Firma? Zumal dann, wenn die Identifikation mit diesem unseren Deutschland kreativ im Spreeblick-Kommentar #103 so erklärt wird:
"Der Begriff 'Deutschland' darf nicht für die Vergangenheit reserviert sein. Die Kampagne verurteilt aufs Schärfste Nationalsozialismus, Rassismus und neonazistisches Gedankengut. Wir begrüßen und unterstützen die Aufarbeitung der deutschen Geschichte und verstehen die Kampagne als antifaschistisch, weil wir auf die Leistung und Persönlichkeit jedes Einzelnen und die Zivilgesellschaft setzen."
Ich bin also Deutschland. Ich bin ein Beispiel erfolgreicher antifaschistischer Kooperation zwischen Leistung, Persönlichkeit und Zivilgesellschaft. Wir sind außerdem das Volk und haben eine neue Kanzlerin in Berlin und machen uns darum gleich einmal an die Aufarbeitung der Geschichte, dass es die kreativen Werber nur so antörnt. Ein Beispiel? Nehmen wir einmal an, du bist das hübsche Weimar und hast ein noch hübscheres Einkaufszentrum, das zum Atrium umgetaufte Gauforum, nach Prora eines der großen nationalsozialistischen Bauwerke. Geschmacklos sind wieder einmal die Demonstranten, die sich gegen die umstandlose Eingemeindung wehren, die sich nicht damit abfinden wollen, wie in Deutschland geduzt und gestutzt wird. Besonderen Geschmack haben dagegen die, die die Anlage als italienisches Dorf vermarkten, ganz ohne Mussolinis "Du bist nichts, dein Volk ist alles!" Ein klarer Fall für JVM.
*** Tja, wer im häufigsten Wohnzimmer auf Augenhöhe kommuniziert, hat einfach nichts besseres verdient. Es wird Winter in Europa, die CIA fliegt so tief, dass die finstersten Verschwörungstheorien sich anhören wie Kindergeschichten von schwarzen Hubschraubern, und wir sind immer noch Deutschland. Der Wind der Veränderung bläst uns um die Nase: Was schert schon das Recht, wenns gegen Terroristen geht, Kollateralschäden sind vernachlässigbar. Ja, so ist das mit den Winden der Veränderung, mal blasen sie in die eine, mal in die andere Richtung. Wir in Deutschland aber machen es uns hinterm Ofen gemütlich und freuen uns über die Scorpions, die mit "Wind of Change" den Jahrhundertsong hingelegt haben. Zumindest, wenn man den Zuschauern beziehungsweise Umfrageteilnehmern der Show "Unsere Besten" glauben darf. Ob man es als Trost, als typisch Deutsch oder gar als unverständliches Banausentum bezeichnen soll, dass die dritte Strophe des Lieds von Hoffmann von Fallersleben zur Musik des Kaiserquartetts von Joseph Haydn, allgemein als Deutschlandhymne bezeichnet, sich für die Deutschen hinter solchen ewigen Perlen tiefsten Schmalzes wie "Am Tag als Conny Kramer starb", "Abenteuerland" oder "Ganz in weiß" platzierte? Du bist eben Deutschland, komme was da wolle. Für uns mag es aber ein wenn auch schwacher Trost sein, dass die Freiheitshymne "Ode an die Freude", mit dem von Beethoven leicht abgewandelten Schiller-Text, gleichzeitig ohne jeden Text die europäische Hymne, es immerhin auf Platz Drei gebracht hat. Ja, genau. Wir sind Europa. Und alle Menschen werden Brüder. Das wären doch mal hoffnungsvolle Töne.
*** Erschreckt aber ziehen wir die Köpfe ein, die CIA fliegt noch tiefer, da passt keine Brüderlichkeit und kein Menschenrecht mehr drunter. Also bleibt es erst einmal dabei: Du bist Deutschland. Denn im Grunde genommen ist der zackige Apell ans Subjekt, verbunden mit dem selbstbewussten Auftrumpfen der Dinge zukunftsweisend. Ich freue mich schon auf die Kampagne von Microsoft: Du bist der Office- Anwender. Ich bin das tolle Open-XML-Dokumentenformat, das für Milliarden Dokumente gilt und ein breitgefächertes zivilgesellschaftliches Ökosystem bereitstellt. Wenn du so geschmacklos bist und nicht wie die British Library denkst, die die letzten 250 Jahre das digitale Erbe Großbritanniens verwaltet hat und in jüngster Zeit von Microsoft abhängig geworden ist, dann magst du im Open Document Format abspeichern. Aber das mit dem reichhaltigen Ökosystem knicken wir dann, es war eh nur ein netter Scherz. Warum denkst du nicht an die nachfolgenden Generationen, die auch mit Microsoft-Produkten ihren Lebensunterhalt verdienen wollen?
*** Du bist überlagertes deutsches Fleisch und findest nichts dabei, ein paar Pixel umzunieten. Das ist dein gutes Recht, aber wehe, wenn die Killerspiele in die Hände von Jungfleisch gelangen. Denn es gibt die die Koalition der Weisen, die sich bei der "Bild" darüber falsch informiert haben, dass Counterstrike nur dann zu gewinnen ist, wenn man mindestens fünf Menschen tötet. Ich bin Microsoft und bringe die eminent jugendfreundliche Xbox 360 heraus, um die man sich im echten Leben schlagen kann. Mit jedem Gerät mache ich 126 Dollar Verlust, der durch blutige Anwendungen freilich wieder ausgeglichen wird. Eine Geldverschwendung, die sich Microsoft leisten kann und schon für Nokia viel zu kostspielig ist. Da sucht man sich lieber das Taschenfernsehen als Pathway to Glory aus, eben ohne das Töten von mindestens 5 Menschen. Und auf das Internet-Tablett zu Weihnachten warten wir vergebens.
Was wird.
Jaja, ich bin heute ein monothematischer Langweiler. Kein Wunder. Ich bin ja nicht EADS und habe keine Superspürnase. Ich erhöhe also nicht die Sicherheit auf Flughäfen, in Flugzeugen und Gebäuden. Ich leiste keinen wichtigen Beitrag für die Innere Sicherheit. Das macht die EADS, deren Zweig EADS Secure Networks sich zum Beginn des TETRA World Congress als wichtigster Lieferant der europäischen Homeland Security vorstellt, der glänzende Wachstumschancen prognostiziert werden. Denn es ist doch so, dass wir wegen veralteter Dogmen und falsch verstandener Toleranz (Angela Merkel) im europäischen Maßstab sogar hinter der Schweiz herhinken: Überwacht werden müssen wir doch alle, nicht nur auf der Autobahn. Das ist einfach nötig: Wenn du Deutschland bist, ist der Einbrecher in dein Haus natürlich ein Nichtdeutscher. Und wenn ein EADS-Gerät 30-mal besser riecht als ein Hund, dann bekommen wir sicher auch die Apparatur, die 30-mal besser sieht als ein Grenzbeamter. Wir sind schließlich in Deutschland und wollen nicht alles selbst machen wie die in China: Bei uns wird die totale Kontrolle modular eingeführt, gewisserweise als Eenboom-Applikation, aus dem schnell ein Multiboom-Cluster, mit einem BKA, das mehr Befugnisse bekommt, als Otto Schily je erreicht hat.
Du, das ist ein tolles Land, dein Deutschland. Wie übersetzte noch Harry Rowohlt den Song vom Copyright-Nihilisten Woody Guthrie? "Dieses Land ist dein Land, dieses Land ist mein Land, von Kalifornien bis zur Insel von New York". Tja, da Klirren die Fahnen und die Gläser, Deutschland. Wie begann noch ein großes Geburtstagskind dieses Wochenendes seine epochale Abhandlung über die neue Wissenschaft der Kybernetik? Mit einem kleinen deutschen Lied:
Weißt du, wieviel Sternlein stehen
An dem blauen Himmelszelt?
Weißt du, wieviel Wolken gehen
Weithin über alle Welt?
Noch etwas weiter weg auf der Zeitachse, doch überraschend früh mit einem lesbaren Fahrplan melden sich die üblichen Weihnachtsmänner und ihre Haecksen, die Private Investigations betreiben und Entschwörungstheorien verbreiten wollen. Die überraschendste Entschwörung dürfte dabei das generelle Rauchverbot sein, das eine bisher unbekannte Willensstärke beim gemeinen europäischen Hacker freilegt: Auch der Mensch ist skalierbar. Darauf zünden wir uns eine erste Kerze an.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #53 am:
04 Dezember, 2005, 02:37 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Heute vor 170 Jahren wurde Samuel Butler geboren, der Autor eines, ähem, satirischen Science-Fiction-Romanes namens Erewhon. Butler muss an dieser Stelle erwähnt werden, weil er einer der ersten gewesen ist, die sich mit der künstlichen Intelligenz beschäftigte. Das 1872 anonym erschienene Buch über Erewhon beschreibt, kurz zusammengefasst, eine Gegensellschaft, die in allem das Gegenteil zur englischen Gesellschaft und besonders der englischen Gesetze durchexerziert. Die Kinder suchen ihre Eltern aus, wer krank ist, wird bestraft und Maschinen sind verboten, eben weil sie intelligent werden könnten. Außerdem gibt es in Erewhon keine Privatsphäre.
*** Das Umsetzen von Gesetzen in ihr Gegenteil ist 170 Jahre nach Butler bei uns offenbar dabei, eine gängige Praxis zu werden, die Vater Staat beherrscht: Nehmen wir nur die LKW-Maut, für die es ein eigenes Autobahnmautgesetz gibt. Das verbietet die Nutzung der Mautdaten für andere Zwecke als der Abrechnung der gefahrenen Strecken. Doch wen kümmert's, wenn selbst Exdatenschützer daran glauben, dass Mautdaten zur Verfolgung von Schwerverbrechern herhalten müssen, wenn sie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung für überholt halten. Natürlich gibt es Stimmen, die diese intellektuelle Selbstverstümmelung nicht mitmachen und die nicht einmal im oppositionellen Lager angesiedelt sind, sondern in Bayern. Dennoch wird die absurd komplizierte Mauttechnik von Toll Collect umgebaut werden, weil es der sichere Staat will. Schwerter zu Pflugscharen war gestern. Mautbrücken zu Lauschbrücken ist heute. Die beiden (!) ausländischen weißen Sattelzüge, die einen Parkplatzwächter töteten, hätten ja auch Terroristen sein können.
*** Der nächste Schritt wird wie in den USA sein, dass alle Fahrer von Gefahrenguttransporten ihre Fingerabdrücke abgeben müssen. Ach, das bekommen wir schon mit dem neuen Personalausweis in den Griff? Das ist ja praktisch. Wenn bis dahin nur die komischen hohen Fehlerraten bei den biometrisch ungeeigneten deutschen Gesichtern ausgebügelt sind, die millimeterungenau gewachsen sind. Notfalls muss eine neue Lichtbildbelehrung her: "Hiermit bestätige ich meine schiefe Veranlagung und akzeptiere im Fall polizeilicher Identitätsvorstellungen so lange als Terrorist eingruppiert zu werden, bis drei biometrisch unbescholtene Bürger meine Identität bestätigen. Die Kosten für das Verfahren habe ich zu tragen."
*** Jaja, wir sind alle bedroht durch den internationalen Terrorismus, Herr Schäuble. Mit einer schicken kleinen Umdefinition der Mautdaten in Daten, die unter die Telekommunikations-Verbindungsdaten-Überwachungs-Verordnung fallen und fahndungstechnisch bis zu 24 Monate auf Kosten von Toll Collect aufbewahrt werden müssen, sind wir auf der sicheren Seite. Wobei es zu beachten gilt, dass alle Autofahrer TK-Daten produzieren, nicht nur die Brummis, die zu oft Spielbergs "Duell" auf dem Laptop in der Kabine geschaut haben. Und wenn wir schon bei den TK-Daten sind, vergessen wir schnell das Ausgangsargument mit der Suche nach Schwerverbrechern, sondern freuen uns, wie die Verhinderung von Straftaten aus grundlegenden Freiheitsrechten gründliche Freirechte für die Strafverhinderungsbehörden macht. So sieht es aus, wenn man viele kleine Schritte macht. Freuen wir uns also, nie wieder allein zu sein.
*** Freude, ja. "Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen", schrieb Albert Camus. Heutzutage ist es banaler: Wir müssen uns Dieter Bohlen als guten Musiker vorstellen. Wie sonst ist die absurde Situation zu erklären, dass man angesichts all der peinlichen Gesangsvorstellungen in der neuesten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" Sympathie für die peinlichen Kommentare von Bohlen zu entwickeln beginnt? Nein, Bohlen ist nicht Sisyphos, aber Shows wie DSDS illustrieren das Absurde einer Gesellschaft, in der die 15 Minuten Berühmtheit, die Warhol jedem versprach, sich nur durch einen Amoklauf oder in einer penetranten Show absoluter Musikvermarktung realisieren lassen. Sisyphos sind möglicherweise diejenigen, die Dienste wie EMusic betreiben – und ganz sicher aber sind Sisyophos diejenigen, die Dienste wie EMusic benutzen (und bezahlen): Glückliche Menschen, die doch immer von neuem den Stein den Berg hinaufrollen müssen. Wenn alle Welt von den schönen neuen Musikdiensten spricht, die Musik zur verderblichen, da mit Verfallsdatum behafteten Ware machen, muss ich dagegen wieder meinen bevorzugten Online-Service loben: Vorerst unberührt von allen DRM-Diskussionen bekomme ich bei EMusic Musik, offiziell von den Labels (in der Regel Indies) lizenziert, ganz ohne DRM. Und ständig auftauchende Neuzugänge wie jüngst John Zorns Label Tzadik beweisen hoffentlich, dass es funktionieren kann: Nicht von DRM verunstaltete MP3-Songdateien, für die Leute bereit sind, Geld zu bezahlen, weil sie die Künstler, die sie produziert haben, in Ehren halten? Ach, Utopien können so schön sein. Ach, Utopien können doch realisierbar sein? Es ist zu wünschen, dass Diensten wie EMusic mehr Erfolg beschieden sei als all den Krüppelofferten von iTunes bis Napster. Oder, um zu Camus zurückzukehren: "Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen."
*** Aber so ist das mit den Utopien, nimmt man sie ernst, wirken sie angesichts der Realität absurd. Butlers Buch über "Erewhon" war eine Vorlage für William Morris' "Kunde von Nirgendwo", die 1885 entstand. Von Karl Kautsky übersetzt und als Fortsetzungsroman in seiner Revue "Die Neue Zeit" veröffentlicht, war die Utopie von Morris der Bildungsroman der deutschen Arbeiter schlechthin. Dabei verspottete kein anderer als Friedrich Engels den der Kunst zugewandten Morris als "Gemütssozialisten". Nun haben Begriffe ihre Geschichte und wandeln sich im Laufe der Zeiten, wie es die Aufregung um eine Meldung zeigt, in der vom Vulgärmarxismus die Rede ist. Hat der Heiseticker damit wirklich Bild-Niveau erreicht, wie viele kommentierten? Ich glaube nicht, denn die Liste der verdächtigen Artikel hat schon eine besondere Schlagseite. Aber vielleicht ist es auch, weil Vulgärmarxismus so schwierig ist, dass ihn nicht einmal die Wikipedia definiert. Kautsky galt mal als der größte Vulgärmarxist aller Zeiten. Für mich ist Vulgärmarxismus eine Vokabel aus der Schulzeit, als manche büffeln mussten, dass Kant in Königsberg nicht zu einem richtig proletarischen Klassenstandpunkt gelangen konnte. Und für den in dieser Woche verstorbenen Republikaner Franz Schönhuber werden die Vulgärmarxisten wohl die Kolumnisten der Süddeutschen Zeitung gewesen sein, in der seine Familie die Todesanzeige mit einem Marx-Zitat schmückte: "Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse."
*** Ich habe schon ein paar Mal geschrieben, dass WWWW kein Blog ist. Aber es profitiert ganz schamlos von einigen Blogs, von denen manche früher, als sie entstanden, noch gar nicht Blog hießen. Und darum sind es freudige Nachrichten, wenn der dicke Donblog seinen 2. Geburtstag hat, wenn die hochalpinen Symlinker den 5. feiern und wenn "Deutschlands wichtigstes Business-Blog" wieder erreichbar ist. Doch auch bei den Blogs sind die kleinen Schritte die problematischsten. Man denke nur an die sauberen Blogs, die aus München kommen und, von einer ehrenamtlichen Blogger-Polizei bewacht, richtig Geld machen wollen, ohne dass jemand schreiben kann, dass der Hitlergruß in Deutschland verboten ist. Der wird nämlich vorher von einem Vulgärfilter abserviert. Dem Burda-Verlag gebührt jedenfalls der Verdienst, ehrenamtliche Arbeit und gut refinanzierbare Arbeit in ein und demselben Produkt anzubieten. Nicht mal 1-Euro-Jobs braucht es dazu.
Was wird.
Bleiben wir auch zur Vorschau auf die kommende Woche bei Burda. Denn Hubert Burda Media vergab zum 10. Mal seine Bambis, und wer die grauenvolle Prozedur verfolgt hat, wird sich über einen "Kommunikationsbambi" für FIFA-Chef Joseph Blatter kaum wundern. Blatter ist der Stammler, der die Sportart Fußball zu einer Operette umfunktioneren will, in der die Hautevolee für 336.000 Euro das Spiel in so genannten Sky Boxen genießen kann. Wer sich so etwas zur WM 2006 leisten kann, hat natürlich Angst vor Terroristen, die ebenfalls den großen Auftritt suchen. Dementsprechend ist die Weltmeisterschaft das größte Sicherheitsspektakel, das Deutschland bieten kann. Ob Polizisten, ob Journalisten, sie alle werden vom Verfassungsschutz unter die Lupe genommen. Selbst die Telefone und TETRA-Handys der Organisatoren müssen durch eine Sicherheitsüberprüfung und werden einzeln in Sicherheitsbehältern geliefert, die sich nur dem berechtigten Nutzer öffnen. Freuen wir uns darum mit den Grünen, Blauen und Roten, dass die Vorbereitungen für die LÜKEX 05 angelaufen sind, ausgeschrieben im korrekten Denglisch das "Länderübergreifende Krisenmanagement Excercise 05". Doch das Kommunikationsbambi will man nicht verschrecken, wenn es heißt: "Das Szenario der Übung LÜKEX 05 geht von einer angespannten Sicherheitslage mit terroristischer Bedrohung und Gesundheitsgefahren vor dem Hintergrund einer Serie internationaler Großveranstaltungen in Deutschland aus. Es handelt es sich um ein fiktives Szenario. Reale Erkenntnisse über eine konkrete Anschlagsgefahr oder eine Gefährdung durch Seuchen liegen derzeit nicht vor." Dennoch herrscht höchste Alarmstufe auf der Internetwache. Parallel dazu tagen die Fachleute im Cyber-Häuserkampf, die Experten zum Schutz kritischer Infrastrukturen an einem natürlich geheimgehaltenen Ort, den Hackern nicht zugänglich.
Ebenfalls in der kommenden Woche lädt eine Firma zur großen "Premieren"-Pressekonferenz ein, weil sie zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten ist: Napster Deutschland kommt. Man möchte im Weihnachtsgeschäft mitmachen und zu fairen Konditionen Musik anbieten. Ach ja. Wie war das mit den Utopien? Wie titelte die Süddeutsche Zeitung im Freitags-Feuilleton mit einem Monster-Satz? "Ginge es fair zu, wäre Microsoft heute eine Tochtergesellschaft der Shakespeare Company". Nein, Virginia, das Leben ist nicht fair, selbst wenn der Nikolaus übermorgen kommt, allen Braven etwas Süßes bringt, was entsetzte Eltern zum Notfall-Bastelset greifen lässt.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #54 am:
11 Dezember, 2005, 00:58 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Es ist hoffnungslos. Wenn Gangsta 50 Cent mit Pop-Prinzchen Robbie Williams bei Thomas Gottschalk eine flotte Fußball-Sohle aufs Parkett legt, fragt man sich, wozu all dieser DRM-Mist erfunden wird: Wer will denn noch Musik von Hampelmännern klauen? Es ist hoffnungslos: Selbst gute Musiker wie 50 Cent sind nichts mehr wert ohne Unterwerfung unter noch die blödesten Auswüchse in der Vermarktungsmaschinerie der Musikindustrie, Technik ist schon lange kein Hilfsmittel mehr, das Leben einfacher und den Genuss freudiger zu machen, und Literaturnobelpreisträger müssen sich die Wut der Feuilletons zuziehen, um noch etwas Aufmerksamkeit für abweichende politische Meinungen zu erreichen. Es ist hoffnungslos.
*** Aber was soll das Gejammer. Etwas Aufmunterung gefällig? Bitte sehr: Hurra, Deutschland! Da zauberte und hüpfte und zündelte der Niederländer Hans Klok auf den Treppchen und Podestchen der großen Auslosungsgala herum, doch gebracht hat es nichts. Der große Schamane sprang wir ein Irrwisch umher und patzte dennoch: Die Käseköppen schafften es nicht in die deutsche Gruppe! Die WM darf angemessen mit einem Aufbau-Kick gegen Costa Rica eröffnet werden! Darum ließ selbst die entklumte Welt eine schreckliche Latino-Simulation über sich ergehen, während der große Rest bereits den Castro-Cumbia a la Google tanzt, weil Südamerika gewinnen wird. Als Vorrundenzweiter kommt der deutsche Fußball etwas weiter, während sich die deutsche Sicherheit von ihrer besten, ersten Seite zeigen kann: zu Gast bei Freunden, im Knast bei Freunden. Ach je: Es ist hoffnungslos.
*** Oder doch nicht? Denn eines, eines haben wir ja immer noch drauf: Erinnern wir uns an die Sicherheitsgarantie, die das Bundesinnenministerium gegenüber der allmächtigen FIFA am 30. Juni 1999 zur Unverletzlichkeit der Spieler und Fans abgegeben hat, die "@ home w/ friends" genießen wollen. Ich finde so eine "Regierungsgarantie Sicherheit" eine tolle Sache. Da verpflichtet sich ein Staat, das Leben von Gästen zu schützen, die eigentlich nur möglichst viel Geld bei uns lassen sollen. Ja, so einen umfassenden Sicherheitsschutz wünschte man sich als Staatsbürger selber auch von seinem Staat, doch da ist Deutschland etwas knausrig, wie der Fall al-Masri zeigt. Es ist ja auch schwierig, wenn deutsche Staatsbürger nicht Schröder, Schily oder Schäuble heißen, sondern so fremde Namen tragen wie al-Masri. Deutsche Sprache, schwere Sprache, da kann man schon mal Völkerrecht und Folterrecht verwechseln. Ach, ich schweife vom Thema ab, wenn sich unser Staat entblößt? Na, dann freuen wir uns doch mit dem gastfreundlichen Polen über die schöne Gruppe.
*** Ziffel: Wenn Sie meine Meinung wissen wollen: Raus aus jedem Land, wo Sie einen starken Freiheitsdurst finden. In einem günstiger gelegenen Land ist er überflüssig.
Kalle: Sie haben recht, es ist verdächtig, wenn wo viel von Freiheit die Rede ist. Es ist mir aufgefallen, dass so ein Satz "bei uns herrscht Freiheit" immer kommt, wenn jemand sich über Unfreiheit beschwert. Dann heißt es sofort: "Bei uns ist Meinungsfreiheit. Bei uns können Sie jede Überzeugung haben, die Sie wünschen". Das stimmt, in dem das überall stimmt. Nur äußern könnens Ihre Überzeugung nicht. Das wird strafbar. /.../
Ziffel: Gemeint ist, dass Sie im Privaten einige Freiheiten haben und nicht gleich verhaftet werden, wenn Sie an einem Biertisch eine Überzeugung haben, die von der erlaubten abweicht.
Kalle: Hier dürfens auch am Biertisch keine Meinung mehr haben. Die Deutschen und vor ihnen schon andere haben entdeckt, dass auch das schon gefährlich ist. Sie sind auch untern Biertisch gekrochen. Sie haben den Freiheitsdurst der Kleinbürger an der Wurzel gepackt.
Ziffel: Sie tun, was sie können, aber sie sind noch nicht ganz durch.
Das wurde Anfang der 40er Jahre geschrieben. Inzwischen sind wir weiter, besonders im linken Lager. So sieht es aus, wenn revolutionäre Kräfte sich für das freie Internet stark machen. Sie wollen nicht einfach der Gehherda sein, sind aber gedankengeschwind die Gehindas und Gehwegdas, die zeigen, wie Meinungsfreiheit nach Kalle und Ziffel bei uns heute funktioniert. Wenn netzfremde Richter die Vorzensur fordern, wie es in einer nicht kommentierbaren Meldung heißt, muss man darum schon ganze Foren in vorauseilendem Gehorsam schließen, unter die Biertische kriechen, den Kratzfuß machen, obwohl die Entscheidung noch den Weg durch die Instanzen gehen muss? Fiat iustitia, et pereat mundus. Oder, um es moderner mit Shakespeare zu Formulieren: Es gibt mehr Ding' in den Foren und der FTP-Welt, als sich die juristische Schulweisheit träumen lässt.
*** Ist es hoffnungslos? Es scheint so, schreit die Wut der Feuilletons: Vielleicht muss man heute schon bereit sein, ganz von dieser Welt zu flüchten, um so abzurechnen, wie es jetzt ein todkranker Mann getan hat: "Ich behaupte, die Vereinigten Staaten ziehen die größte Show der Welt ab, ganz ohne Zweifel". Die wütende Abrechnung, die uns Harold Pinter hinterlassen will, wird bereits als das Geschwätz eines kranken, alten Mannes abgetan, das nicht mehr Bedeutung hat als die wissenschaftliche Analyse der Bewohner von Serpo. Vielleicht ist es aber auch das letzte Dokument der Meinungsfreiheit, die ein 2001 abgetretenes Jahrhundert kannte. Die Entschlossenheit, die Würde des Menschen wiederherzustelllen, ist sie ausreichend? Ich schreibe das am Geburtstag einer anderen großen Nobelpreisträgerin, die auf das noble Lob aus Stockholm mit einem Gedicht antwortete und in einem anderen gegen die Sentimentalität derer, die das neue Haus bauen, dichtete:
Baue, wenn die Stundenuhr rieselt,
Aber weine nicht die Minuten fort.
Natürlich haben Dichter eine leise Stimme. Was sind sie im Vergleich zu einem Kernel-Künstler, einem Hausbauer wie Alan Cox? Dennoch erinnert dieser kleine Wochenrückblick nicht an Cox, sondern an Aimé Césaire, der sich in dieser Woche weigerte, Frankreichs Innenminister Nicolas Sarkozy zu empfangen, der neben einigen drastisch die Freiheit einschränkenden Gesetzen auch Urheber eines Gesetzes ist, das von den Schulen verlangt, die positiven Seiten des Kolonialismus zu lehren.
*** Mit dem schönen antiquierten, fast völlig unverständlichen Gehherda aus dem Zoo der bedrohten Wörter bezeichnete Brecht die Haltung der feineren Bürger, den Proleten auszurichten, doch bitte gegen die Hitlerei zu kämpfen. Es ähnelt den schulterklopfenden Anbiederungen an Bürgerrechtler, doch bitte laut gegen die Vorratsdatenspeicherung zu protestieren. Denn unfein ist das schon, wenn 6-12-24-x Monate die Telefonnummern der Nebenfrau gespeichert sind, die Besuche beim Porno-Hunnen nicht mit gerechnet.
Was wird.
Jaja, natürlich ist es nicht hoffnungslos. Natürlich wird es Weihnachten. Oops ... Nochmal von vorne: Wer die neue Fußball-Queen Heidi Klum toppen will, muss Maria Rauch-Kallat heißen und den Quantensprung von Österreich ins digitale Zeitalter mit der Gesundheitskarte eröffnen, die nunmehr landesweit eingeführt ist. Österreich ist saniert, während wir noch auf den großen Hackertest warten. Am Montag nicken wir also nach Österreich, den verständnisvollen Partner des größten Fußballspieles aller Zeiten: COR-DO-BA!
Danach kommt Mehdorn, das Rumple-Stilzchen unter den deutschen Industriemagnaten. Der Manager, der den Hauptbahnhof in Berlin als sein Wohnzimmer betrachtet, der die Bahn nach Hamburg verlegen will, eröffnet zusammen mit Kai-Uwe Ricke von der deutschen Telekom das "schnellste Netzwerk der Welt". Zwischen Köln und Dort.. ähem, Düsseldorf wird auf einer Pilotstrecke das erste zuggebundene Wireless LAN eröffnet, natürlich für ICE-Reisende exklusiv. Unter Journalisten ist die Aufregung groß: wer sich nicht zwischen Köln und Düsseldorf einloggen kann, gewinnt angeblich einen Bordellbesuch in dem Mehrstockhaus, das kurz vor der Einfahrt in den Hauptbahnhof zum Schnee-Desaster die Laken hängte: "Alle reden vom Wetter – wir nicht". Da wartet man doch glatt auf die Gegenkampagne um Stil von Mehdorn: "Alle vögeln – wir fliegen". (Mitunter verspätet)
Schickt man al-Masr durch einen geeigneten Filter, so kommt als Namensvorschlag Hal Maser heraus. Wenn dieser Maser nach Afghanistan entführt werden würde, dann würde Deutschlands Sex-Kloake lettern: Wann wird er geköpft? Das ist natürlich reiner Spekulatius, in dieser Zeit. Noch ein Flämmchen, bitte.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #55 am:
18 Dezember, 2005, 00:19 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Da war er wieder, der Vorwurf, dass ich alles schlecht mache und pessimistisch sehe. Ich kann mit ihm leben, denn ich sehe nicht ein, was denn ein Gutmacher Besseres berichten könnte. Wäre es anders, so müsste der kleine hannöversche Verlag in der norddeutschen Tiefebene einen anderen Kolumnisten beschäftigen, ganz nach dem Vorbild der großen Walt Disney Publishing Corporation. Die hat vor sieben Jahren die kompletten Rechte an "Pu der Bär" gekauft und bekanntlich Marketiers von geringem Verstand. Ab sofort hat man bei Disney Christopher Robin abgeschafft, der mit Winnie-der-Pu und Ferkel, mit Tieger, I-Ah und Eule den Hundertsechzig-Morgen-Wald durchstreifte. Christopher Robin ist nicht mehr. Er ist abgeschafft, die Bücher mit dem Jungen werden aus dem Verkehr gezogen. An seine Stelle wird ein jungenhaftes Mädchen treten, "das dem Publikum physische, kognitive und emotionale Reaktionen entlocken wird", so der offizielle Sprachmatsch der Bessermacher und Kulturschänder. So sieht es also aus, das positive Denken, wenn der Roland-der-Berger-Pu kommt, und darum bleibe ich bei den schlechten, alten Dingen, mit denen sich die Säufer und nicht Alkoholiker beschäftigen. Den Rest werden mir die Freunde der reinen, guten Nachrichten schon im Forum nachtragen, dazu brauchen wir doch kein politisch korrektes Meckerblog wie ein Hamburger Blatt mit Bremer Schlüssel – das nicht mal einmal mehr richtig recherchieren kann.
*** Fakten, was sind schon Fakten? Fakten können sich ändern, aber meine Meinung doch nicht. Als ich Mitte der Siebzigerjahre die ersten Schritte in den ebenso hübschen wie vollkommen nutzlosen Beruf des Journalisten machte, wurde der lange Zeit gepredigte Glaube vom objektiven, wissenschaftlichen Journalismus gerade zu Grabe getragen. Stattdessen wurde der Präzisionsjournalismus, wie ihn Philip Meyer predigte, zum Gebot. Und alles, was nicht computer assisted reporting war, war dummes Gefasel, reif fürs Feuilleton. Boolesche Algebra und die Suche in Datenbanken waren wichtiger als eine gute Frage an einen korrupten Politiker. Das war immerhin ein guter Einstieg, Computer kennenzulernen. Doch vom Präzisionsjournalismus kann heute keine Rede mehr sein.
*** Die Präzisision ist dahin, es zählen nicht einmal mehr die Fakten, nur die Märchen: Willkommen in der Welt des narrativen Journalismus. Wie der aussieht, konnte man in dieser Woche in vielen nicht nur englischen Medien lesen: Alle Anfragen zu den Londoner Bombenattentaten vom 7. Juli werden abgeschmettert, eine Untersuchung wird es nicht geben, nur eine Nacherzählung der Ereignisse. Statt Aufklärung bis hin zum Eingeständnis, dass zwei der Bomber im Visier des Geheimdienstes waren, bleibt es beim narrativen Raunen über die Terrorgefahr, mit der sich vieles begründen lässt. Auch die unschöne Sache, dass ein Unschuldiger, von einer Gesichtserkennungs-Software mit einem Täter verwechselt, nur deshalb erschossen wurde, weil der entscheidende Beamte austreten musste, kann von einer schönen Narration sehr viel besser dargestellt werden.
*** Der Anfang des narrativen Journalismus ist schnell gefunden: Die wunderschöne Erzählung von den Massenvernichtungswaffen im Irak hätte auch der Reporter Theodor Fontane nicht besser schreiben können. Die nicht minder anrührende Geschichte über eine Spionageaktion komplettiert derzeit das Bild, und besonders bemerkenswert dabei: Ein ganzes Jahr lang konnte die freie Presse daran gehindert werden, die Geschichte zu drucken. Wir sehen, wie richtige Patrioten denken.
*** Zum neuen narrativen Journalismus gehören immer zwei, die Erzähler und die Journalisten, die die Erzählung verbreiten. Das gilt natürlich auch für die IT-Berichterstattung, die mit Narrationen zufrieden gibt. Man nehme nur die rührende Story zum miesen Rootkit von Sony BMG, dass vom edlen Ritter Microsoft in die Flucht geschlagen wird. Darin verpackt, die Narretei, dass die Firma F-Sercure bereits Ende September Bescheid wusste und mit Sony sprach. Danach: Funkstille. F-Secure hat geschwiegen, die eigenen Nutzer nicht informiert. Ist das nicht Grund genug, die Finger von einem solchen Sicherheitsprodukt zu lassen? Und was ist mit den anderen Firmen, die Sicherheit als Software verkaufen, die gutes Geld dafür kassieren, ihre Kunden in Minuten vor drohenden Gefahren zu warnen? Wenn selbst die großen, etablierten Hersteller von Sicherheitssoftware nicht in der Lage sind, ihre Kunden vor der Schadsoftware der Unterhaltungsbranche zu schützen, wer dann? Was dann? Dann beginnt die Märchenstunde.
*** Ein Märchen habe ich noch. Während die Vorratsdatenspeicherung planmäßig vom EU-Parlament durchgewunken wird, freut sich der deutsche Gewerkschaftsbund über seine Forderung, wirksame Regelungen zum Arbeitnehmerdatenschutz zu vertreten. Besonders freut mich dabei, dass es sie noch gibt, die Politik der schwieligen Faust: "Dabei müsse berücksichtigt werden, dass es einen Unterschied mache, ob Büroangestellte oder Mitarbeiter einer Autowerkstatt Zugang zum Internet hätten." Autowerkstatt! Des Deutschen Auto! Was passiert eigentlich, wenn ein Mechaniker bei der Inspektion surfend ein Rootkit in meine Karre kopiert? Ölverschmierte Hände sollen sich einfach nicht am Internet vergreifen können.
*** Noch ein Märchen? Vor zehn Jahren erschien in Deutschland zur schönen Weihnachtszeit ein Buch der amerikanischen Rechtsanwälte Canter und Siegel unter dem noch schöneren Titel "Profit im Internet". In ihm findet sich die Behauptung, dass das Web nur darum entstand, weil Pornobilder geguckt wurden. Doch wie sahen eigentlich die Bomis Babes der Pioniere aus? Heute können wir Les Horribles Cernettes wieder betrachten, weil es seit dieser Woche Blogger gibt, die keine Märchen erzählen. Leider durfte ich nicht in die nicht jugendfreie Veranstaltung über nackte Pizza-essende Feuerwehrfrauen.
*** Süßer, die Märchen nie enden, gerade zur Weihnachtszeit: "Wir haben vom Faxgerät bis zum iPod eine große Reihe technischer Neuerungen in Deutschland entwickelt", erzählt der Siemens-Zentralvorstand Thomas Ganswindt in der Zeitung, leider nur auf ePaper, nur um zu beklagen, dass Deutschland den Megatrends nicht konsequent genug folgt. Da sollte man sich bitte doch bei Siemens ein Beispiel nehmen. Wie man kreativ mit einem Megatrend wie Open Source umgeht.
Was wird.
Es naht das schönste Fest der Christenheit. Wer mitfeiern will und bis jetzt noch keine passenden Geschenke hat, der findet hier eine passable Erzählung. Doch gilt auch "Mir Sajnen do" und damit bitte ich die geneigte Leserschaft um Vorschläge, was mit dem WWWW passieren soll, das diesmal mitten in die christliche Traufe fällt. Was braucht ein Dutzend diensthabender Admins und zerstreuter Programmierer? In bin in einer atheistischen Familie aufgewachsen, da hatten wir zum Weihnachtsfest eigentlich nur die Pflicht, zwei Stunden Radio Norddeich zu hören. Danach wurde gemampft. Heute sieht das wohl anders aus. Gute Weihnachtsgeschichten gibt es genug.
Heute ist die letzte Gelegenheit, rauszugehen und auf einem Weihnachtsmarkt den grässlichen Glühwein zu kippen. Ach, wie bezaubernd sind diese Buden, die Klickoläuse und all die Engelchen zum vierten Flämmchen. Doch nun musst du hart sein, Virginia, da hilft dir kein Weihnachtsmann: Die geflügelte Jahresendfigur gibt es nicht. Sie hat es nicht einmal zu Zeiten der lebendigen DDR gegeben. Sie ist eine sozialistische Engelslegende, dem Kopf eines heimwehkranken Stasi-Offiziers entsprungen. Das ist übrigens das Positivste, was ich noch zu sagen hätte. Gute Nacht, Freunde, und ein letztes Glas im Stehn.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #56 am:
25 Dezember, 2005, 08:52 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.Und aus gegebenem Anlass tickt bei Hal Faber heute die Bombe. Er meldet sich von der anderen Seite der roten Linie.
Was war.
*** Süßer die Schlagzeilen nie klingeln, und in meinem Kopf dröhnt es auch schon, was nicht etwa an übermäßigem Punsch- oder Glühweinkonsum am Vorabend dieses ersten Weihnachtstages liegt. Manche Leute haben Hegel falsch verstanden und verwechseln Dialektik mit Sophistik. Ist unser aller Staatstheoretiker Hegel in Ferien und nicht erreichbar, dass jeder gerade so argumentieren darf, wie's im passt? Die Folter ist mal wieder in aller Munde, die Zeitungen sind schwer beschäftigt, das richtige Foltern zu erklären und das Schäublen, die politisch korrekte Übernahme von erfolterten Aussagen. Vom Elektroschock und der Vergewaltigung bis zum bewussten Wegsehen, wenn irgendwo auf der Welt mal wieder ein Völkermord passiert, reicht die ganze Spannbreite der Folter. Folter findet überall statt, sie ist keine Anomalie oder eine Perversion von durchgeknallten sadistischen Menschen. Folter ist einfach eine Befragungstechnik, die etwas weiter geht, als wir es von den Tatort-Kommissaren gewohnt sind. Wer Stromstöße durch die Genitalien eines Gefangenen schickt, arbeitet halt mit einem schnellen Interrupt und will den Direct Memory Access. "Der Staat ist die Wirklichkeit der sittlichen Idee", ja, ja, gut gebrüllt, alter Löwe.
*** Für einige mag Foltern Spaß machen, weil sie Spaß daran haben, den Willen eines Menschen zu brechen, für die meisten ist Folter aber eine normale Arbeit, die sich kaum vom Telefonieren in einem Call-Center unterscheidet. Auch dort muss man etwas aus dem Anrufer herauskitzeln, mit anderen Methoden. Die Folter ist ein Kulturprodukt, der Ausdruck einer Zeit, die keine Zeit hat. Es ist halt einfacher, das Kind mit ausgekugelten Armen an einen Haken in den Keller zu hängen, als lange auf dem PC zu suchen, was es wieder im Internet angestellt hat. Die Folter ist einfach effizient, sonst würde sie ja nicht eingesetzt werden, und ja, sie ist natürlich ein Effekt der Globalisierung: Wer will sich denn noch vor Folter drücken? Folter hat natürlich mit knappen Ressourcen zu tun, denn ein Mensch lässt sich nicht ewig foltern, sondern stirbt. In Syrien wurde beispielsweise Mohammed Haydar Zammar "landestypisch behandelt", wie es das Auswärtige Amt formuliert. Es bedurfte des bundesdeutschen Opfers in Form des Abbruchs von neun Strafverfahren gegen Syrer, ehe BKA-Beamte auch mal zu dem Gefolterten durften.
*** Man denke nur, wie schnell Ruhe in der Bude ist, wenn Foltern im Betrieb, in der Schule und in der Universität eingeführt ist. Je nach Milieu wird man von Daschnern oder Scharffern reden, um endlich einmal Hans Joachim Scharff zu ehren, den Chef-Verhörer der Nationalsozialisten, der rote Linien ziehen konnte wie sonst nur noch Fischer. Natürlich muss man Grenzen ziehen, wenn man Folter salonfähig machen will. Ein demokratischer Rechtsstaat sollte schon darüber diskutieren und abstimmen, ob man auf einem Gefangenen noch die Zigarette ausdrücken kann oder ob das schon zu viel ist. Ob man zur kleinen Anfangsfolter für Einsteiger schon das Aushungern zählen möchte oder ob das noch eine legitime Hartz IV-Maßnahme ist, wie die Landverschickung von Arbeitslosen zum Bücklingsunterricht auf Spargelfeldern.
*** Je schneller wir in diese Debatte einsteigen, desto klarer signalisieren wir den Terroristen, dass wir keinen Deut anders sind als sie, dass wir keine weichen Eier haben und dass auch wir nur tickende Bomben der Extraklasse sind. So einfach ist das. Notfalls können auch wir im Eilverfahren Gesetze ändern, die das Land verändern.
*** Bei Lichte betrachtet ist das Foltern ein EDV-Problem. Da mögen alle Echelons der Welt mit ihrem von SAIC programmierten TeraText mit Latent semantischen Indices sich durch Mails und Telefonate pflügen, da mag besagte SAIC die irakischen Medien kontrollieren oder unser BKA sich über seine tolle IBM-Websphere-Installation ETWAS (Early Threat Warning Analysis Systems) freuen, da mögen alle KFZ unter Aufsicht gestellt werden, es reicht alles nicht aus, die Informationen über die tickende Bombe zu finden. Wo die Rechner versagen muss Folter her, die Hirne öffnen.
*** Ja, man merkt's, auch an dieser Wochenschau: Weihnachten ist's und überall wird das Lied des jüdischen Komponisten Israel Balline a.k.a Irving Berlin gespielt, der von einer White Christmas träumte. In diesem Jahr fallen Weihnachten und Chanukka zusammen, was datumsmäßig selten ist, doch inhaltlich kaum problematisch. Zu Erinnern wäre an die Jüdin Fanny Arnstein, die 1814 den ersten Weihnachtsbaum in Österreich aufstellte, komplett mit Kugeln und Davidsternen. Oder wie wäre es mit dem ersten "deutschen" Weihnachtsbaum, der vor 400 Jahren zu Straßburg auftauchte? Nichts dergleichen. Ich melde mich von der anderen Seite der roten Linie, von dort, wo Weihnachtsmänner den Fummel ausziehen, wo kein tröstliches Chanukka-Lichtl brennt, wo nicht einmal die Spreewaldgurken der Ostheisten von den Zweigen hängen. Von dort, wo schon das kleinste Jammern für den Rausschmiss reicht, weil Jammern nun mal kein betrieblichen Nutzwert erzeugt. Freut euch kann auch eine Folter sein.
*** Mit dem Stichwort Rausschmiss bin ich schon beim letzten Punkt der weihnachtlichen Wochenschau angelangt. Für Journalisten ist Weihnachten die Zeit der Toten und Vergessenen. Kinder, Ehefrauen und Mütter schicken ihre bitteren, verzweifelten Briefe zum traulichen Fest. Die Hinterlassenen derer, die nach einer Meldung des Heisetickers den Freitod gewählt haben, wollen Trost, Reue oder zumindest eine Ahnung davon bekommen, was sich da abgespielt hat. Da muss ich meine Hilflosigkeit gestehen: Das Nachrichtengeschäft ist hart und vergisst oftmals die Menschen hinter den Nachrichten. Wenn Journalisten brisante Mails verschlüsseln, Unterlagen bei Dritten verstecken, bei gefaxten Dokumenten sofort die Senderkennung vernichten und zum nächsten Copyshop laufen, um anschließend das Original zu vernichten, so vergessen wir schnell, dass sich nicht jeder Mensch so verhält. Und dass es Menschen gibt, die daran zerbrechen. Weil ich eher ratlos diese Sorte Weihnachtspost öffne, und noch ratloser der Entwicklung gegenüberstehe, dass manche Nachrichten zu Querschlägern mutieren, erinnere ich heute an einen der tödlichen Fälle. An Thomas Milatz, Mitarbeiter der DATEV-Pressestelle, dem nach dieser Meldung gekündigt wurde, dem dann die Ehe zerbrach und der sich daraufhin im Reichelsdorfer Wald bei Nürnberg erhängte. Nach neun Tagen wurde er gefunden. Die bittere, die böse und die banale Wahrheit ist, dass sich an den Tippelschritten Richtung digitale Signatur nichts, aber auch gar nichts geändert hat. Jetzt soll sie 2007 im großen Stil mit den Personalausweisen kommen, die biometrisch sicher sind. Dass die ungeheure Macht, mit der die DATEV ihre Steuerberater auf Linie hält, zum 40. Jubiläum dieser Organisation im kommenden Jahr weiter zugenommen hat und zunehmen wird.
Was wird.
Das Einstein-Jahr geht zu Ende, doch ehe wir das neue, das Jahr der Informatik feiern können, in der jede Subroutine mit Lametta behängt wird, gibt es noch einen Jahresrückblick. Und einen Kongress über Private Investigations, durchgeführt vom einzigen Verein, der in der Lobbyliste des neuen Bundestages offiziell als Vertreter der Interessen von Hackern, Netzwerkern und Online-Bürgern ausgewiesen ist, in dieser Reihenfolge.
Nach der Kampagne "Du bist Deutschland" (heute ohne Link, schließlich ist Weihnachten) geht es im neuen Jahr mit Deutschland, Land der Ideen weiter. Deutschland, du Land der Gummibärchen, Funkuhren, Currywürste und Aspirintabletten, du hast doch mehr zu bieten! Den Anfang macht im Land der Zukunft der Informatik-Wettbewerb Deutschland braucht Deine Ideen. Wo Ideen und keine Inder mehr gefragt sind, ist der Hauptpreis angemessen: Statt deutscher "Green Card" gibt es ein vierwöchiges Praktikum für die beste Antwort auf die Frage "Welche Aufgaben würdet ihr mit Virtueller und Erweiterter Realität angehen? Welche intelligenten Produkte fehlen uns noch?" Ja, was fehlt uns noch? Ein bisschen "intelligent design"? Ein bisschen Verstand? Ein bisschen mehr Mut, sich seines Verstandes zu bedienen? "Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr." Begeben wir uns also in die Vacanze di Hegel und überlegen uns unter Begleitung des Quartetto Magritte zwischen den Jahren, wo denn im nächsten Jahr die Weisheit des Weltgeistes walten und ihr möglicherweise entgegen aller Erwartungen doch noch segensreiches Wirken entfallten sollte: Es dämmert auf der Welt. Wo bleibt die Eule der Minerva?
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #57 am:
01 Januar, 2006, 00:38 »
Ja, war denn was? Ja, ein Jahr. Es geht voran. Nur keiner weiß, wohin.
Die Gegenwart ist auch nicht berauschend
zu viele Leute, die mich belauschen
ich weiß noch nicht, wer ich bin
Radio zu hören, das macht keinen Sinn.
Genau: War was? Statt der Marching Band für uns gestandene Kritikaster stimmte Frank Sinatra den Abgesang des Jahres an. My Way bildete die Begleitmusik für den Beginn der Erinnerung an die Zeit unter Schröder. ePässe und der Untergang nicht nur von New Orleans, sondern auch des Traums von US-amerikanischer Allmacht, Vorratsdatenspeicherung und die Zerstörung nicht nur großer Teile von Pakistan, sondern auch des Glaubens an die allgegenwärtige Hilfsbereitschaft der positiv globalisierten Bevölkerung der Industriestaaten – diese extremen Töne, die sich in die hässlichen Hintergrundgeräusche einfügten, sind damit noch lange nicht ausgeklungen.
Aber Du bist Deutschland, was also soll passieren? Dass wir vor Langeweile sterben angesichts dieses vergangenen Jahres. Wie peinlich erscheint im Nachhinein all die Aufregung um das von Bundesköhler bejammerte untergehende Deutschland und um die von den Auguren prophezeite große Wechselstimmung, die dann doch nur in marginalem Wechsel beim politischen Personal ihr Ende fand. Erinnerungen an die Zeit unter Schröder werden uns sentimentalerweise noch lange begleiten, auch wenn My Way davon nicht zu einem entschnulzten Klassiker wird.
Mit den Irrungen und Wirrungen der Hightechbranche oder den Katastrophen des Jahres lässt sich aber kein nostalgischer Blumentopf gewinnen, und Deutschland sind die Hunderttausenden von Kriegs- und Katastrophen-Toten auch nicht. Nostalgie hin, Sentimentalität hin, her: Uns droht nicht nur das Informatikjahr, das ganz amerikanisch plötzlich zum Jahr der Computerwissenschaften mutiert, nein, auch noch Mozarts 250. Geburtstag dräut, der hierzulande ganz unösterreichisch auch schon mal eingemeindet wurde – Du bist Mozart? Ach, lieber nicht, in Deutschland ist's doch nur ein kleiner Schritt vom Österreicher Mozart zum Niederländer André Rieu.
Du bist Rieu? Wem's bislang nicht kalt den Rücken runterlief, der dürfte spätestens jetzt von jedweder deutschtümelnder Euphorie geheilt sein: "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. [...] Jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein." So möchte denn die Wochenschau von Hal Faber, die in diesem Falle gar keine einfache Wochenschau ist, auch jetzt wieder den Blick für die Details schärfen. Und das auch heute, da ein neues Jahr seinen Anfang nimmt.
Was war.
*** Dabei hat es länger gedauert als üblich, doch nun ist 2005 wirklich vorbei. Das Einsteinjahr, das Wirsindpapst- und Dubistmerkeljahr ist Geschichte, das Mozart-, Gödel-, Castro- und Goleojahr 2006 knallt sich eins. Und weil in Deutschland immer im bekannt schlechten Englisch the same procedure than every year ansteht, darf eben ein kleiner Jahresrückblick in diesem WWWW nicht fehlen. 2005 und wie Heisig es sah, gewissermaßen. Geben wir es ruhig zu: Es war pandaschnitzelbärig toll, so toll, dass andere sich das Heise-Maskottchen schnappen und konvertieren, zusammen mit der tibetanischen Antilope.
*** Halt! Ehe ich in Gefahr komme, mit wirrem Blick die Logfiles vom Teleprompter zu köhlern, müssen zuvördert doch noch die Leser bedient werden, die unbedingt pessimistisch gestimmt ins neue Jahr torkeln wollen. Nehmen wir nur die edlen deutschholländischen Hacker, die jammern, dass sie den Krieg verloren haben. Die in bester sozialdemokratischer Tradition Neuwahl^H^H^H^H den Schwanz einziehen, weil niemand auf sie hören will. Fehlt nur noch, dass die ermatteten Hacker das Lied des Geyers Schwarzer Haufen anstimmen: "Geschlagen gehen wir nach Haus ...". Jajaja, es gibt tatsächlich pessimistische Hacker, genau wie es tatsächlich pessimistische Fans des Internet Explorer geben soll. Wem die Ideen ausgehen, der bemüht gerne das Ende der Geschichte und redet von einem neuen dunklen Zeitalter, in dem die Orks triumphieren und die CIA über allen Gesetzen steht. So bleibt nur das Fazit, dass irgendetwas mit der tröstenden Hackerethik nicht stimmen kann, wenn die "Krieger" den Glauben daran verlieren, dass "Computer Dein Leben zum Besseren verändern."
*** Da lobe ich mir doch die journalistische Ethik, die nach Gabriel Garcia Marquez den "Journalismus stets begleiten muss wie das Summen eine Schmeißfliege. Ab und an hat es sich zwar mit dem fröhlichen Summen, wenn man Nachrichten über Kloaken-Blätter lesen muss oder ein Interview mit der eiskalten Marietta Slomka, die Susanne Osthoff "bearbeitet" hat. Doch eigentlich ist das Gesumse, um es in den bärigen Worten eines Wesens von geringem Verstand zu sagen, immer gut für einen Honigtopf. Nehmen wir nur den biometrischen Reisepass, den die Hacker als Zeichen dafür sehen, dass sie den Krieg verloren haben. Journalistisch betrachtet hätten sie ihn niemals verhindern können, weil es in keinem europäischen Land eine öffentliche Debatte über die Einführung dieser Pässe gab. Bleibt ihnen also nur der gute Ratschlag, den Pass einmal neben einem Schweißtrafo liegen zu lassen (nein, nicht die Mikrowelle nehmen), der auf der Frequenz 13,56 Mhz "sendet". Journalistisch sah die Sache etwas anders aus, als zur Einführung des tollen Passes Lichtbildbelehrungen aus allen Teilen der Republik in die Redaktion gefaxt wurden. Belehrungen, die es nach Ansicht des Bundesinnenministeriums gar nicht geben dürfte.
*** Auch Schmeißfliegen können sich irren. Zur Vorbereitung dieser kleinen Jahresschau stöberte ich durch die Tickermeldungen, um selbst ohne die Krücke Statistik einmal den gefühlten Spitzenreiter zu finden. Was könnte den typischen Heiseticker-Lesern so gefallen oder missfallen haben, dass die Nachricht die meistbesuchte Nummer 1 in den "Top 100" des Jahres werden würde? Ich entschied mich zunächst für die Meldung 66982, dann, nach reiflicher Überlegung aber für die Nummer 60335, weil Apples Intel-Volte eine schwer diskutierte Geschichte war. Niete, Niete, sagt mir die Statistik: Mit 161.473 Zugriffen schaffte es die Apple-Meldung nur auf Platz 19, mit 224.889 Zugriffen liegt die Meldung zur Forumszensur von heise online auf Platz 8. Sieger über alles wurde die Meldung über Deutschland bei Google Earth mit 424.913 Zugriffen. Mit deutlichem Abstand folgt auf dem zweiten Platz der Nationale Plan zum Schutz kritischer Infrastrukturen mit 347.781 Zugriffen.
*** Tatsächlich stehen die beiden Spitzenreiter für die wichtigen Trends im abgehefteten Jahr. Google schaffte es gleich drei Mal in die Top Ten des Jahres und 17 Mal unter die Top 100. Wenn man jedoch alle Nachrichten über die Aktionen Otto Schilys zusammen addiert, von der Terrorbekämpfung mittels ePass über die WM-Terrorbekämpfung und die Terrorbekämpfung durch Zugriff auf Passagierdaten bis zur Terrorbekämpfung durch Zusammenlegung der Geheimdienste – dann hat man einen absoluten Spitzenreiter, ganz ohne Nachrichten von Herrn Schäuble, der den Ottomatismus mit Bundeswehreinsätzen im Inland nahtlos fortsetzt. Dem Trend der letzten Jahre entsprechend sind die früheren absoluten Klassiker, die Meldungen über Hardware von Lidl, Aldi & Co weiter abgesackt und liegen im Mittelfeld der Top 100. Etwas überraschend vielleicht die Tatsache, dass es keine Viren-, Würmer-, Phishing- oder Sicherheitsloch-Warnmeldung unter die Top 20 brachte. Ein Loch im Feuerfuchs ist Spitzenreiter in dieser Kategorie und auf Platz 25 gelandet, während es der ach so grimmige Zotob nicht einmal unter die Top 100 brachte. Nehmen wir es als ein gutes Zeichen, dass Heise-Leser ihre Computer im Griff haben und nicht umgekehrt.
*** Die Jahresendgedanken gelten heute Daniil Charms, der vor 100 Jahren geboren wurde und nicht nur bezaubernde Kindergeschichten schrieb: "Die Erde steht auf drei Walen. Die Wale stehen auf einer Schildkröte. Die Schildkröte schwimmt im Meer. Ist das so? Nein, es ist nicht so." Wer sich auf 2006 freut und das Gejammer der Hacker nicht mehr hören kann, der ist reif für die schlichte Wahrheit: "Die Erde hat einfach die Form einer umgestülpten Tasse und schwimmt selber im Meer. Und über der Erde die Mütze des Himmelsgewölbes. An dem Gewölbe bewegen sich die Sonne, der Mond und die beweglichen Sterne – die Planeten. Die Fixsterne sind an dem Himmelsgewölbe befestigt und drehen sich zusammen mit ihm."
Was wird.
Auch das größte Datenmeer, dass im Jahr der Vorratsspeicherung auf den Servern schwappt, kann das Prinzip Hoffnung nicht wegkärchern, wie es die Terrorbekämpfer wollen. Wir sind nicht Deutschland, das im Lichte seines WM-Glanzes brüht, sondern schlicht die Bürger eines Staates, der Grenzen haben soll. So gilt es auch im Jahre 2006, dass auf heise online emsig summend weiter berichtet wird:
– von den Viren, die an der Technik knabbern,
– von den Überwachern, die bürgerliche Freiheiten einsacken wollen,
– von den Plänen der Googles und Microsofts,
– von der künstlichen Intelligenz und ihrem 50. Geburtstag,
– vom Sieg der Frauen ... und der Playstation 3.
Freuen wir uns passend zum neuen Jahr mit den Bürgern von Stockholm, die zum Arbeitsbeginn am Dienstag mit der Citymaut ein Überwachungssystem allererster Güte bekommen, in dem jeder den Nachbarn ausspionieren kann und die Polizei den vollen Zugriff auf Mautdaten zur Starfverfolgung hat. Ja, richtig, freuen, denn die Schweden können ihre Big Brother-Maut in der Schärenstadt am 17. September abwählen.
Am Ende des vergangenen und Anfang des neuen Jahres aber steht nicht Mozart, sondern etwas ganz Anderes: ein Glückwunsch und eine traurige Nachricht. Während wir in Deutschland zu Ehren eines klavierspielenden Geburtstagskindes fröhlich vor uns hindaunern, müssen wir auch den Tod von Derek Bailey beklagen. Der legendäre Free-Jazz-Gitarrist landete eben nicht, wie er es so vielen altersmilde gewordenen Kollegen vorwarf, beim Bossa Nova. Wir werden ihn als großen Protagonisten improvisierter Musik vermissen. Die Musik von Dauner und Bailey aber, die gibt doch auch in Zukunft die Begleitung für eine spannende und glückliche Zeit. Bestehen wir also auf etwas Optimismus:
Die zweite Hälfte des Himmels könnt ihr haben
doch das Hier und das Jetzt, das behalte ich.
Doch halt, ganz zu Ende bin ich noch nicht. Zum guten Anfang fehlt nicht nur etwas Optimismus, sondern auch das
Kolophon.
Viele liebe Menschen, etwas Hardware, ein kleines bisschen Software und eine tapfere Netzadmin, die auch des nächstens noch reparierenderweise eingreift, tragen dazu bei, dass das WWWW erscheinen kann. Auch John Zorn, Aki Takase, Neil Young, Keith Jarrett, RZA, Anthony Braxton, Tom Waits, Public Enemy, Seeed, Albert Ayler, Andreas Scholl, Quadro Nuevo, Ken Vandermark, Matthew Shipp, Quartetto Magritte und was der unwissenden Begleitmusiker noch mehr seien, sie alle helfen. Und wichtiger als ein altersschwaches Thinkpad mit junger Ubuntu-Installation, in Notfällen ein PC von der Stange mit Betriebssystem von der Stange, ein Uralt-Editor, Vino Nobile und Cannonau sowie die Hinweise meiner Lektüre-Dealerin sind die Tipps, die Woche für Woche von den Regulars eintrudeln, von wurgl, faeshn, Tyler Durden, Twister, den Pandaschnitzeln, Wälzlagern und wie sie alle heißen mögen. Ohne euch, als Zuträger wie als Leser, wäre der wöchentliche Kleinkrieg mit den Neben-Nachrichten nicht möglich. Das wird sich auch 2006 nicht ändern.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #58 am:
08 Januar, 2006, 09:16 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Tretens ein, meine Herrschaften, tretens ein. Was gibt es schon an Sensationen zu vermelden, von der Computer Electronics Show, wenn bald LCDs am Arsch installiert sind und Telefone schnurlos werden?
*** Beginnen möchte ich den kleinen Wochenrückblick mit der ersten Frage aus dem Muslim-Test. Weil der Abruf dieser einzigartigen Dokumentation deutscher Ausländerfeindlichkeit momentan hoffnungslos überlaufen ist (steht da jemand verbotenerweise auf seiner F5-Taste?), hier eine Alternative und hier die 2. Frage vollumfänglich:
Was halten sie von folgenden Aussagen:
– Demokratie ist die schlechteste Regierungsform, die wir haben, aber die beste, die es gibt.
– Die Menschheit hat noch nie eine so dunkle Phase wie unter der Demokratie erlebt. Damit der Mensch sich von der Demokratie befreien kann, muss er zuerst begreifen, dass die Demokratie den Menschen nichts Gutes geben kann ...
Natürlich stecken in den Aussagen ganz gemeine Fangfragen, entwickelt von den führenden Islam-Experten Baden-Württembergs, wahrscheinlich nach ausgiebiger Lektüre der Abenteuer von Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Denn jeder wird eigentlich die erste Aussage verneinen müssen: Schließlich haben wir nicht "die Demokratie" als Regierungsform in Deutschland, sondern eine demokratische Doppelstruktur, oder, wie es offiziell definiert wird: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Die staatliche Ordnung des Grundgesetzes findet in den Verfassungsorganen, im Föderalismus sowie in der Rechtsordnung und dem Wahlsystem ihren Ausdruck."
Wehe den Söhnen und Töchtern Allahs im föderalistischen Teilstaat Bawü, die dies nicht auf die Reihe kriegen! Die vielleicht, ganz wie die apolitischen Hacker vom Chaos Computer Club in ihrer Winterdepression die Aussage so verstehen: "Die Menschheit hat noch nie eine so dunkle Phase wie unter der Demokratie erlebt, die von der Politik gefoltert wird." Wenn es Organisationen gibt, für die die Gesetze anderer demokratischer Staaten nicht gelten, dann sollte man jede Demokratieprüfung flugs einstampfen. So aber kann man festhalten: Der Muslim-Test ist vielleicht pc, aber völlig untauglich für den Nachweis, ob sich ein Einwanderer in unserer deutschen Gemeinschaft auskennt und ihren Mief akzeptiert. Wie wäre es denn im guten Geiste des Föderalismus, wenn jede Behörde nur die einfache Frage stellt: "Wie komme ich zum Flughafen?" Wer auf diese Fangfrage die Antwort gibt, nicht mehr zurück zu wollen, hat schon verloren. Korrekt lautet die Antwort: "Wenn Sie vom äh vom Hauptbahnhof starten Sie steigen in den Hauptbahnhof ein ..." So wirr stammelt nicht die Muslima Osthoff, sondern ein Einheimischer auf der B-Ebene des Politikbahnhofes. IT-Experten haben da offenbar weniger Schwierigkeiten: Sie machen, dass sie wegkommen.
*** Wenn wir in dunkle Phasen gleiten, sind Pseudonyme manchmal nützlich. Das weiß niemand besser als ich. "Protect your screen names" rief der CCC-Kriegstheoretiker Frank Rieger in der erwähnten Weihnachtsdepression, den tollen Zeiten anno 1997 nachtrauernd. Wenn wir so in den Überwachungsstaat gleiten, dass selbst das zartnäsige Feuilleton der Sueddeutschen Zeitung eine Doppelseite füllen kann, auf der sechs Autoren vor der Überwachung bibbern, sollte der Respekt vor Screennames auch bei Tickermeldungen vorhanden sein. Leider gibt es Redakteure, die anderes denken und wahrscheinlich die gesamte Recherche in ihrem Budenarchiv unterbringen, weil sie "nichts zu verbergen haben". Erinnert sei darum an das, was ein gewisser Ignaz Wrobel über Presse und Realität geschrieben hat. Natürlich wissen wir heute, dass Kurt Tucholsky diesen Text geschrieben hat und freuen uns mit ihm, dass seine wichtigen Texte gemeinfrei geworden sind.
*** Wenn aber die Toten ruhen, ins Zwischenreich gewandert sind oder sich mit Jungfrauen vergnügen, bleiben die Lebenden zurück, mit der Pflicht, aufrecht weiter die Mühen der Ebene zu durchstehen. 350.000 Dollar hat die Wikipedia gesammelt, von denen sie gleich den größten Batzen weiter reichen soll, weil sie in einem lexikalischen Artikel zum Leben und Sterben des Hackers Tron seinen bürgerlichen Namen Boris Floricic erwähnt, wie er beispielsweise in Zeitungsartikeln und auf dem Deckblatt seiner Diplomarbeit zu finden ist. Hat der Kunstname dem Lebenden geholfen, so sollte das Wissen der Welt keine Kompromisse eingehen, bis Listen wie diese zur Einnahmequelle deutscher Rechtsanwälte werden. Nur gut, dass die Meute mit ihrer Abmahnungen erst einmal ins russische Sankt Petersburg gallopiert ist. Vielleicht gibt es in der Zwischenzeit einsichtige Menschen, die den hinter der Abmahnung stehenden Menschen erklären, was freies Wissen bedeutet.
Was wird.
Herb war die Kritik, dass die Abschweifungen zum Jahresende nur einen kurzen Ausblick in die strahlende Zukunft anno 2006 zugelassen haben. Das Mozartjahr! Aber wollen wir das wirklich: Deutschland sucht den Super-Mozart? Besser, man wendet sich an Unbekanntere oder an Stars der Volksmusik oder vielleicht an Vernunftunbegabte. Und doch, mancher vermisste noch mehr: Das Jahr der Überwachungskameras, das Heiner-Müller-Jahr, das goldene Jahr der Volksmusik, das Gödeljahr, das Freudjahr! Wie tief sitzen die Verschiebungen bei Hal, dem Verklemmten? Dabei hat unsere Kanzlerin die richtige Antwort vorgegeben: Die Welt ist zu Gast bei Freundinnen!. Angie rockt! Das Weltmeister-Jahr! "Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen." Wenn selbst die überwachungsscheuen Grünen AWACS ganz in Ordnung finden, haben gewisse Höhenflüge ein Ziel erreicht, noch ehe das Verfassungericht über den finalen Luftrettungsschuss befunden hat. Ist das dazugehörige Gesetz durch, steht nichts mehr dem Einsatz der Bundeswehr im Inland im Wege. Wer dann noch von Objektschutz redet, hat vollends die Orientierung verloren: Für die polnischen Hools, die schon einmal mit Kettensägen antreten, wird es eine Frage der Ehre sein, gegen die Nachkommen der Wehrmacht anzutreten.
In deutschen Zeitungen wird an diesem Wochenende nicht nur vor dem Überwachungsstaat gezittert, sondern mindestens ebenso übertrieben die Forschungen des Schweizer Chemikers Albert Hofmann gerühmt, der am kommenden Mittwoch seinen 100. Geburtstag feiert. LSD ist mehr als ein Seitenweg christlicher Nächstenliebe. Bereits 1968 bemerkte Marshall McLuhan in einem Aufsatz, dass "der Computer das LSD der Geschäftswelt" ist, doch erst der Personal Computer machte mit diesem Satz Ernst, weil er weit mehr als die verkoksten Manager mobilisierte. Seit dem Buch von John Markoff wissen wir, was der große Diktator Steve Jobs alles an LSD einwerfen musste, um Apple in Schwung bringen zu können. Heute bereitet er gewissenhaft seine Shows vor, zum Beispiel die auf der kommenden Macworld, wenn wieder etwas vorgestellt wird, das wie ein billig kopiertes Windows Vista aussieht. Ein billiger Witz? Aber nicht doch. Erst wenn Apple ein Security Advisory herausbringt, das einen Satz wie diesen enthält: "Zusätzlich zur Intstallation von MS06-001 sollten Sie keine unbekannten oder fremde Webseiten besuchen, weil diese möglicherweise den schädlichen Angriffscode bereithalten könnten", ja, erst dann wissen wir, dass beide gleichauf liegen: Apple-Anwender, Windows-Fans meidet also das fremde Internet. Eigentlich sollte ich das Google-Pack und die Linux-Kohorten gleich mitbitten. Und doch, das wollte ich doch noch betont haben, religiöse Gefühle sind immer eine etwas heikle Sache.
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Re: Was war. Was wird.
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Antwort #59 am:
15 Januar, 2006, 00:17 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Stop making sense, sangen einstmals die Talking Heads: Das soll das Motto dieser kleinen Wochenschau sein. Denn wir haben nur die Wahl, zu lachen, bis uns das Lachen im Hals stecken bleibt, oder zu kotzen, ohne Ende. Immerhin habe ich und das verbliebene Trüppchen WWWW-Leser Freitag den 13. überstanden, das Batgirl-Meme überlebt. Eigentlich wären mir Zeichnungen unserer tollen harten BND-Agentinnen lieber gewesen, die im unermüdlichen Einsatz für die amerikanischen Verbündeten Bombenziele ausbaldowerten, souverän das Schrödersche Nein ignorierend. Oder war das Nein vielleicht ein Jein, ein Jain, ein Yeah-Ja, gar ein simpler Software-Fehler in dem Übersetzungsprogramm des BND? Ein verstecktes Ja nach dem Vorbild gut versteckter Massenvernichtungswaffen? Wir wissen es noch nicht, doch sind bereit, alles zu glauben, was uns die Abteilung 23 serviert. Es könnte ja sein, dass die abgesprochenen "aims of comprehensive regional planning" irrtümlich als "Zielerfassung" bezeichnet wurden. Und überhaupt: Jeder Stadtplaner weiß, dass erst einmal gründlich abgerissen werden muss, ehe ein ordentlicher Aufbau möglich ist.
*** Bleiben wir beim Organisationsweltmeister Deutschland, dessen Fußball-Halbgötter nach der Warentestdusche die Absage eines gemütlichen Ballstadls mit 12.000 Laiendarstellern durch die nüchtern kalkulierende Fifa verkraften müssen. Das sich nur 5000 Leute die spielfreie Eröffnung einer Balltreterweltmeisterschaft antuen wollten, lässt hoffen, dass es noch Reste der Vernunft gibt in diesem unseren Land, dem nun der esoterische Schmalzquark des Herrn Heller erspart bleibt. Nein, Du bist nicht Heller, nicht in diesem unseren Land, das in seinem offiziellen Sexualorgan auf wehrmachtsbehelmte Nachbarn so antwortet: "Käse-Tussi, hops in deinen Wohnwagen und roll zurück Richtung Campingplatz! Ins Land, wo die Menschen ihr eigenes Gras rauchen – und auf'm Rasen spucken statt Fußball zu spielen."
*** Lernen wir also das Gesetz des Marktes respektieren, das die Fifa zum obersten Schiedrichter ihrer Balloperetten ausgerufen hat: Keine Eröffungsveranstaltung. Keine Apple-Laptops, und seien da noch so viele Intel-Chips drinne! Schließlich hat der Sponsor Toshiba auch passable Modelle auf Lager. Derweil werkelt der Sponsor Avaya an den WLAN-Installationen in den Stadien, für die er vertraglich verpflichtet ist, eine Bandbreite zur Verfügung zu stellen, dass jedes unten am Rasen geschossene Foto in mindestens 20 Minuten online steht. Aber wo? In einer Hochsicherheits-Quarantäne-Queue auf einem Fifa-Server, weil die Verlage frühestens zweieinhalb Stunden nach Ende eines WM-Spiels Bilder im Internet veröffentlichen dürfen. Preisfrage: Wer hat in der Zwischenzeit Zugriff auf die Bilder? Richtig, Abteilung 23 darf antreten und nachsehen, ob nicht irgend ein Spitz- oder Sprengbube mit abgelichtet wurde. "Das Eckige ins Runde", das wäre ein passender Operations-Name für diese Art der Zielerfassung.
*** Wenn diese kleine Wochenschau der ungewichteten Nebensächlichkeiten erscheint, feiert die Wikipedia ihren Wikipedia Day, vulgo Geburtstag. Ein apartes Geburtstagsgeschenk kommt, wie im letzten WWWW geschrieben, aus Deutschland: Eine einstweilige Verfügung, den Namen Boris Floricic im lexikalischen Eintrag zum Hacker Tron zu verwenden. Wer immer die Idee hatte, so eine Verfügung durch die Welt zu schicken, hat die Eltern schlecht beraten. Natürlich entstehen mit einer solchen Aktion völlig ungefährliche Artikel, die die ollen Kamellen aufwärmen. Oder es werden besonders schiefe "Klarstellungen" mit einem Titel wie Wikipedia vs. Tron produziert. Dabei wird unter Juristen die Frage nach dem postmortalen Persönlichkeitsrecht nach dem Tode recht genau austariert. So bleibt die Frage, ob die Diplomarbeit und der Chipkarten-Hack das Werk eines der besten und kreativsten Hacker waren oder es sich einfach nur um einen unerfahrenen Datenreisenden handelte, der nicht begriff, welches Spiel mit ihm getrieben wurde. In beiden Fällen ist es mehr als genug Stoff, der ihn zu einer absoluten Person der Zeitgeschichte macht, mit allen Konsequenzen, zu denen eben ein Name gehört.
*** Unter diesem Gesichtpunkt sind Drohungen mit dem Pressekodex wirklich hirnverbrannt und hirnverbrannter noch die Idee, den "Fall Telepolis" (die erst richtig Boris Floricic schrieb und dann doch wieder abkürzte) vor den deutschen Presserat zu bringen, der sich mehrfach nicht für Online-Medien zuständig erklärt hat. Doch es geht noch hirnverbrannter, wenn die überlebenden Reste der unaussprechlichen Dotcomtöterei auftauchen und die Rächer der Enterbten spielen und gleich einmal die Marke "Floricic" anmelden, um ganz allein entscheiden zu können, wer die Marke benutzen darf. So kreiselt die Geschichte munter weiter, ist ein Ende nicht in Sicht: Auch Tron sollte schon einmal eine Marke werden. Lachen, bis das Lachen im Halse stecken bleibt ... ach, das hatte ich schon.
*** Und wo wir schon bei den unsinnigen Juristen sind, darf dieser Juristen-Text aus einer Abmahnung in Sachen der allgemein bekannten Werbekampagne "Du bist ein Kollateralschaden" nicht fehlen. Er handelt von einer wahrlich erschwerenden Sache, "dass durch die bildliche Einfügung einer Hundezeichnung der Eindruck erweckt wird, dass der dargestellte Hund entweder auf das Bildmotiv seine Notdurft verrichtet oder aber das Bildmotiv selbst ein von dem Hund selbst hergestellten Hundehaufen darstellen soll". Also, was ist, wenn es sich nicht um einen vom Hund gekackten Haufen handelt, sondern um eine künstlerische Leistung in olympischen Dimensionen?
*** Wirkliche Größe zeigt sich auch in der Kunst nur inside oder im Sprung nach vorn. Oder in der Verschlingung und im Schrei: Vor 500 Jahren wurde die Laokoon-Gruppe gefunden, die heute ein Symbol für die entsetzten Warnungen der Hohepriester des Macs zu sein scheint. Rechner, die mit Intel-Prozessoren waschechte Trojanische Pferde sind, und Schlangen, die keine Äpfel zum Anbeißen mehr verteilen, sondern reinstes Gift, meint der Orakelfrosch in seiner Prophezeihung Nummer 4. Ein inoffizielles OS X für den Rest der Welt, ohne Support, mit einer tapferen Wikitruppe von Mac-Evangelisten, das hat was. Aber wen interessieren schon Apple und die Volten seiner Jünger, die jetzt die ewiglich verteufelte Firma Intel so liebhaben müssen, dass sich Intel schon wieder beschwert, wenn die hohe Schule der Public Relations doch ganz woanders zu finden ist: Ich verbeuge ich mich hochachtungsvoll vor dem begnadeten PR-Berater, der einen Auftritt von Larry Ellison und Scott McNealy direkt gegen die Keynote von Steve Jobs postierte. Wenn es dazu noch um ein so begnadet uninteressantes Thema wie die Verlängerung einer Java-Freundschaft geht, dann ist das schon hohe Kunst. Da capo al fine!
Was wird.
Kunst kommt von Können. Freuen wir uns daher auf die WM, begreifen wir sie als einmalige Chance, bei Arbeit, Sport und Spiel Könnereien auszuprobieren, für deren Einführung es sonst Jahre gebraucht hätte. Freuen wir uns auf die 20.000 Briten, die zum festen Feiern kommen, natürlich mit glücklich lachenden Kindern, die auf der anderen Seite des Kanals den ganzen Unsinn biometrischer Verordnungen illustrierten. Malen wir uns eine Welt aus, in der alle Menschen beim Grenzübertritt herzhaft lachen, über Grenzen, Nationalstaaten und dergleichen, eine Lachbildbelehrung für Terroristenjäger und Verschwörungstheoretiker gleichermaßen.
Und freuen wir uns mit den Bürgern von Darmstadt, der Heimatstadt großer Geister wie Büchner und vowe, die dem Darmstadtium generös den Namen überließ, als Wixhausen etwas anrüchig erschien. Denn in Darmstadt veranstalten sie für die Darmstädter am 17. Januar einen Tag in der Zukunft im Land der Ideen, welchselbiges unser Deutschland ist. Natürlich werden die wackeren Darmstädter am Grenzübergang der Zukunft das Lachen nicht vergessen. Wie freut sich die Pressemeldung über das nachgezogene Weihnachten, komplett mit Fingerabdruck als Schlüsselersatz und mit selbst vorgenommenen Operationen: Vielleicht sollte man erstmal nur am Finger rumschnippeln, ehe man sich an den Verstand wagt.
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