Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 213880 mal)

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #150 am: 27 August, 2007, 23:35 »
Jener Otto ist primär triebgesteuert.
Und er unterstützt das noch durch legale Drogen und auf-alles-klicken-was-Ti++en-verspricht.
Gern' auch im Kreise der Kollegen.
Dem ist's nur peinlich, wenn seine Olle dahinterkommt, oder sie 'mal die Erfüllung ehelicher Pflichten verlangt...

Dadurch unterscheidet er sich aber keinen Deut vom gemeinen Pensionsberechtigten   ::)

Komme aus 'ner Beamtenfamilie, spreche da aus Erfahrung...

Frage mich bloss immer noch, wie diese fragwürdigen Existenzen es schaffen, nicht auszusterben.
Wahrscheinlich beherrschen sie eine Art der ungeschlechtlichen Vermehrung...
Siehe z.B. unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Parkinsonsches_Gesetz

Oder der eifrige Briefträger / Gas- / Milchmann o.ä. trägt weit öfters sein Teil dazu bei, als man(n) normalerweise annimmt...
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

Samsung LE32B530 + Benq G2412HD @ HDMI 4:2; Tokaï LTL-2202B
XORO HRS-9200 CI+ (DVB-S2); XORO HRT-8720 (DVB-T2 HD)
Empfänger nur für FTA genutzt / ohne Abos
YAMAHA RX-V663 (AV-Receiver); marantz 7MKII; Philips SHP2700 ...
FritzBox 7590 mit VDSL2 50000

Offline Chrisse

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #151 am: 28 August, 2007, 07:35 »
Zitat
Oder der eifrige Briefträger / Gas- / Milchmann o.ä. trägt weit öfters sein Teil dazu bei, als man(n) normalerweise annimmt...

Wenns ein Mädchen wird heißt es Gabriele weil man nicht genau weiß obs vom Gasmann oder Briefträger oder gar vom Elektriker ist... ;D  ;D  ;D
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1. Verrate nicht gleich alles was Du weisst.

Offline SiLæncer

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #152 am: 02 September, 2007, 01:21 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hallo Leser, einsam heute Nacht? Nicht doch, nicht doch, unterhalten wir uns lieber gemütlich über die heimliche Online-Durchsuchung, ein wirklich aktuelles, hochspannendes Thema. Nein? Höre ich das entsetzte Kreischen der Ungläubigen, die technisch argumentieren und nicht verstehen wollen, dass mit der Online-Durchsuchung das produziert wird, was Kommunikationsforscher eine moral panic nennen. Ganz gleich, ob es sich gegen Mods, Rocker, Mugger, gegen marodierende Kinderbanden, Päderasten oder islamistische Terroristen richtet, die innerstaatliche Feinderklärung braucht keine gerichtsbeweisbaren Schlüsse. OK, ich bin fair und biete ein Opt-Out für das WWWW an. Es geht ganz einfach: Öffnen Sie einfach das nächste Glasfenster, halten Sie den Kopf raus und brüllen "Ich kann den Scheiß nicht mehr hören!", so laut Sie können. Ist Opt-Out nicht wunderbar? Ich bleibe derweil einfach beim Thema, das uns noch lange beschäftigen wird. Wenn's denn nicht passt, schließen Sie besser das Browser-Fenster, das ist sinnvoller und schont die Stimme.

*** Am Freitag haben um des Volkes Wohl bemühte Politiker beschlossen, die heimliche Online-Durchsuchung ihrer Festplatten am eigenen Leib^H^H^H, ähem, Laptop auszuprobieren. Besonders freut sich Dieter Wiefelspütz darauf, der innenpolitische Taschenzampano der SPD: "Dann nehme ich meinen Laptop mit und hoffe, er ist hinterher noch heil." Wie können wir eigentlich abseits stehen, wenn unsere mutigen Volksvertreter solche Risiken für ihre sündhaft teuren Laptops in Kauf nehmen? Müssen wir nicht alle ein kleines Opfer bringen, unser Scherflein dazu beitragen, dass BKA-Chaf Jörg Ziercke (ebenfalls SPD) kernelige Unikate auf die Reise schicken kann und die Grundrechte grosso modo verscherbelt werden können?

*** Müssen wir nicht alle tätig werden und ähnlich wie bei den Hinweisen für Suchmaschinen ein bka.txt ablegen? Eine saubere Datenparkerklärung, in der nicht die ohnehin schnell gesammelten Details zum Betriebssystem, Browser und der Steuer-Identifikationsnummer stehen, sondern die wirklich wichtigen Daten: Skype-ID und Passwort, die Messenger-Daten (natürlich mit Passwort) und all die Karmapunkte von eBay, SudiVZ, Xing und dem Online-Casinos ihres Vertrauens. Aber wir werden ja sehen: Wenn Wiefelspützens Laptop heile bleibt, dann Wird Alles Gut (tm). Wenn er kaputt geht und ein wilder Kampf (Flash) stattgefunden hat, wird diese Seite Trauer tragen

*** Dieser ganze Unsinn vom Kernbereich der privaten Lebensführung, vom Schutz der Wohnung ist im Zeitalter von StudiVZ, Xing und LinkedIn ohnehin nicht mehr vermittelbar. BRD 2.0 braucht die ePartizipation und eInclusion des Bürgers mit seinen Behörden. Halten wir ein paar Dinge fest: Die heimliche Online-Durchsuchung kommt. Sie muss ja nicht als Bundestrojaner auftreten, das weckt ja nur Misstrauen: Die Griechen und Holz, das kann einfach nicht gut gehen, wie wir gerade gesehen haben. "ePlatzwart des allgemeinen Bedrohungsraumes", so etwas leuchtet jedem Mitglied eines deutschen Vereins ein (Schuhe auf dem eRasen ausklopfen!), der Rest freut sich über Mails von Verwandten oder der Geliebten.

*** Noch fällt das Verfassungsgericht Urteile, als sei das informationelle Selbstbestimmungsrecht mehr als ein Jux, eingefügt in ein Gutachten zum phasenorientierten Datenschutz, der in den wilden 70er-Jahren geschrieben wurde, zu Zeiten der Big Raushole in einem Land, "als ein Horst Herold die Fahndungsarbeit mittels elektronischer Datenverarbeitung revolutioniert hatte. Rasterfahndung, beobachtende Fahndung, Verdeckte Fahndung, Vorrangfahndung, Zielfahndung, man konnte denken, es wüsste die Polizei schon von der Tat vor dem Täter. Alles schien Herolds elektronisches Superhirn zu wissen," schreibt die Süddeutsche Zeitung an diesem Wochenende, bislang nur auf zu bezahlendem ePaper.

*** In der ebenfalls nicht online verfügbaren August-Ausgabe der Zeitschrift Recht der Datenverarbeitung gesteht Wilhelm Steinmüller das folgenschwere Setzen einer Duftmarke: "Das Gutachten wurde nach meiner Erinnerung Freitag- oder Samstagnacht fertig, am Montag früh war es abzusenden. Sonntags las ich es zuhause noch einmal durch. Da ritt mich der Teufel: Ich wollte dem zentralen Ergebnis einen griffigen Namen geben. Er sollte 'widerständig' und zugleich einprägsam sein, gleichsam eine Duftmarke, womit Hunde ihre Anwesenheit markieren. So fügte ich an zwei ziemlich versteckten Stellen (Seit 88 und 93 ff.) ein Schlagwort ein. Es hieß 'informationelles Selbstbestimmungsrecht'." 13 Jahre dauerte es dann, bis die ganz besondere Duftmarke im Volkszählungsurteil von 1983 auftauchte. Die Karriere der Duftmarke geht nun mit dem Online-Trojaner zu Ende. Nicht mehr allzulange dürfte das Verfassungsgericht so liberal entscheiden, weil bald all die hinterlassenen Richter aus rotgrünen Regierungszeiten ausgewechselt werden. Das erklärte der schleswig-holsteinische Generalstaatsanwalt Erhard Rex auf der Datenschutz-Sommerakademie. Bald, ja bald, ist der Computer nicht mehr Teil der Privatsphäre, sondern durch seinen Online-Status immer schon da draußen im Netz, weil jeder Rechner Bestandteil eines Netzwerkes ist.

*** Weil die heimliche Online-Durchsuchung kommt, entstehen natürlich Arbeitsplätze, so oder so. Auch sollte man den berühmten Nebennutzen nicht vergessen, den die Schlapphüte beim BND längst für sich entdeckt haben. Wer sich als rechter BKA-Mann betrogen fühlt, schickt schnell ein Unikat zum Nebenbuhler, komplett mit einer Mail, in der besonders günstiges Viagra angeboten wird. Das natürlich Pfeffer, Blairs Reserve und Plaka-Farbe hergestellt wird.

*** Gleich drei aufschlussreiche Dokumente zur Online-Durchsuchung sind in den vergangenen Tagen aufgetaucht. Sie machen auch als befreite Dokumente bei Netzpolitik und dem CCC die Runde. Das Bundesinnenministerium hat der SPD und den Justizministeralen geantwortet und außerdem eine erste Fassung des BKA-Gesetzes in einem Berliner Bus liegen gelassen. Bei der Lektüre gehen dem Leser gleich mehrere strafverzollte Lichter auf. Technisch ist die Online-Durchsuchung eine Reaktion auf die Kämpfe der 90er-Jahre, als die Aktivisten der ersten Stunde gegen den Einbau von Backdoors auf Systemebene oder das Verbot von starker Kryptographie kämpften. Was in den 90ern nicht durchsetzbar war, ist heute vollends unmöglich. Für heutige Computernutzer ist Verschlüsselung positiv besetzt, kein blutbespritztes Werkzeug von Kriminellen. Also muss etwas anderes her: Die Telefoniererei über Skype ist da ein wunderbarer Aufhänger. Man kann, man wird das sonderbare Konstrukt einer Quellen-TKÜ einführen und in aller Ruhe darauf warten, dass Wiefelspütz und Genossen einknicken. Die SPD ist aus dem Schneider, wenn die Frage der Überwachung der Internet-Telefonie in den Vordergrund gestellt wird und eine umfassende Online-Durchsuchung so eigentlich niemals vorgesehen war. Das silberne Nadeln in Skype & Co stecken, geschenkt, geschenkt. Schon das Internet Phone, das Elon Ganor 1995 mit seiner Firma Vocaltec aus Israel auf den Markt brachte, verfügte über eine Abhör-Verzweigung für den Mossad.

*** Was die Terroristen anbelangt, so sprechen die Urteile in einem britischen Fall eine deutliche Sprache, Mit 37.000 gestohlenen Kreditkarten-Nummern samt detaillierten Informationen über die Inhaber der Karten konnten drei Islamisten ca. 4 Millionen Euro locker machen und das Geld über so tolle Adressen wie AbsolutePoker, NoblePoker und ParadisePoker waschen, ehe in Nachtsichtgläser, Waffen und Schlafsäcke investiert wurde. Wenn Aktionen dieser Sorte zum Ausbildungsplan der Al Quaida gehören, dann dürfte eine Online-Durchsuchung auf der Seite der Gefahrensraum-Erzeuger mitleidig belächelt werden, frei nach dem Motto: "Die Kriminalpolizei rät". Zusammen mit der Bundespolizei hat sie übrigens dieser Tage @rtus eingeführt, die ultimative Software zur Bearbeitung aller Fälle. Wer sich über den komischen Namen @rtus wundert, erfährt im Readme des Programmes: "Mit dem Begriff @rtus haben wir einen Namen kreiert, der sich an den einer anderen erfolgreichen Runde mit gleicher Anzahl von Teammitgliedern anlehnt." Ja waren denn die Ritter der Tafelrunde so bannig erfolgreich auf der Suche nach dem heiligen Gral? Und die Ritter der Kokosnuss? Fragen über Fragen ... "No tears from the creatures of the night", auch ein Kommentar, der zu all dem Elend passt, dieses Mal von Tuxedomoon.

Was wird.

Oh, ich habe grübelnd überzogen. Nicht nur die Online-Durchsuchung kommt als Muster ohne Wert auf uns zu, auch die elektronische Gesundheitskarte ist nicht viel besser aufgestellt. Das, was nach Auskunft des Bundesgesundheitsminsterium schon Mitte 2008 mitsamt den entsprechenden Lesegeräten ausgerollt werden soll, ist medizinisch gesprochen ein Placebo. Mit Ausnahme des Fotos, welches auf der Karte prangen soll, unterscheidet sich diese Gesundheitskarte nicht einen Deut von der herkömmlichen Krankheitskarte (KSK). Erst in unbestimmter Zukunft soll sie mit all den Funktionen ausgestattet werden, mit denen Millarden Euronen eingespart und Millionen Teutonen gerettet werden. Abseits der vielen nun anstehenden Beratschlagungen rund um die Online-Durchsuchung in den nächsten Tagen sei daher auch ein Hinweis auf die aktuellen Trends in der medizin-basierten IT gestattet. Das ist der Bereich, in dem der Sponsor T-Systems darauf drängt, endlich Geld für ein halbverrottetes Patent zu bekommen, dank dem die Foto-Karten und das Häufchen PIN-Ziffern in ein und demselben Umschlag geschickt werden können.

Quelle : www.heise.de

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #153 am: 09 September, 2007, 07:30 »
Was war.

*** Die Leisen sind längst fort: "Die Musik wurde unterbrochen und es gab Nachrichten. Wieder gab es irgendein abscheuliches Verbrechen und wieder rief man nach mehr Sicherheit. Andere riefen nach mehr Freiheit." Wieder andere bekommen hysterische Schreibanfälle. Ein besonders abstoßendes Beispiel bietet derzeit die Süddeutsche Zeitung, die nicht nur einen Ressortleiter Innenpolitik hat, der die Arbeit der Terroristen erklären kann, sondern eine Journalistin, die im Kommentar die Gegner der Online-Zugriffe als Hysteriker abwatscht. Wo sich der Nachbar als Terrorist entpuppt, muss die Privatsphäre abgeschafft werden. Was wären wir bloß ohne die guten Amerikaner, die uns mit der outgesourcten Online-Durchsuchung vor den usbekistanischen Bomben gerettet haben? Wie wären orientierungslos wie die Säzzer der taz, die den gedruckten Text zur Online-Durchsuchung mit dem Begriff W-Lan-Netze versalzten: "W-Lan-Netze Ziercke" ist jedenfalls ein schöner Name.

*** Vor 29 Jahren kam der von 11 Filmemachern gedrehte Film Deutschland im Herbst in die Kinos. Mit ihm wurde die Metapher vom Deutschen Herbst in den Umlauf gebracht. Gemeint waren nicht die Aktionen der RAF, die Selbstmorde von Stammheim oder die Flugzeugentführung in Mogadischu, gemeint war damals zunächst nur der Gesinnungsterror in den Medien, der heute blondiert auftritt. "Diese Gemeinschaftsfilme waren nicht unsere Idee, sondern eine Reaktion auf diesen berühmten Deutschen Herbst, als die Medien plötzlich freiwillig wie gleichgeschaltet waren", erklärt Volker Schlöndorff in der nämlichen Süddeutschen Zeitung auf kostenpflichtigem E-Paper.

*** Im gleichschaltungsfreien Ausland sieht man die Sache realistischer: 300 Beamte hatten die Terroristen gut unter Kontrolle, Festplatten inklusive. Am Freitag bemerkte der Züricher Tagesanzeiger in "Schäubles Spiel mit der Angst" (kostenpflichtig im Archiv), dass die Ermittler bereits über die nötigen Instrumente verfügen, um das Geschehen zu kontrollieren. "Dem deutschen Innenminister sind die Maßstäbe verrutscht." Wenn dem Schäuble ein Schräuble fehlt, wandert seine Version der Online-Durchsuchung bald in das BKA-Gesetz. Das Umfallen der 20-Prozent-Partei ist absehbar.

*** Zum Jahrestag der Entführung von Hanns Martin Schleyer feiert die deutsche Polizei also die Festnahme der Wasserstoffperoxidbomber und kann damit von ihrem größten Misserfolg ablenken. Bis heute ist ungeklärt, warum die Raster-Fahndung nicht funktionierte. Lag es nur an dem Fernschreiber aus Wehrmachtszeiten? Irgendwo in Südbayern, erfahren wir in einem Interview über die Wehrmachtserinnerungen von Helmut Schmidt, lebt Horst Herold. Fast so etwas wie die letzte Geisel der RAF soll er sein. Er dürfte die Sache mit dem Wohnblock Zum Renngraben 8 erklären können, wird es aber nicht tun. Denn der Mythos RAF muss weiter leben, damit an der Gewaltspirale gedreht werden kann. Denn mit dem Ende der Entführung und dem Tod in Stammheim war die RAF befreit, alles neu zu entscheiden. Es passt zum Misserfolg der deutschen Polizei, dass die Überlebenden der RAF das Signal nicht verstanden.

*** Wer erinnert sich noch an den längst vergangenen Sommer und das kleine Sommerrätsel, in dem "White Rabbit" von Jefferson Airplane gesucht wurde? Das Lied ist ein Zeichen jener Gegenkultur, die nach den Thesen von John Markoff den Personal Computer und die Firma Apple hervorgebracht hat, die derzeit mit der iEntschuldigung eine völlig neue Produktreihe startet. Im nächsten Jahr soll White Rabbit zu völlig neuen Ehren kommen, wenn der Song in einem Film zur Feier der herannahenden Singularität von Ramona interpretiert wird, der weiblichen Seite von Raymond Kurzweil. Was machen wir bloß, wenn die Singularität nicht kommt?

*** Das Rechnen mit den Beständen ist immer eine mühselige Sache: Vor 50 Jahren erschien On the road und wurde ein riesiger Erfolg, den der Autor nicht verkraftete. Jack Kerouac soff sich zu Tode, vielleicht auch deshalb, weil sein zusammengeklebtes Manuskript über einen Trip aus dem Jahre 1947 erst nach mehreren Weichspülgängen als Buch erscheinen konnte. Zum Jubiläum ist die unverfälschte Version erschienen, ein wesentlich wüsteres Werk. "High sein, frei sein, Terror muss dabei sein", die Losung der umherschweifenden Haschrebellen ist 60 jahre alt, komplett mit der Aufforderung, sämtliche Intellektuellen zu killen. Und kein geringerer als Steve iJobs soll angeregt haben, Kerouacs Widmung an die Leser von On the road zur Widmung von Think Different umzuschreiben: "The only people for me are the mad ones, the ones who are mad to live, mad to talk, mad to be saved, desirous of everything at the same time, the ones who never yawn or say a commonplace thing, but burn, burn, burn, like fabulous yellow roman candles exploding like spiders across the stars and in the middle you see the blue centerlight pop and everybody goes 'Awww!'"

Was wird.

Doch warum soll die kleine Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene nur vergangene Jubiläen behandeln? Was sind 20 Jahre GSM, 30 Jahre RAF oder 60 Jahre Trampen gegen 10 Jahre Ärgerverbot von einer Firma, die Flieger über der CeBIT kreisen ließ, weil sie sich so über einen kleinen Verlag in besagter Tiefebene ärgerte. Wer mit seiner patenten Anti-Ärger-Philosophie für Freude und Feinde immer ein frisches Wort und gar einen munteren Befehl wie Freut Euch! bereit hält, dem muss man einfach ein kleines symbolisches Sträußchen überreichen. Sags durch die Blume, aber welche nehme ich denn da?

Ich muss gestehen, dass Chemie als Schulfach nicht zu meinen erfreulichen Erinnerungen gehört. Ich scheiterte damals schon an der Aufgabe, H2O in Wasser aufzulösen. Aus diesem Grunde mische ich mein Nichtwissen gerne mit Misstrauen, wenn ich Berichte lese, wie auf der Flugzeugtoilette mit ein paar Wässerchen und einem Zünder eine hochgefährliche Bombe gebastelt werden kann. Seitdem müssen wir Flüssigkeiten im Handgepäck in Beutelchen offenlegen und sind bekanntermaßen sicher einer großen Gefahr entronnen. Nun haben drei mutmaßliche Attentäter offenbar ohne Probleme unter Umgehung des Grundstoffüberwachungsgesetzes fässerweise einen Stoff kaufen können, der nach Angaben von Chemikern und Verschwörungstheoretikern nicht ohne Weiteres zu einer Bombe zusammengeschüttet werden kann. In der kommenden Woche treffen sich Chemiker, Physiker und Architekten in Karlsruhe zur Future Security, die sich mit allem beschäftigt, was knallt oder fliegt und großen Schaden in unserem Heimatland anrichten kann. Passenderweise ist eine Fachmesse für Zutrittskontrollen und Informationsschutz gleich nebenan, gesponsort vom Badischen Weinkontor und Coca Cola. Selbst ein Nicht-Chemiker wie ich erkennt die Gefährlichkeit dieser Verbindung. Außerdem gibt es da noch eine Fachkonferenz für Geld- und Werttransport: Man sieht, dass Baden-Württemberg mehr zu bieten hat als ein islamisches Multikulturhaus in Ulm.

Wenn jetzt noch die Polizei dieses Landes darin geschult wird, geheime PDF-Dateien über die Terrorabwehr nicht als E-Mail über einen Presseverteiler zu schicken, blicken wir alle einer sicheren strahlenden Zukunft entgegen. Dann brauchen wir uns nicht um Bomber zu sorgen und können uns mehr um die Forumskultur kümmern.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #154 am: 16 September, 2007, 03:19 »
Was war.

*** Thus far, with rough and all-unable pen,
Our bending author hath pursued the story.

Natürlich muss es Shakespeare sein, erst recht, wenn heute vor 620 Jahren Heinrich V. geboren wurde. Aber für die Nachricht, dass es mit SCO vs. Linux in absehbarer Zeit zu Ende geht, muss der kleine Autor sich an den großen Dichter ranwanzen. Das Dauerlachen in einer Spätsommernacht, ganz in grün gehalten, passt zum Thema, Sara Lee Underwear inklusive. Genau 233 Tickermeldungen hat die unendliche Geschichte produziert, von denen hier eine Auswahl zu finden ist, die immerhin die Tradition des Redaktionsschwanzes neu definierte. Viele skurrile Nachrichten hat die Firma SCO bisher produziert, die Linux unter den Generalverdacht stellte, ein geklautes Sammelsurium von Code zu sein, den ehrbare Programmierer für das altehrwürdige Unix geschrieben haben. Von dem man glaubte, alle Rechte und Copyrights zu besitzen. Es wird noch eine Weile weitergehen, denn das Kapitel 11 einer typisch amerikanischen Geschichte ist das mit den Splatter-Aktionen, wenn die Zombies irgendwo in einer idyllischen Kleinstadt das Grauen bekommen und ihrer Betroffenheit über die Öde einen ergreifenden Ausdruck verleihen. So haben ich es im Kino gelernt: Wo geklaut wird, muss Blut fließen!

*** Was gab es sonst noch zu lernen in der unendlichen Geschichte? Aufklärung über den unabhängigen Technikjournalismus gab es, mit einer Journalistin, die Code als geklauten Code identifizieren konnte, obwohl sie über keinerlei Programmierkenntnisse verfügte und zuvor noch nie Sourcecode gesehen hatte. Mit einer weiteren unabhängigen Vertreterin des Berufes, die nun als Gläubigerin in den Konkursunterlagen auftaucht. Unbezahlt gebliebene bezahlte Meinungsartikel, das hat was, da ist die Meinung plötzlich doppelt wertvoll. Lustige Geschichten mit einem Koffer voll Beweise gab es, der mit einem SCO-Vizepräsident quer durch Europa reiste, komplett mit rechtlichen Querelen, als ein Mitarbeiter von Heise-TV den Koffer filmte. Dann war da noch der legendäre Code-Schnappschuss, bei dem der zeilenweise Vergleich zwischen Unix und Linux aus dem Griechischen "übersetzt" werden musste. Leider gibt es auch Dinge, über die ich nicht schlauer geworden bin, in all den Jahren: Auch mit der Insolvenz ist nicht klar, wer eigentlich hinter SCO steckt. Der weitaus größte Anteil der SCO-Aktien gehört einer fiktiven Firma namens CEDE & Co, ein Börsenkürzel für Central Depository, das die eigentlichen Eigentumsverhältnisse verdeckt. Eine ehrliche Abrechnung sieht wohl anders aus.

**** Doch wusste schon der große Shakespeare: "Ehre ist nichts als ein gemalter Schild beim Leichenzuge." So treten die Bösen nur ab, damit die nächsten Spieler die Bühne betreten können. Nur ganz, ganz selten fällt eine Sternschnuppe vom Himmel und tut etwas nützliches, wie eine Zigarette anzünden. Vor einer kleinen Weile schrieb ich über die Dummheit und Borniertheit eines bekannten Münchener Rechtsanwaltes, den die Inhaftierung seines Kanzleikollegens fatal an Guantánamo Bay erinnerte. Bekanntermaßen ist die grafische Kommentierung dieser anwaltlichen Realitätsverschiebung strittig.

*** Sollte keine Berufung in einem anderen Fall erfolgen, steht eine etwas andere Verschiebung des nämlichen Anwaltes bevor. Diese Nachricht hat sämtliche Rekorde auf heise online gebrochen, eine grüne Welle angeschoben und wiederum zu Nachrichten über die jubelnde Internetszene geführt. Selbst der besagte Anwalt meldete sich bei einem Kollegen zu Worte und beschrieb, wie er "belastende" Screenshots an den Verlag faxte, damit die "Stallhasen" etwas zu tun haben. So rattern und rackern die Server im Lasttest munter weiter. Dabei wurde manches Späßchen produziert, von denen das kleine grüne Gedicht Shakespeare gefallen hätte (nach Aufklärung über rot und grün und die Höllenfunktion User ignorieren, nur über Anwälte nicht, über die wusste er schon Bescheid), daher sei ZerzaDha hier zitiert:

Mein kleiner grüner Beitrag steht hier im Heise-Brett,
Hollari, Hollari, Hollaro.
Was brauch' ich rote [/-], was brauch' ich "User ignorieren",
Hollari, Hollari, Hollaro.
Und wenn ein Heise-Troll was ungezog'nes spricht,
dann hol' ich meinen Beitrag und der sticht, sticht, sticht.
Mein kleiner grüner Beitrag steht hier im Heise-Brett.

*** Nun soll sich diese Wochenschau mit den kleinen Nebensächlichkeiten beschäftigen, den Nachrichtenchen gewissermaßen. Ob sie von der Geschicklichkeit der Polizei handeln oder von dem nicht minder schofeligen Terroristen, die mehrfach verhaftet und kontrolliert wurden, spielt keine Rolle. Schließlich ist jeder schon mal dran gewesen, wenn SIE kamen. Aber wer sind SIE? Über welche Grenzen kommen SIE? Glücklicherweise wurde gegen alle Aliens, die nach Europa wollen, vom tapferen Bundesinnenministerium das Pilotprojekt BIODEV II gestartet, bei dem alle Fingerabdrücke genommen werden, egal, wie viele Finger (und Hände) SIE nun haben. Ja, unsere Grenzer werden auch mit dem fliegenden Spaghettimonster fertig, sollte es nach Deutschland einreisen. Und die Abdrücke werden von ausgesuchter Qualität sein, nachdem gerade mit der Zertifizierung der Fingerabdruck-Scanner begonnen wird, mit denen unsere Zeigefinger vermessen werden. Die Just-in-Time-Prüftechnik beeindruckt.

*** Und nun ist auch Joe Zawinul tot, der so einiges zum Hexengebräu des modernen Jazz beigetragen und mit der Hommage an einen New Yorker Club den wohl erfolgreichsten Schlager einer Musikrichtung geschrieben hat, die nach den Zeiten Louis Armstrongs und Ella Fitzgeralds nicht mehr viele Hitparaden-Kracher hervorbrachte. "You don't need a weather man to know which way the wind blows", meinte Bob Dylan einmal – aber so ein Wetterbericht hat immer wieder gezeigt, wohin uns der Jazzwind bläst. Jetzt wird es nie wieder Wetter- oder andere Berichte geben von Joe Zawinul. Und wir fühlen uns allein gelassen im beginnenden Herbst.

Was wird.

Gleich am Montag, wenn die grünen Wellen längst abgeebbt sind, die grünen Männchen, beleidigt von Biodev II, in ihren Untertassen und Saucieren die Erde verlassen haben, steigt bei Microsoft eine weltweite Party. Es gibt zwar nichts zu feiern, möglicherweise muss man gar Trauer tragen, aber eine Party in Erinnerung an alte Zeiten kann nie schaden. Dem elektrischen Reporter gebührt das Verdienst, das passende Party-Video gefunden zu haben. Dos waren noch Zeiten, Menschenskinder, jaja, als ein Desktop noch der Name für die Oberfläche war und nicht der einer Entertainment-Tastatur.

Wenn es etwas frei drehenderes als eine grüne Partywelle im Heise-Forum gibt, dann sind das die "Argumente", die Politiker derzeit in der Debatte um die Online-Durchsuchungen von sich geben. In der abgelaufenen Woche brachte es der vom Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit so ungemein bewunderte Bundesinnenminister Schäuble fertig, das Internet als Plattform des 'Heiligen Krieges' zu bezeichnen. Vor diesem virtuellen Raum, in dem Heise-Redakteure so schwer gestresst werden, dass sie schwer gestresst sind, muss man einfach Angst haben. Denn dort fragt niemand, wie Frau Maischberger, nach dem Einfluss des Rollis auf das Denken. Leider machen in der Debatte auch dezidierte Gegner Fehler – wie andersrum Anwälte zeigen, dass es auch solche gibt. Dann wird die Festplatte schon einmal zum Inbegriff der Privatheit verklärt. Ob es die Kriminalisten besser erklären können, wird am Freitag in der schönsten Stadt der Welt im schönsten Hochhaus der norddeutschen Tiefebene geklärt werden. Als das Conti-Hochhaus 1953 fertig wurde, war es das höchste Hochhaus Deutschlands und das flachste der Welt. In diesem wunderbaren Gebäude wird BKA-Chef Jörg Ziercke seinen Geheimpolizeilichen Festplattenzugriff erklären.

Mehrfach habe ich auf ein Ereignis in Berlin hingewiesen, das ein Zeichen setzen soll. Mittlerweile hat es den Sprung von Nachrichtenchen zur ausgewachsenen Nachricht geschafft. Es ist ein kleiner Sprung für einen Text, aber ein großer Schritt für viele, die noch nie an einer Demonstration teilgenommen haben, aber vom Dauer des Unsinns und der halbgaren Argumente genug haben. Angst ist ein schlechter Ratgeber und ein noch schlechterer Innenminister.

Quelle : www.heise.de

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #155 am: 23 September, 2007, 09:58 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es ist wieder soweit? Wir rennen und rennen auf dem Möbiusband unserer Existenz und zack, ist schon wieder Wochenend. Von wegen eintönig: Die norddeutsche Tiefebene mag vielen auswärts lebenden Zeitgenossen flach und flau erscheinen, die auf dieser Scheibe lebenden Menschen wortkarg und verfressen. Doch der erste Eindruck täuscht gewaltig. Der hiesige Humor hat Wilhelm Busch hervorgebracht, die tortenhaltige Tiefebenenluft ist erfüllt von zauberischen Klängen. Wir haben Sarah Connor in Diepholz und die Skorpions in Hannover. Ähem, ja, wirklich. Auch wenn jeder vernünftige Einwohner dieser allseits gelobten Tiefebene und besonders die einsichtigen Bewohner der darin befindlichen schönsten Stadt der Welt von unbezähmbaren Drang nach guter Musik und Übertönung dieses Sängerinnen-Imitatgejaules und Hardrock-Nachahmungsdesasters befallen wird und in den nächsten CD-Shop rennen – dieser Tage wären die neuen Töne von Me'Shell Ndegeocello die richtige Wahl.

*** Aber ach, wir haben der Welt noch mehr Tort anzutun, nämlich einen tierlieben Landesvater und seinen tollen Song Komm mit ins Zukunftsland. Komponiert von dem begnadeten Oliver Kels, zuvor bekannt für den sensationellen Werbejingle für das Musterhausküchenfachgeschäft. Schmissig spielt jetzt also das Musterhausküchenfachgeschäftsorchester auf und begleitet das Zukunftslandesvatersingerduo Joyello und Campobasso, wenn sie in die tiefe Zukunftsebene schmettern: "Mit Herz und Verstand wird die Zukunft wachsen bei uns in Niedersachsen." Wie gesagt: Wir kennen uns aus. Und wir lieben Musik. Tralala, schwarzbraun muss mein Mädel sein.

*** Ich glaube, ich fange lieber noch einmal an, die Woche war doch auch besser, denn sie begann mit einem nur scheinbar allmächtigen Softwarekonzern, der vor Gericht derbe Prügel bezog, und war gestern mit einer doch recht eindrucksvollen Demo gegen den Überwachungswahn noch nicht ganz zu Ende. Und heute haben John Coltrane, Ray Charles und Bruce Springsteen Geburtstag. John Coltrane übrigens starb im Juli dieses Jahres vor 40 Jahren, und er ist dasjenige der drei Geburtstagskinder, von dem ich gerne wissen würde, wohin, wäre er nicht dem Leberkrebs erlegen, ihn die Musik oder er die Musik getrieben hätte. Welche Räume sich da geöffnet hätten, mag ermessen, wer sich noch einmal sein letztes Live-Konzert anhört: Von "The Olatunji Concert" heißt es, die Aufnahme könne man sich in einem Leben nur einmal anhören. Weit gefehlt, auch wenn der Spruch gut ausgedacht sein mag – und man kann sich ja mit "A Love Supreme" immer ein bisschen erholen. Das Olatunji-Concert bringt auch eine sehr freie Version von "My Favorite Things" – dem Stück, das Coltrane seit seinen Anfängen als Bandleader immer wieder gespielt hat–, die im Vergleich zu den früheren Versionen doch keinen Endpunkt seiner Entwicklung darzustellen scheint, sondern eine Bilanz und einen Ausblick. Dieser fällt jedoch nicht unbedingt positiv aus. Eine Prophezeiung, nicht nur persönlicher Natur.

*** Leider haben Coltrane, Charles und Springsteen niemals zusammen gespielt. Das hätte mir die Sache leichter gemacht, mit einem Link auf den entsprechenden Kracher bei You Taub und gut ist's. Nun kann ich hier und heute in diesem unseren Land schlecht Born in the U.S.A. grölen und meinem Buddy in Khe Sahn nachtrauern. Aber wozu haben wir eine Armee und tolle Filmemacher in ihr? WWWW-Nachteulen können sich diesen tollen Film hier reinziehen. Zuerst redet Franz Josef "Abschuss" Jung in einem neckisch drapierten Raum, doch dann, ja dann kommt ein Gitarrenwerk vom Feinsten, inspiriert von Bruce Springsteen. Haben wir nicht tolle Heeresmusikcorpsgitarristen? Was brauchen wir da die Welt der Märsche? Der Rest des Filmes erklärt irgendwie, was Afghanistan von Khe Sahn unterscheidet. Tja, was machen die da, außer vitale Rekorde zu feiern? Wie wäre es mit einem kleinen Truppenabzug?

*** Angeblich feierte in dieser Woche ja das Emoticon seinen Geburtstag, genau wie Bruce Springsteen. Doch diesen Geburtstag wollen Kundige als einen großstädtischen Mythos entlarvt haben. So kann man sich irren und alle zusammen tun genau das. Verständige Menschen denken natürlich sofort an Fisches Nachtgesang, wenn vom Emoticon die Rede ist, eines der aufwühlendesten Gedichte in deutscher Sprache. Da heute das volle Musikprogramm gefahren wird, singen wir gegen das Vergessen der historischen Wahrheit Nein!

*** Wie beim Smiley gibt es auch bei der Pauli ein Datierungsproblem. Angeblich geht der Vorschlag der fränkisch-christlich-sozialen Landrätin, Ehen wie Milchtüten mit einem Verfallsdatum zu versehen, auf den Mitfranken Erwin Pelzig zurück. Der fühlt sich von der Kebsfrauenpolitikerin beklaut, obwohl er selbst beim alten Goethe abgeschrieben hatte. Wobei der Herr Geheimrat die Idee natürlich von den Ferengi abgeschaut hatte. Damit schließt sich ein Kreis oder sollte ich besser von einem Ehering sprechen? Jedenfalls ist es für mich eine wunderbare Gelegenheit, mit Jane Carters Hohelied auf die Ehe, mit Ring of Fire das zweite Geburtstagskind des Tages zu feiern: Ray Charles (2 Ehen, 9 uneheliche Kinder) hat allen gezeigt, wie man das singt.

*** Mit einer in der Wikipedia begonnenen Internetrecherche hat die niedersächsische Polizei zwei Bombenbauer aufgespürt, die sich als terrorismusferne Bastler entpuppten. Wir wissen nicht, ob die Polizei dabei auch im IRC unterwegs war wie im Kieler Tatort in der vergangenen Woche. Dort bekamen die Fernsehzuschauer Einblick in einen angeblich kinderpornographischen Chat. Vom Kommissar geknackt wurde zwar ein Windows-Rechner, doch die von ihm vorgelesenen, vom Drehbuchautor angeblich erfundenen Nicknames erbosen manche Linuxer. Gut ist zu erkennen – wenn auch nur im Standbild, das wohl kaum ein Fernsehzuschauer zu sehen bekam –, dass ein Kanotix-Chat von den Fernsehmachern, nicht von den Pädophilen zweckentfremdet wurde, komplett mit gültigen Hostnamen und IP-Adressen. Bei weiteren Ausstrahlungen will das produzierende Studio Hamburg die Seite verfremden. Bleibt die Frage, ob unsere lieben Verschwörungstheoretiker Kanotix ab sofort mit dem Tatort-Jingle von Klaus Doldinger starten lassen, komplett mit Udo Lindenberg am Schlagzeug. Tralala/Schepperschepper und nein, kein Link hier, der Jingle-Abmahner wegen. Manchmal muss ganz einfach Schluss sein.

*** Auf den Lokalseiten der Süddeutschen Zeitung erschien in dieser Woche ein Bericht über einen Studenten, der mit hier schon einmal erwähnten Schäublone der Polizei auffiel. Sie sah darin einen Anfangsverdacht der Beleidigung. Wie sehr die Aktion der Polizei an die Arbeit der Staatssicherheit erinnerte, ist wohl nur im Osten des Landes aufgefallen, wo früher Autos mit weißen Bändern an der Antenne gestoppt wurden. Große Fenster, spärliche Gardinen, damit alles eingesehen werden kann, nur den Liebespaaren einen kleinen Schutzbereich der privaten Lebensführung, das gab es alles schon einmal, tralala.

Was wird.

Nach all der Mucke wenden wir uns dem Film zu. Es ist ja ganz nett, dass hier der richtige Film auf Platz 1 gelandet ist, aber schon die furchtbare Schmonzette "e-m@il für dich" auf dem zweiten Platz zeigt, dass die Computerfilmhitliste der Süddeutschen von einem Banausen zusammengestückelt wurde. Seitdem Katherin Hepburn in Desk Set den großen ERMERAC zur handlichen Emmy verniedlichte, hat es Dutzende von großen Computerfilmen gegeben, die besser sind als die dort aufgelisteten. Natürlich mit Ausnahme der Nummer 1, dieser Platz ist und bleibt belegt, wie auch die Süddeutsche ganz richtig erkannte. Hiermit starte ich also die große Heisetickerforumsleserumfrage nach den neun besten Spielfilmen mit Computerbezug. Zu gewinnen gibt es nichts, höchstens eine Partie Statris.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #156 am: 30 September, 2007, 00:12 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** In dieser Woche hat Gott wieder einen Fehler gemacht. Schon in der letzten Woche klappte das nicht so richtig mit dem Paradies auf Erden. Beim Apfel rutschte versehentlich die Erkenntnis in den Klumpen aus Vitamin C, Kalium, Pektinen, Fructose und Phenolsäuren. Mit "Pfoten weg von diesem Apfel" jagte Gott dem Menschen einen ordentlichen Schrecken ein, aber dann passierte prompt der nächste Fehler in Eden 1.0: der Apfel fiel vom Baum, zur Überraschung Gottes. Fallobst darf gegessen werden, meinte die Schlange, die sonst nur über Sex und Rock'n'Roll doziert. Der Mensch mampfte den Apfel, wurde klug und dachte nach. Das passte ebensowenig in den Gottes-Plan wie die Protestmärsche von Mönchen in Birma. Schließlich musste Gott den aufgeklärten Prototyp als Vorserien-Entwicklungsmodell abschalten. Vielleicht war das der dritte Fehler. Denn was nach Adam kam und nicht Eva hieß, nannte sich Nena und denkt in Mustern.

*** Das mit dem freien Willen ist eine höllisch vertrackte Sache. Nehmen wir nur den bayerischen Transrapid, der nach dem Willen eines Stoibers gebaut werden soll, obwohl die Bevölkerung dagegen ist und die Finanzierung eine Seifenblase, wie es sie nicht einmal zu besten Dotcom-Zeiten gab. So mächtig willig ist der Mann, dass Brüssel jetzt schon vor dem Bürokratieabbaubeauftragten zittert. Als erstes wird der gute Mann vielleicht einen Blick in die nicht genutzten EU-Töpfe für Landwirtschaft und Verwaltung werfen, aus denen nun der notorische Spätstarter Galileo finanziert werden soll. Dumm nur, dass Deutschland gerade dagegen ist, weil im Europa der prästabilisierten Harmonie die Galileo-Aufträge an Alcatel und Alenia vergeben werden sollen und die "deutsche" Firma EADS leer ausgeht.

*** Es gibt ihn doch, den freien Willen. Bereits mit seinem "Abschied vom Proletariat" und den "Wegen ins Paradies" hatte Gerhard Hirsch angedeutet, dass die Befreiung in einer Gesellschaft auch außerhalb der Bedingungen der klassischen Lohnarbeit gesucht werden kann. Er war der erste, der ein Lebensarbeitskonto anregte - und einer der ersten, die sich von der Forderung nach einem Grundeinkommen verabschiedeten. Sein letztes großes Werk war eine Abhandlung über die Zukunft der Wissensgesellschaft. In "Wissen, Wert und Kapital" heißt es: "Wir gehen einer posthumanen totalitären Universalmaschine viel schneller entgegen als einer echten Wissensgesellschaft". Nun ist er tot, In Liebe in den Freitod gegangen, gemeinsam mit seiner Dorine, für die er zuletzt seinen Brief an D. veröffentlichte. Wenn kommende Generationen André Gorz, den Sohn eines jüdischen Holzhändlers, wirklich nur noch als Dichter einer egreifenden Liebeserklärung wahrnehmen werden, wie hier behauptet, dann wäre das ein Verrat am großen Verräter, der bei seinem Thema blieb. Nicht von ungefähr findet sich ein Abschiedsgruß der anderen Art auf der Oekonux-Seite, wo ein alter, klapperiger Mann aus der Ferne schreibt:

"Die gesellschaftlichen Beziehungen, die ihr miteinander pflegt, scheinen frei zu sein von den vorherrschenden Formen von Machtwillen, Besserwisserei, Eitelkeit. Mit einigen von euch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Freude und Lust zum Geben und Annehmen ansteckend und befreiend wirken. Ihr seid die Gruppierung, der zuzugehören ich wirklich Lust hätte."

*** Nach einer ganz frisch angerichteten Umfrage sind 55,6 Prozent der Deutschen für die heimliche Online-Durchsuchung und die auf einmal "damit verbundene Datenspeicherung auf Vorrat". Was immer wirklich gefragt wurde, bleibt unklar, doch "die Mehrheit" scheint eine ebenso fragwürdige Prozentzahl zu sein wie jene 48 Prozent , die "Netzbespitzelungen" akzeptieren wollen und die 58 Prozent , die unmittelbar nach der Festnahme von Terrorverdächtigen den Einsatz trojanischer Pferde befürworteten. Die beharrliche Arbeit von Wahrheitsminister Schäuble und Friedensminister Jung scheint sich auszuzahlen, auch wenn hin und wieder kritische Geister merken, wie nur gelabert wird. So haben wir eine Handvoll bis ein Dutzend Fälle, in denen eine Online-Durchsuchung zur Aufdeckung von Zusammenhängen unumgänglich sein soll, bisher 250 vom Weg abgekommene Flugzeuge – und immer noch keine Klarheit darüber, was passiert, wenn Terroristen eine Maschine mit dem Flugpassagier Wolfgang Schäuble kapern. Vielleicht stürzt sein von deutschen Kampfflugzeugen angeschossener Airliner über London ab, weil die Dinger länger in der Luft bleiben als die ministeriellen Piff-paff-tot-Szenarios es glauben machen.

*** Auf seine Weise dürfte Wolfgang Schäuble übrigens stolz sein: Selbst die Sonnyboys des Web 2.0, die jederzeit bereit sind, einen ahnungslosen Webwandler mit ihrem Target-Marketing genannten Unsinn zu überfallen, machen sich inzwischen Gedanken darüber, wie ein Internet-Auftritt Schäuble-sicher gestaltet werden kann. Allerdings könnte man anstelle von Schäuble-sicheren Installationen auch von einem normalen, ernsthaft angegegangenen Datenschutz sprechen. Doch zeigt sich chronikalisch die Flüchtigkeit der Idee vom informationellen Selbstbestimmungsrecht, das nach 30 Jahren Datenschutz im Namen des Antiterrors in die Defensive geraten ist.

*** Wenn André Gorz von kommenden Generationen als Liebesdichter wahrgenommen wird, dürfte der Kernbereich privater Lebensführung zu der komischen Zeit gehören, als man noch Liebesbriefe schrieb und nicht den Liebesschwur mit dem Camcorder aufzeichnete, Web-öffentlich natürlich. Denn in zehn Jahren ist der Kernbereich weggeschmolzen wie das Eis am Nordpol, wenn man aus zehn Metern Entfernung Fingerabdrucke und Iris-Scans von Personen nehmen und abgleichen kann. Wer dann noch etwas über einen privaten Kernbereich erzählt, wird vielleicht als "bürgerlicher Individualist" belächelt. Ach nein, das war heute vor 30 Jahren, als der Bundestag im Kampf gegen den Terror das Kontaktsperregesetz verabschiedete, mit vier Enthaltungen. Erstmals hatte die sozial-liberale Koalition keine Mehrheit mehr, weshalb die Neinsager in der SPD als "bürgerliche Individualisten" beschimpft wurden. Die Abweichler verwahrten sich gegen die Diffamierung mit einer Erklärung: "Der Kampf gegen den Terrorismus wird nicht durch Sondergesetze gewonnen, sondern durch eine entschlossene Anwendung des geltenden Rechts."

Was wird.

Die größte Demonstration für Demokratie seit 20 Jahren ist vorüber, die kleinen Trippeleien gehen weiter. Die Datenschützer im Nachbarland mit den Deichen haben ihre Kaaskoppen mit dem Big Brother Award ausgezeichnet, der bei uns in zwei Wochen vergeben wird. Dabei kommt es in Bielefeld zur größten Versammlung von Datenschützern auf deutschem Boden, weil am selbigen Freitag der Datenschutzverein tagt und tags darauf die kritischen InformatikerInnen Tacheles und nicht Femini-Spräch zur Datensammelwut reden.

In der letzten Wochenschau hatte ich die großen Heisetickerleserumfrage nach den neun besten Spielfilmen ausgerufen, nicht ahnend, welch knifflige Definitionsfragen die verehrte Leserschaft bewegt. Ist Fassbinders Welt am Draht am Ende kein Spielfilm, sondern nur eine Fernsehdokumentation der nahen Zukunft? Und was ist mit Simulacron-3 von Daniel F.Galouye, dem Roman, der die Vorlage lieferte. So wurden im Forum gleich mehrere Umfragen gestartet, die weiter laufen sollen. Neben der Frage nach den besten Spielfilmen ist die Frage nach TV-Serien offen, in denen Computer eine Rolle spielen, sind die Romane gefragt, die nämliches Thema behandeln. Und wenn ich mir es richtig überlege, müsste auch die Musike zum Thema eine hübsche Liste ergeben. Womit ich fast beim kommenden Sputnik-Tag angelangt bin, als die Sowjetunion vor 50 Jahren die Welt schockte. Little Richard gab damals das Singen auf und wurde Prediger und Ross Perot gründete seine Firma Electronic Data Systems, die von dem Wettrennen im Weltraum prächtig profitierte.

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Offline Hesse

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #157 am: 30 September, 2007, 00:37 »
Zitat
So haben wir eine Handvoll bis ein Dutzend Fälle, in denen eine Online-Durchsuchung zur Aufdeckung von Zusammenhängen unumgänglich sein soll, bisher 250 vom Weg abgekommene Flugzeuge – und immer noch keine Klarheit darüber, was passiert, wenn Terroristen eine Maschine mit dem Flugpassagier Wolfgang Schäuble kapern.

Prusst.....das ist natürlich das eine gute Frage.....  ;D

Vielleicht sollte/könnte man....in diesem einen speziellen Fall...möglicherweise.......vielleicht.......hmmmm.......ähhh.....

Ach nee doch lieber nicht!
Im Philosophiestudium, 1. Semester lernt man nämlich das man nicht ein Leben gegen ein anderes abwägen darf.

Gerade noch mal Glück gehabt, Herr Schäuble  ;D

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #158 am: 07 Oktober, 2007, 08:48 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Willkommen beim Großen Preis der Computermusik! Mit ihm feiere ich heute, ja, was feiere ich eigentlich in einer Zeit, in der Heino nicht mehr singen kann und selbst Bild geschockt ist von der Arbeit der Journalisten? Man könnte feiern, dass heute vor 52 Jahren Allen Ginsberg sein berühmtes Gedicht Howl rezitierte, aber das hatten wir schon. Man könnte feiern, das heute vor 40 Jahren in Berlin Hochhuths "Die Soldaten. Nekrolog aus Genf" uraufgeführt wurden, eines der seltenen Theaterstücke, bei denen Freunde des britischen Humors keinen hatten. Oder wie wäre es mit der pompösen Feier zum 40. Jahrestag der DDR an jenem 7. Oktober 1989, auf die die Demonstration von 10.000 Mutigen in Leipzig folgte?

*** Nix da, ich bleibe Mainstream und feiere mit den etablierten, am Euter der Kultur hängenden Journalisten den Kindergeburtstag mit LSD, als heute vor 40 Jahren der "Summer of love" zu Grabe getragen wurde. Das hat zwei Vorteile: Erstens kann ich wieder einmal auf den Song "White Rabbit" verlinken, mit dem die Entstehung der PC-Kultur verbunden ist – wir hatten das im Sommerrätsel. Zweitens ehrt diese außergewöhnlich schöne Interpretation den außergewöhnlichen George Takei, vielen besser als Hikaru Sulu bekannt.

*** Ohnehin ist schwer die Frage, was Jubiläen sollen. Sind sie nicht, genau wie der Große Preis der Computermusik, kaum mehr als ein Anlass, eine Flasche zu entkorken? In diesen Tagen, das Datum ist etwas unbestimmt, wird Slashdot 10 Jahre alt und feiert das mit einer Reihe von Partys. Seit 10 Jahren leben wir mit dem Vorwurf, im Ticker aus der niederdeutschen Tiefebene eh nur von /. abzuschreiben, seit 10 Jahren wird die Antwort mit der journalistischen Recherche nicht ernst genommen. So hat jeder seine eigene Geschichte zu erzählen. Dazu passt die Geschichte von den Nominierungen zum großen Preis der Computermusik. Denn wenn ich die diversen Meldungen addiere, dann würde der Hackersong der Free Software Foundation sämtliche Preise abräumen. Allerdings wurden viele unterschiedlichen Song-Distributionen nominiert, vom Original im Sieben-Achtel-Takt bis zum Rock der Stallman Brothers Band.

*** Ähnlich ist eigentlich das Schicksal von Kraftwerk gelagert. "Einfach alles von Kraftwerk nehmen", wie von den Lesern eingesendet, schaffte es einfach nicht in die Charts zum Großen Preis der Computermusik, die mit Georg Danzer beginnen. Sein Zerschlagt die Computer brachte es auf Platz 10 der Charts. Im Netz ist das Lied leider nur auf iTunes zu finden. Platz 9 ging an den Umgang von Man or Astroman mit ihrem Eeviac, den man heute wahrscheinlich eEviac schreiben müsste. Ganz wundervoll auf Platz 8 landeten die Opas von den Rolling Stones mit ihrem 2000 Man, einem Lied über einen englischen Premierminister, der im Jahre 2000 mit einem x-beliebigen Computer rummacht. Ganz so promiskuitiv kann es bei uns in Deutschland natürlich nicht zugehen, darum hat in unseren Charts France Gall mit dem Computer Nr.3 die Stones abgehängt.

*** Mit dem Gummitwist lieferte der Plan ein Lied ab, das bis auf Platz 6 klettern konnte. "Computerbulle, nascht den Transistor-Donut womit spülst du ihn runter?", fragten einstmals die Ärzte und die Antwort kam auf Platz 5: Elektrobier nach dem deutschen Reinheitsgebot muss es schon sein. Die Hymne Computerstaat von Abwärts wurde unlängst in dieser kleinen Wochenschau erwähnt und vorgestellt, vielleicht ein Grund, warum sie Platz 4 erreichen konnte. Mit Frank Zanders Interpretation von Hey, Captain Starlight, verlinkt zum Jahresbeginn der Wochenschauen, haben sich offenbar viele Leser anfreunden können. Die meisten Stimmen gingen indes zum großen Comdex-Hit ein, den Al Yankovic und seine Truppe einst mehrmals auf der längst vergessenen Messe präsentierten: All about the Pentiums brachte es darum auf Platz 2 im Großen Preis der Computermusik 2007, ein schöner Erfolg.

*** Wie im richtigen Leben, so ist auch in diesem Wettbewerb der erste Platz uneinholbar von Daisy Bell besetzt, entweder in der Interpretation des sterbenden Hal 9000 oder wahlweise als Output des IBM 704. Selbst die Commodore-Version mit den Geräuschen des 1541er Floppylaufwerks gehört noch in diese Sparte. Im Jahre 1951 soll die UNIVAC I ebenfalls den Computersong schlechthin gespielt haben, doch gibt es davon offenbar keine Aufzeichnungen. Wie das Liedgut unseres Großen Wettbewerbs zählt auch die UNIVAC-Version nicht zu den 24 Stücken der berüchtigten 220.000-Dollar-Playlist, für die schon der durchschnittliche iTunes-Preis zu viel ist.

*** Die scheinbar unwichtigen Nachrichten dieser Woche harren noch der Aufbereitung. Natürlich darf man sich über die Frage streiten, ob Forschungen zum Jetlag von Hamstern ignobelpreiswürdig sind – zumal die Viecher gar nicht von Buenos Aires nach Paris oder Peking geflogen sind. Wirklich wichtig sind dagegen die Erkenntnisse der Linguisten von der Universität Barcelona, dass Ratten nicht zwischen rückwärts gesprochenem Chinesisch und rückwärts gesprochenem Niederländisch unterscheiden können.

*** Ganz zu schweigen von der schwulen Bombe, die vielleicht noch gebraucht wird in der abstrakten Gefährdungslage, in der wir leben, genau wie die Online-Durchsuchung. Während Gutachter noch darüber befinden, ob diese juristisch problematisch ist, sollen Praktiker sie längst als prima Mittel zur Quellen-TKÜV einsetzen. Für kernige deutsche Politiker der Parteien mit dem großen C (wie in Kotau) ist die Sache klar: Wir sind der Gesetzgeber, nicht das Bundesverfassungsgericht! Und der wäre ein schlechter Gesetzgeber, wenn er keine Verordnung fände, die aus Trittbrettfahrern Terroristen machen kann.

Was wird.

Ein vorletzter Song für heute, der natürlich auch nichts mit Computern, dafür umso mehr mit Orgienengeln zu tun hat, denn, wie es im Refrain treffend heißt: Und sehen wir uns nicht in dieser Welt, dann sehen wir uns in Bielefeld!. Jawohl, das geile Bielefeld ist wie in der letzten Woche schon die Stadt, der die Zukunft gehört, die Hauptstadt des Datenschutzes und das nicht nur, weil wieder einmal der Big Brother Award verliehen wird. Die Preisverleihung wird in diesem Jahr von zwei Jahres-Tagungen eingerahmt, die die Datenschützer und kritischen Informatiker abhalten.

Bald wird die spannende Frage beantwortet sein, welche unter Viagra stehenden Datenhamster von Staat, Verwaltung und Wirtschaft die begehrte Auszeichnung im Empfang nehmen können. Nicht dabei sein wird leider die Göttinger Polizei, die aus einer einzigen richterlichen Genehmigung zum Abhören eines Telefons illegalerweise eine Rundum-Observation machte. Braucht eine Truppe, die so vorgehen kann und erst von einem Gericht gestoppt werden muss, wirklich Online-Durchsuchungen? Brauchen wir einen Staat mit einem Innenminister, der sich dank der Lektüre von Theoretikern des Ausnahmezustands fortlaufend in selbigem wähnt? We got computer, we're tapping phone lines, I know that ain't allowed, sangen einstmals die Talking Heads. So ist es also, tralala, das hektische Leben in Kriegszeiten.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #159 am: 14 Oktober, 2007, 00:31 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Bumm! Knall! Schepper! Heute ist der große Rummstag, den Lebewesen in der nördlichen norddeutschen Tiefebene nicht unbekannt, dank der Tiefflieger unserer Luftwaffe. Heute vor 60 Jahren durchbrach Chuck Yeager als Erster die Schallmauer, mit zwei gebrochenen Rippen. Die holte er sich freilich beim Reiten in der Tiefebene der Mojave. Eigentlich sollte Yeager gar nicht berühmt werden, sondern der reguläre Pilot des Raketenstummels namens X-1A. Doch der verlangte 150.000 Dollar zusätzlich für den Mauerbruch, plus eine Gefahrenprämie für jede Minute, die er schneller als der Schall flog. Yeager machte das Ganze zum regulären Pilotengehalt von 511 Dollar im Monat. Der Stoff, aus dem die Helden sind, ist immer ein besonders billiges Gewebe. Darum darf Hans-Guido Mutke nicht in die Geschichtsbücher einrücken, als er im April 1945 über Innsbruck die Schallmauer mit seiner ME 262 durchbrach. Wissenschaftlich undokumentiert und im Sturzflug. Um verbotenerweise einem Kameraden das Leben zu retten, riskierte er, den teuren Düsenflieger zu demolieren. Yeager wurde berühmt, doch in die Unsterblichkeit schaffte er es erst mit "seinem" Flugsimulator. Zu Ehren des ganz besonderen Tages, an dem die Mauer fiel, sei an die schöne Zukunft von Gestern erinnert, als Künstler wie Erik-Theodor Lässig und Eberhard Binder-Staßfurt unsere Träume malten – die Alpträume kamen erst später.

*** Vielleicht wird einmal der Knall von Karlsruhe in die Geschichtsbücher eingehen. Denn abgesehen davon, dass das Bundesverfassungsgericht ein schlampig ausgearbeitetes NRW-Gesetz zur Online-Durchsuchung ein weginterpretiertes Gesetz nannte, führte dort der Informatiker Andreas Pfitzmann das Gericht in die Grundzüge der beginnenden Singularität ein. Um es mit Bloch zu sagen: Ich bin, aber ich habe mich nicht ohne meinen Computer, der Teil meiner Persönlichkeit ist und die Heimat schlechthin. Vielleicht sind persönlichste Rechner noch nicht so richtig in unseren Körpern integriert, doch gehören sie bereits zu unserem Intimbereich. Was Ignoranten zeitgenössischer Lebensformen prompt als digitale Demenz zu einem Krankheitsbild stilisieren, ist nichts weiter als eine Arbeitsteilung zwischen Menschmaschine und Maschinenmensch. Ich für meinen Teil weigere mich, irgendeinen URL in meinem Arbeitsspeicher zu halten, wenn es dafür bessere Speicherplätze gibt, auch noch einfach duplizierbar. Wer beim Sprung in den Swimming-Pool alle Daten im Mobiltelefon verliert, mag solchermaßen digital dement sich daran erinnern, was Datensicherung ist – oder nach seinem Mobilsitter jammern.

*** Gut, es gab auch stärker technisch argumentierende Stellungnahmen, etwa von Parteigängern des Chaos Computer Clubs, aber die Idee, dass wir im Kernbereich der privaten Lebensführung mit unseren Computern in einem symbiotischen Verhältnis leben, hat Auswirkungen weit über die Online-Durchsuchung hinaus. Der oberste Überwachungseiferer, der davon tönt, dass Terroristen jetzt erst recht keine Rücksicht nehmen und Eile geboten sei, will der Singularität politische Grenzen setzen. Ein bisschen Überwachung der Überwacher? Kein Problem! Es wird alles getan, damit auch der letzte Sozialpütz auf den großen Datenschnüffelhund kommt, der diese ständig zuschlagenden Terroristen aufspürt.

*** Bis die Entscheidung und Begründung des Bundesverfassungsgerichts zur Online-Durchsuchung kommt, darf über eine andere Entscheidung des Gerichtes zugunsten der Privatsphäre debattiert werden. Mit dem bestätigten Verbot von Maxim Billers Esra kommt die Rückkehr von Anstand und Sitte zurück in die Literatur. Verboten belieb das Buch wegen intimer Details aus dem Leben mit Esra, während die Schilderung ihrer Mutter als kaputte Alkoholikerin vom Gericht nicht beanstandet wurde. Das wird die Umweltaktivistin, die für ihren Kampf gegen den Gifteinsatz beim Bergbau in der Türkei den alternativen Nobelpreis bekam, verärgern, doch es gilt: Beim Kernbereich der privaten Lebensführung muss nicht nur das BKA und der Verfassungsschutz, sondern auch die Kunst abschalten und den Schweinkrams übergehen oder künstlerisch überhöhen. Was auf einem "Richterband" der Überwacher sofort gelöscht werden müsste, wird in einem Einband von der richterlichen Lesebrille mit gleicher Konsequenz gefunden und gesperrt. Man mag dies als Niederlage der Literatur bejammern oder freudig darauf hoffen, dass die entsprechende Entscheidung zur Online-Durchsuchung beim Unsinn mit dem polizeilich deklarierten Respekt vor privaten Tagebüchern ähnlich konsequent ist. Wie war das noch mit der intimen Beichte von Daniel Cohn-Bendit, Mein wildes Leben getitelt? Dahinter steckte eine Sammlung von Bombenbauanleitungen.

*** Schlappe 20 Watt werden benötigt, um auf einem IBM-Mainframe die "Integrated Facility for Linux" zu starten. Denoch hat IBM dafür keinen Nobelpreis bekommen, sondern Al Gore und der Weltklimarat. Wenn der Sohn eines Mannes ausgezeichnet wird, dem die US-Amerikaner ihr Highway-Netz verdanken, dann hat das seinen Grund, meint die FAZ (auf kostenpflichtigem ePaper). Denn der Preis für Gore ist auch ein Nobelpreis für die Dia-Show, ein Zeichen gegen das verhasste Powerpoint-Diktat. Ehrliche Dias gegen die perverse Rechentechnik, in der Prozessoren die unter intimer Chiffre geplanten Massenmorde abspeichern, ohne dies dem Staat zu melden.

*** Ganz nebenbei ist Gore charmanter als die Bombenbauplänesuchmaschine Google, deren Rechenzentren in aller Welt ordentlich Energie verbrauchen. Das will Google mit Makani und ein paar Drachen wett machen, meint Meisterprophet Bob Cringely. Bislang scheint der Google-Effekt eher darin zu bestehen, dass das kalifornische Silicon Valley seine irrwitzig hohen Preise halten kann.

*** Aus luftigen Drachenhöhen muss ich doch noch einmal auf die Mühen der Ebene zurückkommen. An diesem Wochenende ist Biefeld ja die Hauptstadt des Datenschutzes gewesen, komplett mit der Verleihung der beliebten Big Brother Awards, ganz im glamourösen Stil eines x-beliebigen Filmfestivals. Inmitten der Tagungen von Datenschützern und kritischen Informatikern hatten sich alle sehr lieb. Dass Datenschutz eine harte Sache sein kann, komplett mit Nachtreten und -karten, das zeigte eigentlich nur das Referat von der verlorenen Zweckbestimmung (20 Seiten) der Mautdaten, vorgetragen vom Datenschützer von Toll Collect, nur komplett mit der Aussage in der anschließenden Diskussion, dass die Mautbrücken auch PKWs verarbeiten können. Nur mit der Masse der OBUs hätte man wohl ein Problem, genau wie bei unseren Nachbarn in den Niederlanden, wo 8 Millionen Fahrzeuge auf ihre OBU warten und der Betreiber auf einen hübschen Big Brother Award.

*** Wie Daten wirklich geschützt werden können, zeigt die Posse um die Fluggastdatenübermittlung. Weil die Beratungen von Behörden beeinträchtigt werden könnten, bleiben die Daten geheim, basta. Wer so argumentiert, ist nicht der Vatikan, dessen Behörden heilig sind, sondern das Wirtschaftsministerium von Berlinistan. So weiß von den der Behörden untergetanenen Bürgern noch niemand, welche Auswirkungen die neue 72-Stunden-Regel in den USA haben wird, über die in anderen Ländern berichtet wird. Nur wer durch und durch nichts zu verbergen hat, dem wird ein Ticket ausgedruckt. So wird der Mensch gebodigt, zu unser aller Sicherheit. Mit dem neuen Sicherheitslevel dürften die übergesetzlichen Abschussgelüste im Verteidigungsministerium in ein neues Licht gerückt werden.

Was wird.

Mit dem seltsamen Slogan Work ndash; Wow! ndash;, klar, kündigt sich die Systems in München an, wobei Wow! das Kürzel für "vier Tage echte Begeisterung" sein soll. Wir Journalisten erfahren bereits, dass auf der Systems "lebenswichtige Fragen" beantwortet werden sollen, etwa die, ob Internetportale den Mobilfunk aufmischen. Journalistisch könnte man nach den Pillen fragen, die beim Verfassen solch bombastischer Ankündigungen eingeworfen werden, bis man das berühmte weiße Kaninchen sieht. Letzte Woche hatte ich den entsprechenden Song von Jefferson Airplane in der hübschen Startrek-Version verlinkt. Dort hoppelt stilecht ein Kaninchen durch das Set. Als weißes Kaninchen begann die Karriere von Geburtstagskind Paul Simon. Während er so durch Alices Wunderland hoppelte, traf er den verrückten Hutmacher, gespielt von Art Garfunkel. Der Rest ist Bumm! Knall! Schepper!.

Quelle : www.heise.de
« Letzte Änderung: 14 Oktober, 2007, 10:27 von SiLæncer »

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #160 am: 14 Oktober, 2007, 03:06 »
'ndash' ist ein Bindestrich, vermutlich irgendein copy & paste Problem.

Test:

Mit dem seltsamen Slogan Work – Wow! –, klar,

@ SiLæncer
Das liegt irgendwie bei Dir.
Kein Support per persönlicher Mitteilung!
Fragen gehören in's Forum.

Veränderungen stehen an. Dies ist der bisherige Stand:
28,x°,23.5°,19,2°,13°Ost
,1mØ Multifeed, mit Quattro LNBs; Multiswitches 4x 5/10(+x) - alle ohne Terrestrik und modifiziert für nur ein 12V DC Steckernetzteil (Verbrauch insgesamt 15 Watt)
1mØ mit DiSEqC 1.3/USALS als LNB2 an DVB-S2 STB, aktuell 30°W bis 55°O
1.) FM2A88X Extreme6+, A8-6600K (APU mit 4x 3,9 GHz und Radeon HD8570D), 16GB DDR3 1866, 128GB SSD, 3TB HDD, Win10 x64 Pro 1909 / 10.0.17763.107, Terratec T-Stick Plus (für DAB+), Idle Verbrauch ca. 35 Watt
2.) FM2A75 Pro 4, A8-5600K (APU mit 4x 3,6 GHz und Radeon HD7530D), 8GB DDR3 1600, 128GB SSD, 2TB HDD, Win10 x64 Pro, Idle Verbrauch ca. 45 Watt
3.) Raspberry Pi 512MB u.a. mit Raspbian
4.) GA-MA770-UD3, Phenom II x4 940, 8GB DDR2, Radeon HD6570, 2TiB, USB 3.0, 10 Pro x64 (+ XP Pro 32bit (nur noch offline)), Ubuntu 10.4 64bit, Cinergy S2 USB HD, NOXON DAB+ Stick, MovieBox Plus USB, ...

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #161 am: 21 Oktober, 2007, 00:14 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das Internet ist ein fürchterlich langsames Medium. Bei aller Schnelligkeit, der all die Blogs, Social-Networking- und Meta-Sites meinen hinterherhecheln zu müssen, braucht es realiter lange, bis sich herauskristallisiert, was wirklich relevant ist. Wenn etwa jeder Unsinn, den sich Rechtsanwälte so ausdenken, als Sensation unter die Leute gebracht wird, weiß am Ende niemand mehr, was die Stunde geschlagen hat. Und wer auf der anderen Seite nur noch auf andere referenziert, trocknet über kurz oder lang mangels Inhalt aus – darf sich aber wenigstens als Teil des vermeintlich schnellen Mediums Internet betrachten. Die Entdeckung der Langsamkeit jedoch wäre mal wieder ein recht tugendhaftes Unterfangen.

*** Und wo wir schon bei der Langsamkeit sind: Ein beliebter Vorwurf an Chronisten ist, dass sie am Alltäglichen kleben, nicht über den Dingen stehen und daher nicht das große Ganze sehen. Als MOP (Mensch ohne Peilung) in den Tiefen der niederdeutschen Tiefebene gründelnd, ist für mich nun einmal die Nachricht über Intershop die Sensation der Woche in der gefühlten zweimillionsten Meldung zu dieser Firma. Intershop und Gewinn, das ist wie die Behauptung, die Erde sei rund. Wie langsam jedoch muss man sein, wie mag der nötige klebefreie Abstand aussehen, wie hoch muss man eigentlich über den Dingen stehen, ehe das große Ganze auftaucht?

*** Aber was sind schon Langsamkeit und der Stand über den Dingen: Vielleicht ist nur der zeitliche Abstand wichtig. Da klebt man an einem urzeitigen Protokoll und vergisst schnell, dass die Uhren des Langen Jetzt ganz anders ticken. Blicken wir also zurück in die seeligen Zeiten, als die Ursuppe auf der Erde schwappte und das Leben aus einer Gemeinschaft der unterschiedlichsten Zellen bestand. Fand ein Wesen einen nützlichen chemischen Trick heraus, gab es den Trick mit seinen Genen an alle herumsuppenden Zellen weiter. Die Evolution schritt rasch voran, da überall und gleichzeitig viel Neues ausprobiert und getauscht wurde. Doch dann änderte sich die schwarmende Suppenintelligenz, schreibt Freeman Dyson:

"Eines unschönen Tages aber realisierte eine Zelle, die sich ungefähr auf dem Entwicklungsstand einer primitiven Bakterie befand, dass sie ihren Nachbarn in Sachen Effizienz einen Schritt voraus war. Diese Zelle, eine Art drei Milliarden Jahre alter Vorläufer von Bill Gates, trennte sich von der Gemeinschaft und weigerte sich, ihr Erbgut zu teilen. Ihre Nachkommen wurden die erste Bakterienspezies – und die erste Spezies überhaupt –, die ihr geistiges Eigentum ausschließlich für den Eigengebrauch reservierte."

Eine Art Vorläufer von Bill Gates tauchte also auf und schon war die Sache verkorkst. Drei Milliarden Jahren ist das her und schwerer zu korrigieren als ein Zellenfehler in Excel. Wenn überhaupt, dann geht es nur wie damals bei der PC-Revolution, die im schmerzlich vermissten Hombrew Computer Club begann. Nach Homebrew ist Genebrew das Zauberwort, mit Tausenden von PG, Persönlichen Gentechnik-Laboren, in denen jeder die wundersamsten Fische kreiert oder halt fischfressende Pinguine mit gelben Füßen und kleinen Schweinen, die fliegen können. Der Mensch beendet die Epoche des Darwinismus mit fröhlichen Experimenten, wie er die Epoche der Großrechner mit einem Gewimmel von PC-Clones beendete. Und bald wird es Zeit für einen neuen Brief an die Hobby-Forscher, die mit ihrem Treiben noch das schönste Geschäftsmodell ruinieren.

*** Aus praktischen Erwägungen sollten die schöpferischen Bricoleure ihre DNA-Köfferchen nicht beim Menschen absetzen. Der besteht zu 70 Prozent aus Wasser und ist ständig in Gefahr, auszutrocknen. Diese allgemeine Bedrohungslage ist, wie die Politik laufend mahnt, kein besonders guter Ausgangspunkt für die Biodiversität 2.0. Im Sinne eines echten Neubeginns wäre die Gentechnik besser beraten, bei den Schaben und Wanzen anzusetzen, sofern sie denn tatsächlich einen Atomschlag überleben. In diesem Sinne zeigt eine mit Napalm feuerbestattete Spinne die Abwege der Forschung. Statt nach neuen Nahrungsquellen für die Menschheit zu suchen, hätte man besser die Intelligenz des Krabbelviehs gefördert. Mit dem Computer können Spinnen jedenfalls gut umgehen.

*** Mit einem ordentlichen Abstand vom Geschehen werden kleine, unbedeutende Ereignisse immer kleiner. Aus der Ferne betrachtet künden 720 Weiter-Reiter davon, dass das Volk Anteil an der großen deutschen Autobahn-Debatte nimmt. Dennoch gab es schon bessere, richtig fundiert geführte Talkshow-Debatten, nach der die Mikrofone für die Gefangenen der Bewegung eingesammelt wurden. Die sich heute so ihre Gedanken machen über das, was vor 30 Jahren passierte, komplett mit den Beißreflexen empörter Andersseher.

*** Wenn weitere 30 Jahre vergangen sind, wird man über dieses Protokoll einer Überwachung, möglicherweise aber auch um die Angstzustände und Einbildungen während einer Überwachungsmaßnahmen staunen. So primitiv? Mit Funksperre und Mailboxrufumleitung wurde überwacht, als die Bundestrojaner noch nicht funktionierten bzw. noch nicht erlaubt waren, wird man sich 2037 wundern, und vielleicht verklärt der Zeit vor dem großen YouPornStopp gedenken, als das Internet nicht nur langsam war, sondern auch noch Pornographie enthielt – darunter Bilder, mit denen Verbrecher gefangen werden konnten.

*** Während vor Milliarden von Jahren die Ursuppe schwappte, musste der Mensch Ursuppenküchen schaffen, Labore vollgestopft mit allem erdenklichem Zeug, von gemahlenen Mückeneiern bis zur Elefantenwimper. Heute vor 128 Jahren begann ein Experiment, dass die Situation der gemächlich lebenden Menschheit grundlegend veränderte. Am 21. Oktober 1879 wurde in den wunderlich ausgestatteten Edison-Labors ein Experiment gestartet, bei dem eine Glühlampe 13,5 Stunden lang brannte und erst am 22. Oktober ihren Geist aufgab. Mit seinem Patent und dem Aufbau einer Stromzulieferindustrie startete Thomas Alva Edison das elektrische Zeitalter. Der Durchbruch der Technologie kam am 20. Oktober 1893, als die Stadt Chicago beschloss, eine elektrische Weltausstellung zu eröffnen. 27 Millionen Amerikaner oder die Hälfte der US-Einwohner besuchten das Weltwunder und sahen staunenswerte Neuheiten wie das elektrische Licht, den Reißverschluss und die Farbsprühdose. Was bleibt uns heute? Ein Strom-Manager, der die Frechheit besitzt, seine Dienstleistung mit einer Currywurst zu vergleichen. Eine passende Antwort darauf lautet: Mein Arsch gehört mir!

Was wird.

Der am Alltäglichen klebende Blick des Chronisten streift den Kalender und findet eine hübsche kleine Sicherheitskonferenz in London, auf der Microsoft und SAP ihre Software Security Initiative starten werden. Beim Versprechen, nie wieder unsichere Software abzuliefern, werden die Firmensprecher keine Miene verziehen dürfen. Wenigstens müssen sie nicht auf "Die Entstehung der Arten" schwören, diesem Buch, das erklärt, was der Vorläufer von Bill Gates alles angerichtet hat. Star der Londoner Konferenz ist Frank Abagnale, dessen Betrügereien in den sechziger Jahren für Aufsehen sorgten und als "Catch me if you can" in die Kinos kamen. Heute verdient Abagnale sein Geld als Sicherheitsberater, der beklagt, wie unehrlich doch diese Welt geworden ist. So schwindelt er sich nach wie vor durchs Leben.

Doch zurück zum Großen, zum Ganzen und Erhabenen: In genau 7,59 Millionen Jahren ist es sowieso vorbei. Zwei Milliarden Jahre früher verlassen die letzten intelligenten Maschinen die Erde, nicht ohne ein gigantisches Pinguin-Denkmal ihren mutmaßlichen biologischen Vorfahren zu Ehren gesetzt zu haben – die Datenträger sind da nicht ganz eindeutig. Doch all das ist kein Grund zur Panik und Hektik, denn wie es schon der große Friedrich Engels in seiner komischen Logik anmerkte, beunruhigt von einem möglichen drastischen Ende des Sozialismus in ferner Zukunft, kann die einmal abgelaufene Weltuhr immer wieder aufgezogen werden, weil sie aufgezogen gewesen ist. Man darf nur bei der Umstellung von der Sommerzeit keine Fehler machen. Wie gut, dass 100 Millionen Uhren auf T-Systems hören und gleich danach das nächste WWWW freigeschaltet werden kann. Es lebe die wiedergefundene Zeit – und die zum Wiederfinden nötige Langsamkeit.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #162 am: 28 Oktober, 2007, 00:59 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ooh, stöhn, hechel. wie geil war der Geiz! Fünf lange Jahre forderte der G-Spot deutsche ITK-Konsumenten zum Rubbeln auf. Doch nun ist die Orgie vorbei. Geiz produziert keinen Ständer mehr, nur die lüsterne Räkelei ist noch geblieben. An seine Stelle ist der Hass getreten, der Hass auf Alles, was gut und teuer ist. Während "Geiz ist geil" immer noch den Gesetzen der deutschen Sprache entspricht, langt die Rede vom Lieben und Hassen ordentlich daneben und bedient sich beim "das kostet teuer" der Kanakensprache. "Wir lieben Technik – wir hassen teuer", und das auch noch vorgetragen von einer lüstern sich räkelnden Veronika Hugo, die ihre implantierten RFID-Chips aus der Haut popelt und mit dem Zeigefinger den bleichen Schirm zum Platzen bringt. Entfernt erinnert das Platzen an ein großes Werbevideo, das mit seinem Hammerwurf wiederum an den berühmtesten Knochen der Filmgeschichte erinnert, womit ich natürlich bei meinem Lieblingsthema bin: Es gibt eben Maschinen wie Hal 9000, die denken. Glücklicherweise gibt es andere. Und über alle wölbt sich der rechnende Raum von Konrad Zuse, nacherzählt von Steven Wolfram. Wenn die technologische Singularität hinter uns liegt, werden diese Filmchen zu den Klassikern der Computerbildungsfilme gehören.

*** Bildungsfilme sind geil, denken wir nur an den Knaller über die Herzklappen des Hausschafes. Gut trifft es sich, dass die UNESCO heute den World Day of Audiovisual Heritage (PDF-Datei) ausgerufen hat, an dem wir alle der Archive gedenken, in denen unser kollektives visuelles Wissen gespeichert ist. Leider trifft es sich, dass gerade in den Köpfen deutscher Bildungslenker der Slogan "Geiz ist geil" besonders stark verankert ist, "Wir lieben Technik" dagegen nicht. Denn anders ist es nicht zu erklären, warum ausgerechnet das IWF Wissen und Medien aufgelöst wird, eine einzigartige Einrichtung, die mit ihren Campusmedien erfolgreich ist. Das Aus an den Rändern der norddeutschen Tiefebene kommt trotz landesfürstlicher Fürbitte. Gegen die mächtigen Herrscher der Bund-Länder-Komission hätte es wohl nur gereicht, wenn die UNESCO ihr Zeichen für schützenswertes Kulturgut an die Wände des IWF gebappt hätte.

*** Seit dem Wörterbuch des Gutmenschen von Klaus Bittermann ist "der Gutmensch" mit "dem 68er" verwachsen wie der bärtige Beck mit der SPD. Dabei ist der Gutmensch historisch älter. Die Nazis benutzten ihn im Dritten Reich für die Geistlichen, die sich gegen die Euthanasie aussprachen. Wer will, kann den Begriff bei Nietzsche finden, der sich in seiner Genealogie der Moral über die vermoraliserenden guten Menschen lustig macht und den Herrenmenschen predigt. Nun hat der Chef eines Boulevardblattes mit dem Hang zu fehlerhaften Meldungen ein Buch herausgebracht, in dem er auf 254 Seiten über den Gutmensch herzieht und ihn für alles Schlechte in Deutschland verantwortlich macht, inklusive der vielen Hundehaufen in Berlin. Gutmenschen, das waren Dutschke und die Studentenbewegung, die Solidaritätskaffeetrinker und die Mimosen, die gegen die Verwanzung in der Abhöraffäre um Klaus Traube protestierten, aber gleichzeitig ihre Toilettentüren aushängten, wegen dieser Privatsphäre. Ein Gutmensch hat sich dieser Verantwortungsdiffusion angenommen und eine Welt voller Rätsel gefunden.

*** Eine Diffusion erfuhr in dieser Woche ein Haftbefehl gegen einen kritischen Soziologen, der nach einer Google-Suche ins Visier der Polizei geriet: Der Haftbefehl löste sich auf, doch gegen den Wissenschaftler wird weiterhin nach dem Paragrafen 129a ermittelt und beschattet, der zur Bekämpfung der RAF ins deutsche Recht gehievt wurde. Damals wurde der Ausnahmezustand zur Regel. Das bei allem ehrenden Gedenken an die Opfer der RAF diese Erbschaft der bleiernen Zeit kaum noch erwähnt wird und 129a zum Normalzustand geworden ist, ist auch ein deutsches Vergessen.

*** Als schöner Erfolg des BKA wird die Festnahme eines mutmaßlichen Kinderschänders gefeiert, obwohl gerade die Fachleute davon alles anders als begeistert sind. Entgegen allen Vereinbarungen unter den Ermittlern wurde nicht nur das errechnete Fahndungsbild gezeigt, sondern auch die verstrudelte Variante. Das Mitteilungsbedürfnis, das stolz die Technik präsentiert, ist gleichzeitig ein lautes Signal an die Täter, die Bilder besser zu bearbeiten. Bleibt zu hoffen, dass die Technik der heimlichen Online-Durchsuchung ähnlich schnell die Runde macht, wenn es denn solche Trojaner geben sollte. Merkwürdig nur, dass von unseren mitteilungsbedürftigen Behörden kein einziger Treffer aus dem Datenverhau namens Anti-Terror-Datei gemeldet wird. Während in einigen Landeskriminalämtern die besonders geschützten Räume wieder abgebaut werden, aus denen Anfragen an die Datenbank geschickt werden dürfen, erfreut sich der Innenminister am GIZ. Der Unsinn in der amtlichen Pressemitteilung sei an dieser Stelle noch einmal wiederholt: "Das Internet hat sich in den letzten Jahren zum entscheidenden Kommunikationssystem für die menschenverachtenden Machenschaften von Terroristen entwickelt. Es dient als Informationsbörse, Kommunikationsplattform, Gemeinschaftsraum, Bibliothek des terroristischen Wissens und Ausbildungslager." Uh, uhuh Baby, its a wild world, sang einstmals Cat Stevens, so ein parkatragender Gutmensch, der jetzt unter anderem Namen – auch nicht ganz unbehelligt – lebt.

Was wird.

Wer teuer hasst, der wird die schönste Stadt in der wundervollen norddeutschen Tiefebene nicht besuchen, wenn die CeBIT grün wird. Das jedenfalls verkündeten die Messemacher vor geladenen Journalisten in der zweitschönsten Stadt nach Hannover, in Paris, wo das Moulin Rouge mit historisierendem Kitsch von vergangener Größe zehrt und ein kleiner Macho seiner lieben Freundin Angela nicht das Vergnügen einer CeBIT-Eröffnung im Duett mit Steve Ballmer überlassen will, während Vélo und Liberté zusammen schwer in Mode gekommen sind. Wer stilecht zur neuen CeBIT will, nehme ab Hannover Hauptbahnhof ein deutsches Bahnbike, nur fahrbar mit der entsprechenden Altersverifikation durch die Bahncard. Und eine Handkurbel für den Handystrom muss auch mit, wenn die Hotel-Preise speziell für Technikliebhaber anziehen wie die Notierungen von Kupfer.

Doch nicht nur Kupfer, auch Alu hat eine große Zukunft. In der nächsten Woche gelangen die tollen, noch neueren Reisepässe in den Umlauf, nur echt mit den gespeicherten Fingerabdrucken auf dem RFID-Chip. Besonders feierlich werden sie am Ausläufer der norddeutschen Tiefebene in Lübeck eingeführt. Die ehrwürdige Hansestadt startet gemeinsam mit dem unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz eine besondere Aktion. Wie heißt es so schön in der Pressemeldung: "Zur Erhöhung der Sicherheit wird von der Hansestadt und dem ULD eine Alu-Schutzhülle (Faraday'scher Käfig) angeboten, mit der das heimliche Auslesen des Reisepasses verhindert werden kann." Unsere Pässe sind sicher, soso. Immerhin ist die deutsche Bevölkerung anders drauf als die rundumüberwachten Briten, besonders in der Ausführung als britische Politiker. Deren Angst vor Fingerabdrucklesern und besonders vor terroristischen Fingerkuppenabhackern zeigt, wie konsequent der Kampf gegen den Terror geführt werden muss.

Was in Zukunft noch geil sein kann, ist schwer teuer die Frage. Ein Fingerzeig ist vielleicht, dass gerade Viva Maria im Fernsehen läuft. Der Film, der 1966 Dutschke und Co. beeinflusste, der Film, bei dem jener Volker Schlöndorff als Assistent arbeitete, der später zu den RAF-Kofferträgern gezählt wurde, weil er gegen die Haftbedingungen protestierte und sich um den früheren Bildungsfilmer Holger Meins kümmerte. Die Lehre aus der fröhlichen Bomberei von Maria und Maria ist klar: Für Frauen gibt es keine Winterzeit. Mit der neuen Geschlechterzeit wird alles viel einfacher. Oder müsste es geiler heißen?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #163 am: 04 November, 2007, 00:21 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Schreiße! Scheize! Schoiße! Wir haben zwar einen Weltherrscher, aber keinen König Ubu mehr, einen richtig feigen und verfressenen Tyrannen, dem jede Enthirnung recht ist und jede Steuererhöhung für sein "Pfuinanzministerium" hochwillkommen. Scheiße, wo bleibt Ubu 2.0, wenn es darum geht, die ubueskische Verfassung unserer Regierung aufzudecken? Vor hundert Jahren starb der große Radfahrer Alfred Jarry, nach vielen hunderten ch's, ch's, ch's. Der Begründer der Pataphysik, der auf seinem Fahrrad die Klingel durch den Revolver ersetzte (wovon jeder Fahrradfahrer träumt), übt bis heute einen großen Einfluss auf unsere Kultur aus, von den Ignobel-Preisen bis zum Freitags-Flamewar im Forum, gleich nach dem Donnerstag, dem großen König-Ubu-Staatsstreichtag.

*** Wie gesagt: Auch unsere Regierung ist nachhaltig pataphysisch beeinflusst und auf dem besten Weg in die Ubutistische Diktaktur. Anders kann ich mir die ubuesken Äußerungen einer Justizministerin nicht erklären, die nicht weiß, was ein Browser ist (Video, 26 MByte), aber dennoch von den Gegnern der Vorratsdatenspeicherung den Sachverstand einfordert, den sie nicht besitzt. Eine Karrieristin im Fahrwasser jenes Otto Schilys der als der Unantastbare in die Geschichtsbücher eingehen will, behauptet wahrheitswidrig, dass gleichsam "nur der Briefumschlag" eines Telefonates einer Internetsitzung oder einer E-Mail aufbewahrt werden. Sollte die Analogie stimmen, so müsste die Post wie ihre Mitbewerber PIN, TNT und alle übrigen sorgsam die geöffneten Umschläge aller Briefe ein halbes Jahr lang aufbewahren.

*** Die Pataphysik hat nicht nur das Büro für Patenterei hervorgebracht, in dem die unsinnigsten Patente gesammelt werden, wie etwa jenes Patent, das die erfindungsreichen Cowboys von SCO an die Cattleback Holdings verkauften. Nein, die Pataphsik ergänzte auch die Mathematik um nützliche Rechnereien zwischen Null und Unendlich. Pataphsysisch angehaucht freute sich in dieser Woche ein Polizeigewerkschaftler, dass mit den neuen Reisepässen – nur echt mit erkennungsdienstlicher Behandlung – Fälschungen weitestgehend ausgeschlossen seien. Zwar ist bekannt, dass seit 2001 ganze 6 gefälschte Pässe aufgeflogen sind. Doch 6 von ausgestellten 28 Millionen Pässen, das ist pataphysisch gesehen ein großes Loch, durch das eine komplette terroristische Bedrohungslage mit Revolver, Fahrrad und ein paar Kanistern Wasserstoffperoxid, einem Kännchen Salzsäure, einem Sattelzug Aceton und einem ordentlichen Eisberg zur Kühlung locker passen können.

*** In diesem Zusammenhang spielt der oberste deutsche Polizist Jörg Ziercke eine wundersame, gewissermaßen zauberische Rolle: Haarklein will er aufklären, wie sein Charlottenburger Kriminalamt entstanden ist, doch ebenso haarnäckig will er niemals seinen ePass in eine Hülle gesteckt haben. Das ließ er von seinem Sprecher energisch dokumentieren, obwohl in dieser Anhörung vor dem Bundestag (PDF-Datei) der oberste Polizist sagt: "- ich habe hier einen ähnlichen. Man benutzt diesen Umschlag nur, um den Ausweis dort hineinzustecken, und dann ist dieses Szenario völlig entzaubert." Mit dem tollen ePass ist es wie mit dem Kaninchen im Hut des Zauberers: Der Hut ist eine großartige Täuschung und nur der Rammler echt.

*** Zum neuen Reisepass sei dieser Remix empfohlen, der die etwas verwirrenden Aussagen unseres Innenministers ordnet und in der korrekten sequenziellen Reihenfolge wiedergibt. Dagegen steht aus aktuellem Anlass die Anstrengung am Text denn besagter Minister hat in dieser Woche keine Hinweise auf das Trennungsgebot von Polizei und Geheimdiensten finden können. Vielleicht meint er hier, dass die Polizei seit dem Fall Daschner ein positives Verhältnis zum Foltern aufbieten kann, vielleicht meint er eine andere Sammlung von Gesetzen.

*** Auf jeden Fall ist die Gemengelage heikel, was Pässe, Aufenthaltserlaubnisse und Geheimdienste anbelangt. Am vergangenen Wochenende tagte die evangelische Akademie in Berlin zur Frage, ob Geheimdienste ethisch handeln. Dass Verfassungsschützer es völlig normal finden, von Abschiebung bedrohte Asylanten zur Mitarbeit im "Dienst" heranzuziehen, war noch die kleinste Überraschung. Überraschender war das harmlose Geplapper der einbestellten Journalisten, eine selbstverliebte Wehleidigkeit, wie es selbst der Moderator, ein ehemaliger BND-Direktor, befand – das nur zum Verständnis der folgenden Beschreibung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die leider nicht frei online verfügbar ist. Was Spion & Spion & Schäuble so treiben, spottet allem Gerede von der neuen Transparenz des Nachrichtendienstes, der neue Fachabteilungen mit den schicken Namen "Produktion", "Produktionsunterstützung" und "Service" bekommt. Vergessen wir, woran "Beschaffung" und "Auswertung" erinnern und freuen uns über den guten Service: "Der BND ließ die Journalisten in einen rötlich illuminierten Barbereich des Hotels von einer Empfangsdame begrüßen, ehe man sie auf eine abgedunkelte Empore des Kongresssaales führte. Von dort konnten sie die Gäste der Tagung unter Aufsicht des hauseigenen Sicherheitspersonals nur von hinten betrachten."

*** Im Kampf gegen den Terror müssen Opfer gebracht werden. Der Brasilianer Jean Charles de Menezes war solch ein Opfer. Für seine Ermordung muss die London Metropolitan Police nun 175.000 englische Pfund an die Hinterbliebenen zahlen. Die Ermittler rekonstruierten Details, die eigentlich nur bei Monty Python im Drehbuch stehen. So mussten die ausrückenden Spezialisten unterwegs tanken. De Menezes wurde daher von Polizisten getötet, die über keinerlei Erfahrungen im Umgang mit potenziellen Attentätern verfügten. Der Brasilianer wurde zum Terroristen, weil er in einem Haus zusammen mit Hussain Osman wohnte. Der Spezialist vom Erkennungsdienst war pinkeln, als de Menezes das Haus verließ. In der U-Bahn funktionierten wiederum die tollen Digitalfunkgeräte nicht, die die unerfahrenen Polizisten stoppen sollten. Schreiße aber auch.

Was wird.

Gleich werde ich mich auf mein wunderbares Fahrrad schwingen, im leichten Nieseln durch das bezaubernde Hannover, die Hauptstadt der norddeutschen Tiefebene, gleiten, natürlich mit Pere Ubu im Ohr. Auf dem großen dunklen Heiseparkplatz werde ich zur Manuskriptübergabe im Gedenken an Jarry ein bisschen mit dem Revolver knallen, bis ich das Weiße im Auge des Redakteurs sehe. Nichtsahnend wird er gekommen sein, schwer über die Frage grübelnd, ob Content noch etwas wert ist. Peng! Peng! Schreiße! Ja, in jedem Hannoveraner schlummert ein kleiner Haarmann, stets bereit, sein Hackebeilchen zu zücken. "Aus den Augen macht er Sülze, aus dem Hintern macht er Speck, aus dem Därmen macht er Würste und den Rest, den schmeißt er weg", tralala, das gehört zu den Kinderliedern im Hannöverschen, die jede(r) kennt. Ach, wie anstößig ist denn das? Während in der gespaltenen Stadt, hehe, wie witzig, die Kalender vergriffen sind, die letztes Jahr unbeanstandet verkauft werden konnten, wünsche ich einen unruhigen Advent.

Unruhig, weil wir längst nicht mehr den Nachtwächterstaat zu Haarmans Zeiten haben, der eine Zelle voller Schädel und Gebeine illuminierte, um an ein Geständnis zu kommen. Nein, heute sind wir fortschrittlich und haben ein muffiges Gebilde, in dem eine misstrauische große Koalition nichts lieber tut, als die staatsbürgerliche Gefährdungslage zu überwachen. Wenn selbst ein nicht besonders radikales Blatt wie der Donaukurier seine Titelseite schwärzt, sollte klar sein, dass etwas faul ist im Staat von König Ubu und seiner nimmersatten Mére Ubu. Darum sei hier auf den 6.November hingewiesen, den alternativen Nikolaustag aller Menschen, denen die Privatsphäre noch etwas wert ist. Mein Sack gehört mir!

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #164 am: 11 November, 2007, 00:07 »
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Was war.

*** "Geschlagen ziehen wir nach Haus, Heia hoho! Unsere Enkel sind in Second Life, Heia haha". Auf der Jagd nach dem gläsernen Verbrecher haben deutsche Politiker (PDF-Datei) das informationelle Selbstbestimmungsrecht geschrottet, das fürderhin nur für Strafverteidiger, Seelsorger und Abgeordnete gilt, wenn sie telefonieren. Was jetzt kommt, dürfen gewisse deutsche Politiker die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten nennen und sie in einem Satz mit dem GröFaZ erwähnen. Ein verräterischer Vergleich, der das Glaskinn eines Politikers zeigt, welcher fortlaufend eine allgemeine Bedrohungslage für seinen Staat im Gefahrenraum namens Demokratie spürt.

*** Trauern wir einen Moment lang dem informationellen Selbstbestimmungsrecht nach, wie es im Volkszählungsurteil formuliert ist: "Das Grundrecht gewährleistet insoweit die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen." Was daraus eine sozialdemokratische Ministerin macht, die nach dem öffentlichen Mutterschaftstest für den Entwurf der Vorratsdatenspeicherung verantwortlich ist, grenzt an die systematische Verdummung der Zuhörer: "Aber das Recht auf informationelle Selbstbestimmung heißt ja nur, dass Bürger darüber informiert werden müssen, wer was von ihnen speichert." Es mag ja sein, dass eine Juristin nicht wissen muss, was ein Browser ist, aber eine gewisse Kenntnis der Gesetze wär nicht schlecht. Sonst müssen bei solch radikaler Ahnungslosigkeit am Ende die von der SPD verfügten "Grundsätze zur Frage der verfassungsfeindlichen Kräfte im öffentlichen Dienst" neu formuliert werden. Zumindest wird klar, warum eine Brigitte Zypries wunderbar zwischen EU-Scharfmacher Franco Frattini und Ernst Uhrlau passt, dem Chef der Südmilch-Truppe.

*** Unter den vielen Kommentaren in der Presse, die mit dem Pro-Domo-Gejammer der ach so privilegierten Journalisten kokettieren oder davon handeln, wie die Informanten mit Blaulicht überfahren werden, hat einer die Peilung nicht ganz verloren: "Der politische Preis für die Sicherheitsfanatiker muss hochgetrieben werden." Vielleicht steht dann der 9. November nicht nur für den Mauerfall, die "Reichskristallnacht", den Hitler-Ludendorff-Putsch oder den Muff von 1000 Jahren, der nach der spießbürgerlichen Jahrtausendwende wieder geschnüffelt werden kann. Sondern für ein Datum, an dem sich der Staat mit dem fortgesetzten Mitspeichern des Lebens der Anderen (Film) kräftig verschluckte.

*** Es ist relativ schlicht, im Rahmen einer IT-Wochenschau daran zu erinnern, dass freie Menschen nicht auf die Kommunikation mit Buschtrommeln zurückgeworfen sind. Dass es Verschlüsselungstechniken gibt, dass IP-Adressen verändert, SIM-Karten getauscht werden können. Dass man sich Mail-Provider suchen kann, die nicht der Vorratsdatenspeicherung unterliegen und dass es Projekte wie Tor und Truecrypt gibt. Komplizierter wird es, wenn man fragt, wie jüngere Menschen kommunizieren, die diese Tools noch nicht aus dem EffEff beherrschen. Es gibt Warner, die den Tod der Privatsphäre in der bedenkenlosen Art und Weise sehen, wie Daten bei SchülerVZ, StudiVZ und Lokalisten geparkt werden. Wo sind die großen Riten, bei denen Eltern zur Jugendweihe dem Nachwuchs ihren Public Key überreichen? Wer jetzt mit den 99,99 Prozent kommt, die von Nix und Garnix betroffen sind, wer schippchenweise noch ne 9 drauf legen will: 99,999 Prozent ist auch nicht richtig. Die Lösung lautet 99,99992 Prozent. Dafür soll das Grundgesetz geändert werden.

*** Aber ja, es ist schon eine Crux, nicht nur mit dem Grundgesetz, auch mit diesen jungen Menschen, die ach so unbefangen kommunizieren und dabei alle guten Ratschläge für den Schutz der Privatsphäre in den Wind schlagen. Na, da haben doch unsere Jugendschützer noch ein weites Feld zu entdecken, wenn sie, wie auf den Medientagen München gefordert, mehr Kompetenten zugewiesen haben wollen. Ja, man muss die Menschen einfach zu ihrem Glück zwingen ... Aber Medientage München? Ach, was, vergesst das. Feiert nicht die Großkopferten bei dieser Selbstbeweihräucherungsveranstaltung für besserverdienende Medienmenschen, diskutiert mit Studenten auf dem Medienforum Mittweida – für das nächste Jahr sei das allen Beteiligten und Interessierten ans Herz gelegt. Es ist spannender, Mitwirkende (sowohl im Publikum wie unter den Referenten und Podiumsdiskutanten) und auch schon mal als Parasiten titulierte Beteiligte (weniger im Publikum) zu erleben, die mit wachem Interesse und Engagement erfahren  wollen, wie das denn so weitergeht mit dieser Medienwelt – selbst wenn es nicht immer so läuft, wie gedacht oder erwartet, selbst wenn die Bobos wieder unter uns sind und ihr wiedergängerisches Unwesen treiben. Ja, es ist sogar viel spannender als die Dickschiffe aus Politik-, Print- und TV-Welt und ihre hochnäsigen Kapitäne dabei zu beobachten, wie sie seit Jahren den gleichen Kollisionskurs zu steuern meinen – und es doch nicht wirklich kracht.

*** Es ist ein paar WWWW her, dass ich nach den besten Filmen gefragt habe, in denen Computer eine Rolle spielen. Platz 1 war natürlich mit meinem Lieblingsfilm gesetzt, dem diese kleine Wochenschau ihr Leben verdankt. Was wäre ein Hal Faber ohne Hal 9000? Wahrscheinlich ein Bademeister im Letzigraben, über den Zehnmeter meditierend wie Tom@taz.. Nun wird, in geschickter Überleitung zum ...

Was wird.

... der Film der Filme im Fernsehen ausgestrahlt, auf dem angestammten Kochkanal von Sarah Wiener. Auch wenn mein bevorzugter Filmkritiker die Ausstrahlung nicht erwähnt, muss ich den Sehbefehl ausrufen, genauso doof wie die üblichen Leserbefehle. Deshalb sollten die anderen Kunstwerke nicht vergessen werden, die den Computer im Film etablierten. Gleich nach der Odyssee kommt Desk Set mit Katherine Hepburn und Spencer Tracy. Der Computer war weiblich (ha, HA) und hieß Emmy. Bei der Frage, ob die Watusis auf Korfu leben, verschmauchte meine Angebetete. Oh, bin ich mal wieder chatty: Ursprunglich war Hal als weiblicher Computer "Athene" geplant. Nummer 3 ist selbstverständlich Electric Dreams. In ihm kauft ein schüchterner Junge einen Computer, läßt ihn aber fallen. Dadurch wird die Maschine superintelligent und gibt Tips, wie man die Herzen der Mädchen erobert. Don't try this at hoime with your iPhone.

Nummer 4 hieß im Original schlicht Alphaville, lief bei uns aber unter dem Titel "Lemmy Caution gegen Alpha 60" und ist bereits entsprechend gewürdigt. Bei Nummer 5 scheiden sich die Geister, zumindest bei den Lesern dieser Kolumme: Fassbinders Welt am Draht, ist das noch ein Film? Nummer 6 und 7 sind wohl aus sentimentalen Gründen besetzt: Tron und War Games haben offensichtlich zu viele Leser und auch meine kleine mehr oder weniger künstliche Intelligenz in der Jugend begleitet und manchen auch zu ersten Computerspielereien verführt.

Ach ja, und 23 darf natürlich nicht fehlen, die Mutter aller modernen Verschörungstheorien, wobei Platz 9, Sneakers, ja eigentlich viel spannender ist – und das nicht nur, weil ein Film, in dem Robert Redford, Sidney Poitier, Ben Kingsley, Dan Akroyd und River Phoenix gemeinsam spielen, sowieso nicht ganz schlecht sein kann; zusätzlich gruselt einem hier auch nicht bei der Darstellung, wie sich Hollywood so einen Hacker vorstellt – im Unterschied zu solch einem hanebüchenen Quatsch wie dem (glücklicherweise weitgehend ignorierten) "Das Netz", der doch eh nur gedreht wurde, damit Nerds wegen des Tittenwackelns von Sandra Bullock auch mal Geld für eine Kinokarte ausgeben. Aber schließlich noch Platz 10, passend zur heutigen Zeit des Überwachungs- und Präventionsstaats: THX 1138, ein Film aus einer Zeit, als Georg Lucas noch guter Dinge war und nicht solch pseudomythologisch überladenen Schmonzes wie Star Wars drehte. Eine Ergänzung sei mir persönlich noch gestattet, sozusagen ein Platz 11 außer Konkurrenz: Playtime von Jacques Tati, nicht etwa, weil darin ein Computer eine wichtige Rolle spielte, sondern weil die Absurdität der Ereignisse, die Irrealität, mit der sich Menschen einer scheinbar durchrationalisierten modernen Umgebung unterwerfen (oder an ihr scheitern), auch wie eine gelungene Metapher auf das erscheinen mag, was heute Politiker mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung so anstellen. Der Präventionsstaat des Herrn Schäuble lässt uns in einer genauso absurd unpersönlichen und sterilen Welt leben wie in Playtime – allerdings mit mehr Konsequenzen für die private Sphäre jedes Einzelnen und für die Gesellschaft, als sich der Modernitätskritiker Tati je vorstellen konnte.

Es gibt Leser, die meinen, dass ich die Werbung für Haarmanns Heimat übertreibe. Nun, man muss nicht im Messe-Mekka wohnen, es geht auch in der norddeutschen Tiefebene in Orten, die den Big Bang Day gemeistert haben oder wo das World Wide Web eine Wurstscheibe ist. Selbst im Nachbarland Nordrhein-Westfalen lässt es sich aushalten, dort wo die Bundesabhörzentrale liegt und der Adel noch etwas gilt. Dort, wo die von Westphalen, von der Leyen, von Nesselrode, von Spee, von Spiegel und von Twickel die EU-Subventionen im großen Stil einsacken.

Im lieblichen Rüttgers-Land wird Kindern statt Indern gerade ein hübsches Geschenk gemacht, ein Codex (nordrhein-westfälisch für "Comic für Demokratie und gegen Extremismus"), der Andis Freund Murat hat Stress (fette PDF-Datei) heißt. In ihm tritt jener Innenminister auf, der die Festplatte im Computer ohnehin als Teil des Internet begreift, auf das sein Verfassungsschutz jederzeit zugreifen kann. Wie wäre es mit einem Codex, in dem Andi erklärt, wie man verschlüsselt chattet und überhaupt seinen Computer vor den Eltern absichert. Echt ey, Alter, das wär echt cool der fette Hammerschlag gegen den "home grown stupidism".

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..VON..SO..GEGEN.PAULUSBRUNN+M-..LAGE.DORT.UNGEKLAERT+M-.SCHWACHE.

Dieser Text ist ein Stück aus einer Nachricht, die im 2. Weltkrieg mit dem Chiffriergerät Lorenz SZ42 zwischen den höchsten Wehrmachtsstellen verschlüsselt ausgetauscht wurde. Der geneigte WWWW-Leser, der bis hierhin durchgehalten hat, liest eine Original-Entschlüsselung, die von Colossus Mark II besorgt wurde. Sie ist nicht perfekt, reichte aber den Tommies von der Abhörzentrale in Bletchley Park aus, den Rest im Verbund mit eigenen Militärinformationen zu rekonstruieren. Das Ganze ist ein Hinweis auf den wunderbaren Cipher Event, der am kommenden Donnerstag und Freitag über die Bühne geht. Tausende von Funkexperten und Verschlüsselungsspezialisten treten dabei gegen den Nachbau eines Colossus Mark II an, der mit dieser Nachstellung einer historischen Schlacht eingeweiht wird. Täuschen, tricksen und tarnen war einstmals die Sache von Profis. Mit der innerstaatlichen Feinderklärung durch die Vorratsdatenspeicherung muss sich nun der gemeine Bürger mit solchen Themen befassen. Fortschritt happens.

Quelle : www.heise.de

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