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Wikileaks/Openleaks etc ...
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Thema: Wikileaks/Openleaks etc ... (Gelesen 61623 mal)
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SiLæncer
Cheff-Cubie
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Global Intelligence Files: WikiLeaks wettet 50.000 US-Dollar auf Echtheit
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Antwort #450 am:
29 Februar, 2012, 05:40 »
Die Whistleblowing-Website WikiLeaks weist Zweifel an der Authentizität der geleakten Stratfor-E-Mails zurück. Auf dem Kurznachrichten-Dienst Twitter zeigen sich die Mitarbeiter des Projekts äußerst selbstbewusst bezüglich der Echtheit der von ihnen veröffentlichten Dokumente und gehen sogar so weit, ein erhebliche Geldsumme auf die Echtheit der Stratfor-Mails zu wetten.
In einem in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch veröffentlichten Tweet schreibt WikiLeaks, sie seien so zuversichtlich bezüglich der Echtheit der Stratfor-Veröffentlichung, dass sie bereit seien, jedem, der das Gegenteil beweisen könne, 50.000 US-Dollar - etwa 37.000 Euro - zu zahlen. In einem zweiten Tweet prahlt WikiLeaks damit, in seiner fünfjährigen Geschichte niemals betrogen worden zu sein und diesbezüglich eine "perfekte" Bilanz zu haben.
Einige Twitter-Nutzer zeigten sich wenig begeistert über diese Äußerungen von WikiLeaks. Sie werfen den Aktivisten vor allem vor, leichtfertig mit Spendengeldern umzugehen, indem sie diese als Wetteinsatz verwenden. Auch die Zusammenarbeit mit dem Internet-Kollektiv Anonymous wird nicht von allen Sympathisanten gern gesehen.
Quelle:
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 1: Juni/Juli 2010)
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Antwort #451 am:
29 Februar, 2012, 06:18 »
Die am gestrigen Dienstag durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 1: Juni und Juli 2010.
Vorab bleibt festzuhalten, dass die Echtheit der fraglichen E-Mails sowie die Korrektheit der von Stratfor darin zitierten Informationen nach wie vor nicht abschließend zu bestätigen ist. Sowohl Stratfor als auch das US-Justizministerium weigern sich bislang, diesbezüglich Stellung zu nehmen. Sollten die Mails jedoch echt und die Stratfor vorliegenden Informationen zutreffend sein, so ergibt sich ein wahrhaft dystopisches Bild voller politischer und juristischer Intrigen - ein Bild, das die von Vielen als paranoid eingestuften Aussagen Julian Assanges in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
Einige der älteren Mails zeigen, dass Stratfor die Arbeit von WikiLeaks offenbar schon länger - mindestens seit 2010 - mit Interesse beobachtete. Insbesondere schien man sich für die Veröffentlichung von US-amerikanischem Militär- und Geheimdienstmaterial durch die Whistleblowing-Plattform zu interessieren und spekulierte intern fleißig darüber, Materialien welcher Relevanz WikiLeaks erbeutet haben könnte. Zum Zeitpunkt einer der ersten Mails hatte WikiLeaks bereits das Video "Collateral Murder" sowie die "Afghanistan War Diaries" veröffentlicht. Stratfor-Mitarbeiter überlegten daraufhin, ob WikiLeaks Material oberhalb der Einstufung "SECRET" haben könnte, was sich aber als nicht zutreffend herausstellt. Daraufhin entwickelt sich ein Dialog, der das - auch von WikiLeaks-Befürwortern häufig angeführte - Problem der "Overclassification", also der unnötigen oder zu hohen Geheimhaltung wenig relevanter Dokumente, dokumentiert. Ein Mitarbeiter merkt an, zu dem fraglichen Dokumenten hätten "tausende" Vertragspartner der US-Regierung Zugriff gehabt und die CIA benutze ohnehin nur die Einstufung "SECRET". "Stimmt, das selbe gilt für das FBI. Sie klassifizieren ihre Wäsche-Listen und Kantinen-Speisepläne als 'SECRET", erwidert ein Kollege.
Zu einem noch früheren Zeitpunkt jedoch - Collateral Murder war bereits veröffentlicht, der Rest des US-Materials noch nicht - begann Stratfor auch, ganz konkrete Maßnahmen gegen Assange in Erwägung zu ziehen. Dies zeigt ein Mail-Wechsel vom 11. Juni 2010. Stratfor-Mitarbeiter Shane Harris macht darin darauf aufmerksam, dass Assange zu diesem Zeitpunkt an einer Podiumsdiskussion in Las Vegas beteiligt war. Die Antwort seines Kollegen Fred Burton ist, dass es ihn nicht wundern würde, wenn das FBI Assange während seines Aufenthalts befragen oder seinen Laptop beschlagnahmen würde. In seiner Antwortmail darauf drückt Harris sein Erstaunen darüber aus, dass Assange sich getraut habe, in die USA zu kommen. "Hast du das Profil von ihm im New Yorker gelesen? Er ist extrem paranoid," merkt der Stratfor-Mitarbeiter an. Dass Assanges Paranoia nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein scheint, zeigen die folgenden Sätze: "Können unsere Leute ihn mit irgendeiner Begründung verhaften nur basierend auf Verdächtigungen bezüglich der Depeschen? Wäre wahrscheinlich ein PR-Albtraum für die Regierung." Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits spekuliert, dass WikiLeaks im Besitz der - später als "Cablegate" veröffentlichten - Diplomaten-Depeschen sei, da dies in vom Technologie-Magazin "Wired" veröffentlichten Auszügen der Chats zwischen dem mutmaßlichen Whistleblower Bradley Manning und Adrian Lamo angedeutet wurde. WikiLeaks hatte den Besitz der Depeschen dementiert, dabei allerdings eine so halbherzige Formulierung verwendet, dass bereits damals viele das Dementi als reine Taktik einstuften. Burton spekuliert daraufhin: "Ist er Australier? Wenn er ein ausländischer Bürger ist, können wir seine Reiseerlaubnis entziehen und ihn deportieren. Er könnte auch als wichtiger Zeuge in Gewahrsam genommen werden. Wir KÖNNTEN eine geheime Anklageschrift haben und ihn einsperren. Hängt davon ab wie weit der Militärprozess ist." Bradley Manning war am 26.05. festgenommen worden, nachdem Adrian Lamo sich nach den Chats der beiden an das FBI gewandt hatte. Es ist also wahrscheinlich, dass der Prozess gegen ihn gemeint ist.
Der nächste veröffentlichte Mailwechsel - datiert auf den 26. Juli 2010 - ist mit "Guidance on the leaks" (in etwa "Anleitung zu den Leaks") überschrieben und wurde offenbar zwischen verschiedenen Analysten in den Reihen von Stratfor geführt. Die erste Mail wurde offenbar im Namen von Stratfor-Gründer und -CEO George Friedman durch einen Praktikanten geschickt. Darin heißt es, die geleakten Berichte (zum Afghanistan-Krieg) enthielten "eine große von Menge niedrigschwelligen Informationen", mehrheitlich "unbedeutende taktische Berichte und Trivia". Für einen der Berichte gelte dies allerdings nicht: "Das Zeug betreffend ISI-Operationen [ISI: Inter-Services Intelligence, Pakistans führender Geheimdienst] in Afghanistan sowie Memos über Gespräche zwischen ranghohen US-Offiziellen und pakistanischen Regierungsangehörigen." Diese Material habe eine weitaus höhere Sicherheitseinstufung gehabt und hätte sich nicht in der fraglichen Datenbank, die ansonsten nur eher wenig brisante Missionsberichte einzelner Einheiten enthielt, befinden sollen. Die ISI, so die Analyse Stratfors, sei "technisch gesehen ein befreundeter Geheimdienst" und die Diskussion von dessen geheimen Operationen in Afghanistan könnte "womöglich Quellen und Methoden offenlegen", auf die nur sehr ausgewählte Personen Zugriff hätten, "und sei es nur, um die politischen Nachwirkungen auf ein Minimum zu beschränken". "Wie bei jedem Leak von Geheiminformationen bin ich an den 99% nicht interessiert. Es ist dieses 1% [also die erwähnten ISI-Informationen und Memos], das mich aus zwei Gründen interessiert," schreibt Friedman und führt aus, dass das Material vermutlich aus einer anderen Datenbank stamme und es daher möglich sein müsse, Rückschlüsse zu ziehen, wer Zugriff auf beide Datenbanken gehabt habe, und so den Kreis möglicher Verantwortlicher einzugrenzen. Die nächsten Mails befassen sich damit, wer bestimmte Recherche-Aufgaben übernehmen soll, sowie mit einigen Einzelheiten geleakter Dokumente. In einer späteren Mail prahlt Fred Burton: "Stick und ich könnten den Verdächtigen in 3 Tagen finden". Burton macht aber auch - in einer späteren Mail - wesentlich relevantere Bemerkungen: "Wir haben wahrscheinlich den ASIS [Australian Secret Intelligence Service] darum gebeten, Kommunikation und E-Mails von Wiki[Leaks] zu überwachen, nachdem der Soldat aus Potomac [Manning?] erwischt wurde. Also ist es vernünftig, anzunehmen, dass wir wahrscheinlich schon wissen, wer es getan hat. Die Verzögerung könnte von dem Versuch kommen, herauszufinden, wie die australischen Informationen über Wiki[Leaks] deklassifiziert und genutzt werden können." Burton vermutet, WikiLeaks warte mit der Veröffentlichung weiterer Dokumente, um seine Quellen zu schützen. Es folgt der erste von einer ganzen Reihe gehässiger Kommentare über Assange: dieser sei ein "Peacenik" (also ein weltfremder Friedensaktivist) und sollte "seinen Kopf in Guantanamo in eine volle Kloschüssel gedrückt kriegen", schreibt Burton. Es sollte sich zeigen, dass dies nur die erste in einer langen Reihe derartiger Äußerungen darstellte.
Quelle und Links:
http://www.gulli.com/news/18284-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-1-junijuli-2010-2012-02-29
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 2: Oktober 2010)
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Antwort #452 am:
01 März, 2012, 05:30 »
Die am vergangenen Dienstag durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 2: Oktober 2010.
Ein weiterer von WikiLeaks veröffentlichter Stratfor-Mailwechsel stammt vom 22. Oktober 2010 und befasst sich mit dem - zu diesem Zeitpunkt kurz bevorstehenden - Leak eines Dokumenten-Pakets über den Irak-Krieg ("Iraq War Logs"). Der Mail-Wechsel beginnt mit einem von Fred Burton verschickten Artikel der Nachrichten-Agentur "Associated Press" über den bevorstehenden Leak. Dies ist nicht ungewöhnlich - die Stratfor-Analysten greifen in vielen Fällen auf öffentliche Presseberichte als Ausgangspunkt ihrer Nachforschungen und Analysen zurück, ein Phänomen, das zumindest Lesern der Agenten-Romane von Tom Clancy bekannt vorkommen dürfte. Burtons Kollege James Casey kommentiert daraufhin, dass - obwohl dem als besonders geheimnistuerisch geltenden FBI häufig vorgeworfen werde, "nicht nett im Sandkasten zu spielen" - das Konzept des umfassenden Informationsaustausches "nicht immer eine großartige Idee" sei. Casey schreibt weiterhin, er habe ja schon seit Jahren gesagt, es sei keine gute Idee, dass einfache Soldaten "in einem Zelt in Bagdad" herumsäßen und sich von dort aus "tausende Geheimberichte auf SIPRNET ansehen" könnten. "Selbst ich dachte nicht, dass das das genaue Szenario sein würde, das sich bei diesem WikiLeaks-Fiasko abspielte," so Casey. Er merkt an, dass der DNI (Director of National Intelligence) und das Heimatschutzministerium, die bislang nach dem Prinzip vorgegangen seien, Daten grundsätzlich mit anderen Behörden zu teilen und nur im begründeten Einzelfall zurückzuhalten, dies nun ändern und sich wieder mehr auf das "need to know"-Prinzip besinnen könnten. Diese Gedankengänge sind durchaus interessant, wurde doch die Frage, ob die WikiLeaks-Veröffentlichungen auf lange Sicht zu einer Kultur größerer Transparenz oder eher zu noch strengerer Geheimhaltung führen werden, zum Zeitpunkt der Leaks durchaus kontrovers diskutiert. In einem - recht theoretisch und nicht gerade leicht verständlich gehaltenen - Essay erklärte WikiLeaks-Mitbegründer Julian Assange sogar einmal, es sei Absicht, die Mächtigen durch die Leaks zu mehr Geheimhaltung zu bewegen, da dies den Ressourcenverbrauch extrem erhöhe und die Effizienz einschränke, so dass sich das System letzendlich gegen sich selbst richte. Vor diesem Hintergrund sollten Caseys Aussagen aufmerksam gelesen werden. Burton stimmt seinem Kollegen in der Sache zu, merkt aber an: "Das Verteidigungsministerium und das Heimatschutzministerium sind das Problem".
Das zweite Dokument datiert auf den 23. Oktober. Die fraglichen Mails wurden offenbar nach der Veröffentlichung der ersten Analysen der Irakkriegs-Dokumente durch das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" verfasst. Stratfor-Analyst Sean Noonan trägt darin Material - Medienberichte sowie einen der von WikiLeaks veröffentlichten Original-Berichte - zum Thema "Misshandlung von Gefangenen" zusammen. Insbesondere die Frage, wann US-Soldaten Gefangenen-Misshandlungen durch irakische Offizielle melden sollten und wann nicht, wurde zu diesem Zeitpunkt kontrovers diskutiert und die US-Truppen mussten für ihre teilweise Untätigkeit in diesen Angelegenheiten viel Kritik einstecken. Noonan äußert die Einschätzung, dass die Misshandlungen irakischer Gefangener "in Bezug auf Menschenrechte eines der großen Themen" sein würden. Sein Kollege Marko Papic widerspricht: "Und was ist daran neu? Über Abu-G [das Gefängnis in Abu Ghraib, in dem es zu einem Folterskandal kam] wurde schon detailliert berichtet. Außerdem, was sollen die USA dagegen machen, wenn ein Iraki sich gegen den anderen wendet?" Auch wenn sich Papics Einstellung im Nachhinein als nicht unzutreffend herausstellte - das Thema Misshandlung von Gefangenen war, wie ein Großteil des Irak-Leaks, vergleichsweise schnell wieder aus der öffentlichten Aufmerksamkeit verschwunden - lässt sich in diesen Äußerungen doch eine zynische Grundhaltung erkennen, die zu denken geben sollte.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18295-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-2-oktober-2010-2012-03-01
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 3: November 2010)
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Antwort #453 am:
01 März, 2012, 06:30 »
Die am vergangenen Dienstag durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 3: November 2010.
Die ersten auf November datierten Mails stehen schon ganz im Zeichen des kurz bevorstehenden Cablegate-Leaks. Sie befassen sich mit möglichen Inhalten geleakter Diplomaten-Depeschen und deren möglichen politischen Folgen in verschiedenen Ländern. "Anders als das militärische Zeug könnte das wichtig sein," so die Einschätzung von Stratfor-CEO George Friedman, der betont, das Unternehmen müsse "bereit sein, dieses Zeug duchzugehen und Dinge zu identifizieren". Scott Steward, ein weiterer Stratfor-Analyst, ergänzt: "Das ist auch noch Zeug von PFC Bradley Manning. Es gab von Anfang an Vorwürfe, dass er ungefähr 260.000 Depeschen des Außenministeriums heruntergeladen hat. Das ist wahrscheinlich auch im Höchstfall Zeug mit der Einstufung 'SECRET' und wird keine Geheimdienst-Quellen oder -Methoden gefährden. Aber es könnte politische Nachwirkungen haben." An diesen Aussagen sind vor allem zwei Dinge interessant. Erstens wäre die Einschätzung der Analysten zu nennen, dass dieser Leak für die US-Behörden ein größeres Problem darstellen könnte als die militärischen Dokumente. Dies deckt sich mit der bekannten Reaktion der US-Regierung. Diese hatte auf die Spekulationen, Manning habe WikiLeaks die Depeschen weitergereicht, von Anfang an sehr besorgt und ablehnend reagiert in einem Ausmaß, wie es bei anderen Leaks nicht der Fall war. Zweitens ist die Einschätzung Stewards interessant, dass die von Manning geleakten Dokumente keine Geheimdienst-Quellen oder -Methoden gefährden, sondern die möglichen Folgen eher politischer Natur seien. Dies entkräftet nämlich Behauptungen von WikiLeaks-Gegnern, Manning habe Leben gefährdet und/oder die nationale Sicherheit der USA beeinträchtigt. Berichten zufolge hatten sich viele US-Offizielle - darunter Außenministerin Hillary Clinton - im kleinen Kreis ähnlich geäußert. Nach außen hin verfolgen viele jedoch eine gegenteilige argumentative Linie, womöglich, um Mannings Taten verwerflicher erscheinen zu lassen.
Weitere veröffentlichte Mails datieren auf den 28. November 2010, den Tag, an dem die ersten Cablegate-Dokumente veröffentlicht wurden. Ausgangspunkt der Konversation ist eine Anfrage der Nachrichten-Agentur Reuters nach einer Einschätzung der durch den Leak hervorgerufenen Situation. Auffällig ist der vertraute Ton der E-Mail: die Beteiligten sprechen sich mit Vornamen an, verwenden Umgangssprache und scheinen häufiger miteinander zu kommunizieren. Daraus darf geschlossen werden, dass Reuters - oder zumindest ein Teil seiner Mitarbeiter - gute Kontakte zu Stratfor unterhält. Die Implikationen einer solchen Kooperation für die Möglichkeit eines ethischen und unabhängigen Journalismus sind - bei allem Verständnis für den Versuch, so einen Informationsvorsprung zu erlangen - leicht auszurechnen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass Stratfor auch zur US-Regierung, zu Großunternehmen und Berichten zufolge zur israelischen Regierung hervorragende Kontakte unterhält. Stratfor-Analyst Fred Burton antwortet, auf die US-Regierung kämen "ernste" Probleme in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungen zu anderen Staaten zu und es müsse Schadensbegrenzung betrieben werden.
Im nächsten Mailwechsel weist Stratfor-Analystin Lena Bell auf einen Artikel eines "großartigen Journalisten" hin, der sich damit befasst, wie WikiLeaks sowie die Finanzkrise Machtverhältnisse und internationale Beziehungen - die "Beziehung zwischen Staaten, Nationen, Informationen und Ökonomie", wie Bell schreibt - verändern. Der - namentlich nicht genannte - Autor des Textes kommt offenbar zu dem Schluss, dass die Machtposition des Staates als solchem durch die gesellschaftlichen Veränderungen gefährdet ist. Stratfor-Analyst Marko Papic betont, er sei "vehement anderer Ansicht" und liefert dafür eine ausführliche Begründung, die sehr interessante Rückschlüsse auf seine politischen und gesellschaftlichen Ansichten zulässt. Zwar sei die EU "mitgenommen", so Papic, "Aber was sie ersetzen wird, ist nicht irgendein Traum einer informationsbasierten gemeinschaftsorientierten Anarchie - oder eines Volksgerichts - mit dem, da bin ich sicher, Assange abends einschläft." Vielmehr, so vermutet Papic, werde der Nationalismus durch das Wegfallen des durch den Kalten Krieg geförderten europäischen Zusammenhaltes wieder mehr an Stärke gewinnen. Das "Problem", so der Analyst weiter, sei aber, dass es noch immer eine starke Bewegung globalisierungskritischer Linker gebe, die von dem direkt nach dem 11. September 2011 erfolgten "Revival" des Nationalismus noch nicht entmutigt worden seien. Leute wie Assange und "die meisten globalisierungskritischen, [linken] Aktivisten/Akademiker […] haben das Gefügl das, weil sie in so länderübergreifenden Kreisen arbeiten, dass die ganze Welt für eine solche intellektuelle und materielle Existenz empfänglich ist. Das Problem ist, dass sie nie in Oklahoma oder Afghanistan waren und daher ignorieren, wie nicht-länderübergreifend die Welt wirklich ist. Wie lokal und sehr national sie nach wie vor ist." Papic geht noch weiter. Neben den genannten Punkten hätten "Assange und diese neuen Globalisierungsgegner (Staatsgegner?)" das Problem, dass sie nicht in der Lage seien, Nationalismus durch etwas zusammenhängendes, "etwas, das die Leute wirklich anfassen, fühlen, riechen und wozu sie beten können", zu ersetzen. Der Nationalismus, so Papic, sei im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert entstanden, um "im Endeffekt Religion zu ersetzen, indem er die wichtige soziale Rolle erfüllte, nicht-verbundene Menschen im Schicksal aneinander zu binden". Die menschliche Natur, so Papic, verlange eine solche Verbindung. Dies sei "bei Menschen praktisch universell". Aus diesem Grunde, so der Analyst, glaube er nicht, dass die Nationalstaaten als solche "in der Defensive" seien. Er glaube eher, sie seien gegenüber den 1990er Jahren, die "ein Himmel für Globalisierungsgegner und Menschen wie Assange" gewesen seien, auf dem Vormarsch. Leute wie Assange seien auf dem Rückzug. "Schaut euch doch nur die Reaktion der amerikanischen Öffentlichkeit auf die WikiLeaks-Depeschen an. Niemanden interessiert es. Im Grunde sind die meisten Leute stolz auf die Diplomaten des Außenministeriums und ihr Fähigkeit zu der Art von überzeugenden Analysen, die die Cables zeigen," so die Einschätzung des Analysten. Dabei lässt er einige Faktoren - wie etwa die Steuerung der öffentlichen Meinung durch die größtenteils WikiLeaks-kritische Berichterstattung der Mainstream-Medien - außer acht. Nichtsdestotrotz sind seine Ansichten äußerst interessant, bieten sie doch einen tiefen Einblick in seine Weltanschauung, die wahrscheinlich relativ repräsentativ für die bei Stratfor beschäftigten Personen seien dürfte.
Insgesamt scheint Cablegate für eine verstärkte Beschäftigung Stratfors mit WikiLeaks gesorgt zu haben. Auch im Dezember 2010 folgten zahlreiche E-Mails zu diesem Thema, die im nächsten Teil dieser Analyse genauer unter die Lupe genommen werden.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18296-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-3-november-2010-2012-03-01
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Julian Assange: "WikiLeaks wird weiter bestehen"
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Antwort #454 am:
02 März, 2012, 06:00 »
WikiLeaks-Chef Julian Assange zeigt sich in einem aktuellen Interview mit der italienischen Zeitung "L'Espresso" - einem der Medienpartner von WikiLeaks - äußerst besorgt über die derzeitigen Angriffe auf das Projekt. "Sie wollen uns zerstören," ist Assange überzeugt. Aufgeben will er aber auf keinen Fall.
"WikiLeaks wird weiter bestehen," erklärte Assange gegenüber der Reporterin Stefania Maurizi. Er sagte, als er das letzte Mal im Gefängnis gesessen habe - er verbrachte Ende 2010 eine kurze Zeit in Untersuchungshaft in Großbritannien - habe WikiLeaks weiterhin Dokumente veröffentlicht. WikiLeaks sei "mindestens mittelfristig robust", erklärte Assange. Natürlich würde es die Organisation in vieler Hinsicht beschädigen, "den Gründer und die sichtbarste öffentliche Person zu entfernen", aber praktisch gesehen könne WikiLeaks mittlerweile "mindestens einige Jahre" ohne ihn überleben, wenn auch womöglich nicht mit "dem selben Elan" wie zuvor.
WikiLeaks, so Assange, habe sich durch seine Veröffentlichungen einige mächtige Feinde gemacht, die versuchen würden, die Seite auszuschalten und durch "politische Mechanismen, die Medien und eine Finanzblockade" gegen WikiLeaks vorzugehen. Mit diesen Angriffen müsse sich WikiLeaks befassen, was sehr viel Arbeit bedeute. Derzeit, so Assange, gewinne WikiLeaks in der Hinsicht, dass "unsere Fähigkeit, die Mehrheit des Materials zu veröffentlichen, nicht beeinträchtigt wurde, unser Versprechen an unsere Quellen, das wichtigste Material in Bezug auf die US-Regierung zu veröffentlichen, eingehalten wurde". Trotzdem seien die Angriffe als "ernsthaft und andauernd" einzustufen. Assange kritisiert, dass die EU-Kommission sich nicht energisch genug darum bemühe, die von ihm sogenannte "Bankenblockade" gegen WikiLeaks - also die Weigerung der meisten wichtigen Finanzunternehmen, mit WikiLeaks zusammen zu arbeiten und Spenden für das Projekt weiterzuleiten - aufzuklären. WikiLeaks sowie einige seiner Unterstützer versuchen derzeit, einzelne Kreditkarten-Unternehmen vor nationalen Gerichten, unter anderem in Island, zu verklagen.
Whistleblowing, so Assange, werde durch den zunehmenden Einsatz von Überwachungstechnologie immer mehr erschwert. Staatliche Überwachung mache den Schutz von Whistleblowern schwieriger. Man arbeite daher an verschiedenen Strategien und auch an einer Reihe von Unterstützer-Netzwerken wie etwa dem im Dezember in die Beta-Phase gegangenen - derzeit aber noch nicht produktiv nutzbaren - Social Network "Friends of WikiLeaks" (gulli:News berichtete). Interessant ist allerdings, dass Assange mit dieser Aussage der eigentlichen Frage Maurizis, ob die Probleme von WikiLeaks - etwa das derzeitige Fehlen eines Systems für das Einreichen von Geheimdokumenten und das steigende Interesse von Geheimdiensten und anderen Behörden - potentielle Whistleblower abschrecken und hochkarätige Links unwahrscheinlicher machen könnten, aus dem Weg geht.
Zu seiner grundsätzlichen Entscheidung, mit WikiLeaks einen, wie es in dem Interview formuliert wird, "aggressiven und revolutionären" Stil zu wählen, steht Assange nach eigener Aussage nach wie vor. Die Alternative sieht er in den Mainstream-Medien, die seiner Meinung nach zahlreichen Einschränkungen unterworfen sind. Sich diesen Einschränkungen zu unterwerfen, schränke die eigene Möglichkeit ein, "die Wahrheit zu kommunizieren", ist der Aktivist überzeugt. Wäre dies nicht der Fall, gäbe es keinen Bedarf für eine Organisation wie WikiLeaks, so Assange. Die Mainstream-Medien hätten aus "verschiedenen historischen Gründen" versagt und es sei nicht einfach, diese zu reformieren. WikiLeaks wolle lediglich "eine sehr einfache Sache tun: Wir wollen Informationen über die Welt, die wichtig sind für die Leute, da sie ihnen helfen, ihr Leben zu leben, sammeln, veröffentllichen und verteidigen". Dies sei aber schwierig, da es viele "mächtige Institutionen und Individuen" gebe, die "ihre Macht daraus beziehen, andere Menschen über ihre Aktivitäten im Dunkeln zu halten". Die Mainstream-Medien, so das vernichtende Urteil Assanges, "unterdrücken Stories und verkaufen Quellen".
Eher pessimistisch ist Assange in Bezug auf den Fall des mutmaßlichen Whistleblowers Bradley Manning. Dieser sei massiv unter Druck gesetzt und sogar "psychologisch gefoltert" worden, um eine Aussage gegen Assange zu bekommen. Außerdem, so befürchtet Assange, wolle die US-Regierung an dem Militäranalysten wahrscheinlich ein Exempel statuieren. Dies zeige, dass die US-Regierung autoritär und durch Furcht regiere. Assange spricht auch die Tatsache an, dass die aktuelle US-Regierung unter Barack Obama mehr Whistleblower angeklagt hat als alle vorherigen US-Regierungen zusammen. Es sei, so der Aktivist, eine interessante Frage, warum dies der Fall sei: "Ist es, weil die US-Regierung in ihrer Struktur totalitär wird und das Gefühl hat, dass die das jetzt tun kann, wo sie es zuvor nicht konnte, oder ist es, weil ihre Angst vor Whistleblowern steigt? Ich weiß die Antwort nicht, aber sie ist es wert, darüber nachzudenken". Die Obama-Regierung, so Assange, gehe in vieler Hinsicht aggressiver vor als zuvor die Bush-Regierung. Womöglich sei dies eine grundsätzliche Tendenz der Regierung. Es könne aber auch daran liegen, dass die Demokraten in der Regierung und die Republikaner in der Opposition seien, so dass ein kontrollierender Einfluss aus der Opposition gänzlich fehle. Wären die Demokraten in der Opposition, hätten sie "den Machtmissbrauch der Regierung für politische Zwecke ausgenutzt," mutmaßt Assange. Obama, so Assange, habe lediglich zwei Werte: Kompromisse - Obama glaube, Kompromissbereitschaft sei eine Tugend - sowie das Wohlergehen der schwarzen Arbeiterklasse. Ansonsten habe er keine Angelegenheiten, die ihm wirklich wichtig seien. Dies habe sich bereits vor der Wahl Obamas im Jahr 2008 abgezeichnet.
Assange wiederholt in dem Interview seine Anschuldigung gegen den ehemaligen WikiLeaks-Mitarbeiter Daniel Domscheit-Berg, dieser habe geleakte Geheimdokumente der Bank of America zerstört. Domscheit-Berg bestreitet diese Vorwürfe. Beweise in die eine oder andere Richtung sind bislang keine bekannt.
Trotz aller Schwierigkeiten zeigt sich Assange nach wie vor überzeugt von seinem Projekt. Es sei nach wie vor "zutiefst befriedigend, Bastarde fertig zu machen," so der Aktivist.
Assange behauptet, die Information, dass es in den USA eine geheime Anklageschrift gegen ihn gebe, sei ihm vor den kürzlich geleakten Stratfor-Mails bereits von drei verschiedenen Quellen zugetragen worden. Er habe also definitiv ein Problem. Andererseits habe es sich "in der Vergangenheit als nicht so einfach herausgestellt, gegen WikiLeaks zu gewinnen". Eines steht wohl fest, die nächsten Monate werden ereignisreich für Assange und WikiLeaks. So wird in Kürze mit einem Urteil des britischen "Supreme Court" in Assanges Auslieferungsverfahren gerechnet, was, wie viele Unterstützer befürchten, der erste Schritt zu einer Auslieferung an die USA sein könnte. Wie sehr viele US-Offizielle sich wünschen, Assange für seine Aktivitäten belangen zu können, davon verschaffen die Stratfor-Mails einen Eindruck. In diesen Dingen wird, daran besteht kein Zweifel, um hohe Einsätze gespielt.
Quelle:
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Global Intelligence Files: Stratfor-Analysen zur Occupy-Bewegung
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Antwort #455 am:
02 März, 2012, 06:35 »
Die Ermittler-Firma Stratfor beobachtete die "Occupy Wall Street"-Bewegung offenbar zeitweise äußerst intensiv. Aus den von WikiLeaks veröffentlichten Stratfor-E-Mails lässt sich entnehmen, dass Stratfor sich offenbar intensiv - und mit durchaus wechselhaftem Erfolg - darum bemühte, die Bewegung zu verstehen.
Neben einigen Analysen zu einzelnen Occupy-Standpunkten unternahm Stratfor auch den Versuch, die Bewegung in ihrer Gesamtheit einzuordnen sowie deren Wirkung auf verschiedene Personen im In- und Ausland einzuschätzen. Dabei scheinen sie allerdings einige Male im Dunkeln zu tappen oder aber verlassen sich massiv auf öffentliche Informationen aus den Medien. Es scheint, als stelle die Occupy-Bewegung nicht nur Teile der Bevölkerung, sondern auch die Stratfor-Analysten vor ein Rätsel. Teilweise wurden lediglich Artikel aus Zeitungen oder Newsportalen über aktuelle Entwicklungen bei der Occupy-Bewegung herumgeschickt, bei denen zusätzliche Analyse völlig fehlt.
Die ersten E-Mails zum Thema stammen bereits vom 18. August 2010 und wurden somit einen Monat, bevor es tatsächlich zu den ersten Occupy-Protesten kam, geschrieben. Stratfor-Mitarbeiter Thomas Kopecky zeigt sich in der ersten Mail verwirrt über den Titel des Aktionstages "US Day of Rage" und spekuliert, ob die Bewegung mit "irgendwelchen saudi-arabischen oder anderen fundamentalistischen islamistischen Bewegungen" in Verbindung stehen könnte. Er höre diesbezügliche Gerüchte, habe bislang aber keine gesicherte Verbindung herstellen könne, so Kopecky. Er fragt, ob die Kollegen mehr wissen als die "auf das US-Inland bezogenen finanzpolitischen Ideale" der Bewegung. Kopeckys Kollegin Anya Alfano antwortet knapp, man sei sich keiner diesbezüglichen Verbindungen bewusst. Interessant wäre, wie Kopecky auf derartige Spekulationen kam. Wurden tatsächlich - womöglich von Gegnern der Occupy-Bewegung - derartige Gerüchte gestreut? War der martialische Name des Aktionstages das Problem? Oder haben wir es hier wieder einmal mit dem Phänomen zu tun, dass für konservative Analysten mitunter jede kritische Bewegung aussieht wie eine (islamistische) Terrorgruppe?
Eine weitere Mail vom Oktober 2010 zeigt Stratfors Bemühungen, auch globale Analysen zu liefern, und befasst sich mit dem Scheitern der Occupy-Bewegung in China. Die für China zuständige Stratfor-Analystin Jennifer Richmond erklärt in der Mail, eines der Probleme der Bewegung in China sei das Fehlen von Führungsstrukturen und klar formulierten Zielen gewesen. Daneben habe sich Occupy auch deswegen nicht durchgesetzt, weil es sich um ein ausländisches Konzept gehandelt habe, mit dem sich die meisten Chinesen nicht genügend identifzieren konnten. Die Chinesen, auch diejenigen, die Reformen wünschten, seien mehrheitlich ausländischen Einflüssen gegenüber skeptisch und befürchteten eine Einmischung anderer Staaten. Dies habe zum Misserfolg von Occupy beigetragen, ebenso wie der eingeschränkte Zugriff auf die im Westen vielfach zur Organisation der Proteste benutzten Social-Media-Dienste. Auch hätten chinesische Medien Berichte über Occupy-Proteste in China konsequent unterdrückt (wohingegen sie Berichte über Occupy-Proteste in anderen Ländern, die die Schwächen der Regierungen dieser Länder sowie des Kapitalismus verdeutlichten, förderten).
Die nächste E-Mail stammt von Benjamin Sledge, einem für Stratfor tätigen Grafikdesigner. Dieser schickt einen Artikel herum, dem zufolge sich viele wohlhabende junge Menschen bei der Occupy-Bewegung engagieren (die Mail ist folgerichtig mit "Viele Occupy-Aktivisten leben im Luxus" überschrieben), und merkt höhnisch an: "Schnell auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Es ist nicht cool außer du protestierst… oder bist ein Hipster… oder wütend aus irgendeinem Grund, der womöglich nichts damit zu tun hat, wieviel du verdienst…" Während der verschickte Artikel durchaus fundiert scheint und einige interessante Fragen über die Occupy-Bewegung aufwirft, bringen Sledges Bemerkungen vor allem das völlige Fehlen von Respekt gegenüber der Occupy-Bewegung - und, so legen die Formulierungen dar, Aktivismus im Allgemeinen - zum Ausdruck. Offensichtlich nimmt der Stratfor-Mitarbeiter die Aktivisten nicht ernst und hält das Protestieren für ein Hobby gelangweilter Hipster, die vor allem einer Mode folgen wollen, ohne tatsächliche Leidenschaft für die zugrunde liegenden politischen Anliegen zu empfinden. Leider fehlen Antworten auf diese Mail - es wäre interessant gewesen, ob diese Ansichten von anderen Stratfor-Analysten geteilt werden.
Weitere E-Mails (1, 2) befassen sich mit dem Bericht eines Informanten über mögliche Einflüsse radikaler Umweltschützer der Gruppe "Deep Green Resistance" auf die Occupy-Aktivisten in Austin, Texas. Auffällig ist, dass die Gruppe als "Öko-Terroristen" bezeichnet wird - womöglich ein weiterer Hinweis auf die Tendenz, Gruppen, die man nur teilweise versteht und deren Ziele einem missfallen, voreilig als Terroristen einzustufen.
Offenbar bemühte sich die Tea-Party-Bewegung, Stratfor von ihren Ansichten bezüglich der Occupy-Bewegung zu überzeugen. Diese Protestbewegung, die der republikanischen Partei nahe steht, vertritt eine Mischung aus konservativen, libertären und wirtschaftsliberalen Ansichten und ist daher alles andere als gut auf die Occupy-Bewegung zu sprechen. In dem an Stratfor geschickten E-Mail-Newsletter werden dementsprechend auch massive Vorwürfe gegen Occupy erhoben. Es heißt, die Occupy-Bewegung sei nicht - wie von dieser angegeben - führerlos, sondern unterhalte heimlich ein "Nervenzentrum", in dem "persönliche Agitatoren mit tiefen Verbindungen zu Gruppen, die vom Milliardär und Aktivisten George Soros finanziert werden" tätig seien. Diese Gruppen hätten seit der Gründung von Occupy Wall Street Einfluss auf die Occupy-Bewegung ausgeübt. Diese "radikalen Verbindungen", so die Tea Party, würden "von der Öffentlichkeit weitgehend übersehen" und fänden in den Medien nicht genug Beachtung. Beweise für diese an eine Verschwörungstheorie erinnernden Anschuldigungen legt die Tea Party nicht vor. Es gibt in dem geleakten Material keine Hinweise darauf, wie die Stratfor-Analysten auf diesen Versuch einer Beeinflussung reagierten.
Neben den hier erwähnten E-Mails gab es noch eine Reihe weiterer Korrespondenzen, in denen lediglich Nachrichten-Artikel zur Occupy-Bewegung, meist aus recht bekannten Portalen, herumgeschickt wurden. In der Summe lässt sich festhalten, dass Stratfor offenbar kaum fundierte Analysen über die Occupy-Bewegung zustande brachte (es sei denn, diese tauchen aus irgendeinem Grund nicht in den geleakten E-Mails auf). Bei dem geleakten Material handelt es sich vor allem um eine Mischung aus reiner Informationssammlung (mehrheitlich aus öffentlich zugänglichen Quellen) sowie Spekulationen und Meinungsäußerungen. Es ist überraschend, dass eine Firma, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, fundierte Analysen gesellschaftlicher Phänomene zu liefern, einer Protestbewegung, die über Monate Schlagzeilen machte, so offensichtlich überfordert gegenüber stand.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18307-global-intelligence-files-stratfor-analysen-zur-occupy-bewegung-2012-03-02
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Global Intelligence Files: Stratfor wollte mit Anti-Leak-Maßnahmen "absahnen"
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Antwort #456 am:
02 März, 2012, 20:30 »
Stratfor erwog offenbar zeitweise, neben seiner Analyse- und Informationsbeschaffungs-Tätigkeit Geld mit Netzwerk-Sicherheit zu verdienen. Vor dem Hintergrund der WikiLeaks-Veröffentlichungen bestehe ein gestiegener Bedarf nach Technologie, die sensible Daten vor Zugriffen Unbefugter schützt, so die Überlegung.
Unter den von WikiLeaks veröffentlichten Stratfor-Mails ist eine E-Mail des Stratfor-Analysten Marko Papic an die Mailing-List der Stratfor-Analysten. Die Mail lässt sich leider aufgrund technischer Probleme nicht genau datieren, dürfte aber dem Inhalt zufolge Ende November oder Anfang Dezember 2010 entstanden sein (bei dem von Papic erwähnten Artikel handelt es sich wahrscheinlich um dieses Forbes-Interview mit Julian Assange).
In der E-Mail schlägt Papic vor, das Unternehmen solle zukünftig Netzwerk-Sicherheits-Lösungen anbieten. Papic berichtet in der Mail, er habe einen Forbes-Artikel über Julian Assange gelesen, dem zufolge viele finanzstarke Unternehmen nach "diesen WikiLeak-Episoden" auf der Suche nach Sicherheitslösungen seien, die ihre internen Netzwerke vor Leaks schützen könnten. Nun frage er sich, ob Stratfor finanziell von dieser Situation profitieren - er spricht vom "absahnen" - könne.
Entsprechende Sicherheitslösungen, so Papic, seien "offensichtlich ein Geschäft mit der Angst", was für Stratfor "eine gute Sache" sei. Er bestätigt damit die Theorie, dass entsprechende Unternehmen sich gerne auf Panikmache und Ausnutzung von Ängsten verlegen, um ihre Produkte zu vermarkten. Stratfor, so Papic, habe außerdem etwas anzubieten, dass IT-Sicherheitsfirmen nicht bieten könnten: seinen "Fokus auf Gegenspionage und Überwachung, bei dem sich Fred und Stick [zwei Stratfor-Mitarbeiter] besser auskennen als irgendwer auf der Welt." "Könnten wir einige Ideen und Prozeduren zur Idee von 'leak-bezogener' Netzwerk-Sicherheit entwickeln, die sich darauf konzentriert, die eigenen Angestellten am Leaken sensibler Informationen zu hindern?," fragt Papic. Er sei überzeugt, dass es "bestimmte Prozeduren und Vorsichtsmaßnahmen" gebe, die Unternehmen - über die Installation von Sicherheitssoftware hinaus - nutzen sollten, um "mit potentiellen Leaks fertig zu werden". Er sei "eigentlich nicht so sicher, dass dies ein IT-Problem ist, das eine IT-Lösung erfordert," so Papic -eine interessante Aussage für die angesichts des prominenten "menschlichen Faktors" beim Hergang einiger Leaks vieles spricht.
Leider lässt sich aus dem bislang veröffentlichten Material nicht entnehmen, was aus den von Papic geäußerten Ideen seit dem Verfassen der betreffenden E-Mail geworden ist. Somit kann nur gemutmaßt werden, ob Stratfor tatsächlich geschafft hat, mit Sicherheitslösungen gegen Leaks "abzusahnen". Es darf jedoch vermutet werden, dass, selbst wenn Stratfor sich aus irgendwelchen Gründen dagegen entschieden hat oder dabei scheiterte, andere Unternehmen der Branche es sich nicht nehmen ließen, die Lücke zu füllen. Viele Internetnutzer bemerkten angesichts dieser Vorgänge, Stratfor sei trotz seiner offensichtlichen Abneigung gegenüber WikiLeaks nicht darüber erhaben, von dessen Aktivitäten zu profitieren. Dies trifft sicher zu, ist aber nicht der interessanteste Punkt. Bemerkenswert ist eher der Verweis auf das Geschäft mit der Angst - kaum überraschend, aber selten in dieser Klarheit dokumentiert - sowie der erneute Verweis auf die Frage, ob WikiLeaks mit seinen Aktivitäten letztlich für mehr oder für weniger Transparenz führen wird. Langfristig ist dies schwer zu sagen. Kurzfristig jedoch, das zeigen Mails wie diese, scheint sich abzuzeichnen, dass die Leaks eher zu verstärkter Angst vor unbeabsichtigten Veröffentlichungen - und somit zu einem weiteren Geschäftsfeld für den Sicherheits-Industriellen Komplex - führen als zu einer Kultur der Offenheit. Abschließend sei angemerkt, dass es neben all diesen ernsten und wichtigen Fragen durchaus nicht einer gewissen Ironie entbehrt, dass ausgerechnet ein Unternehmen, welches von der eigenen Kompetenz beim Verhindern von Leaks dermaßen überzeugt ist, nun seine private Mail-Korrespondenz auf WikiLeaks wiederfindet. Die Realität schreibt eben manchmal die verrücktesten Geschichten.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18312-global-intelligence-files-stratfor-wollte-mit-anti-leak-massnahmen-absahnen-2012-03-02
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Global Intelligence Files: Stratfor über Anonymous und LulzSec
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Antwort #457 am:
03 März, 2012, 08:00 »
Der vergangene Sommer brachte einen großen Anstieg hacktivistischer Aktivitäten der Gruppen Anonymous und LulzSec - die später fusionierten - mit sich. Dies rief auch das Privatermittler-Unternehmen Stratfor auf den Plan, das sich bemühte, das Phänomen "Hacktivismus" zu verstehen. Die Analysten äußerten sich dabei teilweise äußerst abfällig und in drastischer Sprache über die Hacktivisten.
Ein veröffentlichter Mailwechsel zu diesem Thema datiert auf den Juni 2011. Er beginnt mit einer Mail von Renato Whitaker, in der dieser anfragt, ob Stratfor plane, sich mit "akuellen Hacker-Phänomenen wie den Angriffen von 'Anon' und 'lulzsec' auf Regierungs-Websites" zu befassen. Anonymous, so Whitaker, sei zwar "eher eine Idee als eine eigentliche Gruppe", könne aber als "elektronischer einsamer Wolf" eingestuft werden. Ein "einsamer Wolf" ist in diesem Kontext laut Wikipedia ein "jemand, der gewalttätige Handlungen aus Sympathie zu einer Gruppe, Bewegung oder Ideologie begeht, dies aber alleine außerhalb jeder Kommando-Struktur tut". Augenfällig ist hierbei - wieder einmal - die Gleichsetzung politisch motivierter Proteste mit Terrorismus und Gewalttaten. Die Handlungen des "Summer of Lulz" waren sicher unbequem, wahrscheinlich zerstörerisch und womöglich auch illegal. Sie waren aber keinesfalls gewalttätig und ob sie genug Angst und Schrecken verbreiteten, um in die eigentliche Definition von Terrorismus zu passen, darf zumindest bezweifelt werden. Derartige Unterscheidungen scheinen jedoch für Stratfor keine große Rolle zu spielen.
Whitakers Kollege Sean Noonan scheint die Relevanz von Anonymous als eher gering einzustufen. "Die Sache mit anon und lulzsec ist, dass sie Dinge […] aus Spaß machen. Zwar haben sie ziemlich bemerkenswerte Hacker-Fähigkeiten, aber sie nutzen sie größtenteils, um Leuten 'Streiche zu spielen', die sie nicht mögen. […] [D]ie meisten ihrer Angriffe beinhalten entweder DDoS oder die Veränderung irgendeines albernen Logos auf einer Website. Der größte Schaden, den sie anrichten, ist tatsächlich bei Firmen (durch Diebstahl von Videospiel- und Porno-Passwörtern)." Eine differenziertere Betrachtung der verschiedenen Strömungen bei Anonymous - neben den tatsächlich zahlreichen Angriffen "for the lulz" gibt es auch eine zunhehmend an Einfluss gewinnende Strömung, die eher politisch motiviert ist, beispielsweise mit der "Operation AntiSec" - fehlt hier. Noonan entwickelt seine Theorie von Anonymous als einem Haufen gelangweilter Teenager, die nur auf Spaß aus sind, weiter: "Insbesondere was Anon angeht, sie haben einige sehr talentierte Hacker, aber ihre Stärke kommt von ihrer Anzahl. Im Grunde genommen rekrutieren sie amateurhafte ungewaschene Nerds von 4chan, die im Haus ihrer Eltern sitzen und denken, es wäre lustig, die Website von jemandem vom Netz zu nehmen und ihn dazu zu bekommen, ein vorgefertigtes Script auszuführen, das seine Server auslastet. Das Problem mit Anzahl ist, dass es schwierig ist, ein gemeinsames Anliegen zu finden, mit dem man genug Menschen hinter sich vereint. Der durchschnittliche 31-jährige Depp, der im Keller sitzt und Chips futtert, wird sich an Porno- und Videospiel-Angriffen beteiligen (siehe oben). Etwas gezieltes wie den Diebstahl von Geheiminformationen, der einem ein Ticket ohne Rückfahrkarte in Bubbas Pritsche im Knast verschaffen kann, zu koordinieren, ist sehr schwierig".
Whitaker sieht dies etwas anders. Er hält die Hacktivisten vor allem wegen "der Ziele, die sie wählen: alles von Regierungs-Websites in Brasilien, Chile, Peru bis zur Polizeidirektion von Arizona und der verdammten CIA" für interessant. Diese Aktivitäten seien "ein beachtlicher Schritt vom Belästigen einiger Scientologen". Zwar erschienen die Aktivitäten von Anonymous und Lulzsec auf keinen Fall wie ernsthafte Hackerangriffe, aber die Tatsache, dass sie derart wichtige und wahrscheinlich mit erheblichen Ressourcen ausgestattete Internet-Präsenzen lahmlegen könnten - "und sei es nur für einige Stunden" - sorge zunehmend für Medienpräsenz, so dass es "vielleicht klug wäre, es in irgendeiner Form zu erwähnen". Die letzte Bemerkung deutet an, dass Whitaker sich anscheinend Sorgen macht, Stratfor könnte ein für seine Kunden interessantes Thema verpassen. Er schlägt vor, sich nicht auf Anonymous oder LulzSec selbst, sondern "die Natur dieser Art von improvisierter Cyber-Belästigung, die schmerzhaft sein kann" zu konzentrieren.
Noonan erwidert darauf: "Selbst wenn sie die CIA-Website vom Netz genommen haben, warum würde das etwas ausmachen? Oder unter welchen Umständen würde es etwas ausmachen?" Marc Lanthemann, ein weiterer Stratfor-Analyst, bemüht sich offenbar, Kontext zu liefern: "Sie haben die Website der CIA vom Netz genommen und es hat nichts ausgemacht, das Intranet war noch immer verfügbar, es ist nur die Website. Cyber-Angriffe machen eigentlich nur in zwei Fällen etwas aus: eins: man klaut irgendwelche Scheiße. Zwei: man macht kritische Netzwerke unbrauchbar". LulzSec und Anonymous, so der Analyst, seien womöglich theoretisch zu Nummer zwei in der Lage. Das heiße aber nicht, dass sie dies auch jemals tun würden, denn "es würde jemanden brauchen, der eine Horde Nerds davon überzeugt, dass es eine gute Idee ist, ein Telekommunikations-System zu DDoSen". Der größte Schaden, den die Hacktivisten realistischerweise anrichten können, komme durch "das Aufdecken der Schwachstellen sicherer Netzwerke und den Diebstahl von Informationen (Nummer 1)". Dafür brauche man "keine Million Leute, nur ein paar sehr gute mit gigantischen Computern". Es sei im Grunde nicht Vorgehensweise von Anonymous oder Lulzsec, "etwas so ernstes zu tun". Die wirklich fähigen Hacker würden ohnehin nicht für hacktivistische Gruppen, sondern für "die NSA oder die Chinesen" arbeiten und im Geheimen operieren, so Lanthemann. "Was würde Anonymous oder LulzSec dazu bringen, ihre Vorgehensweise zu ändern? War Lulzsec nicht eine Abspaltung von Anonymous und somit eine Änderung der Vorgehensweise?," fragt Noonan daraufhin. Antworten auf diese Fragen sind nicht bekannt. Es scheint jedoch, als habe zu diesem Zeitpunkt bei Stratfor einige Uneinigkeit über das destruktive Potential - ebenso wie die politische Relevanz - der Hacktivisten geherrscht.
Eine weitere Hacktivismus-bezogene Mail dient - wieder einmal - der Verbreitung relevanter Presse-Informationen. Stratfor-Analystin Melissa Taylor verschickte eine Reportage des IT-Magazins "Wired", das "Anonymous-Einmaleins", das eine Einführung in die Vorgehensweise und subkulturellen Eigenheiten von Anonymous gibt. Marc Lanthemann und Sean Noonan zeigten sich jedoch alles andere als überzeugt von dem Text. "Ziemlich guter kultureller Überblick zu anon aber nutzlos, wenn es um das Herausarbeiten 'taktischer' Details geht," kommentierte Lanthemann. Noonan bezeichnete den Artikel als "bislang extrem enttäuschend, wie erwartet". Er bemerkt - neben einigen scherzhaften Bemerkungen über die Wortwahl der Hacktivisten - Anonymous erscheinte "komplett unkoordiniert". Interessant an diesem Austausch ist vor allem die Tatsache, dass Stratfor zu diesem Zeitpunkt - die Mails stammen vom November 2011 - offenbar durchaus daran interessiert war, taktische Informationen über Anonymous zu sammeln. Es steht zu vermuten, dass Stratfor - trotz der abfälligen Bemerkungen Noonans - zu diesem Zeitpunkt Anonymous als durchaus einer Untersuchung wert einstufte und versuchte, die Vorgehensweise des Kollektivs - sowie wahrscheinlich Möglichkeiten, effektiv gegen die Hacktivisten vorzugehen - zu ermitteln. Es wäre interessant, mehr zu diesem Thema zu erfahren. Womöglich finden sich diese Informationen in weiteren, bislang nicht veröffentlichten E-Mails.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18315-global-intelligence-files-stratfor-ueber-anonymous-und-lulzsec-2012-03-02
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Global Intelligence Files: DHS-Bericht zur Occupy-Bewegung
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Antwort #458 am:
03 März, 2012, 12:00 »
Im Oktober 2011 erregte die "Occupy Wall Street"-Bewegung viel Aufmerksamkeit. Es ist kaum überraschend, dass sich auch das US-Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security, DHS) mit der Bewegung befasste. Ein entsprechender Bericht gelangte auch zum Privatermittler-Unternehmen Stratfor und somit im Rahmen von WikiLeaks' "Global Intelligence Files" an die Öffentlichkeit.
Der von Stratfor herumgeschickte Bericht des DHS datiert auf den Oktober 2011, eine für die Occupy-Bewegung äußerst aktive Zeit. Verfasst wurde der Bericht vom "Direktorat für nationalen Schutz und Programme, Büro für den Schutz von Infrastruktur". Dies lässt bereits erste Rückschlüsse auf den Blickwinkel zu, den die Verfasser des Berichts gegenüber der Occupy-Bewegung einnehmen. "Massen-Versammlungen, wie sie mit öffentlichen Protestbewegungen einhergehen, können in unerwünschte Weise in Nahverkehrs-, Geschäfts- und Regierungsdienste eingreifen, vor allem, wenn sie sich in wichtigen Innenstadt-Bereichen abspielen." Zudem, so das DHS weiter, würden große Demonstrationen ein Gewaltpotential bergen und somit "eine signifikante Herausforderung für die Exekutive darstellen".
In einer mit "Hintergrund" überschriebenen Sektion bezeichnet das DHS Occupy allerdings ausdrücklich als "lose Koalition anhaltender friedlicher Proteste". Dort werden auch die Vorgehensweisen und Anliegen der Bewegung beschrieben. Dabei bezieht das DHS seine Informationen aus öffentlichen Quellen: als Quellen sind zwei prominente Websites der Occupy-Bewegung, der US-TV-Sender Bloomberg sowie die britische Zeitung "The Guardian" angegeben.
Es folgt eine - ebenfalls auf öffentlichen Informationen von Zeitungen, TV-Sendern, Newsportalen und Nachrichtenagenturen beruhende - Aufstellung angeblicher Behinderungen von Infrastruktur - Finanz-Dienste, Handel, Nahverkehr, Rettungsdienste und Regierungsdienste - sortiert nach den einzelnen Occupy-Standorten. Insgesamt wird hierdurch ein deutlich negatives Bild der Occupy-Bewegung gezeichnet. Insbesondere der Teil über "Emergency Services" - also Polizei und Rettungsdienste - ist interessant. Darin geht es um den erheblichen personellen und sonstigen Aufwand, der angeblich mit der Polizeiarbeit im Umfeld der Occupy-Bewegung verbunden sei. So heißt es: "Die OWS-Proteste bedeuten eine ernstzunehmende Bürde für das Personal der Rettungsdienste, das Menschenmengen kontrollieren, kritische Infrastrukturen bereitstellen und die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten muss." Mit einer ähnlichen Argumentation hatte die Polizei in mindestens einem Fall (Occupy Oakland) versucht, die Besetzer dazu zu bringen, auf ihr Demonstrationsrecht zu verzichten und ihr Protestcamp freiwillig zu räumen: den Aktivisten wurde mitgeteilt, ihre Proteste stellten eine zu große Belastung für die örtliche Polizei dar. Neben dieser eher negativen Darstellung der Occupy-Bewegung betont das DHS aber auch die friedliche Natur der Proteste: "Obwohl es zu hunderten von Festnahmen kam, waren die meisten für kleine Verstöße und Konfrontationen zwischen Polizei und Protestierenden waren selten." Die Polizei, so das DHS, habe sich bemüht, "diese Art Vorfälle zu minimieren, die Sicherheit zu vergrößern und die Menschen durch Informationsaustausch zwischen öffentlichen und privaten Stellen zu sensibilisieren". Diese optimistische Einschätzung deckt sich nicht ganz mit Berichten von Demonstranten und Journalisten, die von einem teilweise äußerst aggressiven Vorgehen der Polizei - auch gegenüber friedlichen Demonstranten und Pressevertretern - berichten.
Daneben enthält das Dokument ein kurzes "Feature" über "soziale Medien und IT-Nutzung", bei dem es sich aber im Grunde um nichts weiter handelt als eine kurze Erwähnung der für die Koordination der Occupy-Bewegung genutzten Social-Media-Dienste.
Es folgt eine Zusammenfassung, die aber im Grunde lediglich den damaligen Stand der Occupy-Bewegung anhand von ausnahmslos öffentlich zugänglichen Informationen beschreibt. Einen gewissen Informationswert hat vor allem die Schlussfolgerung der Autoren: "Die wachsende Unterstützung für die OWS-Bewegung vergrößerte den Einfluss der Proteste und erhöhte das Potential für Gewalt. Obwohl die friedliche Natur der Proteste ihren Einfluss bislang beschränkte, erhöhen die größere Anzahl [der Demonstranten] und Unterstützung von Gruppen wie Anonymous das Risiko für potentielle Vorfälle und vergrößern das potentielle Sicherheitsrisiko für kritische Infrastrukturen". Das zu diesem Zeitpunkt "andauernde Wachstum" der Bewegung sei außerdem eine große Belastung sowohl für die Polizei als auch für die Organisatoren der Proteste, die versuchen müssten, die Demonstranten zu kontrollieren und die Proteste in geordnete Bahnen zu lenken. Als "primäres Ziel der Demontstrationen" sei der Finanzsektor am stärksten von den Protesten betroffen, berichtet das DHS. Es ruft aber auch das Sicherheitspersonal sämtlicher Betreiber kritischer Infrastrukturen auf, erhöhte Wachsamkeit walten zu lassen.
Brisante Informationen sind in diesem Bericht schon seiner Natur nach nicht zu finden. Allerdings lassen die Einschätzungen des DHS einen recht interessanten Einblick auf die Sichtweise der Mitarbeiter des Ministeriums zu, die Proteste allem Anschein nach nicht primär als Mittel der politischen Gestaltung sondern vor allem als Risiko für die öffentliche Ordnung sehen. Ebenso lässt sich wieder einmal feststellen, dass auch diejenigen, die sich gern als Akteure mit einem Informationsvorsprung sehen - seien es das DHS beziehungsweise Regierungsbehörden im Allgemeinen oder Unternehmen wie Stratfor - erstaunlich häufig auf öffentlich zugängliche Informationen zu verlassen scheinen. Auch dort wird also ganz offensichtlich nur mit Wasser gekocht und wird man gelegentlich von neuen Phänomenen wie der Occupy-Bewegung überrascht.
Quelle:
www.gulli.com
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 4)
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Antwort #459 am:
04 März, 2012, 15:15 »
Die am vergangenen Dienstag durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 4: 1. bis 6. Dezember 2010.
Der Dezember 2010 stand für alle an der Materie Interessierten ganz im Zeichen des Cablegate-Leaks. Dementsprechend nahm auch bei Stratfor die Beschäftigung mit der Thematik massiv zu. Insbesondere aus der ersten Monatshälfte sind zahlreiche Mails von Stratfor-Mitarbeitern zu diesem Thema dokumentiert. Teilweise enthalten sie nur den Versuch, bei den zahlreichen kurz hintereinander oder parallel stattfindenden Ereignissen den Überblick zu behalten - ein Phänomen, an das sich die meisten WikiLeaks-Interessierten aus dieser Zeit erinnern dürften - teilweise lassen sie jedoch auch interessante Einblicke in die Ansichten und Strategien Stratfors zu.
Der erste Mailwechsel datiert auf den 1. Dezember. Anlass für den Mailwechsel ist, dass Stratfor-Analyst Reva Bhalla offenbar nicht mehr auf die geleakten Depeschen zugreifen kann. Seine Kollegin Anya Alfano liefert eine mögliche Erklärung: die zu diesem Zeitpunkt in den Medien diskutierte Abschaltung eines WikiLeaks-Mirrors in der Amazon-Cloud (über die auch gulli:News zu diesem Zeitpunkt berichtete). Interessant ist die "im Namen von" Marko Papic verschickte - wahrscheinlich von einem Assistenten oder Praktikanten verschickte - Antwortmail darauf. In dieser heißt es, genau deswegen sei es wichtig, "alle Dateien herunterzuladen, wann immer sie verfügbar sind", woraufhin mehrere Analysten Zahlen heruntergeladener Depeschen melden und darauf hingewiesen wird, dass die Forschungsabteilung gerade ein ausführliches Backup anlege. Stratfor fand das Material offenbar wichtig genug, um sich einige Mühe dabei zu geben, es für seine Mitarbeiter verfügbar zu halten. Einige weitere E-Mails der nächsten Tage befassen sich mit den rechtlichen Einzelheiten eines von Stratfor betriebenen Cablegate-Mirrors zwecks besserer Analyse der Cables. Man kommt überein, die Cables für den Eigenbedarf in dieser Form vorrätig zu halten, sie aber nicht öffentlich zugänglich zu machen.
Weitaus interessanter - und für WikiLeaks-Unterstützer erschreckender - ist jedoch der nächste Mailwechsel. Dieser beginnt ebenfalls am 1. Dezember. Ausgangspunkt sind Informationen über WikiLeaks-Chef Julian Assange, die angeblich von "einem sehr guten Kontakt beim FBI" - aktuellen Medienberichten zufolge könnte es sich um den mittlerweile ebenfalls bei einem privaten Sicherheitsunternehmen tätigen James Casey handeln - stammen. Stratfor-Analyst Fred Burton, bereits in früheren Mails als nicht gerade diplomatisch aufgefallen, fragt daraufhin: "Wie kommt es, dass ihr diesen verrückten linken Spinner von WikiLeaks-Gründer nicht aufgrund irgendeiner erfundenen Anklage eingesammelt habt?" Er fährt fort mit der Behauptung, der erste Verfassungszusatz der USA - der die Meinungsfreiheit garantiert - gewähre einen zu starken Schutz für Journalisten.
Ein anderer Analyst fragt daraufhin, wie es funktionieren würde, wenn die USA ein "hochkarätiges Ziel wie dieses" fangen wollten. "Trotz dessen, was ein republikanischer Senator vielleicht gestern gesagt hat (ich habe vergessen wer, und ob es überhaupt ein Senator war), ist er kein 'Terrorist', und daher wäre seine Verschleppung ['rendition']… nicht wirklich eine Option. Aber um es legal zu machen, müsste man die Kooperation der Gastgeber-Regierung haben. Gibt es irgendeinen Weg außer diesem Szenario, der zu seiner Festnahme unter dem Verdacht, US-Gesetze gebrochen zu haben, führen könnte," so die Fragestellung, die ihrerseits bereits interessante Einblicke in die Denkweise der Stratfor-Mitarbeiter liefert. Fred Burton spricht sich daraufhin für ein "sealed indictment", also eine geheime Anklageschrift, aus. Dieser werde dann dem US Marshals Service übergeben, der mit seinen Gegenstücken in anderen Ländern kooperieren und "den Typen einsperren" könne. Derartige Dinge "passieren jeden Tag", versichert Burton. Sein Kollege Sean Noonan ist skeptischer. Er bemerkt, er halte es für "sehr schwierig, Assange für irgend etwas einzusperren". Womöglich komme der Espionage Act in Frage, aber "selbst diese Gesetze sind immer noch zu alt", so Noonan, "Ich glaube, dein FBI-Kontakt hat recht (leider). Die USA können wirklich nur die Person kriegen, die für den Leak verantwortlich ist, nicht wer es veröffentlicht hat. George [wahrscheinlich Stratfor-CEO George Friedman] hat darauf am Wochenende auch hingewiesen." Diese Rechtseinschätzung Noonans deckt sich mit der auch von vielen WikiLeaks-Unterstützern vertretenen.
Bemerkenswert ist aber auch Noonans nächster, als eher nebensächliche Anmerkung formulierter Satz: "Das ist auch der Grund, warum sie ihn in irgendeinem Land wegen irgendwelcher anderer Anklagepunkte schnappen werden." Zu diesem Zeitpunkt gab Interpol gerade einen internationalen Haftbefehl gegen den WikiLeaks-Gründer heraus. Wenige Tage später wurde Assange in Großbritannien wegen der von den Meisten bereits für erledigt gehaltenen Vergewaltigungs-Vorwürfe aus Schweden festgenommen. Äußerungen wie die Noonans lassen Assanges Behauptungen, es handle sich bei diesen Vorwürfen - oder zumindest der Art ihrer Verfolgung durch die Behörden - um ein politisch motiviertes Komplott, weitaus plausibler erscheinen, als dies wohl sonst der Fall wäre.
George Friedman weist daraufhin auf die Möglichkeit hin, Assange könnte die Leaks gefördert oder ermutigt haben (ein Vorwurf, den später auch die US-Behörden gegen ihn zu erheben versuchten, indem sie sich bemühten, ihm eine "Verschwörung" mit dem mutmaßlichen Whistleblower Bradley Manning nachzuweisen). Dieser Einschätzung schließen sich mehrere Kollegen an.
Jemand anders zeigt sich besorgt über die "Logistik" einer möglichen Festnahme Assanges. In einem anderen Land könnten die USA kaum physisch gegen Assange vorgehen, so die Argumentation. "Fakt ist, dass jeder Versuch, den Typen festzunehmen (vorausgesetzt sie kriegen eine Anklage gegen ihn) erfordern würde, dass eine freundliche Regierung es tut und ihn dann ausliefert. Nick Miller [scheinbar eine der Quellen Stratfors] hat mir gesagt, dass die Australier bereits angeboten haben, das zu tun, da Assange australischer Staatsbürger ist", berichtet ein Analyst und weist außerdem auf die guten Beziehungen zwischen den USA und Australien hin. Australische WikiLeaks-Unterstützer dürften es durchaus interessant finden, bezüglich dieses angeblichen Angebots ihrer Regierung einmal genauer nachzuforschen. Interessant auch eine Bemerkung über die Vergewaltigungs-Vorwürfe gegen Assange: "Außerdem hatte Karen eine sehr gute Amerkung zu den Sex-Vorwürfen. Wurden diese nicht vor Monaten nach den ersten Anschuldigungen fallen gelassen? Und siehe da, nachdem die USA ihn immer wieder explizit gewarnt haben, aufzuhören, die Depeschen zu veröffentlichen, kommt das alles plötzlich wieder zum Vorschein…" Derartige Aussagen dürften kaum dazu beitragen, die Verdächtigungen vieler Assange-Unterstützer, bei dieser Anklage könnte es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein, zu zerstreuen. Analystin Lena Bell zeigt sich bezüglich des australischen Angebots skeptisch. Sie weist darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt Ermittlungen liefen, ob Assange überhaupt australische Gesetze gebrochen habe (später kamen die Behörden zu dem Schluss, dass Assange sich nichts habe zu schulden kommen lassen). Außerdem zweifelt sie die Verlässlichkeit der Informationen über das angebliche Angebot Australiens an und merkt außerdem an, dass es unwahrscheinlich sei, dass Assange dort in absehbarer Zeit hin reisen werde. Daneben zeigt sich Bell besorgt über die öffentliche Meinung.
Bayless Parsley berichtet - untermauert von einem entsprechenden Medienbericht - Assange habe sich zuletzt in Großbritannien aufgehalten und habe "SUPER paranoid" geklungen. Interessant ist die Antwort Sean Noonans darauf: "Ich würde annehmen, dass das der vorletzte Platz ist, wohin er gehen wollen würde. Das GCHQ/die Londoner Polizei/der MI5 könnten ihn problemlos finden, und ich sehe keinen Grund, wieso Cameron und seine Freunde nicht 100% entgegenkommend bei einer Auslieferung sein sollten. Aber du hast recht, das ist auch der letzte Bericht, den ich gesehen habe. Das könnte sogar heißen, dass die USA sich entschieden haben, ihn NICHT zu verfolgen." Die Angelegenheit bleibt mysteriös und Noonan spricht einige interessante Fragen an. Warum entschied sich Assange für eine Einreise nach Großbritannien? Er betonte schließlich immer wieder, er befürchte eine Auslieferung an die USA. Die Bereitschaft Großbritanniens, Personen - auch an die USA - auszuliefern, ist, nicht zuletzt durch Fälle wie den des "NASA-Hackers" Gary McKinnon, durchaus bekannt. Hatte Assange zu diesem Zeitpunkt keine anderen Optionen, verkalkulierte er sich schlicht, oder wusste er etwas, was weder den Stratfor-Analysten noch der Öffentlichkeit klar war? Ein Verzicht auf eine Strafverfolgung durch die USA, wie Noonan es andeutet, war jedenfalls wohl kaum der Grund. Erstens sollte sich bald herausstellen, dass die USA offenbar bereits fleißig an einer Anklageschrift gegen Assange gebastelt hatten, und zweitens, selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, woher hätte Assange dies wissen sollen? Er betonte immer wieder, er befürchte eine Auslieferung an die USA und dort eine Anklage.
Stratfor (Logo)
Der nächste Mailwechsel befasst sich mit den Schwierigkeiten einer Strafverfolgung der USA gegenüber Assange. Die Analysten befassen sich mit einem Medienbericht, in dem der Experte John Martin zitiert wird. Dieser äußert darin die Einschätzung, eine Anklage unter dem Espionage Act sei ein sogenanntes "politisches Verbrechen", wegen dem nicht ausgeliefert werde. Assange könne demnach zwar angeklagt werden, solange er nicht in die USA einreise, sei die US-Regierung ihm gegenüber aber weitgehend machtlos. Sean Noonan kommentiert, dies scheine wie "eine ziemlich gute Analyse" und "auf jeden Fall besser", als das meiste, was Stratfor selbst zu diesem Thema bislang zustande gebracht habe. Fred Burton weist auf einen von Martin genannten Punkt an, der auch in der Öffentlichkeit viel Beachtung fand: "Die Spionage-Gesetze, glaubt es oder nicht, machen keine Ausnahme für Reporter. Allerdings galt bisher die Politik, dass Reporter und Publizisten nie unter den Spionage-Gesetzen angeklagt wurden".
In einem späteren Mailwechsel äußert Stratfor-Mitarbeiter Ben West die Ansicht, dass eine Festnahme Assanges in Bezug auf die WikiLeaks-Veröffentlichungen einen eher geringen Einfluss hätte. "Es ist wahrscheinlich, dass die Dateien woanders gesichert sind und dass jemand anders das Signal für ihre Veröffentlichung geben könnte (das könnte sehr gut schon jetzt der Fall sein) und wenn seine Stellvertreter ein bisschen wie Assange sind, würden sie die Publicity genießen, die sie dadurch erhalten würden, in seine Fußstapfen zu treten. Wenn die Briten ihn in Gewahrsam nehmen würden, könnten sie Durchsuchungen durchführen [nach] Material, das eine Anklage wegen Vergewaltigung unterstützt, und wenn sie zufällig Material zu den Leaks finden würden, könnte das zu neuen Anklagen führen. Aber das alles zeichnete sich schon seit einer Weile ab und wenn Assange schlau war, hat er alles wirklich sensible Zeug schon weitergegeben, was die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei irgend etwas lohnendes findet, verringern würde. Es scheint mir so, als sei alles, was das wirklich bewirkt, seinen Ruf zu beschädigen und ihn wie Abschaum aussehen zu lassen. Es schafft etwas öffentliche Ablenkung von den ganzen geleakten Dokumenten, aber es unterminiert nicht deren Wirkung - es unterminiert nur den Charakter der Person, die diese Leaks unterstützte". Sean Noonan betont daraufhin, wie er schreibt in Übereinstimmung mit einer namentlich nicht genannten Stratfor-Quelle, eine mögliche Festnahme und Anklage Assanges sei "nur ein politischer Zirkus" und würde WikiLeaks wahrscheinlich nicht stoppen. Allerdings sei es möglich, dass es keinen kompetenten Nachfolger/Stellvertreter für Assange gebe oder zumindest nur einen, der weniger medienwirksam sei als Assange selbst. Außerdem könnten die Vorgänge das Ansehen von Assange und WikiLeaks beschädigen und "dazu dienen, die Gruppe zu diskreditieren und zu unterminieren". Womöglich würden die Vorgänge potentielle Whistleblower oder Spender abschrecken. Ebenso sei es aber auch möglich, dass Assange und WikiLeaks dadurch nur noch mehr aufmerksamkeit erhielten. Analyst Michael Wilson äußert die Hoffnung, einige WikiLeaksMitarbeiter - die Medienberichten zufolge unzufrieden seien über die aktuellen Ereignisse - könnten "die Nerven verlieren oder zu Verstand kommen", wenn Assange festgenommen werde. Noonan spekuliert, Cablegate könne wohl nicht mehr gestoppt werden, zukünftige Leaks aber womöglich durchaus. Außerdem könnten Assanges Hosting-Probleme dazu dienen, die Cablegate-Veröffentlichungen zu verlangsamen. "Und vielleicht könnte eine Kombination aus WikiLeaks-Verhaftungen und Server-Shutdowns es stoppen," so Noonan.
Im nächsten Mailwechsel werden bezüglich des Leakings als solchem differenziertere Töne angeschlagen. Aus ihrer Abneigung gegen Assange und WikiLeaks machen die Stratfor-Analysten aber nach wie vor keinen Hehl. So bemerkt Marko Papic in Bezug auf eine Äußerung Assanges, er glaube, WikiLeaks habe "einen grundlegenden Einfluss auf die Weltgeschichte", dieser müsse "eine Tablette für sein Ego nehmen" (ein Eindruck, dem sich auch WikiLeaks-Unterstützer mitunter nicht ganz entziehen können. Außerdem spricht Papic die sogenannte "Insurance"-Datei an, eine Datei mit verschlüsselten, angeblich äußerst brisanten Informationen, die WikiLeaks unter Freiwilligen verteilte, um seine Mitarbeiter abzusichern. "Sagen wir, das folgende Szenario spielt sich ab. Assange wird festgenommen und wegen Vergewaltigungs-Vorwürfen an Schweden ausgeliefert. WikiLeaks veröffentlicht das Passwort zu den Insurance-Dateien. Würde er [Assange] dann nicht Geheimdienst-Angehörige der USA und anderer Länder direkt gefährden? Wäre es dann nicht möglich, ihn wegen Spionage anzuklagen?," so Papic. Dies deutet an, dass die Insurance-Datei eine durchaus problematische Entscheidung WikiLeaks' sein könnte - nicht nur, wie vielfach angesprochen, in moralischer, sondern auch in taktischer Hinsicht. In einer späteren Mail derselben Konversation bezeichnet Papic Assange als "Arschloch" und erklärt: "Ich möchte das klarstellen… ich habe kein Problem mit den Leaks. Ich denke, sie sind großartig. Und ich denke, es könnte auf irgendeiner Ebene gut sein, dass Zeug wie dieses ab und zu herauskommt. Was ich nicht ausstehen kann, ist A) sein Ego-Trip und B) sein klarer Anti-Amerikanismus. Nehmt euch, wenn ihr könnt, die Zeit, das Intro zu Cablegate zu lesen. Dieser Typ hasst Amerika mehr als Osama bin Laden." Papic fährt fort, er fände es großartig, dass "niemand in den USA wütend über die Cables ist". Er selbst habe nach dem Leak eine bessere Meinung vom US-Außenministerium und dessen Diplomaten als vorher. "Sie haben wirklich hier und da einige kluge Dinge gesagt. Ich habe tatsächlich meinen Hut vor ihnen gezogen," so Papic. Dies deckt sich mit einer zu diesem Zeitpunkt auch in den US-Mainstream-Medien häufig vertretenen Interpretation der Ereignisse. In einer späteren Mail sagt Papic außerdem, ohne Leaks würde "die ganze Regierung aufhören zu funktionieren" und ruft auf: "Seid nicht wütend auf die Methode, seid wütend auf dieses Arschloch [Assange]."
Noch größeren Hass auf Assange empfindet offenbar Anaylst Chris Farnham. Er fragt: "Ist es möglich, jemandem mit der Begründung, dass er ein totales Arschloch ist, die Staatsbürgerschaft zu entziehen? Die anderen Leaks sind mir egal, aber die, die er gemacht hat, die potentiell australische Interessen beschädigen, regen mich auf." Womöglich will Farnham, seine Aussagen zufolge selbst Australier, Assange mit diesen Äußerungen mangelnden Patriotismus - in diesen Kreisen wohl eine Todsünde - unterstellen. Er fährt fort: "Wenn ich glauben würde, dass ich dieses Arschloch ausschalten könnte, ohne bestraft zu werden, glaube ich nicht, dass ich ein zu großes Problem damit hätte." Neben diesen Gewaltfantasien enthält Farnhams Mail aber auch durchaus relevante Bemerkungen zu den Anklagen in Schweden: "Übrigens, ein enger Freund der Familie in Schweden, der das Mädchen kennt, das Anklage erhoben hat, sagt mir, dass absolut nichts dahinter ist außer Staatsanwälten, die sich einen Namen machen wollen. Mein Freund äußert sich ziemlich abschätzig über das Mädchen, das behauptet, sexuell belästigt worden zu sein."
Sean Noonan widerspricht Papics Einschätzung der Leaks: "Die Leaks sind falsch. Sind sie wirklich schädlich? Nein, aber das macht es nicht okay. Wichtige Gesetze wurden hier verletzt und der einzige Grund, wieso sie einige Bewegungsfreiheit haben, ist, dass WikiLeaks (wahrscheinlich) nicht von einem Staat gesponsert wird und behauptet, irgendeine Art von Journalismus zu sein. Aber das ist Schwachsinn, die Dokumente wurden gestohlen und illegal veröffentlicht. Wir können über die ganze Frage der 'overclassification' [zu hohen Geheim-Einstufung von Dokumenten] diskutieren - und recht damit haben, zu sagen, dass das meiste von dem Zeug nicht mehr geheim sein sollte. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Dokumente geheim waren. Irgendwelcher ziviler Ungehorsam wird die Kultur der Geheimhaltung bei der US-Regierung nicht ändern. Diese Idee von Assange ist einfach lächerlich. Das hier ist nur die NGO-Version von Spionage und alle Beteiligten sollten dementsprechend festgenommen und vor Gericht gestellt werden (und an der Arbeit gehindert, wenn wir sie nicht vor Gericht bekommen)."
Papic bemerkt, dass der Leak - zumindest in den USA - für Assange nach hinten losgegangen sei. Assange habe gewollt, dass die Menschen auf die Regierung wütend seien. Stattdessen seien sie aber nur wütend auf Assange. Assange jedenfalls sei "nur ein anti-amerikanischer Depp, der glaubt, er könnte irgendwelches Zeug leaken, dass die amerikanische Bevölkerung verärgert". Papic fährt fort: "Was für ein Idiot. Wie Steward letzte Nacht sagte, das hier ist das Land, das Waffen an den Iran verkaufte, so dass wir rechte Guerillas in Mittelamerika finanzieren konnten. Und dieser Idiot dachte, wir würden empört darüber sein, dass jemand Merkel als 'risikoscheu' bezeichnet. Er ist ein verdammter Idiot." In der Tat konzentrierte sich die Medienberichterstattung nach dem Leak - gerade in der ersten Phase - vielfach auf "Klatsch und Tratsch" der von Papic angesprochenen Sorte. Dies liegt jedoch eher an der selektiven Auswahl der Depeschen, über die berichtet wurde, als daran, dass das Material nichts anderes hergegeben hätte. Da jedoch viele US-Bürger ihre Informationen aus den Mainstream-Medien, die eben diese Linie bei der Berichterstattung fuhren, bezogen haben dürften, könnte die von Papic angesprochene harmlose Natur vieler der am prominentesten besprochenen Depeschen die Meinung der Mehrheit der US-Bürger durchaus entsprechend beeinflusst haben. Daneben ist die Tendenz vieler Menschen, sich an unethische Handlungen ihrer Regierung zu gewöhnen - und diejenigen, die das nicht tun, nötigenfalls als naiv, subversiv oder beides abzustempeln - durchaus nichts neues. Papic könnte also durchaus sehr nah an die Denkweise vieler Menschen in dieser Frage herankommen, ohne dass dies jedoch seine Bewertung WikiLeaks' und des Cablegate-Leaks notwendigerweise richtig machen würde.
Quelle und Links :
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 5)
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Antwort #460 am:
09 März, 2012, 05:30 »
Die am Dienstag, den 28.02., durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 5: 7. bis 10. Dezember 2010.
Eine Reihe von E-Mails vom 7. Dezember 2010 befasst sich mit der an diesem Tag erfolgten Festnahme Julian Assanges in Großbritannien. Die Vorgänge selbst werden vor allem anhand von öffentlichen Medienberichten - von Stratfor als "Open-Source-Quellen" oder "OS" bezeichnet - diskutiert. Daneben gibt es jedoch einige Kommentare der Diskussionsteilnehmer zu dieser neuen Entwicklung. So befürchtet Stratfor-Analyst Nate Hughes, Assange könnte durch die Festnahme zum Märtyrer werden. Er habe den Eindruck gehabt, dass einige Menschen dabei seien, zu erkennen, wie unsympathisch Assange sei (Hughes umschreibt dies weitaus drastischer) und die Festnahme könnte diesen Effekt womöglich umkehren, so der Analyst, "Wenn er irgendwie im Gefängnis endet, hat er das Potential, in der Haft wirklich die Art von inspirierender, märtyrerhafter (verzeiht den Euphemismus) Figur zu werden, als die er sich selbst immer in der freien Welt gesehen hat?" Fred Burton befasst sich derweil mit praktischeren Fragen: "Auslieferung wird Wochen dauern, außer, er verzichtet auf den Prozess. Justizministerium (Holder) wird nicht von sich aus eine Anklage suchen, sondern darauf warten, dass die [Fraktion der Republikanischen Partei im Kongress] eine Strafverfolgung fordert. Wird einfach anzuklagen sein. Ich würde ihn wegen Verschwörung und politischem Terrorismus anklagen und die Geheimhaltung über den Tod einer Quelle (jemand, den ich mit Wiki[Leaks] in Verbindung bringen kann) aufheben". Interessant wäre, ob Burton hier spekuliert oder ob er tatsächlich weiß, dass eine Quelle der US-Regierung durch die Veröffentlichungen zu Schaden kam. Es ist bislang nämlich kein derartiger Fall öffentlich bekannt. Ebenso ist es bemerkenswert, dass der Stratfor-Analyst die unautorisierte Veröffentlichung von Geheimdokumenten offenbar mit Terrorismus gleichsetzt. Es wäre darüber zu diskutieren, ob die Definition terroristischer Akte tatsächlich auf derartige Handlungen passt oder ob es sich eher um einen politisch aufgeladenen Kampfbegriff handelt. Stratfor-Analyst Nicolas Miller scheinen ähnliche Fragen zu beschäftigen: "Fred, was wäre die Höchststrafe für die Anklagepunkte, die du aufgelistet hast? Gab es irgendwelche Quellen, die wegen WikiLeaks getötet wurden?"
Stratfor-Analyst Sean Noonan verschickt daraufhin eine sehr ausführliche Analyse der Situation (die er erwägt, nach stilistischen Überarbeitungen auch an die Stratfor-Kunden weiterzugeben). Darin heißt es unter anderem: "Anklagen wegen Vergewaltigung werden selten durch 'Red Notices' von Interpol weitergegeben wie in diesem Fall, also geschieht dies zweifellos, um die WikiLeaks-Veröffentlichungen von Regierungsdokumenten zu behindern". Weiterhin mutmaßt Noonan: "Während es möglich ist, dass Assanges Festnahme das langfristige Überleben von WikiLeaks gefährdet, wird sie auf kurze Sicht die Veröffentlichung der Depeschen nicht stoppen und Regierungen werden nun darüber besorgt sein, was die Organisation aus Rache veröffentlichen könnte [wie anderenorts erklärt wird, bezieht sich Noonan hiermit auf eine mögliche Veröffentlichung der Insurance-Datei, zu der es aber nie kam]."
Noonan äußert die Meinung, Führung ("Leadership") sei in Nichtregierungsorganisationen wie WikiLeaks äußerst wichtig und derartige Projekte würden oft "mit ihren Anführern aufsteigen oder untergehen". "WikiLeaks ist eine neue Organisation, die eine neue Methode für eine alte Praxis - die Veröffentlichung vertraulicher Regierungs-Informationen im Versuch, die Politik zu beeinflussen - geschaffen hat. Leaking wird mit Assanges Festnahme nicht verschwinden, aber WikiLeaks womöglich schon." WikiLeaks sei mit Assange als einzigem "öffentlichen Gesicht" aufgebaut worden, so Noonan. Dies habe viele Mitarbeiter des Projekts "unglücklich gemacht" und einige Mitarbeiter hätten das Projekt nach Meinungsverschiedenheiten verlassen. Damit spielt Noonan wahrscheinlich vor allem auf den Fall des Deutschen Daniel Domscheit-Berg, dessen Meinungsverschiedenheiten mit Assange, WikiLeaks-Austritt und anschließende Veröffentlichung eines Enthüllungsbuches in der zweiten Jahreshälfte 2010 für massive Kontroversen sorgten, sowie einiger Gleichgesinnter, die das Projekt zusammen mit Domscheit-Berg verließen, an. Werde Assange inhaftiert, so Noonan, brauche WikiLeaks jemanden, der sich um die Operation des Projektes kümmere. Es sei möglich, aber nicht bewiesen, dass Assange einen Stellvertreter bestimmt habe.
WikiLeaks habe unter den Ereignissen auch "logistisch und als Marke" gelitten. "Während nationale Regierungen Druck auf seine Infrastruktur ausüben, wurden seine Websites vom Netz genommen und vor allem seine wichtigste Spenden-Quelle ausgeschaltet - PayPal hat WikiLeaks' Konto geschlossen. Angesichts solchen Drucks und solcher Aufmerksamkeit durch Regierungen könnten zukünftige Leaker zuviel Angst haben, erwischt zu werden, und woanders hingehen. Darüber hinaus hat sich dieses neue Dokumenten-Paket nicht so ausgewirkt, wie Assange erwartet hat - die Öffentlichkeit ist nicht wütend auf das Außenministerium, aber viele sind wütend auf Assange und seine Organisation". Dies deckt sich mit in früheren E-Mails von Stratfor-Analyst Marko Papic geäußerten Beobachtungen. Noonan betont aber noch einmal, dass er nicht davon ausgehe, dass Assanges Festnahme und mögliche Inhaftierung den Cablegate-Leak oder das sonstige Tagesgeschäft von WikiLeaks stoppen werden. Zumindest auf kurze Sicht werde WikiLeaks eine Inhaftierung Assanges überstehen. "Die Frage bleibt, ob es [WikiLeaks] eine wahrhaft nachhaltige Institution geschaffen hat - eine, in der Anführer ersetzbar sind, Mitglieder sich an sich verändernde Umstände anpassen können und Repräsentanten neue Leaker unterstützen und inspirieren können," so die Einschätzung des Analysten.
In Bezug auf die "Insurance-Datei" hat Noonan einige interessante Gedanken. Er berichtet, dass westliche Regierungen Angst vor dieser Datei hätten. Daneben spekuliert er: "WikiLeaks hat seine zerstörerischsten Dokumente - seinen Versuch, öffentliche Aufmerksamkeit zu erhalten - bereits veröffentlicht und es ist nicht viel dabei herausgekommen. Diese neue Datei enthält wahrscheinlich keine weiteren zerstörerischen Informationen, sondern ist stattdessen voller Namen. Die Namen von Quellen die in Gefahr sein werden und die von Diplomaten, Militärangehörigen oder Geheimdienst-Offizieren, die ihre Jobs verlieren könnten."
In weiteren E-Mails wird darüber diskutiert, dass WikiLeaks als Plattform zwar womöglich nicht langfristig überleben werde, Nachfolger aber mit großer Wahrscheinlichkeit die Lücke füllen werden. "WikiLeaks selbst mag ums Überleben kämpfen, aber die Idee, die es da draußen bekannt gemacht hat, dass jeder mit der Bandbreite und den Servern, um so ein System aufrecht zu erhalten, als primäre Plattform für Leaks dienen kann. Die Leute sind besessen von dieser Art von Zeug. Die Idee dahinter wird nicht sterben," äußert einer der Analysten. Ein Kollege bringt den Vergleich: "Ja, das ist, wie, puh, gut, dass Napster weg vom Fenster ist und die Leute keine Raubkopien mehr tauschen."
Über einen recht kuriosen Vorfall berichtet eine Reihe weiterer E-Mails. In diesen wird von einem "aggressiven, übertriebenen, amateurhaften Sicherheits-Scan" berichtet, der angeblich von einer WikiLeaks zugeordneten IP-Adresse ausgeht und durch die Verursachung eines hohen Netzwerk-Traffics die Arbeit von Stratfor behindert. Kevin Stech, "Forschungsdirektor" in Stratfor, vermutet, dass dies mit dem Ziel geschieht, die WikiLeaks-IP-Adresse auf die Blacklist der Sicherheitssoftware möglichst vieler Netzwerke zu befördern und somit den Zugriff auf die Seite zu verhindern. Es läge nahe, dies WikiLeaks-feindlichen Hacktivisten - prominentestes Beispiel für diese Gruppe ist wohl der berüchtigte Ex-Militärangehörige "The Jester" - zuzuschreiben. Die Stratfor-Experten diskutieren in den folgenden E-Mails hin und her, ob man eine Pressemitteilung über den Vorfall herausgeben solle oder ob dieser dafür zu irrelevant sei. Es wird ein wenig herumgeflachst, bis Fred Burton, der ja in den Monaten zuvor schon mehrfach durch äußerst aggressive Äußerungen gegenüber Assange auffiel, schließlich die Aussage trifft: "Assange wird im Gefängnis eine gute Braut abgeben. Fickt den Terroristen. Er wird für immer Katzenfutter essen, es sei denn, George Soros [ein amerikanischer Multimillionär, der für seine aktivistischen Interessen bekannt ist; in einem anderen Stratfor-Mailwechsel unterstellt die ultrakonservative "Tea Party"-Bewegung Soros, heimlich die Occupy-Bewegung zu lenken] stellt ihn ein."
Der nächste Mailwechsel ist der Spekulation gewidmet, ob WikiLeaks angesichts von Assanges Festnahme das Passwort zur Insurance-Datei öffentlich machen wird. Burton fällt hier - wie üblich - aus der Rolle, indem er vorschlägt, Assange so lange der Foltermethode des Waterboarding zu unterziehen, bis dieser das Passwort für die Datei an Stratfor herausgebe.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18358-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-5-2012-03-08
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 6)
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Antwort #461 am:
09 März, 2012, 06:10 »
Die am Dienstag, den 28.02., durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 6: 10. bis 13. Dezember 2010.
Ein Mailwechsel verschiedener Stratfor-Analysten vom 10. Dezember 2010 befasst sich mit den Persönlichkeiten und Lebensumständen der WikiLeaks-Mitarbeiter sowie der Natur und Bedeutung des auf WikiLeaks veröffentlichten Materials. Analyst Colin Chapman erklärt, es sei "falsch, die WikiLeaks-Anführer als Geeks zu charakterisieren, die vom Keller ihrer Mutter aus agieren". WikiLeaks verfüge eine solide Finanzierung "und ihre Förderer sind diejenigen, die […] genug haben davon, dass Spin-Doktoren und Politiker Lügen erzählen. (In dem Sinne sind sie wie Stratfor!) Die Schwäche ist, dass das WikiLeaks-Zeug roh und unbearbeitet ist und oft nicht im Kontext steht." Viele WikiLeaks-Unterstützer seien Medienschaffende und reiche Anwälte, die "entschiedene Anhänger der Pressefreiheit" seien, und "keine Geeks". Chapman fährt fort, dies solle nicht ausdrücken, dass ein Großteil des WikiLeaks-Materials "in der Welt der Geopolitik" relevant sei. Ein Teil des aktuellen Materials sei dies aber. Er sei überzeugt, so Chapman, dass die richtige Strategie sei, "jeden Leak anhand seiner Bedeutung als Ereignis zu behandeln, entweder Aufmerksamkeit wert oder nicht, statt als das Produkt von Anarchisten." Chapman geht sogar noch weiter und fährt mit einer Medienkritik fort, wie sie in sehr ähnlicher Form auch schon von Julian Assange selbst zu hören war: "Wenn die Zeitungen ihren Job vernünftig machen würden, wenn sie der Aussage des großen London-Times-Herausgebers Thomas Delane folgen würden, dass 'die Pflicht der Presse das Offenlegen ist', dann gäbe es wenig Platz für WikiLeaks. Ein großer Teil der Medien, vor allem im großstädtischen Amerika, hat sich aus dem investigativen Journalismus zurückgezogen und zieht es vor, sich für ernsthafte Neuigkeiten bei den Spin-Doktoren von Großunternehmen und Regierung zu bedienen, und langweilige 'Lifestyle'-Kolumnen zu schreiben."
Analyst Rodger Baker merkt an, dass ein Großteil der aktuellen Berichterstattung sich mit Anonymous ("dieser Wiki-unterstützenden Internet-Bürgerwehr, die herumsitzt und an den Internet-Diensten von Visa und Mastercard herumfummelt") befasse. Diese Hacktivisten seien, im Gegensatz zu WikiLeaks-Mitarbeitern, tatsächlich Geeks, die noch bei ihren Eltern im Keller hausten. WikiLeaks, so Baker weiter, liefere nicht genug Analyse zum veröffentlichten Material. WikiLeaks tue nichts, um "Verständnis, Kontext, Erklärungen zu dem Material zu liefern", kritisiert der Analyst. "Es ist eine Datenhalde. Gut finanziert, vielleicht, aber ohne viel zusätzlichen Wert". Nach dem Verständnis von WikiLeaks liefert die Plattform selbst nur das Rohmaterial. Auswertung und Analyse fallen den Journalisten, Aktivisten und interessierten Bürgern zu, die sich nach der Veröffentlichung mit dem Material befassen. Dies lässt Baker jedoch offenbar nicht gelten. Er kritisiert auch die Schlussfolgerung, dass viele WikiLeaks-Unterstützer vor allem genug von der Medien-Manipulation der Mächtigen hätten. WikiLeaks, so die Kritik des Stratfor-Mitarbeiters, manipuliere die Wahrheit lediglich in eine andere Richtung und sei definitiv "politisch motiviert". Die WikiLeaks-Aktivisten seien "keine investigativen Journalisten, nur Diebe. Sie haben keinerlei Arbeit gemacht, nur einen USB-Stick vller gestohlener Dokumente heruntergeladen."
Chapman stimmt Baker in Bezug auf das Fehlen von Kontext zu und merkt an, er habe ja ebenfalls gesagt, dass WikiLeaks gedeihen könnte, weil der investigative Journalismus tot sei. Daneben seien einige der auf WikiLeaks veröffentlichten Dokumente bereits der Presse zugespielt worden. Chapman erklärt, er sehe keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen der Tätigkeit von WikiLeaks und Leaks an klassische Journalisten. Für die mit den Leals verbundenen Verstöße gegen Sicherheits- und Geheimhaltungsvorschriften sei WikiLeaks nicht verantwortlich.
Baker erwidert, WikiLeaks liefere keinen "gezielten Blick auf irgend etwas". Das von der Plattform veröffentlichte Material sei "eine komplett zufällige Auswahl von Material, noch nicht einmal in einer Art veröffentlicht, die eine Geschichte erzählt". Daher gebe es "einen signifikanten Unterschied" zwischen den Veröffentlichungen von WikiLeaks und "spezifischen Leaks gezielter Informationen". Er habe daher Mühe, die WikiLeaks-Veröffentlichungen als journalistische Leistung zu sehen, so der Analyst.
Stratfor-Gründer George Friedman trifft sogar ein noch vernichtenderes Urteil. Das WikiLeaks-Material sei "größtenteils eine Enthüllung für die Ignoranten", erklärt er. "Wenn man sich wenig mit Außenpolitik befasst, sich aber plötzlich wegen der Medien-Aufmerksamkeit diesen Leak anschaut, könnte man einiges davon für bedeutsam halten." Für gut informierte Leute, so Friedman weiter, seien die Cables eher "unwichtige Schnipsel von Konversationen". Das selbe gelte auch für die Irak- und Afghanistan-Dokumente, die ebenfalls nichts von Bedeutung enthalten hätten. Was WikiLeaks tue, sei kein investigativer Journalismus, sondern eher "Herumwühlen in Mülltonnen und nur die oberste Schicht des Mülls erwischen und glauben, es wäre Gold."
Kurz darauf, am 13.12., schicken die Analysten einen Entwurf für einen Bericht herum, der wohl als Zusammenfassung der Ereignisse rund um WikiLeaks an die Stratfor-Kunden gehen soll. Dieser enthält Anmerkungen, Ergänzungen und Verbesserungsvorschläge vieler Stratfor-Analysten, die aber gegenüber den bereits in den Mails besprochenen Punkten soweit erkennbar wenig relevante Neuigkeiten beinhalten. Eine korrigierte Version des Textes ist in einer zwei Tage später verschickten E-Mail von George Friedman zu sehen.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18360-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-6-2012-03-09
Arbeits.- Testrechner
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Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 7)
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Antwort #462 am:
10 März, 2012, 06:30 »
Die am Dienstag, den 28.02., durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 7: 13. bis 31. Dezember 2010.
Eine Reihe von Mitte Dezember 2010 verfassten E-Mails befasst sich mit der bereits zuvor angesprochenen Frage, ob Informanten durch die WikiLeaks-Enthüllungen zu Schaden gekommen seien. Einer der Analysten behauptet, es seien etwa 20 Informanten durch die Veröffentlichung der Depeschen gestorben. Seine Kollegen kritisieren jedoch das völlige Fehlen von Beweisen und bezeichnen die Quelle - angeblich einen ehemaligen Regierungsbeamten - als nicht vertrauenswürdig (an einer Stelle wird sogar im Scherz unterstellt, dieser beziehe seine Informationen von einer Séance mit reichlichem Drogenkonsum). Nach wie vor herrscht in der Frage möglicherweise geschädigter Informanten Uneinigkeit. Öffentlich allerdings ist bislang kein Fall bekannt, in dem Informanten aufgrund des Cablegate-Leaks getötet wurden. Zudem sollen selbst viele US-Politiker, die öffentlich die Gefährlichkeit des Leaks betonten, dies im kleineren Kreis anders bewertet haben, sowohl in Bezug auf die nationale Sicherheit als auch auf die mögliche Gefährdung von Informanten.
Eine weitere E-Mail, datiert auf den 15. Dezember, stammt vom in Sachen WikiLeaks offenbar sehr engagierten Analysten Sean Noonan. Noonan schickt einen Artikel herum, in dem die Meinungen von Rechtsexperten zu einer möglichen Anklage von WikiLeaks-Aktivisten - insbesondere wohl Julian Assange - unter dem Espionage Act zitiert werden. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass eine solche Anklage schwierig sei, da es in den USA Konvention ist, keine Pressevertreter unter dem Espionage Act anzuklagen, und es nach Ansicht der befragten Experten schwierig sein könnte, WikiLeaks von anderen am Cablegate-Leak beteiligten Medien-Organisationen - allen voran der New York Times - in diesem Punkt abzugrenzen. Noonan kommentiert den Artikel mit den Worten: "Kommentare von den Experten. Wie ich zuvor schon sagte, glaube ich immer noch nicht, dass der Supreme Court in dieser Frage eine klare Vorgabe gemacht hat. Beachtet auch Holders Stellungnahme [Holder wird in dem Artikel mit der Aussage zitiert, der Espionage sei nicht das einzige Gesetz, unter dem das Justizministerium Assange möglicherweise anklagen könnte] - legt nahe, dass Freds [Burtons] Informationen wahr sind, dass sie versuchen könnten, Assange unter anderen Gesetzen anzuklagen."
Etwas kurios mutet ein E-Mail-Wechsel zwischen Stratfor-CEO George Friedman und einem Mitarbeiter des Verlags "Random House" vom 28. Dezember
http://wikileaks.org/gifiles/docs/397988_re-assange-.html
an. Darin schreibt Friedman: "Ihr veröffentlicht ihn [Assange]? Bringt es schnell heraus. Die Halbwertszeit dieses Typen könnte nicht das sein, was ihr euch erhofft. Er ist immer einen Schritt von einem verrückten Moment, wie sich selbst mit Martin Luther King zu vergleichen und zu behaupten, dass 50% der Menschen auf der Welt das glauben, entfernt. Ihr habt nicht alle Asse auf der Hand. Ich würde sagen, bringt es in zwei Monaten auf den Markt. Viel Glück." Der Verlagsmitarbeiter, ein gewisser Jason Kaufman, erwidert, dies sei "lustig und wahrscheinlich ein guter Rat".
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http://www.gulli.com/news/18368-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-7-2012-03-10
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Global Intelligence Files: Stratfor über WikiLeaks (Teil 8)
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Antwort #463 am:
11 März, 2012, 10:40 »
Die am Dienstag, den 28.02., durch WikiLeaks veröffentlichten E-Mails des "Private Intelligence"-Unternehmens Stratfor geben tiefe - und für WikiLeaks-Unterstützer äußerst beunruhigende - Einblicke in das Verhältnis von Stratfor zu WikiLeaks und dessen Gründer Julian Assange. Außerdem lässt sich erahnen, wie hinter den Kulissen gegen das Projekt intrigiert wird. Teil 8: Januar 2011.
Der bislang aktuellste von WikiLeaks veröffentlichte Stratfor-Mailwechsel, der sich mit WikiLeaks und Julian Assange befasst, stammt vom 25. und 26. Januar 2011. Die erste Mail stammt von Sean Noonan und beinhaltet, wieder einmal, einen für relevant befundenen Medienbericht. Dieser befasst sich mit einer möglichen Verbindung beziehungsweise engeren Kooperation zwischen dem mutmaßlichen Whistleblower Bradley Manning und WikiLeaks-Mitbegründer Julian Assange. In dem Bericht des US-Nachrichtensenders "CBS News" heißt es, dass die Tatsache, dass es den Ermittlern bislang nicht gelungen sei, eine direkte Verbindung zwischen Assange und Manning herzustellen, für die Ankläger kein so großes Problem darstelle, wie vielfach angenommen. Wie der CBS-Korrespondent für "nationale Sicherheit", David Martin, erklärt, habe die Anklage gegen Manning ohnehin nicht maßgeblich auf dem Nachweis einer derartigen Verbindung aufgebaut. Dies ist aus heutiger Sicht, nach Bekanntwerden der Anklage gegen Manning, durchaus logisch: Manning werden zwar Verstöße gegen den umstrittenen Espionage Act von 1917 vorgeworfen, der Tatbestand der Verschwörung, der beinhalten würde, sich bei den fraglichen Taten mit Dritten koordiniert zu haben, ist aber nicht dabei. Vielmehr wird Manning als maßgeblicher Verstoß gegen den Espionage Act die "Unterstützung des Feindes" vorgeworfen mit der Begründung, nicht näher bezeichnete Feinde der USA hätten durch die Veröffentlichung im Internet auf die mutmaßlich von Manning geleakten Geheim-Materialien Zugriff gehabt.
Martin erklärte weiterhin, niemand habe jemals geglaubt, dass es direkten Kontakt zwischen Assange und Manning gegeben habe - dies sei "als ob der CIA-Direktor einen CIA-Informanten trifft oder anmailt". Vielmehr sei die Theorie, dass Assange den Leak in einer Art und Weise indirekt "dirigiert" habe, die speziell darauf ausgelegt gewesen sei, ihn vor Spionage-Vorwürfen zu schützen.
Die Antwortmail von Fred Burton fällt kurz und knapp aus, gehört aber zweifellos zu den brisantesten der bislang veröffentlichten Stratfor-Mails. In dieser heißt es: "Nicht zur Veröffentlichung bestimmt. Wir haben eine geheime Anklageschrift für Assange. Bitte schützen." Alleine die Tatsache, dass Burton es für nötig hält, noch einmal auf die Vertraulichkeit der Information hinzuweisen, obwohl sich die Stratfor-Mitarbeiter sonst sehr locker auch über sensible Themen unterhalten, zeigt die Brisanz der mitgeteilten Information. Leider nennt Burton keine Einzelheiten, etwa darüber, wann das Schreiben verfasst wurde, oder was genau Assange vorgeworfen wird. Dennoch sorgte die Tatsache, dass die USA, sollte sich diese Information Burtons als korrekt erweisen, schon seit über einem Jahr eine Anklage gegen Assange konstruiert haben, über die sie die Öffentlichkeit vollkommen im Dunkeln ließen, natürlich für einige Aufmerksamkeit. Leider war bislang von der US-Regierung keine Bestätigung und schon gar keine nähere Erläuterung der Hintergründe zu bekommen. Assange berichtete allerdings vor Kurzem in einem Interview mit der italienischen Publikation "L'Espresso", er habe die Information, dass in den USA eine derartige Anklage gegen ihn vorliege, bereits von drei weiteren, unabhängigen Quellen erhalten. Fraglich ist nun natürlich, wie die USA versuchen werden, gegen Assange vorzugehen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Assange unvorsichtig genug wäre, sich freiwillig auf US-Gebiet zu begeben. Wird sich die US-Regierung um eine Auslieferung bemühen? Dies ist wohl eine der Fragen, die - gerade angesichts Assanges möglicherweise bevorstehender Auslieferung an Schweden - derzeit die Gemüter vieler WikiLeaks-Unterstützer bewegt. Alleine dafür, die Assange-Anklage ans Tageslicht gebracht zu haben, muss man diesem Leak, zumindest, wenn man von der Bedeutung von WikiLeaks überzeugt ist, eine gewisse Relevanz zusprechen. Allerdings wirft diese neue Information mindestens ebenso viele Fragen auf, wie sie beantwortet. Wie geht es nun weiter? Für Assange, für WikiLeaks, für Manning, für die Idee des Whistleblowing und der gesellschaftlichen Veränderung durch das allgemeine zugänglich Machen von Informationen? Darüber können auch die Stratfor-Mails keine Auskunft geben.
Quelle und Links :
http://www.gulli.com/news/18373-global-intelligence-files-stratfor-ueber-wikileaks-teil-8-2012-03-11
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Bradley Manning: Kritik an Haftbedingungen wird offiziell
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Antwort #464 am:
12 März, 2012, 18:30 »
Der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Juan Mendez, hat in einem aktuellen Bericht die Behandlung des mutmaßlichen WikiLeaks-Informanten Bradley Manning im US-Militärgefängnis offiziell verurteilt. Mendez wirft den USA vor, Manning, der monatelang in weitgehender Einzelhaft saß "grausam, unmenschlich und entwürdigend" behandelt zu haben.
Mendez beendete kürzlich eine 14 Monate andauernde Untersuchung von Mannings Behandlung seit seiner Festnahme im Mai 2010. Er kam dabei zu dem Schluss, dass die USA sich gegenüber Manning zumindest der "grausamen und unmenschlichen Behandlung", womöglich sogar der Folter, schuldig gemacht habe, indem sie dem Soldaten und angeblichen Whistleblower über 11 Monate hinweg weitgehende Isolation zumutete. Vor allem angesichts der Tatsache, dass Manning bislang nicht rechtskräftig verurteilt sei, stelle das Verhalten der US-Regierung eine Verletzung von Mannings Recht auf physische und psychische Unversehrtheit ebenso wie der Unschuldsvermutung dar. Womöglich könnten derartige Haftbedingungen auch als Folter gewertet werden; dies hängt davon ab, als wie groß sich der Effekt dieser Maßnahmen auf Mannings körperliche und geistige Gesundheit erweist.
Mendez' Schlussfolgerungen zum Fall Manning sind in einer Anlage zum kürzlich der UN-Vollversammlung vorgestellten Bericht des Sonderberichterstatters über "die Förderung und den Schutz der Menschenrechte" aufgeführt, den die britische Zeitung "The Guardian" am heutigen Montag veröffentlichte. Darin kritisiert Mendez auch noch einmal, dass ihm bislang trotz mehrfacher Anfragen kein vertrauliches Gespräch mit dem Verdächtigen ermöglicht wurde.
Dem Bericht ist ein Briefwechsel Mendez' mit den US-Behörden beigefügt. Diesem ist auch zu entnehmen, dass Mendez die USA beschuldigt, durch die Manning zugemuteten grausamen Haftbedingungen eine Kooperation mit den Autoritäten erzwingen zu wollen. Dies könnte sich insbesondere dann als relevant für Mannings bevorstehenden Prozess erweisen, wenn weiterhin versucht wird, Manning zu einer Aussage gegen WikiLeaks-Gründer Julian Assange zu bewegen. Die US-Behörden versuchen seit längerer Zeit, Assange nachzuweisen, mit Manning beim Kopieren der Geheimdokumente aus dem Geheim-Netzwerk SIPRNET kooperiert und sich so womöglich der Verschwörung schuldig gemacht zu haben.
Quelle:
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