38,3 Milliarden Euro. Dieser gigantische Betrag wird in einer Klageschrift gegen die vier Majorlabels genannt. Ihnen wird eine massenhafte Verletzung des Urheberrechts vorgeworfen.Die Zeit ist reif für einen Gegenangriff. Bereits im Oktober 2008 wurde er gestartet, doch bis heute war es still darum. Die ersten Detailinformationen sind nun an die Öffentlichkeit gedrungen. Der kanadische Rechtswissenschaftler Michael Geist berichtet aktuell in seinem Blog darüber. Eine Sammelklage zahlreicher Musiker gegen die vier Majorlabels, Warner Music Canada, Sony BMG Music Canada, EMI Music Canada sowie Universal Music Canada. Was viele nie erwartet hätten, scheint Realität zu werden.
Die Forderung: etwa 38,3 Millionen Euro. Es geht also um viel Geld. Stellt sich nur noch die Frage wieso diese Summe aufgelaufen ist. Michael Geist erklärt den Sachverhalt glücklicherweise äußerst detailliert. Die Forderungen der Musiker gehen dabei auf eine Praxis der Majorlabels zurück, die seit 1980 angewandt wird.
"Exploit now, Pay later if at all"Seit den 80er Jahren setzen die Majorlabels in Kanada eine "Liste" ein, die unter diesem Namen läuft. Die Funktionsweise ist schnell erklärt. Wenn die Majorlabels eine Compilation oder eine "Live-Aufnahmen-CD" herausbringen wollen, werden die Musiker sowie deren Werke auf der Liste aufgeführt. Die Labels pressen also die CDs, vertreiben sie an Musikgeschäfte. Dort wiederum werden sie verkauft. Einzig eines erwerben sie nicht: Die Rechte an den Tonaufnahmen. Es handelt sich sozusagen um eine Vereinbarung, die den Majorlabels zwar Nutzungsrechte zugesteht. Diese werden von den Musikern jedoch nicht explizit gewährt. Ein absurdes Spiel.
Die Titel der Musikstücke landen stattdessen einfach auf dieser Liste. Diese steht lediglich dafür, dass eine Rechteübertragung sowie Bezahlung noch aussteht. Dieses Dokument nahm seinen Ursprung im Jahr 1980. Bedauerlicherweise haben es die Labels versäumt, die Rechte an den Werken aufzukaufen. Dabei wurde außerdem übersehen, die Musiker für ihre Werke zu entlohnen. Sei es nun eine reguläre Bezahlung oder ein Abschlag durch die Verwertungsgesellschaft.
Aufgrund des Alters der Liste ist sie enorm gewachsen: auf 300.000 Titel. Von Bruce Springsteen bis Beyonce. Alle warten auf eine Bezahlung, doch niemand hat sie bisher bekommen.
Warum wurde bisher nicht bezahlt?Eine gute Frage, die Michael Geist in seinem Blog andeutet. Er versucht einige Erklärungen zu liefern. Manche Songs stehen womöglich bereits unter der "Public Domain", sind also gemeinfrei. Bei anderen gestaltete es sich vielleicht einfach schwierig, die Rechteinhaber zu kontaktieren. Kleinere Künstler wie Sarah McLachlan mögen schwierig zu erreichen sein.
Nach Ansicht von Michael Geist ist ein anderer Grund jedoch viel wahrscheinlicher. Man wollte einfach nicht bezahlen. Als man merkte, in welche Misere man steuerte, hätte man reagieren können. Man sah es jedoch nicht als notwendig an. Es sei "verschwendete Zeit", wird der Chief Executive Officer der Canadian Musical Reproduction Rights Agency Ltd., David Basskin, zitiert.
Über 20 Jahre später...Es hat lange gebraucht, bis die Musiker nun ihr Geld einfordern. Für den Missbrauch ihrer Verwertungsrechte, ohne angemessene Bezahlung, fordert man nun einen Schadensersatz. Pro Werk sollen pauschale 20.000 Kanadische Dollar fällig werden. Dies entspricht etwa 13.000 Euro. Insgesamt gelangt man so auf den aberwitzigen Betrag von 38,3 Milliarden Euro. Diese wahnsinnige Summe ist jedoch pikanterweise nicht aus den Fingern gesaugt. Sie basiert auf derselben Lizenzanalogie, mit der auch Filesharer vor Gericht belangt werden.
Bisher haben die Majorlabels einen Betrag von 50 Millionen Kanadischen Dollar (ca 32 Millionen Euro) anerkannt. Bleiben 38,268 Milliarden Euro, die noch beglichen werden wollen.
Quelle:
www.gulli.com