Jedes Jahr im Dezember wählt das Datenrettungs-Unternehmen Kroll Ontrack die Top Ten der kuriosesten Fälle des vergangenen Jahres. Nun wurde die Liste für 2009 vorgestellt - und diese hat es wieder in sich.
Wie bereits im vergangenen Jahr fanden Benutzer auch dieses Jahr wieder abenteuerliche Methoden, ihre Speichermedien ins Jenseits zu befördern. Allerwelts-Fälle wie die vom Tisch gefallene externe Festplatte oder das am Kabel in den Tod gerissene Notebook haben natürlich bei den Top Ten keine Chance - hier müssen schon kreativere Todesarten her, um eine Chance zu haben.
Eine Erkenntnis, die schon im letzten Jahr mehrfach unter Beweis gestellt wurde, bewahrheitete sich auch anno 2009 wieder: Haustiere und sensible Daten sind keine gute Kombination. So wurde etwa der auf Platz neun gewählte Datenverlust durch eine Katze herbeigeführt, die das Netzkabel einer externen Festplatte mit einer Maus verwechselte. Computerspiel mal anders - mit schlimmen Folgen: Die Platte segnete das Zeitliche und die Datenrettungs-Experten mussten die darauf gespeicherten Steuerunterlagen und "vielen persönlichen Erinnerungen" mühsam wiederherstellen. In einem anderen Fall kotzte der beste Freund des Menschen, nachdem er sich den Magen an einem auftauenden Frühstück verdorben hatte, kurzerhand auf den Laptop der Besitzer und ruinierte diesen - dem Tier war, wie die Datenrettungs-Experten trocken anmerken, wohl "tierisch schlecht". Nur indirekt schuld war das beim dritten Platz involvierte, etwas größere Tier: das Pferd, von dem eine Dame in der Türkei bei einem Ausritt spektakulär herunterfiel. Sie selbst überstand das Abenteuer weitgehend unbeschadet, die mitgenommene Digicam und die darin enthaltene Speicherkarte indes nicht. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Daten auf den PC zu überspielen, mussten die Experten ran.
Ähnlich wie der Fall der Reiterin gestaltete sich auch der etwas darunter platzierte Fall eines britischen Fotografen, der eine Motorradtour unternahm, dabei aber offenbar seine Fototasche nicht richtig gesichert. Diese löste sich und fiel herunter. Die Kamera zerbrach beim Aufprall und die Speicherkarte landete zu allem Überfluss punktgenau in einer Pfütze - soviel zum englischen Wetter.
Neugierig macht der auf Platz acht gewählte Fall: "Unter nicht geklärten Umständen fiel in Mexico City ein Notebook aus dem zweiten Stock eines Firmengebäudes. Sofort wurde es zu einem Datenrettungsanbieter gebracht. 'Hoffnungslos' lautete dessen Diagnose. Gut, dass eine zweite Meinung eingeholt wurde. Kroll Ontrack konnte die Daten retten." Da fragt man sich schon, wie die "ungeklärten Umstände" wohl ausgesehen haben mögen - vom auf der Fensterbank abgestellten Laptop und einem unvorsichtigen Kollegen über handgreifliche Streitigkeiten bis hin zu weit schrägeren Szenarien kommt so ziemlich alles in Frage. Zu ähnlichen Spekulationen über das Arbeitsleben regt auch folgender Fall an: "In Folge einer Rangelei unter Kollegen fiel im Serverraum ein Server aus dem Rack. Die beiden Streithähne hatten Glück, denn die geschäftskritischen Daten konnten wiederhergestellt werden." Ging es um eine Frau? Um berufliche Rivalitäten? Oder mal wieder um Windows gegen Linux? Wir werden es wohl nie wissen - in jedem Fall wurde die Geschichte der beiden Streithähne mit dem sechsten Platz belohnt.
Auf das Auto gelegte und dann beim Anfahren eine ballistische Flugbahn einnehmende Werkzeuge, Tankdeckel oder Mobiltelefone kennt wohl fast Jeder zumindest vom Hörensagen. Etwas spektakulärer allerdings ist der Fall eines britischen Geschäftsmannes, der, vom Job gestresst, seinen Laptop auf das Autodach legte und anschließend vergaß, ihn dort wieder herunterzunehmen. Das besorgten dann die Gesetze der Physik. Zu allem Überfluss landete das Gerät, das sich in der ersten Kurve selbständig machte, auch noch vor einer Mauer. Totalschaden - die Daten allerdings konnten gerettet werden. Und vermutlich suchen Tausende Leser mittlerweile nach dem Überwachungskamera-Video des Vorfalls - schließlich zeichnen die Briten so ziemlich alles auf.
Nicht der Verpeilung geschuldet, sondern eher tragisch, gestaltete sich der Fall auf Platz zwei: "Im Zuge eines Schiffsunglücks versank auch eine Festplatte. Ein halbes Jahr nach der Lokalisierung des Wracks wurde die Disks entdeckt und aus über 600 Metern Tiefe geborgen. Im Reinraum von Kroll Ontrack gelang es, 99 Prozent der Daten wiederherzustellen."
Was wäre allerdings eine solche Datenverlust-Hitliste ohne unsere Freunde und Helfer? Diese dürfen nicht fehlen und räumten dieses Jahr sogar gleich den ersten Platz ab. Wieder einmal im Mittelpunkt: Versuchte Beweismittelvernichtung auf, nun, sagen wir mal, höchst improvisierte Art. "Als Ermittlungsbeamte in Norwegen die Wohnung eines Betrugsverdächtigen durchsuchen wollten, warf dieser kurzerhand sein Notebook mit möglicherweise belastendem Material aus dem Fenster seine Luxusapartments im zwölften Stock. Das Gerät schlug auf dem Gehsteig auf und zerbrach in viele kleine Teile. Die Ermittler wandten sich an Kroll Ontrack, um Fotos, Videos und E-Mails wiederherstellen zu lassen."
Nach all diesen Abflügen, tierischen Pleiten und anderen Pannen dürfte eines wieder einmal deutlich geworden sein: Unseren Daten droht im Alltag von den unterschiedlichsten Seiten Gefahr. Wohl dem, der ein aktuelles Backup hat - es sei denn, sein Haus wird gerade von der Polizei gestürmt...
Quelle :
www.gulli.com