Ich hab hier was zu Plänen und Taten gefunden:
------------------------------------------------------------------
HDTV in Deutschland - jetzt wirds richtig scharf!
Quelle: T-Home Presse
Im TV-Geschäft in Deutschland scheint es derzeit nur ein Thema zu geben: HDTV. Elektronikhersteller, Fernsehsender, Kabel- und Satellitenbetreiber und neuerdings auch Telekommunikationsanbieter überwerfen sich mit Plänen, Vorhaben, Innovationen und vor allem Lobeshymnen auf den neuen TV-Standard der nicht nur mehr Bildpunkte, sondern ein ganz neues Sehgefühl bieten soll.
Nachdem jahrelang lediglich Pläne auf dem Papier existierten, viel 2009 der Startschuss für das hochauflösende Free-TV Fernsehen in der Bundesrepublik. 2010 sollen zahlreiche HD-Sender folgen. Doch was verbirgt sich hinter diesen vier Buchstaben – HDTV – welche technischen Voraussetzungen gibt es, was wird wo zu empfangen sein und welche weiteren Entwicklungen sind zu erwarten? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen haben wir für sie ausführlich in drei Teilen zusammengestellt:
Teil 1 - HDTV in Deutschland: damalige Einstiegspläne und ~szenarien von ARD und ZDFDie Forderungen werden lauter: Zuschauer und Industrieverbände verlangen vermehrt den schnellen Einstieg der Öffentlich-Rechtlichen in das hochauflösende Fernsehen. Nun steht fest, dass der Regelbetrieb im Februar 2010 via Satellit starten soll; langsam, aber sicher.
Seit Ende 2005 senden die ersten deutschsprachigen Fernsehsender ihre Programme in HDTV. Die HD-Kanäle von Premiere sowie Anixe HD sind via Satellit, in einigen Kabelnetzen und über IPTV zu empfangen. Auch ProSiebenSat.1 war ein HDTV-Pionier, hat aber die Ausstrahlung von ProSieben HD sowie Sat.1 HD zunächst wieder eingestellt. Viele sind der Meinung, dass für den Durchbruch von HDTV in Deutschland der Einstieg der öffentlich-rechtlichen Sender nötig ist. Diese hielten sich bislang zurück, denn es gebe noch zu wenige HD-ready-Displays in den Haushalten. Außerdem sehe man eine Sparverantwortung gegenüber den Gebührenzahlern.
ProSiebenSat:1 hat die HDTV-Aktivitäten in Deutschland bis ca. 2010 eingestellt.
Der Zeitplan steht
Doch jetzt steht fest: Am 12. Februar 2010, dem Eröffnungstag der Olympischen Winterspiele in Vancouver, geht es mit dem Regelbetrieb via Satellit los. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten ARD und ZDF zusammen. Wie aus dem 16. Bericht der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (KEF) hervorgeht, teilt sich die ARD mit dem ZDF deshalb die Infrastruktur und einen Satellitentransponder.
Im Anschluss an die Olympischen Spiele wird der HDTV-Betrieb bei der ARD und dem ZDF fortgeführt. Die ARD konzentriert sich bei ihren HD-Übertragungen auf das Kulturprogramm Eins Festival und das Erste, wo zunächst vorwiegend Sport in HD zu sehen sein wird. Ab Ende 2010 soll ein weiterer Satellitentransponder in Betrieb genommen werden. Die gemeinschaftliche Ausstrahlung der ARD mit dem ZDF wird dann beendet. Das ZDF würde also für seine Programme einen eigenen Transponder erhalten. Für Ende 2011 sind weitere Kapazitäten für die HDTV-Programme der ARD vorgesehen.
Dreifache ProgrammverbreitungFür die HDTV-Ausstrahlung ist zunächst ein sog. 3-facher Simulcast-Betrieb via Satellit notwendig. Das heißt, dass das inhaltlich identische Programm einmal analog, einmal digital in Standardauflösung ein weiteres Mal in HD gesendet wird. Doch auf diesem Programm wird zumindest bei der ARD nicht ausschließlich HDTV gesendet. Vielmehr wird der Anteil von HD-Sendungen auf den Programmen kontinuierlich gesteigert.
Die ARD plant, 35 Prozent der Erstsendeminuten im Ersten im Jahr 2012 in HDTV auszustrahlen. Zunächst wird deshalb nur Sport und zur Prime Time hochauflösend gesendet. Die übrigen Sendungen werden aus der Standardauflösung hochskaliert. Das ZDF will sein Programm dagegen von Anfang an vollständig in HD zeigen.
Der Knackpunkt sind die KostenDie jährlichen Kosten für die Transpondermiete sind mit 30 Millionen Euro (bei der ARD) für die geplanten Astra-Transponder sehr hoch. Zudem sind Investitionen in die Produktionstechnik nötig. Bislang gibt es kaum Möglichkeiten für Studio-Eigenproduktionen in HD. Das ARD-Hypnet, das der Verteilung der Fernsehsignale unter den Anstalten dient, muss auch noch HD-fähig ausgestaltet werden. Insgesamt will die ARD im Zeitraum von 2009-2012 140 Mio. Euro in HDTV investieren, das ZDF etwa die gleiche Summe.
Die Programmverbreitung ist bis 2012 nur per Satellit und evtl. via IPTV vorgesehen. Vor 2013 werden ARD und ZDF nicht hochauflösend in Kabelnetze eingespeist werden.
Bis es 2010 mit dem Regelbetrieb losgeht, müssen die Zuschauer von ARD und ZDF nicht auf hohe Bildqualität verzichten. Die sog. Qualitätsoffensive kommt zunächst den Satelliten-Kunden entgegen: ARD und ZDF übertragen ihre SD-Programme ab Mitte 2008 mit bis zu 7 Mbit/s. Damit werden sie der steigenden Zahl von Flachbildschirmen gerecht, auf denen Komprimierungsartefakte besonders negativ auffallen. Für diese gehobene Qualität wird eigens ein zusätzlicher Transponder bei Astra angemietet.
Wer schon vor 2010 in den Genuss von HDTV bei der ARD kommen will, sollte sich bis Ostern 2008 mit HD-Empfangstechnik ausrüsten. Denn am 21. März startet die ARD ein HDTV-Showcase auf Eins Festival.
Bis zum 24. März werden 75 Programmstunden via DVB-S2 gezeigt. Weitere Vorführungen folgen im Ersten und im ZDF u.a. auf der IFA 2008.
Als erster gebührenfinanzierter Sender startet das deutsch-französische Kulturprogramm Arte im Herbst 2008 mit der HDTV-Ausstrahlung im Regelbetrieb. „Arte HD“ ist in der französischen Version bereits empfangbar. HDTV wird bei Arte, der ARD und dem ZDF im Format 720p/50 gesendet. Die höhere Bildwiederholungsrate gegenüber 1080i/25 wirkt sich besonders bei schnellen Bildwechseln positiv aus. Doch langfristig wird mit 1080p/50 die volle HD-Auflösung angestrebt. Lesen Sie
hier mehr zu Auflösungen und Technik bei HDTV.
22 öffentlich-rechtliche HDTV-Programme?Erst nach Beendigung der analogen Ausstrahlung über Satellit kann HDTV auf weitere Programme bei ARD und ZDF ausgeweitet werden. Doch weil noch sehr viele Zuschauer analoge Programme empfangen, kann nicht vor 2011 mit dem Ende der Analog-Ausstrahlung gerechnet werden.
Erst dann wäre HDTV für alle 22 öffentlich-rechtlichen TV-Programme möglich. Wenn aber z.B. alle 14 Programme der ARD eigens in HDTV ausgestrahlt würden, müsste die ARD weitere Transponder mieten. Deshalb zieht man bei der ARD in Betracht, ein HD-Gemeinschaftsprogramm für die Dritten Programme einzurichten. In diesem Fall würde der Satellitenempfänger auf dieses Programm wechseln, wenn ein Zuschauer z.B. den NDR schaut und die Sendung auch hochauflösend verfügbar wäre.
2015 könnten also alle 14 Fernsehprogramme der ARD, die vier Programme des ZDF sowie die Gemeinschaftssender Phoenix, KI.KA, 3sat und Arte hochauflösend senden. Und man denkt schon einen Schritt weiter: Das Ende der Ausstrahlung in Standardauflösung ist für 2018 geplant. Denn die ARD geht davon aus, dass die Phase des Simulcast von SDTV und HDTV 10 Jahre dauern wird. Spätestens dann wäre der endgültige Durchbruch geschafft.
Teil 2 - HDTV in Deutschland: Der Anfang ist gemachtGinge es nach den großen Elektronikherstellern, die die Welt nun schon seit mehreren Jahren mit immer größeren und technisch ausgefeilteren Fernsehgeräten versorgen, die längst im Stande sind HDTV - also Bilder mit einer Mindestauflösung von 1280x720 Pixeln - darzustellen, wäre das hochauflösende Fernsehen schon längst Übertragungsstandard Nummer Eins. Bislang scheiterte das Unterfangen jedoch an den deutschen Programmveranstaltern, welche sich bis zuletzt sehr zurückhaltend gegenüber der neuen Technologie zeigten. Doch im Jahr 2010 soll alles anders werden.
Impulsgeber öffentlich-rechtlicher RundfunkScheiterten frühere Bemühungen HD-Sendungen und –Sender zu etablieren vor allem an dem Mangel an empfangsbereiten Haushalten, so hat sich der Spieß inzwischen umgedreht. Die guten Verkaufszahlen bei HD-fähigen Fernsehgeräten und entsprechender Peripherie verdeutlichen einen Trend den auch aktuelle Studien bestätigen: Die Deutschen wollen HDTV und sind auch bereit dafür in entsprechende Technologie zu investieren. Jüngste Umfragen der Ludwig-Maximilians-Universität belegen, dass 58 % der Befragten auf hochauflösendes Fernsehen umsteigen wollen.
Das scheint auch die letzten Zweifler in den Führungsgremien der deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF überzeugt zu haben, den Weg in Richtung HD-Regelbetrieb einzuschlagen und die Ableger ARD HD und ZDF HD auf den Weg zu bringen. In entsprechenden Publikationen der Sendeanstalten gibt man sich wenig bescheiden: „Das Fernsehen der Zukunft ist hochauflösend. Für ARD und ZDF hat die Zukunft bereits begonnen“. Nach mehreren Showcases, meist um die Weihnachts- und Osterfeiertage, in denen geneigte Zuschauer bereits in den Genuss ausgewählter Sendungen in HD kommen konnten, und einer erfolgreichen HD-Übertragung der Leichathletik-Weltmeisterschaft im Jahr 2009, soll nun Mitte Februar 2010 der Startschuss für den Regelbetrieb mit der Übertragung der XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver fallen.
Der Start macht umfangreiche Neuerungen notwendig, denn HD-Material besitzt gegenüber dem bisher verwendeten SD-Material (Standard Definition, 720x576 Pixel) eine deutlich höhere Datenrate. Dies macht neben der Anschaffung neuer Kameras und Schnittsysteme eine völlig neue Vernetzung der Geräte notwendig. Zusätzlich entstehen Kosten für die Übertragung. Das ZDF ließ gar ein neues Nachrichtenstudio errichten - „den modernsten Newsroom Europas“ wie der Mainzer Sender selbstsicher verkündet. In der Summe rechnen ARD und ZDF bis 2012 mit stolzen 400 Millionen Euro Mehrkosten für HD-Produktion und –Verbreitung.
Free-TV-Sender mit Zickzack-KursDie deutschen Privatsender zeigten sich in den vergangenen Jahren wenig geradlinig in der Umsetzung ihrer HD-Pläne. Der Anfang schien viel versprechend:
Als im Jahre 2005 noch in vielen Senderchefetagen über Sinn und Unsinn des neuen Formats debattiert wurde, ging die ProSiebenSat.1-Gruppe bereits am 26. Oktober 2005 mit ihren HD-Ablegern ProSieben HD und Sat.1 HD auf Sendung. Der Großteil des Programms wurde zwar lediglich auf High Definition Auflösung hoch konvertiert, Spielfilme und Serien wurden aber bereits in Full-HD ausgestrahlt. Das ambitionierte Projekt wurde aber in Folge von Zuschauermangel und Einsparungsbemühungen im Februar 2008 eingestellt. Der Neustart für die HD-Ausstrahlung der deutschen privaten Free-TV-Programme wurde mit dem Projekt HD+ des Satellitenbetreibers SES Astra realisiert. Seit November 2009 sind dort RTL HD und VOX HD verschlüsselt zu empfangen. Ende Januar 2010 kommen ProSieben HD, Sat.1 HD und kabeleins HD hinzu.
Der Gordische Knoten scheint also auch hier gelöst. Ganz unumstritten ist das Projekt allerdings nicht: Verbraucherschützer mokieren die „Technikpauschale“ in Höhe von 50 Euro jährlich, welche der niederländische Satellitenbetreiber den Nutzern nach einem kostenfreien Probejahr in Rechnung stellen möchte. Umfragen zeigen allerdings, dass potentielle Nutzer mehrheitlich durchaus bereit sind, dieses Entgelt zu bezahlen.
Weniger Freude lösen allerdings andere Details aus: Zum Teil müssen sich HD-Freunde auf die Anschaffung eines neuen Receivers einstellen, ältere HD-Receiver sind mit Ausnahmen nicht immer im Stande HD+ zu empfangen (wir berichteten). Außerdem zeigt sich Astra durch Aufnahmesperren und Einschränkungen beim Überspulen von Werbeblocken wenig nutzerfreundlich. Begründet wird dies mit lizenzrechtlichen Problemen.
Pay-TV schon seit 2005 in HDHD-Enthusiasten der ersten Stunde mussten sich bislang ein Abo des Pay-TV Anbieters Premiere zulegen. Seit Dezember 2005 bot der inzwischen in Sky umbenannte Bezahlsender drei HD-Kanäle: Discovery HD, Premiere HD Sport und Premiere HD Film. Die beiden letzteren wurden Ende 2006 zu einem Angebot verschmolzen.
Der Nachfolger Sky bietet seit 4. Juli 2009 ein deutlich breiteres Angebot und geht mit sieben HD-Programmen auf Sendung: Sky Sport HD, Sky Cinema HD, Discovery HD, National Geographic HD, History HD, Disney Cinemagic HD und Eurosport HD. Ein Ausbau ist auch hier in Sicht.
Technische SpezifikationenFür Laien mag die Vielzahl an Angaben rund um das hochauflösende Fernsehen recht verwirrend wirken. Im wesentlich unterscheidet man zwischen der kleinen HD-Auflösung mit 1280x720 Pixeln und der großen mit 1920x1080 Pixeln (Full-HD). Beide arbeiten mit dem Seitenverhältnis 16:9. Hinzu kommt die Bildwiederholungsrate.
Die deutschen Fernsehsender arbeiten hier mit entweder 50 Vollbildern (Öffentlich-Rechtliche Sendeanstalten) oder mit 50 Halbbildern (Mehrzahl der Privatsender) pro Sekunde. Vor- und Nachteile sind umstritten: Wirbt beispielsweise die RTL-Gruppe mit einer höheren Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten und 50 Halbbildern (1080i), so arbeitet man bei ARD und ZDF mit 1280x720 Pixeln und 50 Vollbildern (720p), welche besonders bei schnellen Bewegungsabläufen wie sie vor allem in Sportübertragungen zu finden sind glockenklare Bilder verspricht. Geräte welche diese Signalarten verarbeiten können, tragen entweder das „HD ready“ oder „Full HD“ Logo. Um letzteres zu erlangen, muss ein Fernseher die volle HD-Auflösung (also 1920x1080 Pixel) darstellen können. „HD ready“ Geräte müssen dies nicht zwingend erfüllen, aber mindestens im Stande sein 1280x720 Bildpunkte anzuzeigen. In unserem HDTV Lexikon sind die technischen Spezifikationen zu HDTV detailliert erklärt.
Alle deutschen HD-Sender sind per digitaler Satellitenübertragung zu empfangen, die Einspeisung ins deutsche Kabelnetz ist derzeit noch von zahlreichen Unklarheiten geprägt. Verschiedene Kabelnetzbetreiber, allen voran Kabel Deutschland, möchte die durch die Einspeisung entstehenden Mehrkosten an die Programmveranstalter abwälzen, diese wiederum fordern Ähnliches von der Gegenseite.
HDTV via IPTVDank stetig steigender Internetbandbreiten wird Fernsehempfang via IPTV (Internet Protocol Television) immer attraktiver. In Deutschland hat sich vor allem ein Anbieter in der Übertragung von HD-Sendern über das Internet profiliert: Die Deutsche Telekom.
Immer mehr Deutsche interessieren sich für das IPTV-Angebot „Entertain“. Bisher sind dort die Sender AnixeHD, MTVNHD und das Bundesligafernsehen „Liga Total!“ zum empfangen. Im Februar 2010 kamen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD HD, ZDF HD und der deutsch-französische Kanal arte HD hinzu. Hier gibt es weitere Informationen zu HDTV und IPTV für Sie.
Teil 3 - HDTV in Deutschland: Die Zukunft wird immer schärfer„Der Fortschritt geschieht heute so schnell, dass, während jemand eine Sache für gänzlich undurchführbar erklärt, er von einem anderen unterbrochen wird, der sie schon realisiert hat.”
Nein, dieses Zitat stammt nicht von führenden Forschern des 21. Jahrhunderts, es war Albert Einstein, dem der Fortschritt schon vor mehr als 60 Jahren zu schaffen machte. Hält man sich nun allein die Entwicklungen der Unterhaltungselektronik der letzten 20 oder auch 10 Jahre vor Augen, so scheint der Ausspruch Einsteins mehr als aktuell.
War Anfang der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die VHS-Kassette das Maß der Dinge, ist inzwischen selbst das Nachfolgemedium DVD qualitativ längst durch die hochauflösende Blu-Ray Disc abgelöst. Weiterentwicklungen liegen längst in den Schubladen der Hersteller. Damit ging auch eine ständig steigende Übertragungs- und Auflösungsqualität einher. Kein deutscher Fernsehsender der nicht zumindest High Definition-Pläne hegt, oder sie gar schon in die Tat umgesetzt hat.
Doch wie viel HD braucht der Zuschauer, und wird er bereit sein, in immer kürzeren Abständen in kostspielige neue Technologie zu investieren?
Knoten geplatzt – immer mehr Sender in HDMit dem startenden Regelbetrieb der öffentlich-rechtlichen Programme ARD und ZDF im Februar 2010 (wir berichteten), scheint es nun offenbar kein zurück mehr zu geben. HDTV wird der neue Standard für Fernsehübertragung in Deutschland.
In anderen Industrieländern ist die Entwicklung von SD (Standart Definition) zu HD schon längst über die Bühne gegangen, zahlreiche Sender in Japan, den USA oder auch Brasilien strahlen ihr Programm schon seit Jahren in HDTV aus, zum Teil parallel zur SD-Ausstrahlung, zum Teil ausschließlich in HD. Mehr und mehr deutsche Haushalte sind inzwischen mit den passenden Fernsehgeräten und Peripherie ausgestattet, mit Blu-Ray ist das passende Speichermedium auf dem Markt und alle gängigen Übertragungswege bieten inzwischen die passenden Bandbreiten – es läuft gut für das neue Format. Nach und nach werden wohl alle Fernsehsender in HD senden.
Öffentlich-Rechtliche HD-PläneDie öffentlich-rechtlichen Sender konzentrieren sich dabei zuerst auf ihre Hauptprogramme ARD HD und ZDF HD, weiterhin sendet der Kulturkanal arte hochauflösend. Die Dritten- sowie die Digitalprogramme werden auf ihre Umstellung wohl noch warten müssen. Grund sind die Kosten – derzeit werden die Sender in zwei Versionen übertragen: Analog SD und Digital SD. Mit der digitalen HD-Ausstrahlung würde ein dritter Vertriebsweg hinzukommen, und das für insgesamt rund 20 Sender.
Das leistet man sich bis zur geplanten Analogabschaltung nur für die Hauptprogramme und das deutsch-französische Prestigeobjekt arte, wie Tobias Schwan vom ZDF bestätigt: „Das heißt für das inhaltlich gleiche Programm müssen drei verschiedene Verbreitungsarten finanziert werden. In diesem Zusammenhang ist der HD-Start von weiteren Programmen des ZDFBouquets nicht vor der Beendigung der analogen Satellitenausstrahlung geplant.“ Grundinvestitionen in den neuen Übertragungsstandard sind aber bereits zumindest bei allen ARD-Anstalten getätigt, produzieren die Sender doch gemeinsam das Hauptprogramm DasErste und der MDR müssen so mit HD-Technik ausgestattet sein. Allen voran der Mitteldeutsche Rundfunk, welcher für die Übertragung der Olympischen Winterspiele in Vancouver verantwortlich ist - natürlich in HD. Früher oder später werden also alle öffentlich-rechtlichen Programme in High Definition senden.
Privatsender investitionsbereitAuch die großen deutschen Privatsender gehen den Weg in eine hochauflösende Zukunft. Die zwei größten deutschen Fernsehkonzerne, RTL und die ProSiebenSat.1-Gruppe, haben sich für eine HD-Ausstrahlung entschieden.
RTL HD und VOX HD sind bereits seit November 2009 über das Satellitenangebot HD+ des Betreibers SES Astra, und in einigen Kabelnetzen zu empfangen. Im Februar 2010 folgen ProSieben HD, Sat.1 HD und kabeleins HD. Dazu Andre Prahl, verantwortlich für die Programmverbreitung der Mediengruppe RTL Deutschland: "Wir glauben, dass HD ein Mehrwert ist, in dessen Genuss viele Zuschauer gerne kommen wollen. Daher investiert die Mediengruppe RTL trotz wirtschaftlich angespannter Zeiten in dieses Projekt, um dadurch Fernsehen für die Zuschauer und damit auch für die Werbekunden noch attraktiver zu machen.“
Doch was wird aus RTL 2, SuperRTL, ntv und N24? Dass diese Sender in nächster Zeit über einen HD-Einstieg nachdenken müssen, ist wohl durch den technischen Fortschritt und die steigenden Bildqualitätsansprüche der Zuschauer bedingt. Auf Anfrage teilten jedoch die jeweils zuständigen Sendergruppen mit, dass derzeit noch keine konkreten Termine bekannt sind.
Eine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung offenbart auch warum. Diese fällt wohl eher zu ungunsten des neuen hochauflösenden Fernsehens aus, denn enorm höheren Investitions-, Produktions- und Verbreitungskosten, zumal wenn diese Verbreitung parallel zur SD-Übertragung stattfindet, steht lediglich der Mehrwert der Zuschauer aber nicht unbedingt der der Sender gegenüber. Privatsender sind werbefinanziert und steigende Werbeeinnahmen sind auch mit technischen Neuerungen vorerst nicht zu erwarten. So könnten vor allem die fehlenden Finanzen zum Bremsklotz für die HD-Umstellung werden.
Simulcast oder Analogabschaltung?Um Kosten und Aufwand zu reduzieren, wird sowohl von öffentlich-rechtlicher, als auch von privater Seite ein Komplettausstieg aus der analogen Fernsehübertragung anvisiert. Der Zeitpunkt ist allerdings strittig und je nach Übertragungsweg unterschiedlich. Am weitesten ist die Entwicklung in der terrestrischen Übertragung: Bereits im Jahr 2003 startete in Berlin in einem Pilotprojekt die Übertragung per DVB-T bei gleichzeitiger Abschaltung der analog-terrestrischen Verbreitung.
Mittlerweile können nach Angaben des offiziellen DVBT-Portals (ueberallfernsehen.de) etwa 90 Prozent aller deutschen Haushalte das digitale Antennenfernsehen empfangen. Eine Karte mit Darstellung der Verfügbarkeit von DVB-T in Deutschland schafft schnell Orientierung. Geht es nach dem Willen der EU-Kommission, sollen die letzten analog-terrestrischen Sender spätestens bis Mitte 2012 abgeschaltet werden, um die frei gewordenen Frequenzen anderweitig zu nutzen. "Je eher wir den Übergang zum Abschluss bringen, um so rascher werden unsere Bürger und Unternehmen daraus Nutzen ziehen", so die zuständige EU-Kommissarin für Medien und Information Viviane Reding.
Ob und wann HDTV via DVB-T übertragen wird steht derzeit noch in den Sternen, entsprechende Tests laufen derzeit in Großbritannien und Frankreich. Laut Digitalisierungsbericht der ZAK (Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten), nutzten 2009 11,3 Prozent der deutschen Haushalte DVBT. Mehr Informationen, ob und wie Sie am besten DVB-T empfangen können, erfahren Sie in unserem Special "DVB-T Empfang".
Deutlich mehr Nutzer schauen via Satellit fern. 42,1 Prozent der deutschen Haushalte nutzten 2009 diesen Verbreitungsweg. Davon entfallen rund dreiviertel auf den digitalen Empfang, das entspricht in etwas 12 Millionen Haushalten – Tendenz steigend. Um teure Dopplungen im Simulcast (gleichzeitige analoge und digitale Übertragung) zu beenden, soll spätestens im April 2012 der Komplettausstieg aus der analogen Satellitenübertragung über die Bühne gehen. Bis dahin erwarten Experten eine nahezu flächendeckende Versorgung der Haushalte mit entsprechenden Receivern.
Weiterer Vorteil der Umstellung: Frei werdende Übertragungskapazitäten können den wachsenden Bandbreitenbedarf, welcher durch HD-Übertragung entsteht kompensieren, heißt es in einer Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Digitalisierung: „Durch die vollständige Umstellung auf digitale Übertragung können wertvolle Ressourcen effizienter genutzt sowie die Übertragungsqualität und Vielfalt der Programmangebote erhöht werden. Gerade für die Übertragung von Inhalten im High Definition Standard HDTV wird künftig mehr Datenrate benötigt.“
Dritter im Bunde der klassischen TV-Übertragungswege ist das Kabelfernsehen. Im Digitalisierungsvergleich bildet es das Schlusslicht gegenüber den anderen Technologien. 52,8 Prozent aller deutschen Haushalte nutzten 2009 Kabelfernsehen, davon lediglich 16,2 Prozent digital. Zwar sind inzwischen fast alle großen Kabelnetzbetreiber technisch im Stande, digitales Fernsehen anzubieten, doch liegen immer noch einige Stolpersteine auf dem Weg zur Volldigitalisierung der Kabelhaushalte.
Zum einen beweisen Studien, dass viele Nutzer das analoge Sender- und Qualitätsangebot als ausreichend ansehen, und nicht in Receiver investieren wollen, welche bei analogem Kabelempfang nicht nötig sind. Außerdem ergaben Umfragen, dass viele Haushalte gar nicht wissen, dass ihnen theoretisch digitales Kabelfernsehen zur Verfügung steht. Überdies waren viele Kunden der Meinung, ihr bisheriges Fernsehgerät wäre mit Digitalfernsehen inkompatibel. Eine breite Aufklärungskampagne seitens der Kabelnetzbetreiber scheint also von Nöten. Diese verwirren unterdessen mit ihren teils widersprüchlichen Aussagen über die zukünftige Ausstattung ihrer Netze, allen voran Kabel Deutschland. Der Netzbetreiber möchte sich weder klar für eine Einspeisung von HD-Kanälen aussprechen, noch einen konkreten Termin für den Analogausstieg nennen. Man begründet dies mit dem angeblichen Willen der Nutzer.
Es stellt sich allerdings die Frage, ob es in Zukunft überhaupt noch nennenswert große Nutzerkreise geben wird, die sich für analogen Empfang interessieren. Unabhängig davon forciert die deutsche Bundesregierung den Analogausstieg im Kabelnetz für 2012.
HD-Zukunftsmarkt IPTV?
All diese Zukunftsaussichten werfen jedoch eine wichtige Frage auf: Wie stark müssen Pixelzahlen und Bildwiederholungsraten noch steigen, um den Hunger der Zuschauer nach Neuerungen zu stillen? Oder sind es gar nicht die Zuschauer sondern vielmehr die Industrie, welche am technischen Fortschritt im Film- und Fernsehgeschäft interessiert ist?
Sicher, HDTV bietet eine deutlich höhere Qualität als das schon lange veraltete PAL-System und die Sehgewohnheiten der Zuschauer werden sich schnell an den neuen Schärfeeindruck gewöhnen.
Doch das Ende der Fahnenstange des technisch möglichen ist noch längst nicht erreicht. Alle namhaften Elektronikhersteller wollen noch in diesem Jahr 3D-fähige Fernsehgeräte auf den Markt bringen und in Japan erprobt man bereits die UHDTV-Technologie, welche die Full-HD Auflösung wiederum versechzehnfacht, also knapp 8000 Pixel pro Zeile bietet. Das "U" steht entsprechend für "Ultra". Damit überragt man selbst die Auflösung klassichen 35mm-Filmmaterials, welche mit circa 4000 Bildpunkten pro Zeile angegeben wird, und bisher das Maß der Dinge darstellte.
Sicher werden sich ambitionierte Nutzer weltweit für die neuen Technologien interessieren und auch bereit sein, dafür in immer kürzeren Abständen Geld zu investieren. Doch zumindest in Deutschland bleibt es fraglich, ob sich auf absehbare Zeit ein großer Markt für die HD-Nachfolger und – Weiterentwicklungen finden wird, denn schließlich fehlen bisher passende Inhalte fast gänzlich. Die Spezifikationen für eine 3D-Blu-Ray wurden zwar Anfang 2010 festgelegt, allerdings existieren bisher nur eine handvoll Filme, ein 3D-Sender ist hierzulande nicht in Sicht. Für UHDTV gibt es noch nicht einmal ein für den Massenmarkt geeignetes Trägermedium.
Wenn Albert Einstein den technischen Fortschritt Mitte des 20. Jahrhunderts schon für äußerst schnell hielt, so hat dieser rund 60 Jahre später noch einen Zahn zugelegt. Am Ende werden die Konsumenten entscheiden wie viele Bildpunkte und Dimensionen sie für ihr perfektes TV-Erlebnis benötigen und dabei wird vielleicht auch ein ganz anderer Aspekt eine Rolle spielen: Die inhaltliche Qualität – diese lässt sich nämlich nicht beliebig steigern. Hier finden Sie weitere wissenswerte Informationen und Tipss über HDTV und IPTV.
Quelle:
http://www.iptv-anbieter.info