Finanzexperten sprechen von einem Erdrutsch: Europas börsennotierte Firmen sind in der Summe wieder mehr wert als ihre Wettbewerber aus den USA. Das letzte Mal war das nach Einschätzung von Marktkennern vor nahezu 100 Jahren der Fall - vor dem Ersten Weltkrieg.Hamburg/London - Es ist die Art von Statistik, die Börsianer lieben. Es geht um Multimilliardenwerte, langfristige Trends - und um die Frage, wer die Nummer eins ist in der Welt. Die "Financial Times", der Börsenkanal CNBC und andere Fachmedien machen das Thema denn auch groß auf.
Dabei liegen die reinen Vergleichszahlen - zumindest in Börsendimensionen - noch verhältnismäßig nah beieinander. Nach Daten des Finanzinformationsdienstes Thomson Financial hat sich die Marktkapitalisierung aller Firmen an 24 europäischen Aktienmärkten zuletzt auf 15.720 Milliarden Dollar belaufen. An den US-amerikanischen Aktienmärkten seien es dagegen 15.640 Milliarden gewesen.
Das besondere daran ist: Die europäischen Börsen (inklusive Russland und Osteuropa) haben damit erstmals seit Jahrzehnten den USA wieder den Rang abgelaufen. Der Börsenhistoriker Mike Staunton von der London Business School sagte der "Financial Times", Europas Aktienmärkte seien zuletzt 1914 mehr wert gewesen als die amerikanischen.
Ein Aktienstratege verglich die Entwicklung laut "FT" mit einem "Erdrutsch". Für das gewachsene Gewicht europäischer Aktienmärkte gibt es mehrere Gründe - darunter das Kursplus des Euro, der wirtschaftliche Aufschwung in Osteuropa und die wieder gestiegene Profitabilität westeuropäischer Großkonzerne.
Hinzu kommt, dass die New Yorker Börse jüngst an internationaler Bedeutung verloren hat - in London fanden zuletzt deutlich mehr Börsengänge statt als an der Wall Street.
Quelle :
www.spiegel.de