In der Kölner Innenstadt macht ein Online-Plattenladen mit Plakatwerbung auf das neue Album einer Pop-Prinzessin aufmerksam. Das Besondere: Auf Wunsch übermitteln die elektronisch aufgerüsteten Plakatwände einen Song der Künstlerin auf die Handys der Passanten.Für Berliner ist der neue Werbetrick schon fast ein alter Hut. Bereits vor einem Jahr stellte die auf Außenwerbung spezialisierte Wall AG dort drei mit Bluetooth-Kurzstreckenfunk aufgerüstete Plakatwände auf, um deren Akzeptanz zu testen. Das für die Werber erfreuliche Ergebnis: Binnen drei Wochen passierten mehr als 26.000 Fußgänger mit aktiviertem Bluetooth die Plakate. Mehr als 1200 davon gingen sogar auf die per Funk ans Handy übertragene Mitteilung "Ein Download liegt für Sie bereit" ein und ließen sich eine Datei auf das Mobiltelefon übermitteln - ohne zu wissen, welchen Inhalt diese in sich trägt.
Diese Unsicherheit ist bei der Kölner Aktion der Tigavision GmbH nicht zu befürchten. Der Betreiber des Musikportals
www.mp3.de weist auf seinen Plakaten deutlich darauf hin, dass es hier darum geht, sich einen Song der britischen Künstlerin Nelly Furtado als MP3-Datei senden zu lassen, kostenlos, wie es ausdrücklich heißt. Eine Woche lang, vom 5. bis zum 11. März soll die Aktion laufen. Fortsetzungen, auch in anderen Städten, seien derzeit nicht geplant, aber denkbar, teilte Tigavision auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit.
Mp3.de-Geschäftsführer Johannes Erlemann sieht in der funkenden Plakatwerbung "ein innovatives Tool mit Zukunft." Sicherheitsbedenken gibt es bei Tigavision offenbar nicht. Schließlich verspricht man, der Service sei für den Benutzer absolut anonym und man gehe über den Download des Musiktitels auch kein Abonnement oder anderweitige Verpflichtungen ein.
Wer jedoch die Bluetooth-Funktionen seines Handys aktiviert und damit durch Stadt spaziert - immer in der Hoffnung kostenlose Goodies zugespielt zu bekommen - geht automatisch ein gewisses Risiko ein. Schließlich ist es für technisch versierte Handy-Hacker kein Problem, sich über eine offene Bluetooth-Verbindung Zugang zu einem Handy zu verschaffen. Auf diesen Weg können nicht nur Daten ausgelesen, sondern beispielsweise auch Programme eingeschmuggelt werden, etwa, um Gespräche mitzuhören, oder, um auf Kosten des argloses Besitzers zu telefonieren.
Sollte Bluetooth-Werbung sich zu einem Trend auswachsen, steht zu befürchten, dass auch Handynutzer, die bislang keine Verwendung für den Bluetooth-Kurzstreckenfunk hatten, diese Funktion an ihrem Gerät aktivieren, um an die Gratis-Angebote zu kommen. Damit könnten deutsche Innenstädte zu einen Paradies für Handyviren werden.
Wer es also darauf anlegt, sich beispielsweise den kostenlosen Furtado-Song aufs Handy spielen zu lassen, sollte die Bluetooth-Funktion nur für die Dauer der Übertragung aktivieren und danach sofort wieder abschalten. So ist man auf der sicheren Seite und verpasst trotzdem nichts.
Quelle :
www.spiegel.de