Äthiopiens Einmarsch in Somalia löst weltweit Ängste vor einem Großkrieg am Horn von Afrika aus. Die Uno berief für heute Abend eine Dringlichkeitssitzung ein, international wurde die Eskalation kritisiert. Äthiopiens Premier Meles verkündete den Tod von bis zu 1000 Islamisten in Somalia.Hamburg - Der Weltsicherheitsrat hat für 21 Uhr MEZ eine Dringlichkeitssitzung über den Krieg in Somalia anberaumt. Der Uno-Sondergesandte für das Land, François Lonseny Fall, sollte die Mitglieder des Gremiums über die aktuelle Lage unterrichten. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte wie zuvor die EU und die Afrikanische Union die Eskalation des Konfliktes. Sie errege große Sorge: "Ziel aller Bemühungen muss jetzt ein sofortiges Ende aller Kämpfe sein."
Durch Äthiopiens Kriegserklärung an Somalias islamistische Milizen an Weihnachten hatten sich die Kämpfe in dem ostafrikanischen Land dramatisch zugespitzt. Es gebe Berichte über mehr als 1000 Tote und 3000 Verletzte, sagte heute der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi.
Die Islamisten seien nach mehreren äthiopischen Luftangriffen gestern und heute auf dem vollen Rückzug: "Wir haben unseren Auftrag in wenigen Tagen schon zur Hälfte erfüllt." Bei einer Bodenoffensive von 3000 bis 4000 äthiopischen Soldaten zusammen mit Truppen der offiziellen Regierung des Nachbarlandes habe es "unglücklicherweise auf der anderen Seite schwere Verluste" gegeben, sagte er. "Die Streitmacht der somalischen Regierung und Äthiopiens hat den internationalen terroristischen Kräften das Rückgrat gebrochen." Unter den Toten seien "einige Somalier, aber die meisten sind ausländische Kämpfer".
Unabhängig abgesicherte Toten-Zahlen gibt es bisher nicht. Nach Informationen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind mehr als 800 Menschen verletzt worden. Dies ergebe sich aus verschiedenen aktuellen Berichten der Gesundheitsdienste vor Ort, teilte eine Sprecherin mit.
Islamisten verlegen Stellungen zurückAn der Hauptfront nahe Stadt Baidoa, in der die offizielle Regierung sitzt, hatten die Islamisten ihre Stellungen mehr als 50 Kilometer nach Südosten verlegt - dies sei allerdings nur ein "taktischer Rückzug", sagte der Führer des Rats der Islamischen Gerichte, Sheik Sharif Sheik Ahmed. "Der Krieg tritt in eine neue Phase ein. Wir werden sehr lange gegen Äthiopien kämpfen und erwarten, dass sich der Krieg auf alle Orte ausweitet." Islamisten-Sprecher Abdi Kafi kündigte Äthiopien einen "Tag des jüngsten Gerichts" an. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis man aus allen Richtungen zur Gegenoffensive aushole.
Die Islamisten gaben auch ihre Stellung in Bur Hakaba auf, im Norden zogen außerdem Regierungstruppen und äthiopische Einheiten in der Stadt Bulo Barde ein. Inzwischen rücken die äthiopischen und somalischen Regierungstruppen offenbar auf die Hauptstadt Mogadischu vor, wo die Islamisten ihr Hauptquartier eingerichtet haben. "Die äthiopischen Truppen sind etwa 70 Kilometer von Mogadischu entfernt", sagte am Nachmittag Abdikarin Farah, der somalische Botschafter in Äthiopien. Somalias offizielle Regierung forderte die Islamisten zur Kapitulation auf und bot eine Amnestie an. "Wir fordern die Miliz der islamischen Gerichte auf, sich der Regierung zu ergeben, bevor sie von ihr bestraft wird", sagte Regierungssprecher Abdirahman Dinari in Baidoa.
Äthiopiens Premier Meles hatte am Samstag offiziell den somalischen Islamisten den Krieg erklärt. Er begründete dies mit dem Kampf gegen internationale Terroristen und der Wahrung äthiopischer Interessen in der Region: "Die Umstände zwingen uns dazu." Daraufhin griff Äthiopiens Militär mit Kampjets die beiden internationalen Flughäfen in Mogadischu und Baledogle an und startete gemeinsam mit somalischen Regierungstruppen die Bodenoffensive.
Quelle :
www.spiegel.de