Das fast völlige Fehlen des Elements "Zukünftigkeit"
Während sich die europäische Literaturwissenschaft schon seit einigen Jahrzehnten mit der zeitgenössischen utopischen Literatur beschäftigt, fand das erste Symposium zur "Arabischen Literatur und Science Fiction" erst im April 2006 statt. An der Fakultät für Literatur und Humanwissenschaften im marokkanischen Casablanca wurde darüber diskutiert, ob es in der arabischen Welt überhaupt ein Bewusstsein für SF gibt, warum SF den arabischen Autoren keinen Spaß macht und wie sich die mangelnde Verbreitung dieser Literaturgattung, auch im akademischen Sektor, überhaupt erklären läßt.
Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.Arabisches SprichwortUnter der Leitung des Professors für arabische Literatur Dr. Idriss Qassouri referierten die Teilnehmer über die paar wenigen Romane arabischsprachiger Autoren, die sich mit Themen der Zukunft beschäftigen. Man analysierte den Ist-Zustand und bemängelte anschließend, dass sich auch Literaturkritiker nicht ausreichend mit dem Genre beschäftigen. Eine fundierte Analyse vorzulegen fiel allerdings schwer, denn es gibt "viel zu viel westliche Theorie für viel zu wenig arabisches Material."
Für dem Umgang mit dieser Literaturgattung war bislang eher die folgende Sichtweise charakteristisch: Noch 1987 wurde auf einem großen Symposium über Kinderbücher in den Ländern der Golfstaaten die SF-Literatur zwar als "grundsätzlich anregend" bezeichnet, aber die Geschichten und TV-Serien sollten doch besser in einer den arabischen Kindern gewohnten Umwelt spielen, sich aus der arabischen Kultur ableiten und außerdem auch zu den Glaubensgrundsätzen des Islam passen. Das Motto lautete: "Die Phantasie des Kindes soll befreit werden - aber in anerkannten Grenzen."
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