Autor Thema: Fachkräftemangel: Deutsches IT- Gejammer 2.0  (Gelesen 641 mal)

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Fachkräftemangel: Deutsches IT- Gejammer 2.0
« am: 18 Dezember, 2006, 18:56 »
Die deutsche IT-Industrie klagt mal wieder über Fachkräftemangel und restriktive Zuwanderungsregeln für Ausländer. Aber mit mehr Gast-Programmierern allein ist das Problem kaum zu lösen. Experten fordern, dass deutsche Unis attraktiver werden müssen für ausländische Studenten.

Hamburg - Veranstaltungen wie der IT-Gipfel heute in Potsdam sind ideal, um ordentlich Lobbyarbeit zu betreiben. Wenn die Kanzlerin mit Firmenbossen diniert, kann man ihr noch einmal alle Wünsche auftragen, die die milliardenschwere Branche hegt. Mit Angela Merkel haben die Unternehmen ein verständiges Gegenüber: In ihrem Video-Podcast hatte sie bereits für den Einsatz von Funketiketten (RFID) im Supermark geworben - zur Freude der Hersteller.

Der Branchenverband Bitkom nutzt den Gipfel, um erneut auf den Mangel an Experten hinzuweisen, der den Standort Deutschland gefährden könne. Die Bundesregierung müsse schnell gegensteuern, forderte Bitkom-Chef Bernhard Rohleder in einem Radiointerview. Einige mittelständische Unternehmen könnten dauerhaft zehn Prozent der freien Stellen nicht besetzen. Er verlangte, die Zuwanderungshürden für Fachleute zu senken, die aus einem Land außerhalb der EU kommen. Statt eines Mindestgehalts von 84.000 Euro solle ein auf Bedarf und Qualifikation basierendes Punktesystem zu Grunde gelegt werden.

Greencard, Zuwanderungsgesetz, IT-Gipfel

Das Gejammer der Branche über fehlende Fachkräfte ist nicht neu. Merkels Vorgänger Gerhard Schröder hatte sogar eigens eine deutsche Green Card erfunden, die 2005 durch das neue Zuwanderungsgesetz ersetzt wurde. Doch die Regelungen, die Zehntausende Fachleute nach Deutschland bringen sollten, brachten nicht den gewünschten Erfolg.

Nach Bitkom-Angaben kommen nicht einmal 3000 Experten pro Jahr ins Land. Eine zeitlich und örtlich unbeschränkte Niederlassungserlaubnis, die ein Mindestgehalt von 85.000 Euro voraussetzt, wurde 2005 an nicht einmal als 1000 Ausländer vergeben. Der Rest erhielt eine fünf Jahre lang gültige Aufenthaltserlaubnis, wobei die Bezahlung hier der deutschen Arbeitnehmer entsprechen muss.

Stephan Pfisterer, Personal-Experte bei Bitkom hält das Gehaltsminimum von 85.000 Euro für die unbeschränkte Niederlassungserlaubnis für zu hoch. Man solle den Betrag auf 50.000 Euro absenken. "Da wird immer noch niemand ausgebeutet", sagte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Das Zuwanderungsgesetz habe sich nicht bewährt: Es baue zu hohe Hürden auf und sei zudem im Ausland kaum bekannt. "Es kommen im Moment weniger Fachkräfte nach Deutschland als unter Schröders Green-Card-Regelung."

Dabei galt schon jene Green Card als Pleite. "Sie war ein restriktives Modell", sagte Federico Foders, Zuwanderungsexperte des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. "Man muss sich nicht wundern, dass das nicht funktioniert hat."

Sprache als Bremsklotz

So war zum Beispiel die berufliche Selbständigkeit der Green-Card-Besitzer in Deutschland überhaupt nicht vorgesehen. Doch "wenn man hochqualifizierte Leute ins Land holen will, muss man ihnen alle Möglichkeiten bieten", sagte Foders zu SPIEGEL ONLINE. Niemand wolle seine berufliche und private Lebensplanung auf einen einzigen Arbeitgeber bauen - schon gar nicht in einem fremden Land. Zwar würden deutsche Behörden mit dem Zuwanderungsgesetz inzwischen "flexibler reagieren". Doch "das Gesetz hat nur marginale Verbesserungen gebracht".

Bitkom-Experte Pfisterer räumte allerdings ein, dass nicht das Zuwanderungsgesetz allein Schuld ist an den niedrigen Einwandererzahlen. Auch die Sprache sei "ein Bremsklotz". Klar, dass sich indische Informatiker nach ihrem Studium lieber in Richtung USA oder Großbritannien orientieren. Dort können sie ihre Englischkenntnisse direkt einsetzen.

Nach Einschätzung Foders' könnte die IT-Branche deutlich mehr Fachkräfte bekommen, wenn das Angebot der deutschen Universitäten für Ausländer attraktiver wäre. Gelinge es, ausländische Studenten hierzulande für eine Ausbildung zu gewinnen, wären auch die Chancen größer, dass sie langfristig in Deutschland blieben. "Der Vorteil ist, dass sie dann schon vier bis fünf Jahre hier gelebt haben und die deutsche Sprache beherrschen." Diese Variante wäre schließlich einfacher, als "jemanden aus Indien oder den USA hierher zu locken, der schon woanders studiert und gearbeitet hat". Bitkom-Präsident Willi Berchthold sagte: "Wir müssen unser Bildungssystem verbessern." Globaler Wettbewerb bedeute "auch globaler Bildungswettbewerb".

Womöglich hat die deutsche IT-Branche einfach nur Hoffnungen in das Zuwanderungsgesetz gesetzt, die es niemals erfüllen konnte, selbst wenn es wesentlich liberaler gefasst wäre. Zumindest für den prototypischen Informatiker aus Indien ist Deutschland eben nur mäßig attraktiv: komplizierte Sprache, restriktives Ausländerrecht, latente oder sogar ganz offene Fremdenfeindlichkeit.

Unis als Rettungsanker?

Nach Meinung Foders' wird der Bedarf an IT-Kräften in Deutschland weiter steigen. So machten nicht nur zu wenige Schüler in Deutschland Abitur - die Zahl der Studenten in den klassischen IT-Studiengängen sei daher kleiner als erforderlich. Außerdem schrumpfe die deutsche Bevölkerung. "Diese Lücke müssen wir mit Ausländern schließen", sagte Foders.

Profitieren könnte die IT-Branche von der Europäischen Union (EU). Migrationsforscher Foders prophezeit, dass besonders Deutschlands Attraktivität innerhalb der EU zunehmen wird. Mit der Erweiterung der EU ließen sich zudem viele neue Arbeitskräfte auch für die IT-Welt finden. Nicht aus China und Indien, sondern aus Ländern, die nicht ganz so weit weg liegen, wie Polen oder Tschechien. In der Tat dürfte die EU-Erweiterung zu einer gewissen Entspannung beitragen: "Bei uns arbeiten einige ausländische Kollegen", sagte Frank Widmayer, Vorstand Personal CAS Software AG in Karlsruhe. "Die kommen jedoch aus EU-Mitgliedsstaaten, was die Sache sehr einfach macht."

Informatiker aus Indien will das Unternehmen, das sich auf sogenannte CRM-Lösungen für den Mittelstand spezialisiert hat, eher nicht einstellen. "Die Integrationskosten sind nicht unerheblich", sagte Widmayer. "Das haben wir selbst erfahren müssen bei einem Projekt mit einer indischen Softwarefirma." Die Leute herzuholen, sei nicht unbedingt die beste Lösung. CAS bevorzuge stattdessen Offshore-Verträge, bei denen die IT-Experten in ihrem Umfeld blieben. "So kann man auch von den günstigen Tagessätzen profitieren."

Auch das gehört zur Globalisierung: Auf der einen Seite wird über den Mangel an Fachkräften gejammert - nach Bitkom-Informationen geben 49 Prozent der Unternehmen an, nicht die für ihre Aufträge benötigten Experten zu finden. Gleichzeitig werden Programmieraufträge ins Ausland vergeben, wo die Löhne deutlich niedriger sind. "Bei den Stundenlöhnen können wir nicht konkurrieren", sagte Bitkom-Experte Pfisterer. "Wir müssen dem höhere Qualifikationen entgegensetzen. Wenn zum Lohngefälle auch noch Qualifikationsdefizite hinzukommen, dann geht es tatsächlich abwärts mit Deutschland."

Quelle : www.spiegel.de

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