Autor Thema: DER MENSCH 2067 - Ohr am Arm, Magnet im Finger  (Gelesen 5433 mal)

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Offline Jürgen

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Re: Medizin 2067: Hightech für Reiche, Diabetes für Arme
« Antwort #15 am: 14 Februar, 2007, 00:47 »
Zitat
Mit zunehmendem Wohlstand breiten sich klassische Lifestyle-Krankheiten aus: Diabetes, ...
...das kann nur für Typ II gelten.
Typ I (wie weiter oben erwähnt), auch juvenile Form genannt, hängt definitiv nicht von Ernährung oder sonstwie der Lebensweise ab.

Und im übrigen ist Armut in Hinsicht auf solche Krankheiten und ihre Behandlungsmöglichkeiten kein reines Dritte-Welt-Thema.

Auch hier in Deutschland gibt's viele arme Leute, die ihre Diabetes nicht optimal behandeln können, z.B. weil die zur Blutzuckermessung notwendigen Sensoren nicht in ausreichender Anzahl von den gesetzlichen Kassen bezahlt werden, die teuren Lithium-Batterien für die Messgeräte garnicht. Auch nicht von den Sozialkassen...
Ebenso haben die ges. Kassen bestimmte etwas teurere Insuline aus dem Leistungskatalog gestrichen.

Und dann wollen wir bitte nicht vergessen, dass spätestens seit ALG2 hunderttausende Bürger ganz ohne Krankenversicherung dastehen.

Nicht oder mangelhaft behandelte Diabetes führt langfristig sicher zum Tode, oft nach jahrelangem Siechtum und unter Verlust von Gliedmassen. Oft aber auch schon nach kürzerer Zeit, durch schwere Stoffwechselanomalien und / oder Herzinfarkte oder Schlaganfälle...

Auch die verbreitete Neigung zahlreicher altmodisch denkender Hausärzte und ebenso vieler Patienten und ihres Umfelds zur Vermeidung der Gabe von Insulin anstatt stoffwechselmanipulierender oraler Medikamente mit schwersten Nebenwirkungen lässt den Verlauf häufig unnötig dramatisch werden.
Gutes und wohldosiertes Insulin ist die einzige fast risikolose Behandlung, die ein jahrzehntelanges Weiterleben ohne Nebenwirkungen und Langzeitschäden möglich macht.

Aber an den besagten schweren Medikamenten wird leider sehr viel mehr Geld verdient  >:(
Auch wenn man schliesslich d'ran verreckt, oder eines Tages ohne Beine 'dasteht'...

Wie also soll man so optimistisch sein anzunehmen, dass weltweit gut vorankommt, was sich hierzulande mit übelsten Folgen dem Rückschritt unterwirft?
« Letzte Änderung: 14 Februar, 2007, 00:58 von Jürgen »
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Projekt Übermensch: Upgrade ins Nirvana
« Antwort #16 am: 22 November, 2007, 11:03 »
Robotik, Neuro-Implantate, Hirn-Enhancement, Gentechnik: Wohin führt das?

Zwang und Lust an Vervollkommnung der eigenen Person sind uralt, evolutionär zunächst dem Überleben dienend wurde Erkenntnis zum Kulturgut. Schon die frühen Werkzeuge erweiterten den allgemeinen Handlungsraum des Menschen. Interessant wurde es immer dann, wenn die Werkzeuge inkorporiert wurden, denn dann stand Integrität und Wesensnatur auf dem Spiel.

Krücke, Holzbein und Brille sind frühe Prothesen, ihre Linie verlängert sich bis zu den chipgesteuerten Hochleistungsprothesen bei den heutigen Paralympics. Früher waren Prothesen und Implantate schlechter Ersatz, nun ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine Prothese oder ein Implantat zum Ausschluss eines Sportlers bei einem Wettbewerb führen wird. Der rasante technische Fortschritt, Rechenkapazität gepaart mit Miniaturisierung, ermöglichen den Einzug der Technik in den Körper. Ein wunderbares Beispiel dafür, vor welchen Aufgaben die Sportethik zukünftig stehen wird.

Cochlea-Implantate übernehmen das Ohr, andere zentrale Funktionen des Körpers werden folgen. Teile der KI-Gemeinde träumen schon jetzt von der Übernahme höherer kognitiver Funktionen. Aber der Künstlichen Intelligenz sind über die Jahre die Grenzen ihres Ansatzes vor Augen geführt worden. Das hält die Apologeten des vollständigen Nachbaus des Menschen nicht davon ab, in unregelmäßigen Abständen den Durchbruch zu verkünden. In den letzten Jahren ist es still geworden um Minsky, Moravec und Kurzweil, dafür durfte Aubrey de Grey ran und die Heilung des Alterns voraussagen. Man kann sich über die Propheten lustig machen, sie sind allerdings nur die Randerscheinung einer umfassenden Geistesströmung, welche die Fähigkeiten des Menschen technisch erweitern will.

Die Rolle der in menschenähnlichen Maschinen verkörperten Künstlichen Intelligenz dürfte dabei klein bleiben. In eng umrissenen Welten wie beispielsweise Schachbrettern ist die KI stark, sobald sie in reale Unwägbarkeiten geworfen wird, zeigt sich die Schwäche der reinen Berechnung. Die Siliziumknechte tummeln sich zur Zeit auf Miniatur-Fußballplätzen oder auf vier Rädern in der Wüste und haben frappante Probleme, sich autonom zu orientieren, anzukommen, geschweige denn auch noch sinnig zu handeln.

Dort wo KI zum Posthumanismus wird, ist die Schwelle zum Erlösungsversprechen übertreten. Ob Reinraum des Cyberspace oder Upgrade eines Androiden mit kompletthumaner Software: Im Kern geht es um den Übergang des menschlichen Wesens in eine neue Seinsform. Logischerweise fließt in diesem Siliziumparadies nur klares Wasser die Flüsse hinunter und alle Frauen haben Körbchengröße G.

Neuro-Enhancement

Weitere Techniken weisen über den Menschen hinaus: Magnetisches und medikamentöses Enhancement der Denkvorgänge und natürlich die Gentechnik. Die Doping-Diskussion ist momentan noch primär an körperlich leistungssteigernden Substanzen wie EPO festgemacht, dabei leben Teile der Gesellschaft in einem dauergedopten Zustand. Morgens Koffein, Abends das Entspannungsbierchen, am Wochenende ein Näschen. Für die Verzweifelten Prozac, für die Willigen Viagra, für die Gestressten Diazepam.

Das spirituelle Doping des Geistes fristet ein Schattendasein in der Ecke der Drogenpolitik. Diese wird mittlerweile ohnehin von den Pharma-Konzernen effektiver betrieben. Indikationen lassen sich immer finden, das Geld kommt mit dem Off-Label-Use rein. Die Diskussion um Neuro-Enhancement mittels neuer, legaler Wirkstoffe ist bereits in Gang, aber in den Pipelines der pharmazeutischen Firmen ist kein Wundermittel mit Namen "Nürnberger Trichter" in Sicht.

Allerdings werden die Grundlagen des Lernens immer besser ergründet, die Erforschung der Alzheimer Demenz zeigt die neuronalen Bedingungen des Denkens auf, hier lastet Leistungsdruck auf den Arzneimittelforschern. Weil zudem hohe Gewinne locken, ist damit zu rechnen, dass bessere Wirkstoffe entwickelt werden, die zumindest die Degeneration aufhalten. Ob dies in gesunden Menschen zu einer Leistungssteigerung des Denkorgans führt, steht auf einem anderen Blatt.

Genbasierte Designer-Medikamente

Rund zehn Prozent aller Medikamente auf dem Markt sind mit Hilfe gentechnischer Verfahren hergestellt worden – Tendenz steigend. Im Gegensatz zur grünen Gentechnik ist dieser Bereich der roten Gentechnik weithin akzeptiert. Das Einbringen eines fremden Gens in einen Organismus, um diesen zur Expression eines bestimmten Wirkstoffs zu bringen, ist die eine Sache, das Einbringen von fremden Genen in den menschlichen Organismus eine andere.

Aus Sicht einiger Mediziner ist diese "Gentherapie" nur die logische Fortsetzung der Produktion von gentechnischen Arzneimitteln. Hierbei würde beispielsweise ein Patient mit einer Enzym-Mangelkrankheit keine Medikamente mehr einnehmen, sondern einige seiner Körperzellen würden gentechnisch so verändert werden, dass er das fehlende Enzym selbst bildet.

Bei der erblichen Immunschwäche SCID-X wurde das schon versucht, doch es trat als Nebenwirkung Leukämie auf. Die Mediziner hatten das Enzym-Gen an einer falschen Stelle ins Erbgut der schwerkranken Probanden eingefügt. Gentherapeutisch behandeln tat man auch zwei Männer in Frankfurt am Main. Dort wurde 2005 den zwei schwerkranken Patienten blutbildende, gentechnisch veränderte Stammzellen injiziert. Der Erfolg ist bis heute umstritten, die Langzeitwirkung auf die körpereigenen Zellen unklar.

Wissenschaftler wie der Humangenom-Pionier Francis Collins, der das "Human Genome Project" zur Entschlüsselung des menschlichen Genoms leitete, sehen gleichwohl optimistisch in die Zukunft. Er sagt voraus, dass bis 2020 genbasierte Designer-Medikamente für Bluthochdruck, Diabetes und andere der sogenannten "Volkskrankheiten" verfügbar sein werden.

An dieser Stelle kann der Raum betreten werden, in dem die Zukunftsmusik spielt. Vorstellbar sind zukünftig beispielsweise Gentherapien, die auf die Nachkommen des Patienten vererbt werden. Noch verwehren sich die Mediziner gegen solche Ideen. Und noch geht es nur um ein Stück vom Leben für schwerkranke Menschen.

Der Übermensch des 21. Jahrhunderts

Schon immer gab es Bemühungen, sich mit Hilfe der Errungenschaften der Medizin nicht nur zu therapieren, sondern auch über den normalen Zustand hinaus zu optimieren. An dieser Stelle setzt Enhancement an, die Erweiterung der Basisfunktion.

Dieses Über-sich-Hinauswachsen, der Versuch der Vervollkommnung, die Lust, schier Übermenschliches zu leisten, ist Triebkraft der Menschheit bis heute; mit allen kreativen wie zerstörerischen Konsequenzen. Mit ironischer Konnotation kann man von einer sozialen Bewegung der "Übermenschen" sprechen.

Aber der Übermensch ist nicht nur einer, der über sich hinaus wachsen will. Nach Friedrich Nietzsche will der Übermensch die Kräfte des heiligen Chaos in das Diesseits bringen. Alle Gefühlsspitzen und Erweckungen, aber auch die bis dato ins Jenseits gerichteten Ekstasen und Hoffnungen auf Erlösung sollen zurück auf die Erde gebracht werden.

Während Nietzsches Übermensch die Religion in sich wieder finden will, hat der Übermensch des 21. Jahrhunderts sie in den Raum technischer Potentiale zurück verfrachtet. Gründe dafür gibt es genug: Der Fortschritt wurschtelt sich in die letzten Fasern des molekularen Daseins hinein, alles scheint erklärbar, wenn nicht heute, so doch morgen. In diesem Sinne ist Wissenschaft zur Quasi-Religion geworden. Das über sich hinaus wachsen ist heute technisch banalisiert, die Aufgehobenheit im heiligen Chaos, dem geistigen Urgrund aller Religionen vor ihrer unheilvollen Institutionalisierung, ist heute eher durch den Cyberspace erwünscht als durch religiöse Praktiken.

Nietzsches Übermensch war ein entscheidendes Stück weiter gegangen. Erst in der Transzendierung des arbeitsorientierten, technisierten Welt findet der Mensch seine wahre Bestimmung: Ein hingebungsvolles Leben als Kunstwerk. Nicht nur am Rande sei hier erwähnt, dass der Übermensch eben auch Gefahr läuft sich einzubilden, über die aus seiner Sicht Zurückgebliebenen zu richten. Wo der Übermensch herrscht müssen die Untermenschen leiden.

Selbstvervollkommnung trägt immer auch die Gefahr der Egozentrik und des Größenwahns in sich. Durch das über sich hinauswachsen entfremdet der Mensch sich dann von sich selbst. Man merkt, hier schwingt im Hintergrund schon die Idee von der Raupe, die noch zum Schmetterling werden muss. Getrieben wird diese nur heute wohl weniger vom naturgegebenen Programm, als von den Anforderungen der Leistungs-, manche würden sagen kapitalistischen Gesellschaft.

Angesichts der ökologischen Lage kann der Übermensch heute nur noch bescheiden von seinem Gipfel aus hinab blicken. Zu lange hat er vergessen, auf welchem Grund und Boden er da eigentlich steht. Nun müssen Aufstreben und Genügsamkeit neu ausbalanciert werden.

Es gibt also viel zu tun, um die Chancen, Gefahren und Absurditäten des Projekts "Übermensch" zu erläutern.

Quelle : www.heise.de

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Zwei Millionen dopen am Arbeitsplatz
« Antwort #17 am: 13 Februar, 2009, 12:39 »
Das Phänomen ist bekannt, jetzt gibt es erstmals heimische Zahlen dazu: Laut dem aktuellen Gesundheitsreport der DAK greifen rund zwei Millionen Menschen in Deutschland am Arbeitsplatz zu aufputschenden, konzentrationssteigernden oder beruhigenden Medikamenten, um Stress und Konflikten standhalten zu können. Die repräsentative Umfrage bei rund 3000 Arbeitnehmern im Alter von 20 bis 50 Jahren ergab, dass jeder fünfte als Gesunder schon einmal solche Mittel genommen hat. Weniger als die Hälfte von ihnen, etwa 800 000, schlucken die Substanzen, die eigentlich gegen alters- und krankheitsbedingte Gedächtnisstörungen oder Depressionen entwickelt wurden, regelmäßig. Die Medikamente werden meist über illegalen Versandhandel oder über Kollegen, Freunde und Familie bezogen. 40 Prozent der "Doper" nehmen die Hirn-Dopingmittel sogar mehrmals am Tag oder zumindest mehrmals pro Woche ein.

Die DAK glich für ihre Umfrage Verordnungsdaten von Antidepressiva, Betablockern, Demenz-Mitteln und Medikamenten gegen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) mit den Diagnosedaten ab. Die Ergebnisse legen nahe, dass viele Berufstätige die leistungssteigernden Mittel auf eigenen Wunsch erhalten. Beim Demenz-Mittel Piracetam zeigte sich die Diskrepanz besonders deutlich: Nur 2,7 Prozent der DAK-Versicherten wiesen tatsächlich eine passende Diagnose auf. 83 Prozent erhielten das Medikament gegen Beschwerden, für die es eindeutig nicht zugelassen ist – und 15 Prozent der Versicherten bekamen das Mittel gänzlich ohne Diagnose.

Weitere Ergebnisse der Umfrage: 40 Prozent der Befragten wissen, dass die Medikamente auch bei Gesunden wirken. Jedem Fünften wurde die Einnahme schon mal nahegelegt – jede dritte Empfehlung kam von einem Arzt. Immerhin jeder Fünfte glaubt, dass die zu erwartenden Effekte die Risiken der Einnahme aufwiegen. Und fast genau so viele kennen mindestens einen Menschen, der schon einmal – ohne medizinischen Grund – stimmungssteigernde oder leistungsfördernde Medikamente eingenommen hat.

Wie Technology Review voriges Jahr berichtete, hatte auch das Fachjournal Nature eine – allerdings nicht repräsentative – Umfrage zum Thema Gehirn-Doping unter seinen Lesern durchgeführt. Auch hier gab jeder fünfte der befragten Akademiker an, schon mit Hirndoping experimentiert zu haben, zwölf Prozent gaben zu, es regelmäßig zu betreiben.

Quelle : www.heise.de

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Re: Zwei Millionen dopen am Arbeitsplatz
« Antwort #18 am: 13 Februar, 2009, 21:27 »
Gelten Kaffee und Kippen eigentlich auch schon als Doping?
Oder die Pheromone lieblicher Kolleginnen?
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Neuroimplantate, pharmakologisches Menschendesign und Elitenzucht?
« Antwort #19 am: 11 April, 2009, 18:19 »
Die Welt im Jahr 2070 - Teil 1

Die Cyborgs sind schon lange unter uns. Klinisch eingesetzte Implantate und künstliche Organe gehören zum Alltag der Krankenhäuser in den Industrienationen. Angefangen bei Linsen und Zähnen, zieht sich die Reihe über Knochenimplantate, künstliche Hüften, Gelenke, Sehnen und Brusteinsätze bis hin zu Membranen und Herzklappen. Dazu kommen in den letzten Jahren Methoden, die über Elektro-Stimulation und eingebaute Chips mehr oder minder direkt mit dem Gehirn Kontakt aufnehmen. Während die Ärzte forschen und operieren, diskutiert die techno-affine Öffentlichkeit die Phänomene dieser invasiven Technik unter Begriffen wie "Brain Computer Interface" oder Mensch-Maschine-Schnittstellen.

Die Grenzen zwischen Kurieren, Modulieren und Manipulieren sind schwammig geworden. Werden lebensverlängernde Maßnahmen selbst dann angewandt, wenn der Nutzen für den Patienten fragwürdig ist? Wandern diese Techniken bereits in die Körper gesunder Menschen, z.B. Soldaten, die für den Kampf optimiert werden sollen? Tatsächlich gibt es bereits jetzt Forscher, die im Selbstversuch Nerven mit elektronischen Implantaten verbinden. Im kommenden Zeitalter der Prävention wird die Grenze noch schwieriger zu ziehen sein. Die Akteure im Gesundheitssystem plädieren für präventive Maßnahmen, um die Gesellschaft erst gar nicht krank werden zu lassen. Dies könnte die Tendenz fördern, frühzeitig Implantate einzusetzen oder gar Organe auszutauschen, um erst gar nicht mir einem geschwächten Organismus arbeiten zu müssen. Vorbild ist der pharmakologische Sektor: Ernährung ist heute keine Sache der Nährstoffversorgung mehr, sondern soll der Prophylaxe dienen, beispielsweise zum Schutz vor der nächsten Erkältung oder vor Demenzerkrankungen. Die Einen essen schon morgens Vitaminpillen, die Anderen futtern Fischölkapseln. Alle Beteiligten sind sich sicher, dass der Aufschwung, den der Sektor der Nahrungsergänzungsmittel in den letzten Jahren erfahren hat, anhalten wird.

Addiert man Neuroimplantate, Organzucht und Chemisierung der Gesellschaft, liegt die Vision von ganzen Gesellschaftsgruppen nahe, die optimiert durchs Leben rennen. Aber was ist zeitabhängige Mode, was hängt sich fest? Haben sich Schönheit-OPs in den reichen Ländern heute tatsächlich auf breiter Basis durchgesetzt? Die Zahlen sprechen dafür. Wird das noch mehr werden? Meine Frau sagt: "Wenn die Welt so bleibt, wie sie ist, ja. Aber es kann ja auch alles anders kommen und dann sind wir froh, wenn es noch eine Tetanus-Impfung gibt."

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts führen Individualisierung und ungebändigte Marktkräfte zu dem Phänomen, dass die Optimierung der Körper- und Geisteskräfte weit über die Heilung von Krankheit hinauswächst. Mehr noch, die Selbstgestaltung ist aus mehreren, nachfolgend zu klärenden Gründen ein Gesellschaftsprogramm geworden. Und 2070? Wird die Technik den Körper kolonialisieren? Werden Implantate im Gehirn einen neuen Menschentypus schaffen? Werden ausgefallene Psychopharmaka eine chemisch optimierte Klasse formen? Es kommt darauf an, soll zunächst die ausweichende Antwort lauten.

Hören...

Was leistet die Implantat- und Neuro-Prothesentechnik heute bereits? Zur Zeit tragen über 300.000 Menschen weltweit ein Implantat in ihrer Innenohrschnecke (Cochlea), in denen ein kleines Mikrophon den Schall aufnimmt und in elektronische Stimulationssignale umwandelt, die dann mittels Elektroden an den Hörnerv übertragen werden. Dieser muss also intakt sein, um eine Implantat einsetzen zu können. In Deutschland werden jährlich an die 1000 Cochlea-Implantate eingesetzt. Die Methode gilt als sicher.

Die neuronale Plastizität, also die Fähigkeit von Hirnarealen, sich in Abhängigkeit von der Verwendung in ihren Eigenschaften zu verändern, gibt den Apologeten der Überwindung des schlicht-simplen Menschen Aufschwung. Der Psychologe Donald Hebb formulierte 1949 die Lernregeln: Je häufiger Neuron A gleichzeitig mit Neuron B aktiv ist, umso bevorzugter werden die beiden Neuronen aufeinander reagieren. Später wurde das verkürzt als "what fires together, wires together" populär. Dass dies auf hardwarevermittelte Signale übertragbar ist zeigen Versuche mit Trägern von Cochlear-Implantaten. Gerade das Hirn von jüngeren Patienten ist fähig, die ungewohnten Signale des Implantats an das neuronale Netzwerk anzupassen. Wie stehen nun die Chancen, das Hörvermögen über das natürliche Maß hinaus zu steigern? Steffen Rosahl, Professor für Neurochirurgie in Erfurt, ist sich sicher: ?Das ist eigentlich keine Frage der Technik mehr, sondern eher eine Frage der Intention ? des Einzelnen und der Gesellschaft. Will man wirklich ein mit dem Risiko einer Operation in den eigenen Körper eingebrachtes Implantat, mit dem man Ultraschall hören kann oder tut es nicht auch ein Ohrhörer gekoppelt mit einem in der Brusttasche zu tragenden Schallwandler, den man bei Bedarf trägt und dann wieder in die Schublade legt? Oder meinen wir sogar generell, dass unsere Spezies Homo sapiens sich jederzeit im Dunkeln so zielgenau bewegen kann, wie Fledermäuse? Dann müsste man in der Tat darüber ernsthaft nachdenken. Die Diskussion würde dann auch mögliche genetische Manipulationen mit einzuschließen haben.?

... und Sehen

Bei aktuellen Netzhaut-Implantaten kommt ein 3x3 Millimeter großer Chip zum Einsatz, der subretinal, also unter die Netzhaut eingepflanzt wird und das auf ihn treffenden Licht in Nervenimpulse umwandelt. Subretinale Implantate nutzen die informationsverarbeitende Funktion des noch intakten Teils der Netzhaut. Für Implantate, die auf die Netzhaut gesetzt werden, wird dagegen eine Kamera benötigt, die das Bild aufzeichnet und die elektrischen Signale zum Implantat weiterleitet.


Eine weitere Methode: Sogenannte "kortikale Sehimplantate" verbinden die Elektronik der Sehhilfe direkt mit der Großhrinrinde, dem sogenannten Kortex. Diese sind heute bereits in der Lage, einem total erblindeten Patienten zumindest eine grobe Orientierung zu ermöglichen. Umrisse von Gegenständen sind für ihn oder sie erkennbar.

Zukünftig wird es sicher gelingen, die Leistung der Implantate zu verbessern. Ob es dabei möglich sein wird Sensoren zu verwenden, die das Lichtwahrnehmungsspektrum der normalen Netzhaut erweitern, ist unsicher. Denkbar wäre etwa die Ausdehnung auf den Infrarotbereich, wobei unklar ist, ob das Gehirn mit den Informationen aus den Sensoren überhaupt etwas anfangen kann. Klapperschlangen beispielsweise "sehen" Infrarotstrahlung über ein spezielles Organ mit Thermorezeptoren.

Dies verweist auf das Phänomen des Naturvorsprungs. Prothetik ist in gewisser Hinsicht ein Hinterherhinken, eine (meist schlechte) Kopie von etwas, was die Evolution hervorgebracht hat. Zugleich aber versprechen sie die Überwindung der Schwächen des naturgegebenen Markenartikels. Die Spannung liegt in der Gleichzeitigkeit von Aufholjagd und Transzendierung der natürlichen Schranken.

Das Tor aufstoßen

Seit Mitte der 90er Jahre implantieren Forscher Chips in Affenhirne, um diesen beizubringen, nur mittels der Kraft ihrer Gedanken einen Cursor auf einem Bildschirm zu bewegen. Das eigentlich Überraschende war, dass die Signale von nur sieben bis 30 Neuronen ausreichten, um die gedachte Bewegung der Affenhand auszulesen und auf dem Bildschirm nachzuvollziehen. Die Affen von Andrew Schwarz von der Universität von Pittsburg in North Carolina, USA, schafften es Anfang des neuen Jahrhunderts einen in der Nähe aufgebauten künstlichen Arm mit Gedankenkraft zu bewegen, um sich selbst mit Obst zu füttern.

Eine Firma mit dem bezeichnenden Namen CyberKinetics stellt seit einigen Jahren einen 16 Quadratmillimeter großen Chip her, Markenname BrainGate, der bereits in menschlichen Hirnen zum Einsatz gekommen ist. Von 2004 bis 2005 trug ihn der querschnittgelähmte Matthew Nagle, exakt 1,5 Millimeter versenkt in der für motorische Bewegungen zuständigen Großhirnrinde. Sehr genau beobachtet von der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency), dem Forschungs- und Entwicklungsarm des amerikanischen Verteidigungsministeriums, die in Programmen wie "Enhanced Human Performance" an dem Einsatz dieser Techniken in Soldaten forscht. Nagle wurde zum Medienstar, weil er es schaffte nach nur wenigen Tagen mit einem Cursor E-Mails abzurufen und testweise eine Handprothese zu bewegen. Bei näherer Betrachtung kam es aber zu Aussetzern der Fähigkeiten, selbst Training verbesserte sich dies nicht. Es wurde Kritik laut, Neuro-Wissenschaftler wie Miguel Nicolelis bemerkten, dass Cursor-Bewegungen dieser Art auch ohne Implantate, alleine durch das Abgreifen der Signale über helmartige EEG-Systeme möglich seien. Tatsächlich ist der Vorteil von Implantaten gegenüber nicht-invasiven Techniken nicht bewiesen. Die Befürworter der Technik weisen darauf hin, dass durch Implantate Strömchen von wenigen, auf Bewegung spezialisierten Hirnzellen abgegriffen werden können. Dadurch sei eine exaktere Steuerung der ?Aktoren?, wie z.B. dem Computercursor oder auch künstlicher Gliedmaßen möglich. Zudem muss der Kontakt der Elektroden bei Helmsystemen jedes Mal mühsam über die Kopfhaut hergestellt werden und hält dann nicht lange vor. Dennoch ? das Risiko einer Operation zur Implantation im Bereich des Gehirns ist ungleich höher.

Tiefenstimulation

Rund 40.000 bewegungsgestörte Patienten weltweit, die meisten davon mit Parkinson ("Schüttellähmung"), setzen bei der Linderung ihrer Symptome auf die elektrische Stimulation ihres Gehirn. Alleine im deutschen Fachklinikum Köln wurden schon über 1000 Parkinsonpatienten mit den sogenannten "Hirnschrittmachern" behandelt. Dabei wird eine Elektrode in das Gehirn eingepflanzt, die Impulse ins Hirngewebe abgibt, welche zitternde Hände und andere Symptome der Schüttellähmung lindern kann. Das Fließen des Stroms kann vom Patienten selbst auch abgestellt werden. Die Methode hilft und wird neuerdings mit Erfolg auch bei Menschen mit Zwangsneurosen und schwer depressiven Patienten angewandt. Es gibt Hinweise darauf, dass bei depressiven wie Parkinsonpatienten die Placebosensibilität hoch ist. Wie bei anderen hirninvasiven Verfahren sind Placebo-Untersuchungen allerdings schwer, da Schein-Operationen umstritten sind. Die Hemmschwelle trotz des operativen Eingriffs und der (geringen) Infektionsgefahren Hirn-Implantate einzusetzen, da sind sich die Experten weitgehend einig, ist über die Jahre gesunken. Es kann davon ausgegangen werden, dass zukünftig auch leichtere Formen psychischer Erkrankungen mit Implantaten behandelt werden.

Enhancement

Sinkt damit auch die Hemmschwelle für leistungssteigernde, nicht therapeutische Implantate, z.B. für die Steigerung der Gedächtnisleistung? Das ist neben dem Hör- und Sehvermögen ein seit Jahrzehnten diskutiertes Thema. Hierbei würde eine elektronische Schnittstelle für eine Erhöhte der Merkfähigkeit und Konzentration bei gesunden Menschen genutzt. In der Wissenschaft wird dies unter dem Begriff des "Enhancement" diskutiert, also der Steigerung und Verbesserung gegebener Fähigkeiten des menschlichen Körpers und Geistes.


Eine oder mehrere in das Hirn eingesetzte Interfaces würden dann entweder mit einem leistungsfähigen Chip innerhalb des Gehirns oder einem Computer außerhalb verbunden und die kognitiven Fähigkeiten potenzieren. Die Idee geht über den Zugriff auf alle Einträge von Wikipedia in Hunderstelsekunden hinaus, denn ganze Entscheidungsprozesse könnten so ausgelagert werden. Es steht zu vermuten, dass solche Hirn-Computer-Einheiten von gesunden Menschen genutzt werden, solange die Nebenwirkungen gering und die Einheit jederzeit abschaltbar ist.

Elektrische Reizungen, wie sie bei Hör- und Sehnerven funktionieren, stoßen an der Großhirnrinde an ihre Grenze. Der Kortex bildet die Umwelt nicht nur als passiver Empfänger ab, sondern interpretiert sie in Abhängigkeit anderer Hirnzustände. An dieser Stelle wird das System Hirn enorm komplex.

Höchstwahrscheinlich wird die Forschung bis 2070 die neuronale Informationsverarbeitung zwar nicht bis in die letzten Winkel verstanden haben, gleichwohl könnten Teilauslagerungen zentraler kognitiver Prozesse wie Lernen und Erinnern möglich sein. Unbestritten ist, dass Implantate und künstliche Organe in Zukunft Funktionen noch besser wieder herstellen werden können, die durch eine Erkrankung oder einen Unfall verloren gegangen sind. Es ist aber optimistisch anzunehmen, dass diese Surrogate über das hinausgehen werden, was gesunden Menschen möglich ist.

Gewebe

Ein sich viel versprechender Zweig des Neuro-Enhancements arbeitet mit organischem Zellgewebe. Zunächst wurden in Tierversuchen Implantationen von organischem Nervengewebe durchgeführt. Dabei wurden geschädigte Sektionen eines Gehirns tatsächlich funktional wiederbelebt. Hierfür pflanzten Wissenschaftler unreife Nervenzellen ein, die im Gehirn ausreiften und neue Verbindungen eingingen. Bislang ist dies nur in kleinen Einheiten möglich, es ist noch nicht gelungen, größere Sektionen oder gar ganze Hirnareale zu ersetzen, die verletzungsbedingt ausgefallen waren. Mit steigender Anzahl von Nervenzellen wird das System bisher zu komplex, als dass Sektionen wie Module ausgetauscht werden könnten.

Die Tragweite solcher Forschung muss klar sein: Das Material für die Operationen, die unreifen Nervenzellen, lässt sich bislang entweder aus abgetriebenen, menschlichen Embryonen gewinnen oder aber indirekt durch die Vermehrung von menschlichen Stammzellen. Zukünftig wird die Gewinnung von neuronalem Gewebe primär durch die Kultivierung ausgewachsener Stammzellen gewährleistet werden. Denn in diesem Fall kann der Patient sein eigener Nervenzellspender sein. Abstoßungsreaktionen, wie ansonsten bei Fremdgewebe möglich, wären dann so gut wie ausgeschlossen.

Ein drittes Verfahren bedient sich der Gene. Dabei wird eine Kopie des als therapeutisch wertvoll erachteten Gens in die DNS von Hirnzellen eingeschleust. Dieser Gentransfer geschieht nicht durch eine Spritze, sondern man bedient sich eines Virus als Genfähre. Dieser Virus infiziert die Zielzelle und überträgt dabei das neue Gen.

Nach den Tierversuchen wurde es vor ein paar Jahren ernst: Die Neurotransplantation wurden bei Patienten angewandt, die an Parkinson erkrankt waren. Sogenannte Vorläuferzellen, die aus menschlichem fetalem Gewebe isoliert worden waren, wurden eingesetzt. Es gilt als Erfolg, dass diese Neurotransplantation ohne größere Komplikationen blieb. Eine Vergleichsstudie des Neurologen Warren Olanow an Parkinsonpatienten mit und ohne transplantiertem Gewebe zeigte jedoch praktisch keine Unterschiede in den beiden Gruppen, wenn es auch in Einzelfällen eine deutliche Besserung gab. Ob bei Alzheimer, Huntington, Multipler Sklerose oder Epilepsie: Bislang hat es keine Transplantationstechnik organisch-neuralen Gewebes zur anerkannten Therapie geschafft.

Moderne Lebensweise und die Hochleistungsmedizin lassen den Menschen heute so alt werden, dass oft nicht mehr der Körper, sondern das Hirn als limitierendes Organ dasteht. Aus diesem Grund wird das Gehirn zukünftig immer weiter in den Fokus der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit geraten. Da die Verpflanzung von organischem Nervengewebe sich als Kandidat für die Heilung neuronaler Krankheiten etabliert hat, ist hier auch mit der Etablierung der umstrittenen Stammzellenforschung zu rechnen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29994/1.html

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Neuroimplantate, pharmakologisches Menschendesign und Elitenzucht?
« Antwort #20 am: 12 April, 2009, 11:20 »
Die Welt im Jahr 2070 - Teil 2

Der Erfolg der zukünftigen Implantat- und Pharma-Technik wird sich zum einen an dem praktisch Möglichen orientieren, zum anderen aber auch nach den Medien verhandelten Körperbildern richten. Diese Bilder wiederum entstehen in einem Meinungsraum, der den wirtschaftlichen Interessen der Medien, aber auch den realen Lebensverhältnissen Rechnung trägt. Anders formuliert: Je krisenhafter die Lebensbedingungen der Menschen (und das ist sowohl ökonomisch wie mental gemeint) sein werden, umso eher werden sie geneigt sein, den Verheißungen einer Technik zu glauben, die sie "weiter bringt", nämlich "von hier weg", und sie damit gleichsam erneuert.

Auf der anderen Seite gilt: So faszinierend oder gar erschreckend manche Bilder von Prothesen und neuronalen Implantaten auch sind, sie zeigen die erweiterte Form längst bekannter Manipulationen am Körper. Dieser war schon immer Objekt kultureller Inszenierung. Mann und Frau verhüllt sich mit Kleidung, bemalt sich mit Make-Up, formt sich durch Sport und Diät. Wie dies im Einzelnen genau geschieht ist primär Ausfluss sozialer Bedingungen. Der Körper war daher schon immer eine soziale Affäre. Diesen Körper hat man, in Ergänzung dazu ist man sein Leib. Aus philosophischer Sicht wird dieser "Leib" als das höchst subjektive innere Erleben definiert. Helmut Plessner führte diese tiefsinnige Unterscheidung ein. Hier der sozial geformte Körper, dort der nur selbst erfahrbare Leib. Sicherlich kann man dessen Empfinden mitteilen, dies geschieht aber über ein seltsames Mitteilungssystem, das "Sprache" genannt wird. Leib und Körper sind im Alltag miteinander verbunden, für die Analyse kann man sie differenzieren, faktisch sind wir Menschen beides gleichzeitig.

Diese Unterscheidung findet sich in anderen Ideenschulen wieder. "Wir haben keine Körper, wir sind Körper", behauptet Fritz Perls, Begründer der Gestalttherapie, und spielt damit auf diese Leiblichkeit an. Um es kurz zu machen: Ein Übermaß an Körper-Inszenierung als soziale Affäre behindert das Leibsein als subjektive Erfahrung. Es wird eine interessante Aufgabe der Zukunft sein, die Häufigkeit von Körper-Inszenierungen mit der von bewusst erfahrener Leiblichkeit zu vergleichen. Wie sich die Enhancement-Techniken hier einfügen ist nicht entschieden, können sie doch beiden Ideen dienen.

Wie schon heute wird der Einzelne sich auch zukünftig steigenden Elastizitätsanforderungen gegenüber sehen. Und egal wer diese Zumutung nun stellt, ob der Markt oder der Staat, "das neue Prinzip der Herrschaft ist weniger die Unterdrückung als die stetige Überforderung", wie Thomas Alkemeyer es formuliert hat. Eine Hoffnung könnte sein, dass beispielsweise die durch Meditationstechniken erfahrbaren Einsichten in die Strukturen des Selbst so wirkmächtig sind, dass Körper- Inszenierungen auf ein gesundes Maß beschränkt bleiben. Selbstkontrolle mag Teil des neoliberalen Programms zu sein, sie birgt aber auch das Potenzial, sich selbst in den Tiefen kennen zu lernen, die Ruhe dort zu entdecken und wie selbst-verständlich der ständigen Überforderung zu entsagen. Dies wäre der Anfang der nötigen Abkehr von der "flüssigen Moderne" (Zygmunt Bauman), die nicht mehr daran geglaubt hat, dass eine menschenbestimmte Ordnung der Dinge möglich ist.

Herrschaft der Beherrschten

Die selbst in die Hand genommene Evolution ist Thema aller menschenverachtenden Systembetreiber. Ihre Hoffnung: Gleichmäßig gestaltete und getaktete Menschen erbringen gleichmäßige Leistung. Michel Foucault hat als einer der ersten den Blick auf den Zusammenhang von Techniken der Selbstdisziplinierung und Herrschaftsinteressen gewendet. Aus dieser Sicht kann auch die zukünftige Enhancement-Bewegung, sei sie nun pharmakologisch oder chirurgisch, eine Erfüllungsgehilfin ökonomischer Interessen sein: Ein optimierter Körper erbringt maximierten Produktivitätsoutput. Die politischen Akteure würden sich dann weiterhin bemühen, die früher als gesellschaftlich definierten Risiken wie Armut, Arbeitslosigkeit und eben auch Krankheit zu Problemen der Selbstsorge zu machen. Es gilt: Unnütz ist, wer seinen Körper nicht unter Kontrolle hat.

Auch die Menschen der Zukunft werden im Rahmen des herrschenden Wirtschaftssystems agieren. Daher werden sie sich fragen müssen, ob ihre erweiterten Sinne nicht ganz im Sinne eines Kontrollsystems funktionieren, das in Menschen letztlich nur Produktionsfaktoren sieht. Schon heute glauben soziale Gruppen, alleine durch den Konsum illegaler Pharmaka und Substanzen sowie non-konformistischen Habitus außerhalb der Gesellschaft zu stehen. In Anlehnung an Hans-Christian Dany wird es aber auch zukünftig "gute Gründen geben, in den falschen Umständen nüchtern zu bleiben."

Denkt man sich zukünftige Prothesentechnik und Neuro-Enhancement für Gesunde als verlängerte Linie des heutigen Fitness- und Pharma-Kultes erschließt sich ein fruchtbares Beurteilungsfeld. Denn die Techniken konnten und können durchaus zu einem selbstbewussten Umgang mit der eigenen Person beitragen ohne dabei zum Steigbügelhalter neoliberaler Interessen zu werden. Es kommt auf die innere Zielrichtung des Anwenders an. Je freier er oder sie sich von der Fremdbestimmung macht, und je mehr er oder sie auf die Auswirkung auf die sozialen Beziehungen achtet, desto eher wird Enhancement das werden können, was es sein sollte: Eine Erweiterung aus sich selbst heraus.

Damit ist Nietzsches Übermensch angesprochen. Für diesen ist Gott tot, aber nicht, weil er ihn verloren hat, sondern weil er ihn in sich selbst zurück genommen hat. Dort, im Innersten, soll er ihn nutzbar für sich selbst machen und das sich ewig wiederholende Weltspiel zu erkennen. Was heute herrscht ist dagegen der "Übermensch aus der Apotheke" (Peter Slotderdijk), der meint, mit immer mehr Hilfsmitteln über sich selbst heraus wachsen zu müssen. Und bei Spitzen- wie Freizeitsportlern gleichermaßen bleibt dabei das Spielerische auf der Strecke. Klüger dürfte für alle Beteiligten zukünftig die Besinnung auf autonom empfundene Innerlichkeit sein.

Und wer bezahlt die Rechnung?

Die innere Verbundenheit lässt Gehirn und Körper anfällig für Nebenwirkungen sein. Jedweder Eingriff in das sensible System, sei er pharmakologisch, sei er prothetisch, sei er genetisch, lässt aller Wahrscheinlichkeit nach psychische Nebenwirkungen auftreten. Und wenn es nur andere Träume sind. Bob Goodman, ein Farmer aus Oregon, und einer der ersten Menschen mit einer gut funktionierenden Armprothese, erzählte im Jahr 2000: "Früher hatte ich in meinen Träumen nach meinem Unfall zwei Arme. Heute nur einen ? oder gar keine."

Solche Nebenwirkungen sind nicht neu, ihre Tragweite wird schon heute mit den Therapiezielen abgeglichen. So werden die starken Nebenwirkungen von Antidementiva in Kauf genommen, weil der demente Patient mit ihnen im Alltag insgesamt ein Stück Lebensqualität zurück gewinnt. Auch die Beeinträchtigung des Wachstums bei Kindern mit Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom wird in Kauf genommen, weil die jungen Patienten einen besseren Zugang zu sich selbst erhalten und ihrer Umwelt wieder gerechter gegenüber treten sollen.

Beim Enhancement stellt sich die Frage der Risikoabwägung neu. Denn hier besteht keine Not, dem Wellness-Patienten durch Interventionen in seine Psyche zu helfen. Die kosmetische Neurologie wird zur kostspieligen Privatangelegenheit, von deren Finanzierung sich die Träger des Gesundheitssystem distanzieren werden. Wie so oft wird es Ausnahmen geben, nämlich dann, wenn der ursprüngliche Wellness-Patient nachweisen kann, dass die Nicht-Behandlung weitreichende psychische Folgen für ihn haben würde. Auch dies ist aus der Schönheitschirurgie bekannt.

Da im Normalfall das Gesundheitssystem die Kosten für Neuro-Enhancement nicht tragen wird, bleiben die Techniken der Selbstverbesserung auf finanzstarke Gesellschaftsgruppen beschränkt. Dies schafft Ungleichheit, wie sie schon heute in den getrennten Wartezimmern für Privat- und Kassenpatienten sichtbar ist. Gerade im Implantatsektor lässt sich daher eine Enhancement-Exklusivität prognostizieren.

Gegen die weite Verbreitung der neurotransplantativen Verfahren für Gesunde spricht noch ein weiterer Grund: Während Medikamente absetzbar sind und damit zumeist ein vollständiges Abklingen der Wirkung möglich ist, gelten Gewebeveränderungen als dauerhaft. Ihre Irreversibilität macht sie zu einer tiefgreifenden und scharfen Intervention in die menschliche Psyche. Selbst wenn unerwünschte Nebenwirkungen weitgehend ausgeschlossen werden können, so ist das Gehirn dauerhaft in der Morphologie seiner Verschaltungen verändert. Wobei zu berücksichtigen ist, dass einige Psychopharmaka auch nach einmaliger Applikation weitreichende mentale Folgen haben können. Man denke beispielsweise an die sogenannten Halluzinogene (LSD) und Entaktogene (MDMA), die bei Patienten nach wenigen Therapiesitzungen zu neuen Weltsichten führen, deren Inhalt sich eben auch auf der neurologischen Ebene manifestiert. Strickt man diesen Gedanken weiter, so muss man feststellen, dass sich durch alle Eindrücke im Lebensalltag das Gehirn ständig verändert. In diesem Sinne ist man nie derselbe, der man noch gestern war. Die entscheidende Frage ist nur, welchen Interventionen welche Qualitätstiefe inne wohnt. So kann eine Weltreise die Psyche eines Menschen unter Umständen mehr verändern als das Einweben von neuen Nervenzellen in einem kleinen, in seiner Funktion eng definierten Hirnbereich.

Erlösung

Ein Verbot von Techniken des Freizeit-Enhancements, seien sie transplantativ oder pharmakologisch, wird so lange keine Wirkung zeigen, so lange die gesellschaftlichen Verhältnisse die Optimierungsmethoden unbewusst fordern. Dies deutet auf das System hin, das inhärent auf ein "immer mehr" hin ausgelegt ist, ein System, das zur Selbsterhaltung auf Konsum aller Beteiligten angewiesen und zur Produktion der Konsumgüter (von denen keiner mehr so genau weiß, wofür er sie überhaupt braucht) auf eine Ressource angewiesen ist, deren Endlichkeit in den letzten Jahrzehnten überdeutlich geworden ist: die Natur. Ein System, in dem die vorbildbehafteten Spitzensportler nur die Spitze des Eisbergs darstellen, dessen frostig-massiger Kern aus einer Gesellschaft besteht, die an ihrer schrankenlosen Leistungsfähigkeit trainiert.

Die Drogenprohibition hat gezeigt, wie wenig ein "Krieg gegen Drogen" den Konsum von psychoaktiven Substanzen einzuschränken vermag. Noch wenig beleuchtet ist das Phänomen, dass sich das Versagen der Drogenverbots auf Ebene des Doping zur Zeit wiederholt. Trotz eines ausgedehnten Überwachungsapparats und ausgefeilter Nachweismethoden scheint das Dopingproblem nicht in den Griff zu bekommen sein. Woran liegt das? Einerseits an handfesten wirtschaftlichen Interessen der olympischen und allgemeinen Profisport-Bewegung, andererseits an der allgemeinen Chemiesierung der Gesellschaft, die ihre Körper insgesamt zur Disposition gestellt hat.

Die neueste Hoffnung ist das Neuro-Enhancement durch psychoaktive Substanzen wie Modafinil. Dabei zeigt die Geschichte der Pharmakologie sehr deutlich, wie wenig die sogenannten "Smart-Drugs" zu leisten in der Lage sind. In unregelmäßigen Abständen wird eine neue Sau durch das Dorf getrieben; früher Piracetam, dann die Ampakine, für Hartgesottene sogar Antidementiva wie Donepezil und als Naturvariante etwas Ergoloid oder Ginkgo biloba. Alle diese ehemals gehypten Substanzen sind den Nachweis ihrer Wirksamkeit auf lange Sicht schuldig geblieben. Und auch Modafinil ist kein "cognitive enhancer", wie gerne kolportiert wird, sondern ein Stimulans wie Koffein. Wie dieses entfaltet es seine Effekte primär dadurch, dass man länger wach bleibt.

Die Lust der Menschen auf Körpermodifikation und Erweiterung lässt sich nicht darauf reduzieren, dass hier nur unbewusste Opfer des Produktionssystems agieren. Gerade dort, wo sie der Förderung des subjektiven Wohlbefindens dienen haben sie eine ästhetische und erlösungssuchende Dimension. Zweiteres ist das Entfalten des Enhancement in die Unendlichkeit. Die Geschichte der KI und der literarischen Cyborgs war und bleibt von einer spirituellen Hintergrundmusik begleitet. Technik ist danach eine Leiter, um in die von allem Unbill gereinigten Sphären zu gelangen. Dort, wo im göttlichen Reinraum Halbleiterchips hergestellt werden, die schneller rechnen als der Allmächtige.

In seiner Extremform arbeitet Enhancement an der Selbstauflösung des Körpers, indem immer mehr Körperfunktionen an eine technische Einheit übergeben werden. Diese Übergabe wird als umso bedrohlicher, aber auch faszinierender diskutiert, desto mehr sie Kernelemente der personalen Identität betreffen. Die Angst einerseits: Eine Mensch-Maschine-Identität. Die Hoffnung andererseits: Nach dem Tod Gottes und der Entzauberung der Welt lockt die Rückkehr der Unsterblichkeit auf technischem Wege. Daran sieht man, dass Enhancement in Teilen auf der kruden und im Grunde schon immer überkommende Idee fußt, alleine durch das isolierte Optimieren des Faktors Mensch dessen Abhängigkeit von seiner Umwelt zu verringern. Vieles spricht also für eine neue Natürlichkeit. Dies würde zugleich den Anschluss an den ökologischen Diskurs schaffen, dessen Teilnehmer sich ja weitgehend einig sind, dass der Mensch sowohl in Abhängigkeit von der Technik als auch in Abhängigkeit von seinen natürlichen Ressourcen zu denken ist.

Quelle : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29996/1.html

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VERNETZTE MENSCHHEIT - Wie wir zu Insekten werden
« Antwort #21 am: 11 Mai, 2009, 08:38 »
Ich bin erreichbar, also bin ich: Vernetzung macht die Gesellschaft der Zukunft aus, prognostiziert Medienwissenschaftler Norbert Bolz. Chips im Körper werden direkte Hirn-zu-Hirn-Kommunikation ermöglichen - mit drastischen Folgen für die Menschheit.

In seinem Roman Heliopolis von 1949 hatte Ernst Jünger das Kommunikationsmedium "Phonophor" erdacht. Der Phonophor ist ein Allsprecher, der jeden mit jedem verbindet und damit das alte Ideal des pausenlosen Forums, der permanenten Tagung technisch implementiert. Er ermöglicht die planetarische Volksversammlung genauso wie die spontane Volksbefragung. Der Phonophor ersetzt den Personalausweis, Uhr und Kompass, er vermittelt die Programme aller Sender und Nachrichtenagenturen und gibt über ein Zentralarchiv Einblick in alle elektromagnetisch gespeicherten Texte. So dient er als Zeitung, Bibliothek und Lexikon.

All das ist heute technische Wirklichkeit. Nach der Telekommunikation wird jetzt auch die Nahdistanzkommunikation revolutioniert, nämlich durch Personal Sensory Device Interfaces, also tragbare Sensoren und Computer. Die Menschen tragen Informationen über sich und ihre Arbeit, ihre Interessen und Vorlieben mit sich herum und können diese dann in Gruppensituationen ganz automatisch mit anderen austauschen.

Und auch die nächste Stufe in der Entwicklung des Interface-Design zeichnet sich bereits deutlich ab. Das sogenannte "neuromorphic engineering" arbeitet an den Möglichkeiten einer direkten Kontrolle von technischen Geräten durch absichtliche Hirnaktivitäten. Nur ein direktes Gehirn-Maschine-Interface könnte letztlich den Flaschenhals Mensch überwinden - also die ärgerliche Tatsache, dass Bedienungsknöpfe, Tasten und Bildschirme für den Nutzer groß genug sein müssen.

Der Computer wird zum Kleidungsstück

Das Gehirn wird diese Neuroprothesen einmal wie Sinnesorgane und nicht mehr wie Werkzeuge behandeln. Biokybernetische Kommunikationssysteme werden das Zentralnervensystem des Menschen und seinen Computer direkt verschalten, die Datenflüsse des Gehirns direkt steuern - Stichwort Biochip. Ein ins Gehirn implantierter Computer wird es dann auch ermöglichen, von Gehirn zu Gehirn zu kommunizieren - das war bisher den Engeln des Mittelalters vorbehalten.

Wie Kleider tragbare Computer, die als Informationsassistenten funktionieren, zeigen sehr schön den Paradigmenwechsel an, der die fortschreitende Digitalisierung unserer Lebensverhältnisse bestimmt. Der Computer wird von der Black Box zum Kleidungsstück und schließlich zum Implantat. Nanotechnologie sorgt dafür, dass der Computer weniger als Werkzeug denn vielmehr als eine Art Kleidung oder gar Haut erfahren wird. Nano-Biosensoren im Körper kontrollieren Gesundheit und Stresslevel. An das Global Positioning System (GPS) haben wir uns längst gewöhnt. Heute arbeitet man an seinem medizinischen Äquivalent: der permanenten Überwachung des biomedizinischen Status. Das ist übrigens ein Nebenprodukt der Weltraumforschung, die schon seit Jahrzehnten an biokompatiblen Sensoren auf Nanoebene arbeitet, mit denen der Gesundheitszustand der Astronauten permanent überwacht werden kann.

Von intelligenten Umwelten kann man genau dann sprechen, wenn Mikro-Computer in alle unsere Alltagsgegenstände eingedrungen sind: Schuhe, Kleider, Kühlschränke, Zimmerwände. Und prinzipiell ist es möglich, alle Alltagsobjekte zu vernetzen, um sie ständig unter Kontrolle zu haben. Nicht nur die Menschen sind dann "online", sondern auch ihre Geräte. Das setzt voraus, dass unsere gesamte Umwelt von Relais-Stationen durchdrungen ist. Das heute schon weltweite Netz ist dann allgegenwärtig und gerade deshalb unsichtbar - eine Art freundlicher "Matrix".

Was zählt ist Funktion, nicht Substanz

Das technische Netzwerk nährt die soziale Utopie. Heute versteht sich das Internet als Soziallabor, elektronisches Rathaus und virtuelles Parlament. Von der politischen Aufklärungsutopie zur Mystik der Vernetzung ist es dann nur noch ein Schritt. New-Age- und Gaia-Propheten verheißen die Spiritualität des Cyberspace und zelebrieren Weltkommunikation als Religion. Zwischen den Extremen der kalten formalen Organisation der Mitglieder und der stallwarmen Solidargemeinschaft der "Brüder" bildet sich heute eine emanzipierte Gemeinschaft von Operatoren heraus, die weder ungesellig noch gesellig sind. So lässt sich die moderne Gesellschaft als Netzwerk hochselektiver Verknüpfungen darstellen, geprägt durch einen vernetzten Individualismus und eine fortschreitende Privatisierung der Geselligkeit.

Während die Nationalstaaten in der Weltgesellschaft zunehmend an Einfluss verlieren, formiert sich heute ein neues Mittelalter der Netzwerke. Von der Anarchie des Marktes unterscheidet sich ein Netzwerk durch gemeinsame Werte, und von der formalen Hierarchie unterscheidet es sich durch seinen informellen Charakter. In Netzwerken zeigen Menschen Eigenschaften, die sie nicht mit Wölfen sondern mit Insekten vergleichbar machen; hier machen sich die Überlebensvorteile extremer Vernetztheit bemerkbar. Wenn uns also die biologische Evolution den Vergleich des Menschen mit einem Wolf nahe legt, so präsentiert uns die soziale Evolution den Menschen als Insekt.

Nach den Etappen der archaischen Stammesgemeinschaft und der modernen "Entfremdung" stehen wir nun wieder vor einer neuen Gemeinschaftsform: der von elektronischen Netzwerken getragenen organisatorischen Nachbarschaft. Die eigentliche Bedeutung der Netzwerke liegt nämlich nicht in der Dimension der Informationsverarbeitung, sondern in der Bildung von Gemeinschaften. Damit verliert die Nation als identitätsbildende Instanz immer mehr an Bedeutung.

Die Netzverdichtung der Weltkommunikation durch technische Medien macht die Gesellschaft übrigens weitgehend unabhängig von der Bevölkerungszahl. Der Körper und seine Gegenwart werden für das Funktionieren unserer Gesellschaft immer unwichtiger. Was zählt ist Erreichbarkeit, nicht Anwesenheit; was zählt ist Funktion, nicht Substanz.

Quelle : www.spiegel.de

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Die Überwindung der letzten Grenze
« Antwort #22 am: 24 Mai, 2009, 20:00 »
Mobilität, Information und Kommunikation sind heute total und global: In unserer scheinbar grenzenlosen Welt ist der Tod die letzte Barriere. Doch auch sie wird der Mensch eines Tages überwinden.

Ich soll von Zukunft schreiben, Zukunft in den kommenden 50 Jahren, genauer über folgenschwere wissenschaftlich-technische Fortschritte. Als Wissenschaftler frage ich mich sofort - wie kann ich das tun, welche Methoden stehen mir zur Verfügung? Kenne ich die Zusammenhänge gut genug, um kritische Faktoren zu identifizieren, deren Veränderung wirklich Folgen haben würde? Könnte ich so Szenarien konstruieren, wie sie so schön in Peter Schwarz' "The Art of the Long View" beschrieben sind? Wohl eher nicht.

Ich könnte schon vorhandene Entwicklungen einfach fortschreiben in die Zukunft, aber das gäbe nur graduelle Veränderungen: mehr Funktionalität, weniger Ressourceneinsatz, höhere Effizienz - beim Energieverbrauch, bei der Unterhaltungselektronik, Prozesssteuerung und Rechnen, beim Transport, in der Medizin, bei der Überwachung und beim Töten. Aber das wäre alles Business as usual, keine wirklich qualitativ neue Dimension.

Wenn nicht fortschreiben, vielleicht ein Orakel befragen - und da fällt mir nur die Berichterstattung des Herrn Carl Barks aus Entenhausen ein. In diesem Ort, der sich wohl in einem Paralleluniversum zum unsrigen befindet, gibt es viele Erfindungen, die wir noch nicht kannten, die sich aber bei uns materialisierten: Das Pfadfinderhandbuch des Fähnlein Fieselschweifs etwa, das Antworten auf die meisten relevanten Fragen hat (man denke nur an das Problem, wie man mit einem Mann umgeht, in dessen Schnabel sich eine Schildkröte verbissen hat). Das ist vor wenigen Jahren als internetfähiges Mobiltelefon schließlich auch bei uns eingeführt worden.

Andere Erfindungen wie die Unterdrückung unerwünschten Geräuschs - in Entenhausen eingesetzt zum toleranten Umgang mit Kindergeschrei - findet sich im irdischen Technikangebot als "Noise Reduction"-System für den Flugreisenden. Andere Erfindungen warten noch auf die Einführung in unserer Welt - bei mir steht das Schwarzlicht an vorderster Stelle, also eine Glühlampe, mit der man Dunkelheit herstellt. Ich fürchte, der geneigte Leser wird mit dieser für mich glorreichen Perspektive des Schwarzlichts nicht befriedigt sein, obwohl das Pentagon dafür einiges geben würde.

Es bleibt die reine Phantasie, um wissenschaftlich-technische Umwälzungen in Aussicht zu stellen, die tatsächlich überraschend sind und unsere Art zu leben massiv beeinflussen wird. Dass es solche Veränderungen geben wird, ist eine empirische Tatsache - siehe das Problem des Pferdemistes in Hamburg um das Jahr 1900, was sich durch das Aufkommen neuer technischer Fortbewegungsmittel von selbst erledigte. Daneben wird es andere Überraschungen geben, wie in jüngster Vergangenheit der Versuch zorniger junger Männer, die Zeichen setzen wollten, indem sie vollbesetzte Flugzeuge in Hochhäuser lenkten; oder der Erfolg eines klugen kleinen Mannes in China, der die Effizienz der Katzen zur leitenden Maxime erhob; dem Abgrund anderer kleiner Männer in Deutschland, die vorgaben bessere Menschen zu züchten. So etwas wird es auch in Zukunft geben, denn die menschliche Natur wird recht unverändert bleiben, mit ihrer Irrationalität und Begeisterungsfähigkeit und ihrem Bedarf an Angst.

Also Phantasie. Damit eine Neuerung wirklich verändert, muss sie eine Schranke unserer Existenz überwinden, wie die Möglichkeit, via Atombombe eine ganze Stadt auf einen Schlag auszulöschen; via Internet am Strand Zugang zur Encyclopedia Britannica zu haben; via Telefon mühelos mit seinen Freunden auf der anderen Seite der Welt zu sprechen; via Raumtechnik auf dem Mond spazieren zu gehen; mit modernen Medikamenten trotz lebensbedrohender Krankheiten und Defizite ein normales Leben führen zu können; oder einen Kindergeburtstag in Afghanistan durch einen Knopfdruck irgendwo in einer US-amerikanischen Kommandozentrale zu einem abrupten Ende zu bringen.

Wir haben die Lebensdauer verlängert, aber nicht qualitativ

Welche großen Grenzen bleiben, nachdem wir uns im Rahmen der physikalischen Gegebenheiten fast überall hinbewegen können, allgegenwärtigen Zugang zu den Dokumenten des Wissens haben, mit jeder anderen Person auf der Welt ohne Zeitverzug kommunizieren können?

Eine dieser Grenzen ist das Alter. Wir haben die Lebensdauer graduell immer weiter verlängert, aber nicht qualitativ. Bisher hat wohl noch niemand 200 oder 500 Jahre lang gelebt. Genau hier erwarte ich einen Durchbruch, was nicht bedeutet, dass ich ihn erhoffe. Irgendwie hoffe ich eher, dass ich sterbe, bevor dieser Durchbruch erreicht sein wird. Aber er wird kommen: Technologien, die eine massiv verlängerte oder sogar unbegrenzte Lebensdauer ermöglichen werden. Ich erwarte völlig neuartige Reparaturmethoden für den Körper - ob dies mittels Stammzellen gelingen kann, ist jenseits meines Wissens, aber irgendwie plausibel erscheint es mir als Zeitungsleser schon.

Körperteile, Mägen, Venen, Kniegelenke, Haut und Haare werden irgendwo produziert und bei Bedarf eingebaut werden. Möglicherweise werden die Körper ausgetauscht, der alte biologische gegen einen neuen synthetischen. Von dort ist die Idee des körperlosen Lebens auch nicht mehr ferne, der Zustand der reinen Wahrnehmung ohne physischen Gegenpart. Bei der Gelegenheit wird sich auch die Option der Gedächtnismanipulation ergeben. Dann wäre man sehr schnell bei einem Szenario der völligen Kontrolle wie in dem Science-Fiction-Film "The Matrix".

Sowas wurde zwar schon von Helmut Schelsky in den sechziger Jahren vorhergesagt, aber was kam, waren das Internet und die zunehmende Atomisierung gesellschaftlicher Vorgänge - wie von Nico Stehr im Jahr 2000 schön analysiert. Ein ungeregelteres Leben mit mehr Freiheiten und neuen Dimensionen. Denn die zukünftige gesellschaftliche Organisation wird nicht determiniert durch die Technologien, sondern die Menschen werden ihrer Natur gemäß sich selbst eine für sie annehmbare und wünschenswerte Zukunft schaffen.

Dazu sei bemerkt, dass es in Entenhausen zwar Friedhöfe gibt, aber keine erkennbaren Sterbefälle; Unfälle werden durch Überpflasterung erfolgreich geheilt. Und die Wissenschaft stellt sich neuen Herausforderungen, wie die Erfindung des geruchlosen Kohls. Die Zukunft wird uns also noch einiges zu bieten haben.

Quelle : www.spiegel.de

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Angst vor dem Neuro-Hacking
« Antwort #23 am: 08 Juli, 2009, 21:20 »
Wie sicher sind neuronale Implantate gegen unautorisierte Fremdzugriffe?

Elektronische Hirnimplantate werden immer häufiger in Forschung und Medizin eingesetzt. Bislang ist der Datenschutz dieser Geräte kaum beleuchtet worden. Wie ist die Zugangskontrolle zu den Geräten organisiert? Viele der Implantate sind durch eine drahtlose Verbindung steuerbar, in den wenigsten ist eine Authentifizierungssystem integriert, das nur autorisierten Personen Zugang zu den Stimulatoren im Gehirn erlaubt.

2003 hatte ein Team um Tadayoshi Kohno von der Universität Washington einen Herzschrittmacher korrumpiert und nachgewiesen, dass die Manipulation des Signals des Schrittmachers ohne großen Aufwand möglich ist. Das Team weist nun in einem aktuellen Aufsatz in der Zeitschrift Neurosurgical Focus darauf hin, dass bei allen Geräten Daten im Klartext durch den Äther gesandt werden. Aus den Signalmustern können unbefugte Lauscher nicht nur Hinweise auf die Schwächen des Systems erhalten, sondern auch darüber, welche externe Einflüsse beim Patienten zu welchen Folgen führen. Beispielsweise könnten so zukünftig bei einem Epilepsie-Patienten, der einen Chip trägt, der bei aufkeimenden Anfällen bestimmte Hirnareale beruhigt, aus den abgegriffene Datenströmen sehr genau festgestellt werden, welche Umwelteinflüsse zu einem Krampfanfall führen.

Bereits 1870 entdeckten Gustav Fritsch und Eduard Hitzig, dass mit Hilfe elektrischer Stimulation der Hirnrinde bei Hunden deren Gliedmaßen zu motorischen Aktivitäten gereizt werden können. 1909 vollzog dann Harvey Cushing zum ersten Mal die sensorische Stimulation an einem wachen Menschen. Seither versuchen sich weltweit Forscher an einem Interface zwischen Gehirn und Maschine. Die Integrität der Apparate war bislang kaum Thema. Dies liegt auch daran, dass die meisten Verfahren noch experimentell und weit vom alltäglichen Einsatz entfernt sind. Tadayoshi Kohno und seine Kollegen rufen gleichwohl zur Etablierung der "Neurosecurity" auf.

Abgesehen davon, dass alleine das Schlagwort "Neuro" genügt, um die scientific community und die Medien in Erregung zu versetzen, wird hier tatsächlich ein wichtiges Feld der IT-Sicherheit wachsen. So zeigte sich jüngst Niels Birbaumer von der Universität Tübingen in der ZEIT davon überzeugt, dass in zehn Jahren Systeme existieren, die beispielsweise gelähmten Schlaganfallpatienten helfen werden, einfache Tätigkeiten selbst zu verrichten. Bis dahin muss geklärt sein, wie man solche Systeme vor Fremdzugriffen schützt. Im letzten Jahr schleusten Witzbolde Code in ein Forum der Epilepsy Foundation ein. Es erschienen schnell ablaufende Animationen, tatsächlich sollen einige User daraufhin einen Krampfanfall bekommen haben.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

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MIT-Forscher entwickeln künstliches Sehsystem
« Antwort #24 am: 24 September, 2009, 09:17 »
Forscher in den USA haben einen Prototypen für ein künstliches Auge vorgestellt. Das System besteht aus einer Kamera an einer Brille und einem Chip, der in den Körper implantiert werden soll. Der Chip leitet Daten von der Kamera an den Sehnerv weiter und soll so die geschädigte Retina ersetzen.

Ein interdisziplinäres Forscherteam am Massachusetts Institute of Technology (MIT) um den Elektrotechniker John Wyatt hat ein Retinaimplantat entwickelt, das Erblindeten einen Teil ihres Sehvermögens zurückgeben soll. Das Implantat soll die Funktion der kaputten Retinazellen übernehmen, indem es die Sehnerven stimuliert, die die Informationen von der Retina zum Gehirn transportieren.


Gedacht ist das Implantat für Menschen, die ihr Augenlicht durch die Krankheit Retinopathia pigmentosa oder durch altersbedingte Makuladegeneration verloren haben. Beide sind häufige Ursachen für Erblinden.

Retina umgehen

Das Konzept eines solchen Sehsystems ist es, die Retinazellen, die von der Krankheit zerstört wurden, zu umgehen und direkt die Sehnervenzellen zu stimulieren. Dazu wird außen an das Auge ein Chip implantiert. Der aktiviert Elektroden, die direkt an den Sehnerv angeschlossen sind, der die elektrischen Signale ans Gehirn überträgt.

Die Signale bekommt der Chip von einer Kamera. Die ist an einer Brille befestigt, die der Patient trägt. Sie nimmt Bilder der Umwelt auf und funkt sie an den Chip im Auge. Auch die Energie für das System wird drahtlos über Spulen in der Brille an den Chip übertragen. Als Empfänger dienen Spulen, die am Augapfel angebracht werden.

Der neue Prototyp, den das Team entwickelt hat, basiert auf den Erfahrungen und Tests, die die MIT-Forscher seit zehn Jahren mit künstlichen Sehsystemen gesammelt haben. Ziel war, einen Chip zu entwickeln, der zehn Jahre lang im Körper bleibt.


Implantat sitzt außen

Eine große Herausforderung ist es, dass das Implantat und die Implantation das Auge nicht verletzen. Der neue Chip sitzt außen am Augapfel, die Elektroden hinter der Retina. Das ist weniger riskant als die früheren Tests, bei denen die Elektroden im Auge auf der Retina saßen. Eine weitere Verbesserung stellt das Titangehäuse für den Chip dar. Für die Tests hatten die Forscher die Chips in Silikongehäusen untergebracht. Die sind aber nicht dauerhaft wasserdicht, so dass mit der Zeit Flüssigkeit eindringen und den Chip beschädigen kann.

So ein Implantat werde einem Erblindeten nicht sein ganzes Sehvermögen zurückgegeben könne, sagt Teammitglied Shawn Kelly. Es werde ihnen aber dabei helfen, dass sie sich besser zurechtfinden. " Alles, was ihnen dabei hilft, etwas besser zu sehen, und das es ihnen ermöglicht, Gegenstände zu erkennen und sich in einem Raum zu bewegen, ist eine große Hilfe."

Eine Beschreibung des neuen Retinaimplantats erscheint in der Oktober-Ausgabe des vom IEEE herausgegebenen Fachmagazins Transactions on Biomedical Engineering.

Quelle : www.golem.de

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Projektion auf die Retina
« Antwort #25 am: 06 November, 2009, 09:27 »
Die Idee klingt wie aus einem Science Fiction-Film: Statt auf ein gewöhnliches Display zu schauen, soll der Büromensch von Morgen die von seinem PC generierten Bilder direkt auf die Netzhaut gebeamt bekommen. Der Vorteil: Niemand benötigt mehr einen Riesenschirm, um Aufnahmen im Großformat zu betrachten – und unterwegs lässt sich die Technik, bei der die Privatsphäre des Trägers jederzeit gewahrt wird, ebenfalls nutzen.

Der japanische Mischkonzern Brother, hier zu Lande vor allem für seine Drucker und Multifunktionsgeräte bekannt, will diese Vision nun verwirklichen: Mit einem so genannten "Retinal Image Display" (RID), einem Bildschirm, der ohne große Umwege in die Retina strahlt, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.

Die Idee, Bilder indirekt auf die Netzhaut zu projizieren, existiert bereits seit längerem, allerdings ist Brother die erste Firma, der die Herstellung einer zuverlässigen Vollfarbvariante gelang, die klein genug ist, um sie auch bequem zu tragen. Damit das möglich ist, nutzt Brother Laserdioden, die die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau zu einem Bild zusammensetzen. Die dabei eingesetzte Solid State-Technik wurde von dem Technologiekonzern so verkleinert, dass das RID insgesamt nur noch ein Zwanzigstel des Volumens früherer Prototypen einnimmt. Das Bild wird über einen MEMS-Spiegel auf die Netzhaut gelenkt und erzielt in etwa die Größe eines 16-Zoll-Displays im Abstand von einem Meter.

Mehr zum Thema in Technology Review online:

    * Bilder auf die Netzhaut

Quelle : www.heise.de

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"2020 wird Google Gedanken lesen"
« Antwort #26 am: 09 Januar, 2010, 08:57 »
Wo steht die Forschung in zehn Jahren?

Suchanfragen aus dem Gehirn, Selektion von Embryos als Normalfall, Bakterienentwicklung per Bauplan: Das Wissenschaftsmagazin Nature hat Experten befragt, in welche Richtung sich ihre Fachgebiete entwickeln werden.

Mit Prognosen ist das so eine Sache - je weiter in die Zukunft gerichtet sie sind, desto ungenauer werden sie. Sie sind aber trotzdem fast immer aussagekräftig: Wenn schon nicht darüber, was die nächsten Jahre bringen werden, dann zumindest über Geisteshaltung und -zustand der Personen, die sie abgeben. So verraten die technikverliebten Utopien der 50-er und 60-er sehr viel über die damalige Zeit, wie auch die düsteren Vorhersagen der 70-er etwas vom damaligen Zeitgeist erzählen. In diesem Sinne muss man wohl auch die Weissagungen sehen, die das Wissenschaftsmagazin Nature von führenden Propheten, nein Forschern, unserer Zeit eingefordert hat.

Direkte Gehirn-Maschine-Kommunikation

Zum Thema Suche etwa kommt der Google-Forschungsdirektor Peter Norvig zu Wort. Die Mehrheit der Suchanfragen werde 2020 in gesprochener Form eingegeben, meint er - eine Minderheit sogar schon in direkter Gehirn-Maschine-Kommunikation. Die durchsuchten Inhalte bestehen dann aus einer Mischung von Text, Sprache, Fotos und Videos, aber auch aus aufgezeichneten Interaktionen mit Freunden, aus Caches von GPS-Sensoren oder Aufzeichnungen medizinischer Geräte. Die Suchergebnisse werden Google & Co nicht mehr als Liste liefern, sondern sie inhaltlich zusammenfassen, automatisch in die Anwendersprache übersetzen, bewerten und ranken.

Zunehmende Akzeptanz vorgeburtlicher Selektion

Mit dem Menschen befassen sich David Relman und David Goldstein. Ersterer weist auf ein nahe liegendes, aber noch immer fast unbekanntes Terrain hin: Die Mikroben-Fauna des Menschen. Wie wirken sich Bakterien-Populationen auf unsere Gesundheit aus, wie verhalten und entwickeln sie sich? Bis 2020 sollte man dazu einige Antworten gefunden haben - die Forscher vermuten jedenfalls, dass ihr Zusammenspiel im menschlichen Körper weit wichtiger ist, als man heute weiß.

In ähnliche Richtung geht die personalisierte Medizin: In zehn Jahren wird man noch genauer wissen, welche Genkombination zu welchen Gesundheitsrisiken führt. Damit einhergehend befürchtet der Forscher Goldstein eine zunehmende Akzeptanz vorgeburtlicher Selektion - man wird dann eben nicht nur Trisomie 21 im Mutterleib feststellen können, sondern auch ein verzehnfachtes Alzheimer-Risiko. Will man sein Kind bewusst mit diesem Risiko aufwachsen lassen?

Geisteskrankheiten auf biologischer Ebene behandelbar

Dazu passt, dass der Hirnforscher Daniel Weinberger damit rechnet, dass bis 2020 auch einige Geisteskrankheiten auf biologischer Ebene behandelbar sein werden, statt stets nur an den Symptomen herumzudoktern. Dabei helfen wird uns die synthetische Biologie, wie der Genetiker George Church meint. Die Kosten einer DNA-Analyse sind inzwischen so rapide gefallen, dass als nächster Schritt nun eine Art CAD-gestützte biologische Bauplanung folgen müsste. Mit einer simplen Software klicken sich Biologen dann ihre Modellorganismen zusammen und können so etwa Bakterien erzeugen, die einen Tumor aufspüren, sich dann in dessen Zellen bohren und schließlich dort ein Zellgift freisetzen.

Ebenso werden fehlertolerante biologische Schaltkreise dann die an ihre Grenzen gekommene Elektronik ersetzen. Über diese neuen medizinischen Möglichkeiten werden sich Europäer zuerst freuen, gefolgt von Ostasien: Hier macht sich der Trend zur Überalterung der Gesellschaft am schnellsten bemerkbar. 2020, meint der Demograf Joshua Goldstein, werde die Mehrheit der Europäer mehr Jahre hinter sich als vor sich haben.

Politik und technische Expertise

Ein Traum dürften die Forderungen von Jefrey Sachs, Direktor des Earth Institute, bleiben: Sachs stellt sich vor, dass 2020 die Politik tatsächlich die technische Expertise von Wissenschaftlern berücksichtigen wird - und dass dann Lobbying-Mechanismen keine Rolle mehr spielen. Hoffnung macht dabei, dass einigen Staaten eine Beschränkung des Lobbyismus schon gelungen ist - die USA müssten nachziehen.

Ob all diese Voraussagen auch tatsächlich eingetreten sind, wird Telepolis womöglich im Januar 2020 diskutieren - am besten, Sie legen sich schon mal ein Lesezeichen an. Besonders gut stehen die Chancen zum Glück nicht, denn Nature hat sich zumindest in einem grundlegenden Fakt geirrt: Das Januarhaft des Magazins ist noch lange nicht die "erste Ausgabe der neuen Dekade" - denn die beginnt erst 2011.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

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Enhancement: Wer will immer mehr leisten?
« Antwort #27 am: 23 Januar, 2010, 21:09 »
Vom Versuch, die Gesellschaft nach akademischen Leistungsansprüchen zu organisieren

In der Diskussion um Cognitive Enhancement wird oft behauptet, geistige Leistungsfähigkeit sei etwas Gutes. Daher sei auch Enhancement beispielsweise mit psychopharmakologischen Mitteln zur geistigen Leistungssteigerung etwas Gutes, sofern bestimmte Sicherheitsvorkehrungen eingehalten würden. Lassen sich dann keine gewichtigen Gegeneinwände finden, scheint der Fall klar. Doch so einfach ist es nicht. Denn wer will eigentlich immer mehr leisten?

Auf den ersten Blick scheint in der Tat einiges dafür zu sprechen, dass geistige Leistungsfähigkeit ein Gut ist. Schränken wohlhabende Staaten nicht die Freiheit von Eltern und ihren Kindern ein, wenn es etwa um die Schulpflicht geht? Werden alljährlich nicht Milliarden in Bildung und öffentliche Aufklärung investiert, um eine Leistungssteigerung zu erzielen? Ist allgemein verbindliche Bildung nicht eine kulturelle Errungenschaft, auf die wir stolz sein dürfen?

Auch wenn man in Deutschland noch weit davon entfernt ist, ein sozial gerechtes Bildungssystem zu haben, sprechen für diesen Zwang und für diese Investitionen gewichtige Gründe. Eine Teilhabe an vielen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bereichen setzt das Beherrschen bestimmter Fähigkeiten voraus; umgekehrt hängt unser gesamtgesellschaftlicher Wohlstand davon ab, dass von der Reinigungskraft bis zum Manager die Menschen ihre Aufgaben verstehen und entsprechend umsetzen können.

Neue Möglichkeiten am Horizont

Sollten wir daher neue Möglichkeiten zur geistigen Leistungssteigerung, wie sie uns nun in Form von Pillen oder anderen technischen Innovationen in Aussicht gestellt werden, nicht durchweg begrüßen? Tatsächlich werden die neuen Verfahren im akademischen Fachdiskurs gerne mit bestehenden Lernmethoden verglichen. Da auch Sport, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und Unterricht das Gehirn verändern und zum Zwecke der Verbesserung durchgeführt würden, seien Medikamente zur Leistungssteigerung wahrscheinlich moralisch äquivalent, folgerten beispielsweise vor gut einem Jahr der Stanford-Professor Henry Greely und Kollegen in einem einflussreichen Positionspapier in der Fachzeitschrift Nature. Ihr Fazit lautete, dass sichere und effektive Enhancement-Präparate sowohl dem Individuum als auch der Gesellschaft nützen.

Kürzlich hat sich ein siebenköpfiges deutsches Expertenteam unter der Überschrift des "optimierten Gehirns" zur Ethik und rechtlichen Einschätzung des Enhancements geäußert (Was ist pharmakologisches Enhancement?, Chance verspielt?). Die Autoren setzen sich für einen offenen Umgang mit dem Enhancement ein und fordern neue wissenschaftliche Untersuchungen zu Nutzen und Risiken der potenziellen Enhancement-Präparate.

Warum viele Gegeneinwände nicht stichhaltig seien, dazu haben sie viel zu sagen; Argumente für das Enhancement findet man jedoch kaum. Stattdessen wird auch hier auf die gesellschaftliche Akzeptanz bestehender Lerntechniken verwiesen: "Bemühungen, die eigene geistige Leistungsfähigkeit oder das seelische Befinden zu verbessern, werden mit guten Gründen positiv beurteilt." Welche guten Gründe das sind, erfahren wir darin jedoch nicht.

Verbesserung nicht gleich Verbesserung

Was auf den ersten Blick überzeugend klingt, könnte bei einer näheren Analyse ganz anders aussehen. Unter Bioethikern ist beispielsweise die Trennung zwischen Maßnahmen zur Therapie von Krankheiten und solchen zur Verbesserung eines gesunden Zustands weit verbreitet. Auch wenn sich Therapie und Verbesserung ebenso wie Krankheit und Gesundheit nicht immer scharf voneinander trennen lassen, ist man sich doch weitgehend über eine unterschiedliche ethische Bewertung einig. So seien sowohl Risiken und Nutzen als auch die Kostendeckung durch gesellschaftliche Institutionen im Fall der Therapie stärker im Sinn der Maßnahme zu bewerten. Das heißt, dass der Nutzen bei der Krankheitsbehandlung stärker wiegt und Risiken sowie eine solidarische Verpflichtung zur Hilfe eher akzeptiert werden. Anhand dieser Unterscheidung lässt sich nun verdeutlichen, dass Verbesserung nicht gleich Verbesserung ist: Ob eine Maßnahme beispielsweise darauf abzielt, einen Sehbehinderten oder einen Normalsichtigen besser sehen zu lassen, ist durchaus moralisch, gesellschaftlich und rechtlich relevant.

Mit dieser Unterscheidung im Hinterkopf lässt sich nun auch der Idee auf den Zahn fühlen, dass eine geistige Leistungssteigerung prinzipiell etwas Gutes ist. Dabei kann zumindest in demokratischen Gesellschaften schnell ein Konsens darüber hergestellt werden, dass sie zur Ermöglichung einer gesellschaftlichen Teilhabe ein Gut ist. Ein gewisses Maß an Bildung und Aufklärung ist eine Voraussetzung dafür, sich entsprechend zu informieren und an der Diskussion um gesellschaftliche Fragen teilnehmen zu können. Wer seine Interessen hingegen nicht begreifen und entsprechend ausdrücken kann, der ist auch in ihrer Durchsetzung benachteiligt. Daraus, dass ein gewisses Maß an geistiger Leistungsfähigkeit uns wichtige gesellschaftliche Teilhabe überhaupt erst ermöglicht und darum gut ist, lässt sich aber eben nicht ohne Weiteres folgern, dass eine beliebige Leistungssteigerung ebenso wünschenswert ist. Die wichtige Frage ist also, wie viel davon gut ist.

Geistige Leistungsfähigkeit kein Gut in sich

Dass geistige Leistungsfähigkeit kein Gut in sich ist, lässt sich anhand eines einfachen Beispiels verdeutlichen. Mit der Meinung der Experten können wir sicher soweit mitgehen, dass jemand, der im Rahmen der bestehenden Strukturen eine gute Leistung erbringen möchte, dafür in der Regel Anerkennung erhält. Wie bewerten wir es aber, wenn jemand, der bereits gut ist, noch besser sein will? Wenn jemand, der schon exzellent ist, immer noch besser sein will? Dieses Fragespiel können wir prinzipiell unendlich fortsetzen. Wenn die geistige Leistungsfähigkeit ein Gut in sich wäre, dann müssten wir auf jeder denkbaren Leistungsstufe den Wunsch nach noch mehr Leistung begrüßen. Ab einem bestimmten Punkt würde die Einschätzung vieler aber allmählich umkippen. Der Wunsch, der anfangs noch begrüßt wurde, würde allmählich als ungesunder Zwang, vielleicht sogar als krankhaft verstanden werden. Wir würden womöglich an Arbeitssucht denken und daran, dass ein Unvermögen, sich mit seiner Leistungsfähigkeit zufriedenzugeben, viele Menschen früher oder später ausbrennen lässt.

In seinen Untersuchungen über das gute Leben hat sich der Philosoph Peter Singer, der seit 1999 an der Princeton University lehrt, mit den Risiken eines grenzenlosen Leistungsstrebens befasst. Beispiele fand er dafür in den 1980er Jahren an der Wall Street, die vor unserer Finanzkrise als "Dekade der Gier" bezeichnet wurden. Den 1985 erfolgreichsten Bankier Dennis Levine zitiert er wie folgt:

Zitat
Als ich 20.000 Dollar im Jahr verdiente, dachte ich, ich kann 100.000 Dollar verdienen. Als ich 100.000 im Jahr verdiente, dachte ich, ich kann 200.000 verdienen. Als ich eine Million verdiente, dachte ich, ich kann drei Millionen verdienen. Es war immer einer auf der Leiter über mir, und ich musste mich einfach ständig fragen: Ist der wirklich doppelt so gut, wie ich bin?

Als der ebenfalls sehr erfolgreiche Bankier Ivan Boesky 1982 zum ersten Mal auf der Forbes-Liste der 400 reichsten Amerikaner auftauchte, sah er darin keinen Erfolg, sondern im Gegenteil eine Schande für sich und seine Frau. Er konnte es nicht ertragen, im Vergleich mit den anderen nur am unteren Ende der Liste zu sein. Beide Beispiele nahmen einen traurigen Ausgang: Sowohl Levine als auch Boesky ließen sich schließlich auf verbotene Insidergeschäfte ein, um ihr ohnehin schon außerordentlich hohes Vermögen weiter zu steigern. Schließlich flogen sie auf und wurden zu empfindlichen Haft- und Geldstrafen verurteilt. Ihr öffentliches Ansehen war ebenfalls dahin. Solche Beispiele, dass bereits Superreiche alles aufs Spiel setzen, um noch reicher zu werden, wiederholen sich bis heute.

Nun mag der Fokus auf den Finanzmarkt sehr selektiv sein. Ein Beispiel über Leistungsdenken im Sport liefert der Segler Stuart Walker, der ein Buch über Wettkampf geschrieben hat:

Zitat
Der Sieg stellt uns nicht zufrieden – wir müssen es wieder und wieder tun. Der Geschmack des Erfolgs scheint lediglich den Appetit auf mehr anzuregen. Wenn wir verlieren, ist der Zwang überwältigend, den zukünftigen Erfolg zu suchen. Das Bedürfnis ist unwiderstehlich, am folgenden Wochenende am Rennen teilzunehmen. Wir können nicht aufhören, wenn wir vorne sind, nachdem wir gewonnen haben; und wir können sicherlich nicht aufhören, wenn wir hinten sind, nachdem wir verloren haben. Wir sind süchtig.

Leistung mit Maß statt Enhancement

Diese Beispiele sowie die vorherigen Überlegungen zur grenzenlosen Steigerung zeigen, dass zwar ein gewisses Maß geistiger Leistungsfähigkeit ein Gut ist, sofern es etwa wichtige menschliche Eigenschaften unterstützt oder überhaupt erst ermöglicht. Es kann jedoch nicht pauschal behauptet werden, dass jede Steigerung gut ist. Daher können auch die Befürworter nicht einfach behaupten, das Enhancement sei im Grunde gut, da eine geistige Leistungssteigerung prinzipiell gut sei. Ebenso deuten kulturelle Errungenschaften wie beispielsweise Gesetze zur Beschränkung von Arbeitszeiten daraufhin, dass die Gesellschaft durchaus allgemeine Begrenzungen der Leistung für nötig hält, diese im akademischen Diskurs angeführte Rechtfertigung also nicht in ihrer Allgemeinheit mit trägt.

Isabella Heuser, Professorin für Psychiatrie und Direktorin an der Charité in Berlin, die Mitglied in der siebenköpfigen Expertengruppe zum "optimierten Gehirn" war, äußerte sich in einem Radiogespräch zum Enhancement vor Kurzem wie folgt über das Leistungsideal:

Zitat
Wir beklagen immer unsere Leistungsgesellschaft, in der wir leben. Ich würde gerne mal eine Gesellschaft wissen, im Verlauf unserer Geschichte, der Menschheitsgeschichte, die nicht eine Leistungsgesellschaft war. Die Menschheit hat immer etwas leisten müssen und alle Menschen haben immer danach gestrebt, sich zu verbessern.

Auch wenn die Verteilung der Lasten innerhalb einer Gesellschaft durchaus unterschiedlich sein kann und von jedem immer eine bestimmte Form von Leistung erbracht werden musste, so darf doch bezweifelt werden, dass alle Menschen immer nach einer Verbesserung gestrebt haben und streben. Vielen dürfte es stattdessen eher darum gehen, mit ihrer vorhandenen Leistungsfähigkeit anerkannt, akzeptiert und geschätzt zu werden, als die Personen, die sie eben sind. Vielleicht ist es ein Symptom der akademischen Diskussion um das Enhancement, dass sie den Leistungsanspruch der Top-Universitäten und -Institute auf die gesamte Gesellschaft ausdehnt. Vielleicht ist es kein Zufall, dass sich Akademiker aus Stanford, Cambridge, Harvard oder der Exzellenz-Klinik in Berlin mit diesem affirmativen Standpunkt in der Diskussion hervortun.

Das verkennt jedoch, dass immer nur die besten fünf Prozent die besten fünf Prozent sein können und die menschliche Leistungsfähigkeit unterschiedlich verteilt ist, ob mit oder ohne Enhancement. Die Frage, wie mit den individuellen Leistungsunterschieden umgegangen werden kann und muss, wird also stets bleiben. Die Standards der obersten fünf Prozent auf die gesamte Gesellschaft übertragen zu wollen, sei es im Sport, an den Universitäten oder im Berufsleben, wird den Fähigkeiten der großen Mehrzahl einfach nicht gerecht. Die Prophezeiung von Henry Greely und Kollegen, dass Enhancement zum Wohl der Einzelnen und der Gesellschaft beitragen wird, setzt vielleicht ein trauriges Szenario voraus: Dass nämlich eine Mehrzahl der Menschen zunächst mit ihrer vorhandenen Leistungsfähigkeit angesichts hoher gesellschaftlicher Ansprüche unzufrieden und unglücklich wird.

Alle sind aufgerufen

Anstatt einer Diskussion über Wirkungen und Nebenwirkungen neuer Enhancement-Präparate brauchen wir nun eine Diskussion darüber, wie viel Leistung man uns noch abverlangen darf und wann essenzielle Bestandteile eines erfüllten Lebens auf der Strecke bleiben, wenn man den Fokus zu sehr auf die geistige Leistungsfähigkeit legt. Zudem ist es fraglich, ob die Forderung nach öffentlichen Geldern zur Unterstützung der unnötigen Enhancement-Forschung angemessen ist, solange ein großer Bedarf an der nötigen Entwicklung von Therapien für ernsthafte Erkrankungen besteht.

Es ist an der Zeit, dass sich nicht nur Menschen, die selbst als Gewinner in den Top-Positionen unserer Leistungsinstitutionen sitzen, sondern auch der Rest der Gesellschaft an der Diskussion um das Enhancement beteiligt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/

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50 Jahre Cyborgs: "It sounds like a town in Denmark"
« Antwort #28 am: 26 Mai, 2010, 00:22 »
Am 26. und 27. Mai 1960 fand in der luftfahrtmedizinischen Hochschule der US Air Force im texanischen San Antonio ein Symposium über "Psychophysiological Aspects of Space Flight" statt. Das Thema war hochaktuell, denn seit gut einem Jahr bereitete die Raumfahrtbehörde NASA zwei Schimpansen und sieben Menschen auf den Flug in einer Weltraumkapsel vor. Die sowjetischen Aktivitäten mit dem gleichen Ziel waren zu dieser Zeit noch unbekannt.

Zum Programm des Symposiums zählte auch der Vortrag "Drugs, Space and Cybernetics" von Manfred E. Clynes und Nathan S. Kline. Die beiden Autoren arbeiteten im Rockland State Hospital (heute Rockland Pychiatric Center), einer großen psychiatrischen Klinik nördlich von New York. In ihrem Text beschrieben sie diverse Methoden, um Menschen den Zuständen im Kosmos anzupassen, von der konstanten Zuführung von Pharmazeutika bis zum Anschluss an technische Systeme, etwa als Lungenersatz. Alles sollte automatisch und regelkreisgelenkt funktionieren, wie aus der damaligen Modewissenschaft Kybernetik bekannt.

Eine solche Anpassung führt zum kybernetischen Organismus oder "Cyborg", von dem Clynes und Kline gleich ein Beispiel brachten, eine Laborratte, die eine Infusionspumpe mit sich trägt. Noch bevor der Vortrag der beiden mit abgeändertem Titel in Druck (PDF-Datei) erschien, publizierte die Illustrierte LIFE den neuen Menschen. Er verbreitete sich in Natur- und Geisteswissenschaften einschließlich Feminismus (PDF-Datei) und Transhumanismus. Dabei kehrte der Weltraumheld wieder zur Erde zurück, und heute wird jeder chirurgisch verbesserte Mitbürger als Cyborg geführt.

Fantasien von Mischwesen aus Mensch und Maschine gibt es natürlich schon bei Jean Paul und Edgar Allen Poe; einen Cyborg-Vorläufer entwarf 1929 der irische Physiker John Desmond Bernal. Der Erfolg des Konzepts von 1960 und seine unglaubliche Wirkung auf Literatur und Film verdanken sich wohl den Fortschritten der modernen Medizin sowie dem griffigen Namen, der 1989 noch eine weitere Verkürzung erfuhr.

Die Geburtsurkunde des Cyborgs war ein echtes Gemeinschaftswerk: Während der Drogenspezialist Kline die psychiatrischen und pharmakologischen Teile des Konferenzbeitrags schrieb, entwarf der graduierte Ingenieur Clynes die physiologischen und technischen Passagen. Er dachte sich auch die Bezeichnung aus, die seinen Co-Autor – wie sich Clynes erinnert – zu dem Ausruf veranlasste: "It sounds like a town in Denmark !" Man beschloss aber, bei dem Wort zu bleiben.

Nathan S. Kline ist 1982 gestorben, während Manfred E. Clynes heute in Kalifornien lebt. Er wurde am 14. August 1925 in Wien als Manfred Klein geboren; sein Vater, der Schiffbauingenieur Marcell Klein, konstruierte 1914 das erste Forschungs-U-Boot der Welt. Der jüdischen Familie gelang 1938 die Flucht nach Australien, wo der junge Clynes Ingenieurwissenschaft und Musik studierte. Seine außergewöhnliche technisch-musikalische Laufbahn führte ihn 1956 ins Forschungszentrum der Rockland-Klinik, wo er sich der Physiologie und der Neurologie widmete.

Nach dem Cyborg entwickelte Clynes die Wissenschaft der "Sentik", in der man mit einem kleinen Druckmessgerät, dem Sentographen, das menschliche Gefühlsleben erforscht. Das Buch zum Thema erschien 1996 auch in Deutschland ("Auf den Spuren der Emotionen"). Seinen Arbeiten zur Musikpsychologie und -neurologie entsprang die PC-Software SuperConductor, deren Produktionen man im Internet anhören kann. Ein Vortrag, den Clynes darüber 2009 in der Harvard-Universität hielt, ist komplett auf YouTube abrufbar.

Der vor 50 Jahren vorgestellte Gedankenflug von Clynes & Kline dürfte das populärste Spin-off des amerikanischen Raumfahrtprogramms sein. Die Umsetzung im Kosmos wird aber kaum diskutiert, und schon bei der simplen Raumkrankheit bleibt jeder Astronaut sich selbst überlassen. Der Mensch ist eben immer noch der beste Cyborg.

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/50-Jahre-Cyborgs-It-sounds-like-a-town-in-Denmark-1006508.html

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