Auch wenn mancher Contentinhaber im Recht ist, so sollte man sich doch hin und wieder fragen, welchen Stellenwert das Urheberrecht für diese inzwischen eingenommen hat. In Toronto zumindest scheint man es kompromisslos durchsetzen zu wollen.Für gewöhnlich kann man ein sehr negatives Bild des Rechteinhabers zeichnen, wenn dieser mit juristischer Maschinerie gegen Filesharer auffährt, um sie dem Erdboden gleichzumachen.
Wie sicher die Beweise für die Rechtsverletzung sind, kann dabei oftmals kritisch hinterfragt werden. Bedauerlicherweise nicht in dem gegebenen Fall aus Toronto, bei welchem NBC Universal ein Battlestar Galactica-Charity-Event abgesagt hat. Ohne Zweifel war dies ihr gutes Recht, wie man gleich erkennen wird. Dennoch birgt es eine gewisse Geschmacklosigkeit in sich, das Urheberrecht ohne Ausnahme durchzusetzen, selbst bei einer wohltätigen Veranstaltung. Es wäre mit Sicherheit ein Leichtes für NBC Universal gewesen, eine erschwingliche Nutzungslizenz für das Event auszustellen. Was war geschehen?
Vergangenen Freitag lief die finale Episode der sehr beliebten Science Fiction-Serie "Battlestar Galactica". Satte 1,5 Stunden pure Unterhaltung, welche das definitive Ende der Storyline des epischen Kampfes der menschlichen Rasse um ihr Überleben und gegen die Zylonen herbeiführen würden. Das Fox Theatre in Toronto hatte sich dazu etwas ganz Besonderes ausgedacht: Man wollte am 20. März eine Live-Aufführung der letzten Folge im Kino zeigen. In High-Definition, mit einem überwältigenden Sound. Als besonderes Detail sollte ein Großteil der Einnahmen an die "Daily Bread Food Bank" gespendet werden.
Die Betreiber kontaktierten NBC Universal, um sich bezüglich einer Nutzungslizenz zu informieren. Nach einer ersten gescheiterten Kontaktaufnahme wendete man sich an die Leitung für TV Operations and Sales. Ab diesem Augenblick nahm das Fiasko seinen Lauf: "[Sie] sagte, dass es bei uns genauso wäre, als würde eine Bar die Folge zeigen. Sie meinte etwas von 'wir können Sie nicht aufhalten, selbst wenn wir wollten. Ich weiß von nichts.' Sie stimmten also grundsätzlich zu auf die andere Seite zu schauen und die Ausstrahlung zu ignorieren", erklärt der Mitbegründer des Fox Theatres, Andy Willick. Ob man in ihre Aussage nun wirklich den Freifahrtschein interpretieren kann, sei dahin gestellt. Der Ticketverkauf begann. "Die Veranstaltung wäre sicher ausverkauft gewesen - zum ersten Mal, seit wir das Geschäft im September 2007 übernommen haben", berichtet Andy Willick. Es dauerte jedoch nicht lange, und die Dame von NBC Universal nahm noch einmal Kontakt mit den Geschäftsführern auf. "Wir wurden durch dieselbe Frau kontaktiert, die uns auch die Zusage gemacht hatte. Sie sagte, dass sie eine Fehler begangen habe, dass sie uns die Erlaubnis nicht hätte geben dürfen, und dass wir der Sache den Gnadenschuss geben müssen", so die Ausführung von Andy Willick, welcher sich damit selbstverständlich nicht zufrieden gab.
Dieser versuchte, den Senior Executive bei NBC Universal zu kontaktieren und erklärte ihm den Sachverhalt. Auch dieser forderte ihn jedoch auf, die Ausstrahlung abzusagen. Willick versuchte zu dem entgegen zu treten, indem er darauf hinwies, dass solche Aufführungen quer durch das Land geplant seien und auch durchgeführt würden. Manche davon hatten die gesamte vierte Staffel gezeigt. Daraufhin schlug man vor, dass man einen Antrag an die Rechtsabteilung in Los Angeles senden solle, um ein endgültiges Ergebnis zu haben. Um das Ganze doch noch gelingen zu lassen, entschied sich Willick zu einem weiteren Schritt: "Wir entschlossen uns die gesamten Einnahmen zu spenden, in der Hoffnung, dies würde sie besänftigen. Am Telefon sagten sie jedoch so etwas wie 'Hier geht es nicht darum, nett zu sein.'"
Dies bestätigte sich auch kurze Zeit später, als die NBC-Rechtsabteilung folgendes mitteilte: "Obwohl NBC Universal Ihre Bemühungen für einen wohltätigen Zweck unterstützt, bedauern wir ihnen mitteilen zu müssen, dass wir die öffentlich Aufführung der finalen Battlestar Galactica-Folge nicht autorisieren können [...]. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass jedwede öffentliche Aufführung der Show in diesem Rahmen eine Verletzung des Urheberrechts darstellt."
Willick kontaktierte einen Fachanwalt für Urheberrecht, welcher ihm jedoch bestätigte, dass das Event selbst dann nicht legal würde, wenn man es als private Veranstaltung deklariere. "Wenn wir das Event nicht abgesagt hätten, hätte man uns verklagt [...]", so Willick.
Selbstverständlich ist hier einiges auf beiden Seiten schief gegangen, es gab keinerlei schriftliche Zusagen und lediglich die mündliche Erklärung, man könne das Event ausführen, löste eine Kette an Planung und Ereignissen aus. Nicole Winchester hatte einen Großteil des Events geplant und organisiert, ihre Enttäuschung über NBCs Verhalten ist deshalb umso größer: "Als diejenige, die einen Großteil der Arbeiten und Bemühungen in die Ausstrahlung investiert hat, bin ich am Boden zerstört. Ich wünschte man hätte sich irgendwie einigen können". NBC Universal wollte sich gegenüber der Presse indes nicht mehr zu dem Fall äußern.
"Uns wurde keine finanzielle Entschädigung angeboten, in Anbetracht dessen, dass es ihr Fehler war. Wenn wir am Anfang eine Absage erhalten hätten, dann hätten wir wohl einfach einen Oscar-Film gezeigt, welcher einige gute Einnahmen erzeugt hätte. Stattdessen haben wir jede Menge enttäuschte BSG-Fans, kein Geld für die Daily Bread Food Bank und eine leere Kinovorführung von 'Der seltsame Fall des Benjamin Button'". Die Käufer der Tickets können ab dem 20. März ihre bereits gekauften Karten zurückgeben und erhalten ihr Geld zurück.
Aus dem Blickwinkel des Urheberrechts betrachtet, ist die Haltung von NBC Universal legitim. Man hatte eine mündliche Zusage zur Nutzung, von einer Person, die hierfür jedoch nicht autorisiert war. Darauf hatte man sich aber verlassen, schriftlich wurde diesbezüglich nichts festgehalten. Stärker ins Gewicht fällt - ohne die Wohltätigkeitskeule gegen NBC Universal zücken zu wollen - dass man durch das unbedingte Festhalten am Urheberrecht verhindert hat, dass die Daily Bread Food Bank etwas Geld bekommen hätte. Der Einnahmenverlust für NBC wäre zu verschmerzen gewesen, denn die Werbung wäre auch im Kino ausgetrahlt worden. Hätten sich beide Seiten angestrengt, so wäre eine erschwingliche Nutzungslizenz für diese einmalige Ausstrahlung und die Abgabe eines Großteils der Einnahmen an eine wohltätige Organisation ohne Weiteres realisierbar gewesen. Auch wenn es "ihr gutes Recht" war, so zu handeln, wie sie es getan haben, macht es dies noch lange nicht besser.
Quelle :
www.gulli.com