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Noch bis zum 15. August können Vorschläge für die BigBrother Awards 2005, die "Negativ-Preise für Datenkraken" eingereicht werden. Darauf weist der Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs (FoeBuD) hin. Die sechste Preisverleihung soll am 28. Oktober im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld stattfinden.
Der FoeBuD trifft die endgültige Auswahl zusammen mit dem Chaos Computer Club (CCC), der Deutschen Vereinigung für Datenschutz (DVD), der Humanistischen Union, dem Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Veranwortung (FIfF), dem Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft (FITIG), der Internationalen Liga für Menschenrechte und der Online-Demonstrations-Plattform für Menschen- und Bürgerrechte im digitalen Zeitalter (odem.org). In den vergangenen Jahren waren beispielsweise die Payback-Kundenkarte und der Metro-Konzern für den Einsatz von RFID-Chips ausgezeichnet worden.
Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/62338
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Die Veranstalter der österreichischen Big Brother Awards haben heute die Nominierungen für die diesjährigen Auszeichnungen für "Datenkraken" und Privatsphärenbeschneider bekannt gegeben. Wer die Negativpreise letztlich bekommen wird, steht am 25. Oktober fest. Ein Gewinner der selten vergebenen Positivpreise steht hingegen schon fest: das EU-Parlament als Träger des Preises "Defensor Libertatis".
Das Parlament als Ganzes werde "für das Engagement und den Mut der Parlamentarier, in wichtigen Fragen auch den Konflikt mit dem Ministerrat und der Kommisssion zu riskieren" ausgezeichnet, teilen die Veranstalter mit. Am Beispiel der abgelehnten "Richtlinie zur Patentierbarkeit comupterimplementierter Erfindungen" habe sich gezeigt, dass die Parlamentarier auf die Argumente der Bürger hören. "Gegen das Lobbying von Großkonzernen wie DaimlerChrysler, Philips, Siemens und anderen Hardware-Konzernen, die auch die größten Software-Häuser Europas unterhalten und des Ministerrats hat das Parlament diese Richtlinie zur Patentierbarkeit von Software abgelehnt."
Auch habe sich das EU-Parlament im Fall der Flugdatenweitergabe gegen den internationalen Druck durchsetzen können. Eine besonders aktive Rolle in der Verteidigung der Grundrechte hätten die österreichischen Parlamentarier aus vier Fraktionen gespielt. Nun hofft die Big-Brother-Jury, "dass die Parlamentarier auch dem immensen Druck der Proponenten verschiedener Couleurs, die sich derzeit im Ministerrat für eine Überwachungsunion Europa aussprechen, in diesem Herbst standhalten wird". Gemeint sind die derzeit laufenden Verhandlungen zur Speicherung von Telefon- und Internetverbindungsdaten.
Beim Big Brother Award Österreich sind 27 Institutionen und Personen nominiert, die sich auf die Kategorien "Business und Finanzen", "Politik", "Behörden und Verwaltung" und "Kommunikation" verteilen. Außerdem wird noch ein Lifetime Achievement vergeben. Zu den Nominierten gehören Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der Drogeriemarkt Schlecker, Google und Amazon. Die Nominierungsphase ist zwar abgeschlossen, die "Volkswahl" geht aber noch bis zum 25. Oktober.
Verliehen werden Big Brother Awards Ende des Monats in mehreren Ländern: in Österreich eben am 25. Oktober in Wien 3, gefolgt von Deutschland (28. Oktober, Bielefeld), Tschechien (28. Oktober, Prag) und der Schweiz (29. Oktober, Zürich). In den USA wurden die Big Brother Awars im Rahmen der Konferenz Computers, Freedom & Privacy (CFP) schon im April vergeben.
Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/65009
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Dienstagabend wurden zum siebten Mal die österreichischen Big Brother Awards verliehen. Damit werden jährlich jene ausgezeichnet, die sich durch besondere Gier nach Daten und Überwachung hervorgetan haben. Die neuen Preisträger sind Blizzard Entertainment, die Reinigungsfirma ASSA, die österreichische Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, die österreichischen Richter sowie das Zentrale Melderegister. Die Volkswahl entschieden die Wiener Linien für sich, die auf deutlich gesunkene Kriminalitätsraten mit Videoüberwachung in U- und Straßenbahnwaggons reagieren. Mit dem Positivpreis Defensor Libertatis wurde das Europäische Parlament bedacht. Es habe "trotz geballter Lobbymacht geschlossen gegen den Entwurf zur Patentierbarkeit von Software und gegen die Weitergabe von Flugdaten an die USA gestimmt", erklärte die Jury. Während die ungeliebten Preisträger einen goldenen Plumbo erhalten, dürfen sich die Parlamentarier über eine aktuelle Debian-Distribution freuen.
In der Kategorie "Business und Finanzen" wurde mit der Putzfirma ASSA ein "Brancheninnovator von Spucknapfreinigung bis zu Biometrie" (Eigendefinition) bedacht. Das Unternehmen installiert Fingerabdrucksensoren, die das Reinigungspersonal benutzen muss, um in die und aus den zu reinigenden Gebäuden zu gelangen. Außerdem werden DNA-Proben aller Putzenden genommen. "Das Reinigungspersonal, das nahezu ausschließlich aus den östlichen Nachbarräumen stammt und tendenziell zu den potenziell zu überwachenden Religions- und Glaubensgruppen zählt, wird von ASSA einem besonders strengen und selektiven Auswahlverfahren unterzogen", heißt es auf der Website der Firma, die sich der Dienste Wolfgang Bachlers bedient. Der Mann war früher Chef der österreichischen Anti-Terror-Einheit Cobra.
Nominiert waren hier unter anderem die TIWAG für den Versuch, einen Kritiker mundtot zu machen, der Schlecker-Drogeriemarkt für die Bespitzelung von Mitarbeitern sowie die Uniqa-Versicherung.
Im Bereich Politik siegte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP), die mit ihrem Gesundheitstelematikgesetz den "gläsernen Patienten samt Alkoholikerdatenbank" schaffe. Sie wolle den umfassenden Austausch sensibler Daten zwischen Ärzten, Versicherungen, Behörden, Labors, Betriebsärzten usw. einführen. "Diese Daten umfassen auch Lebensgewohnheiten, Hobbies, Sexualpraktiken, psychiatrische Diagnosen (...)", begründet die Jury. Zudem müssen Ärzte bei der für Patienten kostenlosen Vorsorgeuntersuchung Neu "Details über die Untersuchung (z.B. Blutwerte) oder auch Alkoholkonsumverhalten (Fragebogen) personenbezogen und computerverwertbar an die Sozialversicherungen weiterleiten."
In dieser Kategorie musste die Jury besonders viele Kandidaten ausscheiden; von elektronischen Fußfesseln für Asylsuchende (FPÖ Burgenland), über die Unterstützung einer Datenspeicherpflicht (SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer), bis zu DNA-Proben von Hundehaltern und deren vierbeinigen Freunden (ÖVP Hernals) spannt sich der Bogen.
Bei "Behörden und Verwaltung" gewannen die österreichischen Richter. "Die Anzahl an Handy- und Telefonauswertungen explodierte in den letzten Jahren, mit bescheidenen Erfolgsraten. Zu leichtfertig werden solche Überwachungsverordnungen erteilt", heißt es in der Begründung. Für große Heiterkeit im Auditorium sorgte die römisch-katholische Kirche, die wegen Fingerabdrucksensoren im St. Pöltner Priesterseminar nominiert war. Diese sollen Novizen davon abhalten, unkeusche Webseiten aufzurufen.
In der Sparte Kommunikation hat sich überraschend nicht die Digital Rights Management Allianz, sondern die Vivendi-Tochter Blizzard Entertainment durchgesetzt. Mit der Installation deren Spiels World of Warcraft akzeptiert man, dass die Warden-Software künftig den Kundenrechner bespitzelt. Bereits die Nominierung hatte für ausführliche Diskussionen in der WoW-Community gesorgt.
Der Lifetime-Achievement-Award schließlich ergeht an das Zentrale Melderegister. Dort werden nicht nur alle Personen, die in Österreich Unterkunft nehmen, erfasst, sondern die Daten werden auch weiterverkauft. "Sollte es in diesem Land je wieder zu Putschen, Machtergreifungen etc. kommen -- wer kann das ausschließen -- wird die Opposition in Rekordzeit erfasst, lokalisiert, verhaftet und interniert werden", fürchtet die Jury.
Veranstalter der österreichischen Big Brother Awards sind der Verein zur Förderung Freier Software (FFS) mit der quintessenz und dem Verein für Internet-Benutzer (vibe.at). Alle Nominierungen samt Begründung sind online abrufbar. Noch diese Woche werden die deutschen, tschechischen und schweizerischen Big Brother Awards verliehen.
Siehe dazu auch den Bericht über die österreichischen Big Brother Awards 2004.
Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/65374
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Mit einer Presseaussendung reagierte Christoph Hörhan, Sprecher der österreichischen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP), vergangenen Montag auf die Verleihung eines Big Brother Awards an die Ministerin. Auf konkrete Rückfragen zum Thema reagierte Hörhan aber bis heute nicht. Die Big-Brother-Jury hatte die Vergabe des Negativpreises mit dem neuen Gesundheitstelematikgesetz begründet, das den "gläsernen Patienten samt Alkoholikerdatenbank" schaffe. Zudem müssten Ärzte bei der für Patienten kostenlosen Vorsorgeuntersuchung Neu "Details über die Untersuchung oder Alkoholkonsumverhalten personenbezogen und computerverwertbar an die Sozialversicherungen weiterleiten" (Untersuchungsformblatt und Alkoholfragebogen als PDF).
Hörhan bezeichnete die Vorwürfe zum Gesundheitstelematikgesetz in der Pressemitteilung als "völlig aus der Luft gegriffen und unwahr. Die persönlichen Daten der Patient/innen sind absolut vertraulich und ausschließlich dem behandelnden Arzt zugänglich." Auf die Vorsorgeuntersuchung Neu bezogen teilte Hörhan mit: "Patienten und Patientinnen steht es absolut frei, Fragen nach Nikotin- und Alkoholkonsum zu beantworten." Die Organisatoren der Big Brother Awards interpretieren diese Aussage als Eingeständnis des Ministeriums, "dass solche Gesundheitsdaten, haben sie einmal auf dem maschinenlesbaren Formular mit Name, Anschrift und Sozialversicherungsnummer des Patienten die Arztpraxis verlassen, nicht mehr kontrollierbar sind". Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung Neu hätten auch Betriebsärzte und gemäß Versicherungsvertragsgesetz private Krankenversicherer mit Einwilligung des Patienten Zugriff auf gespeicherte Gutachten und Untersuchungen. Dem Tipp des Ministeriums folgend Auskünfte gezielt zu verweigern würde die Qualität der Vorsorgeuntersuchung reduzieren.
Daraufhin übermittelte heise online am Montag zwei Fragen an Hörhan: "Welchen Sinn hat es, die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchung unter dem Namen des Patienten (zentral) zu speichern?" Schließlich gäbe es ja auch anonyme Geburten. Und: "Wieso sieht das Gesundheitstelematikgesetz weder eine Einwilligung des Patienten zur Datenübertragung, noch eine Kontrolle, wer welche Daten abfrägt, vor?" Bei sensiblen Datenbanken seien Abfrageprotokolle üblich. Eine Antwort blieb jedoch bislang aus.
Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/65798
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Am 20. Oktober verleihen die Datenschützer in Bielefeld zum siebten Mal die „Big Brother Awards“. Die zweifelhafte Auszeichnung wird im Kampf gegen Verletzungen der Privatsphäre von Bürgern vergeben.
Wie die Ausrichter vom Verein Foebud mitteilten, seien in diesem Jahr mehr als 350 Vorschläge für den „Negativpreis für Datenkraken“ eingegangen. Der sogenannte Big Brother Award wird in unterschiedlichen Kategorien wie Politik, Verbraucherschutz, Wirtschaft und Technik vergeben. Auffällig sei dabei, dass sich Arbeitnehmer, die im Alltag oft gezwungen seien, „ihre Bürgerrechte am Fabriktor abzugeben“, scheuen, Vorschläge einzureichen.
Weiterhin hieß es, dass die Politik im Rennen um die eifrigste Datenkrake die Kategorie Wirtschaft nahezu eingeholt habe. Aus diesem Grund werden in der Kategorie Politik in diesem Jahr gleich zwei Preise vergeben. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählten etwa der frühere Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) für die Antiterrorgesetze und sein „Lebenswerk“, das Lkw-Mautsystem von Toll Collect und Microsoft .
Im Jahre 2000 wurden die Big Brother Awards Deutschland ins Leben gerufen, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern - sie sollen missbräuchlichen Umgang mit Technik und Informationen zeigen. Namensgebend war dabei George Orwells negative Utopie "1984", in der der Autor bereits Ende der vierziger Jahre seine Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft entwarf. Die Preisskulptur, eine von einer Glasscheibe durchtrennte und mit Bleiband gefesselte Figur, wurde von Peter Sommer entworfen. Sie zeigt eine Passage aus Aldous Huxleys "Schöne Neue Welt".
Quelle : www.pcwelt.de
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Zur Stunde beginnt in der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld die feierliche Verleihung der deutschen Big Brother Awards 2006. Zum siebten Mal werden Datenkraken auf einer der Oscar-Verleihung nachempfundenen und aufwendig gestalteten Gala "geehrt", die im letzten Jahr 150.000 Euro verschlang. Sie ist als gebührenfreier Stream im Internet zu empfangen.
Während die US-amerikanischen Awards schwächeln, ist man in Mitteleuropa mit Eifer bei der Sache. 350 Vorschläge musste die deutsche Jury begutachten und vor einigen sogar kapitulieren, obwohl die Vorschläge das Kriterium des Negativ-Preises erfüllen, dass der Datenschutz nicht ernst genommen wird. So wurde mehrfach die brandenburgische E-Mail-Affäre um den ehemaligen CDU-Generalsekretär Sven Petke für den Datenkrakenpreis nominiert, doch von der Jury abgelehnt: "Die Geschichte ist so kriminell, dass wir uns in diesem Fall nicht mehr zuständig fühlen", erklärte ein Jurymitglied vorab gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Aber die Juroren, die traditionell von FoeBuD, dem Chaos Computer Club, der Deutschen Vereinigung für Datenschutz, der Humanistischen Union, der Internationalen Liga für Menschenrechte sowie dem FifF und dem FITUG gestellt werden, hatten auch so genug zu tun. Jeder musste 1700 Seiten Hintergrundmaterial durcharbeiten.
Gerade die Politik sorgte dafür, dass es im Jahr 2006 kein Mangel, sondern ein deutliches Überangebot an Kandidaten für den Big Brother Award gab. Dementsprechend entschied sich die Jury dafür, in der Kategorie Politik gleich zwei Preise zu vergeben. Zum Ausgleich entfiel der Regionalpreis. Mangels eingereichter Nominierungen entfiel auch der Preis in der Kategorie Arbeitswelt. "Auffällig in diesem Jahr ist, dass sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die im Alltag oft gezwungen sind, ihre Bürgerrechte am Fabriktor abzugeben, offenbar scheuen, Vorschläge einzureichen", kommentierte die Jury.
Die Preisträger im Einzelnen
Ein Preis in der Kategorie Politik geht an den bayerischen Innenminister Günther Beckstein als Vorsitzender der Innenministerkonferenz für die Einrichtung der Anti-Terror-Datei und das "Gemeinsame-Dateien-Gesetz". Die einstmals als Islamisten-Datei in die Diskussion eingebrachte Datensammlung wird von der Jury besonders deshalb beanstandet, weil vertuscht werde, dass es sich bei der Datei nicht um eine Speicherung rechtskräftig verurteilter Straftäter handele, sondern um eine Präventivdatei mit Daten von Verdächtigen. Die Erfassung eines bloßen Verdachts zusammen mit einer Einspeicherungspflicht von fast 40 Sicherheitsbehörden schaffe die Gefahr, dass ein großer Datenhaufen entsteht. Außerdem werde die Trennung zwischen Polizei- und Geheimdiensten aufgehoben. Noch bestehe die Hoffnung, dass das Bundesverfassungsericht das entsprechende Gesetz für verfassungswidrig erkläre, meinte die Jury.
Ein weiterer Politikpreis bekommt der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch die Landtagspräsidentin Sylvia Breitscheider, für die Verabschiedung der verdachtsunabhängigen Tonaufzeichnung in öffentlichen Gebäuden, Plätzen und Verkehrsmitteln. Mit dem im Juli verabschiedeten neuen "Sicherheits- und Ordnungsgesetz Mecklenburg-Vorpommern" (SOG M-V) werde 16 Jahre nach der Vereinigung die Abteilung "Horch" wieder aktiviert, wenn es im Gesetz heißt, dass Bild und Tonaufnahmen offen aufgezeichnet werden dürfen, "sofern Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass an oder in Objekten dieser Art Straftaten begangen werden sollen, durch die Personen, diese Objekte oder anderen darin befindliche Sachen gefährdet sind". Die Freiheitsrechte, für die die Bundesregierung im Jahre 2002 mit dem Slogan "Flirten, Lästern, Tratschen. Und niemand hört mit" geworben habe, werden nach Ansicht der Jury in Mecklenburg-Vorpommern besonders gründlich abgebaut.
Auch in der Kategorie Behörden und Verwaltung ist eine föderale Institution mit einem Preis bedacht worden. Die von der Kultusminister-Konferenz (KMK) geplante Schülerdatenbank ist der Jury einen Award wert. Das vollständige Ignorieren von Datenschutzanforderungen beim Versuch, eine bundesweit einheitliche, lebenslange Schüler-ID einzuführen, sei nur damit zu erklären, dass KMK-Mitglieder keine juristischen Kenntnisse besäßen, wenn sie das deutsche Bildungssystem durchlaufen haben, erklärte die Jury. Sie vermisst bei der Schülerdatenbank die enge Zweckbindung der Daten, ein Zugriffsschutzkonzept und ein Konzept, wie die Daten wieder gelöscht und (von Datenschützern) kontrolliert werden können.
In der Kategorie Verbraucher und Verbraucherschutz darf sich die gesamte deutsche Versicherungswirtschaft über den Erhalt des Big Brother Awards freuen. Die Uniwagnis-Datei, die mit "phonetischer Verschlüsselung" so arbeitet, dass bis jetzt 10 Millionen angebliche Versicherungsbetrüger gespeichert sind, ist eine Datei, in der man nach Recherchen der Jury schnell landen kann. Es reiche aus, wenn man als Zeuge bei einem Unfall ausgesagt hat, der später von einer Versicherung als betrug klassifiziert wird. Noch "besser" ergehe es Inhabern von Rechtsschutzversicherungen: Wer drei Mal nachfragt, ob er in einem bestimmten Fall Rechtsschutz bekommt, wandere in die Uniwagnis-Datei, selbst wenn er den Rechtsschutz nicht beantragt hat.
Wenig überraschend geht der Preis für den schlimmsten Datenkraken in der Kategorie Wirtschaft an die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunications (S.W.I.F.T.). Sie sorgt seit Monaten für Schlagzeilen, nachdem bekannt wurde, dass sie Bankdaten an amerikanische Behörden weitergibt und diesen Begehrlichkeiten auch weiterhin nachkommen will. Dabei verurteilt die Jury nicht allein die Praxis der illegalen Datenübermittlung, sondern auch die Tatsache, dass SWIFT seine innereuropäischen Daten zu "Sicherungszwecken" auf SWIFT-Server in den USA spiegele. Die deutschen SWIFT-Aufsichtsratsmitglieder Roland Böff (Bayerische Hypo- und Vereinsbank) und Wolfgang Gärtner (Deutsche Bank) dürfen sich über die Preisurkunden aus Bielefeld freuen, stellvertretend für das gesamte europäische Bankwesen, das im Fall des SWIFT-Skandals eine unrühmliche Figur abgegeben habe.
Auch in der Kategorie Technik gibt es einen Stellvertreterpreis. Ihn kassiert die Firma Philips (PDF-Datei) in Vertretung all der Hersteller, die ihre CD- und DVD-Brenner einen Recorder Identification Code (RID) auf die Rohlinge schreiben lassen. Das Schreiben eines RID werde mit der Notwendigkeit begründet, Raubkopierer ermitteln zu können. Dabei sei es in Deutschland nicht strafbar, Musik-CDs oder Filme für den privaten Gebrauch zu brennen. Lediglich der technische Kopierschutz darf nicht umgangen werden. Für diesen aber sei eine RID unerheblich, betonte die Jury.
Eine immer wieder spannende Frage bei der Gala ist nicht nur, wer die "Sieger" sind, sondern wer es schafft, nach Bielefeld zu kommen und den Preis persönlich abzuholen. Bisher hatte nur ein Vertreter von Microsoft im Jahre 2002 den Mut gehabt, zur Preisverleihung zu erscheinen und den höchsten Preis, den Big Brother Award für das Lebenswerk, entgegen zu nehmen. Für diesen Preis, der hohe Anforderungen an Datenschutzverletzer stellt, fand sich 2006 kein geeigneter Kandidat. Microsoft jedenfalls hat aus dem Preis und der allgemeinen Kritik an seiner Geschäftspraxis gelernt: Mit den neuen "Datenschutzrichtlinien für die Entwicklung von Software-Produkten und Dienstleistungen" erntete die Firma dieser Tage Lob und Anerkennung vom unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz.
Die deutschen Big Brother Awards machen in diesem Jahr den Auftakt zu einer Serie von Preisverleihungen. Am 25. Oktober folgt die österreichische Gala, bei der die Preisträgerin in neue Preiskategorie "Pro Stupidiate" (Dümmste Ausrede) bereits bekannt wurde: Brigitte Ederer, Chefin von Siemens Österreich, erhält den Sonderpreis für ihre zur Eröffnung des Biometriezentrums geäußerte Ansicht, dass Technologie-Firmen nicht für den Einsatz der Biometrie verantwortlich seien.
Am 30. Oktober werden zum zweiten Male die tschechischen Awards verliehen, am 16. November sind die Eidgenossen dabei, die auch einen Positivpreis verleihen. Andere Länder bepreisen ihre Datenkraken 2006 erst im nächsten Jahr.
Quelle : www.heise.de
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Die Verleihung der Big Brother Awards ist ein etablierte Veranstaltung. Sie verzeichnete am gestrigen Freitag deutlich mehr Teilnehmer als die kleine Demonstration gegen den Überwachungsstaat, die ihre Schleifen durch die Bielefelder Innenstadt zog. Im Rückblick ist es auch interessant, wer es nur zu einer lobenden Erwähnung als Datenkrake in spe brachte. Der FC Cottbus, der Fußball-Tickets nur noch gegen Vorlage des Personalausweises verkaufen will, der baden-württembergische Innenminister mit seinem Einbürgerungstest für Moslems, die Bild-Zeitung mit ihrer Aktion der die Privatsphäre verletztenden Leser-Reporter, sie alle blieben Little Brothers. Wie Fredrik Roggan von der Humanistischen Union betonte, kann sich die Leistung der Jury sehen lassen. 2002 gewann Toll Collect den unbeliebten Award für die Speicherung von Kfz-Bewegungsdaten, 2006 wird die Fahndung in Mautdaten von Politikern und Polzei gefordert. 2003 erhielt die Gebühreneinzugszentrale einen Preis für ihr "Lebenswerk", deutsche Wohnungen auszuschnüffeln, komplett mit einem Alternativvorschlag, die GEZ-Gebühr durch eine Haushalts-Gebühr zu ersetzen. 2006 diskutieren Politiker eine auf den Haushalt bezogenene Medien-Gebühr. So gesehen ergibt es Sinn, dass selbst die Jury in der Vergangenheit kramte. Denn der Technik-Preis des Jahres 2006 für den Recorder Identification Code ist eine Reprise des Technik-Preises anno 2004. Damals bekam Canon den Big Brother Award für den Druck der Gerätekennung auf Farbkopien.
Mit den diesjährigen Preisträgern boten die Big Brother Awards keine Überraschungen, fügten sich aber gut in die aktuellen Debatten. Das gilt für die von Bundesinnenminister Schäuble gelobte Anti-Terror-Datei ebenso wie für die Schüler-ID in der Schülerdatenbank, auch wenn Nordrhein-Westfalen das Projekt ablehnt. Vielleicht war es dem Fehlen der ganz dicken Knaller geschuldet, dass die Preisverleihung etwas matt ausfiel und besonders der Performance-Künstler padeluun als "Universal-Ersatzpreisträger" außer Form war. Seine auf Rollschuhen am Mikrofon des Demo-Lautsprecherwagens dargebotene Freiheits-Rap-Einlage war dagegen preiswürdig, im positiven Sinne.
Quelle : www.heise.de
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In Basel sind am gestrigen Donnerstagabend die siebten Schweizer Big Brother Awards (BBA) vergeben worden. Mit einem Betonpokal, einem Zertifikat und einer Erwähnung in der Ehrenliste "Hall of Shame" wurde unter anderem die Media-Markt-Filiale in Dietlikon bedacht. Den Sieg in der Kategorie "Arbeitsplatz" heimste das "Ich bin doch nicht blöd"-Haus wegen einer systematischen Videoüberwachung der Mitarbeiter ein. Die Geschäftsleiterin hatte die Angestellten nicht nur in den Verkaufsräumen, sondern auch im Lager, bei den Zugängen zur Stempeluhr, zu den Toiletten und zum Pausenraum immer im Blick haben wollen. Die Belegschaft habe sich mit Unterstützung der Gewerkschaft UNIA schließlich erfolgreich gegen die widerrechtliche Bespitzelung wehren können, heißt es in der Laudatio. Die Geschäftsleitung habe inzwischen zugesichert, sich künftig an die Richtlinien des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten zu halten.
Einen der "satirischen Preise, die keiner will", erhielt auch die Krankenversicherung CSS. Das Unternehmen mit Sitz in Luzern setzte sich in der Kategorie "Business" gegen Firmen wie Microsoft, Cablecom, Swisscom oder Credit Suisse durch, weil es mehreren hundert Mitarbeitern über ein Online-System Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten von Kunden erlaubte. Die Daten waren für den Vertrauensarzt bestimmt und enthielten beispielsweise ärztliche Diagnosen oder Resultate von HIV-Tests. Im Juni 2006 eröffnete der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte eine "Sachverhaltsabklärung in Sachen CSS" und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) reichte sogar eine Strafklage gegen die CSS ein. In der Business-Kategorie hätten sich auch in diesem Jahr wieder mehrere Transportfirmen durch Videoüberwachung von Kunden und Angestellten "profiliert", teilten die BBA-Organisatoren mit. Nominiert worden seien auch etliche Sportverbände und Sportclubs.
Der Hauptpreis in der Kategorie "Staat" ging an den Gesamtbundesrat, vertreten durch den Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), Christoph Blocher, für die geplante Verschärfung des "Bundesgesetzes über Maßnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit" (BWIS). Der Entwurf sehe massive Eingriffe in die Grundrechte vor, etwa das Abhören von Telefongesprächen, das heimliche Durchsuchen von Computern oder das versteckte Eindringen und Verwanzen von Wohnungen. All dies solle unter dem Titel "Präventive Vorfeld-Ermittlungen" geschehen, also ohne konkreten Verdacht auf eine Straftat und ohne richterliche Überprüfung der Maßnahmen. Der "Lebenswerk-Award" 2006 ging an den Direktor des Strategischen Nachrichtendienstes SND, Hans Wegmüller. Der SND ist der militärische Geheimdienst der Schweiz. Er betreibt unter anderem die Telecom-Überwachungsanlage ONYX mit Standorten in Heimenschwand, Leuk und Zimmerwald.
Doch im Baseler Sudhaus wurde nicht nur getadelt, sondern auch gelobt: Der "Winkelried-Award", mit dem Personen oder Institutionen geehrt werden, die sich in lobenswerter Weise gegen zunehmende Überwachung und Kontrolle zur Wehr setzen, ging in diesem Jahr an das Referendumskomitee BWIS. Das Komitee setzt sich aus Fangruppen verschiedener Fußball- und Eishockey-Vereine in der Schweiz sowie Vertretern aus der Politik zusammen, die sich gegen neue "Maßnahmen gegen Gewalt anlässlich von Sportveranstaltungen" im Rahmen der BWIS-Verschärfung wehren. Im Hinblick auf die EURO 2008 soll unter anderem die zentrale Datenbank "HOOGAN" angelegt werden, bei der schon eine "glaubwürdige Aussage" von Mitarbeitern privater Sicherheitsdienste der Stadionbetreiber ausreicht, um als "gefährlich" eingestuft zu werden. Im Frühjahr hatte das Komitee das Referendum ergriffen, die erforderlichen 50.000 Unterschriften innerhalb von 100 Tagen aber nicht zusammenbekommen.
Quelle : www.heise.de
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Preisverleihungen stehen grundsätzlich für Glamour, Rampenlicht und strahlende Sieger. Doch es gibt Preise, bei denen die Gewinner ein Gesicht ziehen, als ob sie eine Flasche Lebertran ausgetrunken hätten: Die Big Brother Awards, benannt nach dem "großen Bruder" aus George Orwells Roman 1984, sind so eine Auszeichnung. Für 2007 können Sie noch geeignete Kandidaten vorschlagen. Auch anonyme Einsendungen werden berücksichtigt.
Den Big Brother Award sehen die Gründer als "Oscar für die Datenkraken". Er wird an Personen oder Organisationen verliehen, die "in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen". Die Big Brother Awards werden unter anderem in den Kategorien Wirtschaft, Politik, Technik, Behörden und Verbraucherschutz vergeben.
Im letzten Jahr wurde beispielsweise die Bundesinnenministerkonferenz mit dieser zweifelhaften Ehre ausgezeichnet. Auch die Philips GmbH bekam ihr Fett weg respektive einen Award verliehen: "Für die Vorgabe, dass CD-Brenner ihre eindeutige Seriennummer auf den Rohling schreiben und damit eine Rückverfolgbarkeit von Datenträgern zum Brenner ermöglichen", wie die Jury die Auszeichnung begründete.
(http://www.pcwelt.de/imgserver/bdb/56000/56038/168x168_only_scaled.jpg)
In den Jahren zuvor durften sich unter anderem der Ex-Bundesinnenminister Otto Schily, die Immer-noch-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und das WM-Organisationskomitee des DFB über diese Auszeichnung freuen. Aber auch Tchibo wurde für seinen Umgang mit Kundenadressen mit dem Big Brother Award ausgezeichnet. Canon Deutschland bekam den Award verliehen für "eine im Kopierer gespeicherte Kennummer (Identifikationsnummer), die unsichtbar auf allen Kopien mitausgegeben wird. Da jeder Kopierer eine individuelle Barcode-Kennung hat, lässt sich die Herkunft einer Kopie ermitteln."
Der Lidl Stiftung GmbH & Co. in Neckarsulm verpasste die Jury einen Big Brother Award für "den nahezu sklavenhalterischen Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern". Die GEZ - zuletzt wegen Bestechungsvorwürfen im Kreuzfeuer der Kritik - darf sich natürlich auch schon lange zu den Preisträgern zählen. Alle Preisträger finden Sie nach Jahreszahlen aufgelistet auf dieser Website .
http://www.bigbrotherawards.de/
Sie können für 2007 Ihnen dafür geeignet erscheinende Organisationen, Institutionen, Verbände und Personen vorschlagen. Mehr Informationen dazu sowie ein Vorschlagsformular finden Sie hier .
http://www.bigbrotherawards.de/nominate
Quelle : pcwelt.de
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Öffentliche österreichische Betriebe führen die Videoüberwachung ihrer Kunden mit einer Art Salamitaktik ein. Nach den stadteigenen Wiener Linien dürfen nun auch die im Eigentum der Republik stehenden ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) filmen und aufzeichnen. Entsprechende befristete Genehmigungen hat die Datenschutzkommission (DSK) erteilt. Allein die Wiener S-Bahn-Station am Praterstern soll mit 100 Kameras ausgestattet werden. Insgesamt möchte die ÖBB 160 Stationen und Bahnhöfe fernüberwachen. Tausend Kameras sind bereits installiert, die Aufnahmefunktionen werden innerhalb kürzester Zeit aktiviert.
Im März 2005 hatten die Wiener Linien eine Registrierung von Videoaufzeichnungen in neuen U-Bahn-Garnituren beantragt und bis Mitte 2006 bewilligt erhalten. Diese Registrierung wurde dann um zwei Jahre verlängert. Vergangenen Monat hat die DSK auch Aufnahmen in den U-Bahn-Stationen erlaubt. Für 1. Juni haben die Wiener Linien eine deutliche Erhöhung der Fahrscheinpreise angekündigt. In einer Aussendung führt die zuständige Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) als Begründung unter anderem die "massiven" Investitionen in die Sicherheit an. Darunter versteht sie zuforderst Videoaufzeichungen in Zügen und Stationen. 2006 hatten die Wiener Linien 3,7 Millionen Euro in die Überwachungsanlagen in einigen neuen Zuggarnituren investiert. Sie erhoffen sich damit eine Reduzierung der Vandalismusschäden um 200.000 Euro pro Jahr. Rechnen wird sich die Investition nie, da die Technik spätestens nach acht Jahren ausgetauscht wird.
Diese Woche hat die DSK auch Videoaufzeichungen der ÖBB in Zügen und Stationen bis Mitte 2009 befristet registriert. Allen Bescheiden gemein ist, dass die Videoaufnahmen zunächst nur 48 Stunden gespeichert werden dürfen. Zusätzlich zu den gesetzlich geregelten Fällen sollen die Aufnahmen der Polizei zur Verfügung gestellt werden, "wenn zu erwarten ist, dass dadurch die Aufklärung einer vorsätzlich begangenen, mit mehr als einjähriger Freiheitsstrafe bedrohten strafbaren Handlung gefördert werden kann". Zu bestimmten Terminen sollen die Betreiber der DSK statistische Daten über Vorfälle, Schadenssummen und Aufklärungsquoten aus videoüberwachten und nicht videoüberwachten Bereichen übermitteln.
Quelle : www.heise.de
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Der niederländische Big Brother Award 2007 in der Kategorie "Personen" ist an alle niederländischen Bürger verliehen worden, die sich mit dem Argument "ich habe nichts zu verbergen" nicht darum kümmern, was mit ihren Daten passiert. Damit seien die Bürger selbst für das Verschwinden der Privatsphäre verantwortlich, erklärte die Jury in ihrer Begründung. U (auf Deutsch: "Sie") wurden als Gewinner analog zur Auszeichnung der Time gewählt, die You im Dezember 2006 zur Person des Jahres kürte.
Die Jury begründete den Schritt, die niederländische Bevölkerung auszuzeichnen, mit den Ergebnissen einer regelmäßig durchgeführten Freiheitsumfrage, die sich ihrerseits auf eine Rede des US-Präsidenten Franklin Roosevelt über die vier Freiheiten bezieht. Nach dieser Umfrage ist die Mehrheit der Niederländer bereit, für eine Zunahme der Sicherheit eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit hinzunehmen. Die Gruppe der Bürger, die in der zunehmenden Überwachung und der ständig zunehmenden Datensammelei eine Einschränkung der Freiheit sieht, ist nach der Umfrage eine Minderheit.
In der Kategorie "Unternehmen" gewann die Nederlands Spoorwegen (NS), die niederländische Eisenbahn, den Big Brother Award 2007. Sie wurde für ihre nicht nachlassenden Anstrengungen ausgezeichnet, Smart Cards zum Bezahlen der Tickets zu fördern und Datenbanken mit den Daten der Bank-, Kredit-, und Debitkarten zu füttern. Praktisch sei es bald unmöglich, anonym zu reisen, befanden die Preisrichter. Vertreter der Eisenbahn waren nach niederländichen Berichten zu der Preisverleihung gekommen und akzeptierten die Negativ-Auszeichnung. Zur Verleihung meldete sich auch ein Sprecher der niederländischen Datenschutzbehörde und kündigte die Verhängung von Strafgeldern an, falls die Eisenbahn ihren Datenschutz nicht verbessere.
In der Kategorie "Behörden" gewann die niederländische Zentralbank einen Preis für ihre Bereitschaft, beim Finanzdaten-Transfer via SWIFT widerstandslos mitzumachen. Besonders ärgerte sich die Jury über das öffentliche Statement der Zentralbank, dass der Schutz der Privatsphäre niederländischer Bürger nicht die Aufgabe einer Bank sei.
Unter den Publikumsvorschlägen gewann das Elektronisch Kinddosier, eine Datenbank mit den Angaben zu 3,8 Millionen Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 0 und 19 Jahren. Die von dem niederländischen Familienministerium angelegte Datenbank soll die schulische Laufbahn und die gesundheitliche Entwicklung der Kinder verfolgen und aufzeichnen. Auch die Daten der Erziehungsberechtigten sollen Eingang in die Datenbank finden. Die Jury kritisierte nicht nur die umfassende Datensammlung, sondern auch die Tatsache, dass die Kinderdaten 15 Jahre lang gespeichert bleiben, wenn aus dem Kind längst ein mündiger Erwachsener geworden ist.
Mit den niederländischen Big Brother Awards startet ein ganzer Reigen europäischer Preisverleihungen an Datenschutzvernichter. Unter anderem werden die deutschen Preise am 12. Oktober in Bielefeld vergeben, gefolgt von Österreich am 25. Oktober und der Schweiz, wo der Termin der Preisverleihung noch in der Schwebe ist.
Quelle : www.heise.de
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Deutsche Bahn und Hotelketten für Sammlung persönlicher Daten gerügt
Anlässlich der BigBrotherAwards 2007 gab es eine Überraschung: Der Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wurde nicht mit einem Preis bedacht, obwohl er als "Traumkandidat" eingestuft wurde, denn er stelle ein Symbol für die Missachtung von Bürgerrechten dar. Der alljährlich zu vergebende BigBrotherAward soll auf Missstände in den Bereichen Überwachung, Datenschutz sowie Bürgerrechte hinweisen und wird an Firmen, Organisationen und Politiker verteilt.
In einer nur schriftlich vorliegenden Laudatio von Dr. Rolf Gößner wird die Nicht-Vergabe des BigBrotherAwards an Wolfgang Schäuble erläutert. So verstehe es kaum ein anderer so gut, "mit seiner Panikmache und Drohpolitik die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen". "Als 'Gegenterrorist' ist er mit seinen grundrechtssprengenden Denkanschlägen, die er fast täglich verübt, längst zum Gefährder von Demokratie, Menschenrechten und Datenschutz geworden", meint Gößner weiter.
Gleichwohl ist Schäuble nach Ansicht Gößners nicht preiswürdig, denn er sei nur eine Metapher "für die verhängnisvolle Tendenz einer 'Terrorismus-Bekämpfung' auf Kosten der Bürgerrechte und für eine Systemveränderung zu Lasten des demokratischen und sozialen Rechtsstaats". Zudem befürchtet er, dass sich der Innenminister von der Verleihung des BigBrotherAwards angespornt fühlt, "seinen Sicherheitsextremismus noch zu verstärken, um seiner Vision vom präventiv-autoritären Sicherheits- und Überwachungsstaat näher zu kommen".
Der diesjährige BigBrotherAward in der Rubrik "Arbeitswelt" geht an die Novartis Pharma GmbH. Der Pharma-Konzern soll Außendienstmitarbeiter durch Detektive überwacht haben. Im großem Stil wurde demnach minutiös protokolliert, wie lange welcher Außendienstmitarbeiter während der Arbeitszeit in einer Arztpaxis oder einer Apotheke verweilte, um Geschäfte abzuwickeln.
Außerdem hat Novartis Pharma Erhebungen bei den Angestellten vorgenommen und dafür Anonymität versprochen. Tatsächlich erhielten einzelne Mitarbeiter ihre Antworten zurück, die von der Personalabteilung mit Kommentaren versehen waren. Die zugesicherte Anonymität wurde also nicht eingehalten. Beschwerden darüber habe die zuständige Agentur mit "So naiv kann man doch nicht sein!" erwidert. Außerdem soll es zu Behinderungen beim Besuch von Betriebsversammlungen gekommen sein und datenschutzwidrig seien Krankentagelisten herumgereicht worden. Außerdem habe der Konzern Post an den Betriebsrat in der Poststelle widerrechtlich geöffnet.
In der Kategorie "Verbraucherschutz" teilt sich eine ganze Unternehmensgruppe den BigBrotherAward 2007. Und zwar haben sich mehrere internationale Hotelketten dafür qualifiziert, weil sie persönliche Daten zu den Lebensgewohnheiten ihrer Gäste sammeln - ohne deren Wissen. Stellvertretend für die Branche wurden die Hotels Hyatt, Mariott und Intercontinental mit dem Preis bedacht. Sie hätten Trink- und Essgewohnheiten protokolliert, die Art der Pay-TV-Nutzung beobachtet, Allergien abgefragt und alle privaten und beruflichen Kontaktadressen gespeichert. Außerdem seien Kreditkartendaten, Sonderwünsche und Beschwerden zentral gesammelt worden.
Das Hotelpersonal werde dazu angehalten, möglichst viele Daten über ihre Kunden zu speichern, um deren Wünsche zwar nicht von den Augen, aber immerhin vom PC-Bildschirm ablesen zu können. Allerdings würden diese Daten auch mit dem Ziel gespeichert, die lukrativen Gäste von den weniger finanzstarken Kunden zu trennen. All diese Daten würden auf unbestimmte Zeit und ohne Wissen der Gäste gespeichert. Laudatorin Rena Tangens ist der Meinung, dass sich die Hotels damit "am Rande und zum Teil auch schon jenseits der Legalität" befinden.
Die Deutsche Bahn AG bekommt in diesem Jahr den BigBrotherAward im Bereich "Wirtschaft". Das Unternehmen mache anonymes Reisen immer schwieriger. So gebe es immer weniger Fahrkartenschalter und Automaten würden oftmals kein Bargeld annehmen. Im Internet seien Tickets nur personalisierbar zu bekommen und bei Bestellung einer BahnCard müsse neben der Nennung des Geburtsdatums auch ein Passfoto vorgelegt werden. In der BahnCard 100 integriert der Bahnbetrieb sogar einen RFID-Chip, ohne den Kunden darauf hinzuweisen. Zudem wird die flächendeckende Videoüberwachung an Bahnhöfen kritisiert. Kunden würden durch lange Schlangen sowie Preisaufschläge am Fahrkartenschalter dazu gebracht, Vertriebswege zu wählen, auf denen die Bahn mehr Daten sammeln kann.
Der BigBrotherAward 2007 für die Rubrik "Behörden und Verwaltung" geht an die Generalbundesanwältin Monika Harms für ihre Antiterror-Maßnahmen gegen Gegner des G8-Gipfels im Mai 2007. Hierbei wird kritisiert, dass von ihr angeordnet wurde, systematisch Briefkontrollen in Hamburg vorzunehmen und von Gipfelteilnehmern Körpergeruchsproben aufzunehmen und zu konservieren. Als Reaktion auf einen Brandanschlag seien alle Postsendungen überprüft worden, die in Hamburg vom 22. Mai bis zum 24. Mai 2007 aufgegeben wurden, um Briefe an eine bestimmte Redaktion zu finden. Diese Überprüfung sei von Ermittlern des Hamburger Landeskriminalamts und des Bundeskriminalamts vorgenommen worden, die damit gegen das grundgesetzlich festgeschriebene Briefgeheimnis verstoßen hätten.
Die "PTV Planung Transport Verkehr AG" konnte die Jury des BigBrotherAwards überzeugen und heimste den Preis in der Kategorie "Technik" ein. Die Firma stellt ein System für Anbieter von Kfz-Versicherungen bereit, mit dem Fahrtrouten und auch das Fahrverhalten überwacht und an die Versicherung gemeldet werden. Dieses als "Pay as you drive"-System bezeichnete Verfahren nutzt zur Datenübermittlung und -sammlung Satellitennavigation und Mobilfunk.
Durch das System können Versicherungen spezielle und günstigere Tarife anbieten, wenn das Fahrverhalten den Vorstellungen der Versicherung entspricht, indem die Klienten überwacht werden. Deutsche Versicherungen sollen bereits Interesse an dem System bekundet und versichert haben, dass der Einsatz auf rein freiwilliger Basis erfolge. Es wird befürchtet, dass sich vor allem Fahranfänger von solchen Angeboten locken lassen, um Geld zu sparen und sich so frühzeitig an eine Rundum-Überwachung gewöhnen.
Das System ließe sich zudem mit den Daten füttern, die das Fahrzeug anlegt. Damit könnte das System in die Lage versetzt werden, automatisch Strafzettel auszustellen, falls gegen Verkehrsregeln verstoßen wird. Der Laudator Frank Rosengart erwartet, dass der Staat schon bald all diese Daten zentral sammeln werde - das habe die Datensammelwut im Zuge der Lkw-Maut gezeigt.
Peer Steinbrück, seines Zeichens Bundesminister der Finanzen, gewinnt in diesem Jahr den BigBrotherAward in der Rubrik "Politik", weil er eine lebenslange Steuer-Identifikationsnummer (Steuer-ID) für alle Einwohner der Bundesrepublik Deutschland durchgesetzt hat. Für die Erstellung dieser Steuer-ID würden alle Meldebehörden dem Bundeszentralamt für Steuern Daten aller registrierten Einwohner übermitteln. Das Bundeszentralamt für Steuern würde wiederum der zuständigen Meldebehörde die dem Steuerpflichtigen zugeteilte Identifikationsnummer zur Speicherung im Melderegister mitteilen. Zukünftig müssten die Meldebehörden dann jede registrierte Geburt sowie Änderungen der bereits übermittelten Daten mitteilen.
Der Laudator Werner Hülsmann zitiert aus einem Bundesverfassungsgerichtsurteil, das anlässlich des Mikrozensusurteils bereits 1969 gefällt wurde: "Mit der Menschenwürde wäre es nicht zu vereinbaren, wenn der Staat das Recht für sich in Anspruch nehmen könnte, den Menschen zwangsweise in seiner ganzen Persönlichkeit zu registrieren und zu katalogisieren". Damit sei die Steuer-ID als verfassungswidriges Personenkennzeichen einzustufen.
Die Jury des BigBrotherAwards würdigte für den Bereich "Regional" die Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg für die Einrichtung eines Schülerzentralregisters, um darüber auch ausländische Familien ohne Aufenthaltserlaubnis aufzuspüren. Die Hamburger Ausländerbehörde würde diese Daten laufend mit dem Melderegister abgleichen, um herauszubekommen, ob Kinder zur Schule gehen, die nicht in Hamburg gemeldet sind, befürchtet Laudator Alvar Freude. Familien ohne gültige Aufenthaltserlaubnis würden somit davor zurückschrecken, ihre Kinder überhaupt zur Schule zu schicken, um nicht entdeckt zu werden.
Schließlich erhält Bundesjustizministerin Brigitte Zypries den BigBrotherAward 2007 in der Kategorie "Kommunikation" für den Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung. Mit diesem Gesetzentwurf soll in Deutschland die Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikations-Verbindungsdaten eingeführt werden. Laudator Dr. Fredrik Roggan wirft der Bundesjustizministerin vor, sie ignoriere damit die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, das bereits 1983 im Volkszählungsurteil festgelegt habe, dass die Sammlung von nicht anonymisierten Daten zu unbestimmten oder noch nicht bestimmbaren Zwecken mit dem Grundgesetz unvereinbar ist.
Die BigBrotherAwards sollen die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz fördern und auf den missbräuchlichen Gebrauch von Technik und Informationen hinweisen. Dieser Negativ-Preis wird an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen und das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung aushöhlen. Der Name entstammt George Orwells negativer Utopie "1984", in der der Autor seine Vision einer zukünftigen Gesellschaft entwarf, die unter totaler Überwachung steht. In Deutschland werden die BigBrotherAwards vom "Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs e.V.", kurz FoeBuD, verliehen.
Quelle : www.golem.de
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Am Vorabend des heutigen österreichischen Nationalfeiertags sind dort die Big Brother Awards 2007 verliehen worden. Die Negativpreise werden seit 1999 jährlich an jene vergeben, "die sich im Feld der Überwachung, Kontrolle und Bevormundung ganz besonders verdient gemacht haben." "Gewonnen" haben diesmal der Vorsitzende des ETSI-Komitees "Lawful Interception", Peter van der Arend, der Autor der "CSI"-Fernsehserien, Anthony E. Zuiker, und der Obmann der Wiener Taxi-Innung, Heinrich Frey sowie Innenminister Günther Platter. Der Award für das Lebenslange Ärgernis ging an den Zeitungsherausgeber Hans Dichand. Den Positivpreis Defensor Libertatis erhielt der Präsident des österreichischen Verfassungsgerichtshofes (VfGH) Karl Korinek.
Korinek hatte im September im Zusammenhang mit der Terror-Bekämpfung vor einem Abrutschen in einen totalen Überwachungsstaat gewarnt. "Ich habe manchmal den Eindruck, wir werden ähnlich stark überwacht wie seinerzeit die DDR-Bürger von der Stasi", hatte Korinek gesagt. Der Wunsch nach Sicherheit verdränge die Grundrechte wie das Briefgeheimnis, das Fernmeldegeheimnis und den Datenschutz, die seit der Revolution von 1848 die private Kommunikation schützten. Die Sensibilität für die Gefahren fehle offenkundig.
"Bei aller Anerkennung der Notwendigkeit von Maßnahmen, die den Staat in die Lage setzen, die Sicherheit seiner Bewohner zu garantieren und so eine seiner wichtigsten Staatsaufgaben zu erfüllen, müssen wir immer trachten, dass dies nicht einseitig zu Lasten der Freiheit der Menschen geht. In diesem Sinn sollte jeder ein 'defensor libertatis' sein", so der VfGH-Präsident in seiner Dankes-Botschaft. "Es ist ganz wichtig, dass die Öffentlichkeit in diesem Bereich aufgeklärt und sensibilisiert wird; und dazu trägt auch diese Auszeichnung bei. Denn die Vision vom Überwachungsstaat ist eine beängstigende."
Den Negativpreis der Kategorie Business und Finanzen erhielt der Obmann der Wiener Taxi-Innung, Heinrich Frey. Gemeinsam mit einem privaten Unternehmen propagiert Frey Videoüberwachung in Taxis. Damit werden nicht nur die Fahrgäste, sondern womöglich auch die Fahrer zusätzlich beobachtet, die bereits bisher mit Datenfunk, GPS, und Infrarot-Sitzkontaktsystemen überwacht werden.
In der Sparte Behörden und Verwaltung obsiegte der weithin unbekannte Peter van der Arend von der niederländischen KPN. Er ist Vorsitzender des Komitees "Lawful Interception" im European Telecom Standards Institute (ETSI). Das Komitee beschäftigt sich ausschließlich damit, alle Telekommunikationsnetze einheitlich überwachbar zu machen. Dafür werden verbindliche Standards geschaffen, die für sämtliche Einrichtungen verbindlich sind. Derzeit wird an einem Standard gearbeitet, der die Übertragung der im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung gesammelten personenbezogenen Daten regelt. Dabei werden auch in vielen Staaten illegale Abfrage normiert, weil sie von einzelnen nicht demokratischen Ländern gefordert werden.
Im Bereich Kommunikation und Marketing setzte sich Anthony E. Zuiker durch. Er ist Erfinder, Autor und Executive Producer der "CSI"-Fernsehserien. "Die CSI-Serien präsentieren Rasterfahndung, DNA-Analysen und die Aushebelung von Bürgerrechten unkritisch, verharmlosend und einseitig", führt die Jury aus. Die Rechte der Bürger im Allgemeinen und der Verdächtigen im Speziellen würden in erster Linie als ermittlungsbehindernd dargestellt.
Keinen Preisträger gibt es in der Rubrik Politik. Zunächst war Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) aufgrund der "Skandalkosmetik" für die Bildungsevidenz auserkoren worden. In der Bildungsevidenz werden für 60 Jahre neben Stammdaten samt Sozialversicherungsnummer auch Informationen wie Schulverweise, Besuch von Ethik- oder Religionsunterricht, Bedarf an Förderunterricht, alle "Nicht genügend", Klassenbucheinträge und soziale Auffälligkeiten der Schüler gespeichert. Als Oppositionspartei hatte die SPÖ dies als "überschießend, unzumutbar" und "absoluten Skandal" bewertet.
Von einer SPÖ-geführten Regierung wurden nun sogar Verschlechterungen beim Rechtsschutz und Datenzugriffsrechte für noch mehr Behörden geplant. Vor wenigen Tagen passierte jedoch eine teilweise entschärfte Version den Ministerrat. Der revidierte Entwurf enthält eine Absichtserklärung, im Jahre 2009 Alternativen zur Verknüpfung mit der Sozialversicherungsnummer zu finden. Die Jury möchte nun abwarten, was aus dieser Absicht wird.
Dafür wurde bei der offenen Volkswahl ein Politiker bedacht: Innenminister Günther Platter (ÖVP) erhielt hier die meisten Stimmen. Die Wähler ziehen ihn vor allem der Forderung nach Einführung eines "Bundestrojaners" zur heimlichen Überwachung von Computern und der Idee einer "präventiven Anhaltung" möglicher Hooligans.
Hans Dichand, Herausgeber der Neue Kronen Zeitung, wurde schließlich mit dem Preis für das Lebenslange Ärgernis bedacht. "In den fast 50 Jahren seiner Regentschaft verstand er es mit seiner Zeitung, die Politik und öffentliche Meinung in Österreich mehr als einmal entscheidend zu manipulieren", heißt es in der Begründung. "Dem Herausgeber nicht genehme Personen des öffentlichen Lebens wurden im Blatt denunziert, bloßgestellt oder 'unabsichtlich' ihre volle Adresse und Telefonnummer veröffentlicht. Was sich nicht direkt über die Redaktion erledigen ließ, das besorgten die Leserbrief-Schreiber des Blatts."
Quelle : www.heise.de
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Auch unsere Schweizer Nachbarn "ehren" die schlimmsten Datenschutzverletzungen jährlich mit den Big Brother Awards, die am heutigen Freitagabend in St. Gallen zum achten Mal vergeben wurden. An dem Tag, an dem die große Koalition im Deutschen Bundestag die Vorratsdatenspeicherung abnickte, wurden in der Schweiz die in Beton gegossenen Pokale in den Kategorien "Staat", "Business" und "Arbeitsplatz" sowie für ein "Lebenswerk" vergeben. Als Kontrastprogramm wurde ein Publikumspreis für besondere Verdienste gegen Überwachung und Kontrolle ausgelobt.
Die Liste der von der Öffentlichkeit nominierten Kandidaten ist lang; bis Ende August gingen beim Organisationskomitee über 100 Vorschläge ein. Über die Preisvergabe entschied eine neunköpfige Jury, der Journalisten, Gewerkschafter und Politiker angehören. Der Schauspieler Ernst Jenni führte durch die Veranstaltung und hielt die Laudatio.
Großer Gewinner des Abends war der Chef des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements, Bundesrat Christoph Blocher. Der umstrittene Politiker konnte die Konkurrenz in der Kategorie "Staat" hinter sich lassen und wurde für die geplante Verschärfung des "Bundesgesetzes über Maßnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit" gleich auch mit dem Preis für sein Lebenswerk bedacht. Der Entwurf, so begründet die Jury, sehe "massive Eingriffe in die Grundrechte" unter dem Deckmantel "präventiver Vorfeld-Ermittlungen" vor und damit "ohne konkreten Verdacht auf eine Straftat und ohne richterliche Überprüfung der Maßnahmen". Nominiert war auch der Stadtrat St. Gallen für "die geplante umfangreiche Videoüberwachung des öffentlichen Raumes".
In der Kategorie Business darf sich die Krankenkasse Helsana über ein Betonmännchen für die Trophäenvitrine freuen. Die Versicherung wurde von der Jury für ihr "System zur Wirtschaftlichkeitskontrolle von Leistungen in Pflegeheimen" geehrt, mit dem "Controller auch ohne Einwilligung der Betroffenen Einblick in sensible Patientendossiers erhalten". Die ebenfalls nominierten Großunternehmen Cablecom, Swisscom, UBS und Credit Suisse gingen diesmal leer aus.
Einen Doppelsieg in der Kategorie "Arbeitsplatz" landeten die Schweizerischen Bundesbahnen SBB gemeinsam mit dem Bundesamt für Verkehr BAV für "die Einführung von willkürlichen Drogen- und Alkoholtests bei den Angestellten des öffentlichen Verkehrs." Eine "lobende Erwähnung" ging in dieser Kategorie an den Dienstleister "Postlogistics", der von seinen Mitarbeitern "systematisch das Vorlegen eines Strafregisterauszugs" verlange. Der Jean Frey Verlag und die Firmen Aldi, Manor und McClean waren hier ebenfalls nominiert.
Für den Publikumspreis, der erst im Rahmen der Veranstaltung am Freitagabend bekannt gegeben wurde, waren der Schweizer Blogger Thomas "BloggingTom" Bruehwiler und die Organisatoren des Referendums gegen die St. Gallener Videoüberwachungspläne nominiert. [Update: Der nach Applausmessung am Abend vergebene Publikumspreis ging an BloggingTom.]
Die "Big Brother Awards" werden inzwischen in 16 Ländern vergeben. Bei der deutschen Preisverleihung Mitte Oktober wurden unter anderem das Schülerzentralregister der Freien und Hansestadt Hamburg, der Pharmakonzern Novartis und die Bahn AG ausgezeichnet. Die Österreicher vergaben ihre Big Brother Awards zwei Wochen später unter anderem an den Vorsitzenden des ETSI-Komitees "Lawful Interception", Peter van der Arend, den Erfinder und Autor der "CSI"-Fernsehserien, Anthony E. Zuiker, und den Obmann der Wiener Taxi-Innung, Heinrich Frey.
Quelle : www.heise.de
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Der FoeBuD, Veranstalter des Negativ-Preises Big Brother Awards, sucht die Datenschutzsünder 2009. Bis zum 15. Juli können die Bürger über ein Online-Formular, per E-Mail, Fax oder auf dem Postweg Vorschläge einreichen. Neben dem Namen der nominierten Person oder Organisation verlangt der FoeBuD eine aussagekräftige und belegbare Begründung.
Die Verleihung der Big Brother Awards soll am 16. Oktober stattfinden. Mit ihnen sollen Firmen, Personen oder Institutionen gebrandmarkt werden, die im vorangegangenen Jahr besonders negativ aufgefallen sind. Als "preiswürdig" zählt der FoeBuD Verletzung von Datenschutz, informationeller Selbstbestimmung und Privatsphäre auf, die Installation von Überwachungsstrukturen und uferloses Datensammeln. Der Preis wurde erstmals im Jahr 2000 in Deutschland verliehen. Im vergangenen Jahr erhielten unter anderem der Bundestag und die Telekom den Preis für die größten Datenkraken.
Quelle : www.heise.de (http://www.heise.de)
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In den 90er Jahren war Datenschutz noch kein Thema. Wenn heute Datenschutzskandale hohe Wellen schlagen und Großdemonstrationen gegen Überwachungsgesetze stattfinden, so ist das auch der Verdienst einer Preisverleihung, die mittlerweile zu einer Institution geworden ist: die BigBrotherAwards.
Der FoeBuD e. V. lädt nun zum zehnten Mal zur Verleihung ihres Negativpreises nach Bielefeld ein. Dabei verteilt man dort Preise, die eigentlich niemand so recht haben mag. Wer möchte schon für die Bespitzelung der eigenen Kundschaft oder für die Überwachung der eigenen Mitarbeiter ausgezeichnet werden? Gründe den Preis nicht abzuholen gab es in der Vergangenheit schon mehr als genug. Letztes Jahr traf es die Deutsche Telekom, Apple, die Quelle AG, Yello Strom, DAK und viele mehr.
Am Freitag, den 16. Oktober 2009 um 18 Uhr geht es los. Die von Andreas Liebold moderierte Gala wird bis zirka 20 Uhr gehen. Daran schließt sich ein Stelldichein aller Helfer, Gäste und Gewinner inklusive Orangensaft und Sekt an. Für Unterhaltung in der Hechelei, gelegen im Ravensberger Park 6 in Bielefeld sorgen das Liquid Jazz Trio und der Berliner Wortakrobat Marcus Jeroch. Eintrittskarten gibt es an der Abendkasse und im FoeBuD-Onlineshop, der Eintritt beläuft sich auf lediglich fünf Euro.
Wem der Weg am 16. zu weit ist, die Verleihung wird für Reisefaule auch als Livestream angeboten. Wer weitere Infos benötigt: Alle Details für die Anreise finden sich hier. Daneben haben wir vor fast drei Jahren ein ausführliches Interview mit padeluun, einem der Hauptorganisatoren der BigBrotherAwards, durchgeführt.
Quelle und Links : http://www.gulli.com/news/bigbrotherawards-2009-2009-10-09/
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Zum zehnten Mal werden zur Stunde die Big Brother Awards vergeben. Mit den Preisen werden Personen und Firmen ausgezeichnet, für die Datenschutz ein Fremdwort ist. Ihre "Leistungen" werden auf einer Gala in der Bielefelder Hechelei präsentiert, die als Livestream im Internet verfolgt werden kann. Wer sich schnell über die unglücklichen Gewinner informieren will, der lese weiter.
Was im Jahre 2000 mit einer kleinen Zeremonie in einem Kellergewölbe begann, ist zum zehnten Jubiläum zu einer formidablen Show mit Sketcheinlagen und Musike geworden. Dabei ist das Beschneiden der Privatsphäre und die schleichende Aushebelung des Datenschutzes über zehn Jahre hinweg trotz aller Negativ-Auszeichnungen nicht rückläufig. Gut dokumentiert war dies bereits im "Schwarzbuch Datenschutz", das 2006 einen Überblick über die Preisverleihungen und ihre Auswirkungen gab. Weil das Schwarzbuch vergriffen ist sei auf Angriff auf die Freiheit verwiesen, das aktuelle Buch von Juli Zeh und Ilja Trojanow, das sich die Archive des FoeBuD zu Nutze gemacht hat.
Dieser Verein veranstaltet seit 2000 die Preisverleihung und organisiert die Treffen der Juroren, die von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz, dem Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, dem Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft, dem Chaos Computer Club, der Humanistischen Union und der Internationalen Liga für Menschenrechte gestellt werden.
Der Datenschutz ist auf dem Rückzug. Auch das demnächst abgelaufene Jahr hat nichts an dieser Tendenz geändert: 2009 wurden zahlreiche Datenschleusereien bekannt, dazu brachte der Wahlkampf einige Themen wie ein hastig gezimmertes Zugangserschwernisgesetz auf die Agenda, das handwerkliche Fehler aufweist. Unter diesen Vorzeichen sind die diesjährigen Preisträger alles andere als Überraschungsgäste in der großen Orwell-Show.
Gleichzeitig geht der Blick in die Zukunft, wie es der FDP-Politiker Gerhart Baum in einem Grußwort an die Gala formulierte: "Das neue Grundrecht, mit dem informationelle Systeme geschützt werden sollen, hat eine Ausstrahlungswirkung auf alle Bereiche des Rechts. Diese Tatsache ist bisher unterschätzt worden. Sie müssen in das neue Datenschutzrecht einfließen, das in der neuen Legislaturperiode endlich geschaffen werden muss."
Die Vorratsdatenspeicherung, die Online-Durchsuchung oder aber das erwähnte Erschwernisgesetz gegen Kinderpornografie haben eines gemeinsam: für die technische Umsetzung werden Software-Firmen gebraucht, die die nötigen Schnüffel- und Sperrprogramme liefern. Aus diesem Grund hat sich die Jury entschlossen, alle einschlägig bekannten "Lösungsanbieter" in der Kategorie Wirtschaft mit einem Preis zu ehren. Damit geht der Preis kollektiv an eine beachtliche Zahl von Firmen:
* Quante Netzwerke für Programmangebote zur Vorratsdatenspeicherung unter dem Begriff Lawful Interception.
* Utimaco Safeware für ihre Data Retention Suite.
* Datakom-Tochter GTEN, deren Name sich sinnigerweise von §10 des Grundgesetzes herleitet, in dem der Schutz des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses deklariert wird.
* Syborg als Spezialist für Telefonmitschnitte und -Analysen.
* DigiTask, die nach Recherchen der Jury für das Bayerische Landeskriminalamt einen Trojaner geschrieben hat, mit dem sich verschlüsselte Gespräche über Skype abhören lassen. Dafür soll DigiTask von deutschen Behörden bereits fünf Millionen Euro kassiert haben. Allerdings ist derzeit strittig, ob der entwickelte Trojaner überhaupt zum Einsatz gekommen ist.
* Secunet, weil jede TK-Überwachungsanlage mit einer so genannten Sina-Box ausgestattet sein muss, die die Übertragung der abgehörten Kommunikation verschlüsselt zu den anfragenden Behörden schickt.
* Auch das amerikanische Unternehmen Cisco ist nach Ansicht der Jury dabei, weil es mit seinen Produkten Services ausliefert, die eine "Deep Packet Inspection" ermöglichen. Cisco wird dafür geehrt, dass eine umfassende Internet-Überwachung auch bei steigenden Datenmengen möglich ist.
* Eher unbekannt ist die Münchener Firma Trovicor, ein Spin-Off von Nokia Siemens Networks, die für ihre Lieferung von Überwachungssoftware an den Iran preiswürdig wurde.
Angesichts der geballten Ladung an Preisträgern in der Kategorie Wirtschaft kommt die Sparte Politik nachgerade glimpflich davon. Obwohl in diesem Jahr viele Politiker mit Äußerungen über den "rechtsfreien Raum Internet" sattsam ein mangelhaftes Verständnis für Kabelsalat demonstrierten, gibt es 2009 nur eine Preisträgerin: Familienministerin Ursula von der Leyen.
In der ausführlichen Laudatio von Alvar Freude heißt es, dass mit den Stopp-Schildern ein System der Internet-Inhaltskontrolle von orwellschen Ausmaßen installiert werden würde. Obwohl derzeit unklar sei, was von dem Zugangserschwernisgesetz nach den Koalitionsverhandlungen übrig bleibt, hat sich die Familienministerin nach Ansicht der Jury mit ihrer Argumentation für die Sperrtechnik den Preis redlich verdient.
Wenig überraschend auch der Preis für das Lebenswerk, der auch bei der zehnten Verleihung der Big Brother Awards zu den Höhepunkten gehört. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble war bereits 2007 und im vergangenen Jahr der Favorit für diesen Preis, der auf der Gala fortlaufend angekündigt, aber dann doch nicht verliehen wurde. Schäuble musste bis 2009 warten, um sein Lebenswerk gewürdigt zu sehen: Als Laudator wurde passend der Rechtsanwalt Rolf Gössner ausgewählt, dessen Lebenswerk bis vor wenigen Monaten über Jahrzehnte hinweg vom Verfassungsschutz überwacht wurde.
Laut Gössner hat Wolfgang Schäuble über die Jahre hinweg hartnäckig darauf hin gearbeitet, dass zusammengeführt wird, was nicht zusammen gehört. Sein "Strukturentwicklungsplan" sieht eine Zusammenlegung von Polizei und Geheimdiensten vor und wurde strategisch mit vielen Schritten angegangen, von der Anlage einer Antiterrordatei über den Umbau des Bundeskriminalamtes zu einem deutschen FBI bis hin zur Einrichtung einer neuen Abhörzentrale, die allen Sicherheitskräften zu Diensten ist.
Als Bundesinnenminister ist Wolfgang Schäuble neben dem BKA-Projekt der Zugangserschwernis zu Internet-Inhalten auch für den Sport zuständig. Insofern wird der rührige Minister 2009 doppelt und dreifach geehrt, denn die Jury entschied sich dafür, einen Preis in der eher selten auftauchenden Kategorie Sport zu vergeben. Er geht 2009 an das Organisationskomitee der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin für die rigiden Datenbankkontrollen akkreditierter Journalisten, die besonders von der tageszeitung und dem Landesdatenschützer kritisiert wurden. Die datenbankgestützte Zuverlässigkeitsprüfung, die vom Bundesinnenministerium durchgeführt wird, hätte es schon 2006 zu einem Big Brother Award bringen können, denn sie wurde mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zur Standard-Akkreditierung bei sicherheitsrelevanten Veranstaltungen.
Nicht weniger als acht Nominierte brachten es in der Kategorie Arbeitswelt auf die Spitzenplätze, angefangen von Kleinbetrieben wie der Bäckerei Sehne, die Umkleideräume per Video überwachte, bis hin zu großen Unternehmen wie dem Textil-Discounter KIK. Der spionierte mit Bonitätsabfragen bei der Creditreform seinen Mitarbeitern hinterher, ob sie verschuldet sind. Mit Schulden kein Arbeitsplatz, ohne Arbeitsplatz kein Lohn für den Schuldenabbau, das hat seine eigene Logik.
Die Jury entschied sich jedoch in dieser Kategorie nicht global, sondern lokalpatriotisch und kürte mit der Harsewinkeler Firma Claas Landmaschinen einen Sieger aus dem Bielefelder Umland. Claas erhält den Preis für seine satellitengestützten Lenksysteme, die in seinen Traktoren, Mähdreschern und Feldhäckslern zur Optimierung der Feldbewirtschaftung eingesetzt werden und in naher Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen werden. In ihnen sieht die Jury eine neue Form der Arbeitsplatzüberwachung des Bedienungspersonals bei Aussaat und Ernte.
Die nahe Zukunft ist immer die dunkelste: Während die Gala läuft, die Spannung steigt, ob nicht ein Preisträger persönlich in Bielefeld auftaucht, hat das Publikum vor Ort die Chance, einen persönlichen Favoriten unter den unglücklichen Gewinnern zu küren. Dieser Wettbewerb dauert zur Stunde noch an, das Ergebnis wird nachgetragen.
Datenschutzverletzungen und Raubbau an der Privatsphäre gibt es nicht nur in Deutschland. Am 24. Oktober zeichnen die Schweizer ihre größten Schnüffelratten im Rahmen einer "Überwachungsparty" aus. Sie ist der Höhepunkt einer Aktionswoche zum Thema Gesellschaft und Kontrolle. Am 25. Oktober ist die österreichische Gala unter dem Titel "Überwachung mag man eben" angesagt.
Quelle : www.heise.de
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Nachdem am Freitag die Big Brother Awards in Deutschland vergeben wurden, sind am kommenden Wochenende die Datenkraken in Österreich und der alljährlich">Schweiz jene bedacht, die sich nach Ansicht einer Jury besonders im Bereich der Kontrolle, Überwachung und Bevormundung hervorgetan haben. Die Listen der Nominierten enthalten alte Bekannte, aber auch überraschende Quereinsteiger. Der Publikumspreis wird per öffentlicher Volkswahl vergeben; in Österreich können dafür noch bis kommenden Samstagmittag Stimmen abgegeben werden. Die Preise werden bei öffentlichen Galas am 24. Oktober in Zürich beziehungsweise am 25. Oktober in Wien verliehen.
In Österreich hat Peter Klugar als ÖBB-Chef gute Chancen, in der Rubrik Business und Finanzen bedacht zu werden. Der Skandal um illegal erhobene Gesundheitsdaten über ÖBB-Mitarbeiter hat hohe Wellen geschlagen. Seine Konkurrenten heißen Tiger Lacke, Industriezentrum NÖ-Süd und Zentrales Informationssystem des Versicherungsverbandes. Innenministerin Maria Fekter (ÖVP, für häufige Handy-Peilungen) und ihr Parteikollege Wissenschaftsminister Johannes Hahn (für das E-Voting bei der ÖH-Wahl) waren zu erwartende Kandidaten in der Politik-Branche. Dort könnten aber auch die Grünen Abgeordneten zum oberösterreichischen Landtag für ihre Unterstützung von Internetsperren gewinnen. "2009 haben sich die Grünen erstmals populistisch angesteckt", begründete die Jury die überraschende Nominierung, "allenfalls vorhandener Sachverstand" sei "weggeschmissen" worden. Die SPÖ Wien-Brigittenau könnte für die Überwachung ihrer Genossen am Wahltag an den Pranger gestellt werden, während Justiz-Kommissar Jacques Barrot der Zugriff auf Swift-Finanzdaten einholt.
Unter Behörden und Verwaltung steht zum wiederholten Mal Wiener Wohnen, die Verwaltung der Wiener städtischen Wohnhäuser, auf der Liste. Diesmal wegen der Einführung eines ausgeklügelten Überwachungssystemes für Waschküchen. Das Finanzministerium kommt indes wegen der beabsichtigten Einschränkung anonymer Spenden in die engere Wahl. Der Direktor der Wiener Sir Karl Popper Schule, das Berufsförderungsinstitut Oberösterreich, die Wiener Polizeidirektion sowie die Landessanitätsdirektorin sind ebenfalls genannt.
Die automatische Übermittlung von User-Eingaben an Google hat den Webbrowser Chrome auf die Nennliste für Kommunikation und Marketing gebracht. Gesellschaft bekommt er dort von Facebook, der bereits zweimal "ausgezeichneten" Post AG, dem Buchlösch-Aktivisten Amazon und der Personensuchmaschine 123people.at.
In der Schweiz wurden über 40 Personen und Organisationen in die engere Wahl genommen. Dazu gehören ebenfalls die Bundesbahnen (SBB), eine Reihe von Politikern, die Swisscom, Google Street View, DIEPOST und die Berner Marzilibahn, die ein Bild aus der Videoüberwachung zur eigenmächtigen Fahndung nach einem Schwarzfahrer eingesetzt hat. Für die Gala am 24. Oktober ab 20 Uhr in der Zürcher Roten Fabrik sind Eintrittskarten zum Preis von 15 und 20 Franken aufgelegt.
Die österreichischen Preisträger werden im Rahmen einer Gala im Wiener Theater im Rabenhof am 25. Oktober, dem Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages, ab 20 Uhr bekannt gegeben. Der Eintritt ist frei, der Einlass beginnt um 19 Uhr. Motto der Veranstaltung: Überwachung mag man eben.
Quelle : www.heise.de
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Im Rahmen der internationalen Aktion Big Brother Award wurden gestern Abend zum zehnten Mal in der Schweiz die "Preise, die keiner will" vergeben. Die Preisverleihung in Deutschland fand am 16. Oktober statt; in Österreich werden die Awards heute Abend vergeben.
Vier Preisträger aus verschiedenen Kategorien erhielten gestern bei der feierlichen Veranstaltung in der Roten Fabrik in Zürich einen Betonpokal für schwerwiegende Datenschutzverletzungen verliehen. Eine Jury hatte sie aus 72 Vorschlägen ausgewählt.
In der Kategorie Staat ging der Preis an den Dienst für die Überwachung des Post und Fernmeldeverkehrs (UePF), der über die Vorratsspeicherung von Verbindungsdaten hinaus Provider beauftragen kann, auch die Inhalte von Telefongesprächen und E-Mails zu speichern. Der Dienst hat alle Internet Service Provider in der Schweiz verpflichtet, bis Ende Juni 2010 Schnittstellen für eine Echtzeit-Überwachung des Datenverkehrs einzurichten.
In der Kategorie Business gewann die Swisscom. Deren Kunden konfigurieren ihre VDSL- und ADSL-Router über ein Webportal, sodass persönliche Einstellungen wie der WLAN-Schlüssel beim Provider gespeichert werden können. Swisscom-Mitarbeiter und Ermittlungsbehörden haben dann die Möglichkeit, auf die Router und den internen Datenverkehr zuzugreifen.
In der Kategorie Arbeitsplatz siegte die Berufsbildungsschule Winterthur. Sie hatte Nachbarn der Schule aufgefordert, von ihren Balkonen und Fenstern aus Fotos von Schülern zu machen, die Abfall wegwerfen oder heimlich rauchen. Den Lebenswerk-Award für besonders hartnäckige Verletzung der Grundrechte erhielt die Firma Deltavista aus Küsnacht. Sie wurde als Marktführer stellvertretend für etliche Unternehmen ausgezeichnet, die kommerziell private Daten sammeln.
Nach Vergabe der Negativpreise fand der Abend dann einen positiven Abschluss durch die Verleihung des Publikumspreises für lobenswerten Widerstand gegen Überwachung und Kontrolle. Er ging an die Studentengewerkschaft CUAE , die sich gegen die fremdenpolizeiliche Kontrolle von ausländischen Studenten wehrte.
Quelle : www.heise.de
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Die zehnte Wiederkehr der österreichischen Big Brother Awards wartete Sonntagabend mit einer Überraschung auf: Erstmals wurden Grüne mit einem der Negativpreise ausgezeichnet. Die Auszeichnungen werden seit 1999 jährlich an jene vergeben, die sich nach Ansicht einer Jury im Bereich der Kontrolle, Überwachung und Bevormundung besonders hervorgetan haben. Weitere Preisträger waren am Vorabend des österreichischen Nationalfeiertages die Firma Tiger Lacke, die Metasuchmaschine 123people.at und das Finanzministerium. Zusätzlich wird eine Volkswahl durchgeführt, bei der diesmal die meisten Stimmen auf die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) entfielen. Ihnen wurde der Skandal um illegal beschaffte Krankendaten zum Verhängnis.
Die Grünen Abgeordneten zum oberösterreichischennn Landtag Klubobmann Gottfried Hirz, Ulrike Schwarz und Maria Wageneder wurden in der Rubrik Politik für ihre Unterstützung einer Forderung nach Internet-Sperren für "Seiten mit kinderpornografischemem Inhalt" bedacht. Zwar war der dringliche Initiativantrag einstimmig vom gesamten Landtag angenommen worden. Doch zeigte sich die Big Brother Award Jury gerade von den Grünen Politikern enttäuscht, die "allenfalls vorhandenen Sachverstand weggeworfen" hätten. Die "'üblichen verdächtigen' Rechtspopulisten" anderer Parteien seien wegen "heftigen Populismus" bereits in den vergangenen zehn Jahren vielfach ausgezeichnet worden.
Der Preis für Business und Finanzen ging an Clemens C. Steiner, CEO von Tiger Coatings (besser bekannt als Tiger Lacke). Der Betrieb fiel der Jury durch mehrere Eingriffe in die Privatsphäre seiner Mitarbeiter, aber auch die dafür gebrauchten Ausreden negativ auf. "Im Sinne des Erhalts der Zufriedenheit der Belegschaft" und um "Verbesserungen frühzeitig durch geeignete Maßnahmen einleiten zu können", hat die Geschäftsführung "regelmäßig die Kommunikation mit den betreffenden Mitarbeitern gesucht", hieß es seitens Tiger Lacke. Zu Deutsch: Die Mitarbeiter wurden auf "freiwilliger Basis" systematisch vorgeladen und nach den Gründen für ihren Krankenstand befragt.
Dem nicht genug wurde verdeckt ein System von rund 20 Kameras samt Aufzeichnungsanlage in Hallen, Büros und Müllräumen installiert. Ziel sei die Sicherung von Arbeitsplätzen Angesichts eines "existenzbedrohlichen Abgangs von Pulverlacken" gewesen. Wie die Geschäftsführung zugeben musste, lag aber bloß ein Buchhaltungsfehler vor. Wie die Videoüberwachung schrieb Tiger Coating CEO Steiner auch das Mitschneiden der E-Mails eines Mitarbeiters dem Übereifer eines nicht dazu autorisierten Mitarbeiters zu.
Oskar-Preisträger Stefan Ruzowitzky verkündete den Sieger in der Sparte Kommunikation und Marketing: Die Personen-Suchmaschine 123people.at. Die Website würde bei Eingabe eines Namens dank "'Schwarmintelligenz' Ergebnisse von gefährlicher Beliebigkeit in Form einer Tag Cloud" ausspucken und zudem Namen, Bilder und Parteien falsch zuordnen.
123people.at reagierte umgehend mit einer Stellungnahme. Der Award wird darin als "professionelle Veranstaltung, die eine wichtige Datenschutz-Funktion in der Gesellschaft erfüllt", gelobt. Dann heißt es allerdings: "Die Begründung, mit der 123people nominiert wurde, steckt voller Ungenauigkeiten und Fehler. Damit wird dem Datenschutz, dessen gesetzliche Vorgaben 123people zur Gänze entspricht, kein guter Dienst erwiesen." So komme etwa bei der Suchmaschine gar keine "Schwarmintelligenz" zum Einsatz, sondern es würden öffentliche zugängliche Webseiten durchsucht. Die Tag-Cloud werde aus Ergebnissen klassischer Suchmaschinen erstellt. 123People ordne keine Daten bestimmten Personen zu, sondern zeige öffentlich im Netz verfügbare Informationen zu einem Namenspaar an. "Das Zuordnen der gefundenen Informationen zu einer bestimmten Person bleibt dem User überlassen." Mit der Suchmaschine könne jeder seinen "digitale Fußabdruck" überprüfen. "Dafür einen Big Brother Award zu erhalten, ist absurd."
Das Finanzministerium hat durchgesetzt, dass ab 2011 bei allen Spenden die Sozialversicherungsnummer des Spenders angegeben werden muss, wenn die Spende steuerlich absetzbar sein soll. Damit können aber Banken und karitative Organisationen die Sozialversicherungsnummern sammeln. Dabei sehe das E-Government-Gesetz für solche Fälle bereichsspezifische Personenkennzeichen vor, die nicht über bestimmte Verwaltungsdatenbanken hinaus genutzt werden könnten. Da das Finanzministerium dieses Gesetz ignoriert, setzte es den Award für Behörden und Verwaltung.
Zu Beginn war außerdem nachträglich ein Big Brother Award 2007 an Bildungsministerium Claudia Schmied (SPÖ) ergangen. Verschlechterungen bei der bereits 2003 kritisierten Bildungsevidenz hätten sie damals zur Gewinnerin machen sollen. Mit einer Absichtserklärung, bis 2009 eine Alternative zur Sozialversicherungsnummer als Personenkennzeichen zu finden, konnte sie sich damals aus der Affäre ziehen. Die Jury wartete ab und zeichnete die Politikerin nun doch aus. Das System wurde nämlich nicht entscheidend geändert.
Quelle : www.heise.de
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Die Vorbereitungen der letzten Großdemo in Berlin und die Mitarbeit in der Enquête-Kommission haben offensichtlich dazu beigetragen, dass die Oscars für die Datenkraken nicht wie üblich im Oktober verliehen wurden. Die BigBrotherAwards (BBA) finden erstmals am 1. April statt.
Zweifelsohne ist diese Bielefelder Veranstaltung ein Zugpferd der gesamten Bewegung gegen mehr staatliche und privatwirtschaftliche Überwachung und Speicherung von Daten auf Vorrat. Auf dem Netzpolitischen Kongress der Grünen wurde uns von Rena Tangens und Rainer Schäffner (Padeluun) als Grund für die Verzögerung erklärt, man wolle damit mehr interessante Einreichungen zusammentragen. Die Ursache liegt aber offenbar ganz woanders. Vielmehr musste man sich erstmal von den Strapazen einiger anderer Aufgaben wie der Orga-Beteiligung an der letzten „Freiheit Statt Angst“ Demo und der Mitarbeit an der Enquete-Kommission erholen. Die tiefgreifenden Recherchen zur Preisverleihung, die sich unweigerlich an die eingereichten Hinweise anschließen, nehmen zweifelsohne viel Zeit in Anspruch. Die BBA haben sich einen Namen gemacht, weil die Jury bisher nie mit ihren Verleihungen daneben lag. Außerdem möchte man die Preise ja nicht einfach so übergeben. Auch für 2011 ist wieder ein aufwändiges Rahmenprogramm mit Moderation, Live-Musik, Zuschauerspiel und vieles mehr geplant.
Wer noch nie dort war: „Ausgezeichnet“ mit dem Negativpreis werden Politiker, Firmen und Organisationen, die besonders unverantwortlich mit den Daten Anderer und dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Bürger umgehen. Die Jury wählt die Gewinner aus, wobei es dort zwei neue Gesichter zu bewundern gibt. Sönke Hilbrans, Rechtsanwalt aus Berlin und Prof. Peter Wedde (FH Frankfurt/Main), Arbeitsrechtler und Datenschützer und anerkannter Spezialist für den Arbeitnehmerdatenschutz.
Anmerkung passend zum Thema anerkannter Spezialist: Bezüglich der Zusammensetzung der Enquete-Kommission wurden letztes Jahr erste Zweifel laut. Der Informatiker Hadmut Danisch konnte beispielsweise keine Anzeichen für die Qualifikation des FoeBud-Aktivisten Padeluun erkennen. Dass sogar sein Künstlername von der DeNIC akzeptiert wurde, verstörte ihn zusehends. Einige Mitglieder der Netzkultur nahmen seine durchaus berechtigten Kritikpunkte zum Anlass, um ihn in ihren Kommentaren zu beschimpfen. Über die berufliche Qualifikation von Padeluun mag man streiten, wenn man dies möchte. Über seine Fähigkeiten als Moderator weniger. Mit seinen kurzweiligen Ausführungen sorgte er in den vergangenen Jahren im Publikum häufig für Kurzweil und hatte die Lacher stets auf seiner Seite.
Weitere Informationen zu den 11. BigBrotherAwards finden sich hier (http://www.bigbrotherawards.de/).
Quelle : www.gulli.com
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Die nächste Festveranstaltung zur Enthüllung der übelsten Datenkraken findet am 1. April in Bielefeld statt. Die BigBrotherAwards werden als Negativ-Preis an Unternehmen, Politiker und Behörden vergeben, die letztes Jahr besonders wenig auf die Daten ihrer Mitarbeiter oder Kunden geachtet haben. Die 11.„Oscars der Überwachung“ werden im Jahr 2011 mit über 6 Monaten Verspätung vergeben.
Wittern die Datenkraken bei dem schönen Wetter etwa Frühlingsluft? Zu früh gefreut! Am 1. April gibt es in Bielefeld wieder etwas auf die gierigen Fangarme. Der FoeBuD e.V. lädt mit gehöriger Verspätung ein zur 11. Verleihung der BigBrotherAwards. Die Jury wird mit Hilfe des Moderators Andreas Liebold nach und nach die schlimmsten "Datenkraken" des vergangenen Jahres enthüllen. Die Einlagen vom Duo „Mai Tai“ und des Tanzensembles „DansArt“ sollen dabei für ein wenig Kurzweil zwischen den Ansprachen der Laudatoren sorgen.
In der Vergangenheit machten die BigBrotherAwards Rabattkarten, Scoring, Mautkameras, Anti-Terror-Gesetze, Farbkopierer und Handyüberwachung als Gefahr für Bürgerrechte und Privatsphäre bekannt. Sie warnten frühzeitig vor der neuen Gesundheitskarte, der Vorratsdatenspeicherung und der Steuer-Id. Datensammlungen über die Gäste bei Hotelketten, die Bespitzelung von Arbeitnehmern bei Novartis und Lidl und die Warndateien der Versicherungswirtschaft machte man ebenfalls publik. Sie deckten auch auf, dass die Metro AG vor einigen Jahren 10.000 Kundinnen und Kunden ohne deren Wissen mit RFID-Schnüffelchips in der Kundenkarte verwanzt hatte. Von daher konnte man in der Öffentlichkeit für ein wenig mehr Bewusstsein für Datensparsamkeit und die zunehmende Überwachung der Bürgerinnen und Bürger sorgen.
Die Veranstaltungsdetails:
Freitag, 1. April 2011, 18 bis 20 Uhr
Hechelei, Ravensberger Park 6, Bielefeld (direkt neben der alten Location im Ravensberger Park gelegen)
Die Eintrittskarten sind an der Abendkasse und online im Vorverkauf verfügbar. Wer am 1. 4. nicht nach Bielefeld fahren kann: Die Veranstaltung wird per Stream live im Internet übertragen (http://www.bigbrotherawards.de/bigbrotherawards-streaming).
Quelle : www.gulli.com
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(http://static.gulli.com/media/2011/04/thumbs/370/BigBrotherAwards.jpg)
Heute von 18 bis 20 Uhr lief in Bielefeld und via Stream die Gala der BigBrotherAwards 2011. Die unglücklichen Gewinner sind die Daimler AG, Apple, Facebook, der Deutsche Zoll, die Zensuskommission, der Verlag für Wissen und Information, Niedersachsens Innenminister Schünemann und die Modemarke Peuterey. Die verliehene Preisskulptur zeigt eine Passage aus Aldous Huxleys Roman "Schöne Neue Welt".
Weil wir leider nicht selbst vor Ort sein konnten, hier alle Auszeichnungen in Kurzform. Der BigBrotherAward (BBA) in der Kategorie Arbeitswelt ging an die Daimler AG in Stuttgart, weil das Unternehmen flächendeckend Bluttests von ihren Produktionsmitarbeitern fordert. Ursprünglich hatte man diese Bluttests auch von den Verwaltungsmitarbeitern gefordert; das wurde aber wieder eingestellt. Ebenfalls in der Kategorie „Arbeitswelt“ wurde der Deutsche Zoll „geehrt“. Der lässt es zu, dass die Daten der Beschäftigten von mehreren hundert Firmen mit russischen Antiterrorlisten des Geheimdienstes FSB abgeglichen werden. Europäische und US-amerikanische Firmen bevorzugen solche Unternehmen, die diesen Datenabgleich ihrer Mitarbeiter zulassen. Der Award in der Kategorie „Behörden und Verwaltung“ geht an den Vorsitzenden der Zensuskommission Herrn Prof. Dr. Wagner. Er bekommt den Preis stellvertretend für alle Beteiligten dieses Vorhabens. Mit der aktuellen Volkszählung werden sensible Persönlichkeitsprofile von über 80 Millionen Menschen erstellt, die bis zu vier Jahre nach dem Stichtag am 09. Mai 2011 personenbezogen verfügbar sind.
Der BBA 2011 in der Kategorie „Verbraucherschutz“ ging an den Verlag für Wissen und Information in Starnberg für das Abschöpfen von Adressen als Gegenleistung für Büchergutscheine. Der „Verlag“, von dem im Buchhandel keine Bücher verfügbar sind, unterhält Geschäftsbeziehungen zu einem Vitaminpillenhersteller und zu Finanzdienstleistern. Das Unternehmen lässt an Schulen in seinem Namen Büchergutscheine an Kinder verteilen. Die „Geschenke“ erhält man aber nur, wenn man Namen und Anschrift des Kindes und mindestens eines Elternteils zurück meldet. Die Jury findet: hier werden Schulen als Datenpools der Wirtschaft missbraucht. Der Negativpreis in der Kategorie „Politik“ ging heute an den Niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann (CDU) für den ersten nachgewiesenen polizeilichen Einsatz einer Mini- Überwachungsdrohne bei politischen Versammlungen. Während der Demonstrationen gegen den Castor-Transport im Wendland im November 2010 haben insgesamt vier Mal so genannte „fliegende Augen“ die Demonstranten heimlich ausgespäht und kontrolliert.
Bei der Kategorie „Technik“ drehte sich, wie nicht selten bei dieser Gala, alles um RFID-Chips. Ausgezeichnet wurde die Marke Peuterey, vertreten durch die Düsseldorfer Modeagentur Torsten Müller. Peuterey bekam diese Negativ-Auszeichnung, weil sie Kleidung mit verdeckt integriertem RFID-Chip in den Verkehr bringt, der unbemerkt und berührungslos auslesbar ist. Geschickt gemacht: Die Applikation, die diesen Schnüffelchip enthält, wurde mit dem Satz „Don‘t remove this label“ bedruckt, um die Kunden vor einer Entfernung abzuhalten. Vor dem Schnüffelchip selbst wird man hingegen nicht gewarnt. Die Kategorie "Kommunikation" räumte die Facebook Deutschland GmbH ab. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, in ihrem sozialen Netzwerk mit systematischen Datenschutzverstößen Milliarden zu verdienen. Ebenfalls Preisträger für den Bereich „Kommunikation“ ist die Apple GmbH in München. Wer den 117 Displayseiten langen Datenschutzbedingungen Apples nicht zustimmt, kann sein teures iPhone nicht in vollem Umfang nutzen. App-Hersteller und Werbekunden sind aber insbesondere an den Lokalisierungs- oder Standortdaten der iPhone-Nutzer interessiert.
Quelle : www.gulli.com
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Als einziger Preisträger der aktuellen Big Brother Awards hat Gert G. Wagner, Vorsitzender der Zensuskommission den "Überwachungsoscar" entgegengenommen. In seiner "Dankesrede" monierte Wagner, dass die Jury in Bielefeld offenbar in einem Paralleluniversum lebe und völlig verkenne, dass es beim Zensus 2011 darum gehe, Gerechtigkeit beim nationalen und europäischen Zahlungsausgleich herzustellen. Mit der Betonung auf die gesetzgeberisch vorgeschriebene Pflicht zum Zensus erntete Wagner wenig Beifall, fand aber doch Anerkennung für sein Kommen.
Wagner kritisierte zunächst, dass er relativ spät von der Auszeichnung erfahren und die Laudatio auf den Zensus nur eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung bekommen habe. Dies entspräche nicht den demokratischen Gepflogenheiten. Das vom Gesetzgeber nach EU-Vorgaben beschlossene Verfahren des Zensus sei eine kulturelle Leistung, die in einer Demokratie für mehr Verteilungsgerechtigkeit sorge. Zum Unmut des Publikums verglich Wagner den Zensus mit der allgemeinen Schulpflicht, die für die Grundausbildung des Bürgers zuständig ist. Überdies würden von den Statistikern nur wenige variablen des Zensus in eine Datenbank kopiert, die dann über vier Jahre hinweg vollständig anonymisierte Daten zur Verfügung stelle. Diese Daten seien auf sicheren Computern gespeichert und nicht über das normale Internet erreichbar.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, dessen Vorsitzender Gert G. Wagner ist, veröffentlichte eine Pressemitteilung zum Preis. Darin heißt es in einer abgewandelten Definition der Neusprech von Big Brother: "Außerdem leben wir nicht in Orwells totalitärem Ozeanien, sondern in einer demokratischen Republik mit für diesen Fall sehr genauen und vom Bundesverfassungsgericht bestätigten Gesetzen. Wenn wir unbedingt bei Orwells Sprache bleiben wollen, gilt also: Unser Big Brother, der Zensus, ist kein Diktator, sondern schafft Gerechtigkeit."
Quelle : www.heise.de
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Die 13. österreichischen Big Brother Awards wurden am Vorabend des heutigen Nationalfeiertags des Landes in Wien verliehen. Sie standen im Zeichen von Terror-Gesetzen und Facebook. Mit den Negativpreisen der Jury bedacht wurden die ÖVP-Ministerinnen Johanna Mikl-Leitner (Inneres) und Beatrix Karl (Justiz), A1-Chef Hannes Ametsreiter, die Leiterin der Sozialabteilung der Stadt Wien Renate Christ sowie der Verleger Wolfgang Fellner. Die Volkswahl fiel auf das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). Der Sonderpreis "Lebenslanges Ärgernis" wurde Facebook-Chef Mark Zuckerberg zugedacht.
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Doch auch der einzige Positivpreis des Abends, "Defensor Libertatis" genannt, kam um das Thema Facebook nicht herum. Für seinen Einsatz im Rahmen der Initiative Europe vs. Facebook wurde der Wiener Max Schrems geehrt. Dabei ist Schrems gar kein Gegner von Facebook. Er mag soziale Online-Netzwerke und möchte, dass sie die rechtlichen Bestimmungen einhalten. Also hat er 22 Anzeigen bei der irischen Datenschutzbehörde gegen Facebook eingebracht, weil alle Facebook-Nutzer außerhalb der USA und Kanadas ihre Verträge mit Facebook Ireland Ltd. eingegangen sind. Die zuständige Behörde will nun prüfen.
In der offenen Volkswahl befasste sich die höchste Zahl der Einreichungen mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Österreichs ziviler Inlandsgeheimdienst kommt immer häufiger in die Schlagzeilen, sei es bei der jahrelangen Observierung (später freigesprochener) Tierschützer oder rund um möglicherweise illegale Bundestrojaner. Doch nun wurde ein anderes Thema besonders häufig genannt: Das BVT hat einige öffentlich gewählte Studentenvertreter auf eine Extremisten-Liste gesetzt. Dazu dürfte schon das Verstreuen von Flugzetteln im Parlament ausreichen.
In der Kategorie "Business und Finanzen" entschied sich die Jury für Hannes Ametsreiter, weil er gegen Netzneutralität ist. "Wir besitzen die Infrastruktur. Wir sollten auch entscheiden, wer sie benutzt", hatte der Chef von A1 (Telekom Austria) dem Wall Street Journal diktiert. Dies wurde "preiswürdiger" eingeschätzt als die Gesichtserkennung bei Facebook, fragwürdige Werbespots der Erste Bank für Überweisungen mit dem Handy (!) oder Deltavistas "Hehlerei mit illegal beschafften Exekutionsdaten".
Antiterror-Populismus in Tateinheit mit "Leichenfledderei" brachte den ÖVP-Damen Johanna-Mikl-Leitner (Innenministerin) und Beatrix Karl (Justizministern) den unbegehrten Preis in der Kategorie Politik. Sie haben das Massaker in Oslo zum Anlass genommen, in Österreich zusätzliche Polizeibefugnisse durchzusetzen – im Unterschied zu norwegischen Politikern, die auf mehr Offenheit drängen. Dagegen kamen weder Hans-Christian Straches (FPÖ-Chef) Ausfälle auf Facebook, die von seinem Parteikollegen Detlef Wimmer durchgesetzte Linzer Stadtwache noch die von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) in die Wege geleitete Kennzeichnung von Ausländern bei der Arbeitssuche (AMS) an.
Wer arm ist und in Österreich Mindestsicherung beantragt, muss seine Daten an insgesamt 15 Stellen übermitteln lassen, von der Bundespolizei bis zum Arbeitgeber. In der Stadt Wien will die Behörde aber auch den Vermieter der Wohnung des Bedürftigen informieren. Der Bittsteller müsste schon ausdrücklich widersprechen. Das brachte der Leiterin der Sozialabteilung des Magistrats der Stadt Wien, Renate Christ, die "Auszeichnung" in der Kategorie "Behörden und Verwaltung" ein. Denn so mancher Vermieter wird sich nach der amtlichen Information wohl einen finanzkräftigeren Mieter wünschen. Nominiert gewesen waren außerdem BVT-Chef Peter Gridling, eh scho wissen, Arno Melitopulos, Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK), seinerseits wegen regelmäßiger Weitergabe von Daten aller Versicherten, sowie Gabriela Petrovic und Konrad Pesendorfer, Generaldirektoren der Bundesanstalt Statistik Austria, aufgrund ihrer Klagen gegen einen Kritiker der Volkszählung.
Auch "Kommunikation und Marketing" kamen nicht ungeschoren davon. Doch nicht der grün-nahe Verkehrsclub Österreich (VCÖ) für die Idee der elektronischen Erfassung aller Bewegungen auf Autobahnen oder der Kabel- und DSL-Anbieter UPC für die nachträgliche Einführung zahlreicher Vertragsbestimmungen zu Lasten der Privatsphäre der Kunden, noch Jürgen Menedetter, Chef des GEZ-Pendants GIS für die Preisgabe der Daten tausender Gebührenzahler wurden auserkoren.
Sondern Wolfgang Fellner, Herausgeber der Boulevard-Tageszeitung "Österreich", wurde mit dem Big Brother Award 2011 geschmückt. Ein besonders grausliches Beispiel von Journalismus hatte die Jury überzeugt: Mit der Schlagzeile "Das ist der Inzest-Opa" wurde ein 80-jähriger Oberösterreicher unter schlimmsten Vorwürfen an den medialen Pranger gestellt. Als sich der Verdacht gegen den Senior in Luft auflöste, wurden die "Berichte" von Fellners Website entfernt.
Entsprechend lautete auch das Motto der österreichischen Big Brother Awards 2011: "Es gilt die Schuldsvermutung!"
Quelle : www.heise.de
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In diesen Minuten (Freitag, 18 Uhr) beginnt in Bielefeld die feierliche Preisverleihung der Big Brother Awards 2012. Sieben würdige Preisträger, sieben Tadel für weitere Datenschutzschlampereien und zwei lobende Erwähnungen zeigen einmal mehr, dass die seit dem Jahr 2000 vergebenen Big Brother Awards eine wichtige Funktion erfüllen. Die Veranstaltung wird live im Netz (http://www.bigbrotherawards.de/stream) übertragen.
In diesem Jahr gehen die Negativpreise unter anderem an die "Cloud", zwei amtierende deutsche Innenminister, Spiele-Publisher Blizzard, den Wasserfilterhersteller Brita sowie der Tiefkühlkost-Lieferanten Bofrost. Die Preise, die sich dem Selbstverständnis der Organisatoren nach gegen den Verlust der informationellen Selbstbestimmung wenden, machen auf Missstände aufmerksam, über die viele Menschen gar nicht mehr nachdenken.
Siehe dazu auch:
Datenschutz zwischen Wolken und Wassern. (http://www.heise.de/ct/artikel/Big-Brother-Awards-2012-Datenschutz-zwischen-Wolken-und-Wassern-1525246.html) Zusammenfassung der Big Brother Awards 2012 bei c't online.
Quelle : www.heise.de
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Wegen seiner umfassenden Kameraüberwachung in den Apple-Shops, die Beschäftigte und Kunden betrifft, hat Apple den Negativpreis Big Brother Award 2013 erhalten.
Der Schmähpreis Big Brother Award 2013 in der Kategorie Arbeitswelt geht an den Apple-Stores-Betreiber Apple Retail Germany in München für umfassende Videoüberwachung der Beschäftigten. In den Apple Stores "sollen nicht nur Verkaufs- und Lagerräume flächendeckend und dauerhaft per Kamera überwacht werden, sondern auch Pausenräume. Diese Form der Totalkontrolle von Beschäftigten ist in Deutschland rechtswidrig", gab Digitalcourage, vormals Foebud, bekannt.
Der ganze Artikel (http://www.golem.de/news/kameraueberwachung-apple-gewinnt-den-big-brother-award-1304-98528.html)
Quelle : www.golem.de
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Der NSA-Whistleblower Edward Snowden erhält den ersten Positiv-Preis der Big Brother Awards. Auch an anderen Stellen ist die NSA-Überwachung Thema auf der Preisverleihung an die größten Datenkraken u.a. wurde das Bundeskanzleramt ausgezeichnet.
Erstmals ist bei den Big Brother Awards in Bielefeld ein Positiv-Preis verliehen worden. Er geht – wenig überraschend – an den NSA-Whistleblower Edward Snowden. Dieser erhält 1 Million, jedoch nicht in Euro, sondern in Aufklebern, die versendet werden, "um der Forderung nach Asyl und sicheren Aufenthalt von Edward Snowden in Deutschland Nachdruck zu verleihen". Die Veranstaltung von Digitalcourage wird im Stream übertragen.
Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Big-Brother-Award-Positivpreis-fuer-Edward-Snowden-2168584.html)
Quelle : www.heise.de
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Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist mit einem Negativpreis des Datenschutzvereins Digitalcourage bedacht worden. Der Auslandsgeheimdienst sei eng verflochten mit dem NSA-Überwachungsskandal, hieß es zur Begründung am Freitag in Bielefeld. Der BND sammle Millionen geschützter Telekommunikationsdaten von Bürgern gebe sie an in die Kritik geratene US-amerikanische National Security Agency (NSA) weiter.
Doppelte Kritik an Amazon
Traditionell prangern die BigBrotherAwards seit 2000 den Umgang von Unternehmen, Behörden und Einzelpersonen mit Daten an. Insgesamt wird der Preis in sechs Kategorien vergeben.
Mit gleich zwei Preisen stand Amazon doppelt in der Kritik: Die Datenschützer werfen dem Versandhändler vor, Mitarbeiter auszubeuten und bei Arbeitsverträgen gegen Datenschutzbestimmungen zu verstoßen. Ähnlich lautende Vorwürfen von Gewerkschaften hatte Amazon in der Vergangenheit stets zurückgewiesen.
In der Kategorie Technik ging der Preis an die Spielzeugfirmen Mattel und Toytalk, die eine Barbie-Punkte vermarkten, die Gespräche aus dem Kinderzimmer aufzeichnen kann.
Gleich mehrere Bundespolitiker sind kritikwürdige Preisträger
Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière und sein Amtsvorgänger Hans-Peter Friedrich stehen 2015 auf Liste der kritikwürdigen Preisträger. Beide hätten es versäumt, sich bei einer europäischen Gesetzgebung für ein höheres Datenschutzniveau stark zu machen. Weiterer politischer Preisträger ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unter anderem für die bereits eingeführte elektronische Gesundheitskarte.
Einen weiteren Preis widmeten die Datenschützer der Formulierung "Digitale Spurensicherung". Diese Wortneuschöpfung, die Befürworter der Vorratsdatenspeicherung gerne benutzten, solle das wahre Ziel des umstrittenen Ermittlungsinstruments verschleiern. "Es geht darum, die kommunikativen Fingerabdrücke aller Deutschen anlasslos zu speichern", kritisierte Digitalcourage. Die Organisation setzt sich seit 25 Jahren für Datenschutz im digitalen Zeitalter ein.
Quelle : www.onlinekosten.de/