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Info Corner / Internet-via-Sat, Datendienste / IPTV / Videoportale / Internet TV & Radio => # News diverses ... => Thema gestartet von: SiLæncer am 24 Januar, 2005, 13:44

Titel: Von Galilei über Hubble zu Herschel und weiter
Beitrag von: SiLæncer am 24 Januar, 2005, 13:44
Nachdem die US-Regierung das notwendige Geld zur Wartung gestrichen hat, steht das Weltraumteleskop «Hubble» scheinbar kurz vor dem Aus. Wissenschaft und Öffentlichkeit protestieren.

Die Zukunft des Weltraumteleskops «Hubble» ist ungewiss, nachdem die US-Regierung in ihrem Budgetentwurf für das Jahr 2006 den Posten für die erforderlichen Wartungsarbeiten gestrichen hatte, berichten US-Medien. Ohne die Wartung könne das Teleskop 2007 oder 2008 versagen. Seit 1990 liefert das Teleskop spektakuläre Bilder aus dem All, vier Mal waren Astronauten seitdem ausgerückt, um Batterien auszutauschen, Teile zu erneuern oder neue Instrumente hinzuzufügen.

770 Millionen Euro fehlen

Die US-Weltraumbehörde Nasa sei eine der wenigen Agenturen, die im kommenden Jahr mit einem höheren Budget rechnen kann, berichtet die «New York Times». Dennoch sei aus Regierungskreisen bekannt geworden, dass die US-Regierung die umgerechnet etwa 770 Millionen Euro für die Wartung von «Hubble» aus dem Haushaltsplan 2006 gestrichen hat. Offiziell wird der Budgetplan Anfang Februar im Kongress vorgestellt. Bis dahin sei es unangemessen, über das Budget zu diskutieren, sagte Nasa-Sprecher Glenn Mahone.

Die Zukunft des Weltraumteleskops wird diskutiert, seitdem im vergangenen Januar der Nasa-Chef Sean O`Keefe angekündigt hatte, keine Astronauten mehr zur Wartung des Teleskops ins All zu schicken. Als Grund nannte er Sicherheitsbedenken nach dem Absturz der Raumfähre Columbia im Jahr 2003.

Wissenschaftsakademie empfiehlt Astronauten

Nach heftigen Protesten von Seiten der Wissenschaft und aus der Öffentlichkeit plante die Nasa zwischenzeitlich, die erforderlichen Arbeiten von einem Roboter ausführen zu lassen. Aufgrund der ungewissen Risiken und der Kürze der Zeit empfahlen Experten des «National Academy of Sciences» der Nasa jedoch, das Teleskop wie gehabt von Astronauten warten zu lassen. Die «Hubble»-Mission war nach einer zunächst vorgesehenen Laufzeit von 15 Jahren auf 20 Jahre verlängert worden und sollte 2010 enden.

Quelle : www.netzeitung.de
Titel: Re:Zukunft des Hubble-Teleskops ungewiss
Beitrag von: Jürgen am 24 Januar, 2005, 23:13
Schätze, der Grund für die Einsparung ist, dass man auch damit keine Massenvernichtungswaffen findet...
Für Erdbeobachtungen ist das Teil nämlich kaum geeignet, da zu weitsichtig (im Gegensatz zu "bomb 'em" G.W.B.)  :o
Ich glaube aber nicht, dass das hier im Lande derzeit anders wäre.
Titel: Schwarzes Loch: Fressorgie lässt Wolke leuchten
Beitrag von: SiLæncer am 29 Januar, 2005, 15:39
Das Schwarze Loch in der Mitte unserer Milchstraße galt unter Astronomen bisher als satt und behäbig. Doch offenbar hält der Moloch nur einen Verdauungsschlaf - und könnte schon bald wieder gewaltige Mengen an Materie verschlingen.

Erst 350 Jahre ist es her, da genehmigte sich Sagittarius A einen ordentlichen Brocken Materie. Die schickte noch ein SOS-Signal in Form von Gammastrahlen ins All, ehe sie auf Nimmerwiedersehen im Innern des Lochs verschwand.

Der Gammablitz raste durch den Weltraum und traf auf die Wasserstoffwolke Sagittarius B2. Deren Aufleuchten haben Wissenschaftler jetzt mit dem Gammastrahlen-Teleskop "Integral" entdeckt. "Wir sehen das Echo eines natürlichen Spiegels nahe des galaktischen Zentrums", erklärt Mikhail Revnivtsev vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching. Der Blitz sei so stark gewesen, dass die Wolke fluoreszierte und es erstmals ermöglicht habe, die hektische Vergangenheit von Sagittarius A zu rekonstruieren.

Die Gammastrahlung entsteht, wenn die Materie am Rande des Schwarzen Lochs von der Gravitation zerstört und enorm erhitzt wird. Kurz darauf verschwindet die Materie hinter dem Ereignishorizont des Loches. Die Gammastrahlen konnten der Anziehung jedoch entfliehen.

Der Appetit von Sagittarius A überrascht die Forscher, denn seine Masse ist mehr als eine Million Mal größer als die unserer Sonne. Solche supermassiven Löcher, die in den Zentren der meisten Galaxien zu finden sind, gelten als weniger aktiv. Die große Masse des Schwarzen Lochs verstärkte noch die Intensität des Gammablitzes.

Revnivtsev und sein Team glauben, dass Sagittarius A zur Entstehungszeit des jetzt beobachteten Gammablitzes etwa zehn Jahre lang aktiv war, eventuell auch deutlich länger. Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass das Loch in der näheren Zukunft wieder Appetit auf Materie entwickeln wird.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Aus für Hubble
Beitrag von: Jürgen am 08 Februar, 2005, 20:20
Die NASA will das Weltraumteleskop Hubble endgültig aufgeben. Zwar steigt das Budget fürs kommende Jahr voraussichtlich um 2,4 Prozent auf 16,6 Milliarden US-Dollar, die Rettung von Hubble würde aber mindestens eine Milliarde Dollar verschlingen und ist im Budget nicht vorgesehen. Das eingesparte Geld soll in die Verbesserung der Sicherheit des Space Shuttle fließen. Die Verschrottung von Hubble mittels einer Roboter-Mission, die das Teleskop zu einem kontrollierten Absturz in die Erdatmosphäre bringt, kommt mit 75 Millionen Dollar vergleichsweise billig.

Ohne eine weitere Wartungsmission wird Hubble voraussichtlich spätestens im Jahr 2008 seine Funktion einstellen. Bereits im Januar 2004 wollte die NASA Hubble aufgeben. Nach scharfer Kritik revidierte die Behörde im vergangenen Sommer ihre Entscheidung und begann, Szenarien für eine unbemannte Wartungsmission zu entwickeln. Nun sind die Würfel aber endgültig gegen Hubble gefallen. Die amerikanische Regierung will stattdessen eine neue Mondmission und bemannte Flüge zum Mars vorantreiben.

Das Weltraumteleskop Hubble ermöglichte viele grundlegende Erkenntnisse über die Frühzeit des Universums. Auch rund 15 Jahre nach der Indienststellung entdecken die Forscher mittels Hubble ständig neue Phänomene. Der Hubble-Nachfolger, das James Webb Space Telescope, wird erst 2011 starten. Für die Wissenschaftler dürften die kommenden Jahre daher eine eher bittere Zeit werden. (uma/c't)
Quelle mit Links:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/56166

Meiner Meinung nach ist das eine ganz schwarze Stunde für die Wissenschaft :'(

Für deutlich teurere Spionagesatelliten und die Bombardierung angeblicher Besitzer von Massenvernichtungswaffen wird dagegen ganz sicher genug Geld übrig sein...

Shame on you America >:(
 
Jürgen  
Titel: Jubel bei der Esa: Jungfernflug der Schwerlast-Ariane geglückt
Beitrag von: SiLæncer am 13 Februar, 2005, 13:01
Gut zwei Jahre nach dem Fiasko beim ersten Flug ist der Start Schwerlastrakete Ariane-5 ECA jetzt geglückt. Sie beförderte am Samstagabend von Kourou aus zwei Satelliten ins All. Die Rakete soll das neue Arbeitspferd der Esa für den Transport schwerer Nutzlasten werden.

"Uns sind eine ganze Menge Steine vom Herzen gefallen", sagte der sichtlich erleichterte Präsident von EADS Space Transportation, Josef Kind, in Bremen. Mit dem Start der Schwerlastrakete Ariane-5 ECA untermauern die Europäer ihren Führungsanspruch auf dem hart umkämpften Markt für kommerzielle Satellitenstarts.

Die weltweit größte kommerzielle Rakete, eine Weiterentwicklung der bewährten Ariane-5, kann bis zu zehn Tonnen Nutzlast und damit zwei Satelliten gleichzeitig ins All bringen. Im Dezember 2002 musste die Rakete kurz nach ihrem ersten Start wegen Triebwerksproblemen gesprengt werden. Die Europäer investierten nach heftigen Diskussionen noch einmal mehr als eine halbe Milliarde Euro, um die Rakete wieder flott zu machen. Insgesamt beziffert EADS die Kosten für die Entwicklung auf 1,7 Milliarden Euro.

Zunächst sorgte am Samstag noch einmal ein Messproblem in der Tankdruckkontrolle für eine gut einstündigen Verschiebung und Herzklopfen bei den Beteiligten, doch dann legte die Rakete einen Bilderbuchstart hin. Um 22.03 Uhr hob die mehr als 780 Tonnen schwere Ariane-5 ECA vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ab und setzte etwa eine gute halbe Stunde später einen amerikanisch-spanischen Kommunikationssatelliten sowie einen Forschungssatelliten im All aus.

"Dieser Start löscht den Fehlschlag vom Dezember 2002 aus. Diesen Erfolg haben wir alle erwartet", freute sich der Präsident der Betreibergesellschaft Arianespace, Jean-Yves Le Gall. Der Direktor der europäischen Raumfahrtagentur Esa, Jean-Jacques Dordain, erklärte: "Von heute an wenden wir uns wieder der Zukunft zu." Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sprach von einer "entscheidenden Etappe, um Europa den Zugang zum Weltraum zu garantieren".

"Neues Arbeitspferd"

Auch die in Bremen völlig neu entwickelte Oberstufe der Ariane-5 tat ihren Dienst plangemäß. An der Produktion sind allein in Deutschland 170 Unternehmen beteiligt, die Rakete wurde unter Federführung der EADS Space Transportation hergestellt. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligte sich nach eigenen Angaben mit wichtigen Versuchen für das neue Vulcain-2-Haupttriebwerk maßgeblich an der Entwicklung.

Die bis zu 57 Meter hohe Ariane-5 ECA soll nach einem zweiten Flug Mitte des Jahres Europas "neues Arbeitspferd für den Transport schwerer Nutzlasten in die geostationäre Umlaufbahn und darüber hinaus sein", erklärte die Esa. Sie erlaubt es den Europäern, trotz immer schwererer Satelliten weiter Doppelstarts anzubieten, was den Kunden klare Preisvorteile bringt. Nach dem Rückschlag vom Dezember 2002 hatte zunächst weiter die Basisversion der Ariane-5 mit einer Nutzlast von sechs Tonnen das Alltagsgeschäft abgewickelt.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Schwarzes Loch im Labor
Beitrag von: SiLæncer am 20 März, 2005, 13:18
Physiker am Brookhaven National Laboratory (BNL), New York, haben bei Experimenten mit ihrem RHIC-Teilchenbeschleuniger (Relativistic Heavy Ion Collider) einen Feuerball erzeugt, der Ähnlichkeiten zu schwarzen Löchern aufweist.

Die Entdeckung haben die Physiker gemacht, als sie die Kerne von Gold-Atomen mit annähernd Lichtgeschwindigkeit kollidieren ließen. Der Aufprall war so heftig, dass die Kerne in Gluonen und Quarks zerfallen sind. Gluonen und Quarks zählen zu den grundlegenden Materiebestandteilen. Die dabei entstandene Plasmakugel soll 300 Millionen Mal heißer gewesen sein als die Oberfläche der Sonne. In einem Artikel (PDF) zieht der daran beteiligte Physiker Horatiu Nastase Parallelen zu schwarzen Löchern: Der Feuerball soll über ähnliche Schwerkrafteigenschaften verfügt haben wie die unmittelbare Umgebung eines echten schwarzen Lochs.

Wie sich ein Kollege von Nastase äußerte, stellen die im Labor erzeugten schwarzen Löcher keine Gefahr dar. Schon gar nicht könnten sie zu einem "sternenverschlingenden" Etwas mutieren. Ein echtes schwarzes Loch sei "sehr, sehr groß" -- und die im Experiment produzierte Materie "sehr, sehr gering". Darüber hinaus war das theoretische schwarze Loch nicht von langer Dauer: Es existierte bloß 10 hoch -23 Sekunden.

Quelle : www.heise.de
Titel: Re:Schwarzes Loch im Labor
Beitrag von: Jürgen am 20 März, 2005, 23:10
Bitte bedenken:
Es geht ausdrücklich nur um "Ähnlichkeiten"!

Gold-Atome sind recht schwer, 196,9 g/mol, ein Element oder Isotop mit doppeltem Atomgewicht ist nicht bekannt, das schwerste ist z.Zt. Ununbium mit 277 g/mol. Dennoch wäre auch das Doppelte absolut so gering, dass daran ein Ereignishorizont in keiner Weise denkbar ist. Selbst reines Neutronium schaffte das nicht in sub-stellaren Grössenordnungen.

Somit müsste durch den Zusammenprall die Masse beider Kerne auf einen um viele Grössenordnungen kleineren Raum komprimiert werden. Das erscheint mir unmöglich, denn ein solcher Zusammenprall müsste sowohl die Kernbindungskräfte als auch den Zusammenhalt der Bausteine der Protonen und Neutronen zerstören, bevor überhaupt so eine Dichte entstehen könnte, die einen Ereignishorizont zulässt.
Das natürlich ohne Zerbrechen oder Diffusion..

Zudem gebe ich zu bedenken, dass es keinerlei Erkenntnisse zu (in vernünftigen Mass-Stäben) endlicher Lebensdauer schwarzer Löcher gibt. Zunächst soll ja nicht einmal Strahlung den Ereignishorizont verlassen können, also müsste ein Schwarzes Loch, einmal vorhanden, dauerhaft existieren, denn die erzeugende Masse (oder Energie) muss ja drin bleiben. Möglicherweise gibt es quantenmechanische Effekte, die doch eine gewisse "Hawking-Strahlung" nach aussen führen könnten, diese würde tatsächlich ein Unterschreiten der Grundbedingung und damit das Ende eines Ereignishorizonts irgendwann denkbar erscheinen lassen, wenn die Massen-/Energie-Bilanz nicht durch Einfangen weiterer Masse oder Energie erhöht würde, z.B. schon durch die immer vorhandene Hintergrundstrahlung (~4°K). Hinzu kommt der zeitliche Effekt nahe am wie im Ereignishorizont, der zumindest extrem gebremste Lauf der Zeit lässt auch eine solche Hawking-Strahlung entsprechend langwellig, also energiearm, und vor allem mit geringer Photonen-Häufigkeit auftreten, mit entsprechend stark reduziertem Energie-/Massen-Transport.

Insgesamt kann ich mir in quantenmechanischen Dimensionen zwar Effekte vorstellen, die einem Ereignishorizont gleichen, es mag sogar vielleicht eine wahre Grundstruktur nur aus solchen bestehen, aber die atomare Grössenordnung erscheint mir komplett ungeeignet für derlei.

Allerdings muss man sich ohnehin heutzutage allerlei Seltsames einfallen lassen, um noch Forschungsgelder zu erhalten, insbesondere in G.W.B.'s own country.
Leichte Sinnentstellungen sind da naheliegend...

Das Ganze erinnert mich an das Geschwätz über "Rotes Quecksilber" und kalte Kern-Fusion, Supraleitung und dadurch angeblich erzeugte Anti-Gravitation, Tunnel-Effekt und "Überlichtgeschwindigkeit", spontane Selbstentzündung u.v.m. ...
...and my pig can fly  ;D
Titel: Re:Schwarzes Loch im Labor
Beitrag von: SiLæncer am 21 März, 2005, 06:46
Zitat
Somit müsste durch den Zusammenprall die Masse beider Kerne auf einen um viele Grössenordnungen kleineren Raum komprimiert werden. Das erscheint mir unmöglich, denn ein solcher Zusammenprall müsste sowohl die Kernbindungskräfte als auch den Zusammenhalt der Bausteine der Protonen und Neutronen zerstören, bevor überhaupt so eine Dichte entstehen könnte, die einen Ereignishorizont zulässt.

Zitat
Allerdings muss man sich ohnehin heutzutage allerlei Seltsames einfallen lassen, um noch Forschungsgelder zu erhalten, insbesondere in G.W.B.'s own country.
Leichte Sinnentstellungen sind da naheliegend...

Jo , ist von daher auch ein ganz heisser Kandidat für den diesjährigen 1. April...
Titel: Gammablitz: Massentod durch kosmische Explosion
Beitrag von: SiLæncer am 09 April, 2005, 11:09
Eines der größten Massensterben der Erdgeschichte könnte von einer gewaltigen Explosion im All ausgelöst worden sein. Wissenschaftler präsentieren jetzt neue Hinweise dafür, dass ein so genannter Gammablitz vor 440 Millionen Jahren zwei Drittel des irdischen Lebens ausgelöscht hat.

Es sind die heftigsten bekannten Energieausbrüche im Universum: Gammablitze, auch als "Gamma Ray Bursts" (GRB) bekannt, setzen oft innerhalb weniger Sekunden mehr Energie frei als unsere Sonne während ihrer gesamten bisherigen Existenz von 4,6 Milliarden Jahren. Wenn ein sterbender Stern in sich zusammenfällt, so die gängige Theorie, haucht er in einer gewaltigen Explosion sein Leben aus und verursacht mitunter einen Gammablitz. Die Strahlung wird dabei in zwei entgegengesetzte Richtungen gebündelt abgestrahlt und erreicht erst dadurch ihre ungeheure Zerstörungskraft.

Manche Wissenschaftler sind der Meinung, dass die kosmischen Feuerwerke auch auf der Erde ihre Spuren hinterlassen haben. US-Forscher um Adrian Melott von der University of Kansas haben schon vor mehr als einem Jahr die Theorie vorgestellt, dass ein Gammastrahlen-Ausbruch im Erdzeitalter Ordovizium vor rund 440 Milliarden Jahren die Erde getroffen und das zweitgrößte Artensterben der Geschichte ausgelöst haben könnte.

Der ganze Artikel (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,350155,00.html)

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Extrem weit entfernter Planet entdeckt
Beitrag von: Warpi am 25 Mai, 2005, 06:00
Cambridge/Warschau (dpa) - Ein internationales Astronomenteam hat mit Hilfe einer neuen Technik einen extrem weit von der Erde entfernten Planeten entdeckt. Er hat einen Abstand von 15 000 Lichtjahren zur Erde und etwa die dreifache Masse des Riesenplaneten Jupiter.

Der große Exoplanet umkreist einen Stern, der der Sonne ähnelt, berichtete das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (US-Staat Massachusetts) am Montag (Ortszeit). Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern.

«Vielleicht sind dort noch andere Planeten mit geringerer Masse», sagte Teamleiter Andzej Udalski vom Observatorium der Universität Warschau. Die entsprechenden Hinweise in den Daten der Wissenschaftler müssten jedoch noch ausgewertet werden.

Es handelt sich erst um den zweiten Planeten, der mit Hilfe der so genannten Microlensing-Technik erspäht wurde. Der erste war im April 2004 in einer Entfernung von 17 000 Lichtjahren gefunden worden. Mit Hilfe der Microlensing-Technik können besonders weit entfernte und kleine Planeten entdeckt werden. Dabei fungieren die Schwerkraft des Planeten und seines Sterns wie eine Lupe, die das Licht eines noch weiter entfernten Sterns beugen und fokussieren und ihn so heller strahlen lassen. Anhand der Kurve des gebeugten Lichts konnte die Größe des Planeten ermittelt werden. Albert Einstein hatte einen solchen Gravitationslinsen-Effekt bereits vorhergesagt.

«Wenn ein Planet von Erdgröße exakt am selben Ort [wie der gefundene Planet] gewesen wäre, hätten wir ihn entdecken können», sagte Andrew Gould von der Ohio State University. Sein Kollege, Scott Gaudi vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics fügte hinzu: «Das ist der Beginn des Zeitalters für Microlensing. Wir erwarten viele weitere Entdeckungen in den kommenden Jahren.»

Das Team mit 33 Forschern aus 11 Ländern, darunter auch Daniel Kubas von der Universität Potsdam, hat den Fachartikel zur Veröffentlichung bei den «Astrophysical Journal Letters» eingereicht. Insgesamt wurden bislang mehr als 150 so genannte extrasolare Planeten entdeckt.


Cambridge/Warschau (dpa) - Ein internationales Astronomenteam hat mit Hilfe einer neuen Technik einen extrem weit von der Erde entfernten Planeten entdeckt. Er hat einen Abstand von 15 000 Lichtjahren zur Erde und etwa die dreifache Masse des Riesenplaneten Jupiter.

Der große Exoplanet umkreist einen Stern, der der Sonne ähnelt, berichtete das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (US-Staat Massachusetts) am Montag (Ortszeit). Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern.

«Vielleicht sind dort noch andere Planeten mit geringerer Masse», sagte Teamleiter Andzej Udalski vom Observatorium der Universität Warschau. Die entsprechenden Hinweise in den Daten der Wissenschaftler müssten jedoch noch ausgewertet werden.

Es handelt sich erst um den zweiten Planeten, der mit Hilfe der so genannten Microlensing-Technik erspäht wurde. Der erste war im April 2004 in einer Entfernung von 17 000 Lichtjahren gefunden worden. Mit Hilfe der Microlensing-Technik können besonders weit entfernte und kleine Planeten entdeckt werden. Dabei fungieren die Schwerkraft des Planeten und seines Sterns wie eine Lupe, die das Licht eines noch weiter entfernten Sterns beugen und fokussieren und ihn so heller strahlen lassen. Anhand der Kurve des gebeugten Lichts konnte die Größe des Planeten ermittelt werden. Albert Einstein hatte einen solchen Gravitationslinsen-Effekt bereits vorhergesagt.

«Wenn ein Planet von Erdgröße exakt am selben Ort [wie der gefundene Planet] gewesen wäre, hätten wir ihn entdecken können», sagte Andrew Gould von der Ohio State University. Sein Kollege, Scott Gaudi vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics fügte hinzu: «Das ist der Beginn des Zeitalters für Microlensing. Wir erwarten viele weitere Entdeckungen in den kommenden Jahren.»

Das Team mit 33 Forschern aus 11 Ländern, darunter auch Daniel Kubas von der Universität Potsdam, hat den Fachartikel zur Veröffentlichung bei den «Astrophysical Journal Letters» eingereicht. Insgesamt wurden bislang mehr als 150 so genannte extrasolare Planeten entdeckt.

Quelle: www.yahoo.de , www.dpa.de

*faszinierend* \v/
Titel: Voyager 1 erreicht Grenze des Sonnensystems
Beitrag von: SiLæncer am 25 Mai, 2005, 18:35
 Die Raumsonde Voyager 1 hat die Grenze unseres Sonnensystems erreicht. 28 Jahre nach dem Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ist "der Reisende" inzwischen rund 14 Milliarden Kilometer oder 93 astronomische Einheiten (eine AE entspricht der Distanz zwischen Erde und Sonne von 150 Millionen Kilometern) von der Sonne entfernt und befindet sich derzeit in der Heliohülle, einer Zone unmittelbar vor der Heliopause, die die Grenze zwischen Heliosphäre (der ballonförmige Einflussbereich der Sonne) und dem interstellaren Raum darstellt.

"Voyager 1 ist auf der letzten Etappe eines langen Weges in den interstellaren Raum", erklärt Dr. Edward Stone, Projektwissenschaftler am California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena. Caltech beheimatet das "Jet Propulsion Laboratory" der NASA, das die Zwillings-Raumsonden Voyager 1 und 2 entwickelt hat und deren Betrieb überwacht. Laut Stone gibt es inzwischen keine Zweifel mehr, dass Voyager 1 tatsächlich in der Grenzregion ankommen ist.

Dies würden Ergebnisse von Magnetfeld-Messungen belegen, die Voyager 1 zur Erde gefunkt hat. Danach hat die Raumsonde den für diese Region typischen "Terminations-Schock" registriert, ein astronomisches Phänomen, bei dem der aus geladenen Teilchen (vor allem Protonen und Alphateilchen) bestehende Sonnenwind auf das interstellare Plasma trifft und dabei abrupt gebremst wird. Als Folge kommt es zu einer deutlichen Verstärkung des Magnetfeldes.

Bis zum endgültigen Verlassen der Einflussspähre der Sonne dürfte Voyager 1 bei einer Geschwindigkeit von 3,6 AE pro Jahr allerdings noch rund 10 Jahre benötigen. NASA-Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Betriebsbereitschaft der einst für die Erkundung der Planeten Jupiter und Saturn vorgesehenen Voyager-Sonden noch bis zum Jahr 2020 gewährleistet ist. Voyager 2 ist derzeit knapp 11 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 3,3 AE pro Jahr ebenfalls auf die Grenze des Sonnensystems zu.

Quelle : www.heise.de
Titel: Exoplanet: Großer Cousin der Erde entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 14 Juni, 2005, 18:59
Bei der Suche nach erdähnlichen Planeten sind Astronomen erneut erfolgreich gewesen. In relativ geringer Entfernung zu unserem Sonnensystem entdeckten sie einen Felsplaneten, der unsere Erde mehr ähnelt als alle anderen bisher entdeckten Himmelskörper.

Die Jagd nach erdähnlichen Planeten außerhalb des Sonnensystems war erneut erfolgreich. Mehr als 150 sogenannte extrasolare Planeten kennen Astronomen bereits, aber jetzt ist ein ganz besonderes Exemplar hinzugekommen. Denn die meisten der fernen Himmelskörper sind Gasriesen, auf denen also nicht einmal theoretisch erdähnliche Bedingungen herrschen könnten. Alle sind außerdem sehr schwer, größer als der Uranus, der die fünfzehnfache Erdmasse hat. Der Neuzugang, der die Sonne Gliese 876 umkreist, ist aber vermutlich ein Planet aus Stein - und er wiegt nur etwa siebeneinhalb mal so viel wie die Erde.

"Das ist der kleinste extrasolare Planet, der bis jetzt gefunden wurde", erklärte Paul Butler vom Carnegie Institute in Washington DC. "Es ist der große Cousin der Erde."

Gliese 876 ist nur etwa 15 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt, und es ist bereits bekannt, dass er von zwei Planeten von der Größe Jupiters umkreist wird. Wie meistens bei der Entdeckung von Exoplaneten, fand man den "Erdcousin", weil sein Zentralgestirn durch die Schwerkraft seiner Trabanten zum Wackeln gebracht wird.

Ums Zentralgestirn in weniger als 50 Stunden

Jack Lissauer, theoretischer Astronom bei der Nasa, erklärt: "Wir hatten ein Modell dafür, wie die beiden Planeten miteinander interagieren, aber als wir uns den Unterschied zwischen dem Zwei-Planeten-Modell und den tatsächlichen Daten angesehen haben, fanden wir eine Signatur, die als dritter Planet interpretiert werden konnte." Dieser dritte Planet scheint Gliese 876 mit hohem Tempo zu umkreisen: 46,5 Stunden braucht er für einen Umlauf.

"Damit haben wir zum ersten mal Belege für einen felsigen Planeten, der eine normale Sonne umkreist", erklärte Geoffrey Marcy von der University of California in Berkeley. Die drei anderen felsigen Exoplaneten, die man bisher entdeckt hat, umkreisen Pulsare, also schnell rotierende, superschwere Neutronensterne.

200 Grad Celsius auf der Oberfläche

Gliese 876 dagegen ist ein roter Zwerg: Eine kleine, vergleichsweise kühle Sonne, die nur etwa ein Drittel der Masse unseres Zentralgestirns hat. Auf der Oberfläche des neuen Planeten dürfte es trotzdem etwa 200 Grad heiß sein, denn er ist dem Stern sehr nah. Er kreist nur etwa 3 Millionen Kilometer über der Sonnenoberfläche, das ist ein deutlich geringerer Abstand als der zwischen unserer Sonne und ihrem nächsten Trabanten Merkur.

Dass es auf dem heißen Felsbrocken Leben gibt, ist also eher unwahrscheinlich. Die Tatsache, dass er überhaupt existiert, nährt aber die Hoffnung, dass man eines Tages auch bewohnbare Planeten finden könnte. Steve Vogt von der University of California in Santa Cruz, ein Mitglied des Entdeckerteams, kommentierte: "Wir verschieben die Grenzen dessen, was wir entdecken können, immer weiter, wir kommen dem Punkt immer näher, an dem wir 'Erden' finden könnten." Ein Artikel, in der die Entdeckung detailliert beschrieben wird, wurde zur Veröffentlichung beim "Astrophysical Journal" eingereicht.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: ASTRONOMIE : Sonnensystem nur eines von vielen
Beitrag von: SiLæncer am 21 Juni, 2005, 13:28
Die Hoffnungen, im All eine zweite Erde zu finden, sind erneut gewachsen. Wissenschaftler haben jetzt nach eigenen Angaben den Beweis dafür gefunden, dass Planetensysteme wie das unsere im All nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.

Mehr als 120 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems haben Wissenschaftler bisher entdeckt, doch handelt es sich meist um Kolosse von der Art des Jupiters: gewaltige, glühend heiße Gasriesen, auf denen kein Leben möglich ist. Steinerne Himmelskörper wie der kürzlich entdeckte Winzling, der den Stern Gliese 876 umkreist, sind mit der aktuellen Technik kaum zu entdeckten. Unklar ist deshalb noch immer, wie häufig Sonnensysteme wie das unsere vorkommen - Planetensysteme, die neben Gasriesen auch kleinere, womöglich erdähnliche Objekte besitzen.

Doch diese Frage ist nun beantwortet, glauben Forscher aus den USA: Ein Team um Jonathan Williams von der University of Hawaii hat nach eigenen Angaben "erstmals bestätigt", dass Planetensysteme wie das unsere keine Ausnahmen sind, sondern im Universum praktisch an jeder Ecke zu finden sein sollten. Das hätten Beobachtungen junger Sterne im Orion-Nebel ergeben.

Staubscheiben im Sturm

In den frühen neunziger Jahren hat das Hubble-Weltraumteleskop im Orion-Nebel sogenannte Proplyden entdeckt - junge Sterne, die von Staubscheiben umgeben sind. Solche protoplanetaren Scheiben, so glauben Astronomen, verklumpen im Laufe der Jahrmillionen zu immer größeren Brocken und bilden schließlich Planeten.

Die entscheidende Frage ist, wie viele der Staubscheiben sich lange genug halten können, um Planeten hervorzubringen. Denn ihre Umgebung ist alles andere als friedlich: In Sternentstehungsgebieten können die solaren Teilchenstürme über drei Millionen Stundenkilometer und 10.000 Grad Celsius erreichen. Die Proplyden im Orion-Nebel etwa werden von einernahe gelegenen Formation von mehr als 1000 jungen, heißen Sternen gezaust.

Staub und Gesteinsbrocken könnten unter diesen Umständen einfach ins All gepustet werden, bevor Planeten entstehen, so die bisherige Annahme. Doch diese Sorge ist unbegründet, wie Williams und seine Kollegen betonen. Sie haben die Proplyden mit dem Submillimeter-Array (SMA) auf dem Vulkan Mauna Kea beobachtet - das einzige Teleskop, das die Masse und Ausdehnung der Staubscheiben messen kann.

Das Ergebnis: Die Scheiben sind durchaus in der Lage, ihrer rauen Umgebung zu trotzen. Sie enthalten ausreichend Material für stabile Planetensysteme, schreiben die Forscher in einem Artikel, der demnächst im "Astrophysical Journal" erscheinen soll. Einige der Scheiben seien in Masse und Größe mit unserem Sonnensystem vergleichbar. Da die meisten Sterne, die unserer Sonne ähneln, in Umgebungen wie dem Orion-Nebel entstünden, sollten auch Planetensysteme wie das unsere häufig vorkommen.

"Der gleiche Kreislauf von Geburt, Leben und Tod, den wir auf der Erde erleben, wiederholt sich in den Sternen", sagte David Wilner vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. "Das SMA gibt uns einen Platz in der ersten Reihe bei der Entschlüsselung dieser kosmischen Ereignisse."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Astronomischer Ausblick: Warten auf das große Leuchten
Beitrag von: SiLæncer am 24 Juli, 2005, 10:17
Astronomen haben eine einzigartige Erscheinung im All entdeckt: eine Supernova, deren Nachglühen im Röntgenlicht einfach nicht schwächer wird. Die Forscher konnten 16.000 Jahre in die Vergangenheit der Sternenleiche zurückblicken.

Riesensterne, die mehr als zehnmal so massereich sind wie unsere Sonne, vergehen in einem spektakulären Feuerwerk. Wenn in ihrem Innern der Brennstoff für die Kernfusion aufgebraucht ist, stürzen die glühenden Kolosse unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammen. Es folgt eine gewaltige Explosion, die die Hülle des Sterns ins All schleudert und den geschrumpften Kern zurücklässt.

Solche Supernovae sind zwar extrem hell und können mitunter ganze Galaxien überstrahlen, verblassen aber auch recht schnell wieder. Schon nach zehn Tagen sinkt ihre Leuchtkraft um die Hälfte, sowohl im Bereich des sichtbaren Lichts als auch in anderen Wellenbereichen.

Die Supernova namens SN 1979C aber ist anders. Im sichtbaren Licht wurde sie seit 1979, als ihr Licht die Erde erreichte, tatsächlich 250-mal schwächer. Im Röntgenbereich aber ist sie noch immer das hellste Objekt in der Galaxie M100 im Sternbild Jagdhunde, schreibt ein Team um Stefan Immler von der Nasa in der Oktoberausgabe des Fachblatts "Astrophysical Journal".

Beobachtungen mit dem Esa-Weltraumteleskop "XMM-Newton" haben ergeben, dass SN 1979C seit 25 Jahren nahezu konstant Röntgenlicht aussendet. Die Gründe sind den Forschern zwar unbekannt, doch das Phänomen erlaubt einen tiefen Blick in die Vergangenheit des Sterns.

Vor seiner Explosion hat der Riesenstern über mehrere Millionen Jahre heftige Teilchenwinde ins All geblasen. Die Schockwelle der Supernova hat den Sonnenwind eingeholt und auf mehrere Millionen Grad erhitzt, schreiben Immler und seine Kollegen. Die dabei entstehende Röntgenstrahlung erlaube die Rekonstruktion der letzten 16.000 Jahre Sternenaktivität vor der Explosion. Die Wissenschaftler konnten auch die Dichte des Gases um den Stern bestimmen und ausrechnen, dass er einst 18 Sonnenmassen besaß.

"Diese 25 Jahre alte Kerze in der Nacht hat es uns ermöglicht, Aspekte einer Sternenexplosion so detailliert wie noch nie zu studieren", schwärmt Immler. "All die wichtigen Informationen, die normalerweise schon in wenigen Monaten verschwinden, sind immer noch da."

Quelle,Bilder und Links : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,366354,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,366354,00.html)
Titel: Geheimnisvoller Stoff: Erste Eckdaten der dunklen Materie gefunden
Beitrag von: SiLæncer am 01 Oktober, 2005, 09:11
Das Universum besteht hauptsächlich aus Dunkler Energie und Dunkler Materie. Nur ungefähr fünf Prozent sind normale Materie, also der Stoff, aus dem die Sterne, die Erde, die Menschen und alles andere besteht, was unsere Alltagsrealität ausmacht. Dunkle Materie soll rund 30 Prozent des Alls ausmachen, aber was genau das ist, darüber diskutieren die Astrophysiker. Es soll sich um bislang noch unbekannte, schwach wechselwirkende Elementarteilchen handeln.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21046/1.html)

Quelle : www.heise.de

Titel: Orionnebel: Tiefer Blick in den Hexenkessel der Sterne
Beitrag von: SiLæncer am 13 Januar, 2006, 17:26
Das Weltraumteleskop "Hubble" hat die bislang schärfsten Fotos des berühmten Orionnebels geschossen. Die spektakulären Aufnahmen zeigen Tausende bislang unentdeckte Sterne und Regionen infernalischer Energieausbrüche.

Es ist eines der detailreichsten astronomischen Bilder aller Zeiten: Das Weltraumteleskop "Hubble" hat den Orionnebel auf ein extrem hochauflösendes Foto gebannt, das nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa aus Milliarden von Bildpunkten besteht. Tausende Sterne seien erstmals im Bereich des sichtbaren Lichts erkennbar, einige von ihnen besäßen nur ein Hundertstel der Leuchtkraft bisher bekannter Sterne in dem Nebel.

"Orion ist ein wahrer Hexenkessel", sagte Nasa-Forscherin Jennifer Wiseman. "Das neue Bild eröffnet eine Schatzkammer voller Schönheit und erstaunlicher Details." Auf einzelnen Aufnahmen befänden sich bis zu 3000 Sterne verschiedener Größen. Neu entstehende Sterne, noch in ihre Geburtsblasen aus Staub und Gas gehüllt, schießen Materiejets ins All. Gewaltige Scheiben, die andere junge Sterne umkreisen, könnten einst Sonnensysteme wie das unsere entstehen lassen.

Zu den erstmals aufgespürten Objekten im Orionnebel gehören auch sogenannte Braune Zwerge, die zu den "gescheiterten Sternen" zählen. Sie sind zu klein, um in ihrem Inneren eine Kernfusion zu zünden, die Sterne wie unsere Sonne befeuert.

Der Orionnebel ist ein perfektes Laboratorium für die Untersuchung der Sternentstehung. Zum einen ist er nur 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt, was angesichts des Durchmessers der Milchstraße von 100.000 Lichtjahren eine recht kurze Distanz ist. Zum anderen haben Astronomen einen freien Blick ins Herz des Orionnebels, weil dort riesige Sterne mit ihren Teilchenwinden den Staub und das Gas aus der Umgebung nach außen geblasen haben.

Dank seiner Helligkeit ist der Nebel mit bloßem Auge zu erkennen. Das Sternbild Orion mit den charakteristischen drei Gürtelsternen geht im Winter am späten Abend auf und steht dann bis zur Morgendämmerung am Himmel. Der Nebel befindet sich unterhalb der Gürtelsterne.

Das von der Nasa und der europäischen Raumfahrtorganisation Esa betriebene "Hubble"-Teleskop hat freilich mehr als nur einen kurzen Blick auf den Nebel geworfen: 105 Mal umkreiste das Observatorium die Erde und richtete dabei alle seine Bildinstrumente auf Orion, ehe das neue Foto fertig war. Wer ganz genau hinsehen möchte: Die Esa bietet das Bild in wahrhaft pompösen Größen an. Allerdings war der Server wegen des großen Andrangs zuletzt überlastet. Alternativ gibt es bei der Nasa das Foto mit einer Zoom-Funktion.

Quelle,Bilder und Links : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,394847,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,394847,00.html)
Titel: Geheimnisvoller Stoff: Erste Eckdaten der dunklen Materie gefunden
Beitrag von: SiLæncer am 07 Februar, 2006, 19:39
Zitat
Dunkle Materie macht vier Fünftel der Materie des Universums aus - konnte aber bisher noch nie direkt nachgewiesen werden. Forscher glauben nun, erste Eckdaten der geheimnisvollen Substanz zu besitzen - nachdem sie zwölf Galaxien gewogen haben.

Ihre Teilchen sind viel beweglicher als vermutet. Sie kommt in minimal 1000 Lichtjahre durchmessenden Blasen vor. Und viel heißer als gedacht ist der geheimnisvolle Bestandteil des Universums auch noch, folgern Forscher aus ihren Messungen.

Es ist das erste Mal, dass Astronomen Kenngrößen der dunklen Materie berechnet haben. Der bisherige Wissensstand der Forschergemeinde war schlicht, dass es sie geben muss: Bestünde das Universum bloß aus der sichtbare Materie, dann würden fundamentale physikalische Gleichungen nicht aufgehen. Zum Beispiel rotieren die Galaxien so schnell, dass sie auseinanderfliegen müssten - hielte sie nicht eine große, unbekannte Kraft zusammen: die der dunklen Materie.

Astrophysiker haben aus den Missverhältnissen abgeleitet, dass die Gesamtmasse des Universums zu etwa 75 Prozent aus dunkler Energie, zu rund 20 Prozent aus dunkler Materie und zu 5 Prozent aus normaler Materie besteht. Das war's bislang.

Gerard Gilmore, stellvertretender Direktor des Institute of Astronomy in Cambridge, und sieben Kollegen der Universitäten Basel, Cambridge und Honululu glauben nun, die Kosmologie einen Schritt voran gebracht zu haben. Eine detaillierte, bislang unveröffentlichte Studie über das interne Spiel der Kräfte in zwölf kleinen Spiralgalaxien der lokalen Gruppe ist die Grundlage ihrer Berechnungen.

"Wie wir hoffen, ist das ein nützlicher Hinweis bezüglich des am weitesten verbreiteten Materietyps im Universum", sagte Gilmore zu SPIEGEL ONLINE. "Ein Schritt in Richtung eines Verständnisses der Realität. Nur ein kleiner natürlich, aber ein Schritt."

Gewicht der Galaxien enthüllt dunkle Kräfte

Mit mehreren 8-Meter-Teleskopen auf dem Gipfel des chilenischen Berges Paranal beobachteten die Forscher insgesamt 23 Nächte lang die Galaxien in unserer Nachbarschaft. Aus 7000 Einzelmessungen erstellten sie dreidimensionale Rechenmodelle. Weil diese auch die Bewegung der einzelnen Sterne enthielten, kann man daraus auch den Einfluss der im Verborgenen wirkenden dunklen Materie berechnen: welches Gewicht sie haben muss, um die Galaxien zusammen zu halten.

Die Ergebnisse fordern teilweise die bislang geltenden Vermutungen über die dunkle Materie heraus oder widersprechen ihr gar: Dunkle Materie kommt demnach in einer Art kleinster möglicher Menge vor. Und die ist ziemlich groß. Die Autoren sprechen von Blasen mit rund 1000 Lichtjahren Durchmesser. Kleiner lasse sich eine Ansammlung dieses Stoffs nicht komprimieren.

Zudem sei die dunkle Materie viel heißer als gedacht, denn die Teilchen bewegen sich der Studie zufolge viel schneller als bisher vermutet und erzeugen dadurch Wärme. Anhand der maximalen Kompression der Blasen konnten Gilmore und Kollegen berechnen, dass die Partikel neun Kilometer pro Sekunde zurücklegen können. Diese überraschend hohe Geschwindigkeit würde einer Temperatur im Bereich von 10.000 Grad Celsius oder mehr entsprechen. Nicht zu verwechseln ist das mit jener Hitze, die von der sichtbaren Materie bekannt ist und die sich durch Infrarotstrahlung bemerkbar macht.

Hinweise zur Detektion der unsichtbaren Masse

"Diese Ergebnisse werden uns natürlich helfen, direkte Detektions-Experimente zu verfeinern, die nach jedweder Interaktion zwischen dunkler und normaler Materie fahnden", sagte Gilmore.

Die BBC zitierte Bob Nichol, Professor für Gravitation und Kosmologie in Portsmouth, mit der Einschätzung, die Arbeit habe "große Bedeutung" für die Suche nach den mysteriösen Partikeln. "Falls diese 'Temperatur' für die dunkle Masse korrekt ist", schränkte er jedoch ein.

Denn der Aufsatz der Astronomen, dessen Vorabversion SPIEGEL ONLINE vorliegt, wurde bislang bei keinem Fachjournal und damit auch bei keiner Gutachterkommission zur fachlichen Überprüfung eingereicht. Gilmore gab an, dass die Gruppe in wenigen Wochen eine Endfassung bei einem führenden Fachmagazin vorlegen werde. Doch bis zu einer Prüfung und der anschließenden Veröffentlichung müssen die Ergebnisse und die Folgerungen als vorläufig gelten, unabhängig von den wohlklingenden Namen der Autoren.

Eine gänzlich unerwartete Erkenntnis über die aus normaler Materie bestehende Welt lieferte das Projekt nebenher: Unsere Milchstraße ist die schwerste Galaxie der lokalen Gruppe. Bislang galt Andromeda als Schwerste in der näheren Nachbarschaft. Die präzise Gewichtsmessung zeigte nun: Unsere Heimatspirale bringt mehr auf die Waage.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: ARECIBO- TELESKOP - USA machen All- Abhörgerät taubstumm
Beitrag von: SiLæncer am 20 Februar, 2006, 13:19
In Zeiten knapper Kassen soll sich die Suche nach Außerirdischen auf die meistversprechenden Ziele konzentrieren. Forscher haben jetzt eine Liste von zehn Sternen aufgestellt, die von bewohnbaren Planeten umkreist werden könnten.

Durch die populäre Literatur spuken Außerirdische seit Urzeiten -  durch die Köpfe von Wissenschaftlern erst seit kurzem. Vor drei Jahren hatte eine Gruppe von Forschern, die fremdes Leben außerhalb der Erde finden will, 120.000 Sonnensysteme untersucht und darunter 129 "bewohnbare" Systeme identifiziert. Jetzt haben die Experten beschlossen, welche zehn sie zuerst untersuchen wollen. Damit liegt eine Top-10-Liste für das geplante Weltraumteleskop "Terrestrial Planet Finder" vor. Es wird aus zwei Satelliten bestehen, die um die Erde kreisen und Ausschau nach Anzeichen für außerirdische Lebensformen halten sollen. Der Start ist allerdings erst für 2020 geplant.

"Es gibt 400 Milliarden Sterne in unserer Galaxie", sagte Margaret Turnbull von der Carnegie Institution in Washington D.C. "Natürlich werden wir den 'Terrestrial Planet Finder' nicht auf alle richten." Darum hat Turnbull im Auftrag der Nasa und der privat finanzierten Alien-Sucher des kalifornischen Seti Institute die Auswahl eingeengt. Als erfolgversprechende Kandidaten gelten diejenigen Systeme, in denen Sterne möglicherweise von Planeten umkreist werden. Ein zweites Kriterium war, ob es plausibel ist, dass auf solchen Planeten Wasser in flüssiger Form vorkommt. Drittens sortierten die Forscher nach einem ganz praktischen Aspekt: Sichtbarkeit.

"Wir wollen bewohnbare Planeten mit unseren eigenen Augen sehen können", sagte Turnbull bei der Jahreskonferenz der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in St. Louis. Daher seien in die Liste keine zu hellen Sterne aufgenommen worden, die möglicherweise vorhandene Planeten überstrahlen würden.

Sonnenähnliche Sterne mit erdähnlichen Planeten

Zu den ausgewählten Sternen gehören 51 Pegasus, wo Schweizer Astronomen 1995 den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt haben, und Alpha Centauri B, einer der Sterne, die der Erde am nächsten sind. Auch der Stern 18 Sco aus dem Sternbild Skorpion, der unserer Sonne sehr ähnlich ist, befindet sich auf der Liste.

"Die Wahrheit ist, dass diese Sorte von Gewichtung wirklich schwer fällt", sagte Turnbull. "Wenn wir nach bewohnbaren Planetensystemen suchen, wissen wir eigentlich von keinem genug, um es zum besten Kandidaten zu erklären."

Carol Cleland von der University of Colorado kritisierte diese enge Auswahl. Ihre Kollegen legten sich zu sehr auf potentiell erdähnliche Planeten fest. "Ich glaube, wir sollten nach Formen von Leben Ausschau halten, die wir nicht kennen."

Tatsächlich ist die Selbstbeschränkung Turnbulls und ihrer Kollegen schlicht Ausdruck knapper Kassen: Seit US-Präsident George W. Bush das Nasa-Budget für 2007 vorgeschlagen hat, stellen sich Wissenschaftler in den meisten Forschungsprogramme auf drastische Kürzungen ein. Für die Suche nach außerirdischem Leben würden Bushs Vorschläge eine Halbierung des Budgets im Vergleich zu 2005 bedeuten, sagte Jill Tarter vom Seti Institute.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Europas stärkste Trägerrakete soll morgen ins All starten
Beitrag von: SiLæncer am 20 Februar, 2006, 17:14
 Die stärkste Trägerrakete Europas, die Ariane-5 ECA (Evolution Cryotechnique Type A), soll am morgigen Dienstag (23:13 MEZ) vom Startplatz Kourou in Französisch-Guayana aus ins All starten. An Bord befinden sich der Satellit Hot Bird 7A des weltweit drittgrößten Satellitenbetreibers Eutelsat sowie Spainsat des spanischen Betreibers Hisdesat. Während der von Alcatel Alenia Space gebaute Hot Bird 7A den bereits 1995 im All positionierten Rundfunk-Satelliten Hot Bird 1 unterstützen und später ersetzen wird, soll mit Spainsat vor allem abhörsichere Telekommunikation für das spanische Verteidigungsministerium bereitgestellt werden.

Die Schwerlast-Trägerrakete Ariane-5 ECA kann zwei Satelliten gleichzeitig mit einer Gesamtmasse von nahezu zehn Tonnen in geostationäre Umlaufbahnen befördern. Nach dem gescheiterten Jungfernflug im Jahr 2002, als Haarrisse im Kühlsystem des Haupttriebwerks zur Sprengung der Rakete und zum Verlust der Nutzlast – unter anderem von Hot Bird 7, der damals schon ins All sollte – geführt hatten, wurde mehr als eine halbe Milliarde Euro in die Verbesserung der Rakete investiert. Der zweite Start am 12. Februar 2005 verlief ohne Zwischenfälle. Zuletzt beförderte im November 2005 eine Ariane-5 ECA den Live-Übertragungs-Satelliten Spaceway 2 der US-Firma DirecTV, sowie den Satelliten Telkom 2 der PT Telekomunikasi Indonesia erfolgreich ins All.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/69845
Titel: Ariane-Start aus technischen Gründen verschoben
Beitrag von: Jürgen am 22 Februar, 2006, 00:32
Der für die Nacht zum Mittwoch angekündigte Start der stärksten Trägerrakete Europas ist abgesagt worden. Es gebe ein technisches Problem, teilte das Betreiberunternehmen Arianespace heute Abend in Paris mit. Ein neuer Starttermin für die europäische Rakete mit der offiziellen Bezeichnung Ariane-5 ECA wurde zunächst nicht genannt. Die Rakete sollte vom Raumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben und zwei Kommunikations-Satelliten ins All bringen.
Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/69920)
Quelle: www.heise.de
Titel: Ariane-Start erneut verschoben
Beitrag von: SiLæncer am 25 Februar, 2006, 11:09
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ist der Start einer Ariane-Rakete am Freitag wenige Stunden vor dem Abheben in Kourou verschoben worden. Der Hersteller Alcatel Alenia des Satelliten Hot Bird 7A, der mit der Rakete ins All transportiert werden sollte, habe um die Verschiebung gebeten, teilte Arianespace am Freitag mit. Ein neuer Starttermin wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Der Satellit solle mit Messungen überprüft werden. Als zweite Nutzfracht hat die Ariane-Rakete den spanischen militärischen Kommunikationssatelliten Spainsat an Bord. Bereits am Dienstagabend war der Start wegen Problemen am Boden verschoben worden. Die Rakete sollte vom Raumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben.

Die Ariane-5 ECA ist eine Schwerlast-Trägerrakete und erheblich leistungsstärker als das Vorgängermodell Ariane-5 G. Beim Jungfernflug Ende 2002 hatten Haarrisse im Kühlsystem des Haupttriebwerks die Sprengung der Rakete nötig gemacht. Nach dem Fehlstart hatten die Europäer 556 Millionen Euro in die Verbesserung der Rakete investiert.

Quelle : www.heise.de
Titel: "Hubble"-Foto: Das schärfste Galaxienbild aller Zeiten
Beitrag von: SiLæncer am 28 Februar, 2006, 19:13
Das Weltraumteleskop "Hubble" hat eine Galaxie in nie dagewesener Schärfe fotografiert. Aus insgesamt 51 Einzelaufnahmen haben Astronomen ein faszinierendes Porträt eines Sternsystems erstellt, das 25 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

Die Aufnahme des Sternhaufens M101 ist so hoch aufgelöst wie kein anderes bisher vom Weltraumteleskop "Hubble" geschossenes Galaxien-Foto: 16.000 mal 12.000 Pixel. Das faszinierende Bild der 25 Millionen Lichtjahre entfernten Wagenradgalaxie entstand jedoch nicht bei einem einzelnen Schnappschuss. Vielmehr wurde es aus 51 Bildern zusammengestückelt, die von März 1994 bis Januar 2003 angefertigt worden waren. Darunter sind auch Aufnahmen von Teleskopen, die auf der Erde stehen und nicht wie "Hubble" im All um die Erde kreisen.

Die Galaxie M101 liegt im Sternbild Ursa Major (Großer Bär) und hat einen Durchmesser von rund 170.000 Lichtjahren - fast doppelt so viel wie unsere Milchstraße. Die Fläche, die das Sternsystem am Himmel einnimmt, entspricht etwa einem Fünfzigstel der Fläche des Mondes.

Die Galaxie enthält nach Schätzungen der Wissenschaftler eine Billion Sterne. Etwa jeder zehnte davon, also rund 100 Milliarden Sterne, könnten nach Temperatur und Lebensdauer unserer Sonne gleichen, teilte die europäische Raumfahrtagentur Esa mit.

Die Arme der Galaxie sind gesprenkelt mit großen Nebelbereichen, in denen Sterne entstehen. Der Nebel selbst besteht aus Wasserstoffmolekülen.

Wegen der langen Reisezeit des Lichts von M101 bis zu uns ist die Galaxie auf dem Foto zur Zeit des Miozäns zu sehen, als auf der Erde die ersten Säugetiere und Elefantenarten auftauchten. Die Forscher schätzen, dass es mehr als zehn Jahre dauern wird, die gewonnenen Daten auszuwerten. Die Nasa bietet auch eine Zoom-Version des neue Fotos an.

Quelle und Links : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,403642,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,403642,00.html)
Titel: Ariane 5 ECA erfolgreich ins All gestartet
Beitrag von: SiLæncer am 12 März, 2006, 13:28
Nach mehreren abgebrochenen Startversuchen ist Europas stärkste Tragerrakete, die Ariane 5 ECA (Evolution Cryotechnique Type A), in der vergangenen Nacht erfolgreich vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ins All gestartet. Als Nutzlast hatte sie den Satelliten Hot Bird 7A des Betreibers Eutelsat sowie Spainsat des spanischen Satellitenbetreibers Hisdesat an Bord.

Während Hot Bird 7a in den nächsten 15 Jahren Europa, Afrika und den Nahen Osten mit Rundfunk-Signalen versorgen soll, dient Spainsat dem spanischen Militär für abhörsichere Telekommunikations-Verbindungen. Beide Satelliten wurden inzwischen im All ausgesetzt und sind auf ihre geostationären Umlaufbahnen eingeschwenkt. Ursprünglich sollte die Trägerrakete bereits am 21. Februar abheben. Dieser Start scheiterte aber ebenso wie ein weiterer Versuch wenige Tage später aus technischen Gründen.

Quelle : www.heise.de
Titel: EXOPLANETEN- THESE : "Super- Erden" sind keine Raritäten
Beitrag von: SiLæncer am 14 März, 2006, 23:47
Astronomen haben eine "Super-Erde" in etwa 9000 Lichtjahren Entfernung entdeckt. Die Forscher glauben, dass die großen Felsplaneten häufiger vorkommen als Gasgiganten im Jupiterformat. Jeder dritte Stern könnte einen haben.

Bei der Jagd nach Exoplaneten melden Forscher immer neue Erfolge. Als besonders hilfreich erweist sich dabei der Mikro-Gravitationslinseneffekt: Ein normalerweise in keinem irdischen Teleskop sichtbarer Planet verrät sich, indem er durch seine Schwerkraft das Licht eines hinter ihm liegenden Sterns beugt.

Erst Ende Januar war mit dieser sensiblen Messmethode der bis dahin kleinste Erdzwilling gefunden worden: Der Exoplanet im Sternbild Schütze sei etwa fünfeinhalb Mal so schwer wie die Erde und verfüge über eine mit Eisseen bedeckte felsige Oberfläche, berichteten die Forscher.

Jetzt hat ein internationales Team ebenfalls mit dem Mikrolinseneffekt einen weiteren Exoplaneten aufgespürt: eine sogenannte Super-Erde, die rund 13-mal so schwer ist wie unser Planet. Das Besondere an dem 9000 Lichtjahre entfernten Fund ist seine vergleichsweise kleine Umlaufbahn. Der Brocken aus Fels und Eis bewegt sich in einer Entfernung um sein Zentralgestirn, die etwa der zwischen Jupiter und Sonne entspricht.

"Wir haben noch nie zuvor ein solches System beobachtet, weil uns die Möglichkeiten dazu fehlten", sagte Andrew Gould von der Ohio State University. Leben scheint auf dem Planeten kaum möglich: Es herrschen eisige Temperaturen von minus 200 Grad Celsius. Ein Gasplanet habe sich nicht bilden können, berichten die Forscher, weil der Planet aus Eis und Gestein nicht genug Gas habe ansammeln können. "Das ist ein Solarsystem, dem das Gas ausgegangen ist", sagte Scott Gaudi vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.

Die Forscher haben den Stern, dessen Licht durch den Mikrolinseneffekt beeinflusst wurde, im Rahmen des Optical Gravitational Lensing Experiment (OGLE) im April 2005 entdeckt. Am 1. Mai beobachtete Gould das extreme Flackern des Sterns und vermutete sofort, dass ein Exoplanet dafür verantwortlich ist. "Ich war sehr aufgeregt und wollte unbedingt, dass andere den Stern ebenfalls beobachten."

Super-Erden in der Milchstraße häufig anzutreffen

Kurzfristig richteten Astronomen in Arizona, Neuseeland und auf Hawaii ihre Teleskope auf das Objekt. Aus den weltweit gewonnenen Daten konnten die Astronomen schließlich die Masse des Planeten berechnen. Ihre Studie wurde bei den "Astrophysical Journal Letters" eingereicht und vorab bei Arxiv.org veröffentlicht.

Die Astronomen folgern aus ihren Beobachtungen, dass noch viele Super-Erden entdeckt werden könnten. "Sie sind relativ weit verbreitet", sagte Gould. "Rund 35 Prozent aller Sterne haben eine." Der gängigen Theorie zufolge dürften kleinere Planeten im Umfeld kleinerer Sterne besonders leicht entstehen. Bei den Sternen unserer Galaxie handelt es sich überwiegend um rote Zwerge, also um kleinere Sterne.

Die Entdeckung zeige, welchen Einfluss die Masse des Zentralgestirns auf die Planetenbildung habe, erklärte Gould. Leichtere Sterne erschwerten nicht nur die Bildung schwerer Gasplaneten, in ihrem Umfeld stehe auch weniger Materie zur Verfügung, weshalb eher kleinere Planeten entstünden.

Noch vor einem Jahrzehnt wären Entdeckungen wie diese kaum möglich gewesen, weil es an Techniken fehlte, Planeten überhaupt nachzuweisen. Mittlerweile wurden rund 170 Exoplaneten gefunden, bei den meisten handelt es sich um Gasgiganten der Jupiterklasse. Nur eine Handvoll leichterer Planeten der Größe von Neptun wurden bislang entdeckt. Mit einer neuen Generation von Teleskopen, so hofft Gould, könnten Forscher schon bald auch noch leichteren, erdähnlichen Planeten auf die Spur kommen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: SETI@home will mehr Geld
Beitrag von: SiLæncer am 17 März, 2006, 16:42
SETI@home, das sich auf der Suche nach außerirdischer Intelligenz der Rechenleistung unzähliger Privat-PCs bedient, benötigt offenbar mehr Geld. Seit dem Platzen der Dot.com-Blase fänden sich kaum noch Sponsoren für die Search for ExtraTerrestrial Intelligence, und die nicht gesicherte finanzielle Unterstützung der University of California at Berkeley reichten bei weitem nicht für den dauerhaften Betrieb, für den einige Erweiterungen unerlässlich seien. Mit einem Spendenaufruf hoffen die Projektverantwortlichen nun, rund 750.000 US-Dollar aufzutreiben.

Das Projekt unterteilt astronomische Daten in kleine Pakete, die sich zur Auswertung auf den heimischen PC laden lassen. Im Jahr 1999 konnten Interessierte erstmals eines der damals rund 200.000 Datenpakete herunterladen und die Resultate anschließend an das Projekt zurücksenden. Im Durchschnitt sind etwa eine halbe Million User aktiv und liefern eine Rechenleistung von 200 TeraFLOPS, was an den schnellsten der in der Top500 verzeichneten Supercomputer heranreicht. Bis heute haben rund 5,4 Millionen Teilnehmer SETI@home insgesamt über 2,4 Millionen Rechenjahre zur Verfügung gestellt. Ende 2005 haben die Betreiber die Datendistribution in der Classic-Variante eingestellt und ging zur Nutzung des BOINC-Clients über, der außerdem die Verteilung von Datenpakten für eine ganze Reihe weiterer Projekte übernimmt.

Zu den geplanten Erweiterungen gehört beispielsweise ein neuer Empfänger im Radioteleskop von Arecibo, dessen fest eingelassene Schüssel im Urwald von Puerto Rico mit einem Durchmesser von 305 Meter die größte ihrer Art ist. Trotz des Aufwands bei der Suche kann das SETI-Projekt bis heute keine Beweise für die Existenz von Aliens vorlegen.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/70983
Titel: Schwarze Löcher: Supercomputer zeigt erstmals Gravitationswellen
Beitrag von: SiLæncer am 19 April, 2006, 17:07
Es ist der mächtigste Energieausbruch im Universum: die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher, die mit ihren Gravitationswellen das gesamte All erbeben lässt. Nasa-Forscher zeigen dies nun in einer Animation - nachdem sie ihren Superrechner mit den Vorhersagen Albert Einsteins versöhnt haben.

Es sind die umfangreichsten astrophysikalischen Berechnungen, die die US-Weltraumbehörde Nasa je vorgenommen hat: Erstmals ist es gelungen, die Gravitationswellen zu simulieren, die verschmelzende Schwarze Löcher auslösen. Bei der kniffligen Aufgabe, die Gleichungen Albert Einsteins in Supercomputer-gerechte Mathematik umzuformulieren, wurden die Wissenschaftler am Goddard Space Flight Center in Maryland von Abstürzen ihrer Rechner geplagt. Offenbar bereiten Raumzeit, vierte Dimension und Stillstand der Zeit nicht nur Menschen Probleme.

"Diese Verschmelzungen sind bei weitem die mächtigsten Ereignisse im Universum", sagte die Astrophysikerin Joan Centrella. Werden zwei Schwarze Löcher zu einem, wird alles erschüttert: Wie auf der Oberfläche eines Teichs nach einem Steinwurf breiten sich Gravitationswellen mit Lichtgeschwindigkeit durch das Universum aus.

Der Raum wird gestaucht. Aber der Länge nach von einer Gravitationswelle durchlaufen, würde ein Mensch um nicht einmal den Durchmesser eines einzigen Atoms kürzer und wieder länger, denn die geheimnisvollen Wellen haben kaum eine Wirkung auf die Materie. Daher ist ihnen auch so schwer auf die Schliche zu kommen.

Direkt gemessen wurden Gravitationswellen bislang noch nicht. Ihre Existenz hatte Albert Einstein 1916 in seiner allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt. Auf seinen Formeln fußen die Algorithmen der Nasa-Forscher. Ihre Simulation gibt also die Realität nach Einstein wieder.

Ärger mit Einsteins vier Dimensionen

Bislang war das komplizierte vierdimensionale Konzept Einsteins ein Stolperstein für Physiker gewesen, gleich wie viel Rechenkraft ihnen zur Verfügung stand. Laut Einsteins Vorhersage verändern Gravitationswellen sowohl den Raum als auch die Zeit. Im Computermodell bedeutete dies, dass die Variablen für die Dichte innerhalb Schwarzer Löcher unendlich groß werden konnten, die Zeit gar zum Stillstand kam. Das war zu viel für die Supercomputer - sie stürzten ab.

Die Forscher um Centrella mussten erst die von Einstein verwendete sogenannte Tensorenrechnung umschreiben. Das blähte die Kalkulation auf: Selbst die einfachsten Gleichungen in Tensoren-Schreibweise bedurften Tausender Zeilen Computercodes, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Physical Review Letters".

Erst nachdem die Formeln Einsteins in maschinenverständliche Mathematik umgewandelt worden waren, konnte der gegenwärtig viertschnellste Supercomputer der Welt mit seinen 10.240 Prozessoren loslegen.

"Wie eine Schale mit Götterspeise"

Die Animation, die am Ende herauskam, zeigt die komplizierten dreidimensionalen Wellenmuster einer solchen Fusion. Die Ergebnisse gelten für den Spezialfall eines Duos von Schwarzen Löchern mit gleicher Masse. Ganz schlicht fasst die Nasa-Pressestelle die Ergebnisse zusammen: "Wenn zwei Schwarze Löcher verschmelzen, wackelt das gesamte All wie eine Schale mit Götterspeise."

Nun arbeiten die Forscher an vergleichbaren Simulationen für ungleiche Partner: Stärke und Wellenlänge der Gravitationserschütterungen sind von diesen Parametern abhängig und von Fall zu Fall verschieden.

In der Praxis sollen Einsteins Vorhersagen über die Gravitationswellen in zwei Großprojekten getestet werden:

* In Hannover, Tokio und Pisa sowie in den US-Bundesstaaten Washington und Louisiana messen Physiker mit gespiegelten Laserstrahlen feinste Erschütterungen im Schwerefeld der Erde. Allerlei allzu irdische Erschütterungen, wie Straßenverkehr, Flugzeuge oder Erdbeben müssen mühsam aus den Messungen herausgerechnet werden.
* Das Projekt "Laser Interferometer Space Antenna" (Lisa) soll daher ins All gehen. Nasa und Esa planen, ab 2013 drei identische Satelliten in die Erdumlaufbahn zu schießen. Wenn diese Trabanten beständig per Laser den Abstand untereinander messen, entgeht ihnen auch die Verzerrung des Raums durch eine vorbeirauschende Gravitationswelle nicht.

Erst kürzlich haben Forscher der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn mit dem Röntgensatelliten "Chandra" in einem fernen Galaxiehaufen zwei schwarze Löcher entdeckt, die sich immer enger umkreisen und zu einem einzigen Schwarzen Loch verschmelzen werden.

Quelle , Links und mehr : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,411954,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,411954,00.html)
Titel: Hubble-Fotos: Scharfblick in die Sternenwolke
Beitrag von: SiLæncer am 19 April, 2006, 21:22
Die Kleine Magellansche Wolke ist eine der beiden hellsten Nachbarglaxien der Milchstraße. Neue Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble geben nun den bisher detailliertesten Einblick in die tausende Lichtjahre weit entfernte Sternenwiege.

Mit bloßem Auge kann man die Kleine Magellansche Wolke am Nachthimmel der südlichen Erdhalbkugel sehen - dann allerdings nur als kleinen, milchigen Fleck am Firmament. Ihre volle Pracht hat die Nachbargalaxie unserer Milchstraße jetzt beim Blick durch das Weltraumteleskop Hubble entfaltet: Sie zeigen die beiden Sternenhaufen NGC 265 und NGC 290, aus denen die Galaxie besteht, schärfer und detailgetreuer als je zuvor.

Die Sterne der Kleinen Magellansche Wolke sind ungefähr 200.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und breiten sich über fast 65 Lichtjahre aus. Neben den unzähligen Gestirnen beherbergen NGC 265 und NGC 290 auch gewaltige Gasnebel. Die Sterne in den beiden Clustern sind nach astronomischen Maßstäben noch relativ jung und sind allesamt aus derselben Wolke interstellaren Gases entstanden.

Wie alte Schulfreunde entfernen sich die Himmelskörper nun langsam immer weiter voneinander. Die meisten Sternenhaufen lösen sich auf diese Weise innerhalb einiger hundert Millionen Jahre auf. Dicht gepackte Sternehaufen, die von größeren Schwerkräften zusammengehalten werden, können allerdings mehrere Milliarden Jahre überdauern.

Auch die Kleine Magellansche Wolke ist durch die enorme Schwerkraft, mit der die deutlich größere Milchstraße an ihr zerrt, bereits aus ihrer ursprünglichen Spiralform in die Länge gezogen worden. Ohne die Milchstraße, so vermuten Forscher, gäbe es NGC 265 und NGC 290 wahrscheinlich gar nicht: Die gewaltige Gravitation der großen Nachbargalaxie macht die Kleine Magellansche Wolke zur einer Sternenwiege.

Für Astronomen sind Sternencluster wie NGC 265 und NGC 290 hervorragende Himmelslabore. Die Sterne in ihnen haben zwar unterschiedliche Massen, befinden sich aber alle etwa in derselben Entfernung zur Erde, sind ungefähr gleich alt und besitzen eine ähnliche chemische Zusammensetzung. So werden Vergleiche der Beobachtungen über die Himmelskörper leichter. Wissenschaftler erhoffen sich von ihnen einen genaueren Einblick in die Entstehung von Sternen.

Quelle und Bilder : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,411941,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,411941,00.html)
Titel: Schwarze Löcher: Die sparsamsten Motoren im Universum
Beitrag von: SiLæncer am 27 April, 2006, 09:29
Schwarze Löcher haben nicht nur die Kraft, unzählige Sterne zu verschlingen. Forscher haben nun auch herausgefunden, dass sie wahre Effizienz-Meister sind: Besser als jedes Kernkraftwerk wandeln sie Materie in Energie um.

Etwas lapidar bezeichnete das amerikanisch-britische Astronomenteam die Sternenleichen als sparsamste Motoren des Universums. Gäbe es einen Automotor mit der gleichen Effizienz, könnte er mit einem Liter Benzin mehr als 410 Millionen Kilometer zurücklegen, sagte Studienleiter Steve Allen von der Stanford University bei einer Pressekonferenz der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Erstmals haben Forscher bestimmt, wie effizient Schwarze Löcher arbeiten. Sie verglichen die zur Verfügung stehende Materie mit der ausgestoßenen Energie neun supermassiver Schwarzer Löcher. Die Effizienz der Umwandlung von Materie in Energie entspricht demnach dem Zwanzigfachen dessen, was Atomkraftwerke leisten können.

Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen beschränkten sich Allen und seine Kollegen nicht auf ein einzelnes Schwarzes Loch. Vielmehr untersuchten die Forscher neun dieser Giganten anhand von Daten des Röntgensatelliten "Chandra".

Tatsächlich besteht der kosmische Neunerpack, der in der Forschungsarbeit untersucht wurde, aus bislang verpönten Sternenleichen. Sie liegen 55 bis 440 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt; ihre Massen betragen zwischen 200 Millionen und drei Milliarden Sonnenmassen. Diese sehr alten Schwarzen Löcher in den Zentren von Galaxien galten unter Astronomen als langweilig, da sie im Gegensatz zu den aktiveren sogenannten Quasaren nur sehr wenig Strahlung abgeben.

Doch offenbar wurden sie unterschätzt: "Wenn die Schwarzen Löcher ruhiger werden, verlieren sie anscheinend nicht ihre bisherige Effizienz, sondern wandeln die Materie nur in eine andere Art von Energie um", sagte Mitautor Chris Reynolds von der University of Maryland.

Jets blasen Materie weg

Die von den Forschern untersuchten Schwarzen Löcher sind von heißem Gas umgeben, das sich aufgrund der enormen Gravitation auf das Zentrum der Galaxie zubewegt. Genau diese Materie ist der Treibstoff, der die Maschine am Laufen hält, betonen die Forscher. In der Nähe des sogenannten Ereignishorizontes - dem Bereich, aus dem weder Materie noch Strahlung dem Schwarzen Loch entkommen können - wird die Energie eines Teils dieses Gases freigesetzt und in Form von extrem energiereichen Teilchenstrahlen ins Universum zurückgeschleudert. "Diese sogenannten Jets können eine Geschwindigkeit von mehr als 95 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreichen", sagt Reynolds.

Wie viel Energie sie enthalten, konnten die Forscher anhand der Spuren berechnen, die einzelne Jets bei ihrer Reise durch das heiße Gas rund um das Schwarze Loch hinterlassen: Sie verursachen dort riesige Blasen in der leuchtenden Materie, die auf den Chandra-Bildern deutlich zu erkennen sind.

Aus diesem Wert und der Gesamtmenge an Materie in den Galaxienzentren war es den Astronomen möglich, die Energieeffizienz ihrer Studienobjekte zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schwarzen Löcher durch ihre effektive Energieproduktion unter anderem die Sternentstehung in ihrer direkten Umgebung regulieren.

Die Energieströme verhinderten, dass sich ultraheiße Gase abkühlten und neue Sterne bildeten. Deshalb sind nach Angaben der Wissenschaftler dem Wachstum der größten Galaxien Grenzen gesetzt: Sie können sich nicht ausbreiten und einfach ihre Nachbarschaft übernehmen.

Quelle und Bilder : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,413126,00.html (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,413126,00.html)
Titel: Heliosphäre: Sonnensystem hat länglichen Schutzschild
Beitrag von: SiLæncer am 03 Juni, 2006, 15:31
Fast 30 Jahre sind die beiden "Voyager"-Raumsonden bereits im All unterwegs - und funktionieren noch immer. Jetzt stehen sie kurz vor der Grenze des Sonnensystems - und könnten Forschern nicht nur die Form von dessen Schutzschild, sondern auch seine Flugbahn verraten.

Sie sind die Marathonläufer unter den Raumsonden: Als "Voyager 2" am 20. August 1977 ins All startete und seine baugleiche Schwestersonde "Voyager 1" am 5. September folgte, ahnte niemand, wie lange die Zwillinge sich im All halten würden. In den ersten zwölf Jahren besuchten die Weltraumreisenden vier Planeten und 48 Monde, funkten spektakuläre Bilder vom Großen Roten Fleck des Jupiter, den filigranen Ringen des Saturn sowie vom Gasgiganten Uranus und Neptun zur Erde - und funktionieren noch immer.

Inzwischen haben sich die beiden Sonden dem äußeren Rand des Sonnensystems genähert, der Grenze zwischen der Heliosphäre und dem interstellaren Weltraum. Die Heliosphäre ist eine Art Kokon, den die Sonne um das Planetensystem legt und es damit vor der kosmischen Strahlung abschirmt. An seinem Rand, der die treffende Bezeichnung "Termination Shock" trägt, stoßen die von der Sonne permanent ausgestrahlten geladenen Teilchen - der Sonnenwind - auf geladene Partikel aus dem interstellaren Raum und werden abrupt abgebremst.

Wissenschaftler vermuten schon lange, dass die Heliosphäre nicht wie eine Kugel, sondern eher wie ein Ei geformt ist. Die beiden "Voyager"-Sonden könnten die alte Frage nun beantworten. "Voyager 1" hat die Grenze des Schutzschilds vor kurzem erreicht und wird voraussichtlich 20 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt in den interstellaren Raum vorstoßen.

"Voyager 2" aber, die auf einem anderen Kurs unterwegs ist, hat den Grenzbereich an einer anderen Stelle erreicht - und wird schon in knapp 17 Milliarden Kilometern Entfernung von der Sonne den tiefen Weltraum erreichen. Forscher des California Institute of Technology schließen daraus, dass die Heliosphäre tatsächlich nicht rund ist, sondern eher die langgezogene Form eines Kometen hat, der mit einem Schweif an der Sonne vorbeifliegt.

Die Form der schützenden Blase hängt nach Meinung des leitenden "Voyager"-Wissenschaftlers Ed Stone davon ab, welcher Druck von außen ausgeübt wird - etwa durch Form und Verteilung interstellarer Gase.

Es gibt aber auch noch einen anderen Erklärungsansatz, der zu einer ganz neuen Erkenntnis führen könnte. Walter Cruttenden vom Binary Research Institute in Kalifornien glaubt, dass die Gase in der Umgebung des Sonnensystems ziemlich gleichförmig verteilt sind. Die Form der Heliosphäre rühre deshalb vielmehr von der Flugbahn des Sonnensystems durch den lokalen Raum ab.

Vielleicht können die "Voyager"-Sonden zur endgültigen Beantwortung der Frage beitragen, denn Weltraumschrott sind sie noch lange nicht: Die beteiligten Wissenschaftler glauben, dass die Zwillinge noch mehrere Jahrzehnte lang wertvolle Daten zur Erde funken könnten.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Hauptkamera von Hubble ausgefallen
Beitrag von: SiLæncer am 25 Juni, 2006, 12:05
Die Hauptkamera des Weltraumteleskops Hubble ist ausgefallen. Zurzeit wird die wissenschaftliche Arbeit mit den anderen Kameras und Instrumenten des Satelliten fortgeführt. Die Ingenieure untersuchen derweil, was den Ausfall der "Advanced Camera for Surveys" (ACS) ausgelöst hat. Die Einheit hat sich aufgrund des Fehlers in einen Sleep-Modus versetzt.

Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, den Fehler beheben zu können. Sie haben bereits verschiedene Ursachen ausgeschlossen, vermutlich liege das Problem in der Niederspannungsversorgung, für die Backup-Einheiten vorhanden sind. In jüngster Vergangenheit war es bereits mehrfach zu Ausfällen der ACS gekommen, diesmal sei das Problem aber schwerwiegender, berichtete ein Mitarbeiter des Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore. Ein einfacher Software-Reset habe nicht wie bisher ausgereicht.

Am kommenden Freitag soll ein erster Versuch, die Kamera wiederzubeleben, beginnen. Selbst falls dieser scheitert, habe man jede Menge weiterer Optionen, sagte ein NASA-Vertreter. Die jetzigen Probleme hängen offenbar nicht mit der Entscheidung der NASA zusammen, dringend notwendige Wartungsarbeiten an dem Weltraumteleskop aus Kosten- und Kapazitätsgründen nicht auszuführen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Hubbles Hauptkamera fotografiert wieder
Beitrag von: SiLæncer am 01 Juli, 2006, 17:17
Nur wenige Tage nach dem Ausfall der Hauptkamera des Weltraumteleskops Hubble ist es der US-Weltraumbehörde NASA gelungen, alle technischen Probleme wieder zu beheben. Nach Angaben des Goddart-Raumfahrtzentrum in Greenbelt bei Baltimore haben die NASA-Ingenieure ein Ersatzstromsystem für die Kamera geschaltet.

Die "Advanced Camera for Surveys" (ACS) hatte sich Ende Juni automatisch in einen Sleep-Modus versetzt, nachdem die Stromspannung nicht mehr ausreichte. In der Zwischenzeit wurde die wissenschaftliche Arbeit mit den anderen Kameras und Instrumenten des Satelliten fortgeführt. Am Sonntag soll nun die Hauptkamera, die aus drei elektronischen Kameras sowie einer Reihe von Filtern besteht, wieder den Betrieb aufnehmen und weiterhin Erkenntnisse über die Frühzeit des Universums liefern.

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Hauptkamera von Hubble ausgefallen
Beitrag von: dancingman am 01 Juli, 2006, 18:35
Nur so nebenbei:
Zitat
Stromspannung
Was ist das denn für ein Wort? Das habe ich ja noch nie gesehen. Der Redakteur wollte wohl mal ein neues Wort benutzen... hihihi

Ciaoi
Titel: Re: Hauptkamera von Hubble ausgefallen
Beitrag von: Dragonix am 01 Juli, 2006, 18:42
ich hät jetzt eigentlich gedacht, dass es das wort wirklich gibt, des soll halt sagen, dass zu wenig volt rüberkommen...
oder?
Titel: Re: Hauptkamera von Hubble ausgefallen
Beitrag von: Jürgen am 01 Juli, 2006, 23:51
Wenn sie's nicht wissen, sollen sie doch wie jeder normale Mensch schlicht von zuwenig "Saft" reden...
Den Begriff nimmt niemand übel.

Letztlich benötigt jedes Gerät genug Leistung, ob nun die vorhandene Spannung schon im Leerlauf zu niedrig war oder erst durch die Belastung mit dem Stromfluss des Geräts absackte, ob eine (falsche) Strombegrenzung der Spannungsquelle oder zu hohe Stromaufnahme des Geräts Ursache des Versagens war, wollte vermutlich niemand den Journalisten und damit der Öffentlichkeit mitteilen, denn beiden hätte diese Detail-Information vermutlich wenig genützt.
Die Zeiten, wo technische Details ausführlich und wahrheitsgemäss öffentlich durchgekaut wurden, sind sicher mindestens seit Apollo 13 vorbei.

Und auch mir als Techniker kann's schliesslich egal sein, denn ohne umfangreiche Einblicke in die Architektur der Systeme kann ich mit derartigen Informationen auch nichts anfangen.
Titel: Endliche Unendlichkeit des Weltraums
Beitrag von: SiLæncer am 14 Juli, 2006, 11:11
Warum es nachts nicht hell wird - Anmerkungen zum "Olbers'schen Paradoxon"

In fast jedem Buch über Kosmologie wird das "Olbers'sche Paradoxon" meist als Einleitung zur kosmischen Expansion bzw. der Urknallthese benutzt; oft muss es dabei als Beweis herhalten, dass die Welt einen Anfang hatte. War dieses Paradoxon in den 70er und 80er Jahren mehrfach Gegenstand zahlreicher Diskussionen, so wird heute hierüber in den Medien vergleichsweise selten berichtet. Eigentlich schade, denn spannend ist die etwas naiv wirkende Frage schon, warum es nachts überhaupt dunkel wird.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23094/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Endliche Unendlichkeit des Weltraums
Beitrag von: Jürgen am 15 Juli, 2006, 02:47
Alle Zuschauer von Alpha Centauri (http://www.br-online.de/alpha/centauri/) werden dieses Thema schon kennen.

Allerdings zwingt sich mir eine Frage auf, die ich trotz aller Mühen und einiger Semester Astronomie bislang nicht klären konnte:

Wenn das Universum wirklich etwa 16 Milliarden Jahre alt sein sollte, wie kann es dann sein, dass wir ausgerechnet heute Licht von Objekten sehen können, die mindestens dreizehn Milliarden Lichtjahre entfernt sind / waren?
Weder wir selbst, noch diese, bewegen sich anscheinend mit Geschwindigkeiten ganz in der Nähe der Lichtgeschwindigkeit.

Falls die Annahme richtig wäre, dass im Urknall das ganze Universum in einem Punkt konzentriert war,  müsste dieser Punkt irgendwo zu finden sein (und sei es sogar, überall rund um uns herum). Damit könnte ich noch leben (obwohl wir uns dann in diesem Sinne auch jetzt noch räumlich innerhalb dieses "Ortes" befinden müssten). Aber wenn das damals ausgestrahlte Licht nicht ungewöhnlicherweise enorme Umwege zurückgelegt hat, wie kann es dann sein, dass es, damals dort ausgestrahlt, uns jetzt hier erreicht? Wir selbst müssten uns dann ja (auch) mit konstant fast genau (halber?) Lichtgeschwindigkeit von dem Punkt entfernt haben und dies auch immer noch tun...
Kommt mir bitte nicht mit c + c = c, denn um +/- 50% geht's dabei garnicht.

Entweder war das Universum schon vor 13 Milliarden Jahren mindestens 26 Milliarden Lichtjahre im Durchmesser, denn dann kann uns auch heute aus allen Richtungen Licht aus der Zeit erreichen, oder das ganze Urknall-Modell krankt an der irrigen Anahme der Linearität und Konstanz des vierdimensionalen Raums.

Ich denke, wenn der Urknall stattgefunden hat, verursachte der eine gewaltige Stoss- bzw. Gravitationswelle, die quasi eine gigantische Raumkrümmung erzeugt haben muss, hart am Rande der Umfaltung. Und dieser Effekt müsste heute noch bestehen, wo auch immer. Also sozusagen wir und alles innerhalb einer Hohlkugel aus Energie bzw. Raumkrümmung. Von innen betrachtet unendlich, von aussen, sofern denkbar, möglicherweise ein winziger Punkt oder gar nur ein Loch...
Das lässt weiter spekulieren, innen = aussen ???

Was solls, ich denke, sowohl Raum als auch Zeit müssten sich in dem Masstab als nichtlinear darstellen, mit fernab grundsätzlich unbestimmbarem Zusammenhang.
Die postulierte Allgemeingültigkeit unseres beobachtbaren Raum-Zeit-Zusammenhangs sehe ich insofern auch nur als Hypothese an. Denn was schert sich das Universum um unsere Gedanken...

Kurzum, wir kommen ohne weitere eindeutige Daten keinen Schritt weiter, und zwar seit langem.

Zumindest wäre es vollkommen falsch und unwissenschaftlich, aus einem menschgemachten Modell auf weitere Aspekte der Realität schliessen zu wollen. Schlicht unlogisch, mehrere Hypothesen miteinander zu verknüpfen, um eine weiterte daraus zu konstruieren....

Die nächtliche Dunkelheit lässt sich auf verschiedene ander Arten erklären, z.B. mit doch irgendwie endlicher Lebensdauer von Photonen. Warum in aller Welt sollten die, erst ab einem bestimmten Zeitpunkt existierend, ansonsten nach  Einstein konsequent zeitlos sein? Quantenmechanisch gesehen, gibt es keine vernünftigen Grund, warum auch ein Photon nicht irgendwann scheinbar grundlos fluktuieren und sich z.B. spontan in "leuchtende" oder "dunkle" Materie oder andere Quanten umwandeln sollte.
Divergenz wäre auch eine Idee, insbesondere in gekrümmtem Raum.
Oder minimale de-Broglie-Strahlung relativistischer Masse.
Oder Absorptions-Verluste durch schwarze Löcher oder doch an der wohl "massig" vorhandenen aber nicht genauer bekannten dark matter...
Oder ist ebendiese erwartete "grosse" Hintergrundhelligkeit doch in Wirklichkeit nur die kosmische Hintergrundstrahlung, die dann eben nicht vom Urknall-Ereignis stammen müsste?

Wenn man nichts wirklich weiss, aber die Berechtigung seiner Forschung darlegen muss, wird man "natürlich" immer Wege finden, plausibel zu argumentieren, die eigene Theorie sei die einzig logische / realistische / wahre...

Das Ergebnis ist 42.

Beam me up Mr. Scott, there's no intelligent life on this planet...
Titel: Neuberechnung: Weltall soll größer und älter sein
Beitrag von: SiLæncer am 13 August, 2006, 10:23
Unsere Nachbargalaxie M33 ist 15 Prozent weiter von uns entfernt als bislang angenommen, behaupten Astrophysiker. Auch die kosmische Hubble-Konstante stimme nicht, denn das gesamte Universum sei größer als bisher gedacht - und zwei Milliarden Jahre älter.

Wer kann sich dieses Alter schon vorstellen: 13,7 Milliarden Jahre? So alt ist das Universum. Zumindest nahm man das bislang an. Einige Astrophysiker stellen diese Zahl aber gerade in Frage: Das Universum könnte bereits zwei Milliarden Jahre länger existieren.

Ein internationales Forscher-Team wollte eine neuartige Methode ausprobieren, mit der sich bestimmen lässt, wie weit eine Galaxie von der Erde entfernt ist. M33, eine unserer Nachbargalaxien, diente ihnen dabei als Untersuchungsgegenstand. Die Messungen des Astrophysikers Kris Stanek von der Ohio State University und seiner Kollegen ergaben: 15 Prozent weiter als bislang angenommen ist M33 entfernt.

Eigentlich wollten die Forscher ja bloß eine Methode entwickeln, mit der man die Entfernung einer Galaxie zur Erde "direkt" bestimmen kann. Das ist ihnen offenbar gelungen: Das neue Verfahren enthielte wesentlich weniger Zwischenschritte als sonst und es ließen sich Unsicherheiten und Rundungsfehler verringern, schreiben die Forscher in der frei zugänglichen Online- Vorabpublikation der Fachzeitschrift "The Astrophysical Journal".

Helligkeit eines Doppelsterns lässt Universum altern

Dafür hätten sie zehn Jahre lang an der Methode gefeilt und sie ausprobiert. In einer ersten Phase hätten Astrophysiker das hellste beobachtbare System für ihren Test ausgewählt: einen Doppelstern in unserer Nachbargalaxie M33, die auch als Dreiecks- oder Triangulumnebel bezeichnet wird. In der zweiten Phase wurde dieser Doppelstern dann spektroskopisch analysiert.

Dabei verglichen die Forscher auch die beobachtete Helligkeit des Doppelsterns mit seiner tatsächlichen Leuchtkraft, die sie anhand der Sternmasse ermittelten. Mit dieser Differenz ließ sich dann auch die Entfernung zur Erde berechnen. So haben die Astrophysiker ihrer Ansicht nach festgestellt: M33 ist drei Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und nicht 2,6 Millionen, wie bisher gemessen und berechnet.

Wenn aber diese Distanz 15 Prozent größer ist, dann sind es möglicherweise die Entfernungen zu anderen Galaxien auch. Die Konsequenz: Das Alter des Universums müsste um dieselbe Größenordnung korrigiert werden - und damit wäre auch der Wert der Hubble-Konstante um 15 Prozent geringer als bislang angenommen.

Hubble-Konstante sorgt für Aufregung

Die Konstante gehört zu den wichtigsten Naturkonstanten für Astro-Wissenschaftler. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen der Rotverschiebung und den Entfernungen von Galaxien, das sich aus der Expansion des Universums ergibt. Deswegen war die Aufregung groß, als bekannt wurde, der Wert der Hubble-Konstante müsse nach unten korrigiert werden. Von großen Auswirkungen auf Modelle, wie sich unser Kosmos entwickelt hat, wurde gemutmaßt.

"15 Prozent weniger, das ist nicht dramatisch", beruhigt indes Gerhard Börner, Kosmologe am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching. Solch eine Abweichung liege gerade noch in dem Fehlerbereich, den Experten anerkennen, sagte er zu SPIEGEL ONLINE.

Die Ergebnisse reichten auch nicht aus, um die Hubble-Konstante wirklich zu verändern, sagte der Wissenschaftler. "Der Ansatz mit den sich verdunkelnden Doppelsternen ist eine interessante Methode, aber das Ganze ist doch theoretischer als es zunächst den Anschein hat."

Forscherkollegen loben und kritisieren

Auch andere Kollegen betrachten Staneks Ergebnisse durchaus skeptisch. Die Arbeit sei zwar stichhaltig, aber zwei einander umkreisende Sterne in einer Galaxie würden nicht ausreichen, um die bisherige Altersangabe zu ändern, sagte Wendy Freedman, Kosmologin an den Carnegie-Observatorien in Pasadena (US-Bundesstaat Kalifornien).

Und der Astrophysiker Edward Guinan, der den Weg für die nun weiterentwickelte Technik bereitet hat, meint: "Die Methode ist gut, die Forschungsgruppe ist gut, und sie haben gute Arbeit geleistet." Allerdings würde sich das ausgewählte Doppelsternsystem für theoretische Modelle nicht eignen. Der Astrophysiker glaubt, dass die Galaxie M33 "doch nicht so weit entfernt ist" und man die Zahl für die Entfernung bald wieder nach unten korrigieren werde.

Norbert Przybilla vom Astronomischen Institut der Universität Erlangen-Nürnberg war an der Arbeit beteiligt und von diesen Kritiken zunächst überrascht. "In unserer Publikation schreiben wir ausdrücklich, dass dies ein Test der neuen Methode war und dass sich Durchschnittssterne gar nicht beobachten ließen", sagte Przybilla zu SPIEGEL ONLINE.

Man hätte gerne weniger helle Sterne beobachtet, aber selbst mit dem Zehn-Meter-Spiegelteleskop im Keck-Observatorium auf Hawaii, das zu den größten auf der Welt gehört, hätte man das nicht geschafft. "Das Doppelsternsystem war einfach am besten geeignet", so Przybilla. In ihrer Publikation räumen die Wissenschaftler zudem eine Fehlerquote von sechs Prozent für ihre Berechnungen ein.

"Die Messung muss an einem ganzen Sample von Objekten bestätigt werden. In dem Sinne haben Freedman und Guinan einen berechtigten Ansatzpunkt für ihre Kritik", sagte der deutsche Astrophysiker Przybilla.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Infrarotbild: Sternenglut im Orion- Nebel
Beitrag von: SiLæncer am 15 August, 2006, 15:51
Der Orion-Nebel ist eines der hellsten Objekte am Nachthimmel - und zugleich eines der am intensivsten erforschten. Dennoch schlummern in seinem Inneren noch immer Geheimnisse. Eine spektakuläre Aufnahme des Spitzer-Teleskops hat jetzt einige davon gelüftet.

Astronomen beobachten seit Jahrhunderten die Wolken des Orion-Nebels, des hellsten diffusen Nebels am Nachthimmel. Eine neue Aufnahme des Spitzer-Weltraumteleskops zeigt jetzt in enormem Detailreichtum die turbulenten Staubwolken, in denen zahlreiche neue Sterne entstehen. Manche sind ihrerseits von Staubscheiben umgeben, aus denen eines Tages Planeten hervorgehen könnten.

Fast 2300 dieser protoplanetaren Scheiben hat das Spitzer-Teleskop jetzt mit seiner Infrarotkamera im Orion-Nebel gefunden. Die Scheiben sind zu klein, um von Teleskopen abgebildet zu werden, die im Bereich des sichtbaren Lichts arbeiten. Das Spitzer-Observatorium aber kann die Infrarotstrahlung des warmen Staubs auffangen. "Das ist die umfassendste Zählung junger Sterne mit Staubscheiben im Orion-Wolkenkomplex", sagte Thomas Megeath von der University of Toledo (US-Bundesstaat Ohio). Er verglich die Orion-Sternenfabrik mit einer irdischen Landschaft: "Wir wollen wissen, wie viele potentielle Sonnensysteme in Großstädten, wie viele in Kleinstädten und wie viele auf dem Land entstehen."

Die Auswertung der Spitzer-Bilder habe jetzt ergeben, dass 60 Prozent der Staubscheiben-Sterne in kosmischen Großstädten liegen - in Haufen von Hunderten junger Sterne. 15 Prozent befänden sich in kleinen Gemeinschaften, während immerhin jeder vierte Stern ein Einzelgänger sei. Zuvor hätten Wissenschaftler angenommen, dass bis zu 90 Prozent der jungen Sterne in dicht bevölkerten Regionen zuhause sind.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,683992,00.jpg)

"Das Orion-Bild zeigt, dass viele Sterne auch isoliert oder in kleinen Gruppen entstehen", sagte John Stauffer vom California Institute of Technology in Pasadena. "Diese neuen Daten könnten uns helfen zu bestimmen, in welcher Umgebung unsere Sonne entstanden ist." Die Nasa bietet auch eine 6,8 Megabyte große hochauflösende Version des Bildes zum Download an ( http://ipac.jpl.nasa.gov/media_images/ssc2006-16a1.jpg  ).

Bisher wissen Forscher nicht, ob unser Zentralgestirn, das mit seinen rund 4,6 Milliarden Jahren ein Stern mittleren Alters ist, in einer kosmischen Metropole oder in einem Dorf entstanden ist - auch wenn die meisten Experten das Großstadt-Szenario befürworten. Junge Sterne entfernen sich mit der Zeit von ihren Brüdern und Schwestern, so dass ihre Geburtsstätte meist nur schwer zu orten ist.

Megeath und seine Kollegen schätzen, dass 60 bis 70 Prozent der Sterne im Orion-Komplex, zu dem auch der berühmte Nebel gehört, protoplanetare Staubscheiben besitzen. "Die interessante Frage lautet, warum es nicht 100 Prozent sind", sagt Megeath. Möglicherweise würden die neuen Daten zu einer Antwort führen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: SETI - Der lange Weg zum "First Contact"
Beitrag von: SiLæncer am 21 August, 2006, 09:58
Die wissenschaftliche Suche nach außerirdischen intelligenten Kulturen hat soeben erst begonnen

SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) ist heute als weltweit vernetztes Unternehmen zu einer festen Institution avanciert. Die Suche nach intelligenten Zivilisationen jenseits unseres Sonnensystems ist salonfähig geworden und hat gemessen an astronomischen Zeiträumen noch nicht einmal richtig begonnen. SETI befindet sich noch in der Lernphase und übt zugleich den Umbruch. Mögen sich die Skeptiker nach 45 Jahren bestätigt fühlen, da noch kein interplanetares Kosmogramm vorliegt - die Optimisten haben indes die Nase vorn. Denn die Zeit ist ihr Verbündeter.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23266/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Weiße Zwerge: Kamera erspäht geschrumpfte Riesen
Beitrag von: SiLæncer am 21 August, 2006, 17:12
Das Hubble-Teleskop hat einige der ältesten und düstersten Sterne der Milchstraße entdeckt. Astronomen mussten das Weltraumteleskop bis an die Grenzen seiner technischen Möglichkeiten bringen: Die Sterne glimmen etwa so schwach wie eine Kerze auf dem Mond.

Einst waren sie Giganten unter den Sternen. Vor zehn Milliarden Jahren haben die Riesen sich selbst entleibt. Jetzt gelten sie als die ältesten und zugleich lichtschwächsten Sterne, die Wissenschaftler je entdeckt haben.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,685918,00.jpg)
Sternhaufen NGC 6397: Der Ausschnitt rechts unten zeigt den lichtschwächsten Roten Zwerg, der Ausschnitt rechts oben einen der düsteren Weißen Zwerge

"Dieses Projekt ging an die Grenzen dessen, was selbst das Hubble-Teleskop leisten kann", sagte Jay Anderson, einer der Forscher, die die Ergebnisse der Himmelsbeobachtung jetzt im Fachblatt "Science" vorgestellt haben. "Diese Sterne kann man nicht mit einer einzelnen Aufnahme entdecken. Man muss eine Vielzahl von Bildern kombinieren, um sie zu finden." Die Astronomen haben die Kameras des Hubble-Weltraumteleskops insgesamt mehr als 75 Stunden auf das gleiche Fleckchen Nachthimmel gerichtet und 378 überlappende Bilder erhalten. Die europäische Raumfahrtagentur Esa bietet eine hochauflösende Version des Fotos mit Zoom- Funktion an.

Das Zielgebiet umfasste etwa ein Hundertstel eines Kugelsternhaufens mit der Bezeichnung NGC 6397, einer Gruppe von Sternen, die in der Frühzeit der Milchstraße entstanden sind. Kugelsternhaufen sind Zusammenballungen Tausender Sterne. Die jetzige Entdeckung eines ganzen Spektrums unterschiedlicher Sterne verspricht nach Meinung der Wissenschaftler neue Erkenntnisse über das Alter, die Ursprünge und die Entwicklung des Haufens.

NGC 6397 ist einer der Sternhaufen, die der Erde am nächsten liegen. Dennoch ist er rund 8500 Lichtjahre entfernt. Die Beobachtung der uralten Sterne sei etwa so schwierig gewesen wie die Entdeckung einer Geburtstagskerze auf dem Mond, schreibt das Team um Harvey Richer von der kanadischen University of British Columbia. Die Analyse der sogenannten Weißen Zwerge habe ergeben, dass ihre Temperatur so gering ist, dass in der Atmosphäre ein chemischer Wandel stattfindet. Er lasse die Sterne bläulich statt rötlich schimmern. Dieses Phänomen sei bereits vorhergesagt, aber nie zuvor beobachtet worden.

Die Weißen Zwerge sind Überreste großer Sterne, denen der Treibstoff für das nukleare Feuer in ihrem Innern ausgegangen ist. Nach dem Abstoßen ihrer Hülle blieb der heiße Kern der Giganten zurück, der aufgrund seiner Masse stabil genug war, um nicht zu einem Neutronenstern oder zu einem Schwarzen Loch zusammenzustürzen.

Wissenschaftler haben Weiße Zwerge unter anderem dazu benutzt, das Alter des Universums zu bestimmen. Die Winzlinge kühlen mit einer kalkulierbaren Geschwindigkeit ab: Je kühler ein Weißer Zwerg ist, desto älter ist er. Mit dieser Methode haben Richer und seine Kollegen das Alter von NGC 6397 auf rund zwölf Milliarden Jahre berechnet. Damit wäre der Sternhaufen nur rund 1,7 Milliarden Jahre jünger als das Universum selbst. Allerdings haben Forscher jüngst Daten vorgelegt, denen zufolge das All auch schon knapp 16 Milliarden Jahre alt sein könnte.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: ASTROPHYSIK - Direkter Beweis für dunkle Materie entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 22 August, 2006, 15:54
Dunkle Materie macht rund ein Fünftel des Universums aus, vier Mal mehr als normale Materie. Doch die geheimnisvolle Substanz war nur in Theorien greifbar - bis jetzt. Erstmals haben Forscher einen direkten Beweis für die Existenz dunkler Materie gefunden.

Spähen Himmelsforscher durch eine Teleskop, sehen sie vor allem eines: Normale Materie, die aus den bekannten Atomen besteht. Doch seit den dreißiger Jahren ist bekannt, dass das bei weitem nicht alles sein kann. Denn würde das Universum nur aus der sichtbaren Materie bestehen, könnte es in seiner jetzigen Form nicht existieren. Galaxien etwa würden schlicht auseinanderfliegen, weil die Anziehungskraft der Sterne nicht ausreichen würde, die schnell rotierenden Gebilde zusammenzuhalten.

Die sicht- und messbare Materie ist aktuellen Theorien zufolge nur die Schaumkrone auf einer viel größeren, mysteriösen Melange: dunkler Energie, die rund 75 Prozent des Universums ausmacht, und dunkler Materie, deren Anteil bei 20 Prozent der Gesamtmasse des Alls liegt. Nur der kleine Rest von rund fünf Prozent besteht demnach aus normaler Materie.

Es sei eine "etwas peinliche Situation" für Astronomen, wenn man für die Erklärung der Vorgänge im Universum eine geheimnisvolle Substanz benötige, die noch niemand direkt beobachtet habe, findet Douglas Clowe von der University of Arizona. Jetzt hat der US-Forscher gemeinsam mit Kollegen den seiner Meinung nach ersten direkten Beweis für die Existenz dunkler Materie vorgestellt.

Auseinandergerissen in gewaltiger Kollision


Die Beobachtungen der Wissenschaftler zufolge wurden normale und dunkle Materie bei der gigantischen Kollision zweier großer Galaxienhaufen auseinandergerissen - "das ist nach dem Urknall das energiereichste kosmische Ereignis", sagte Teammitglied Maxim Markevitch vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge.

In Galaxienhaufen kommt die normale Materie vor allem in der Form von Sternen und heißem Gas vor. Sie wird von einer weit größeren Masse aus dunkler Materie im Innern des Galaxienhaufens festgehalten. Ohne die Gravitation dieser unsichtbaren Substanz würden die schnell dahinrasenden Galaxien im Nu eigene Wege gehen.

Das Forscherteam hat mehr als 100 Stunden lang mit dem Chandra-Weltraumteleskop den Galaxienhaufen 1E0657-56 beobachtet. Er ist auch als "Bullet Cluster" bekannt, da er eine markante Wolke beinhaltet, die aus Hunderte Millionen Grad heißem Gas besteht und an eine Gewehrkugel erinnert. Die Röntgenbilder des Chandra-Teleskops zeigen den Forschern zufolge, dass die Form durch einen Wind verursacht wird, der durch die Hochgeschwindigkeits-Kollision eines kleineren mit dem größeren Galaxienhaufen entstanden ist.

Gas wird abgebremst, dunkle Materie nicht

Gleichzeitig benutzten die Wissenschaftler mehrere optische Teleskope, darunter das Hubble-Weltraumteleskop, um die Verteilung der Masse in den beiden Haufen zu bestimmen. Dies gelang mit Hilfe des sogenannten Gravitationslinsen-Effekts: Die Schwerkraft eines Himmelskörpers verzerrt das Licht von dahinter liegenden Objekten. Steht der Beobachter im richtigen Abstand zu beiden, wirkt das Objekt im Vordergrund wie eine Linse - ein Effekt, der von Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie vorhergesagt wurde.

Das bei der Kollision der beiden Galaxienhaufen aufgewirbelte heiße Gas wurde den Forschern zufolge durch eine Kraft ähnlich dem Luftwiderstand abgebremst. Die dunkle Materie in beiden Haufen sei jedoch nicht aufgehalten worden, da sie - abgesehen von der gegenseitigen Anziehung - keine Wechselwirkung mit dem Gas eingehe (siehe Fotostrecke). Deshalb, so die Wissenschaftler, seien dunkle und sichtbare Materie bei der Kollision auseinandergerissen worden.

"Das ist der erste direkte Beweis, dass dunkle Materie existieren muss", sagte Clowe. Es gibt zwar alternative Theorien, denen zufolge die Schwerkraft auf kosmische Entfernungen stärker wirkt als auf kleine Distanzen, und die deshalb ohne dunkle Materie auskommen. Doch diese Rechenmodelle könnten die Vorgänge im "Bullet Cluster" nicht erklären, meinen Clowe und seine Kollegen. "Wenn das heiße Gas die massereichste Komponente der Galaxienhaufen wäre, wie es die alternativen Theorien vorsehen, würden wir die Trennung von dunkler und normaler Materie nicht sehen."

Bestätigung von Einsteins und Newtons Theorien

Vorher hätten alle kosmologischen Modelle auf einer Annahme basiert, die nicht beweisbar gewesen sei: dass die Schwerkraft sich in kosmischen Maßstäben genauso verhält wie auf der Erde. Der größte Maßstab zur Messung der Gravitation sei derzeit unser Sonnensystem. "Die Galaxienhaufen, die wir beobachtet haben, sind eine Milliarde Mal größer", erklärt Clowe. Dennoch habe sich die Schwerkraft so verhalten, wie Einstein und Newton es vorhergesagt hätten.

Unabhängige Forscher betonten die Bedeutung der Studie, auch wenn sie sich vom Ergebnis wenig überrascht zeigten. Thomas Janka vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching sprach von einem "sehr wichtigen Resultat". Nun sei offenbar bewiesen, dass es eine dunkle Materie "in der Tat geben muss" und keine neue Gravitationstheorie notwendig sei, um ihre Wirkung zu erklären.

Allerdings würden solche Theorien - etwa die der "Modified Newtonian Dynamics" - von den meisten seriösen Forschern ohnehin "als sehr gewagte und extreme Möglichkeit betrachtet", betonte Janka gegenüber SPIEGEL ONLINE. Denn die bisherige, experimentell gut bestätigte Gravitationstheorie aufzugeben, "erscheint sehr viel radikaler, als an die Existenz dunkler Materieteilchen zu glauben, für die es aus der Teilchenphysik zahlreiche Vorschläge und theoretische Konzepte gibt".

Auch Hermann Nicolai, Direktor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik, sieht Newtons und Einsteins Theorien durch die Arbeit der US-Forscher erwartungsgemäß gestärkt. Die eigentliche Frage über die dunkle Materie sei jedoch weiterhin offen: "Woraus sie besteht, bleibt das große Rätsel", so Nicolai.

Denn direkt beobachten können Wissenschaftler die geheimnisvolle Substanz noch immer nicht. Lediglich Hinweise auf einige physikalische Eckdaten der dunklen Materie wurden bisher gefunden. Clowe aber, dessen Team seine Ergebnisse demnächst im Fachblatt "Astrophysical Journal Letters" veröffentlichen will, ist optimistisch: "Wir haben das Schlupfloch bei der Gravitation geschlossen, und wir sind kürzer denn je davor, diese unsichtbare Materie zu sehen."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Kosmos expandiert unverändert
Beitrag von: SiLæncer am 26 August, 2006, 11:08
Chandra bestätigt aktuellen Wert der Hubble-Konstante

NASA-Weltraumteleskop Chandra bestätigt aktuellen Wert der Hubble-Konstante

Die isotrope Fluchtbewegung der Galaxien manifestiert sich am deutlichsten in der so genannten Rotverschiebung, bei der das von fernen Galaxien zu uns kommende Licht infolge der Raumausdehnung auseinander gezogen wird. Kehrt man diese Bewegung im Gedankenexperiment um und lässt das Universum fiktiv kollabieren, endet alles in der Ur-Singularität aller Singularitäten: dem Urknall. Seitdem er die Welt in die Welt setzte, expandiert dieselbige mit einer Geschwindigkeit, über deren genauen Wert Kosmologen bis heute streiten. Jetzt haben NASA-Forscher mit dem Röntgenobservatorium Chandra – erstmals unabhängig von bisherigen Messmethoden – den alten Wert der so genannten Hubble-Konstante bestätigen können.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23327/1.html)

Quelle : www.heise.de

Titel: "Hubble"- Foto: Unruhe auf dem Sternenfriedhof
Beitrag von: SiLæncer am 29 August, 2006, 19:13
Das "Hubble"-Weltraumteleskop hat spektakuläre Bilder der jüngsten Sternenleiche unserer Galaxie geschossen. Die Aufnahmen zeigen die Supernova Cassiopeia A in atemberaubenden Details.

Der Stern ist erst vor einem winzigen Augenblick gestorben - zumindest nach kosmischen Maßstäben. Etwa 325 bis 340 Jahre sind vergangen, seit das Licht der Supernova namens Cassiopeia A die Erde erreicht hat. Ein Stern hatte den Brennstoff in seinem Innern verbraucht und war unter seiner eigenen Schwerkraft zusammengebrochen. In einer gigantischen Explosion schleuderte er seine Hülle ins All.

Solche Supernovae können für einen kurzen Moment eine gesamte Galaxie überstrahlen. Cassiopeia A ist die jüngste bekannte Sternenexplosion in der Milchstraße - auch wenn sie von der Erde möglicherweise nicht zu beobachten war, da keine Aufzeichnung über das kolossale Himmelsereignis bekannt ist.

Moderne Astronomen aber verdanken der Supernova, die 10.000 bis 11.000 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt, spektakuläre Bilder. Das "Hubble"-Weltraumteleskop hat jetzt erneut ein detailreiches Foto von Cassiopeia A aufgenommen. Es zeigt, dass auch mehr als drei Jahrhunderte nach der Explosion noch längst keine Ruhe auf dem kosmischen Friedhof eingekehrt ist.

Das aus 18 Einzelaufnahmen zusammengesetzte Bild zeigt Cassiopeia A als ausgefransten Ring hell leuchtender Gas- und Staubmassen, die bei der Explosion mit ungeheurer Wucht in den Weltraum geschleudert wurden. Manche Trümmer rasen nach Angaben der Nasa noch immer mit bis zu 50 Millionen Kilometern pro Stunde ins All.

Die riesigen Trümmerwirbel glühen von der Hitze der Schockwelle, die dem abgestoßenen Sternenmaterial folgte und es durcheinanderwirbelte. Die bunten Farben der Gasfetzen deuten auf unterschiedliche chemische Zusammensetzungen hin: Grüne Bereiche sind reich an Sauerstoff, rote und violette Stellen enthalten große Mengen an Schwefel, blaue bestehen hauptsächlich aus Wasserstoff und Stickstoff. Die europäische Raumfahrtbehörde Esa bietet auf ihrer Internetseite das neue Bild der Supernova mit Zoom- Funktion an.

Erst im vergangenen Jahr hatten Infrarotbilder des "Spitzer"-Weltraumteleskops gezeigt, dass der Sternenrest im Zentrum von Cassiopeia A, der Kern des früheren Sterns, alles andere als tot ist. Forscher fanden Anzeichen für einen Energieausbruch, der offenbar erst 50 Jahre zurücklag.

Supernovae, mit denen massereiche Sterne ihre Existenz beenden, sind die Hauptquelle für alle chemischen Elemente im Universum, die komplexer sind als Sauerstoff und erst unter den extremen Bedingungen einer Supernova entstehen. Auch die Erde und ihre Bewohner bestehen aus diesem Material.

Bilder : http://www.spacetelescope.org/images/html/zoomable/heic0609a.html

Quelle : www.spiegel.de
Titel: WELTRAUMTELESKOP "HUBBLE" - Die Top 10 des Superauges
Beitrag von: SiLæncer am 19 September, 2006, 11:34
Es lieferte Bilder von Sternen, Galaxien und Nebel in bislang unbekannter Schärfe. Das Weltraumteleskop "Hubble" verschaffte Laien und Astronomen einen enormen Erkenntnisschub. Aber jetzt, nach 16 Jahren im All, ist das Superauge altersschwach. Ein Rückblick auf die spektakulärsten Beobachtungen.

Kaum ein anderes Fernrohr hat unser Wissen vom Kosmos so entscheidend beeinflusst wie das Weltraumteleskop "Hubble". Das heißt aber nicht, dass damit besonders viele Entdeckungen gelungen wären. Bedeutsam ist das Gerät eher dadurch geworden, dass es im Zusammenspiel mit anderen Satelliten und irdischen Teleskopen betrieben wird.

Erkennen Astronomen mit diesen Instrumenten Hinweise auf besonders interessante Objekte oder Ereignisse, wird das Weltraumteleskop benutzt, um Bilder in einer Schärfe zu liefern, die schon oft vage Spekulationen in überzeugende Beweise verwandelt haben - und Theoretiker dazu zwangen, ihre Aussagen vom Universum und den darin befindlichen Objekten nachzubessern.

Im April dieses Jahres war das Teleskop bereits 16 Jahre in der Erdumlaufbahn. In dieser Zeit hat es nicht nur das Weltbild der Astronomen revolutioniert, sondern auch unzählige Laien für die Wunder des Kosmos begeistert. Leider ist das Weltraumteleskop mittlerweile eher wegen seiner unsicheren Zukunft im Gespräch, doch das aus gutem Grund: Ohne eine weitere Reparatur würde das Teleskop womöglich bereits 2008 seinen Betrieb einstellen müssen. Während die Nasa darum kämpft, erneut regelmäßige Flüge mit dem Spaceshuttle durchzuführen, verschlechtert sich "Hubbles" Zustand von Tag zu Tag.

Der ganze Artikel (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,435974,00.html)

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Astronomischer Ausblick: Warten auf das große Leuchten
Beitrag von: SiLæncer am 20 September, 2006, 11:46
Die Reste der Explosion rasen viel schneller durchs All, als bislang gedacht. Daher müssen Astronomen die Supernova, die einen unserer Nachbarsterne zerriss, kräftig umdatieren: Der neue Todeszeitpunkt fällt zusammen mit einer der ersten Supernova-Aufzeichnungen der Geschichte.

Es war ein lange währender Blitz am Firmament: Im Jahr 185 unserer Zeitrechnung leuchtete ein Licht im Sternbild Zentaur plötzlich grell auf. Unbeweglich und sehr hell funkelte es; erst allmählich erlosch es, nach nicht weniger als acht Monaten. So haben es die Schriftgelehrte aus dem Reich der Mitte für die Nachwelt festgehalten.

Die Beobachtung der Supernova, die Himmelsforscher im alten China vor fast 2000 Jahren dokumentierten, können heutige Astronomen nun mit jener Sternenleiche in Verbindung bringen, die den Namen RCW 86 trägt.

Es handelt sich dabei um die Reste einer Supernova - jenem Ereignis am Ende eines Sternenlebens. Kurz bevor einem großen Stern der Treibstoff ausgeht, dehnt er sich stark aus, schließlich kommt es zu einer gewaltigen Explosion. Dabei wird der Himmelskörper bis auf mehrere Millionen Grad erhitzt - und schließlich vernichtet. Während dieser Supernova steigt die Leuchtkraft des Himmelskörpers für einige Zeit so sehr an, dass er sogar heller strahlen kann als eine ganze Galaxie. Zurück bleibt ein Haufen aus Sternentrümmern, die in den Weltraum geschleudert werden und sich ringförmig ausbreiten.

Dass auch den Stern, der RCW 86 einmal war, ein solches Schicksal ereilt hat, wissen Astronomen bereits länger. Die Beobachtung fiel ihnen leicht, denn in diesem Fall fand das Ereignis in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, statt. Ein ziemlich seltenes Ereignis in unserer Nachbarschaft, zumindest nach menschlichen Zeitmaßstäben: Seit Jahrhunderten wurde hier keine Sternenexplosion mehr beobachtet.

Und bislang glaubten die Forscher auch, dass der Ursprungsstern des Trümmerhaufens RCW 86 vor 10.000 Jahren explodiert ist. Offenbar handelt es sich aber um eben jene Supernova, die die Chinesen vor fast 2000 Jahren verfolgt hatten - eine der frühesten Sternenexplosionen überhaupt, die Menschen nachweislich verfolgt und aufgezeichnet haben. Das schließen Astronomen aus neuen Beobachtungen mit Hilfe zweier Satelliten-Röntgenteleskope, die für die Raumfahrtbehörden Nasa und die Esa durchs All schweben. Die Explosion müsse um 8000 Jahre umdatiert werden, berichtet die internationale Forschergruppe um den Astronomen Jacco Vink von der Universität Utrecht in der Fachzeitschrift "Astrophysical Journal Letters".

Mit Hilfe des Nasa-Satelliten "Chandra" und des Esa-Weltraumobservatoriums "XMM-Newton" konnten die Forscher die Sternentrümmer genauer untersuchen. Vor allem wollten sie herausfinden, wie schnell sich die Schockwelle seit dem großen Knall bewegt und wie weit sie sich ausgedehnt hat. Damit konnten die Astronomen genau berechnen, wann die Supernova stattgefunden hat - vor nicht ganz 2000 Jahren. Dieser Zeitpunkt stimmt mit den historischen Beobachtungen aus China überein.

Warum es zu dem Datierungsfehler kam? Die Explosionsgeschwindigkeit sei bislang falsch eingeschätzt worden, schreibt Vink. Die neuen - exakteren - Messungen hätten ergeben, dass sich die Sternenreste viel schneller im All ausgebreitet haben und weiter ausbreiten als angenommen. Deswegen könnte jene Supernova, von nur die Trümmer RCW 86 übrig blieben, nicht so weit zurückliegen, wie bislang vermutet worden war.

Quelle und Bilder : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,437952,00.html
Titel: PIONEER- ANOMALIE - Mysterium am Rand des Sonnensystems
Beitrag von: SiLæncer am 26 September, 2006, 15:36
Es ist eines der größten Rätsel der Weltraumforschung: Die beiden "Pioneer"-Sonden der Nasa sind auf mysteriöse Weise von ihrem Kurs abgewichen. Seit Jahren versuchen Wissenschaftler vergebens, das Phänomen zu erklären. Die Lösungen, die noch übrig bleiben, lassen Experten schaudern.

Dies ist die Geschichte zweier Raumfahrzeuge: "Pioneer 10", gestartet im März 1972, und "Pioneer 11", der im April 1973 seine lange Reise ins All begann. Ihre Aufgabe war die erste Naherkundung der Gasriesen Jupiter und Saturn. Doch das ist lange her. Beide Sonden treiben heute an der Grenze unseres Sonnensystems im Übergangsbereich zum interstellaren Medium. Sie sind schon vor Jahren verstummt und wären nur noch eine Randnote der Raumfahrtgeschichte wert, gäbe es da nicht ihre Flugbahnen, die so eigenartig sind, dass man nicht einfach darüber hinweggehen kann.

Denn etwas Seltsames geschieht mit den beiden Robotern. "Pioneer" 10 und 11 sind nicht da, wo sie eigentlich sein sollten. Irgendetwas hält sie zurück. Eine sehr kleine, aber deutlich messbare Kraft. Jede der beiden Sonden ist heute etwa 400.000 Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sie sein müsste, ginge alles mit rechten Dingen zu. Oder besser gesagt, ginge es allein mit den heute bekannten Dingen zu.

Die offensichtliche Abbremsung der Sonden ist extrem gering. Sie entspricht einem Zehnmilliardstel der Beschleunigung auf der Erdoberfläche. Die Bahnabweichung ist bei beiden genau gleich groß, obwohl sie sich fast in entgegengesetzter Richtung aus dem Sonnensystem entfernten. Was also ist los da draußen?

Niemand weiß es. Praktisch alle derzeit denkbaren Erklärungen sind bereits ausgeschlossen worden. Die Physiker sind so ratlos, dass einige dieses Mysterium mit anderen, heute ebenfalls unerklärlichen Phänomenen in Verbindung bringen.

Ein Defekt in der Funkanlage von "Pioneer 11" machte ab dem 1. Oktober 1990 die Erzeugung eines Signals für Bahnverfolgungszwecke unmöglich. Ab diesem Zeitpunkt konnte die Nasa von der Sonde keine Daten mehr über dieses seltsame anomale Verhalten gewinnen. Sie bewegt sich weiterhin in Richtung des Sternbilds Adler ("Aquila") und wird in etwa vier Millionen Jahren die Stelle passieren, an der sich heute Lambda Aquilae (l Aql) befindet, ein Stern 3,5ter Größe am Schwanz des Adlers.

"Pioneer 10" war besser in Form. Der kleine Weltraumspäher erzeugte bis zum 11. Februar 2000 unverdrossen das Dopplersignal für die Bahnverfolgung. Danach riss die Verbindung ab. Die Raumsonde war etwa 75 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt. In den beiden folgenden Jahren konnte jeweils noch einmal kurzzeitig Funkkontakt hergestellt werden. Heute entfernt sich Pioneer 10 mit einer Geschwindigkeit von 12,24 Kilometern pro Sekunde relativ zur Sonne aus unserem Planetensystem in Richtung Aldebaran im Sternbild Stier.

Im März 2005 hat das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" die Pioneer-Anomalie als eines der 13 rätselhaftesten Phänomene der Wissenschaft aufgelistet. Sie nimmt dort Rang acht ein. Auf Platz sieben liegen die vier Jahre zuvor entdeckten Tetra-Neutronen, auf Platz neun die Dunkle Energie. Und gerade Letztere könnte in einer noch unbekannten Verbindung zur Pioneer-Anomalie stehen. Aber fangen wir zunächst ganz von vorne an ...

Die Reise beginnt

In den Abendstunden des 2. März 1972 startete die Raumsonde "Pioneer 10" an der Spitze einer Atlas-Centaur-Trägerrakete zu einer Reise, wie sie bis dahin noch nie zuvor unternommen worden war. Erstmals wurde eine Raumsonde auf eine Geschwindigkeit beschleunigt, die groß genug war, um das Sonnensystem auf Nimmerwiedersehen zu verlassen. Hyperbolischer Exzess ist der Fachbegriff dafür.

Der Flug der Atlas-Centaur dauerte nur 17 Minuten, dann war die Rekordgeschwindigkeit von 51.700 Stundenkilometern erreicht und "Pioneer 10" auf dem Weg in Richtung Jupiter. Nur elf Stunden nach dem Liftoff in Cape Canaveral überquerte die Sonde die Mondbahn, gerade einmal zwölf Wochen danach die des Mars. Im Februar 1973 hatte der kleine Weltraumspäher den Asteroidengürtel durchquert und begann den Anflug auf den Gasriesen.

Nachdem das Missionsrisiko - speziell wegen der Durchquerung der Trümmerzone zwischen Mars und Jupiter - als erheblich eingestuft worden war, hatte die Nasa von vornherein eine Doppelmission geplant. Als "Pioneer 10" die Zone der Asteroiden unbeschädigt hinter sich gelassen hatte, wurde am 5. April 1973 auch "Pioneer 11" auf die Reise geschickt.

Anfang Dezember 1973 passierte "Pioneer 10" den Gasgiganten in einem Abstand von nur 200.000 Kilometern. Die immense Schwerkraft des Planeten knickte die Bahn von "Pioneer 10" fast im rechten Winkel ab. Das Raumfahrzeug verblieb aber in der Ekliptik, der Bahnebene der Planeten.

"Pioneer 11" flog fast auf den Tag genau ein Jahr später an Jupiter vorbei, allerdings in einer Entfernung von nur 34.000 Kilometern. Die Missionskontroller hatten die Flugbahn so angelegt, dass das Raumfahrzeug durch die Schwerkraft des Riesenplaneten in einem weiten Bogen etwa 175 Millionen Kilometer aus der Ekliptik hinausstieg und danach wieder hineinfiel, um schließlich den Saturn anzusteuern.

Die Gravitationskraft des Ringplaneten bewirkte, dass die Bahn von "Pioneer 11" erneut stark umgelenkt wurde, mit dem Ergebnis, dass nach Abschluss der Passage die beiden Schwestersonden jetzt ziemlich genau in entgegengesetzten Richtungen aus dem Sonnensystem steuern.

Die Jahre gingen dahin. In Abständen von einigen Monaten meldete sich die Missionskontrolle bei den einsamen Pionieren, rief Daten ab und gab Kommandos durch. Es war 1980, als den Flugleitern bei der Auswertung der Dopplerdaten von "Pioneer 10" eine leichte, aber stetige Geschwindigkeitsänderung auffiel. Eine geringe, aber deutlich messbare Kraft schien die Sonde in Richtung Sonne zu ziehen.

Zu diesem Zeitpunkt war "Pioneer 10" mehr als zwanzig Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt und die Abnahme der Geschwindigkeit denkbar gering. Sie betrug jeden Tag nur 0,0000755 Meter pro Sekunde. Die Abweichung hatte nicht früher festgestellt werden können, denn der Effekt war bis dahin im natürlichen Strahlungsdruck der Sonne untergegangen.

Auch jetzt wurde der Angelegenheit zunächst wenig Beachtung geschenkt. Die Primärmission der beiden Sonden war schließlich vorbei, was machte da schon ein kleiner Messfehler oder ein unbedeutendes technisches Problem.

Die Projektingenieure wurden erst aufmerksam, als exakt dasselbe Phänomen auch bei Pioneer 11 beobachtet wurde. Die Beschleunigung in Richtung Sonne war bei ihr genauso hoch wie bei "Pioneer 10". Und so begannen die Wissenschaftler, den seltsamen Effekt näher unter die Lupe zu nehmen.

Mehr... (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,437267-2,00.html)

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Astronomischer Ausblick: Warten auf das große Leuchten
Beitrag von: SiLæncer am 07 Oktober, 2006, 11:13
So schnell hat noch kein Weltraumteleskop Sternenexplosionen fotografiert: Unmittelbar nach mehreren Supernovae sind "Swift" fantastische Bilder von Sternenleichen gelungen. Nasa-Forscher haben die atemberaubenden Aufnahmen jetzt zu einer Art Steckbrief zusammengestellt.

Stefan Immler hat die Schnappschüsse arrangiert wie Porträtfotos auf einem Fahndungsplakat. Quadratische Bilder, eng gedrängt. Von Mug Shots spricht auch die Nasa - der englische Ausdruck für Verbrecherfotos. Doch im Gegensatz zu den klassischen Schwarz-weiß-Fahndungsplakaten aus den siebziger und achtziger Jahren strotzt Immlers Poster geradezu von Farben und Formen. Explosionen und Sternenwirbel in Rot, Gelb und Orange, in Grün, Blau, Lila und Weiß.

Es handelt sich um die Aufnahmen von zwei Dutzend Sternenexplosionen aus der jüngsten Vergangenheit. Der Forscher präsentierte sein Poster beim Treffen der American Astronomical Society in San Francisco. Jede Supernova ist in drei Ansichten zu bestaunen - allerdings nicht von vorne, links und rechts wie bei Verbrecherporträts. Die kosmischen Explosionen werden in drei unterschiedlichen Wellenlängen abgebildet: im sichtbaren und ultravioletten Licht sowie in dem Röntgenspektrum, das sie abstrahlen.

Das wissenschaftlich Außergewöhnliche daran ist, wie schnell nach dem Tod der jeweiligen Sterne ihre Trümmer aufgenommen wurden. "Bei vielen Supernovae gelangten wir binnen Stunden zum Tatort", sagt Immler, "im Gegensatz zu einem Zeitraum von Tagen oder Wochen, der üblicherweise verstreicht."

Schnelle Schnappschüsse der Sternen-Leichen

Die Wissenschaftler des Goddard Space Flight Center in Greenbelt im US-Bundesstaat Maryland hatten mit dem Nasa-Satelliten "Swift" Sternenexplosionen in der Nachbarschaft der Milchstraße regelrecht gejagt. An diesem Institut forscht auch John Mather, der für seine Arbeit zur kosmischen Hintergrundstrahlung den diesjährigen Physik- Nobelpreis erhalten wird . Eigentlich dient das "Swift"-Weltraumteleskop dazu, sogenannte Gamma Ray Bursts zu verfolgen - die energiereichsten Explosionen im Universum. Diese Blitze dauern meist nur wenige Sekunden. Wer sie beobachten und analysieren will, muss also sehr schnell sein: eine Spezialität der Instrumente von "Swift".

Von diesen Fähigkeiten profitierte nun die Supernovae-Suche des Goddard-Teams um Immler. Zwei neue Erkenntnisse stechen nach Angaben der Wissenschaftler hervor: Eine Explosion mit dem Namen SN 2005ke ist die erste Supernova des Typs Ia überhaupt, die auch im Röntgenspektrum aufgenommen wurde, teilte die Nasa mit. Durch die Analyse dieser Strahlung konnten Immler und sein Team erstmals eine von zwei Theorien zu Typ-Ia-Supernovae durch direkte Beobachtungen untermauern. Demnach entstehen sie, wenn ein weißer Zwerg um einen roten Riesen rotiert - und nicht, wie ebenfalls vermutet worden war, um einen zweiten weißen Zwerg.

SN 2006bp, eine Supernova des Typs II, konnten die Forscher innerhalb des ersten Tages nach der Explosion beobachten - nach Angaben der Nasa ein Rekord für Weltraumteleskope. Zur Überraschung des Teams sandte die Sternenleiche schon sofort nach der Explosion Röntgenstrahlen aus. Sie verschwanden aber auch binnen Tagen wieder. Die Forscher folgern, dass viele Beobachter älterer Supernovae den Röntgenanteil der jeweiligen Explosion schlichtweg verpasst haben.

Dabei ist gerade dieser für Astrophysiker besonders interessant. "Die Röntgenstrahlen legen direkt Zeugnis von der chemischen Zusammensetzung des explodierten Sterns und seiner unmittelbaren Umgebung ab", teilte die Nasa mit. Das hilft den Forschern erheblich dabei, die genaueren Umstände des Sternentodes aufzuklären.

Außerdem lässt Immlers Poster an einer Erkenntnis keinen Zweifel: dass die eben erst explodierten Sterne zu wunderschönen Leichen im All werden.

Quelle und Bilder : http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,441163,00.html
Titel: Ariane 5 setzt zwei TV-Satelliten im All ab - Neuer Nutzlast-Rekord
Beitrag von: SiLæncer am 14 Oktober, 2006, 14:16
Mit dem vierten erfolgreichen Ariane-Start in diesem Jahr hat die europäische Raumfahrtgesellschaft Arianespace ihre führende Marktposition bekräftigt.

Die Ariane 5 ECA brachte am Freitagabend kurz vor Mitternacht MESZ von Kourou in Französisch-Guayana aus den US-Fernsehsatelliten DirectTV 9S sowie den australischen Fernmeldesatelliten Optus D1 in Erdumlaufbahnen. Als Beipack hatte die Trägerrakete den kleinen japanischen Demonstrator einer Satelliten-Faltantenne LDREX-2 an Bord.

Es war der sechste erfolgreiche Einsatz in Folge der superschweren Trägerrakete Ariane 5 ECA für fast zehn Tonnen Traglast. Beim Jungfernflug der "Super-Ariane" hatten im Dezember 2002 Haarrisse im Kühlsystem des Haupttriebwerks die Sprengung nötig gemacht. Die Europäer hatten danach 556 Millionen Euro in die Verbesserung der Trägerrakete investiert. Für kommendes Jahr plane Arianespace sechs bis sieben Starts, sagte Arianespace-Chef Jean-Yves Le Gall. "Wir haben viele Kunden, die Startplätze wollen, und können nicht alle zufrieden stellen."

Beim letzten Start des Jahres brachte die Ariane 5 ECA mehr Nutzlast ins All als je zuvor. DirectTV 9S wiegt 5,5 Tonnen und soll 50 Millionen Kunden in Nordamerika mit Digital-Fernsehen versorgen. Mit 2,35 Tonnen knapp halb so schwer ist Optus D1, der Telekom-, Internet- und TV- Kanäle für Australien und Neuseeland bietet. Ein Leichtgewicht ist dagegen der Antennendemonstrator mit 211 Kilogramm.

Quelle : www.satundkabel.de
Titel: Nasa entscheidet über Leben oder Tod von "Hubble"
Beitrag von: SiLæncer am 29 Oktober, 2006, 16:52
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa steht kurz vor einer der wichtigsten Entscheidungen seit Jahren: Am Dienstag gibt Nasa-Chef Griffin bekannt, ob das "Hubble"-Weltraumteleskop repariert wird oder verglühen muss. Es gibt schon erste Anzeichen, wie die Wahl ausfallen wird.

Im Januar 2004 sagte die Nasa den lange geplanten Reparaturflug zum "Hubble"-Teleskop ab - und löste einen globalen Sturm der Entrüstung aus: Zahlreiche Wissenschaftler ließen die berufsübliche Zurückhaltung fahren und machten sich vehement für eine Rettung des Observatoriums stark, Weltall-Enthusiasten und Amateurastronomen begruben die Nasa unter einem Berg von Bittbriefen.

Kurz darauf wurde Michael Griffin neuer Direktor der Raumfahrtbehörde - und setzte die Entscheidung zum kontrollierten Absturz von "Hubble" erst einmal aus. Die endgültige Entscheidung, ob die defekten Kreiselstabilisatoren und die Batterien des Teleskops von Astronauten ausgetauscht werden, falle nach dem Neustart des Space-Shuttle-Programms, kündigte Griffin an.

Inzwischen sind die Raumfähren "Discovery" und "Atlantis" insgesamt dreimal geflogen und haben damit die Zwangspause, die seit dem Absturz der "Columbia" im Februar 2003 galt, beendet. Am Dienstag soll nun die endgültige Entscheidung über die Zukunft von "Hubble" fallen.

"Rockstar der Astronomie"

Die Terminankündigung der Nasa liest sich zunächst vielversprechend: Für 20.30 Uhr deutscher Zeit ist eine Pressekonferenz angesetzt - "mit den Astronauten, die die Mission durchführen würden". Allerdings gelte dies nur für den Fall, dass zuvor grünes Licht für die Reparatur gegeben werde.

Am Freitag hatte ein Nasa-Sprecher betont, dass Griffin seine Entscheidung erst am Wochenende fälle. Der Nasa-Direktor steht vor einer schwierigen Wahl: Die Aufgabe des "Hubble"-Teleskops - laut Washington Post der "Rockstar der Astronomie" - wäre sowohl in der Forschergemeinde als auch in der Öffentlichkeit extrem unpopulär. Eine bemannte Reparaturmission aber birgt immer ein Risiko für die Astronauten. Aus diesem Grund hatte Griffins Vorgänger Sean O'Keefe, damals noch unter dem Eindruck des "Columbia"-Unglücks, den Reparaturflug abgesagt.

"Jeder Wissenschaftler der Welt und die Öffentlichkeit warten gespannt auf diese Entscheidung", sagte Mario Livio vom Space Telescope Science Institute in Baltimore, der wissenschaftliche Leiter des "Hubble"-Teleskops. "Ich bin vorsichtig optimistisch, aber es gibt viele Faktoren." Im Nasa-Terminplan ist für Februar 2008 ein Flug zu "Hubble" vorgesehen. Mitarbeiter der Behörde haben aber betont, dass er eher als Platzhalter zu verstehen ist und keine Entscheidung vorwegnimmt.

Griffin selbst hat immer wieder betont, dass er das Weltraum-Observatorium für eines der erfolgreichsten wissenschaftlichen Instrumente aller Zeiten halte und gerne eine Reparaturmission anordnen würde. "Wenn es auf eine sichere Art möglich ist, wollen wir es tun", sagte Griffin im September nach der Landung des Space Shuttles "Atlantis". Andererseits hätten der "Columbia"-Absturz und die anschließende komplette Überarbeitung der Space Shuttles auch "ein neues Verständnis über die Zerbrechlichkeit und Verwundbarkeit" der Raumfähren mit sich gebracht.

Angst um das Leben der Astronauten

Die Nasa will die alternden Raumfähren im Jahr 2010 aufs Altenteil schieben - und bis dahin die Internationale Raumstation (ISS) fertigstellen. Eine Reparaturmission zum "Hubble"-Teleskop könnte diesen ohnehin schon straffen Zeitplan durcheinanderbringen. Zudem fungiert die ISS auch als Rettungsboot für die Shuttle-Besatzung, sollte bei einem der Flüge etwas schiefgehen. Bei einem Trip zu "Hubble" wäre die Raumstation im Notfall unerreichbar, da sie die Erde in einer weit entfernten Umlaufbahn umkreist.

Sollte Griffin die Reparatur des Teleskops anordnen, könnten sich Wissenschaftler auf Fotos in nie dagewesener Qualität freuen. Denn am Boden warten seit Jahren zwei neue leistungsfähige Instrumente, die eigens für "Hubble" gebaut wurden.

Die neue "Wide Field Camera 3" würde laut Livio mit Beobachtungen im Bereich des infraroten und ultravioletten Lichts neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Universums ermöglichen. Der "Cosmic Origins Spectrograph" würde sogenannte Baryonen, die zu den Bausteinen von Atomen zählen, untersuchen können. Die beiden Instrumente haben ungefähr 200 Millionen Dollar (157 Millionen Euro) gekostet und wären wahrscheinlich Edelschrott, wenn sie nicht im "Hubble"-Teleskop verbaut werden.

Sollte das Observatorium im Orbit dagegen nicht repariert werden, rechnen Experten mit einem kontrollierten Absturz im Jahr 2008 oder 2009. Der geplante Nachfolger, das James-Webb-Teleskop, soll jedoch erst 2013 in die Umlaufbahn geschossen werden.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Suche nach Außerirdischen gerät in Geldnot
Beitrag von: SiLæncer am 31 Oktober, 2006, 14:04
Der Bau des Allen Telescope Array könnte Ende des Jahres ins Stocken geraten, weil Microsoft-Mitbegründer Paul Allen das Projekt nicht weiter finanzieren will. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature auf seiner Website.

Microsoft-Mitgründer Paul Allen hatte dem SETI-Institut vor sechs Jahren rund elf Millionen US-Dollar für die Suche nach Signalen, die auf die Existenz außerirdischer Intelligenz schließen lassen, gespendet. Das Geld sollte für den Aufbau von 350 Empfangschüsseln für das so genannte Allen Telescope Array in Kalifornien verwendet werden.

Im März 2003 legte Allen dann noch einmal eine Spende von 13,5 Millionen US-Dollar nach – allerdings mit der Auflage verknüpft, das SETI-Institut müsse seinerseits noch einmal 16 Millionen Dollar an Spenden auftreiben. Zurzeit, berichtet Nature unter Berufung auf einen Sprecher der Paul G. Allen Foundation, habe das Institut aber erst weniger als neun Millionen Dollar aufgetrieben.

Mit dem bereits gespendeten Geld könnten Ende des Jahres 42 der geplanten 350 Satellitenschüsseln fertig gestellt werden. Dies reiche zwar nicht für den geplanten Betrieb, ein Prinzipientest sollte sich aber durchführen lassen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nasa will "Hubble" doch retten
Beitrag von: SiLæncer am 31 Oktober, 2006, 18:07
Das Aus des alternden Weltraumteleskops war längst beschlossen, nun hat die Nasa überraschend ihre Pläne geändert: Die US-Raumfahrtbehörde wird "Hubble" retten. Eine Space-Shuttle-Crew soll das Auge im All reparieren.

Washington - Das Ende für das Weltraumteleskop "Hubble" galt als unvermeidlich - die Nasa wollte keinen Reparaturflug mit ihrer in die Jahre gekommenen Shuttle-Flotte riskieren. Die Wissenschaftlergemeinde war empört. Es gab Protestbriefe an die Nasa - doch das Engagement der Forscher für "Hubble" schien vergeblich.

Doch nun zeichnet sich eine überraschende Wendung ab. Man wolle "Hubble" retten, erklärte Nasa-Direktor Michael Griffin am heutigen Dienstag im Goddard-Flugzentrum bei Washington. Bei dem Weltraumteleskop müssen dringend Batterien und Teile der Kreiselstabilisatoren ausgetauscht werden, weil sonst der wissenschaftliche Betrieb in einer Zeit ab Ende 2008 nicht mehr fortgesetzt werden kann. Nach einer Reparaturmission mit einem Space Shuttle wird das Teleskop vermutlich noch bis 2013 weiterarbeiten können.

Seit mehr als 16 Jahren umkreist "Hubble" die Erde. Aus 600 Kilometern Höhe blickt es ungehindert von den Luftschichten der Erde in die Tiefen des Alls. Nie zuvor gesehene Bilder von fernen Galaxien, sterbenden Sonnen und sogenannten Schwarzen Löchern verschafften den Astronomen neue Einblicke in die Entstehung und den Aufbau des Universums.

Das Observatorium wurde nach dem US-Astronomen Edwin Hubble (1889 - 1953) benannt und gemeinsam von der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem europäischen Pendant Esa entwickelt. Die Raumfähre "Discovery" brachte "Hubble" am 24. April 1990 in den Orbit. "Hubble" ist über elf Tonnen schwer und etwa 13 Meter lang. In 96 Minuten umkreist es einmal die Erde. Sein Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 2,4 Meter. Für die Betriebsenergie sorgen Solarzellen.

Bereits kurz nach Betriebsbeginn wurden schwere Mängel festgestellt. Es stellte sich heraus, dass der Hauptspiegel falsch geschliffen wurde und verschwommene Bilder lieferte. Bei einer Reparatur-Mission konnte die Besatzung der Raumfähre "Endeavour" die Probleme 1993 weitgehend beheben - das Weltraumteleskop bekam eine "Brille" in Form einer Korrekturoptik.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Orchidee im Weltall
Beitrag von: SiLæncer am 31 Oktober, 2006, 20:30
(http://www.spiegel.de/img/0,1020,729136,00.jpg)

Wie eine Blume leuchtet dieser Neutronenstern in allen Farben des Regenbogens. Der Himmelskörper ist vor etwa tausend Jahren verglüht und spuckt nun ein Gewitter aus Hochenergieteilchen in den Krebsnebel. Das Bild ist aus den Aufnahmen der Weltraumteleskope "Chandra", "Hubble" und "Spitzer" zusammengesetzt. Der eigentliche Neutronenstern ist der helle weiße Fleck in der Mitte des Bildes. Seine Masse entspricht der der Sonne, ist aber unvorstellbar dicht auf eine Kugel von nur 20 Kilometern Durchmesser komprimiert. Die Sonne selbst hat dagegen einen Durchmesser von etwa 1,4 Millionen Kilometern.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Nur Lauschen oder auch Senden? - Suche nach außerirdischer Intelligenz
Beitrag von: SiLæncer am 09 November, 2006, 13:51
Douglas Vakoch vom SETI-Institut plädiert für eine aktivere Suche nach außerirdischer Intelligenz

Als Douglas Vakoch vom europäischen Fernsehsender Arte interviewt wurde, ahnte er nicht, dass sich die Sendung an ein ungewöhnlich weit gestreutes Publikum richten würde. Die Dokumentation CosmicConnexion von Piel Jacquemin, Marie Cuisset und Anne Jaffrenou wurde Ende September nicht nur über die etablierten terrestrischen Kanäle ausgestrahlt, sondern mithilfe einer Parabolantenne der französischen Raumfahrtagentur CNES auch in Richtung des Sterns Gamma Cephei in ungefähr 45 Lichtjahren Entfernung.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23916/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: WACHSTUM DES ALLS - Dunkle Energie gibt Einstein Recht
Beitrag von: SiLæncer am 19 November, 2006, 10:44
Das Weltall besteht zu 75 Prozent aus dunkler Energie, doch noch nie wurde sie direkt beobachtet. Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass die mysteriöse Kraft, die unter anderem das Zusammenstürzen des Alls verhindert, schon seit der Frühzeit des Universums existiert.

Edwin Hubble gab seinen Kollegen aus der Astronomie eine harte Nuss zu knacken: 1929 bewies der Forscher, dass das Universum nicht nur wächst, sondern dies auch noch mit stetig steigender Geschwindigkeit tut. Unter den Verdutzten befand sich auch Albert Einstein, der wie die meisten seiner Zeitgenossen von einem statischen Universum ausgegangen war. Er führte eigens eine kosmologische Konstante ein, um seine Relativitätstheorie mit der vermeintlichen Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Denn Einsteins Feldgleichungen zufolge müsste das All entweder wachsen oder eines Tages unter seiner eigenen Schwerkraft zusammenstürzen - in einem "Big Crunch".

Als Hubble aber mit seiner Entdeckung an die Öffentlichkeit ging, warf Einstein die kosmologische Konstante achtkantig über Bord. Die "größte Eselei" seines Lebens sei sie gewesen, schimpfte das Genie. Das aber war wohl voreilig: Einstein hatte mit seinem ad-hoc-Konstrukt, das die Expansion des Alls beschreibt, die Realität genauer getroffen, als er ahnte.

Die dunkle Energie gilt inzwischen weithin als die eigentliche Ursache der immer schnelleren Ausdehnung des Alls - auch wenn die mysteriöse Kraft noch nie direkt beobachtet wurde. Zwar haben Forscher ihre Existenz indirekt bewiesen und auch schon einige Eckdaten gefunden, doch weder strahlt die dunkle Energie elektromagnetische Wellen wie etwa Licht ab, noch tritt sie mit normaler Materie in Wechselwirkung.

Jetzt haben Wissenschaftler mit Hilfe des "Hubble"-Weltraumteleskops zumindest nachgewiesen, dass die dunkle Energie wahrscheinlich schon seit mindestens neun Milliarden Jahren existiert - und damit nur etwa 4,7 Milliarden Jahre jünger ist als das Universum selbst. Den neuen Daten zufolge hat sich die dunkle Energie seitdem wenig bis gar nicht verändert - was Einsteins fast hundert Jahre alte Vorhersage einer konstanten, abstoßenden Form der Schwerkraft untermauert.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,642495,00.jpg)
Röntgenbild des Pulsars im Zentrum des Krebsnebels: Er ist das Resultat einer Supernova. Anhand der Sternenleichen messen Forscher das Wachstum des Universums

Bestätigung für Einstein

Nach Bisherigen Erkenntnissen hat sich das Universum nach dem Urknall zunächst rasant ausgedehnt und wurde dann gebremst - von den Anziehungskräften der ebenfalls noch nie direkt beobachteten dunklen Materie, die rund 20 Prozent der Gesamtmasse des Alls ausmacht, und von der sichtbaren Materie, aus der das Universum zu rund fünf Prozent besteht.

Da Einsteins Konstante eine Eigenschaft des leeren Raums ist, wirkt sie aber mit dem Wachstum des Universums immer stärker - und überwindet theoretisch irgendwann alle Gegenkräfte. Das Team um Adam Riess von der Johns Hopkins University schätzt, dass dies vor etwa fünf bis sechs Milliarden Jahren geschehen ist: Seitdem gewinne das Wachstum des Alls ständig an Fahrt.

"Obwohl die dunkle Energie mehr als 70 Prozent der Energie im Universum ausmacht, wissen wir fast nichts über sie", sagte Riess. "Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die dunkle Energie relativ schwach ist, sich aber schon vor neun Milliarden Jahren bemerkbar gemacht hat."

Die Forscher haben 23 Supernovae mit Hilfe des "Hubble"-Teleskops beobachtet und waren so in der Lage, neun Milliarden Lichtjahre entfernte Sternenexplosionen ins Visier zu nehmen. Die besten Teleskope am Boden hatten lediglich sieben Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurückblicken können. Doch auch hier konnte man sich nicht vollkommen sicher sein, Supernovae aus der Zeit vor der Dominanz der dunklen Energie beobachtet zu haben. Leichte Veränderungen in den Supernovae oder Störeinflüsse wie Staub im All hätten die Messungen verfälschen können.

Jetzt aber kann man laut Riess sicher genug sein, dass die Lichtspektren der uralten Supernovae identisch sind mit denen der bereits bekannten jüngeren Exemplare. Das bedeute, dass die dunkle Energie seitdem konstant geblieben ist, schreiben die Forscher in einem Fachartikel, der im "Astrophysical Journal" erscheinen soll.

Alles andere wäre für die Wissenschaft freilich eine faustdicke Überraschung gewesen. "Hätten sie herausgefunden, dass die dunkle Energie sich nicht konstant entwickelt hat", sagte der Kosmologe Sean Carroll vom California Institute of Technology der "New York Times", "dann wäre das eine welterschütternde Entdeckung gewesen."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: ARECIBO- TELESKOP - USA machen All- Abhörgerät taubstumm
Beitrag von: SiLæncer am 21 November, 2006, 10:07
Das Arecibo-Observatorium in Puerto Rico, Standort der größten Radioschüssel der Welt, steht vor dem Aus: Die Geldgeber wenden sich neuen Projekten zu. Forscher warnen vor gefährlichen Folgen. Weltweit existiert kein gleichwertiger Ersatz, um Asteroiden mit Kurs auf die Erde zu entdecken.

Wohl keine wissenschaftliche Einrichtung wurde jemals mit einem derartigen Knalleffekt ins Nirvana gesprengt: Kein Geringerer als James Bond turnte zum Finale von "GoldenEye" durch die gewaltige 300-Meter-Schüssel des Arecibo-Radioteleskops in Puerto Rico. Wo sonst Planetenforscher Asteroiden mit Radarstrahlen abtasten und Astronomen nach Sternenleichen lauschen, brachte "007" seinen Widersacher, den abtrünnigen "006", zur Strecke. Für das Teleskop endet der Sieg des Guten allerdings fatal: Die Antenne explodierte.

Mit weniger rabiaten Mitteln könnten Wissenschaftspolitiker bald die gleiche Wirkung erzielen: Die Mittel für die weltweit größte Radioteleskop-Schüssel sollen gekappt werden. 2011, rund 48 Jahre nach ihrer Eröffnung im November 1963, könnte das Arecibo-Teleskop stillgelegt werden. Die amerikanische National Science Foundation (NSF), die das Observatorium unterhält, plant bereits für die Zeit danach. Statt der legendären Antenne sollen im kommenden Jahrzehnt neue Projekte wie das Atacama Large Millimeter Array in Chile den Radiohimmel abhorchen. Die NSF will allein in dieses Projekt 500 Millionen Dollar stecken, die Finanzierung von Arecibo soll dagegen auslaufen. So empfiehlt es jedenfalls das zuständige NSF-Kommitee.

Als Radargerät unerreicht

Für das neue Projekt müssten zwangsläufig Kürzungen bei älteren Einrichtungen akzeptiert werden - sonst fressen die Betriebskosten eines Tages den gesamten Etat, meint Michael Turner, Astrophysiker an der University of Chicago. Ein ähnliches Schicksal hat auch kleinere nationale Observatorien in Europa getroffen, als die gemeinsame Europäische Südsternwarte (Eso) ihren Betrieb in Chile aufnahm.

Sollten für Arecibo nun keine neuen Sponsoren auf den Plan treten, steht ab 2011 die Schließung ins Haus. Das gleiche Schicksal droht dem Very Long Baseline Array, einem Verbund aus quer über die USA verteilten 25-Meter-Radioteleskopen.

Manche Astronomen laufen jedoch Sturm gegen diese Pläne, denn Arecibo hat die seltene Fähigkeit, auch als riesiges Radargerät zu fungieren. Eine "einzigartige Einrichtung" sei von der Schließung bedroht, sagte etwa Donald Campbell. Der US-Astronom von der Cornell University hat mit der Arecibo-Antenne jüngst die Polargebiete des Mondes nach Eis abgetastet. Lediglich die kalifornische Goldstone-Antenne bietet eine in etwa vergleichbare Radarkapazität, allerdings bei deutlich geringerer Empfindlichkeit.

Planetares Sicherheitsrisiko

Doch bei der kommenden Entscheidung für oder gegen Arecibos Weiterbetrieb geht es nicht nur um wissenschaftliche Fragen. Denn der Riesenradar ist vor allem für die Erforschung von Himmelsobjekten wichtig, die uns noch enger auf die Pelle rücken als unser eigener Mond: erdnahe Asteroiden. Sie stammen ursprünglich aus dem Gesteinstrümmergürtel zwischen Mars und Jupiter. Immer wieder verlassen kleine und größere Brocken ihre Bahnen und werden ins innere Sonnensystem abgelenkt. Manche geraten dabei auf Kollisionskurs mit der Erde.

Noch weiß niemand, ob und wann es in näherer Zukunft zu einem Einschlag kommt. Doch die systematische Suche der vergangenen Jahre erbrachte bis heute immerhin 831 verdächtige Objekte, denen das zuzutrauen ist. Die größeren Brocken mit Durchmessern ab zehn Kilometer gelten als planetares Sicherheitsrisiko: Eine Kollision mit der Erde hätte ein globales Desaster zur Folge. Vor 65 Millionen Jahren könnte das Ende der Dinosaurier und vieler weiterer Arten so vonstatten gegangen sein.

Hunderte von Asteroiden haben Astronomen mit dem Arecibo-Teleskop ins Radar-Visier genommen. Geht es nach der NSF, wäre damit bald Schluss. "Einem vielversprechenden goldenen Zeitalter der Erforschung erdnaher Asteroiden droht das Aus", warnte Steven Ostro vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Bei besonders engen Vorbeiflügen der kosmischen Geschosse saß Ostro jahrelang mit den Antennen in Arecibo und Goldstone in der ersten Reihe: Durch präzise Vermessung ihrer Radarreflexe gelangen ihm spektakuläre Porträts des umherschwirrenden Gerölls.

Unter günstigen Bedingungen kann die Arecibo-Antenne noch Oberflächendetails von bis zu zehn Metern Durchmesser ausmachten. Vor allem für die präzise Vorhersage künftiger Kollisionswahrscheinlichkeiten ist Radar unersetzbar. Ostros bislang letzter Streich war die Beobachtung des bizarren Doppel-Asteroiden 1999 KW4, dessen hektische Drehung den Brocken in Stücke reißen könnte.

Radioprogramme für Aliens

Wissenschaftliche Erfolge gelangen in Arecibo auch mit viel weiter entfernten Himmelsobjekten: Anfang der neunziger Jahre fand ein Forscherteam mithilfe der Riesenschüssel die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Sie kreisen rund 2600 Lichtjahre von der Erde entfernt um einen Pulsar, ein rotierendes Relikt einer Supernova. Solche Neutronensterne senden gebündelte Radiostrahlen ins All, die von Radioteleskopen wie dem in Arecibo als periodische Pulse aufgefangen werden.

Besonders aufschlussreich war die Bahnanalyse eines anderen Pulsars, der mit einem normalen Stern ein Doppelsystem bildet. Die beiden US-Forscher Joseph Taylor und Russel Hulse haben in Arecibo seine Periode vermessen und starke Indizien für die von Einstein vorhergesagten geheimnisvollen Gravitationswellen gefunden. Die Forscher bekamen dafür 1993 den Nobelpreis. Darüber hinaus wurde die Arecibo-Antenne als Lauschorgan des Seti-Projekts ("Search for extraterrestrial Intelligence") bekannt, das nach Radiobotschaften außerirdischer Zivilisationen sucht. In "Contact" mit Jodie Foster in der Hauptrolle hatte das Observatorium einen zweiten großen Filmauftritt. Auch menschliche Botschaften wurden von Arecibo aus ins All geschickt.

Während solche Untersuchungen auch mit der kommenden Generation von Radioteleskopen möglich sind, verhält es sich in Sachen Asteroidenforschung anders: Keine der vorhandenen oder neuen Anlagen kann sich in punkto Radar mit der Arecibo-Schüssel messen. Das könnte für die Erde durchaus unangenehme Folgen haben, warnt Nasa-Forscher Ostro: "Sollte in unserem Jahrhundert ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde entdeckt werden, wird eine Ablenkung des Objektes ohne vorherige Radar-Untersuchungen wahrscheinlich scheitern."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Das Universum in der Röhre
Beitrag von: SiLæncer am 21 November, 2006, 12:44
Noch wird überall geschraubt, gebohrt oder geschweißt; manchmal riecht es nach Werft. Doch spätestens in einem Jahr soll der Large Hadron Collider LHC, der leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger aller Zeiten am Cern in der Nähe von Genf startbereit sein. „Die Atmosphäre ist wie in einem Unterseeboot“, sagt Christoph Rembser von der Universität Erlangen-Nürnberg. Er hat recht: Für Unbeteiligte sieht es momentan so aus, als würden die Arbeiter gerade eine Art U-Boot montieren.

Christoph Rembser ist Mitglied der so genannten Atlas-Kollaboration: Eine rund 1800 Forscher umfassende Arbeitsgruppe von 150 Universitäten aus 34 Ländern, die gemeinsam das riesige, zylinderförmige Nachweisgerät geplant haben, das jetzt am Boden einer gut 85 Meter tief in der Erde liegenden Kaverne zusammengebaut wird. In dieser Höhle fände eine Kathedrale Platz – mit 46 Meter Länge, 25 Meter Höhe und ebensolcher Breite wird Atlas das größte Experiment am LHC. Es wiegt so viel wie der Eifelturm in Paris.

Weil bei den Arbeiten auf der riesigen Baustelle Gase austreten können – Stickstoff, Argon oder Helium, die zur Kühlung einiger Komponenten benutzt werden – tragen alle Sauerstoffmasken griffbereit um die Schultern. Eine rasche Flucht irgendwo aus dem gut 27 Kilometer langen Tunnel des Beschleunigers oder den tief unter der Erde liegenden Kavernen: unmöglich! Jetzt, wo die Geräte im Entstehen sind, kann man sie noch begutachten – wenn auch eingeschränkt: Wenn "die Maschine", wie der Beschleuniger genannt wird, erst einmal läuft, steckt alles hermetisch abgeriegelt hinter Meter dicken Betonmauern.

Der Tunnel des LHC sieht aus wie ein zu klein geratener U-Bahnschacht. In dem tief unter der Erde liegenden Rund sollen spätestens Ende nächsten Jahres atomare Teilchen fast mit Lichtgeschwindigkeit gegenläufig herumflitzen: wahlweise Protonen oder Blei-Ionen. In den Nachweisgeräten lassen die Experimentatoren die Teilchen dann aufeinanderprallen. Aus der Analyse dieser Kollisionen erhoffen sie sich Antworten auf einige der letzten Rätsel der Natur: Woher kommt Materie? Wie setzt sie sich zusammen? Wie entstand sie?

„Falls wir hier mit unserer Anlage nichts finden, würde sich die gesamte Teilchenphysik davon nicht mehr erholen“, prophezeit Robert Aymar. Er ist der oberste Cern-Chef. Ähnlich drastisch formuliert es Michael Kobel von der Technischen Universität Dresden: „Wenn wir beispielsweise die supersymmetrischen Teilchen nicht entdecken, bräche unsere gesamte physikalische Vorstellung zusammen.“ Falls sich jedoch eine Spur dieser ominösen Partikel erhaschen ließe, hätten sie zugleich einen aussichtsreichen Kandidaten für die merkwürdige Dunkle Materie, die den Astrophysikern seit einiger Zeit Kopfzerbrechen bereitet: hält sie doch unsere Galaxien zusammen, obgleich niemand weiß, woraus sie besteht.

Optimistischer ist da schon Jürgen Schukraft: „Die Möglichkeiten für Entdeckungen, die Nobelpreis-Kaliber haben, sind beim LHC enorm“, meint der 53-jährige Sprecher der Alice Kollaboration – einer ebenfalls über eintausend Köpfe starken Forschergruppe, zu der sich 90 Institute aus 27 Ländern zusammengeschlossen haben. Auch Alice ist ein monströses Gebilde: Unter 8000 Tonnen Eisen verbergen sich Millionen hochsensibler Sensoren und fragiler Messfühler. Sie nehmen alle Bruchstücke der mikroskopischen Explosion auf und rekonstruieren sie mit Hilfe von Computern zu einem Gesamtbild. Schukraft und seine Kollegen wollen einen exotischen Materiezustand untersuchen: das Quark-Gluon-Plasma. Nur wenige Millionstel Sekunden nach dem kosmischen Urknall vor knapp 14 Milliarden Jahren muss unser Universum aus einer solche Zusammenballung entstand sein. Schukraft träumt davon, eine Art Zustandsgleichungen für diese ungewöhnliche Materiezusammenballung aufstellen zu können.

Die anderen beiden Experimente, die ebenfalls spätestens ab 2008 am LHC Messungen beginnen wollen, haben ebenso anspruchsvolle Ziele. So sucht LHC-b beispielsweise Antworten auf die Frage nach der fehlenden Antimaterie im Universum. Und CMS ist wie Atlas ein Universal-Detektor. Beide fahnden nach so genannten Higgs-Bosonen. Nach den Vorstellungen der Wissenschaftler sollen sie allen Teilchen ihre spezifische Masse verleihen. Denn nach dem heute gültigen und mit höchster Präzision bestätigten Standardmodell, dürften die elementaren Partikel, die Elektronen oder die Quarks aus den Kernbausteinen, eigentlich gar keine Masse besitzen.

Doch zunächst einmal muss der LHC fertiggestellt werden. Wenn er voraussichtlich ab Ende nächsten Jahres zu ersten Probeläufen anspringt, wird er das mit Abstand weltweit leistungsstärkste Forschungsgerät seiner Art sein. Er beschleunigt Protonen dann auf eine Energie von sieben Tera-Elektronenvolt. „Die Dynamik der einzelnen Projektile entspricht zwar nicht viel mehr als der Bewegungsenergie von Fruchtfliegen“, sagt Michael Kobel, aber dafür sausen gleichzeitig zig Billionen davon im Ring umher: „Insgesamt erreichen sie die Wucht einer Elefantenherde auf der Flucht“.

Um diese kolossale Gewalt im Zaune zu halten, besitzt der LHC gut 2000 Elektromagneten, die Feldstärken von jeweils acht Tesla erzeugen sollen. Sie werden dazu auf eine Temperatur von 1,9 Kelvin (-271 Grad Celsius) gekühlt und dadurch supraleitend. „Der Strom fließt dann ohne Widerstand“, erklärt Klaus Barth, der Verantwortliche für den Betrieb von Kälteanlagen und Magnettestständen. Nirgendwo auf der Welt wird diese Technik in größerem Maßstab eingesetzt als hier. Trotzdem schluckt die Maschine gute 120 Megawatt, wenn sie erst einmal unter Volllast läuft. Das entspricht der Leistung eines mittlerer Kraftwerks. Um diese tiefen Temperaturen zu erzielen, arbeiten die Betreiber mit suprafluidem Helium, dem wohl garstigsten Kühlmittel der Welt. Es kriecht durch kleinste Ritzen und klettert selbst Wände hoch. „Normalerweise experimentieren Wissenschaftler in ihren Labors ausschließlich mit wenigen Millilitern“, erläutert Cern-Chef Aymar. „Als ich vorschlug, beim LHC 10 000 Liter davon einzusetzen, erklärten mich die Leute für verrückt“. „Doch bislang verliefen alle Tests reibungslos“, ergänzt Lyndon Evans. Er ist Leiter des gesamten LHC-Projekts. „Und getestet haben wir die Magnete bis zu einer Feldstärke von neun Tesla“, verrät Barth.

„Für uns ist die enorme thermische Leitfähigkeit des suprafluiden Heliums mindestens ebenso wichtig“, meint Evans. „Sie ist gut 10 000 Mal höher als die von Kupfer“, erklärt der gebürtige Waliser. „Daher benutzen wir die Supraflüssigkeit zugleich, um die im Beschleuniger entstehende Restwärme abzutransportieren.“ Denn beim kleinsten Anstieg der Temperatur in den Magneten bräche die Supraleitung in sich zusammen. Und was das bedeutet beschreibt Barth: „Wir schicken einen Strom von 13 000 Ampere durch die supraleitenden Windungen. Wenn wir da normales Kupfer nähmen, würde es das tonnenschwere Material in einem Bruchteil einer Sekunde schmelzen.“

Über eintausend Ablenkmagnete – jeder einzelne über 14 Meter lang und 35 Tonnen schwer – werden nun nach und nach in der Betonröhre des Beschleunigerrings in Position gebracht. Bis auf eine geringe Anzahl sind bereits alle auf Herz und Nieren getestet. Im Sommer 2007 wollen die Wissenschaftler erstmals den kompletten Rng "kalt machen" - wegen undichter Schweißnähte hat sich dieser Zeitplan bislang um gut ein Jahr nach hinten verschoben.

Die Magnete zwingen die geladenen Teilchen, Spur zu halten. In ihren Thermosbehältern sehen die Magnete aus wie blau gestrichene Abwasserrohre, die auf massive Pfosten ruhen. Die etwas kürzeren, Quadrupole genannten Elemente bündeln den Strahl, der als kurze Pakete durch die luftleer gepumpten, etwa armdicken Röhren rauscht. Sie stellen sicher, dass es im Zentrum der Experimente zu mögliches vielen Zusammenstößen zwischen den Korpuskeln kommt.

Dort registrieren Abermillionen von Sensoren die unzähligen Bruchstücke, die in Bruchteilen einer Sekunde in alle Richtungen auseinanderstieben. Die vorläufige Dateninterpretation geschieht blitzschnell in wenigen Millionsten Sekunden direkt vor Ort, oft mit eigens konstruierter, ultraflinker Elektronik, bevor die Signale ans Rechenzentrum weitergeleitet werden. „Wenn die Experimente Ereignisse registrieren, kann man sich das vorstellen wie erstklassige, digitale Fotografien – Snap Shots of Nature sozusagen“, beschreibt Bernd Panzer-Steindel die Herausforderung. „Jede Kollision ein Foto; etwa eine Milliarde pro Sekunde.“ Als Area Manager der Computing Fabric des Cern herrscht er über Regale voller PC und Server.

„Zurzeit haben wir 5000 Prozessoren mit einen Diskspeicherplatz von etwa 1,5 Petabyte“, meint Panzer-Steindel. In einem Jahr soll sich der Wert verzehnfacht haben. Die Festplatten, Prozessoren und Tapes im Keller des Rechenzentrums verschlingen bereits jetzt zweieinhalb Megawatt an Leistung, die von dröhnenden Ventilatoren weggeschafft werden. „Pro Sekunde kommt hier dann ungefähr der Informationsgehalt einer CD an“, kalkuliert der Rechnerexperte. „Aufs Jahr gerechnet entspricht das etwa dem aller Zeitungen und Büchern, die weltweit gedruckt werden. Und alle Daten bewahren wir praktisch unendlich lange auf.“

Die Computer sind in einem so genannten Grid zusammengeschlossen. Weit über zehntausend Einheiten bilden dann einen gewaltigen, weltumspannenden Rechner. Die Auswertungen der Daten übernehmen später in jahrelanger Arbeit die weltweit rund 200 angeschlossenen Institute. In Doktorarbeiten oder Habilitationen entstehen dann die neuen Erkenntnisse, von denen Schukraft sich wünscht, dass sie beim Nobelpreiskomitee in Stockholm Gehör finden. Dann zeigt sich, ob die Investitionen von über sechs Milliarden Euro, die in dieses Unterfangen geflossen sind, sich zumindest in Ruhm und Ehre niederschlagen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Späher ferner Welten
Beitrag von: SiLæncer am 26 November, 2006, 13:18
 Es muss ja nicht der Hollywood-Tonfall der NASA sein. Doch in Sachen Werbung könnte die Europäische Raumfahrtagentur ESA durchaus von ihrer großen US-amerikanischen Schwester lernen. Die NASA inszeniert für jede ihrer Raumfahrtmissionen lange vor dem Start breit angelegte PR-Kampagnen. Bei der ESA dagegen läuft in diesen Tagen – bisher kaum bemerkt von der großen Öffentlichkeit - die Startvorbereitung für eine außergewöhnliche Mission: Corot – ein Weltraumteleskop, dass erstmals erdähnliche Planeten außerhalb des Sonnensystems entdecken soll.

Corot steht für "COnvection ROtation and planetary Transits". Voraussichtlich am 20. oder 21. Dezember soll das vier mal zwei Meter große, 668 Kilogramm schwere Teleskop auf einer Sojus-Fregat-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus in eine zirkuläre, polare Umlaufbahn von 827 Kilometer Höhe gebracht werden. Von dort aus wird es mindestens zweieinhalb Jahre lang bis zu 60.000 Sterne in ausgewählten Himmelsregionen daraufhin untersuchen, ob sie Planeten besitzen.

"Bisher haben wir nur Gasplaneten außerhalb des Sonnensystems gefunden", sagt Malcolm Fridlund, schwedischer Astrophysiker und leitender Projektwissenschaftler der Corot-Mission. "Wenn wir nach möglichem Leben auf anderen Planeten schauen wollen, Leben, so wie wir es kennen, müssen wir felsige, erdähnliche Planeten finden. Corot ist das erste Weltraumteleskop, das speziell nach solchen Planeten außerhalb des Sonnensystems sucht. Europa übernimmt damit die Führung auf diesem Forschungsgebiet."

Etwa 200 extrasolare Planeten wurden seit 1995 entdeckt. Die meisten sind Gasriesen in der Größenordnung von Jupiter oder darüber hinaus, einige wenige haben zehn- bis zwanzigfache Erdmassen, gleichen also dem kleinen Gasplaneten Neptun des Sonnensystems. Corot wird vermutlich Dutzende weiterer Gasplaneten entdecken. Darüber hinaus aber, so hoffen die Forscher, könnte das Teleskop auch zehn bis vierzig Planeten von Erdgröße nachweisen.

Corot soll jedoch nicht nur Planeten entdecken, sondern auch so genannte astroseismologische Untersuchungen durchführen – ebenfalls ein Forschungsgebiet, auf dem das Teleskop Pionierarbeit leisten wird. Jeder Stern - darunter auch die Sonne – wird ständig von extrem starken Druckwellen in Schwingung versetzt. Diese Druckwellen werden hervorgerufen durch turbulente Gasbewegungen in der Konvektionszone im Innern der Sterne, und sie hinterlassen charakteristische Wellenmuster auf der Sternoberfläche. Bemerkbar machen sich die Schwingungen auf weit entfernten Sternen durch Schwankungen in ihrer Lichtintensität. Das Corot-Teleskop kann diese Schwankungen messen, daraus Schwingungsmuster rekonstruieren und – ähnlich wie dies bei Erdbebenwellen geschieht – durch ihre Analyse Rückschlüsse auf den inneren Aufbau der Sterne ziehen. "Solche Untersuchungen sind deshalb wichtig", sagt Malcolm Fridlund, "weil wir von den Prozessen, die in Sternen ablaufen, von der Entwicklung und dem Aufbau der Sterne, noch sehr wenig verstehen. Wir haben ein grobes Bild, aber wir verstehen die Details nicht."

Corot besitzt einen 30-Zentimeter-Hauptspiegel und zwei hochempfindliche Kameras. Während eine den astroseismologischen Untersuchungen dient, soll die andere extrasolare Planeten nach der so genannten Transitmethode aufspüren: Durchläuft ein Planet im Sichtfeld des Teleskops seinen Mutterstern, schwächt sich dessen Licht infolge der Bedeckung um einen winzigen Faktor ab. Corots Instrumente können diese Lichtschwankung wahrnehmen und aus ihrer Intensität und Dauer die Größe, Masse und Umlaufbahn des Planeten berechnen.

Was in der Theorie einfach klingt, stößt in der Praxis an die Grenzen derzeitiger Ingenieurskunst. Um Planeten in der Größenordnung der Erde zu entdecken, die Dutzende von Lichtjahren entfernt sind, muss Corot Lichtschwankungen messen können, die nur um den Wert von einem Hunderttausendstel voneinander abweichen. Das entspricht ungefähr dem Vorhaben, aus mehreren hundert Kilometern Entfernung die Lichtabschwächung eines Leuchtfeuers zu erkennen, vor das in wenigen Metern Abstand eine Ein-Cent-Münze gehalten wird.

Dafür musste nicht nur die Optik des Teleskops nanometergenau gebaut und eingestellt werden. Die "größte technische Schwierigkeit und zugleich größte Leistung", so Malcolm Fridlund, war vielmehr der Bau einer Teleskopblende, die einfallendes Streulicht von der Erde und der Sonne auf ein Minimum reduziert. Um das Teleskop für die Trägerplattform sowie für den Start in der Sojus-Fregat-Rakete tauglich zu machen, durfte die zylindrische Blende nicht länger als drei Meter sein. Zugleich musste das auf den Hauptspiegel des Teleskops einfallende Streulicht auf einen Wert von höchstens einem Milliardstel der Lichtintensität des beobachteten Sterns begrenzt werden. Ein Rekord: "Kein anderes Weltraumteleskop dieser Klasse hat eine derartig hohe Streulicht-Abschirmungsrate", so Malcolm Fridlund.

Trotz dieser ausgefeilten Technik wird Corot jedoch kaum Planetensysteme entdecken, die dem unseren gleichen. So lautet jedenfalls die Prognose der Wissenschaftler. Die meisten bisher entdeckten extrasolaren Planeten umkreisen ihren Mutterstern in sehr naher Entfernung; sie befinden sich zum Teil zehnmal näher an ihrem Stern als Merkur an der Sonne. Solche sehr sonnennahen Planeten wird voraussichtlich auch Corot entdecken. Der Grund dafür liegt vor allem in der Beobachtungsweise selbst: Corot richtet sein Teleskop nur über einen kurzen Zeitraum auf ausgewählte Himmelsregionen, maximal 150 Tage lang. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, Planeten in größerer Distanz zu ihrem Mutterstern zu entdecken, um ein Vielfaches. Denn aus der Sichtlinie des Teleskops findet der Transit eines solchen Planeten durch den Mutterstern weitaus seltener statt als bei sternnahen Planeten. "Es wäre ein sehr, sehr großer Glücksfall", sagt Malcolm Fridlund, "wenn wir einen erdähnlichen Planeten finden würden, der seinen Stern in derselben Entfernung umkreist wie die Erde die Sonne."

Fridlund rechnet außerdem damit, dass die meisten erdähnlichen Planeten, die Corot entdecken kann, um leuchtschwache Sterne kreisen, die weniger Masse besitzen als die Sonne. Denn massereiche Sterne würden erdähnliche Planeten in sehr dichter Entfernung schnell zerstören.

Eines wird jedoch auch Corot mit seiner Spitzentechnologie nicht können: etwas über die genaue Beschaffenheit von erdähnlichen extrasolaren Planeten herauszufinden, etwa über die Zusammensetzung der Atmosphäre oder das Vorhandensein von Wasser. Dies wird einer kommenden ESA-Mission vorbehalten bleiben, nämlich der auf den Namen Darwin getauften Teleskopflotte, die die ESA Mitte des nächsten Jahrzehnts ins All schicken will. Die Teleskope werden in der Lage sein, mittels der so genannten Null-Interferometrie Sternenlicht gewissermaßen "auszuschalten" und das der sie umkreisenden Planeten sichtbar zu machen. Mit dieser Technik soll Darwin Planeten der 1.000 sonnennähesten Sterne untersuchen – auch darauf, ob es auf ihnen möglicherweise Leben gibt. "Corot ist der erste Schritt auf diesem Weg", sagt Malcolm Fridlund. "Darwin wird hoffentlich die Frage beantworten, die sich Menschen seit Jahrhunderten stellen, nämlich, ob wir allein sind im Weltall."

Quelle : www.heise.de
Titel: Ariane-Start mit TV- und Breitband-Satellit an Bord erfolgreich
Beitrag von: SiLæncer am 09 Dezember, 2006, 10:23
Eine europäische Trägerrakete des Typs Ariane 5 ist am Freitagabend von Kourou in Französisch-Guayana mit zwei Fernmeldesatelliten in den Weltraum gestartet.

Die Rakete brachte am Freitag kurz vor Mitternacht (MEZ) die amerikanischen TV- und Kommunikationssatelliten AMC-18 und WildBlue-1 in Erdumlaufbahnen. Der 2,1 Tonnen schwere AMC-18 wurde von Lockheed-Martin gebaut und soll für die US-Tochter des weltgrößten Satellitenanbieters SES Global, SES-Americom, Kabel-Fernsehprogramme in Nordamerika übertragen.

Der von Space Systems/Loral konzipierte WildBlue-1 wiegt 4,7 Tonnen und wird Breitband-Internetdienste für WildBlue Communications bereitstellen. Beide werden über dem Pazifik positioniert. Das teilte Arianespace in Kourou mit. Es war der siebte erfolgreiche Einsatz in Folge der superschweren Trägerrakete Ariane 5 ECA für fast zehn Tonnen Nutzlast.

Quelle : www.satundkabel.de
Titel: @home mit Einstein in Potsdam
Beitrag von: SiLæncer am 20 Dezember, 2006, 09:26
Während der Potsdamer IT-Gipfel mit seinen handverlesenen Teilnehmern großer IT-Konzerne große Wellen schlug, ging es wenige Kilometer Luftlinie entfernt ungleich beschaulicher zu, und das mit kleinsten Wellen. Auf dem 11. Workshop zur Gravitationswellenanalyse war weniger die deutsche Exzellenz gefragt, sondern die Forschung zu den kleinen Wellen, die Albert Einstein 1916 mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie postuliert hat. Bei dem bislang nicht gelungenen Nachweis solcher Gravitationswellen spielen leistungsfähige Rechner und aufopferungsvolle Spender von Rechenzeit eine wichtige Rolle. Zu den Rechenteams, die sich bei Einstein@Home engagieren, gehört eine Gruppe, die bei heise online zu Hause ist.

Nach der Relativitätstheorie von Albert Einstein entstehen Gravitationswellen, wenn sich eine Masse relativ zu einer anderen Masse bewegt. Diese Wellen bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit in alle Richtungen fort und kommen so auch auf der Erde an. Starke Wellen, die bei der Kollision zweier Schwarzer Löcher entstehen oder Wellen von unter der Schwerkraft kollabierenden, schnell drehenden Sternen (Pulsare) müssten der Theorie zufolge messbar sein. Die auf der Erde installierten Gravitationswellendetektoren sind technisch Interferometer. Ein Laserstrahl wird auf zwei gleich langen Messstrecken durch ein Vakuum geschickt und zurückgespiegelt, minimale Längenänderungen zwischen den Endspiegeln und dem Hauptgebäude werden gemessen und aufgezeichnet. Die Daten sind die Rohdaten für die Suche nach den Gravitationswellen, mit denen Supercomputer, aber auch die verteilten Rechner von Einstein@Home beschäftigt sind. Weltweit gibt es fünf Detektoren für Gravitationswellen, ein sechster soll in den nächsten Jahren im Weltraum installiert werden. Der deutsch/britische Detektor heißt GEO 600 und befindet sich in Sarstedt bei Hannover; seine Vakuumröhren sind 600 Meter lang. In Hannover wird auch an LISA (Laser Interferometer Space Antenna) gearbeitet, ein Antennensystem im Weltraum in Form eines gleichschenkeligen Dreiecks mit der Kantenlänge von 5 Millionen Kilometern. 2009 soll der LISA Pathfinder (LPF) ins All geschossen werden, mit dem das grundsätzliche Messprinzip getestet werden soll.

Weltweit beschäftigen sich etwa 800 Wissenschaftler mit dem Nachweis der Gravitationswellen. Rund 450 von ihnen sind in der LIGO Scientific Collaboration (LSC) zusammengeschlossen, bei der auch das Distributed-Computing-Projekt Einstein@home angesiedelt ist. Obwohl der Nachweis von Gravitationswellen noch nicht gelungen ist, sind die Wissenschaftler guten Mutes. Dieser ist vor allem darin begründet, dass das Messinstrumentarium in den letzten Jahren erheblich verbessert werden konnte. So soll der derzeit fortschrittlichste Detektor Advanced LIGO (Laser Interferometer Gravitational wave Observatory) die Messempfindlichkeit um den Faktor 10 gesteigert haben. Wie schwierig das Messen einer Gravitationswelle ist, mag eine hypothetische Supernovaeexplosion (Explosion eines Sternes von mehr als zehn Sonnenmassen) in unserer Milchstraße verdeutlichen. Sie würde die Messstrecke maximal um ein Tausendstel eines Atomkerndurchmessers schwingen lassen.

Eine derart minimale Abweichung durch eine Gravitationsquelle zu finden, bedarf es ausgeklügelter Rechenprogramme, die das schwache Signal aus dem allgemeinen Grundrauschen herausrechnen. "Vater" von Einstein@home ist Bruce Allen, der zum 1. Januar 2007 eine Stelle als Direktor des Max Planck Institutes für Gravitationsphysik in Hannover antreten wird. Im Gespräch mit heise online erinnert er sich: "Als wir 1995 von SETI@home hörten, überlegten wir, dass wir auch so etwas machen könnten. Ich diskutierte darüber mit einem Kollegen. Wir kamen zu den Überzeugung, dass es technisch wohl möglich wäre, Datenhappen auf verteilten PCs durchsuchen zu lassen, dass es aber nicht realisierbar sei. Wie sollten wir Leute dafür interessieren, bei unserem Projekt mitzumachen? Im Vergleich zur außerirdischen Intelligenz sind Gravitationswellen keine besonders attraktive Sache." Erst als die American Physical Society ihre Unterstützung zusagte, konnte das Projekt gestartet werden.

Heute ist Allen froh über den späten Start im Einstein-Jahr 2005: "Einstein@home hat von allen vergleichbaren Projekten wohl die kundigsten User. Sie sind sehr, sehr smart, ich würde sie als Six-Sigma-Typen bezeichnen. Es ist ganz erstaunlich, wie sie über die Message Boards mitgeholfen haben, unseren Code zu entwickeln." Entsprechend dankbar ist Allen auch dem "Special: Off-Topic"-Forumteam, von dem gut 700 Teilnehmer bei Einstein@home dabei sind. Auf der öffentlichen Veranstaltung am Golmer Albert Einstein Institut bekommt Allen von den Off-Topicern einen Number Cruncher geschenkt, dazu hängt der Heisig, das Maskottchen der Heise-Fans, an den Stellwänden, die über die Gravitaionswellenforschung Auskunft geben.

"Beim verteilten Rechnen hört man manchmal, dass die Rechner das Wichtigste sind. Das ist falsch. Die Anwender sind das Wichtigste, die zu Hause ihre Computer warten, damit sie mitrechnen. Das ist genau wie bei den Supercomputern, die für die Gravitationswellenanalyse benutzt werden: Die System-Administratoren sind das Teuerste." Dennoch geht die Gefahr vom Rechner aus. "Die größte Gefahr sind moderne Rechner mit ihrem Spar-Modus, die heruntergefahren werden", erklärt Allen. Argumente zum Stromsparen kontert er sofort. Für 10 Cent am Tag bei so einem aufregenden Projekt mitzurechnen, das sollte die Sache wert sein. "Ich bin mir sicher, dass in den nächsten 10 Jahren der Nachweis von Gravitationswellen gelingt. Das ist doch eine tolle Perspektive für alle, die dabei mitmachen."

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: @home mit Einstein in Potsdam
Beitrag von: Yessir am 20 Dezember, 2006, 09:54
Also ich bin dabei ... mit 3 Rechnern.
Titel: "COROT"- MISSION - Teleskop soll zweite Erde finden
Beitrag von: SiLæncer am 23 Dezember, 2006, 14:43
Binnen weniger Jahre ist die Suche nach fernen Planeten vom Nischen- zum Topthema der Astronomie aufgestiegen: Forscher wittern die Chance, außerirdisches Leben zu finden. Jetzt greift Europa mit dem Weltraumteleskop "Corot" in die Exoplaneten-Jagd ein.

Um Abermilliarden Euro für die Suche nach grünem Schleim auszugeben, den es vielleicht gar nicht gibt, bedarf es guter Argumente. Das Beste ist vielleicht die Begeisterung der Erdlinge für Außerirdische. Die Aussicht, dass es außerhalb des Sonnensystems bewohnbare Planeten geben könnte, treibt eine Suche an, die möglicherweise Unsummen für die Wissenschaft verfügbar macht, ihre Außenwirkung aber in jedem Fall befördert.

209 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems listet das Observatoire de Paris auf seiner Exoplaneten-Website derzeit auf. Erst im August war die 200er-Marke gefallen. Ende Juli waren fünf Stück gleichzeitig dazugekommen, als der Astronom Paul Butler vom Carnegie Institute in Washington im "Astrophysical Journal" einen Katalog naher Exoplaneten veröffentlicht hatte. Schon rund 20 Sternsysteme mit mehr als einem Planeten konnten Wissenschaftler kartieren, Rekordhalter ist bislang ein Stern mit gleich vier Begleitern.

"Planeten sind ein Begleitprodukt der Sternbildung, und fast jeder Stern hat die Fähigkeit, Planeten zu formen", sagt Michel Mayor vom Observatorium der Universität Genf. Jeden Monat würden die Instrumente feiner, bald könne man damit auch Leichtgewichte von der Dimension der Erde finden, hat Mayor beim European Science Open Forum im Juli in München vorausgesagt.

Der Pop der Planetenkunde: Suche nach der zweiten Erde

Am kommenden Mittwoch soll nun der europäische Satellit "Corot" ins All geschossen werden, um die Suche nach genau diesen Leichtgewichten zu beschleunigen. "Wir sind die ersten, die dazu im freien Weltraum von einem Satelliten aus messen", erklärt die Physikerin Ruth Titz vom Berliner Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Europa würde dann an der Spitze dessen stehen, was derzeit als publikumswirksamste Disziplin der Planetenforschung gelten kann: Der Suche nach erdähnlichen Objekten.

Selbst Hobbyastronomen finden mittlerweile Wandelsterne außerhalb unseres Sonnensystems. So konnten jüngst vier Amateure mit einem selbstgebastelten Teleskop vom hawaiianischen Berg Haleakala aus Helligkeitsschwankungen des Sterns XO-1 auf einen Begleiter zurückführen, der alle vier Tage an dem Stern vorbeizieht. Astronomen bestätigten, dass XO-1b ein Gasriese ähnlich wie der Jupiter ist.

Erst elf Jahre sind vergangen, seit Mayor den ersten Exoplaneten überhaupt entdeckte: 51 Pegasi. Dieser machte sich nur indirekt durch die Helligkeitsschwankung seines Sterns bemerkbar. Doch das genügte, um die Astro-Gemeinde zu elektrisieren: Endlich war der bange Verdacht widerlegt, Planeten könnten sich vielleicht nur um unseren eigenen Stern kreisen. Mit jedem neuen Fund gewann der Himmel jene Vielfalt, die Science-Fiction-Autoren ihm schon immer zugeschrieben hatten: unzählige Welten in unendlichen Weiten.

51 Pegasi ist ein Gasriese, jupiterähnlich und unwirtlich. Doch immer kleinere Planeten gerieten den Forschern vor die Linse. Neptunartige mit hartem Kern sind bereits keine Seltenheit mehr. Je kleiner, desto erdähnlicher, lautet derzeit die Devise in der Astronomie. Gezielt suchen Forscher in Europa und Amerika mittlerweile nach Welten mit fester Oberfläche und Gasatmosphäre. Im Hinterkopf der Suchenden steckt immer die Vermutung: Ein bewohnbarer Planet wird Bewohner haben.

"Wahrscheinlich so ähnlich wie grüner Schleim"

"Natürlich werden wir nach biologischer Aktivität Ausschau halten", sagt Malcolm Friedlund von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, "irgendetwas, wahrscheinlich so ähnlich wie der grüne Schleim, den man an heißen Sommertagen an der Oberfläche eines Teichs finden kann." Später könne dann vielleicht auch E.T. kommen, fügte er hinzu, bevor er wissenschaftlich nüchtern ergänzt: "Aber das ist nicht das wirkliche Ziel. Unser Ziel ist es herauszufinden, ob es andere Planeten wie die Erde gibt."

Beantworten lässt sich diese Frage indes nicht mit Ja oder Nein. Vielmehr hangeln sich die Heimatsucher von einer Wenn-dann-Verzweigung in die nächste. Sollten "Corot" und die für 2008 geplante Nasa-Mission "Kepler" tatsächlich in den nächsten Jahren Planeten finden, die nicht mehr viel größer als die Erde sind, steht das Drehbuch für die Messungen längst fest - es wäre eine Jagd in drei Akten.

Zunächst wollen die Forscher das Licht eines Planeten direkt auffangen, ohne dass es von der Strahlung seines Sterns überdeckt wird. Die Technik, die das ermöglicht, heißt Interferometrie. Das soll genügen, um die Masse des Planeten zu bestimmen und mit etwas Rechnerei auch auf dessen Dichte und damit auf die Anziehung an der Oberfläche schließen zu können. Sowohl Satelliten wie die geplante "Sim"-Mission der Nasa (Start frühestens 2014) als auch Teleskope am Boden - etwa an der Europäische Südsternwarte (Eso) - beherrschen die Interferometrie.

Teure Großprojekte wie etwa das Esa-Projekt "Darwin" sind notwendig, um direkt das Infrarotlicht von fernen Planeten aufzufangen. Diese Wärmestrahlung würde den Astrophysikern verraten, welche Temperaturen auf Exoplaneten herrschen - und so ganz heiße Kandidaten für die Heimat grünen Schleims kennzeichnen.

Dann würde aus der Suche nach einem heimeligen Ort die Jagd nach Leben, das sich dort eingerichtet haben könnte. Dafür aber müssten die Forscher das Bisschen schummeriges Licht eines Exoplaneten aufwendig auffangen, so dass eine Spektralanalyse möglich ist. Dabei würde offenbar, welchen Anteil die unterschiedlichen Wellenlängen an der Strahlung haben. Solche Spektren sind ein Fingerabdruck der Atmosphäre - und wohl die einzige Möglichkeit, aus der Ferne fremdes Leben zu erkennen.

Die Spektren der Planeten verraten, was an der Oberfläche vor sich geht. Sollten sich in den Spektrallinien Hinweise auf Kohlendioxid, Ozon und Methan finden, wäre das ein klares Zeichen für organisches Leben, sagt Lisa Kaltenegger vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics. "Wir kennen keinerlei abiotische Systeme, die diese drei Dinge gleichzeitig in bedeutenden Mengen hervorbringen können."

Aus dem sichtbaren Licht könne man außerdem herauslesen, ob "Blätter am Boden wachsen". Ausschläge im Infrarotspektrum verrieten die Anwesenheit von Stickoxiden. "Auf der Erde werden die nur von Bakterien produziert", sagt Kaltenegger.

Starke Hinweise auf biologische Aktivität - auf der Erde

Dass eine Fingerabdruck-Untersuchung fremder Welten funktionieren würde, hat ihr Team bereits im Juni demonstriert - an der Erde. Die Nasa hatte eine Mars-Sonde im Flug auf den Mond gerichtet, um von der Erde reflektiertes Licht aufzufangen. Kaltenegger und ihre Kollegen führten eine Spektralanalyse daran durch. "Als Spektrum eines extrasolaren Planeten interpretiert, würden wir zuversichtlich folgern, dass es ein bewohnbarer Planet ist", schrieben die Forscher im "Astrophysical Journal" (Bd. 644, S. 551). "Außerdem stellen die gleichzeitige Präsenz von Sauerstoff und Methan starke Hinweise auf biologische Aktivität dar."

Aber auch auf den Bildern zukünftiger Hightech-Teleskope werden Exoplaneten höchstens als kleine Lichtpunkte erscheinen. "Auf lange Sicht wollen wir natürlich nicht nur Bilder von fernen Planeten machen, sondern auch Aufnahmen von deren Oberfläche", sagte Esa-Projektwissenschaftler Friedlund. Ein französischer Kollege habe einmal vorgeschlagen, 40 fliegende Teleskope ins All zu schießen, die als riesiges Interferometer hübsche Postkartenblicke auf fremde Welten erlauben sollten. Ein solches Projekt würde sich allerdings in der Größenordnung von 30 Milliarden Euro bewegen.

"So etwas wird nur geschehen, wenn es einen guten Grund, sprich gesicherte Spuren von Leben gibt", sagt Friedlund. Bisher wird bei der Suche nach Exoplaneten mit jedem neuen Fund die Neugierde größer - parallel zu den technischen Anforderungen für die nächste Entdeckung.

Das Verlangen nach mehr Geld in diesem Forschungsgebiet sei enorm. "Ich bin absolut sicher, dass das ein sehr bedeutendes Wissenschaftsfeld bleibt", sagte Mayor zu SPIEGEL ONLINE, "und dass jeder Forscher fest daran glaubt, dass diese Planeten existieren." Allerdings gibt es da auch noch die Haushaltspolitiker, und die können streng sein. So wurde bereits der "Terrestrial Planet Finder" der Nasa, ein gewaltiges mehrteiliges Weltraumteleskop, aus dem Etat der US-Raumfahrtbehörde gestrichen.

Erst im Mai hatten Mayer und sein Team die Sehnsucht nach Planetensystemen ähnlich dem Unseren mit einem Fund genährt, von dem sie im Mai im Wissenschaftsmagazin "Nature" berichteten: Um den Stern HD 69830 drehen sich drei Planeten von Neptun-Größe. Sogar einen Asteroidengürtel glaubten Christophe Lovis, Michel Mayor und ihre Kollegen indirekt festgestellt zu haben. Entscheidend in ihrem Aufsatz sind zehn Worte: "Der äußere Planet umkreist den Stern in der bewohnbaren Zone".

Genau das wollen die Planetensucher mit Hilfe von "Corot" in ein paar Jahren auch über Planeten von nur noch einem Fünftel oder einem Siebtel der Größe des Neptuns sagen können - um die Menschheit für neue Instrumente zu begeistern.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Planetensucher COROT kurz vor dem Start
Beitrag von: SiLæncer am 27 Dezember, 2006, 13:17
Heute Nachmittag um 15:23 MEZ soll vom kasachstanischen Kosmodrom in Baikonur (bzw. Baiqongyr) aus eine Sojus-Rakte den ESA-Satelliten  COROT ins All befördern. COROT (Convection, Rotation and planetary Transits) soll mit seinem 30-Zentimeter-Teleskop in 896 km Bahnhöhe so genannte Exoplaneten aufspüren, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Gut 200 solcher Exoplaneten hat man bislang von der Erde aus entdeckt, doch lassen sich von hier aus nur riesige aufgeblähte Gasplaneten, ähnlich wie Jupiter ausmachen, die zumeist zehnmal so groß sind wie die Erde. Mit COROT erhofft man sich, die ersten kleineren felsigen Planeten von etwa Erd-Größe aufzuspüren.

Mindestens zweieinhalb Jahre soll COROT, der von der französischen Weltraumagentur CNES betreut wird, bei den nahegelegenen Sonnen Ausschau halten und zwar mit zwei Kameras mit vier CCD-Sensoren mit 2000x2000 Auflösung. Gut 120.000 Sonnen in den scheinbaren Helligkeitsklassen 12 bis 15,5 (sind nicht mehr mit dem bloßen Auge zu sehen) gehören zum Kreis der "Verdächtigen". Zwei DSPs (ADSP21020 mit 20 MHz) werten die Signale aus, pro Sekunde 6 Sonnen der größeren Klasse (900 Pixel) und 6000 keinere Sonnen (50 Pixel) alle 32 Sekunden. Die ESA-Wissenschaftler hoffen in den zweieinhalb Jahren mindestens 50 andere "Erden" zu entdecken.

Wer den Start miterleben möchte und über Eutelsat-Empfang verfügt, kann live dabei sein:

Eutelsat W2, 16 Grad ost, Transponder F5, horizontal, (SCPC, 4:2:0) F= 12717.4 MHz SR=6.1113 MS/sec, FEC=3/4

Quelle : www.heise.de
Titel: "Corot"- Mission: Planetenjäger unterwegs ins All
Beitrag von: SiLæncer am 27 Dezember, 2006, 16:09
Kleinste Helligkeitsschwankungen können ferne Planeten verraten. "Corot" hat den bislang besten Blick dafür. Jetzt ist der europäische Satellit vom Weltraumbahnhof Baikonur aus gestartet. In den nächsten zweieinhalb Jahren soll er dutzende fremde Welten entdecken - vielleicht sogar ferne Erden.

Baikonur - Der Planetenjäger ist auf dem Weg Richtung Erdumlaufbahn. Gegen halb vier Uhr MEZ startete "Corot" an der Spitze einer russischen Sojus-2-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus. Der knapp eine halbe Tonne schwere, vier Meter lange französische Satellit trägt ein Weltraumteleskop in sich, mit dem europäische Forscher nach sogenannten Exoplaneten suchen wollen.

"Corot" ist das erste weltraumgestützte Teleskop für diese Aufgabe. Die Mehrheit der Planetensucher benutzt derzeit noch Weitwinkel-Teleskope und Spezial-Spektroskope auf der Erde. Diese Messungen werden allerdings von der Erdatmosphäre gestört.

Die Idee, dass es Planeten - und auf diesen möglicherweise sogar Leben - außerhalb unseres Sonnensystems gibt, fasziniert Science-Fiction-Fans seit langem. Eine wissenschaftliche Basis hat sie erst seit rund zehn Jahren: Mit Hilfe von Super-Teleskopen konnten Genfer Forscher 1995 einen ersten Exo-Planet von der der Erde sichten - als winzigen dunklen Punkt vor hellem Hintergrund. Forscher waren begeistert: Die Milchstraße könnte Milliarden Planeten besitzen, mutmaßten sie. Auch erdähnliche darunter müssten keine Rarität sein.

Doch Exo-Planeten sind bislang nur beim so genannten Transit zu sehen, wenn sie vor ihren hell strahlenden Hauptsternen vorbeifliegen und von außen betrachtet kurzfristig einen Teil davon verdunkeln.

"Kleines Projekt" - größere in der Warteschleife

"Corot" soll genau diese Helligkeitsschwankungen messen - von einer Bahn in 896 Kilometern Höhe über der Erde. Corot kann die Planeten-Suche nun buchstäblich in eine neue Dimension bringen: Ganze 120.000 Sterne soll der Satellit mit Hilfe seines 30-Zentimeter-Teleskops unter die Lupe nehmen. Zudem wird die Mission helfen, den Aufbau von Sternen zu erforschen.

Die Mission steht unter der Leitung der französischen Raumfahrtagentur CNES. Die Europäischen Raumfahrtagentur ESA hat unter anderem die optischen Elemente des 30-Zentimeter-Teleskops im Herzen des Satelliten geliefert. Weitere Partner sind Belgien, Brasilien, Deutschland und Spanien. Aus der Bundesrepublik stammen unter anderem die Spiegel in der empfindlichen Optik von "Corot".

"Das ist ein kleines Projekt mit kleinen Mitteln" sagt Sternenforscherin Annie Baglin, die für "Corot" verantwortliche Wissenschaftlerin des Programms. "Aber es ist der Kundschafter, der künftigen Missionen zeigen wird, welche Art von Stern sie suchen müssen."

"Einige Dutzend" Exo-Planeten werde "Corot" sicher aufspüren, sagt Baglin. Dabei sputen sich die Europäer mit dem mehrheitlich von Frankreich getragenen Programm. Denn in einem echten Forschungs-Wettlauf wollen auch die USA Ende 2008 die "Kepler"-Sonde starten, die sich aus der Nachbarschaft der Erde lösen und in einer Sonnen-Umlaufbahn gezielt nach Exo-Planeten von der Größe unserer Erde suchen wird. Die technisch ausgefeiltere Mission "Terrestrial Planetary Pathfinder" (TPF), wurde indes für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Erst der Fund einer großen Zahl von Planeten, die ihre Sterne in der habitablen, "grünen" Zone umkreisen, könnten helfen, die Mittel für ein solches Großprojekt sicherzustellen.

Bei der fünf Mal teureren "Kepler"-Mission würden die Amerikaner "sicher andere 'Erden' sehen", räumt Baglin ein. Die Franzosen seien ihren Rivalen aber seit zwei Jahrzehnten auf dem Gebiet der Exo-Planeten voraus - und diesen Vorsprung wollten sie sich nicht nehmen lassen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Rätselhafte Neutrinos: Detektor für die Geisterfahrer des Kosmos
Beitrag von: SiLæncer am 07 Januar, 2007, 12:10
Neutrinos rasen ständig durch uns hindurch - und tragen dabei Informationen vom Rand des Universums mit sich. In einem Kubikkilometer-großen Detektor in der Antarktis kommen Physiker den raren blauen Blitzen jetzt auf die Spur.

Vier Australiern gelang vergangene Woche die Erstbesteigung des fast 5000 Meter hohen Gipfels des Vinson Massivs, eines der höchsten Berge in der Antarktis. 1200 Kilometer weiter erreichten zwei neuseeländische Abenteurer zu Fuß den Südpol. Der weiße Fleck, der den unteren Rand unserer Weltkarten ausfranst, ist immer noch die Projektionsfläche für Abenteurer- und Männerfantasien: Weiße Weite, eisige Stürme, Unendlichkeit.

Unter der Oberfläche der Eiswelt regen subtilste Signale aus einer ganz anderen Unendlichkeit die Fantasie an: Höchst flüchtige Teilchen ohne elektrische Ladung und wahrscheinlich beinahe masselos, künden von Supernovae, von zusammenstoßenden schwarzen Löchern, von der Kernfusion im Inneren von Sternen.

Genau am Südpol suchen Physiker in einem Eiswürfel mit einem Kilometer Kantenlänge und rund einer Milliarde Tonnen Gewicht nach den auch als Geister- oder Phantomteilchen bekannten: "Neutrinos haben das Potential, ideale kosmische Boten zu sein", schreibt der Physiker Francis Halzen in der Wissenschaftszeitschrift "Science".

Das renommierte Blatt hob in seiner aktuellen Ausgabe den Riesendetektor im Eis aufs Titelblatt. Gleich sechs Fachartikel behandelten die ominöse subatomare Teilchenfamilie.

Im ewigen Eis kosmische Partikel befragen

"Kosmologen haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, indem sie die Masse des Universums, seine Geometrie und seine Ausbreitungsgeschwindigkeit bestimmt haben", fasst die "Science"-Redaktion zusammen. "Aber diese Einblicke haben auch enthüllt, was wir alles noch nicht über das Universum wissen." Nun, so "Science", liege die Hoffnung auf dem relativ neuen Forschungsfeld der Teilchenastrophysik - das kosmische Partikel einfangen will, um die Bausteine des Universums zu enträtseln.

Diese Bausteine haben exotische Namen, schwer vorstellbare Eigenschaften und wenn Physiker über sie sprechen, gemahnt es den Laien nicht selten an blanke Esoterik. So zum Beispiel: Billionen von Neutrinos fliegen jede Sekunde durch unseren Körper. Doch wir spüren nichts davon. Auch nur ein Einziges zu fangen, ist eine gewaltige technische Herausforderung. Eingeweihten jedoch können diese kosmischen Geisterfahrer viel über die Prozesse in der Unendlichkeit des Universums enthüllen.

Leider werden diese Spuren kosmischer Ereignisse nur allzu oft verwischt - weil auch subatomare Teilchen miteinander interagieren, sich dabei ändern oder zu neuen verbinden können. Nur Neutrinos tun das kaum. "Ihre Interaktionen mit Materie sind extrem schwach", beschreibt Halzen. "Dies kann durchaus von Vorteil sein, weil uns unversehrte hochenergetische Neutrinos vom Rand des Universums erreichen könnten, von der unmittelbaren Nachbarschaft schwarzer Löcher, und - hoffentlich - von den nuklearen Brennöfen, in denen die kosmische Strahlung geboren wurde."

Erst im vergangenen Jahr hatten US-Physiker in einem Experiment Hinweise darauf gefunden, dass Neutrinos doch eine Masse besitzen, wenn auch eine sehr geringe. Vorher hielt man sie für gänzlich masselos.

1912 entdeckt - ein Jahrhundert später entschlüsselt?

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die kosmische Hintergrundstrahlung entdeckt. In den fünfziger Jahren wurden kosmische Neutrinos als deren Teil identifiziert. 1987 wurde erstmals eine Supernova anhand von reisenden Geisterteilchen belegt - 19 Stück genügten den Forschern damals. Seit dem Jahr 2000 ist in der Antarktis schon der kleine Detektor Amanda in Betrieb. Fleissig sammelt er Neutrinos - vor allem um die Machbarkeit seines Designs unter Beweis zu stellen:

Glaskugeln von der Größe eines Basketballs werden mit Photodetektoren gefüllt an einer langen Kette in Bohrlöcher abgelassen, wo sie zwischen 1450 und 2450 Metern Tiefe im ewigen Eis hängen. In Ruhe, Kälte und Finsternis.

Trifft ein Neutrino - was geradezu lächerlich unwahrscheinlich ist - auf einen Atomkern der Wassermoleküle im Eis, entsteht ein blauer Lichtblitz. Den nehmen die Sensoren der Glaskugeln im Eis drumherum wahr.

Nur Blitze, die von unten kommen, wird der neue Detektor namens IceCube messen. Denn jene hochenergetischen Neutrinos, die auf dem Weg zum Südpol die gesamte Erde durchquert haben, müssen kosmischen Ursprungs sein. Messen mehrere Sensoren einen Blitz, lassen sich auch Energie und Richtung bestimmen. Das erlaubt Rückschlüsse auf den Ursprung des Teilchens.

Vergrabene Detektoren sollen den Himmel öffnen

Vor knapp einem Jahr, im Februar 2006, haben IceCube-Sensoren das erste Geisterteilchen am Südpol gemessen, das klar kosmischen Ursprungs war. Die beteiligten Wissenschaftler analysieren gerade die Daten der ersten sechs Monate. Der Riesendetektor - für die Physik ein ähnliches Großprojekt wie der Large Hadron Collider (LHC) unter den Genfer Bergen oder der internationale Fusionsreaktor Iter - funktioniert prinzipiell, soviel kann man jetzt bereits sagen. In den Neutrino-Beiträgen der aktuellen "Science" blicken Forscher voraus. Sie erhoffen sich in den kommenden Jahren gewaltige Fortschritte in der Physik:

    * Michael Turner von der University of Chicago argumentiert, dass Geheimnisse der Neutrinos helfen könnten, die Theorie der kalten schwarzen Materie zu klären. Diese beschreibt, wie das Universum sich formte - und dessen sichtbarer Teil entstand.
    * Bernard Sadoulet von der University of California in Berkeley schreibt, um tiefer in die Frage nach der Dunklen Materie einzusteigen, müssten Partikel-Kandidaten wie die bislang nur als Hirngespinste existierenden Wimps entdeckt werden. Neue Detektoren sollen dabei helfen.
    * Eli Waxman vom israelischen Weizmann-Forschungsinstitut beschreibt die Entdeckung von Neutrinos aus der Sonne - und wie mit den neuen Detektoren auch Geisterteilchen aus ferneren Sternen entdeckt und analysiert werden können.
    * Felix Aharonian vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik findet, dass neue Detektoren die Gammastrahlenphysik zu einer "wahrhaft beobachtenden Disziplin" gemacht haben. Schluss mit der Beschränkung auf Spekulationen, jetzt wird gemessen, lautet der Tenor. IceCube und Co werden die Zahl bekannter Quellen hochenergetischer Strahlung im All dramatisch erhöhen, glaubt Aharonian - "mit gewaltigen Auswirkungen auf die Physik, die Kosmologie und Teilchen-Astrophysik."

Seit der Inbetriebnahme im Februar 2000 hat Amanda mit 650 Glaskugeln nur durchschnittlich vier Geisterteilchen pro Tag gemessen. Seit dem Antarktissommer zur Jahreswende 2004/2005 haben die ersten IceCube-Sensoren Amanda ergänzt. Aber erst im Südsommer der Jahre 2008/2009 rechnen die Forscher mit dem kompletten Kubikkilometer-Detektor. Mit den darin beobachteten blauen Blitzen wollen die Physiker eine völlig neue Karte des Universums basteln: eine, auf der die Quellen der Geisterteilchen eingezeichnet sind.

Forschung an den unwirtlichsten Orten

Rund 300 Millionen US-Dollar soll IceCube insgesamt kosten. Einen Großteil der Kosten tragen die USA. Deren National Science Foundation (NSF) bietet den Neutrinosforschern auch Obdach am Ende der Welt: Sie können die Amundsen-Forschungsstation der NSF am Südpol benutzen. Die Glaskugeln mit den empfindlichen Detektoren kommen aus den USA, Schweden und Deutschland.

"Die Ursprünge der energiereichsten Teilchen, die je beobachtet wurden, der kosmischen Strahlung, werden wir in den nächsten Paar Jahren zu entschlüsseln beginnen", schreibt die Astrophysikerin Angela Olinto von der University of Chicago in "Science". Binnen eines Jahrhunderts nach der Entdeckung der kosmischen Strahlung im Jahr 1912 durch Victor Hess, könne deren "Geheimnis entschlüsselt" werden, so Olinto.

Hess hatte Anfang des 20. Jahrhunderts mit Elektroskopen experimentiert, die er an Ballons hängend aufsteigen ließ - bis in Höhen von fünf Kilometern. So fand er heraus, dass die ionisierende Strahlung in der Atmosphäre nicht von der Erde ausging, sondern vom Weltall. Um zu bestimmen, wo genau sie herrührt, bohren Hess' Erben nun in Richtung Südpol.

Ihre Kollegen, die an Geschwister-Projekten von IceCube arbeiten, haben sich kaum wirtlichere Standorte ausgesucht: Technisch vergleichbare Detektoren werden derzeit am Boden des kaspischen Meeres aufgebaut und in 2400 Metern Tiefe am Grund des Mittelmeers.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Experimente mit Schwarzen Löchern
Beitrag von: SiLæncer am 16 Januar, 2007, 19:03
Mit Hilfe des neuen Teilchenbeschleunigers Large Hadron Collider wollen Physiker der Universität Frankfurt "mini black holes" erzeugen, die Widersprüche zwischen Quanten- und Relativitätstheorie auflösen und auch noch die Energiegewinnung revolutionieren

Schon 1783 vermutete der englische Pfarrer und Gelegenheitsastronom John Michell, dass die Gravitation "dunkler Sterne" ausreichen könnte, um Licht gefangen zu halten, und sein französischer Zeitgenosse Pierre-Simon Laplace war wenige Jahre später ebenfalls von der Existenz "dunkler Körper" überzeugt, "die so groß und so zahlreich sind wie die Sterne". Es bedurfte allerdings der Allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins, damit Karl Schwarzschild 1916 die Feldgleichungen des Kollegen lösen und erstmals die Größe und Beschaffenheit eines Schwarzen Lochs beschreiben konnte. Schwarzschild-Metrik und Schwarzschild-Radius wurden denn auch nach dem Pionier der Astrophysik benannt, doch die Bezeichnung Schwarzes Loch prägte der Amerikaner John Wheeler erst Ende der 60er Jahre.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24441/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Experimente mit Schwarzen Löchern
Beitrag von: Jürgen am 17 Januar, 2007, 00:48
Ich denke, das geht viel einfacher, ist im Grunde kalter Kaffee...

Meiner Ansicht nach muss es im ganz normalen Alltag solche "mini black holes" geben.

Und zwar in meiner Brieftasche.

Das wirkt anscheinend nur im Dunkeln und recht langsam.

Und selektiv.

Das jederzeit wiederholbare Experiment ist ganz einfach:

Fein zu Monatsanfang mit frischem Raschelpapier beliebiger Stückelung aufgefüllt.
Zugemacht, in den Alltag entronnen.
Bei'm nächsten bewussten Öffnen fehlt schon 'mal die Hälfte.
Aber Auszüge, Visitenkarten und andere Nicht-Valuta bleiben unverändert erhalten.
Nach spätestens dem halben Monat ist nichts mehr da vom Teuro.
Dafür finden sich allerdings verblasste Thermodrucke, deren ursprüngliche Bedeutung nicht mehr feststellbar ist.

Ach ja, so eine Art 'Hawking-Strahlung' sendet der Effekt wohl auch aus.
Das äussert sich derart, dass die Bank-Karte meist ab Monats-Mitte vorübergehend einige Funktionen verweigert, speziell die zum Beschaffen von neuem Raschelpapier...

Ich habe mir sagen lassen, übermässiger Konsum von Gerstensaft führt im Grosshirn und der Erinnering zu recht ähnlichen Effekten, die allerdings oft irgendwann nicht mehr reversibel sind.

Noch so ein "mini black hole" sitzt in meiner Waschmaschine, frisst dort regelmässig Socken. Seltsamerweise immer nur eine pro Paar...
Titel: Re: Experimente mit Schwarzen Löchern
Beitrag von: Mac Fly am 17 Januar, 2007, 12:16
Jaja... bei 50% der Einwohner meiner Stadt ist so ein Ding schon serienmäßig unter der Schädeldecke eingebaut :D

Eins versteh ich nur nicht: Ein schwarzes Loch wird doch immer größer, je mehr Masse es verschlingt oder seh ich das falsch? Wie kann man verhindern, dass das künstliche Schwarze Loch sich nicht ausdehnt und wir morgen alle nur noch ein Stück Würfelzucker sind?
Titel: Re: Experimente mit Schwarzen Löchern
Beitrag von: Jürgen am 18 Januar, 2007, 00:09
Ehrlich gesagt, ganz genau weiss das niemand.
Es gibt nur einen Haufen teils sehr widersprüchlicher Hypothesen, und jeder Verfechter einer solchen erklärt alle anderen zu verbohrten Spinnereien...

Erstens ist nicht sicher, ob überhaupt nach Entstehen des Schwarzen Lochs noch irgendwas in den Schwarzschild-Radius einzudringen vermag. Bekannt ist nur, dass Materie bei'm Annähern (an bisher beobachtbare, d.h. in stellaren Grössenordnungen) grösstenteils und mit hohem Wirkungsgrad in Energie umgewandelt wird. Zudem bedingt die starke Raumkrümmung eine sehr erhebliche Zeit-Dehnung. Das heisst, möglicherweise ist im Moment der Entstehung auch schon Schluss mit Wachstum. Es ist noch nicht einmal sicher, ob 'wenigstens' Energie noch einzudringen vermag.

Zweitens ist m.w. der Schwarzschild-Radius grösser als die (ursprüngliche) erzeugende Masse. Was dazwischen passieren würde, und ob die zentrale Masse u.U. durch Einschlag oder Strahlungseinwirkung dekompaktiert werden könnte, entzieht sich grundsätzlich jeder Beobachtung. Auch gibt es keinerlei Erkenntnismöglichkeiten über Raum oder Zeit hinter'm Ereignishorizont.

Man will also wohl u.a herausfinden, ob Schwarze Löcher prinzipiell zerstörbar / vergänglich sein können.


Eventuelle Befürchtungen globaler Katastrophen durch derlei Experimente haben bisher noch keinen Grundlagenforscher abhalten können. Auch bei der ersten Kettenreaktion, Atomexplosion, Wasserstoffbombe war man nicht wirklich sicher, dass das nicht irgendeinen 'Weltenbrand' auslöst. Wahrscheinlich gehen die Eierköpfe gern' davon aus, dass sie nach einem solchen 'bedauerlichen Zwischenfall' nicht mehr mit langen Gerichtsverfahren oder gar Haftstrafen rechnen müssten - uups... ::)


Als (abgebrochenem) ehemaligem Experimental-Physik-Studenten ist mir - unabhängig von angeblichen Wahrscheinlichkeiten - reichlich unwohl bei diesen Gedanken.

Aber vermutlich würde ich einen solchen angenommenen Schwarzloch-Zwischenfall noch nicht einmal wahrnehmen können. Man würde nicht lebendig zerrissen, sondern schon deutlich vorher samt Planet von äusserst harter Strahlung in seine Quanten zerlegt, diese mit annähernd Lichtgeschwindigkeit in der Milchstrasse verteilt. So schnell, dass kein Nervenimpuls Zeit hätte, die nächste Synapse zu erreichen.
Titel: Re: Experimente mit Schwarzen Löchern
Beitrag von: Mac Fly am 18 Januar, 2007, 16:08
Och na dann... ;D

Danke für die Erläuterung.

Grüße,
Richard
Titel: Dem Geheimnis unseres Universums auf der Spur
Beitrag von: SiLæncer am 03 Februar, 2007, 22:39
Planck - eine europäische Zeitmaschine auf der Suche nach dem Ursprung allen Lebens

Jedesmal wenn du den Himmel betrachtest, machst Du eine kleine Reise durch die Zeit. Wenn du einen Stern betrachtest, der 100 000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, siehst du ihn so, wie er vor 100 000 Jahren war. Sein Licht hat all diese Zeit benötigt, um ihn für uns sichtbar zu machen - ein kleiner menschlicher Ausflug in unsere Vorzeit. Der Weg der neuen europäischen Mission Planck führt sehr viel tiefer in die Vergangenheit, auf den Spuren unseres Ursprungs - zu den Anfängen unseres Universums, ungefähr 13,7 Milliarden Jahre zurück in unserer Zeit. Sie soll das "erste Licht" ermitteln, das Informationen über unsere Vergangenheit und Zukunft trägt - indem sie die "älteste" nachweisbare Strahlung beobachtet, wird sie das Universum sehen, wie es fast an seinem Ursprung war.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24525/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Ariane startet Samstag nacht mit zwei Kommunikations-Satelliten
Beitrag von: SiLæncer am 10 März, 2007, 09:08
Eine Ariane-5-Rakete soll heute (Samstag) erneut vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana aus ins All geschossen werden.

An Bord der stärksten Trägerrakete Europas befinden sich zwei Telekommunikations-Satelliten: Der Skynet 5A im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums und der zivil genutzte INSAT 4B der indischen Raumfahrtagentur ISRO. Die Satelliten sollen kurz vor Mitternacht ins All gebracht werden.

Quelle : www.satundkabel.de
Titel: Ariane5: Raketenstart mit zwei Satelliten an Bord abgebrochen
Beitrag von: SiLæncer am 11 März, 2007, 10:53
Um 23.52 Uhr hieß es in der Live-Übertragung von ArianeSpace, dass die Zündung wegen "technischer Schwierigkeiten" abgebrochen worden sei. Ein neuer Anlauf soll nun am Sonntag abend unternommen werden. Eine genaue Zeit steht noch nicht fest. Das ursprüngliche Startfenster war bis kurz vor Mitternacht (23.58 deutscher Zeit) geöffnet.

Quelle : www.satundkabel.de
Titel: Ariane 5 startet erfolgreich ins Jahr 2007
Beitrag von: SiLæncer am 12 März, 2007, 16:31
Das für den Betrieb und die Vermarktung der europäischen Trägerrakete Ariane 5 zuständige Unternehmen Arianespace hat am gestrigen Sonntagabend den ersten Auftrag des Jahres 2007 erfolgreich abgeschlossen. An Bord einer Ariane 5/ECA wurden vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gleich zwei Satelliten ins All transportiert: Der 4,7 Tonnen schwere Militärsatellit Skynet 5A (ein Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums) sowie der für zivile Zwecke bestimmte indische Telekommunikations-Satellit INSAT 4B. Wegen technischer Probleme war der eigentlich für Samstag vorgesehene Start um einen Tag verschoben worden.

Skynet 5A wurde vom Raumfahrtkonzern Astrium gebaut und soll offiziellen Angaben zufolge die militärischen Kommunikationskapazitäten des britische Ministry of Defense (MoD) verbessern. Der rund drei Tonnen schwere INSAT 4B stammt von der indischen Raumfahrtagentur ISRO (Indian Space Research Organisation), die im Rahmen von INSAT (Indian geostationary multi-function satellite) seit 2005 bereits die Satelliten INSAT-2E, INSAT-3A sowie INSAT-4A in Betrieb hat. Arianespace will in diesem Jahr noch sechs Ariane-5-Raketen mit insgesamt zehn Satelliten ins All schicken. In den Auftragsbüchern von Arianespace stehen weitere 40 Satelliten-Transporte.

Quelle : www.heise.de
Titel: Schwergewichte im All: Astronomen rätseln über 1300 Schwarze Löcher
Beitrag von: SiLæncer am 14 März, 2007, 12:47
Mehr als 1000 Schwarze Löcher haben Astronomen mithilfe der Weltraumteleskope "Chandra" und "Spitzer" aufgespürt. Dabei erlebten sie eine Überraschung: Die Schwergewichte verhalten sich anders, als bisherige Theorien vorhersagen.

"Wir versuchen eine Art Volkszählung aller Schwarzen Löcher im Universum durchzuführen", sagte Ryan Hickox vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge. "Wir nutzen spezielle Taktiken, um die besonders mächtigen Schwarzen Löcher zu finden."

Die kosmischen Vielfraße lassen sich nur indirekt beobachten: Über ihre Schwerkraftwirkung oder aber über die Strahlung, die entsteht, wenn Materie in ein solches extrem massereiches Objekt stürzt. Besonders schwere Schwarze Löcher befinden sich meist im Zentrum von Galaxien und sind Hunderte Millionen oder gar einige Milliarden Mal schwerer als die Sonne.

Systeme mit massiven Schwarzen Löchern, die große Mengen Licht verschiedener Wellenlängen emittieren, bezeichnen Astronomen als Aktive Galaktische Kerne. Rund 1300 davon haben Nasa-Forscher jetzt entdeckt. Dabei nutzten sie die Tatsache, dass die besonders schweren Monster so viel Licht aussenden, dass sie auch mit relativ kurzen Belichtungszeiten zu erfassen sind. So können die Astronomen ein relativ großes Stück des Himmels beobachten, anstatt nur eine kleines Segment mit langer Belichtungszeit aufzunehmen.

Die Wissenschaftler kombinierten Schnappschüsse der Weltraumteleskope "Chandra" und "Spitzer" mit Aufnahmen von Teleskopen auf der Erde. "Mit diesem Verfahren haben wir mehr als tausend dieser Monster gefunden, und wir beginnen sie, besser zu verstehen", sagte Chrisitine Jones vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.

Die superschweren Schwarzen Löcher zeigten sich zur Überraschung der Forscher jedoch anders, als bisherige Theorien vorhersagten. Bislang nahm man an, dass die Objekte von einem Torus aus Gas umgeben sind. Weil dieser Gasring die emittierte Strahlung absorbiert, müssten die Schwarzen Löcher von der Erde aus eigentlich sehr unterschiedlich aussehen. Je nach Lage des Gasrings wäre weniger oder mehr Licht zu beobachten, abhängig davon, wie viel der Torus absorbiert.

Stattdessen beobachteten die Wissenschaftler jedoch praktisch nur zwei Extremzustände: In 600 Fällen war das Loch stark verschleiert, 700 leuchteten dagegen mit voller Kraft. "Das ist ziemlich aufregend", sagte Daniel Stern Jet vom Propulsion Laboratory der Nasa in Pasadena. Sein Kollege Hickox erklärte, man müsse sich die Frage stellen, wie gut man die Umgebung Schwarzer Löcher eigentlich kenne.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Auf der Suche nach Gravitationswellen
Beitrag von: SiLæncer am 03 April, 2007, 19:23
Vorbereitungen zu einem außergewöhnlichen Observatorium: LISA Pathfinder soll 2009 auf Probemission gehen

In Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie sind Gravitationswellen Verzerrungen der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten – ähnlich wie eine durch einen Steinwurf verursachte Welle auf dem Wasser. Diese ließen sich bereits indirekt nachweisen, aber eine direkte Messung/Nachweis bleib bisher noch aus. Auf der Suche danach, wird es nun in Zukunft neben einem erdumspannenden Netzwerk von vier Gravitationswellen-Observatorien auch eines im Weltraum geben.

Denn zu den Nachteilen dieser erdgebunden Detektoren gehören die begrenzte Armlänge des Interferometers und die unvermeidlichen seismischen Störungen, die man mit einer entsprechenden Anlage im Weltraum umgehen würde. Deswegen wird die ESA im Rahmen des Esa-Weltraums-Programms "Comic Vision" gemeinschaftlich mit der NASA, im Rahmen ihres Weltraum-Programms "Beyond Einstein – vom Big Bang bis zu schwarzen Löchern", eine kosmische Sternwarte unter dem Namen LISA im Jahre 2015 ins All befördern.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24934/24934_1.jpg)
LISA auf den Spuren niederfrequenter Gravitationswellen. Die "Kräuselung" im Raum wird durch "exotische Gegenstände" wie schwarze Löcher verursacht. (Bild: ESA)

Testmission

Mit Lisa Pathfinder soll im Jahre 2009 maßgebliche Schlüssel-Technologien getestet werden, die für den Einsatz der LISA-Mission ca. 7 Jahre später eingesetzt werden sollen. Tests und Prüfungen dieser für LISA (Laser Interferometer Space Antenna) erforderlichen Entwicklungen können aufgrund von diversen Störfaktoren und äußerlichen Störeinflüssen, vor allem der Schwerkraft, nicht auf der Erde durchgeführt werden.

Deswegen wird eine kleine Test-Mission unter der Bezeichnung LISA Pathfinder durchgeführt, um die kritischen LISA-Technologien in einem adäquaten Umfeld prüfen zu können. Diese Technologien umfassen insbesondere:
*    die Inertialsensoren zur Messung der Positionen der Testmassen relativ zum Satelliten
*    das "Drag-Free-Control-System" (DFACS) zur Steuerung der Kompensation von Störkräften mittels Inertialsensoren und Mikro-Newton-Triebwerken
*    die Laserinterferometrie zur hochgenauen Bestimmung der gegenseitigen Positionen und der Orientierung der Testmassen.

Während LISA später Distanzmessungen zwischen Satelliten durchführt, die ca. 5 Millionen Kilometer voneinander entfernt sind, misst die kleine Schwester LISA Pathfinder den Abstand zweier Referenzkörper (ca. 40 cm) innerhalb des Satelliten. Geplant ist, LISA Pathfinder nahe des Lagrangepunktes L1 im Abstand von ca. 1,5 Mio km von der Erde zu positionieren. Das LISA-Pathfinder Technikpaket simuliert damit gewissermaßen einen Arm des LISA-Interferometers, der von 5 Mio. km auf etwa 40 cm verkürzt worden ist, um die wesentlichen Technologietests auf einer konventionellen und kostengünstigen Satellitenplattform durchführe zu können.

Das LTP wird unter Führung der ESA, als verantwortlicher Raumfahrtagentur für das Gesamtprojekt, mit Beiträgen verschiedener europäischer Raumfahrtagenturen bzw. Ministerien entwickelt. Beteiligt sind Forschungs- und Universitätsinstitute sowie Industrieunternehmen aus Spanien, Italien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland.

Die LISA-Pathfinder-Sonde wird von der EADS Astrium Ltd. (Großbritannien) gebaut, die Koordination der Entwicklung erfolgt von der EADS Astrium GmbH in Friedrichshafen. Federführend an der Entwicklung des "Herzstückes" der wissenschaftlichen Nutzlast, dem Interferometer, ist das das Albert-Einstein-Institut (AEI) in Hannover. Die Entwicklung des zunächst vorgesehenen, zum LTP komplementären Disturbance Reduction System (DRS) des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA ist inzwischen wegen technischen Problemen und den daraus resultierenden hohen Kosten eingestellt worden. Das stark reduzierte NASA-Technik-Paket besteht nun noch aus einem eigenen Antriebssystem für die Feinlageregelung.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24934/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: HD 209458b - erstmals Wasser auf fernem Planeten entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 11 April, 2007, 19:34
150 Lichtjahre von der Erde ist der Planet entfernt, in dessen Atmosphäre jetzt Forscher Wasserdampf nachgewiesen haben. Es könnte ein wichtiger Schritt zur Entdeckung von Leben im All sein.

Der Gasriese mit der recht prosaischen Bezeichnung HD 209458b ist offenbar immer für eine Schlagzeile gut. Er war der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems, dessen Lichtspektrum direkt gemessen wurde - was im März 2005 als wissenschaftliche Sensation galt, da nur auf diesem Weg die Entdeckung von lebensfreundlichen Orten im All möglich ist. HD 209458b war der erste Planet, bei dem eine Wasserstoff-Atmosphäre nachgewiesen wurde, und auch die Entdeckung von Sauerstoff und Kohlenstoff in seiner Hülle war eine Premiere.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,807364,00.jpg)
Jupiter-ähnlicher Gasplanet (Zeichnung): Erstmals wurde Wasser in der Atmosphäre eines Exoplaneten nachgewiesen

Nun könnte mit Hilfe des Jupiter-ähnlichen Planeten erneut ein Erstfund gelungen sein: Der US-Forscher Travis Barman will in der Atmosphäre Wasserdampf aufgespürt haben. Wissenschaftler hatten lange mit einer solchen Entdeckung gerechnet, die bisher trotz intensiver Suche ausgeblieben war. Erst Ende Februar hatte das "Spitzer"-Weltraumteleskop das Licht aus der Atmosphäre von HD 209458b untersucht - aber keinen Wasserdampf gefunden.

Barman glaubt, dass ihm die Entdeckung nun mit Hilfe früherer Beobachtungen des "Hubble"-Teleskops gelungen ist. Der Forscher des Lowell Observatory in Flagstaff (US-Bundesstaat Arizona) hat "Hubble"-Aufnahmen im Bereich des sichtbaren und infraroten Lichts mit eigenen theoretischen Modellen verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass in der Atmosphäre von HD 209458b Wasserdampf existiert, schreibt Barman in einem Fachartikel, der demnächst im Fachblatt "Astrophysical Journal" erscheinen wird.

Barman gibt sich zuversichtlich, dass seine Ergebnisse Bestand haben werden: "Wir wissen jetzt, dass Wasserdampf in der Atmosphäre eines extrasolaren Planeten existiert." Es gebe "gute Gründe" für die Annahme, dass dies auch bei anderen Exoplaneten der Fall sei. "Es ist ermutigend, dass die theoretischen Vorhersagen gut mit den Beobachtungen zusammenpassen."

Bisherige Suche nach Wasser verlief ergebnislos

HD 209458b ist ein vielversprechender Kandidat für den Nachweis von Wasserdampf in der Atmosphäre: Er gehört zu den sogenannten Transitplaneten, die von der Erde aus gesehen direkt an ihren Heimatsternen vorbeiziehen. Während eines solchen Transits absorbiert die Planetenatmosphäre einen Teil des Sonnenlichts. Je nach Zusammensetzung der Gashülle werden verschiedene Wellenlängen unterschiedlich stark geschluckt, was einen Rückschluss auf die Bestandteile der Atmosphäre erlaubt. Da HD 209458b alle dreieinhalb Tage an seinem Stern vorbeizieht, eignet er sich besonders gut für entsprechende Messungen.

Doch die Daten des "Spitzer"-Teleskops, die Ende Februar in den Fachblättern "Nature" und "Astrophysical Journal Letters" veröffentlicht wurden, enthielten keine Hinweise auf Wasserdampf. Allerdings äußerten die beteiligten Wissenschaftler die Vermutung, dass die H2O-Moleküle hinter einem Schleier aus Sandpartikeln verborgen liegen könnten, der den Planeten umgibt. Er wurde bei den "Spitzer"-Messungen ebenfalls nachgewiesen.

Barman erklärt, dass die Absorption durch Wasserdampf einen Planeten in einem bestimmten Bereich des Infrarotlichts größer erscheinen lässt als im sichtbaren Bereich. Auf diese Weise habe er in den alten Messungen das Wasser trotz der Silikatpartikel entdecken können.

"Drang, in die Geschichtsbücher zu kommen"

Der Astronom Hans-Ulrich Käufl von der Europäischen Südsternwarte in Garching bescheinigte Barman eine "wissenschaftlich saubere Arbeit". Allerdings sei das Ergebnis wenig überraschend, da man die Existenz von Wasserdampf in den Atmosphären von Gasriesen schon lange vorhergesagt habe. "Hier stand wohl der Drang, als Entdecker des ersten Wassers auf einem Exoplaneten in die Geschichtsbücher einzugehen, im Vordergrund", meint Käufl.

Tatsächlich wurden die Messungen, auf denen Barmans Berechnungen basieren, zum Teil schon 2002 veröffentlicht. Bestimmte Charakteristika in diesen Daten erklärt Barman nun anhand seiner Modelle mit dem Vorhandensein von Wasser, was vorher nicht getan wurde.

Käufl hält Barmans Kalkulationen insgesamt für schlüssig, erkennt aber auch eine Schwäche: Bei Beobachtungen mit dem Keck-Teleskop auf Hawaii hatte ein Team um Drake Deming im Jahr 2002 den Planeten HD 209458b beobachtet, aber keinen Kohlenstoff in der Atmosphäre entdeckt. "In Barmans Berechnungen hätte aber Kohlenstoff auftauchen müssen", sagte Käufl im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.

Noch skeptischer äußerte sich Paul Hartogh vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau: Barman gehe von mehreren Voraussetzungen aus, bei denen es sich um bloße Vermutungen handle - etwa dass der Planet keine Wolken besitze oder dass der Temperatur-Unterschied zwischen der Tag- und Nachtseite einem bestimmten Wert entspreche.

"Unplausibel ist auch, wo das Wasser überhaupt herkommen soll", sagte Hartogh zu SPIEGEL ONLINE. Ein sogenannter "heißer Jupiter" wie HD 209458b bestehe schließlich nicht aus Wasser, und lange könne sich das Nass auf dem extrem heißen Planeten nicht halten. "Die einzige plausible Erklärung wäre, dass der Planet weiter entfernt von dem Stern entstanden ist und seine Umlaufbahn erst in jüngster Vergangenheit verkleinert hat."

Wasserdampf kein Hinweis auf Lebensformen

Ein Hinweis auf Lebensformen wäre der Wasserdampf in der Atmosphäre von HD 209458b freilich nicht. Der rund 150 Lichtjahre von der Erde entfernte Gasriese ist etwa 1,3-mal so groß ist wie Jupiter, umkreist seinen Stern aber in einem viel engeren Orbit. Die Erde ist im Durchschnitt 21-mal weiter von der Sonne entfernt als HD 209458b von seinem Stern. Entsprechend heiß geht es auf dem Gasriesen zu: Die Temperatur in der Atmosphäre wird auf 850 bis 1100 Grad geschätzt - keine besonders guten Bedingungen für Leben.

Dennoch ist der Nachweis von Wasserdampf von großer Bedeutung für die Astronomie: Die prinzipielle Fähigkeit, mit Hilfe der Spektroskopie die Chemie von Exoplaneten-Atmosphären zu entschlüsseln, gilt als Voraussetzung für die Entdeckung von Lebensformen in den Tiefen des Alls.

Felsplaneten wie die Erde, die als beste Kandidaten für fremdes Leben gelten, sind allerdings bei weitem kleiner als Gasriesen vom Kaliber Jupiters und entsprechend schwieriger zu beobachten. Die nächste Generation von Teleskopen, zu denen auch das im Dezember gestartete europäische Weltraumteleskop "Corot" gehört, soll jedoch auch Felsbrocken von der Größe der Erde direkt beobachten können.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Crash im Weltall
Beitrag von: SiLæncer am 12 April, 2007, 19:24
Die NASA beobachtet die Kollision zweier Galaxien

Das Chandra-Röntgenteleskop späht in die Tiefen des Weltraums. Jetzt hat es ein neues spektakuläres Bild aufgenommen, das die verkehrte Welt von zwei miteinander verschmelzenden Galaxien zeigt.

Chandra verdanken wir unglaublich schöne Bilder weit entfernter kosmischer Objekte wie von Cassiopeia A, der Tycho-Supernova, vom Mondsichel- oder vom Katzenaugenebel . Das Weltraumteleskop kreist seit 1999 um die Erde, um einen von der Atmosphäre ungetrübten Blick auf weit entfernte Galaxien zu werfen. Es zeichnet mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Instrumente Röntgenstrahlung aus Hochenergie-Regionen des Universums auf – wie das Nachglühen explodierter Sterne.

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Aufnahme der Galaxie 3C442A, kombiniert aus den beiden Bildern der verschiedenen Emissionen. Röntgen: NASA/CXC/Univ. of Bristol/Worral et al.; Radio: NRAO/AUI/NSF

Chandra liefert aber nicht nur fantastische Aufnahmen, sondern vor allem bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse über die Beschaffenheit verschiedenster Formationen und Objekte wie das dunkle Grollen von Schwarzer Löchern , die Beschaffenheit der ultradünnen Gasschleier zwischen den Galaxien , das aufzehrende Zusammenleben von Doppelsternen , oder die Bestätigung des Wertes der Hubble-Konstante.

Jetzt wollte eine Gruppe von Wissenschaftlern um Diana Worrall von der britischen University of Bristol externe genau wissen, was sich im Innern der Galaxie 3C442A abspielt, die ungefähr 390 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist . Die Kombination von Röntgenaufnahmen von Chandra und Radiowellenabbildungen des Very Large Array der National Science Foundation externe verdeutlichte, dass es sich nicht um eine Galaxie, sondern um zwei handelt, die dabei sind, sich miteinander zu vereinigen. Sie haben schon eine innige Annäherung hinter sich gebracht, jetzt steuern sie erneut ineinander hinein.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25010/25010_2.jpg)
Chandra-Röntgenaufnahme von3C442A, Bild: NASA/CXC/Univ. of Bristol/Worrall et al.

Aber die Kombination der Erkenntnisse aus den beiden verschiedenen Beobachtungsansätzen brachte noch viel mehr Neues. Nach dem aktuellen Stand der Astronomie scheinen praktisch alle Galaxien in ihrem Zentrum ein sehr massereiches schwarzes Loch zu beherbergen, mit millionen- bis milliardenfacher Masse der Sonne. In manchen Galaxien wird es aktiv, indem es Gas aus seiner Umgebung aufsaugt und einen Teil davon als Plasma (bestehend aus Protonen, Elektronen und elektromagnetischen Wellen) mit Geschwindigkeiten sehr nahe der Lichtgeschwindigkeit wieder ausstößt. Diese so genannten relativistischen Ausströmungen bilden jeweils einen engen Gasstrahl, der wie aus einer Düse herausschießt, und sich in manchen Fällen über die hundertfache Ausdehnung der Galaxie erstreckt. Diese Jets leuchten hell im Radiowellenbereich . Sie verdrängen dann das im Röntgenbereich strahlende Gas.

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VLA Radiowellen-Bild von 3C442A

Doch bei der Galaxie 3C442A läuft das ganz anders. Das heiße Gas (erkennbar auf den Aufnahmen als Röntgenstrahlung in Blau) verdrängt das andere Gas, das im Radiowellenbereich leuchtet (in Orange auf dem Bild des VLA). Diese ungewöhnliche Dynamik wird wahrscheinlich durch den Crash der beiden Galaxien verursacht (vgl. Animation verschiedener Ansichten – optisch, im Röntgen- und Radiowellenbereich – von 3C442A). Dieser Rollentausch ist erstaunlich und wird nach Meinung der Forscher wahrscheinlich durch die insgesamt aufgeheizte Atmosphäre der sich vereinigenden Galaxien verursacht. Die im Radiowellenbereich aufscheinenden Jets haben ihren Antrieb verloren, sie sind nicht mehr aktiv und werden nun zur Seite gedrängt.

Quelle : www.heise.de
Titel: Elementarteilchen: Physiker klären Neutrino- Mysterium
Beitrag von: SiLæncer am 13 April, 2007, 12:01
Ein Neutrino-Experiment aus den neunziger Jahren hat Forschern bis heute Kopfzerbrechen bereitet. Demnach müsste es eine spezielle Neutrino-Art geben, die das weithin akzeptierte Standardmodell der Elementarteilchen in Frage stellt. Jetzt haben US-Physiker das Mysterium aufgeklärt.

Neutrinos gehören zweifellos zu den rätselhaftesten Elementarteilchen überhaupt. Sie besitzen keine Ladung, ihre Masse ist vermutlich nicht Null, aber extrem klein. Sie gelten als mögliche Erklärung für die sogenannte Dunkle Materie, also jener Masse, die mehr als 20 Prozent der Masse des Universums ausmachen soll und allein anhand ihrer Gravitationswirkung nachgewiesen werden kann.

Neutrinos entstehen unter anderem bei der Kernfusion. So wird die Erde permanent mit Milliarden Neutrinos pro Quadratzentimeter Oberfläche bombardiert, die von der Sonne kommen. Die Elementarteilchen rasen jedoch praktisch ungestört durch den Erdball hindurch, weil sie kaum mit Materie wechselwirken. Dies erschwert auch ihren Nachweis und ihre Untersuchung.

Physiker unterteilen die extrem flüchtigen Teilchen in drei Typen: Elektron-Neutrinos, Myon-Neutrinos und Tauon-Neutrinos. Durch sogenannte Oszillation kann sich ein Teilchentyp in einen anderen wandeln und auch wieder zurück. Bei einem Experiment am Liquid Scintillator Neutrino Detector (LSND) am Los Alamos National Laboratory in den neunziger Jahren glaubten Forscher, erstmals eine Oszillation beobachtet zu haben. Allerdings passten die Messdaten nicht so recht zu den bekannten Neutrino-Modellen. Theoretiker schlugen deshalb vor, die Existenz eines vierten Neutrino-Typs anzunehmen, den sie als steril bezeichneten.

Nur einer konnte Recht haben

Dieses sterile Neutrino widersprach jedoch dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik - ein Ärgernis für die Wissenschaftler. Hinzu kam, dass Physiker beim Experiment Karmen in Großbritannien, vergeblich nach sterilen Neutrinos gefahndet hatten. "Wir haben von 1997 bis 2001 beim Experiment Karmen nach Oszillationen gesucht, aber keinen Hinweis darauf gefunden", sagte Guido Drexlin von der Universität Karlsruhe im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Beide Experimente hätten vergleichbare empfindliche Detektoren gehabt. "Es war klar, das nur einer Recht haben konnte." Es habe deshalb eine große Kontroverse unter den Teilchenphysikern gegeben.

So beschlossen Physiker verschiedener US-Universitäten 1998, die umstrittenen Ergebnisse des LSND-Experiments am Fermilab nahe Chicago erneut zu überprüfen. Von 2002 bis 2005 untersuchten sie im Rahmen des Miniboone-Experiments Neutrinos, die vom Booster-Beschleuniger am Fermilab erzeugt worden waren. Als Messapparatur diente eine knapp 1000 Kubikmeter fassende Kugel, gefüllt mit hochreinem Mineralöl. 1280 in der Kugel verteilte Sensoren maßen die Spuren der Kollisionen von Neutrinos mit den Kohlenstoffatomen der Ölmoleküle.

Um die Glaubwürdigkeit der Messdaten sicherzustellen, versagten sich die Forscher während des Experiments den Zugriff darauf. Erst vor drei Wochen begannen sie, die Daten auszuwerten - und fanden keinerlei Hinweise auf sterile Neutrinos.

Keine Oszillationen beobachtet

"Die Möglichkeit einer Oszillation von sterilen Neutrinos, wie am LSND beobachtet, scheint ausgeschlossen", sagte Jonathan Link vom Virginia Tech College of Science. Es könne zwar trotzdem sterile Neutrinos geben, erklärte der Forscher, doch müssten diese dann andere Eigenschaften haben.

"Von unseren Daten her war klar, dass die Kollegen einen Untergrundeffekt gemessen hatten und keine Oszillation", sagte Drexlin, einer der leitenden Wissenschaftler am Karmen-Experiment. "Heute wissen wir, dass Oszillationen zwischen Myon-Neutrinos und Tauon-Neutrinos erst bei Weglängen von mehreren hundert Kilometern auftreten und nicht auf kurzen Distanzen von 50 Metern, wie angeblich beim LSND-Experiment beobachtet." Oszillationen bei so kurzen Wegstrecken hätten bisherige Theorien in Frage gestellt und als mögliche Erklärung ein steriles Neutrino erfordert.

"Es war sehr wichtig, die überraschenden LSND-Ergebnisse entweder zu bestätigen oder zu widerlegen", sagte Robin Staffin, Wissenschaftler vom US-Energieministerium. "Man weiß nie, welche Überraschungen die Natur für uns bereithält."

Einige der am Miniboone-Experiment beteiligten Forscher dürften enttäuscht gewesen sein über das Ergebnis, schließlich hatten sie damit ihre eigenen Messungen aus den neunziger Jahren widerlegt. "Ich kann durchaus mit den Kollegen mitfühlen", sagte der Karlsruher Physiker Drexlin. "Sie haben 20 Jahre Forschungsarbeit investiert und stehen jetzt quasi mit leeren Händen da. Aber so ist das in der Wissenschaft."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Spektakuläre Beobachtung: Schwarzes Loch verfinstert sich
Beitrag von: SiLæncer am 14 April, 2007, 09:42
US-Astronomen haben der Verfinsterung eines Schwarzen Lochs zugeschaut: Eine Gaswolke schob sich zwischen Erde und das 60 Millionen Lichtjahre entfernte Gravitationsmonster. Dank der Beobachtung konnten die Forscher das Objekts vermessen.

Washington - Eine Sonnenfinsternis trägt ihren Namen nicht zum Spaß, denn die Sonne wird tatsächlich teilweise oder ganz verdunkelt, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt. Eine Finsternis eines Schwarzen Lochs erscheint dagegen zunächst als ein absurdes Unterfangen, sind Schwarze Löcher doch per se schwarz und können kaum noch dunkler werden.

Der Grund: Schwarze Löcher senden selbst kein Licht aus. Trotzdem kann man sie mit speziellen Teleskopen sehen: Durch ihre große Anziehungskraft fangen sie Materie in ihrer Umgebung in einer scheibenförmigen Struktur ein, die auf viele Millionen Grad Celsius aufgeheizt wird und dadurch Röntgenstrahlen abgibt. Allerdings ist diese glühende Gasscheibe zu klein, um ihre Abmessung von der Erde aus zu bestimmen.

Das Team um Guido Risaliti vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge hat nun jedoch die Finsternis eines Schwarzen Loches genutzt, um dessen Gasscheibe zu vermessen. Die Forscher beobachteten mit dem in einer Erdumlaufbahn befindlichen Röntgenteleskop "Chandra" das Objekt im Zentrum der Galaxie NGC 1365 in dem günstigen Moment, als eine Gaswolke darüber hinwegzog und die Sicht zur Materiescheibe blockierte.

Aus den Schwankungen in den empfangenen Röntgenstrahlen konnten sie den Durchmesser der Materiescheibe auf sieben Sonne-Erde-Distanzen berechnen. Damit ist die Materiescheibe nur etwa zehnmal größer als der so genannte Ereignishorizont des schwarzen Lochs. Darunter verstehen Astronomen das eigentliche Maul des Gravitationsmonsters, das Materie auf Nimmerwiedersehen einsaugt.

Das Ergebnis stimmt gut mit theoretischen Überlegungen überein, berichten die Forscher. Die Galaxie NGC 1365 ist eine Spiralgalaxie am Südhimmel im Sternbild Fornax und enthält ein supermassives schwarzes Loch. Schwarze Löcher aus dieser Klasse sind millionen bis milliarden Sonnenmassen schwer.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: "Mehrheit der Wissenschaftler hält SETI nicht für besonders interessant"
Beitrag von: SiLæncer am 21 April, 2007, 17:24
Claudio Maccone, stellvertretender Leiter der "SETI Permanent Study Group" über die Suche nach Außerirdischen in Europa

Als Mitarbeiter des italienischen Raumfahrtkonzerns Alenio Spazio hat Claudio Maccone 20 Jahre lang an verschiedenen Weltraummissionen mitgearbeitet. Besonderen Ruhm hat ihm aber vor allem eine Mission eingebracht, die bislang noch gar nicht geflogen ist: Im Mai 1993 unterbreitete er der Europäischen Weltraumorganisation Esa formell den Vorschlag für "Focal", eine Raumsonde, die in einer Entfernung von 550 Astronomischen Einheiten (AU = Astronomical Unit) die Verstärkung elektromagnetischer Wellen durch die solare Gravitationslinse ausnutzen soll. Wie jede große Massenkonzentration beugt die Sonne durch ihre Schwerkraft elektromagnetische Strahlen und konzentriert sie, ähnlich einer optischen Linse, in einer bestimmten Entfernung. Ein Effekt der den Astronomen geholfen hat, Objekte jenseits des direkt beobachtbaren Universums zu identifizieren und die Masse unsichtbarer Galaxien zu bestimmen.

Focal ist ein sehr ehrgeiziges Vorhaben: Eine AU entspricht der mittleren Entfernung Erde-Sonne, das sind etwa 150 Millionen Kilometer. Um 550 AU zu überwinden braucht das Licht über drei Tage. Voyager 1, die bislang am weitesten geflogene Raumsonde, hat seit ihrem Start im Sommer 1977 gerade mal etwas über 100 AU zurückgelegt. Die Technologie, um eine Sonde in einer vertretbaren Zeitspanne zum Brennpunkt der solaren Gravitationslinse zu schicken, ist noch nicht entwickelt. Doch die Vision war der International Astronomical Union eine besondere Ehrung wert: Am 2. September 2001 benannte sie den Asteroid 11264 Claudiomaccone und hob als Begründung insbesondere den Vorschlag für die Focal-Mission hervor.

Seit Oktober 2000 ist Maccone stellvertretender Vorsitzender der SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) Permanent Study Group bei der International Academy of Astronautics, die die Suche nach Signalen außerirdischer Intelligenz koordiniert. Nachdem er Ende 2004 seine Arbeit bei Alenia Spazio beendet hat, widmet er seine ganze Zeit schwerpunktmäßig dieser Forschung und dürfte damit der prominenteste SETI-Forscher Europas sein.

Als Maccone Mitte März bei der Bremer Konferenz To Moon and beyond über Radarbeobachtungen des Mondes im Rahmen der Smart-1-Mission berichtete, erwähnte er dabei auch SETI, allerdings auffallend defensiv.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25056/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Erde 2.0: ESO-Forscher entdecken bislang erdähnlichsten Exoplaneten
Beitrag von: SiLæncer am 25 April, 2007, 11:03
Beobachtungen der nur 20,5 Lichtjahre entfernten Zwergsonne Gliese 581 haben zur Entdeckung des bislang kleinsten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems geführt. Der auf den Namen "Gl581c" getaufte Exoplanet soll etwa 1,5-fachen Erdradius aufweisen und etwa fünfmal so schwer wie die Erde sein. Er umkreist Gliese 581 binnen 13 Tagen in einem Abstand von nur 0,073 astronomischen Einheiten – entsprechend knapp 11 Millionen Kilometer.

(http://www.heise.de/bilder/88792/0/0)
Der Stern Gliese 581 [Bild: ESO]

 Der Rote Zwerg Gliese 581 bringt es gerade einmal auf ein Fünfhundertstel der Leuchtkraft der Sonne, sodass Gl581c trotz seiner Nähe zu dem Zentralgestirn in der so genannten "habitablen Zone" (auch Ökosphäre genannt) seine Bahnen zeiht. Die Forscher der Europäischen Südsternwarte (ESO) gehen davon aus, dass Durchschnittstemperaturen zwischen 0 und 40 Grad Celsius auf der Planetenoberfläche herrschen, sodass etwaig vorhandenes Wasser sich dauerhaft in flüssigem Zustand befinden und somit theoretisch Leben ermöglichen würde. Über die Oberflächenbeschaffenheit von Gl581c sind sich die Forscher noch uneins: Entweder ist sie steinig oder von Wasser bedeckt.

Wie beim Aufspüren des ersten um Gliese 581 kreisenden Exoplaneten Gl581b mit 15 Erdmassen gelang dem Forscher-Team um Stéphane Udry auch die Entdeckung von Gliese 581 c mit Hilfe des HARPS-Spektrographen (High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher) am 3,6-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte im chilenischen La Silla. Die Astronomen stützen sich maßgeblich auf die Auswertung (PDF) von Radialgeschwindigkeitsänderungen des Zentralsterns. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein weiterer Planet (Gl581d) mit einer Periode von gut 83 Tagen um Gliese 581 kreist.

Ebenfalls mit HARPS entdeckte ein anderes Team von ESO-Forschern im vergangenen Jahr ein Sonnensystem mit drei Exoplaneten im Sternbild Puppis.

Quelle : www.heise.de
Titel: Sonnenaktivität: Kosmisches Feuer stört irdische Technik
Beitrag von: SiLæncer am 30 April, 2007, 10:03
In einer neuen Weltraumwettervorhersage warnen US-Forscher vor gigantische Gasblasen und energiereichen Teilchen: Wenn es auf der Sonne stürmt, spürt das auch die Erde. GPS, Elektrogeräte, Stromleitungen und sogar Pipelines werden gestört. Ab nächstem Frühjahr wird es unruhig.

Die Sonnenstürme treten in rund elfjährigen Abständen auf. Wissenschaftler der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) sagen nun vorher, dass ab nächsten März die neue Sturmsaison beginnt. Ihren Höhepunkt sollen sie Ende 2011 oder Mitte 2112 haben.

Auf der Oberfläche der Sonne brodelt es ständig. Doch alle elf Jahre polt der Stern sein Magnetfeld um. Dies geht einher mit gewaltigen Ausbrüchen und Explosionen an der Oberfläche einher, die als Coronal Mass Ejections (CMEs) bezeichnet werden. Dabei schleudert die Sonne energiereiche Photonen und hoch aufgeladene Materie in den Weltraum.

Auf Röntgenaufnahmen des Weltraumteleskops "Hinode" kann man Details dieses gewaltigen Schauspiels beobachten. Erst seit kurzem sind überhaupt detaillierte Voraussagen über die Sonnenaktivität möglich.

Die dabei entstehenden magnetisierten und mit Gasteilen geladenen Wolken können einen Umfang von rund 50 Millionen Kilometern erreichen - und sind damit um ein Vielfaches größer als die Sonne selbst. Mit einer Geschwindigkeit von rund 3000 Kilometern pro Sekunde rasen sie in den Weltraum - einige auch in Richtung Erde. Dort treffen sie ein bis fünf Tage später auf das Magnetfeld, das des Planeten umgibt.

Satellitennavigation, Elektrogeräte, Pipelines gestört

Auf der Erde verursacht die Sonnenaktivität einen magnetischen Sturm. Dieser kann dazu führen, dass die Funkkommunikation mit Satelliten und im Flugverkehr kurzfristig gestört werden. Erst vergangenen Herbst zeigten US-Forscher,

wie stark sich Sonnenstürme auch auf das Satellitennavigationssystem GPS auswirken.

Im letzten Sommer wiesen deutsche Physiker auf einen bislang wenig bekannten Effekt hin: Sonnenstürme können Pipelines unter Strom setzen und so die Korrossion beschleunigen. Das könnte vergangenen August zum Leck in der Trans-Alaska-Pipeline beigetragen haben. Auch elektrische Geräte können von dem Atmosphärenphänomen gestört werden.

1989 bekamen die Bewohner der kanadischen Stadt Quebec die Folgen eines Sonnensturms hautnah zu spüren: Er induzierte eine erhöhte Spannung in die Überlandleitungen der Stadt - wodurch ein Kraftwerk nach dem anderen abgeschaltet werden musste. Schließlich brach so das komplette Stromnetz der Stadt zusammen - erst nach neun Stunden hatten die sechs Millionen Bewohner Quebecs wieder Elektrizität.

Die letzten großen Sonnenstürme ereigneten sich in den Jahren 1989 und 1996. Während Wissenschaftler mittlerweile gut vorhersagen können, wann der nächste Sturm beginnen wird, tun sie sich mit Voraussagen zur Intensität schwer. So werden erst Anfang nächsten Jahres genauere Prognosen möglich sein: Je mehr Sonnenflecken dann auf der Sonnenoberfläche zu sehen sein werden, desto stürmischere Zeiten sind zu erwarten.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Astronomischer Ausblick: Warten auf das große Leuchten
Beitrag von: SiLæncer am 08 Mai, 2007, 13:04
"Monströs", "abgefahren": Ungewöhnlich euphorisch beschreiben Astronomen den Tod eines Stern in Sternbild Perseus. Es handelt sich um die hellste Supernova, die je von Menschen beobachtet wurde. Sie lässt weit zurück in die Kindheit des Kosmos blicken.

Auf dem Weg, den die meisten großen Sterne einmal gehen müssen, hat ein Gigant namens SN2006gy offenbar einen Schritt übersprungen - und leuchtete dabei so sehr, dass es Forschern ganz warm ums Herz wurde. "Das ist ziemlich wahrscheinlich der schwerste Stern, dessen Explosion jemals beobachtet worden ist", sagte Nathan Smith von der University of California.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,864256,00.jpg)

Es ist jedenfalls die hellste Supernova, die Wissenschaftler je ins Visier genommen haben. Das jedenfalls teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Bereits im September war der helle Fleck im Sternbild Perseus von Robert Quimby, einem Studenten der University of Texas, mit einem automatischen Teleskop entdeckt worden. Quimby hatte den Nachthimmel systematisch nach dem Aufflammen neuer Supernovae abgesucht.

Doch diese Sternenexplosion war anders. "Sie war wahrlich monströs, Hundert Mal energiereicher als typische Supernovae", sagte Smith. Den Stern, der da sein Leben ausgehaucht hat, nannte er "abgefahren massiv". Er sei rund 150 Sonnenmassen schwer gewesen und hat zum Sternbild Perseus gehört, etwa 240 Millionen Lichtjahre entfernt von der Erde.

Mechanismus hinter der Explosion unbekannt

Und im Gegensatz zu anderen Sternenexplosionen, die vielleicht für ein Paar Wochen aufflackern, prangte diese Supernova 70 Tage lang mit ihrer maximalen Leuchtkraft am Sternenhimmel, teilte die Nasa mit. Mehrere Monate lang habe man einen Widerschein gesehen, der immer noch stärker war als das Spitzenleuchten gewöhnlicher Sternenexplosionen.

Zur Veröffentlichung bei der Fachzeitschrift "Astrophysical Journal" haben die Wissenschaftler die Messungen des "Chandra"-Röntgenteleskops aber nicht bloß wegen der Rekordzahlen eingereicht: SN2006gy - so heißt der Stern mit dem gigantischen Abgang - hat offenbar einen Schritt übersprungen. Normalerweise fallen nach spektakulären Explosionen die Reste solcher Sterne in sich zusammen und bilden schwarze Löcher. Nicht so SN2006gy.

"Hier haben wir also die hellste je beobachtete Supernova, und wir kennen ihren Explosionsmechanismus nicht", sagte Mario Livio, theoretischer Astrophysiker am Hubble Space Telescope Institute der Pacific University in Oregon, der "New York Times".

Steht die "spektakulärste Sternenshow" bevor?

Von der Erforschung erhoffen Wissenschaftler sich eine Antwort auf die Frage, wie die ersten Sterne des Universums nach ihrem Tod neue Elemente im Kosmos verstreut haben. Denn während Explosionen dieses gigantischen Ausmaßes heute äußert selten sind, könnten sie einer Hypothese über die Kindheit des Universums entsprechend vormals, weniger als eine Milliarde Jahre nach dem Urknall, an der Tagesordnung gewesen sein.

Nun hoffen die Astrophysiker darauf, dass ein ähnliches Schauspiel sich weniger fern der Erde ereignen wird: Der Stern Eta Carinae in der Milchstraße weise eine unheimliche Ähnlichkeit zu SN2006gy auf. Der Riese - er ist 120 Mal so groß wie die Sonne - könnte jederzeit selbst explodieren. Zwar würde der Erde durch diesen Sternentod keine Gefahr drohen. Astrophyiker Livio erwartet aber "die spektakulärste Sternenshow in der Geschichte".

Sie könnte den Sternenhimmel der Südhalbkugel bei Nacht so sehr erhellen, dass Menschen ohne künstliches Licht in ihrem Schein lesen könnten, sagte der Astronom David Pooley von der University of California in Berkeley. Irgendwann in den nächsten 50.000 Jahren könnte es soweit sein.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: "HUBBLE"- NACHFOLGER - Superteleskop soll zum Urknall zurückblicken
Beitrag von: SiLæncer am 11 Mai, 2007, 10:40
Die Nasa hat den Nachfolger des "Hubble"-Weltraumteleskops vorgestellt: ein gigantisches Hightech-Fernrohr, das 1,5 Millionen Kilometer tief ins All geschossen wird und von dort zurück zum Beginn der Zeit blicken soll. Es ist ein Milliardenprojekt - mit bescheidener europäischer Beteiligung.

Es sieht ein bisschen aus wie ein Stapel Lenkdrachen, auf den man eine Satellitenschüssel montiert hat: Das "James Webb Space Telescope" (JWST), der offizielle Nachfolger des "Hubble Space Telescope", das die Welt seit vielen Jahren mit spektakulären Bildern aus dem All und Wissenschaftler mit sensationellen Forschungsdaten versorgt hat. "Hubble" sollte schon mehrmals ausgemustert werden, wurde im All repariert - und wird nach derzeitiger Planung sogar Ende 2008 noch einmal einen Wartungsbesuch bekommen, den letzten. Das JWST soll dann im Jahr 2013 ins All transportiert werden.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,867750,00.jpg)

Nun wurde das JWST in Washington vorgestellt - statt des fertigen High-Tech-Teleskops wurde aber nur ein Modell in Originalgröße gezeigt. Die Nasa verspricht sich einiges von dem fliegenden Auge - das Pressematerial zum Teleskop klingt stellenweise regelrecht poetisch: "Das 'James Webb Teleskop' wird in der Lage sein, bis zum Anbeginn der Zeit zurückzublicken. Es wird die ersten Galaxien finden und durch staubige Wolken spähen, um Sternen dabei zuzusehen, wie sie Planetensysteme formen."

Etwas prosaischer als die Pressestelle der Nasa formulierte Edward Weiler, Direktor des Goddard Space Flight Center, die Vorteile von JWST gegenüber "Hubble": "Wir brauchen eindeutig ein viel größeres Teleskop, um weiter in der Zeit zurückzugehen, um die Geburt des Universums zu beobachten." "Hubble" konnte nur das Licht von Sternen auffangen, das später als etwa eine Milliarde nach dem Urknall ausgesandt worden war. Das JWST soll noch deutlich tiefer in die Vergangenheit des Universums schauen können.

Den Urknall selbst wird das Webb-Teleskop kaum sehen können - aber Strahlung aufnehmen, die wesentliche Informationen vom Beginn des Universums und seinen ersten Sternen sowie Galaxien liefert. Durch die Expansion des Weltalls wurde das Licht, das uns aus dieser frühen Zeit erreicht, ins Infrarote verschoben.

Ein Menschheits-Auge für 4,5 Milliarden Dollar

Weil "Webb" wie Web klingt, was auch Spinnwebe heißt, und weil Spider-Man derzeit an den Kinokassen wieder mal alle Rekorde bricht, wurde auch gleich eine Verbindung zwischen Superheld und Superteleskop konstruiert: "Es gibt mehr als nur eine Parallele zwischen dem Netz-werfenden Superhelden und dem 'James Webb Teleskop'", sagte John Decker vom Goddard Space Flight Center. Der Sonnenschild des Raumfahrzeuges sei schließlich "geformt wie ein riesiges Spinnennetz".

Um im Superhelden-Bild zu bleiben, hat die Nasa auch ein Fotoshooting organisiert - vor dem US-Kapitol kann man sich nun eine Woche lang mit dem originalgroßen Modell des "Webb"-Teleskops ablichten lassen.

Das echte Teleskop wird insgesamt 4,5 Milliarden Dollar kosten. Zusammengeklappt wie ein Regenschirm soll es in einer europäischen Ariane-V-Rakete ins All geschossen werden und sich dann 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt auseinanderfalten - "Hubble" kreist in nur 575 Kilometern Höhe. Die Instrumente des neuen Teleskops werden zwar auch Bilder im sichtbaren Lichtspektrum machen können, vor allem aber soll das JWST im Infrarotbereich Daten sammeln. Die europäische Weltraumorganisation Esa hat für das Gemeinschaftsprojekt, an dem auch noch die kanadische Weltraumbehörde beteiligt ist, einen Infrarot-Spektrographen entwickelt und gebaut und liefert Komponenten ein weiteres Infrarot-Instrument.

Das Teleskop ist gewaltig: Der große Spiegel im Wabenmuster wird einen Durchmesser von 6,5 Metern haben, der Sonnenschild ist so groß wie ein Tennisplatz, 24 mal 12 Meter. Der Schild soll das Teleskop kühl halten, damit die Infrarotsensoren, die um den Waben-Spiegel herum angebracht sind, ungestört ins All blicken können.

Benannt wurde das Teleskop nach James E. Webb, der die Nasa von 1961 bis 1968 leitete. In die Ära Webb fällt damit das politisch-patriotische "Apollo"-Mondprogramm, der Weltraum-Manager gilt aber auch als großer Förderer stärker wissenschaftlich orientierter - nämlich unbemannter - Raumforschungsprojekte.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Re: "HUBBLE"- NACHFOLGER - Superteleskop soll zum Urknall zurückblicken
Beitrag von: Jürgen am 12 Mai, 2007, 01:16
Die Behauptung, es gäbe eine Reichweiten-Grenze bei'm Hubble, die es zwar bis eine Milliarde Jahre nach dem Urknall zu schauen erlaubt, aber nicht noch die wenigen Prozente weiter, die hinsichtlich ausreichend grosser Objekte überhaupt noch relevant sein könnten, vermag ich so nicht recht zu glauben.

Erstens wäre es möglich, bei'm letzten Wartungsflug entsprechende Elemente abermals zu tauschen, um ggf. andere Wandler zu montieren.
Mir ist bekannt, dass seinerzeit mindestens eine an sich wichtige Kamera zugunsten der 'Sehhilfe' verloren ging. Aber da die ursprüngliche Mission längst erfüllt ist, könnte diesmal sicher ein anderes Instrument entfallen, um in Richtung IR zu erweitern.

Zweitens ist es sicherlich möglich, auch am Hubble-Korpus kleine Änderungen vorzunehmen, um den Einfluss der Sonnen-Einstrahlung im erforderlichen Masse zu reduzieren. Ein simples Beispiel hat schon vor Jahrzehnten Skylab (http://de.wikipedia.org/wiki/Skylab) liefern müssen...

Es gibt sicher noch etliche weitere Optionen, innerhalb der Preisspanne zwischen etwas Folie und den erwähnten Milliarden  ::)

Anstelle eines Solar-Schirms verfügt das Hubble immerhin über ein mehrschichtiges metallisches Gehäuse, das reduziert weiteren Abschirmungs-Bedarf erheblich.

Und da schon das Hubble fast bis zum theoretischen Limit zu schauen bereit ist, halte ich eine derartige Vergrösserung des Spiegels dafür nicht für notwendig oder sinnvoll.

Sofern aber andere wichtige Gründe doch für eben den Masstab sprächen, sollten die den Steuerzahlern besser offen mitgeteilt werden, bevor diese anfangen zu befürchten, die eigentlichen Motive seien gänzlich andere, eventuell gar gegen ihre Interessen gerichtet...
Titel: GEHEIMNISSE DES ALLS - Forscher finden Ring aus Dunkler Materie
Beitrag von: SiLæncer am 15 Mai, 2007, 19:32
Sensationsfund mit Hilfe des "Hubble"-Teleskops: In Milliarden Lichtjahren Entfernung haben Astronomen einen gewaltigen Ring aus Dunkler Materie entdeckt - jener geheimnisvollen Substanz, die das Universum vermutlich im Innersten zusammenhält.

James Jee von der Johns Hopkins University war zunächst alles andere als begeistert: "Ich war genervt, als ich den Ring sah", gibt der Astronom zu Protokoll. "Ich dachte, er sei ein Artefakt, was bedeutet hätte, dass wir in unserer Datenverarbeitung einen Fehler haben." Er habe nicht an sein eigenes Forschungsergebnis glauben können. "Aber je mehr ich mich bemühte, den Ring loszuwerden, desto deutlicher wurde er. Es hat mehr als ein Jahr gedauert, bis ich mich selbst überzeugt hatte, dass der Ring wirklich da ist." Er habe so etwas "noch nie gesehen", sagt Jee.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,870400,00.jpg)

Für die Astronomen dieser Welt könnte das, was Jee und seine Kollegen der Welt am Dienstagabend europäischer Zeit präsentierten, einen lang erwarteten Durchbruch darstellen: Mit dem Weltraumteleskop "Hubble" hat das internationale Team in einem fünf Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufen einen Ring Dunkler Materie entdeckt. Diese außergewöhnliche Materieform lässt sich nur indirekt beobachten, denn sie sendet kein sichtbares Licht oder sonstige elektromagnetische Strahlung aus. Was Dunkle Materie eigentlich ist, weiß noch niemand. Wissenschaftler vermuten, dass es sich um besondere Elementarteilchen handelt, die bisher nicht direkt nachgewiesen werden konnten, aber überall im Weltraum vorhanden sind.

Die Beobachtung ist zwar nicht die erste (mehr...), bei der die geheimnisvolle Substanz nachgewiesen wurde, die das Universum im Innersten zusammenhalten soll. Aber "obwohl unsichtbare Materie schon in anderen Galaxienhaufen gefunden wurde, ist sie noch nie so stark getrennt von den Galaxien und dem heißen Gas der Galaxienhaufen aufgespürt worden", sagt Jee.

Der Ring mit einem Durchmesser von 2,6 Millionen Lichtjahren entstand bei dem gewaltigen Zusammenstoß zweier Galaxienhaufen und weist eine wellenartige Struktur auf - wie ein Teich, in den ein Stein gefallen ist. Bei dem Zusammenstoß wurde die Dunkle Materie zunächst im Zentrum zusammengezogen, dann den Berechnungen zufolge jedoch wieder ins All herausgeschleudert. Die Bewegung kam schließlich durch Gravitationskräfte zum Stillstand, so dass die ringförmige Struktur übrigblieb.

Auf den Ring waren die Forscher aus den USA, Israel und Spanien gestoßen, als sie im Galaxienhaufen mit dem Namen ZwCl0024+1652 die Verteilung Dunkler Materie untersuchten. Bei der Beobachtung machen sich Forscher zunutze, dass Dunkle Materie den Gesetzen der Gravitation unterliegt und daher auch auf Licht eine Anziehungskraft ausübt. So kann eine Ansammlung Dunkler Materie Licht krümmen wie eine Linse oder eine Wasseroberfläche, durch die ein Betrachter auf den Grund eines Teiches blickt. Die Galaxien hinter dem Ring seien auf kohärente Weise verformt, wenn man sie von der Erde aus betrachtet, sagt Jee. So könne man aus den Verzerrungen auf die eigentlich unsichtbare Form im Vordergrund schließen.

Die Forscher um Jee beobachteten mit dem "Hubble"-Teleskop Galaxien, die hinter der Dunklen Materie liegen, und stießen so auf deren unerwartete ringförmige Zusammensetzung. "Zunächst glaubte ich an eine Fehlmessung", sagt Jee. Nun erhoffen sich die Forscher weitere Aufschlüsse über die geheimnisvolle Substanz in den Tiefen des Alls.

Dadurch dass die Dunkle Materie dort so weit von anderen Objekten entfernt ist, könne man nun genauere Beobachtungen über die Eigenschaften der Substanz machen. Durch den Verlauf nach der Galaxien-Kollision könne man zum Beispiel erkennen, wie Dunkle Materie auf Gravitation reagiert. Jees Kollege Holland Ford freut sich: "Die Natur macht ein Experiment für uns, das wir nicht im Labor machen können."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Sucht nach Fernsehsignalen außerirdischer Herkunft!
Beitrag von: SiLæncer am 28 Mai, 2007, 10:16
Harvard-Astronomen regen an, im Rahmen der SETI-Programme zusätzlich nach extraterrestrischem Radio- und Fernseh-Emissionen zu suchen, die uns zufällig erreichen

Bislang hielten SETI-Forscher nur Ausschau nach simplen Funk- oder Lasersignalen außerirdischer Herkunft, die – versehen mit einer interplanetaren Botschaft – absichtlich ins All gesendet wurden. Warum aber startete noch keiner mithilfe leistungsfähiger moderner Radioteleskope den Versuch, nach Spuren außerirdischer Fernseh- und Radiosendungen zu fahnden, die uns nur zufällig erreichen? Diese Frage stellen sich zwei Harvard-Physiker und warten dabei mit einem Vorschlag auf, wie dies konkret umgesetzt werden könnte. Hierbei könnten zwei neue Radioteleskop-Anlagen eine Schlüsselrolle spielen, von denen die erste bereits nächstes Jahr in Westaustralien, die andere ab 2012 (teilweise) in Deutschland in Betrieb gehen soll.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25322/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Väter der Urknall-Kosmologie
Beitrag von: SiLæncer am 03 Juni, 2007, 13:12
Friedmann, Lemaître, Einstein, Gamow – das wissenschaftlich fundierte Big-Bang-Modell ist das Produkt vieler Ideen

Als Zeit und Raum sich vor zirka 13,7 Milliarden Jahren in einem ungeheurem Inferno binnen eines Bruchteils eine Picosekunde aus einem undefinierbaren unendlich kleinen Punkt (Singularität) von unbeschreiblich hoher Energiedichte und Temperatur mit unglaublicher "Geschwindigkeit" befreiten und jene Ingredienzen in die Welt traten, die später zu Materie, Antimaterie und auch bislang noch unbekannten Energieformen zusammenfanden, geschah etwas absolut Unerklärliches. Was bleibt, sind Fragen über Fragen: War der Anfang der Welt wirklich der absolute Nullpunkt der Zeit? Wer oder was löste den Big Bang aus? Zumindest wissen wir, wer die ersten Menschen waren, die die Saat des Urknallmodells legten und sich der Idee der Ursprungssingularität als Erste wissenschaftlich näherten.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25339/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Astronomischer Ausblick: Warten auf das große Leuchten
Beitrag von: SiLæncer am 23 Juni, 2007, 11:06
Der Stern Eta Carinae hat bereits vor 260 Jahren gezeigt, welche Energie in ihm schlummert. Damals strahlte das Schwergewicht als zweithellster Punkt am Nachthimmel. Astronomen trauen dem Stern aber noch viel mehr zu: Er könnte eines Tages so hell leuchten wie der Mond. Das wäre dann sein Ende.

Sein Schicksal steht fest: Irgendwann wird Eta Carinae explodieren und ein spektakuläres Feuerwerk am Firmament veranstalten - das glauben zumindest Astronomen der Harvard University. Sie haben ein neues Bild des extrem hellen Sterns aus Aufnahmen der Weltraumteleskope "Hubble" und "Chandra" erschaffen.

Die Wissenschaftler bezeichnen Eta Carinae nicht zu Unrecht als "mysteriösen Stern". Er ist etwa 100 bis 150 Mal schwerer als unsere Sonne und so instabil, dass es jederzeit zu gewaltigen Ausbrüchen an seiner Oberfläche kommen kann. Der letzte derartige Ausbruch wurde im Jahr 1840 beobachtet. Damals stieß Eta Carinae eine Masse aus, die zehn Mal größer als die unserer Sonne war. Neben Sirius, dem Hauptstern im Sternbild Großer Hund, war dieses Feuerwerk der zweithellste Punkt am Nachthimmel.

Grund der Instabilität ist die riesige Masse. Die gewaltige Gravitationskraft und der enorme Druck befinden sich im Gleichgewicht. Der Druck entsteht durch die nach außen gerichtete enorme Strahlung, die bei der Kernfusion entsteht. Das Gleichgewicht ist jedoch nicht stabil. Es genügen bereits kleinste Störungen, um gewaltige Eruptionen wie vor 167 Jahren hervorzurufen. Im Extremfall kann der Stern dabei auch sein Leben aushauchen und als Supernova untergehen.

Hochexplosives Umfeld

Die Harvard-Forscher glauben, dass eine solche Explosion von Eta Carinae ähnlich hell am Nachthimmel strahlen könnte wie der Mond. Das neue Bild von Eta Carinae zeigt die Reste jener Eruption, die den Stern vor 260 so hell erstrahlen ließ. Andere Sterne wären bei dem gewaltigen Ausbruch auseinander gerissen worden, schreiben die Forscher, Eta Carinae habe jedoch "irgendwie überlebt".

Die blauen Regionen im Bild zeigen die Strahlung im sichtbaren, von "Hubble" aufgenommenen Wellenbereich. Sie stammt vom Staub und dem Gas, die aus dem Stern ausgestoßen wurden. Die Reste formen eine bipolare Schale um den Himmelskörper. Die "Chandra"-Daten, im Bild orange und gelb dargestellt, zeigen die Gammastrahlung, die entsteht, wenn ausgestoßenes Material Gas und Staub im Umfeld von Eta Carinae auf Millionen Grad Celsius aufheizt.

Der zum Sterben verurteilte Stern befindet sich in einem Umfeld, das man durchaus als explosiv bezeichnen kann. Die kürzlich entdeckte Supernova SN2006gy liegt, in astronomischen Dimensionen, praktisch um die Ecke. Es handelt sich dabei um die hellste je beobachtete Sternenexplosion. Astronomen folgern aus dem unvorhersehbaren Verhalten von SN2006gy, dass auch Eta Carinae jederzeit auseinanderfliegen könnte.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Weltraumteleskop Hubble erspäht Sternen-Feuerwerk
Beitrag von: SiLæncer am 04 Juli, 2007, 13:48
Ein stellares Feuerwerk, das Teil einer Sternentstehung ist, hat die ESA nun in den Aufnahmen der Zwerggalaxie NGC 4449 des Hubble-Weltraumteleskops entdeckt. In den bereits vor einiger Zeit erfolgten Aufnahmen sind neben hunderttausenden dynamischen blauen und roten Sternen auch blauweiße massive Anhäufungen von Sternen zu beobachten, die sich über die gesamte Galaxie verstreuen. Diese Anhäufungen sind mit zahlreichen roten Regionen durchzogen, in denen zurzeit Sterne entstehen. Die Silhouette eines Nebels, der aus Staub und Gas besteht, hebt sich deutlich von dem dunklen Hintergrund des Kosmos ab.

(http://www.heise.de/bilder/92181/0/1)
Sternen-Feuerwerk in der Galaxie NGC 4449 [Bild: NASA, ESA, A. Aloisi (STScI/ESA), The Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration]

Besonderheit des sogenannten "Starburst" ist die Schnelle, mit der die Sterne entstehen. Vermutlich entstehen schon seit Milliarden von Jahren Sterne in der Zwerggalaxie NGC 4449 im Sternbild Jagdhunde, jedoch nicht mit der zurzeit beobachtenden rasanten Entwicklung. Forscher vermuten, dass NGC 4449 mit kleineren Sternsystemen verschmolzen ist. Außerdem nehmen die Wissenschaftler an, dass das Gas in der Galaxie aufgrund der Geschwindigkeit in einer Milliarde Jahre aufgebraucht sein würde.

Die Aufnahmen sollen helfen, so die Erwartung der Forscher, Antworten auf lange schon offene Fragen zu finden. Ein zentraler Aspekt ist dabei das Aussehen und die Entwicklung des Universums in einem frühen Stadium.

Quelle : www.heise.de
Titel: Neues Riesenteleskop auf La Palma
Beitrag von: SiLæncer am 15 Juli, 2007, 18:03
In der Nacht zum 14. Juli hat nach siebenjähriger Bauzeit ein neues Telesktop das Licht des Universums erblickt: Das Gran Telescopio Canarias (auch kurz GranTeCan genannt) am Observatorio del Roque de los Muchachos auf La Palma (Luftbild). Es handelt sich um eines der weltweit größten optischen Spiegelteleskope. Die Fläche seiner im Endausbau 36 sechseckigen Spiegelsegmente entspricht einem Spiegeldurchmesser von 10,4 Metern.

Bei der feierlichen Einweihung durch den spanischen Kronprinzen Felipe waren erst 12 der Spiegel in Betrieb; bis Mai 2008 soll das Teleskop endgültig fertiggestellt sein. Neugierige können den Bau per Webcam verfolgen.

Der Clou des Teleskops ist die adaptive Optik: Nicht nur soll sich jeder der 36 Spiegel einzeln schwenken lassen, sondern jeder einzelne lässt sich mit sechs Freiheitsgraden aktiv deformieren. So lassen sich thermische Verformungen sowie Fertigungsungenauigkeiten ausgleichen.

An der Finanzierung des Projekts sind neben der spanischen Regierung auch die mexikanischen Institute Instituto de Astronomía de la Universidad Nacional Autónoma de Mexico und Instituto Nacional de Astrofísica, Óptica y Electrónica sowie die University of Florida beteiligt.

Quelle : www.heise.de
Titel: "Hubble"-Teleskop: So schön explodiert ein Stern
Beitrag von: SiLæncer am 31 Juli, 2007, 19:01
Das "Hubble"-Weltraumteleskop hat spektakuläre Fotos vom Schleiernebel geschossen. Vor 5000 bis 10.000 Jahren ist das gewaltige Gebilde bei der Explosion eines Sterns entstanden - am damaligen Nachthimmel dürfte die Supernova heller als die Mondsichel geleuchtet haben.

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Schleier-Nebel: Das "Hubble"-Weltraumteleskop funkte atemberaubende Fotos von den 1500 Lichtjahre entfernten Supernova-Überresten zur Erde

Garching - Vor Tausenden Jahren könnten Menschen Zeugen des kosmischen Sterbens geworden sein, in dem ein Stern als Supernova verglühte und so den Schleier-Nebel schuf. So hell wie die Mondsichel muss die Explosion damals am Nachthimmel geleuchtet haben, vermutet die europäische Weltraumbehörde Esa. Heute erstrecken sich die Trümmer über einen gewaltigen Himmelsausschnitt - wenngleich sie mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen sind. Das von der Esa und der Nasa betriebene "Hubble"-Weltraumteleskop hat den Nebel jetzt fotografiert und faszinierende Fotos zur Erde geschickt.

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Farbenprächtige Trümmer: Die fadenförmigen Strukturen, welche den Nebel auszeichnen, ...

Der Nebel erstreckt sich über drei Grad des Himmels, was in etwa der Größe von sechs Vollmondscheiben entspricht. Der Schleier-Nebel - auch Cirrusnebel oder Cygnus Loop genannt - erstrahlt heute in bunten Farben, die Rückschlüsse über die chemischen Elemente in seiner Umgebung erlauben.

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... stammen von Gas aus der Umgebung des explodierten Sterns, das von Druckwellen aufgeheizt wurde

Die Supernova, die den Nebel geschaffen hat, muss sich vor 5000 bis 10.000 Jahren ereignet haben. Deshalb hält man es am europäischen "Hubble"-Zentrum in Garching bei München für möglich, dass Angehörige alter Zivilisationen das Himmelsschauspiel beobachtet und aufgezeichnet haben. 1500 Jahre braucht ein Lichtstrahl von der Position des Nebels im Sternbild Schwan bis zur Erde.

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Gesamtansicht: Beim Abkühlen strahlen die chemischen Elemente der interstallaren Gase Licht in unterschiedlichen Frequenzen ab. Blau steht für Sauerstoff, Grün für Schwefel, Rot für Wasserstoff

Grasgrün und Blutrot aus Sternenexplosionen

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Schwere Elemente: Sternexplosionen sind für Astronomen deshalb so interessant, weil sie alle chemischen Elemente produzieren, die schwerer als Eisen sind. Auch sämtliches Kupfer, Quecksilber, Gold und Blei auf der Erde sind in solchen Supernova-Explosionen entstanden, ...

In den neuen Aufnahmen von "Hubble" kann man klar die fadenförmigen Strukturen des Nebels erkennen. Druckwellen, die mit 600.000 Kilometern pro Stunde durch das interstellare Gas um die Supernova herum gerast sind, haben das Material auf Millionen Grad Celsius erhitzt. Beim Abkühlen emittieren die Gaspartikel Licht in unterschiedlichen Frequenzen - die Farben stehen dementsprechend für Elemente in dem Nebel: Blau für Sauerstoff, Grün für Schwefel, Rot für Wasserstoff.

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... der rund 1500 Lichtjahre entfernte Gasnebel, der auch Cirrusnebel genannt wird, ist das ideale Beobachtungsobjekt um die Physik von Supernova-Explosionswolken zu untersuchen. Kein kosmisches Vordergrundobjekt versperrt Astronomen die Sicht auf den Schleier-Nebel

Überbleibsel wie diese können lange nach der eigentlichen Supernova sichtbar bleiben. Mit bloßem Auge erkennen Beobachter auf der Erde allerdings nur noch einen schlichten blauen Stern namens 52 Cygni. Mit der Supernova hat er nichts zu tun.

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Gesamtansicht: Die Milchstraße in Richtung des Sternbildes Schwan

Die Explosion selbst - und alle anderen Sternentode, die es bislang im Universum gab - spielen eine wichtige Rolle in der kosmischen Evolution: Ursprünglich gab es nur wenige, leichte Elemente im Weltall. Erst in den Sternen-Explosionen entstanden die chemischen Elemente, die schwerer als Eisen sind. Das gilt auch für alle Vorkommen dieser Elemente auf der Erde, etwa in unterirdischen Lagerstätten. Aber auch Kupfer, Quecksilber, Gold, Jod und Blei sowie alle schweren Elementen im Körper des Menschen entstanden in kosmischen Feuerwerken.

Angesichts der bunten "Hubble"-Bilder des Schleier-Nebels formulierte die Esa mit lyrischem Anflug: "Das Grün des Grases und das Rot unsere Bluts sind tatsächlich die Farben von Sternenstaub."

Quelle : www.spiegel.de

Titel: MOND statt Dunkler Materie
Beitrag von: SiLæncer am 04 August, 2007, 07:54
Eine modifizierte Gravitationstheorie soll erklären, was die Galaxien zusammenhält

Alle existierenden Sterne, Planeten und Gaswolken reichen nicht aus, um die Strukturen der Galaxien und die Expansion des Weltraums zu erklären. Die Astrophysiker gehen davon aus, dass jede Menge bislang unentdeckter Dunkler Materie und Energie die Ursache dafür ist. Aber es gibt eine alternative Theorie: MOND, die MOdifizierte Netwonsche Dynamik.

Die Summe der Masse der Galaxien entspricht nicht der Masse, die nötig wäre, um die Bewegungen im All aufgrund der Gravitation zu erklären. Das ist seit den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannt, und damit ist klar, dass da draußen Materie sein muss, die nicht gesehen werden kann, aber als Gravitationswechselwirkung beobachtet werden kann. Diese Dunkle Materie verströmt keine Strahlung und reflektiert sie auch nicht, entdeckt werden kann sie nur durch den Effekt ihrer Schwerkraft auf das Licht.

Die meisten Experten gehen heute davon aus, dass unser Universum nur zu fünf Prozent aus "normaler" Materie besteht, also dem Stoff, aus dem Sterne, Planeten, Gaswolken und andere kosmische Objekte – und nicht zuletzt wir – gemacht sind. Ungefähr 25 Prozent soll aus Dunkler Materie, 70 Prozent aus Dunkler Energie bestehen. Bislang ist allerdings völlig unklar, wie die Dunkle Materie beschaffen ist. Ihre Wirkung beobachten die Wissenschaftler, aber woraus sie besteht, ist noch völlig rätselhaft.

Kein Wunder, dass der populäre Astrophysiker Harald Lesch im Interview die Dunkle Materie als "absolute Katastrophe" bezeichnet und erklärt:

Zitat
Von der Dunklen Materie hingegen wissen wir nur, dass es davon eine irrsinnige Menge gibt. Wir haben jedoch überhaupt keine Ahnung, aus was sie besteht. Was aber noch viel schlimmer ist: Bis vor ein paar Jahren hat man gedacht, dass die Dunkle Materie eine andere Form als die uns bekannte Materie ist.

Inzwischen wissen wir aber, dass wir quasi nur ein kosmischer ‚Dreckeffekt' sind. Jetzt kennen wir die nichtbaryonische Dunkle Materie, die ungefähr 30 Prozent des Universums ausmacht. Fast 70 Prozent des Universums hingegen besteht aus einem Stoff, den wir momentan in die kosmologische Konstante hineinstauen. Das Universum scheint auf der allerhöchsten Skala von einer Form von Energie dominiert zu werden, die antigravitativ ist und das Universum auseinander treibt. (…)

Heute stehen wir in der theoretischen Physik und damit in der Kosmologie vor dem Riesenproblem, dass wir dringend ein Modell brauchen, das dieses Phänomen adäquat erklärt. Aber davon ist weit und breit nichts, aber absolut gar nichts in Sicht. In gewisser Weise geht es uns so wie vor 100 Jahren, als man mit dem Äther versuchte, die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen zu definieren. Heute laufen wir mit fragenden Augen und offenen Mündern durch ein Universum, von dem wir erfahren, dass es so völlig anders ist, als wir anfangs gedacht haben.

Die Dunkle Materie verursacht den Physikern intensives Unbehagen. Es gibt aber eine Hypothese, die versucht, ihre Existenz schlicht überflüssig zu machen. Die "MOdifizierte Newtonschen Dynamik" wurde 1983 von Moti Milgrom vom Weizmann-Institut in Israel entworfen und fristet bis heute eher ein Außenseiterdasein in der Astronomie.

Sie führt eine neue Naturkonstante ein, um die Anziehungskräfte in Galaxien ohne die Annahme von dunkler Materie zu erklären. Nach dem MOND-Ansatz unterscheiden sich die schwere Masse, die bestimmt, welche Gravitationskraft ein Körper erfährt und die träge Masse eines Körpers, das heißt wie er sich einer beschleunigenden Kraft widersetzt, bei sehr geringen Beschleunigungen, wie sie innerhalb von Galaxien oder Galaxienhaufen auftreten. MOND geht also davon aus, dass speziell die wachsenden Umlaufgeschwindigkeiten der Sterne in den galaktischen Außenbereichen nicht durch die Schwerkraft unsichtbarer Teilchen (Dunkler Materie) verursacht werden, sondern durch eine in diesen kosmischen Regionen einsetzende Veränderung des Newtonschen Gravitationsgesetzes. 

Modifikation mit Dunkler Materie

Einer der rührigsten MOND-Anhänger ist Stacy McGaugh von der University of Maryland. Er hat die MOND pages online gestellt, auf denen er alle Diskussionsbeiträge zu dieser Theorie sammelt. Jetzt legt er in der aktuellen Ausgabe der renommierten Wissenschaftszeitschrift Science nach: Unter dem Titel Seeing Through Dark Matter veröffentlicht er einen Artikel, der MOND wieder ins Gespräch bringen soll. Ob ihm das gelingt, darf angezweifelt werden, denn nach wie vor ist es nicht gelungen, diese Hypothese mit der Relativitätstheorie in Einklang zu bringen.

An einer entsprechenden Modifikation von MOND arbeitet vor allem Jacob D. Bekenstein von der Hebrew University of Jerusalem, allerdings bislang ohne durchschlagenden Erfolg. Eines der größten Probleme für MOND ist, dass die Hypothese nicht durch Experimente überprüft werden kann. Sie beruht auf reiner Berechnung, der Anpassung der Formeln des Newtonschen Gravitationsgesetzes an die beobachteten Fakten.

Zudem muss auch Stacy McGaugh zugeben, dass astronomische Beobachtungen gegen die modifizierte Newtonschen Dynamik sprechen. Nachweislich funktioniert MOND im Bereich massereicher Galaxien-Cluster nicht, der Abgleich mit erhobenen Daten zeigte, dass dort auf jeden Fall weit mehr Masse vorhanden sein muss, als sichtbar ist – auch bei der Anwendung der modifizierten Gravitationstheorie müsste immer noch dunkle Materie vorhanden sein. Eine echte Niederlage für die Hypothese, die antrat, um die Existenz dieser mysteriösen Materie zu widerlegen.

Auch die Daten aus dem Sloan Digital Sky Survey erwiesen, dass die Beobachtungsdaten von 3000 Satellitengalaxien mit MOND unvereinbar sind. Es sieht schwer danach aus, dass sich da draußen eine Menge Dunkler Materie zwischen den Sternen versteckt, sie muss nur noch identifiziert werden – und dann wird sich MOND wohl endgültig erledigt haben.

Stacy McGaugh kommt zu dem Fazit:

Zitat
Wenn Dunkle Materie in der vermuteten Form existiert, sollten wir sie bald im Labor entdecken. Groß angelegte Versuche wie der Large Hadron Collider und andere bieten eine gute Chance die Teilchen der Dunklen Materie in naher Zukunft zu entdecken. (…) Egal wie diese Experimente ausgehen, auf jeden Fall gibt es noch eine Menge an fundamentaler Physik, die es noch zu erfahren gilt. Das Universum mag nicht so kalt und dunkel sein, wie wir uns das vorstellen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Geburt eines Giganten: Vierer- Crash im All
Beitrag von: SiLæncer am 07 August, 2007, 14:04
Vier Galaxien rasen ineinander - in einem Millionen Jahre dauernden Zusammenprall. Irgendwann werden sie eine Super-Galaxie bilden, neunmal größer als die Milchstraße und wohl eine der größten im gesamten Universum. Forscher haben die ferne Massen-Karambolage fotografiert.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,936992,00.jpg)
Fünf Milliarden Lichtjahre entfernt: Vier Galaxien rasen ineinander und formen so einen der größten Sternenhaufen des gesamten Universums

Unaufhaltsam kollidieren die Unfallbeteiligten: Vier Galaxien rasen ineinander und wirbeln dabei eine Menge kosmischen Staub und Milliarden Sterne auf. US-amerikanische Wissenschaftler entdeckten nun diese weit entfernte Galaxien-Kollision. Sie ist eine der größten, die jemals beobachtet wurden.

Die neuen Bilder zeigen die vier Galaxien als kleine, hell leuchtende Punkte am Sternenhimmel. Eine Forschergruppe um Kenneth Rines vom Harvard Center for Astrophysics in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts entdeckte die Vierfach-Krambolage im All. Dazu nutzen sie das "Spitzer"-Weltraumteleskop der NASA. Es nimmt Sterne im Infrarot-Spektrum auf. Die Wissenschaftler fanden ungewöhnlich große fächerförmige Lichtschwaden. Ihre Ergebnisse liegen nun bei der Wissenschaftszeitschrift "Astrophysical Journal Letters" zur Veröffentlichung vor.

"Die meisten bekannten Galaxien-Verschmelzungen verhalten sich wie ein Crash von Pkw", sagt Rines. "Hier jedoch rasen vier große, mit Sand beladene Lkw ineinander. Dabei schleudern sie ihre Sandladung überall hin." Jedes Sandkorn steht in dieser Analogie für einen Stern. Die sich so neu bildende Riesengalaxie könnte zehnmal so groß werden wie unsere Milchstraße.

Forscher: Größte Klumpen im Universum wohl relativ jung

Kollisionen von Galaxien passieren häufig im Universum. Naheliegende Galaxien ziehen einander wegen der Gravitation an. Über Millionen von Jahren hinweg vereinen sie sich dann zu einer großen Ansammlung von Sternen, Gasnebeln und Staubwolken. So wird auch die Milchstraße in etwa fünf Milliarden Jahren mit der Andromeda-Galaxie kollidieren.

Die neue Vierfach-Verschmelzungsgalaxie, genannt CL0958+4702, liegt zirka fünf Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Drei der Galaxien haben alleine jeweils die Größe der Milchstraße, die vierte ist schon jetzt gar dreimal so groß. "Wenn die Verschmelzung abgeschlossen ist, wird CL0958+4702 eine der größten Galaxien des Universums sein", sagt Rines. Solch große Strukturen entdecken Forscher nur selten.

Ungewöhnlich an diesem Galaxien-Crash sei laut Rines auch, dass dort wenig Materie in Form von Gas vorhanden ist. Die Aufnahmen des "Spitzer"-Teleskops veranschaulichen nicht nur für den Laien die Schönheit des Universums. Für die Forscher sind sie Quelle neuer Erkenntnisse: Die Daten seien der beste Beleg dafür, so Rines, dass die größten Galaxien des Universums vor relativ kurzer Zeit durch Verschmelzung entstanden seien.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Ariane-Rakete mit zwei Fernseh-Satelliten in Kourou erfolgreich gestartet
Beitrag von: SiLæncer am 15 August, 2007, 10:42
Eine europäische Trägerrakete des Typs Ariane 5 ist am frühen Mittwochmorgen (MESZ) von Kourou in Französisch- Guayana aus erfolgreich mit zwei Satelliten in den Weltraum gestartet.

Es ist der 33. Start einer Ariane 5 und der dritte in diesem Jahr. Der etwa sechs Tonnen schwere Satellit Spaceway3 ist Teil eines modernen Satellitennetzes, das Multimediadienste in Nordamerika ermöglichen soll. Der knapp zwei Tonnen schwere Satellit BSAT-3a ist ein Fernsehsatellit für Japan. Spaceway wurde 27 Minuten nach dem Start ausgesetzt, der zweite Satellit folgte 7 Minuten später, teilte Arianespace mit.

Ariane 5 ist nach Angaben des Herstellers die einzige Trägerrakete, die zwei Satelliten gleichzeitig transportieren kann. Ariane-Chef Jean-Yves Le Gall kündigte drei weitere Ariane-Starts in diesem Jahr an. Der nächste ist für Ende September geplant.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: Sternen-Schweif: Wundersamer Sprinter im All entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 16 August, 2007, 18:14
Er ist ein kosmischer Sonderling: Der Stern Mira ist ungewöhnlich schnell, bewegt sich quer zur Mehrzahl der Sterne unserer Milchstraße und hat einen einzigartigen Schweif, aus dem irgendwann Sterne und Planeten entstehen könnten.

Astronomen haben an dem schon seit 400 Jahren bekannten Stern Mira eine überraschende Entdeckung gemacht: Der Himmelskörper im Sternbild Walfisch zieht einen kometenartigen Schweif hinter sich her. Dieser ist mit 13 Lichtjahren mehrere tausend Mal so lang wie unser Sonnensystem. Die erstmalige Beobachtung eines solchen Schweifs stellte das Team um Mark Seibert von der Carnegie Institution nun im Fachblatt "Nature" vor.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,944457,00.jpg)

Auf dem Bild bewegt sich der Stern nach rechts. Der ungewöhnliche Schweif des Sterns zieht sich wie eine gigantische Rauchfahne hinter Mira her. Als die Astronomen die Aufnahme erstmals sahen, waren sie überrascht. Denn von einem Schweif bei Mira wusste man bislang nichts. Der Stern wurde zwar auch vom "Hubble"-Teleskop fotografiert. Auf dessen Aufnahmen ist der lange Schweif aber nicht zu sehen, da "Hubble" nur einen kleinen Ausschnitt des Himmels aufnimmt.

An dem Schweif lässt sich Miras Geschichte ablesen. Am Ende des Schweifs befindet sich Material, das Mira vor etwa 30.000 Jahren verloren hat. Die Bestandteile des Schweifs werden irgendwann zu neuen Sternen und vielleicht auch Planeten recycelt werden. Alle zehn Jahre verliert Mira so viele Partikel, das man damit eine komplette Erde aufwiegen könnte. In den vergangenen 30.000 Jahren hat Mira so mindestens neun Jupitermassen in Form von Gas abgegeben.

Schnell und gegen den Strom

Der Name des Sterns ist vom lateinischen Wort für Wunder abgeleitet. Denn Mira bewegt sich nicht entlang der Scheibe unserer Milchstraße, sondern quer dazu. Da Mira nicht mit der Masse der Sterne schwimmt, bewegt er sich mit knapp einer halben Million Kilometern pro Stunde ungewöhnlich schnell.

Mira ist ein veränderlicher Stern. In einem Rhythmus von 332 Tagen wird er sehr hell und dann wieder um einen Faktor 1500 dunkler. Der wundersame Sprinter-Stern liegt etwa 350 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Neutronenstern: Forscher entdecken geheimnisvollen Einzelgänger nahe der Erde
Beitrag von: SiLæncer am 21 August, 2007, 16:42
Sie sind die Giftzwerge des Universums: Neutronensterne, die extrem verdichteten Reste explodierter Sonnen. Astronomen haben jetzt einen seltenen Einzelgänger aufgespürt. Vermutlich kommt er der Erde näher als jeder andere Vertreter seiner Art.

Einst waren sie gleißende Giganten, jetzt sind sie finstere Winzlinge: Neutronensterne. Ihr Durchmesser ist üblicherweise weniger als zwei Dutzend Kilometer klein, doch sie wiegen eineinhalb bis drei Mal so viel wie unsere Sonne. Neutronensterne entstehen, wenn ein großer Stern kollabiert und in einer Supernova seine Außenhülle ins All schleudert. Übrig bleibt der heiße Kern, der durch den Zusammensturz extrem verdichtet wird - aber noch nicht so stark, dass ein Schwarzes Loch entsteht. Ein Würfel von einem Zentimeter Kantenlänge aus dem Inneren eines Neutronensterns brächte auf der Erde rund eine Billion Tonnen auf die Waage.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,947066,00.jpg)
Einzelgänger Calvera (Illustration): Von der Erde aus womöglich der nächstgelegene Neutronenstern

etzt haben US-Astronomen im Sternbild Ursa Minor ein besonders seltsames Exemplar aufgespürt: Wahrscheinlich befindet sich kein anderer Neutronenstern so nahe an der Erde, teilte die Pennsylvania State University mit. Zudem handele es vermutlich um einen sogenannten isolierten Neutronenstern. Die Forscher gaben ihm den Spitznamen Calvera - nach einem berühmten Western-Bösewicht.

"Die bisher bekannten sieben isolierten Neutronensterne werden gemeinhin als 'Die Glorreichen Sieben' bezeichnet", sagte Mitentdecker Derek Fox. Der Name Calvera sei ein Insider-Witz. Neutronensterne haben in der Regel Überbleibsel einer Supernova als Begleiter, solo findet man sie selten.

Einsamer Stern

Entdeckt wurde Calvera eher zufällig. Robert Rutledge von der McGill University verglich Daten von 18.000 Röntgenstrahlenquellen, die der deutsch-amerikanische Satellit "Rosat" zwischen 1990 und 1999 aufgenommen hatte, mit einem Katalog von Objekten, die sichtbares Licht, Infrarotlicht und Radiowellen aussenden. Er entdeckte, dass die "Rosat"-Quelle 1RXS J141256.0+792204 kein Gegenstück in irgendeiner anderen Wellenlänge hatte.

Daraufhin richteten die Astronomen im August 2006 den Satelliten "Swift" auf das Objekt und stellten mit dessen Röntgen-Teleskop fest, dass die Quelle immer noch da war. Sie konnten ihre Position genauer bestimmen und zeigen, dass keine bekannten Objekte damit assoziiert waren.

"Die Quellen-Beobachtung mit dem 'Swift'-Satelliten brachte alles in Gang", sagte Andrew Shevchuk von der Penn State University. "Sofort als ich die Daten zum ersten Mal sah, wusste ich: Das ist ein Kandidat für einen Neutronenstern." Ihre Ergebnisse wollen die Forscher in Kürze im Fachmagazin "Astrophysical Journal" veröffentlichen.

Geheimnisträger Calvera

Worum genau es sich bei Calvera handelt, bleibt vorerst im Dunkeln. "Entweder ist Calvera ein ungewöhnliches Beispiel für eine bekannte Neutronenstern-Art", sagte Astronom Rutledge, "oder er ist der erste einer neuen, unbekannten Art."

Auch Calveras Position - hoch über unserer Milchstraße - ist Teil seines Geheimnisses. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist er ein Überbleibsel eines Sterns, der vor langer Zeit in unserer Galaxie existierte, bevor er als Supernova explodiert ist.

Welche Strecke er auf seiner Wanderung aus der Milchstraße heraus zurückgelegt hat, können die Forscher nur vermuten. "Die beste Schätzung ist, dass er sich immer noch sehr nah an seinem Geburtsort und deshalb in der Nähe der Erde befindet", sagte Rutledge. Wenn diese Vermutung stimmt, ist das Objekt 250 bis 1000 Lichtjahre entfernt. Damit könnte Calvera der Neutronenstern sein, der der Erde am nächsten ist.

"Weil er so hell und so nah an der Erde ist, ist er ein vielversprechendes Ziel für weitere Beobachtungen", sagte Fox. Um die Geheimnisse des Solosterns aufzudecken, plant das Forscherteam eine lange Beobachtung mit dem Weltraumteleskop "Chandra". Calvera könnte einer von vielen bisher unentdeckten Neutronensternen sein, glauben die Wissenschaftler. Fox: "Es könnte noch Dutzende geben."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: RÄTSELHAFTE LEERE : Forscher entdecken Riesenloch im Universum
Beitrag von: SiLæncer am 24 August, 2007, 12:07
Astronomen haben ein gigantisches Loch im Universum gefunden, für das sie keine Erklärung haben. In der Region mit einem Durchmesser von fast einer Milliarde Lichtjahren gibt es keinen einzigen Stern. Und selbst schwarze Löcher oder dunkle Materie sucht man dort vergebens.

Es ist ein unfassbar großes Nichts, das Astronomen jetzt entdeckt haben. Fast eine Milliarde Lichtjahre Ausdehnung hat die gigantische Lücke im Universum, die Forscher der University of Minnesota aufgespürt haben.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,950243,00.jpg)
Leerstelle im All (Illustration): Das gigantische Loch beeinflusst, wie die kosmische Hintergrundstrahlung (rechts) von der Erde aus gemessen wird (links). Aus Beobachtungen mit Radioteleskopen und einem Nasa-Satelliten schließen die Forscher, dass das Nichts einen Durchmesser von fast einer Milliarde Lichtjahren hat

In dem kosmischen Leerraum gibt es absolut nichts, glauben Lawrence Rudnick und seine Kollegen: keine Sterne, keine Galaxien, keine schwarzen Löcher, selbst für die mysteriöse dunkle Materie gibt es keine Indizien. Für das Phänomen lieferten weder die bisherige Forschung noch Computersimulationen eine Erklärung, berichten die Astronomen im Fachblatt "Astrophysical Journal". Die Leerstelle liegt im Sternbild Eridanus.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,950246,00.jpg)
Vergleich der Hintergrund-und der Radiostrahlung: "Es ist tausend Mal größer als eine typische Leere", sagte Lawrence Rudnick

Das Universum besteht nur zu etwa vier Prozent aus herkömmlicher Materie wie Atomen, die dunkle Materie und die dunkle Energie machen zusammen etwa 96 Prozent der Masse aus. Öde Bereiche im Weltraum, in denen absolut nichts zu finden ist, sind schon länger bekannt. Das jetzt entdeckte Loch übersteigt aber die Vorstellungskraft der Forscher und bringt sie in Erklärungsnot. "Es ist tausend Mal größer als eine typische Leere", erklärt Rudnick. Man habe noch keine passende Bezeichnung dafür. "Das ist eine Riesenüberraschung."

Verlierer im kosmischen Ringen

Die Astronomen hatten die Leerstelle mit Hilfe der Radioteleskope des Very Large Array (VLA) entdeckt. Die Anlage steht im US-Bundesstaat New Mexico. Dann verglichen sie die Messungen mit Beobachtungen zur kosmischen Hintergrundstrahlung - vorgenommen mit dem Nasa-Satelliten Wilkinson Microwave Anisotopy Probe (WMAP). Diese bestätigten, dass sich im Universum ein gigantischer kalter Fleck befindet. Die einzige Erklärung dafür ist, dass es dort keine Materie gibt, sagte Rudnick. Das Gebiet ist zwischen fünf und zehn Milliarden Lichtjahren von der Erde entfernt.

James Condon vom National Radio Astronomy Observatory erklärte, es könne sich auch um eine statistische Laune der Natur handeln. Wahrscheinlicher sei aber, dass es sich tatsächlich um ein gigantisches Loch handle.

"Das ist wohl etwas, das sehr ernst genommen werden muss", kommentierte der Astronom Brent Tully von der University of Hawaii, der wie Condon nicht an der Arbeit von Rudnick beteiligt war. Tully hatte eine andere Leerstelle untersucht, die deutlich kleiner und nur rund zwei Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Löcher im Universum entstehen vermutlich dadurch, dass Gebiete mit einer großen Masse mit ihrer Schwerkraft Materie aus weniger dichten Gebieten abziehen, erklärte Tully. Nach 13 Milliarden Jahren seien diese Löcher so etwas wie Verlierer im Kampf mit den Regionen, in denen es besonders hohe Materiekonzentrationen gebe.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Re: RÄTSELHAFTE LEERE : Forscher entdecken Riesenloch im Universum
Beitrag von: Chrisse am 24 August, 2007, 13:34
So hats auch in der unendlichen Geschichte begonnen.... Das Nichts....
Titel: Re: RÄTSELHAFTE LEERE : Forscher entdecken Riesenloch im Universum
Beitrag von: Jürgen am 24 August, 2007, 13:54
Ausläufer davon haben unsere Brieftaschen schon erreicht.
Und zahlreiche Hirne, insbesondere an gewissen gesellschaftlichen Positionen...

Spass beiseite,  die tatsächlichen Mess-Daten sind so ungenau, dass eine Darstellung wie im oberen Bild nur als Phantasie-Produkt gelten kann.
Hier geht's eher darum, dass man aus den benachbarten Regionen immerhin noch irgendwelche Strahlung messen kann, wenngleich hart an den Messgrenzen, aus dem angeblichen Loch dagegen nichts mehr. Also sollte man derzeit eher an eine Region verminderter Dichte denken, als an einen wirklich leeren Raum. Vielelcht aber auch an einen Gravitations-Linsen-Effekt, in dessen Fokus-Richtung zufällig keine hellen Objekte liegen, oder irgendeine bisher nicht bekannte Art der Abschattung z.B. durch Nichtbarionisches.

Und selbst wenn die Annahme eines Loches stimmen sollte, dieses Universum ist nun einmal nicht völlig gleichmässig gefüllt. Sonst würde es uns nicht geben, denn wir sind um viele Grössenordnungen dichter als der weit überwiegende Teil.
Entstanden aus extremen Hochtemperatur-Prozessen, ist es nicht weiter verwunderlich, wenn bei'm 'Ausfrieren' irgendwelche Lunker entstehen, auch mal 'etwas' grössere...

Die bisher entdeckten grössten Strukturen lassen an eine Art Schaum denken, in dem man nun vielleicht eine besonders grosse Blase entdeckt hat.
Titel: Re: RÄTSELHAFTE LEERE : Forscher entdecken Riesenloch im Universum
Beitrag von: Chrisse am 24 August, 2007, 17:06
Zitat
Und zahlreiche Hirne, insbesondere an gewissen gesellschaftlichen Positionen...

Ich dachte immer die hätten kristallisiertes Hochdruckvakuum inner Birne.....
Titel: Re: RÄTSELHAFTE LEERE : Forscher entdecken Riesenloch im Universum
Beitrag von: Jürgen am 24 August, 2007, 23:46
Die träge graue Masse ist bei den wahren Mächtigen amorph, nicht kristallin.
Es muss so eine Art über-flüssiger Anti-Sauerstoff sein.
Daher treten auch sofort übelste Dämpfe aus, sobald ein Mikrofon in der Nähe ist.
Und die Menge ist fast unerschöpflich, reicht u.U. aus, um Millionen zu betäuben, selbst im Freien.
Aber noch schlimmer ist der fette Grinse-Blick, der erzeugt oft selbst noch im Schwarz-Weiss-Raster-Druck nachhaltige Übelkeit...  ::)
Beide 'Fähigkeiten' sind sogar auf sogenannte Pressesprecher übertragbar.
Titel: Sensibler Jäger der Schwarzen Löcher
Beitrag von: SiLæncer am 03 Oktober, 2007, 10:22
NASA-Weltraumteleskop NuStar startet nun doch ins All, um Schwarze Löcher aufzuspüren – Starttermin: 2011

Grünes Licht für das kostengünstige Röntgen-Weltraumteleskop NuSTAR, das Schwarze Löcher mit 500-Mal größerer Empfindlichkeit aufspüren kann als jedes bislang existierende im Röntgenbereich operierende Instrument. Das im letzten Jahr aus finanziellen Gründen gekippte Projekt soll 2011 mit einer Pegasus-Rakete ins All gehievt werden.

Dunkle Energie, Dunkle Materie, Schwarze Löcher – die dunklen Schattenseiten des Universums haben vielleicht astronomisch prägnante Namen, sind aber bislang noch von keinem Vertreter dieser Disziplin direkt gesichtet oder gemessen, geschweige denn fotografiert worden. Es sieht so aus, als hätten sich diese spukenden unförmigen finsteren Ungestalten mit Absicht ein schwarzes Gewand umgehangen, um sich vom restlichen Universum abzusondern, sich einer direkten Observation zu entziehen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26308/26308_1.jpg)

Gestohlenes Lebenselixier

Auf Schwarze Löcher trifft dies im Besonderem zu, weil sie fatalerweise ausgerechnet dem Universum selbst das "Lebenselixier" – sprich Materie und Energie – entziehen. Dies derart gierig, dass sie alles, was ihnen zu nahe kommt, auf Nimmerwiedersehen verschlingen.

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Überrest eines Sterns, der vor mehreren Milliarden Jahren in der Milchstraße explodierte. Auch in seiner "Nähe" existieren Schwarze Löcher, die sich gleichwohl nicht so farbenfroh zu erkennen geben. Bild: NASA, The Hubble Heritage Team (STScI/AURA), Y.-H. Chu (UIUC), S. Kulkarni (Caltech) and R. Rothschild (UCSD)

Obwohl Schwarze Löcher, die aus massereichen sterbenden Sternen geboren werden und im Verlaufe ihres Daseins jegliche Form von Materie und Energie aufsaugen, nur indirekt via Röntgen-, Infrarotlicht oder mittels ihrer starken Gravitation auf sich aufmerksam machen, wissen Astronomen, dass diese unsichtbaren Objekte, die im Universum in allen Größenklassen vorkommen, dort beileibe keine Seltenheit sind. Hierzu zählt auch das "Biest" im Zentrum unserer Galaxis Sagittarius A*, das nach derzeitigem Forschungsstand ein supermassives Schwarzes Loch mit einer Masse von ca. 3,7 Millionen Sonnenmasse ist.

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Keine fliegenden unbekannten Objekte, vielmehr ein Bild im Röntgenbereich vom Zentrum unserer Milchstraße (Sagittarius A*), in dem ein supermassives Schwarzes Loch haust. Bild: NASA/CXC/UCLA/M.Muno et al.

Infolge seiner ungeheuren Schwerkraft verschlingt es Gas, Staub und sogar ganze Sterne dermaßen schnell, dass die einfallende Materie sich auf mehrere Millionen Grad Celsius aufheizt und daher im ganzen Spektrum, auch im sichtbaren Bereich hell leuchtet. Doch am deutlichsten verraten sich solcherlei poststellare Gebilde, die aus massereichen sterbenden Sternen zu Leben erwachen, beim Stillen ihres "Hungers" durch Röntgen- und- Infrarotstrahlung und höchstwahrscheinlich aber auch via Gammastrahlen.

Wiedergeburt nach einem Jahr

Ab 2011 können Forscher dieses Treiben genauer als jemals zuvor observieren. Denn trotz der angespannten Haushaltslage der NASA hat sich die US-Raumbehörde vor Kurzem dazu durchgerungen, eine Mission "wiederzubeleben", die im Februar letzten Jahres aus pekuniären Gründen gestrichen wurde. Nuclear Spectroscopic Telescope Array, kurz NuSTAR genannt, wird nun doch nicht vom Haushaltsloch der NASA verschluckt, sondern soll ab dem Jahr 2011 als bislang leistungsfähigstes Instrument, das jemals für die Suche nach Schwarzen Löchern gebaut wurde, zum Einsatz kommen. Die vergleichsweise leichte orbitale Sternwarte – sie wiegt nur 287 Kilogramm – soll in vier Jahren mit einer Pegasus-Rakete vom Typ XL SELVS II-Rakete, die von einem Flugzeug in 13,3 Kilometer Höhe abgeworfen wird, in den Orbit gehievt werden.

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Himmelsausschnitt im Röntgenbereich mit potenziellen Kandidaten für Schwarze Löcher, wie ihn heutige Satelliten sehen. Bild: NASA

"Wir freuen uns sehr, dass wir die NuSTAR-Mission wieder ins Leben rufen können, die 2011 starten soll", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer des Science Mission Directorate vom NASA-Hauptquartier in Washington, D.C. "NuSTAR weist eine 500-mal größere Sensibilität als alle bisherigen Instrumente auf, die nach Schwarzen Löchern suchen. NuStar bietet uns eine großartige Gelegenheit, ein wichtiges astronomisches Grenzgebiet zu untersuchen."

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Himmelsausschnitt im Röntgenbereich mit potenziellen Kandidaten für Schwarze Löcher, wie ihn NuStar sehen würde. Bild: NASA

Zeitlicher Lückenfüller

Die NASA hofft mit NuSTAR die "missionslose" Zeit zwischen dem Start des Wide-field Infrared Survey Explorer im Jahr 2009 und dem des "James Webb Space Telescope" im Jahr 2013 sinnvoll zu überbrücken. Auf der Jagd nach Schwarzen Löchern soll NuSTAR das Universum im Licht hochenergetischer Röntgenstrahlen observieren und insbesondere jenen X-ray-Bereich abtasten, der von bisherigen Röntgensatelliten nicht mehr registriert werden kann. NuSTAR wird dabei auch aktive Galaxien und Supernovae-Explosionen ins Visier nehmen und zum Verständnis der Elemententstehung beitragen.

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Künstlerische Darstellung eines versteckten Schwarzen Loches, für das NuSTAR ein ideales Teleskop wäre. Bild: Aurore Simonnet

Mithilfe seines Datenmaterials und dem anderer Missionen, die auf anderen Wellenlängenbereichen operieren, soll ein wenig Licht in das Dunkle dieser mysteriösen Objekte gebracht werden. "NuSTAR wird sehr tiefe Beobachtungen im harten Röntgenstrahlenbereich durchführen und auf diese Weise die Entdeckung von Schwarzen Löchern und anderen exotischen Phänomenen ermöglichen", betont Jon Morse, Direktor der Astrophysik-Abteilung im NASA-Hauptquartier.

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NuSTAR mitsamt seinen drei empfindlichen Detektoren. Bild: Bill Craig

Zehn Meter Brennweite

Um die Röntgenstrahlung eines Schwarzen Lochs einzufangen, nutzt NuSTAR ein optisches System, das die im flachen Winkel einfallende Röntgenstrahlung mit einer Brennweite von zehn Metern auf drei Detektoren fokussiert, die nebeneinander angeordnet sind. Ein entsprechender Ausleger, der nach dem Erreichen der Erdumlaufbahn nach Art einer Ziehharmonika ausgefaltet wird, soll den erforderlichen Abstand zwischen den Detektoren und Spiegelsystem garantieren.

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NuSTAR wird mit einer Pegasus XL SELVS II-Rakete in den Orbit transportiert. Die Rakete selbst wird von einem umgebauten ehemaligen Verkehrsflugzeug (L 1011) auf circa 13,3 Kilometer Höhe befördert, dort fallen gelassen und gezündet. Bild: NASA

NuSTAR ist ein Bestandteil des Explorer-Programms der NASA, mit der kleinere bis mittlere Raumfahrtmissionen, die ein geringes Gewicht haben und somit kostengünstiger sind, gefördert werden sollen. Besagte Mission war ursprünglich 2003 aus einer Reihe von Vorschlägen ausgewählt worden. Die angesetzten Kosten für das Projekt belaufen sich zurzeit auf 134 Millionen Dollar, was ungefähr 95,27 Millionen Euro entspricht.

Zu den laufenden Explorer-Missionen gehören beispielsweise GALEX, HESSI und Swift. Möglicherweise sollen in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehnts noch drei weitere Explorer-Missionen hinzukommen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Forscher starten neue Großfahndung nach Aliens
Beitrag von: SiLæncer am 12 Oktober, 2007, 14:23
Seit mehr als 40 Jahren suchen Forscher systematisch nach Funksignalen von Außerirdischen - bisher erfolglos. Jetzt hat eine neue Großfahndung begonnen: 42 Radioteleskope lauschen nach intelligentem Leben im All - mit den Dollar-Millionen von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen.

Hat Creek - 6EQUJ5. Das ist alles, was das die systematische Suche nach intelligenten Außerirdischen bisher an greifbaren Ergebnissen gebracht hat. Am 5. August 1977 spuckte ein Computer am "Big Ear"-Radioteleskop der Ohio State University die Zeichenkolonne aus. Der Astrophysiker Jerry Ehman erkannte darin ein enorm starkes, schmalbandiges Radiosignal - und kritzelte ein "Wow!" an den Rand des Computerausdrucks.

Das "Wow-Signal" kann bis heute nicht mit natürlichen Ursachen erklärt werden. Allerdings tauchte es auch nur einmal auf und wurde trotz intensiver Suche nicht wiederentdeckt. So blieb es das bisher einzige Signal, das im Rahmen der unter dem Oberbegriff Seti (Search for extraterrestrial Intelligence) zusammengefassten Projekte auf schlaue Aliens hinweisen könnte, wenn auch nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit.

In den vergangenen Jahren ist es still geworden um die Alien-Suche und das 1984 gegründete private Seti Institute in Kalifornien. Jetzt aber hat eine neue Großfahndung nach den fremden Intelligenzen begonnen. Im Norden Kaliforniens begannen am gestrigen Donnerstag 42 Radioteleskope des Allen Telescope Arrays (ATA) mit der Sammlung wissenschaftlicher Daten aus den hintersten Winkeln des Universums. Benannt ist das Teleskopnetz nach Paul Allen, dem Mitbegründer des Microsoft-Konzerns. Der Milliardär hat etwa die Hälfte des 50 Millionen Dollar teuren Projekts finanziert.

42 Schüsseln lauschen nach Funksignalen

"Dieses Projekt verkörpert einen potentiellen Durchbruch im Bau großer Ansammlungen von Radioteleskopen, die extrem kosteneffizient sind", sagte Allen. Das ATA ist nach Angaben der Forscher die erste Anlage, die speziell für die Suche nach außerirdischem Leben gebaut wurde. Die einzelnen Schüsseln haben einen Durchmesser von sechs Metern und entsprechen damit einer einzelnen Kollektorfläche von 40 Metern.

Das Layout der 42 Schüsseln wurde am Computer entworfen und soll darauf optimiert sein, qualitativ hochwertige Radiowellen aufzunehmen. Es kann auch menschliche Störsignale herausfiltern, die bei vielen Radioteleskopen dazu führen, dass Daten unbrauchbar werden. "Für Seti sind die technischen Möglichkeiten des ATA eine exponentielle Zunahme für die Fähigkeit bei der Suche nach außerirdischen Signalen", sagte Seti-Astronom Seth Shostak. "Es könnte zur Entdeckung von intelligenten Wesen im Universum führen."

"Wie 200 Millionen Jodie Fosters"

Shostak verglich das Projekt mit dem Hollywood-Film "Contact" aus dem Jahr 1997. Darin spielt Jodie Foster eine Wissenschaftlerin, die Signale einer fernen Zivilisation zu entziffern versucht. "Das Allen Telescope Array ist ungefähr so, als würden 200 Millionen Jodie Fosters ins All lauschen", sagte Shostak. Allerdings sei die Fahndung nach intelligenten Außerirdischen selbst unter diesen Voraussetzungen vergleichbar mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, räumte Shostak ein. Es sei zudem völlig unklar, wie viele Nadeln es in dem "riesigen Heuhaufen aus 400 Milliarden Sternen" gebe.

Wie das Seti Institute und die University of California in Berkeley erklärten, ist dies die erste Phase eines groß angelegten Projekts. Schon bald soll ein Netzwerk aus insgesamt 350 Teleskopen nach Signalen im Weltraum lauschen. Es soll in drei Jahren fertig sein und völlig neue Möglichkeiten bieten.

Doch noch sind die Universität und das Seti Institute auf der Suche nach weiteren Sponsoren, um das geplante 350-Schüssel-Teleskop verwirklichen zu können. Damit hoffen die Astronomen, bis 2025 Signale außerirdischer Zivilisationen empfangen zu können. Neben der Suche nach außerirdischem Leben soll mit dem Teleskop auch die Entstehung von Galaxien, Supernovae und Schwarzen Löchern erforscht werden.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Schwarzes Loch: Sternleiche bricht Masse- Rekord
Beitrag von: SiLæncer am 18 Oktober, 2007, 11:09
US-Astronomen haben das bisher größte stellare Schwarze Loch im Weltall entdeckt. Das beim Kollaps eines Sterns entstandene Objekt wiegt fast 16 Mal soviel wie die Sonne. Nach bisherigen Theorien über die Entstehung Schwarzer Löcher dürfte es eigentlich gar nicht existieren.

US-Astronomen haben ein wahres Ungetüm im All aufgespürt: Das jetzt entdeckte etwa drei Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte stellare Schwarze Loch hat die 15,7-fache Masse unserer Sonne, berichten Jerome Orosz von der San Diego State University und seine Kollegen. Damit handele es sich um das schwerste Schwarze Loch seiner Art, schreiben die Forscher im Magazin "Nature (Bd. 449, S. 872-875).

Stellare Schwarze Löcher sind Sternenleichen und wesentlich kleiner als sogenannte supermassive Schwarze Löcher. Sie entstehen, wenn ein Stern seinen Brennstoffvorrat verbraucht hat und unter dem eigenen Gewicht innerhalb von Sekunden kollabiert. Dabei blitzt der Stern noch einmal kurz als Supernova auf. "Übrig bleibt eine extrem dichte und massereiche Sternleiche, deren Anziehungskraft nicht einmal Licht zu entkommen vermag: ein Schwarzes Loch", erklärten die Wissenschaftler.

Eine Partnersonne ziehe alle dreieinhalb Tage an dem Objekt mit der Bezeichnung M 33 X-7 vorüber und schirme die Röntgenstrahlung ab, die das Massemonster umgebe. Dieser Stern war es auch, der die Vermessung des Schwarzen Lochs erlaubte.

Aus der Dauer der Abschirmung und der Geschwindigkeit des Begleitsterns "konnten wir sehr exakt die Massen der beiden Komponenten des Doppelsternsystems ableiten", sagte Wolfgang Pietsch vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, der an der Entdeckung beteiligt war. Der Begleitstern selbst habe die 70-fache Masse unserer Sonne.

Die Entdeckung ist auch deshalb bemerkenswert, weil Astrophysiker Schwierigkeiten haben, mit ihren bisherigen Modellen die Entstehung von stellaren Schwarzen Löchern schwerer als zehn Sonnenmassen zu erklären. Es stellten sich nun eine Menge neuer Fragen, sagte Orosz.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Re: Schwarzes Loch: Fressorgie lässt Wolke leuchten
Beitrag von: Jürgen am 18 Oktober, 2007, 19:30
Niemand weiss bislang genau, ob ein einmal entstandenes Schwarzes Loch noch an Masse zunehmen kann, weil die tatsächlichen Vorgänge an dem Ereignishorizont noch nicht verstanden sind, noch weniger dahinter...
Selbst unser beschränktes Verständnis von Zeit greift unter so extremen Verhältnissen nicht und kann leicht zu totalen Fehlinterpretationen führen.
Welche Zeit herrscht direkt am Ereignishorizont, verglichen mit der näheren Umgebung?
Wie stehen Masse und Schwerkraft wirklich über die Zeit in Verbindung, bei solchen Bedingungen?

Insofern gibt es keinen zwingenden oder auch nur 'vernünftigen' Grund, dass ein Schwarzes mit der Masse entstanden sein muss, die es 'jetzt' zu haben scheint.
Und damit muss die Theorie über die Entstehung stellarer Schwarzer Löcher weder fehlerhaft noch unvollständig sein, sie kann es aber sehr wohl...
Titel: Dauer-Lauschangriff auf außerirdische Zivilisationen
Beitrag von: SiLæncer am 19 November, 2007, 19:43
SETIs Sprung ins 21. Jahrhundert hat begonnen – Allen Telescope Array nimmt Arbeit auf. Ab 2010 horchen 350 Radioteleskope im Verbund ins All und durchforsten dabei sekündlich 100 Millionen Kanäle. Planetenjäger und SETI-Forscher wollen Hand in Hand arbeiten

Das seit 2001 in der Planung und im Bau befindliche Allen Telescope Array (ATA) ist das erste Teleskop, das speziell für die Suche nach außerirdischem Leben konstruiert wurde. Der Paradigmenwechsel in der SETI-Forschung (SETI = Search for Extraterrestrial Intelligence/Suche nach außerirdischen Intelligenzen) ist programmiert. Erstmals können Radioastronomen bald 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ungestört und ununterbrochen nach außerirdischen Kosmogrammen Ausschau halten. Die bislang 42 phasenweise operierenden Schüsseln funktionieren tadellos. In dreieinhalb Jahren soll das Netzwerk auf 350 Teleskope anwachsen. Mindestens 25 Millionen Dollar wären aber noch nötig, um das ehrgeizige Projekt voranzutreiben.

Mehr... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26615/1.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Forscher vermuten dunkle Materie in Halos von Galaxien
Beitrag von: SiLæncer am 02 Dezember, 2007, 01:46
Das kosmologische Lambda-CDM-Modell (Lambda: Kosmologische Konstante, CDM: Cold Dark Matter) beruht auf der Annahme der Existenz so genannter dunkler Energie und dunkler Materie – Masse, die weder optische noch andere elektromagnetische Strahlung aussendet, sondern nur gravitativ wechselwirkt. Gegenwärtig geht man davon aus, dass dunkle Energie und dunkle Materie zusammen rund 96 Prozent unseres Universums ausmachen. Darüber, wo die dunkle Materie herkommt, wie und wo man sie aufspüren könnte, streiten die Gelehrten.

Laut einem Bericht der EETimes wollen Forscher der McMaster University in Hamilton, Ontario nun mit Hilfe der Rechenleistung des Shared Hierarchical Academic Research Computing Network die fehlende dunkle Materie dingfest gemacht haben. Dazu verwendeten die Wissenschafter das nach eigenen Aussagen bislang aufwendigste Modell zur Galaxienentstehung.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass das Lambda-CDM-Modell grundsätzlich korrekt sei. "Es bedurfte nur einer detaillierteren Simulation", meint Sergey Mashchenko, Forscher am Department of Physics & Astronomy an der McMaster-Universität. Das CDM-Modell sage deutlich mehr dunkle Materie in den Zentren entfernter Galaxien voraus als nachweisbar sei. Auf großen Skalen funktioniert das CDM-Modell laut Mashchenko gut, ihm fehlten jedoch die Details, um die Entstehung einzelner Galaxien zu beschreiben. Eben diese Details wollen die McMaster-Forscher in ihrem erweiterten Modell berücksichtigt haben und kommen so zu dem Schluss, dass Supernovae interstellare Gaswolken samt dunkler Materie in die Außenbereiche von Galaxien beförderten. Entsprechend müsste die dunkle Materie nicht im Zentrum der Galaxien, sondern in deren Außenbereichen in unsichtbaren Halos zu finden sein.

Quelle : www.heise.de
Titel: Strahlende Phantomgalaxie
Beitrag von: SiLæncer am 08 Dezember, 2007, 14:56
Hubble schießt farbenprächtiges Bild einer Zwillingsgalaxie der Milchstraße, die optisch zu den schönsten ihrer Art zählt

Die effektivste Zeitmaschine, mit der Wissenschaftler seit April 1990 tief in die Vergangenheit reisen, schwebt nach wie vor im irdischen Orbit. Das von der NASA und ESA konstruierte und finanzierte Weltraumobservatorium Hubble (HST) hat uns – wie kein anderes Teleskop zuvor – mit atemberaubenden, gestochen scharfen Bildern verwöhnt. Auch dieses Mal wieder. Unlängst veröffentlichten beide Agenturen eine Serie brillanter Astrofotos. Es sind Bilder einer Galaxie, die der Unsrigen nicht unähnlich ist. Wer mag von dort wohl auf unsere Welteninsel blicken?

Das hätte sich der große amerikanische Astronom Edwin Hubble (1889-1953) damals bestimmt nicht in seinen kühnsten Träumen ausgemalt, dass sein Name eines Tages einmal für eines der bislang erfolgreichsten astronomischen Weltraumprojekte stehen würde. Eigentlich hätte in den 1950er Jahren keiner je erahnen können, dass ein nach Edwin Hubble benanntes Teleskop ein halbes Jahrhundert später einmal im Orbit weilen und von dort in die unendliche Endlichkeit des Universums eintauchen würde.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26778/26778_1.jpg)
Edwin Hubble bei der Arbeit. Bild NASA

Die Nummer 74

Inzwischen ist das 11 Tonnen schwere und 13,2 Meter lange, mittlerweile schon seit mehr als 17 Jahren im Orbit auf Dienstreise befindliche orbitale NASA-ESA-Fernrohr das wertvollste und erfolgreichste kosmische Observatorium der Postmoderne. Längst ist es ein fester, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Astronomie und sogar eine feste Größe in den Medien geworden, was vielleicht damit zusammenhängt, dass es kaum einen vergleichbaren Satelliten im Orbit gibt, der einerseits so hochbetagt, andererseits aber dank effektiver Wartung zugleich mit den Jahren immer besser, präziser und leistungsfähiger geworden ist.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26778/26778_2.jpg)
Jetzt noch unverzichtbar, aber voraussichtlich 2013 wird Hubble von dem "James Webb Space Telescope" (JWST) abgelöst. Bild: NASA

Dass Hubble unersetzbar ist, bewies das orbitale Fernrohr unlängst erneut, als es eine Spiralgalaxie ins Visier nahm, die mit zu den schönsten ihrer Art zählt. Messier 74 (NGC 628);;http://seds.org/messier/m/m074.html zählt zu den bekanntesten im Sternbild Pisces (Fische) angesiedelten Galaxien. Entdeckt wurde sie bereits im September 1780 von [extern] Pierre Méchain (1744-1804), bevor der französische Astronom Charles Messie (1730-1817) sie katalogisierte und entsprechend nummerierte.

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Chandra-Bild von Messier 74 im Röntgenlicht und optischem Licht aus dem Jahr 2001 Bild: X-ray: NASA/CXC/U. of Michigan/J.Liu et al.; Optical: NOAO/AURA/NSF/T.Boroson

Aus dem Zentrum spiralisiert

Nur 32 Millionen Lichtjahre (10 Millionen Parsec) von uns entfernt, kommt das kosmische kreiselähnliche Gebilde wie eine kleinere Version der Galaxis daher. Mit schätzungsweise 100 Milliarden Sonnen ist Messier 74 etwas kleiner als unsere Milchstraße, ähnelt dieser aber in puncto Morphologie. Obwohl wir praktisch senkrecht auf die Symmetrie-Ebene dieser fernen Welteninsel blicken, können Astronomen die ganze Pracht und Ausdehnung dieser Galaxie nur mit hochauflösenden Teleskopen bewundern, Hobby-Astronomen hingegen weitaus seltener, was diese dazu animierte, diese Welteninseln mit dem Spitznamen "Phantomgalaxie" zu versehen.

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Das aktuelle Hubble-Bild von M 74. Die neuen Fotos setzen sich aus Daten zusammen, die das Weltraumteleskop in den Monaten November/Dezember des Jahres 2003 und Februar/Juni 2005 von Messier 74 gesammelt hat. Bildt: NASA, ESA, and The Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration

Auf den neuen Hubble-Bildern kommen alle Charakteristika dieser Materieoase gut zur Geltung. So leuchtet das helle Zentralgebiet dieses Systems im rötlichen Licht der älteren, metallarmen Sterne. Förmlich ins Auge sticht die perfekte Symmetrie. Der Betrachter sieht, wie sich die Arme der Spiralgalaxie aus NGC 628 aus dem galaktischen Zentrum herauswinden. Dies gilt auch für die Staubstraßen, die ihren Ursprung ebenfalls am Galaxiekern haben. Sie winden sich entlang der Spiralarme vom Herzen der fernen Weltensinsel fort.

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GMOS-Aufnahme von M 74 aus dem Jahr 2001 zum Vergleich. Bild: Gemini Observatory, Hilo Hawai'i

Tanz der Satellitengalaxien

In besagten Spiralarmen stellen Gas- und Staubwolken das Gros der Materie. In ihnen erblicken durchweg neue Sterne das Licht der fernen Welteninsel, von denen die heißesten und hellsten sogenannte Blaue Sterne sind. Die ultraviolette Strahlung, die diese abgeben, bringt die Wasserstoffwolken zum Glühen. Blaue Zwerge kommen vergleichsweise selten vor, dominieren aber – nomen est omen – in einem unverkennbar bläulichen Ton.

Infolge seiner Größe und Masse bindet M 74 einige Satellitengalaxien (siehe folgendes Bild) an sich. Sie umkreisen die wunderschöne Spiralgalaxie wie Monde einen Planeten umrunden.

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Aktuelle Hubble-Aufnahme des Galaxienrandes von M 74. In der Mitte des Bildes sieht man – ganz klein – eine weitere Spiralgalaxie. Bild: NASA, ESA, and the Digitized Sky Survey 2. Acknowledgment: Davide De Martin (ESA/Hubble)

Bereits vor mehr zwei Jahren lag ein sehr hochauflösendes Foto dieser Galaxie vor, aufgenommen von GMOS, dem zwei Tonnen schweren "Gemini Multi-Object Spectograph". Was Jakob Staude vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg seinerzeit über dieses Bild zum Besten gab, hat auch heute noch Gültigkeit:

"Die Massereichsten unter den neu entstandenen Sternen sind auch die kurzlebigen, hellsten und heißesten: Sie sind zwar besonders selten, aber dennoch ist ihr bläuliches Licht innerhalb der Spiralarme vorherrschend. Die allerheißesten dieser Sterne emittieren eine ionisierende Strahlung, welche die ausgedehnten Wolken interstellaren Wasserstoffs, aus denen die neuen Sterne laufend entstehen, zu ihrem charakteristischen roten Leuchten anregt."

Quelle und Links : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26778/1.html
Titel: Das Zeitalter der Schwarzen Sterne
Beitrag von: SiLæncer am 09 Dezember, 2007, 10:20
Womöglich leuchteten die ersten Sterne gar nicht im sichtbaren Bereich: nach Berechnungen von US-Forschern spielte Dunkle Materie bei ihrer Bildung eine stärkere Rolle als bisher vermutet.

Heute vor 13 Milliarden Jahren herrschte eine recht explosive Stimmung im Universum. Eben war es erst in einer gigantischen Explosion entstanden, dem Big Bang, Strukturen, wie wir sie heute kennen, existierten noch nicht.

Seine Zusammensetzung muss aber schon dem mittlerweile deutlich ruhigeren Kosmos entsprochen haben, der sich in der Gegenwart um uns ausbreitet. Das heißt auch: sichtbare Materie stellt nur vier Prozent des Universums dar. 23 Prozent rechnet man der so genannten Dunklen Materie zu, der Rest ist Dunkle Energie. Über diese Verhältnisse sind sich die Wissenschaftler großteils einig - sie erklären auch, warum das Weltall in dem Tempo auseinanderstrebt, das es nun mal messbar an den Tag legt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26803/26803_1.jpg)
So könnte ein Dunkler Stern ausgesehen haben, wenn man ihn im Infrarot-Spektrum betrachtete. Der Kern (rot) ist von Wolken aus Helium- und Wasserstoffgas umgeben. Bild: University of Utah

Worüber man sich jedoch bisher wenig Gedanken gemacht hat, das ist die Rolle der Dunklen Materie in der Kinderstube des Universums. Hat sie sich fein aus der Erziehung herausgehalten, sind die heutigen Strukturen ohne ihr Zutun zustande gekommen? Wegen der damaligen Größen- und Dichtenverhältnisse scheint das nicht sehr wahrscheinlich. US-Forscher der University of Utah haben nun in einer Studie für die Physical Review Letters untersucht, wie das Universum damals tatsächlich ausgesehen haben könnte.

Die Theorie geht bisher davon aus, dass sich im Nachhall der Riesenexplosion feinste Wirbel in der kosmischen Strahlung bildeten, die zu lokalen Dichteunterschieden führten. Die Materie begann, sich an diesen Stellen zusammenzuklumpen. In dem Maße, wie sich Helium- und Wasserstoffatome in Wolken sammelten, kühlten sich die Teilchen ab. Die Wolken schrumpften dadurch allmählich - bis an einem bestimmten Zeitpunkt die Dichte groß genug war, dass die Kernfusion einsetzen konnte, die noch heute die Sterne antreibt.

Wo passt in dieses Modell die Dunkle Materie? Die Wissenschaftler um Paolo Gandolo gehen davon aus, dass sie die Zusammenballung zu den ersten Sternen verzögerte. Die Neutralinos der Dunklen Materie könnten sich gegenseitig annihiliert haben, dabei Quarks, Antiquarks und Wärme produzierend. Dieser Prozess hinderte, wenn das Simulationsmodell der Forscher stimmt, die riesigen Gaswolken daran, weiter zu schrumpfen und klassische Sterne zu bilden. Rund 80 bis 100 Millionen Jahre nach dem Big Bang prangten stattdessen Dunkle Sterne am Himmel, die nur im Infrarotbereich strahlten. Sie müssen 400- bis 200.000-mal größer als die Sonne gewesen sein. Die Prozesse in ihrem Inneren setzten allerdings auch Gammastrahlung, Protonen und Antiprotonen frei - um harmlose Giganten handelte es sich nicht.

Das Modell des Forscherteams hat drei wesentliche Auswirkungen. Es erklärt einerseits die Bildung schwerer Elemente auf neue Weise. Zweitens könnte es bei der Suche nach Dunkler Materie helfen - Gamma- und andere Strahlung, die aus einem solchen Stern kommt, hätte ganz charakteristische Eigenschaften. Und drittens könnte es erklären, warum sich Schwarze Löcher schon so früh in der Evolution des Universums bildeten - nach der bisherigen Theorie ist das nicht richtig erklärbar. Theoretisch könnte das Universum, meinen Gandolo und Kollegen, noch immer Dunkle Sterne beherbergen. Ob sich der Prozess der Neutralino-Annihilation und der Abkühlung der Gaswolke die Waage halten können, hängt aber wesentlich von der Masse der Neutralinos ab. Und da man diese hypothetischen Bestandteile der Dunklen Materie noch nie beobachten konnte, kann man in die Computermodelle sehr frei jeden beliebigen Wert einsetzen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Voyager im Termination Shock
Beitrag von: SiLæncer am 12 Dezember, 2007, 11:35
30 Jahre ist sie schon unterwegs - jetzt hat die Raumsonde "Voyager 2" die Zone zwischen Sonnensystem und interstellarem Raum erreicht, den "Termination Shock". Die Messdaten zeigen: Die Grenze flattert hin und her und fungiert als mächtiger Teilchenbeschleuniger.

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Edward Stone vom California Institute of Technology gehört zu den Wissenschaftlern, denen besonders viel Geduld abverlangt wird. 1972 war er zum "Voyager"-Projekt gestoßen, 1977 wurden die Zwillingssonden "Voyager 1" und "Voyager 2" ins All geschossen. Spektakuläre Daten lieferten die Sonden dann höchstens alle paar Jahre. Nun verlässt "Voyager 2" unser Sonnensystem - die bislang 30 Jahre währende Reise tritt in eine neue Phase.

Stones Beharrlichkeit wurde immer wieder belohnt: Die Sonden funkten beeindruckende Fotos vom Jupiter oder den Ringen des Saturn zur Erde (siehe Bilderstrecke unten). Nun, nach 30 Jahren Flug, hat Sonde Nummer 2 die Zone des sogenannten Termination Shock vermessen - die Grenze zwischen Sonnensystem und interstellarem Raum.

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"Ein neuer Meilenstein in der 30-jährigen Geschichte von 'Voyager'", sagt Stone voller Stolz auf der Pressekonferenz in San Francisco. "Zum ersten Mal haben wir direkte Messungen vom Termination Shock." Zugleich habe "Voyager 2" bewiesen, dass das Sonnensystem eingedrückt sei. Bislang habe es dafür nur Indizien gegeben.

Der Termination Shock markiert den Rand unseres Sonnensystems. Der Solarwind wird an dieser Grenze durch das interstellare Magnetfeld stark abgebremst. Das zeigen auch die Messdaten, die das "Voyager"-Team jetzt auf dem Treffen der American Geophysical Society (AGU) vorgestellt hat. Auf dem weiteren Flug wird "Voyager 2" die sogenannte Heliosheath passieren, wo sich Sonnenwind und interstellares Gas mischen - dahinter beginnt der interstellare Raum.

Es gab bislang keine Messungen von der Außengrenze unseres Sonnensystems. Der erste Versuch mit "Voyager 1" schlug fehl, Instrumente fielen aus, zudem gingen Daten verloren. Mit "Voyager 2" hatten die Nasa-Forscher mehr Glück und konnten so beim Passieren des Termination Shock dabeisein - zumindest mit ihren Instrumenten.

"Die Sonde hat den Termination Shock gleich fünf Mal durchquert", berichtet Stone und vergleicht die Situation mit Wellen, die den Strand erreichen. Das Wasser kommt, geht zurück, eine neue Welle kommt. Auch wenn der Begriff Termination Shock Schlimmes befürchten lässt - beim Durchfliegen der Grenzzone war "Voyager 2" nicht in Gefahr: "Das Raumschiff nimmt keinen Schaden", betont Stone.

"Voyager 1" hat den Termination Shock schon 2004 passiert - in einem Abstand von rund 94 Astronomischen Einheiten (AE) zur Sonne. Eine AE entspricht dem mittleren Abstand Erde - Sonne, also knapp 150 Millionen Kilometern. "Voyager 2" hat diese Marke nun ebenfalls erreicht - allerdings in dem geringeren Abstand von 84 AE.

Die Abstände der Shocks zur Sonne sind verschieden

Die beiden Sonden entfernen sich in verschiedenen Richtungen von der Sonne: nach Norden ("Voyager 1) beziehungsweise nach Süden ("Voyager 2"). Normalerweise sollten die Abstände von der Sonne zum Termination Shock in alle Richtungen gleich sein - der nun gemessene Unterschied beweist jedoch, dass unser Sonnensystem eine Delle hat.

"Das interstellare magnetische Feld ist offenbar an der Stelle, an der sich 'Voyager 2' befindet, stärker als an anderen Stellen", erklärt Stone das Phänomen. Sein Forscherkollege Leonard Burlaga vom Goddard Space Flight Center der Nasa ergänzt: "Der stellare Wind versucht, in den interstellaren Raum zu dringen - aber der sagt Nein." Der Termination Shock ist laut Burlaga eine sehr dynamische Grenze. Sie flattert hin und her, so konnte die Sonde die Marke auch fünf Mal durchqueren.

Eine Überraschung erlebten die Forscher, als sie die Temperaturwerte des Plasmas aus Protonen und Elektronen untersuchten, aus denen der Sonnenwind besteht. Sie hatten mit einer starken Aufheizung gerechnet - irgendwohin musste die beim Abbremsen des Sonnenwindes freiwerdende Energie schließlich gehen. Doch statt der erwarteten Million Kelvin zeigten die Instrumente nur rund 200.000 Kelvin an. Wohin war die Energie verschwunden?

"Ein mächtiger Teilchenbeschleuniger"

"Wahrscheinlich steckt sie in Partikeln, die von außen aus dem interstellaren Raum kommen und ionisiert werden", sagt Burlaga im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Diese Teilchen würden sich danach deutlich schneller bewegen - so zumindest die Theorie der Forscher. "Der Termination Shock ist ein mächtiger Teilchenbeschleuniger", glaubt Burlaga.

Für ihn und "Mister Voyager", den Sondenpionier Stone, ist die Mission "Voyager" noch lange nicht zu Ende. Stone ist gerade dabei, die Projektförderung für die nächsten drei Jahre zu beantragen, ursprünglich sollten die Sonden nur vier Jahre fliegen - zu Saturn und Jupiter.

"Die Sonden werden den interstellaren Raum erreichen", ist sich Stone sicher. "Die Frage ist nur, ob wir dann noch genug elektrische Energie an Bord haben." Nach Stones Angaben wird es wohl noch sieben bis zehn Jahre dauern, bis auch die Heliosheath durchquert ist - dann beginnt der interstellare Raum. "Die Energie wird mindestens bis 2020 reichen, vielleicht sogar bis 2025."

Die Sonde könnte ihren Vater überleben

Der Astronom könnte längst seinen wohlverdienten Ruhestand genießen, doch seine Raumsonde lässt ihn nicht los. Stone verkörpert "Voyager" bis heute, das zeigt sich auch auf der Pressekonferenz. Obwohl er mit drei Forscherkollegen auf dem Podium sitzt, kommen diese kaum zu Wort. Praktisch jede Frage hat Stone schon beantwortet, bevor seine Kollegen überhaupt dazu kommen, zu einer Antwort anzusetzen.

Langweilig ist Stone bei der "Voyager"-Mission nie geworden, auch wenn sie für ihn schon 30 Jahre dauert. Etwas zu tun ist immer: "Wir bekommen ständig Daten von der Sonde, und die werten wir ständig aus", sagt er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Immerhin beschäftigt ihn die Mission nicht mehr rund um die Uhr wie ganz zu Anfang: "'Voyager' ist für mich ein Teilzeitprojekt."

Irgendwann wird er das Projekt wohl ganz an einen jüngeren Kollegen abgeben müssen: Er ist bereits 71 Jahre alt, auch wenn man ihm das kaum anmerkt. Es könnte sogar sein, dass "Voyager 2" länger sendet als ihr Chefwissenschaftler lebt - ein Phänomen, mit dem man als Raumsonden-Fachmann rechnen muss.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Ist es gefährlich, Botschaften an Außerirdische zu senden?
Beitrag von: SiLæncer am 17 Dezember, 2007, 12:20
In der International Academy of Astronautics streiten sich SETI- und METI-Experten, ob und unter welchen Bedingungen man außerirdische Zivilisationen auf die Erde aufmerksam machen soll

Im Oktober hat das Allen Telescope Array (ATA) mit vorerst 42 Radioteleskopen seine Arbeit aufgenommen, die einzig darin besteht, nach Signalen außerirdischer Intelligenz zu suchen. In drei Jahren sollen schließlich 350 Radioteleskope die SETI-Forschung (Search for Extraterrestrial Intelligence) erst wirklich in Schwung versetzen und möglichst viele Sternesysteme, aber auch einzelne Exo-Planeten abhören. Strittig ist freilich trotz jahrzehntelanger Diskussionen, wie man sich verhalten soll, falls tatsächlich ein Signal entdeckt werden sollte, das von einer außerirdischen Zivilisation stammt. Seit letztem Jahr ist ein offener Streit darüber ausgebrochen, ob man sich auf SETI beschränken soll oder ob die Menschen selbst Botschaften senden sollen, um auf sich aufmerksam zu machen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26869/26869_1.jpg)
Allen Telescope Array. Bild: SETI Institute

Unter Wissenschaftlern, die sich mit der SETI-Forschung beschäftigen, gärt allerdings seit längerem der Streit darüber, ob die Menschen auch aktiv nach außerirdischer Intelligenz suchen sollen, indem sie selbst Botschaften ins All senden, um so intelligente Aliens auf die Erde und die Menschen aufmerksam zu machen. In der International Academy of Astronautics wurde die SETI Permanent Study Group eingerichtet, in der man über die Forschung diskutiert Letztes Jahr beschloss man, offenbar gegen die Kritik vieler, eine Arbeitsgruppe für "Active SETI" zu starten. Die Diskussionen über die aktive Suche führten zu Konflikten.

Von SETI zu METI

Schon 1974 sendete Frank Drake die erste Botschaft mit einer Größe von 1679 Bits an ETIs mit dem Radioteleskop in Arecibo, Puerto Rico, in die Richtung des Sternensystems M13, das 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Man wird also noch nicht so schnell mit einer Antwort rechnen können. 1999 sendete dann Alexander Zaitsev, vom Institut für Radiotechnik und -elektronik der Russischen Akademie der Wissenschaften, mit Kollegen die ersten beiden Cosmic Calls in Richtung auf vier Sonnen geschickt, die "nur" 60 Lichtjahre entfernt sind, so dass mögliche Antworten etwas mehr als 100 Jahre benötigen würden. Die erste Botschaft enthielt allerdings einige, für ETIs möglicherweise verwirrende Fehler. Die Wissenschaftler codierten eine Botschaft, die aus 23 Seiten besteht und 370967 Bits an digitalisierten Piktogramm- und Schriftsymbole enthält. 2003 wurde noch ein Cosmic Call versendet. Überdies schickten die Russen 2001 mehrere Teen-Age Messages to the Stars mit digitalisierten Informationen und analoger Musik zu den Sternen.

Zitat
In contrast to Active SETI, METI pursues not a local, but a more global purpose – to overcome the Great Silence in the Universe, bringing to our extraterrestrial neighbors the long-expected annunciation "You are not alone!
Alexander Zeitsev

Zaitsev tritt weiterhin für "active SETI" oder METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence) ein. Eines seiner Argumente ist, dass dann, wenn alle Zivilisationen im Universum nur Empfänger und keine Sender wären, dann würde die auch SETI keinen Sinn machen. Zudem würden "böse" Außerirdische uns auch dann finden, wenn keine Botschaften ausgesendet werden. Dafür würden schon die vielen starken, permanent arbeitenden Militärradars sorgen, die Russland und die USA für ihre Raketenabwehrsysteme seit den 60er Jahren installiert haben. Nicht zuletzt sei die Risikovermeidung möglicherweise selbst ein Risiko.

Die Botschaft von Cosmic Call 2 könnte frühesten 2036 auf Hip 4872 im Sternbild Cassiopeia entdeckt werden. Sollte es dort intelligentes Leben, das die Botschaft auch glücklicherweise entdeckt, dann würde eine Revolution geschehen, weil man ab dann in einem bewohnten Universum leben würde. Diese Revolution könnte von den Menschen gemacht werden und sei die "wertvollste Anwendung irdischer Vernunft". Zeichen von Intelligenz könne es sein, den Missionseifer zu haben, den Aliens die gute Botschaft zu übermitteln, dass sie nicht alleine im Universum sind.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26869/26869_2.jpg)
Die erste "Seite" des Cosmic Call

Suchen und Verstecken oder Rufen und Sich-Zeigen?

Zum offenen Streit kam es, als es darum ging, die von Michael Michaud vor 10 Jahren gemachten Vorschläge für einen Entscheidungsprozess darüber zu vereinheitlichen, ob man Außerirdischen eine Botschaft senden soll. "No transmission to extraterrestrial intelligence in response to a signal or other evidence of extraterrestrial intelligence should be sent until appropriate international consultations have taken place", hieß es in der einen Version. In der anderen lautete dieser Satz: "No communication should be sent to extraterrestrial intelligence by any State until appropriate international consultations have taken place". Im September entschied man sich für die zweite, schwächere Version. Viele hätten es für undurchsetzbar und nicht wünschbar gehalten, wenn die SETI-Gruppe die Position vertritt, versuchen zu wollen, "die Welt von Aktivitäten, die ganz legal sind, abzuhalten".

Wegen dieser Entscheidung hat John Billingham, ein ehemaliger Nasa-Wissenschaftler, die Gruppe aus Protest verlassen, weil keine ausreichende Diskussion, vor allem keine in der Öffentlichkeit, über die möglichen Folgen stattfinden, wenn die Menschheit durch das Aussenden von Signalen in die Aufmerksamkeit von ETIs rutschen. "Wir sprechen darüber, die Kommunikation mit anderen Zivilisationen aufzunehmen", so zitiert die Times Billingham, "aber wir wissen nichts über ihre Ziele, Möglichkeiten und Absichten." Das betrifft freilich nicht nur die aktive Suche, sondern auch die Entscheidung, was die Menschen machen sollen, wenn sie ein ETI-Signal aufgefangen haben. Die Wissenschaftler hätten die Verpflichtung, darüber nicht nur unter sich zu diskutieren, sondern trügen auch Verantwortung für "das Wohlergehen und das Überleben der Menschheit".

Billingham hat dazu ein Positionspapier verfasst und empfohlen, dass die Entscheidung eine internationale Organisation treffen müsste, die die gesamte Menschheit vertritt. Eine Botschaft sollte auch im Namen der gesamten Menscheheit geschickt werden.

Ausgetreten aus der Gruppe ist auch Michael Michaud, der früher beim US-Außenministerium tätig war und der Gruppe zeitweise vorgesessen war. Ihm ist, wie die Times berichtet, die Haltung seiner Kollegen in der Gruppe zu zögerlich, erst einmal dafür einzutreten, keine Botschaften auszusenden, bis die Konsequenzen gründlich bedacht wurden.

Für seine zurückhaltende Position gegenüber METI argumentiert Michaud schon seit Jahren. In einem Papier legte er etwa zehn Entscheidungen im Hinblick auf den Kontakt mit ETIs vor, "die die Welt verändern könnten". Hier warnt er davor, durch Aussenden von starken Signalen erst außerirdische Intelligenz auf die Menschen aufmerksam zu machen oder auch vorerst nur die Erde aus großer Entfernung entdeckbar zu machen. Sollen wir uns anthroponarzisstisch ausstellen und dann darauf vertrauen, dass ETIs, die auf die Menschen aufmerksam werden, auch der Erde und den Menschen keinen Schaden zufügen. Zwar könne es durchaus sein, dass auch diesen interstellare Flüge unmöglich seien, aber das könne man nicht wissen.

Zitat
Wir können nicht annahmen, dass ein bewohntes Universum inhärent wegen der Entfernungen zwischen den Sternen sicher ist. Unser Schicksal kann von der Moral der anderen abhängen. Auch wenn es keine Gewaltbedrohung gibt, legt die Erfahrung der Menschen nahe, dass eine Ausweitung der Macht einer Zivilisation fast immer bedeutet hat, diese Macht zu nutzen, um die eigenen Werte, Lebensformen und Institutionen auf andere Gesellschaften zu erweitern.
Michael Michaud

Jetzt würden einfach die Betreiber von Radar-, Radio- und Fernsehstationen diese Entscheidung für alle treffen. Sie würden sich damit für die optimistische Variante entscheiden, aber selbstherrlich handeln, weil zuvor keine politische Debatte darüber geführt wurde – und ebenso wenig darüber, wie man sich verhalten soll, wenn ein Signal entdeckt oder eine Kommunikation begonnen wurde.

Der Streit in der Gemeinschaft der SETI-Forscher blieb bislang weitgehend unbeachtet. Die Menschen haben andere Sorgen, das Thema ist für viele nicht mehr als bestenfalls Science Fiction, während die UFO-Gemeinde vermutlich die Debatte als müßig abtun wird. Ähnlich wie im Hinblick auf die Klimaerwärmung stellen allerdings auch SETI und METI die Frage, wie und von wem Entscheidungen getroffen werden sollen, die die gesamte Menschheit betreffen – und wer im Falle eines Kontakts mit ETIs für die Menschen mit diesen Sprechen soll.

Quelle : www.heise.de
Titel: VERNICHTENDER JET - Schwarzes Loch feuert auf Galaxie
Beitrag von: SiLæncer am 18 Dezember, 2007, 11:14
Mit einem kraftvollen Jet nimmt ein supermassives Schwarzes Loch eine benachbarte Galaxie unter Beschuss. Die in dieser Form zuvor noch nie beobachtete kosmische Gewalt hat fatale Auswirkungen auf Planeten in dem Sternenhaufen: Atmosphärische Schutzschichten können zerstört werden.

Der entdeckte Jet aus Gammastrahlung und nahezu mit Lichtgeschwindigkeit fliegenden Teilchen nötigt den Wissenschaftlern Respekt ab: "Wenn man weiß, wie tödlich ein Jet sein kann, dann möchte man nicht in der Nähe seiner Feuerrichtung sein", sagte Neil Tyson vom American Museum of Natural History in New York. Die Entdeckung sei faszinierend "und wir können froh sein, dass wir aus einer sicheren Entfernung zuschauen".

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1049579,00.jpg)

Der gewaltige Jet rast durch das System 3C321, das aus zwei Galaxien besteht, die umeinander kreisen. Die Strahlung entsteht im Zentrum der größeren Galaxie, wo sich ein supermassives Schwarzes Loch befindet. Dieses verschlingt permanent Materie, ein Teil davon wird jedoch in Energie umgewandelt und als Gammastrahlung oder Teilchenstrom weggeschleudert. Der Jet feuert senkrecht zur sogenannten Akkretionsscheibe, in der sich eingefangene Materie sammelt, und trifft genau die benachbarte Galaxie.

"Wir haben schon viele von Schwarzen Löchern erzeugte Jets gesehen", sagte Dan Evans vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts), "aber zum ersten Mal beobachten wir einen solchen Strahl, der eine andere Galaxie trifft". Entdeckt wurde der mächtige Strahl durch kombinierte Beobachtungen mit den Weltallteleskopen "Chandra", "Spitzer" und "Hubble" sowie dem Very Large Array (VLA) und dem Merlin Radioteleskop.

Die beiden Galaxien im System 3C321 liegen für kosmische Verhältnisse sehr nah beieinander - ihr Abstand beträgt nur 20.000 Lichtjahre. Dies entspricht ungefähr der Distanz von der Erde zum Zentrum unserer Milchstraße, also der Galaxie, in der sich unser Sonnensystem befindet.

Die gewaltige Energie des Jets hat nach Aussagen der Forscher fatale Auswirkungen auf alles, was von ihm getroffen wird. Die Kombination aus Gammastrahlung und schnell rasenden Teilchen könnte die Atmosphäre von Planeten schwer schädigen, schreiben die Forscher im Fachblatt "The Astrophysical Journal". Schützende Schichten wie etwa die Ozonhülle der Erde würden unter Umständen zerstört - damit wohl auch eventuell auf den Planeten vorhandenes Leben.

"Wir beobachten Jets im ganzen Universum, aber wir verstehen einige ihrer Grundeigenschaften immer noch nicht", sagte Marin Hardcastle von der britischen University of Hertfordshire. Das nun entdeckte System biete die Chance, herauszufinden, was mit ihnen passiere, wenn sie auf etwas träfen - etwa eine Galaxie -, und was danach mit ihnen passiere.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Gibt es doch eine "Zweite Erde"?
Beitrag von: SiLæncer am 29 Dezember, 2007, 10:03
Die Ergebnisse zweier aktueller Studien lassen hoffen

Zwei Fragen, mit denen sich die Wissenschaftler schon sehr lange Zeit befassen, aber eindeutige Antworten darauf nach wie vor nicht geben können. Vor knapp einem halben Jahr war man der Lösung vermeintlich ein Stück näher gekommen, mit der Entdeckung des Planeten Gliese 581 c durch ein europäisches Wissenschaftsteam. Die Meldung wurde begeistert von den Medien aufgenommen und ging durch alle Nachrichten, denn dieser, innerhalb unseres Sonnensystems im Sternbild Waage befindliche Planet, sollte etwas ganz besonderes aufweisen: erdähnliche Eigenschaften.

Leider erwies sich diese Meldung zwar nicht als "Zeitungsente", aber sie war auch nicht zutreffend, denn der damals als erdähnlicher Planet kolportierte Gliese 581c erfüllte nach genauerem wissenschaftlichen Hinsehen dann doch nicht die Wunschvorstellung, ein planetares Abbild der Erde gefunden zu haben. Zu lebensunfreundlich zeigten sich die Bedingungen, die auf diesem Planeten herrschen, zu nah am Zentralstern und somit auch zu heiß, um überhaupt die Entwicklung einer primitiven Lebensform zuzulassen. Als lebensfreundlich gelten Temperaturen, die das Vorkommen von flüssigem Wasser erlauben, dies ist wiederum abhängig von der ausgestrahlten Energie des Zentralsterns und dem Abstand zwischen dem jeweiligen Planeten zu diesem Stern.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26934/26934_1.jpg)
Das Planetensystem um Gliese 581 M. Bild: ESO

Überraschend neue Ergebnisse

Der Zentralstern Gliese 581 M, ca. 20 Lichtjahre von unserer Erde entfernt, ist ein so genannter Roter Zwerg, der wesentlich kühler ist als unsere Sonne. Er verfügt zwar über ein Drittel der Masse unserer Sonne, leuchtet aber 50mal schwächer als diese. Das Planetensystem um diesen roten Zwerg besteht aus dem "heißen" Gl 581b, einen Planeten von der Größe Neptuns, der den Stern alle 5,4 Tage umkreist und den zwei "Super-Erden" begleiten. Dies sind Planeten, die bis zu zehnmal mehr Masse als die Erde besitzen, Gl 581c (mit fünffacher Erdmasse), der 13 Tage für einen Umlauf benötigt und Gl 581d, mit achtfacher Erdmasse und einer Umrundungszeit von 83,6 Tagen. Nach den neuesten wissenschaftlichen Auswertungen befindet sich nur der Letztere mit seiner Umlaufbahnen in der so genannten bewohnbaren Zone um den Zentralstern, nicht (wie ursprünglich im April gemeldet) der kleinere Bruder Giese 581c.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26934/26934_3.gif)
Der obere Teil der Abbildung zeigt die HZ in unserem Sonnensystem. Die rote Kurve zeigt die äußerste Grenze der HZ. Innerhalb der grünen Begrenzungslinien wird nach dem Modell von Bloh die photosynthetische Zone angezeigt. Der mittlere Teil der Abbildung zeigt die Grenzen der HZ von Gliese 581, berechnet mit dem Selsis-Modell. Das untere Bild zeigt die Grenzen der photosynthetischen Zone mit Hilfe des geophysikalischen Bloh-Modells. Die lilafarbenen Balken zeigen die HZ unter der Annahme, dass Gliese 581 M sieben Mrd. Jahre alt ist. Die horizontalen Markierungen zwischen Gliese 581c und d zeigen die variable Distanz zu dem Zentralstern, die aufgrund der exzentrischen Umlaufbahnen beider Planeten entsteht. Bild: Astronomy and Astrophysics

Giese 581d: lebensfreundlich

Die aktuelle Veröffentlichung zweier unabhängiger Studien in der Fachzeitschrift Astronomy and Astrophysics über dieses System zeigt, dass einer der Planeten - Gliese 581d - sich höchstwahrscheinlich innerhalb der bewohnbaren Zone um den Stern Gliese 581 M befindet. Im Gegensatz zur Erde dreht sich dieser Planet nicht um seine eigene Achse, so dass eine Seite immer dem Zentralstern zugeneigt und somit sehr warm ist, während auf der abgewendeten Seite entsprechend eisige Temperaturen herrschen. Mit den daraus resultierenden Temperaturschwankungen ist man dort immer besonders ungemütlichen Stürmen ausgesetzt – nicht unbedingt die Vorstellung angenehmer Lebensbedingungen.

Trotz all dieser Widrigkeiten könnte dort, nach den neuesten Studienergebnissen, ausreichend Wasser existieren, um Leben zu ermöglichen. Zwei internationale unabhängige Teams, eins unter der Leitung von Franck Selsis vom französischen CRAL (Centre der Recherche Astrophysique de Lyon), das andere unter der Verantwortung des am deutschen PIK (Potsdam Institute for Climate Impact Research) beschäftigten Werner von Bloh, untersuchten die mögliche Bewohnbarkeit der beiden "Super-Erden" Gliese 581c und d" aus zwei verschiedenen Blickwinkeln.

Das Team von Franck Selsis berechnete die Eigenschaften der Atmosphäre eines Planeten in verschiedenen Entfernungen vom Zentralstern. Die große Unsicherheit für die genaue Lage der Grenzen der bewohnbaren Zone kommt aus Wolken, die derzeit nicht im Detail modelliert werden. Mit Hilfe eines Modells für die zeitliche Entwicklung von erdähnlichen Planeten, das mit einem Klimamodell gekoppelt wurde, konnte das Bloh-Team für den Planeten Gl 581d lebensfreundliche Bedingungen nachweisen, wohingegen sein kleiner Bruder, Gl 581c, als unbewohnbar eingestuft werden muss. Dieses Modell berücksichtigt die thermische Entwicklung der Planeten, das heißt die Abkühlung des Planetenkörpers seit seiner Entstehung und die damit zusammenhängenden geodynamischen Parameter.

Um aber eine ultimative Antwort auf die Frage von Leben auf Gl 581d zu bekommen, setzt die Wissenschaft auf zukünftige Raumfahrtmissionen wie die europäische Mission Darwin, geplant für das Jahr 2015.

Quelle : www.heise.de
Titel: Forscher entdecken bislang jüngsten Exoplaneten
Beitrag von: SiLæncer am 03 Januar, 2008, 09:38
Er ist zehnmal so schwer wie Jupiter und höchstens zehn Millionen Jahre alt: Deutsche Astronomen haben den jüngsten bislang bekannten Exoplaneten aufgespürt. Die Entdeckung bestätigt auch die gängige Theorie zur Planetenentstehung.

Der Fund eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems ist heutzutage kaum noch eine Meldung wert - bereits mehr als 250 sind bekannt. Doch jener Koloss, der den etwa 180 Lichtjahre entfernten Stern TW Hydrae umkreist, ist etwas Besonderes: Er ist jünger als alle bisher bekannten Exoplaneten. Und je jünger ein Planet ist, umso leichter fallen Rückschlüsse auf seine Entstehungsgeschichte.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1057956,00.jpg)

Der Exoplanet bewegt sich an der Innenkante einer Staubscheibe, die den Zentralstern umschließt. "Seinen Mutterstern umgibt noch jene Gas- und Staubscheibe, aus der der Planet kürzlich geboren wurde", teilte das Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie mit. Damit sei erstmals der direkte Beweis erbracht, dass Planeten aus solchen scheibenförmigen Materiesammlungen um Sterne entstehen können, schreiben die Forscher um Johny Setiawan im Fachmagazin "Nature" (Bd. 451, S. 40).

Die Heidelberger Forscher hatten seit 2003 gezielt 200 sehr junge Sterne auf mögliche Planeten untersucht. Ein Planet kann maximal so alt sein wie der Stern selbst. Bei ihren Beobachtungen werteten die Wissenschaftler die sogenannten Radialgeschwindigkeiten der Sterne aus. Dies sind die Geschwindigkeiten, mit denen sich die Sterne auf einen Beobachter von der Erde zu- oder wegbewegen. Kleinste Schwankungen in dieser Geschwindigkeit sind Hinweise dafür, dass ein umkreisender Planet mit seiner Schwerkraft die Sternenbewegung leicht verändert.

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Beim TW Hydrae im Sternbild Wasserschlange (Hydrae) haben die Forscher solche Schwankungen gefunden: Ein Exoplanet von der zehnfachen Masse des Jupiters kreist in nur dreieinhalb Tagen um den Stern. Sein Abstand beträgt dabei sechs Millionen Kilometer, was nur vier Prozent des Abstandes der Erde von der Sonne entspricht. Da TW Hydrae auf ein Alter von acht bis zehn Millionen Jahre geschätzt wird, müsse der TW Hydrae b genannte Exoplanet in dieser Zeit entstanden sein, erklären die Forscher. Unsere Sonne ist bereits rund 500 Mal so alt.

Aus Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop ist bekannt, dass sich um TW Hydrae eine Materiescheibe aus Staub und Gas befindet. Die Forscher wollen nun mit weiteren Beobachtungen und Computersimulationen den genauen Ablauf der Planetenentstehung untersuchen.

Die systematische Erforschung der extrasolaren Planeten, also der Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, hat Mitte der neunziger Jahre begonnen. Bei den 250 seither entdeckten extrasolaren Planeten handelt es sich meist um Gasriesen. "Da Planeten nahe bei einem hellen Stern wie Glühwürmchen neben einem Flutlichtstrahler erscheinen, lassen sie sich meist noch nicht direkt beobachten", heißt es in der Mitteilung des Heidelberger Instituts. Die Astronomen sind daher auf indirekte Nachweismethoden angewiesen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Re: Forscher entdecken bislang jüngsten Exoplaneten
Beitrag von: Jürgen am 04 Januar, 2008, 00:38
Zitat
"Da Planeten nahe bei einem hellen Stern wie Glühwürmchen neben einem Flutlichtstrahler erscheinen, lassen sie sich meist noch nicht direkt beobachten", heißt es in der Mitteilung des Heidelberger Instituts. Die Astronomen sind daher auf indirekte Nachweismethoden angewiesen.
So möchte ich der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass es sich bei den gezeigten Bildern nur um künstlerische Illustrationen handeln kann, keinesfalls um echte Abbildungen irgendeiner Art.
Titel: Wo sind die Baryonen hin
Beitrag von: SiLæncer am 06 Januar, 2008, 19:50
- wo sind sie geblieben? Forscher sind der Struktur des "Cosmic Web" auf der Spur, das, aus dunkler Materie bestehend, ganze Sternsysteme verbindet. Und nebenbei suchen sie nach einem großen Teil der im Urknall freigesetzten "normalen" - baryonischen – Materie

Am Anfang war alles schön sämig. Einen perfekten Kuchenteig hatte wer auch immer da zusammengerührt, der all seine Bestandteile homogen in sich verteilt trug. Doch als der Teig lange genug im Ofen stand, vergrößerten sich vorher unsichtbare Inhomogenitäten. Das Ergebnis sehen wir heute, 13,7 Milliarden Jahre später, am Himmel: die Sterne sind bei weitem nicht gleichmäßig verteilt, stattdessen ordnen sie sich zu Haufen und größeren Strukturen an.

Die Ordnung, die dahinter steckt, lässt sich rein aus den Eigenschaften gewöhnlicher Materie nicht erklären. Sie ist es, die auf das potenzielle Vorhandensein spezieller Dunkler Materie hinweist. Und zwar auf eine ganze Menge davon: nur vier Prozent der kosmischen Materie gehören zur normalen, der baryonischen Art, 73 Prozent sind Dunkle Materie (die das Universum mit ihrer Anziehungskraft zusammenhält) und 23 Prozent sind Dunkle Energie (die das Weltall expandieren lässt). Jegliche sichtbare Materie ordnet sich entlang der Strukturen der Dunklen Materie an, deren Verteilung im Universum man deshalb auch das kosmische Netz, "cosmic web", genannt hat. Wie ein riesiges Spinnennetz hält es an seinen Fäden und Knoten gigantische Brocken normaler Materie fest.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26992/26992_1.jpg)

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science diskutieren Forscher in vier Artikeln, wie dieses Cosmic Web aussehen könnte - und wie wir ihm am besten auf die Spur kommen. Denn Tatsache ist: auch unsere Milchstraße muss sich an einem seiner Spinnwebfäden verfangen haben. Es sollte deshalb möglich sein, auch in unserem Hinterhof Spuren davon aufzufinden. Das wird allerdings durch die Eigenschaften der Dunklen Materie etwas erschwert, die sich nur der Wechselwirkung via Gravitation unterwirft.

Zwei Wolken Dunkler Materie, beschreibt der Astronom Rodrigo Ibata, könnten sich gegenseitig durchdringen, ohne davon etwas zu merken, sie verursachen keine kosmischen Unfälle. Das gibt uns die Möglichkeit, mit dem relativ einfachen Newtonschen Gravitationsgesetz die mögliche Entwicklung ganzer Galaxien in einer Umgebung aus Dunkler Materie zu simulieren - unter anderem mit dem Ergebnis, dass sich um die Galaxien herum Halos aus Dunkler Materie gebildet haben müssen, die durch dünne Filamente miteinander verbunden sind.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26992/26992_2.jpg)

Interessanterweise impliziert das Newtonsche Gesetz, dass sich die Strukturen im Großen auch im Kleinen wiederholen müssen, denn die Reichweite der Gravitation ist unbegrenzt. Finden wir also in der Milchstraße bestimmte Strukturen, könnten wir damit den Aufbau des ganzen Universums eindeutig beweisen. Über die Filamente, die unsere Galaxis mit der lokalen Gruppe verbinden, müsste es einen ständigen Materiezufluss in Form von Zwerggalaxien geben, die sich mit ständig steigender Geschwindigkeit ihrem Ziel nähern - und tatsächlich zeigen aktuelle Beobachtungen, dass zwei Zwerggalaxien auf diese Beschreibung passen.

Auch Halos aus Dunkler Materie hat man anhand der in ihnen gebildeten Zwerggalaxien schon nachweisen können - allerdings nicht genug davon, um das Modell endgültig zu bestätigen. Die spannendsten Antworten verspricht man sich derweil vom GAIA-Experiment, das die ESA ab 2011 startet. Dabei will man die genauen Bahnen von Milliarden von Sternen vermessen - mit viel höherer Genauigkeit als bisher. Doch man kann das Cosmic Web auch direkt beobachten: anhand der Einflüsse, die es auf das Licht entfernter Galaxien nimmt. Die Gravitation wirkt wie eine schwache Linse - kennt man das Originalbild und dessen Abbildung, kann man die Form der Linse berechnen.

Ganz nebenbei gehen die Forscher auch auf die Suche nach normaler Materie - die seit dem Urknall verloren gegangen zu sein scheint. Man braucht sie, um damit mehr über das Netz Dunkler Materie zu erfahren - und um anhand der einzigen direkt beobachtbaren Komponente die Güte unserer kosmologischen Modelle zu testen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Neuer Zyklus der Sonnenaktivität hat begonnen
Beitrag von: SiLæncer am 07 Januar, 2008, 20:55
Nach einem Bericht der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ist der kürzlich entdeckte Sonnenfleck Nr. 10.981 (gezählt wird seit 1972) das erste Zeichen für den neuen Sonnenfleckenzyklus, der eine erhöhte Aktivität der Sonne mit sich bringt. Dafür spricht, dass der Fleck auf dem 27. nördlichen Breitengrad aufgetreten ist und eine vertauschte Polarität besitzt. Die NOAA warnt, dass damit auch das Störrisiko für Strom- und Kommunikationsnetze und GPS-Signale steigt, Astronauten sind stärker gefährdet, es kann selbst Unterbrechungen bei Handy-Gesprächen oder Transaktionen am Geldautomaten geben. Derzeit ist die Sonnenaktivität zwischen dem ausgehenden und beginnenden Zyklus minimal.

(http://www.heise.de/bilder/101417/0/1)
Erster Sonnenfleck des neuen Zyklus. [Bild: NOAA]

 Alle 11 Jahre kommt es zu einem neuen Zyklus. Beim jetzigen Sonnenzyklus 24 wird die Zahl der Sonnenflecken schrittweise wieder zunehmen, was in den nächsten Jahren zu stärkeren Sonnenstürmen führen wird, die 2011 oder 2012 ein Maximum erreichen werden, wie Douglas Biesecker vom Zentrum für die Vorhersage des Weltraumwetters (SWPC) der NOAA erklärt. Ein Sonnenfleck, der kühler ist als seine Umgebung, zeigt die stärkste Aktivität auf der Oberfläche der Sonne an. Ein neuer Zyklus beginnt normalerweise mit vereinzelt auftretenden Sonnenflecken, die später in Gruppen auftreten, von denen Ausbrüche an magnetischer Energie ausgehen können, sogenannte Flares. Diese sind die Ursache der Sonnenwinde, einem von der Sonne ausgehenden Strom geladener Teilchen, vor denen uns die Magnetosphäre schützt.

Im vergangenen Jahr hatten die Wissenschaftler den Beginn des neuen Sonnenzyklus für den März 2008, plus oder minus sechs Monate, vorhergesagt. Je früher der neue Zyklus über die Ausläufer des alten Zyklus dominiert, desto wahrscheinlicher sei es, so Biesecker, dass es viele Sonnenflecken und starke Winde gibt.

NOAA-Chef Conrad Lautenbacher weist auf die wachsende Abhängigkeit von "hochkomplizierten, im Weltraum befindlichen Technologien" hin, wodurch die Risiken, die vom Weltraumwetter ausgehen, heute größer sind als früher. Das SWPC erstellt Weltraumwetterberichte und warnt vor Sonnenwinden.

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Sonnenaktivität: Kosmisches Feuer stört irdische Technik
Beitrag von: ritschibie am 08 Januar, 2008, 00:33
Wird wohl auch das eine oder andere Mal den Satempfang verpixeln bzw. "schwarze Serien" auf unsere Panels zaubern!
Titel: Reparatur verschoben: "Hubbles" Schicksal steht in den Sternen
Beitrag von: SiLæncer am 09 Januar, 2008, 16:16
Astronomen melden gleich zwei neue Entdeckungen mit Hilfe des "Hubble"-Weltraumteleskops: Sie haben das Rätsel der "blauen Klumpen" im All gelöst und die Vorläufer-Galaxien der Milchstraße gefunden. Die Nasa aber hat jetzt einen Reparaturflug zu "Hubble" verschoben.

Und es fotografiert immer noch: Das altgediente Weltraumteleskop "Hubble" hat den Astronomen in seiner inzwischen mehr als 17-jährigen Dienstzeit immer wieder überragende Aufnahmen geliefert. Jetzt melden Astronomen gleich zwei spannende Entdeckungen, die mit Hilfe des Observatoriums im Orbit zustande kamen.

Zwölf Lichtjahre von der Erde entfernt, zwischen den Galaxien M81 und M82, stießen Astronomen auf mysteriöse blaue Klumpen. Es stellte sich heraus, dass es sich bei den leuchtenden Gebilden um neugeborene Sternenhaufen handelt, die teilweise erst zehn Millionen Jahre alt sind. Weil sie in ihrer kosmisch gesehen erst kurzen Lebenszeit erst wenig ihres Brennmaterials Wasserstoff verbraucht haben, leuchten sie auf den Fotos blau auf. Die blauen Klumpen sind wahre Riesen: Sie besitzen die Zehntausendfache Masse unserer Sonne. Noch nie seien sie so detailliert beobachtet worden, sagte Duilia de Mello von der Catholic University of America.

Insbesondere der Fundort überraschte die Astronomen: im interstellaren Raum, zwischen drei kollidierenden Galaxien - quasi im Nichts. Die blauen Klumpen sind verwaiste Sternenhaufen, denn sie gehören keiner Galaxie an. Für die Forscher sind sie interessant, weil sie eine Erklärung dafür liefern könnten, warum das All in seiner Frühzeit mit schwereren chemischen Elementen als etwa Helium durchsetzt war. Da die blauen Klumpen fern von Galaxien existieren, könnten die schweren Elemente, die im Innern der Sterne entstanden sind, leichter in den intergalaktischen Raum entwichen sein.

Vorfahren der Milchstraße erspäht

Zudem hat "Hubble" in den Tiefen des Alls jetzt die Vorläufer von Spiralgalaxien wie unserer Milchstraße erspäht. Die neu entdeckten Galaxien besitzen nur ein Zehntel der Größe der Milchstraße, haben lediglich ein Zwanzigstel ihrer Masse und ein Vierzigstel ihrer Sterne, wie Eric Gawiser von der Rutgers University in New Brunswick (US-Bundesstaat New Jersey), einer der beteiligten Forscher, sagte.

Mit irdischen Teleskopen hat man keine Chance, die jungen Welteninseln zu erspähen - sie sind so weit entfernt, dass sie kaum von Sternen zu unterscheiden seien. Der Blick auf diese Galaxien ist für die Astronomen eine Zeitreise in die Kindheit des Universums: Das Licht der jungen Galaxien ist rund zwölf Milliarden Jahre unterwegs gewesen. Die Sternsysteme sind also nur knapp zwei Milliarden Jahre jünger als das Universum selbst, dessen Alter auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt wird.

Jeweils mehrere dieser kleinen Galaxien, manchmal mehr als zehn, haben sich im Laufe der Jahrmilliarden zu den großen Spiralgalaxien wie unserer Milchstraße vereinigt, glauben die Forscher. Ihre Entdeckung sei für das Verständnis des Kosmos "wie der Fund eines Schlüsselfossils im Pfad der menschlichen Evolution", sagte Gawiser.

Reparaturflug verschoben

Ob "Hubble" auch weiterhin solche Aufnahmen machen wird, ist unklar. Die Nasa plant, das altgediente Teleskop noch einmal zu reparieren und mit neuen Instrumenten auszustatten. Aber der Terminkalender für Shuttle-Flüge hat kaum noch Lücken: Laut Plan ist eine Reparatur-Mission für August geplant - zuvor aber muss die Nasa noch mit zwei Shuttle-Flügen ein japanisches Forschungslabor zur Internationalen Raumstation ISS bringen. Und da die Nasa gerade erst aufgrund technischer Probleme den Start der Raumfähre "Atlantis" auf wahrscheinlich Anfang Februar verschieben musste, wird der August-Termin für die "Hubble"-Mission kaum zu halten sein.

Zwar ist "Hubble" noch immer in Betrieb, aber altersschwach: Einige Gyroskope sind ausgefallen, weswegen das Teleskop nur noch begrenzt manövrierfähig ist. Während des geplanten elftägigen Reparatur-Einsatzes, der insgesamt fünf Außeneinsätze beinhalten wird, wollen die Shuttle-Astronauten einen neuen Satz an stabilisierenden Gyroskopen, zwei neue Instrumente, neue Batterien und einen Wärmeschutz installieren. Eine neue Kamera soll die Möglichkeiten von "Hubble" erweitern. Astronomin Sandra Faber von der University of California sagte, mit den Verbesserungen würde "Hubble" 90 Mal leistungsfähiger sein als zuvor.

"Hubble" soll 90 Mal leistungsfähiger werden

Die Reparatur soll "Hubbles" Lebenszeit um fünf bis zehn Jahre verlängern. Die Nasa plant, das Teleskop noch bis zum Jahr 2013 in Betrieb zu halten. 2020 dann soll "Hubble" in einem kontrollierten Absturz im Ozean entsorgt werden. Ohne Reparatur würde das Teleskop spätestens 2011 seinen Geist aufgeben, sagte Nasa-Wissenschaftler David Leckrone.

Die Nasa hatte in der Vergangenheit mehrfach geplant, das Teleskop abstürzen zu lassen. Aufgrund öffentlichen und politischen Drucks hatte die US-Weltraumbehörde dann aber beschlossen, das Teleskop noch einmal zu reparieren. Eine schwierige Mission, die riskanter ist als vergleichbare Shuttle-Missionen: Die Astronauten werden zum ersten Mal im Orbit zwei Instrumente reparieren: den Space Telescope Imaging Spectrograph (STIS) und die Advanced Camera for Surveys (ACS), die letztes Jahr ausgefallen war. Der STIS war 1997 in das Teleskop eingebaut worden und ermöglicht es, die chemische Zusammensetzung von Himmelskörpern zu entschlüsseln. Mit Hilfe des STIS gelang es, Schwarze Löcher in der Mitte von Galaxien nachzuweisen, die erste Atmosphäre eines Exoplaneten nachzuweisen und Annahmen über das Alter des Universums zu bestätigen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: "Schwarze Schurkenlöcher" könnten Milchstraße unsicher machen
Beitrag von: SiLæncer am 10 Januar, 2008, 13:24
Sie sind groß, sie sind unsichtbar und es sind viele: US-Wissenschaftler schließen aus Simulationen, dass Hunderte monströser Schwarzer Löcher mit rasender Geschwindigkeit durch die Milchstraße vagabundieren. Ob Planet oder Stern - was ihnen zu nahe kommt, wird gefressen.

Es sind die "Schurken unter den Schwarzen Löchern", meinen Astronomen um Kelly Holley-Bockelmann von der Vanderbilt University in Nashville. Ihr Appetit sei maßlos: Sie könnten ganze Planeten und Sterne verschlucken, restlos wird alle Materie verschlungen, die sich ihnen in den Weg stelle, heißt es in einer am Mittwoch in den USA vorgestellten Studie. Hunderte solcher Schwarzer Löcher könnten durch unsere Milchstraße rasen, haben Simulationen der Forscher ergeben.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1006851,00.jpg)

Für die Erdbewohner bestehe aber wenig Grund zur Sorge, beruhigten die Wissenschaftler. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Schurkenlöcher hier in der Lebenszeit unseres Universums irgendwelchen Schaden anrichten werden", sagte Holley-Bockelmann. "Ihr Gefahrenradius ist mit einigen hundert Kilometern winzig, und in unserer Nachbarschaft gibt es Dinge, die viel gefährlicher sind."

Die Forscher hatten bei ihren Berechnungen sogenannte mittelschwere Schwarze Löcher simuliert. Es gibt zwar noch keine sicheren Beweise für ihre Existenz, aber zumindest Hinweise dafür. Mittelschwere Schwarze Löcher sollen mehrere tausend Mal so schwer sein wie die Sonne.

Die Astronomen haben untersucht, was geschieht, wenn ein solches mittelgroßes Schwarzes Loch sich mit einem deutlich kleineren stellaren Schwarzen Loch vereinigt, von denen es in Kugelsternhaufen nur so wimmelt. Zur Überraschung der Forscher bekommt das entstehende Schwarze Loch dabei einen gewaltigen Stoß. Durch die Energie der Verschmelzung würden die Löcher mit einer Geschwindigkeit von 4000 Kilometern pro Sekunde aus ihren Heimat-Sternenhaufen geschleudert, um dann ohne Anbindung an ein Sternensystem frei durch den Raum zu düsen.

Nach den Berechnungen der Forscher dürften nur noch in zwei Prozent aller Kugelsternhaufen der Milchstraße mittelgroße Schwarze Löcher existieren. Bei allen übrigen müssten sich die rasende Schurkenlöcher schon gebildet und aus dem Staub gemacht haben. Weil es ungefähr 200 Kugelsternhaufen in unsere Galaxie gibt, könnte es weit über hundert vagabundierende mittelgroße Schwarze Löcher geben, glauben die Wissenschaftler.

Schwarze Löcher sind unsichtbar. Wenn sie nicht gerade große Gashaufen verschlucken, kann man sie nur anhand ihres Gravitationsfeldes ausfindig machen. Astronomen unterscheiden hauptsächlich zwei Arten von Schwarzen Löchern: Stellare Schwarze Löcher, die relativ klein sind und aus verglühten Sternen entstehen, und supermassive Schwarze Löcher, die die millionen- bis milliardenfache Masse unserer Sonne haben können. Das größte bislang bekannte supermassive Schwarze Loch fanden Astronomen gerade in 3,5 Milliarden Lichtjahre Entfernung. Es hat die 18-Milliardenfache Masse der Sonne.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Wo die Antimaterie herkommt
Beitrag von: SiLæncer am 12 Januar, 2008, 14:26
Unser Universum besteht aus Materie, nicht aus Antimaterie. Es enthält aber auch Antiteilchen - nur konnte die Wissenschaft deren Quelle bisher nicht auffinden

Nach allem, was wir heute wissen, sind Materie und Antimaterie physikalisch völlig gleichwertig. Ob ein Atom aus Positron und Antiproton oder aus Elektron und Proton aufgebaut ist, sollte die Natur nicht interessieren. Und trotzdem besteht unser Universum nicht etwa zur Hälfte aus Antimaterie - es muss in seiner Entwicklung einen Punkt gegeben haben, wo die eine Form der anderen bevorzugt wurde.

Das heißt allerdings nicht, dass es Antimaterie nur in der Science Fiction (wer erinnert sich noch an die Positroniken der Perry-Rhodan-Heftchen?) oder im Labor gäbe. Das Vorhandensein von Anti-Elektronen wurde schon vor dreißig Jahren erstmals gezeigt - anhand der typischen Gamma-Emissionslinien mit einer Energie von 511 keV, die verraten, dass hier ein Elektron einem Positron in die Quere gekommen ist (oder umgekehrt). Wie diese Positronen aber entstanden sind, war der Wissenschaft bisher ein Rätsel.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27040/27040_1.jpg)
Die Karte oben zeigt den gesamten Himmel im Licht der 511 keV-Strahlung; in der Mitte das Zentrum der Milchstraße. Die Strahlung aus der westlichen galaktischen Scheibe ist deutlich heller als die aus der östlichen. Ein sehr ähnliches Bild ergibt die Verteilung der massearmen Röntgendoppelsterne (unten). Reiner Zufall? (Grafik: Weidenspointner et al. / Nature)

Es gab immerhin einige Kandidaten. Kandidat Nummer 1: Wenn ein Stern sein Leben in einer Supernova beendet, entstehen dabei auch schwere radioaktive Isotope, die beim Zerfall Positronen aussenden. Darunter ist einerseits Kobalt 56 - hier bezweifeln die Wissenschaftler, dass die beim Zerfall entstehenden Positronen genug Energie besitzen, die Supernova zu verlassen, um dann mit Elektronen zu annihilieren. Darunter ist auch Aluminium 26, das nach aktuellen Berechnungen tatsächlich für ein Viertel der Positronen verantwortlich sein könnte. Bleibt also immer noch die Frage nach dem Rest.

Als Antwort bietet sich hier die Dunkle Materie an - die wird offenbar stets gern ins Feld geführt, wenn sich anderweitig keine Antwort findet. Nach dieser Theorie würden die fraglichen Positronen beim Zerfall von Bestandteilen dieser Dunklen Materie entstehen. Dass diese in Form eines Halos um die Galaxis angeordnet sein soll, würde die Theorie zusätzlich stützen.

Im Zweifel ist der Wissenschaft aber doch immer eine Antwort lieber, die mit bekannter Materie auskommt. Im Verdacht standen nämlich auch schon Doppelsternsysteme aus einem Stern in Sonnengröße und einem kompakten stellaren Objekt, sprich einem Neutronenstern oder gar einem Schwarzen Loch. In solchen Systemen saugt das kompakte Objekt Gas von seinem Begleiter ab - und zwar mit einer so starken Anziehungskraft, dass das Gas sehr stark an Energie gewinnt und Röntgenstrahlung abgibt. Die kann wieder so groß werden, dass in der Folge aus zwei Strahlungs"teilchen" ein Elektron-Positron-Paar entstehen kann.

Der Mechanismus ist nun wirklich nicht neu. Neu ist aber, dass Wissenschaftler die Verteilung solcher Doppelsternsysteme mit der Verteilung der für die Positronen-Annihilation charakteristischen Gammastrahlung verglichen haben. Das Ergebnis haben die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlicht. Und es stünde sicher nicht dort, wenn sich nicht eine Übereinstimmung gefunden hätte. Dazu haben die Forscher von dem ESA-Satelliten Integral über vier Jahre gesammelte spektroskopische Daten ausgewertet. Ist die Übereinstimmung mehr als ein Zufall, dann sollte mehr als die Hälfte der im Weltall festgestellten Positronen aus solchen Doppelsternsystemen stammen. Für den Rest wären dann Supernovae oder ein ähnlicher Prozess an dem riesigen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxis zuständig. Einschränkend geben die Forscher allerdings zu Protokoll, dass über die Population der Röntgen-Doppelsternsysteme womöglich noch zu wenig bekannt ist.

Quelle : www.heise.de
Titel: Energie und Lichtblitze aus der Grenzwelt
Beitrag von: SiLæncer am 21 Januar, 2008, 16:40
Neue Forschungsergebnisse zu Schwarzen Löchern

Schwarze Löcher gehören zu den faszinierendsten Objekten in der Kosmologie: Bei der Beschreibung stoßen Physiker an die Grenzen der Allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantenphysik, ihr Verhalten wirkt bizarr und jenseits aller Verständlichkeit. Amerikanische Forschergruppen haben jetzt neue Ergebnisse ihrer Forschung dazu veröffentlicht.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27091/27091_1.jpg)
Schwarzes Loch, aufgenommen von Röngtensatelliten Chandra. Bild: NASA

Schwarze Löcher sind Objekte, die sich jeglicher Vorstellung entziehen: Durch ihre hohe Dichte üben sie eine derartig starke Gravitation aus, dass aus ihrer nächsten Umgebung noch nicht einmal elektromagnetische Wellen wie Lichtteilchen entweichen können. Diese Grenze nennt man den Ereignishorizont, der von der Masse des Schwarzen Loches abhängig ist. Damit aus der Erde ein Schwarzes Loch würde, müsste ihre Masse auf eine Kugel mit 9 Millimeter Radius komprimiert werden, bei der Sonne genügt ein Radius von 3 Kilometern.

Obwohl aus dem Ereignishorizont von Schwarzen Löchern selbst keine Energie entweichen kann, strahlt es von seiner Oberfläche Hawking-Strahlung ab und auf einer Zeitskala von 1066 Jahren zerstrahlen sie (Zum Vergleich: Das Universum ist ca. 1010 Jahre alt). Diese Strahlung ist aber nur sehr schwach. Wenn ein Schwarzes Loch jedoch aus seiner Umgebung Materie aufnimmt, so beginnt das Schwarze Loch sich zu drehen. Durch weitere Masseaufnahme rotiert es immer schneller. Nach der Allgemeinen Relativitätstheorie rotiert der Raum um ein drehendes Schwarzes Loch selbst. Durch die Rotation des Raums wird zusammen mit dem sich zum Zentrum hin spiralisierenden Gas ein rotierendes magnetisches Feld erzeugt, das dazu führt, dass ein Teil des Gases als Jets mit sehr hoher Energie senkrecht zur so genannten Akkretionsscheibe nach außen abgestoßen wird.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27091/27091_2.jpg)
Röngtensatellit Chandra. Bild: NASA

Im Zentrum aller beobachteten Galaxien finden sich Schwarze Löcher. Man nimmt deshalb an, dass die Entwicklung äußerst massereicher Schwarzer Löcher zusammen mit der sie umgebenden Galaxie verläuft, besonders auch, da die Masse dieser Schwarzen Löcher stark mit der Masse der Galaxie korreliert.

Wissenschaftler der NASA haben jetzt anhand Beobachtungen an neun Riesengalaxien mit dem Röntgensatelliten Chandra nachweisen können, dass sich deren supermassive Schwarzen Löcher an der Grenze der durch die Relativitätstheorie maximal möglichen Rotationsgeschwindigkeit drehen. Dies wurde theoretisch bereits vorhergesagt, jedoch bislang nur indirekt gemessen. Dadurch erhalten die Jets extrem hohe Energien, die im Gegenzug dazu führen, dass das Gas, welches die Schwarzen Löcher umgibt, stark erhitzt wird. Dadurch kühlt dieses nicht ab, was wiederum die Sternentstehung in diesem Bereich verlangsamt.

Drehende Schwarze Löcher und die Drehung der Raumzeit haben noch andere Auswirkungen, wie eine Gruppe theoretischer Physiker der NASA berechnete. In den an sich schon heißen Akkretionsscheiben bilden sich kleine, noch heißere Bereiche, die durch Abstrahlung von Röntgenstrahlung abkühlen. Die Richtung, in der die Strahlung abgestrahlt wird, ist räumlich gleichmäßig verteilt. Diese Ausbrüche können bereits länger beobachtet werden. Durch die starke Gravitation des Schwarzes Lochs erreicht die Strahlung die Erde nicht auf direktem Weg, sondern wandert stattdessen auf verschiedenen Wegen um das Schwarze Loch herum, so dass bei einem Ausbruch Röntgenblitze die Erde erreichen, wobei der Abstand der Blitze von der Lage des heißen Bereichs, des Schwarzen Lochs und der Erde abhängt.

Mittels Berechnungen fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Abstand der Blitze nicht mehr von der Lage des heißen Bereichs abhängig ist wenn sich das Schwarze Loch im Zentrum extrem schnell dreht. Etwa drei Viertel der die Erde erreichenden Röntgenstrahlung würde einen Teil des Wegs um das Schwarze Loch herumlaufen und dann die Erde erreichen. Der Großteil des Rests würde denselben Teil umlaufen und zusätzlich eine komplette Umdrehung um das Schwarze Loch machen. Weitere Blitze würden zwei oder drei komplette Umdrehungen vollführen, ehe sie die Erde erreichten.

Misst man jetzt zwei Röntgenstrahlenausbrüche aus einem heißen Bereich der Akkretionsscheibe, so erhält man denselben Abstand zwischen zwei Röntgenblitzen - sozusagen Echos des ersten Blitzes. Die Schwierigkeit besteht im Moment noch darin, die weiteren Blitze messen zu können, da diese wesentlich schwächer sind als der erste und sich kaum vom Hintergrund des gesamten Weltalls abheben. Durch statistische Auswertung ist jedoch möglich, diese Echos zu finden, wenn der Ausbruch stark genug wäre. Für ein Schwarzes Loch mit etwa zehn Sonnenmassen und einer Rotation mit 95% der maximal möglichen Geschwindigkeit würden die Blitze mit einem Abstand von etwa 0,7 Millisekunden auf der Erde ankommen, d. h. ca. 1400 Blitze pro Sekunde. Die Messung dieser Echos würde neben einem weiteren Hinweis auf die Richtigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie auch Aussagen über Eigenschaften des Schwarzen Lochs liefern.

Quelle : www.heise.de
Titel: Was treibt das Universum auseinander?
Beitrag von: SiLæncer am 31 Januar, 2008, 11:44
Gibt es die mysteriöse Dunkle Energie tatsächlich - oder haben wir uns doch nur irgendwie bei der Gravitation verrechnet? Astronomen meinen, diese Frage bald beantworten zu können

Am Anfang war die Rotverschiebung - also die Änderung der Wellenlänge der von einem Objekt ausgesandten Strahlung in den roten Bereich, wenn es sich vom Betrachter weg bewegt. Je weiter ein Himmelsobjekt von der Erde entfernt ist, hatten Astronomen festgestellt, desto schneller bewegt es sich auch von uns weg. Nachdem die Mächtigen der Welt viel zu lange gebraucht hatten, sich die Erde nicht mehr als Mittelpunkt des Universums vorzustellen, ist das eine für den gesunden Menschenverstand schwer fassbare Tatsache. Aber sie bedeutet natürlich nicht, dass der betrachtende Astronom im Mittelpunkt des Kosmos steht - auch er bewegt sich, relativ gesehen.

Wenn sich aber alle Objekte in Richtung Rand des Universums bewegen, muss das Weltall mal viel kleiner gewesen sein: die Urknall-Theorie, 1927 aufgestellt, war deshalb nur folgerichtig. Fraglich war aber zunächst, wie lange die Ausdehnung noch andauern würde - greift womöglich doch irgendwann die Gravitation ein und zieht all ihre Kinder wieder zum gemeinsamen Mittelpunkt? Ob das passiert, hängt von der Materiedichte im Weltall ab, das war den Kosmologen klar - und es fand sich trotz sehr genauen Hinsehens schon mal nicht genug Masse, diesen Prozess umzukehren. Aber schlimmer noch: es mehren sich seit einigen Jahren die Zeichen, dass sich die Expansion des Universums sogar noch beschleunigt.

Was also stört die Gravitation dabei, ihre Schäfchen wieder zusammenzutreiben? Ein Konstrukt namens Dunkle Energie soll es sein, haben sich die Physiker gedacht - eine Energie, deren genaue Natur noch völlig unbekannt ist, von der man aber weiß, dass sie der Gravitation des Universums entgegen wirkt. Immerhin 74 Prozent der Energie des Kosmos gehören zu dieser Dunklen Energie und doch konnte man sie bisher nicht wirklich nachweisen, das heißt auf frischer Tat ertappen. Bessere Chancen haben die Astronomen überraschenderweise in der Vergangenheit. Denn das Weltall erlaubt auf recht einfache Weise den Blick zurück in die Zeit: Man muss das Fernrohr nur gen Himmel richten.

Weil die Lichtgeschwindigkeit endlich ist, sehen wir viele der Himmelsobjekte, wie sie früher einmal waren. Wirklich spannend wird es bei der Suche nach der Dunklen Energie allerdings erst bei Zeiträumen, die in der Größenordnung des Alters des Universums liegen, also bei bis zu 13 Milliarden Jahren. Galaxien, die derart weit entfernt sind, erscheinen am Erdhimmel natürlich nur als sehr schwache Objekte. Im Wissenschaftsmagazin Nature berichten Astronomen nun von der Durchmusterung von 10000 extrem schwachen Sternhaufen, die um die sieben Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Was wir heute von ihnen beobachten, ist also der Zustand von vor sieben Milliarden Jahren.

Könnten Wesen von dort aus zu uns zurückschauen, sähen sie anstelle des Sonnensystems nur eine riesige Gas- und Staubwolke, aus der sich erst gut zwei Milliarden Jahre später unser Zentralgestirn bilden würde. Die Astronomen waren auf der Suche nach Mustern in der Verteilung der Galaxien zu diesem frühen Zeitpunkt. Die Hoffnung: Wenn man diese Verteilungsmuster mit Mustern aus unserer direkten Umgebung vergleicht, müssten Rückschlüsse auf die dahinter stehenden Mechanismen möglich sein. Tatsächlich konnten die Forscher immerhin zeigen, dass die zur Verfügung stehenden Daten mit den aktuellen kosmologischen Modellen vereinbar sind.

Die Genauigkeit der Beobachtungen reichte allerdings noch nicht aus, zwischen konkurrierenden Modellen zu entscheiden. Diesen Schritt erhoffen sich die Wissenschaftler (die dazu auch die maximal zu erreichenden Fehlergrenzen angeben) unter anderem von der kürzlich abgeschlossenen Deep2-Durchmusterung des Sternhimmels, die um die 50.000 weit entfernte Objekte kartografiert hat. Nützlich könnten auch die Daten des Sloan Digital Sky Survey sein, der allerdings eine weniger weit zurückliegende Periode und 1,5 Millionen Objekte umfasst. Womöglich gibt es die Dunkle Energie ja doch nicht - in diesem Fall wären die Gleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie zu überarbeiten und damit unser aktuelles Verständnis der Gravitation.

Quelle : www.heise.de
Titel: Das Observatorium am Ende der Welt
Beitrag von: SiLæncer am 03 Februar, 2008, 10:37
Es ist einer der trockensten und kältesten Orte der Erde: Forscher haben am "Dome Argus", dem höchsten Punkt der Antarktis, ein ferngesteuertes Himmelsobservatorium aufgebaut. Es soll ähnlich scharfe Bilder liefern wie Weltraumteleskope - zu einem Bruchteil der Kosten.

Lifan Wang glaubt, dass eine lange Suche zu Ende ist. Das jetzt in der Antarktis aufgebaute Teleskop "markiert den Höhepunkt von Jahrhunderten der Bemühungen, den für Weltraumbeobachtungen besten Ort auf dem Planeten zu finden", schwärmt der Astrophysiker von der Texas A&M University. Das Observatorium auf "Dome Argus", auch als "Dome A" bekannt, könne fast genauso gute Bilder liefern wie Weltraumteleskope - "aber zu viel geringeren Kosten", betonte Wang.

Der Aufbau des "Plateau Observatory" ("Plato") war ein aufwendiges Unterfangen: Wochenlang war das internationale Team unter Führung des Polar Research Institute of China (PRIC) zu "Dome A" unterwegs, der 1200 Kilometer tief im Landesinneren der Antarktis liegt. Es war erst das zweite Mal überhaupt, dass Menschen zu dieser Stelle vorgestoßen sind. "Im Unterschied zur stürmischen Antarktis-Küste ist das Plateau ein sehr stiller Ort mit geringen Windgeschwindigkeiten", erklärte Wang. "Es ist der kälteste und trockenste Ort der Welt." Das verspricht glasklare Luft, die das Sternenlicht kaum schluckt oder streut - also ideale Bedingungen für ein Observatorium.

Allerdings müssen die Materialien besonders widerstandsfähig sein, denn das vollautomatische Teleskop muss ohne Wartung des Menschen auskommen - keine leichte Aufgabe bei Temperaturen von bis zu minus 90 Grad. Im Sommer soll das Observatorium seine Energie aus Solarzellen beziehen, in der Dunkelheit des antarktischen Winters übernehmen hocheffiziente Dieselmotoren die Stromversorgung. Die Daten seiner Teleskope und Messinstrumente schickt "Plato" über das Iridium-Satellitennetz zurück in die Zivilisation.

Ein Jahr ohne Wartung

Das insgesamt sieben Tonnen schwere "Plato" besitzt sieben Teleskope, die von Forschungseinrichtungen in China, den USA und Großbritannien gebaut wurden. Sie sollen bisher einzigartige Bilder des Sternenhimmels über der Antarktis schießen. Die vier chinesischen 14,5-Zentimeter-Teleskope etwa sind mit unterschiedlichen Farbfiltern ausgestattet, so dass jedes den Himmel in einer anderen Wellenlänge untersuchen kann. Das Endergebnis soll ein vier Monate langer kontinuierlicher Film der Bewegungen am Antarktis-Himmel sein.

"Diese Studie kann nur in der Antarktis durchgeführt werden", sagte Wang. "Wir werden die Veränderlichkeit der Sterne analysieren und um sie herum nach Planeten suchen." Jon Lawrence, der an der australischen University of New South Wales die Entwicklung von "Plato" geleitet hat, sieht in Observatorien dieser Art die Zukunft der Antarktis-Forschung: "Solche robotischen Einrichtungen minimieren den Bedarf an menschlichem Einsatz und werden künftig eine wichtige Rolle spielen."

In knapp einem Jahr werden die Forscher wissen, wie gut sich "Plato" gehalten hat - denn erst im Januar 2009 wird die nächste Expedition zu "Dome A" aufbrechen und dort nach dem Rechten sehen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Astronomen verfeinern kosmischen Zollstock
Beitrag von: SiLæncer am 12 Februar, 2008, 16:50
Astronomen haben ihr Maßband für den Kosmos verfeinert: Mit Hilfe der hochpräzisen Messung eines Sternen-Lichtechos können die Forscher die Entfernungen zu Galaxien nun genauer als je zuvor bestimmen.

Cepheiden sind wertvolle Werkzeuge für Astronomen: Seit fast 100 Jahren ermitteln sie mit Hilfe der pulsierenden Sterne die Distanz zu den Galaxien. Und je genauer man diese kosmischen Zollstöcke eicht, desto genauer lassen sich auch die Entfernungen von der Erde zu Galaxien bestimmen.

Das ist dem Astronomen-Team um Pierre Kervella vom Observatoire de Paris-Meudon in Frankreich nun gelungen. Die Forscher haben die Distanz des Cepheiden RS Pup hochpräzise messen können mit Hilfe des New Technology Telescope der Europäischen Südsternwarte (Eso) in Chile. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachmagazin " Astronomy and Astrophysics" veröffentlicht.

Unsere Sonne ist, verglichen mit RS Pup, nur durchschnittlich: Der Cepheid ist zehnmal schwerer, 200 Mal größer und 15.000 Mal heller als sie - so hell, dass er leicht mit einem Fernglas beobachtet werden kann.

Cepheiden sind benannt nach dem Stern Delta Cephei im Sternbild Kepheus. Er ist so hell, dass er für das bloße Auge sichtbar ist. 1912 entdeckte die US-amerikanische Astronomin Henrietta Leavitt an ihm einen Zusammenhang zwischen der Helligkeit und der Pulsationsperiode. Je länger die Perioden, desto heller waren die Sterne. Dieser Zusammenhang spielt auch heute noch eine zentrale Rolle bei der Distanzbestimmung von Galaxien.

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Lichtecho: Aus dem Unterschied zwischen den Lichtsignalen können Astronomen die Distanz zu Galaxien errechnen

RS Pup ändert seine Helligkeit alle 41,4 Tage. Er liegt inmitten eines großen Nebels aus sehr feinem Staub, der Teile seines Lichts reflektiert. Diesen Umstand nutzten die Astronomen für ihre Messung: "Das Licht, das von dem Stern zum Staub wandert und von dort zum Teleskop, kommt etwas später an als das Licht, das direkt vom Stern zum Teleskop kommt", sagte Kervella. "Wenn wir also die Helligkeit eines bestimmten, isolierten Nebelflecks messen, erhalten wir eine Helligkeitskurve, die genauso wie die des Cepheiden aussieht, aber zeitlich verzögert ist."

Diese Zeitverschiebung bezeichnen die Forscher als Lichtecho. Der Rest ist simple Mathematik: Die Zeitverzögerung multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit ergibt die Distanz des Sterns zu dem Nebelfleck. Und mithilfe dieser Distanz ließ sich die Entfernung von RS Pup ermitteln: 6500 Lichtjahre, plus/minus 90 Lichtjahre. Die Forscher erhoffen sich mit diesem genaueren kosmischen Cepheiden-Zollstock zukünftig bessere Distanzmessungen von Galaxien.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Erdähnliche Welten in Sichtweite
Beitrag von: SiLæncer am 13 Februar, 2008, 16:44
Bald zappelt der erste erdähnliche Exoplanet im Netz der Planetenfischer – Europa hat dank CoRoT derzeit die Nase vorn

Gemach, Gemach. Im Gegensatz zu der Meldung der ESO vom April letzten Jahres, die viele Zeitungen, insbesondere Boulevard-Blätter – jegliche kritische Distanz missend - kolportierten, gibt es für eine "zweite Erde" bislang nicht den geringsten Hinweis. Ohnehin kann eine "zweite Erde" nicht existieren, ist doch unser Planet – nomen est omen - in den Weiten des Alls ebenso ein Unikat wie all seine planetaren Brüder. Bestenfalls in einem Paralleluniversum könnte ein Pendant der Erde driften … . Gleichwohl werden entweder in absehbarer Zeit oder spätestens in der nächsten Dekade die Planetenjäger mehr als nur einen erdähnlichen Exoplaneten aufspüren. Es ist alles nur eine Frage von guter Technik und ausreichender Zeit – und beides steht den hart arbeitenden Planetenjägern zur Verfügung, obwohl sie für ihre kreative und so wichtige Arbeit dringend noch mehr Geld bräuchten und verdienten.

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Unser Heimatplanet – auf "Außenstehende" bzw. außerirdische Planetenjäger wird er seinen Eindruck nicht verfehlen. Credit: NASA

Noch vor zwei Dekaden haben von Pessimismus befallene Astronomen die Existenz von Planeten außerhalb des Sonnensystems glattweg negiert. Da draußen, so lautete deren unerschütterliches Dogma, erfüllen bestenfalls Asteroiden, Sterne und Galaxien den Raum mit "materiellem" Leben. Von lunaren, geschweige denn planetaren Sterntrabanten seien mitnichten irgendwelche Spuren erkennbar.

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Mehr Planeten als Sterne

Inzwischen hat in den Annalen der Wissenschaftsgeschichte eine gegenteilige Erkenntnis publizistischen Niederschlag gefunden: In unserer Milchstraße – und damit auch in all den anderen 100 bis 500 Milliarden Galaxien "unseres" Universums – haben Planeten allerorts den funkelnden Sternen den Rang abgelaufen. Sie sind mit großer Sicherheit stärker und zahlreicher vertreten als alle stellaren Gebilde zusammengenommen, die das All mit Licht durchfluten. Während also die notorischen Ignoranten einmal mehr eines Besseren belehrt wurden, sehen sich die Optimisten hingegen in ihren Prognosen bestärkt, wie auch Charles Lineweaver von der National University in Canberra (Australien). Er geht schon seit einigen Jahren davon aus, dass allein in der Galaxis mindestens 30 Milliarden erdähnliche Planeten das Licht ihrer Sonnen reflektieren.

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Einsam und verloren – eine Galaxie, in der Milliarden von Planeten beheimatet sind … Credit: NASA/Dietmar Hager

Gewiss, die bis auf den heutigen Tag offiziell bestätigten extrasolaren Planeten sind – von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen – in erster Linie immer noch höchst eigenwillige planetare Zeitgenossen, die mit unserem Heimatplaneten nur herzlich wenig gemein haben und aufgrund ihrer Eigenarten mitnichten biologisches Leben erlauben. Erfahrungsgemäß präsentieren sie sich als überdimensionierte heiße Gasriesen, deren Größe überwiegend zwischen Neptun und Jupiter changiert, mitunter sogar mehrere Jupitermassen aufweist. Nur wenige entpuppten sich bislang als masseärmer oder als potenzielle Horte des Lebens. Eine zweite Erde, zumindest ein erdähnlicher Planet, der diesem Attribut wirklich zur Ehre gereichte, war darunter bis dato nicht. Gleichwohl sind die rund um den Globus mit erdgebundenen Observatorien und Weltraumteleskopen aufgespürten 270 Planeten, die in 221 verschiedenen Planetensystemen [Stand: 5. Februar 2008] ansässig geworden sind, nur die Spitze der Spitze eines riesigen kosmischen Eisberges, der zunehmend an Größe gewinnt. Es werden immer mehr – und angesichts des immer sensibler operierenden Instrumentariums werden sie immer kleiner, masseärmer und damit immer erdähnlicher.

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Der größte im planetaren Bunde des Sonnensystems ist nicht allein. Da draußen existieren noch zahlreiche andere Kollegen Jupiters, die sich in seiner "Gewichtsklasse" bewegen. Credit: ESA

Vermeintliche "Supererde"

Wie massearm, davon konnte sich die Öffentlichkeit im April letzten Jahres selbst ein Bild machen, als die Europäische Südsternwarte [extern] ESO die Meldung lancierte, Wissenschaftler hätten den bisher kleinsten und masseärmsten extrasolaren Planeten aufgespürt. Tatsächlich lokalisierten diese unter Anwendung einer ausgefeilten Observationstaktik und -technik und einer speziellen Apparatur mit dem 3,6-Meter-Teleskop der ESO im Sternbild Waage (lat. libra) einen Exoplaneten mit der nur 5-fachen Erdmasse, der überdies nur den 1,5-fachen Erdradius hat. 20,5 Lichtjahre von der Erde entfernt, umrundet er seinen Heimatstern Gliese 581 einmal binnen 13 Tage. Obwohl er seine Muttersonne in einer Distanz von nur 10,7 Millionen Kilometern umkreist (dies ist 14-mal geringer als der Abstand Erde-Sonne), sollen auf dieser fernen Welt Temperaturen zwischen 0 und 40 Grad Celsius herrschen. Flüssiges Wasser wäre auf dieser Welt theoretisch denkbar, da der Planet in einer habitablen Zone läge und daher flüssiges Wasser halten könne. So jedenfalls die Verlautbarung der ESO.

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Heute zählt Gliese 581c zwar immer noch zu den kleinsten respektive masseärmsten Exoplaneten, aber von einer "zweiten Erde", einer "Supererde" (hier stellt sich die Frage, was eine "Supererde" überhaupt sein soll), wie dies viele Zeitungen noch vor einem halben Jahr wortgewaltig kolportierten, kann nicht mehr im Geringsten die Rede sein, nicht zuletzt deshalb, da Gliese 581c einen so genannten Roten Zwergstern vom Typ M umkreist. Derlei Sterne sind äußerst langlebige (je nach Masse werden sie bis zu 50 Billionen Jahre alt), sehr licht- und massearme Sterne, die schätzungsweise mehr als 70 Prozent aller stellaren Gebilde in der Milchstraße stellen. Im Schnitt ist diese Sternklasse weitaus kleiner, kälter und leuchtet durchschnittlich 50 Mal schwächer als etwa Sterne vom Typ unserer Sonne. Mittlerweile herrscht Einigkeit darüber, dass der vermeintliche erdähnliche Planet um Gliese 581 sich bestenfalls am inneren Rand der habitablen Zone befindet und seiner Sonne viel zu nahe ist, weshalb es auf ihm extrem heiß sein dürfte, zu heiß für die Ausbildung biologischer Lebensformen, so wie wir sie kennen und schätzen.

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Die Erde liegt als einziger Planet unseres Sonnensystems exakt in einer habitablen Zone. Dennoch könnten biologische Lebensformen auch außerhalb dieser Region eine Nische gefunden haben. Credit: NASA

Gliese 581d – keineswegs erdähnlich

Während Gliese 581c also seinen Status als erdähnlichen Planeten vollends eingebüßt hat, richtete sich die Aufmerksamkeit der Astronomen unlängst verstärkt auf seinen planetaren Bruder, der zur selben Zeit entdeckt wurde. Gliese 581d, so der Name des Planeten mit der achtfachen Erdmasse, umrundet seine Sonne binnen 84 Tagen einmal. Bereits im Juli 2007 kristallisierte sich heraus, dass Gliese 581d ein heißer Kandidat für Leben sein könnte.

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Gliese 581d dreht sich – genau wie unser Mond um unsere Erde – während eines Orbits exakt einmal um die eigene Achse und zeigt seinem Mutterstern immer dieselbe Seite, was zur Folge hat, dass auf einer Seite des Planeten immer Nacht und damit klirrende Kälte, auf der anderen indes fortwährend Tag und ergo permanente Hitze das Klima prägen. Mit anderen Worten: Nur in jenen Übergangszonen zwischen "Tag" und "Nacht" könnte sich Leben ausgebildet haben. Ungeachtet seiner acht Erdmassen könnte Gliese 581d erdähnlicher sein und lebensfreundlichere Bedingungen aufweisen als die vermeintliche "Supererde", die – wie inzwischen allgemein akzeptiert – nicht den Status erdähnlich verdient, obgleich Gliese 581c durchaus eine habitable Welt sein könnte.

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Der Erste seiner Art

Wenn es einem Teleskop vorbehalten ist, wenn es je eine Sonde verdient hat, den ersten echten erdähnlichen Planeten zu entdecken, dann ist dies CoRoT (Convection, Rotation and planetary Transits). Das Weltraumteleskop zieht seit dem 27. Dezember 2006 in einem polaren Orbit in 826 Kilometer Höhe seine Kreise und nahm seinen Dienst offiziell am 3. Februar 2007 auf. Von seiner Erdumlaufbahn starrt der High-Tech-Späher als Erster seiner Art gezielt und systematisch nach extrasolaren Planeten, die etwas massereicher als die Erde sind.

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Am 27.12.2006 um 8:23 Uhr Ortszeit bzw. 15:23 Uhr MEZ startete CoRoT ins All. Bild: CNES/AAS/Starsem

Der mit einem 27-Zentimeter-Spiegel bestückte 4,20 Meter hohe und 670 Kilogramm schwere ESA-Satellit ist derart sensibel und effektiv, dass es sogar einen Exoplaneten von der doppelten Masse der Erde noch aufspüren könnte. Die Präzision der vier CCD-Detektoren (Spektralbereich von 370 bis 950 nm ) von CoRoT ist nach Ansicht des österreichischen Astrophysikers Werner Wolfgang Weiss derzeit konkurrenzlos: "Eine Mücke könnte an einer Flutlichtanlage vorbeifliegen, und CoRoT würde die auftretende Helligkeitsschwankung aus über 800 Kilometer Entfernung messen." Um einen Himmelskörper mit wenigen Erdradien ausfindig zu machen, braucht CoRoT gleichwohl viel Glück, operiert der Späher doch auf der Basis der Transit-Methode, bei der Forscher die Helligkeitsschwankungen eines Sterns messen, die von vorbeiziehenden Planeten hervorgerufen werden.

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Der Transit des ersten von CoRoT entdeckten extrasolaren Planeten (Bild: CNES). Dieser Planet wurde entdeckt, weil er immer wieder vor seinem Stern vorbeizieht und ihn dabei kurzfristig verdunkelt. Die Abnahme der Sternhelligkeit ist deutlich zu sehen. Bild: CNES

Leider ereignen sich Transits, also Durchgänge von Planeten vor der hellen Scheibe ihres Muttersterns, statistisch gesehen nur selten, sodass Erfolge nur über die Tugenden Geduld und Beharrlichkeit erzielt werden können. Und wie bereits erwähnt, müssen die Planetenjäger den unbekannten Faktor Glück immer wieder strapazieren. Denn schließlich lassen sich Planeten via Transit nur aufspüren, wenn aus der Perspektive des Beobachters der Sterntrabant zwischen Teleskop und extrasolarer Sonne steht und die Planetenbahn nahezu senkrecht zur Himmelsebene liegt. Nur dann kann das geringfügig abgeschwächte stellare Licht gemessen und der unsichtbare Planet indirekt "sichtbar" gemacht werden, wobei die extrem geringen Schwankungen nur schwer zu berechnen sind. Dennoch können die Wissenschaftler aus der Intensität und Dauer dieser Schwankungen auf die Größe und Umlaufbahn des Planeten schließen.

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Um sicher zu gehen, dass der Satellit, den Vibrationen beim Start Stand halten kann, wurde CoRoT schon im Vorfeld kräftig durchgeschüttelt. Bildnachweis: CNES

Doppelt hält besser

Kein Wunder also, dass CoRoTS Erfolgsquote mit bisher zwei bestätigten Exoplaneten sich auf den ersten Blick bescheiden ausnimmt. In Wahrheit aber befindet sich die Sonde selbst in einem tadellosen Zustand und operiert fehlerfrei und sehr erfolgreich. Dass die CoRoT-Wissenschaftler derweil bislang nur zwei Entdeckungen lancierten, hat einen wissenschaftlich fundierten Hintergrund. Denn im Gegensatz zur NASA, die eine offensive Pressearbeit betreibt und für gewöhnlich mit Sensationsmeldungen schnell aufwartet, üben sich die ESA, die CNES (französische Raumfahrtagentur) und das DLR mit Absicht in eleganter Zurückhaltung, um Missverständnisse und unnötige Fehler zu vermeiden.

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CoRoTS erstes Licht erfolgte in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar 2007 Credit: ESA

Dabei hat die weltweit verstreute Planetenjägergemeinde aus Fehlern früherer Tage konsequent gelernt. Vorbei sind die Zeiten, da so manch übereifriger Forscher auf die Schnelle eine Neuentdeckung eines Exoplaneten noch kolportieren konnte, ohne sein Ergebnis zuvor mehrfach gegenzuchecken oder von einer unabhängigen bzw. alternativen Messmethode überprüfen zu lassen. In dieser Hinsicht sind beim CoRoT-Forscherteam die Vorgaben sehr streng. Registriert der europäische Satellit etwa einen Transit, muss eine zweite Quelle, besser gesagt ein auf dem Prinzip der Radialgeschwindigkeitsmethode arbeitendes Teleskop, den Status des vermeintlichen Planeten bestätigen.

Bei dieser Technik richten die Planetenjäger ihre Aufmerksamkeit primär auf die Gravitationskraft des vermuteten Planeten und der daraus resultierenden kleinen Bewegung seines Zentralsterns. Beginnt der observierte Stern zu eiern, lassen sich seine rhythmischen Verschiebungen anhand der Änderung der Radialgeschwindigkeit feststellen. Erst nach einer solchen Messung schafft der neue Planet den Sprung in die "europäische" Enzyklopädie der extrasolaren Planeten, die Jean Schneider katalogisiert und verwaltet.

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CoRoT sucht primär nach massearmen Exoplaneten, erkundet aber auch das Innere von Sternen mit Hilfe von astroseismologischen Messmethoden. Credit: CNES 2006 - D. Ducros

Der Tatsache Rechnung tragend, dass Transits eher ein seltenes Phänomen sind, tastet CoRoT daher viele Sterne gleichzeitig ab. Für jeweils etwa fünf Monate visiert das satelliteneigene 27-Zentimeter-Teleskop insgesamt fünf Himmelsfelder an und überwacht dabei gleichzeitig etwa 12.000 Sterne, deren Licht mit einem Prisma in mehrere Farben zerlegt wird, um Bedeckungen durch Planeten besser von anderen Helligkeitsschwankungen unterscheiden zu können. Ob CoRoT jemals einen erdähnlichen Planeten entdeckt, hängt von vielen Faktoren ab, die nicht vorhersehbar sind; dennoch sprüht der schwedische Astrophysiker und ESA-Projektwissenschaftler der CoRoT-Mission Malcolm Fridlund vor Optimismus. "CoRoT wird das erste Abbild eines erdähnlichen Planeten liefern, der um einen anderen Heimatstern kreist."

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CoRoT hat fünf Monate lang ein Sternfeld mit mehr als 12.000 Sternen im Blick. Nach der geplanten Missionsdauer von drei Jahren wird CoRoT somit insgesamt 60.000 Sterne mit scheinbaren Helligkeiten zwischen 11. und 16. Größenordnung beobachtet haben. Bild: CNES

Derzeit drei Transits nötig

Dass die Wissenschaftler des CoRoT-Teams nicht jede Entdeckung eines Exoplaneten umgehend veröffentlichten können, liegt in der Natur der Transitmethode. Würde CoRoT einen bislang unbekannten Planeten lokalisieren, der sich gerade vor seinem Heimatstern die Blöße gibt und dessen Licht geringfügig abgeschwächt ist, reichte dieser einmalige Transit bei weitem nicht aus, um Nachfolgebeobachtungen einzuleiten. "Um als ‚Planetenkandidat' zu zählen, muss ein möglicher Transit immer mindestens dreimal erfolgen. Für weiter entfernte Planeten muss man also entsprechend lange warten", erklärt Prof. Dr. Heike Rauer, Projektleiterin der CoRoT-Beteiligung des DLR und Wissenschaftlerin am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. "Es wird von den Kapazitäten der Teleskope am Boden abhängen, ob wir auch dazu über gehen können, Kandidaten schon nach einem oder zwei Transits auf Radialgeschwindigkeitsvariationen zu untersuchen." Der Faktor "Zeit" gewinnt auch durch die Umlaufbahn CoRoTS ein besonderes Gewicht, da die Sonde infolge des polaren Erdorbits nur Planeten mit maximal 50 Tagen Umlaufperiode auskundschaften kann. Mit anderen Worten. Um insgesamt drei Ereignisse zu registrieren, also summa summarum drei Transits aufzuzeichnen, müssen die Forscher ein halbes Jahr Zeit investieren. Und Zeit kostet Geld … auch in der Exoplanetenforschung. Erst danach werden die erdgebundenen Teleskope auf den Plan gerufen, wie etwa das 3,6-Meter-ESO-Observatorium in La Silla (Chile) oder das BEST-Teleskop am Observatoire de Haute-Provence (OHP) in Frankreich. Hierzu Heike Rauer gegenüber Telepolis:

Zitat
Bei dieser Art Nachfolgebeobachtung geht es darum, das Signal von Planetenkandidaten photometrisch zu bestätigen. Dabei möchten wir zunächst einmal sehen, ob es wirklich der Stern ist, der einen Transit in den Lichtkurven zeigt, und nicht etwa ein am Himmel eng daneben stehender Doppelstern. Das hilft Zeit und Aufwand bei den Radialgeschwindigkeitsmessungen zu sparen.

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Ursprünglich noch als Mission mit acht Teleskopen angedacht, musste Darwin den finanziellen Engpässen der ESA Tribut zollen. Es startet aller Wahrscheinlichkeit frühestens ab 2015 mit insgesamt vier Satelliten. Credit: ESA

Abgespeckte Darwin-Mission

CoRoTS Mission muss in größerem Zusammenhang gesehen werden. Zu guter Letzt soll sie nämlich als Pfadfindermission leistungsstärkeren Weltraumteleskopen den Weg ins All ebnen. Denn um Planeten von der Größe der Erde in bewohnbaren Zonen zu finden, werden nach Meinung vieler Forscher noch sensiblere Teleskope und längere Beobachtungszeiten vonnöten sein. Das NASA-Hochleistungsteleskop Kepler, das mit seinem 1,4 Meter großen Spiegel mehrere Jahre lang einen bestimmten Himmelsausschnitt auf erdähnliche Planeten hin absuchen soll, erfüllt diese Bedingungen.

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Noch im Bau befindlich, aber bereits im Februar soll der NASA-Satellit Kepler in der Erdumlaufbahn Position beziehen, um erdähnliche und in puncto Masse noch kleinere Planeten ausfindig zu machen. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wird diese Mission frühstens Ende 2009 starten … Credit: NASA

Und sechs Jahre später wagt die ambitionierte ESA-Mission Darwin den nächsten Schritt. Sie soll ursprünglich aus acht Satelliten bestehen, existiert seit einiger Zeit aber auf dem Papier nur noch als abgespeckte Version mit insgesamt vier Elementen.

Vorausgesetzt, dass Darwin an Bord einer Ariane-V oder Soyuz-Fregat-Rakete den Sprung zum so genannten Lagrange-Punkt L 2 unbeschadet bewältigt, der 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt an einem Operationspunkt liegt, an dem sich die Gravitationskräfte die Waage halten, so dass Raumschiffe im Raum quasi still stehen, werden die vier Satelliten fraglos etliche erdähnliche Planeten lokalisieren. Schließlich vermag das Interferometrie-Superteleskop die eingefangene Strahlung dergestalt zu überlagern, dass die Bildschärfe eines 50 Meter großen Fernrohr generiert wird, was Darwin wiederum dazu befähigt, nicht allein erdähnliche Planeten aufzuspüren, sondern auch in deren Atmosphären nach chemischen Spuren von Leben zu suchen.

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Lagrange-Punkt L 2 Credit: ESA

Ausgestattet mit vier einzelnen Raumfahrzeugen, von denen drei jeweils mit einem Infrarotteleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von drei bis vier Metern bestückt sind und die Nummer vier das Licht des Trios bündeln und zugleich als Zentralstation den Kontakt mit dem blauen Planeten aufrecht erhalten soll, werden die Signale der drei Teleskope gemäß dem Prinzip des Nulling-Interferometers kombiniert.

Dank der dadurch gewonnenen Sensibilität des Teleskops können die Astronomen sogar die chemische Zusammensetzung ferner Atmosphären von "erdnahen" Exoplaneten studieren. Die gemeinsam operierenden teleskopeigenen Infrarot-Spektrographen machen es möglich. Sie treten aber erst in Aktion, wenn Darwin einen vielversprechenden Kandidaten aufgespürt hat.

Biosignaturen deuten auf Leben hin

Mittels einer Spektralanalyse, bei der das von Planeten reflektierte Licht in seine verschiedenen farblichen Bestandteile zerlegt wird, werten die Detektoren im Infrarotlicht die Temperatur und chemische Zusammensetzung der jeweiligen Planeten-Atmosphäre aus. Da jedes chemische Element einen unverwechselbaren Fingerabdruck im Lichtspektrum hinterlässt, verraten sich dabei auch alle Biosignaturen: also alles, was indirekt auf Leben hindeutet.

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Was außerirdische Planetenjäger bei uns an Biosignaturen "sähen" … Credit: ESA

Wenn die teleskopeigenen Spektrographen der Darwin-Flotte das von den Planeten reflektierte Licht in seine farblichen Bestandteile zerlegen und dabei Gase wie Sauerstoff, Wasserdampf, Kohlendioxid oder Methan fänden, wäre dies ein starkes Indiz auf die Anwesenheit von Wasser und biologischer Aktivität auf der fernen Welt. Dadurch können sie Temperatur und chemische Zusammensetzung der Exoatmosphären ermitteln.

Fänden die Forscher auf einem erdähnlichen, in einer habitablen Zone gelegenen Planeten etwa Sauerstoff, der auf der Erde als Nebenprodukt der Fotosynthese entsteht, und detektierten sie dort auch noch Ozon, eine andere Form des reaktionsfreudigen Sauerstoffs, wäre dies zwar ein starkes Indiz für Leben, brächte aber noch keine absolute Sicherheit, weil die Forscher viele nicht-biologische Prozesse kennen, die zu einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre führen können. Fraglos wäre aber die Entdeckung von Ozon schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung.

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Die Venus. Höllischer Nachbar, auf dem mit großer Wahrscheinlichkeit kein biologisches Leben existiert. Einige Forscher glauben dennoch, dass in der Venus-Atmosphäre in einer Höhe von 50 Kilometern Mikroben leben könnten. Credit: ESA

Gleichwohl dürfte das beste Indiz für extraterrestrisches Leben die Anwesenheit von Sauerstoff zusammen mit Methan oder Kohlendioxid sein, weil diese Kombination auch in der Erdatmosphäre häufig anzutreffen ist. Es wäre letzten Endes aber nur ein Indizienbeweis – nicht mehr, aber auch weniger. Wer es jedoch genau wissen möchte, muss schon die Probe aus Exempel machen und dort hinfliegen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Wunderschöner "Hubble"-Schnappschuss: Planetarer Milchstraßen-Nebel
Beitrag von: SiLæncer am 17 Januar, 2009, 15:44
"Hubble"-Teleskop fotografiert Nebel

Das "Hubble"-Weltraumteleskop hat einen ungewöhnlichen planetaren Nebel in der Milchstraße fotografiert. Der rund 10.000 Lichtjahre entfernte Gasnebel mit der Katalognummer NGC 2818 befinde sich innerhalb eines offenen Sternhaufens im Sternbild Kompass (Pyxis) am Südhimmel, berichtete das Institut für Weltraumteleskop-Wissenschaft am Donnerstag (Ortszeit) in Baltimore (US-Staat Maryland).

(http://satundkabel.magnus.de/res/_2/3/4/e/78083.jpg)
Aktueller Schnappschuss des Weltraumteleskops Hubble vom 10.000 Lichtjahre entfernten Gasnebel NGC 2818



Planetare Nebel sind die abgestoßenen Gashüllen ausgebrannter Sterne, typischerweise Milliarden Jahre alt. Offene Sternhaufen dagegen sind in kosmischen Maßstäben normalerweise relativ junge Gebilde, in denen neue Sterne entstehen, und die sich in einigen hundert Millionen Jahren auflösen. Daher seien planetare Nebel in offenen Sternhaufen sehr selten, erläuterten die Astronomen. Der Sternhaufen NGC 2818A sei mit fast einer Milliarde Jahre besonders alt.

Milchige Flecken mit leuchtendem Stickstoff

Planetare Nebel haben ihren Namen von ihrer Erscheinung in frühen Teleskopen. Dort ähnelten die milchigen Flecken optisch den Planetenscheibchen. Mit der heutigen Beobachtungstechnik können Astronomen dagegen in diese Gasnebel hineinschauen und selbst feine Strukturen untersuchen. Auf der "Hubble"-Aufnahme leuchtet Stickstoff in Rot, Wasserstoff in Grün und Sauerstoff in Blau.

Auch unsere eigene Sonne wird in etwa fünf Milliarden Jahren ihre äußere Hülle als planetaren Nebel abstoßen. Übrig bleibt ein sogenannter Weißer Zwergstern, der über die Jahrmilliarden langsam verblassen wird.

Quelle : http://satundkabel.magnus.de
Titel: Die Sonne schwächelt
Beitrag von: SiLæncer am 18 Januar, 2009, 18:56
Die Sonnenaktivität sollte eigentlich schon seit vielen Monaten wieder einen Aufwärtstrend zeigen, denn üblicherweise beträgt die Länge eines Zyklus um 11 Jahre und das letzte Sonnenfleckenminimum fand bereits im September 1996 statt. Von neuer Aktivität ist aber bislang wenig zu sehen. Meist zeigt sich das Zentralgestirn fleckenlos – in den letzten beiden Jahren ein fast schon gewohntes Bild. Die wenigen Flecken, die in den zurückliegenden Monaten für jeweils einige Tage erschienen, gehörten aber bereits zum neuen Sonnenfleckenzyklus, erkenntlich an ihrer Position in höheren Breitengraden und an ihrer magnetischen Ausrichtung.

Noch divergieren die Vorhersagen, wie stark der kommende Zyklus 24 ausfallen wird, erheblich zwischen den verschiedenen Forschergruppen. Selbst der späte Beginn erlaubt offenbar noch keine zuverlässigen Rückschlüsse. Einige Forscher haben aber ihre Vorhersagen bereits vorsichtig nach unten korrigiert. Der kommende Zyklus dürfte demnach eher im Mittelfeld liegen. Nachdem die Maxima der vergangenen 100 Jahre mehrheitlich sehr hoch ausgefallen waren, bedeutet das einen Rückgang der Aktivität.

Derzeit ist noch nicht einmal klar, ob und wann das Sonnenfleckenminimum stattgefunden hat. Die täglich ermittelten Sonnenfleckenzahlen schwanken sehr stark. Sie werden daher monatlich gemittelt, die Monatswerte nochmals geglättet. Der geglättete Wert entspricht dem Schnitt des jeweiligen Monats und der sechs vorangegangenen und folgenden. Frühester Kandidat für das aktuelle Minimum ist der Juli 2008. Bleiben die Sonnenfleckenzahlen weiterhin bei fast Null, könnte das Minimum aber auf einen noch späteren Zeitpunkt fallen.

Die NASA warnt bereits vor möglichen katastrophalen Auswirkungen der bald wieder ansteigenden Sonnenaktivität. Die Warnungen sind, ähnlich wie die vor Meteoriteneinschlägen, durchaus berechtigt, auch wenn der Eintritt einer Katastrophe eher unwahrscheinlich ist. Aus der Luft gegriffen sind die Szenarien der Forscher jedenfalls nicht. Starke Ausbrüche auf der Sonne führten in der Vergangenheit immer wieder zu Stromausfällen oder dem Verlust einzelner Satelliten.

Der bislang größte beobachtete Ausbruch auf der Sonne. fand am 1. September 1859 statt. Der Astronom Richard Carrington entdeckte zufällig bei seinen Beobachtungen für wenige Minuten ein blendend helles Licht auf der im Vergleich dazu dunklen Sonnenscheibe und verfasste dazu einen ausführlichen Bericht. Rund 18 Stunden später brach auf der Erde ein äußerst heftiger geomagnetischer Sturm los, als die von der Sonne ausgestoßene Materiewolke die Erde erreichte. Die dabei entstehenden Nordlichter waren sogar in den Tropen zu sehen und so hell, dass sie das Lesen einer Zeitung erlaubten. Die Telegrafenleitungen weltweit brachen zusammen -- vom Erdmagnetfeld induzierte Ströme in Fernleitungen führten in Skandinavien sogar zu Bränden an Telegrafenanlagen.

Wie heftig die Ausbrüche auf der Sonne in einigen Jahren ausfallen werden, vermag noch niemand vorherzusagen. Ein Sonnenfleckenmaximum mit niedriger Gesamtaktivität ist aber keine Garantie für einen glimpflichen Verlauf: Das Ereignis von 1859 beispielsweise fand in einem Zyklus mit gerade einmal durchschnittlichen Sonnenfleckenzahlen statt. Würde heute ein vergleichbarer Ausbruch auf der Sonne stattfinden, wäre mit massiven Schäden an der Infrastruktur von Strom- und Kommunikationsnetzen zu rechnen, deren Behebung Wochen oder Monate dauern könnte, so die Forscher.

Auch Satelliten wären dann gefährdet. Das Bombardement hochenergetischer Teilchen kann die Elektronik von Satelliten komplett zerstören und dadurch zum Totalverlust führen. In den zurückliegenden Jahren stieß das bei heftigen Ausbrüchen auf der Sonne nur einzelnen Satelliten zu, der ganz große Sturm könnte aber dazu führen, dass eine ganze Reihe von Satelliten zerstört wird.

Fällt das Sonnenfleckenmaximum sehr niedrig aus, droht hingegen eine andere Gefahr: Das in solchen Zyklen schwach ausgeprägte Magnetfeld der Sonne und der geringe Druck des Sonnenwinds führen zu einem Anstieg der kosmischen Strahlung im Sonnensystem. Diese wiederum belastet die Besatzungen von Raumfahrzeugen. Das wären schlechte Voraussetzungen für die bemannte Raumfahrt, auch wenn auf der Sonne dann nicht mit großen Ausbrüchen zu rechnen wäre.

Quelle : www.heise.de
Titel: Interplanetare Kommunikation: Die lange Suche nach E.T.
Beitrag von: SiLæncer am 02 Februar, 2009, 16:35
Hallo Alien! Bereits im 19. Jahrhundert dachten Forscher darüber nach, wie man am besten mit fremden Welten kommunizieren könnte - allen voran der Deutsche Carl Friedrich Gauß. Doch die Realisierung solcher Pläne ließ 150 Jahre auf sich warten.

1679 Nullen und Einsen, das könnte die erste Information sein, die Außerirdische von unserer Erde erhalten. Aus ihnen bestand die Nachricht, die am 16. November 1974 mit dem Arecibo-Teleskop in Puerto Rico zum Kugelsternhaufen Messier 13 im Sternbild Herkules gesendet wurde. Er liegt 22.800 Lichtjahre entfernt, deswegen hat die Botschaft noch eine weitere Reise vor sich.

Zahlen, chemische Elemente, Informationen zur DNA, der Menschheit, der Erde und dem verwendeten Radioteleskop. Das alles ist in der Botschaft codiert, die mit einer Leistung von 1000 Kilowatt ins All geschickt wurde.

Doch die Gedanken zur kosmischen Kontaktaufnahme sind eigentlich viel älter: Bereits im 19. Jahrhundert dachten Forscher über einen Himmelstelegrafen nach, um mit den Einwohnern fremder Welten zu kommunizieren. Der Deutsche Carl Friedrich Gauß schlug zum Beispiel vor, mit Hilfe des von ihm entwickelten Heliotrops Sonnenlicht in Richtung des Mondes zu schicken. In einem Brief an Heinrich Wilhelm Olbers - er hatte auf Basis von Gauß' Voraussagen an der Entdeckung von Kleinplaneten gearbeitet - schlug das Mathematikgenie aus Göttingen im Jahr 1822 vor, 100 große Spiegel aufzustellen und mit ihrer Hilfe Sonnenlicht zur Mondoberfläche umzuleiten. Dort sollten mögliche Mondbewohner, deren Existenz Gauß zumindest nicht ausschließen wollte, erreicht werden.

Angeblich regte Gauß auch an, ein riesiges gleichseitiges Dreieck in Sibiriens Wälder zu schlagen - und in seinem Inneren stattdessen Weizen anzubauen. So sollte ein aus dem All klar sichtbares Zeichen entstehen. Das Kalkül dabei: Der Kontrast würde das kosmische Hinweisschild für Bewohner fremder Welten, zum Beispiel des Mondes, gut sichtbar machen. Gleichzeitig würde die regelmäßige Form klarstellen, dass es sich um eine absichtlich angelegte Konstruktion der Erdbewohner handelte. Einen direkten Beweis dafür, dass Gauß die Rodungsaktion im fernen Osten tatsächlich vorgeschlagen haben soll, gibt es aber nicht.

Ähnlich verhält es sich auch mit einem weiteren Mega-Projekt: Rund 20 Jahre nach Gauß soll der österreichische Astronom Joseph von Littrow einen noch viel kühneren Plan entwickelt haben - und zwar in Form von riesigen kreisförmigen Kanälen in der Sahara, die mit Wasser und Kerosin geflutet werden sollten. In Brand gesetzt würde das Kerosin ein flammendes Zeichen ins Weltall senden. Historisch ist allerdings nicht zweifelsfrei verbürgt, ob von Littrow das Projekt tatsächlich anstieß, oder ob es ihm nur nach seinem Tod zugeschrieben wurde.

Die Idee, mit anderen Bewohnern des Sonnensystems Kontakt aufzunehmen, war im 19. Jahrhundert jedenfalls mehr als populär. Auch der Franzose Charles Cros war davon fasziniert. Der Dichter und Erfinder, der unter anderem den Phonographen, also einen Vorläufer des Plattenspielers, ersonnen hatte, schlug 1869 vor, mit Hilfe eines Parabolspiegels das Licht einer elektrischen Lampe zu fokussieren und auf interplanetare Reisen zu schicken. Mit Blinksignalen, so Cros, könnten sogar Nachrichten übertragen werden.

Einen Code dafür entwickelte etwa der britische Naturforscher Francis Galton im Jahr 1896. In dieser Zeit wurde in Frankreich auch darüber debattiert, ob Marsbewohner mit Hilfe riesiger Reflektoren am frisch erbauten Eiffelturm kontaktiert werden könnten.

Ein Klicken - einfach, zweifach oder dreifach

Die Radiopioniere des frühen 20. Jahrhunderts wollten unsere kosmischen Brüder indes eher anfunken als anleuchten. Der im heutigen Kroatien geborene Nikola Tesla berichtete um die Jahrhundertwende, er habe in seinen Labors in Colorado Springs wundersame Funksignale aufgefangen, die möglicherweise vom Mars oder der Venus stammten: ein Klicken - einfach, zweifach oder dreifach.

Die Herkunft des Signals ist bis heute unklar. Pläne des Amerikaners David Todd, mit Lauschballons in der Erdatmosphäre nach Signalen vom Mars zu suchen, wurden nie umgesetzt. Verschwörungstheoretiker schreiben seinem Kollegen Tesla die Erfindung eines speziellen Kommunikationsgeräts für interplanetare Plaudereien zu, des Teslascopes. Belege dafür gibt es nicht.

Knapp 20 Jahre später berichtete der Italiener Guglielmo Marconi, ein Pionier der drahtlosen Kommunikation, ebenfalls von möglichen Botschaften aus fernen Welten. Zu dieser Zeit wurde noch immer heftig debattiert, ob Licht oder Radiowellen passender für die Kommunikation mit außerirdischen Lebensformen wären. Für Licht sprach eine bessere Fokussierbarkeit, für Radiowellen eine geringere Beeinflussung, etwa durch kosmischen Staub.

Doch letzten Endes setzen sich Radiosignale als Mittel der Wahl durch, unter anderem nachdem Giuseppe Cocconi und Philip Morrison Ende der Fünfziger bewiesen hatten, dass die Radaranalgen der damaligen Zeit kraftvoll genug waren, um Botschaften weit, weit Hinaus ins All zu schicken. Das passierte dann schließlich im Herbst 1974 mit der Botschaft vor Arecibo, die allerdings nur ein einziges Mal in dieser Form gesendet wurde.

Zuvor hatte der US-Astronom Frank Drake beim sogenannten Project Ozma mit Hilfe des National Radio Astronomy Observatory in Green Bank im US-Bundesstaat West Virginia nach Signalen außerirdischer Zivilisationen gefahndet. Mit einem 26 Meter großen Radioteleskop hatte er die Sterne Tau Ceti und Epsilon Eridani ins Visier genommen. Kurzzeitige Euphorie kam im April 1960 auf, als ein Signal aufgefangen wurde. Wie sich herausstellte, stammte es aber von einem hochfliegenden Flugzeug.

Nun ruht die Hoffnung der interplanetaren Kommunikationsfans auf Botschaften wie der von Arecibo. Eine Antwort hat die Menschheit bisher noch nicht erhalten, was auch mit daran liegt, dass die Signale selbst bei sofortiger Antwort von Messier 13 erst im Jahr 47.574 bei uns eintreffen würden.

In der Zwischenzeit hat es weitere, ähnliche Botschaften gegeben, die zum Teil weit profaner waren als der erste Versuch der Kontaktaufnahme: So wurde im vergangenen Sommer eine Werbebotschaft für Tortillachips zum Zwergstern 47 Ursae Majoris gesendet.

uelle : www.spiegel.de
Titel: Re: Interplanetare Kommunikation: Die lange Suche nach E.T.
Beitrag von: Warpi am 02 Februar, 2009, 16:42
<So wurde im vergangenen Sommer eine Werbebotschaft für Tortillachips zum Zwergstern 47 Ursae Majoris gesendet. >

Als Exoterrist weiss ich dann Bescheid und mach einen großen Bogen um das Sonnensystem. (Max. Warp ;D)
Titel: Ferne Welten: Bisher kleinster Exoplanet entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 04 Februar, 2009, 06:14
Rund 400 Lichtjahre von der Erde entfernt haben Forscher eine spektakuläre Entdeckung gemacht: den bisher kleinsten bekannten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Er ist knapp zweimal so groß wie unsere Erde.

Paris - Wenn Astronomen heutzutage einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdecken, dann sorgen die Nachrichten darüber normalerweise längst nicht mehr für so viel Aufmerksamkeit wie noch vor ein paar Jahren. In der " Enzyklopädie der extrasolaren Planeten" finden sich derzeit 337 Fundobjekte. Gewiss, wenn zum Beispiel einer von ihnen abgebildet werden kann, dann ist die Aufregung groß, doch im Großen und Ganzen hat sich eine gewisse Routine bei der Exoplaneten-Jagd eingestellt.

Und doch lässt die Nachricht vom Dienstagmittag aufhorchen: Ein internationales Forscherteam hat mit dem französischen Satelliten "Corot" den bisher kleinsten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems nachgewiesen. Corot-Exo-7b ist nur knapp zweimal so groß wie die Erde und kreist 400 Lichtjahre von uns entfernt um einen sonnenähnlichen Zentralstern.

Lebensfreundlich ist der neu entdeckte Planet nicht: Er ist seinem Zentralgestirn sehr nahe und hat nach Ansicht der Forscher deswegen eine Temperatur von mehr als tausend Grad Celsius. Eine Umrundung um seine Sonne absolviert der neu entdeckte Himmelskörper in der schwindelerregenden Zeit von nur 20 Stunden.

Die meisten der bisher entdeckten Planeten sind riesige Gasplaneten vom Stil unseres Jupiters. Corot-Exo-7b könnte nach den bisherigen Erkenntnissen ein Gesteinsplanet sein, vergleichbar der Erde. Möglich wäre auch ein mit Lava bedeckter Himmelskörper - oder ein zur Hälfte aus Wasser und zur Hälfte aus Stein bestehender Planet mit einer extrem heißen und dichten Wasserdampf-Atmosphäre.

"Die Entdeckung eines so kleinen Planeten ist eine echte Sensation. Damit haben sich die Erwartungen, die wir in Corot gesetzt haben, voll erfüllt", sagt Heike Rauer. Sie ist Projektleiterin am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das die Software von Corot entwickelt hat und auch an der wissenschaftlichen Auswertung der Daten beteiligt ist.

Corot sucht nach extrasolaren Planeten mit der Transitmethode (siehe Kasten). Dabei misst das Weltraumteleskop über eine längere Periode die Helligkeitsschwankungen von Sternen. Schuld an solch einer Schwankung kann ein Planet sein, der vor dem Stern vorbeizieht und ihn minimal verdunkelt. Weil solche Helligkeitsänderungen verschiedene Gründe haben können, muss jeder Planetenkandidat aber durch mehrere Nachfolgemessungen bestätigt werden. Diese Nachfolgebeobachtungen werden von einem Netzwerk großer erdgebundener Teleskope übernommen, unter anderem auch von der Thüringer Landessternwarte in Tautenberg.

Bei den Prüfmessungen für Corot-Exo-7b haben die Forscher auch herausgefunden, dass dieser auch noch einen großen Bruder hat - allerdings aus Gas. Dieser hat die 14fache Erdmasse und ist damit ein sogenannter heißer Neptun. Er umkreist die gemeinsame Sonne innerhalb von acht Tagen. Der große Bruder zieht von der Erde aus gesehen nie vor seiner Sonne vorbei, weswegen er mit der Transitmethode nicht nachgewiesen werden konnte. Erst seine Gravitationswirkung auf den Stern brachte die Forscher auf die richtige Spur.


Quelle : www.spiegel.de
Titel: ASTRO-FOTOKUNST - Geistergalaxie im Coma-Haufen
Beitrag von: SiLæncer am 06 Februar, 2009, 17:35
Astronomen ist ein atemberaubendes Bild gelungen: eine Spiralgalaxie, die statt leuchtender Arme leuchtende Nebelschleier besitzt. Für das Foto wurden 80 Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops kombiniert.

Es ist ein gespenstischer Anblick: Wo bei anderen Galaxien hell leuchtende Spiralarme weit ins All reichen, schimmert im Sternensystem NGC 4921 grauer Nebel. Astronomen attestieren chronische Blutarmut: Es handele sich hier um eine "anämische Galaxie". Ihr fehlt die große Zahl neu entstehender Sterne, die normalerweise die Arme von Spiralgalaxien prachtvoll leuchten lassen. Stattdessen tauchen einige blaue Sterne den Staubring um die Galaxie in ein kühles Licht.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1426869,00.jpg)
Galaxie NGC 4921: Leuchtender Staub statt strahlende Arme

Das spektakuläre Foto gelang Astronomen mit Hilfe des "Hubble"-Weltraumteleskops. NGC 4921 liegt rund rund 320 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Haar der Berenike (Coma Berenices). Sie ist eine der wenigen Spiralgalaxien im sogenannten Coma-Haufen, der zu den nächstgelegenen Ansammlungen von Galaxien gehört.

Auf dem "Hubble"-Foto zeigt sich die gewaltige Vielzahl von Sternsystemen: Hinter NGC 4921 werden viele andere Galaxien unterschiedlicher Formen, Farben und Größen sichtbar - und sie machen nur einen kleinen Teil des Coma-Haufens, der von Astronomen auch Abell 1656 genannt wird. Er besteht aus mehr als 1000 Galaxien, von denen jede wiederum aus vielen Millionen Sternen besteht. Die hellsten unter ihnen wurden schon im späten 18. Jahrhundert von Friedrich Wilhelm Herschel entdeckt.

In reich bestückten Galaxienhaufen beeinflussen sich die einzelnen Sternsysteme oft gegenseitig oder vermischen sich, so dass mit der Zeit die gasreichen Spiralgalaxien zu elliptischen Systemen werden, in denen nur noch wenige neue Sterne entstehen. Deshalb sind Spiralgalaxien in solchen Haufen meist selten - und Exoten wie NGC 4921 noch seltener.

Für das Bild hatten Astronomen um Kem Cook vom Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien 80 verschiedene Aufnahmen mit einer Gesamtbelichtungszeit von 27 Stunden kombiniert. Das europäische Hubble-Zentrum bietet auf seiner Webseite eine zoombare Version des Bildes in voller Größe (http://www.spacetelescope.org/images/html/zoomable/heic0901a.html).

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Satellitenkollision im All: Wie gefährlich sind solche Unfälle?
Beitrag von: spoke1 am 12 Februar, 2009, 14:12
Knapp 800 Kilometer über der Erde sind ein russischer Militärsatellit und ein US-Kommunikationssatellit zusammengestoßen. Felix Huber, Direktor des Satellitenkontrollzentrums des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen, beantwortete dazu fünf Fragen:

Wie oft passiert ein solcher Unfall?

Es ist das erste Mal, dass zwei Satelliten kollidiert sind.

Wie gefährlich sind solche "Auffahrunfälle" für die Internationale Raumstation ISS und andere Satelliten?

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Das Risiko für die ISS ist gering, weil sie in einer anderen Höhe um die Erde kreist als es die kollidierten Satelliten taten. Allerdings müssen die Trümmer nun beobachtet werden. Falls sich Bruchstücke der ISS nähern sollten, muss die Station ein Ausweichmanöver fliegen. Ob es dazu kommen wird, kann man aber jetzt noch nicht sagen. Satelliten auf der gleichen Flughöhe wie die kollidierten Trabanten tragen ein potenziell größeres Risiko, von den Teilen getroffen zu werden. Aber auch sie können vor einer drohenden Kollision mit Trümmerteilen ausweichen.

Angeblich wird jedes Objekt ab einer bestimmten Größe in den Umlaufbahnen permanent überwacht, stimmt das? Falls ja, haben die Überwachungsmechanismen versagt?

Ja, es gibt Überwachungsmechanismen. Die Organisation US Space Command beobachtet per Radar die Umlaufbahnen von allen künstlichen Erdtrabanten, die mehr als zehn Zentimeter Durchmesser haben. Bei einer drohenden Kollision werden normalerweise Ausweichmanöver geflogen. Auch die ISS hat bereits mehrere solcher Manöver absolviert. Ob das System versagt hat, wissen wir nicht. Soweit uns bekannt ist, hatten Bahnberechnungen ergeben, dass die Satelliten knapp aneinander vorbeifliegen werden. Warum kein Ausweichmanöver stattfand, wissen wir nicht.

Ist irgendwann die stationäre Umlaufbahn voll mit Satelliten und Weltraum-Müll?

Im geostationären Orbit besteht kein Kollisionsrisiko, weil sich alle Satelliten auf einer einzigen Umlaufbahn, nämlich 36.000 Kilometer über dem Äquator, befinden. Auf niedrigeren Orbits kreuzen sich die Umlaufbahnen. Nur hier besteht überhaupt ein Kollisionsrisiko.

Wie gefährlich sind Abstürze von Satelliten oder Raketen auf die Erde?

Sie sind in der Regel nicht gefährlich, weil die Satelliten oder Raketen stets kontrolliert in das Meer gestürzt werden. Bevor ein künstlicher Himmelskörper abstürzt, wird mit dem Resttreibstoff ein Bremsmanöver eingeleitet, das die Bahn so verändert, dass der Satellit ins Meer stürzt. Nur wenige Bahnen führen in ihrer Endphase über Land.



Quelle: http://satundkabel.magnus.de
Titel: Alienprojekt SETI bekommt Aufwind
Beitrag von: SiLæncer am 13 Februar, 2009, 17:39
Preis für Gründerin, Spenden für das Projekt

Nach der Verleihung des TED-Preises an SETI-Gründerin Jill Tarter haben sich neue Spender gefunden, die den Projekt Resourcen zur Verfügung stellen. Die Mitarbeiter hoffen nun auf Spenden für den Ausbau des Teleskops.

Der TED-Preis für SETI-Gründerin Jill Tarter hat der Suche nach außerirdischem Leben neuen Aufwind verschafft, berichtet das Wall Street Journal. Nach der Preisverleihung haben sich Spender für das Projekt gefunden.

Die Träger des TED-Preises dürfen einen Wunsch äußern, der die Welt ändert. Tarters Wunsch ist es, Erdbewohnern die Möglichkeit zu geben, sich aktiv an der Suche nach Leben im All zu beteiligen. Ihr Wusch fand schnell Resonanz: Ein australischer Industrieller bot an, seine Ingenieure dafür freizustellen, die Signalverarbeitung der Teleskope zu verbessern. Ein Informatiker stellt einen von ihm entwickelten und patentierten Suchalgorithmus für die Datenanalyse zur Verfügung. Ein führender Google-Entwickler will Google dazu bringen, suchbare Sternkarten in Google Earth zu integrieren.

Außerdem möchte Tarter gern das Radioteleskop des Projektes vergrößern. Eine Spende von Microsoft-Gründer Paul Allen hatte den Bau des Teleskops etwa 450 km nördlich von San Francisco ermöglicht, Das Teleskop besteht aus 42 Satellitenantennen. Das SETI-Team hofft nun auf Spenden, um die Zahl auf 350 Satellitenschüsseln aufzustocken. Das würde es den Wissenschaftler ermöglichen, mehr Sterne und ein größeres Frequenzspektrum zu beobachten. Ihr Traum sei es, im nächsten Jahrzehnt eine Million Sterne auf jeweils 10 Milliarden Frequenzkanälen zu belauschen, sagte Tarter.

Quelle : www.golem.de
Titel: 95-MEGAPIXEL-TELESKOP - "Kepler" fahndet nach der zweiten Erde
Beitrag von: SiLæncer am 23 Februar, 2009, 09:41
Milliarden erdähnliche Planeten soll es allein in unserer Milchstraße geben - aber wo? Nun will sich die Nasa mit dem neuen "Kepler"-Teleskop die prestigeträchtige Entdeckung einer zweiten möglichen Lebenswelt für die Menschheit sichern.

Sie ist da draußen, ganz sicher. Man muss nur richtig hinsehen. Alan Boss vom Carnegie Institute for Science in Washington hat keinen Zweifel daran, dass die zweite Erde existiert. Und nicht nur die. Allein in unserer Galaxie gebe es die unglaubliche Zahl von 100 Milliarden erdähnlichen Planeten, sagte der Astrophysiker vor wenigen Tagen auf der Jahrestagung der US-Wissenschaftlervereinigung AAAS in Chicago. Noch unvorstellbar viel mehr gebe es in den 100 Milliarden vermuteten weiteren Galaxien des Universums. "Ich glaube, dass jeder Stern, den wir am Nachthimmel sehen können, von einem erdähnlichen Planeten umkreist wird." Innerhalb von drei Jahren, so Boss, könne der erste von ihnen aufgespürt werden.

Bislang haben Astronomen rund 340 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Eine zweite Erde war bisher nicht dabei. Der bisher kleinste bekannte Himmelskörper, der einen Stern in 390 Lichtjahren Entfernung in furiosem Tempo umkreist, ist knapp zweimal so groß wie unser Heimatplanet. Er wurde Anfang des Monats vom französischen Satelliten "Corot" entdeckt. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis der kosmische Fahnder aus Europa auch ein noch kleineres Exemplar aufspürt.

Mit einer neuen, 550 Millionen Dollar teuren Mission will die US-Weltraumbehörde Nasa nun aber den Wettlauf um die Entdeckung der zweiten Erde gewinnen: In der kommenden Woche soll das "Kepler"-Weltraumteleskop ins All starten. Eine "Delta II"-Rakete bringt das kleinwagenschwere Observatorium von Cape Canaveral aus ins All.

Wegen Finanzproblemen war der Start der Mission zweimal verzögert worden. Läuft die Nasa wegen dieser Trödelei nun Gefahr, das Rennen um den Entdeckerruhm an die Europäer zu verlieren? Nein, versichert der Däne Jørgen Christensen-Dalsgaard. Der Forscher von der Universität Aarhus ist als Co-Investigator der "Kepler"-Mission für die Datenauswertung zuständig. "'Kepler' wird jeden Stern deutlich länger ansehen als 'Corot'", sagt Christensen-Dalsgaard im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Der französische Planetensucher habe Sterne jeweils nur fünf Monate am Stück im Blick. Bei "Kepler" sollen es mindestens drei Jahre sein.

Und dieser Unterschied ist entscheidend: Denn damit ein Planet der Erde ähnlich ist, muss er zwei Grundvoraussetzungen erfüllen. Neben seiner Größe muss auch die Zeit vergleichbar sein, die der Planet für eine Umrundung seines Zentralgestirns braucht. Ungefähr ein Jahr ist die magische Marke - und mindestens so lange muss das Teleskop hinsehen.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit der "Kepler"-Forscher steht ein sternenreiches Areal zwischen den Sternbildern Schwan und Leier. Eine 95-Megapixel-Digitalkamera soll jede halbe Stunde Fotos von rund 100.000 Sternen unserer Milchstraße machen. Im Schnitt sind sie rund 3000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Statistisch gesehen dürften die Bahnen der Planeten nur bei jedem zweihundertsten derart günstig liegen, dass die Sonde überhaupt etwas von ihnen mitbekommt.

Sicherheit durch dreimaliges Flackern

Kleinste Helligkeitsschwankungen, so hoffen die Forscher, könnten dann Planeten verraten, die vor ihrem Zentralgestirn vorbeiziehen - und es dabei für einige Stunden leicht verdunkeln. Selbst nach Planeten, die nur halb so groß sind wie die Erde, soll "Kepler" auf diese Weise fahnden können. Um ganz sicher zu gehen, muss das Teleskop das kosmische Blinklicht mehrmals im gleichen Zeitabstand beobachten. "Wenn wir eine Helligkeitsschwankung nur einmal sehen, kann das alles Mögliche sein. Bei zweimal ist es ähnlich", sagt Forscher Christensen-Dalsgaard. "Sicher können wir erst bei einem dreimaligen Flackern im selben Intervall sein."

Für eine ungestörte Beobachtung haben sich die Forscher etwas Besonderes einfallen lassen: "Kepler" wird nicht auf einer klassischen Satellitenbahn fliegen, wie es zum Beispiel "Corot" tut. Stattdessen soll das Teleskop der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne folgen, allerdings mit einer etwas anderen Umlaufdauer. Dadurch wird sichergestellt, dass die Erde nicht periodisch die beobachteten Sterne verdeckt. Auch das Problem von störendem Sonnenlicht lässt sich auf diese Weise lösen. Allerdings vergrößert sich der Abstand zwischen der Erde und dem Teleskop langsam, aber stetig. Irgendwann wird "Kepler" dann selbst für die kraftvollen Antennen des "Deep Space Network" zu weit entfernt sein - und für immer verstummen.

Bis dahin hoffen die beteiligten Wissenschaftler auf spektakuläre Entdeckungen. Sollte "Kepler" tatsächlich einen erdähnlichen Planeten aufspüren, wird das erst der Beginn der Fahndung sein. Denn dann stellt sich eine weitere, noch spannendere Frage: Gibt es Leben in dieser fernen Welt?

Alan Boss geht davon aus, dass viele der erdähnlichen Himmelskörper zumindest mit einfachen Lebensformen ausgestattet sein dürften. Deren Spuren müssten sich mit Infrarotteleskopen in der Atmosphäre nachweisen lassen, als charakteristische Mischung von Sauerstoff, Wasserdampf, Kohlendioxid oder Methan. "Terrestrial Planet Finder" und "Darwin" heißen weitere Beobachtungsmissionen, über die Nasa und Esa nachdenken. Nur sie könnten eine zweite Erde zweifelsfrei nachweisen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Kosmische Verschmelzung: Schwarze Löcher stehen kurz vor Kollision
Beitrag von: SiLæncer am 05 März, 2009, 10:39
Sie sind nur noch ein Drittel eines Lichtjahres voneinander entfernt und stürzen aufeinander zu: Zwei Schwarze Löcher in einer weit entfernten Galaxie stehen kurz vor der Verschmelzung. Es wäre das erste Mal, das Forscher ein solches Spektakel direkt beobachten können.

Forscher sind in einer weit entfernten Galaxie auf zwei Schwarze Löcher gestoßen, die bald miteinander verschmelzen könnten. Eine solche Verbindung wird in vielen Galaxien vermutet, ist bisher jedoch noch nie sicher beobachtet worden. Todd Boroson und Tod Lauer vom National Optical Astronomy Observatory in Arizona fanden nun überzeugende Hinweise dafür, dass sich in der Galaxie zwei Schwarze Löcher in einer Spirale aufeinander zu bewegen. Todd Boroson und Tod Lauer vom National Optical Astronomy Observatory in Arizona veröffentlichen ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Nature".

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1454519,00.jpg)
Fusionierende schwarze Löcher (Zeichnung): Nur noch ein Drittel eines Lichtjahres voneinander entfernt

In vielen Galaxien befinden sich Schwarze Löcher. Da die Sternsysteme häufig miteinander verschmelzen, nahm man an, dass Schwarze Löcher das gleiche tun. Die Daten über den Quasar SDSS J153636.22+044127.0 deuten nun darauf hin, dass hier tatsächlich gerade zwei Schwarze Löcher ineinanderfallen, erklären die Forscher.

Die beiden Giganten seien nur noch ein Drittel eines Lichtjahres voneinander entfernt - im Kosmos ein Katzensprung. Diese Distanz entspräche dem 1300-Fachen des sogenannten Ereignishorizonts des größeren der beiden Löcher: Beim Unterschreiten dieser Schwelle ist es physikalisch unmöglich, der Anziehung eines Schwarzen Lochs zu entkommen. Das größere der beiden Löcher habe die 50-millionenfache Masse unserer Sonne. Das kleinere die 20-millionenfache.

Die Forscher analysierten Daten der Sloan Digital Sky Survey, einem internationalen Projekt, das seit 1998 Teleskopaufnahmen in verschiedenen Wellenlängen anfertigt - mit dem ehrgeizigen Ziel, ein Viertel des Himmels zu durchmustern. Ein Ziel des Projekts sind sogenannte Quasare - ferne Galaxien, die im Bereich des sichtbaren Lichts fast punktförmig erscheinen, in anderen Wellenlängen aber große Energiemengen freisetzen.

Die Wissenschaftler entwickelten ein Computerprogramm, um die Aufnahmen von etwa 17.500 Quasaren nach ungewöhnlichen Wellenspektren zu durchsuchen. Dabei stießen sie auf den Quasar SDSS J153636.22+044127.0, in dem an zwei Stellen das Lichtspektrum in Richtung Rot verschoben war. An solchen Rotverschiebungen können Astronomen Schwarze Löcher erkennen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Sonde sucht zweite Erde im All
Beitrag von: SiLæncer am 07 März, 2009, 10:55
Das US-Teleskop Kepler ist zu einer großangelegten Suche nach einer "zweiten Erde" außerhalb unseres Sonnensystems gestartet. Die Sonde hob pünktlich am Freitagabend (Ortszeit) mit einer Delta-II-Rakete in Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Aufgabe des Teleskops ist es, über drei Jahre nach erdähnlichen Planeten Ausschau zu halten, auf denen Voraussetzungen für Leben herrschen könnten.

"Das Team ist zufrieden mit dem Verlauf der Mission", sagte ein NASA-Sprecher nach dem Start. Die US-Weltraumbehörde NASA spricht von einer entscheidenden Etappe bei der Suche nach "neuen Welten" in der Region der Sternbilder Leier und Schwan in unserer Milchstraße. "Kepler" soll mehr als 100 000 sonnenähnliche Sterne ins Auge fassen und diese nach umkreisenden Planeten absuchen, die Ähnlichkeit mit der Erde haben könnten.

Abenteuer kostet 550 Millionen US-Dollar

Das Teleskop ist nach dem deutschen Astronomen benannt, der vor 400 Jahren die Bewegungsgesetze der Planeten entdeckte. Das Unternehmen kostet nach rund 550 Millionen Dollar (435 Millionen Euro). Nach Schätzungen von Astronomen enthält unsere Milchstraße mindestens 100 Milliarden Sterne.

Die Mission sei der erste Schritt zur Beantwortung der Urfrage aller Astronomen: "Gibt es andere Welten als unsere?", heißt es bei der NASA. Zwar haben die Forscher bisher etwa 350 Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Doch diese "Exoplaneten" sind entweder Jupiter-ähnliche Gasriesen oder es handelt sich um Planeten, die entweder viel zu heiß oder zu kalt sind, um Leben hervorzubringen.

95 Megapixel-Digitalkamera an Bord

Wichtigster Teil der rund drei Meter hohen Sonde ist eine 95 Megapixel-Digitalkamera. Es handelt sich laut NASA um die stärkste Kamera, die jemals ins Weltall befördert wurde. Die Suche nach erdähnlichen Himmelskörpern ist allerdings schwierig. Die Planeten können zunächst nicht direkt in Augenschein genommen werden, stattdessen arbeiten die Wissenschaftler mit der "Transitmethode": Ein Planet, der vor seiner Sonne vorbeifliegt, verringert für eine kurze Zeit die Helligkeit dieses Sterns - diese Veränderung der Helligkeit soll "Kepler" messen. Erst später könnten Größe und Beschaffenheit des Planeten bestimmt werden.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Ariane-5-Start von europäischen Super-Teleskopen verzögert sich
Beitrag von: SiLæncer am 13 März, 2009, 17:36
Die beiden europäischen Super-Teleskope "Herschel" und "Planck" können nicht wie geplant am 16. April ins Weltall starten. "Die Tests am Bodenkontrollsystem nehmen mehr Zeit in Anspruch als erwartet", erklärte eine Sprecher der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA am Freitag in Paris. "Wir hoffen aber, dass es noch im April losgehen kann." Ein genauer Termin solle Ende März bekanntgegeben werden.

"Herschel" ist mit einem 3,5 Meter großen Spiegel das größte Weltraumteleskop, das je gebaut wurde. Es soll unter anderem in undurchdringliche Staubwolken spähen, wo neue Sterne entstehen, und die Entwicklung der ersten Galaxien im jungen Universum untersuchen. Es ist benannt nach dem britischen Astronomen und Entdecker der Infrarotstrahlung William Herschel (1738 - 1822).

"Planck" wird so genau wie nie zuvor dem "Echo des Urknalls" lauschen. Eingebrannt in diese sogenannte Mikrowellen- Hintergrundstrahlung ist die Entwicklungsgeschichte des jungen Kosmos. Namensgeber ist der deutsche Nobelpreisträger und Begründer der Quantenphysik Max Planck (1858 - 1947). Beide Teleskope sollen mit einer Ariane-5-Rakete ins All geschickt werden.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: ASTRONOMEN - Nasa hat Probleme bei Planetensuche unterschätzt
Beitrag von: SiLæncer am 25 März, 2009, 11:29
Sind wir allein im All? Die Nasa verspricht sich von einem neuen Hightech-Teleskop eine Antwort - und macht es sich dabei zu leicht, sagen Forscher. Selbst die neueste Generation der Weltenspäher werde sich schwertun, einen Erdzwilling zu finden.

Natürlich hätte sie am liebsten positive Nachrichten überbracht, sagt Lisa Kaltenegger mit einem Lächeln. Doch stattdessen bringt die Österreicherin, die am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics arbeitet, die internationale Gemeinde der Exo-Planetologen mit einer aktuellen Studie ziemlich in die Bredouille. In dem Papier, das die Forscherin zusammen mit James Traub vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa verfasst hat, geht es um Widrigkeiten bei der Fahndung nach der zweiten Erde.

Kaltenegger und ihr Kollege zeigen in der Forschungsarbeit, die im Fachmagazin "Astrophysical Journal" erscheinen wird, dass diese Suche wohl weit schwieriger wird als bisher angenommen. Das klingt zunächst einigermaßen verwunderlich, denn schon in den kommenden Monaten und Jahren dürften interessante Kandidaten auftauchen. Die Hoffnungen der Wissenschaftler liegen vor allem auf dem jüngst von der Nasa gestarteten Weltraumteleskop "Kepler", das die Fahndung nach Erdzwillingen aufgenommen hat. Doch das Observatorium kann nur herausfinden, ob Exoplaneten die passende Größe haben und ihren Stern in der richtigen Entfernung umkreisen.

Ob es Leben in den fernen Welten gibt, lässt sich damit noch nicht sagen. Bestätigt werden müsste der Verdacht vom "James Webb Space Telescope". Der Nachfolger des altersschwachen Forschungs-Methusalems "Hubble" soll nach bisherigen Planungen in vier Jahren ins All starten. Der Plan: Mit seinem sechseinhalb Meter großen, aus Beryllium gefertigten Spiegel sucht das fliegende Hightech-Messgerät nach Zeugnissen des Urknalls, erforscht Struktur und Schicksal von Galaxien - und nimmt mögliche ferne Planetensysteme ins Visier.

Die Fahndung nach der Zwillingserde soll so ablaufen: Wenn das Teleskop einen sogenannten Transit beobachtet, also einen zum Beispiel von "Kepler" entdeckten Exoplaneten vor einem Stern vorbeiziehen sieht, dann wird ein Teil des Sternenlichts von der Planetenatmosphäre gefiltert. Und genau dabei, so hoffen die Wissenschaftler, lassen sich von "James Webb" mit Hilfe der Infrarotspektroskopie Biomarker wie Ozon und Methan nachweisen. Denn die Gase, die ein Beleg für Leben auf dem fernen Planeten sein könnten, absorbieren einen Teil des Sternenlichts und verändern so das Spektrum.

"Wir müssten ausgesprochenes Glück haben"

Kaltenegger hat sich nun einmal angesehen, ob "James Webb" seinen wichtigen Analyseauftrag tatsächlich zur Zufriedenheit erfüllen kann - mit ziemlich ernüchternden Ergebnissen, berichtet sie im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: "Wir müssten ausgesprochenes Glück haben, um bei einem Transit eines Exoplaneten herauszubekommen, dass dessen Atmosphäre erdähnlich ist."

In der Praxis gibt es nämlich gleich zwei Probleme: Erstens stört das Restlicht des Sterns, das nicht von der Planetenatmosphäre beeinflusst wird, die Beobachtung. Zweitens bleibt für die nötigen Analysen nur wenig Zeit. "Das Problem ist, dass der Transit nur ein paar Stunden dauert", sagt Kaltenegger.

Die Beobachtung von fernen Planetensystemen ist erst relativ spät zu den Aufgaben des "James Webb"-Teleskops hinzugekommen. Die Planungen für den "Hubble"-Ersatz liefen bereits, als der große Exoplanetenboom der vergangenen Jahre einsetzte. Deswegen ist das Teleskop für die nötigen Beobachtungen nicht spezialisiert genug, argumentiert Forscherin Kaltenegger. In mathematischen Modellen, mit denen die Tauglichkeit von "James Webb" trotzdem bestätigt worden sei, hätten Forscher unrealistisch positive Annahmen getroffen. So sei mit kleinen Planeten gerechnet worden, die über eine extrem hohe Atmosphäre verfügten.

Doch in der Realität dürften solche Bedingungen eher selten zu finden sein. Mit Daten der Erdatmosphäre, die aus dem US-Spaceshuttle gesammelt wurden, fand Kaltenegger bei Modellrechnungen heraus, wie schwierig verlässliche Aussagen zu machen sind. Die verräterischen Biomarker lassen sich vergleichsweise schwierig nachweisen. Theoretisch funktioniert der Beleg am besten in den obersten Atmosphärenschichten. Doch dort gibt es nur wenige gasförmige Zeugnisse von Leben auf dem Planeten. Sie sind am ehesten nahe der Oberfläche zu finden, wo aber besonders wenig Licht durch die Atmosphäre dringt.

Das wäre alles kein Problem, wenn die Forscher genügend Zeit für ihre Untersuchungen hätten. Dann ließe sich herausfinden, welche Signale tatsächlich von interessanten Gasverbindungen stammen - und welche nur Störsignale von Sternenlicht sind. Doch Beobachtungszeit dürfte in vielen Fällen knapp sein. Tendentiell würden zunächst wohl Exoplaneten entdeckt, die kleinere Sterne umkreisen, argumentiert die Forscherin.

Der Grund dafür sei recht einfach: In diesen Fällen sei der Einfluss der Planeten auf das Zentralgestirn besonders groß - und die kreisenden Himmelskörper seien damit am ehesten aufzuspüren. Allerdings zögen die Planeten in diesen Fällen ihre Bahnen auch besonders nah am jeweiligen Stern, was wiederum für besonders kurze Transitzeiten sorgen würde. Das Fazit der Forscherin: "Wir müssen uns viele, viele Transits ansehen."

Es gelte, Hunderte Einzelbeobachtungen aufzusummieren, um auf diese Weise Aussagen über mögliches Leben in fernen Welten treffen zu können. Ein erdähnlicher Planet, der einen sonnenähnlichen Stern umkreise, brächte es pro Jahr auf zehn Stunden Transitzeit. Für 100 Beobachtungsstunden mit dem "Webb"-Teleskop seien also zehn Jahre nötig.

"Das wichtigste ist, die Schwierigkeiten zu kennen, um sie gekonnt zu umschiffen", sagt Kaltenegger. Sie schlägt vor, die Suche auf Exoplaneten zu konzentrieren, die sogenannte Rote Zwerge umkreisen. Diese kämen in unserer Milchstraße häufig vor, seien kühler und weniger hell als unsere Sonne. Weil sie auch kleiner seien, könne man Planeten auch vergleichsweise leicht aufspüren.

Ein erdähnlicher Planet würde vergleichsweise nahe an seinem Stern rotieren müssen, um das Vorhandensein von flüssigem Wasser zu ermöglichen. Damit wären Transitphasen zwar nur kurz, aber sie würden eher häufig stattfinden. Mit genügend Geduld ließe sich auf diese Weise vielleicht doch ein Erdzwilling aufspüren, sagt hofft Kaltenegger - wenn man lange genug beobachtet.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Spuren Dunkler Materie - mit Fragezeichen
Beitrag von: SiLæncer am 01 April, 2009, 09:44
Fast ein Viertel der Masse des Universums wird von Dunkler Materie gebildet - von der es bisher aber außer ihrer Gravitationswirkung keinen Nachweis gibt. Das Experiment "Pamela" liefert nun neue Daten

Wenn es eine offensichtliche Diskrepanz dazwischen gibt, was Forscher beobachten, und dem, was sie berechnen, dann gibt es dafür zwei mögliche Reaktionen: Man nimmt an, dass die Theorie, die hinter den Berechnungen steht, nicht stimmt. Oder man glaubt, wohl nicht genau genug hingesehen zu haben, und versucht, die fehlenden Beobachtungen nachzuholen. Das Verhalten unseres Universums ist so ein Fall: es dehnt sich in einer Art und Weise aus, die sich aus der beobachteten Masse nicht erklären lässt. Nun könnte man annehmen, dass eben unser Verständnis der Gravitation ungenügend ist - dumm nur, dass sich damit schon eine Menge erklären lässt. Also nutzt man doch lieber Ausweg zwei.

Schuld daran, dass wir bisher nicht genau hinsehen konnten, sollen die speziellen Eigenschaften der Hilfskonstrukte sein, die man als "Dunkle Materie" und "Dunkle Energie" bezeichnet. Dunkle Materie müsste demzufolge etwa 23 Prozent des Universums ausmachen, Dunkle Energie sogar 73 Prozent - und nur der klägliche Rest von vier Prozent wäre normale, baryonische Materie, wie wir sie seit langem kennen. Dass von ihrem dunklen Äquivalent nichts zu bemerken ist, liegt daran, dass es mit der normalen Materie sehr, sehr selten wechselwirkt. Sag niemals nie - bei der ungeheuren Größe des Weltalls muss es natürlich trotzdem jede Menge Wechselwirkungen Dunkler und baryonischer Materie geben.

Anzeichen davon hat jetzt ein internationales Forscherteam im Rahmen des Pamela-Experiments (Payload for Antimatter Matter Exploration and Light-nuclei Astrophysics) gefunden. Nachdem das Wissenschaftsmagazin Nature schon im vergangenen Jahr Hinweise darauf veröffentlicht hatte, hat das Paper der beteiligten Forscher nun den Peer-Review-Prozess durchlaufen und ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift abgedruckt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30051/30051_1.jpg)

Pamela  sucht dabei nach dem kleinen Anteil von Antimaterie-Teilchen in der kosmischen Strahlung. Dafür sind im Prinzip zwei Quellen denkbar: Zum einen können Positronen oder Antiprotonen durch Wechselwirkungen der kosmischen Strahlung mit dem interstellaren Medium entstehen - diese Mechanismen fassen die Forscher zu Sekundärquellen zusammen. Zum anderen können Positronen auch primäre Produkte astrophysikalischer Objekte wie etwa von Pulsaren oder Mikroquasaren darstellen oder durch die Annihilation Dunkler Materie geboren worden sein.

Der Pamela-Detektor hat nun über einen Zeitraum von etwa 500 Tagen das Verhältnis von Elektronen- und Positronen-Fluss in seiner Erdumlaufbahn gemessen. Eine Milliarde Ereignisse wurden dabei registriert, darunter fanden sich Spuren von über 150.000 Elektronen und 9430 Positronen im Energiebereich zwischen 1,5 und 100 GeV. Bei Energien unter 10 GeV ist der Positronen-Anteil niedriger als erwartet, was die Forscher vor allem dem Einfluss des Sonnenwinds zuschreiben.
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Hingegen zeigte sich, dass der Anteil der Positronen im Bereich ab 10 GeV signifikant mit der Energie wächst. Dieses Ergebnis passt nicht zu der Annahme, dass die detektierten Positronen aus einer sekundären Quelle stammen - in diesem Fall müsste der Positronen-Anteil mit der Energie abnehmen, während das Elektronenspektrum immer härter wird. Mit diesen Daten können die Wissenschaftler noch nicht entscheiden, was in der Realität die Quelle der Positronen sind - die Magnetosphäre eines Pulsars kommt ebenso in Frage wie annihilierte Dunkle Materie.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30051/30051_2.jpg)

Wenn man allerdings annimmt, dass Dunkle Materie mindestens teilweise zum Positronenfluss beträgt, dann verrät das etwas über die Quelle selbst, also die Dunkle Materie. Diese muss sich zum Beispiel einem Zerfall in vor allem leptonische Endzustände unterwerfen. Zudem kommen nur schwere WIMPs in Frage, die nicht homogen im Universum verteilt sein dürften. Noch mehr ließe sich verraten, könnte man das Positronen-Spektrum oberhalb von 100 GeV bestimmen - Pamela wird sich deshalb nun verstärkt diesem Bereich widmen. Zur Unterscheidung von Pulsaren und Dunkler Materie als Positronenquelle hofft man auf Daten des FERMI-Satelliten, der das kosmische Gamma-Spektrum untersucht. Pulsare und Dunkle Materie sind nämlich unterschiedlich im Weltall verteilt, was auch das Gammaspektrum beeinflussen müsste.

Quelle und Links : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30051/1.html
Titel: ASTRONOMISCHER AUSBLICK - Kosmische Hand greift nach Feuer
Beitrag von: SiLæncer am 16 April, 2009, 20:02
150 Lichtjahre ist die Nebel-Hand groß, die ein Röntgenteleskop der Nasa abgelichtet hat. Die Struktur geht auf einen Neutronenstern zurück, der mit unglaublicher Geschwindigkeit rotiert und geladene Teilchen ins All schleudert.

Im All stößt man immer wieder auf vertraute Strukturen. Was Astronomen auf einer Aufnahme des Nasa-Röntgenteleskops "Chandra" erblickt haben, ist allerdings etwas ganz Besonderes: ein blauer Nebel in Form einer gigantischen Hand. Sie scheint nach Feuer zu greifen, das nahe ihrer Fingerspitzen lodert.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1494318,00.jpg)
Neutronenstern B1509: Nebel in Form einer Hand

Freilich brennt nichts nahe des Nebels, vielmehr handelt es sich bei den roten Formationen um schwache Röntgenstrahlung. Stärkere Strahlung ist in der Aufnahme grün dargestellt, die energiereichste blau. Der Nebel ist 150 Lichtjahre groß. Im Zentrum des Bildes befindet sich ein junger, sehr energiereicher Pulsar mit dem Namen B1509. Der Neutronenstern dreht sich sieben Mal pro Sekunde um sich selbst und speit große Mengen Energie aus. Dabei sind die faszinierenden Strukturen des Nebels entstanden.

B1509 ist wie alle Neutronensterne entstanden, als ein massereicher Stern nicht mehr genug Brennstoff hatte und kollabierte. Nur etwa 20 Kilometer groß ist das Objekt, dessen Alter Forscher auf 1700 Jahre schätzen und das etwa 17.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist.

Die enormen Enegiemengen, die der Pulsar laufend abgibt, erklären Astronomen auch mit dem gewaltigen Magnetfeld auf seiner Oberfläche. Es soll nach Nasa-Angaben 15 Billonen-Mal so stark sein wie das der Erde. Der rotierende Stern erzeugt einen Wind aus Elektronen und Ionen, der sich von ihm wegbewegt. Wenn die Elektronen den magnetisierten Nebel durchqueren, geben sie Energie in Strahlungsform ab. Diese Strahlung macht das Teleskop "Chandra" sichtbar.

Im Zentrum des Nebels umgibt ein Kreis den Pulsar. Er markiert jene Stelle, an der der Wind geladener Teilchen vom langsam expandierenden Nebel stark abgebremst wird. In diesem Punkt gleicht B1509 dem bekannten Krebsnebel. Allerdings ist dieser deutlich kleiner. Sein Durchmesser beträgt nur zehn Lichtjahre.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Planetenjäger: Erste "Kepler"-Fotos begeistern Astronomen
Beitrag von: SiLæncer am 17 April, 2009, 12:53
Das "Kepler"-Weltraumteleskop hat seine ersten Bilder zur Erde gefunkt. Wissenschaftler zeigten sich enthusiastisch: Sie erwarten, in den kommenden Jahren Hunderte von Planeten zu entdecken - und endlich auch eine zweite Erde.

Pasadena - "Kepler" ist der Hoffnungsträger der Planetenjäger: Mit der Hilfe des neuen Weltraumteleskops hoffen Forscher, erstmals erdähnliche Planeten aufspüren zu können. Die bisherigen Observatorien sind dazu technisch nicht in der Lage - sie können allenfalls indirekte Hinweise auf kleine Felsplaneten wie die Erde liefern.

Im März hat die Nasa das "Kepler"-Teleskop in die Umlaufbahn geschossen - und jetzt liegen die ersten Bilder vor. Rund 14 Millionen Sterne im Sternbild Schwan sind auf ihnen zu sehen, mehr als 100.000 von ihnen könnten nach Angaben der beteiligten Wissenschaftler erdähnliche Planeten beherbergen.

Die neuen Fotos seinen "Ehrfurcht einflößend", schwärmte Lia LaPiana, Leiterin der "Kepler"-Mission im Hauptquartier der Nasa in der US-Hauptstadt Washington. "Es ist atemberaubend, Millionen von Sternen in einem einzigen Schnappschuss zu sehen." Während dieses Foto das gesamte Gesichtsfeld von "Kepler" umfasst, wurde für zwei weitere Bilder auf ein Tausendstel des Gesamtfelds eingezoomt.

"Es ist aufregend, diese Schatzkiste voller Sterne zu sehen", sagte "Kepler"-Chefwissenschaftler William Borucki. "Wir erwarten, Hunderte von Planeten im Orbit um diese Sterne zu finden. Und zum ersten Mal können wir nach Planeten von der Größe der Erde fahnden, die sich in den bewohnbaren Zonen um Sterne befinden, die unserer Sonne ähneln."

Bilderstrecke -> Klick (http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-41616.html#backToArticle=619536)

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Start von Super-Teleskopen erneut verschoben - technische Probleme
Beitrag von: SiLæncer am 20 April, 2009, 18:33
Der Weltraumstart der beiden europäischen Super- Teleskope "Herschel" und "Planck" ist wegen technischer Probleme erneut verschoben worden.

Die beiden fliegenden Beobachtungsstationen werden nicht wie geplant am 6. Mai mit einer Ariane-5-Rakete ins All geschossen, wie die Europäische Raumfahrtorganisation ESA am Montag in Paris mitteilte. Grund sei eine "Anomalie" an einem Gerät, das sich in gleicher Form an Bord der Ariane befindet. Diese müsse genauer untersucht werden. Einen neuen Starttermin nannte die ESA nicht. Die neuen Tests würden einige Tage dauern, hieß es. Bereits der frühere Starttermin 16. April war wegen verschiedener Sicherheitstests verschoben worden.

"Herschel" ist mit einem 3,5 Meter großen Spiegel das größte Weltraumteleskop, das je gebaut wurde. Es soll auf der rund eine Milliarde Euro teuren Mission unter anderem in undurchdringliche Staubwolken spähen, wo neue Sterne entstehen. "Planck" soll auf seiner 600 Millionen Euro teuren Mission das "Echo des Urknalls", die kosmische Hintergrundstrahlung, so genau vermessen wie nie zuvor.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: KOMMUNIKATION MIT AUSSERIRDISCHEN - Die nackte Wahrheit
Beitrag von: SiLæncer am 21 April, 2009, 09:49
Wasserstoffatome, Sonnensysteme und züchtige Nackedeis: Die Nachrichten an Außerirdische auf den Raumsonden der siebziger Jahre zeichneten ein geschöntes Bild der Menschheit, kritisiert ein US-Forscher. Er fordert mehr Ehrlichkeit im Dialog mit Außerirdischen.

Es war eine ungewöhnliche Nachricht an einen ungewöhnlichen Empfänger: Am 2. März 1972 startete die US-Raumsonde "Pioneer 10" ins All. Mit an Bord: eine vergoldete Aluminiumtafel mit seltsamen Zeichnungen. Es waren Nachrichten für außerirdische intelligente Lebewesen. Sie sollten ihnen etwas über die Erde und die Menschheit mitteilen.

(http://www.spiegel.de/img/0,1020,1498648,00.jpg)

Die Tafel war in etwa so groß wie eine DIN-A5-Seite. Darauf zu sehen überwiegend dröge Kost: die schematische Zeichnung von Wasserstoffatomen, die relative Lage unserer Sonne, eine Skizze unseres Sonnensystems, inklusive der Bahn der Raumsonde selbst. Und: ein nackter Mann und eine nackte Frau - mit Siebziger-Jahre-Frisuren. Und wie es sich gehört, US-amerikanisch züchtig dargestellt: Die Genitalien wurden nur angedeutet.

Manchen war sie trotzdem noch zu pornografisch. Außerdem: Sei es wirklich angebracht, sich bei einer ersten Kontaktaufnahme nackt zu zeigen? Und noch weitere Kritik erntete die Nachricht: Zu schwer verständlich sei sie und außerdem zu anthropozentrisch. Im Jahr 1977 dann gab die Nasa zwei neue Briefe an E.T. in die Post, diesmal auch mit Sound. Die vergoldeten Schallplatten an Bord der "Voyager"-Sonden enthielten außer Zeichnungen auch Grußworte in 55 Sprachen, Musikstücke und Naturgeräusche. Nackte Menschen waren aber nicht mehr zu sehen.

Nicht jede Post wurde mit Sonden losgeschickt: 1974 strahlte das Arecibo-Teleskop in Puerto Rico eine binär codierte Radiowellennachricht ab, in der Bilder der Biologie des Menschen enthalten waren. Grafisch erinnerten sie jedoch eher an Videospiele aus den frühen achtziger Jahren.

"Ehrlichkeit ist ein guter Start"

Für zukünftige Nachrichten an Außerirdische wünscht sich Douglas Vakoch vom Seti-Projekt nun mehr Ehrlichkeit und Offenheit: "Diese Nachrichten haben nie die Menschheit wirklich repräsentiert", schreibt er in einem Beitrag für das Magazin "New Scientist". "Die 'Voyager'-Platten klammerten Krieg, Armut und Krankheit aus." Eine Nachricht an Außerirdische sollte in solcher Hinsicht nicht verkürzt sein, meint Vakoch. Zudem sollte man deren Intelligenz nicht unterschätzen: "Würde eine fortgeschrittene außerirdische Spezies nicht ohnehin merken, dass in unserer Selbstbeschreibung etwas fehlen würde?"

Jüngste Versuche der Kontaktaufnahme mit Aliens gerieten eher banal: Vergangenes Jahr bestrahlte ein Chipsfabrikant einen 42 Lichtjahre entfernten Stern mit einer sechsstündigen Dauerreklame. So gesehen war es eine ehrlichere Botschaft - wenn schon Menschen dem Dauerfeuer der Werbung ausgesetzt sind, warum dann nicht auch Aliens?

Vakoch möchte eine ernsthafte, selbstkritische Anerkennung eigener Fehler und Schwächen in den Nachrichten an die Aliens. "Ehrlichkeit ist ein guter Start für eine Konversation, die Generationen dauern könnte", sagt er.

Zwar ist derzeit kein weiteres Schreiben an die Aliens geplant, aber Seti will schon mal anfangen zu sammeln: Ab dem 15. Mai kann weltweit jeder über die Seti-Web-Seite Nachrichten einsenden, die er gern an mögliche außerirdische Adressaten loswerden möchte.

Doch womöglich stoßen die Aliens tatsächlich zuerst auf die Post aus den siebziger Jahren, denn alle vier Raumsonden haben unser Sonnensystem mittlerweile verlassen und sind in den interstellaren Raum vorgedrungen. Ob die Aliens tatsächlich glauben werden, dass bei uns auf Erden nur Friede, Freude, Eierkuchen herrschen?

Und dass wir noch Schallplatten hören?

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Spektakuläre Entdeckung: Exoplanet befindet sich in bewohnbarer Zone
Beitrag von: SiLæncer am 21 April, 2009, 14:54
Ist es eine zweite Erde? Schweizer Astronomen haben herausgefunden, dass ein seit 2007 bekannter Exoplanet in der lebensfreundlichen Zone schwebt. Die Chancen auf Wasser stehen gut, meinen die Forscher - und geben zudem den Fund des bislang leichtesten Exoplaneten bekannt.

Genf - "Der heilige Gral der aktuellen Exoplaneten-Forschung ist die Entdeckung eines erdähnlichen Felsplaneten in der bewohnbaren Zone", meint Michel Mayor von der Universität Genf. Jetzt könnten Astronomen ihr Ziel erreicht haben: Neuen Beobachtungen zufolge umkreist ein seit 2007 bekannter Exoplanet seinen Stern in jenem Abstand, der "die richtigen Voraussetzungen für flüssiges Wasser auf der Oberfläche" erlaubt, sagte Mayor am Dienstag auf einer Pressekonferenz der Europäischen Südsternwarte (Eso).

Den neuen Daten zufolge befindet sich der Himmelskörper namens Gliese 581d in der sogenannten Grünen Zone. Zumindest theoretisch könnte er also lebensfreundlicher sein als bisher angenommen. "Gliese 581d ist wahrscheinlich zu massiv, um nur aus Felsmaterial bestehen zu können, aber wir können spekulieren, dass es sich um einen Eisplaneten handelt, der sich seinem Stern genähert hat", sagte Stephane Udry von der Universität Genf. "Gliese 581d könnte sogar von einem großen, tiefen Ozean bedeckt sein - er ist der erste ernstzunehmende 'Waterworld'-Kandiat

Der Stern Gliese 581 im Sternbild Waage hat Planetenjägern schon viel Freude bereitet. In 20,5 Lichtjahren Entfernung von der Erde konnten sie bislang drei Begleiter nachweisen, die den Himmelskörper umkreisen. Besonders interessant war dabei der Planet Gliese 581c, der eine Weile lang sogar als Kandidat für den Status einer zweiten Erde galt. Ein Gutachten des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) brachte allerdings Ernüchterung: Auf dem neu entdeckten Himmelskörper sei es zu warm für die Entwicklung von Leben, erklärten die Forscher.

Nun haben die Astronomen nicht nur herausgefunden, dass Gliese 581d bewohnbar sein könnte, sondern zugleich die Entdeckung eines weiteren Planeten in dem System bekannt gegeben: Gliese 581e. Er ist nur knapp doppelt so schwer wie die Erde und damit der leichteste bisher bekannte Exoplanet, wie Mayor erklärte.

Ähnlich groß wie Gliese 581e ist Corot-Exo-7b, dessen Entdeckung ein internationales Forscherteam im Februar bekannt gegeben hatte. Der Exoplanet, den der französische Satellit "Corot" ausgespäht hatte, ist ebenfalls nur knapp zweimal so groß wie die Erde und kreist 400 Lichtjahre von uns entfernt um einen sonnenähnlichen Zentralstern.

Leben dürfte auf Gliese 581e, den die Wissenschaftler um Mayor mit dem "Harps"-Spectrografen am 3,6-Meter-Eso-Teleskop in Chile auf die Spur gekommen waren, vermutlich nicht existieren. Zwar handelt es sich nach Auskunft der Forscher vermutlich um einen Gesteinsplaneten. Doch er kreist in nur drei Tagen einmal um sein Zentralgestirn. Das bedeutet, dass Gliese 581 dem Stern vergleichsweise nahe ist, was für brütende Temperaturen an der Oberfläche des Planeten sorgt.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Aliens an ihrer Ausstrahlung erkennen
Beitrag von: SiLæncer am 24 April, 2009, 12:57
Detektor soll außerirdisches Leben an Polarisierung des Lichts nachweisen

Ein Detektor, der die Polarisation von Licht erkennt, könnte künftig Hinweise auf Leben im All liefern. Wissenschaftler glauben, dass sie aus einer bestimmten Polarisation von Licht Rückschlüsse darauf ziehen können, ob es auf einem Planeten irgendeine Form von Leben gibt.
Wissenschaftler am National Institute of Standards and Technology (NIST) in den USA haben eine Technik entwickelt, mit deren Hilfe sie extraterrestrisches Leben auf fremden Himmelskörpern finden wollen, auch ohne dorthin zu fliegen. An dem Licht, das der Planet reflektiert, sei erkennbar, ob es dort irgendwelche Formen von Leben gibt, lautet ihre These.

Das Team hat einen Detektor entwickelt, der die Polarisation des Lichts misst, das die Planeten reflektieren. Erkenne der Detektor auf einem Planeten eine klare Vorherrschaft einer bestimmten Polarisation, dann, so sind die Wissenschaftler überzeugt, sei das ein Zeichen für organisches Leben. "Der Charme unseres Systems liegt darin, dass es auf etwas reagiert, das mit der organischen Selbstassemblierung zu tun hat, aber nicht unbedingt mit Leben, wie wir es kennen", beschreibt der Physiker Thom Germer.

Hintergrund ist, dass Moleküle, die als Bausteine für organisches Leben dienen, eine gleichartige räumliche Anordnung von Atomen, Homochiralität, aufweisen. Die Chiralität eine Moleküls lässt sich aus der Art und Weise, wie es Licht reflektiert, ablesen: Treffen Photonen auf ein Molekül, kann dieses Photonen rechts- oder linkszirkular polarisieren. Erkenne der Detektor auf einem Planeten eine klare Vorherrschaft einer Zirkularpolarisation, dann, so sind die Wissenschaftler überzeugt, sei das ein Zeichen für organisches Leben.

Zwar können auch Moleküle, die nicht in Organismen vorkommen, eine Chiralität aufweisen, schränkt Germer ein. Allerdings würden sich auf einem Planeten, auf dem es kein Leben gibt, die Moleküle mit einem rechten und solche mit einem linken Chiralitätssinn die Waage halten. Wenn sich aber Organismen bilden und sich reproduzieren, so die Hypothese, dann gewinnt eine Anordnung die Oberhand. "Die Selbstassemblierung des Lebens bedeutet, dass die Moleküle in derselben Weise ausgerichtet sind. Es ist schwer vorstellbar, dass eine Planetenoberfläche eine klare Chiralität zeigt, ohne dass eine Selbstassemblierung vorhanden ist, die eine entscheidende Komponente des Lebens ist."

Die Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben Pflanzen und Bakterien aus nächster Nähe angestrahlt und mit ihrem Detektor die Polarisation des vom Chlorophyll reflektierten Lichts gemessen. Dabei konnten sie sowohl rechts- als auch linkszirkular polarisiertes Licht nachweisen. Als Nächstes wollen sie das Gerät so verbessern, dass sie zunächst einen größeren Flecken, später ganze Landstriche auf der Erde damit abtasten können. Wenn sich ihre Methode dabei als praktikabel erweist, wollen sie den Detektor in Weltraumteleskopen oder Raumsonden einsetzen und das von fremden Himmelskörpern reflektierte Licht auf Zirkularpolarisationen untersuchen. "Bevor wir uns andere Planeten anschauen können, müssen wir erst sicher sein, dass wir auf unserem eigenen ein Ergebnis bekommen", erklärt Germer.

Ihr System stellen die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences vor.

Quelle : www.golem.de
Titel: Staubiger galaktischer Sonderling
Beitrag von: SiLæncer am 24 April, 2009, 19:52
Hubble-Weltraumteleskop fotografiert eine Galaxie mit einer nicht all-täglichen Struktur

Dem seit genau 19 Jahren im Orbit operierenden NASA-ESA-Weltraumteleskop Hubble ist einmal mehr ein galaktisch guter Schnappschuss einer Galaxie gelungen. Einer, auf dem eine ungewöhnlich geformte Welteninsel im optischen Licht in voller Pracht brilliert. Bei dem 100 Millionen Lichtjahre entferntem Gebilde mit der Katalognummer NGC 7049 handelt es sich um einen galaktischen Außenseiter, der größer als unsere Milchstraße und zudem der hellste seines Galaxienhaufens ist. Ins Auge springt der enorme Ring, der die Galaxie wie ein Gürtel umschließt und der größtenteils aus dunklen Staubwolken besteht, die sich von dem hellen galaktischen Halo besonders abheben.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30112/30112_11.jpg)

Es war wohl der Moment der Erkenntnis schlechthin. Einer, den Denker, Forscher, Philosophen, Pioniere und Abenteurer meist dann er- und durchleben, wenn sie - den Alltag weit hinter sich lassend - an abgelegenen Orten scheinbar gedankenverloren ihre Neugierde befrieden, ihren Wissensdurst stillen und ihrer Abenteuerlust freien Lauf lassen. Bisweilen gelingt es einigen von ihnen dabei sogar, solche Momente zu nutzen, um sich in den Annalen der Wissenschaftsgeschichte zu verewigen.

Hubbles Materieoasen

So geschehen im Jahr 1923 in einem pittoresken Observatorium, das noch heute in Kalifornien stolz auf einem kleinen Berg namens Mount Wilson thront. Auf einer Höhe von 1.742 Metern über dem Meeresspiegel, nahe von Los Angeles, wo die städtische Licht- und Luftverschmutzung bereits in den 1920er Jahren astronomische Observationen erschwerte, vollzog sich eine der bedeutsamsten wissenschaftshistorischen Zäsuren. Seinerzeit presste kein Geringerer als Edwin Hubble (1889-1953) in neugieriger Erwartung eines kosmisch-optischen Spektakels sein Auge auf das Okular des damals weltgrößten Spiegelteleskops. Eingenebelt vom Rauch seiner Tabakspfeife, visierte der US-Astronom einen dieser nebligen kosmischen Strukturen an, von denen anno Domini 1923 (fast) alle Forscher annahmen, dass es sich bei ihnen bloß um astrale Nebelstrukturen innerhalb unserer Milchstraße handelt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30112/30112_12.jpg)

Doch als Edwin Hubble die bereits von Immanuel Kant (1724-1804) und Wilhelm Herschel (1738-1822) postulierten Sterneninseln mit seinem 2,5-Meter-Spiegel erstmals in Gestalt der Andromeda-Galaxie (M31) auflösen und den extragalaktischen Status der vermeintlichen nebelartigen Struktur anhand der Cepheiden-Variablen bestätigen sowie dessen Entfernung zur Erde messen konnte (2,2 Millionen Lichtjahre), endete eine jahrzehntelang währende Diskussion abrupt. Was zuvor reine Spekulation gewesen war, eroberte nun als 'Island Universe Theory' die Lehrbücher. Dank der Erkenntnis, dass neben unserer Galaxis in der Weite des kosmischen Wüstenmeers noch unzählige andere galaktische Materieoasen drifteten, war nunmehr evident, dass viele dieser nebelartigen Strukturen eigenständige Galaxien außerhalb der Milchstraße waren. Unzählig viele kleine neblige Erscheinungen am Firmament waren eigenständige Sternenwelten - eine unglaubliche Erkenntnis, die das bis dahin gültige Bild vom Kosmos dramatisch veränderte: Das Universum war räumlich viel größer und materiereicher als ursprünglich angenommen. Ja, es hatte den Anschein, als wäre es unendlich groß.

Hubbles Materieoase NGC 7049

Eine nebelartige Struktur, die der schottische Astronom James Dunlop (1793-1848) am 4. August 1826 entdeckte und als solche charakterisierte, ist NGC 7049. Während Dunlop damals hinter der Erscheinung einen Nebel vermutete, wissen heutige Astronomen, dass NGC 7049 eine von unzählig vielen Galaxien im Universum ist. Und was anno dazumal das Fernrohr bestenfalls als milchige Struktur abzubilden vermochte, können die leistungsstarken Teleskope der Gegenwart in höchster Qualität detailgerecht auflösen und fotografieren, so wie es jetzt - 120 Jahre nach der Geburt von Edwin Hubble - vor kurzem das nach ihm benannte NASA-ESA-Weltraumteleskop in die Tat umgesetzt hat.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30112/30112_13.jpg)
NGC 7049. Auf der Aufnahme sind die Kugelsternhaufen von NGC 7049 als kleine lichtschwache Punkte im Halo zu sehen. Der rechts oberhalb der Bildmitte befindliche Stern ist nur ein Vordergrundstern, der zur Milchstraße zählt. Bild: NASA, ESA and W. Harris (McMaster University, Ontario, Canada).

Auf dem Hubble-Bild präsentiert sich die 100 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie als eine nicht all-tägliche Struktur, die in punkto Form ein Grenzfall ist, weil ihr Aussehen einerseits an eine Spiral-, andererseits an eine elliptische Galaxie erinnert.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30112/30112_14.jpg)

Die im Sternbild Indus beheimatete und am Südhimmel zu sehende Galaxie springt deshalb ins Auge, weil sie eine so genannte 'Brightest Cluster Galaxy' (BCG) ist. Astronomen verstehen hierunter die jeweils hellste, in der Regel auch massereichste und oft älteste Materieoase innerhalb eines Galaxienhaufens.

Dass die 150.000 Lichtjahre Durchmesser große und im Vergleich zur Milchstraße um 50 Prozent größere Galaxie trotz ihrer staubigen Ummantelung so hervorsticht, verdankt sie auch ihrem hellen Halo ('Lichthof'), jenem diffus leuchtenden Bereich, der NGC 7049 ebenfalls umgibt und einen ausgezeichneten Kontrast zu den Staubwolken bildet. Primär setzt sich auch dieser Halo aus zahlreichen individuellen Sternen zusammen, die sich zu Kugelsternhaufen verdichten, welche sich auf dem aktuellen Hubble-Foto als kleine lichtschwache Punkte zu erkennen geben. Kugelsternhaufen enthalten in der Regel einige Hunderttausend bis zu einigen Millionen Sternen, in denen sich die ältesten Sterne einer Galaxie konzentrieren. Signifikant für NGC 7049 ist die im Vergleich zu anderen ähnlich großen Galaxien deutlich geringere Anzahl an Kugelsternhaufen. Den exakten Grund für dieses Phänomen konnten die Astronomen bisher noch nicht eruieren.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30112/30112_5.jpg)

Intergalaktische Kollision

Im Gegensatz zu den meisten Galaxien, bei denen sich der Staub in Ringen und Wolken relativ gleichmäßig verteilt, heben sich die Staubbänder in NGC 7049 gegen den gleißenden Hintergrund des Halos deutlich ab. Was für junge Galaxien charakteristisch ist, die immense Staubscheiben mit sich führen, in denen große Sternentstehungsgebiete eingebettet sind, geht NGC 7049 völlig ab. In ihm sind solche Regionen kaum vorhanden.

So nimmt es nicht wunder, dass derweil die Astronomen über das ungewöhnliche Erscheinungsbild von NGC 7049 rätseln. Noch liegt keine schlüssige Erklärung dafür vor, warum diese Welteninsel Elemente einer Spiral- und elliptischen Galaxie aufweist. Vielleicht verursachte dereinst eine intergalaktische Kollision dieses Chaos, sozusagen ein Crash der Welten, der einst alle Strukturen durcheinander wirbelte, die sich gleichwohl in ferner Zukunft wieder neu ordnen werden.

Das Schicksal von NGC 7049 sollte uns dennoch nicht kalt lassen, steht doch unserer Heimatgalaxie (Galaxis) in drei Milliarden Jahren ein ähnliches Schicksal bevor. Dann wird die Milchstraße mit der 2,2 Millionen Lichtjahre entfernten Andromeda-Galaxie zusammenstoßen. Ausgerechnet mit jener Nachbargalaxie, die vor 86 Jahren Edwin Hubble und der Menschheit den Weg in ein neues kosmologisches Zeitalter ebenete.

Quelle m: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30112/1.html
Titel: Re: Aliens an ihrer Ausstrahlung erkennen
Beitrag von: Jürgen am 24 April, 2009, 23:14
Einen ganz grossen Haken hat die Sache derzeit noch (neben einigen anderen Kleinigkeiten):

Es ist bislang noch nicht gelungen, überhaupt irgendwelche  Abstrahlungen eines solchen Gesteinsplaneten nachzuweisen, der von der Umlaufbahn her für die Entstehung irgendwelcher Lebensformen geeignet wäre.
Und solche extrem schwache Strahlung von der des Zentralgestirns, eventueller Gasplaneten usw. unterscheiden zu können, wäre wohl in Anbetracht der technischen Anforderungen wahrhaft einen Nobelpreis wert. Dazwischen liegen sicherlich hunderte von dB.

Ich bin fest davon überzeugt, dass solche Messungen schon an der Erde "aus nächster Nähe", also z.B. von der ISS aus, ausgesprochen schwierig sein dürften. Wir werden sehen, um den Preis sehr erheblicher Steuermittel.

Und wenn irgendeine Welt erhebliche - also verhältnismässig leicht messbare - Mengen solcher Strahlung abstrahlen würde, handelte es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit eher um eine Art etwas weniger heisser Venus, dann mit einer brodelnden schleimig-sauren Ursuppe, aber sicher nicht um einen in unserem weitesten Sinne irgendwie bewohnbaren Planeten, den zu kennen die Menschheit weiterbringen könnte.

Na klar, eine Kommunikation mit grünem Schleim wäre immer noch ergiebiger als mit Topmanagern, Politikern oder Superstar-Experten...
Titel: Deutsche Physiker stellen Gravitationsgesetz in Frage
Beitrag von: SiLæncer am 08 Mai, 2009, 17:55
Die Dunkle Materie soll ein Viertel des Universums ausmachen und Galaxien vor der Selbstzerstörung bewahren, doch beobachtet wurde sie nie. Deutsche Forscher stellen jetzt in Zweifel, dass es sie gibt - und wollen stattdessen Newtons Gravitationsgesetz ändern, eine der Grundlagen der Physik.

Die Dunkle Materie ist für Astronomen Rätsel und Hilfe zugleich: Bisher wurde sie noch nie direkt nachgewiesen, doch ohne sie scheint das All nicht funktionieren zu können. Die Galaxien etwa müssten von der Fliehkraft ihrer Rotation zerrissen werden, würde man die Dunkle Materie nicht voraussetzen. Rund 23 Prozent der Gesamtmasse des Universums soll sie ausmachen, im Februar 2008 meldeten Wissenschaftler gar den indirekten Nachweis des mysteriösen Stoffs.

Doch ist es möglich, dass es ihn gar nicht gibt?

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Seit einiger Zeit wächst die Zahl der Physiker, die die Existenz Dunkler Materie anzweifeln. Als Alternative bieten sie an, die Newtonsche Gravitationstheorie zu modifizieren - was unter Astronomen einer Blasphemie gleichkommt.

Die Standard-Kosmologie geht davon aus, dass die Gravitation überall im Universum dem Newtonschen Gravitationsgesetz und der allgemeinen Relativitätstheorie gehorcht. "Möglicherweise lag Newton aber falsch", sagt Pavel Kroupa vom Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) der Universität Bonn. "Seine Theorie beschreibt zwar die Alltagseffekte der Schwerkraft auf der Erde, die wir sehen und messen können. Die tatsächliche Physik hinter der Gravitation kennen wir aber vielleicht gar nicht."

Satellitengalaxien scheinen Newton nicht zu gehorchen

In Artikeln, die im "Astrophysical Journal" und den "Monthly Notices" der britischen Royal Astronomical Society erschienen sind, zweifeln die Forscher die Allgemeingültigkeit von Newtons Gesetzen an. Kroupas Team untersuchte mit Wissenschaftlern um Gerhard Hensler, dem Leiter des Astronomischen Instituts der Universität Wien, und Helmut Jerjen von der Australian National University die Satellitengalaxien der Milchstraße. Dabei handelt es sich um Zwerggalaxien, die teilweise nur ein paar tausend Sterne enthalten.

"Unsere statistischen Untersuchungen zeigen, dass die Verteilung der Satellitengalaxien völlig inkonsistent ist mit der Vorhersage der Standard-Kosmologie", sagt Jerjen. Demnach müssten die Satellitengalaxien gleichmäßig um die Milchstraße verteilt sein, doch die 30 bekannten liegen alle mehr oder weniger in derselben Ebene: Sie sind rechtwinklig zur Milchstraße wie in einer Art Scheibe angeordnet.

Die Forscher nehmen an, dass die Satellitengalaxien in einer frühen Phase des Universums aus Kollisionsresten entstanden sind. Zwei stießen zusammen und bildeten den sogenannten Bulge, den kugelartigen Zentralbereich unserer Milchstraße. Bei einer derartigen Kollision entstehen Gezeitenarme, da die Anziehung der ersten Galaxie auf die zweite auf der einen Seite stärker ist als auf der anderen - beide werden auseinandergezogen. In den Gezeitenarmen bilden sich kleine Satellitengalaxien.

Sie können gemäß der Standardtheorie keine Dunkle Materie enthalten. "Die Sterne in den jetzt untersuchten Satelliten bewegen sich aber viel schneller, als sie es nach den Berechnungen dürften", sagt Kroupas Kollege Manuel Metz. "Als Ursache kommt aus klassischer Sicht nur die Anwesenheit Dunkler Materie in Frage." Ein Widerspruch - es sei denn, man nimmt an, dass wesentliche Grundlagen der Physik bislang falsch verstanden wurden.

Ist Dunkle Materie unnötig?

"Wahrscheinlich leben wir in einem nicht-Newtonschen Universum", sagt Kroupa. "Wenn diese Annahme stimmt, lassen sich unsere Beobachtungen auch ohne Dunkle Materie erklären." Kroupa und seine Kollegen gehen davon aus, dass in Bereichen von Galaxien, in denen extrem schwache Beschleunigungen herrschen, eine "Modifizierte Newtonsche Dynamik" ("Mond") gilt.

Eine Version der Theorie wurde 1983 von Mordehai Milgrom vom Weizmann-Institut in Israel entworfen und von Astronomen meist belächelt. Sie führte eine neue Naturkonstante in Newtons Theorie ein, um die Gravitationskräfte in Galaxien ohne Dunkle Materie zu erklären.

Laut Newtons Gravitationsgesetz müsste das Tempo, mit der Sterne um das Zentrum ihrer Galaxie kreisen, abnehmen, je weiter sie vom Zentrum entfernt sind. Die Realität sieht allerdings anders aus: Die Geschwindigkeit bleibt gleich oder nimmt sogar zu. Dennoch werden die Sterne an den Rändern der Galaxien nicht von der Fliehkraft aus der Kurve getragen, wie es laut Newton eigentlich geschehen müsste.

Deshalb gehen die meisten Astrophysiker davon aus, dass die Gravitation der Dunklen Materie die Galaxien zusammenhält. Der "Mond"-Ansatz aber besagt, dass in diesen kosmischen Regionen eine Veränderung des Newtonschen Gravitationsgesetzes einsetzt.

Andere Forscher sind skeptisch

Ob die Thesen aus den beiden aktuellen Studien sich auch auf andere Bereiche des Universums übertragen lassen, muss sich noch zeigen. Simon White, Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik in Garching, ist skeptisch. "Bis jetzt gibt es keine Modifikation der Gravitationsgesetze, die die gesamte Palette an Beobachtungen im Universum erklären kann", sagt der britische Astrophysiker. "Vielleicht sind wir alle auf dem falschen Weg, aber die Alternativen sind nicht sehr attraktiv."

Selbst an Kroupas Institut sieht man die Modifizierte Newtonsche Dynamik kritisch. Thomas Reiprich, Leiter einer Forschungsgruppe, die Dunkle Materie in Galaxienhaufen untersucht, verweist auf die Beobachtungen der vergangenen Jahre im Bullet-Cluster. Dabei handelt es sich um zwei kollidierende Galaxienhaufen, die derzeit als einer der besten Beweise für die Existenz Dunkler Materie gelten. Im Bullet-Cluster sammelt sich Gas nicht, wie eigentlich anzunehmen wäre, um die erkennbar größere Masse. "Das kann man am einfachsten damit erklären, dass die meiste Masse in Teilchen ist, die man nicht sieht, also in Dunkler Materie." Dennoch sei es wichtig, den von Kroupa gefundenen Diskrepanzen zur Standardtheorie genau nachzugehen.

Außerdem gebe es Untersuchungen, nach denen die Modifizierte Newtonsche Dynamik" auch im Bullet-Cluster funktioniere, sagt Kroupa. Der Galaxienhaufen Abell 520 etwa verhalte sich praktisch umgekehrt zum Bullet-Cluster. Kroupa glaubt deshalb, dass die neuen Forschungsresultate die Ausrichtung der Kosmologie verändern könnten: "Wenn das richtig ist, was wir hier gefunden haben, wäre der ganze Aufwand um die schwarze Materie für die Katz'."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Weltraumteleskop "Hubble" wird aufgemöbelt
Beitrag von: SiLæncer am 09 Mai, 2009, 14:02
Washington - "Trouble with `Hubble`" nennen das die Leute von der US-Weltraumbehörde NASA - Ärger mit "Hubble".

Gleich reihenweise fielen in den vergangenen Jahren Instrumente am legendären Weltraumteleskop aus. Selbst die Hauptkamera, mit denen die spektakulären Bilder von kollidierenden Galaxien und Gasnebeln aufgenommen wurden, ist seit 2006 ist nur noch beschränkt einsatzfähig.

Außerdem wurden Batterien schwach, Sensoren gaben ihren Geist auf. Jetzt wird "Hubble" zum fünften und letzten Mal runderneuert und aufgemöbelt. An diesem Montag (11. Mai, 20.01 MEZ) startet die Raumfähre "Atlantis" mit sieben Mann Besatzung an Bord zu einer elftägigen Mission, die Experten als extrem schwierig und nicht ohne Risiko einschätzen - am Ende soll "Hubble" besser sehen können als je zuvor.

Um für alle Notfälle gerüstet zu sein, steht auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida sogar ein zweiter Shuttle bereit, der jederzeit zu einem Rettungseinsatz starten kann. Denn anders als bei Flügen zur Weltraumstation ISS gibt es bei möglichen Problemen mit "Atlantis" keine Rückzugsmöglichkeit auf "sicheres Gelände".

Auch für den Fall, dass "Atlantis" etwa wegen Problemen am Hitzeschild nicht zur Erde zurückkehren kann, will die NASA vorbereitet sein. Im Fall der Fälle käme die Raumfähre "Endeavour" zur Hilfe, würde sich "Atlantis" bis auf rund 15 Meter nähern - dann würden die Astronauten mit dem Greifarm der "Endeavour" an Bord geholt.

Schon jetzt hat "Hubble", das 13 Meter lange und elf Tonnen schwere Teleskop, das seit 1990 im All schwebt, das Bild der Menschheit vom Weltraum revolutioniert. So gelang es etwa mit dem berühmten "Ultra Deep Field" auf einen Schlag rund zehntausend Galaxien in Milliarden Lichtjahren Entfernung aufzunehmen.

Zu den Sternstunden zählt der Blick in die Anfänge unseres Universums. "Wir haben in der Tat Objekte sehen könne, die ihr Licht vor 13 Milliarden Jahren ausgesandt haben", sagt Dave Leckrone von der NASA. Der Blick in die Tiefe des Raums sei auch ein Blick in das "Säuglingsalter des Universums".

Wenn alles glatt verläuft, soll "Hubble" mit dem Roboterarm von "Atlantis" zunächst einmal "eingefangen" werden. Was die Astronauten dann bei ihren fünf geplanten Ausstiegen vor sich haben, ist kompliziert und erfordert Fingerspitzengefühl.

"Es handelt sich eher um eine Gehirnoperation als um einen Einsatz auf dem Bau", heißt es bei der NASA. Shuttle-Kapitän Scott Altmann (49) und sein Team haben 116 neue Werkzeuge dabei, die eigens für diese Mission konstruiert wurden.

Als handwerklich schwierigste Aufgabe gilt die Reparatur des "Space Telescope Imaging Spectrographs", der seit 2004 nicht mehr funktioniert. Die Astronauten müssen mit rund 100 kleinen Schrauben hantieren. Gehen diese verloren, könnten sie in das Teleskop fliegen und Schaden anrichten. Eine echte Geschicklichkeitsaufgabe, vor allem in der Schwerelosigkeit.

Gelingt den sechs Männern und einer Frau ihre Arbeit, wäre nicht nur das Weiterarbeiten des Observatoriums bis mindestens 2014 gewährleistet. Zugleich würde "die Effektivität des Teleskops zehn- bis siebzigmal verbessert", verspricht die NASA. Eine neue "Wide Field Camera 3" soll noch weiter in die Frühzeit des Universums schauen.

Und ein "Cosmic Origins Spectrograph" soll bislang unerreichte Blicke auf schwach glimmende kosmische Objekte im Bereich der ultravioletten (UV) Strahlung ermöglichen. Außerdem müssen sechs Batterien sowie Teile der Gyroskope - Schwungkreisel, die eine exakte Ausrichtung des Teleskops erlauben - ausgewechselt werden. "Großes Finale der "Hubble"-Symphonie", nennt Leckrone die Mission überschwänglich.

Quelle : www.digitalfernsehen.de
Titel: Teleskop "Hubble": "Atlantis" zum Reparatur-Abenteuer gestartet
Beitrag von: SiLæncer am 11 Mai, 2009, 21:00
Die Reise ist riskant und spannend: Mit fünf Monaten Verspätung ist die Raumfähre "Atlantis" zu einer elftägigen Mission aufgebrochen. Die sieben Astronauten sollen das Weltraum-Teleskop "Hubble" reparieren und technisch aufmöbeln. Auch Außeneinsätze sind geplant.

Berlin/Cape Canaveral - Kurz nach 20 Uhr MESZ war es am Montag Abend so weit: Mit mehrmonatiger Verspätung ist die US-Raumfähre "Atlantis" am Montag zur fünften und letzten Sercive-Mission zum Weltraumteleskop "Hubble" gestartet. Der Shuttle hob um 20.02 Uhr deutscher Zeit vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) ab, teilte die Luft- und Raumfahrtbehörde Nasa mit. Die Rückkehr ist für den 22. Mai vorgesehen.

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Ziel ist es, das Observatorium so gut in Schuss zu bringen , dass es mindestens bis zum Jahr 2014 einsatzfähig bleibt. Und die Astronomen sind mehr denn je begeistert: Hat das 1990 ins All geschickte Teleskop bereits in den vergangenen Jahren immer wieder spektakuläre Bilder zur Erde gesendet, soll sein Blick ins Universum nun mit einer neuen Kamera noch weiter reichen und schärfer werden. Insgesamt erhofft sich die Nasa von der Mission, dass "Hubbles" Effektivität um das 90-fache gesteigert wird.

In Cape Canaveral steht für den Notfall auch eine zweite Raumfähre bereit: Sollte etwas dramatisch schiefgehen und die "Atlantis"-Crew im All stranden, würde die "Endeavour" losgeschickt, um die Astronauten mit einem Greifarm an Bord zu holen. Zumindest beim Start lief aber alles reibungslos.

Richtig spannend wird es nun an diesem Mittwoch: Dann soll der Shuttle-Roboterarm das 13 Meter lange und elf Tonnen schwere Observatorium "einfangen" und in die Ladebucht der Raumfähre hieven. Danach geht es dann Schlag auf Schlag: Von Donnerstag bis Montag stehen täglich sechseinhalbstündige Astronauten-Außeneinsätze an.

Bereits beim ersten Ausstieg soll die neue "Wide Field Camera 3" installiert werden, die noch weiter in die Frühzeit des Universums schauen kann. "Hubble" wird auch einen neuen Computer, mehrere neue Apparate zur exakten Ausrichtung des Teleskops und frische Batterien erhalten. Darüber hinaus sind Kamera-Reparaturen und die Einrichtung eines "Cosmic Origins Spectrographs" geplant, der neue Blicke auf schwach glimmende kosmische Objekte im Bereich der ultravioletten (UV) Strahlung ermöglichen soll.

Am 19. Mai sollen die Astronauten "Hubble" wieder ins All aussetzen und am 22. Mai mit der Raumfähre nach Cape Canaveral zurückkehren.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: "Hubble"-Teleskop: Astronauten inspizieren und twittern
Beitrag von: SiLæncer am 12 Mai, 2009, 18:37
Washington - Auf dem Weg zum Weltall-Teleskop "Hubble" haben die US-Astronauten am Dienstag ihr Raumschiff "Atlantis" gründlich untersucht.

Die Inspektion sollte nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde NASA vor allem zeigen, ob beim Start am Montag das Hitzeschild beschädigt worden war. "Bisher läuft alles nach Plan", sagte NASA-Sprecherin Kelly Humphries vom Johnson Space Center in Houston (US-Bundesstaat Texas).

Die sieben Astronauten bereiteten sich zudem auf ihre Arbeit an dem Weltall-Teleskop vor und prüften noch mal alle Werkzeuge und Raumanzüge. Am Mittwoch dann soll der Shuttle-Roboterarm das 13 Meter lange und elf Tonnen schwere Observatorium "Hubble" einfangen und in die Ladebucht der Raumfähre hieven. Danach stehen bis Montag täglich jeweils sechseinhalbstündige Außeneinsätze der Astronauten an.

"Wir haben noch nie Reparaturen wie diese im All vorgenommen", sagte NASA-Wissenschaftschef Ed Weiler dem "Houston Chronicle". "Dinge auseinandernehmen und Schaltplatten mit Handschuhen im Weltall reparieren kann ein bisschen riskant sein... aber die Astronauten haben dafür sehr hart trainiert."

Die Crew war nach NASA-Angaben am Dienstag gegen 11.00 Uhr deutscher Zeit mit dem Lied "Kryptonite" von "3 Doors Down" geweckt worden, dem Lieblingssong von Atlantis-Pilot Greg Johnson. Für jeden Tag haben Freunde und Familie der Astronauten ein Weck-Lied ausgesucht.

Zum ersten Mal wird einer der Astronauten, Mike Massimino, auf dem Internet-Kurznachrichtendienstes "Twitter" Nachrichten aus dem All über die Mission schicken. Die letzte Nachricht schickte "Astro_Mike" kurz vor dem Aufstieg ins All: "Ich werde jetzt meinen Raumanzug anziehen, nächster Halt: Weltall!!".

Die "Atlantis" war am Montag kurz nach 20.00 Uhr vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida zu der elftägigen Reise gestartet. Ziel ist es, das Observatorium "Hubble" so gut in Schuss zu bringen, dass es mindestens bis zum Jahr 2014 einsatzfähig bleiben kann. Sollte es bei dem risikoreichen Einsatz der "Atlantis" im Weltraum Probleme geben, steht für den Notfall auch eine zweite Raumfähre bereit, um der "Atlantis"-Crew zu helfen. Am 22. Mai soll die Raumfähre nach Cape Canaveral zurückkehren.

Quelle : www.digitalfernsehen.de
Titel: US-Raumfähre "Atlantis": Astronauten entdecken Kerben in Hitzekacheln
Beitrag von: SiLæncer am 13 Mai, 2009, 17:53
Vier Hitzekacheln an einem Flügel der Raumfähre "Atlantis" sind beim Start am Montag beschädigt worden. Eine Gefahr für die Besatzung besteht nach Nasa-Einschätzung jedoch nicht. Es handelt sich nur um kleine Dellen.

Cape Canaveral - Nach ihrem Aufbruch ins All haben die Astronauten an Bord der US-Raumfähre "Atlantis" damit begonnen, praktisch jeden Quadratzentimeter ihres Shuttles nach möglichen Schäden infolge des Starts abzusuchen. Dabei entdeckten sie am Dienstag an der rechten Seite der Raumfähre Kerben, die sich in einer Länge von 53 Zentimetern über vier Hitzeschutzkacheln hinziehen.

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Die schadhafte Stelle befindet sich nach Angaben der Nasa dort, wo die rechte Tragfläche und der Rumpf zusammengefügt sind. Es handele sich aber offenbar nicht um eine ernsthafte Beschädigung, erklärte die Weltraumbehörde. Es seien allerdings weitere Untersuchungen notwendig. Der Schaden entstand offenbar beim Abfallen von Schaumstoffteilen des Außentanks knapp zwei Minuten nach dem Start der "Atlantis" am Montag.

Ein solcher Zwischenfall hatte 2003 den Hitzeschild der Raumfähre "Columbia" beschädigt. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre war der Shuttle auseinandergebrochen - alle sieben Astronauten an Bord starben.

Am heutigen Mittwoch wollen die Astronauten nach erfolgreicher Inspektion das Weltraumteleskop "Hubble" erreichen. Auf die "Atlantis"-Besatzung - sechs Männer und eine Frau - wartet die bislang größte Reparatur des Weltraumteleskops, dessen Bilder aus der Tiefe des Universums seit 19 Jahren die Wissenschaftler begeistern.

"Hubble" soll durch den Einbau wissenschaftlicher Instrumente, Ersatzteile für beschädigte Kameras und neue Batterien auf den technisch bestmöglichen Zustand für die nächsten fünf bis zehn Jahre gebracht werden. Dann ist kein Shuttle-Flug zu "Hubble" mehr möglich, weil das US-Raumfährenprogramm im kommenden Jahr eingestellt wird.

"Hubble" ist ein Gemeinschaftsprojekt der US-Raumfahrtbehörde Nasa und der Europäischen Weltraumorganisation Esa. Die elftägige Reise der "Atlantis" war ursprünglich schon im Oktober vergangenen Jahres geplant, musste aber wegen technischer Probleme des Weltraumteleskops verschoben werden.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: "HERSCHEL" UND "PLANCK" - Esa schießt Weltraumteleskope ins All
Beitrag von: SiLæncer am 14 Mai, 2009, 16:01
Das eine soll Fotos vom frühen Universum machen, das andere dem Echo des Urknalls lauschen: Die Europäische Weltraumbehörde Esa hat die beiden Teleskope "Herschel" und "Planck" ins All befördert - und hält damit auch einen Rekord vor der Nasa.

Paris - Das europäische Duo ist im All: Nach mehreren Startverschiebungen hoben die Weltraumteleskope "Herschel" und "Planck" um 15.12 Uhr MESZ mit einer Ariane 5 ECA vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Nach dem Start sollte "Herschel" sich nach 26 Minuten von der 50 Meter langen Rakete trennen, "Planck" sollte seinem großen Bruder zwei Minuten später folgen.

Mit den Teleskopen will die europäische Weltraumbehörde Esa auf die Suche nach den Anfängen des Universums gehen. Das Super-Observatorium "Herschel" soll frühe Galaxien aufspüren, "Planck" soll das Echo des Urknalls so genau vermessen wie nie zuvor. Insgesamt 1,6 Milliarden Euro hat sich die Esa das Projekt kosten lassen. Namensgeber des Teleskops ist der deutsch-britische Astronom Willhelm Herschel, der Ende des 18. Jahrhunderts den Planeten Uranus entdeckte.

Größter Spiegel im All

Das fliegende Duo gehört laut Esa "zu den ehrgeizigsten Weltraummissionen, die Europa je auf den Weg gebracht hat". In der Tat ist der Aufwand groß, den die Esa und ihre Partnerinstitute für "Herschel" betrieben haben: 17 Firmen waren am Bau des Observatoriums beteiligt. Der Hauptspiegel misst im Durchmesser 3,5 Meter - fast eineinhalb mal so viel wie der des US-Teleskops "Hubble", dem die Crew der Raumfähre "Atlantis" in den kommenden Tagen eine Generalüberholung verpassen wird. Damit ist "Herschels" Spiegel laut Esa "der größte, der jemals ins Weltall geflogen wurde".

Zumindest für einige Jahre wird der Titel in Europa bleiben: Frühestens für das Jahr 2013 plant die US-Raumfahrtbehörde Nasa den Start eines noch größeren Weltraumteleskops. Das ebenfalls für Infrarot-Beobachtungen optimierte "James Webb Space Telescope" soll einen Spiegel mit 6,5 Metern Durchmesser bekommen. Es wird das Weltraumteleskop "Hubble" ablösen. Das erste seiner 18 Spiegelsegmente hat bereits die ersten Kältetests erfolgreich absolviert.

Die Nasa hat noch weitere Augen im All: Das vor zwei Monaten ins All geschossene Teleskop " Kepler" ging am gestrigen Mittwoch in Betrieb, wie die Nasa bekannt gab. Es soll in den nächsten dreieinhalb Jahren in einem entlegenen Winkel der Milchstraße nach erdähnlichen, möglicherweise bewohnbaren Planeten suchen.

Um seine Stärken voll ausspielen zu können, muss "Herschel" gebührenden Abstand zur Erde halten. Denn für die Beobachtung der Infrarotstrahlung müssen seine Instrumente auf 0,3 bis 2 Grad über dem absoluten Nullpunkt von minus 273,15 Grad Celsius gekühlt werden. Im Erdorbit würde die Wärmestrahlung der Erde den Satelliten zu sehr erwärmen. Mit Mond und Sonne würden zudem zwei weitere Störquellen in ständig wechselnden Richtungen das Teleskop behindern.

Um diese Störeinflüsse zu minimieren, werden "Herschel" und auch "Planck" in rund 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde stationiert. Dort soll "Herschel" synchron mit der Erde um die Sonne laufen.

Kältester Punkt des Universums

Die Detektoren von "Planck" werden sogar noch stärker abgekühlt als die von "Herschel" - bis auf eine Temperatur von 0,1 Grad über dem absoluten Nullpunkt. Sie werden damit zum kältesten Punkt des Universums, schwärmt die Esa. Das sei nötig, damit das Teleskop extrem schwache Temperaturschwankungen aus der ersten Zeit des Weltalls erfassen könne. Der Satellit zeichnet den sogenannten Mikrowellenhintergrund auf, also ein Relikt des ersten Lichts nach dem Urknall. Aus 500 Milliarden Einzelmessungen soll dabei eine neue Himmelskarte entstehen - mit deutlich besserer Auflösung als bei früheren Projekten wie "Cobe" oder "WMAP".

"Herschel" soll mindestens drei Jahre arbeiten, das "Planck"-Teleskop nur 15 Monate. Das Problem: Das zur Kühlung nötige Helium verdampft mit der Zeit. Anders als bei "Hubble" wird es eine Verlängerung der beiden Missionen nicht geben. Die Entfernung der europäischen Teleskope von der Erde ist zu groß, um per Raumschiff kurz ein Reparaturteam vorbeizuschicken.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Superteleskope erfolgreich im All ausgesetzt
Beitrag von: SiLæncer am 14 Mai, 2009, 18:03
Eine knappe Stunde nach dem erfolgreichen Start der beiden Weltraumteleskope "Herschel" und "Planck" hat das europäische Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt erste Signale der Satelliten empfangen. Das teilte die Europäische Raumfahrtagentur ESA am Donnerstagnachmittag am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana mit. Die Signale der beiden Superteleskope seien klar und kräftig.

Die Weltraumobservatorien waren zuvor von einer Ariane-5-Rakete im All ausgesetzt worden. Sie haben nun eine rund zwei Monate lange Reise zum ihrem endgültigen Einsatzort in 1,5 Millionen Kilometern Entfernung von der Erde vor sich. Dort soll "Herschel" unter anderem die ersten Sterne des Universums ins Visier nehmen. "Planck" soll das "Echo des Urknalls" so genau vermessen wie nie zuvor. Beide Missionen kosten zusammen rund 1,8 Milliarden Euro.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: "HERSCHEL" UND "PLANCK" - Forscher bejubeln Start von Europas Superteleskopen
Beitrag von: SiLæncer am 14 Mai, 2009, 20:28
Fast 25 Jahre Entwicklungszeit, 1,8 Milliarden Euro Kosten: Die Weltraumteleskope "Herschel" und "Planck" gehören zu den größten Forschungsprojekten in der Geschichte Europas. SPIEGEL ONLINE hat die entscheidenden Minuten des Starts aus nächster Nähe beobachtet.

20 Jahre hat Albrecht Poglitsch auf diesen Moment gewartet - und plötzlich ist alles blitzschnell vorbei. Mit einem dumpfen Grollen erhebt sich die mächtige Rakete aus dem Dschungel, reitet wie auf einem Feuerball in den Himmel und verschwindet hinter einer der wenigen Wolken über Französisch-Guayana. Aus den Augen - aber keinesfalls aus dem Sinn.

Poglitsch schmunzelt. Der Astrophysiker vom Garchinger Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik hat seine Videokamera beiseite gelegt und blickt noch lange in den Himmel. Die dicken weißen Rauchwolken über dem Urwald lösen sich langsam auf.

Die Verantwortlichen zeigen sich wenig später euphorisch. ""Herschel" und "Planck" sind die aufwendigsten wissenschaftlichen Satelliten, die jemals in Europa gebaut wurden", sagte ein sichtlich erleichterter Esa-Generaldirektor Jean-Jacques Dordain. "Die Esa ist auf dem Weg zurück zu den Ursprüngen unseres Universums. Nur ein umfassenderes Verständnis der Vergangenheit unseres Universums ermöglicht uns einen besseren Ausblick auf die Zukunft unseres Planeten Erde." Auch der deutsche Esa-Programmmanager Thomas Passvogel erwartet Bahnbrechendes von den Missionen. "Ich glaube, die Überraschung wird darin liegen, dass wir etwas sehen, was wir nicht erwartet haben."

Poglitschs Augen glänzen voller Stolz, in sein Lächeln mischt sich aber auch ein bisschen Sorge. Fast wie bei einem Vater, dessen Sohn aus der elterlichen Wohnung auszieht, um in der großen Stadt zu studieren. Irgendwie ist es ja auch so. An Bord der "Ariane 5", die gerade vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou abgehoben hat, sind mit "Herschel" und "Planck" nicht einfach nur zwei Forschungssatelliten. Mit ihnen ist auch die Arbeit von Wissenschaftlern und Ingenieuren von der Erde ins All verschwunden, die mehrere Jahrzehnte ihrer Karriere in dieses Projekt gesteckt haben.

So wie Albrecht Poglitsch. Der 53-Jährige mit den widerspenstigen weiß-grauen Haaren ist verantwortlich für "Herschels" PACS-Kamera - ein Messinstrument, das ferne Himmelsobjekte im infraroten Licht beobachten und die Strahlung in ihre Bestandteile zerlegen kann. Mit seiner Hilfe hoffen die Forscher, durch den Staub und das Gas blicken zu können, hinter dem sich etwa junge Sterne verstecken. Eine Hoffnung, die lange Zeit unerfüllt blieb.

"Bereits 1990 haben wir die ersten Überlegungen zu 'Herschels' Kamera angestellt", sagt Poglitsch, während sich die Besuchertribüne in Kourou langsam leert. Damals, vor fast 20 Jahren, hieß das Projekt noch "First" und wäre kurze Zeit später beinahe für immer beerdigt worden. 1998 begann der Garchinger Physiker schließlich, PACS zu bauen - mit einem Team aus sechs Ländern und 14 Instituten. "Der Druck bei so etwas ist ungeheuerlich", sagt Poglitsch. "Wenn etwas nicht klappt, brauchen Sie sich als Verantwortlicher hinterher nirgends mehr zu zeigen."

Immer wieder gab es Rückschläge

Nackenschläge gab es zuhauf. Mal wurde das Geld nicht rechtzeitig ausgezahlt, dann wurde am Personal gespart oder Kooperationspartner machten nicht das, was sie sollten. Immer wieder musste das Projekt verschoben werden - und letztlich auch der Start: Ursprünglich sollte "Herschel" - die Ideen für das Projekt reichen bis ins Jahr 1984 zurück - im vergangenen Sommer abheben. Dann am 14. April dieses Jahres. Jetzt ist es der 14. Mai geworden.

Vor zwei Tagen, als sich die beteiligten Forscher mal wieder in Paris trafen - dieses Mal, um endlich nach Kourou zu fliegen - war davon noch niemand überzeugt. Die Stimmung schwankte zwischen freudiger Erwartung, Anspannung und einem Hauch von Fatalismus. "Dass die Mission nach so langem Warten und nach so vielen Verschiebungen jetzt plötzlich wahr werden sollte, hatte fast schon etwas Unwirkliches", sagt Poglitsch. Und auch, wenn keiner gerne darüber redet, stieg die Spannung von Tag zu Tag an.

Poglitschs Finger spielen bei den vielen Gesprächen, die der Wissenschaftler in Kourou führte, nervös mit den Zipfeln seiner beigefarbenen Jacke. Hitze und Feuchte der Tropen gehen an niemandem spurlos vorbei. "Ich habe wenig geschlafen - immer in der Angst, dass doch noch eine E-Mail mit neuen Problemen kommt." Irgendwann machte dann auch noch das Gerücht die Runde, dass nach den Steuerdüsen, die für die letzte Startverschiebung verantwortlich waren, nun das Haupttriebwerk herumzicke. Es war offensichtlich falscher Alarm.

Minuten nach dem Start sind solche Sorgen vergessen. Die beiden Feststoffraketen, die die Ariane 5 auf Tempo gebracht haben, wurden längst abgeworfen. "Herschel" und "Planck" stehen kurz davor, aus der menschlichen Obhut entlassen und mit der kalten Realität des Weltalls konfrontiert zu werden. Die Erleichterung unter den Wissenschaftlern war groß, als kurze Zeit nach dem Start die ersten Signale der beiden Teleskope auf der Erde ankamen.

Betriebssoftware muss noch eingespielt werden

Aus dem Gröbsten raus ist Poglitschs "Schätzchen", wie er scherzhaft sagt, trotzdem noch nicht. "Wir haben nach dem Start ein paar kritische Momente, weshalb wir noch lange nicht die Korken knallen lassen", sagt der Astrophysiker. Das Gitter beispielsweise, das die Infrarotstrahlung in ihre Wellenlängen zerlegt, wird während der turbulenten ersten Minuten des Flugs von einem Riegel festgehalten. Der muss gelöst werden - durch einen Motor samt Getriebe. Auch der Kühler, der PACS auf eine Temperatur von 0,3 Grad über dem absoluten Nullpunkt bringen soll, könnte in der Schwerelosigkeit eigenwillig reagieren.

Zudem fehlt "Herschels" Kamera trotz ihrer fast 20 Jahre Entwicklungszeit manchmal noch die nötige Reife: "Unsere Leute zu Hause arbeiten gerade fieberhaft an der Betriebssoftware der Kamera", sagt Poglitsch und schmunzelt verlegen. Zwar funktioniere inzwischen alles, auf die Eigenheiten von Instrument und Satellit sei das Programm aber noch nicht abgestimmt. Dafür fehlte schlichtweg die Zeit. Die neue Betriebssoftware soll nun in einem günstigen Moment aufgespielt werden.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: REPARATURMISSION FÜR "HUBBLE" - Erster Außeneinsatz geglückt
Beitrag von: SiLæncer am 15 Mai, 2009, 09:46
"Ah, das ist fantastisch", sagte Astronaut Grunsfeld noch, als er aus dem Raumschiff schwebte. Doch dann folgte harte Arbeit: Über sieben Stunden benötigten er und Astronaut Feustel für die erste Reparatur am Weltraumteleskop "Hubble". Der Lohn: Ein noch tieferer Blick ins Universum.

Die erste Reparatur am Weltraumteleskop "Hubble" ist gelungen: Bei ihrem über sieben Stunden langen Außeneinsatz am Donnerstag installierten die US-Astronauten John Grunsfeld und Andrew Feustel eine neue Weitsicht-Spezialkamera, die noch wesentlich tiefer als frühere Modelle in die unendlichen Weiten des Universums schauen kann.

Die Installation zählt zu den wichtigsten Arbeiten der fünften und letzten Wartung des Teleskops, das damit noch mindestens fünf Jahre weiterarbeiten soll. Neben kleineren Reparaturen ersetzten die Spezialisten in mehr als 500 Kilometer Höhe über der Erde auch einen Computer, der das Teleskop kontrolliert und Informationen zur Erde sendet.

Der Außeneinsatz der beiden Amerikaner begann mit leichter Verspätung gegen 15.00 Uhr MESZ und dauerte mit mehr als sieben Stunden etwa eine halbe Stunde länger als ursprünglich geplant. Das Manöver galt als sehr riskant, da die Astronauten mit umherfliegendem Weltraum-Müll rechnen mussten.

Die Reparatur war auf NASA-TV und im Internet zu verfolgen. "Ah, das ist fantastisch", sagte Grunsfeld als er aus dem Raumschiff "Atlantis" ins All schwebte. In den Helmen der beiden Männer waren Kameras eingebaut, damit das NASA-Kontrollzentrum in Houston (US-Bundesstaat Texas) sowie die Internet-Zuschauer jeden Handgriff verfolgen konnten.

Während der elftägigen Wartungsmission sind insgesamt fünf Außeneinsätze vorgesehen. Beim dritten Weltraumspaziergang am Samstag geht es um die Einrichtung eines "Cosmic origins Spectograph". Dieser soll bislang unerreichte Blicke auf schwach glimmende kosmische Objekte im Bereich der ultravioletten (UV) Strahlung ermöglichen. Außerdem wird eine weitere Kamera repariert.

Am siebten Tag der "Atlantis"-Mission stehen Reparatur und Aufrüstung des "Space Telescope Imaging Spectrographs" an, der seit 2004 nicht mehr funktioniert. Dies gilt als handwerklich anspruchsvollste Aufgabe, bei der die Astronauten rund 100 kleine Schrauben anzubringen haben. Außerdem sind isolierende "Stahldecken" zu montieren, die besonders sensible "Hubble"-Teile vor den enormen Temperaturschwankungen schützen sollen. Beim letzten Ausstieg am achten Missionstag werden wiederum Batterien sowie ein Sensor ersetzt.

Am Mittwoch hatte die Besatzung des Space Shuttle das Teleskop im Weltraum eingefangen. Dabei fuhr die US-Astronautin Megan McArthur einen 15 Meter langen Greifarm des Shuttle aus und holte sich das elf Tonnen schwere Teleskop heran, um es in die Ladebucht von "Atlantis" zu hieven.

Zuvor hatte es schon beim Start Probleme gegeben: Der Hitzeschild von "Atlantis" wurde beschädigt - ein häufiges Problem bei Shuttle-Starts. Im Jahr 2003 hatte dies zur Explosion der Raumfähre "Columbia" geführt. Die Astronauten entdeckten an der rechten Seite der Raumfähre Kerben, die sich in einer Länge von 53 Zentimetern über vier Hitzeschutzkacheln hinziehen. Eine Inspektion des Hitzeschilds ist laut Nasa noch nicht abgeschlossen. Für den Freitag ist die Auswechslung mehrerer Batterien und Gyroskope geplant. Gyroskope sind Schwingkreisel, die eine exakte Ausrichtung des Teleskops erlauben.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Zweiter Außeneinsatz der "Atlantis" hat begonnen
Beitrag von: SiLæncer am 15 Mai, 2009, 18:15
Washington - Mit einer etwa halbstündigen Verspätung hat am Freitag der zweite Außeneinsatz der Astronauten der "Atlantis" am Weltraumteleskop "Hubble" begonnen.

Um 14.53 Uhr deutscher Zeit schwebten die US-Astronauten Mike Massimino und Mike Good aus ihrem Raumschiff ins All. Die beiden Spezialisten werden mehrere Batterien sowie mehrere Gyroskope auswechseln. Gyroskope sind Schwingkreisel, die eine exakte Ausrichtung des Teleskops erlauben.

Wie schon seit Beginn der "Atlantis"-Mission am Montag ist auch dieser Einsatz auf dem NASA-Fernsehsender im Internet zu sehen. Am Donnerstag hatten die Astronauten bei ihrem ersten Ausstieg eine neue Weitsichtkamera und einen Computer installiert. (dpa)

Quelle : www.digitalfernsehen.de
Titel: Dritter Außeneinsatz an "Hubble": Fummeln im All
Beitrag von: SiLæncer am 17 Mai, 2009, 11:40
Premiere im Weltraum: Beim dritten Außeneinsatz am Teleskop "Hubble" gelang es den Nasa-Astronauten, eine äußerst kleinteilige Kamerareparatur durchzuführen. Jetzt steht die handwerklich anspruchsvollste Aufgabe an - rund hundert Schrauben sind bei Schwerelosigkeit zu lösen.

Houston - Die Reparaturarbeiten am Weltraumteleskop "Hubble" sind am Wochenende gut vorangekommen: Jeweils zwei Astronauten absolvierten am Freitag und Samstag mehrstündige Außeneinsätze, bei denen sie fast 600 Kilometer über der Erde neue Schwunggeräte (Gyroskope) für die Ausrichtung des Teleskops und einen neuen Spektrografen montierten.

Die Nasa-Astronauten John Grunsfeld und Andrew Feustel hielten sich am Samstag sechs Stunden und 36 Minuten außerhalb der Raumfähre "Atlantis" auf. Sie beendeten den Einsatz früher als geplant. Es war der dritte von fünf Außeneinsätzen, die bei der aktuellen Mission vorgesehen sind, um das 19 Jahre alte Weltraumteleskop aufzurüsten.

Der 50-jährige Astronom Grunsfeld und der 43-jährige Geologe Feustel arbeiteten an der Kamera des Teleskops. Die Reparatur war ein neuartiger Vorgang. Nie zuvor waren im All derartig kleinteilige Arbeiten ausgeführt worden, bei denen ein Gerät geöffnet und einzelne Teile ausgetauscht werden mussten. Zur Überraschung aller funktionierten die neuen Teile und eine Einheit zur Energieversorgung auf Anhieb. Die sogenannte Camera for Surveys war 2002 in Dienst gestellt worden. Fünf Jahre später ging durch einen Kurzschluss die Möglichkeit verloren, entfernte Galaxien zu beobachten.

Zudem installierten die Astronauten einen Spektrografen, der bislang unerreichte Blicke auf schwach glimmende kosmische Objekte im Bereich der ultravioletten (UV) Strahlung ermöglichen soll. Sie demontierten außerdem ein Korrektiv für den Hauptspiegel des Teleskops, das Anfang der neunziger Jahre angebracht wurde, nachdem "Hubble" zunächst lediglich verschwommene Bilder lieferte. Die "Brille" des Teleskops ("Corrective Optics Space Telescope Axial Replacement", Costar) schaffte es damals, den Fehler im Schliff des Hauptspiegels auszugleichen, so dass "Hubble" bessere Bilder senden konnte.

Wie ein Kampf gegen Bären

Die beiden Astronauten Mike Massimino und Mike Good absolvierten am Freitag einen Außeneinsatz, bei dem sie unter anderem altersschwache Batterien austauschten. Der Einsatz wurde auf sieben Stunden und 56 Minuten verlängert, weil die Arbeiten sich als mühsam erwiesen.

"Manchmal kam es mir so vor, als kämpfte ich gegen einen Bären", sagte der 46-jährige Bordingenieur Massimino. Von der Bodenstation in Houston kam die Antwort: "Wir wissen, dass das schwierig ist, aber macht weiter, das ist gute Arbeit." Beim ersten Außeneinsatz hatten Grunsfeld und Feustel am Donnerstag eine Kamera ausgetauscht sowie einen Computer und einen neuen Andock-Mechanismus an dem 19 Jahre alten Teleskop angebracht.

Am Sonntag steht einer der schwierigsten Einsätze bevor. Dabei geht es um die Reparatur und Aufrüstung des "Space Telescope Imaging Spectrographs", der seit 2004 nicht mehr funktioniert. Dies gilt als die handwerklich anspruchsvollste Aufgabe, bei der die Astronauten es mit rund hundert Schrauben zu tun haben.

Insgesamt sind fünf Außeneinsätze geplant, um "Hubble" aufzurüsten. Seit dem Beginn der Mission sandte "Hubble" 750.000 Aufnahmen aus dem All zur Erde. Durch die Reparatur- und Modernisierungsarbeiten soll die Lebensdauer des Teleskops um fünf Jahre verlängert werden. 2014 soll "Hubble" durch das leistungsfähigere Nachfolgemodell "James Webb" ersetzt werden. Wenn "Hubble" vollständig aufgegeben wird, will die Nasa es gezielt in den Pazifik abstürzen lassen. Ein unkontrollierter Absturz wird für zu gefährlich gehalten, weil Teile in besiedeltem Gebiet aufschlagen könnten.

Die US-Raumfähre "Atlantis" war am Montag gestartet und am Mittwoch am Teleskop angelangt. Insgesamt soll die "Atlantis"-Mission elf Tage dauern. Für Montag ist der Austausch dreier weiterer Batterien geplant.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Blick ins Dunkle - Teil 1
Beitrag von: SiLæncer am 17 Mai, 2009, 13:59
Hochleistungsobservatorien und raffinierte Rechenverfahren helfen, das Universum zu durchschauen.

Seit Galileo Galilei vor 400 Jahren erstmals ein Teleskop auf den Himmel richtete, wird die astronomische Beobachtungstechnik immer leistungsfähiger und präziser. Mindestens ebenso wichtig für die jüngsten Erfolge der Astronomie sind aber die neuen Methoden zur Aufzeichnung und Verarbeitung der mit Hightech-Observatorien gesammelten Daten.

Es ist eine aufregende Zeit für Sternenfreunde: Fast täglich werden neue Erkenntnisse übers Weltall publiziert, machen faszinierende Bilder die Runde, werfen überraschende Entdeckungen neue Fragen auf. Das atemberaubende Tempo, mit dem die Astronomie seit einigen Jahren voranschreitet, lässt sich nur mit dem Aufschwung vergleichen, den die Einführung des Teleskops als astronomisches Beobachtungsinstrument vor 400 Jahren bewirkt hat. Das derzeit laufende Internationale Jahr der Astronomie feiert daher gleichzeitig die heutigen Erfolge bei der Erforschung des Weltalls wie auch das historische Jubiläum, das vor allem mit dem Namen Galileo Galilei verbunden ist.

Galilei, der damals als Professor in Padua lehrte, hatte sich sein Teleskop noch selbst bauen können. Wie Geoff Andersen in seinem lesenswerten Buch über Teleskope schreibt, hatte er im Sommer 1609 erfahren, dass ein Niederländer nach Venedig gekommen sei, um dem dortigen Staatsoberhaupt, dem Dogen, die neue Erfindung zum Kauf anzubieten. Galilei bat Freunde mit Zugang zum Dogen, die Prüfung des Angebots hinauszuzögern. Unterdessen versuchte er, aufgrund vager Beschreibungen des Geräts dessen Funktionsweise zu erraten. Tatsächlich gelang ihm durch die Kombination einer Sammel- und einer Zerstreuungs-Linse innerhalb eines Tages ein Nachbau, der dem Original deutlich überlegen war. Er überreichte es dem Dogen als Geschenk und erhielt als Dank eine Gehaltserhöhung.

Der Brillenmacher Hans Lipperhey, der im Jahr zuvor ein Patent auf das neue Beobachtungsgerät angemeldet hatte und vergeblich versuchte, das Konstruktionsprinzip geheimzuhalten, hatte in erster Linie militärische Anwendungen im Sinn. Galilei dagegen richtete das Fernrohr auf den Himmel, zunächst auf den Mond, der sich als keineswegs perfekte Kugel entpuppte, sondern voller Zacken, Rillen und Krater war. Die Milchstraße war kein Nebel, sondern löste sich im Teleskop in eine Vielzahl von Sternen auf. Überhaupt gab es viel mehr Sterne als bis dahin bekannt. Für die damalige Zeit eine verstörende Erkenntnis.

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Mit ein paar Federstrichen hielt Galileo Galilei im Januar 1610 die Positionen der Jupitermonde an verschiedenen Tagen fest. Der darüber stehende Text ist der Entwurf eines Briefes an den Dogen von Venedig. Bild: NASA

Schließlich, am 7. Januar 1610, betrachtete Galilei den Jupiter und entdeckte zunächst drei kleine Punkte in dessen Nähe, eine Woche später auch einen vierten, die ständig ihre Position relativ zum Jupiter änderten, aber immer in seiner Nähe blieben. Er deutete sie als Monde, die den Jupiter umkreisen, und versetzte damit der geltenden Lehre, wonach sich alles um die Erde im Mittelpunkt des Universums drehte, den Todesstoß.

385 Jahre später, im Juli 1994, war wieder das beste verfügbare Teleskop auf den Jupiter gerichtet. Und wieder waren die Bilder, die es zeigte, beunruhigend: 21 Fragmente des zerbrochenen Kometen Shoemaker-Levy-9 stürzten auf den Gasplaneten und hinterließen Einschlagsspuren, die teilweise so groß waren wie die Erde. Es war das erste Mal, dass eine solche kosmische Kollision live beobachtet werden konnte.

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Die Einschläge des Kometen Shoemaker-Levy-9 auf dem Jupiter im Juli 1994 erfolgten von der Erde aus gesehen auf der Rückseite des Planeten. Erst eine gute Stunde später waren die Folgen zu sehen wie hier auf dem Bild des Hubble Space Telescope vom 18. Jui 1994. Der dunkle Fleck im Zentrum des Einschlagsgebiets hat einen Durchmesser von 2.500 Kilometer, der äußere Durchmesser des darum liegenden Ringes entspricht mit ~12.000 Kilometern ungefähr dem der Erde. Bild: NASA/ESA

Anders als zu Galileis Zeiten saß diesmal aber kein Astronom hinter dem Fernrohr, kniff ein Auge zusammen und hielt seine Beobachtungen mit dem Zeichenstift auf Papier fest. Das wäre auch gar nicht gegangen, schließlich kreiste das Beobachtungsinstrument in einer Höhe von knapp 600 Kilometer um die Erde: Das amerikanisch-europäische Hubble Space Telescope war damals das weltweit leistungsfähigste astronomische Observatorium, das den Jupiter so groß und scharf abbilden konnte wie kein anderes. Seine Bilder wurden nahezu in Echtzeit im Internet übertragen und rückten weit über die Kreise von Fachastronomen hinaus die Gefährdung der Erde durch solche Einschläge ins Bewusstsein. Kinofilme wie "Deep Impact" und Armageddon zählen zu den spektakulärsten Ausprägungen dieses Bewusstseinswandels.

Inzwischen hat Hubble einige Konkurrenz bekommen, sowohl im Weltraum als auch am Boden. Dank mehrerer Reparaturen und technischer Updates mischt es aber weiterhin in der Spitzengruppe mit und dürfte auch heute noch das populärste Teleskop der Welt sein. Wenn ein einzelnes Instrument den gegenwärtigen Aufbruch der Astronomie symbolhaft verkörpert, dann ist es Hubble.

400 Jahre Teleskop

Am grundlegenden Funktionsprinzip astronomischer Observatorien hat sich seit Galilei kaum etwas geändert. Mithilfe von Linsen oder Spiegeln wird das Licht gebündelt und fokussiert, sodass eine vergrößerte Abbildung des beobachteten Objekts entsteht. Doch bevor das von modernen Observatorien gesammelte Licht ein menschliches Auge erreicht, durchläuft es Farbfilter, Prismen oder Beugungsgitter und wird von CCD-Sensoren, deren Kapazitäten eher im Bereich von 100 als von 10 Megapixel liegen, in Ladungsinformation verwandelt. Die kann mithilfe raffinierter Rechenverfahren auf unterschiedlichste Weise aufbereitet werden. Bilder, die den Eindruck wiedergeben, den ein menschliches Auge bei entsprechender Sehkraft hätte, sind nur noch eine mögliche Variante unter vielen. Bei Aufnahmen im nicht sichtbaren Bereich des Spektrums müssen Farben dagegen mehr oder weniger willkürlich bestimmten Wellenlängen zugeordnet werden. Sehr gerne zerlegen die Astronomen das eingefangene Licht auch in Spektren, in denen sie nach Signaturen chemischer Substanzen oder physikalischer Prozesse suchen. Und der Blick reicht viel tiefer ins All, als Galilei wahrscheinlich geahnt hat.

Während der italienische Gelehrte damals für sein Teleskop zunächst gekaufte, später selbst geschliffene Linsen mit wenigen Zentimeter Durchmesser verwendete, kommen heute praktisch nur noch Spiegel zum Einsatz. Dafür sind zum einen die besseren optischen Eigenschaften verantwortlich: Im Unterschied zu Linsen, die Licht unterschiedlicher Wellenlänge unterschiedlich stark brechen, gibt es bei Spiegeln keine derartigen Verzerrungen. Vor allem aber lassen sich Spiegel erheblich größer bauen als Linsen. Das größte noch existierende Linsenteleskop, der Refraktor des Yerkes Observatory in Williams Bay, Wisconsin, hat einen Durchmesser von 102 Zentimeter. Die derzeit größten Spiegelteleskope sind ungefähr zehnmal so groß, noch größere sind in Planung.

Anders als zu Galileis Zeiten lassen sich solche Observatorien auch nicht mehr in wenigen Tagen bauen. Beim Hubble Space Telescope vergingen von den ersten konzeptuellen Überlegungen Anfang der 1970er-Jahre bis zur Inbetriebnahme etwa 20 Jahre. Auch für Großobservatorien am Boden wie das Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO müssen 10 bis 15 Jahre gerechnet werden.

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Die nächste Stufe: Das European Extremely Large Telescope (E-ELT) soll einen 42 Meter großen Primärspiegel bekommen. Zum Größenvergleich wurde ein Airbus A 340 ins Bild kopiert. Bild: ESO

Allein die Fertigung des Primärspiegels, der das Licht der beobachteten Objekte einfängt und konzentriert, kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Zunächst muss der aus Spezialglas gegossene Rohling sehr langsam abkühlen, um Verformungen zu vermeiden. Dann erfolgt der Prozess der Schleifens und Polierens, der immer wieder von aufwendigen Tests der optischen Eigenschaften unterbrochen wird. Die erforderliche Genauigkeit hängt ab von den Wellenlängen, in denen das Teleskop beobachten soll: je kürzer, desto genauer. Der 2,4-Meter-Spiegel des Hubble Space Telescope, das auch im kurzwelligen Ultraviolett Beobachtungen durchführt, durfte nirgendwo mehr als 10 Nanometer von der Idealform abweichen.

Tatsächlich gelang es der US-amerikanische Firma Perkin-Elmer, die mit der Herstellung des Spiegels beauftragt war, diese Genauigkeit zu erreichen. Doch leider war die Testvorrichtung falsch justiert und sorgte dafür, dass der Spiegel am Rand um 2,2 Mikrometer zu flach war. Das wurde erst bemerkt, nachdem das Observatorium im April 1990 ins All gebracht worden war. Erst eine Reparaturmission im Dezember 1993, bei der eine Korrekturoptik eingebaut wurde, brachte das Teleskop nahe an die ursprünglich vorgesehene Leistungsfähigkeit. Die spektakulären Jupiterbilder vom Juli 1994 waren daher auch eine Antwort auf die Häme, die nach der Panne über die Raumfahrtbehörden Nasa und Esa ausgeschüttet worden war.

Standortpolitik

Für Galilei war es noch einigermaßen gleichgültig, wo er sein selbst gebautes Teleskop aufstellte. Weder Leuchtreklamen noch qualmende Fabrikschornsteine trübten den Blick, Turbulenzen in der Erdatmosphäre machten sich bei einer Objektivöffnung von wenigen Zentimetern und einer etwa 30-fachen Vergrößerung ebenfalls nicht störend bemerkbar. Die heutigen Hochleistungsteleskope hingegen brauchen optimale meteorologische Bedingungen, um ihre Möglichkeiten optimal ausschöpfen zu können. Observatorien, die mehrere hundert Millionen Euro kosten, baut man nicht an Orten, wo es häufig regnet.

Grundsätzlich bietet das Vakuum des Weltraums die besten Beobachtungsbedingungen. Der für die Realisierung eines Weltraumteleskops erforderliche technologische Aufwand und damit die Kosten sind jedoch sehr hoch. Die Wartung und der Austausch von Komponenten sind nicht oder, wie im Falle des Hubble Space Telescope, wiederum nur mit sehr hohem Aufwand möglich. Auch bei der Größe der Spiegel müssen Abstriche gemacht werden. So arbeitet Hubble mit einem verhältnismäßig kleinen 2,4-Meter-Spiegel. Der Primärspiegel des europäischen Infrarotobservatoriums Herschel, das demnächst ins All geschossen werden soll, misst immerhin 3,5 Meter. Damit ist Herschel vorübergehend das größte Weltraumteleskop - bis es voraussichtlich im Jahr 2013 durch das 6,5 Meter große amerikanisch-europäisch-kanadische James Webb Space Telescope übertroffen wird.

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Infrarotobservatorium Herschel. Bild: ESA

Am Boden lassen sich dagegen erheblich größere Spiegel installieren. Allerdings dürfte mit Durchmessern von etwa acht Metern die Obergrenze für monolithische, aus einem Stück gefertigte Spiegel erreicht sein. Größere Durchmesser lassen sich besser in Segmentbauweise realisieren, bei der mehrere kleinere Spiegel zu einem großen zusammengefügt werden. So bestehen die Spiegel der beiden 9,8-Meter-Teleskope des Keck-Observatoriums auf dem Vulkan Mauna Kea auf Hawaii aus jeweils 36 Segmenten, ebenso das im vergangenen Jahr in Betrieb genommene 10,4-Meter-Teleskop auf der Kanaren-Insel La Palma.

Grundsätzlich gilt für Bodenteleskope: Je höher sie stehen, desto besser. Je dünner die Luft, desto weniger kann sie stören. Trotzdem wäre ein Standort in einem Hochgebirge wie dem Himalaya nicht ideal, weil die Luftschichten hier durch die umliegenden Landmassen ungleichmäßig aufgeheizt werden, was zu starken Turbulenzen führt. Als derzeit beste Standorte gelten der 4214 Meter hohe Mauna Kea auf Hawaii und der Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste, dessen ursprünglich 2660 Meter hoher Gipfel für den Bau des VLT auf 2635 Meter heruntergesprengt wurde, um ein ausreichend großes Plateau zu schaffen. In beiden Fällen sorgt die Nähe des Meeres für gleichmäßige Temperaturen und entsprechend ruhige Luftschichten.

Die Riesenteleskope sammeln mehr Licht. Dadurch können sie extrem lichtschwache Objekte sichtbar machen und Informationen über sie gewinnen. Ihr optisches Auflösungsvermögen, also der kleinste Winkel, in dem zwei dicht beieinander liegende Punkte noch voneinander getrennt werden können, würde aber selbst an diesen optimalen Standorten wegen der Störungen durch die Atmosphäre nicht über das eines Amateurteleskops mit 20 Zentimeter Durchmesser hinausgehen - gäbe es nicht die Technologie der adaptiven Optik, die eben diese Störungen ausgleichen kann. Entwickelt wurde sie in den 1970er- und 1980er-Jahren von der US-Luftwaffe, um die Aufklärungssatelliten der Gegenseite beobachten zu können. Als im Jahr 1991, nach dem Ende des Kalten Kriegs, die Geheimhaltung aufgehoben wurde, brachte das die astronomische Forschung einen Riesenschritt voran.

Quelle : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30264/1.html
Titel: Der Reiz der Dunkelheit - Blick ins Dunkle - Teil 2
Beitrag von: SiLæncer am 17 Mai, 2009, 15:12
Wegen der besseren optischen Auflösung allein muss man heute keine Observatorien mehr im All stationieren. Doch der kosmische Standort bietet noch andere Vorteile. Längere Belichtungszeiten und die Möglichkeit, alle Bereiche des elektromagnetischen Spektrums zu beobachten, haben den Astronomen mehr und mehr die dunklen Bereiche des Universums erschlossen.

Adaptive Optik

Das Prinzip der adaptiven Optik besteht darin, mithilfe eines Leitsterns die Turbulenzen in der Erdatmosphäre zu messen. Mehrere hundert Mal pro Sekunde werden die durch die Lufthülle verursachten scheinbaren Bewegungen des Sterns registriert und in Echtzeit an Aktuatoren hinter einem Korrekturspiegel im Strahlengang des Teleskops übermittelt, die diese Bewegungen durch gezielte Verformungen des Spiegels exakt ausgleichen.

Dieses Verfahren setzt das Vorhandensein eines geeigneten Leitsterns nahe bei der zu beobachtenden Region voraus. Um auch andere, sternenärmere Himmelsbereiche mit adaptiver Optik beobachten zu können, werden mittlerweile künstliche Leitsterne erzeugt. Hierzu wird ein wenigstens zehn Watt starker Laser der Wellenlänge 589 Nanometer in die gewünschte Richtung gestrahlt, wo er in etwa 90 Kilometer Höhe die dort in einer dünnen Schicht vorhandenen Natrium-Atome zum Leuchten anregt.

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Mit Hilfe eines künstlich durch einen Laser erzeugten Leitsterns werden die Turbulenzen in der Erdatmosphäre gemessen und durch eine Korrekturoptik bis zu 1000 Mal pro Sekunde ausgeglichen. Über der linken Kuppel ist die Kleine Magellansche Wolke zu sehen, das hellste Objekt rechts oben ist der Jupiter. Bild: ESO

Auch bei einem Laser-Leitstern bleibt die Korrektur indessen auf einen schmalen Bereich beschränkt. Zudem sorgt die relative Nähe der künstlich erzeugten Lichtquelle im Vergleich zum beobachteten Objekt für eine systematische Unschärfe, den sogenannten "Kegel-Effekt": Während das Licht eines echten Sterns praktisch aus dem Unendlichen kommt, bilden die leuchtenden Natrium-Atome mit dem Teleskopspiegel einen schmalen Kegel. Ihr Licht durchquert daher etwas andere Luftschichten als das beobachtete Objekt. Der gleichzeitige Einsatz mehrerer Laser, die wechselseitig den Kegel-Effekt kompensieren, soll hier für Abhilfe sorgen und zugleich das Blickfeld der korrigierten Optik erweitern. Die hierfür erforderlichen Algorithmen sind allerdings erheblich komplexer als bei der Verwendung eines einzelnen Leitsterns. Ihre Ausarbeitung dürfte in den kommenden Jahre noch zahlreiche Doktoranden beschäftigen.

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Allein wegen der besseren optischen Auflösung muss man Teleskope heute nicht mehr unbedingt im All stationieren: Die gleiche Himmelsregion, beobachtet mit dem Very Large Telescope (links) und mit dem Hubble Space Telescope. Bilder: ESO

Bereits mit dem heutigen Entwicklungsstand der adaptiven Optik übertreffen Großteleskope am Boden mittlerweile das Auflösungsvermögen des Hubble Space Telescope. Im Infrarotbereich des Spektrums bei Wellenlängen über einem Mikrometer wird mit dem VLT sogar das durch die Wellenlänge und den Teleskopdurchmesser vorgegebene theoretische Maximum von etwa 0,1 Bogensekunden erreicht. Bei kürzeren Wellenlängen wird die Korrektur schwieriger, da die adaptive Optik dann noch schneller auf die atmosphärischen Störungen reagieren muss. Riesenteleskope mit Spiegeldurchmessern bis zu 100 Meter, die in den kommenden 10 bis 20 Jahren errichtet werden sollen, könnten ohne adaptive Optik gar nicht sinnvoll betrieben werden.

Zwei Augen sehen mehr als eins

Eine noch höhere Auflösung lässt sich mit interferometrischen Methoden erreichen. Dabei werden zwei oder mehr Teleskope so zusammengeschaltet, dass die von einem Objekt empfangenen Lichtwellen exakt überlagert und gemeinsam fokussiert werden. Auf diese Weise lässt sich eine Auflösung erreichen, die der eines Teleskops mit einem Spiegeldurchmesser in der Größe des Abstands der beiden Teleskope, der sogenannten Basislinie, entspricht. Beim VLT sind das bis zu 128 Meter, wenn zwei der 8,2-Meter-Großteleskope kombiniert werden sollen. Daneben gibt es noch 1,8 Meter durchmessende Hilfsteleskope, die bei der Beobachtung hellerer Objekte zum Einsatz kommen und auf Schienen bewegt werden können. Mit ihnen lassen sich sogar Basislinien bis zu 200 Meter schaffen.

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Blick in den interferometrischen Tunnel am Very Large Telescope der ESO. Durch geringfügige Bewegungen der Spiegel werden die von verschiedenen Teleskopen eingefangenen Lichtwellen zur Deckung gebracht. Bild: ESO

Die hohe Auflösung besteht zwar nur entlang eines schmalen Streifens mit der Breite der Spiegeldurchmesser der verbundenen Teleskope, entspricht also gewissermaßen einem Schnitt durch das beobachtete Objekt. Für viele Studien reicht aber dieser Schnitt schon aus. Leonard Burtscher etwa hoffte, für seine Dissertation am Max-Planck-Institut für Astronomie den heißen und warmen Staub sehen zu können, der die schwarzen Löcher in den Zentren naher aktiver Galaxien umgibt.

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Schematische Darstellung des interferometrischen Beobachtungen am VLT: Hier sind vier 1,8-Meter-Hilfsteleskope auf den Rändern eines 100 Meter durchmessenden Kreises positioniert und zusammengeschaltet, um das Auflösungsvermögen eines 100-Meter-Spiegels zu erreichen. Bild: ESO

In einem lesenswerten Blog vermittelt Burtscher einen Eindruck von der Faszination interferometrischer Beobachtungen, aber auch von der damit verbundenen technischen Herausforderung. Immerhin müssen die von den zwei Teleskopen eingefangenen Lichtwellen, ehe sie im gemeinsamen Fokus vereinigt werden, auf den Bruchteil einer Wellenlänge des beobachteten Lichts genau die gleiche Wegstrecke zurückgelegt haben. Hinzu kommt, dass sich die Länge dieser Verzögerungsstrecken oder "delay lines" kontinuierlich verändert, weil die Teleskope die Erdrotation ausgleichen müssen. Interferometrie ist daher umso besser zu realisieren, je größer die beobachtete Wellenlänge ist. Radio-Observatorien können sogar über verschiedene Kontinente zusammengeschaltet werden.

Burtscher führte seine Beobachtungen am VLT mit MIDI (Mid-infrared interferometric instrument) im mittleren Infrarot bei zehn Mikrometer Wellenlänge durch. "Wir haben mal grob überschlagen, wieviele Computer eigentlich zusammenarbeiten müssen, damit wir mit MIDI Interferometrie machen können", schreibt er.

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Heute zeichnen Astronomen ihre Beobachtungen anders auf: Diese Daten des Sterns Sirius wurden gewonnen, indem zwei Hauptteleskope des VLT interferometrisch zusammengeschaltet wurden. Es war der erste erfolgreiche Test der Anlage am 18. März 2001. Bild: ESO

"Da gibt es zum einen pro Teleskop (für einen Fokus) 9 so genannte LCU (Hardware-nahe Kontrolleinheiten), weitere fünf für jede Delay-Line, nochmal eine für IRIS, das den Beam im VLTI-Labor stabil hält, dazu kommen 10 Workstations (im Rechnerraum) hier im Kontrollzentrum für die darüberhinaus nochmal etwa 10 Terminals hier an der ‚VLTI station' herumstehen. Insgesamt müssen also für MIDI, das zwei Teleskope verbindet, mindestens 50 CPUs fehlerfrei zusammenarbeiten, damit es funktioniert."

Rätsel der Dunkelheit

Der enorme Aufwand, den interferometrische Beobachtungen erfordern, beschert den Astronomen allerdings ein Auflösungsvermögen in der Größenordnung von Mikrobogensekunden, das entspricht der Dicke eines menschlichen Haares in einem Kilometer Entfernung. Sonne und Erde, deren mittlerer Abstand etwa 150 Millionen Kilometer beträgt, ließen sich damit noch in einem Abstand von 1000 Lichtjahren getrennt voneinander darstellen.

Die bessere optische Auflösung allein ist demnach kein zwingender Grund mehr für die Stationierung von Observatorien im Weltraum. Doch Hubble und Co können noch zwei weitere Trümpfe ausspielen. Denn auf der Erde werden weite Bereiche des elektromagnetischen Spektrums durch die Atmosphäre abgeblockt und Beobachtungen sind durch den Tag-Nacht-Rhythmus auf maximal acht bis zehn Stunden am Stück begrenzt. Im Weltraum dagegen können alle Wellenlängen beobachtet werden, und es sind Belichtungszeiten bis zu mehreren Tagen möglich.

So beobachtete das Hubble Space Telescope im Jahr 1995 zehn Tage lang eine sehr sternenarme, dunkle Himmelsregion im Sternbild des Großen Bären. In diesem Gebiet mit einer Kantenlänge von etwa zweieinhalb Bogenminuten (was ungefähr der scheinbaren Größe eines Tennisballs in hundert Meter Entfernung entspricht) hätte Galilei mit seinem Teleskop wahrscheinlich nichts gesehen. Das als "Hubble Deep Field" bekannt gewordene Bild, das aus mehreren, mit verschiedenen Farbfiltern belichteten Aufnahmen zusammengesetzt wurde, zeigte dagegen etwa tausend Galaxien.

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Das Hubble Ultra-deep Field - der bislang tiefste Blick ins All. Dieses Bild zeigt keine einzelnen Sterne, sondern Galaxien, die wiederum jeweils aus Milliarden Sternen bestehen. Der Himmelsausschnitt, der in diesem Bild erfasst wurde, entspricht dem Blick durch einen über zwei Meter langen Strohhalm. 50 solcher Bilder wären nötig, um die Fläche des Vollmondes zu erfassen. Bild: NASA/ESA

Neun Jahre später wurde das Weltraumteleskop für das "Hubble Ultra-Deep Field" auf eine dunkle Stelle im Südsternbild Fornax (Chemischer Ofen) gerichtet. Der Blickwinkel der zuvor bei einer Space-Shuttle-Mission im Jahr 2002 erneuerten Kamera betrug diesmal 3 Bogenminuten, die Belichtungszeit eine Million Sekunden oder 11,5 Tage. Die Zahl der auf diesem Bild erkennbaren Galaxien wird auf knapp 10.000 geschätzt, ein Datenschatz, der bis heute noch nicht vollständig gehoben ist.

Diese Aufnahmen verdeutlichen recht plastisch nicht nur die Leistungsfähigkeit moderner Observatorien, sondern auch den Wandel, den die astronomische Forschung seit Galilei vollzogen hat. Während dieser sein Teleskop zunächst auf die hellsten Objekte wie Mond, Venus und Jupiter richtete, interessieren sich die Astronomen heute besonders für die dunklen Seiten des Universums. Sie spüren schwarzen Löchern nach, versuchen, die Masse dunkler Materie zu schätzen und die Natur der rätselhaften dunklen Energie zu verstehen. Hierfür reicht es nicht aus, die kosmischen Objekte im Teleskop möglichst fein aufzulösen und ihre Positionen zu bestimmen. Die spannenden Informationen sind in deren Licht selbst verborgen, die mithilfe der Spektralanalyse zu Tage gefördert werden können.

Informationsträger Licht

So entdeckte der Astronom Edwin Hubble durch die Untersuchung des Lichts ferner Galaxien in den 1920er-Jahren, dass sich das Universum ausdehnt und das Tempo dieser Ausdehnung umso höher ist, je weiter die beobachteten Objekte entfernt sind. Hierfür beobachtete Hubble eine spezielle Klasse veränderlicher Sterne, die "Cepheiden". Die Taktrate, mit der diese Sterne pulsieren, steht in einem Zusammenhang mit den Helligkeiten, die sie dabei annehmen. Sie können dadurch als "Standardkerzen" zur Entfernungsmessung dienen: Je schwächer ihre beobachtete Helligkeit, desto weiter sind sie entfernt. Hubble stellte nun fest, dass mit wachsender Entfernung das Spektrum dieser Sterne mehr und mehr zum langwelligen Bereich verschoben war. Die einzige Erklärung dafür war, dass sich diese Objekte vom Beobachter weg bewegten, sodass die Lichtwellen aufgrund des Doppler-Effektes gestreckt wurden. Mittlerweile ist die Rotverschiebung, ausgedrückt durch die dimensionslose Zahl "z", zum Maßstab für die größten Entfernungen im Kosmos geworden.

Eine weitere Schlussfolgerung aus Hubbles Entdeckung war, dass das Universum zu einem früheren Zeitpunkt in einem winzigen Punkt konzentriert gewesen sein musste. Um diesen Zeitpunkt der Geburt des Weltalls genauer zu bestimmen, war es erforderlich, das Verhältnis zwischen Geschwindigkeit der Expansion und Entfernung, die sogenannte "Hubble-Konstante", möglichst präzise zu messen. Eben dies war eine der wesentlichen Motivationen, ein Observatorium im Weltraum zu stationieren, es tief ins All blicken zu lassen - und nach Edwin Hubble zu benennen. Während beim Start des Hubble Space Telescope das Alter des Universums auf 10 bis 20 Milliarden Jahre geschätzt wurde, konnte dieser Wert, auch mithilfe der Messungen anderer Observatorien, inzwischen auf 13,7 Milliarden Jahre präzisiert werden.

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Überrest einer Supernova, deren Ausbruch im Jahr 1572 vom dänischen Astronomen Tycho Brahe beobachtet wurde, zusammengesetzt aus Infrarot- und Röntgenaufnahmen. Forschern des Max-Planck-Instituts für Astronomie ist es gelungen, Lichtreflexe dieser Supernova an interstellaren Gaswolken, die erst jetzt die Erde erreichten, zu beobachten und spektroskopisch zu analysieren. Auf diese Weise konnten sie feststellen, dass es sich um eine Supernova des Typs Ia gehandelt haben muss. Bild: Max-Planck-Institut für Astronomie

Die Beobachtung ferner Galaxien führte aber nicht nur zu einer Präzisierung der Hubble-Konstanten, sondern auch zur überraschenden Entdeckung einer bislang unbekannten Kraft, der "dunklen Energie". Ausgangspunkt war die Suche nach Supernovae des Typs Ia. Das sind explodierende Sterne, bei denen der Kollaps heutigem Verständnis zufolge auf eine Weise erfolgt, die eine stets gleiche Helligkeitskurve hervorbringt. Typ-Ia-Supernovae können daher ähnlich wie die Cepheiden zur Messung kosmischer Entfernungen dienen. Zwei Forschungsteams, die in den 1990er-Jahren unabhängig voneinander solche Messungen vornahmen, kamen zu dem Ergebnis, dass die Expansion des Weltalls nicht, wie erwartet, durch die Gravitation abgebremst wird, sondern sich im Gegenteil beschleunigt, getrieben durch die dunkle Energie. Deren Existenz wurde mittlerweile durch weitere Beobachtungen erhärtet. Die gegenwärtigen Schätzungen beziffern den Anteil der dunklen Energie an der Gesamtenergie des Universums mit etwa drei Viertel. Die wichtigste Kraft des Weltalls ist derzeit noch weitgehend unverstanden.

Auch andere dunkle Bereiche des Alls lassen sich mithilfe der Spektralanalyse besser greifen. So können Astronomen intergalaktische Wasserstoffwolken erkennen, weil sie teilweise das Licht ferner Objekte absorbieren. Diese charakteristisch geformten Absorptionslinien zeigen sich als "Lyman-Alpha-Wälder" im Spektrum des beobachteten Objekts bei verschiedenen Rotverschiebungen, woraus sich die Entfernungen der jeweiligen Gaswolken ableiten lassen.

Weil sich die Spektren mit größerer Entfernung mehr und mehr zum langwelligen Bereich verschieben, müssen Observatorien, die noch tiefer als bisher ins Universum blicken sollen, über Infrarot-Detektoren verfügen. Das demnächst startende Weltraumobservatorium Herschel ist daher als reines Infrarotteleskop ausgelegt und beobachtet mit seinen drei Instrumenten den Bereich des fernen Infrarot zwischen 55 und 672 Mikrometer Wellenlänge. Das James Webb Space Telescope (JWST), das voraussichtlich im Jahr 2013 im All stationiert werden soll, widmet sich dagegen dem nahen und mittleren Infrarot zwischen 0,6 und 27 Mikrometer. Von den Beobachtungen dieser Observatorien am Rande des sichtbaren Universums erhoffen sich die Astronomen neue Erkenntnisse über die Bildung der ersten Sterngeneration nach dem Urknall und über die Entstehung von Galaxien.

Quelle : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30265/1.html
Titel: "Hubble"-Reparatur: Erfolg nach acht Stunden Dauerschrauben
Beitrag von: SiLæncer am 18 Mai, 2009, 13:03
Am Ende half nur noch rohe Gewalt: Acht Stunden haben zwei Astronauten am "Hubble"-Weltraumteleskop gebastelt, ehe sie ein wichtiges Instrument endlich repariert hatten. Nun trennt sie ein letzter Außeneinsatz vom erfolgreichen Abschluss ihrer schwierigen Mission.

Houston - Die Reparatur des Weltraumteleskops "Hubble" gilt als kniffeligste und komplizierteste Aufgabe überhaupt im All - die siebenköpfige Crew des US-Shuttles "Atlantis" hat sie bisher geradezu mit Bravour bewältigt. Am Sonntag gelang es Mike Massimino und Michael Good, einen defekten Spektrografen instand zu setzen.

Um an die Schalttafel des Spektrografen zu kommen, mussten Massimino und Good in achtstündiger Kleinarbeit 111 Schrauben lösen, mit denen die Deckplatte befestigt war. Anders als erwartet war das größere Problem aber ein verschlissener Bolzen an einem Handlauf, der den Zugang zum Space Telescope Imaging Spectrograph (STIS) versperrte. Massimino schlug den Griff schließlich mit Gewalt ab.

Nach dem achtstündigen Einsatz kann der Spektrograf, der seit 2004 nicht mehr funktionierte, wieder seine Arbeit aufnehmen. Das Gerät zerlegt Licht in sein Wellenspektrum und erlaubt damit die Beobachtung von Schwarzen Löchern sowie anderen Phänomenen des Weltalls.

Es war der vorletzte von insgesamt fünf geplanten Außeneinsätzen während des elftägigen Aufenthalts des Raumschiffs. Am Samstag war zwei anderen Astronauten ein wahres Kunststück gelungen: John Grunsfeld und Andrew Feustel schafften es, die "Advanced Camera" weitgehend wieder in Gang zu bringen, für die eine Reparatur im All eigentlich nie vorgesehen war. Der Einsatz verlief sogar reibungsloser und schneller als geplant. Einziger Wermutstropfen: Einer der drei Kanäle der reparierten Kamera funktionierte zunächst nicht.

Gefährliche "Gehirnoperation" im All

Die Astronauten bezeichnen solche diffizilen Einsätze gerne als "Gehirnoperationen". Sie gelten als riskant, weil die Raumfahrer mit den teilweise scharfen und spitzen Geräten ihre Handschuhe oder Weltraumanzüge beschädigen könnten. Am Samstag wurde zudem die "Brille" am Hauptspiegel des Teleskops demontiert, die 1993 die ganze "Hubble"-Mission gerettet hatte.

Das Korrektiv musste seinerzeit angebracht werden, weil "Hubble" zunächst nur verschwommene Bilder lieferte. Schuld daran war ein winziger Fehler im Schliff des Hauptspiegels. Das Instrument namens Corrective Optics Space Telescope Axial Replacement (Costar) schaffte es damals, diesen Makel auszugleichen, so dass "Hubble" später die Welt mit spektakulären Fotos etwa von kollidierenden Galaxien erstaunen konnte.

Am Montag steht der fünfte und letzte Außeneinsatz der "Atlantis"-Mission an, bei dem die Astronauten vor allem Batterien auswechseln müssen. "Hubble" schwebt seit 1990 im All und kostete bisher 6,9 Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Euro). Wenn bei der Wartungsmission alles klappt, soll das Teleskop bis mindestens 2014 weiterarbeiten, ehe sein Nachfolger - das leistungsfähigere James-Webb-Teleskop - ins All gebracht wird.

Seit dem Beginn der Mission vor 19 Jahren hat "Hubble" rund 750.000 Aufnahmen aus dem All zur Erde geschickt. Wenn "Hubble" vollständig aufgegeben wird, will die US-Weltraumbehörde Nasa das Teleskop gezielt in den Pazifik abstürzen lassen. Ein unkontrollierter Absturz wird für zu gefährlich gehalten, weil Teile in besiedeltem Gebiet aufschlagen könnten.

Die Astronauten haben deshalb bei ihren Arbeiten rund 560 Kilometer über der Erde auch einen Haken montiert, an dem das Weltraumteleskop in einigen Jahren von einer Robotersonde gepackt werden soll, um den Absturz einzuleiten.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Letzter Außeneinsatz an "Hubble" begonnen
Beitrag von: SiLæncer am 18 Mai, 2009, 17:49
Washington - Zwei US-Astronauten haben heute mit dem fünften und letzten Außeneinsatz zur Wartung des Weltraumteleskops "Hubble" begonnen.

Die beiden "Atlantis"-Astronauten John Grunsfeld und Andrew Feustel wollen weitere Batterien und einen Sensor auswechseln, sowie Isoliermaterial anbringen. Wenn die Arbeiten beendet sind, soll "Hubble" morgen aus der Ladebucht von "Atlantis" wieder "ausgesetzt" werden.

Das Observatorium, das seit 19 Jahren im All schwebt, soll dann für mindestens fünf Jahre weiterarbeiten.

Quelle : www.digitalfernsehen.de
Titel: Weltraumteleskop: Astronauten vollenden "Hubble"-Reparatur
Beitrag von: SiLæncer am 19 Mai, 2009, 07:37
Jetzt sind auch die Batterien gewechselt: In fünf komplizierten Außeneinsätzen haben Astronauten das Weltraumteleskop "Hubble" generalüberholt. Mit neuem Sensor und Seismograf soll es die nächsten Jahre nach neuen Sternen spähen.

Cape Canaveral - "Hubble" ist erfolgreich generalüberholt: Zwei Astronauten der US-Raumfähre "Atlantis" beendeten am Montag den letzten von insgesamt fünf Außenbordeinsätzen zur Reparatur des Weltraumteleskops. Damit ist "Hubble" fit für bis zu zehn weitere Jahre im All, die es dann ohne Wartung verbringen muss - die umfangreichen Reparaturen der vergangenen Tage waren die letzten in der 19-jährigen Geschichte des Orbit-Observatoriums.

Chefmechaniker John Grunsfeld und sein Kollege Andrew Feustel setzten an dem Teleskop am Montag neue Batterien ein und brachten einen neuen Sensor sowie eine neue Schutzfolie gegen Strahlung und Temperaturveränderungen an. Zuvor hatten die Astronauten Michael Good und Michael Massimino beim vierten Einsatz im All am Sonntag einen seit fünf Jahren ausgefallenen Bilder-Spektrografen instandgesetzt. Ersten Tests zufolge funktionierte das Gerät anschließend wieder.

Wegen mehrerer kleinerer technischer Probleme verzögerten sich die Arbeiten jedoch, so dass die Astronauten den zweiten Teil des mehr als achtstündigen Einsatzes - den Austausch abgenutzter Isolierungsteile - abbrechen mussten. Dies holten Grunsfeld und Feustel am Montag nach.

Zuvor wurden bereits einzelne Teile einer Kamera von "Hubble" ausgebaut und durch neue ersetzt. Die Kamera war bis zum Ausfall im vergangenen Jahr eines der wichtigsten Instrumente an Bord des Observatoriums. Sie lieferte den Astronomen die tiefsten Einblicke im Bereich des sichtbaren Lichts ins All. Die Aufnahmen reichten bis zu 13 Milliarden Jahre zurück.

Bei ihren Arbeiten in einer Umlaufbahn rund 560 Kilometer über der Erde montierten die Astronauten auch einen Haken, an dem das Weltraumteleskop in einigen Jahren von einer Robotersonde gepackt werden soll, um dann kontrolliert in den Pazifik abzustürzen.

Am Dienstag soll die "Atlantis" "Hubble" wieder in seine Umlaufbahn um die Erde entlassen und zur Erde zurückkehren.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Gravitationswellen: Urknall für die Ohren
Beitrag von: SiLæncer am 19 Mai, 2009, 19:28
Seit 400 Jahren schauen wir mit Teleskopen in die Unendlichkeit des Alls. Was vor dem Urknall geschah, werden wir niemals sehen, vermutet der Physiker Martin Bojowald. Aber wir werden es hören können - mit den Gravitationswellen-Detektoren der Zukunft.

Die meisten Dinge, die alles verändern, sind schnell Normalität. Das Internet zum Beispiel ist schon so gewöhnlich, dass man sich kaum noch an die Zeit ohne erinnert. Und wenn morgen jemand ein quantencomputierendes Hirnimplantat auf den Markt bringen sollte, mit dem sich jede einzelne Zelle im Körper kontrollieren und so der Krebs besiegen ließe, so wäre dies übermorgen schon wieder Vergangenheit. Denn wer oder was besiegt dann die Dekohärenz?

Auf Dauer alles verändernd ist nur die Erkenntnis. Halten ihre Ergebnisse Einzug in den Alltag, so werden sie alltäglich. Doch die Erkenntnis selbst bleibt verblüffend und besteht in Form der Weltbilder, die sie entwirft. Nur schwer kann man sich zum Beispiel daran gewöhnen, dass die Milchstraße eine Galaxie unter Millionen ist, in einem Universum, das, sich ausdehnend, aus einer unvorstellbar heißen und dichten Urknallphase zu kommen scheint. Das Internet dehnt sich auch aus, aber das erwarten wir von ihm.

Erkenntnis beruht auf Erfahrung, auf den Sinnen. Das wissenschaftliche Ereignis, das alles verändern wird, ist die Entwicklung eines neuen Sinnes, den nie zuvor ein Mensch erlebt hat. Ganz Neues wird erkannt werden, und Altes neu erfahren. Nein, hier ist nicht die Rede von hyperhumanen Monstermenschen, die operiert oder implantiert, gezüchtet oder gedopt in horrende Höhen gehetzt werden. Es wird uns schlicht ermöglicht werden, das Universum nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören.

Man stelle sich vor, eine der Statuen von Homer oder etwa Buddha würde plötzlich den steinernen Mund aufreißen und zu uns sprechen - nicht einfach nur mechanisch animiert das reden, was wir schon durch die Schriften wissen, sondern uns Unbekanntes verkünden. Die Geschichtswissenschaft würde revolutioniert werden; die Denkmäler, die ihr schon immer den Weg gewiesen haben, würden zu ungeahnten Informationsquellen.

Der Kosmologie, der Geschichtswissenschaft mit dem weitesten Blick, steht dies kurz bevor: Ihre Statuen - Sterne, Galaxien, der Urknall - werden bald nicht nur gesehen, sondern auch gehört werden.

In den 400 Jahren, die das Teleskop nun schon seine Dienste geleistet hat, haben wir das Universum auf viele unterschiedliche Weisen, aber nur mit einem Sinn erkundet. Ferne Botschaften aus den Weiten haben uns über elektromagnetische Strahlung wie das Licht erreicht. Nun sind Gravitationswellen-Detektoren im Aufbau, die uns für eine unabhängige Signalquelle empfindsam machen werden: Erschütterungen von Raum und Zeit, die wir - entfernt verwandt mit Druckschwankungen in der Luft, wie sie unsere Ohren vernehmen - werden aufzeichnen können.

Vieles in unserem Weltbild wird sich verändern. Zunächst wird erst einmal so manche Erwartung bestätigt werden, die wir aufgrund von Theorien schon haben, und anderes als fehlerhaft entlarvt. Doch ein neuer Sinn erschließt immer auch Unerwartetes. Und Interessantes - das Düstere und das Tragische - spielt sich auch und gerade im Universum im Dunkel ab, wovon uns kein Licht Kunde tut.

Die bedeutendsten Ereignisse im Kosmos:

    * Der heiße Urknall, an dem die gequälte Raum-Zeit sich krümmend windend zum Zerbersten gespannt ist.
    * Mächtige Neutronensterne, schwerer als die Sonne, doch niedergedrückt auf wenige Kilometer Radius, die unter der Last ihres Amtes zusammenbrechen.
    * Paare von schlanken Schwarzen Löchern, umhüllt von nichts als ihren bloßen Horizonten, die sich in wildem Tanz eng genähert haben und sich nun anschicken, miteinander zu verschmelzen.

All diese epischen Schlachten im All sind verhüllt von sie tarnenden Schleiern, die niemand zu lüften vermag.

Aber wir können lauschen. Und genau das werden uns die Gravitationswellen-Detektoren der Zukunft ermöglichen. Ob auf der Erde oder als Satelliten im All. Diese Ohren werden uns die Welt in einem neuen Klang zeigen. Wer kann heute schon ahnen, wohin uns das führen wird. Das Teleskop hat unser Weltbild weit über die Erde, das Sonnensystem, die Milchstraße und unsere Nachbargalaxien hinaus ausgedehnt.

Heute sehen wir fast das ganze Universum und seine Ausdehnung. Wohin kann das Weltbild da noch erweitert werden? Es gibt weiterhin Grenzen wie den Urknall, der zu heiß ist, um Licht oder andere elektromagnetische Wellen passieren zu lassen. Das Universum vor dem Urknall werden wir niemals sehen, aber vielleicht werden wir es hören.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Der Himmel gehört allen - Blick ins Dunkle - Teil 3
Beitrag von: SiLæncer am 20 Mai, 2009, 06:43
Astronomen führen ihre Beobachtungen nicht mehr nur am Himmel durch, sondern mehr und mehr auch in Datenbanken. Deren Vernetzung zu einem Virtuellen Observatorium könnte der Erforschung des Weltalls ganz neue geistige Ressourcen erschließen.

Auch in unserer näheren kosmischen Nachbarschaft sind Infrarotbeobachtungen interessant. Da die langwelligen Strahlen interstellare Staubwolken durchdringen, können Objekte sichtbar gemacht werden, die im optischen Bereich des Spektrums durch den Staub verhüllt werden. Mithilfe von Spektralanalysen lassen sich zudem Objekte untersuchen, die sich im Teleskop nicht als einzelner Punkt identifizieren lassen. So beobachtete ein Team des Jet Propulsion Laboratory und des Max-Planck-Instituts für Astronomie den 153 Lichtjahre entfernten Stern HD 2095458 mit dem Weltraumteleskop Spitzer im Wellenlängenbereich von 7,5 bis 15,2 Mikrometer. Der Stern wird von einem Planeten von der ungefähren Größe des Jupiter auf einer sehr engen Umlaufbahn alle 3,525 Tage umkreist. Dabei kreuzt der Planet aus Sicht der Erde regelmäßig die Sichtlinie zum Stern.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30266/30266_13.jpg)
Im Infrarotlicht werden interstellare Staubwolken durchsichtig: die Wolke Barnard 68, links aufgenommen im Bereich des sichtbaren Lichts und des nahen Infrarots, rechts zusätzlich im mittleren Infrarot. Bild: NASA/Max-Planck-Institut für Astronomie

Die Forscher nahmen nun Spektren von HD 2095458 zu verschiedenen Zeitpunkten. Kurz bevor der Planet hinter dem Stern verschwand, wandte er den Beobachtern seine heiße Seite zu, sodass die von ihm ausgestrahlte thermische Infrarotstrahlung im Gesamtspektrum enthalten war. Wenn der Planet vom Stern bedeckt wurde, erhielten die Forscher dagegen das reine Sternspektrum. Durch Abzug der letzten Messung von der ersten ließ sich das reine Planetenspektrum extrahieren - allerdings erst nach aufwendigen Kalibrierungen, bei denen Störungen des Signals eliminiert werden mussten. Aus dem Vergleich dieser Messdaten mit simulierten Spektren schlossen die Forscher, dass die Atmosphäre des Planeten etwa 1100 K heiß sein muss. Folgeuntersuchungen mit Spitzer, Hubble und Bodenteleskopen sollen noch mehr Details wie die Wärmeverteilung in der Atmosphäre und ihre chemische Zusammensetzung zutage fördern.

Solche detaillierten und raffinierten Analysen des Sternenlichts lagen zu Galileis Zeit noch weit jenseits des technisch Machbaren und vielleicht auch der Vorstellungskraft. Galilei musste sich darauf beschränken, seine Beobachtungen handschriftlich zu notieren. Für die epochale Entdeckung der Jupitermonde reichte das aus: Ein umkringeltes Kreuz markierte den Jupiter, kleinere Kreuze daneben die Monde, die mal links, mal rechts vom Planeten zu sehen waren, mal etwas höher, mal etwas niedriger. Mehrere Jahrhunderte blieb das die einzige Aufzeichnungsmethode, bis die Erfindung der Fotografie eine präzisere Erfassung der Beobachtungen ermöglichte.

400 Jahre nach Galilei sind die Astronomen in der Lage, Positionen von Sternen mit einer Genauigkeit von einer Mikrobogensekunde zu bestimmen. Dies gelingt nur vom Weltraum aus. So vermaß der Astrometrie-Satellit Hipparcos Anfang der 1990er-Jahre die Positionen und Eigenbewegungen von 118.000 Sternen mit dieser Präzision, die dem Winkeldurchmesser eines von Hamburg aus beobachteten Golfballs in New York entspricht. Eine Million zusätzliche Sterne wurden auf immerhin noch 0,02 Bogensekunden genau katalogisiert. Die für Ende 2011 geplante europäische Mission Gaia soll eine Milliarde Sterne ins Visier nehmen und die Genauigkeit bei ihrer Positionsbestimmung noch einmal um den Faktor 40 verbessern. Zusätzlich sollen Helligkeiten und Farben gemessen, sowie von den hellsten 100-200 Millionen Sternen hoch aufgelöste Spektren aufgezeichnet werden. Ziel dieser Präzisionsmessungen ist es, den Ursprung und die Entwicklung unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, besser zu verstehen. Gaia soll fünf Jahre in Betrieb bleiben, der während dieser Mission entstehende Sternenkatalog dürfte den Astronomen aber weitaus länger Arbeit bescheren.

Leistungsfähigkeit, Vielseitigkeit und Präzision der heutigen Observatorien sind im Vergleich mit deren Vorläufern zu Galileis Zeit geradezu atemberaubend. Heute sitzt kein Astronom mehr hinter dem Teleskop und schaut, ein Auge zusammengekniffen, durchs Okular. Die Wissenschaftler müssen häufig nicht einmal mehr selbst vor Ort sein. Mehr und mehr werden die Observatorien ferngesteuert, manche arbeiten ihre Beobachtungsprogramme auch schon vollautomatisch ab.

Das Hamburger Robotische Teleskop etwa, das derzeit noch auf dem Gelände der Hamburger Sternwarte steht, später aber beim Observatorium La Luz in Zentralmexiko seine Heimat finden soll, verfügt über eine Kamera auf dem Dach, die den Bewölkungsgrad erkennt. Bei günstigen Beobachtungsbedingungen öffnet das Teleskop die Kuppel und entscheidet selbstständig, auf welches Objekt es sich ausrichtet. "Es kann zum Beispiel erkennen, ob ein Stern demnächst untergeht und daher zuerst beobachtet werden sollte, oder ob noch genügend Zeit ist, um sich zunächst einem anderen Objekt zu widmen", sagt Projektleiter Alexander Hempelmann. Auch die Fokussierung und Kalibrierung des Teleskops vor Beginn der Beobachtungen erfolgt vollautomatisch.

Das virtuelle Observatorium

Ein mindestens ebenso gravierender Wandel wie bei der Datenerhebung hat sich indessen bei deren Verarbeitung vollzogen. So musste Clyde Tombaugh auf der Suche nach dem Planeten Pluto (der mittlerweile zum Zwergplaneten herabgestuft wurde) monatelang Aufnahmen vergleichen, die von identischen Himmelsabschnitten im Abstand mehrerer Nächte gemacht worden waren. Seine einzige Hilfe war ein "Blinkkomparator", der den raschen Wechsel zwischen zwei Aufnahmen erlaubt, sodass ein Stern, der nur auf einer Aufnahme oder an verschieden Positionen erschien, sich durch Blinken bemerkbar macht. Die Positionen von etwa sieben Millionen Sternen verglich Tombaugh auf diese Weise, bis ihm am 18. Februar 1930 auf Bildern des Gebiets rund um den Stern Delta Geminorum ein schwacher Lichtpunkt auffiel, der seine Position verändert hatte - Pluto, der lange gesuchte neunte Planet! Heute, wo alle Beobachtungsdaten von vornherein digital vorliegen, lässt sich eine solche Arbeit komplett automatisieren.

Mehr noch, das digitale Datenformat eröffnet auch ganz neue Möglichkeiten, Beobachtungen verschiedener Observatorien, die etwa zu unterschiedlichen Zeitpunkten oder in verschiedenen Wellenlängen vorgenommen wurden, unmittelbar aufeinander zu beziehen. Hierfür ist allerdings noch viel Kleinarbeit zu leisten, die am Ende dazu führen soll, dass alle bestehenden Observatorien und astronomischen Datenbanken zu einem virtuellen Observatorium vereint werden.

Die oberste Koordinierungsstelle hierfür ist die International Virtual Observatory Alliance. Sie umfasst gegenwärtig 16 nationale und internationale Projekte, die wiederum in neun Arbeitsgruppen gemeinsam Standards für Datenformate und Protokolle entwickeln. Bei ihrer Arbeitsweise orientiert sich die Allianz am World Wide Web Consortium: In einem mehrstufigen Verfahren reifen die Standardspezifikationen von Entwürfen zu Vorschlägen und schließlich Empfehlungen, über deren Annahme zuletzt die International Astronomical Union

Die europäische Südsternwarte ESO etwa hat erst vor Kurzem VirGO-1.4.3 veröffentlicht, einen Browser, der als Plug-in der Planetariumssoftware Stellarium die Nutzung der ESO-Wissenschaftsarchive verbessern soll. Nach und nach wächst so ein globales Nervensystem heran, das den Vergleich und die Kombination unterschiedlichster astronomischer Daten mehr und mehr vereinfacht.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30266/30266_12.jpg)
Der Virgo-Browser erleichtert das Durchsuchen großer astronomischer Datenbanken, indem er unter anderem zeigt, welche Himmelsregionen von welchen Instrumenten abgedeckt wurden.

Denn bislang sind diese Daten noch sehr heterogen. Sie können als bloße Helligkeitsverteilungen anfallen, als Spektren, als einzelne Photonenereignisse oder auch als Phaseninformationen bei Interferenzen von Radiowellen. Und diese Daten werden nicht einfach gesammelt und abgespeichert, sondern müssen aufwendig kalibriert werden. Das kann mehrere Jahre dauern und wird nie wirklich fertig: Jedes Mal, wenn sich das Verständnis der Funktionsweise des Beobachtungsinstruments vertieft und verbesserte Korrekturen möglich werden, müssen die bisher gespeicherten Daten neu bearbeitet werden.

Eine zentrale astronomische Datenbank ist daher kaum realisierbar. Es ist praktikabler, die einzelnen astronomischen Archive bei den Institutionen zu belassen, die sie aufgebaut haben, und wo sie von den Forschern verwaltet werden, die die gesammelten Daten am besten verstehen. Die Herausforderung besteht darin, diese verstreuten und sehr heterogenen Daten über das Internet allgemein zugänglich zu machen. Astronomen aus anderen Spezialgebieten, aber auch weltraumbegeisterte Grundschüler sollen auf die Bilder der verschiedenen Hochleistungsobservatorien zugreifen können. Und das soll nach Möglichkeit nicht wesentlich schwieriger sein als der Blick durch einen Feldstecher. Bislang muss der Anwender sehr genau wissen, wo er welche Daten findet und wie er sie aufbereiten muss. Zukünftig soll eine Middleware die reibungslose Kommunikation zwischen verschiedenen Daten und Anwendungsprogrammen ermöglichen und den Anwendern über eine einfach, intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche den Zugriff ermöglichen. Unter den gegenwärtig verfügbaren Programmen dürften Google Sky und Worldwidetelescope die verbreitetsten sein.

Wie die Beobachtungsinstrumente der Astronomen entwickeln sich auch die Softwarewerkzeuge zur Nutzung des Virtuellen Observatoriums stetig weiter, ermöglichen aber heute schon neue Erkenntnisse. So berichtete Mark Allen vom Observatoire de Strasbourg bei einem Workshop im indischen Poona im Herbst 2007, wie durch den Abgleich von Beobachtungsdaten des Röntgenobservatoriums Chandra mit Beobachtungen im optischen Bereich und dem Einsatz verschiedener Filter 31 neue Quasare des Typs 2 gefunden werden konnten. Allen spricht im Zusammenhang mit dem virtuellen Observatorium von der "Beobachtung des virtuellen Himmels". Astronomen führen ihre Studien nicht mehr nur am nächtlichen Himmel durch, sondern mehr und mehr auch in Datenbanken.

Astronomie für alle

Nicht alle professionellen Himmelskundler sind von dem Projekt "virtuelles Observatorium" überzeugt. Er könne auch heute schon übers Internet problemlos alle Daten beschaffen, die er brauche, sagt der Hamburger Astronom Peter H. Hauschildt. Sein Mitarbeiter Andreas Schweitzer hält das virtuelle Observatorium für eine Initiative, die sich eher an die allgemeine Öffentlichkeit richte als an die Fachleute.

Tatsächlich geht es nicht nur um die Vernetzung von Datenbanken, sondern ebenso um die Vernetzung von Menschen. In den einzelnen Arbeitsgruppen der International Virtual Observatory Alliance werden neben der Spezifizierung von Übertragungsprotokollen und anderen technischen Details auch die Einrichtung und Gestaltung von Mailinglisten diskutiert, die die Kommunikation untereinander verbessern sollen. Wenn dabei vermehrt auch Amateurastronomen und Laien einbezogen werden, kann die wissenschaftliche Forschung aber nur profitieren.

Ein aktuelles Beispiel ist die Klassifikation von Galaxien. Um die Entstehung und Entwicklung der Sterneninseln besser zu verstehen, ist es erforderlich, sie nach ihrer Erscheinungsform zu ordnen. Die Hauptkategorien sind elliptische und Spiralgalaxien, letztere können noch hinsichtlich der Zahl der Spiralarme, der Rotationsrichtung, des Vorhandenseins eines zentralen Balkens und anderer Kriterien weiter differenziert werden. Eine solche Klassifizierung lässt sich mit Computern noch nicht zuverlässig genug automatisieren, erfordert aber auch nicht unbedingt das Fachwissen von Astronomen. So kam das Internetprojekt Galaxy Zoo zustande: Ab Juli 2007 waren Freiwillige aufgefordert, sich im Internet Aufnahmen von etwa einer Million Galaxien anzusehen, die im Rahmen der seit 2000 laufenden systematischen Himmelsdurchmusterung Sloan Digital Sky Survey gemacht wurden, und nach vorgegebenen Kriterien zu klassifizieren. Nach einem Jahr waren beim Projekt 50 Millionen Klassifikationen von knapp 150.000 Teilnehmern eingegangen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30266/30266_11.jpg)
Was ist das für ein rätselhafter, blauer Fleck? Eine niederländische Lehrerin entdeckte ihn im Rahmen des "Galaxy Zoo"-Projekts auf einem Bild des "Sloan Digital Sky Survey". Seitdem rätseln die Astronomen über dessen Natur. Bild: Sloan Digital Sky Survey

Daneben förderte die gründliche Durchsicht der Bilder auch mysteriöse Objekte zutage, etwa einen seltsamen blauen Fleck, den die niederländische Lehrerin Hanny van Arkel entdeckte und der seitdem "Voorwerp" (niederländisch für "Objekt") genannt wird. Nachfolgebeobachtungen zeigten mittlerweile, dass sich Voorwerp ähnlich weit von der Erde befindet wie die Galaxis, die im Bild darüber zu sehen ist. Das Spektrum gibt aber weiterhin Rätsel auf.

Mitte Februar 2009 ist das Folgeprojekt "Galaxy Zoo 2" angelaufen, bei dem 250.000 Galaxien nach noch feineren Kriterien klassifiziert werden sollen. Im März wurden bereits 15 Millionen Klassifikationen gezählt, neue Mitstreiter sind weiterhin willkommen, neue Überraschungsfunde ebenfalls.

Auf ähnliche Weise war bereits die Suche nach interstellaren Staubteilchen übers Internet koordiniert worden. Die Sonde Stardust hatte sie eingesammelt und im Januar 2006 zur Erde gebracht. Das Missionsteam allein hätte Jahre gebraucht, um die geschätzten 45 Teilchen im Aerogel des Staubkollektors zu finden. Stattdessen wurde der Kollektor mit einem Mikroskop automatisch gescannt und die Bilder im Internet zugänglich gemacht. 24.000 Freiwillige durchsuchten in einer ersten Phase 40 Millionen Bilder und identifizierten 50 Stellen, bei denen es sich um interstellaren Staub handeln könnte. Einige davon sind bereits näher untersucht worden, jedoch ohne dass ein interstellarer Ursprung bestätigt werden konnte. Mittlerweile ist das Projekt in eine zweite Phase mit verbesserten Suchmethoden getreten.

Vor 400 Jahren stürzte Galileo Galilei mit einem einfachen Linsenteleskop und ein paar aufs Papier gekritzelten Beobachtungsskizzen ein Jahrhunderte altes Weltbild. Wird das atemberaubende Tempo, mit dem der menschliche Blick heute immer tiefer ins All vordringt und neue Erkenntnisse produziert, bald wieder an unserem Verständnis der Welt rütteln? Bislang trifft es nur Unterabteilungen, wenn auch wichtige. So mussten nach der Entdeckung der ersten extrasolaren Planeten ab 1995 die Modelle von der Entstehung von Planetensystemen völlig neu entwickelt werden.

Das Modell vom großen Ganzen steht dagegen noch relativ sicher. Viele Voraussagen etwa der Relativitätstheorie wurden sogar mit bemerkenswerter Genauigkeit durch Beobachtungen bestätigt. Doch die Entdeckung der dunklen Energie zeigt, dass mit Überraschungen weiterhin gerechnet werden muss.

Im Nachhinein erscheint das kopernikanische Weltbild, das durch Galileis Beobachtungen endgültig durchgesetzt wurde, als viel einfacher und eleganter als die bis dahin gültige geozentrische Lehre, die sich furchtbar anstrengen musste, um die komplizierten Bahnen der Planeten zu erklären. Man wundert sich, warum die Menschen nicht schon früher auf die einfache Lösung gekommen sind. Vielleicht werden sich zukünftige Generationen auf ähnliche Weise über uns wundern, die sich das Universum viel zu kompliziert vorgestellt haben, wo sich dessen Vielfalt doch auf viel einfachere und elegantere Weise auf einen Nenner bringen lässt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30266/1.html
Titel: Physiker auf der Spur der unbekannten Kraft
Beitrag von: SiLæncer am 25 Mai, 2009, 18:32
Die Schwerkraft spürt jeder, die Wechselwirkung zwischen Protonen und Neutronen ist etwas für Experten - doch gibt es auch eine weitere, bisher unbekannte Grundkraft der Physik? Diese umstrittene, fünfte Wechselwirkung könnte viele Probleme der Kosmologie lösen - aber auch neue schaffen.

Das Leben wird komplizierter, wenn es statt vier plötzlich fünf Kräfte gibt. Diese Erfahrung mussten in den vergangenen Jahren etwa die alteingesessenen Parteien im Bundestag machen, als die Linke die herkömmliche Parlamentsarithmetik ins Wanken brachte. Koalitionen aus einer großen und einer kleinen Partei besaßen plötzlich keine absolute Mehrheit mehr - nur Große Koalitionen oder Dreierbündnisse reichen dafür noch aus.

Kompliziertere Verhältnisse drohen auch in der Welt der Physik, sollte dort eine fünfte Kraft Einzug erhalten. Bislang unterscheiden Physiker nur vier Kräfte:

    * die Elektromagnetische Wechselwirkung (zum Beispiel zwischen Magneten),
    * die Starke Wechselwirkung (zwischen Protonen und Neutronen im Atomkern),
    * die Schwache Wechselwirkung (nur bei sehr geringen Abständen),
    * die Gravitation.

Diese vier Grundkräfte reichen im Prinzip aus, um die Vorgänge in der Welt um uns herum zu beschreiben. Doch schon länger spekulieren Forscher über eine bislang unbekannte fünfte Kraft in der Kosmologie, die ähnlich groß ist wie die Gravitationskraft, aber nur auf Dunkle Materie wirkt, die mehr als 20 Prozent des Universums ausmachen soll. Sie hätte zur Folge, dass Teilchen aus Dunkler Materie stärker beschleunigt werden als Teilchen aus herkömmlicher Materie, sofern sie unter dem Einfluss Dunkler Materie stehen.

Eine solche Kraft könnte einige Diskrepanzen zwischen Theorie und Beobachtungen in der Kosmologie beseitigen. Beispielsweise umkreisen deutlich weniger kleinere Galaxien unsere Milchstraße, als es Modellrechnungen vorhersagen. Würde in den Simulationen eine fünfte Kraft berücksichtigt, kämen Theorie und Praxis näher zusammen.

Jo Bovy und Glennys Farrar von der New York University haben nun analysiert, welche Konsequenzen die Existenz einer solchen fünften Kraft hätte. Das Ergebnis: Der direkte Nachweis der Dunklen Materie wäre erschwert oder gar unmöglich - genau so, wie es sich in der Wirklichkeit darstellt. Sollte die Beobachtung Dunkler Materie aber dennoch gelingen, würde das wiederum gegen die Existenz einer fünften Kraft sprechen, schreiben die Physiker im Fachblatt "Physical Review Letters" (PDF-Dokument bei arxiv.org).

Simulationen mit der Realität versöhnen

Nach der Dunklen Materie fahnden Astrophysiker schon länger. 2006 beobachteten Forscher der University of Arizona die Kollision zweier Galaxienhaufen, bei der Dunkle und sichtbare Materie auseinandergerissen worden sein sollen. Es handle sich um den ersten direkten Beweis, dass Dunkle Materie existieren müsse, hieß es damals. Im Februar 2008 meldeten Wissenschaftler einen weiteren indirekten Nachweis des mysteriösen Stoffs.

Der Grund, warum Astronomen so erpicht auf die Dunkle Materie sind, ist relativ einfach: Ohne sie wären fundamentale Vorgänge im All kaum zu erklären. Die Galaxien etwa müssten von der Fliehkraft ihrer Rotation zerrissen werden, wenn die Dunkle Materie sie nicht zusammenhielte.

Mit einer hypothetischen fünften Kraft beschäftigen sich jedoch nicht nur Kosmologen. Auch Teilchenphysiker sprechen immer mal wieder davon - und meinen damit eine ganz andere Kraft. "Der Begriff fünfte Kraft fasst alle Phänomene einer Wechselwirkung zusammen, die wir bisher noch nicht nachgewiesen haben", sagt Holger Gies, Professor am Theoretisch-Physikalischen Institut der Universität Jena. "Sie ist im Grunde ein Platzhalter, ein Sammelsurium." Es könne nicht nur fünf, sondern auch sechs oder sieben Kräfte geben.

Geht's durch die Wand oder nicht?

Beispielsweise könne eine bislang unbekannte Kraft aus der Teilchenphysik erklären, warum Licht womöglich eine an sich undurchdringliche Wand durchqueren kann, sagt Gies im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Mit dem Quantenphänomen Tunneln, der kleinen Teilchen das Passieren von Barrieren erlaubt, die in der klassischen Physik unüberwindbar sind, habe diese Wanddurchquerung nichts zu tun, betont der Jenaer Physiker, es wäre ein Effekt der Quantenfeldtheorie. "Um ein solches Phänomen zu beweisen, suchen Forscher hinter einer Wand nach Photonen, wo ja eigentlich keine sein dürften." Gefunden habe man aber bislang noch nichts. Mit anderen Worten: Die Kraft existiert bislang nur im Kopf von Theoretikern.

Dass Physiker immer wieder über Erweiterungen ihrer Modelle nachdenken, überrascht kaum. Ihnen bleibt gar keine andere Wahl, weil die bestehenden Theorien, so gut sie auch sind, immer wieder an ihre Grenzen stoßen. Beispiel Teilchenphysik: Mit dem sogenannten Standardmodell wird der Baukasten aus 24 Teilchen beschrieben, aus denen alle uns bekannte Materie aufgebaut ist, darunter Quarks und Photonen. Das Modell hat bei großen Energien, wie sie am Genfer Teilchenbeschleuniger LHC erreicht werden sollen, jedoch Inkonsistenzen. Ein Ausweg aus dem Dilemma wäre ein neues, bislang nicht nachgewiesenes Mitglied im Teilchenzoo der Physik: das Higgs-Boson, auch Gottesteilchen genannt .

Lang- oder kurzreichweitig?

Ob es in der Physik nun mehr als vier Kräfte gibt oder nicht, vermag derzeit niemand zu sagen. Theoretiker können zumindest Hilfestellung bei der Konzeption von Experimenten geben, mit denen man die Kraft bestätigen könnte. "Viele Modelle einer fünften Kraft sind Variationen der Gravitationskraft", sagt Gies. Alle diese Modelle hätten mit Austauschteilchen zu tun, auch Botenteilchen genannt, die Kräfte zwischen Elementarteilchen vermitteln. Ein Beispiel dafür ist das bislang noch hypothetische Graviton. "Sollten diese Austauschteilchen eine Masse besitzen, dann wäre die postulierte fünfte Kraft kurzreichweitig." Gravitonen haben laut Modell übrigens keine Masse, weshalb die uns wohlbekannte Gravitation auch über lange Strecken wirkt.

Wie aber könnte man die hypothetische fünfte Kraft nachweisen? "Die Experimente sind nah am Kern der Gravitationstheorie selbst", sagt Jochen Weller von der Ludwig-Maximilian-Universität München. Alles habe gewissermaßen mit Galileo angefangen, als er am schiefen Turm von Pisa gezeigt habe, dass Körper mit verschiedenen Massen gleich schnell fallen. Die Physiker kennen seit dem das sogenannte Äquivalenzprinzip, wonach "schwere Masse" und "träge Masse" gleich sind. Die schwere Masse ist dabei die Ursache für Gravitation; als träge Masse bezeichnen die Forscher den Widerstand eines Körpers gegenüber Änderungen seines Bewegungszustands.

Die Gültigkeit des Äquivalenzprinzips wurde im Sonnensystem sehr gut nachgewiesen, beispielsweise mit Pendelversuchen auf der Erde oder an Bord des Nasa-Satelliten "Gravity Probe A". "Es stellt sich aber die Frage, ob das auch für die Dunkle Materie gilt", sagt Weller. Zumindest die einfachsten Arten Dunkler Materie folgen nach seinen Angaben dem Äquivalenzprinzip.

Mit schlichten Pendelversuchen werden die Forscher kaum zum Ziel kommen. "Weil wir keinen Zugang zu Dunkler Materie haben, können wir auch keine Experimente damit im Labor durchführen", erklärt der New Yorker Physiker Jo Bovy im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. So blieben nur astrophysikalische Beobachtungen, um die fünfte Kraft nachzuweisen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Rekordverdächtig: Schwarzes Loch hat 6,4 Milliarden Sonnenmassen
Beitrag von: SiLæncer am 10 Juni, 2009, 09:56
Per Supercomputer haben Astronomen die Masse eines bereits bekannten Schwarzen Lochs neu bestimmt - und kamen ins Staunen: 6,4 Milliarden Mal so schwer wie die Sonne ist der finstere Riese. Die Ergebnisse könnten helfen, ein altes Paradoxon zu lösen.

Passadena - Dass im Inneren der Riesengalaxie Messier 87 im Sternbild Jungfrau ein extrem massereiches Schwarzes Loch lauert, wissen Astronomen bereits seit Jahrzehnten. Doch wie groß seine Masse wirklich ist, wird erst durch eine neue Berechnung klar: Es besitzt unvorstellbare 6,4 Milliarden Sonnenmassen. Sein Durchmesser ist weit größer als der unseres Sonnensystems.

Auf einer Tagung der American Astronomical Society stellte ein internationales Team, zu dem auch Jens Thomas vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching gehörte, seine Ergebnisse vor. Die neuen Erkenntnisse, so sagen die Forscher, könnten Konsequenzen für die Theorien über Entstehung und Wachstum von Galaxien haben - und sogar ein langjähriges astronomisches Paradoxon lösen. Ein entsprechender Fachbeitrag ist bereits auf arxiv.org veröffentlicht und soll im Sommer im "Astrophysical Journal" erscheinen.

Die Forscher hatten mit Hilfe der 5840 Prozessoren eines Supercomputers der University of Texas die Bewegungen der Sterne in der rund 50 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie und das Schwarze Loch in ihrer Mitte simuliert. Es stößt einen energiereichen Gasstrom, einen Jet, aus. Neu war dabei, dass auch der sogenannte Halo - eine kugelförmige Region mit weiteren Sternen, Gaswolken und dunkler Materie - in die Berechnungen einbezogen wurde. Dabei kamen die Forscher zu dem Schluss, dass das Schwarze Loch von Messier 87 mehrere Male massereicher ist als bisherige, einfachere Rechenmodelle ergeben hatten.

Die neue Berechnung könnte weitreichende Folgen haben: Der dunkle Mittelpunkt von Messier 87 ist eine wichtige Vergleichsgröße für die Untersuchung von supermassiven Schwarzen Löchern. Wenn er nun massereicher ist als bisher angenommen, dann könnte das bedeuten, dass die Masse von anderen Schwarzen Löchern in unserer kosmischen Nachbarschaft bisher ebenfalls unterschätzt wurde.

Das wiederum könnte ermöglichen, ein Paradoxon zu lösen, das mit den Massen von Quasaren zu tun hat. Diese extrem fernen Objekte aus der Frühzeit des Kosmos leuchten sehr hell, weil Materie von ihren Schwarzen Löchern verschlungen wird. Quasare sind gewaltige Gebilde, die nicht selten mehr als zehn Milliarden Sonnenmassen und entsprechend große Schwarzen Löcher besitzen. "Bisher bestand der Verdacht, dass die Quasarmassen falsch waren", sagte Gebhardt dem Online-Dienst "Space.com". "Aber wenn wir die Masse von M87 um das Zwei- oder Dreifache erhöhen, ist das Problem nahezu verschwunden."

Die Forscher erklärten, vorerst basierten ihre Annahmen nur auf dem Rechenmodell. Experimentelle Beobachtungen, unter anderem mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsetrnwarte, würden die These aber unterstützen. Diese Daten würden nun ebenfalls für eine Veröffentlichung aufbereitet.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: SETIs stellare Strategie
Beitrag von: SiLæncer am 13 Juni, 2009, 10:04
Wie mit der Supernovae- und Doppel-Imperium-Variante Aliens aufgespürt werden könnten

Wenn Sterne sterben oder eine beidseitige Beziehung eingehen, kann dies das Zustandekommen einer interstellaren Kommunikation zwischen Zivilisationen im All begünstigen. Hiervon gehen zumindest einige optimistische SETI-Enthusiasten aus. Voraussetzung hierfür wäre allerdings, dass außerirdische Kulturen astronomisch interessiert, technisch versiert sind und von ähnlichen Prämissen ausgehen wie wir. Überdies sollten sie darum bemüht sein, die galaktische Verbindung zu synchronisieren. Supernovae könnten hierbei helfen. Aber auch einem bestimmten Typ von Doppelsternsystemen sollte SETI verstärkt sein Augenmerk widmen.

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Die Supernova SN 2006gy ist die hellste und energiereichste, die bislang registriert werden konnte. Bild: NASA/CXC/M.Weiss; X-ray: NASA/CXC/UC Berkeley/N.Smith et al.; IR: Lick/UC Berkeley/J.Bloom & C.Hansen

170.000 Lichtjahre von der Erde entfernt spielt sich in der Großen Magellanschen Wolke ein kosmisches Drama eklatanten Ausmaßes ab. Lautlos, aber licht- und farbenreich verabschiedet sich ein heißer blauer Überriesenstern von der kosmischen Weltenbühne. Den für die Kernfusion notwendigen Wasserstoffvorrat restlos verbrannt, beendet der massereiche Stern in einer gewaltigen Explosion sein nur 20 Millionen Jahren währendes astrales Intermezzo. Was von der fremden Welt übrig bleibt, die einst die 17-fache Sonnenmasse hatte, konzentriert sich größtenteils als feste Masse in ihrem Zentrum, als Weißer Zwerg. Der Rest verflüchtigt sich als Gas ins Weltall und formt sich zu einer Supernova-Schale.

SN1987A im SETI-Visier

Nach einer 170.000 Lichtjahre langen trostlosen Odyssee durchs All trifft zu guter Letzt das Licht der stellaren Katastrophe im Februar 1987 auf den dritten Planeten eines an einem Spiralarm einer durchschnittlichen Galaxie gelegenen durchschnittlichen Sonnensystems, den seine Bewohner Erde nennen. Zur Freude der dort lebenden professionellen und hobbymäßigen Astronomen erleuchtet die Supernova den hiesigen Nachthimmel, überstrahlt alle anderen Sterne und avanciert eine Zeitlang zur unumstrittenen Attraktion des Südhimmels.

 SN1987A, so die Katalognummer der bislang beobachteten erdnächsten Supernova, die in der Astro-Szene inzwischen Kultstatus hat, verzückte seinerzeit rund um den Globus viele Sternfreunde. Sogar die Elementarteilchenexperten kamen auf ihre Kosten. Insgesamt 24 Neutrinos trafen als Botschafter von SN1987A bei uns ein; allein 11 davon registrierte der Kamiokande-Detektor in Japan. Bis auf den heutigen Tag sind just diese 24 Partikel die einzigen lokalisierten Neutrinos, die nachweislich von einer Supernova stammen.

Dass Supernovae wie SN1987A ihre kosmische Premiere grundsätzlich auf theatralische Art und Weise zelebrieren, könnte SETI zum Vorteil gereichen. Denn die Kunde von ihrer bühnengerecht inszenierten Geburt dringt nicht nur bis in die letzten Winkel der Milchstraße vor, sondern erreicht auch ferne Nachbargalaxien. Katastrophen dieses Ausmaßes spielen sich nicht im Verborgenen ab. Sie vollenden oft auf eine Weise, wie sie dramatischer nicht sein kann. Eine, die auch auf Zivilisationen fernab der Erde ihren Eindruck nicht verfehlen dürfte, da ihr auffallend heller Lichtblitz von allen astronomisch interessierten Kulturen in der Galaxis wahrgenommen wird.

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SN 1987A: Aufnahme des NASA-Röntgenteleskops Chandra vom Januar 2000. Bild: NASA/CXC/SAO/PSU/D.Burrows et al.

Supernova als Leuchtturm

Von diesen Gedanken waren auch Tong B. Tang vom Cavendish-Laboratorium der Universität Cambridge (England) und P.V. Makovetskij vom damaligen Leningrader Institut für Luft- und Raumfahrt-Instrumente (Russland) beseelt, als sie in den 1970er Jahren unabhängig voneinander (Tang 1976/Makovetskij 1977) eine pfiffige und zugleich mutige Idee ausarbeiteten, die vielleicht eines Tages SETI-Forscher als ergänzende Suchstrategie etablieren. Sie schlugen vor, die Suche nach einer extraterrestrischen Flaschenpost mit einem kosmischen Ereignis zu verknüpfen. Schließlich würden auch intelligente und kontaktwillige Außerirdische nicht wahl- und ziellos ins All funken, sondern vielmehr nach Mitteln und Wegen suchen, Ort und Zeit zwischen dem Sender und Empfänger zu synchronisieren. "Es gibt so etwas wie eine gemeinsame Uhr, nach der alle galaktischen Zivilisationen sich richten könnten, um ihre Kommunikation zu synchronisieren", verdeutlicht Guillermo A. Lemarchand vom META-II-SETI-Projekt des Instituts für Radioastronomie in der Nähe von Buenos Aires (Argentinien).

Was auf den ersten Moment gelinde gesagt futuristisch und abgehoben anmutet, folgt freilich einer gewissen Strategie und Logik. Denn bei einer Metamorphose eines sterbenden Sterns zu einer Supernova emittiert die dabei frei werdende Energie im weißen Licht des Spektrums so intensiv wie Hundert Milliarden Sonnen gleichzeitig. Für einige Tage mutiert die Supernova selbst zu einem kosmischen Leuchtfeuer, das laut Tang und Makovetskii durchaus als interstellares Signalfeuer verstanden und genutzt werden könnte. Wie ein maritimer Leuchtturm würde die junge Supernova jedem potenziellen Beobachter den Weg zum Ziel weisen. Ein auffallend heller Lichtblitz, der wohl kaum zu übersehen wäre.

Sollten nun außerirdische Kulturen für das Universum eine annähernd so große Sensibilität mitbringen wie wir, müssten auch die Astronomen fortgeschrittener Zivilisationen innerhalb der Galaxis die Supernova von 1987 entweder längs bemerkt und ihre Teleskope für weiterreichende Untersuchungen auf die Quelle gerichtet haben oder in ferner Zukunft noch registrieren respektive observieren. Unter ihnen sollten genügend 'kontaktfreudige' Bio- und Radioastronomen sein, die die Gunst der Gelegenheit nutzend ihre Radioteleskope unmittelbar nach dem Aufflackern der Supernova eine Zeitlang gezielt in die diametral entgegengesetzte Richtung drehen und eine Funkbotschaft senden. Weg von der Supernova - hin zu den Sternsystemen dahinter.

"Wie ein Hund, der einen Hasen hinterher jagt, würde ihr Signal dem Licht der Supernova durch den Raum folgen", erläutert Seth Shostak vom SETI-Institut in Pasadena (Kalifornien).

Einige Jahre oder Jahrzehnte später würden dann die 'flussabwärts' angesiedelten Astronomen vom Licht der Supernova geblendet und kurz darauf von einem künstlichen Signal in Form eines Kosmogramms überrascht werden. "Gibt es dort [...] eine weitere Zivilisation, so werden ihre Astronomen zunächst auf die Supernova aufmerksam und registrieren kurz danach und knapp daneben das aufällige Signal", erklärt Guillermo A. Lemarchand. "So könnten die Supernova-Forscher der zweiten Zivilisation zu Entdeckern der ersteren werden."

Während der Absender das Supernova-Ereignis somit auf optimale Weise instrumentalisiert hätte, würde das künstlich erzeugte Signal von dem unbekannten Empfänger, der die Supernova ebenfalls studiert, kaum übersehen und 'überhört' werden können. Dies umso weniger, da sich innergalaktische Supernovae im Schnitt alle 100 Jahre einmal ereignen, sich also infolge ihres seltenen Auftretens als spektakuläre Leuchttürme und Zeitmarken bestens eignen.

Lemarchands Auffassung nach lässt sich die Supernova-Strategie aber noch weiter optimieren. Dazu bräuchte die sendende Zivilisation nur den Aktionsradius zu erweitern. "Sobald nach dem Supernova-Ausbruch eine gewisse Zeit verstrichen ist, wird nicht mehr nur diametral entgegengesetzt gesendet, sondern auch in etwas abweichende Richtungen." Damit der fremde Adressat vorweg das Licht der Supernova und erst danach die künstliche Botschaft empfängt, wäre ein möglichst kleiner Winkel zu wählen. Denn nur solcherlei Sterne, die innerhalb des Sende-Hyperboloids liegen, einem hyperbolisch gekrümmten Flächenbereich, garantieren, dass der Empfänger zuerst die Supernova und danach das Kosmogramm wahrnimmt. Der Empfänger hingegen könnte gleichsam seine Erfolgschancen erhöhen, wenn er nur die Sterne innerhalb dieses Bereiches belauscht. "Für uns liegen dann die anzupeilenden Sterne innerhalb eines lang gestreckten Ellipsoids mit Erde und Supernova in den Brennpunkten", so Lemarchand.

Ob bei einer nächsten Supernova die irdischen SETI-Forscher ihre Schüsseln wirklich Richtung der Strahlenquelle drehen oder sogar in die entgegengesetzte Richtung senden, darf angezweifelt werden. Noch ist nämlich die Supernova-Option für SETI bestenfalls ein unausgegorenes Gedankenexperiment, allenfalls eine diskussionswürdige Idee unter vielen, die gleichwohl nicht bei allen Forschern Anklang findet. Denn selbst bei einer Supernova, die in nur 10.000 Lichtjahre Entfernung aufblitzte, betrüge die Licht- und Radiowellenlaufzeit immer noch 10.000 Jahren. Keine gute Basis für den Abbau bilateral-interstellarer Beziehungen. Immerhin spricht für diese Variante, dass im Gegensatz zu den klassischen Suchmethoden die Radioastronomen erstmals genau sicher sein könnten, wohin und wann genau sie ihre Teleskope ausrichten müssten.

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Künstlerportrait eines Doppelsternsystems. Bild: NASA

Doppelt strahlt besser

Ein ähnlicher Effekt würde sich auch Seth Shostaks Ansicht nach mit einer anderen Methode erzielen lassen. Sein erstes Mittel der Wahl sind Doppelsternsysteme.

Binäre Sternsysteme sind im Universum alles andere als eine Rarität. Sie stellen ungefähr die Hälfte aller Sterne unserer Galaxis und umrunden sich periodisch, gleichwohl nicht immer kreisförmig um ihren gemeinsamen Schwerpunkt. Obwohl ihre Bahngeschwindigkeit und ihr Abstand zueinander manchmal variieren, folgen beide stabilen Umlaufbahnen. Es ist in der Regel eine solide Ehe auf Zeit, bei der das gemeinsame Band infolge der gegenseitigen Gravitationskraft unzerstörbar scheint. Nur ihre Kinder, sprich die Planeten, die sich um sie scharen, haben kein leichtes Spiel, stehen sie doch selbst im willkürlichen Bann der Gravitationskräfte ihrer stellaren Eltern. Anstatt ihren Kindern Halt zu geben, destabilisieren solche Doppelsterne manchmal die Umlaufbahnen ihres Anhangs und verstoßen bisweilen sogar einige von ihnen aus dem stellaren Schoß der Familie.

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Da unter solchen Bedingungen biologisches Leben naturgemäß selbst einen extrem schweren Stand hat, stehen Doppelsterne bei SETI logischerweise nicht allzu hoch im Kurs - bislang jedenfalls. Dabei gibt es eine viel versprechende Konstellation, die Binärsysteme für Astrobiologen wieder interessanter machen könnte. Befinden sich nämlich die beiden Sterne im System weit voneinander entfernt - mindestens einige Milliarden Kilometer - könnten dortige Planeten ihre Heimatsterne fast unbehindert umkreisen. Angenommen, auf einen von ihnen hätte sich eine hoch entwickelte Kultur herangebildet, wäre doch der Gedanke nahe liegend, dass Aliens in Doppelsternsystemen die zweite Sonne sehr genau erkunden und eventuell von ihr Energie anzapfen. Vielleicht driften in dieser Region sogar bewohnbare Planeten, auf denen sie Kolonien errichtet haben. Auf jeden Fall könnten sie geneigt sein, in der unmittelbaren Nähe der Zweitsonne Energie-Satelliten oder Solarobservatorien zu stationieren und zwischen beiden Sternen eine dichtes Radioverbindungs- und Informationsnetzwerk zu errichten.

"Radioverbindungen zwischen den beiden Stellarbereichen dieses Doppel-Imperiums wären natürlich von großem Nutzen; Informationen könnten in nur wenigen Stunden von einem Stern zum nächsten geschickt werden, die Kommunikation zwischen den verstreut auf Asteroiden oder in künstlichen Weltraumhabitaten lebenden Alien-Gesellschaften könnte aufrechterhalten werden", erklärt Shostak. Und da Doppel-Imperien, deren Sterne weit voneinander entfernt sind, eine ganze Menge an Funkverkehr erzeugen, wären sie für SETI erst recht interessant.

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M81 - die 11,6 Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie zählt mit den hellsten ihrer Art am Firmament. Natürlich wimmelt es in dieser Galaxie von intelligenten Lebensformen, weil es einfach so sein muss. Bild: CFA Harvard

Auf einer Ebene mit den Aliens

Noch mehr Aussichten auf Erfolg verspricht Shostaks Auffassung nach die Observation bedeckungsveränderlicher Sterne. Unter dieser stellaren Binärklasse fallen Doppelsternsysteme, bei denen beide Sterne um den gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, bei denen aber zugleich die Bahnen im Raum so verlaufen, dass die beiden Sterne von der Erde aus gesehen mit ihrer Ebene zu uns stehen, sich also periodisch teilweise verdecken. Schiebt sich dabei ein Stern vor den anderen, kommt es zu einer 'Sonnenfinsternis', die in der Regel einige Stunden anhält. Steht die Blickrichtung eines irdischen Beobachters auf einer Achse mit den beiden Sternen, nimmt dieser einen Abfall der Leuchtkraft der weiter entfernten Sonne wahr.

Shostak glaubt, dass ein beflissener Astronom bei bedeckungsveränderlichen Dualsternen im Optimalfall sogar noch mehr zu sehen bekäme. Handelte es sich etwa bei dem observierten Binärsystem um ein bewohntes Doppelstern-Imperium, blickte dieser in diesem Moment genau in dessen Kommunikationspipeline. "Statt darauf zu hoffen, dass die außerirdische Sendeanlage zu uns gerichtet ist, kann man seine Erfolgsaussichten erhöhen, indem man, wie in diesem Fall, den Aliens direkt in den Rachen blickt." Wie bei der Supernova-Strategie böten bedeckungsveränderliche Doppelsterne während einer Finsternis den Vorteil, dass Astronomen wüssten, wann sie mit Signalen zu rechnen hätten. Von Nachteil sei, wie Shostak betont, dass sich die meisten bekannten bedeckungsveränderlichen Doppelsterne in zu geringem Abstand umkreisen. Bei vielen von ihnen komme es einmal in zehn Jahren zu einer 'Finsternis', daher seien sie noch schwer auszumachen.

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Kaum ein Planetenjäger zweifelt daran, dass bewohnte Exoplaneten, die unserer Heimatwelt ähneln, im All en masse vorhanden sind. Bild: NASA

Gewiss, Tangs und Makovetskiis Supernova-These scheint am attraktivsten und ist auch in logischer Hinsicht nicht ganz von der Hand zu weisen, zumal eine aktiv sendende außerirdische Zivilisation fraglos alle Register der Kunst ziehen würde, damit deren Botschaften nicht ungehört, ungelesen oder ungesehen im Rauschen des maritim-kosmischen Meer untergeht. Wer als Gestrandeter eine Flaschenpost verschickt, hofft bekanntlich auf einen Empfänger seiner Nachricht. Und was bietet sich da mehr an, als eine kosmische Flaschenpost an eine blutjunge Supernova zu koppeln, die Astronomen auf anderen Planeten berufsbedingt beobachten müssen. Mit einem intelligenten künstlichen Muster versehen, würde das Treibgut im Wellenmeer des elektromagnetischen Ozeans garantiert nicht verloren gehen.

Es wäre in der Tat eine effektive Variante der Synchronisation, weil nichts im All spektakulärer dahin scheidet als ein Stern. So gesehen könnte jeder stellare Exitus über Lichtjahre hinweg Kulturen zusammenführen, wenigstens auf elektromagnetischer Basis. Hierzu müssten sich aber alle ein ungeschriebenes irdisches SETI-Gesetz auf ihre Fahnen schreiben: Chancen auf Erfolg hat nämlich nur derjenige, der zweigleisig fährt, der ergo bei der nächsten Supernova sowohl ins All horcht als auch die Antennen zum Senden nutzt! Denn wenn alle - ob wir oder unsere Brüder da draußen - ausschließlich die Rolle des 'Zuhörers' mimen, sollte sich keiner darüber wundern, dass im Universum natürliche Töne den Ton angeben.

Quelle : http://www.heise.de/tp/ (http://www.heise.de/tp/)
Titel: SATURNMOND ENCELADUS - Eisiger Kandidat für Leben
Beitrag von: SiLæncer am 14 Juni, 2009, 16:26
Der Saturnmond Enceladus ist voller Überraschungen. Gewaltige Geysire versprühen hier eisiges Wasser ins All. Stammt es aus einem See in seinem Inneren, der vielleicht sogar außerirdisches Leben birgt?

Als die Raumsonde Voyager 2 vor gut einem Vierteljahrhundert durch das Saturnsystem raste, näherte sie sich dem Mond Enceladus bis auf 90.000 Kilometer. Binnen weniger Stunden lieferten ihre Kameras mehrere Bilder, die unter Planetenforschern jahrelang für Verwirrung sorgten. Sogar unter den vielgestaltigen Saturnmonden war Enceladus offenbar der seltsamste.

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Seine eisige Oberfläche strahlte weiß wie frischer Schnee, und während die anderen Monde mangels Atmosphäre von Kratern übersät waren, zeigte Enceladus weite Ebenen mit glattem, kraterlosem Terrain - ein klares Anzeichen für einstige geologische Aktivität. Doch mit nur 500 Kilometern Durchmesser schien der Mond viel zu klein zu sein, um selbst genügend Wärme zu erzeugen. Ganz offenbar war etwas höchst Ungewöhnliches geschehen, das die Kraternarben großflächig ausgelöscht hatte.

Der rasche Vorbeiflug der Voyager-Sonde erlaubte nur einen flüchtigen Blick, und im Nachhinein war das, was er wiedergab, schrecklich unvollständig: ein paar Aufnahmen der Nordhalbkugel mit mittlerer Auflösung, einige schlecht aufgelöste Bilder vom Süden, und vom Südpol gar nichts. Wir hatten keine Ahnung, was uns entging.

Voyagers Kurzbesuch weckte Interesse, die umfassende Erforschung des kleinen Mondes erhielt oberste Priorität im Rahmen der Cassini-Mission zum Saturn. Nach dem Start 1997 durchquerte Cassini sieben Jahre lang den interplanetaren Raum mit den raffiniertesten Instrumenten, die je in das äußere Sonnensystem vorgedrungen waren.

Im Sommer 2004 erreichte die Mission endlich den Ringplaneten (siehe Spektrum der Wissenschaft 8/2004, S. 48). Im Dezember desselben Jahres warf Cassini eine Sonde in die Atmosphäre des größten Saturnmondes Titan ab und begann dann eine Tour durch das übrige Saturnsystem - nicht zuletzt zu Enceladus, um ihn genauer zu untersuchen als je zuvor.

Die Ergebnisse sind der Traum jedes Planetenforschers. Enceladus birgt nicht nur genug Wärme, um damit geologische Veränderungen der Oberfläche anzutreiben, sondern auch organische Verbindungen sowie möglicherweise unterirdische Kanäle oder gar Seen mit flüssigem Wasser. Energie, Kohlenstoffverbindungen, Wasser: die drei Voraussetzungen für Leben, wie wir es kennen. Unsere Erforschung dieses fremdartigen und fernen Orts bringt uns eine Umwelt nahe, die sich vielleicht für lebende Organismen eignet. Was will man mehr?

Ein früher - zunächst umstrittener - Hinweis, dass wir einer großen Sache auf der Spur waren, kam sogar noch vor Cassinis erster enger Begegnung mit Enceladus. Im Januar 2005 schossen unsere Kameras die ersten Bilder des Mondes mit der Sonne dahinter; die Planetenforscher nennen diesen Blickwinkel hohe Solarphase.

Eine Fahne im Gegenlicht

So wie der Staub auf der Windschutzscheibe buchstäblich ins Auge sticht, wenn man gegen die tief stehende Sonne fährt, werden auch die feinen Partikel, die über das ganze Sonnensystem verteilt sind, besonders deutlich sichtbar, wenn man durch sie zur Sonne blickt. Diese Perspektive hatte während der Voyager-Mission höchst erfolgreich kaum sichtbare Strukturen in Ringen und Atmosphären der äußeren Planeten und ihrer Monde enthüllt, und sie war entscheidend für die Erforschung von Enceladus.

Die Januarbilder zeigten eine Eruptionsfahne, die am Südpol aus der Mondsilhouette ragte. Uns Voyager-Veteranen erinnerte das sofort an die Vulkanwolken, die sich über dem Jupitermond Io erheben, und an die feinen Dunstschleier in der Atmosphäre des Neptunmondes Triton. Einige aus dem Kamerateam waren darum überzeugt: Die Eruption beweist, dass der Südpol Material ausspeit. Andere warnten, wahrscheinlich sehe man eines dieser lästigen Artefakte, welche Kameras bei Gegenlicht nun einmal gern produzieren.

Zum Glück mussten wir nicht lange warten. Im Februar und im März zog die Sonde endlich längs des Äquators nahe an Enceladus vorbei, beide Male mit spektakulären Resultaten. Die glatten Ebenen, die Voyager gesehen hatte, sind gar nicht glatt, sondern bei Auflösung unterhalb eines Kilometers von unzähligen feinen Rissen und Gräben durchzogen, manche gerade, manche krumm. Andernorts klaffen 500 Meter tiefe Abgründe. Bei noch feinerer Auflösung splittert ein Spinngewebe von fast parallelen engen Spalten das Gelände in Schollen auf. Enceladus hat offenbar mehrere Phasen heftiger tektonischer Aktivität durchgemacht; davon zeugen seine Narben.

Der Februar-Vorbeiflug lieferte eine weitere Aufnahme mit hoher Solarphase, die eine noch größere Eruptionsfahne zeigte. Außerdem offenbarte das Magnetometer, dass die magnetischen Feldlinien des Saturns, wenn sie infolge der Saturnrotation über Enceladus hinwegstrichen, verzerrt wurden - anscheinend durch schwere Ionen am Südpol des kleinen Mondes. Immer mehr Indizien besagten: Die Eruptionen sind echt.

Cassini-Forscher setzten durch, dass die Höhe des nächsten Vorbeiflugs von 1000 auf 168 Kilometer gesenkt wurde. Am 14. Juli 2005 überflog die Sonde die Südhalbkugel, lieferte erstmals eine deutliche Ansicht des Südpols - und enthüllte eine Landschaft, die im Sonnensystem nicht ihresgleichen hat.

Den Südpol umgibt ein ungefähr kreisförmiges Gebiet, das keinerlei Krater aufweist und von einigen tiefen, parallelen Gräben durchzogen wird. Diese so genannten Tigerstreifen erstrecken sich über 130 Kilometer und enden in hakenförmigen Biegungen. Zwischen den Streifen liegen hellere, fein gekerbte Ebenen, und das ganze Gebiet wird bei 55 Grad südlicher Breite scharf durch einen zusammenhängenden, geschwungenen Ring konzentrischer Berge und Täler umgrenzt. Die Biegungen dieses Grenzwalls folgen einander im Abstand von 45 Längengraden, wobei sich von einigen Mäandern lange Risse durch fast kraterfreies Terrain zum Äquator erstrecken.

mehr ... (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,629123-2,00.html)

Quelle : www.spiegel.de (http://www.spiegel.de)
Titel: Weltraumteleskop "Herschel" liefert Bilder von Spiralgalaxie
Beitrag von: SiLæncer am 20 Juni, 2009, 07:44
Garching - Einen Monat nach seinem Start hat das europäische Weltraumteleskop "Herschel" erste Bilder (http://sci.esa.int/science-e/www/object/index.cfm?fobjectid=40560) gesendet.

Eigentlich sei das bislang größte Weltraumteleskop noch in einer Test- und Optimierungsphase und werde erst in einigen Monaten offiziell in Betrieb gehen, teilte das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik heute in Garching bei München mit.

Dennoch habe die Europäische Raumfahrtagentur ESA die früheste Gelegenheit genutzt, um erste Bilder zu machen.
 
Die Aufnahmen zeigten die Galaxie M51, die 1773 von dem französischen Astronomen Charles Messier entdeckt worden war. Die Spiralgalaxie liege im Sternbild Jagdhunde und sei mit etwa 37 Millionen Lichtjahren Entfernung relativ nahe an unserer Milchstraße.

Die Bilder übertrafen laut der Mitteilung "alle Erwartungen". Das nach dem Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822) benannte High-Tech-Instrument soll viel tiefer und genauer ins Weltall blicken können als bisherige Beobachtungsstationen.

Nachdem am vergangenen Sonntag der sogenannte Kyrostatdeckel geöffnet wurde, könnten die Messinstrumente zum ersten Mal ins All blicken. Der Kyrostat sorgt für die unverzichtbare Tiefkühlung.

Mit dem Infrarot-Teleskop wollen die Astronomen unter anderem die ersten Sterne des Universums anvisieren und in die Staubkokons entstehender Sonnen spähen. Im Idealfall wird "Herschel" bis weit ins Jahr 2013 Daten sammeln und damit die offizielle Lebensdauer von 3,5 Jahren deutlich überschreiten.

Quelle : www.digitalfernsehen.de (http://www.digitalfernsehen.de)
Titel: Ulysses wird am 30. Juni abgeschaltet
Beitrag von: ritschibie am 26 Juni, 2009, 18:11
Nach fast zwei Jahrzehnten im All wird die Sonnensonde Ulysses am 30. Juni abgeschaltet. Damit ende eine der erfolgreichsten und längsten Einsätze der Raumfahrtgeschichte, berichtete die Europäische Raumfahrtagentur ESA am Freitag in Paris. Ulysses war als erste Raumsonde über die Pole der Sonne geflogen und hatte zahlreiche Daten über ihr Magnetfeld gesammelt.

(http://res.magnus.de/res/_2/3/a/d/43272.jpg)

"Ulysses hat uns viel mehr über die Sonne und den sie umgebenden Raum gelehrt, als wir je erwartet hatten", erklärte Richard Marsden, ein Ulysses-Experte der ESA. Die Abschaltung erfolge in Absprache mit der US-Raumfahrtagentur NASA, weil die Energieversorgung von Ulysses erlahme. Die Sonde werde weiter als künstlicher Komet die Sonne umkreisen.

Derweil baut die ESA in Argentinien ihre Empfangsstationen für Signale aus dem tiefen Weltraum aus. Ein Gebiet in der Provinz Mendoza sei ausgesucht worden, um eine neue 35-Meter-Antenne zu errichten, teilte die ESA mit. Das Wüstengebiet 1.000 Kilometer westlich von Buenos Aires biete alle Voraussetzungen für eine langfristige Investition in eine Empfangsanlage. Die ESA hatte 35 Orte in Argentinien und Chile geprüft. Der Ort muss frei von Funkstörungen sein. Die ESA hat entsprechende Anlagen in Cebreros (Spanien) und New Norcia (Australien) sowie 15 andere Stationen. Die neue Anlage Malargüe soll Mitte 2012 fertig sein.

Quelle: http://satundkabel.magnus.de (http://satundkabel.magnus.de)
Titel: Astronomen entdecken neue Klasse Schwarzer Löcher
Beitrag von: SiLæncer am 01 Juli, 2009, 19:45
London - Astronomen haben eine neue Klasse Schwarzer Löcher entdeckt. Den Prototyp bildet ein Schwarzes Loch mit mehr als 500 Sonnenmassen in 290 Millionen Lichtjahren Entfernung.

Es sei der erste Vertreter mittelgroßer Schwarzer Löcher, berichten die Forscher um Sean Farrell und Natalie Webb von der Universität Toulouse im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 460, S. 73). Alle zuvor aufgespürten Schwarzen Löcher hätten entweder mehrere Millionen Sonnenmassen oder höchstens 20.

Die Entdeckung könne ein wichtiges Bindeglied sein. Denn während die Entstehung kleiner Schwarzer Löcher durch Supernovaexplosionen erklärt werden kann, liegt die Entstehung supermassiver Schwarzer Löcher noch weitgehend im Dunkeln.
 
Möglicherweise entstehen sie aus der Verschmelzung vieler kleiner Schwarzer Löcher. Dann müssten sich allerdings auch mittelgroße Zwischenstadien aufspüren lassen. Das neu entdeckte Objekt mit der Bezeichnung HLX-1 könnte sich in so einem Zwischenstadium befinden und so diese Theorie stützen.

Die Forscher hatten HLX-1 in einer Langzeitmessung mit dem europäischen Röntgensatelliten "XMM-Newton" entdeckt. Am Rand der Galaxie ESO 243-49 stießen sich auf eine kompakte Quelle heller Röntgenstrahlung, wie sie von Materie abgestrahlt wird, die in ein Schwarzes Loch stürzt. Die Messdaten ließen dabei keine andere physikalische Erklärung als ein Schwarzes Loch mit etwa 500 Sonnenmassen zu, erläutern die Astronomen.

Quelle : www.digitalfernsehen.de (http://www.digitalfernsehen.de)
Titel: Europäisches Weltraumteleskop "Herschel" fängt Sterngeburten ein
Beitrag von: SiLæncer am 10 Juli, 2009, 16:48
Knapp zwei Monate nach seinem Start hat das europäische Weltraumteleskop "Herschel" erste Testaufnahmen mit allen seinen Instrumenten gemacht.

Die Infrarotbilder zeigen etwa Sterngeburten, die Zentren von Galaxien und Planetensysteme, wie die Europäische Raumfahrtagentur ESA am Freitag in Paris mitteilte. Die Infrarotstrahlen, die "Herschel" aufzeichnet, könnten Gas- und Staubwolken durchdringen, die optischen Teleskopen den Blick verstellen, betonte die ESA.

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Das nach dem Astronomen William Herschel (1738-1822) benannte High-Tech-Instrument soll viel tiefer und genauer ins Weltall blicken können als bisherige Beobachtungsstationen. Es hatte bereits Mitte Juni erste Bilder aus dem All gesandt und damit nach Einschätzung der ESA "alle Erwartungen übertroffen".

Mit dem Infrarot-Teleskop wollen die Astronomen unter anderem die ersten Sterne des Universums anvisieren und in die Staubkokons entstehender Sonnen spähen. Im Idealfall wird "Herschel" bis weit ins Jahr 2013 Daten sammeln und damit die offizielle Lebensdauer von 3,5 Jahren deutlich überschreiten.

Quelle: http://satundkabel.magnus.de (http://satundkabel.magnus.de)
Titel: 500-Megapixel-Kamera für die Suche am Himmel
Beitrag von: SiLæncer am 20 Juli, 2009, 20:14
Unter der Projektleitung des National Fermi Acceleration Laboratory der USA (kurz: Fermilab) entsteht derzeit, was im nächsten Jahr vermutlich die größte Kamera der Welt sein wird.

Im Rahmen des Dark Energy Camera (Decam)-Programms soll sie mit perfekten Aufnahmen eines Großteils des gesamten Himmels unter anderem rund 500 Millionen Galaxien aufzuspüren. In diesem Datenmaterial wollen die Astrophysiker nach dem suchen, was ihnen Aufschluss über die Natur der rätselhaften Dunklen Materie liefern kann.

62 Sensoren arbeiten in dem System und bringen es zusammen auf eine Gesamtauflösung von 500 Megapixeln. Das Präzisionssystem muss dabei mit extremer Genauigkeit funktionieren, denn eine astronomische Kamera liefert nicht einfach nur Bilder sondern bestimmt die Helligkeit von Himmelsobjekten.

Damit das exakt klappt, müssen die Belichtungszeiten für jeden beliebigen Pixel des Aufnahmechips auf weniger als eine tausendstel Sekunde genau eingehalten werden. Das soll ein Verschluss gewährleisten, der an der Bonner Universität entwickelt wurde.

"Wir sind international eine der ersten Adressen, wenn es um den Bau großformatiger Kameraverschlüsse hoher Präzision und Zuverlässigkeit geht", erklärte Arbeitsgruppenleiter Klaus Reif. Insgesamt hat das in Bonn gebaute System etwa die Größe einer Haustür.

Der Verschluss einer Kamera steuert, wie viel Licht auf ihren Aufnahmesensor fällt. Er besteht aus zwei Lamellen. Bei der Belichtung wird die erste Lamelle zur Seite gezogen, so dass der Sensor frei liegt. Anschließend wird die zweite Lamelle wieder vor die Öffnung gezogen und verschließt sie. Bei sehr kurzen Belichtungen folgt die zweite Lamelle, noch bevor die erste ganz verschwunden ist: Es entsteht ein sich bewegender Schlitz. Daher der Name "Schlitzverschluss".

Die Kamera soll damit unter anderem Supernovae aufspüren - explodierende Sterne. Die Entdeckung und Untersuchung von neu aufflammenden Supernovae in fernen Galaxien lieferte ursprünglich den entscheidenden Hinweis auf eine - unerwartet - beschleunigte Ausdehnung des Weltalls. Als Ursache postulierten Astronomen die Dunkle Energie, deren Natur aber bis heute völlig unklar ist.

Quelle : http://winfuture.de (http://winfuture.de)
Titel: Der Sternenhimmel im August
Beitrag von: ritschibie am 21 Juli, 2009, 09:05
Die lauen Sommernächte beherrscht am Sternenhimmel der Riesenplanet Jupiter. Nach dem Mond ist Jupiter das weitaus hellste Gestirn bis am Morgenhimmel Venus erscheint und ihn an Glanz noch übertrifft. Hinzu kommen vom 10. bis 14. August besonders viele Sternschnuppen.

Sie gehören zum Strom der Perseïden, da sie dem Sternbild Perseus zu entströmen scheinen. Die Sternschnuppen entstehen durch Reststückchen, die der Komet 109P/Swift-Tuttle auf seiner Bahn hinterlässt und die beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Das Maximum der Perseïdentätigkeit ist in der Nacht vom 12. auf 13. zu erwarten, wo pro Stunde bis zu hundert Meteore aufflammen.

220.000 Kilometer pro Stunde

Die Perseïden sind schnelle Sternschnuppen. Ihre mittlere Geschwindigkeit liegt bei 220.000 Kilometer pro Stunde. Mit dieser Geschwindigkeit dauert ein Flug von der Erde zum Mond nur knapp zwei Stunden statt drei Tage, wie sie irdische Raumflugkörper benötigen.

Mitte August steht Jupiter der Sonne genau gegenüber. Er ist somit die ganze Nacht über am Firmament vertreten. Mit Einbruch der Nacht sieht man den Riesenplaneten als hellen, leicht gelblichen Lichtpunkt im Südosten. Um Mitternacht erreicht er seine höchste Position im Süden. Mit Anbruch der Morgendämmerung kann man ihn tief am Südwesthorizont kurz vor seinem Untergang sehen.

Jupiter nähert sich der Erde

Jupiter erreicht am 15. August mit 603 Millionen Kilometer seine geringste Distanz von der Erde. Diese Strecke überbrückt das Licht in 33 Minuten. Schon in einem Fernglas oder kleinem Teleskop sind die vier hellen Jupitermonde zu sehen. Sie wurden vor genau vierhundert Jahren von Galileo Galilei und Simon Marius aus Ansbach in Franken entdeckt. Sie werden heute noch Galileische Monde genannt. Es ist recht reizvoll, ihr abwechslungsreiches Spiel zu verfolgen. Insgesamt sind heute mehr als fünf Dutzend Trabanten bekannt, die Jupiter auf seinen Weg um die Sonne begleiten.

Mit elffachem Erddurchmesser ist Jupiter nicht nur der größte Planet in unserem Sonnensystem. Er besitzt auch mit Ganymed den größten Mond. Ganymeds Durchmesser beträgt dabei 5.262 Kilometer. Damit übertrifft Ganymed selbst den Planeten Merkur an Größe. Wegen seiner schnellen Rotation ­ ein Jupitertag dauert nicht einmal zehn Stunden ­ ist der Jupiterglobus stark abgeplattet.

Der lichtschwächste und fernste Planet

Fast gleichzeitig mit Jupiter kommt der sonnenferne Neptun in Opposition zur Sonne. Am 17. steht er im Sternbild Steinbock der Sonne gegenüber. Der bläuliche Planet ist der lichtschwächste und fernste Planet. Um ihn zu sehen, benötigt man ein lichtstarkes Fernglas oder ein Teleskop. Er wurde erst im September 1846 entdeckt. Neptun ist dreißigmal weiter als die Erde von der Sonne entfernt. Niemand erlebt einen vollen Umlauf des Neptun. Denn für die Reise um die Sonne benötigt der Meeresgott 165 Jahre.

Venus spielt ihre Rolle als Morgenstern. Gegen 4 Uhr morgens sieht man unseren inneren Nachbarplaneten als hellen Lichtpunkt knapp über dem Nordosthorizont. Mars ist ebenfalls am Morgenhimmel vertreten, wenn er auch längst nicht so auffällig wie Venus leuchtet. Am 16. zieht die Sichel des abnehmenden Mondes nördlich an Mars vorbei. Einen Tag später passiert sie Venus ­ ein hübscher Anblick am Morgenhimmel.

Am 6. wird um 2.55 Uhr die Vollmondphase erreicht. Dabei tritt der Mond in den Halbschatten der Erde. Ein- und Austritt aus dem Halbschatten der Erde um 1.01 Uhr beziehungsweise um 4.17 Uhr bleiben grundsätzlich unbeobachtbar. Zum Höhepunkt der Halbschattenfinsternis um 2.39 Uhr stehen knapp 43 Prozent des Mondscheibendurchmessers im Halbschatten. Nur aufmerksame Beobachter bemerken eine leichte Verdunkelung der Südkalotte des Mondes. Denn Halbschattenfinsternisse sind unauffällige Erscheinungen.

Vollmond und Jupiter begegnen sich

Neumond tritt am 20. um 12.02 Uhr ein. Am 4. und am 31. befindet sich der Mond mit 406.030 Kilometer beziehungsweise mit 405.270 Kilometer in Erdferne, während ihn am 19. in Erdnähe nur 359.640 Kilometer von uns trennen. In der Nacht vom 6. auf 7. begegnet der Vollmond dem Riesenplaneten Jupiter, der knapp südlich des Mondes zu sehen ist.

Der Fixsternhimmel zeigt noch seinen sommerlichen Charakter. Hoch im Süden ist das Sommerdreieck mit Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zu sehen. Im Westen funkelt der helle, orange-rote Arktur, auch unter der Bezeichnung Bärenhüter bekannt. Im Südwesten nähert sich der Skorpion mit seinem rötlichen Hauptstern Antares seinem Untergang. Ihm folgt im Tierkreis der Schütze und der Steinbock, in dessen Ostteil der helle Jupiter strahlt. Am Osthimmel steigt das Pegasusquadrat als Vorbote des kommenden Herbstes empor. Die Sonne wandert am absteigenden Ast ihrer Jahresbahn. Am 23. tritt sie in das Tierkreiszeichen Jungfrau. Ihre Mittagshöhen nehmen um gut neun Grad ab, die Tageslänge schrumpft im August um eine Stunde und vierzig Minuten.

Quelle: http://satundkabel.magnus.de (http://satundkabel.magnus.de)
Titel: Jagd auf Schwarze Löcher und neue Galaxien
Beitrag von: ritschibie am 24 Juli, 2009, 16:38
Auf der Kanaren-Insel La Palma ist heute das derzeit größte Spiegelteleskop der Welt offiziell in Betrieb genommen worden. "Heute ist ein großer Tag für die Forschung in Spanien", sagte Wissenschaftsministerin Cristina Garmendia bei der feierlichen Zeremonie, an der auch der spanische König Juan Carlos und Königin Sofia teilnahmen.

(http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/teleskop104_v-klein4x3.jpg)
Die Sternwarte auf dem Roque
de los Muchachos (Foto: dpa)


Die rund 130 Millionen Euro teure Sternwarte steht in 2400 Metern Höhe auf dem Roque de los Muchachos, dem höchsten Gipfel der Insel. Mit dem Grantecan (GTC) genannten Teleskop wollen die Wissenschaftler in bislang unerreichte Tiefen des Universums vorstoßen - fast bis zum Urknall vor rund 14 Milliarden Jahren. Ziel ist es nach Angaben der Betreiber vom Astrophysikalischen Institut der Kanaren unter anderem, neue Strukturen im Kosmos zu entdecken, Galaxien zu erforschen und Schwarze Löcher zu erkunden.

Das Herzstück der Anlage ist ein Spiegel von 10,4 Metern Durchmesser, der bislang größte eines einzelnen Teleskops weltweit. Betrieben wird das Grantecan von dem Astrophysikalischen Institut der Kanaren (IAC). Der Bau kostete 104 Millionen Euro. Es sei das größte wissenschaftliche Projekt, das bislang in Spanien umgesetzt worden sei.
Titel: Die schönsten Bilder aus zehn Jahren: Happy Birthday, "Chandra"!
Beitrag von: SiLæncer am 24 Juli, 2009, 17:06
Seit zehn Jahren umkreist das Nasa-Röntgenteleskop "Chandra" die Erde. Außerhalb des Strahlungsgürtels der Erde gelangen im in dieser Zeit zahllose spektakuläre Aufnahmen. SPIEGEL ONLINE zeigt zehn der schönsten Bilder.

Fotostrecke (http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-44668.html)

Quelle : www.spiegel.de (http://www.spiegel.de)
Titel: Auge im All - Spitzer-Weltraumteleskop fotografiert Spiralgalaxie
Beitrag von: ritschibie am 25 Juli, 2009, 09:57
Die an ein Auge mit leuchtender Pupille erinnernde Galaxie NGC 1097 hat das Spitzer-Weltraumteleskop aufgenommen. Der Sternenhaufen liege 50 Millionen Lichtjahre entfernt, teilte die US-Raumfahrtagentur NASA am Donnerstag (Ortszeit) mit.

(http://www.big-screen.de/deutsch/image/produktbilder/news/news-2009/ngc-1097-spitzer.jpg)
NGC 1097 Infrarotaufnahme von "Spitzer", Bild: nasa

Ähnlich unserer Milchstraße sei die Galaxie eine Spindel aus langen Sternen-Armen. Das "Auge" im Zentrum sei ein "monströses schwarzes Loch", dessen Masse 100 Millionen Sonnenmassen entspreche. Es sei von Sternen umringt. Auf der Aufnahme sei die Region um das Loch blau, der Sternenring weiß gefärbt.

Quelle: http://satundkabel.magnus.de (http://satundkabel.magnus.de)
Titel: Re: Von Galilei über Hubble zu Herschel und weiter
Beitrag von: Snoop am 25 Juli, 2009, 11:29
Das Ding auf La Palma hätte ich gerne mal einen Tag für mich ...
Titel: Hubble fotografiert Einschlag auf dem Jupiter
Beitrag von: SiLæncer am 25 Juli, 2009, 13:44
Die NASA hat das erste Foto nach der Wartung und dem Umbau des Weltraumteleskops Hubble (Hubble Space Telescope, HST) veröffentlicht. Die Aufnahme zeigt die vor wenigen Tagen entdeckte atmosphärische Störung in der Gashülle des Planeten Jupiter. Der Fleck hat in etwa die Größe des Pazifischen Ozeans und stammt vom Einschlag eines einige Hundert Meter großen Kometen oder Asteroiden.

(http://www.heise.de/bilder/142565/0/1)

Eigens für diesen Zweck unterbrach die NASA die momentan laufende Kalibrierung und Erprobung des Hubble-Teleskops und richtete es auf den größten Planeten des Sonnensystems. Das Foto wurde mit der im Mai installierten Wide Field Camera 3 (WFC3) im Bereich des sichtbaren Lichts aufgenommen. Die letzten dokumentierten Einschläge auf dem Gasplaneten waren die Fragmente des Kometen Shoemaker-Levy 9 vor fast genau 15 Jahren.

Das Hubble-Teleskop soll nach 23 Jahren Dienst im Weltraum 2013 vom James Webb Space Telescope (JWST) abgelöst werden.

Quelle : www.heise.de (http://www.heise.de)
Titel: Das Wow-Signal von OSETI
Beitrag von: SiLæncer am 05 August, 2009, 20:06
Weiterhin Rätselraten über die Herkunft eines unbekannten extraterrestrischen Lasersignals

Was wäre wohl, wenn Aliens anstelle von Radiosignalen gebündeltes Licht zum Träger ihrer interplanetaren Botschaften erkoren haben und derweil auf die Wellenlängen im sichtbaren, im ultravioletten sowie infraroten Bereich schwören? Vielleicht haben schon etliche kurze Laserblitze um unsere Aufmerksamkeit gebuhlt, ohne dass wir dies bis dato gemerkt haben. Der australische OSETI-Astronom (OSETI=Optical Search for Extraterrestrial Intelligence) Ragbir Bhathal hat eines davon im Dezember 2008 aufgefangen und spekuliert offen darüber, ob es künstlichen Ursprungs oder seine Quelle ein bisher unbekanntes astrophysikalisches Phänomen ist.

Das klassische Wow-Signal

Am 15. August 1977 sah es eine Zeit lang danach aus, als wäre den Äther-Detektiven auf der Suche nach ET und Co. der große Wurf gelungen. Als der junge Astronom Jerry Ehman von der Ohio State University in Columbus (US-Bundesstaat Ohio) mit dem Big Ear Radioteleskop ein ungewöhnlich starkes Signal ortete, das sich als extremes Nahbandsignal entpuppte, welches 70 Sekunden lang gleich 30 Mal stärker als alle Hintergrundgeräusche pulsierte, war die Aufregung groß, zumal das Signal sich offensichtlich mit den Sternen bewegte. Das eigentliche Intelligenzmerkmal des Pulses bestand darin, dass er sich - ähnlich dem Läuten eines Telefons - selbst an- und ausschaltete. Für die Wahrscheinlichkeit, dass das Pulsieren künstlichen Ursprungs war, sprach vor allem die Frequenz des Signals. Es lag bei 1420 Megahertz, also just in jenem Radiobereich, auf dem "Erdlinge" aus Rücksicht auf astronomische Forschungen eigentlich nicht senden sollten. "Es war das eindrucksvollste Signal, was wir je gesehen hatten", so Ehmans Erinnerung an jenen denkwürdigen Tag. "Ohne nachzudenken schrieb ich auf dem Rand des Computerausdrucks 'Wow'!"

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30711/30711_1.gif)
Computerausdruck vom 15. August 1977. Bild: Big Ear Radio Observatory

Alle Anstrengungen, das Wow-Signal ein zweites Mal aufzufangen, waren jedoch vergebens. Da nach den strengen SETI-Vorgaben ein verdächtiges Signal regelmäßig pulsieren sowie mindestens von einer zweiten unabhängigen Antenne registriert werden und auch ein erkennbares systematisches Informationsmuster aufweisen sollte, bevor es sich mit dem Attribut "extraterrestrisch" schmücken darf, musste Ehman den heißen Kandidaten zu den Akten zu legen - bis heute.

Fast unbemerkt und unkommentiert von den Medien hat sich 31 Jahre nach dem legendären Wow-Signal von Ohio ein ähnlich gearteter Fall ereignet. Nicht in den USA, sondern in Australien. Und dieses Mal steht nicht ein Radiosignal, sondern ein Laserimpuls im Zentrum des Interesses. Ein optischer, extrem kurzer Laserblitz, für den kein bislang bekanntes astrophysikalisches Phänomen in Frage kommt, bewegt die Gemüter der OSETI-Gemeinde, insbesondere das von Ragbir Bhathal.

Kleiner historischer Exkurs

Historisch gesehen reichen die Wurzeln der OSETI-Idee relativ weit zurück, zurück bis ins Jahr 1822. Damals schlug der deutsche Mathematiker Karl Friedrich Gauß (1781-1849) vor, mittels einer Armada von 100 fein geschliffenen Spiegeln, von denen jeder eine Fläche von zwei Quadratmetern haben sollte, das eingefangene und reflektierte Sonnenlicht zum Mond oder Mars weiterzuleiten. Den Seleniten (Mondbewohnern) sollte auf diese Weise verdeutlicht werden, dass auf ihrer Nachbarwelt intelligente Lebensformen existieren, die an guten, freundschaftlichen Beziehungen interessiert sind.

Auch wenn sich ähnlich geartete Vorschläge im Verlaufe des 19. Jahrhunderts zusehends häuften, verschaffte sich die moderne OSETI-Idee erst 1960 Gehör. Sie fand erstmals ein Forum in dem Wissenschaftsmagazin "Nature", in dem bereits ein Jahr zuvor Morrison und Cocconi ihr legendäres SETI-Plädoyer für eine systematische Observation von Radiowellen mit leistungsstarken Schüsseln zum Besten gegeben hatten.

Sichtlich inspiriert von diesem Beitrag und animiert durch die erste Inbetriebnahme eines Lasers (1960) wagte der Entdecker des Laser-Prinzips höchstpersönlich, Charles H. Townes, den Sprung auf die nächste SETI-Ebene.

Townes, der 1964 für seine Entdeckung des Lasers (1959) mit dem Physik-Nobelpreis geadelt wurde, schlug vor, die Suche nicht allein auf Radiowellen zu beschränken, sondern auch auf Laserblitze und Pulse zu erweitern. Eine fortgeschrittene Zivilisation, die eine ähnliche technische Entwicklung wie unsere Kultur durchlaufen hat und Radiowellen nutzt, sollte im Umgang mit Lasertechnik eventuell auf unserem Niveau oder sogar um Tausende Jahre erfahrener sein. Sie könnte daher geneigt sein, optisches oder Infrarotlicht für den Austausch von interstellaren und interplanetaren Botschaften zu nutzen. "Es gibt eine echte Chance, dass wir solche Signale, die von einer annähernd auf unserem Niveau stehenden Gesellschaft stammen, mit unseren gegenwärtigen Teleskopen und Spektrographen entdecken", schrieb Townes 1961.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30711/30711_12.jpg)

Obwohl sich Townes zeitlebens energisch für die OSETI-Idee stark machte, provozierte sein Eintreten für die optische Suche nach außerirdischen Lichtsignalen im Gegensatz zu dem von den Medien inszenierten Morrision-Cocconi-Hype auffallend wenig Resonanz. Was folgte, war mitnichten eine lebhafte wissenschaftliche Debatte oder nennenswerte mediale Aufarbeitung seines Vorstoßes. Vielmehr verschwand Townes' Nature-Beitrag in den Regalen der westlichen Instituts- und Universitätsbibliotheken. "Die SETI-Gemeinde benötigte 30 Jahre, um darauf aufmerksam zu werden", erinnert sich Townes.

Dass die zeitweilig verschüttete OSETI-Idee wieder salonfähig wurde, bedingte die neue Generation der irdischen Hochenergie-Laser. In den letzten beiden Dekaden hat die Lasertechnik einen derart enormen Sprung nach vorn gemacht, dass Experten sie für den Kommunikations- und Informationsträger der Zukunft halten. Sie ist schon seit langem ihren Kinderschuhen entwachsen. Kein Wunder demnach, dass sich die optische SETI-Variante derweil auch weltweit als zweites Standbein der SETI-Forschung etabliert und diverse Wissenschaftler in ihren Bann gezogen hat.

OZ-OSETI

Einer davon ist der zuvor erwähnte Ragbir Bhathal von der University of Western Sydney in Campbelltown (Australien). 60 Kilometer vom Zentrum von Sydney entfernt, leitet er seit knapp zehn Jahren das einzige offizielle OSETI-Projekt, das auf den Südhimmel ausgerichtet ist. Wie seine Kollegen von der anderen Seite der Erdkugel fahndet Bhathal mit optischen Teleskopen nach künstlich erzeugten extrem kurzen Laser-Pulsen im sichtbaren, im ultravioletten und im nahen Infrarotbereich.

Bhathal beschäftigt sich seit 1998 intensiv mit OSETI. Während der olympischen Spiele in Sydney startete er Ende 2000 feierlich sein erstes auf den Namen OZ-OSETI getauftes Suchprogramm. Es ist eines von mehreren Forschungsprojekten, die Bhathal parallel betreut, aber mit Abstand seine größte Leidenschaft.

Sekundiert von zwei computergesteuerten Teleskopen, die im Durchmesser 0,4 und 0,3 Meter groß sind und auf dem Campus nur zehn Meter voneinander entfernt stehen, visieren Bhathal und sein Team seitdem in einem Radius von 100 Lichtjahren vornehmlich Sonnen vom Typ F, G und K an. Mindestens 1000 Sterne konzentrieren sich innerhalb dieser Region.

Sterne der F-, G- und K-Kategorie könnten gute Mutterwelten von erdähnlichen Planeten sein. Den Extrapolationen der Planetenjäger zufolge, die bislang 353 extrasolare Planeten aufspürten, sollten sich einige davon auch in den habitablen Zonen ferner Sternsysteme eingenistet haben. Innerhalb eines solchen "Grüngürtels" vermögen Planeten mit Leichtigkeit Wasser im flüssigen Aggregatzustand, eine wesentliche Voraussetzung für biologisches Leben, zu konservieren. Und auf einigen dieser Welten sollten auch intelligente Lebensformen existieren, von denen wiederum einige via Laser den Kontakt zu den Sternen suchen.

Die an den Campus-Teleskopen montierten Lichtdetektoren, so genannte Photomultiplier (PMTs), sind hochgradig empfindlich. Derart sensibel, dass sie mit Leichtigkeit Laserpulse erfassen, die gerade einmal eine Millardstel Sekunde (= eine Nanosekunde) aufblitzen.

Da sich auch irdische Laser extrem schnell ein- und ausschalten lassen und infolge dessen Laserpulse von einer Länge bis zu einer Billionstel Sekunde ohne großen Energieaufwand kreiert werden können, setzt das Gros der OSETI-Forscher in der Praxis bei der Jagd nach Aliens auf Nanosekunden-Laserpulse. Bei diesem Verfahren sind die Lichtsensoren der Teleskope vollends gefordert, weil sich alles in einem Zeitfenster von nur einer Milliardstel Sekunde abspielt. Ein fürwahr recht kurzer Zeitraum, in dem das Licht gerade einmal 30 Zentimeter zurücklegt. Die Lichtdetektoren der OSETI-Jäger müssen jedenfalls schnell schalten und walten. Immerhin gilt es, alle einkommenden Lichtpartikel Photon für Photon zu registrieren. Schließlich kommt es auf Nano-Ebene auf jedes Lichtteilchen an.

Während etwa ein sonnenähnlicher Stern 1012 Photonen pro Sekunde auf einem Quadratmeter emittiert, würden die OSETI-Spezialisten von einen sonnenähnlichen Stern in 1000 Lichtjahre Entfernung mit einem professionellen Teleskop - ausgehend von dem statistischen Durchschnittwert - bestenfalls 107 Photonen pro Sekunde einsammeln. Die Lichtsensoren ihrer Teleskope indes würden in der Zeitspanne von 100 Nanosekunden allenfalls eine Handvoll Photonen registrieren.

Strahlten dagegen im Teleskopstrahl binnen einer einzigen Nanosekunde zehn oder mehr Photonen um die Wette, wäre dies ein klarer Hinweis auf eine künstliche Quelle, vor allem dann, wenn das Lasersignal periodisch erscheint. Präsentierten sich nämlich die Photonen in einem bestimmten Intervall - unabhängig davon, wie klein oder groß dieser ist -, müsste ihr Ursprung artifizieller Natur sein, weil die von Sternen ausgesandten Photonen in der Regel ungeordnet und ohne geregelten Intervall eintreffen. Auf Nanosekunden-Basis können sie mit keinem periodischen Muster glänzen. Ein bekanntes astrophysikalisches Phänomen oder Objekt könnte einen Partikel-Überschuss auf diesem Niveau und innerhalb dieses Zeitraums mitnichten generieren. Alles spräche für ein absichtlich gepulstes Signal einer Intelligenz.

Auf der Suche nach dem intelligenten Laserblitz folgen Bhathal und seine Kollegen von der nördlichen Hemisphäre einer technisch orientierten Philosophie: Weil sich Photonen bzw. Lichtwellen wie Radiowellen mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten und die Wellenlänge des Lichts rund 500.000 Mal kürzer und auffallend enger gebündelt ist, lassen sich in ihnen auch mehr Informationen stauen und schnell versenden. Intelligente Kulturen würden daher wissen, dass ein einziges Photon aus dem grünen Anteil des Lichtes 500.000 Mal mehr Energie stauen kann als ein einziges 21-Zentimeter-Radiophoton, weil seine Wellenlänge 500.000 Mal kürzer ist. Ragbir Bhathal ist sich deshalb sicher, dass Aliens Laser als Kommunikationsmittel bevorzugen:

Zitat
Für eine fortgeschrittene Zivilisation wäre eine auf Radiowellen basierende Technologie ein alter Hut. Mein Gefühl sagt mir, dass - wenn es da draußen außerirdische Intelligenzen gibt - diese uns Laserpulse oder einen Laserflash zusenden.

Wenn sie kontaktwillig sind, könnten sie ohne Informationsverlust riesige Datenpakete als Lichtbotschaft über Lichtjahre hinweg problemlos durchs All transportieren. Verpackt in hochenergetischen Laserstrahlen, erreichte die Sendung mit Lichtgeschwindigkeit den unbekannten Adressaten. Einmal in irdischen Gefilden angekommen, könnten unsere Teleskope sodann jedweden erdnahen Laserpuls registrieren, ohne dass ein terrestrisches Störsignal je eine Chance hätte, dazwischen zu funken.

Sollten ET & Co dereinst mithilfe von Laserpulsen auf sich aufmerksam machen, müssten sie aber ihren Strahl so breit streuen, dass er die ganze Erdbahn umfasst. "Benutzt der Sender sichtbares Licht und ein großes Teleskop von 10 Meter Durchmesser, dann könnte man nur auf Sterne zielen mit mindestens 2000 Lichtjahren Entfernung", so der bekannteste deutsche SETI-Forscher Sebastian von Hoerner (1919-2003). Nur so wäre garantiert, dass ihre Lichtbotschaft nicht im photonenarmen Weltraum verloren geht. Schließlich würde ein von Aliens emittierter energiereicher Nanosekundenpuls per Laser den Heimatstern um viele Male überstrahlen und für uns demnach kaum zu übersehen sein.

Bhathals Wow-Signal

In den frühen Morgenstunden der ersten Dezemberwoche 2008 registrierten Bhathals Detektoren in der Tat einige Photonen zuviel. Da die Sensoren des Primärteleskops tadellos funktionierten und auch das zweite Campus-Fernrohr den Eingang des starken Signals bestätigte, musste der Verursacher dieses "Event", wie SETI-Forscher ein verdächtiges Signal nennen, ein starker Laserpuls sein. Hatte da etwa ein kosmischer Nachbar versucht, ein lichtstarkes Datenpaket zuzustellen? Das mysteriöse Signal stimmte Bhathal jedenfalls nachdenklich:

Zitat
Ich fragte mich sogleich, ob dahinter ETI steckt oder ob es ein gefälschtes Signal war oder nur die Quelle eines unbekannten astrophysikalischen Phänomens.

Zumindest Bhathal schloss diese Möglichkeit nicht gänzlich aus. Sichtlich beeindruckt von dem unnatürlich starken Laserpuls notierte er auf dem Computerausdruck: "Is it ET?". Gut 32 Jahre nach Jerry Ehmans geheimnisvollem, bis auf den heutigen Tag ungeklärtem Funkfeuer, hatte Optical SETI sein erstes WOW-Signal.

Bhathals Arbeitsweise ähnelt der jener Kollegen, die sich dem natürlichen Licht ferner Welten verschrieben haben. Wann immer das Wetter mitspielt und der Sternhimmel einladend wirkt, richtet er sein Teleskop für einige Minuten auf eine ausgewählte Sternregion, sammelt das Datenmaterial und widmet sich sodann dem nächsten "Target". Die Datenauswertung folgt in der Regel einen Tag oder einige Tage später.

Einerseits soll diese Methode die Anzahl unnötiger Fehlalarme reduzieren, da zwei Teleskope nun einmal mehr sehen als eins, andererseits sollte dadurch auch gewährleistet sein, dass im Erfolgsfall die stellare Herkunft eines potenziellen Signals leichter, sprich die Spur bis zum Absender direkt zurück verfolgt werden kann. Doch noch im Mai 2009 spekulierte Bhathal über den Ursprung seines Fundes:

Zitat
Im Moment sind wir nicht in der Lage, den Herkunftsort des Signals zu bestimmen. Wir arbeiten daran und werten alle Daten mehrfach aus und versuchen, alle möglichen natürlichen Quellen auszuschließen.

Auch wenn die genaue astrale Entstehungsstätte des Pulses vorerst unbekannt bleibt, kristallisierte sich nach einer intensiven mehrwöchigen Recherchephase immerhin heraus, dass die Herkunft des Signals im Sternbild Tukan (lat. Tucana) zu suchen ist.

Was aber auch immer die Quelle des kurzen Laserblitzes gewesen war, ob es von einem optischen Pulsar stammte oder das Produkt einer gänzlich unbekannten kosmischen Erscheinung war, bleibt vielleicht für immer nebulös, da sich der Nanolaserpuls bis heute nicht wiederholte und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht wiederkehren wird. Wohl deshalb lässt Bhathal der ET-These nicht den Vortritt, vielmehr übt er sich in Reserviertheit:

Zitat
Wir sind noch weit davon entfernt, ein Signal von ET einzufangen. Aber wenn es uns gelingt, dann wird diese Entdeckung noch größer sein als die Entdeckung Amerikas.

Quelle : http://www.heise.de/tp/ (http://www.heise.de/tp/)
Titel: E-Mail an E.T.
Beitrag von: SiLæncer am 16 August, 2009, 16:20
"Mögt ihr auch Toast?": Ein australisches Wissenschaftsmagazin sammelt E-Mails von Interessierten in aller Welt, um sie an mögliche Außerirdische auf dem Exoplaneten Gliese 581 d zu schicken. 20 Jahre werden die Nachrichten dorthin unterwegs sein - viele sind kurios.

20 Lichtjahre von der Erde entfernt haben Astronomen vor vier Jahren einen Fleck in den weiten des Universums ausgemacht, wo sich außerirdisches Leben tummeln könnte - zumindest theoretisch. Gliese 581 ist ein Stern, der kleiner ist als unsere Sonne und von vier Planeten - Gliese 581 b, c, d und e genannt, umkreist wird.

Vor allem auf Gliese 581 c und d setzen die Wissenschaftler große Hoffnungen. Beide Planeten sind größer als die Erde, befinden sich in der bewohnbaren Zone. Gliese d ist acht mal so schwer wie die Erde. Seine Temperatur von etwa minus 93 Grad Celsius könnte aber etwas zu kalt sein.

Auf Gliese c hingegen vermutet man -3 bis +40 Grad Celsius, flüssiges Wasser könnte dort zumindest theoretisch existieren. Sollte Gliese c aber eine Atmosphäre mit einem Treibhauseffekt besitzen, könnte es dort auch zu heiß sein.

Kein Wunder, dass sich das australische Wissenschaftsmagazin "Cosmos" dieses Exoplaneten-System als Ziel für ihr spektakuläres Projekt ausgesucht haben: Die Veranstalter wollen gesammelte E-Mails von Erdbewohnern zu dem Planeten Gliese d schicken. In der Hoffnung, dass sie außerirdische Lebewesen erreichen.

Derzeit sammeln sie auf der Webseite " Hello from Earth" noch Beiträge - und jeder kann mitmachen. Die gesammelten Nachrichten werden dann von der Nasa mittels der 70-Meter-Parabolantenne Canberra Deep Space Communication Complex auf ihre zwanzigjährige Reise zu Gliese d geschickt.

Es ist nicht der erste Versuch einer intergalaktischen Kontaktaufnahme:

Die erste fand am 16. November 1974 statt. Mit dem Arecibo-Teleskop in Puerto Rico (siehe Fotostrecke) wurde eine binär kodierte Nachrichte zum Kugelsternhaufen Messier 13 im Sternbild Herkules gesendet. Er liegt 22.800 Lichtjahre entfernt, deswegen hat die Botschaft noch eine weitere Reise vor sich. Sie enthielt Zahlen, chemische Elemente, Informationen zur DNA, der Menschheit, der Erde und dem verwendeten Radioteleskop. Eine Antwort hat die Menschheit bisher noch nicht erhalten, was auch mit daran liegt, dass die Signale selbst bei sofortiger Antwort von Messier 13 erst im Jahr 47.574 bei uns eintreffen würden.

Auch an Bord von Sonden befanden sich Nachrichten an Außerirdische. Am 2. März 1972 startete die US-Raumsonde "Pioneer 10" ins All. Mit an Bord: eine vergoldete Aluminiumtafel mit seltsamen Zeichnungen. Adressat waren außerirdische intelligente Lebewesen. Die Tafel sollten ihnen etwas über die Erde und die Menschheit mitteilen. Deswegen waren auch ein Mann und eine Frau auf der Tafel abgebildet.

Im Jahr 1977 dann gab die Nasa zwei neue Briefe an E.T. in die Post, diesmal auch mit Sound untermalt. Die vergoldeten Schallplatten an Bord der "Voyager"-Sonden enthielten außer Zeichnungen Grußworte in 55 Sprachen, Musikstücke und Naturgeräusche. Nackte Menschen waren nicht mehr zu sehen.

Mittlerweile sind Nachrichten an Außerirdische weniger spektakulär geworden - und auch inhaltsleerer. Im Jahr 2008 ließ ein amerikanischer Tortilla-Produzent sechs Stunden lang einen 30-Sekunden-Werbeclip ins rund 42 Lichtjahre entfernte Sternbild Großer Bär senden.

Wieder seriöser wollen es die Betreiber von "Hello from Earth" dann schon haben. Weltweit kann jeder mitmachen und eine Nachricht von maximal 160 Zeichen einsenden. 15.000 haben sie schon gesammelt. Bis zum 24. August geht die Aktion noch, dann werden die Nachrichten gesendet und kommen im Dezember 2029 bei Gliese d an.

"Bitte senden sie den Zylonen Nummer sechs in dem roten Kleid."

Bitte senden sie den Zylonen Nummer sechs in dem roten Kleid.

(Please send the Cylon Number Six in the red dress)

Craig Cormick, Canberra, Australia



Hallo Jungs, spielt ihr Kricket? Wir suchen noch einen würdigen Gegner.

(Hi guys, do you play cricket? We're looking for a decent opposition.)

Andrew Faulks, Sydney, Australia



Intergalaktische Spiele 2052 ?

(intergalactic olympics 2052 ?)

CB, Boston, Australia



Habt ihr schon Hyperspace-Antriebe? Wir würden euch im Gegenzug Google geben!

(Have you guys got hyperspace drives yet? We'll trade you google for it!)

JLee, Melbourne, Australia



Hallo? Bitte entschuldigt, dass ich mich nicht gemeldet habe. Diese Ferngespräch-Tarife sind unverschämt. Sagt Mutti hallo und bitte schickt Geld. Dein Sohn Dork.

(Hello?, sorry I haven't called, these long distance rates are outrageous, say hi to mom for me and please send money, your son Dork)

Mark, San Diego, CA, United States



Aloha! Wo Wasser ist, da muss es auch Wellen geben. Mich würde eines interessieren: Benutzt ihr da oben Lang- oder Kurzbretter?

(Aloha! Where there is water there must be waves so I'd like to know: Do you use da kine long boards or short boards up there?)

JG, Hauula, Hawaii, United States minor outlying islands [/i]



"Wir haben Ihr Schiff abgeschleppt (Hangar 18)."

Findet ihr es nicht grauenvoll, sechs Milliarden Jahre lang keine E-Mails zu bekommen - und dann plötzlich 6000 auf einmal?

(Don't you hate it when you get no emails for 6 billion years, and then 6000 come at once?)

Mardo Gray, Singleton, Australia



Liebe Glieselianer, wenn ihr zur Erde kommt, besucht bitte auch Ub in Serbien und baut unser Fußball-Feld wieder auf. Dann können wir ein Freundschaftsspiel austragen. Danke!

(Dear Gliesens, when you came to Earth please visit Ub, Serbia and reconstruct our soccer field, so we can play friendly match with your teams. Thank you! :) )

Stefan Teodosic, Ub, Serbia



Bitte sendet eine nette liebevolle Grußbotschaft an Renato und Tatiana zu ihrem 50. Hochzeitstag. Und bitte sorgt dafür, dass sie am 2. Juli 2055 ankommt.

(Please send a nice and lovely greeting message to Renato and Tatiana for their 50th wedding anniversary. Make sure it arrives on July 2nd, 2055.)

Renato, Waltham, Australia



Wir haben Ihr Schiff abgeschleppt (Hangar 18). Bitte bezahlen Sie Ihre Strafe bei der Roswell Polizeistation, um es abzulösen. Wir nehmen nur Galaktische Währung.

(We have impounded your craft. (Hangar 18)Please pay fine at Roswell Police Station for release. Galactic Credits only.)

Colin Harris, Adelaide, Australia



Hallo, mein Name ist Victoria-Rose und ich bin 11 Jahre alt. Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass ich zu euch spreche. Bitte helft, aus dem Planeten Erde einen besseren Ort zu machen. Ich hoffe, ihr habt Harry Potter.

(Hello, my name is Victoria-rose and I am 11. I hope you don't mind me talking to you. Please help make planet Earth a better place. I hope you have Harry Potter.)

Victoria-Rose Taylor, Woolooware, Australia



Können Sie mir bitte DNA-Proben von Ihrer Spezies schicken? Ich würde sie liebend gerne entziffern. Die Veröffentlichung wird mit Sicherheit in "Nature" oder "Science" erscheinen. Ich garantiere Ihnen Ko-Autorenschaft.

(Can you send me DNA samples from your species? I would love to sequence it. The publication will be in Nature/Science for sure and I grant you co-authorship.)

Marcos de Carvalho, Porto Alegre, Brazil [/i]



"Wie herum verläuft der Wasserwirbel in eurer Toilette?"

Mögen Sie auch Toast?

(Do you like toast, too?)

Mitch Hedberg, Silver Spring, United States



Wir akzeptieren derzeit neue Spezies. Die Sprechstunden des Erdbüros sind von 09:00 bis 18:00 Uhr. Die ersten zehn Bewerber erhalten einen Kaffee gratis. Feindliche Übernahmen sind unerwünscht.

(We are currently accepting new species. Earth's office hours are between 09.00 - 18.00. Free coffee for first ten applicants. Hostile takeovers not appreciated.)

Martijn, Amsterdam, Netherlands



Hi! Ich habe mich gefragt, ob ihr irgendwann mal hier runter kommen und meinen Vater mit zu euch nehmen könntet für den Rest seines Lebens. Ich glaube, das würde ihm gefallen. Danke!

(Hi! I was just wondering if you could someday come down here and take my dad to your place for the rest of his life. I think he'd like that. Thanks!)

Micky Z, Columbia, United States



Hey, ihr seid wahrscheinlich viel weiter entwickelt als wir hier auf Erden. Unsere Schwächen sind Kuchen und Eiscreme. Also bitte rüstet eure Waffen darauf um.

(Hey, chances are you are far more advanced than us here on Earth. Our weaknesses are; cake and icecream. Please retro-fit your weapons to fire these things.)

Nate Cesco, Pembroke, Georgia



Wie herum verläuft der Wasserwirbel in eurer Toilette?

(Which way does the water turn in your toilet?)

Stefan Cerovina, Varvarin, Serbia



Wenn ihr wirklich da draußen seid - bitte schickt uns eine simple Nachricht wie Zazi-Zazu-Zazi-Zazu (zweimal, weil einmal nicht funktioniert…)

(If you are truly out there, send us a simple message like zazi-zazu-zazi-zazu (twice, because once it doesn't work...)

Joe, Beirut, Lebanon



Hallo! Hier spricht die Erde! Bitte entschuldigt, wenn das hier ein wenig albern wirkt - aber könnten wir vielleicht etwas Zucker von euch borgen? Wir sind hier noch neu in diesem ganzen Außerirdischen-Zirkus.

(Hello! This is Earth speaking! Sorry if this seems silly, but could we possibly borrow some sugar? We're a bit new to this whole 'outer space' thing.)

Lawrence, Corby, United Kingdom



Ich bin ein Junge aus China und 20 Jahre alt. Ich möchte gerne mit Superkräften ausgestattet werden, damit ich die Welt retten kann, Unfälle vermindern und noch mehr.

(I am a boy from China and 20 years old,I wanna be equiped with superpower that will help me to save the world,decreasing accidents as more as possible.)

Hexun, Changzhou, China



Liebes Alien, um dich von dem Spam des Planeten Erde abzumelden, schreibe bitte eine Antwortmail mit *ABBESTELLEN*. Danke

(Dear Alien, to unsubscribe from planet Earth SPAM please respond with *UNSUBSCRIBE*. Thank You.)

Daniel, Melbourne, Australia



Luke, ich bin dein Vater.

(Luke, I am your father.)

Ricardo, DF, Mexico [/i]

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Ein Universum ohne Dunkle Energie?
Beitrag von: SiLæncer am 21 August, 2009, 00:42
Das Hilfskonstrukt der Dunklen Energie wird womöglich gar nicht gebraucht, um die beschleunigte Expansion des Weltalls zu erklären

Die Struktur des Weltalls gibt uns eine Menge Rätsel auf. Kaum hatte man die Dunkle Materie eingeführt, um von den Astronomen beobachteten Wirkungen der Schwerkraft auch eine physikalische Quelle geben zu können, da bedurfte man auch noch der mysteriösen Dunklen Energie zur Erklärung der beschleunigten Expansion eines Weltalls, dessen Ausdehnung sich eigentlich verlangsamen müsste, bestünde es nur aus normaler und dunkler Materie.

Erst kurz vor dem Ende des 2. Jahrtausends wurde den Kosmologen klar, dass zwischen ihren Modellen und der Wirklichkeit eine Diskrepanz besteht. Bei systematischen Beobachtungen fernster Supernovae hatte sich herausgestellt, dass das Universum nicht wie vermutet immer langsamer expandiert. Denn eigentlich müsste seine eigene Masse über die ihr innewohnende Gravitation diese vom Urknall gestartete Ausdehnung mit der Zeit abbremsen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30944/30944_1.jpg)
Überreste einer Typ-Ia-Supernova. Bild: NASA

Doch die Messungen von Astronomen an so genannten Typ-Ia-Supernovae zeigten etwas anderes. Dieser Supernova-Typ hatte sich deshalb für menschliche Beobachter als sehr interessant erwiesen, weil er eine kosmische Referenz darstellt. Ein von einem Begleitstern Masse absaugender Weißer Zwerg wird unter recht genau bekannten Bedingungen instabil und damit zur Supernova – wie Standard-Leuchtkerzen erglühen solche Typ-Ia-Sternexplosionen regelmäßig im ganzen Weltall. Weil aber jede Beobachtung einer fernen Supernova gleichzeitig ein Blick zurück die die ferne Vergangenheit ist, kann man auf diese Weise sehr genau feststellen, wie schnell sich das Universum zu jedem Zeitpunkt ausgedehnt hat.

Vorausgesetzt natürlich, dass Typ-Ia-Supernovae auch vor Milliarden Jahren schon auf die gleiche Weise wie heute abgelaufen sind. Ob das der Fall ist, versuchen Astronomen heute noch durch Beobachtung einer Vielzahl von Exemplaren herauszufinden, alle Zeichen sprechen bisher dafür, dass dem so ist. Mit Hilfe des Hubble-Teleskops gelang es schon, mehr als neun Milliarden Lichtjahre in die Vergangenheit zu blicken – auch damals, also im nicht einmal fünf Milliarden Jahre alten Universum, muss es die ominöse Dunkle Energie schon gegeben haben, die das Weltall nun immer schneller auseinander treibt.

Eine physikalische Erklärung, was diese Dunkle Energie ist, gibt es bisher allerdings nicht. Sie lässt sich in Form der so genannten kosmologischen Konstante immerhin als Konstrukt aus der Allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins ableiten. Einstein selbst hatte die kosmologische Konstante benutzt, um die Theorie in Einklang mit der damals vermuteten Wirklichkeit eines statischen Universums zu bringen. Als Edwin Hubble 1929 über den Nachweis der Rotverschiebung bewies, dass sich das Weltall ausdehnt, erklärte Einstein das Konstrukt der kosmologischen Konstante für unnütz, gar für eine Eselei.

Die Entdeckungen ab 1998 bewirkten, dass die kosmologische Konstante wieder gebraucht wurde. Man stellt sie sich als eine Art Eigenschaft des leeren Raums vor. Das Universum, zunächst von der Wucht des Urknalls auseinander gerissen, dehnt sich mehr und mehr aus – dabei von der Gravitation seiner eigenen Masse gebremst. Mit steigender Ausdehnung wächst allerdings auch die abstoßende, der Gravitation entgegen gerichtete Kraft, die aus der kosmologischen Konstante resultiert. Irgendwann, vermutlich vor fünf bis sechs Milliarden Jahren, könnte die Wirkung der Dunklen Energie dann die Oberhand gewonnen haben.

Wenn nicht die beiden Mathematiker Recht haben, die sich jetzt in den Veröffentlichungen der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS) der Einstein-Gleichungen angenommen haben. Die renommierten Forscher Joel Smoller und sein Schüler Blake Temple befassen sich schon länger mit dem Problem der Stoßwellen in der Allgemeinen Relativitätstheorie. In ihrem Artikel leiten sie aus der Allgemeinen Relativitätstheorie spezielle Lösungen ab, die anomal beschleunigte Stoß- oder Schockwellen beschreiben. Solche Stoßwellen, meinen die Mathematiker, könnten in den höchst nichtlinearen Verhältnissen kurz nach dem Urknall entstanden sein.

Smoller und Blake halten es dabei für unwahrscheinlich, dass ihre Lösungen ausgerechnet den Zustand des kompletten Universums beschreiben – darum geht es aber auch gar nicht. Vielmehr besteht das Ziel darin, menschliche Beobachtungen zu erklären. Und dass wir eine beschleunigte Expansion des Universums zu sehen meinen, könnte nun schlichtweg daran liegen, dass wir gerade einer solchen Welle hinterher schauen. Verhalten wir uns etwa wie ein Surfer, der aus der Betrachtung der Welle, auf deren Kamm er sich bewegt, die beschleunigte Ausdehnung der Weltmeere proklamiert? Für die Theorie der beiden Mathematiker spricht jedenfalls, dass sie ohne Ad-hoc-Annahmen auskommt: Ihre Gleichungen sind aus grundlegenden und für richtig erkannten Eigenschaften nicht interagierender Stoßwellen abgeleitet.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Der Todesplanet
Beitrag von: SiLæncer am 27 August, 2009, 17:08
Ein unmöglicher Planet: Ein neu entdeckter Exoplanet kreist extrem nah an seiner Sonne und müsste von den Kräften eigentlich zerissen werden

Unser blauer Planet kreist seit 4,6 Milliarden Jahren in der sicheren Entfernung von 150 Millionen Kilometern um die Sonne, und braucht für eine Umlaufbahn rund 365 Tage, ein ganzes Jahr. Diese Distanz ermöglicht die Existenz großer Wassermengen und ein angenehmes Klima auf der Erde. Ganz anders sieht die Realität von WASP-18b aus, dem letzten von SuperWASP aufgespürten Planeten in einem anderen Sonnensystem – kochend und potenziell tödlich.

Super Wide Angle Search for Planets besteht aus zwei Teleskopen auf La Palma und in Südafrika, deren Kamerasysteme automatisch den Nachthimmel absuchen, um die leichten Verdunkelungen aufzuspüren, die Planeten verursachen, wenn sie auf ihrer Umlaufbahn vor ihren Sonnen vorbei passieren. Ein winziger Schatten, der über das Licht eines Sterns wandert. Das nennt sich Transitmethode und lässt Rückschlüsse auf die Größe und Beschaffenheit der weit entfernten, nicht selbst leuchtenden Himmelskörper zu.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31017/31017_1.jpg)
Künstlerische Vision eines gasförmigen Exoplaneten, der sehr nah um seine Sonne kreist – ganz wie WASP-18b. Bild: ESA/C. Carreau

Seit 1995 der erste Exoplanet aufgespürt wurde, suchen viele Astronomen-Teams in aller Welt nach einer zweiten Erde irgendwo im Weltall. Im Februar diesen Jahres wurde der erste entsprechend massearme und nicht gasförmige Planet entdeckt – aber leider ist es auf ihm viel zu heiß für Leben (vgl. Europäisches Weltraumteleskop entdeckt steinigen Exoplaneten). Insgesamt sind bis heute 373 extrasolare Planeten nachgewiesen worden (vgl. Die Enzyklopädie der extrasolaren Planeten)

Im Fluss der Gezeiten

Die Planetenfindungs-Maschine WASP hat bereits für einige Überraschungen gesorgt: Zunächst mit der Schnelligkeit ihrer Neuentdeckungen, zuletzt mit dem planetaren Geisterfahrer WASP-17b im Sternbild Skorpion, der gegenläufig zum Spin seiner Sonne rotiert.

Jetzt wartet das europäische WASP-Forscherteam mit einer neuen Sensation auf. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature stellen Coel Hellier von der Keele University in Staffordshire und mehr als 20 Kollegen den neu entdeckten Planeten mit der Bezeichnung WASP-18b vor.

Dieser ungewöhnliche Planet zieht seine Kreise um den Stern mit der Bezeichnung WASP-18 (=HD 10069) im Sternbild Phoenix, 325 Lichtjahre von der Erde entfernt. Er verblüfft die Astronomen, denn eigentlich dürfte es ihn gar nicht geben, in weniger als einem Erdentag rast der Gasriese um seine Sonne. Ein völliges Novum, der erste seiner Art.

WASP-18b ist ein Gasplanet wie Jupiter, aber 10 Mal massereicher und löst dabei durch seine Größe und seine Nähe Gezeiten der superheißen Plasmaströme auf seinem Muttergestirn aus, das nur ein wenig größer ist als unsere Sonne. Auch seine ungefähr mit 2100 Grad Celsius kochende Oberfläche gerät dabei in Wallung. In nur 22,5 Stunden umkreist er seine Sonne in einer Distanz von nur drei Sternradien.

Schneller auf seiner Umlaufbahn unterwegs als sein Stern rotiert

Keiner hatte damit gerechnet, einen derartigen Planeten so nah an einem Stern zu finden, einen der viel schneller rast, als eine Sonne sich dreht – und es stellt sich die Frage, wie er dahin kommt, und seit wann und wie lange er dort noch kreisen wird. Da er schneller auf seiner Umlaufbahn unterwegs ist, als sein Stern rotiert, müsste er immer mehr beschleunigen, wobei sich seine Bahn gleichzeitig immer mehr verkleinert – eine Todesspirale. Die Wissenschaftler vermuten, dass er relativ bald sein Leben aushauchen wird, weil er in Stücke gerissen in seine Sonne stürzt.

Der Stern WASP-18 ist nach den Berechnungen des Teams um Coel Hellier eine Milliarde Jahre alt, sein kleiner heißer Begleiter müsste das gleiche Alter haben. Die Wirkung der Gezeitenkräfte zwischen den beiden kosmischen Objekten sollte bewirken, dass WASP-18b in weniger als einer Million Jahre seinem Kurs folgend in seiner Sonne aufgeht.

Allerdings könnten die wirkenden Gezeitenkräfte sich aus verschiedenen Gründen von denen in unserem Sonnensystem unterscheiden – oder ein noch nicht entdeckter anderer Planet in der Nähe spielt in dem engen Tanz noch eine Rolle. Die nächste zehn Jahre werden zeigen, wie es weitergeht, denn wenn WASP-18b tatsächlich unaufhaltsam seinen Todeskurs fortsetzt, wird es sich das sehr rasch erweisen. Den automatisierten Augen von WASP wird das weitere Schicksal des heißen Gasriesen in unserer kosmischen Nachbarschaft jedenfalls nicht entgehen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Geschichte des Universums: Messung stellt Theorie der Elemente-Bildung in Frage
Beitrag von: SiLæncer am 28 August, 2009, 22:46
Wie die uns bekannten Elemente entstanden sind, muss nach einer neuen Messung überdacht werden. Denn ein bei Sternenexplosionen gebildetes radioaktives Isotop zerfällt deutlich langsamer als bisher angenommen. Die Zerfallszeit ist eine wichtige Stellgröße in den Modellen der Astropyhsik.

(http://www.spiegel.de/images/image-8031-panoV9-gynp.jpg)

Das radioaktive Isotop Eisen-60 ist äußerst selten. In unserem Sonnensystem kommt es praktisch nicht vor, denn es entsteht ausschließlich bei der Explosion eines Sterns (Supernova), in Meteoriten unter Einfluss kosmischer Strahlung oder im Labor von Atomphysikern. Trotzdem hat das Atom mit 26 Protonen und 34 Neutronen im Kern eine große Bedeutung: Die Strahlung seines Zerfallsprodukts Kobalt-60 liefert wichtige Rückschlüsse auf die Entstehung schwerer Elemente in Sternen unserer Milchstraße.

Nun haben Physiker aus München und der Schweiz festgestellt, dass das Isotop viel langsamer zerfällt als bislang gedacht. Die Halbwertzeit von Eisen-60 liege mit 2,6 Millionen Jahren deutlich über dem bisher bekannten Wert von 1,5 Millionen Jahren, schreiben die Forscher im Fachblatt "Physical Review Letters". Dies sei "ein gewaltiger Unterschied", sagt Gunther Korschinek von der TU München, einer der Autoren der Studie.

Untersuchungen zu kosmischen Vorgängen neu bewerten?

Halbwertzeiten sind wichtige Größen in der Astrophysik. Wenn es Forschern gelingt, die Mengenverhältnisse der beteiligten Ausgangs- und Zerfallsprodukte auf einem fernen Himmelskörper zu bestimmen, können sie auf den Zeitpunkt schließen, an dem der radioaktive Prozess seinen Anfang nahm - vorausgesetzt, sie kennen die Halbwertzeit des betreffenden Stoffes genau.

Die Neuberechnung der Halbwertzeit hat Konsequenzen für bisher genutzte Modelle: Frühere Untersuchungen zu kosmischen Vorgängen müssten neu bewertet werden, erklärt Korschinek im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Er verweist auf gewaltige Sternexplosionen in der Nähe unseres Sonnensystems, sogenannte Supernovae, die nach einem anderen Schema abgelaufen sein könnten. Auch schwere Elemente in unserem Universum könnten auf andere Weise entstanden sein, als bislang vermutet. "In den Rechnungen über die nuklearen Prozesse muss nun einiges korrigiert werden", meint der Forscher. Modelle müssten angepasst werden.

Die Zerfallsreihe des Isotops Eisen-60 führt über Kobalt-60 zum stabilen Element Nickel-60, dessen Häufigkeit in Meteoritengestein Rückschlüsse auf die früheste Geschichte des Sonnensystems vor mehr als viereinhalb Milliarden Jahren zulässt. In jener Phase, so vermuten die Astrophysiker, konnte Eisen-60 gemeinsam mit anderen radioaktiven Elementen als Wärmequelle im Inneren der neu entstehenden Planeten und Kleinplaneten agiert und so deren Beschaffenheit entscheidend beeinflusst haben.

Seltener Fund am Meeresgrund

"Bei der Bildung des Sonnensystems spielen radioaktive Elemente eine große Rolle, weil sie beim Zerfall Wärme abgeben und die Materie flüssig halten", erklärt Korschinek. Wenn das Material erkalte und erstarre, änderten sich die Isotopenverhältnisse kaum noch. Das Vorhandensein von Eisen-60 im entstehenden Sonnensystem können sich die Astronomen im Grunde nur durch eine nahe Supernovae erklären, deren ausgeworfenes Material sich mit dem Gas des entstehenden Sonnensystems vermischt hat.

Hinweise auf eine derartige Explosion hatten Forscher der TU München schon vor einigen Jahren auf dem Meeresgrund gefunden. In Krustenmaterial stießen die Forscher auf Eisen-60-Spuren, die es sonst nirgends auf der Erde gibt. "Die untersuchte Schicht war drei Millionen Jahre alt und geht auf eine Supernova zurück, die in der Nähe des Sonnensystems stattfand", sagt Korschinek. Wegen der nun neu bestimmten längeren Zerfallszeit müsse man nun den Abstand der Supernova nach oben korrigieren.

Der bisherige Wert der Halbwertzeit von 1,5 Millionen Jahren litt unter einer großen Unsicherheit. Der neue Wert hat einen Fehler von nur noch zwei Prozent. Die Forscher der TU München und vom Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) hatten bei ihrer neuen Messung einige Gramm Eisen-60-haltigen Materials untersucht - immerhin zehnmal mehr bei der letzten Messung 1984.

Isotop längst zerfallen

Das Eisen stammte aus einem Stück Kupfer, das von 1980 bis 1992 als Strahlstopper für energiereiche Protonen am PSI diente. Nach einer speziellen chemischen Aufbereitung beobachteten die Forscher mit einem besonders empfindlichen Gamma-Spektrometer fast drei Jahre lang die Anreicherung des Materials mit Kobalt-60, dem unmittelbaren Zerfallsprodukt des radioaktiven Eisens. Zudem wurde am PSI die Gesamtzahl an Eisen-60-Atomen bestimmt.

Um das Isotop überhaupt untersuchen zu können, waren die Physiker auf das Material aus dem Schweizer Labor angewiesen: "In unserem Sonnensystem ist Eisen-60 längst zerfallen", sagt Korschinek. "Man sieht nur noch die Spuren der Zerfallsprodukte."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Es ist bereits zu spät!
Beitrag von: SiLæncer am 05 September, 2009, 13:44
Der SETI-Pionier Frank Drake über die schwierige Suche nach außerirdischen intelligenten Technologien

Frank Drake ist ein netter, sympathischer und vor allem geduldiger Zeitgenosse. Gezeichnet vom Jetlag und einer anstrengenden Konferenz, nahm sich der US-Radioastronom und SETI-Forscher (SETI=Search for Extraterrestrial Intelligence/Suche nach außerirdischer Intelligenz) Ende Mai 2009 am Rande des Leibniz-Kollegs Astrophysics and the Search for Extraterrestrial Life, einen Tag vor seinem 79. Geburtstag, Zeit für ein kurzes Interview.

Zwei Tage später brach er wieder nach Kalifornien auf. In einschlägigen Kreisen gilt Drake als lebende Legende; zuweilen bezeichnen ihn einige als SETI-Papst, als weisen Nestor des SETI-Programms. Im April 1960 rief er das Projekt OZMA ins Leben und startete den ersten systematischen Lauschangriff auf ET und Konsorten. Heute, als Präsident des SETI-Instituts in Kalifornien, macht Drake hin und wieder Werbung in eigener Sache und bereist den Globus, um die SETI-Idee lebendig zu halten, sie unter die Leute zu bringen und Spendengelder einzutreiben. Den Glauben an SETI hat der engagierte und mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftler immer noch nicht verloren – im Gegenteil.

mehr ... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30989/1.html)

Quelle : www.heise.de/tp/
Titel: Astronomen jubeln über neue Hubble-Bilder
Beitrag von: SiLæncer am 09 September, 2009, 22:16
Sein Schicksal schien schon besiegelt: Vor einigen Jahren wollte die Nasa das Weltraumteleskop Hubble gezielt abstürzen lassen. Doch dann entschloss man sich doch zu einer Reparatur. Nun hat die Nasa neue Aufnahmen des aufgemotzten Teleskops veröffentlicht - sie sind schärfer als je zuvor.

(http://www.spiegel.de/images/image-12740-panoV9-ykle.jpg)

Washington - Der Methusalem im All braucht regelmäßigen Besuch. Weil zum Beispiel die zur Lagekontrolle nötigen Gyroskope des Hubble-Weltraumteleskops regelmäßig ausfallen, müssen sie immer wieder ausgetauscht werden. Die Reparaturmissionen sind jedoch gleichzeitig eine Chance, um die Instrumente des fliegenden Observatoriums durch leistungsfähigere Exemplare zu ersetzen. Mehrmals nahmen Space Shuttle über die Jahre deswegen Hubble an den Haken.

Jüngst werkelten im Mai Nasa-Astronauten an dem Weltraumteleskop herum. Beim vermutlich wohl letzten Einsatz dieser Art bauten sie unter anderem eine neue Kamera, neue Batterien, einen neuen Hitzeschutz und einen neuen Spektrografen ein. Nun hat die Nasa erstmals Bilder des derart aufgebrezelten Experimentiergeräts veröffentlicht - und damit Astronomiefans rund um den Globus in Verzückung versetzt.

"Das markiert einen Neuanfang für Hubble", sagte Ed Weiler vom Science Mission Directorate der Nasa in Washington. Nach der Runderneuerung sei das Teleskop leistungsstärker denn je und gut ausgestattet bis ins nächste Jahrzehnt. Die neuen Instrumente sind besonders lichtempfindlich, Astronomen hoffen so auf noch bessere Ergebnisse. Und die nun publizierten Bilder bestätigen diese Erwartungen.

Die erste der neuen Aufnahmen zeigt die Balkenspiralgalaxie NGC 6217, die rund sechs Millionen Lichtjahre weit von der Erde entfernt im Sternbild Kleiner Bär liegt (siehe Fotostrecke). Das Bild entstand im Juni und Juli bei Tests der ebenfalls reparierten Advanced Camera for Surveys (ACS), die bei einer Shuttle-Mission im Jahr 2002 an Bord von "Hubble" gekommen war.

Eigentlich sollte das Teleskop verglühen

Doch fast wäre es kurze Zeit später schon um Hubble geschehen gewesen. Im Jahr 2005 nämlich hatte die Nasa beschlossen, das altersschwache Teleskop gezielt abstürzen zu lassen. Nach dem "Columbia"-Unglück im Februar 2003 galt eine bemannte Reparaturmission als zu riskant. "Hubble ist ein sterbender Raumkörper", hieß es damals von Nasa-Seite. Auch aufgrund der hohen Kosten scheute man eine Reparatur. Die Wissenschaftlergemeinde war empört, Forscher und Laien schrieben Protestbriefe - mit Erfolg. Denn Ende 2006 vollzog die Nasa eine Kehrtwende. Der damalige Behördenchef Michael Griffin kündigte an, Hubble doch retten zu wollen.

Das Observatorium wurde nach dem US-Astronomen Edwin Hubble (1889 - 1953) benannt und gemeinsam von der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem europäischen Pendant Esa entwickelt. Die Raumfähre "Discovery" brachte Hubble am 24. April 1990 in den Orbit. Hubble ist über elf Tonnen schwer und etwa 13 Meter lang. In 96 Minuten umkreist es einmal die Erde.

Die Nasa hofft nun darauf, dass Hubble noch mindestens noch fünf Jahre lang spektakuläre Bilder aus den Tiefen des Weltalls liefert. Der Nachfolger, das "James Webb Space Telescope", soll 2014 gestartet werden.

Bilderstrecke : http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-46396.html

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Astronomie - Die Breitbild-Galaxie
Beitrag von: SiLæncer am 16 September, 2009, 06:26
So haben Sie unsere kosmische Nachbarschaft noch nie leuchten gesehen: Ein neues, hochauflösendes Panoramabild zeigt den gesamten Nachthimmel in bislang ungekannter Schärfe. Die faszinierende Aufnahme wurde aus 300 Einzelfotos am Computer zusammengesetzt.

(http://www.spiegel.de/images/image-14826-panoV9-kfln.jpg)

Garching - Sechs Minuten Belichtungszeit pro Bild: Wer den Nachthimmel mit einer Digitalkamera fotografiert, muss viel Zeit bringen - erst recht, wenn er sich wie Serge Brunier und Frédéric Tapissier eine Mammut-Aufgabe gestellt hat. Die beiden Franzosen haben in den vergangenen Monaten ein vollständiges Panorama des Nachthimmels erstellt. Das aus 300 Einzelaufnahmen zusammengesetzte Bild ist von einer bislang ungekannten Qualität. Die Europäische Südsternwarte (Eso) hat die Aufnahme nun im Rahmen des Internationalen Jahres der Astronomie veröffentlicht.

Das Bild ist eines von dreien des "GigaGalaxy Zoom"-Projekts (http://www.eso.org/gigagalaxyzoom/B.html). Die anderen Aufnahmen sollen ebenfalls noch im September veröffentlicht werden. Für die aktuelle Aufnahme wurde jede Himmelsregion viermal fotografiert - und zwar entweder an den beiden chilenischen Eso-Standorten in La Silla und Paranal oder auf La Palma. So konnte quasi der gesamte von der Erde sichtbare Nachthimmel abgebildet werden. Ein spezielles Stativ sorgte dafür, dass die Kamera die Rotation unseres Planeten während der Aufzeichnung der Bilder ausgleichen konnte.

Das Zusammenfügen der einzelnen Bilder im Computer nahm insgesamt 340 Stunden Rechenzeit in Anspruch. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein 800-Millionen-Pixel-Bild zeigt unsere Milchstraße in faszinierender Schönheit. Auf einer speziellen Web-Seite können Astronomie-Fans gezielt in einige Regionen des 360-Grad-Panoramas eintauchen.

Keine Lichtverschmutzung, besonders saubere Atmosphäre

Das Bild zeigt das All so, wie es für einen Beobachter ohne Hilfsmittel an den geeignetsten Orten der Erde - ohne Lichtverschmutzung und mit besonders sauberer Atmosphäre - zu sehen wäre. Forscher haben unlängst eine Studie präsentiert, wonach ein Observatorium an einem bestimmten Ort in der Antarktis die besten Beobachtungsergebnisse liefern würde. Die Station müsste auf den Koordinaten 81,5 Grad Süd und 73,5 Grad Ost gebaut werden.

Menschen haben die entlegene Stelle vermutlich noch nie betreten. Im Winter herrscht dort durchschnittlich eine Temperatur von minus 70 Grad Celsius. Die Luft enthält so wenig Feuchtigkeit, dass weder Wolken noch Dunst den Blick ins All trüben. Gut zu wissen, dass man auch vom eigenen Schreibtisch aus solch einen beeindruckenden Blick ins All haben kann - dank des "GigaGalaxy Zoom"-Projekts.


Quelle : www.spiegel.de
Titel: Re: Astronomie - Die Breitbild-Galaxie
Beitrag von: Snoop am 16 September, 2009, 15:09
Zu diesem Bild habe ich noch ein paar Links, wo man IMHO ein wenig mehr sieht:

http://realis.mc/brunier/fr/image-hd.html

http://www.astrosurf.com/ubb/Forum3/HTML/023061.html

http://sergebrunier.com/gallerie/pleinciel/index-eng.html   (unbedingt auch den Film ganz unten auf der Seite anschauen!)
Titel: Erstmals Exoplanet aus Fels nachgewiesen
Beitrag von: SiLæncer am 16 September, 2009, 22:08
Astronomen haben erstmals durch direkte Messung bewiesen, dass ein ferner Planet aus Fels bestehen muss. Die Forscher bestimmten Durchmesser und Masse - und konnten so die Dichte des Exoplaneten berechnen. Sie ist genauso groß wie die der Erde.

(http://www.spiegel.de/images/image-15276-panoV9free-xpzd.jpg)

Garching/Tautenburg - Kein Astronom bezweifelt, dass irgendwo in den Weiten des Alls gigantische felsige Brocken noch gigantischere Sterne umkreisen wie unsere Erde die Sonne. Weit über 300 sogenannte Exoplaneten haben Wissenschaftler in den vergangen Jahren entdeckt, darunter auch immer wieder Vertreter, die kaum schwerer sind als die Erde. Die gängige Theorie legte nahe, dass diese aus Fels bestehen müssen - bewiesen war dies jedoch noch nicht.

Jetzt ist dieser Nachweis erstmals geglückt. Schon seit längerem beobachten Forscher der Europäische Südsternwarte (Eso) den Stern Corot und seinen Begleiter CoroT-7b in etwa 500 Lichtjahren Entfernung von der Erde. Die monatelangen Messungen eines internationalen Teams ergaben, dass die Masse des Planeten fünfmal größer ist als die der Erde.

Zuvor hatten die Forscher bereits den Durchmesser von Corot-7b bestimmt - mit der sogenannten Transitmethode (siehe Kasten links). Dabei messen sie Veränderungen am Stern, die von dem vorbeiziehenden Planeten verursacht werden. "Die Helligkeit des Muttersterns ist um 0,03 Prozent gesunken", sagt Eike Guenther von der Thüringer Landessternwarte Tautenburg, der an den Messungen beteiligt war. "Wir haben mehr als 150 Verfinsterungen beobachtet."

Den Durchmesser des Muttersterns hatten die Forscher aus dessen Spektrum berechnet - eine gängige Methode. So erhielten sie für den Planeten schließlich den Wert von 1,7 Erddurchmessern - und konnten aus zwei direkten Messungen die Dichte berechnen. Das Ergebnis von 5,6 Gramm pro Kubikzentimeter liegt sehr nahe am Wert der Erde von 5,15. Die Dichtebestimmung habe die bisherigen Methoden der Astronomen bestätigt, sagt Guenther. "Jetzt wissen wir, dass unsere Theorie über Planeten richtig ist."

Umlaufzeit unter 21 Stunden

Dass es sich um einen felsigen Planeten handeln muss, leiten die Forscher direkt aus dem Dichtewert ab. "Wer im Sonnensystem hat diese Dichte?", fragt Guenther. Merkur, Venus und die Erde seien Corot-7b am ähnlichsten - sämtlich Felsplaneten. Da sei es plausibel anzunehmen, dass der Exoplanet felsig sei. Natürlich könne man sich eine andere Zusammensetzung ausdenken, etwa einen extrem dichten Kern und eine leichte Hülle. Dies sei jedoch kaum vorstellbar und widerspreche auch den Theorien.

Nach Angaben der Sternwarte ließ sich bisher die Dichte von 63 der weit über 300 bekannten Exoplaneten messen. Corot-7b mit dem 1,7-fachen Radius der Erde ist der bisher kleinste und am schnellsten um seine Sonne kreisende Exoplanet. Die Umlaufzeit beträgt nicht einmal 21 Stunden.

Mit Leben ist allerdings nicht zu rechnen, da auf der Sonnenseite des Himmelskörpers rund 2000 Grad herrschten und sie vermutlich aus Lava und kochenden Ozeanen bestehe, schreibt die Europäische Südsternwarte. Ebenso lebensfeindlich sei die Nachtseite mit minus 200 Grad. Die bisher bekannten Planeten außerhalb des Sonnensystems sind meist aus Gas und haben höchstens einen felsigen Kern.

Die Eso-Forscher sprachen von einem "aufregenden und erstaunlichen" Ergebnis. Sie hatten im Februar die Entdeckung von Corot-7b gemeldet, dessen Dichte sich aber zunächst nicht messen ließ. Zunächst vermuteten die Forscher zudem, der Exoplanet habe die elffache Masse der Erde. Ihre Erkenntnisse wollen sie im Oktober im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics" veröffentlichen.

Erst die bisher längste Beobachtungsserie mit einem Instrument des Observatoriums La Silla in Chile auf 2400 Metern Höhe und weitere Beobachtungen brachte Klarheit. Gleichzeitig entdeckten die Beobachter noch einen Schwesterplaneten. Ob er auch aus felsigem Material besteht, lasse sich von der Erde aus nicht messen. Die meisten Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems sind große Gasbälle mit einer 20-mal so großen Masse wie Jupiter.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Erster Schweizer Satellit im All
Beitrag von: SiLæncer am 23 September, 2009, 15:51
Die Schweiz ist seit dem heutigen Mittwochmorgen mit einem eigenen Satelliten im Weltraum vertreten. Der "Swiss Cube" wurde um 08:21 Uhr MEZ an Bord einer indischen Trägerrakete ins All transportiert und 20 Minuten später erfolgreich auf seiner vorgesehenen Erdumlaufbahn ausgesetzt. Mit einer Kantenlänge von lediglich 10 Zentimetern und einem Gewicht von 820 Gramm gehört der "Schweizer Würfel" zur Klasse der Nanosatelliten. Konstruiert wurde er von rund 180 Studenten verschiedener Schweizer Fachhochschulen sowie der ETH Lausanne und der Universität Neuenburg. Die Projektkosten belaufen sich den Angaben zufolge auf 235.000 Euro.

(http://www.heise.de/bilder/145765/0/0)

Mit einem kleinen Teleskop soll der "Swiss Cube" das sogenannte Airglow-Phänomen vermessen, eine Aufhellung des Nachthimmels, die ab einer Höhe von etwa 90 Kilometern über der Erdoberfläche in bestimmten Regionen beobachtet werden kann. Die Messergebnisse könnten dann eventuell in die Entwicklung neuer Positionsbestimmungssysteme einfließen, heißt in der Projektbeschreibung. In den kommenden Monaten soll der "Swiss Cube" jeden Tag mindestens ein Bild zur Erde funken. Signale des Satelliten können Amateurfunker auf der Frequenz 437.505 MHz empfangen (70-Zentimeter-Band, Rufzeichen HB9EG).

Quelle : www.heise.de
Titel: Astronomen entdecken riesige kosmische Staubscheibe
Beitrag von: SiLæncer am 26 September, 2009, 19:45
Astronomen haben eine gewaltige Staubscheibe entdeckt, die einen extrem hellen Stern umkreist. Aus einer ähnlichen Konstellation hat sich vor Milliarden von Jahren auch unser Sonnensystem entwickelt.

(http://www.spiegel.de/images/image-18210-panoV9free-tpqz.jpg)
Quelle: NASA / JPL-Caltech / T. Pyle / DDP (illustrative Zeichnung)

Kamuela - Erst wenn man sich vorstellt, die Neuentdeckung läge in unserem Sonnensystem, werden die gigantischen Dimensionen klar: Die Ansammlung von Material - 410 Lichtjahre von der Erde entfernt - ist so gewaltig, dass sie vom Merkur bis fast zum Jupiter reichen würde, berichten die Forscher um Christopher Stark von der University of Maryland in College Park in der kommenden Ausgabe des Fachmagazins "Astrophysical Journal (http://www.iop.org/EJ/abstract/0004-637X/703/2/1188)".

Die Staubscheibe um den 51 Ophiuchi genannten Stern besteht aus Partikeln in der Größenordnung von einem Hundertstel Millimeter und ist etwa 100.000-mal dichter als der Schleier aus kosmischem Staub, der heute unsere Sonne umhüllt. Die Scheibe wird von einer zweiten, äußeren Scheibe umschlossen, die sich - wieder übertragen auf unser Sonnensystem - etwa von jenseits des Jupiters bis auf die 1200-fache Entfernung zwischen Sonne und Erde erstreckt.

Die äußere Staubscheibe bestehe aus Partikeln, die etwa so fein seien wie die kleinen Ascheteilchen in Rauch, erklären die Wissenschaftler. Sie vermuten, dass 51 Ophiuchi, der 260-mal heller ist als die Sonne, einen Impuls auf die kleinen Teilchen ausübt und sie so immer weiter nach außen drückt.

Keine Planetenbildung beobachtet

In der Staubscheibe selbst kommt es immer wieder zu Kollisionen von Teilchen und Einschlägen von Meteoriten, die das Material in immer feinere Bestandteile zermahlen. In solchen Staubscheiben kann jedoch auch der umgekehrte Prozess beobachtet werden - wenn sich nämlich das Material zu immer größeren Himmelskörpern zusammenballt und erste Planeten entstehen. Dieser Vorgang, so die gängige Theorie, ist auch in unserem Sonnensystem abgelaufen. Aber in der neu entdeckten Scheibe gibt es darauf bisher keinen Hinweis.

Möglich wurde die Beobachtung der Staubscheibe durch die Zusammenschaltung der beiden Zehn-Meter-Teleskope im Keck-Observatorium auf dem hawaiianischen Vulkan Mauna Kea. Die beiden Spiegelteleskope gehören zu den größten optischen Teleskopen der Welt. Durch geschickte Überlagerung ihrer Signale können Astronomen Strukturen sichtbar machen, die mit herkömmlichen Observatorien nicht wahrnehmbar sind.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Raumsonden finden Wasser auf dem Mars und dem Mond
Beitrag von: SiLæncer am 28 September, 2009, 14:47
Forschungssonden der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa haben Spuren von Wassereis auf dem Mars und dem Mond entdeckt. Auf dem Mars befand sich das gefrorene Wasser direkt unter der Oberfläche. Meteoriten hatten es freigelegt.

Der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) entdeckte das Eis an fünf Stellen auf der Nordhalbkugel des Nachbarplaneten. Das Eis befand sich direkt unter der Oberfläche. Entdeckt wurde das Eis, weil Meteoriten Krater auf der Marsoberfläche hinterlassen und so das Eis freigelegt hatten. Es ist zwar nicht der erste Fund von Wassereis auf dem Mars. Das bisher gefundene Eis befand sich jedoch tiefer im Boden.

(http://scr3.golem.de/screenshots/0909/weltraumwasser/thumb480/nasa_wasser_1.jpg)

In einigen der Krater erschien das Eis als heller Fleck auf der dunkleren Oberfläche. Die Flecken wurden in den folgenden Wochen jedoch dunkler - ein Anzeichen dafür, dass das Wasser in die dünne Marsatmosphäre verdunstete. Überraschend war der Fundort etwa auf halbem Weg zwischen dem Nordpol und dem Äquator - so weit südlich war bisher noch kein Wasser auf dem Mars gefunden worden.

Die Instrumente des MRO analysierten, dass das Wasser einen Reinheitsgrad von 99 Prozent hatte. Der Wasserfund so weit im Süden des Mars lässt nach Angaben der Wissenschaftler neue Schlüsse auf das frühere Klima des Planeten zu. "Das Eis ist ein Überbleibsel eines feuchteren Klimas, das hier vielleicht noch vor wenigen tausend Jahren geherrscht hat", erklärte Shane Byrne von der Universität des US-Bundesstaates Arizona in Tucson. Bayne gehört zu dem Team, das die hochauflösende Kamera des Orbiters, das High Resolution Imaging Science Experiment (HiRISE), bedient.

Die Wissenschaftler um Byrne haben ihre Entdeckung in der aktuellen Ausgabe des US-Fachmagazins Science beschrieben.

Eis auf dem Mond

Doch nicht nur auf dem Nachbarplaneten, auch auf dem direkten Begleiter der Erde haben die Raumsonden Wassereis ausgemacht: Drei Sonden fanden an den Polen des Mondes Spuren von Wasser und Hydroxyl - das ist ein Molekül, das aus einem Wasserstoff und einem Sauerstoffatom besteht.

"Wenn wir von Wasser auf dem Mond sprechen, meinen wir keine Seen, Ozeane oder auch nur Pfützen. Wasser auf dem Mond heißt Wasser- und Hydroxcylmoleküle, die mit Stein- und Staubmolekülen speziell in den oberen Millimetern der Mondoberfläche interagieren", sagte Carle Pieters von der Brown Universität in Providence im US-Bundesstaat Rhode Island. Brown gehört zu dem Team, das die Daten des Instruments Moon Mineralogy Mapper (M3) auswertet. M3 umkreist den Mond seit Oktober 2008 an Bord der indischen Sonde Chandrayaan-1.

Quelle : www.golem.de
Titel: Gigantischer Saturnring entdeckt
Beitrag von: spoke1 am 07 Oktober, 2009, 22:46
Weltraumteleskop «Spitzer»:


Er ist mehr als 20 Mal so groß wie die größten zuvor bekannten Planetenringe. Wäre der neue Saturnring von der Erde aus zu sehen, würde er doppelt so groß erscheinen wie der Vollmond.

(http://www.nasa.gov/images/content/392150main_spitzer20091006-516.jpg)
Quelle : http://www.nasa.gov/mission_pages/spitzer/multimedia/spitzer-20091007a.html

Der Saturn hat noch einen weiteren, bislang unbekannten Ring. Der hauchzarte Staubring ist der größte in unserem Sonnensystem, wie Anne J. Verbiscer von der Universität von Virginia und ihre Kollegen im britischen Journal «Nature» (online vorab) berichten. Die Astronomen hatten den dünnen Riesenring mit dem Weltraumteleskop «Spitzer» entdeckt. Er ist mit einem Durchmesser von 26 Millionen Kilometern mehr als 20 Mal so groß wie die größten zuvor bekannten Planetenringe, die Jupiter und Saturn gehören. Wäre er von der Erde aus zu sehen, würde er doppelt so groß erscheinen wie der Vollmond.

Der Staubring steht in Verbindung mit dem fernen Saturnmond Phoebe und könnte ein Rätsel lösen, das Astronomen seit langem beschäftigt: Die Frage, warum der Saturnmond Iapetus auf seiner Vorderseite in Flugrichtung wesentlich dunkler ist als auf seiner Rückseite. Möglicherweise hat Iapetus' Vorderseite im Laufe der Jahrmilliarden Staub aufgesammelt, der von den dunkleren äußeren Saturnmonden hinabfällt. Das Team um Verbiscer hat berechnet, dass der neu entdeckte Ring in der Vergangenheit unseres Sonnensystems genug Material geliefert haben kann, um die Vorderseite von Iapetus mit einer meterhohen Staubschicht zu bedecken. (dpa/nz)


Quelle: http://www.netzeitung.de/
Titel: Der Traum vom Hyperteleskop
Beitrag von: SiLæncer am 10 Oktober, 2009, 14:58
Das futuristische Interferometer-Teleskop Exo Earth Imager (EEI) bleibt bloßes Wunschdenken

Noch bleibt es ein unerfüllter Traum. Noch ist nicht absehbar, ob die Interferometrie-Superteleskope Darwin, Terrestrial Planet Finder oder Exo Earth Imager (EEI) eine reelle Chance haben, einmal als reale Gebilde im Weltraum zu enden. Gute Ideen, hoffnungsvolle Zukunftsprojekte gibt es zu Genüge. Finanzierbar sind sie indes nicht, weil das Geld in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise an allen Ecken und Enden fehlt. Derweil kontern die Ingenieure und Wissenschaftler mit abgespeckten Versionen, um ihre Projekte und Ideen zu retten. Aber auch diese finden keine Sponsoren.

Nein, keiner weiß, ob die ambitionierte ESA-Mission Darwin jemals ein neues Zeitalter in der Astronomie einläuten wird. Das steht allenfalls in den Sternen, deren Exoplaneten das Weltraumteleskop im Idealfall zuhauf nachweisen soll.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31101/31101_11.jpg)
Eines von vier Teleskopen der Darwin-Flotte. Bild: ESA

Darwin und TPF: Missionen der Zukunft ohne Zukunft

Ursprünglich als stolze Observationsflotte mit acht Satelliten angedacht, führt Darwin seit einiger Zeit als abgespeckte Schmalspur-Version nur noch ein Schattendasein. Das inzwischen aus nur vier einzelnen Raumfahrzeugen bestehende "Flottillchen" läuft sogar Gefahr, infolge der fast schon chronisch angespannten finanziellen Lage in der Raumfahrt und Astronomie dem Rotstift vollends anheimzufallen.

Sollte eine Ariane-V oder Soyuz-Fregat-Rakete in naher Zukunft dennoch das Quartett ins All entführen und dieses den 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Lagrange-Punkt L2 erreichen (an dem sich die Gravitationskräfte die Waage halten), würde die Ausbeute dennoch beachtlich sein. Schließlich haben die einzelnen drei Infrarotteleskope jeweils einen leistungsstarken Hauptspiegel mit einem Durchmesser von drei bis vier Metern. Nicht zu vergessen die Muttersonde, die das Licht des Trios bündeln und als Zentralstation den Kontakt mit dem blauen Planeten aufrecht erhalten soll. Die eingefangene Strahlung wird gemäß dem Prinzip des Nulling-Interferometers dergestalt kombiniert, dass die Bildschärfe eines 50 Meter großen Fernrohr entsteht, was Darwin wiederum erlaubt, nicht allein erdähnliche Planeten aufzuspüren, sondern auch in deren Atmosphären nach chemischen Spuren von Leben, sprich nach Biosignaturen, zu suchen.

Auch die NASA-Mission Terrestrial Planet Finder (TPF) steht schon seit Jahren auf der Kippe. Sollte sie wirklich – wie vorgesehen – um das Jahr 2020 ins All starten, würde sie fünf Jahre lang im optischen und Infrarotspektrum nach erdähnlichen Planeten suchen – dies 100 Mal genauer als Hubble. Einmal fertig gestellt, könnte der TPF mit zwei sich ergänzenden Teleskopsystemen bis zu 50 Lichtjahre tief ins All blicken. Der TPF besteht aus einem optischen Spiegel, der die zirka 10-fache Auflösung des heutigen Hubble-Weltraumteleskops hat und das Licht der vier zusammen geschalteten drei bis vier Meter großen Interferometer-Spiegel bündelt.

Selbst bei der Suche nach außerirdischen Laserblitzen könnte der TPF helfen. Schließlich versetzt er Astronomen in die Lage, zwischen dem von Sternen emittierten und dem von deren Planeten reflektierten Licht zu unterscheiden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31101/31101_2.jpg)
Zukunftsmission ohne Zukunft: Terrestrial Planet Finder. Bild: NASA

Labeyries Traum

Ein anderes Projekt könnte die Darwin-Mission, aber auch das NASA-Pendant überflügeln und weit in den Schatten stellen, sofern es jemals gebaut wird. Antoine Labeyrie träumt von einem aus vielen Einzelspiegeln bestehenden gigantischen Superteleskop, welches das Licht erdnaher sowie erdähnlicher Exoplaneten einfangen soll, um Ozeane, tropische Wälder, Gebirgsketten und Wüsten ferner Welten aufzulösen und zu fotografieren – und in den dortigen Atmosphären, bestenfalls sogar auf den Oberflächen, direkte Spuren von Leben nachzuweisen.

Der französische Astronom, der 100 Kilometer nördlich von Marseille am Observatoire de Haute-Provence arbeitet, ist kein Fantast oder Esoteriker, der mit seinem vermeintlich abgehobenen Plan bewusst gegen den Mainstream schwimmt. Vielmehr hat er sich als Spezialist für "optische" Fragen in der beobachtenden Astronomie einen Namen gemacht und sogar einem Asteroiden seinen Namen verliehen (Asteroid 8788 Labeyrie). Er entwickelte die Speckle-Interferometrie, ein Verfahren, das atmosphärische Störungen ausgleicht und die Qualität von Bildern erdgebundener Teleskope erheblich steigert.

Dass er nunmehr seit Mitte der 1980er Jahre konsequent an der Verwirklichung seines Traumes arbeitet und 1999 seine Idee der Fachwelt erstmals detailliert vorstellte, diese sieben Jahre später modifizierte und erneut in die Diskussion einbrachte, hat Ziel und Methode. Bislang existiert sein Konzept jedoch nur auf dem Zeichenbrett, auch wenn er bereits einige Probeläufe mit kleinen Prototypen durchgeführt hat.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31101/31101_3.jpg)
Künstlerische Darstellung eines Hyperteleskops. Bild: Laboratoire d'Interféromètrie Stellaire et Exoplanétaire  (LISE)

Das Hyperteleskop, das ihm vorschwebt, trägt den vorläufigen Namen Exo Earth Imager (EEI) und soll einmal als überdimensional großes Interferometer-Teleskop in der Erdumlaufbahn seine Kreise ziehen, wo es auch zusammengesetzt werden soll. Basierend auf Kalkulationen und Simulationen traut Labeyrie seinem Traumteleskop zu, einen 30 Lichtjahre entfernten Exoplaneten aufzuspüren und detaillierte Strukturen auf dem Zielplaneten auszumachen.

Sein ursprünglicher Entwurf sieht ein Hyperteleskop mit einem Durchmesser von 100 Kilometern vor, das aus 150 kleinen separaten, frei schwebenden Spiegelelementen mit jeweils drei Meter Durchmesser besteht. Ein jüngerer Plan hingegen geht sogar von 10.000 Drei-Meter-Spiegeln aus, die sich in einer sphärischen Blase verteilen, welche einen Durchmesser von sage und schreibe 400 Kilometern hat. Alle Teilspiegel sollen im Orbit dermaßen geschickt zueinander positioniert werden, dass sich das gesammelte Licht in einem Brennpunkt bündelt. Die einzelnen Teleskope, die die Erde in drei verschiedenen konzentrischen Kreisbahnen umrunden, würden dabei zu einem gigantischen Spiegel verschmelzen. In geschlossener Formation würde die Teleskop-Flotte ein Gebiet von sage und schreibe 8000 Quadratkilometern abdecken.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31101/31101_4.jpg)
Künstlerportrait des Exo Earth Imager. Bild: LISE

Trotz aller Begeisterung plädiert der Franzose für eine kontrollierte Vorgehensweise.

Zitat
Wir versuchen zunächst einmal Bilder von erdähnlichen Planeten, die Sterne umkreisen, zu erhalten. Auf solchen Bildern werden anfangs noch keine nennenswerten Details zu sehen sein, weshalb sich nur schwer feststellen lässt, ob der fragliche Planet die Ausbildung von Leben förder.

Aber der EEI kann mehr noch: Wie Darwin und der TPF auch soll die Fernrohr-Armada das reflektierte Licht der Exoplaneten mithilfe von Spektrographen in seine verschiedenen farblichen Bestandteile zerlegen, um Informationen über die chemische Zusammensetzung der hiesigen Atmosphären zu erhalten. Sollte der EEI dabei auf einen erdähnlichen, in einer habitablen Zone gelegenen Planeten stoßen, auf dem das Element Sauerstoff vorhanden ist, das auf der Erde als Nebenprodukt der Photosynthese anfällt, oder in dessen Atmosphäre sogar Ozon finden, wäre dies ein starkes Indiz für Leben.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31101/31101_15.jpg)
Ein möglicher Kandidat für EEI. Bild: NASA

Mini-Variante Luciola

Wann das ambitionierte Projekt jedoch sein erstes Licht im All feiert, bleibt angesichts der leeren Kassen, besser gesagt der stark angespannten Haushaltslage der NASA und ESA, völlig offen. Vieles spricht eher dafür, als müsste sich das fiktive Observatorium wie viele zukunftsträchtige Projekte vorerst mit dem Dasein als Modellskizze begnügen.

Da also auch in der Raumfahrt und Astronomie das Geld knapp geworden ist, hat Labeyrie längst eine stark abgespeckte, weitaus kleinere und billigere Version seines EEI-Hyperteleskops ausgetüftelt, die er Luciola nennt. Einmal fertig gestellt würde Luciola nur aus zwei Dutzend leichten Spiegeln bestehen, von denen jeder allenfalls einen Durchmesser von 20 Zentimetern hat. In der Erdumlaufbahn würde sich das kleine Geschwader auf einem Gebiet von einem Quadratkilometer verteilen. Während Nano-Satelliten die einzelnen Spiegel positionsgenau dirigieren, würde im Brennpunkt der Mini-Armada ein mit einer CCD-Kamera bestückter Satellit das Licht bündeln und die Bilder zur Erde senden. Labeyrie glaubt, dass Luciola durchaus in der Lage wäre, Einzelheiten eines Exoplaneten in 10 Lichtjahren Entfernung abzulichten: "Hellere Exoplaneten, heiße Gasriesen etwa, die Sterne wie 51 Pegasus oder Tau Boo umkreisen, sind ebenfalls potenzielle Ziele."

Quelle : www.heise.de/tp/
Titel: Überraschung am Ende des Sonnensystems
Beitrag von: SiLæncer am 17 Oktober, 2009, 05:16
Am Rand der Heliosphäre gibt es ein Band aus energetisch geladenen Partikeln

Vor einem Jahr startete die NASA-Sonde "Interstellar Boundary Explorer" (IBEX), um die Grenzen unseres Sonnensystems zu erforschen. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor – und sie stellen alle bisherigen Annahmen in Frage. Zwischen uns und den interstellaren Raum gibt es ganz unerwartet eine eng begrenzte Region voller spezieller Teilchen.

Die beiden Sonden Voyager 1 und Voyager 2 segelten bereits in der Vergangenheit an allen Planeten vorbei aus unserem Sonnensystem hinaus, doch die von ihnen gesendeten Daten ließen viele Fragen unbeantwortet.

Die Sonne, unser Zentralgestirn, sorgt für einen ständigen Nachschub an Teilchen, die sie in alle Richtungen in den Raum ausstößt, den so genannten Sonnenwind. Dieser konstante Teilchenstrom umgibt wie eine riesige magnetische Blase alle Planeten und sorgt dafür, dass die interstellare Materie in einem Abstand von ungefähr 100 Astronomischen Einheiten (1 AE = mittlere Entfernung zwischen Erde und Sonne) außen vor bleibt. Diese Heliosphäre umspannt als eine Art Schutzmantel unser Sonnensystem, denn die interstellaren Winde werden von ihr ebenso abgelenkt wie ein beträchtlicher Teil der kosmischen Strahlung.

Die Voyager-Sonden haben die Heliosphäre durchquert und sie verlassen. Dabei haben sie ein erstes Bild von diesem Grenzbereich geliefert und verdeutlicht, dass die Blase ein wenig platt gedrückt ist.

Wer sich aus dem Sonnensystem heraus bewegt, erlebt zunächst den "Termination Shock", wenn die Partikel des Sonnenwindes schlagartig abgebremst werden, jenseits davon befindet sich die Helipause, wo der Teilchenstrom der Sonne kaum noch eine Rolle spielt. Wer noch tiefer in die Weiten des Kosmos vordringt, durchfliegt den interstellaren Raum. Das ganze Gebilde ist allerdings nicht statisch, sondern dynamisch – alles variiert unter anderem je nach Stärke des Sonnenwindes. Soweit so gut, das Modell steht, muss aber in den Details noch erforscht werden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31324/31324_2.jpg)
Die IBEX-Sone, Bild: NASA

IBEX

Die Voyagers lieferten Anhaltspunkte dafür, dass weit draußen jenseits der äußersten Planeten einiges anders sein könnte, als einfache Modelle es vermuten ließen. So durchquerte Voyager 2 in einigen Tagen mindestens fünf Mal den "Termination Shock", auf den sie weit eher zum ersten Mal gestoßen war, als ihre Vorgängerin (10 Astronomische Einheiten näher an der Sonne). Offensichtlich geht es da draußen weitaus turbulenter zu, als die Astronomen sich das vorgestellt hatten.

Die NASA entschloss sich deshalb, eine eigene Sonde zu starten, die sich die Außengrenze des Sonnensystems genauer anschauen sollte. "Interstellar Boundary Explorer" (IBEX), ein Winzling mit einer Größe von ungefähr 70 mal 100cm und einem Gewicht von 460 Kilo, wurde vor einem Jahr gestartet. In einer Höhe von rund 300.000 Kilometer kreist IBEX nun um die Erde und kartografiert aus der Ferne die Grenzregion weit jenseits des Pluto.

Jetzt stellen verschiedenste Wissenschaftlerteams in der aktuellen Ausgabe des Magazins Science in fünf Artikeln die bereits durch IBEX gewonnen Erkenntnisse vor. Und diese Forschungsergebnisse stellen die gängigen Bilder nachhaltig in Frage.

Besonders verblüffend ist die Tatsache, dass sich dort draußen ein den Himmel überspannendes Band aus energiegeladenen neutralen Atomen (ENA) befindet. Sie entstehen, wenn die geladenen Partikel des Sonnenwinds auf interstellare Materie treffen. Diese Teilchen werden durch Magnetfelder nicht ihrer Bewegung beeinflusst, ohne sich ablenken zu lassen, schießen sie auf die Erde zu, wo IBEX sie abfängt. Kein Modell und keine Theorie hatte das Band vorhergesagt und die Voyager-Sonden sind an ihm vorbei gedüst, ohne es zu bemerken. Es ist schmal, lang und hat eine Energie von 0.2 bis 6.0 Kilo-Elektronenvolt (keV).

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31324/31324_3.jpg)
Detailansicht des ENA-Bandes, Bild: Southwest Research Institute

Die Wissenschaftler haben die Vermutung, dass das Magnetfeld der Milchstraße für das Phänomen verantwortlich sein könnte. Sicher ist aber nur, dass sie vor etwas völlig Neuem stehen, dessen Entstehung und Rolle in der Heliosphäre erst geklärt werden muss. Die Astrophysiker sind sich einig, dass die bisherigen Modelle nun zu überprüfen sind.

Der Leiter der IBEX-Mission Dave McComas vom Southwest Research Institute ist sich sicher, dass die überraschenden Forschungsergebnisse unser Bild von der Heliosphäre revolutionieren werden:

Zitat
Die IBEX-Resultate sind wirklich bemerkenswert, denn sie zeigen Emissionen, die keiner gängigen Theorie und keinem Modell dieser nie zuvor gesehen Region entsprechen. Wir erwarteten kleine, graduelle räumliche Variationen an der interstellaren Grenze zu finden. Aber IBEX zeigt uns ein sehr schmales Band, das zwei oder drei Mal strahlender ist als alles andere am Himmel.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Vor 20 Jahren startete die Jupiter-Sonde Galileo
Beitrag von: SiLæncer am 18 Oktober, 2009, 17:52
Vor genau 20 Jahren, am 18. Oktober 1989, startete vom Kennedy Space Center aus das Shuttle Atlantis mit der Sonde Galileo im Frachtraum. Die Sonde wurde wenige Stunden später auf ihre lange Reise zum Jupiter geschickt. Im Dezember 1995 kam sie im Jupiter-Orbit an, nachdem sie schon zuvor zahlreiche Aufnahmen von größeren Asteroiden (Gastra, Ida) gemacht und auch einen Asteroiden-Mond  (Dactyl) entdeckt hatte. Bei ihrem  Anflug beobachtete Galileo im Juli 1994 auch die Kollision des Kometen Shoemaker-Levy 9 mit Jupiter.

Kaum im Orbit angekommen, setzte Galileo eine kleine Erkundungssonde aus, die sich, durch Fallschrirme gebremst, durch die Jupiter-Atmosphäre kämpfte und die zahlreiche Messdaten lieferte. In den folgenden Jahren erforschte Galileo zusätzlich die Jupiter-Monde Ganymed, Kallisto, Io und Europa. Unter anderem lieferte sie wichtige Indizien, die auf die Existenz von Wasser auf Europa hinweisen.  Über 100 Wissenschaflter aus aller Welt waren an den Experimenten beteiligt. Bevor die Sonde wegen Treibstoffmangels ganz außer Kontrolle geraten konnte, steuerte sie die NASA sicherheitshalber auf Kollisionskurs zum Jupiter, auf dem man keinerlei Leben vermutet.  Nach einer Reise von über 4,6 Milliarden Kilometer schlug sie dann am 21. September 2003 mit rund 170.000 km/h auf dem Gasplaneten auf.

Quelle : www.heise.de
Titel: Suche nach zweiter Erde - Astronomen finden 32 neue Exoplaneten
Beitrag von: SiLæncer am 19 Oktober, 2009, 17:49
Astronomen haben eine ungewöhnlich große Zahl von Exoplaneten aufgespürt. Viele der Himmelskörper sind kaum schwerer als unser Heimatplanet. Eine zweite Erde befindet sich zwar nicht unter ihnen - aber ihre Entdeckung halten Forscher nur noch für eine Frage der Zeit.

Genf - Die gute Nachricht zuerst: Bei der Suche nach fernen Welten haben europäische Forscher einen riesigen Schritt nach vorn gemacht. Auf einer Fachkonferenz in Portugal konnten Astronomen auf einen Schlag die Entdeckung von 32 Exoplaneten bekanntgegeben. Besonders begeistert sind die Wissenschaftler um Stéphane Udry von der Universität Genf, weil ein Großteil der neu entdeckten Himmelskörper vergleichsweise leicht ist. Die Anzahl der Exoplaneten in dieser Kategorie sei mit der Neuentdeckung um ein Drittel gestiegen, teilte die Europäische Südsternwarte (Eso) mit.

Der Beutezug gelang mit Hilfe des Harps-Instruments ("High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher") des 3,6-Meter-Teleskop im chilenischen La Silla. Die Wissenschaftler nutzten die Tatsache, dass Planeten die Bewegung ihres Zentralgestirns minimal beeinflussen. Der Stern gerät auf einen Schlingerkurs, bewegt sich minimal auf den Betrachter zu und anschließend wieder von ihm weg (siehe Kasten links). Die periodischen Änderungen in der Wellenlänge des ausgesendeten Lichts lässt sich mit Instrumenten wie Harps nachweisen.

Fünf Jahre haben die Forscher mit dem Gerät den Nachthimmel abgesucht. In 2.400 Metern Höhe liegt das Observatorium in Chile - und bietet damit exzellente Sichtbedingungen. Harps habe dabei geholfen, gut 75 der etwa 400 derzeit bekannten Exoplaneten zu entdecken, so die Wissenschaftler. Nun geht die fünfjährige Beobachtungsperiode zu Ende - und zum Abschluss sollte es noch einmal einen richtigen Kracher geben. Deswegen wurde die Pressekonferenz zu den 32 Neuentdeckungen einberufen.

Allerdings, und das ist die weniger gute Nachricht: Den Fund einer zweite Erde, das Traumziel aller Planetenforscher, konnten die Wissenschaftler auch diesmal nicht erreichen. Für diese Aufgabe ist Harps schlicht nicht präzise genug, sagen sie. Udry und Kollegen verkünden aber stolz, dass sie zwei Exoplaneten mit etwa fünf Erdmassen und zwei weitere mit etwa sechs Erdmassen entdeckt hätten. Nur seien die viel zu kalt, um Leben zu beherbergen, sagt Xavier Bonfils vom Lisbonne Observatory in Portugal. Er war ebenfalls an der Entdeckung beteiligt.

Weitere Entdeckungen in sechs Monaten

Vor gut einem Monat hatten Astronomen erstmals durch direkte Messungen bewiesen, dass der Exoplanet CoroT-7b aus Fels bestehen muss. Die Forscher bestimmten Durchmesser und Masse und konnten so die mittlere Dichte des 500 Lichtjahre entfernten Himmelskörpers berechnen. Sie ist mit 5,6 Gramm pro Kubikzentimeter nur wenig größer als die der Erde mit 5,15 Gramm pro Kubikzentimeter. Trotzdem rechnen die Forscher nicht mit Leben auf CoroT-7b, denn er umkreist seinen Stern in gebundener Rotation: Eine Seite des Planeten ist stets dem Stern zugewandt, die andere ihm abgewandt. Die Sonnenseite von CoroT-7b ist geschätzte 2.000 Grad heiß und besteht vermutlich aus Lava und kochenden Ozeanen. Die Nachtseite dürfte mit minus 200 Grad ebenso lebensfeindlich sein.

Mit der Neuentdeckung der 32 Exoplaneten verstärkt sich ein Eindruck, den viele Forscher schon seit längerer Zeit haben: Exoplaneten in fernen Sternensystemen sind alles andere als eine Seltenheit. "40 bis 60 Prozent der sonnenähnlichen Sterne haben Planeten", sagt Udry. Die Milchstraße wiederum besteht aus 100 bis 300 Milliarden Sternen - weshalb viele Forscher die Entdeckung einer zweiten Erde nur noch für eine Frage der Zeit halten."In weniger als sechs Monaten werden wir weitere Entdeckungen bekanntgeben", sagt Udry.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Warum wir von ihnen nichts hören
Beitrag von: SiLæncer am 23 Oktober, 2009, 07:07
Anmerkungen zum Fermi-Paradoxon und SETI – Teil 1

Der italienische Kernphysiker und Physik-Nobelpreisträger von 1938, Enrico Fermi (1901-1954), warf im Sommer 1950 im Beisein von drei weiteren Wissenschaftlern während eines Gesprächs in einer Kantine des geheimen US-Atom-Forschungslabor Los Alamos National Laboratory in New Mexiko (USA) beiläufig die simple Frage auf: Wo sind sie? Als Fermi das Fernbleiben der Aliens als Indiz dafür wertete, dass diese nicht existieren, war das vermeintliche Fermi-Paradoxon geboren. In Wahrheit aber ist dieses alles andere als ein echtes Paradoxon, kann doch das Schweigen im kosmischen Äther und die Abwesenheit von ET die Folge unzähliger Gründe sein …

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31320/31320_11.jpg)

Eine Folge unzähliger Gründe

Wer um Kreativität und Verwegenheit nicht verlegen ist, kann das Fernbleiben der Aliens mit der noch so absurdesten Theorie erklären oder verklären. Da keiner weiß, warum sie sich nicht melden, hat fast jede Interpretation ihre Daseinsberechtigung. Alles ist möglich, alles erlaubt, weil alles bloße Spekulation ist. Nur eines ist gewiss: dass es sie geben muss! Sie sind irgendwo da draußen. Sie leben in und außerhalb unserer Galaxis, weil unser Universum schlichtweg zu kreativ und groß ist, um nur einer intelligenten Lebensform ein passendes Biotop zu geben. Millionen bis Milliarden Zivilisationen mögen es sein, die in diesem Universum nebeneinander, aber nicht miteinander leben.

Bei alledem müssen wir grundsätzlich von einer Prämisse ausgehen, die oft übersehen wird: Viele Autoren listen nur eine Handvoll Gründe auf, um das reservierte Verhalten der Außerirdischen pauschal zu erklären. Zuweilen kommt es auch zu missverständlichen Generalisierungen, wie etwa bei der Frage, was wohl wäre, wenn alle nur senden, aber keiner zuhört, oder alle nur zuhören, aber keiner sendet? Solche oder ähnlich geartete Fragen sind aus dem Grund vernachlässigbar, weil es extrem unwahrscheinlich ist, dass mit einem Male alle existierenden Zivilisationen in der Galaxis unabhängig voneinander demselben Motiv folgen und sich bewusst abkapseln. Einige mögen diesen Grundsatz beherzigen. Die Logik sagt uns aber, dass nicht alle Technologien aus demselben Grund schweigen oder fleißig senden. Nicht jede Art beschränkt sich darauf, bloß zuzuhören oder unentwegt ins All zu funken. Wo Vielfalt ist, herrscht Pluralismus, entstehen viele Meinungen und ergo unterschiedliche Verhaltensweisen. Dieses ungeschriebene irdische Gesetz sollte auch die Soziologie vieler außerirdischer Kulturen prägen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31320/31320_12.jpg)
Kaum ein Planetenjäger zweifelt daran, dass bewohnte Exoplaneten, die unserer Heimatwelt ähneln, im All en masse vorhanden sind. Und kaum einer bezweifelt, dass auf einigen intelligente Lebensformen existieren. Bild: NASA

In Wahrheit hat jede einzelne der Millionen bis Milliarden intelligenten Lebensformen und Hochkulturen, die im Universum leben, gelebt haben oder noch leben werden, ihren ganz speziellen Grund, von sich nichts hören zu lassen. Ja, es werden wohl immer mehrere Gründe zusammenkommen, die in der Summe den Ausschlag geben und die Entscheidungsfindung beeinflussen. Das Schweigen im Äther ist die Folge unzähliger Gründe, die wir in ihrer Gesamtheit nicht erfassen können.

Eine Handvoll Gründe

Einer von vielen Gründen für die Abwesenheit extraterrestrischer Intelligenz könnte darin liegen, dass einige unserer in der Milchstraße oder in den anderen 500 Milliarden Galaxien beheimateten kosmischen Mitstreiter mit anderen Zivilisationen ganz bewusst keinen Kontakt aufnehmen, um den Zorn der Götter nicht heraufzubeschwören. Das klingt im ersten Moment nach finsterem Mittelalter, könnte aber Millionen Lichtjahre entfernt auf anderen Welten ein religiöses Dogma sein, dem strikt Folge geleistet wird. Gefangen in Katechismen und Glaubenszwängen, würden solche Wesen womöglich ihre heimatliche Sphäre weder körperlich noch gedanklich verlassen, auch wenn ein "First Contact" im Bereich des Möglichen wäre. Vielleicht existieren auf einigen Planeten sogar radikal theokratische Systeme, die Begegnungen mit fremden Kulturen aus religiös-sozialen Gründen strikt verbieten, weil als Folge eines Kontaktes die eigene Staatsreligion auf eine zu ernste Probe gestellt werden könnte. Schließlich könnte ein Dialog mit einer fernen Intelligenz das theologische Weltbild stark erschüttern, vor allem dann, wenn die Fremdlinge Atheisten purster Ausprägung wären oder mit völlig anderen Gottheiten aufwarteten.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31320/31320_13.jpg)
So nah und doch so fern: Die Spiralgalaxie M81 befindet sich "nur" 12 Millionen Lichtjahre entfernt; für eine Kommunikation mit dortigen Bewohnern ist sie gleichwohl zu weit weg vom Schuss. Bild: NASA/JPL-Caltech/S. Willner (Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics)

Welche Konsequenzen hätte es wohl für das Christentum, insbesondere für die katholische Kirche, kommunizierten wir als Erdenbürger in naher Zukunft mit einer fortgeschrittenen Kultur und würden so ganz nebenbei via Radiowellen erfahren, dass auf deren Welt noch kein "Heiland", kein "Befreier", kein "Sohn Gottes" die frohe Botschaft verkündet hat. Würde dies nicht der so genannten Allmächtigkeit und Allgegenwärtigkeit Gottes widersprechen, der doch all seine Schäflein im Universum mit der gleichen Liebe umarmen und väterlich behüten sollte? Hätte er nicht dafür Sorge tragen müssen, dass sein Sohn alle bewohnten, mit Bewusstsein und Intelligenz gesegneten Welten seines grenzenlosen Universums aufsucht?

Denkbar wäre auch, dass extraterrestrische Lebensformen, die über Bewusstsein und Selbstbewusstsein verfügen, schlichtweg kein Interesse an Wissenschaft und Technik haben und anstelle von Astronomie, Exobiologie oder Raumfahrt ihr vollkommenes Glück in der Literatur, Musik und Kunst suchen und dort aus- und erleben. Ja, warum sollten sich nicht zahlreiche Gesellschaften fernab der Erde voll und ganz der Dichtkunst, Musik, den bildenden oder darstellenden Künsten verschrieben haben? Was oberhalb ihrer Sphäre geschähe, würde bestenfalls in Gedichten oder Kantaten und Gemälden Ausdruck finden. Die Sterne wären nicht mehr als schmückendes Beiwerk ihrer Muse, potentielle Lebewesen auf fernen Welten nur Romanfiguren ihrer Fantasie. Vorstellbar ist daher, dass kunstbesessene Aliens für einen interplanetaren Austausch, der einen wissenschaftlich-technischen Kraftakt voraussetzte, im wahrsten Sinne des Wortes keine Antennen haben.

Demgegenüber könnten andere Zivilisationen an kulturellem Niveau eingebüßt haben oder mit Kultur schlechthin nichts zu tun haben wollen. Anstatt sich den schönen Künsten und sinnlichen Genüssen zuzuwenden, könnten sie glücklich vor sich hinvegetieren und im vollen Bewusstsein der Dekadenz frönen, aber ihrem Lebensstil ausschließlich Positives abgewinnen. Ihr Leben stünde unter dem Stern, den exzessiven Medien- und Spielkonsum mit allen Mitteln zu befriedigen. Auch ein übermäßiger kulinarischer oder sexueller Trieb könnte so manch Alien-Kultur die Lust auf Wissenschaft und die Neugierde auf andere Lebensformen genommen haben. Schlimmstenfalls betäuben sie ihre Sinne mit Alkohol und Drogen, diskutieren den ganzen Tag über Politik oder richten ihre aggressive Energie gegen sich selbst und bekriegen sich ohne Unterlass. Oder sie leben nur noch auf virtuelle Weise im PC-Spiel oder Computerexperiment respektive im Second-Life-Kosmos weiter, quasi als Avatar in einer 5-D-Welt. Erste Anzeichen eines solchen Verfalls sind auf unserer guten alten Erde längst zu beobachten.

Vieles ist denkbar, alles möglich. Selbst das Vorhandensein einer superintellektuellen, rein geisteswissenschaftlich orientierten Gesellschaft, die – dem irdischen Vorbild Sokrates (469–399 v. Chr.) folgend – gewissermaßen tagein, tagaus unentwegt philosophiert und problematisiert, mag man nicht ausschließen. Ob eine solch distinguierte Art überhaupt Zeit und Muße für ferne Exoplaneten und deren Bewohnern hätte? In der Theorie vielleicht schon – aber auf rein praktischer Ebene?

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31320/31320_14.jpg)
Selbst auf fernen bizarren Welten könnten intelligente Lebensformen eine Nische gefunden haben. Bild: NASA/JPL-Caltech/T. Pyle (SSC)

Andererseits könnten auf maritimen Welten fischartige Lebewesen hausen, die im Verlaufe ihrer Evolution zwar Intelligenz ausgebildet haben, sich aber ausschließlich im nassen Milieu heimisch fühlen und naturgemäß keine Sensibilität für die Sterne mitsamt deren Bewohnern mitbringen. Die Welt, in der sie lebten und die sie als einzigen Forschungsgegenstand erachteten, wäre ein marines Universum. Genauso gut könnten auf anderen Planeten geistreiche Geschöpfe in Höhlen oder zwischen den Sedimentschichten weit unterhalb der Planetenoberfläche schlummern, weil die Welt oberhalb völlig unbewohnbar ist. Ihren Blick nach unten und nach vorn gerichtet, würden sie der lebensfeindlichen, über ihrem Haupt gelegenen Sphäre wenig Beachtung schenken.

Und was wäre, wenn manche von ihnen eine unerklärbare Vorliebe für den Mikrokosmos haben, folglich mit allen Sinnen und technischen Instrumenten die Welt des Sub-Universums analysierten? Der Makrokosmos wäre nur Mittel zum Zweck, um hinter die Fassade des Mikrokosmos zu blicken; das Universum hingegen in seiner komplexen Gesamtheit als Forschungsgegenstand nicht der Rede wert. (…).

Youtube-Video (http://www.youtube.com/watch?v=bHJz9CLa8Q4) mit Dr. Seth Shostak vom SETI-Institut über das Fermi-Paradoxon.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Blitz aus der dunklen Vergangenheit des Kosmos
Beitrag von: SiLæncer am 29 Oktober, 2009, 12:14
Durch Teleskope auf der ganzen Welt wurde das Nachleuchten einer Explosion aus der Frühzeit des Universums verfolgt – nie zuvor gelang ein Blick soweit zurück in die Ursprünge der Sterne

Den Astronomen gelingt es, immer tiefer ins All und damit in die Vergangenheit zu blicken. Jetzt spürten sie mithilfe verschiedenster Observatorien weltweit das Signalfeuer auf, das ein sterbender Stern vor mehr als 13 Milliarden Jahren hinterließ. Nie zuvor gelang es, soweit in die Geschichte des Kosmos zurückzublicken. Das ist die Epoche der Entstehung der ersten Sterne nach dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren, deshalb ist das Nachglühen eines Gammastrahlenbruches aus dem Dunklen Zeitalter des Universums eine echte Sensation.

Gammastrahlenausbrüche (GRB - nach der englischen Bezeichnung Gamma Ray Burst) wurden in den 60er Jahren zufällig von Spionagesatelliten entdeckt, die nach nach der Strahlung von Atomwaffentest spähten. Die kurzen Blitze im Gammastrahlenbereich gehören zum energiereichsten, was das Universum zu bieten hat. Innerhalb weniger Sekunden strahlt ein GRB mehr Energie aus als unsere Sonne in mehreren Milliarden Jahren.

Es gibt zwei Typen dieser gewaltigen Energieausbrüche, zum einen die ultrakurzen, die bis zu zwei Sekunden dauern und zum anderen die langen Gammablitze, die meist bis zu zwanzig Sekunden dauern (manchmal auch bis zu einigen Minuten) – und zu denen auch der neu entdeckte GRB 090423 gehört. Jochen Greiner vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, der mit seiner Forschungsgruppe an der Beobachtung beteiligt war, erklärt, wie diese Blitze beim Kollaps eines massereichen Sterns am Ende seines Lebens entstehen:

Zitat
Es wird ein zweiseitiger Jet, vermutlich entlang der Rotationsachse des Sterns, ausgestoßen, der auf fast Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wird, sobald er die äußeren Schichten der Sternhülle durchstoßen hat. Die Gammastrahlung entsteht vermutlich durch interne Zusammenstöße von schnelleren mit langsameren Schockwellen innerhalb dieses Jets. Die Reste des kollabierenden Sterns stürzen dann zu einem Schwarzen Loch zusammen. Aber nicht jeder sterbende Stern erzeugt einen Gammablitz, sondern nur einer aus etwa einer Million - deshalb dürften jene Sterne, die solche Blitze erzeugen, in einer ihrer Eigenschaften etwas Besonderes darstellen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31408/31408_1.jpg)
Illustration eines Gammastrahlenausbruchs, Bild: ESO/A Roquette

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature stellen zwei Teams mit insgesamt mehr als 100 beteiligten Forschern nun den bislang ältesten Gammastrahlenausbruch vor. Am 23 April 2009 entdeckte der NASA-Satellit Swift im Sternbild Löwe einen Gammablitz, der zehn Sekunden dauerte und nach dem Datum seiner Sichtung die Bezeichnung GRB 090423 erhielt.

Schnell erreichte die Meldung die erdgebundenen Teleskope, und schon nach 20 Minuten war das United Kingdom Infra-Red Telescope auf Hawaii auf die Position des Blitzes am Himmel ausgerichtet, es folgten andere Observatorien überall auf der Welt – vom Very Large Telescope der ESO in Chile bis zum Telescopio Nazionale Galileo auf der Kanareninsel La Palma. Die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftlergruppen von Institutionen aus der ganzen Welt ermöglichte die Bobachtung des Nachleuchtens des Blitzes auf allen Wellenlängen, also in den Bereichen der Röntgen-, der ultravioletten, der optischen, der infraroten und der Radiostrahlung.

Die Analyse der Rotverschiebung, der Verzerrung der Strahlung durch die Expansion des Universums, ergab einen Wert von 8,1 bzw. 8,2 – das bedeutet, dass das Licht von GRB 090423 mehr als 13 Milliarden Jahre brauchte, um bei uns einzutreffen. Die Supernova des Sterns, die diesen Gammablitz erzeugte, fand also vor 630 Millionen Jahren statt, im Dunklen Zeitalter, als das Universum gerade mal 4,5 Prozent seines heutigen Alters erreicht hatte und noch viel kleiner war als heute.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31408/31408_2.jpg)
Nach dem Urknall erkaltete das Universum schnell, während es sich ausdehnte. Nach etwa 400.000 Jahren formten sich aus freien Elektronen und Protonen erste neutrale Atome und im folgenden Dunklen Zeitalter des Kosmos erste Sterne und Galaxien. Bild: Bing Zhang/Nature

Die Ergebnisse der Forschergruppen um Nial R. Tanvir von der University of Leicester und Ruben Salvaterra von Istituto Nazionale di Astrofisica, INAF stellen einen neuen Rekord da. Nie zuvor haben Menschen derartig weit in die Tiefen des Weltalls und zugleich in die Vergangenheit geblickt. Das zuvor älteste kosmische Objekt war eine Galaxie mit einer Rotverschiebung von 6,96, der älteste Gammastrahlenausbruch GRB 080913 mit einem Wert von 6.7 – und damit knapp 200 Millionen Jahre jünger als GRB 090423. Nial Tanvir hält fest:

Zitat
Mit einer Rotverschiebung von 8,2 ist dies der am weitesten entfernte Gammastrahlenausbruch, der je beobachtet wurde, und es ist auch das am weitesten entfernte Objekt, das jemals - irgendwie - entdeckt wurde. Diese Entdeckung zeigt die Wichtigkeit der Gammastrahlenausbrüche für die Untersuchung des am weitesten entfernten Teils des Universums. Sicher werden künftig sogar noch weiter entfernte Ausbrüche in der Zukunft gefunden, die ein Fenster zum Studium der allerersten Sterne und das ultimative Ende des Dunklen Zeitalters im Universum öffnen.

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Der rote Punkt in der Mitte dieser Aufnahme des Nachthimmels zeigt GRB 090423 – die umliegenden Sterne und Galaxien sind viel jünger. Bild: A.J.Levan & N.R.Tanvir

Wieder einmal ein neuer Rekord durch die jüngste Generation von Teleskopen, die sich als Zeitmaschinen erwiesen, die zunehmend einen Einblick in die früheste Epoche des Universums ermöglichen.

Die Analyse der gewonnen Daten von GRB 090423 zeigt, dass der sterbende Stern, der diesen Ausbruch verursachte, zwar in die Frühzeit der Sternenentstehung im Universum gehört, aber nicht zur allerersten Generation der Sterne. Schwere Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff oder Sauerstoff bildeten sich erst in den Sternen.

Der Stern, der GRB 090423 erzeugte, gehört nach Meinung der beteiligten Forscher wahrscheinlich bereits zur zweiten Generation der stellaren Ahnen, seine Supernova reicherte die Umgebung mit einem höheren Metallgehalt an und schuf so die Voraussetzung für Sterne der dritten Generation wie unsere Sonne. Unser Sonnensystem, die Planeten, die Erde und nicht zuletzt wir selbst bestehen aus Sternenstaub, aus Materie, die mehrfach den Kreislauf vom werden und Vergeben der Sterne durchlaufen hat.

Die Kosmologie hat immer mehr Möglichkeiten, immer weiter ins All und damit zurück in die Vergangenheit zu blicken. Durch die Erkenntnisse über die Entstehung der ersten Sterne und Galaxien gewinnen wir Basiswissen über die grundsätzliche Beschaffenheit des Universums.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Das Ende des "Fermi Paradoxon" und das Schweigen im Äther
Beitrag von: SiLæncer am 02 November, 2009, 10:58
Anmerkungen zum Fermi-Paradoxon – Teil 2

Der italienische Kernphysiker und Physik-Nobelpreisträger von 1938, Enrico Fermi (1901-1954), warf im Sommer 1950 im Beisein von drei weiteren Wissenschaftlern während eines Gesprächs in einer Kantine des geheimen US-Atom-Forschungslabor "Los Alamos National Laboratory" in New Mexiko (USA) beiläufig die simple Frage auf: Wo sind sie? Als Enrico Fermi das Fernbleiben der Aliens als Indiz dafür wertete, dass diese nicht existieren, war das vermeintliche Fermi-Paradoxon geboren. In Wahrheit aber ist dieses alles andere als ein echtes Paradoxon, kann doch das Schweigen im kosmischen Äther die Folge unzähliger Gründe sein …

Die Kohlenstoff-Chauvinisten

Möglicherweise hat die bisherige erfolglose Suche nach künstlichen Signalen aber einen viel profaneren Grund. Wahrscheinlich haben hochstehende außerirdische Lebensformen den Informationsmüll unserer Zivilisation längst aufgefangen, der seit 1906 in Form von Radiowellen unüberhörbar peu à peu ins All wandert. Schlimmstenfalls sind sie dabei auf den TV-Abfall der weltweit verstreuten Privatsender gestoßen, die in der Vergangenheit den meisten geistig-elektromagnetischen deutschen Unrat fabriziert haben. Da diese Daten bekanntlich nicht gerade ein allzu rosiges Psychogramm der Menschheit liefern, könnten einige unserer in Erdnähe lebenden Brüder und Schwestern beim Studieren dieser Signale durchaus einen intellektuellen Kulturschock erlitten haben. Sie hätten allen guten Grund, an unserem Verstand zu zweifeln. Die Visitenkarte, die wir nämlich bislang abgegeben haben, ist alles andere als einladend. Sie ist im Gegenteil sogar höchst ausladend, weil sie von einer streitsüchtigen Spezies stammt, zu der zumindest die friedlich gesinnten Kulturen auf Abstand gehen. "Würden sie uns allein an den Kriegs- und Terrorberichten der TV-Nachrichten messen", so der deutsche SETI-Experte Sebastian von Hoerner (1919-2003) , "dürften wir uns über ihr Schweigen wohl kaum wundern."

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31381/31381_11.jpg)

Vielleicht vernebelt unsere anthropozentrische Hybris ja auch nur den Blick auf Lebensformen, die sich eines nichtbiologischen Daseins erfreuen und ein Leben jenseits der DNA und des reaktionsfreudigen Elements Kohlenstoff führen. Schließlich sehen und erkennen Kohlenstoff-Chauvinisten nur das, was sie erwarten. Eventuell haben die Außerirdischen im Gegensatz zu uns eine komplett andere Biochemie oder existieren als reine Geistwesen, als formlose Lebensformen, die aus purer Energie bestehen und logischerweise keine Teleskope besitzen, weil sie zwangsläufig schlechte Handwerker und Ingenieure sind. Gegebenenfalls beherrschen sie aber die Technik der Gedankenübertragung und könnten immerhin mit Telepathie-begabten Aliens Kontakt aufnehmen. Wer weiß, vielleicht sind schon zahlreiche fremde Gedankenströme auf uns niedergeprasselt, ohne dass unser Denkapparat eine reelle Chance gehabt hätte, diese als solche wahrzunehmen und in irdische Gedanken zu übersetzen.

Elektromagnetische Hürden

Aber selbst technologisch bewanderte Arten, die auf Radio- und Lichtwellen als interstellaren Informationsträger schwören und über das notwendige Instrumentarium verfügen, müssten nicht automatisch die Frequenzbereiche frequentieren, die irdische SETI-Forscher aus diversen Gründen bevorzugen. Nicht auszuschließen ist, dass fremde Technologien die von uns bevorzugte 21-Zentimeter-Wasserstofflinie, auf der das Element Nr. 1 im Universum emittiert, der Wasserstoff, völlig ignorieren und stattdessen in Wellenbereichen jenseits unserer Vorstellungskraft operieren.

Bei der Jagd nach der intelligenten Grußbotschaft aus einer anderen Welt kommt auch stets der räumlichen und zeitlichen Ebene große Bedeutung zu. Schließlich könnten Licht- und Funksignale aus den Tiefen des Alls unseren Planeten schon vor Millionen Jahren passiert haben – oder erst in ferner Zukunft erreichen. Genauso gut könnte die im Wellenmeer dahin treibende extrasolare Flaschenpost jetzt, just in diesem Moment, ans Erdufer driften, ohne dass wir dies bemerken respektive jemals bemerken werden. Sollten jedoch die Adressanten nur eine einzige Flaschenpost in die Strömung des astralen Ozeans geworfen haben und nicht permanent "nachwerfen", wäre das Kontakt-Zeitfenster in der Tat ausgesprochen eng. Da Licht- und Funksignale nicht warten, sondern stetig weiterziehen und sich mit zunehmender Distanz über einen immer größeren Radius im Raum verteilen und zeitgleich an Energie verlieren, sind die Chancen ungleich größer, sich zu verpassen als zueinander zu finden. Wer also nicht am richtigen Küstenabschnitt zum rechten Zeitpunkt wartet, um das unbekannte Strandgut aufzufischen, zieht leere Netze ein. Und wer zum falschen Zeitpunkt seine Botschaft auf die Reise schickt, wird keinen Abnehmer finden. So manch Schiffbrüchiger, der einst an einer einsamen pazifischen Insel strandete und dort zwangsläufig seinen Lebensabend verbringen musste, könnte ein Liedchen davon singen, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, eine Flaschenpost erfolgreich dem richtigen Empfänger zuzuführen.

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Interagierende Galaxien. Auch in ihnen könnte Leben durchaus überleben. Bild: NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Das Hauptproblem dürfte die kurze Lebensspanne intelligenter Zivilisationen sein. Denn gemessen am Alter des Weltalls sind selbst lang lebende Kulturen bestenfalls kosmische Eintagsfliegen. So könnte etwa eine intelligente Lebensform in relativer Erdnähe – sagen wir mal in 50 Lichtjahren Entfernung – ihren evolutionären Zenit bereits vor einer Milliarde Jahre überschritten haben und mittlerweise wieder von der kosmischen Bühne abgetreten sein, während für eine andere Zivilisation der Vorhang zum ersten Akt des Lebens erst in einer Milliarde Jahre aufgeht. Schlimmstenfalls könnte eine längst untergegangene Zivilisation eine Nachricht von einer anderen Kultur erhalten, die desgleichen das Zeitliche gesegnet hat. Da sich zwischen dem Absenden und Auffangen einer intergalaktischen Nachricht ungeheure Distanzen und deshalb auch ungeheure Zeiträume erstrecken, ist die Wahrscheinlichkeit überdies extrem hoch, dass das Gros der Hochkulturen im Universum seine gut geschnürten Radio-, und Laserpakete unbemerkt aneinander vorbei funkt und pulst. Es müsste schon viel Glück im Spiel sein, wenn wenigstens einer von beiden die dünne elektromagnetische Nadel im Sternhaufen findet.

Der galaktische Club

Darüber hinaus sollten wir einkalkulieren, dass viele Technologien auf anderen Planeten das Stadium der Laser- und Radioastronomie längst hinter sich gelassen haben könnten und daher bei der Suche nach einem interplanetaren Gesprächspartner auf ganz andere Techniken und Methoden setzen. Sie könnten eine völlig andere, weitaus effizientere Technologie nutzen, die wir noch nicht kennen oder nicht als solche erkennen. Es ist gewiss kein Zufall, dass sich gegenwärtig in SETI-Kreisen die Stimmen mehren, verstärkt ein Auge auf alternative Verfahren zu werfen. Eine Überlegung zielt darauf ab, dass außerirdische Zivilisationen anstelle von Radio- und Lichtwellen ausschließlich hochenergetische Neutrinostrahlen zur Übermittlung von Botschaften anwenden könnten. Tatsächlich durchdringen Neutrinos im Gegensatz zu Radio- oder Lichtsignalen, die auf ihrer Odyssee durchs Universum ständig Gefahr laufen, von Materie abgeblockt zu werden, mit Leichtigkeit jedwede Form von Materie – ohne an Masse zu verlieren. Ein idealer Träger für komplexe Informationen. Eine technisch weit fortgeschrittene fremde Kultur könnte sich diesen Umstand zunutze gemacht und eine auf Neutrinos gestützte exoplanetare Datenleitung errichtet haben. Die von ihnen versandten kryptischen Neutrino-Botschaften könnten dann gleichwohl nur Lebensformen schlüssig entcodieren, die ungefähr das intellektuell-technische Niveau des Absenders haben.

Metaintelligente Zivilisationen würden nur jenen Kulturen die Hand reichen und Aufwartung machen, die ein bestimmtes technisches und geistiges Niveau erreicht haben. Ähnlich der obersten Direktive im "Star-Trek"-Kosmos, der zufolge die Vereinigte Föderation der Planeten nur mit Kulturen einen direkten Umgang pflegt, welche die licht- bzw. überlichtschnelle Raumfahrt beherrschen, könnten die Außerirdischen im realen Kosmos einem Codex galactica folgen. In ihren galaktischen Club nähmen sie nur die Besten der Besten auf. Nur wer im kosmischen PISA-Test die vorderen Plätze belegt, ist im erlesenen Kreis der galaktischen Elite willkommen. Für Lebewesen auf jungen Welten hingegen, die noch am Anfang ihrer Evolution stehen, gilt das Nichteinmischungsprinzip. Sie bleiben außen vor, damit ihre kulturelle und geistige Entwicklung unabhängig von externen Einflüssen in aller Ruhe vonstatten gehen kann.

Sollten die Aliens uns zu diesen zählen, bräuchten wir uns über ihr Schweigen natürlich nicht zu wundern. Wir wären in deren Augen, sofern vorhanden, vermutlich nicht mehr als ein weiteres Mitglied ihres "galaktischen Zoos". Wie andere unterwickelte Arten auf vielen Planeten würden sie uns ständig observieren und studieren, teils aus wissenschaftlichen Gründen, teils zur reinen Unterhaltung oder Belustigung. Vielleicht erfreuen sie sich aber auch nur an unserer Welt und erachten sie im Gegensatz zu ihren hiesigen Bewohnern als prachtvolles und farbenfrohes Juwel, als ein Naturschutzgebiet, das unbedingt bewahrt und geschützt werden muss, zur Not auch vor uns.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Mit einem gigantischen Ballon in Richtung Sonne
Beitrag von: SiLæncer am 08 November, 2009, 11:13
Im Juni startete das größte Sonnenteleskop, das je die Erde verlassen hat – und jetzt liegen die ersten spektakulären Bilder vor

Das tonnenschwere Teleskop stieg mit einem Ballon in die obere Schicht der Atmosphäre der Erde, um möglichst störungsfrei unser Zentralgestirn zu beobachten. Im Fokus standen die Magnetfelder der Sonne, die für ihre Aktivität verantwortlich sind. Die Mission verlief erfolgreich und präsentiert jetzt erste Aufnahmen.

Am 8. Juni stieg ein gigantischer Heliumballon in den Himmel über Nordschweden, wo zu dieser Jahreszeit die Sonne nie untergeht. An dem 300 Meter langen Schlauch baumelte das mehrere Tonnen schwere Teleskop namens Sunrise, ein Projekt des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, des Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg, des High Altitude Observatory in Boulder, des Instituto de Astrofisica de Canarias auf Teneriffa, des Lockheed-Martin Solar and Astrophysics Laboratory in Palo Alto, der Columbia Scientific Ballooning Facility der NASA und der schwedischen Weltraumbasis ESRANGE.

Der Start verlief erfolgreich und der Ballon schwebte hinauf in die Stratosphäre; auf dem Weg in den Himmel empor dehnte sich das Gas langsam aus, um zuletzt in 37 Kilometer Höhe den ganzen Ballon mit einem Durchmesser von etwa 130 Metern auszufüllen.
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In der Stratosphäre angekommen, sorgten die Polarwinde für den geplanten Weg nach Westen. Am 14. Juni endete die erfolgreiche Reise im Norden Kanadas auf Somerset Island, einer großen Insel im Territorium Nunavut an der Nordwestpassage. Der Ballon hat sich wie geplant gelöst, und Sunrise schwebt an einem Fallschirm sanft hinab zur Erde, wo die Wissenschaftler es in Empfang nahmen.

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Start der 6 Tonnen schweren Sunrise-Mission im nordschwedischen Kiruna von der Weltraumbasis ESRANGE am 8. Juni 2009. Bild: Swedish Space Corporation

Ein Teleskop an einem Ballon hoch hinauf über die Erde zu schicken, ist deutlich billiger als ein Raketenstart in den Weltraum. Und die Bedingungen in der Stratosphäre ermöglichen dennoch eine weitgehend störungsfreie Beobachtung der Sonne, denn Sunrise hatte in dieser Höhe 99 Prozent der atmosphärischen Störungen wie Luftturbulenzen hinter sich gelassen. Außerdem konnte das Teleskop, dessen Hauptspiegel einen Meter misst, auch scharfe Bilder im ultravioletten Bereich schießen, da dieses Lichtspektrum nicht wie auf der Erdoberfläche weitgehend von der Ozonschicht weggefiltert wird.

Spektakuläre Auflösung

Hoch im Norden geht die Sonne im Juni nie unter, das Sonnenobservatorium könnte also rund um die Uhr ihre Oberfläche beobachten, und dabei viele Bilder im ultravioletten Licht aufnehmen und zugleich das Magnetfeld messen. Sunrise gelang es, die feinen Strukturen unseres Zentralsterns mit einer Auflösung von bis zu 35 Kilometern sichtbar zu machen. Die Forscher erklären, dass entspräche dem Erkennen einer Ein-Euro-Münze aus einer Distanz von 100 Kilometern.

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Körnige Sonne: Die Aufnahmen zeigen die sogenannte Granulation in vier verschiedenen Farben im nahen ultravioletten Licht. Der Bildausschnitt deckt 1/20000 der gesamten Oberfläche ab. Die hellen Strukturen sind die Grundbausteine der Magnetfelder. Bild: Max-Planck-Gesellschaft

Unsere Sonne strahlt nicht immer gleich. Ihre Aktivität ist unterschiedlich und unterliegt einem 11jährigen Zyklus. Magnetisch Strukturen spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn wenn magnetische Kraftlinien aus dem Innern zur Oberfläche durchstoßen, erzeugen sie die Sonnenflecken und folgende Sonnenstürme – mit Auswirkungen auch auf die Erde, zum Beispiel in Form gestörten Funkverkehrs.

Sunrise ermöglicht jetzt durch seine Beobachtungsdaten die Überprüfung der Modelle der auf der solaren Oberfläche ablaufenden physikalischen Prozesse, die bislang detailliert nur in Computermodellen simuliert worden waren. Die Wissenschaftler versprechen sich davon, das Verständnis der Sonne und ihrer Aktivität einen großen Schritt voranzubringen.

Das Ballon fahrende Sonnenobservatorium hat Detailaufnahmen geliefert, wie es sie zuvor nicht gab. Das gilt vor allem für den ultravioletten Bereich des Lichts. Im Fokus des Interesses der Forscher-Gruppe steht der Zusammenhang zwischen der Magnetfeldstärke und der Helligkeit magnetischer Strukturen auf der Sonnenoberfläche.

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Das Instrument IMaX bildet nicht nur die Sonnenoberfläche ab, es macht auch Magnetfelder sichtbar, die sich im polarisierten Licht als schwarze oder weiße Strukturen verraten.Bild: Max Planck Gesellschaft

Achim Gandorfer, Sunrise-Projektwissenschaftler am MPS erläutert, wie SUNRISE selbst kleinste Magnetfelder mit bisher unerreichter Detailgenauigkeit abbilden konnte:

Zitat
Dank seiner exzellenten optischen Qualität konnte das Instrument SUFI die sehr kleinen magnetischen Strukturen mit hohem Intensitätskontrast abbilden, während das Instrument IMaX gleichzeitig das Magnetfeld und die Strömungsgeschwindigkeit des heißen Gases in diesen Strukturen und ihrer Umgebung aufzeichnete.

Insgesamt hat Sunrise 1,8 Terabyte an Beobachtungsdaten mitgebracht, die weiter von den Wissenschaftlern ausgewertet werden. Weitere spannende Erkenntnisse sind zu erwarten.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Der Arecibo-Party-Gag
Beitrag von: SiLæncer am 16 November, 2009, 13:48
Heute vor 35 Jahren sandten Wissenschaftler erstmals gezielt eine interplanetare Botschaft ins All

Am 16. November 1974 entließ der SETI-Pionier Frank Drake mit dem weltgrößten (nicht schwenkbaren) Radioteleskop in Arecibo (Puerto Rico/USA) während einer Eröffnungsfeier eine Flaschenpost ins Wellenmeer des astralen Ozeans. Damals visierte Drake den 25.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen Messier 13 an, berücksichtigte dabei aber nicht die Rotationsbewegung der Milchstraße. Dass jemand oder etwas in ferner Zukunft auf die Arecibo-Botschaft antwortet, ist höchst unwahrscheinlich, kann aber, obwohl das morsealphabet-ähnliche dreiminütige Radiosignal an M13 vorbei ziehen wird und der wissenschaftliche Gehalt der Nachricht vergleichsweise gering war, nicht ausgeschlossen werden.

Alles fing mit dem durch Materialermüdung bedingten Zusammenbruch des weltgrößten unbeweglichen, im Durchmesser 305 Meter großen Arecibo-Radioteleskops in Puerto Rico (USA) an, der sich im Jahr 1971 ereignete und umfangreiche Reparaturarbeiten nach sich zog, die drei Jahre währten. Zur Freude der Wissenschaftler präsentierte sich die Riesenschüssel nach dem Wiederaufbau mit einer weitaus besseren Konfiguration als vor dem Crash, wodurch ihre Messempfindlichkeit ungeahnte Höhen erreichte. Hatte das Teleskop vor den Umbauten noch eine Reichweite von 6000 Lichtjahren, so erhöhte sich diese nach der Umrüstung gleich um den Faktor zehn. Im Bereich des Radiospektrums erschloss sich mit einem Male (fast) die ganze Milchstraße als weitläufige Kommunikationslandschaft. Über sehr große Entfernungen konnte somit das Arecibo-Teleskop zumindest theoretisch mit einem gleichartigen extraterrestrischen Pendant in Kontakt treten.

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Allein diese Möglichkeit inspirierte Frank Drake und einige Mitarbeiter des Arecibo-Teleskops, die Wiedereinweihung des Observatoriums im Rahmen einer würdigen Feier zu zelebrieren. In seiner Funktion als Direktor des staatlichen Astronomie- und Ionensphären-Zentrums war Drake der Herr der Arecibo-Antenne und zugleich der Zeremonienmeister aller Festivitäten, was im Klartext bedeutete, dass er auch für den Ablauf des angedachten Festaktes verantwortlich war. Doch wie sollte die Inbetriebnahme des modifizierten Arecibo-Teleskops angemessen gewürdigt werden? Sollte nicht irgendetwas Originelles den festlichen Akt bereichern? – Eine Lösung des Luxusproblems fand sich schnell. Hierbei tat sich nicht – wie in einschlägigen Büchern oft behauptet – Frank Drake als Ideengeber hervor, sondern kurioserweise seine Sekretärin Jane Allen.

Sie unterbreitete als Erste den Vorschlag, die Feierlichkeiten mit einer Radiobotschaft an Außerirdische abzurunden und der Veranstaltung dadurch eine mysteriöse Aura zu verleihen. Damit das irdische Kosmogramm wirklich von Intelligenz zeugte, machte sich Drake unversehens an die Arbeit. Entgegen vielen Darstellungen in der Literatur verfasste er aber das legendäre Arecibo-Piktogramm nicht alleine, sondern unter tätiger Mithilfe dreier weiterer Wissenschaftler.

Das unter einem gewissen Zeitdruck komponierte Piktogramm setzte sich aus insgesamt 1679 Zeichen zusammen, die sich selbst wiederum auf 73 Reihen zu je 23 Zeichen verteilten. Wie Mosaiksteine fügten sich die einzelnen Elemente zu einem kleinen Bildzeichen, das eine bestimmte Information übermitteln sollte. So platzierte Drake am oberen Anfang der Graphik die Zahlen eins bis zehn im Dualsystem, direkt darunter eine Zahlenfolge, die die wichtigsten chemischen Elemente für die Ausbildung biologischen Lebens versinnbildlichen sollte (Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor). Neben anderen Informationshäppchen wie etwa der Bevölkerungsanzahl der Erde im Jahr 1974 (vier Milliarden) und den neun Planeten (heute sind es bekanntlich nur noch acht) servierte das Piktogramm den Aliens auch eine Grafik der Doppelhelix und der DNS-Moleküle. Über allem aber thronte das bekannteste und berühmteste Motiv: die gorilla-ähnliche geschlechtslose Menschengestalt, die zumindest dem irdischen Betrachter direkt ins Auge springt, weil sie von allen Elementen am leichtesten zuzuordnen ist. Ob außerirdische technisch versierte Lebewesen dies ähnlich sehen, sei einmal dahingestellt. Auch die letzte, am unteren Rand des Bildtelegramms platzierte Struktur ist mit ein wenig Fantasie gut zu erkennen: Sie symbolisiert ein Radioteleskop, genauer gesagt die Arecibo-Schüssel, den Absender des Funksignals.

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Die Arecibo-Message. Bild: Frank Drake (UCSC) et al., Arecibo Observatory (Cornell, NAIC)

Um sicher zu gehen, dass das Diagramm nicht "böhmische Dörfer" abbildet und ET eine echte Chance hat, den Wort- und Bildpunkt-Strichlaut zu verstehen, sandte Drake seinen ersten Entwurf an Carl Sagan, der zu diesem Zeitpunkt in Cornell als Direktor des Universitätslaboratoriums für planetarische Studien weilte.

Zitat
Die meisten Dinge fand er sehr schnell heraus, was mich unendlich freute. […] Mir war allerdings klar, dass Carls rasches Verständnis noch lange keine Garantie dafür sein konnte, dass ein Außerirdischer bei der Entschlüsselung denselben Erfolg haben würde.

Der Zeitzeuge Sebastian von Hoerner bestätigt, dass noch weitere "sehr gescheite Wissenschaftler" das Bildtelegramm zu Gesicht bekommen und hier und da indirekt auch einige Verbesserungsvorschläge angebracht haben, weil keiner von ihnen anfangs alles richtig dechiffrieren konnte – auch er selbst nicht.

Als am 16. November 1974 die Party stieg und die mit Sonderbussen angekarrten 250 Anwesenden die renovierte und modernisierte Reflektorschüssel mit Sekt und Champagner willkommen hießen, kamen gleichwohl nicht alle angereisten Gäste auf ihre Kosten. Schließlich folgte das Highlight der Feier praktisch mit Beginn der Gala. Wer zu spät kam, wusste allerdings nicht, dass er zu spät kam und Gefahr lief, den Höhepunkt der Festivität zu verpassen. Drake behandelte nämlich im Vorfeld sein Vorhaben top secret und terminierte den Zeitpunkt der Sendung auf 13.00 Uhr mittags (Ortszeit). Dies aus gutem Grund. Schließlich befand sich zu diesem Zeitpunkt der 25.000 Lichtjahre entfernte und aus 300.000 Sternen bestehende Kugelsternhaufen M13 (Sternbild Herkules), den Drake als Zielregion gewählt hatte, genau über Arecibo.

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Hubble-Aufnahme des Kugelsternhaufens Messier 13. Bild: ESA/NASA

Um die Vorführung mit einer Prise Theatralik zu würzen, versahen Drake und einige Mitarbeiter die 169 Sekunden lange Übertragung mit einigen dramaturgischen Effekten. So signalisierte, nachdem die Reden und Lobpreisungen auf Arecibo und die SETI-Idee beendet waren, eine laute Sirene den Anfang der Transmission. Für alle sicht- und hörbar schwenkte der immense Hängearm der Arecibo-Schüssel in seine Observationsposition ein. Während die Mittagssonne sich ihrem höchsten Stand am Taghimmel näherte und so manch ausgedörrte Kehle angesichts der für Puerto Rico nicht gerade untypisch tropischen Hitze dem Alkohol anheimfiel, verrichtete die 305-Meter-Antenne nüchtern und trocken ihr Werk. Da das bei der Sendung entstehende Übertragungsgeräusch simultan über die Lautsprecher übertragen wurde, entfaltete sich eine eigentümliche Atmosphäre wie Frank Drake bestätigt:

Zitat
Dann erfüllten die zweistimmigen Töne der Botschaft die Luft wie das Klimpern einer seltsamen Musicalmelodie auf einem gigantischen Synthesizer. Dieses Lied, das so einzigartig und voller Sehnsucht war, bewegte uns tief.

Ob es dem Alkohol geschuldet war oder der Einzigartigkeit der Darbietung – einige Damen sollen bei dem Theater eine Gänsehaut, einige hartgesottene Wissenschaftler sogar feuchte Augen bekommen haben.

Mit einer Sendeleistung von einer halben Million Watt, die sich in einem Strahl mit einer effektiven Leistung von zirka 20 Trillionen Watt konzentrierte, verabschiedete sich das Bildtelegramm vom Arecibo-Reflektor. Auf einer Grundfrequenz von 2,388 Gigahertz (Ghz) respektive einer Wellenlänge von 12,6 Zentimetern entfernte sich das kompakte Radiosignal mit Lichtgeschwindigkeit. Dank des neuen Reflektors, der nebenher bemerkt nach seiner Überholung das erste Mal in Betrieb ging, konnte der energiereiche Strahl derart stark und kompakt gebündelt werden, dass sein Durchmesser auf nur zwei Bogenminuten schrumpfte. Hätte jemand den Puls beispielsweise zum Mond gelenkt, hätte dieser nur die Fläche einer der größeren Krater beleuchtet. Und würde die Flaschenpost dereinst den kugelförmigen Sternhaufen M13 und eine dort lebende Zivilisation erreichen, wäre die Radiostrahlung des Signals 10 Millionen Mal stärker als jene, die sie von unserer Sonne empfangen würden.

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Über die Sendegeschwindigkeit von 10 Bits pro Sekunde, mit der das Piktogramm enteilte, werden vielleicht zukünftige, mit einem Emotionschip bestückte Computer herzhaft lachen. Aber für das Übertragungstempo gab es einen wissenschaftlich-seriösen und einen dramaturgisch-unseriösen Grund. Einerseits wollten Drake und seine Kollegen auf diese Weise Übertragungsfehler weitestgehend minimieren, andererseits aber auch verhindern, dass eine zu schnelle Botschaft die Partygäste überfordern und eine zu langsame dieselben langweilen könnte.

Doch während das gekonnt in Szene gesetzte Festspiel, das die geladenen Komparsen in Arecibo so verzückte, mit einigem Brimborium über die Bühne ging, zeigte sich der britisch-königliche Hofastronom Sir Martin Ryle einige Tausend Meilen entfernt alles andere als begeistert. Nachdem die Nachricht über das Piktogramm von Arecibo über die Ticker gegangen und von vielen Zeitungen sensationslüstern kolportiert worden war, polterte der Engländer gegen die in seinen Augen höchst unsinnige und gefährliche Aktion. Ryle, dem in Astronomenkreisen der Ruf vorauseilte, ausgesprochen exzentrisch zu sein, verlieh in einer Petition an den Präsidenten der Internationalen Astronomischen Union (IAU seiner Sorge Ausdruck, dass das versandte starke Signal durchaus böswillige und aggressive außerirdische Zivilisationen anlocken könnte. Immerhin habe es die Position der Erde verraten und könne daher schlimmstenfalls feindlich gesinnte Aliens zu einem kosmischen Eroberungsfeldzug mit dem Hauptziel Erde ermuntern. Obwohl Ryles Aufforderung an die IAU, weitere Sendungen dieser Art per Resolution strikt zu unterbinden, kein Gehör fand und der exaltierte Astronom von weiteren Vorstößen dieser Art absah, flammte dieselbe Diskussion zwei Dekaden später wieder auf – dank Steven Hawking und David Brin.

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Die Arecibo-Schüssel in Puerto Rico. Bild: Courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF

Allen Unkenrufen aus berufenem Munde zum Trotz – die Wahrscheinlichkeit, dass die Arecibo-Botschaft von 1974 jemals in außerirdische Hände fällt, sofern diese nicht ein anders Greif- und Tastsystem bevorzugen, ist höchst gering. Allein aufgrund der sehr kurzen zeitlichen Dauer des Signals schwinden die Chancen auf Erfolg. Träfe nämlich die knapp dreiminütige Arecibo-Flaschenpost auf ETs, täten deren Radioastronomen gut daran, währenddessen keine Kaffeepause einzulegen. Ihnen wäre zu wünschen, dass sie die Antennen zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung drehen und die passende Frequenz abhorchen, weil Signale auf keinen warten, sondern unbeirrbar ihren Weg gehen.

Von Nachteil ist auch, dass das Kosmogramm auf einen klassischen Kugelsternhaufen gerichtet ist, wo in der Regel vergleichsweise alte Sterne mit Planeten hausen, die größtenteils aus Gas bestehen. Wie Astronomen aus den Spektrallinien von Kugelsternhaufen ablesen konnten, sind in solchen Regionen schwerere Elemente eine absolute Rarität, weshalb dort Gesteinswelten eher seltener anzutreffen sein sollten.

Bei alledem ist noch nicht einmal mehr sicher, dass die Arecibo-Post überhaupt ihr Zielgebiet trifft. Denn beim Absenden des Signals haben die Verantwortlichen dummerweise vergessen, die Eigenrotation unserer Milchstraße mit zu berücksichtigen. Dort, wo das Signal in knapp 25.000 Jahren auf den Kugelsternhaufen M13 treffen soll, wird mit größter Wahrscheinlichkeit nur leerer Raum sein. Die kleinere Materieoase M13 könnte dann schon einige Tausend Lichtjahre vom "Ankunftsort" des Signals entrückt sein.

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Bild: Courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF

Angenommen, vernunftbegabte und technikbegeisterte Aliens würden trotz all dieser Widrigkeiten die akustischen Signale von 1974 registrieren, sähen sie sich der Herausforderung gegenüber, dem aus Nullen und Einsen bestehenden Binärcode eine bildhafte Information zu entlocken. Die Empfänger müssten nicht nur intelligent und fantasiereich sein, sondern vor allem auf die Idee kommen, die Abfolge von 1 und 0 in einem Gitternetz als Schwarzweißbild anzuordnen. Um die Größe der Matrix zu definieren, müssten sie zudem die Zahl 1679, also die totale Anzahl der Signal-Bits, in die einzigen beiden Primfaktoren 23 und 73 zerlegen. Beide Werte geben die Länge und Breite des Rechtecks vor, in dem die Informationen "abgebildet" sind. Und selbst wenn die Adressaten einst das Piktogramm sähen und studierten, bliebe schlussendlich völlig offen, ob sie das Bildrätsel im Sinne ihrer Urheber interpretierten. Denn was wäre, wenn sie auf dem Gebiet der Geometrie und Algebra von völlig anderen Prämissen ausgingen?

Resümierend bleibt festzuhalten, dass sich die Arecibo-Nachricht in wissenschaftlicher Hinsicht eher bescheiden ausnimmt. Zum einem ist mit Blick auf die zuvor genannten Punkte die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass wir mit dieser Nachricht jemals einen geistreichen Ertrag erwirtschaften, zum anderen präsentiert sich das Zeitfenster als schlichtweg zu groß, da wir frühestens erst in 50.000 Jahren mit einer Antwort rechnen dürfen. Nein, die berühmte Arecibo-Botschaft geriet zu einem leicht überhastet formulierten Kosmogramm, das mitnichten ein ernst zunehmender Versuch war, mit Aliens eine feste Kommunikationsverbindung aufzunehmen. Bestenfalls war sie, wie der Wissenschaftsjournalist Ulf von Rauchhaupt konstatiert, ein PR-Gag. Sie war vielleicht noch nicht einmal das. Denn letzten Endes verkam das Bildtelegramm von Arecibo zu einem schlichten Party-Gag, der gezielt zur Erheiterung und Unterhaltung seiner Gäste beitragen und allen Anwesenden in Arecibo die Funktionstüchtigkeit des modernisierten Riesenteleskops vor Augen führen sollte. Das Ganze war nur, wie ein Beteiligter im Nachhinein bestätigte, ein höchst symbolischer Akt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Die Wow-Signal-Legende
Beitrag von: SiLæncer am 23 November, 2009, 09:21
Der heißeste Kandidat auf ein außerirdisches Funksignal lässt viele SETI-Forscher kalt

Als das "Big-Ear"-Radioteleskop der Ohio State University in Columbus (US-Bundesstaat Ohio) am 15. August 1977 um 23.16 Uhr Lokalzeit ein ungewöhnlich starkes Signal ortete, nahm eine Legende ihren Lauf, die sich inzwischen verselbstständigt hat. Ob das vor 32 Jahren registrierte Funkfeuer wirklich ein Informationsfetzen einer außerirdischen Nachricht gewesen war, lässt sich im Nachhinein weder eindeutig beweisen noch eindeutig widerlegen. Fakt ist: Das Wow-Signal erfüllte zu keinem Zeitpunkt die strengen SETI-Vorgaben. Fakt ist auch, dass viele SETI-Astronomen von ihm wenig halten.

"Das Wow-Signal ist Teil der SETI-Geschichte. Ich glaube immer noch, dass es sich bei diesem durchaus um ein extraterrestrisches Signal gehandelt haben könnte", äußerte sich Frank Drake im Mai 2009 ganz bewusst im Konjunktiv über das ungewöhnlich starke Signal, das 1977 sage und schreibe 72 Sekunden lang pulsierte – 30 Mal stärker als alle Hintergrundgeräusche.

Kryptische Buchstabenfolge

72 Sekunden – das war eigentlich genau die Zeitspanne, in der sich das "Big-Ear"-Teleskop mit der Erdumdrehung durch den Empfangsbereich des Signals bewegte. Ein weiteres wichtiges Charakteristikum war, dass es sich von den 50 Kanälen, die der junge promovierte Radioastronom Jerry Ehman und seine Kollegen durchmusterten, nur auf einem einzigen zu erkennen gab. Ein derart extremes Schmalbandsignal kann nicht natürlichen Ursprungs sein, zumal die Bandbreite weniger als 10 Kilohertz betrug und die Frequenz des Signals bei 1420,405 Megahertz, also genau in dem Radiofenster lag, in dem "Erdlinge" aus Rücksicht auf radioastronomische Forschungen eigentlich nicht senden sollten. "Es war das eindrucksvollste Signal, was wir je gesehen hatten", erinnert sich Ehman, der an jenem denkwürdigen Tag die Messergebnisse als Erster zu Gesicht bekam. "Ohne nachzudenken schrieb ich auf den Rand des Computerausdrucks 'Wow'!" Anstatt als akustisches Signal in Erscheinung zu treten, offenbarte sich der legendäre kosmische Impuls auf dem Computer-Ausdruck als Zeichencode. Für Außenstehende waren die vom Rechner übersetzten Signalkurven, die sich in der Zahlen- und Buchstabenfolge "6EQUJ5" manifestierten, nichtssagend, für professionelle SETI-Radioastronomen freilich vielsagend.

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Übersetzt bedeutet nämlich das kryptische Zahlenwort, dass ein engbandiges, sehr starkes Signal für einen kurzen Zeitraum Einzug gehalten hatte. In dem System, das Ehman und seine Kollegen damals verwendeten, repräsentierte jede Zahl von eins bis neun die Signalstärke über dem Hintergrundrauschen. Während die Ziffer 1 für ein schwaches Signal stand, indizierte eine 9 ein starkes. Ab der Signalstärke 10 übernahmen Buchstaben die Regie. Gemäß ihrer Folge (A, B, C und so weiter) steigerte sich die Signalintensität. Alle zwölf Sekunden wurde eine Zahl oder ein Buchstabe gedruckt, wobei Zahlenwerte über 4 und Schriftzeichen auf dem Computerpapier selten eine Beziehung eingingen. Kein Wunder also, dass im "Big-Ear"-Kontrollzentrum aufgrund der Kombination von hohen Ziffern und Buchstaben, wie im Falle des Wow-Signals, mit einem Male überall die Alarmglocken schrillten.

Keine Bestätigung

Die Aufregung war damals sehr groß. Vier Jahre lang hatten die Computer und Datenschreiber des Ohio-SETI-Programms nicht Ungewöhnliches registrieren können. Jetzt aber drängte sich plötzlich ein Signal auf, das sich offensichtlich sogar mit den Sternen bewegte. Das eigentliche Intelligenzmerkmal des Pulses bestand darin, dass er sich – ähnlich dem Läuten eines Telefons – selbst an- und ausschaltete. Während er sich im Teleskopstrahl befand, unterbrach er zwischenzeitlich den Sendefluss – wie bei einem Morsecode.

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Reminiszenz an alte Zeiten – das "Big Ear". Bild: Big Ear/COSETI

Das "große Ohr", mit dem der Fund seinerzeit gelang, war eine rechteckig geformte Anlage, die an einen Fußballplatz erinnerte und nach ihrer Demontage 1998 tatsächlich eine sportive Verwendung fand. Aufgrund eines finanziellen Engpass wandelte die Universitätsverwaltung die Anlage in einen Golfplatz um. Wo jedoch in einem Fußballstadion normalerweise die Tore stehen, ragten 1977 auf der 110 Meter langen und 24 Meter breiten Aluminiumfläche jeweils am Ende des Feldes zwei gigantische Reflektoren empor, der eine flach, der andere parabolisch geformt. Im Verbund tasteten beide denselben Himmelsabschnitt nacheinander ab und erreichten gemeinsam die Empfindlichkeit einer 60-Meter-Schüssel. Die eingehenden Pulse, die das erste Strahlenbündel einfing, registrierte im Normalfall kurze Zeit später der zweite Reflektor. Durch einen Vergleich der Daten konnten die Radioastronomen das Störfeuer irdischer Sender nahezu ausschalten.

Aber ausgerechnet, als das Wow-Signal eintraf, registrierte nur die erste Antenne den starken Puls, während drei Minuten später der zweite Reflektor nicht mehr den geringsten Piepser aufzuzeichnen vermochte. Anderen unabhängigen Teleskopen erging es genauso. Auch das weitaus empfindlichere Interferometer-Radioteleskop Very Large Array (VLA) in New Mexico (USA) konnte kein Signal mehr auf derselben Position und Frequenz aufspüren. Obwohl das Ohio-Team den Herkunftsort des Wow-Signals – dieser lag nahe des Milchstraßenzentrums im Sternbild Schütze – insgesamt mehr als 100 Mal ohne Erfolg observierte, feiern viele SETI-Enthusiasten das Ereignis auch heute noch als den First Contact schlechthin.

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Teleskopen-Duett : Zwei von 27 des Very Large Array (VLA). Bild:  NRAO/AUI

Dabei erfüllte der Impuls die strengen SETI-Vorgaben zu keinem Zeitpunkt: Das Signal wiederholte sich nicht, pulsierte nicht durchgehend für längere Zeit, konnte von keiner zweiten Antenne registriert werden, wies kein erkennbares systematisches Informationsmuster auf und überraschte mit keinem tiefgehenden Inhalt. Vor allem aber kam das Radiosignal für eine außerirdische Flaschenpost schlichtweg viel zu kurz daher. Welche kontaktfreudige intelligente ferne Kultur würde dermaßen sparsam und naiv sein, Funkbotschaften in Sekundenlänge über Tausende von Lichtjahren ins All zu senden?

Unheimliche Entdeckung?

Alle bisherigen Erklärungsversuche, das Signal mit einem natürlichen oder künstlichen Ursprung direkt in Verbindung zu bringen, endeten wenig zufriedenstellend. Mal wurden lokale Quellen und irdische Radiokommunikation als Urheber ausgeschlossen, weil die Wasserstofffrequenz zu jenem geschützten Bereich des Spektrums zählt, in dem keine kommerziellen oder militärischen Radiosender arbeiten dürfen. Ein anderes Mal konnten Planeten oder bekannte Asteroiden, Raumsonden im Sonnensystem oder Satelliten in Umlaufbahn desgleichen als Verursacher verworfen werden, da keines dieser Objekte zum Zeitpunkt des Kontakts die Bahn des Signals kreuzte. Auch TV-Signale, die in der Regel deutlich breiter respektive weniger schmalbandig daherkommen, fielen aus dem Kreis der üblichen Verdächtigen heraus. Einige SETI-Forscher gingen sogar soweit, das Ereignis auf Gravitationslinseneffekte oder interstellare Oszillation (ein Effekt ähnlich dem atmosphärischen Funkeln der Sterne) zurückzuführen. Solche Ideen jedoch verflogen genauso so schnell wieder wie sie gekommen waren.

Eingedenk dieser Überlegungen läuft das wahrscheinlichste Szenario darauf hinaus, dass das Wow-Signal tatsächlich außerirdischer Natur gewesen ist, aber eben nur außerirdischer und keineswegs künstlich-außerirdischer. Fakt ist, dass es nicht den geringsten Beweis dafür gibt, dass hinter alldem ein intelligenter Absender aus dem All steckt. Das Signal kam unbestritten von außerhalb der irdischen Atmosphäre, eventuell sogar aus dem interstellaren Raum. Hinter ihm jedoch gleich eine intelligente Botschaft zu vermuten, ist angesichts der dünnen Indizienkette und schmalen Beweislage fahrlässig und vor allem unwissenschaftlich. Schließlich könnte es ebenso gut ein fragmentarisch-elektromagnetisches Abfallprodukt eines uns bislang unbekannten astrophysikalischen Phänomens gewesen sein. Vielleicht verursachte die ganze Aufregung auch nur ein sowjetischer Spionage-Satellit oder eine verirrte irdische Forschungssonde. Die Koordinaten solcher orbitalen Vagabunden kann selbst der beste Prophet nicht vorhersehen.

Jedenfalls fußen die Behauptungen zahlreicher SETI-Fans, die mit dem Wow-Signal eine der unheimlichsten Entdeckungen in der Geschichte der Wissenschaft assoziieren, auf keinem wissenschaftlich festen Fundament. So warnt denn auch der bekannte SETI-Forscher Seth Shostak vor überschwänglichem Enthusiasmus. Er hält das Wow-Signal für vernachlässigbar, weil es zu keinem Zeitpunkt wissenschaftlichen Ansprüchen genügte.

Zitat
SETI-Wissenschaftler glauben … nur an Signale von E.T., wenn sie mehrmals und immer wieder zu sehen sind. Das Wow-Signal zeigte sich leider nur einmal. Daher konnte es die Wissenschaftler nicht überzeugen.

Jill Tarter, die Direktorin des SETI-Instituts in Mountain View (Kalifornien) und die weltweit bekannteste SETI-Wissenschaftlerin, geht noch einen Schritt weiter und kritisiert die Verklärung des Wow-Signals und die damit einhergehenden Konsequenzen für eine seriöse SETI-Forschung ganz offen.

Zitat
Dieses Signal hat den Test, der vor Störsignalen schützen sollte, gar nicht erst bestanden, ist trotzdem zu einem Teil der SETI-Folklore geworden und hat damit eine Art kleine Heimindustrie hervorgebracht, die über 20 Jahre Bestand hatte. Meiner Meinung nach war das für die Glaubwürdigkeit der SETI-Bestrebungen nicht förderlich.

Die vielleicht banalste Erklärung für das von Jerry Ehman aufgezeichnete weltberühmte Wow-Signal lieferte Jerry Ehman selbst. Seine Äußerung spiegelt zugleich das Dilemma wider, das seine "Entdeckung" in den letzten 30 Jahren heraufbeschworen hat. Während nämlich immer mehr SETI-Anhänger die "Botschaft" von 1977 mystifizieren sowie glorifizieren und bewusst in die Nähe eines ersten echten außerirdischen Kontaktversuchs rücken, kann sein Entdecker mit solchen Gedankengängen nicht viel anfangen. Wie seine Kollegen Seth Shostak und Jill Tarter sucht Ehman stattdessen nach wissenschaftlich haltbaren Thesen und Erklärungen. Auch wenn er in dieser Hinsicht noch nicht ganz fündig geworden zu sein scheint, hat er doch von der extraterrestrischen Hypothese im Sinne eines künstlichen Signals inzwischen spürbar Abstand genommen:

Zitat
Irgendetwas sagt mir, dass es ein erdgebundenes Signal war, vielleicht eine Reflexion von einem Stück Weltraumschrott.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: SETI@home sorgt für Diskussionen in den USA
Beitrag von: SiLæncer am 06 Dezember, 2009, 20:49
Für Aufsehen in den amerikanischen Medien sorgte kürzlich der Fall eines Admins, der gefeuert wurde, weil er SETI@home auf sämtlichen Schulrechnern installierte. Nun nahm der Projekt-Verantwortliche, Eric Korpela, Stellung.

Bei SETI@home handelt es sich um sogenanntes Distributed Computing: Rechenaufgaben werden mit Hilfe einer speziellen Client-Software zwischen den teilnehmenden Rechnern verteilt und so ohne teure Supercomputer erledigt. Als Anreiz für die Teilnehmer winken eine oftmals sehr engagierte Community, das Gefühl, bei interessanten wissenschaftlichen Projekten mitzuwirken, und auch der sportliche Wettkampf um möglichst viele durch Bearbeitung der Rechenaufgaben verdiente "Credits". Viele dieser Projekte, darunter auch SETI@home, laufen über die Plattform "BOINC" (Berkeley Open Infrastructure for Networked Computing) ab. Die Projekte decken die verschiedensten Forschungsbereiche wie Astrophysik, Kryptographie, Mathematik und Medizin ab. SETI@home, kurz für "Search Extraterrestrial Intelligence at home", ist das älteste und wahrscheinlich auch das bekannteste der teilnehmenden Projekte. Es befasst sich mit der Analyse von aus dem Weltraum aufgefangenen Radiowellen mit dem Zweck, intelligentes außerirdisches Leben zu suchen.

Dieses Projekt hatte es offenbar Brad Niesluchowski, einem IT-Administrator der Higley School District im US-Bundesstaat Arizona, so angetan, dass er die Client-Software direkt auf allen von ihm betreuten Rechnern installierte. Als das aufflog, folgte prompt die Kündigung. Zudem will die zuständige Bezirks-Leiterin, Dr. Birdwell, Schadenersatz in Höhe von 1,2 bis 1,6 Millionen Dollar verlangen - Niesluchowski glaubt, Birdwell habe eine "Vendetta" gegen ihn gestartet. Der Fall zog ein erhebliches Interesse der Netzgemeinde auf sich, weswegen sich Eric Korpela nun zur Stellungnahme im Namen der SETI@home-Projektverantwortlichen berufen fühlte. Er kritisiert, im Netz würden viele falsche Informationen kursieren und viele Reporter würden offenbar die Fakten falsch verstehen.

Korpela betont noch einmal einen Grundsatz, der seit Jahren bei der Anmeldung zu jedem Distributed Computing-Projekt deutlich im Netz zu finden ist: Wer SETI@home auf Computern installiert, die ihm nicht selbst gehören, benötigt in jedem Fall die Erlaubnis von dessen Besitzer. Bei beruflich genutzten Computern ist der Arbeitgeber um Erlaubnis zu bitten - ein Grundsatz, gegen den im jetzt so vieldiskutierten Fall womöglich verstoßen wurde. Es steht nicht zweifelsfrei fest, ob Niesluchowski mit Genehmigung "von oben" die Software installierte.

Einen der Gründe für diese Regel erläutert Korpela in seiner Stellungnahme ebenfalls: Computer ständig unter Volllast laufen zu lassen, ist nicht kostenlos. Korpela geht bei Rund-um-die-Uhr-Betrieb von jährlichen Mehrkosten von umgerechnet rund 50 Euro pro Computer aus, die allerdings je nach Hardware und Strompreisen variieren können.

Sorgen um die Lebensdauer der Hardware hält Korpela dagegen für unbegründet: Ihm sei keine Studie bekannt, die belege, dass es bei ausreichender Kühlung schädlich sei, den Prozessor dauerhaft unter Volllast laufen zu lassen. Auch sei die Software so programmiert, dass sie stets mit geringer Priorität laufe und somit eine Beeinträchtigung anderer Programme extrem unwahrscheinlich sei. Ebenso sei es sachlich falsch, dass BOINC, wie von Frau Dr. Birdwell behauptet, die Installation einer Firewall blockiere. Noch nicht einmal die Öffnung zusätzlicher Ports sei im Regelfall nötig. BOINC kommuniziert über Port 80, der auf den meisten Rechnern ohnehin für die Nutzung des Webbrowsers freigegeben ist. Allein für die Remote-Administration der BOINC-Software, die aber standardmäßig deaktiviert ist, muss ein zusätzlicher Port geöffnet werden. Auch eine Virus-Infektion über BOINC sei, so Korpela, extrem unwahrscheinlich. Ihm sei kein Fall bekannt, in dem so etwas vorgekommen sei. "Es ist sicherer, BOINC laufen zu lassen, als seine E-Mails zu lesen," so der Projektverantwortliche.

Neben der (womöglich unautorisierten) Nutzung der Computer kritisierte Birdwell auch das SETI@home-Projekt als solches auf das Schärfste. "Wir unterstützen Lehre und Forschung und wir hätten die Krebsforschung unterstützt, aber wir als eine Bildungseinrichtung unterstützen nicht die Suche nach ET," sagte sie gegenüber den Medien. Eine Aussage, die Korpela so nicht stehenlassen will. Diese Stellungnahme sei, so der Wissenschaftler, "eine Beleidigung gegenüber mir, der University of California und den Millionen von Menschen, die sich in den vergangenen zehn Jahren bei SETI@home beteiligt haben." SETI@home habe die Technologie des Distributed Computing erst populär gemacht, weswegen Distributed Computing-Projekte wie die von Birdwell erwähnten Projekte zur Krebsforschung überhaupt erst entstanden seien. Zudem sei die Wissenschaft des Projekts keineswegs so unseriös wie von der Schulbeamtin behauptet. Auch die NASA unterhalte umfangreiche Programme zur Exobiologie, also zur Erforschung außerirdischen Lebens.

Eines steht fest: Der Bekanntheit von SETI@home und dem Prinzip des Distributed Computing dürfte diese Geschichte einen erheblichen Schub gegeben haben. Bei einem Projekt, das von der Mitwirkung Freiwilliger lebt, könnte sich dies durchaus als sehr hilfreich erweisen, so dass Birdwell am Ende womöglich dem von ihr so vehement abgelehnten Projekt einen Gefallen getan hat. Ob allerdings Niesluchowski wirklich den verlangten Schadenersatz zahlen muss und welche Konsequenzen diese Vorfälle sonst noch haben - das steht noch in den Sternen. Seien diese nun von bewohnten Planeten umkreist oder nicht.

Quelle: www.gulli.com
Titel: Neue NASA-Sonde soll Galaxien finden
Beitrag von: SiLæncer am 08 Dezember, 2009, 11:14
Neue NASA-"Augen" zur Erforschung des Alls: Die US-Raumfahrtbehörde will am Mittwoch eine Sonde starten, die Millionen bisher unbekannte Objekte aufspüren soll.

Der "Wide-field Infrared Survey Explorer" - kurz "WISE" (dt: "weise") - soll die Erde über die Pole hinweg umkreisen und in neun Monaten den gesamten Himmel eineinhalb Mal "absuchen", wie die NASA mitteilte. Die Astronomen hoffen, mit der Infrarotkamera der Sonde massenhaft kosmische Objekte aufzuspüren, die im sichtbaren Licht kaum zu finden sind.

Dazu zählen etwa dunkle Asteroiden und kalte Sterne - Braune Zwerge genannt - die nicht im sichtbaren, aber intensiv im Infrarotbereich strahlen. Anders als sichtbares Licht durchdringen Infrarot-Strahlen auch Staubwolken. Die Forscher rechnen deshalb auch damit, dahinter verborgene leuchtstarke Galaxien zu entdecken. Ein erster Startversuch für "WISE" ist für Mittwoch 15.09 Uhr deutscher Zeit auf dem Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien geplant.

"Die Augen von "WISE" sind eine riesige Verbesserung im Vergleich zu vergangenen Infrarot-Untersuchungen", sagt Edward Wright von der Universität von Kalifornien in Los Angeles, einer der leitenden Forscher bei dieser Mission. "Wir werden Millionen Himmelskörper finden, die noch nie zuvor erblickt worden sind." Der gesamte Himmel werde in vier Infrarot-Wellenlängenbereichen erkundet, mit einer Empfindlichkeit, die hunderttausende Male größer ist als bei früheren Projekten. Infrarot-Licht, das das menschliche Auge nicht sehen kann, hat größere Wellenlängen als das sichtbare Licht.

Die mit der Kamera entdeckten Objekte sollen katalogisiert und als Navigationshilfe bei künftigen Missionen genutzt werden. Die NASA erhofft sich zudem Aufschlüsse über die Größe und Zusammensetzung von Asteroiden - wichtige Informationen bei der Einschätzung möglicher Kollisionsgefahren. Die Forscher versprechen sich von "WISE" die Entdeckung hunderttausender Asteroiden, von denen Hunderte auf einem relativ erdnahen Weg unterwegs sind.

Warme Objekte geben Infrarot-Strahlung ab. Um das infrarote Glühen von Sternen und Galaxien aufspüren zu können, darf "WISE" aber selbst kein infrarotes Licht abgeben. Zu diesem Zweck hat die NASA vor dem Start das Teleskop und die Detektoren des Raumfahrzeuges auf ultra- kalte Temperaturen abgekühlt. "Nun kann es losgehen", sagt William Irace, Projektmanager im Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena (Kalifornien).

Quelle : www.digitalfernsehen.de
Titel: Aufgerüstetes Weltraumteleskop: "Hubble" fotografiert uralte Galaxien
Beitrag von: SiLæncer am 09 Dezember, 2009, 12:47
Das Weltraumteleskop "Hubble" hat Bilder von einigen der ältesten Galaxien gemacht, die bislang gesichtet wurden. Eine moderne Kamera machte den Blick weit zurück in die Vergangenheit erst möglich.

London - Im Mai hatte das mittlerweile 19 Jahre alte Weltraumteleskop "Hubble" noch einmal eine Generalüberholung durch Astronauten des Space Shuttles "Atlantis" erhalten - wahrscheinlich die letzte seiner langen Geschichte. Nun zeigt sich, dass sich der Aufwand offenbar gelohnt hat. Das technisch aufgerüstete Observatorium hat nämlich zahlreiche besonders alte Galaxien entdeckt.

(http://scr3.golem.de/screenshots/0912/hubble/thumb480/hubble.jpg)

Eine im Mai neu installierte Infrarotkamera ("Wide Field Camera 3") sendete im August Aufnahmen von mehreren tausend nie zuvor gesehenen Sternensystemen zur Erde, wie Wissenschaftler der Nasa nun mitteilten. Diese Galaxien sind etwa 13 Milliarden Lichtjahre entfernt und entstanden vermutlich 600 Millionen Jahre nach dem Urknall. Die genauen Werte müssen die Forscher aber noch bestätigen.

Zu sehen seien die "wahrscheinlich fernsten jemals gesehenen Galaxien", hoffen britische Wissenschaftler, die die Aufnahmen ausgewertet hatten. "Wir können nun noch weiter in die Vergangenheit zurückblicken", schrieb Daniel Stark vom Institut für Astronomie der Universität Cambridge auf der Website der britischen Royal Astronomical Society.

Die Kamera hatte die Bilder in einem Gebiet des Weltalls gemacht, das die Forscher Ultra Deep Field ("ultratiefes Feld") nennen. Dort war "Hubble" bereits vor fünf Jahren im Einsatz gewesen, jedoch nicht mit solch einer modernen Kamera. Dass das neue Gerät so gute Aufnahmen liefert, liegt an seiner Infrarot-Empfindlichkeit: Durch die Ausdehnung des Universums verschiebt sich das Lichtspektrum in den langwelligen Infrarotbereich - genau wie beim Doppler-Effekt des Schalls. Im infraroten Lichtbereich findet man die ältesten Galaxien.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: NASA verschiebt Sonden-Start auf Freitag
Beitrag von: SiLæncer am 10 Dezember, 2009, 06:28
Die US-Raumfahrtbehörde NASA will ihr neues Infrarot-Weltraumteleskop erst am Freitag starten.

Ursprünglich sollte der "Wide-field Infrared Survey Explorer" ("WISE") bereits am Mittwoch auf den Weg in eine Erdumlaufbahn geschickt werden, um dann neun Monate lang den Himmel nach unentdeckten Asteroiden, Sternen und Galaxien abzusuchen. Wissenschaftler erwarten die "WISE"-Mission mit großer Spannung: Sie versprechen sich davon die Entdeckung von Millionen Objekten.

Möglich ist das der NASA zufolge deshalb, weil die Sonde das Universum auf vier Infrarot-Wellenlängen erforschen wird - mit einer Empfindlichkeit, die um Hunderttausende Male größer ist als bei früheren Forschungen. Die entdeckten Objekte sollen dann katalogisiert werden und die Informationen unter anderem als Navigationshilfe bei künftigen Missionen dienen.

"WISE" soll nun am Freitag zwischen 15.09 Uhr und 15.23 Uhr deutscher Zeit auf dem Luftwaffenstützpunkt Vandenberg (Kalifornien) auf die Reise geschickt werden.

Quelle : www.digitalfernsehen.de
Titel: "WISE": NASA-Weltraumaugen sollen Braune Zwerge und Kometen aufspüren
Beitrag von: SiLæncer am 15 Dezember, 2009, 08:30
Die NASA hat neue scharfe "Augen" im All: Am Montag startete die US-Raumfahrtbehörde ein Weltraumteleskop, das Millionen bisher unbekannter Objekte aufspüren soll. Der Satellit namens "WISE" (Wide-field Infrared Survey Explorer), soll die Erde über die Pole hinweg umkreisen und in neun Monaten den gesamten Himmel eineinhalb Mal im Infrarotlicht "absuchen". WISE wurde auf dem Luftwaffenstützpunkt Vandenberg in Kalifornien mit einer Delta-II-Rakete auf die Reise geschickt, nachdem sich der Start wegen eines technischen Problems um mehrere Tage verzögert hatte.

Nun hoffen die Astronomen auf reiche Ausbeute. So soll das Teleskop etwa Kometen, Asteroiden und Braune Zwerge (kalte Sterne) aufspüren, die intensiv im Infrarotbereich strahlen. Anders als sichtbares Licht durchdringt Infrarotstrahlung auch Staubwolken. So erwarten die Forscher, dass "WISE" auch dahinter verborgene leuchtstarke Galaxien entdeckt.

Die Objekte sollen dann katalogisiert und als Navigationshilfe bei künftigen Missionen genutzt werden. Die NASA erhofft sich auch Informationen über Abertausende Asteroiden, von denen Hunderte auf einem relativ erdnahen Weg unterwegs sind.

Erkundet wird der Himmel auf vier Infrarot-Wellenlängen, mit einer Empfindlichkeit, die laut NASA Hunderttausende Male größer ist als bei früheren Projekten. Infrarotlicht ist für das menschliche Auge unsichtbar. Es hat größere Wellenlängen als das sichtbare Licht.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Weltraumteleskop "Hubble" erspäht im All Sternengefunkel im Nebel
Beitrag von: SiLæncer am 17 Dezember, 2009, 08:23
Weihnachtsflair im Weltall: Passend zum Fest haben US-Forscher eine Aufnahme hunderter blau strahlender Sterne veröffentlicht.

Das mit dem Weltraumteleskop "Hubble" gemachte Bild zeige die "größte stellare Kinderstube" unserer galaktischen Nachbarschaft so detailliert wie nie zuvor, teilte das Space Telescope Science Institute in Baltimore mit. Die Gruppe junger Sterne namens R136 sei erst wenige Millionen Jahre alt.

(http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/images/hs-2009-32-a-large_web.jpg)
Bildquelle : hubblesite.org

Der Sternenhaufen gehört zum Nebel 30 Doradus in der Großen Magellanschen Wolke, 170.000 Lichtjahre entfernt von der Erde. Die Große und die Kleine Magellansche Wolke sind Nachbargalaxien unserer Milchstraße. Einige der wie Diamanten funkelnden Sterne auf dem Bild seien mehr als 100 Mal so mächtig wie die Sonne, teilte das Institut weiter mit.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Nahe an einem Beweis für die dunkle Materie
Beitrag von: SiLæncer am 19 Dezember, 2009, 11:39
Wissenschaftler glauben, erstmals Spuren von WIMPs entdeckt zu haben, die als eine Klasse von Teilchen der bislang nur theoretisch behaupteten dunklen Materie gelten

Dunkle Materie, deren Existenz erstmals vor mehr als 70 Jahren von dem Schweizer Astronomen behauptet wurde und nach der auch mit dem Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider gesucht wird, soll es weitaus häufiger im Universum geben als die sichtbare Materie in Form von Galaxien, Sternen und Planeten. "Normale" Materie soll gerade einmal 4 Prozent ausmachen, dunkle Materie 25 Prozent, der Rest soll aus dunkler Energie bestehen. Nachgewiesen werden konnte die dunkle Materie bislang noch nicht, aber nach den Annahmen der Wissenschaft formt deren Gravitationskraft das uns sichtbare Universum und hält es zusammen. Ein internationales Wissenschaftlerteam glaubt nun, möglicherweise erstmals Dunkle Materie nachgewiesen zu haben – zumindest mit einer Chance von 20 Prozent. Ein Nachweis wäre eine Sensation, ein großer wissenschaftlicher Durchbruch. Mögliche Entdeckungen werden daher immer einmal wieder gemeldet.

In Experimenten, die die Gruppe Cryogenic Dark Matter Search (CDMS) tief unter der Erdoberfläche in einer alten Eisenmine in Minnesota durchführt, hofft man, Spuren von zwei Teilchen in den nahezu auf die absolute Tiefsttemperatur abgekühlten 30 Germanium- und Silizium-Detektoren entdeckt zu haben. Sie sollen die Eigenschaften besitzen, die man von einer Klasse von Partikeln der dunklen Materie erwartet. In diesem Fall sollen es schwach wechselwirkende massive Teilchen, so genannte WIMPs, sein, deren Masse der von Atomen gleicht oder schwerer sein soll. Man nennt sie Neutralinos", "Photinos'' oder "Axionen''.

Die Hypothese ist, dass WIMPs normalerweise nicht mit normaler Materie interagieren, aber gelegentlich doch einmal von Atomkernen abprallen und dann auf den Detektoren eine Spur winziger Energie in Form von Wärme hinterlassen. Um die Einwirkung anderer Teilchen zu minimieren, findet die Suche in dem alten Bergwerk statt und wurde die Genauigkeit so eingestellt, dass nur eine Interaktion pro Jahr mit einem WIMP stattfinden, um so die dennoch häufig stattfindenden Interaktionen mit Röntgenstrahlen und Neutronen auszuschließen. Und das könnte sich in den Jahren 2007 und 2008 nun jeweils einmal ergeben haben, hoffen die Wissenschaftler. Analysiert wurden nur die Daten von 14 Germanium-Detektoren, die als verlässlich gelten.

Bestätigt werden kann die Existenz von WIMPs durch die Analyse noch nicht, die Wahrscheinlichkeit betrage allerdings noch 20 Prozent, dass es sich um eine Interaktion mit anderen Teilchen handelt, berichten. Mit dieser Wahrscheinlichkeit kann der Fund noch nicht als bewiesene wissenschaftliche Entdeckung gelten.

Die Wissenschaftler wollen nun im nächsten Jahr die Zahl der Detektoren erhöhen, weil damit auch die Wahrscheinlichkeit steigt, Spuren von WIMPs einfangen zu können. Da nach diesen auch mit anderen Detektoren in anderen Forschungseinrichtungen fieberhaft gesucht wird, beispielsweise mit genaueren Xenon-Detektoren wie im Xenon Dark Matter Project, könnte sich womöglich die Entdeckung bald bestätigen lassen. Noch also ist die Existenz der dunklen Materie nicht bewiesen, auch wenn sie 25 Prozent des Universums ausmachen und die Struktur des sichtbaren Universums formen soll.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Sterne als Vampire - Weltraumteleskop Hubble liefert Beweise
Beitrag von: SiLæncer am 24 Dezember, 2009, 05:42
Auch unter Sternen gibt es Exemplare mit ungewöhnlich jugendlichem Erscheinungsbild. "Blaue Nachzügler" werden sie genannt.

Statt Botox und Chirurgenmesser sorgen im All zwei spezielle Mechanismen für stellare Verjüngungskuren: "Vampirtum" und Kollisionen. Für beide Vorgänge haben Astronomen nun auf Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble Belege gefunden. Einige "Blaue Nachzügler" hätten einem massiveren Nachbarn Wasserstoff "abgesaugt", berichten die Forscher im britischen Fachmagazin "Nature". Andere verjüngten sich beim Zusammenprall mit einem "Artgenossen".

(http://res.magnus.de/res/_2/3/4/e/78083.jpg)

"Es ist so, als wären auf dem Gruppenbild eines Altersheims einige Kinder zwischen den Senioren", erläutert Francesco Ferraro von der Universität Bologna (Italien) in einer Mitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching bei München. Sein Team hatte Detailaufnahmen des Kugelsternhaufens Messier 30 (M30) im Sternbild Steinbock mit Hunderttausenden Sternen analysiert. M30 liegt 28.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und formte sich vor rund 13 Milliarden Jahren. Die Verjüngungskur einiger der Sterne zu "Blauen Nachzüglern" ging den Forschern zufolge vor rund zwei Milliarden Jahren vonstatten.

Heiße und helle Strahlen

"Blaue Nachzügler" (engl. Blue Straggler) sind heißer und strahlen heller, als sie es in ihrem Alter eigentlich sollten. Forscher gehen schon seit langem davon aus, dass die massereichen, blau leuchtenden Sterne nachträglich "verjüngt" wurden, da sie andernfalls längst zu Roten Riesen aufgebläht oder gar zu Weißen Zwergen geschrumpft sein müssten. Ob die Verjüngung durch "Vampirtum" oder das Verschmelzen mit einem Kollisionspartner geschah, lässt sich den neuen Beobachtungen zufolge an feinen Eigenheiten der "Blauen Nachzügler" erkennen.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Ein Kompositum von Unsicherheiten
Beitrag von: SiLæncer am 25 Dezember, 2009, 15:52
Anmerkung zur Drake-Formel – Teil 1

Am 1. November 1961 fand die erste Konferenz der Menschheitsgeschichte statt, in der sich Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen gezielt mit der Frage auseinandersetzten, wie viele intelligente Technologien im All derzeit sende- und empfangsbereit sind. Einer ihrer Initiatoren war der SETI-Pionier Frank Drake, der zur Vorbereitung des Meetings in Green Bank (West-Virginia/USA) jeden Tagesordnungspunkt mit einem mathematischen Symbol versah und die einzelnen Faktoren zu einer aus simplen Multiplikationen bestehenden Formel zusammen zog. Doch mittels der Greenbank-Gleichung lassen sich die Anzahl hochentwickelter und kommunikationsbereiter Zivilisationen im All nicht bestimmen.

Als der US-Radioastronom Frank Drake im Oktober 1961 die Diskussionspunkte für die weltweit erste wissenschaftliche Mini-Konferenz über das Vorhandensein außerirdischer Intelligenz zusammengestellt hatte, sah er auf eine konfus wirkende kryptische Buchstabenfolge, die in der astrobiologischen Forschung und SETI-Szene gegenwärtig sakrosankten Charakter hat, aber erst in den 1970er-Jahren allmählich Bekanntheit erlangte. Dabei war der Schriftzeichensalat optisch durchaus ansehnlich und von mathematischer Einfachheit sowie logischer Stringenz:

(http://img7.imageshack.us/img7/6770/39676881.jpg)

Der L-Hauptunsicherheitfaktor

Als sich am 1. November 1961 die zehn geladenen Gäste in einem kleinen Konferenzzimmer in Green Bank einfanden, ahnte keiner der Anwesenden, dass ihr Treffen einmal von wissenschaftshistorischer Bedeutung sein würde. Tatsächlich erachtete es damals keiner für notwendig, ein Sitzungsprotokoll anzufertigen oder ein Erinnerungsfoto zu schießen. Nachdem Drake als Ouvertüre die ersten Faktoren seiner Gleichung an die Tafel geschrieben hatte, entbrannte eine engagierte Debatte, die in einen Diskussionsmarathon mündete. Bei jeder Gelegenheit, ob im Sitzungsraum, in der Cafeteria oder beim Spazierengehen, sezierten die Wissenschaftler, die aus völlig verschiedenen Fachbereichen und Denkrichtungen kamen, die Formel genauestens. Am stärksten ins Blickfeld rückte dabei ihr letzter Faktor, den Drake mit L umschrieben hatte und den Carl Sagan Jahre später als "Hauptunsicherheitfaktor" bezeichnen sollte.

Dass sich an der Frage nach der Langlebigkeit von intelligenten Zivilisationen die lebhafteste Diskussion entzündete, muss in Zusammenhang mit dem auch damals schon vielbeschworenen Zeitgeist gesehen werden. Als die Teilnehmer der Green-Bank-Konferenz über die Möglichkeit grübelten, ob nicht technisch hochstehende, mit Massenvernichtungswaffen bestückte außerirdische Kulturen automatisch Gefahr liefen, in einen finalen Krieg zu schlittern und sich dabei selbst völlig zu vernichten, war es nämlich um den Frieden auf Mutter Erde selbst nicht gut bestellt. Die beiden Supermächte USA und Sowjetunion steuerten geradewegs auf einen militärischen Konflikt zu, der die Menschheit ein Jahr später tatsächlich bis an den Rand des Abgrundes führte. Hätten Diplomaten im Oktober 1962 der Kuba-Krise nicht rechtzeitig Einhalt geboten und die militärische Eskalation um zwei Minuten vor Zwölf entschärft, wäre der Faktor L der Drake-Gleichung zu einem tragischen Fanal der Menschheitsgeschichte verkommen.

Man mag es daher gerne als Ironie der Geschichte bezeichnen, dass Drake und seine Kollegen just zu einem Zeitpunkt über die Lebensdauer von Zivilisationen im All fabulierten, als die Ära des Kalten Krieges noch nicht einmal ihren Höhepunkt erreicht hatte. So gesehen kam im Hinblick auf das Schicksal der Erde dem L-Faktor der Drake-Formel eine gesonderte Bedeutung zu.

Eine Million Zivilisationen

Genau genommen definiert L die zeitliche Lebensspanne einer technischen Zivilisation, die das Interesse und die Fähigkeit für eine interstellare Kommunikation mitbringt. Dennoch fokussierte sich 1961 alles auf die Frage, wie lange wohl eine erdähnliche Zivilisation, die zwar technologisch in der Lage war, via elektromagnetischer Strahlung interplanetare Botschaften auszutauschen, andererseits aber die Atomkraft für sich entdeckt hat, die kritischste Phase ihres Seins überwinden kann. Ist der Exitus einer fortgeschrittenen Technologie programmiert, sobald sie ein Stadium erreicht hat, das ihr den Bau von Atom- oder Wasserstoffbomben ermöglicht?

Nachdem Drake und sein Team fleißig debattiert, gestritten und sich für jeden Faktor auf mindestens einen Wert geeinigt hatten, kristallisierte sich am Ende des Meetings sogar eine Zahl heraus. Sie war zwar alles andere als konkret, vermittelte dafür aber immerhin einen zeitgenössischen Eindruck davon, wie viele intelligente Zivilisationen nach Ansicht einiger ausgewählter irdischer Wissenschaftler der 1960er-Jahre in der Milchstraße beheimatet sein könnten. Unter Anwendung der Drake-Formel kam der exklusive Kreis seinerzeit auf eine Zahl von mindestens 1000 bis maximal 100 Millionen höherstehender Zivilisationen in der Galaxis. Fünf Jahre später konkretisierte Carl Sagan besagten Wert. Er folgerte, dass – wenn nur ein Prozent der Zivilisationen ihre technologische Jugendzeit übersteht und am kritischen historischen Scheidewege den richtigen Pfad einschlägt –, allein in unserer Milchstraße eine Million (N~106) davon überleben müssten.

Optimisten versus Pessimisten

Die Anwendung der Green-Bank-Gleichung führt auch heute – fast 50 Jahre später – immer noch zu völlig verschiedenen Ergebnissen. Optimisten garantierte sie stets schöne Zahlen, weil hoffnungsvolle Frohnaturen bekanntlich die Größe der einzelnen Faktoren viel freigiebiger berechnen als notorische Pessimisten, die naturgemäß ein eher negativeres Ergebnis erwarten und auch erhalten. Sehen wir einmal von dem Faktor R ab, also der mittleren Sternentstehungsrate in der Galaxis pro Jahr, für den der astronomisch gesicherte Wert 1 gilt (= jährlich ein neuer Stern in der Milchstraße), so sind alle andere Faktoren der Formel nach Belieben austauschbar, weil von ihnen kein realer konstanter Wert bekannt ist. Wer N bestimmen will, müsste im Gedankenexperiment zunächst einmal alle Größen abschätzen, wohl wissend, dass die einzelnen Faktoren nicht zu klein sein dürfen. Welche Zahl als Multiplikator jedoch zu wählen ist, bleibt im Endeffekt dem Gutdünken jedes Einzelnen überlassen. Letzten Endes ist es nämlich immer auch eine perspektivische Frage, ob beispielsweise der Faktor fi, also die Anzahl der Planeten mit intelligenten Lebewesen, hoch oder gering veranschlagt werden soll.

Wie bereits erwähnt – Optimisten werden hier zwangsläufig einen anderen Zahlenwert wählen als Pessimisten – und somit auch andere Ergebnisse provozieren. In einem Punkt enttäuscht die Drake-Formel allerdings nicht, führen doch ihre kosmischen, biologischen, historisch-politischen und technologischen Faktoren klar vor Augen, wie schwer es ist, den Nachweis außerirdischer Intelligenz zu erbringen. Vor allem deshalb, weil auf den von unserem Heimatstern aus gesehen dritten Planeten des Sonnensystems die Suche nach außerirdischer Intelligenz nicht an fehlendem technischen Know-how, sondern eher an vorhandenen finanziellen Engpässen scheitert. Was sich in Dagobert Ducks Augen so gerne widerspiegelt, trübt auch den Blick der irdischen Verantwortungsträger. Die Dollarscheine im Gesichtsfeld, bringen diese für Grundlagenforschung keine Geduld auf, weil eine solche in deren Augen keine schnellen Ergebnisse und folglich keinen lukrativen Gewinn garantiert. Im Besonderen gilt dies für die SETI-Programme, mit denen im Grunde genommen auch Grundlagenforschung betrieben wird.

Erstaunter weiser Vater

Für einen Faktor der Drake-Formel gäbe es immerhin einen neuen Parameter. Denn streng genommen müssten die SETI-Forscher infolge des stetig wachsenden Katalogs der Exoplaneten die extrapolierte Anzahl kommunikationsfähiger Zivilisationen weiter nach oben korrigieren. Auch wenn die Planetenjäger, die bislang 405 bestätigte Exoplaneten aufgespürt haben, noch keinen erdähnlichen in einer habitablen Zone lokalisieren konnten und demzufolge über den Faktor ne der Drake-Formel vorerst nur spekulieren können, gehen alle felsenfest davon aus, dass Felsenplaneten – wie die Erde – in der Galaxis millionen- bis milliardenfach vertreten sind. Der geneigte SETI- und Drake-Formel-Fan darf für den ne-Faktor ruhig aus dem Vollen schöpfen, vor allem dann, wenn das NASA-Weltraumteleskop Kepler bald erdähnliche Welten aufspürt.

Trotz alledem ist die als Agenda konzipierte Drake-Formel eine Gleichung ohne Wert, nach Frank Drake ein "Kompositum von Unsicherheiten", eine Ansammlung von Unbekannten, die deshalb unbekannt bleiben, weil sie erstens nicht zu bestimmen sind und zweitens einfach zu viel Raum für Spekulationen und Interpretationen lassen. Umso erstaunlicher ist, dass der Drake'schen Formel nach wie vor eine so große Bedeutung zugeschrieben wird, dass manch SETI-Anhänger sie idealisiert und von ihr Wundersames erwartet. Dabei zeigte sich ihr geistiger Vater über die nachhaltige Wirkung seiner Kreation am meisten erstaunt:

Zitat
Es überrascht mich immer wieder, dass diese Gleichung als eine der großen Ikonen der Wissenschaft betrachtet wird, da sie mir weder großartige intellektuelle Anstrengungen noch Einblicke abverlangt hatte.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Paralleluniversen - Man lebt nur x-mal
Beitrag von: SiLæncer am 26 Dezember, 2009, 08:35
Unser Universum ist eines von vielen, und jeder Mensch hat Doppelgänger in anderen Welten: Diese Idee trieb lange nur philosophisch inspirierte Außenseiter um. Jetzt gewinnt sie in der Elite der Theoretischen Physik mehr und mehr Verfechter. Wird die Kosmologie zur Glaubenssache?

(http://www.spiegel.de/images/image-41098-panoV9free-yfgs.jpg)

Der Sarg war gut erhalten und lag 32 Zentimeter tief unter dem Marmorboden. Das Skelett darin war zierlich. Uninteressant, befanden die Archäologen - und gruben weiter. Durchpflügten den Dom von Frombork an der polnischen Ostseeküste. Schließlich fanden sie den Schädel eines Mannes, der zwischen 60 und 70 Jahre alt gewesen sein muss, als er starb.

Waren das die lange gesuchten Knochen?

Ein DNA-Vergleich mit einem Haar, das man in einem Buch des Gesuchten gefunden hatte, brachte im November 2008 Gewissheit: Dies war der Kopf von Nikolaus Kopernikus, Domherr von Frombork, Hobbyastronom, gestorben im Jahr 1543, verantwortlich für die größte Revolution seit Menschengedenken. Im Frühjahr 2010 sollen die Gebeine feierlich beigesetzt werden, mit Gedenktafel und in einem "schönen Sarkophag", wie Bischof Jacek Jezierski verspricht. Er hatte die Suche in Auftrag gegeben.

Was für eine Karriere. Nikolaus Kopernikus schuf das heliozentrische Weltbild und verbannte den Menschen vom Nabel des Universums: Nicht die Erde stehe im Zentrum der Welt, behauptete er, sondern die Sonne. Diese Idee erschütterten das Selbstverständnis des Menschen - und die Autorität der Kirche. Heute ist er ein katholischer Held.

Während die Kirche noch die Vergangenheit aufarbeitet, planen die Wissenschaftler schon den nächsten Umsturz, und der könnte die kopernikanische Revolution noch in den Schatten stellen: Unser Universum ist nur eines von vielen, und jeder Mensch hat Doppelgänger in anderen Universen, behaupten Physiker. Anfangs beschäftigte diese Vorstellung nur ein paar philosophisch inspirierte Außenseiter. Jetzt gewinnt sie auch in der Führungselite der Theoretischen Physik mehr und mehr Verfechter.

Es gibt nicht nur ein Universum, sondern unendlich viele, behaupten sie. Eines davon bewohnen wir, eine lebensfreundliche Insel im Weltenmeer. Jede denkbare Welt existiert wirklich, jede mögliche Geschichte spielt sich irgendwo ab. Das Universum wird zum "Multiversum".

Die Geschichte vom Urknall ist vielleicht nur die halbe Wahrheit

Der Physikprofessor Alexander Vilenkin von der Tufts University in Massachusetts stellt nüchtern fest: "Mit der Herabstufung der Menschheit auf die vollkommene kosmische Bedeutungslosigkeit ist unser Abstieg vom Mittelpunkt des Universums endgültig vollzogen." Die Vollendung der kopernikanischen Revolution ist ein Gemeinschaftsprojekt, und Vilenkin, ein stiller, schmaler Mann um die 60, ist einer der Projektleiter.

In den Lehrbüchern steht zwar die Geschichte vom Urknall, in dem das Universum vor 14 Milliarden Jahren seinen Anfang nahm. Doch das ist vielleicht nur die halbe Wahrheit. Als Vilenkin mit Andrei Linde von der Stanford University die Kraft berechnete, die das Universum nach dem Urknall aufgebläht hatte, gelangten die beiden zu dem Schluss, dass die Aufblähung außerhalb unseres Universums andauern muss. Das aber hieße: Jenseits unseres Universums bilden sich ständig neue Universen wie Blasen in einem Schaumbad. Pro Blase ein Urknall und damit ein neues Universum. Und weil es so eine unvorstellbare Vielzahl an Universen gibt, argumentiert Vilenkin, existieren in vielen von ihnen auch Lebewesen, Menschen und sogar Doppelgänger von uns.

Im neuen Bild des Kosmos wirkt unser heimisches Universum winzig wie ein Sandkorn in der Wüste. Einige der anderen Universen sind öd und leer, andere von fremdartigen Naturgesetzen beherrscht. Manche Universen ähneln unserem - nur ist John F. Kennedy noch am Leben und mit Marilyn Monroe verheiratet. In anderen, behauptet Vilenkin, gibt es Doppelgänger-Erden, auf denen Dinosaurier überlebt haben und große Autos fahren. "Alles existiert, was nicht von den Naturgesetzen verboten ist," sagt Vilenkin.

Zugegeben, die Vorstellung vieler Welten ist unglaublich. Unglaublich war aber auch das kopernikanische Weltbild vor 500 Jahren. 150 Jahre später war es eine Selbstverständlichkeit. Heute könnte die Theorie des Multiversums eines der größten Rätsel der Menschheit lösen: das unserer Existenz.

Das Universum scheint seit dem Urknall wie geschaffen dafür, eines Tages Sterne, Galaxien, Planeten und Menschen hervorzubringen. Denn wären Naturkonstanten wie die Ladung des Elektrons oder die Schwerkraft nur ein bisschen anders, hätten nach dem Urknall niemals Atome oder Sterne entstehen können. Zufall oder naturgesetzliche Notwendigkeit? Hatte Gott eine Wahl, als er unser Universum schuf?, fragte Albert Einstein. Gott war für ihn nur ein rhetorischer Kunstgriff. Einstein suchte nicht Gott, sondern eine Theorie für Alles, die genau unser, und nur unser Universum beschreiben würde. Er fand diese Theorie nicht, aber die Physiker träumen bis heute davon.

Warum ist die Welt so, wie sie ist?

Leonard Susskind, Jahrgang 1940, Physikprofessor an der Stanford University in Kalifornien, ist einer von denen, die diesen Traum wahrmachen wollten. Susskind zog aus, eine allumfassende Theorie zu finden - die Weltformel. In den Achtzigerjahren glaubte er, den Schlüssel gefunden zu haben: die Stringtheorie, die Elementarteilchen als winzige vibrierende Saiten (Strings) beschreibt.

Dann jedoch zeigte sich, dass die Stringtheorie nicht eine einzige Weltformel liefert, sondern unüberschaubar viele. Vor einigen Jahren dämmerte Susskind, dass es sich vielleicht genau so gehört: Es kann keine eindeutige Weltformel geben, weil es nicht nur eine Welt gibt. Jede Lösung der Stringtheorie beschreibt womöglich ein reales Universum - mit eigenen Naturgesetzen und Naturkonstanten, einer eigenen Geschichte und einer eigenen Zukunft. In einigen Universen ist die Gravitationskraft so stark, dass diese Welten innerhalb kurzer Zeit wieder in sich zusammenstürzen, andere existieren ewig, bleiben aber leer, wieder andere bringen Sterne hervor, aber keine Planeten wie die Erde. Und unser eigenes Universum hatte genau die richtigen Naturgesetze, um 14 Milliarden Jahre nach dem Urknall intelligente Menschen hervorzubringen, die sich über den Ursprung des Universums den Kopf zerbrechen.

Die uralte Grundfrage - Warum ist die Welt so, wie sie ist? - erhält im Multiversum eine ganz einfache Antwort: Unsere Welt ist nur eine von unzählig vielen anderen Welten, die zum Teil ganz anders beschaffen sind, zum Teil unserer ähneln. Unser Universum ist statistische Normalität. So normal wie ein Sechser im Lotto, wenn nur genug Leute mitspielen. Susskinds Szenario ähnelte auffallend dem Blasen-Multiversum von Alexander Vilenkin. Statt an die Weltformel glaubt Susskind nun an das Multiversum. "In hundert Jahren", prophezeit er, "werden Philosophen und Physiker wehmütig auf die Gegenwart zurückblicken und sich an ein Goldenes Zeitalter erinnern, in dem die kleinbürgerlich enge Vorstellung vom Universum des 20. Jahrhunderts einem größeren und besseren Megaversum mit einer Landschaft von Schwindel erregenden Ausmaßen Platz machte."

Susskind und Vilenkin kommen aus unterschiedlichen Teilgebieten der Physik, beide sind beim Multiversum gelandet. Die Wege kreuzen sich - das ist ein Grund, warum die Theorie derzeit so heftig diskutiert wird. Der zweite Grund: Die Theorie vom Multiversum grenzt an Science-Fiction. "Ich halte den Ansatz für gefährlich", sagt Paul Steinhardt von der Princeton University. Die Theorie sei zu spekulativ, "die Wissenschaft käme zu einem deprimierenden Ende". Wer das Multiversum akzeptiert, opfere hehre Ideale der Wissenschaft, vor allem die Forderung nach Überprüfbarkeit in Experimenten.

Sehnsucht nach fremden Welten

Denn die Paralleluniversen sind unzugänglich für direkte Beobachtungen. Lichtstrahlen können nicht von einem Universum ins andere gelangen. Darf ein Naturwissenschaftler trotzdem über sie reden? Die Frage entzweit die Physiker.

Das Multiversum wird sich nicht leichter durchsetzen als einst das kopernikanische Weltbild. Bisher ist die These, dass es da draußen andere Universen gibt, lediglich ein sich verdichtender Verdacht. Nur wenn er wenigstens in einigen Punkten empirischen Tests standhält, werden wir die Fortsetzung der kopernikanischen Revolution erleben. Aber schon jetzt zeichnet sich eine Parallele zur Situation vor 500 Jahren ab: Kopernikus hat das heliozentrische Weltbild nicht erfunden, sondern ihm nur zu seinem Recht verholfen. Andere hatten es vor ihm gedacht. Ähnlich ist es mit dem Multiversum.

Schon im ersten Jahrhundert vor Christus prophezeite der römische Dichter Lukrez, dass "Himmel, Erde und Meer, auch Sonne und Mond in Unzahl vorhanden sind". Im 13. Jahrhundert debattierten Kleriker und Gelehrte die Frage, ob ein christlicher Gott unendlich viele Welten geschaffen haben könne. Immanuel Kant sinnierte ganz selbstverständlich über Welteninseln weit draußen im Kosmos. Ideen von Multiversen finden sich heute in den Werken berühmter Schriftsteller wie Vladimir Nabokov und Jorge Luis Borges. Seit jeher denken Menschen mit Schaudern und Sehnsucht an fremde Welten. Unsere Zeit könnte die sein, in der sich die Phantasie als Wirklichkeit erweist.

(Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch "Die verrückte Welt der Paralleluniversen (http://www.vielewelten.de/)", das vor kurzem im Piper-Verlag erschienen ist)

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Re: Ein Kompositum von Unsicherheiten
Beitrag von: Jürgen am 26 Dezember, 2009, 17:16
In der Gleichung / Tabelle müsste es rechts allgemein nicht "Anzahl" sondern "Anteil" heissen.
Titel: Re: Ein Kompositum von Unsicherheiten
Beitrag von: SiLæncer am 26 Dezember, 2009, 17:26
Hehe ;D wenigstens einer dem das auffällt  (http://www.cheesebuerger.de/images/midi/froehlich/a040.gif)
Titel: "Hubble"-Teleskop fängt zwölf Milliarden Jahre kosmischer Geschichte ein
Beitrag von: SiLæncer am 05 Januar, 2010, 20:55
Eine neue Panorama-Aufnahme des Weltraumteleskops "Hubble" vereint zwölf Milliarden Jahre kosmische Geschichte.

Das am Dienstag auf der Jahrestagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft (AAS) in Washington vorgestellte Bild (http://hubblesite.org/newscenter/archive/) zeigt 7.500 Galaxien in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien aus fast allen kosmischen Epochen. Je weiter die abgebildeten Galaxien entfernt sind, desto früher haben sie existiert. Je tiefer "Hubble" also ins All späht, desto weiter blickt das Weltraumteleskop zurück in die Geschichte des Universums.

Mit zunehmender Distanz würden die Formen der abgebildeten Galaxien immer chaotischer, berichteten die Astronomen. Verhältnismäßig nahe Galaxien besäßen vor allem ausgereifte elliptische und Spiralformen. Entferntere seien kleiner, dunkler und irregulär geformt. An diesen Aufnahmen lasse sich daher die Galaxienentwicklung der vergangenen zwölf Milliarden Jahre verfolgen.

Chaotische Formen als Wegweiser in die komische Vergangenheit

Das Universum ist heute etwa 13,7 Milliarden Jahre alt. Bereits im Dezember hatten "Hubble"-Forscher eine Aufnahme des Weltraumteleskops veröffentlicht, die so tief in die kosmische Vergangenheit reichte wie nie zuvor. Jetzt haben Astronomen sie mit weiteren Aufnahmen ergänzt und präsentieren erste Analysen.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Milchstraße: Jeder sechste Stern könnte Planetensystem haben
Beitrag von: SiLæncer am 06 Januar, 2010, 14:37
Die Erde könnte Millionen Zwillinge im All besitzen. Neuen Berechnungen zufolge dürfte jeder sechste Stern in der Milchstraße ein Planetensystem wie das unsere besitzen. Damit gäbe es allein in unserer Galaxie mehrere hundert Millionen Sonnen mit großen Gas- und kleinen Gesteinsplaneten.

Washington - "Nun kennen wir unseren Platz in der Galaxis", sagte Scott Gaudi auf der Jahrestagung der American Astronomical Society (AAS). Etwa 15 Prozent der Sterne in der Milchstraße bildeten ähnliche Systeme mit mehreren großen Gasplaneten in den Außenbezirken, berichtete der Forscher von der Ohio State University in Columbus. Sein Fazit: "Sonnensysteme wie unseres sind nicht einzigartig - aber auch nicht weit verbreitet."

Gaudis internationales Team hat über mehrere Jahre die Galaxis nach Planeten außerhalb unseres Sonnensystems abgesucht. Dabei stützten sich die Forscher auf den sogenannten Mikrogravitationslinseneffekt. Dieser setzt dann ein, wenn aus Sicht der Erde die Bahn eines Sterns die eines anderen kreuzt. Der Himmelskörper, der näher an der Erde ist, verstärkt durch seine Schwerkraft wie mit einer Lupe das Licht des hinter ihm liegenden Sterns. Umkreisen Planeten den sogenannten Lupenstern, erhöhen sie diese Verstärkung kurzzeitig.

Mit dieser Technik spürten Forscher in den vier Beobachtungsjahren nur ein einziges Sonnensystem wie unseres auf, das große Gasplaneten in den Außenbezirken besitzt. Die Entdeckung datiert aus dem Jahr 2006 und wurde 2008 im Fachblatt "Science" verkündet. "Hätte jeder Stern ein Sonnensystem wie unseres, hätten wir etwa sechs finden müssen", erläuterte Gaudi, der für seine Forschung den Helen-B.-Warner-Preis für Astronomie bekommen hat.

Mit der niedrigen Entdeckungsrate hat der Forscher zusammen mit Kollegen ein statistisches Modell gefüttert - und das lieferte die Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent. Gaudi räumte allerdings ein, dass die bisherige Annahme nur auf dem Fund eines Planetensystems basiere - und die tatsächliche Wahrscheinlichkeit möglicherweise stark von der berechneten abweichen könnte. "Doch unsere Studie zeigt, dass wir mit unseren heutigen Experimenten diese Messungen beginnen können."

Forscher rechnen mit regelmäßigen Funden erdähnlicher Planeten

Große Gasplaneten in den Außenbezirken eines Planetensystems gelten als günstig für die Entwicklung von Leben auf möglichen inneren Gesteinsplaneten. Dank ihrer enormen Schwerkraft fangen sie herumtrudelnde Bruchstücke, Kometen und Asteroiden ein und mildern so das tödliche kosmische Bombardement innerer Planeten.

Auch wenn die Forscher ursprünglich auf mehr Planetensysteme wie das unsere gehofft hatten, ist ihr Ergebnis keine Enttäuschung. Denn es gibt 100 bis 300 Milliarden Sterne allein in der Milchstraße, die wiederum nur eine von rund hundert Milliarden Galaxien im bekannten Universum ist. "Selbst wenn die Chance nur zehn Prozent beträgt, blieben noch mehrere hundert Millionen Planetensysteme wie das unsere übrig", sagte der Astronom Andrew Gould, der mit Gaudi an der Ohio State University arbeitet.

Für die Zukunft rechnen die Forscher mit einer wahren Flut von Planetenentdeckungen. Mit der bisherigen Strategie, schreiben Gaudi und seine Kollegen in ihrem Fachbeitrag, seien nicht mehr als einige Funde pro Jahr möglich. Die nächste Generation der Microlensing-Experimente aber werde auf völlig anderen Prinzipien basieren.

Weitwinkelkameras auf Spiegelteleskopen sollen künftig rund um die Uhr große Bereiche des Himmels absuchen. Auf diese Weise werde man 900 bis mehrere tausend Gravitationslinseneffekte pro Jahr entdeckten, haben Gaudi und seine Kollegen berechnet. "Und alle diese Ereignisse werden automatisch nach Störungen durch Planeten abgesucht", so die Forscher.

Zwei Wissenschaftlerteams hätten derartige Suchaktionen bereits simuliert. Beim Einsatz von drei Teleskopen, so das Ergebnis, sei mit der Entdeckung von durchschnittlich 1,6 erdähnlichen Planeten und zehn sogenannten Super-Erden pro Jahr zu rechnen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Pulsare: Kosmische Uhren sollen Einstein beweisen
Beitrag von: SiLæncer am 07 Januar, 2010, 12:56
Sie sind exakter als jede Uhr auf der Erde: Pulsare, die Strahlen wie Leuchttürme aussenden. Astronomen haben jetzt erstaunlich viele solcher Sternenüberbleibsel entdeckt. Sie möchten mit ihnen Gravitationswellen im All aufspüren und vielleicht sogar Einstein beweisen.

(http://www.spiegel.de/images/image-46918-panoV9free-uhyg.jpg)
Weltraumuhren: Gleich 17 neue Millisekunden-Pulsare haben Astronomen entdeckt

Sie sind exakter als jede Uhr auf der Erde: Pulsare, die Strahlen wie Leuchttürme aussenden. Astronomen haben jetzt erstaunlich viele solcher Sternenüberbleibsel entdeckt. Sie möchten mit ihnen Gravitationswellen im All aufspüren und vielleicht sogar Einstein beweisen.

Atomuhren bekommen echte Konkurrenz aus dem Weltraum: Radioastronomen um Paul Ray vom Naval Research Laboratory in Washington haben jetzt 17 Pulsare im All entdeckt. Sie sind Überbleibsel massereicher Sterne, die extrem schwer zu finden sind und fast nur noch aus Neutronen bestehen, den elektrisch neutralen Teilchen von Atomkernen. Dass sein Team mit einem Schlag 17 Millisekunden- Pulsare aufgespürt hat, ist für Astronomen ein enormer Fortschritt. Der erste Millisekunden-Pulsar wurde vor 28 Jahren entdeckt. Seitdem haben Wissenschaftler insgesamt nur 60 solcher Pulsare entdeckt.

Pulsare strahlen permanent Radiowellen ab. Weil sie sich ständig rasend schnell um ihre eigene Achse drehen, blinken sie in der Nacht wie Leuchttürme am Himmelszelt. Sehr präzise Leuchttürme allerdings: Ihr Takt ist exakter als jede Uhr auf der Erde, Sie sind bis auf die Mikrosekunde verlässlich. Mit diesen Super-Zeitmessern könnte man sogar Gravitationswellen aufspüren, dem Schlüssel zu Einsteins Relativitätstheorie. Diese Wellen zu finden, ist bislang noch niemandem gelungen, obwohl es zahlreiche Forschungsprojekte auf verschiedenen Wegen versuchen.

Gravitationswellen sind winzige Krümmungen der Raumzeit. Wenn Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie stimmt, müssten diese Zeitkrümmungen im All feststellbar sein. Hier sollen die Pulsare helfen: Die Astronomen möchten Zeitverschiebungen zwischen den im All verstreuten Pulsaren messen, um so auf Krümmungen der Raumzeit zu stoßen. Ray ist optimistisch, sich nun tatsächlich dem Beweis anzunähern.

Ihren Erfolg verdanken die Forscher einem Trick: Bei ihrer Suche nach Pulsaren bedienen sie sich der Daten des Fermi-Gammastrahlen-Weltraumteleskops der Nasa. Sie dienen den Forschern als Wegweiser, denn mit ihren Radioteleskopen suchen sie genau dort im All, wo das Fermi-Teleskop hoch-energetische und bisher unbekannte Objekte aufspürt. Denn genau dort könnten Pulsare sein. "Es ist, als hätten wir eine Schatzkarte", sagt Ray.

Um nach weiteren Pulsaren zu suchen, hat Ray das "Fermi Pulsar Search Consortium" gegründet und Experten um sich versammelt. Mit den größten Radioteleskopen der Welt scannen sie den Himmel nach Millisekunden-Pulsaren ab - in der Hoffnung, Einstein einmal beweisen zu können.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Aliens werden die Erde bald nicht mehr entdecken können
Beitrag von: SiLæncer am 27 Januar, 2010, 07:33
SETI-Pionier Frank Drake geht davon aus, dass mit der Umstellung auf digitale Signale und Satelliten kaum mehr Strahlung ins Weltall gelangt, anhand derer Aliens die Erde als bewohnten Planeten ausmachen können.

Uneins sind sich SETI-Forscher, die sich mit möglichem intelligenten Leben im Weltall beschäftigen, ob wir nur nach Signalen suchen oder aktiv Botschaften senden sollen. Das ist wohl eine Mentalitätsfrage. Zwar versendet die Menschheit reichlich indirekt Radiosignale ins All, so dass intelligente Aliens uns bereits bemerkt haben könnten, aber während die einen versuchen zu bremsen, weil man nicht damit rechnen könne, dass Aliens auch friedlich sind, wollen andere wie der russische Radioastronom Aleksandr L. Zaitsev unbedingt den Kontakt beschleunigen und sind für die aktive Suche, also für METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence).

Für den SETI-Pionier Frank Drake ist die Fragestellung bereits obsolet, weswegen eine Entscheidung zu spät käme, weil wir uns längst verraten haben. Das sagte er vor einiger Zeit. Drake ist einer der Teilnehmer der von der Royal Society anlässlich ihres 350-jährigen Bestehen organisierten Tagung über "Die Entdeckung außerirdischen Lebens und die Folgen für Wissenschaft und Gesellschaft". Drake hatte, als noch die Nasa SETI-Forschung betrieb, die nach ihm benannte Drake-Formel entwickelt, um die Wahrscheinlichkeit von intelligentem Leben im Weltall abzuschätzen. Mittlerweile wurden die ersten Exo-Planeten entdeckt, also noch keiner, der eine Chance für die Entwicklung von Leben bietet. Drake hofft, mit dem Allen Telescope Array (ATA) an dem noch gebaut wird, die Suche nach Signalen verbessert werden könnte.

Auf der Tagung äußerte nun Drake aber die Behauptung, dass die Menschheit mit der permanenten Aussendung von digitalen TV-, Radio- und Radarsignalen allmählich eine Art Schutzschirm bilde, wodurch die Erde für Aliens nicht zu erkennen wäre. Gegenüber den früheren analogen Signalen seien die digitalen weitaus schwächer und könnten nicht mehr so leicht entdeckt werden, gibt der Telegraph ihn wieder. Früher sei die Erde von einem 50 Lichtjahre großen Strahlenschirm umgeben gewesen, wobei die TV-Signale eine Million Watt erzeugt hätten. Nachdem nun die Fernsehsignale von den Satelliten auf die Erde gesendet werden, würde kaum mehr Strahlung ins Weltall entweichen. Jetzt würden nur noch zwei Watt, so viel wie von einem Handy, in den Weltraum gelangen: "Wenn dies in Zukunft so weiter geht, wird unsere Welt sehr bald unentdeckbar sein." Er gab sich weiterhin davon überzeugt, dass es intelligente Lebewesen im Weltall gibt, sie würden aber vermutlich weit mehr entwickelt sein als die Menschen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Pepsi findet Planeten im Weltraum
Beitrag von: SiLæncer am 29 Januar, 2010, 18:30
Um extrem schwaches Licht aus dem Weltall erfassen zu können, haben Wissenschaftler aus Potsdam ein wissenschaftliches Instrument gebaut, das Potsdam Echelle Polarimetric and Spectroscopic Instrument, kurz Pepsi genannt. Kernstück von Pepsi sind zwei CCD-Chips mit einer Auflösung von je 111 Megapixeln.

Dieser Fotochip dürfte so manchen Digitalfotografen vor Neid erblassen lassen: Der CCD-Chip ist 9,5 x 9,5 cm groß und verfügt über 10.560 x 10.560 Pixel. Das entspricht einer Auflösung von über 111 Megapixeln. Gleich zwei dieser Chips sollen künftig im Large Binocular Telescope (LBT) Licht aus fernen Galaxien erfassen.

Pepsi für das Weltall

Die Chips sind Teil des Potsdam Echelle Polarimetric and Spectroscopic Instrument (Pepsi). Das ist ein wissenschaftliches Instrument, das extrem schwaches Licht auffängt, wie es etwa erdähnliche Planeten in anderen Galaxien aussenden. Diese emittieren nur wenige Photonen in der Sekunde - viel zu wenig, um es mit dem bloßen Auge, aber auch mit vielen aktuellen Instrumenten sehen zu können. Pepsi soll 96 Prozent des sichtbaren Lichts auffangen können. Selbst hochempfindliche astronomische Fotoplatten verpassten früher bis zu 98 Prozent der ankommenden Photonen.

(http://scr3.golem.de/screenshots/1001/pepsi/thumb480/pepsi_1.jpg)

Hergestellt wurden die hochempfindlichen Chips vom kalifornischen Unternehmen Semiconductor Technology Associates (STA). Die Fertigung war sehr aufwendig: Um die Quanteneffizienz von 96 Prozent im sichtbaren Licht zu erzielen, darf der lichtempfindliche Bereich des Chips nur wenige hundert Atomschichten dick sein. Um das zu erreichen, wurde Atomschicht um Atomschicht vom Chip abgetragen, bis er die nötige Dicke hatte. Dieser Prozess nahm zwei Jahre in Anspruch.

Damit die Chips richtig arbeiten können, kommen sie in eine Kammer, in der ein Vakuum und eine Temperatur von 130 Grad unter null Grad Celsius herrschen. Diese Bedingungen seien nötig, um die Bewegung der Moleküle und Atome des Materials so gering wie möglich zu halten. Das Kühlgefäß und der Kopf der CCD Kamera entstanden am Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP). "Die Anforderungen an die Dichte des Vakuums und an die Festigkeit des Materials waren bei dieser Einheit gerade wegen der Größe und der Wärmeempfindlichkeit auf der Oberfläche der CCDs besonders hoch", erklärt Klaus Strassmeier, der das Pepsi-Projekt leitet.

Pepsi für das Weltall

Damit der Chip präzise arbeitet, dürfe die Abweichung von einer Kante zu einer anderen nur ein Hundertstel eines Millimeters betragen. "Das ist", vergleicht Strassmeier, "als ob man 112 Millionen Zahnstocher in den Boden steckt, um die Oberfläche eines Fußballfeldes zu bedecken, und man darf nur ein Millimeter von einer Ecke zur anderen abweichen, und man hat nur einen Versuch pro Zahnstocher."

Pepsi wird im kommenden Jahr am LBT installiert. Das Teleskop auf dem Mount Graham im Südosten des US-Bundesstaates Arizona verfügt über zwei Spiegel mit einem Durchmesser von 8,4 Metern. Es gilt als eines der größten und leistungsfähigsten Teleskope auf der Erde. Pepsis Aufgabe wird es sein, kosmische Magnetfelder zu vermessen und erdähnliche Exoplaneten zu finden.

Quelle : www.golem.de
Titel: Orion-Nebel : Infrarotbild enthüllt wilde Jungsterne
Beitrag von: SiLæncer am 11 Februar, 2010, 08:14
Ein neues Teleskop hat den Orion-Nebel im Infrarotlicht fotografiert - und atemberaubende Bilder geliefert. Die Aufnahmen erlauben einen Blick durch die Staubschleier des Nebels und enthüllen das wilde Treiben junger Sterne.

(http://www.spiegel.de/images/image-56882-videopanoplayer-iduf.jpg)

Das neue Infrarot-Teleskop Vista der Europäischen Südsternwarte (Eso) hat einen Bilderbuchstart hingelegt. Erst vergangene Woche hat das Ende 2009 in Betrieb genommene Fernrohr spektakuläre Bilder des Nebels NGC 3603 geliefert. Jetzt ist den Forschern am Very Large Telescope (VLT) der Eso in Chile erneut ein sehenswertes Bild gelungen.

Das Panorama-Foto, zusammengesetzt aus Aufnahmen im sichtbaren und infraroten Licht, zeigt den Orion-Nebel als schillernde Sternenfabrik. Der Emissionsnebel bietet schon beim Blick durch ein normales Teleskop einen faszinierenden Anblick. Doch dank der Infrarotdetektoren kann Vista (kurz für Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) auch in die Staub- und Gaskokons hineinspähen, in denen sich junge Sterne formen.

Fotostrecke : http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-51652.html

Ein Vergleich der Fotos aus dem sichtbaren mit denen aus dem Infratrotbereich zeigt, wie viele zusätzliche Details erkennbar werden (siehe Fotostrecke). Sie zeigen, dass in dem 1350 Lichtjahre entfernten Nebel zahlreiche neue Sonnen entstehen. In seinem Zentrum stehen die vier jungen Trapezsterne, die mit heftiger ultravioletter Strahlung ihre Umgebung freiblasen und Gas zum Leuchten bringen.

Ebenfalls nur im Infraroten sind sonderbare rote Strukturen zu erkennen, die auf extrem schnelle Gasströme von jungen Sternen zurückgehen. Wo diese oft rund 700.000 Kilometer pro Stunde schnellen Gasfontänen auf das umliegende Gas treffen, leuchtet es im Infrarotbereich hell auf. Dank der Bilder hoffen Astronomen, die Geburt und Jugend von Sternen besser zu verstehen.

Das Vista ist das jüngste Instrument am VLT auf dem Cerro Paranal in der chilenischen Atacama-Wüste. Mit einem 4,1 Meter großen Spiegel ist es das weltgrößte Teleskop für Übersichtsaufnahmen und führt eine Bestandsaufnahme des Himmels im Infrarotlicht durch.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Kurs Alpha Centauri
Beitrag von: SiLæncer am 17 Februar, 2010, 11:06
Die Obama-Regierung hat die NASA im wahrsten Sinne des Wortes auf den "Boden" der Tatsachen zurückgeholt. Grounded: Die US-amerikanische Rückkehr zum Mond ist bis auf weiteres verschoben. Der Mond als Ziel ist von manchen Raumfahrtexperten ohnehin als viel zu kleinmütig kritisiert  worden. Wenn schon, dann gleich zum Mars.

Aber auch der ist kaum aufregender. Eigentlich zieht es den Menschen zu Exoplaneten, die in den goldenen Sechzigern nur eine theoretische Möglichkeit waren. Heute wissen wir, dass es da draußen genug von ihnen gibt. Was mich an James Camerons "Avatar" besonders fasziniert hat, war, dass er seine fiktive Welt Pandora in unserer unmittelbaren Nachbarschaft angesiedelt hat: im Alpha-Centauri-System. 4,3 Lichtjahre. Das klingt kosmisch gesehen wie um die Ecke. Und bis 2154 ist ja noch ein wenig Zeit.

Wie lange würden wir mit verschiedenen Antriebstechnologien dorthin brauchen? 4,3 Lichtjahre sind rund 41 Billionen Kilometer.

Mit den herkömmlichen chemischen Raketenantrieben käme man aufgrund des begrenzten Treibstoffvorrats beim Start auf eine Reisegeschwindigkeit in der Größenordnung von 17 Kilometern pro Sekunde. So schnell bewegt sich derzeit die Sonde Voyager 1, die inzwischen am Rande des Sonnensystems ist, in 16,74 Milliarden Kilometern – oder 0,00177 Lichtjahren – Entfernung. Damit bräuchte man knapp 77.000 Jahre ins Alpha-Centauri-System. Einziger Vorteil: Bei dem Schneckentempo gäbe es keine nennenswerten relativistischen Zeiteffekte gegenüber der Erde.

Nuklearantriebe ermöglichen vielleicht 200 Kilometer pro Sekunde. Damit würde sich die Reisezeit auf 6700 Jahre verkürzen. Eine Zeitspanne wie von den ersten Kulturen in Mesopotamien bis heute.

Schneller ginge es schon, wenn man Solarsegel setzen würde, die vom Impuls der von der Sonne kommenden Photonen "gebläht" werden. Nach Berechnung von Pioneer Astronautics wäre damit eine einprozentige Lichtgeschwindigkeit möglich: 3000 Kilometer in der Stunde. Die Reisezeit wäre dann nur noch 446 Jahre. Allerdings müssten die Solarsegel einen Durchmesser von 100.000 Kilometer haben, wenn man sich nur aufs Sonnenlicht verlässt.

Mit einem gigantischen Laser als Strahlungsquelle ließe sich der Durchmesser nach Abschätzungen des US-Raumfahrtingenieurs Robert Forward (toller Name) auf 1000 Kilometer "verkleinern". Zum Fokussieren wäre aber eine ebenso breite Linse nötig. Der Aufwand würde sich aber lohnen: Ein Laser-getriebenes Solarsegel würde die Geschwindigkeit nach Forwards Berechnungen auf halbe Lichtgeschwindigkeit hochschrauben – 150.000 Kilometer pro Stunde. Dann wären wir rechnerisch nach 8,4 Jahren am Ziel (tatsächlich etwa mehr, weil das Beschleunigen und Abbremsen Zeit kosten würden).

Andere theoretische Ansätze für neue Antriebe sind noch verwegener. Eine hübsche Überlegung hat der Physiker Jia Liu von der New York University vor einigen Monaten auf dem arXiv-Server veröffentlicht (http://arxiv.org/abs/0908.1429v1) (eine kurze Zusammenfassung hat der New Scientist (http://www.newscientist.com/article/mg20427361.000-dark-power-grand-designs-for-interstellar-travel.html?full=true&print=true)). Der Treibstoff seiner Wahl: Dunkle Materie. Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es davon reichlich im Universum – knapp sechs Mal so viel wie die "normale" Materie, die wir wahrnehmen. Lius Ansatz baut auf Neutralinos auf, einem von mehreren Kandidaten für die Zusammensetzung Dunkler Materie. Weil Neutralinos gleichzeitig ihre eigenen Antiteilchen sind, würden sich zwei von ihnen annihilieren, also komplett in Energie umwandeln. Was für ein Wirkungsgrad.

Nach Lius Berechnungen würde ein nur 100 Tonnen schweres Raumschiff, das – in Anlehnung an den Bussard-Ramjet – auf einer Fläche von 100 Quadratmetern Dunkle Materie aufsaugt, in wenigen Tagen fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen. Dann wäre man in etwa viereinhalb Jahren am Ziel. Dank der kosmisch geringen Entfernung wäre die Zeitverschiebung zwischen Erde und Raumschiff zu verkraften. Die Besatzung würde bei ihrer Rückkehr nur einen neuen US-Präsidenten vorfinden, könnte aber dem gerade aus dem Amt geschiedenen noch die Hand schütteln. Im chinesischen Politbüro wäre vermutlich sogar noch alles beim Alten.

Abgesehen davon, dass wir eigentlich nicht viel von Dunkler Materie verstehen, ist die Idee nicht übel.

Aber vielleicht kommt, wie so oft in der Geschichte von Wissenschaft und Technik, alles ganz anders, wird doch eine neue kosmologische Theorie gefunden, die Quantenmechanik und Relativitätstheorie vereint und neue Möglichkeiten eröffnet, die wir uns im Moment noch nicht vorstellen können. Zum Beispiel einen kosmischen Tunneleffekt (http://de.wikipedia.org/wiki/Tunneleffekt), der sich tunen lässt. Weil die Wahrscheinlichkeitsamplitude von Elektronen jenseits einer Energiebarriere nicht null ist, tauchen diese manchmal just dahinter auf – sie "tunneln" hindurch (dies ist die Grundlage des Rastertunnelmikroskops). Vielleicht könnte man mit der neuen Theorie die Gesamtwahrscheinlichkeitsamplitude eines Raumvehikels für eine Umlaufbahn um Alpha Centauri berechnen und das System so manipulieren, dass genau dieser Fall eintritt: Das Vehikel taucht verzugslos im fernen Orbit auf, tunnelt sich dorthin.

Ob Dunkle Materie oder Grand Unified Theory: Die Obama-Regierung wäre möglicherweise gut beraten, ein paar Milliarden in die Kosmologie zu stecken. Vielleicht wird das dann doch noch was mit dem Aufbruch zu den Sternen.

Quelle : http://www.heise.de/tr/
Titel: Astronomen entdecken bislang älteste Sterne
Beitrag von: SiLæncer am 18 Februar, 2010, 14:18
Blick in die Kinderstube des Universums: Forscher haben Sterne entdeckt, die unmittelbar nach dem Urknall entstanden sind. Mit 13,7 Milliarden Jahren weisen die Himmelskörper ein ähnliches Alter auf wie das Universum.

(http://www.spiegel.de/images/image-60355-galleryV9-ltqu.jpg)
Sculptor-Galaxie: Astronomen der europäischen Sternwarte in Chile haben die bisher ältesten Sterne außerhalb unserer Milchstraßen-Galaxie entdeckt. Die Himmelskörper seien kurz nach dem Urknall vor rund 13,7 Milliarden Jahren entstanden, teilte die Europäische Südsternwarte (ESO) in der chilenischen Atacama-Wüste am Mittwoch (Ortszeit) mit.


Astronomen der europäischen Sternwarte in Chile haben die bisher ältesten Sterne außerhalb unserer Milchstraßen-Galaxie entdeckt. Die Himmelskörper seien kurz nach dem Urknall vor rund 13,7 Milliarden Jahren entstanden, teilte die Europäische Südsternwarte (ESO) in der chilenischen Atacama-Wüste am Mittwoch (Ortszeit) mit.

(http://www.spiegel.de/images/image-60354-galleryV9-odmb.jpg)
Fornax-Galaxie: Bei ihrer Entdeckung haben die Astronomen in die Kinderstube des Universums geblickt, dessen Alter ebenfalls auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt wird. Dass Sterne bereits so kurz nach Entstehung des Alls existierten, hat auch Wissenschaftler überrascht. Aus dieser Zeit gab es bislang nur undeutliche Befunde.

Die Sterne seien zwischen den übrigen Sternen schwer auszumachen und nur dank der heutigen technischen Möglichkeiten aufzuspüren, sagte Projektleiterin Else Starkenberg. "Jetzt können sie sich nirgends mehr verstecken", ergänzte ihre Kollegin Vanessa Hill. Eine Besonderheit fiel den Forschern sofort ins Auge: Die alten Sterne enthielten deutlich weniger Metalle als jüngere.

Bei ihrer Entdeckung haben die Astronomen in die Kinderstube des Universums geblickt, dessen Alter ebenfalls auf 13,7 Milliarden Jahre geschätzt wird. Dass Sterne bereits so kurz nach Entstehung des Alls existierten, hat auch Wissenschaftler überrascht. Aus dieser Zeit gab es bislang nur undeutliche Befunde.

Die neue Beobachtung der ältesten Sterne verbessere das Verständnis über die ersten Vorgänge im All in den ersten Phasen nach dem Urknall erheblich, sagt Starkenberg: "Bisher hatten wir undeutliche Fingerabdrücke. Die neuen Bilder sind dagegen wie Fingerabdrücke unter einem Mikroskop." Jetzt wollen die Astronomen untersuchen, auf welche Weise so kurz nach dem Urknall Sterne entstehen konnten und ob es womöglich schon Galaxien gab.

Dafür wollen sie auf der europäischen Sternwarte in Chile noch tiefer in die Vergangenheit blicken. Nächstes Jahr beginnt dort der Bau eines neuen Riesenteleskops mit unerreichten 42 Metern Durchmesser. Der Ort der Sternwarte verspricht guten Ausblick. Der Himmel über der gebirgigen Wüstenregion ist fast immer klar.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Spektakuläre Bilder "Wise" entdeckt unbekannte Welten
Beitrag von: SiLæncer am 19 Februar, 2010, 19:54
Als ob im Weltall das Licht angeknipst wird: Die ersten Bilder des Infrarotteleskops "Wise" erlauben aufsehenerregende neue Einblicke in das Universum. Die Infrarotbilder zeigen ferne Welten, Kometen und explosive Galaxien in ungekannter Schärfe und Brillanz.

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Andromeda-Nebel (im langwelligeren Infrarotlicht-Bereich): Das neue Nasa-Teleskop "Wise" zeigt die staubigen Spiralarme einer Galaxie in ungekannter Schärfe.

Als das Nasa-Teleskop "Wise" ("Wide-field Infrared Survey Explorer") im vergangenen Dezember seine Arbeit aufnahm, hofften Astronomen auf neue Einblicke ins Universum. "Die alten Infrarotbilder wirken eher wie impressionistische Gemälde", hatte ein Nasa-Forscher vor dem Start des Projektes gesagt. "Die neuen Bilder jedoch werden wie richtige Fotografien aussehen." Und in der Tat: Die hohen Erwartungen der Forscher wurden erfüllt. "Wise" hat bereits eine Viertel Million Bilder aus der Umlaufbahn in 500 Kilometer Höhe zur Erde geschickt. Nun veröffentlicht die Nasa erstmals einen Teil der Aufnahmen.

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Andromedar-Galaxie (im kurzwelligeren Infrarotlicht-Bereich): Hier werden die ältesten Sterne sichtbar.

Die Bilder zeigen beispielsweise Kometen, die in tiefer Dunkelheit ihre Bahnen ziehen. Geburtsregionen von Sternen sind zu erkennen, der Andromeda-Nebel in unerreichter Klarheit und ferne Galaxien. "Wise arbeitete hervorragend", sagt Ed Weiler von der Nasa. Die ersten Bilder zeigten, dass das Teleskop seine beiden Aufgaben sehr gut erfüllen könne: Die Beobachtung des Himmels im Infrarotlicht und die Kartierung ferner Welten, Asteroiden und Kometen. Eine neue Karte des Himmels entsteht.

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Sternen-Wiege: Das Infrarotbild gibt Einblick in eine Geburtsregion von Sternen. Im Zentrum liegt eine Sternengruppe, die das "Hubble"-Teleskop bereits im sichtbarem Licht entdeckt hatte (siehe Hervorhebung).

Die Bilder zeigen beispielsweise bisher unbekannte Kometen. Der Komet "Siding Spring" etwa wurde auf seinem Flug vom Rand ins Innere unseres Sonnensystem entdeckt. Staub sammelt sich in seinem Schweif, der sich "wie ein leuchtend-roter Streifen 16 Millionen Kilometer hinter dem hellen Kometen erstreckte" schwärmen Nasa-Forscher.

Sternengeburten beobachtet

Neben Objekten in unserem Sonnensystem wollen die Himmelsforscher auch kühle "Braune Zwerge" unter die Lupe nehmen, also kleine Sterne, die zu wenig Masse haben, um das Fusionsfeuer in ihrem Kern zu zünden. Erwärmt von der Energie, die ihre von der eigenen Schwerkraft zusammengepressten Gasmassen freisetzen, glimmen sie im Infrarotbereich vor sich hin.

(http://www.spiegel.de/images/image-60710-galleryV9-vupm.jpg)
Kosmische Schönheit: Unsere Nachbargalaxie Andromedar in der Totalen, wie der neue Nasa-Satellit sie sieht.

"Wise" hat auch Asteroiden aufgespürt, die sich der Erde nähern könnten. Hochrechnungen zufolge schwirren etwa tausend Riesenbrocken mit mehr als einem Kilometer Durchmesser umher, deren Bahn irgendwann die der Erde kreuzen. Von 50 Meter dicken Klumpen mit möglichem Kollisionskurs, die bei einem Einschlag ebenfalls großen Schaden anrichten könnten, rasen ungefähr eine halbe Million durch die Dunkelheit. Doch nicht nur ihre Gefährlichkeit macht die Asteroiden interessant. Sie geben zudem Einblicke in den Ursprung des Sonnensystems. Die kalte Umgebung hat sie tiefgefroren, ihren Urzustand bewahrt.

Die Bilder des Teleksops zeigen auch eine Sternen-Wiege 20.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, im Carina-Spiralarm der Milchstraße: Im stelaren Nebel mit der Bezeichnung NGC 3603 bilden sich den Nasa-Forschern zufolge neue Sterne, viele sind weitaus größer als unsere Sonne. Die Sterne erwärmen die Staubwolken in ihrer Umgebung - die Wärmestrahlung zeichnete "Wise" auf. NGC 3603 dient den Forschern nun als Labor, in dem sie die Geburt von Sternen studieren wollen.


Quelle : www.spiegel.de
Titel: 50 Jahre Alien-Suche - Allein im All
Beitrag von: SiLæncer am 22 Februar, 2010, 15:39
Jubiläum für Alien-Fahnder: Vor einem halben Jahrhundert haben Wissenschaftler die Suche nach außerirdischen Zivilisationen gestartet. Doch trotz rasanter technischer Fortschritte gibt es bisher keinen Hinweis auf Intelligenzlinge im All. Sind wir am Ende doch allein?

"Du hast 25 Minuten, Frank", sagt die Frau auf dem Podium. "Danach zerre ich dich von der Bühne." Der ältere Herr mit dem schlohweißen Schopf lässt das Lächeln aus dem Gesicht fallen und erinnert damit frappant an Freddie Frinton in "Dinner for One". Mit finsterem Blick übers Brillengestell nimmt er seine jüngere Kollegin ins Visier. "Ich bin größer als du!"

Das anschließende Gelächter im Saal bleibt nicht der einzige spaßige Moment in der Sitzung bei der Jahrestagung des weltgrößten Wissenschaftsverbands AAAS im kalifornischen San Diego. Einige der bekanntesten Fahnder nach außerirdischen Zivilisationen haben sich versammelt, um nach einem halben Jahrhundert der Suche nach außerirdischen Zivilisationen Bilanz zu ziehen. Das ging überraschend gut gelaunt vonstatten angesichts der Tatsache, dass es nicht besonders viel zu feiern gibt.

Jill Tarter und Frank Drake, die Protagonisten des Eröffnungsdialogs, haben nahezu ihre gesamten Karrieren der Alien-Fahndung gewidmet. Tarter, 66, arbeitet in leitender Position am kalifornischen Seti Institute (Search for Extraterrestrial Intelligence); ihr Leben diente als Basis für die Rolle von Oscar-Gewinnerin Jodie Foster im Hollywood-Film "Contact". Der Radioastronom Drake, 79, ist der Vater des Seti-Projekts und Erfinder der nach ihm benannten Gleichung, mit deren Hilfe sich die Anzahl kommunikationsfähiger Zivilisationen in der Milchstraße berechnen lässt.

Vor fast genau einem halben Jahrhundert, im April 1960, hat Drake den Startschuss für die Suche nach außerirdischen Intelligenzen gestartet: Am National Radio Astronomy Observatory in Green Bank (US-Bundesstaat West Virginia) lauschte er nach verräterischen Signalen aus dem Umfeld zweier Sterne. Eine kleine Bandmaschine lief mit, um die Grüße der Fremdlinge aufzuzeichnen.

Doch die blieben aus - bis heute. 50 Jahre nach Drakes erstem Experiment warten Astronomen noch immer auf ein Funksignal aus den Tiefen der Milchstraße. Die Hoffnung wird von kontinuierlichen technischen Fortschritten am Leben gehalten, die allerdings nur auf den ersten Blick große Schritte in Richtung des Erfolgs sind.

So lauschen Astronomen inzwischen nicht mehr auf einem oder Dutzenden, sondern auf Milliarden Kanälen zugleich. Zugleich wird die Fahndung nach Lichtsignalen im optischen Bereich ("Optical Seti") mit Nachdruck vorangetrieben. "In 20 Jahren werden wir voraussichtlich in der Lage sein, eine Million Sterne zugleich zu untersuchen", sagt Seti-Forscher Dan Werthimer auf dem Symposium in San Diego.

Aufgabe für viele Generationen

Doch wer deshalb glaubt, die entscheidende Entdeckung sei nur noch eine Frage von Monaten oder Jahren, dürfte enttäuscht werden. In Wahrheit haben die Seti-Forscher bisher gerade einmal ein Billionstel des Weltraums und der Frequenzen untersucht, die für außerirdische Signale mutmaßlich in Frage kommen. Trotz immer schnellerer Computer dürfte sich die Suche deshalb hinziehen. "Halten Sie besser nicht den Atem an", meint Werthimer. Mit einem Erfolg der Suche rechnet er innerhalb der nächsten 250 Jahre.

Sein Kollege Paul Shuch von der Seti League ist ähnlicher Meinung: "Ich glaube nicht, dass Seti zu meinen Lebzeiten erfolgreich sein wird. Und wohl auch nicht zu Lebzeiten meiner Enkel oder Urenkel." Die Suche nach Außerirdischen sei eher eine Aufgabe für viele Generationen.

Die bisherige Suche sei in etwa damit vergleichbar, dass man dem Ozean ein Glas Wasser entnimmt. "Auch wenn es theoretisch möglich ist, wird man in dem Glas wahrscheinlich keinen Fisch finden", so die Astronomin. "Das heißt aber nicht, dass es im gesamtem Ozean keine Fische gibt."

Pessimisten wenden ein, dass die Menschheit womöglich bis ans Ende ihrer Tage auf ein Signal aus dem All warten wird. Ein Grund könnte sein, dass eine Zivilisation nur wenige Jahrzehnte lang im großen Stil Funksignale aussendet. Anzeichen dafür finden sich auch auf der Erde: Digitale Radio- und Fernsehstationen senden inzwischen mit weit geringerer Leistung als ihre analogen Vorläufer.

Berühmte Alien-Formel

"Die Erde ist still geworden", sagt Drake. Ein moderner TV-Satellit schicke seine Programme nur noch mit einer Leistung von 20 bis 75 Watt auf die Erde. "Da strahlt fast nichts mehr ins All ab." Es sei gut möglich, dass eine Zivilisation nur rund 50 Jahre lang aufzuspüren sei - in kosmischen Maßstäben ein verschwindend kurzer Moment. Auch sendeten viele starke irdische Radioquellen wie etwa Radargeräte nicht mehr wie früher auf einem schmalen Frequenzband, sondern benutzten ein breites Spektrum. Das erschwert die Suche nach derartigen Signalen zusätzlich.

Andererseits gibt es womöglich so viele fremde Zivilisationen im All, dass den irdischen Forschern früher oder später ein Zufallstreffer gelingt. Drake betont, dass seine 1961 entwickelte Gleichung noch immer gilt. Sie besteht aus sieben Variablen:

    * Wie viele Sterne pro Jahr entstehen,
    * wie viele von ihnen ein Planetensystem besitzen,
    * wie viele der Planeten Leben ermöglichen,
    * auf wie vielen tatsächlich Leben entsteht,
    * auf welchen intelligente Wesen wohnen,
    * wie viele fremde Zivilisationen überhaupt ein Interesse an interstellarer Kommunikation haben,
    * wie lang eine technische Zivilisation besteht.

"Als ich die Gleichung erfunden haben, konnten wir die Faktoren nur schätzen", sagt Drake im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Doch inzwischen wisse man, dass etwa die Hälfte aller Sterne Planeten besitzen. Die Entdeckung von Ozeanen unter dem Eis des Jupitermonds Europa wiederum lege nahe, dass die Zahl potentiell bewohnbarer Planeten größer ist als ursprünglich angenommen.

Dennoch gebe es weiterhin große Unsicherheiten. Zwar hegt Drake keinen Zweifel daran, dass es auf fernen Planeten Leben gibt. "Was im Sonnensystem passiert ist, war in keiner Weise ungewöhnlich, sondern dürfte an vielen anderen Orten auch geschehen sein - einschließlich der Entwicklung von Lebewesen, die Technologie benutzen." Ungewiss sei aber, wie groß der Anteil dieser Zivilisationen sei. "Der zweite wichtige Faktor ist ihre Lebensdauer", sagt Drake. "Den werden wir nicht kennen, ehe wir eine fremde Zivilisation entdeckt haben."

"Irgendwann wird die Öffentlichkeit zynisch"

Dennoch wagt er eine grobe Schätzung: "Ich gehe von rund 10.000 kommunikationsfähigen Zivilisationen in der Milchstraße aus." Auch bei der Wartezeit bis zur Entdeckung des ersten Alien-Signals ist Drake optimistischer als die meisten seiner Kollegen: "Ich schätze, dass es in 20 bis 30 Jahren so weit sein wird."

Die Frage ist, ob die Erdlinge selbst über eine so kurze Zeit bei der Stange bleiben werden - von deren Interesse hängt schließlich auch ein großer Teil der Finanzierung der Forschung ab, zumindest in den USA. "Das Interesse der Öffentlichkeit an Leben im All ist nach wie vor riesig", sagt Drake. "Die Öffentlichkeit erkennt aber auch, dass es schwierig sein wird, dieses Leben zu finden." An dieser Stelle hätten sich die Wissenschaftler selbst einen Bärendienst erwiesen - "indem wir falsche Erwartungen geschürt haben". Die US-Weltraumbehörde Nasa etwa gerate in diese Gefahr, wenn sie vor jeder Mission aufs Neue verspreche, außerirdisches Leben zu finden. "Irgendwann wird die Öffentlichkeit zynisch", sagt Drake. "Unsere Suche wird oft stärker glorifiziert, als sie es verdient."

Sollte man überhaupt größere Mittel in die Suche nach Außerirdischen stecken? Drake glaubt, dass sich die Fahndung lohnen könnte. Wenn wir ein Signal finden, werden wir zunächst wahrscheinlich nicht in der Lage sein, besonders viele Informationen daraus zu gewinnen", sagt der Astronom. Das werde ein nie dagewesenes technologisches Wettrennen um die besten Teleskope auslösen, um mehr über die Außerirdischen zu erfahren. "Wenn wir ihre Sendungen empfangen könnten, würden wir viel über die Fremden erfahren, ob sie andere Welten kolonisiert haben und wie ihre Technologie funktioniert. Das wäre für uns von unschätzbarem Wert."

Außerdem mache die Suche eine Menge Spaß. "Das liegt vielleicht daran", grinst Drake, "dass man in dieser Disziplin nie völlig widerlegt werden kann."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Missing Link
Beitrag von: SiLæncer am 05 März, 2010, 10:25
Sternen-Entdeckung außerhalb der Milchstraße liefert Erkenntnisse über die Evolution des Universums

Ein jüngst entdeckter Stern in der Skulptor-Galaxie (NGC 253) im Sternbild "Bildhauer" in 260.000 Lichtjahren Entfernung nährt die Hypothese, dass unsere Milchstraße durch Absorption kleinerer Galaxien (so genannter Zwerggalaxien) entstanden sein könnte. Die chemische Signatur dieses Sterns mit der Bezeichnung S1020549 und die der Milchstraße ähneln einander sehr, wie Joshua Simon, ein Astronom des Carnegie-Observatoriums, in einem Aufsatz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Nature betont.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32195/32195_11.jpg)
Sculptor-Galaxie. Bild: NASA

Zwerggalaxien finden sich häufig in der Nähe größerer Galaxien wie der Milchstraße. Bereits 1978 hatten die Astronomen Leonard Searle und Robert Zinn ein "Bottom-Up"-Modell der Galaxieformierung aufgestellt, bei dem große Galaxien durch Einverleibung kleinerer zu ihrer Größe gelangen. Wenn Zwerggalaxien die Bausteine größerer darstellen, sollte sich in ihnen auch dieselbe Art von Sternen finden - insbesondere bei alten, an schweren Elementen armen Galaxien; schwere Elemente sind nämlich ein Indiz für relativ junge Sterne, weil große Atome in der kosmischen Evolution erst sehr spät entstanden sind.

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Sternbild Sculptor. Bild:  Torsten Bronger, Lizenz:  CC-BY-SA-3.0

Gerade am Milchstraßen-Rand treten solche "metallarmen" (für Astronomen sind alle Elemente, die schwerer als Wasserstoff oder Helium sind "Metalle") Sterne, die nur ein hunderttausendstel der schweren Elemente unserer Sonne aufweisen, sehr häufig auf. Bislang war die Suche nach metallarmen Sternen in Zwerggalaxien jedoch erfolglos geblieben: "Die Milchstraße schien Sterne zu enthalten, die viel primitiver in ihrem Aufbau sind als irgend einer der beobachteten Sterne aus Zerggalaxien", so Simon. "Wenn Zwerggalaxien die ursprünglichen Bauteile der Milchstraße gewesen sein sollen, ist es schwer verständlich, dass sie nicht ähnliche Sterne enthalten."

Der Grund für die erfolglose Suche lag allerdings nicht darin, dass es solche Sterne nicht gibt, sondern im angewandten Messverfahren. Simons Team-Kollege Evan Kirby entwickelte eine Methode, mit der der Metall-Gehalt zahlreicher Sterne geschätzt werden kann. Auf diese Weise konnten auch die metallarmen Sterne im "Bildhauer" gesucht werden, unter denen sich S1020549 befindet. Dieser enthält sogar nur ein 4000stel der schweren Elemente der Sonne und ein Fünftel der bislang bekannter Sterne in Zwerggalaxien.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32195/32195_12.jpg)
Giant Magellan Telescope. Bild: Giant Magellan Telescope - Carnegie Observatories

"Der Stern ist wahrscheinlich genauso alt wie das Universum selbst", vermutet die Astronomin Anna Frebel  vom Harvard Smithonian Center für Astrophysik, die am selben Paper wie Simon mitgearbeitet hat. Die Forscher erwarten, dass künftig weitere solcher Sterne entdeckt werden. Spätestens mit der nächsten Generation optischer Großteleskope, wie dem 2018 fertig gestellten Giant Magellan Telescope, das mit einem hochauflösenden Spektrographen ausgestattet sein wird. Bis dahin bleibt S1020549 Simon zufolge aufgrund seiner ungewöhnlichen Metallarmut der bedeutendste Markstein seiner Arbeit über die Entstehung großer Galaxien: "Die Idee, das die Milchstraße durch Zerstörung von Zwerggalaxien entstanden ist, scheint korrekt zu sein."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Forscher spüren erstmals "normalen" Planeten in fremdem Sonnensystem auf
Beitrag von: SiLæncer am 18 März, 2010, 09:33
Astronomen haben erstmals einen Planeten bei einem fernen Stern aufgespürt, der den Planeten unseres Sonnensystems weitgehend ähnelt. Der sogenannte Exoplanet Corot-9b kreist um eine Sonne im Sternbild Schlange, der etwa 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)  am Mittwoch in Berlin berichtete.

"Dieser Planet könnte für die Exoplanetenforschung eine ähnliche Rolle spielen wie der Stein von Rosetta für die Ägyptologie", betonte Claire Moutou aus dem 60-köpfigen Entdeckerteam, das den Planeten im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 464, S. 384) vorstellt. Der Stein enthielt Texte in drei Sprachen, so dass Forscher fortan die ägyptische Schrift entziffern konnten.

Corot-9b ist etwa so groß wie der Jupiter, der größte Planet unseres Systems, und umkreist seinen Stern in etwa demselben Abstand wie der Planet Merkur unsere Sonne. Die meisten der bislang über 400 entdeckten Exoplaneten umlaufen ihre Sterne in deutlich geringerer Distanz und sind entsprechend heiß. Auf Corot-9b herrschen dagegen vermutlich moderate Temperaturen zwischen -20 und 160 Grad Celsius. "Corot-9b ist der erste Exoplanet, der wirklich den Planeten in unserem Sonnensystem ähnelt", betonte der Erstautor der Studie, Hans- Jörg Deeg vom Astronomischen Institut der Kanaren.

Französischer Satellit Corot leiht Planeten seinen Namen

Corot-9b ist die jüngste Entdeckung des französischen Satelliten "Corot", der speziell zur Suche nach Exoplaneten gestartet wurde. "Wir kennen inzwischen Dutzende ähnlicher Planeten. Aber Corot-9b ist der erste davon, dessen Eigenschaften wir mit großer Genauigkeit untersuchen können", erklärte Moutou. "Er kommt in seiner Charakteristik den Planeten unseres Sonnensystems schon ziemlich nahe", urteilt Heike Rauer vom DLR-Institut für Planetenforschung.

Von der Erde aus gesehen läuft Corot-9b einmal alle 95 Tage vor seinem Mutterstern vorbei. Durch die Änderung in der Helligkeit des Sterns lässt sich der Durchmesser des Planeten bestimmen. Zusammen mit anderen Messungen, wie sie an der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile gewonnen wurden, können die Astronomen die Masse und daraus die Dichte des Planeten ermitteln sowie durch die Kombination aller Daten den Planeten detailliert untersuchen.

Große Sonnenentfernung - gemäßigtes Klima

Eine Besonderheit von Corot-9b ist die relativ große Entfernung von seiner Sonne - und damit seine vergleichsweise gemäßigte Temperatur. Der Planet unterscheidet sich damit von der Klasse der sogenannten heißen Jupiter, die in nur etwa drei Tagen ihren Zentralstern umkreisen. Planeten mit kurzen Umlaufzeiten sind sehr nahe an ihrem Stern und werden kräftig beschienen - entsprechend herrschen dort meist Temperaturen von mehreren hundert Grad Celsius.

"Unsere Untersuchungen haben mehr Informationen über Corot-9b erbracht, als wir über alle anderen ähnlichen Exoplaneten besitzen", sagt der Koautor der Studie, Didier Queloz. "Für unser Verständnis der Chemie bei niedrigen Temperaturen sind sie so wegweisend, dass sich dadurch ein komplett neues Forschungsfeld über die Atmosphären kühler und gemäßigter Planeten eröffnen könnte."

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Die wilden Ringe des Saturns
Beitrag von: SiLæncer am 19 März, 2010, 10:48
Die Ringe des Saturns sind weit weniger friedlich, als sie wirken. Forscher haben faszinierende Fotos der "Cassini"-Raumsonde mit Saturn-Daten aus mehreren Jahrzehnten kombiniert - und ein unerreicht präzises Bild des Ringsystems des Gasplaneten gezeichnet.

(http://www.spiegel.de/images/image-70275-galleryV9-hdcn.jpg)

In den scheinbar zeitlosen Ringen des Saturns geht es wilder zu als angenommen. Das zeigen die Aufnahmen der amerikanisch-europäischen Raumsonde "Cassini", die seit knapp sechs Jahren um den majestätischen Ringplaneten kreist. Kollisionen von Eisbrocken sind an der Tagesordnung, kleine Monde spielen Tauziehen mit dem Ringmaterial, gelegentlich schießen kanonenkugelartige Objekte durch die äußeren Ringe und verschwinden so schnell wie sie aufgetaucht sind.

(http://www.spiegel.de/images/image-70271-galleryV9-koju.jpg)

Die Eigenschaften der Ringe ändern sich über Jahre, Monate oder sogar Tage, wie ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Science" berichtet. "Dieses unruhige System gibt uns ein neues Gefühl dafür, wie es in einem jungen Sonnensystem zugegangen sein könnte", erläuterte Nasa- Planetenspezialistin Linda Spilker. So ähneln viele der beobachteten Prozesse im Ringsystem des Saturns denen in sogenannten protoplanetaren Scheiben, aus denen neue Planeten entstehen.

(http://www.spiegel.de/images/image-70269-galleryV9-pipm.jpg)

Die Saturnringe bestehen hauptsächlich aus Wassereis-Brocken. Aus "Cassinis" Nahaufnahmen im nahen Infrarotlicht schließen die Astronomen außerdem auf die Ursache einer mysteriösen Rotfärbung, die sich durch Teile des Ringsystems zieht. Vermutlich gehe sie auf Rost oder kleine organische Moleküle zurück - wie sie auch in rotem Gemüse auf der Erde vorkommen, schreiben die Forscher um Jeff Cuzzi vom Ames Research Center der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Die Wissenschaftler hatten die "Cassini"-Bilder der letzten sechs Jahre mit Beobachtungen von Teleskopen auf der Erde und Jahrzehnte alten Daten der "Voyager"-Mission kombiniert.

In einem weiteren Beitrag in "Science" stellen Tamas Gombosi von der University of Michigan in Ann Arbor und Andrew Ingersoll vom California Institute of Technology neue Erkenntnisse über die Atmosphäre und Magnetosphäre des Saturns vor. Demnach sieht die Magnetosphäre, die durch die Wechselwirkung zwischen Sonnenwinden und dem Magnetfeld des Gasplaneten entsteht, wie eine Mischung aus den Magnetosphären von Erde und Jupiter aus - und ist damit einzigartig im Sonnensystem.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Hat Exoplanet Corot-9b einen Mond?
Beitrag von: SiLæncer am 19 März, 2010, 21:23
Der Exoplanet, der den Gasriesen unseres Sonnensystems gleicht, könnte auch Wasser enthalten - und vielleicht einen Mond haben?

Die Entdeckung des Exoplaneten Corot-9b mit dem HARPS-Spektrografen der ESO und dem CoRoT-Satelliten wurde als Durchbruch gefeiert. Claire Moutou, Mitglied des international besetzten Teams aus 60 Astronomen, das den Planeten entdeckte, schwärmte denn auch, dass dieser Planet "eine ähnliche Rolle spielen wie der Stein von Rosetta für die Ägyptologie" spielen könnte.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32294/32294_1.jpg)
Künstlerische Darstellung des an seiner Sonne vorbeiziehenden Exoplaneten Corot-9b. Bild: ESO/L. Calçada

Es war der erste der mittlerweile schon zahlreichen entdeckten Exoplaneten, der Planeten in unserem Sonnensystem ähnelt, wie das internationale Forscherteam in Nature  schrieb. Weil er auf seiner 95 Tage dauernden Umlaufbahn für die Dauer von 8 Stunden vor seinem Mutterstern vorbeizieht, konnten die Wissenschaftler mehr Informationen als bei den zuvor entdeckten Exoplaneten sammeln: "Für unser Verständnis der Chemie bei niedrigen Temperaturen sind sie so wegweisend", so sagt Koautor Didier Queloz, "dass sich dadurch ein komplett neues Forschungsfeld über die Atmosphären kühler und gemäßigter Planeten eröffnen könnte."

Der Planet, der sich 1500 Lichtjahren von der Erde entfernt im Sternbild Schlange befindet und mit der sogenannten Transitmethode gefunden wurde, ist so groß wie Jupiter und besteht wie die Gasriesen Jupiter und Saturn vor allem aus Wasserstoff und Helium. Nach Schätzungen liegt seine Oberflächentemperatur zwischen –23°C and 157°C. Vermutet wird, dass er auch weitere Elemente wie Wasser oder CO2 enthalten könnte. Auch wenn der Gasriese selbst keine feste Oberfläche besitzt, so könnte, wie die Wissenschaftler in einer Pressemitteilung von ESA nahelegen, Corot-9b aber einen Mond haben, der dem Titan des Saturn gleicht. Wenn die Temperaturen des Planeten am unteren Ende des geschätzten Temperaturspektrums liegen sollten, dann könnte solch ein Mond ein Eisball sein. Wenn seine Temperatur sich im heißeren Bereich befinden sollte, wäre es für das Vorhandensein von Wasser zu heiß. Im mittleren Bereich könnte er aber flüssiges Wasser enthalten, spekulieren die Wissenschaftler und lassen die Folgen bedeutungsschwer offen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Galaktischer Staubbläser
Beitrag von: SiLæncer am 27 März, 2010, 13:43
Galaxie-Fusionen, Quasare und Schwarze Löcher

Die großen Schwarzen Löcher in den Zentren der Galaxien wachsen hauptsächlich aufgrund intergalaktischer Kollisionen, wie eine Forschergruppe um den Astronomen Ezequiel Treister an der University of Hawaii in einem jüngst erschienen Science-Artikel darlegt.

Wenn Gaswolken in Galaxien in deren zentrale Schwarze Löcher gezogen werden, emittieren letztere große Mengen Strahlung (auf diese Weise entstehen Quasare). "Diese ständig wachsenden Schwarzen Löcher sind ursprünglich von großen Mengen Staub verdeckt", so Treister, "nach etwa 10-100 Millionen Jahren ist dieser Staub aber durch die starke Strahlung meistens 'fortgeweht' und gibt den Blick auf einen Quasar frei, der bei einer sichtbaren Wellenlänge für bis zu 100 Millionen Jahre strahlt."

Für ihre Studie hat die Gruppe um Treister Daten von den Weltraum-Observatorien Hubble, Chandra und Spitzer gesammelt und miteinander kombiniert, um eine große Anzahl solcher, hinter Staub verborgener Quasare in Entfernungen von bis zu 11 Milliarden Lichtjahren zu identifizieren. "Jahrelang haben Astronomen angenommen, derartige Quellen seien sehr selten, jetzt finden wir überall welche", fügt Treister hinzu. Weil ein Großteil der Strahlen dieser verdeckten Quasare unsichtbar ist, haben die Astronomen im Infrarot- und Röntgen-Bereich nach Anzeichen für den heißen Staub gesucht - solche Strahlen werden von der Verschleierung weniger stark beeinflusst.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32343/32343_11.jpg)
Ein Beispiel für interagierende bzw. fusionierende Galaxien mit stark verdeckten Schwarzen Löchern im Zentrum, aufgenommen von Hubble-Teleskop. Die oberen drei Bilder zeigen nahe gelegene Galaxien (ca. 500 Millionen Lichtjahre entfernt), die unteren drei Bilder die am weitesten entfernten Galaxien (ca. 6,5 Milliarden Lichtjahre). Während der ersten 10-100 Millionen Jahre nach der Fusion bleibt das zentrale Schwarze Loch verdeckt; danach beginnt der Quasar zusehends deutlicher sichtbar zu leuchten, bevor er weitere 10-100 Millionen Jahre später sein Maximum erreicht hat.

Auf diese Weise fanden Treister und seine Leute heraus, dass die Zahl verdeckter Quasare im Vergleich zu denen, die nicht verdeckt sind, im frühen Universum bedeutend größer war als jetzt. "Theoretisch wussten wir, dass die Fusion massiver, Gas-reicher Galaxien in der Vergangenheit häufiger stattfand; unsere Beobachtungen passen also sehr gut in dieses Szenario", so Priyamvada  Natarajan von der Yale University, die in Treisters Team mit forscht. "Wir wussten auch, dass dies für nahe gelegene Galaxien auf jeden Fall zutrifft", ergänzt David Sanders  von der University of Hawaii, "aber diese Ergebnisse zeigen, dass das überall im Universum passiert."

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32343/32343_12.jpg)
Quasar-Stadien während einer Galaxien-Fusion (Illustration). Das stärkste Wachstum Schwarzer Löcher findet während dieser Quasar-Stadien statt: Während das Schwarze Loch zuvor "nur" die millionenfache Masse unserer Sonnen besitzt, kann sie zuletzt bis zu 10.000 mal größer sein.

Darüber hinaus haben die Forscher Bilder dieser weit entfernten Galaxien analysiert, die vom Hubble Space Telescope (mit der vor 10 Monaten installierten  Wide Field Camera 3) aufgenommen wurden. Auf diesen Bildern zeigten sich auffällige Zeichen von galaktischen Interaktionen und Fusionen, die die Forschungshypothese der Gruppe bestätigten. Auf Grundlage theoretischer Überlegungen schätzten die Forscher, dass es ungefähr 100 Millionen Jahre dauert, bis die Strahlung eines wachsenden Schwarzen Loches den umgebenden Staub "fortgeweht" und den nackten Quasar freigelegt haben würde.

"Unsere Arbeit bestätigt, dass Galaxie-Fusionen bedeutsam für das Wachstum großer Schwarzer Löcher sind", so Natarajan. Die Fusionen seien grundlegend für die Evolution einer Galaxie und vergrößern die Masse ihres zentralen Schwarzen Loches sowohl während seiner verdeckten wie auch seiner unverdeckten Phase.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Die Suche nach der zweiten Erde
Beitrag von: SiLæncer am 01 April, 2010, 15:53
Irgendwo da draußen müssen sie sein: Planeten, so groß wie die Erde, die ihren Heimatstern im genau richtigen Abstand umkreisen, um Leben gedeihen zu lassen. Bislang hat noch niemand solche Geschwister unseres Heimatplaneten entdeckt, doch die meisten Astronomen sind überzeugt, dass es sie gibt. Für das Exoplanet Roadmap Advisory Team der europäischen Weltraumorganisation ESA ist es nur eine Frage der Zeit, bis Himmelskundler erdähnliche Planeten außerhalb unseres Sonnensystems näher erforschen können. Noch im Lauf dieses Jahrzehnts dürften die ersten derartigen Objekte entdeckt werden, vermuten die Experten in ihrem jetzt vorgelegten Entwurf einer Forschungsstrategie.

Die ESA hatte das 11-köpfige Gremium vor knapp zwei Jahren zusammengerufen, um einen Plan für die Erforschung extrasolarer Planeten zu entwickeln. Der soll nun zunächst am 7. und 8. April auf einem Workshop in London mit Fachwissenschaftlern diskutiert werden. Die daraus hervorgehende endgültige Version wird dann im Mai offiziell der ESA übergeben.

Die Entdeckung einer zweiten Erde sei ein großes Ziel jeder Exoplanetensuche, schreiben die Wissenschaftler. Sie stellen aber auch fest, dass unter den mehr als 400 bislang entdeckten Exoplaneten nur wenige überhaupt irgendeinem Planeten unseres Sonnensystems ähneln. Das muss nicht bedeuten, dass das Sonnensystem eine Ausnahme im Universum darstellt. Vielmehr sind die Beobachtungsmethoden einfach noch nicht empfindlich genug, um vergleichbare Planetensysteme zu erfassen.

Die bislang wichtigste Methode zum Nachweis extrasolarer Planeten ist die Messung der Radialgeschwindigkeit ihres Zentralsterns. Sie erfasst das verräterische Pendeln des Sterns, hervorgerufen durch die Schwerkraft des umkreisenden Planeten, die den Stern regelmäßig auf uns zu und von uns weg bewegt. Das lässt sich durch die Verschiebung von Emissionslinien im Spektrum des Sterns erkennen, selbst wenn dessen Radialgeschwindigkeit nur wenige Meter pro Sekunde beträgt.

Mit Hilfe dieser Methode geraten allerdings bevorzugt große Planeten auf engen Umlaufbahnen in den Blick. So gelang zwar die Identifizierung eines Planeten von knapp der doppelten Erdmasse – doch GL 581 e umkreist sein Zentralgestirn in aberwitzigen drei Tagen, nur vier Millionen Kilometer von der Oberfläche des Sterns entfernt. Der bislang leichteste Planet auf einer erdähnlichen Umlaufbahn ist dagegen HD 74156 d mit 0,39 Jupitermassen – mehr als hundertmal so massiv wie die Erde. Um einen Planeten von der Größe der Erde auf einer vergleichbaren Umlaufbahn um einen sonnenähnlichen Stern zu entdecken, müssten über Zeiträume von mehreren Jahren Radialgeschwindigkeiten in der Größenordnung von zehn Zentimetern pro Sekunde erkannt werden. Die dafür erforderliche Technologie dürfte in den kommenden Jahren zur Verfügung stehen.

Die Anstrengungen der Planetenjäger beschränken sich aber nicht auf die Suche nach Zwillingen der Erde. Sie wollen insgesamt besser verstehen, wie Planetensysteme entstehen und wie sie sich entwickeln. Grundlage dafür sind statistische Erhebungen, für die sie zunächst einen umfassenderen Überblick über die Planetensysteme in unserer kosmischen Nachbarschaft brauchen. Ein besonderer Höhepunkt wäre für die Verfasser der Roadmap die Beobachtung von Planeten im Moment ihrer Entstehung.

Um dahin zu gelangen, bedarf es allerdings nicht nur leistungsfähiger Instrumente. Die Wissenschaftler betonen wiederholt die Notwendigkeit des Zusammenspiels von Weltraumobservatorien und bodengestützten Teleskopen. Anders als die US-Raumfahrtbehörde NASA, die auch astronomische Forschungen am Boden fördert, finanziert die ESA aber nur Raumfahrtprogramme. Für die Observatorien auf der Erde ist in Europa die ESO (European Southern Observatory) zuständig. Solche institutionellen Schwerfälligkeiten behindern die Erforschung von Exoplaneten ebenso wie die knappen Budgets, die in den kommenden zehn Jahren in Europa voraussichtlich nur eine kleine bis mittlere Weltraummission zulassen werden. Eine wichtige Empfehlung der Roadmap ist daher auch die verstärkte Suche nach Möglichkeiten internationaler Kooperation, namentlich mit den aufstrebenden Raumfahrtnationen China und Indien.

Quelle : www.heise.de
Titel: S.E.T.I. vermeldet Historisches
Beitrag von: SiLæncer am 08 April, 2010, 08:58
Auf den Tag genau vor 50 Jahren startete Frank Drake den ersten Suchlauf nach außerirdischen Funksignalen

Seitdem der US-Radioastronom Frank Drake am 8. April 1960 den ersten wissenschaftlich-systematischen Lauschangriff auf außerirdische Funksignale initiierte und bislang mehr als 120 weitere SETI-Suchprogramme seinem Beispiel folgten, zog keiner die lang ersehnte interplanetare Flaschenpost ans Erdufer. Damit das außerirdische Treibgut endlich in Greifweite rückt, ziehen Drake und seine Nachfolger alle Register der Kunst und nutzen immer schnellere Computer, bessere Software und leistungsstärkere Teleskope. Sie optieren ihre Suchstrategien, erweitern den Zielsternkatalog ständig und nehmen auch seit neun Jahren offiziell außerirdische Lasersignale ins Visier. Anlass genug, um einen Blick auf den Anfang des SETI-Programms zu werfen, das heute seinen 50. Geburtstag feiert.

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Der Ruf der Plejaden

Wer oder was das Aufkommen des jungen SETI-Gedankens und seine erstmalige technische Umsetzung auch immer begünstigt haben mag – den ersten kleinen Schritt in eine neue Welt machte im Jahr 1956 der 26-jährige Doktorand der Harvard-Universität in Massachusetts, Frank Drake, eher zufällig. Mit dem (damals) neuwertigen 18-Meter-Radioteleskop der universitätseigenen Sternwarte "George R. Agassiz-Station", die einmal als Oak-Ridge-Observatorium in der Radioastronomie Bekanntheitsgrad erlangen sollte, sammelte der junge Doktorand und Cornell-Bachelor-Absolvent Datenmaterial für seine Dissertation. Als er den 210 Lichtjahre entfernten Plejaden-Sternhaufen anpeilte und eine routinemäßige Beobachtungssequenz einleiten wollte, registrierte er ein "verblüffend regelmäßiges" Signal, das ausgerechnet auf der Wasserstoff-Strahlungslinie des elektromagnetischen Spektrums lag, also genau in dem Bereich, in dem das am reichlichsten vorhandene Element im Universum emittiert.

Im Wissen, dass weltweit keine Funklizenzen für Frequenzen auf der Wasserstofflinie aufgrund ihrer radioastronomischen Bedeutung verteilt wurden und folglich irdische Sender als Quelle nicht in Frage kommen konnten und das Signal ohnehin zu regelmäßig pulsierte, um natürlichen Ursprungs zu sein, konnte Drake anfangs vor Aufregung kaum atmen. Denn alles sah danach aus, als trüge es eine intelligente "Handschrift".Doch als Drake sein Teleskop in eine andere Richtung drehte, vernahm er das Signal weiterhin klar und deutlich, womit evident war, dass es von einer irdischen Störquelle stammte.

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Rechts oben sehen wir ein einsame Galaxie, in der fraglos intelligente Lebensformen sich derselben Frage gegenüber sehen wie derweil unsere Spezies: Sind wir allein? Vielleicht fahnden sie ebenso wie wir nach Radio- und Lichtsignalen einer anderen Spezies. Hoffen wir für uns, dass nicht alle "nur" suchen! Bild: NASA/JPL-Caltech/SSC

Schicksalhafte Fahrt ins Grüne

Im April 1958 folgte Frank Drake erneut dem Ruf der Radioastronomie und machte sich auf den Weg nach Green Bank, wo inmitten der Berge von West Virginia (USA) ein verschlafenes Nest vor sich hin döste, das sich, eingebettet in einem Talkessel, über eine Länge von 10 Quadratkilometern erstreckte. Hier war Drakes neue Arbeitsstelle. In dieser abgelegenen und zugleich radioarmen Region hatte das 1956 gegründete "National Radio Astronomy Observatory" (NRAO), eine staatliche amerikanische Forschungsorganisation für Radioastronomie, seine Zelte aufgeschlagen. Umsäumt von wildwüchsigen Bäumen, sattem Grün und in der Nachbarschaft von zwei Dörfern sowie einigen verlassenen Farmen und abgeschirmt von 1500 Meter hohen Bergreihen, starrte bei Drakes Ankunft noch kein schüsselartiges Gebilde in den Himmel. Nichts deutete auf den Aufbruch in eine neue Ära, der einige Monate später folgen sollte. Nur auf dem Zeichenbrett wussten ein großes Teleskop von 42,5 Metern Durchmesser (das später auch gebaut wurde) und eine Riesenschüssel von knapp 183 Metern als Planskizzen zu gefallen. Den Spagat vom Entwurf zum waschechten Radioteleskop schaffte Letztere jedoch nicht; technische und finanzielle Hürden verhinderten ihre Realisierung.

Point of no return

Dass in Green Bank die junge Radioastronomie dennoch ihr Zeitalter fand, war auch Drakes Verdienst, der mit seinen Kollegen ein halbwegs adäquates Ersatzteleskop von 26 Metern Durchmesser konzipierte, das binnen eines Jahres zu einem akzeptablen Preis aufgebaut und zu einem der weltweit größten seiner Zeit wurde. Als die Antennenschüssel Anfang 1959 die ersten Testläufe absolvierte, glaubte Drake in den eingehenden Signalen abermals "außerirdische Muster" zu erkennen. Nachdem er seine Vorgesetzten davon überzeugt hatte, ihm parallel zu den regulären Observationen Beobachtungszeit für eine Abhorchaktion nach außerirdischen Funksignalen zu gewähren, begann er mit den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten. Der Startschuss für den ersten modernen systematischen Lauschangriff der Menschheitsgeschichte auf außerirdische Intelligenzen war gefallen. Und es gab kein Zurück mehr – zumindest für Frank Drake nicht.

Zunächst einmal legte Drake sich auf die 21-Zentimeter-Wellenlänge des elektromagnetischen Spektrums als bevorzugte Frequenz für die Aliensuche fest, auf der der universelle Wasserstoff strahlt. Danach beschlossen er und sein Chef, Otto Struwe, seine Mission vor Presse und Öffentlichkeit sowie anderen Wissenschaftlern strikt geheim zu halten. In Erinnerung an L. Frank Baums Kindergeschichte Ozma von Oz versah er sein Projekt mit dem Namen der sagenhaften Prinzessin Ozma.

Zitat
Wie Baum träumte auch ich von einem Land, das weit entfernt von uns lag und in dem fremdartige, exotische Wesen lebten.

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Abdruck und Auszug aus dem legendären Nature-Beitrag von 1959. Quelle: coseti.org

Was die treuen Abonnenten des angesehenen englischen Wissenschaftsmagazins jedenfalls zu sehen und lesen bekamen, sprengte den bisher gewohnten Rahmen des Konventionellen. Der eine wird beim Durchblättern des Magazins seinen Augen nicht getraut haben, als er bei den Seiten 844, 845 und 846 kurz innehielt und diese in Augenschein nahm, der andere hingegen völlig entsetzt mit dem Kopf geschüttelt und seinen Unwillen mit weiteren Gesten oder monologartigen Kommentaren Ausdruck verliehen haben. Einige werden den Artikel  ignoriert, nur wenige ihn mit Wohlwollen oder Interesse gelesen haben. Dafür war der Beitrag ein wenig zu weit seiner Zeit voraus.

Denn was die beiden Autoren in jenem Fachbeitrag erstmals in den wissenschaftlichen Fokus rückten, war in der Tat ein Novum, ja geradezu eine kleine Revolution, an der nicht jeder teilhaben wollte: Sucht nach künstlichen außerirdischen Radiosignalen im Mikrowellenbereich (Frequenzbereich von etwa 300 Megahertz bis etwa 300 Gigahertz), aber langwelligen Bereich der Wasserstofflinie (1,42 Gigahertz), da auf dieser Frequenz der neutrale, interstellare Wasserstoff strahlt! Außerirdische sollten die Bedeutung der 21-Zentimeter-Linie kennen, weil Wasserstoff das im Universum häufigste Element ist und die universell magische Frequenz ein fast störungsfreies Lauschen ins All ermöglicht. Und haben außerirdische Radioastronomen dieselben Antennen und Empfänger wie wir, ist trotz der kolossalen Entfernungen im Universum ein Austausch interstellarer Botschaften theoretisch möglich!

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Eine Welt ganz nach dem Geschmack von SETI, vor allem dann, wenn hierauf intelligente, technologisch interessierte Lebensformen existieren sollten, die selbst fleißig senden. Bild: NASA/ESA

So lautete der Kern ihrer Botschaft, die kurz darauf viele Zeitungen entsprechend ihren Zielgruppen maßgeschneidert präsentierten. Ein Umstand, den Frank Drakes Chef, Otto Struwe, nur mit großem Unwillen zur Kenntnis nahm, ernteten doch seiner Ansicht nach die beiden Physiker die Lorbeeren der Aufmerksamkeit völlig zu Unrecht, weil die Idee bereits ein Jahr zuvor in Green Bank geboren worden war.

Obwohl Morrison und Cocconi auf dem Gebiet der Radioastronomie absolute "Amateure" waren, wertete ihr gemeinsam verfasster Artikel die SETI-Idee (das Akronym SETI wurde erst Mitte der 1970er-Jahre kreiert) ideologisch auf. Das erste Mal in der Geschichte erklärten etablierte Forscher, beruhend auf wissenschaftlichen Extrapolationen, offen und direkt, dass die verfügbaren Instrumente und Teleskope durchaus Radiosignale von entlegenen Planeten aufschnappen könnten, konzedierten aber sogleich, dass eine Suche nach fremden Funksignalen extrem mühsam und aufwändig sei. Die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges sei höchst schwer abzuschätzen, aber wenn keiner mit der Suche jemals anfinge, wären die Chancen auf Erfolg mit Sicherheit gleich Null.

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Das Green Bank Telescope (GBT), das weltweit größte lenkbare Radioteleskop, starrt in Green Bank im  US Bundesstaat West Virginia in den Himmel. Es liegt ganz in der Nähe des Teleskops, mit dem Frank Drake 1960 die erste SETI-Observation durchführte. Durchmesser des GBTs: 100 bis 110 Meter; Reflektorfläche: 7854 m². Bild: NRAO/AUI

Aufgeblüht war die mutige Idee bereits im Frühling 1959, als Cocconi eher spaßeshalber die hypothetische Frage aufwarf, ob andere Zivilisationen eventuell Gammastrahlen als Kommunikationsmittel einsetzen könnten und Morrison darauf entgegnete, dass dies durchaus möglich sei. Andererseits sei es effektiver, das ganze elektromagnetische Spektrum nach geeigneten Frequenzen abzusuchen.[8]  Als sich die beiden Forscher im August 1959 in Genf beim neugegründeten CERN  trafen, wo Cocconi sein Forschungsjahr verbrachte, formulierten sie ihre These aus, schrieben das Gedachte nieder, schickten das Manuskript nach London zur Nature-Redaktion und die Druckfahne an den angesehenen Radioastronomen Bernard Lovell, der zwar für deren Ansatz mitnichten Begeisterung aufbrachte, immerhin aber keine fundamentalen Fehler in den Berechnungen ausmachen konnte.  Nach der Veröffentlichung im Nature gerieten die beiden Forscher praktisch über Nacht in den Brennpunkt und die Fänge der Medien.

Zitat
Es gab eine riesige Berichterstattung in den Zeitungen und populärwissenschaftlichen Medien, die wir so nicht erwartet hatten.

Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als Morrison aus beruflichen Gründen eine kleinere Weltreise antreten musste, die ihn nach Moskau, London, Rom und anderen Großstädten führte, wo er von neugierigen Reportern regelrecht belagert und bedrängt wurde.

Zitat
Als ich um die Welt reiste, jagten mich die Medien. In jeder Stadt, die ich besuchte, gab es unzählige Interview-Anfragen von Journalisten. Das hielt sechs Monate an.

Auch wenn Frank Drake Monate früher Morrisons und Cocconis Idee antizipiert hatte und längst im Begriffe war, ein Radioteleskop für die Fahndung nach einer interplanetaren Flaschenpost auf die Beine zu stellen und umzurüsten, so hatte er doch seine Überlegungen und Thesen zu keinem Zeitpunkt schriftlich dokumentiert und veröffentlicht. So fiel der Ruhm den beiden Physikern zu – zu Recht. Schließlich formulierten sie in ihrem Artikel nicht nur einige wichtige theoretische SETI-Grundlagen, sondern popularisierten auch erstmals den Gedanken, nach außerirdischen Radiowellen intelligenten Ursprungs zu horchen. Mit ihrem Vorstoß entfachten Morrison und Cocconi eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider und gaben den Stein des Anstoßes, auf breiter Front zu suchen. Nicht zuletzt beflügelten beide Drakes Elan, der sich fortan darin bestärkt fühlte, auf dem richtigen Weg zu sein. Der Tag X, der Tag des ersten auf Radioastronomie basierenden Kontaktversuches, war daher in erreichbare Nähe gerückt.

Erster Suchlauf – erster Fehlalarm

Am 8. April 1960, um drei Uhr morgens, war es soweit. Drake und die beiden ihm assistierenden Studenten Ellen Gundermann und Margaret Hurley wagten den Sprung in eine neue Ära. Umhüllt von Nebelschwaden begannen sie bei eisiger Kälte mit den letzten Vorbereitungsarbeiten an der 26-Meter-Schüssel, bevor sie dann gegen 5.00 Uhr halb erfroren den Kontrollraum aufsuchten, den dortigen Ozma-Empfänger aktivierten und den ersten offiziellen Suchlauf auf dem schmalen Frequenzspektrum von 1420 bis 1420,4 Megahertz starteten. Die Stunde der extraterrestrischen Wahrheit hatte geschlagen.

Zitat
Wir wussten, dass dies ein historischer Augenblick war, und dennoch kicherten wir, weil wir dachten, dass wir uns mit diesem Gedanken am Ende vielleicht selbst etwas vorgaukelten.

Um den geschichtsträchtigen Moment dokumentarisch festzuhalten, platzierte Drake in dem Arbeitsraum noch ein Aufzeichnungsgerät mit einer einfachen Schreibfeder, die jeden eingehenden kosmischen Ton auf einem laufenden Papierstreifen verewigen sollte. Für die Erfassung der akustischen Signale war ein Tonbandgerät zuständig. Für Drakes Zwecke war das Equipment ausreichend, zumal der Lauschangriff nur über einen einzigen Kanal abgewickelt wurde. Als Drake sein erstes ausgewähltes Ziel, den erdnahen Stern Tau Ceti, anpeilte, dem 19. Stern im Bild Cetus (Walfisch), und sich nach einigen Stunden des Wartens nichts Gravierendes ereignete, richtete er das Teleskop auf das zweite Zielobjekt: den Stern Epsilon Eridani, den fünfhellsten in der Konstellation Eridanus. Beide Sonnen, zirka 10 Lichtjahre von der Erde entfernt, sind trotz ihrer geringen Leuchtkraft am Firmament mit bloßem Auge zu sehen.

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Frank Drake, der Vater der SETI-Suchprogramme. Vor 50 Jahren startete er den ersten Suchlauf.

Nach gerade einmal fünf Minuten folgte ein explosionsartiges Gedröhne, das die Lautsprecher in Vibration versetzte und den graphischen Schreiber des Aufzeichnungsgerätes zum Tanzen brachte. Ein starkes, lautes Signal verschaffte sich Gehör, dessen Charakteristikum darin bestand, binnen einer Sekunde achtmal zu pulsieren.

Zitat
Keiner von uns hatte jemals etwas Vergleichbares erlebt. Wir starrten einander mit weitaufgerissenen Augen an. Ich hatte das Gefühl, meine Begegnung mit den Plejaden noch einmal zu erleben.

Nachdem Drake die Schüssel vom Stern weg richtete und das Signal prompt verstummte, erhärtete sich für einige Sekunden der Verdacht, dass die Quelle tatsächlich im System von Epsilon Eridani  zu finden war. Doch unmittelbar nach dem Zurückschwenken des Teleskops auf das ursprüngliche Zielobjekt war von dem ohrenbetäubenden Krach zur Überraschung des Trios nichts mehr zu hören. Erst nach zwei Wochen und zahlreichen Versuchen kehrte das geheimnisvolle Signal zurück und pulsierte erneut im 8-Sekunden-Rhythmus. Dieses Mal jedoch registrierte ein außerhalb des Kontrollraums montierter Schalltrichter, der mit dem Tonband verbunden war, den alles übertönenden Lärm – sehr zum Leidwesen von Drake und seinen Mitarbeitern.

Zitat
Damit stand fest, dass es sich keineswegs um eine außerirdische Nachricht handelte. […] Zweifellos kamen sie [die Signale] von einem vorbei fliegenden Flugzeug.

Das Projekt Ozma, die erste systematisch durchgeführte radioastronomische Durchmusterung des Himmels nach außerirdischen künstlichen Signalen, endete nach 150 Stunden reiner Observationszeit im Juli 1960. Drake, der nur 25 Prozent seiner Arbeitszeit für das Ozma-Unternehmen abzweigen konnte, da er am NRAO noch einige andere radioastronomische Aufgaben bewältigen musste, hatte nach seiner Abhorchaktion einen Wust von Aufzeichnungsbelegen produziert, die aneinandergereiht eine Länge von 100 Kilometern ergaben; nicht minder beeindruckend war auch der Umfang der Tonbänder. Natürlich ließ eine Reaktion der Presse nicht allzu lang auf sich warten. Sein Projekt sprach sich flugs herum und provozierte viel Aufsehen, "auch eine Menge Kopfschütteln" und nachdenkliche Mienen "von verwundert über ablehnend bis entrüstet". Auch wenn der 2000-Dollar-Mission kein Erfolg vergönnt gewesen war, so trug sie doch ungemein zur Popularisierung des SETI-Gedankens bei.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Weltraumteleskop "Hubble" knipst Galaxie mit seltsamer Anatomie
Beitrag von: SiLæncer am 08 April, 2010, 17:49
Mit dem Weltraumteleskop "Hubble" haben Astronomen ein einzigartiges Bild einer ungewöhnlichen Galaxie aufgenommen.Die 35 Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie M66 im Sternbild Löwe fällt durch ihre asymmetrischen Spiralarme auf, wie das europäische "Hubble"-Informationszentrum am Donnerstag in Garching bei München berichtete.

(http://res.magnus.de/res/_2/3/6/f/128921.jpg)

Die Arme scheinen sich aus der Ebene der Galaxie hochzuschrauben. Diese eigenartige Anatomie sei höchstwahrscheinlich den beiden Begleitgalaxien von M66 zu verdanken, die mit ihrer Schwerkraft an der Sternenspirale zerren.

Die "Hubble"-Aufnahme zeigt Details der Staubstreifen und Sternhaufen in den Spiralarmen. Dabei handele es sich um Schlüsselregionen, an denen Astronomen die Galaxienentwicklung ablesen können, erläuterte das "Hubble"-Zentrum. Rekordverdächtig sei auch die Zahl der Supernova-Explosionen in der ungewöhnlichen Galaxie. Allein seit 1989 seien dort drei derartige Sternenexplosionen registriert worden.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Europäisches Superteleskop sucht auch nach Außerirdischen
Beitrag von: SiLæncer am 13 April, 2010, 11:37
Bei der Jahrestagung der britischen Royal Astronomical Society  in Glasgow hat John McKean vom niederländischen Institut für Radioastronomie Astron erste Beobachtungsergebnisse des neuen Radioobservatoriums Lofar (http://www.lofar.org/) (Low Frequency Array) vorgestellt. Obwohl das Observatorium noch gar nicht komplett ist, zeigt sich der Astronom von der Qualität der Daten beeindruckt. "Wir sind noch in der Konstruktionsphase des Projekts und haben bisher 21 von 44 geplanten Stationen errichtet", sagt McKean. "Aber schon jetzt produzieren wir wirklich herausragende Bilder von Galaxien."

Lofar ist kein klassisches Radioteleskop mit der typischen Satellitenschüssel, sondern besteht aus vielen Empfangsstationen, die über ganz Europa verteilt und über schnelle Datenleitungen miteinander verbunden sind. Mit 36 Stationen stellen die Niederlande den Hauptanteil, gefolgt von Deutschland mit 5 Empfängern. Außerdem werden in Schweden, Großbritannien und Frankreich jeweils eine Empfangsstation erreichtet. Bis zum Sommer dieses Jahres sollen alle Empfangsstationen von Lofar in Betrieb und an den Zentralrechner an der Universität Groningen angeschlossen sein. Die Abstände zwischen zwei Stationen können dann bis zu 1500 Kilometer betragen. Eine so große "Basislinie" ist nötig, um bei den vergleichsweise niedrigen Frequenzen, in denen Lofar das Universum beobachten soll, noch ausreichende Auflösungen zu erzielen.

Während Radioobservatorien üblicherweise den Gigahertzbereich abdecken, soll Lofar seine Beobachtungen vornehmlich zwischen 10 und 240 Megahertz durchführen. Ein wichtiges Ziel ist es, Signale der ersten Sterne und Schwarzen Löcher zu empfangen, die etwa 500.000 Jahre nach dem Urknall entstanden. Daneben soll das Observatorium aber auch nach Signalen außerirdischer Zivilisationen suchen. Das ist insofern bemerkenswert, als sich europäische Observatorien an dieser Suche bislang nur sehr vereinzelt beteiligt haben. Ein neues Observatorium von Anfang an in die SETI-Initiative einzubinden hat daher durchaus Signalwirkung.

Astron-Mitarbeiter Alan Penny zufolge wird es zunächst darum gehen, Verfahren zu entwickeln, um Störungen durch irdische Sender herauszufiltern. Danach soll Lofar Sternsysteme in unserer kosmischen Nachbarschaft anvisieren, die bislang nur in höheren Frequenzbereichen beobachtet wurden. "Da wir nicht wissen, welche Frequenzen eine außerirdische Zivilisation wählen mag, füllt Lofar eine wichtige Lücke", sagt Penny. "Es ist besonders aufregend, dass dies von einem europäischen Team mit einem pan-europäischen Teleskop vorgenommen wird."

Penny kann sich auf Rückendeckung durch seinen Chef stützen. "Es ist genau 50 Jahre her, dass Frank Drake die ersten SETI-Beobachtungen durchführte", sagt Astron-Direktor Mike Garrett. "Lofar wird die konventionellen Suchstrategien erweitern durch die sehr verschiedenen Frequenzen und den großen Blickwinkel. Die Aussichten sind, gelinde gesagt, sehr spannend."

Quelle : www.heise.de
Titel: Turnaround in der Exoplaneten-Forschung
Beitrag von: SiLæncer am 17 April, 2010, 13:41
Anfang dieser Woche haben Wissenschaftler die Entdeckung neun neuer Exoplaneten mithilfe der Transit-Methode  bekannt gegeben

Beim Vergleich dieser Forschungsergebnisse mit den Daten früherer Beobachtungen haben sich allerdings interessante Auffälligkeiten gezeigt: Sechs Planeten umkreisen ihr Zentralgestirn in entgegen gesetzter Richtung zu dessen Rotation. Diese Forschungsergebnisse wurden vergangenen Dienstag in einem Paper von Andrew Collier Cameron (University of St. Andrews) beim RAS National Astronomy Meeting in Glasgow vorgestellt.

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Das Rotationsverhalten der neu entdeckten Exoplaneten ist das genaue Gegenteil der Planetenbewegung in unserem Sonnensystem. Die Entdeckung ermöglicht und erfordert neue Theorien über die Planetenentstehung. Darüber hinaus zeigte sich bei den Beobachtungen, dass Sonnensysteme mit Planeten, die der Klasse Heißer Jupiter  angehören, gewöhnlich keine erdähnlichen Planeten besitzen. "Wir haben damit eine Bombe auf das Schlachtfeld der Planetenforschung abgeworfen", scherzt Amaury Triaud, ein Doktorand am Genfer Observatorium, der zusammen mit Andrew Cameron und Didier Queloz einen Hauptteil der Beobachtungen angestellt hat. "Unsere neuen Entdeckungen stellen das konventionelle Wissen über Planeten, also dass sie ihren Stern immer in derselben Richtung umkreisen, in der dieser Stern rotiert, infrage." Planeten entstehen aus der Staub- und Gas-Scheibe, die einen noch jungen Stern umkreist. Diese Proto-Planeten rotieren daher in der selben Richtung wie der Stern und bis jetzt erwartete man auch, dass solche Planeten den Stern mehr oder weniger auf der selben Ebene umkreisen und zwar in derselben Richtung, in der der Stern selbst rotiert – also eben so wie in unserem Sonnensystem.

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Nach der erstmaligen Entdeckung dieser Transit-Objekten im Rahmen des Wide Angel Search for Planets (WASP) haben die Astronomen nun deren planetarische Eigenschaften ermittelt – mithilfe der HARPS- und CORALIE-Spektrographen des 3,6-Meter ESO-Teleskops und des Schweizerischen Euler-Teleskops in La Silla (Chile), des SOPHIE-Spektrographen am Observatoire de Haute-Provence und des FIES-Spektrographen des Nordic Optical Telescopes in La Palma (auf den kanarischen Inseln). Als die Astronomen diese Daten mit denen früherer Beobachtungen verglichen, stellten sie den Unterschied in der Rotationsrichtung bei mehr als der Hälfte der untersuchten "Heißen Jupiter" fest. Sechs der Exoplaneten rotieren sogar retrograd – das heißt, sie umkreisen ihr Zentralgestirn in der "falschen" Richtung.

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Im Rahmen von WASP entdeckte Exoplaneten. Bild: ESO/A. C. Cameron

Seit vor 15 Jahren die ersten Exoplaneten der Klasse "Heißer Jupiter" entdeckt wurden, wird um ihren Ursprung gerätselt. Bei diesen Planeten ist die Masse mindestens so groß wie die unseres Jupiters (daher ihre Bezeichnung), sie umkreisen ihren Stern jedoch in viel größerer Nähe und werden deshalb von ihm auf bis zu mehrere hundert Grad Kelvin aufgeheizt. Der Kern solcher Planeten besteht wahrscheinlich aus Gestein und Eispartikeln – die jedoch nur nur in kälteren Regionen von Sonnensystemen gefunden werden. Daher nimmt man an, dass sich diese Planeten in weiterer Entfernung zu ihrem Stern gebildet haben und anschließend auf ihn zuwanderten. Viele Astronomen glauben, dies geschehe aufgrund von Gravitationsinteraktionen des Planeten mit der Staub-Gas-Scheibe des Sterns, aus der er sich gebildet hat. Dieser Prozess, dereinige Millionen Jahre dauerte, führte dann zu einem Umlaufverhalten, das der Sternenrotation ähnlich ist – das jetzt entdeckte Verhalten kann diese Theorie also nicht erklären.

Eine alternative Theorie über die retrograde Bewegung der Exoplaneten schlägt vor, die Nähe der "Heißen Jupiter" zu ihren Zentralgestirnen nicht aus den Gravitations-Interaktionen mit der Staub-Gas-Scheibe zu erklären, sondern als Ergebnis eines viel langsameren Prozesses, bei dem eine Art Tauziehen zwischen dem Stern und einem anderen seiner Trabanten stattfindet. Im Verlauf dessen wird der Exoplanet auf eine größere und schiefe Umlaufbahn gezwungen. So reibt er sich sprichwörtlich auf, verliert Energie bei jeder Annäherung an den Stern und bleibt schließlich in dessen Nähe. "Ein dramatischer Nebeneffekt dieses Prozesses", meint Didier Queloz vom Genfer Observatorium, "könnte sein, dass kleinere, erdähnliche Planeten dadurch aus diesem System regelrecht fortgewischt werden." Zwei der neu entdeckten retrograden Planteten besitzen weiter entfernte massive Begleiter, die als derartige Gravitations-Sparringspartner infrage kommen könnten. Um die neue Annahme zu bestätigen, soll jetzt nach anderen solcher massereichen Objekte in anderen Sonnensystemen gesucht werden.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: NASA-Sonnensatellit SDO funkt "atemberaubende" erste Bilder
Beitrag von: SiLæncer am 23 April, 2010, 08:13
Gigantische Plasma-Ausbrüche, brodelnde Gas- Strudel und wirbelnde Magnetfelder: Das neue Sonnenobservatorium SDO der US-Raumfahrtbehörde NASA (http://sdo.gsfc.nasa.gov/) hat "atemberaubende" erste Aufnahmen von unserem Stern zur Erde gefunkt. "Diese Auftaktbilder zeigen eine dynamische Sonne, wie ich sie in 40 Jahren Sonnenforschung noch nie gesehen habe", betonte der NASA-Direktor für Sonnenphysik, Richard Fischer, am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Auf den Bildern vom 30. März wölbt sich unter anderem eine mehr als 100.000 Kilometer hohe Gasschleife über die Sonne, eine sogenannte Protuberanz. Alle Bilder und Videos sind an dieser Stelle abrufbar (http://sdo.gsfc.nasa.gov/firstlight/).

Das "Solar Dynamics Observatory" (SDO) war am 11. Februar ins All geschossen worden und soll fünf Jahre lang die Sonne beobachten. Der Satellit ermögliche, die gesamte Sonnenscheibe einschließlich Atmosphäre, Oberfläche und einem Teil des Sterninneren zugleich zu beobachten. Die Mission soll nicht nur das Verständnis der Sonnenphysik fördern, sondern auch frühzeitige Warnungen vor Sonnenausbrüchen ermöglichen. Solche Eruptionen schleudern elektrisch geladene Gaswolken ins All, die auch das Magnetfeld sowie Kommunikation, Flugverkehr und Stromleitungen auf der Erde beeinträchtigen können.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Spektakuläres "Hubble"-Jubiläumsbild aus dem All - riesige Gassäule
Beitrag von: SiLæncer am 23 April, 2010, 10:42
Faszinierendes Bild aus dem Weltall: Anlässlich des 20. Jubiläums des Weltraumteleskopes "Hubble" hat die US-Raumfahrtbehörde NASA in der Nacht zum Freitag eine neue Aufnahme des Observatoriums veröffentlicht.

(http://res.magnus.de/res/_2/3/5/f/130100.jpg)

Das Bild zeigt eine gewaltige Gassäule in einer Brutstätte neuer Sterne, mit wirbelnden Gasschwaden vor einem rot und blau schimmernden Hintergrund. Die Experten zogen schwärmend den Vergleich mit einer "bizarren Landschaft" aus J.R.R. Tolkiens "Herr der Ringe" oder einer Illustration des Kinderbuchautors Dr. Seuss. Nach Mitteilung der NASA hatte "Hubble" das schillernde Bild Anfang Februar diesen Jahres in dem Sternennebel Carina Nebula in 7500 Lichtjahren Entfernung aufgenommen.

Seit 20 Jahren kreist das Weltraumteleskop um die Erde. Dabei machte Hubble nach Angaben der NASA 570.000 Aufnahmen von etwa 30.000 Himmelsobjekten. Die schillernden Farbbilder sind eine rechnerische Kombination mehrerer Einzelaufnahmen in verschiedenen Wellenlängenbereichen.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Das Auge im All feiert Geburtstag
Beitrag von: ritschibie am 24 April, 2010, 09:44
20 Jahre alt und kein bisschen blind: Seit April 1990 kreist das Weltraumteleskop Hubble um die Erde und liefert atemberaubende Aufnahmen aus dem All. Und seit die Nasa dem Gigantenfernrohr eine Brille verpasst hat, sind die Bilder auch gestochen scharf. Doch ein Nachfolger für Hubble steht schon bereit.

Genau heute vor 20 Jahren startete die Discovery. An Bord des Space Shuttle: Hubble - das größte und leistungsstärkste Teleskop, das es bisher in den Weltraum geschafft hat. Dieser 24. April 1990 war für Edward Weiler der beste Tag seines Leben. Weiler war damals der für Hubble zuständige Direktor bei der Nasa und unendlich stolz: "Das letzte Mal, das wir in der Astronomie einen derartigen Sprung gemacht haben war, als Galileo 1610 zum ersten Mal ein Fernrohr benutzt hat."

(http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/hubble102_v-mittel16x9.jpg)
Das Hubble Weltraumteleskop
in rund 590 Kilometer Höhe.


600 Kilometer über der Erde wurde Hubble von den Astronauten entladen. Mehr als 13 Meter lang und elf Tonnen schwer. Aber schon bald stellte sich heraus: Irgendetwas stimmt nicht. Die Bilder, die das Teleskop zur Erde lieferte, waren verschwommen. Der Grund: Der Hauptspiegel war falsch geschliffen. Das musste Edward Weiler, der Hubble-Beauftragte der Nasa, am 27. Juni 1990 vor der versammelten Weltpresse einräumen. "Das war ganz klar der schlimmste Tag meines Lebens."

Mit Brille hat...

Aber bereits auf dieser Pressekonferenz sagte Ed Weiler voraus, das Problem werde in drei Jahren behoben sein. Denn: "Wir haben für Hubble eine Art Brille entworfen". Weiler erinnert sich noch gut, wie es war, als das Weltraumteleskop dann im Dezember 1993 die ersten guten Bilder zur Erde funkte: "Nicht verschwommen, sondern gestochen scharf. Die Sterne sahen wie aus kleine Punkte. Halleluja!"

...Hubble vollen Durchblick

Seit diesem Tag im Dezember 1993 liefert Hubble mit seiner Brille atemberaubende Aufnahmen in schillernden Farben - vom Jupiter, Saturn, Mars. Es beschert uns Menschen Einblicke in Galaxien, von denen wir maximal eine Ahnung, aber keinesfalls Bilder hatten.

(http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/hubble162_v-mittel16x9.jpg)
Aufnahme von Staubstreifen und
Sternhaufen in den Spiralarmen
der Galaxie M66


Das Weltraumteleskop hat inzwischen mehr als 3000 Galaxien entdeckt und rund 600.000 Aufnahmen gemacht. Hubble hat geholfen, die Geburt von Sternen und Planeten aufzuklären und das Alter des Universums auf rund 13,7 Milliarden Jahre zu bestimmen. Edward Weiler sieht in dem Gigantenfernrohr aber auch noch etwas anderes: "Das Einzigartige an Hubble ist, dass es wie kaum ein anderes Projekt in unserer Geschichte, Naturwissenschaften der Öffentlichkeit und vor allem auch Schülern näher gebracht hat. Hoffentlich entscheiden sich einige dafür, Naturwissenschaften zu studieren."

Vier Jahre noch - dann kommt James Webb

Im vergangenen Jahr ist Hubble während einer Shuttle-Mission noch einmal runderneuert worden. Die Nasa schätzt, dass es jetzt noch fünf bis zehn Jahre um die Erde kreist, bevor das Teleskop seinen Geist aufgibt. 2014, also in vier Jahren, soll die Ablösung kommen. James Webb, heißt das neue Teleskop, benannt nach dem 2002 verstorbenen Nasa-Chef. Es ist einhundert Mal leistungsfähiger als Hubble und ein Gemeinschaftsprojekt der Europäischen Raumfahrt Agentur ESA, den Kanadiern und der Nasa.

Quelle: www.tagesschau.de
Titel: Star-Physiker Stephen Hawking warnt vor Kontakt mit Außerirdischen
Beitrag von: SiLæncer am 26 April, 2010, 09:26
An der Existenz von Außerirdischen hat der britische Astrophysiker Stephen Hawking keinen Zweifel und warnt vor einer Kontaktaufnahme. "In meinem mathematischen Hirn machen die Zahlen allein das Denken über Außerirdische völlig rational", sagte der 68-Jährige in der Dokumentationsreihe "Into The Universe with Stephen Hawking" im Fernsehsender Discovery Channel. "Die wahre Herausforderung ist, herauszufinden, was Außerirdische wirklich sind."

Das Universum habe 100 Milliarden Galaxien mit Hunderten Millionen Sternen, rechnet Hawking den Zuschauern vor. In solch einem Raum sei es unwahrscheinlich, dass die Erde der einzige Planet ist, auf dem es Leben gibt. Das meiste außerirdische Leben entspreche womöglich Kleinlebewesen und einfachen Tieren. Sie würden vermutlich über die Ressourcen der Erde herfallen und weiterziehen, meinte der Wissenschaftler.

Kontaktaufnahme mit einer solchen Spezies sei "ein wenig zu riskant"

Eine Kontaktaufnahme mit einer solchen Spezies sei "ein wenig zu riskant", sagte der Astrophysiker weiter. "Wenn uns Außerirdische jemals besuchen, wird der Ausgang, so denke ich, genauso sein wie die Landung von Christopher Columbus in Amerika, was für die Eingeborenen nicht sehr gut ausging." Hawking, der an der Muskelschwäche ALS leidet und an den Rollstuhl gefesselt ist, gehört zu den weltweit bekanntesten Kosmologen. Einem breiten Publikum wurde er 1988 mit seinem Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" bekannt.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Eis und organische Verbindungen auf Asteroiden gefunden
Beitrag von: SiLæncer am 29 April, 2010, 12:29
Eis gibt es nicht nur auf Kometen, sondern auch auf Asteroiden, wie Wissenschaftlerteams entdeckt haben wollen

Nicht nur auf dem Mars und dem Mond, auch auf einem Asteroiden haben nun Astronomen erstmals Eis und organische Verbindungen nachweisen können. Damit könnte die Theorie bestätigt werden, dass Leben auf Asteroiden durch das All reist, die durch den Sturz auf Planeten diese "impfen". Möglich ist aber auch, dass das Wasser auf der Erde von Asteroiden stammt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32542/32542_1.jpg)

Zwei Wissenschaftlerteams berichten in Nature über ihre Erkenntnisse, die sie mit dem Infrarotteleskop der Nasa auf dem Mauna Kea in Hawaii über den Asteroiden 24 Themis erzielen konnten. John Emery von der University of Tennessee und Andrew Rivkin von der Johns Hopkins University (Detection  of ice and organics on an asteroidal surface) haben mit dem Teleskop die Oberfläche des großen Asteroiden mit einem Durchmesser von 200 km gemessen, der sich im Asteroiden-Hauptgürtels zwischen Mars und Jupiter befindet. Entdeckt  hatten die beiden Astronomen dies allerdings bereits 2008 anhand einer Spektralanalyse des vom Asteroiden reflektierten Sonnenlichts.

Bislang ist man davon ausgegangen, dass es Eis nur auf Kometen geben könne. Die Bestätigung, dass es Eis auch auf den bislang als trocken und felsig betrachteten Asteroiden geben könne, lässt die Unterscheidung zwischen Kometen und Asteroiden verschwimmen und gibt Anlass zur Vermutung, dass es Eis – und organische Verbindungen – häufiger als bislang angenommen auf oder in diesen zu finden sind. Auf 24 Themis gibt es nach den Berechnungen der Astronomen eine sehr dünne Eisschicht von gerade einmal 0.045 Mikrometer Dicke.

Da es auf der Oberfläche des Asteroiden eigentlich zu warm für Eis ist, um sich in dieser Entfernung von der Sonne (3,2 AU) lange halten zu können, vermuten die Wissenschaftler, dass Eis unter der Oberfläche austritt, zu Wasser verdampft und sich dann als Eisschicht bei einer Temperatur von 210 Kelvin (- 63 C) wieder niederschlägt. Unter der Oberfläche könne sich genügend Eis für Millionen von Jahren halten, bis zu einer Tiefe von 2 km länger als das Sonnensystem. Auch wenn die Wissenschaftler sagen, dass es vermutlich viel Eis in Asteroiden geben könne und diese das Wasser auf die Erde gebracht haben könnten, verschiebt dies eigentlich nur das Problem, denn dies würde nicht beantworten, wie das Eis auf die Asteroiden gekommen ist. Und natürlich müssten viele Asteroiden auf die Erde aufgeschlagen haben, um sie mit Wasser zu füllen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32542/32542_2.jpg)
Künstlerische Darstellung des Asteroiden 24 Themis und zwei kleinerer Fragmente, die nach einem Einschlag vor mehr als einer Milliarde Jahren entstanden sind. Einer der beiden Fragmente ist kompakt wie die meisten Asteroidne, der andere hat einen Schweif wie ein Komet, der durch das von seiner Oberfläche verdunstende Wasser entsteht. Bild: Gabriel Pérez, Servicio MultiMedia, Instituto de Astrofisica de Canarias, Tenerife, Spain

Auch das Wissenschaftlerteam um Humberto Campins von der University of Central Florida bestätigen in ihrem Beitrag Water  ice and organics on the surface of the asteroid 24 Themis  die Existenz von Eis und organischen Verbindungen auf dem Asteroiden. Andere Verbindungen könne man ausschließen, sagen die Wissenschaftler, die 2008 den Asteroiden ebenfalls mit dem Nasa-Teleskop untersucht hatten. Auch sie fanden, dass die Eisschicht gleichmäßig über die Oberfläche verteilt ist. Wie die anderen Astronomen gehen sie davon aus, dass das Oberflächeneis aus dem Eisreservor unter der Oberfläche stammt.Möglich wäre zwar auch, dass das Eis von einem kürzlich erfolgten Kometeneinschlag stammt, was die Wissenschaftler aber als unwahrscheinlich erachten.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Die Pseudoformel von SETI
Beitrag von: SiLæncer am 30 April, 2010, 17:51
Anmerkungen zur Drake-Formel – Teil 2

Ein "Kompositium voller Unsicherheiten" hatte Frank Drake die von ihm entwickelte Greenbank-Gleichung selbst genannt. Tatsächlich fällt es schwer, seiner Formel etwas wissenschaftlich Konkretes zuzuschreiben, lassen sich doch fast alle Werte ihrer Faktoren nach Belieben einsetzen. Darüber hinaus berücksichtigt Drakes Gleichung ironischerweise noch nicht einmal jenen Faktor, der das erste große SETI-Programm der Menschheit selbst zu Fall brachte.

Zitat
Teil 1: Ein Kompositum von Unsicherheiten (http://www.dvbcube.org/index.php?topic=7393.msg123809#msg123809)
   
(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32456/32456_5.jpg)

Was auch immer der Greenbank-Gleichung bis heute angedichtet wird – es ist mit Blick auf die Drake-Formel an der Zeit, die Rechenschieber beiseite zu legen und auf ergänzende Hochrechnungen im Computerexperiment oder PC-Simulationen zu verzichten.

(http://img168.imageshack.us/img168/1677/85550300.png)
In der Gleichung / Tabelle müsste es rechts allgemein nicht "Anzahl" sondern "Anteil" heissen.

Rätselhaft und mysteriös

Sich der Hoffnung hinzugeben, von ihr jemals eine zuverlässige, richtungweisende Antwort über die Häufigkeit des Vorhandenseins von Intelligenz im Universum zu erhalten, wäre einerseits naiv, andererseits höchst unwissenschaftlich. Denn keine Formel der Welt, kein irdisches Genie, kein Supercomputer, kein Alien und mit Sicherheit auch nicht die fortgeschrittenste Superzivilisation unserer Galaxis, die einen Großteil davon exploriert haben mag, kann die Anzahl der Hochkulturen in der Milchstraße und in anderen Galaxien mathematisch oder mithilfe von Raumfahrtmissionen auch nur annähernd ermitteln. Die Green-Bank-Formel steht zwar nicht für den Fortschritt in der Exobiologie, geriert sich aber so, als wäre sie zukunftsweisend und selbst dem Science-Fiction-Kosmos entsprungen. Sie wirkt rätselhaft und mysteriös und taugt keineswegs als mathematische Formel, weil man von solchen prinzipiell eine Lösung erwartet, womit das Drake'sche Buchstabengebilde eben nicht dienen kann. Für den bekannten Astrophysiker und SF-Autor David Brin ist dies ein Grund mehr, sie als Pseudoformel abzuwerten.

Wer wissen will, wie viele hoch technisierte Zivilisationen einmal in der Vergangenheit im All gelebt, in der gegenwärtigen Vergangenheit leben oder in Zukunft noch leben werden, sollte die Realität besser verlassen und tunlichst den Spuren von Science-Fiction-Autoren folgen.

Proxmires und Bryans Vorstoß

Bei alledem fehlt fraglicher Gleichung ein entscheidender Parameter. Einer, der in der Vergangenheit dem staatlich geförderten Suchprogramm tatsächlich den Todesstoß versetzte. Wir wollen ihn mit PB umschreiben, wobei P für Politician (Politiker) und klein b für Bigotry (Engstirnigkeit/blinder Eifer) steht. Nicht ganz unzufällig repräsentieren beide Lettern auch die jeweils ersten Buchstaben der Nachnamen zweier US-Senatoren, die sich in der SETI-Szene einen berühmt-berüchtigten Namen erworben haben: Richard Bryan aus Nevada und William Proxmire aus Wisconsin. Beide demokratischen Politiker versuchten ehemals mit großer Verve, den Geldhahn für das staatlich geförderte SETI-Programm zuzudrehen. Während Proxmires Vorstoß 1982 noch im letzten Moment abgeblockt werden konnte, brachte Senator Bryan das NASA-SETI-Projekt elf Jahre später gänzlich zu Fall. Nach einer Vorbereitungszeit von 15 Jahren und investierten 60 Millionen Dollar strich der amerikanische Kongress 501 Jahre nach der Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus alle angedachten finanziellen Zuschüsse – irreversibel und kompromisslos. Das auf zehn Jahre angelegte Suchprogramm segnete bereits nach einjähriger Observationsphase wieder das Zeitliche. Damals glaubte man noch, die Steuergelder besser in Kampfflugzeuge und Nuklearwaffen investieren zu müssen.

Kurz vor der Abstimmung im Kongress frohlockte Richard Bryan noch voller Häme, dass die große Jagd nach Marsmenschen aus gutem Grund endlich zu einem Ende kommen werde:

Zitat
Bis heute wurden dafür Millionen ausgegeben, und wir haben immer noch nicht einen einzigen kleinen grünen Kerl eingefangen. Nicht ein einziger Marsmensch hat gesagt: Bringt mich zu Eurem Präsidenten […].

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32456/32456_3.jpg)
Nicht alle leistungsstarken Radioteleskope standen der SETI-Forschung für längere Zeit zur freien Verfügung. Immerhin fand mit dem weltweit zweitgrößten beweglichen Radioteleskop in Bad Münstereifel-Effelsberg vor mehr als 30 Jahren eine zweistündige Observation statt. Es war bislang das einzige SETI-Projekt mit einem professionellen Teleskop, das in Deutschland durchgeführt wurde. Bild: Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn

Jahre zuvor, Anno Domini 1978, hatte Senator Proxmire, immerhin der mächtigste Mann im Bewilligungsausschuss des Senats, ähnlich niveauvoll gegen SETI gewettert und das Forschungsprojekt sogar bewusst ins Lächerliche gezogen. Er denunzierte Drakes Arbeit sogar öffentlich, ohne dessen Namen direkt zu erwähnen. Anstatt mit blitzgescheiten Argumenten zu überzeugen, polemisierte Proxmire auf höchst billige Weise gegen das NASA-SETI-Suchprogramm. In Verkennung der physikalischen Tatsache, dass ein Lichtjahr eigentlich kein Zeitmaß ist, forderte der exaltierte Senator, das Projekt "für einige Millionen Lichtjahre" zurückzustellen. Tatsächlich reduzierte sich infolge seiner Intervention die staatliche Unterstützung für SETI eine Zeitlang spürbar, brachte laut Drake das NASA-SETI-Projekt sogar an den "Rand des Untergangs".

Schicksalhafte Bedeutung von PB

Wenn wir einmal die genaueren Hintergründe und Nebenschauplätze dieser beiden wenig erquicklichen politischen Possen außer Acht lassen und uns deren gemeinsamen Kern näher anschauen, wird schnell deutlich, dass dem Faktor PB ebenso eine schicksalhafte Bedeutung zukommt wie dem L-Multiplikator. Wir haben uns auf Mutter Erde längst daran gewöhnt, dass in Politik, Wirtschaft und Industrie, aber auch im Bankenwesen, eben dort, wo die vermeintlichen Herrn der Macht schalten und walten, mathematisch gesprochen der Faktor Kurzsichtigkeit die größte Bekannte und der Faktor Weitsicht die größte Unbekannte ist. Wo eigentlich Weitblick gefragt ist – nur mit einem solchen lassen sich erfahrungsgemäß neue Horizonte erblicken –, steht das Denken und Handeln der Mächtigen vielmehr im Sternzeichen Pecunia.

Auf den von unserem Heimatstern aus gesehen dritten Planeten des Sonnensystems scheitert die Suche nach außerirdischer Intelligenz nicht an fehlendem technischen Know-how, sondern eher an vorhandenen finanziellen Engpässen. Was sich in Dagobert Ducks Augen so gerne widerspiegelt, trübt vor allem den Blick der irdischen Verantwortungsträger. Die Dollarscheine im Gesichtsfeld, bringen diese für Grundlagenforschung keine Geduld auf, weil eine solche in deren Augen keine schnellen Ergebnisse und folglich keinen lukrativen Gewinn garantiert. Im Besonderen gilt dies für die SETI-Programme, mit denen im Grunde genommen auch Grundlagenforschung betrieben wird.

Sollten nun auf fernen Planeten ähnliche Zustände wie auf unserer materialistischen Welt herrschen und kurzsichtige, in Legislaturperioden denkende Verantwortungsträger à la Proxmire und Bryan ihre Suchprogramme nach "Aliens" absägen, dann lautet die Rechnung: PB = 0 woraus wiederum folgt, dass N=0 ist. Dadurch bedingt gäbe es also keine entdeckbaren Fremdlinge im Weltraum, da die Erfahrung uns lehrt, dass man nur einen einzigen Bryan oder Proxmire benötigt, um eine Kultur von der Kommunikation mit kosmischen Nachbarn abzuschneiden.

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Sombrero-Galaxie – eine der schönsten Galaxien in der Metagalaxis, den für uns beobachtbaren Teil des Universum. Keine Frage, dass in ihr auch sehr viele Zivilisationen gelebt haben oder noch leben werden. Bild: ESO/IDA/Danish 1.5 m/R. Gendler and J.-E. Ovaldsen

Wir wissen nicht, auf wie vielen fernen Planeten ähnlich intellektuell beschränkte Lebewesen wie unsere beiden US-Senatoren exobiologische Suchprogramme zu Fall bringen. Zu wünschen wäre dies keiner Welt, keinem Alien-Geschlecht, von denen im Universum mit Sicherheit mehr existieren, als wir es uns in unseren kühnsten Träumen ausmalen können.

Oh my God, it's full of stars

Nein, die Wahrscheinlichkeit, dass außerirdische Intelligenz kein seltenes kosmisches Phänomen ist, muss sehr hoch sein, weil unser Universum uns tagtäglich vor Augen führt, wie kreativ, ideenreich und fantastisch es ist. Wer es nicht glaubt, betrachte nur die aussagekräftigen Astro-Fotos der zahlreichen Weltraumteleskope und versuche zugleich zu visualisieren, dass neben unserer Milchstraße noch 200 bis 500 Milliarden andere Galaxien als Materieoasen durchs Weltall driften. Er möge dabei auch bedenken, dass die von Carl Sagan mithilfe der Drake-Formel berechneten eine Million Zivilisationen und die von dem deutschen Astrophysiker Peter Ulmschneider extrapolierten zwei Millionen Kulturen, die in allein in der Galaxis in den letzten fünf Milliarden Jahren aufgekommen sein könnten, Zahlenwerte sind, die nur für die Milchstraße gelten. Schließlich beziehen sich alle Faktoren der Green-Bank-Gleichung auf unsere Galaxis, auf unsere Welteninsel (obwohl die Drake-Formel natürlich auch auf andere Galaxien anwendbar ist; nur besitzen wir von diesen weitaus weniger Informationen als von der Milchstraße!).

Aber schließen wir doch zum Abschluss den Kreis und lassen wenigstens einen der eingangs erwähnten Science-Fiction-Autoren zu Wort kommen, der zu den bekanntesten seines Genres zählt und der eine klare Meinung zu intelligenten Lebensformen im All hat – Arthur C. Clarke  (1917–2008):

Zitat
Vielleicht sind die Extraterrestrischen auch schon unterwegs, wer will das schon genau sagen? Wir haben ja unsere Anwesenheit auf der Erde ziemlich deutlich gemacht, durch unsere Radioprogramme, durch Radarstrahlen und unsere Atomexplosionen. Sie müssten längst von unserer Existenz wissen. [...] Die unwahrscheinlichste Hypothese von allen ist, dass wir der einzige bewohnte Planet in diesem gigantischen Universum sind. Das ist angesichts der immensen Räume im Kosmos zweifelsfrei nicht so.

Wir mögen auf der Jagd nach unseren Brüdern und Schwestern im All noch so viele Formeln erfinden, anwenden, damit spekulieren, hochrechnen und extrapolieren – all dies führt letzten Endes in eine Sackgasse. Wollen wir uns ET nähern, müssen wir aktiv forschen, hinhören, hinsehen und vielleicht eines Tages sogar hinfliegen, so wie einst Astronaut Dave Bowman, jener Hauptfigur im Science-Fiction-Universum des großen Arthur C. Clarke, der in dem legendären Film 2001: Odyssee im Weltraum mit dem Ausspruch "Oh my God, it's full of stars!" auf höchst elegante Art und Weise die Anwesenheit extraterrestrischer Intelligenz versinnbildlichte.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: "Herschel" - Weltraumteleskop blickt ins kosmische Nichts
Beitrag von: SiLæncer am 14 Mai, 2010, 13:18
Ein Loch im All? Naja, fast. Europas neues Weltraumteleskop "Herschel" hat einen Bereich im Sternbild Orion unter die Lupe genommen, von dem Astronomen bisher vermuteten, dass es dort eine extrem dichte Staub- und Gaswolke gibt. Doch tatsächlich ist das Gebiet wohl einfach nur leer.

(http://www.spiegel.de/images/image-86900-panoV9free-udbx.jpg)

"Herschel" sieht gern jungen Rackern zu. In der vergangenen Woche veröffentlichten Esa-Forscher Bilder ihres Weltraumteleskops, auf denen heranwachsende Sterne und die sie umgebenden Wolken zu sehen sind (siehe auch Fotostrecke links). Eine neue Aufnahme zeigt nun, dass die kosmischen Halbstarken dabei zumindest in manchen Fällen wundersame Löcher ins All zaubern können.

Die Astonomen hatten sich den Reflexionsnebel NGC 1999 im Sternbild Orion angesehen. Die Struktur ist etwa 1500 Lichtjahre von der Erde entfernt. Eine riesige Gaswolke leuchtet hier, weil sie von einem jungen Stern in der Nachbarschaft, V380 Orionis, angestrahlt wird. Doch ganz in der Nähe gibt es einen vollkommen schwarzen Bereich.

Bisher vermuteten Wissenschaftler, dass hier die Wolke aus Staub und Gas so dicht ist, dass kein Licht hindurch dringen kann. In dieser sogenannten Globule könnten - ganz unbeobachtet - weitere Sterne entstehen. Das ließ zumindest ein Bild des "Hubble"-Weltraumteleskops vermuten, das die Region im März 2000 untersucht hatte.

Das neue "Herschel"-Bild legt nun aber nahe, dass das All in diesem Bereich tatsächlich weitgehend leer ist - denn auch für die extrem sensiblen Infrarotinstrumente des Esa-Teleskops bleibt das Areal schwarz. "Noch nie hat jemand solch ein Loch gesehen", sagt Tom Megeath von der University of Toldeo (US-Bundesstaat Ohio). Er hatte die von "Herschel" untersuchte Region anschließend mit erdbasierten Teleskopen in den Blick genommen - und auch auf diese Weise keinen Beleg für eine besonders dichte Wolke finden können.

Astronomen vermuten nun, dass das Loch in NGC 1999 durch schnelle Ströme von Gas entstanden ist. Sie könnten von dem jungen Stern ins All geschossen sein. Unter Umständen habe auch starke Strahlung eines älteren, benachbarten Sterns dazu beigetragen, das Areal von Staub und Gas zu befreien.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Super-Novae - Astronomen entdecken neue Arten von Sternenexplosionen
Beitrag von: SiLæncer am 20 Mai, 2010, 13:05
Seltsame Zusammensetzung, merkwürdiges Verhalten: Zwei Supernovae lassen sich mit bisherigen Modellen nicht erklären. Handelt es sich um stellare Leichtgewichte oder um kosmische Riesen? Ein Stern könnte fast die gesamte Milchstraße mit Kalzium versorgt haben.

(http://www.spiegel.de/images/image-89912-galleryV9-idbp.jpg)
Supernova SN2005E und ihre Umgebung: Das linke Bild zeigt die Galaxie NGC 1032 vor der Explosion der Supernova. Das rechte Bild zeigt die entdeckte Supernova SN2005E, die sehr weit von ihrer Wirtsgalaxie entfernt ist - etwa 750.000 Jahre vom Kern. SN2005E könnte eine ganz neue Art von Supernova sein, glauben Forscher.

Sie heißen SN2005E und SN2005cz. Entdeckt hatten Astronomen die Sternenexplosionen bereits 2005. Der Zeitpunkt der Entdeckung war ein glücklicher, denn die Explosionen hatten gerade erst begonnen. So konnten die Forscher mit Hilfe diverser Teleskope auf der ganzen Welt umfangreiches Datenmaterial zusammentragen und ihre Entwicklung live mitverfolgen.

Nun streiten sich die Forscher über ihre Beobachtungen und ihre ersten Ergebnisse. Denn zutagegetreten ist etwas, mit dem die Wissenschaftler nicht gerechnet hätten: Die chemische Zusammensetzung sowie das Verhalten der Supernovae SN2005E und SN2005cz entspreche weder den typischen Eigenschaften eines explodierenden weißen Zwergs noch denen eines kollabierenden massereichen Sterns. Nachzulesen sind die Ergebnisse im Fachmagazin "Nature".

In gleich zwei Publikationen des Journals rätseln die Forscher, welche Bedingungen zu den beiden sich ähnelnden Sternenexplosionen geführt haben könnten. Zwei Veröffentlichungen, zwei Thesen.

Eine internationale Forschergruppe um Hagai Perets vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics vertritt die Meinung, dem Phänomen liege ein Doppelsternsystem aus einem Weißen Zwerg und einem heliumreichen Begleiter zugrunde. Wissenschaftler um Koji Kawabata von der Hiroshima University hingegen glauben, der Ausgangspunkt der Explosion liege in einer dünnen, heliumreichen Oberflächenschicht eines massereichen Sterns.

Unter anderem hatten die Wissenschaftlergruppen anhand der Explosionsstärke und der Menge herausgeschleuderter Materie die chemischen Besonderheiten offengelegt. Dabei unterschieden sich die beiden Supernovae schon auf den ersten Blick deutlich von den beiden bisher bekannten Entstehungsmechanismen.

(http://www.spiegel.de/images/image-89901-galleryV9-tugc.jpg)
Supernova SN2005cz: Die Sternenexplosion fand in der Umgebung der Galaxie NGC 4589 statt. Auch sie könnte eine neue Art von Supernova darstellen. Beide Supernovae stoßen ungewöhnlich hohe Mengen an Kalzium aus. Die Eigenschaften der Sternenexplosionen lassen sich mit den bisherigen Entstehungsmodellen nicht erklären.

Neues Rezept für eine Supernova: Nukleare Explosion mit ganz viel Helium

Bisher ging man davon aus, dass eine solch gewaltige Explosion entweder dann entsteht, wenn der Kern eines jüngeren und besonders massereichen Sterns unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht. Oder aber wenn ein Weißer Zwerg - ein alter, hauptsächlich aus Kohlenstoff und Sauerstoff bestehender Stern mit geringer Masse - solange Material von einem anderen Stern abzieht, bis ein Schwellenwert überschritten ist und es zu einer thermonuklearen Explosion kommt.

Bei SN2005E war der ermittelte Materialausstoß jedoch zu gering, als dass ein massereicher Stern als Ursache in Frage gekommen wäre - zumal er sich weit abseits der Regionen befand, in denen neue Sterne geboren werden. Ein Weißer Zwerg schied jedoch angesichts der chemischen Zusammensetzung ebenfalls aus: Den hohen Ausstoß an Kalzium und Titan führten die Forscher auf eine nukleare Reaktion zurück, bei der anstelle von Kohlenstoff erhebliche Mengen Helium eine elementare Rolle gespielt haben müssen - also ein für Weiße Zwerge untypisches Element. Darin ähnelte SN2005E auffällig der parallel von anderen Forschern beobachteten SN2005cz.

Die Gruppe um Hagai Perets ist nun davon überzeugt, es handle sich bei den beobachteten Vorgängen um einen neuen Typus von Supernova, dem ein massearmer Stern beziehungsweise dessen Vorläufer zugrunde liegt, während Koji Kawabata und seine Kollegen das genaue Gegenteil vermuten, nämlich einen massereichen Stern mit acht bis zwölf Sonnenmassen. Übereinstimmung herrscht jedoch bei beiden Forschergruppen darüber, dass die Sternexplosionen extrem viel Kalzium enthielten. Einige wenige Supernovae könnten demnach möglicherweise die Quelle für das Element in der Milchstraße und auf der Erde sein.

Erst vergangenes Jahr hatten Astronomen die älteste Supernova entdeckt. In dieser Frühzeit des Universums könnten die Explosionen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Sternen und Galaxien geleistet haben.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Venus-Sonde und Sonnensegel: Doppelstart erfreut Japans Raumforscher
Beitrag von: SiLæncer am 21 Mai, 2010, 14:05
Ultradünn und beklebt mit Solarzellen: Mit einem 20-Meter-Sonnensegel wollen japanische Forscher ein alternatives Antriebskonzept für Raumsonden testen. Außerdem brachten sie eine Venus-Forschungssonde erfolgreich auf den Weg.

Tokio - Segeln mit der Kraft der Sonne. Was sich etwas verwegen anhört, ist ein lang gehegter Traum vieler Raumfahrtenthusiasten. Mit Hilfe riesiger Sonnensegel wollen sie Forschungssonden billig und effektiv antrieben. Die Photonen des Sonnenwindes, so die Idee, sollen einen regelmäßigen Druck auf das Segel ausüben - und die Sonde langsam, aber stetig beschleunigen.

Die japanische Weltraumagentur Jaxa probiert solch ein Konzept nun in der Praxis aus. "Ikaros" heißt der kleine Flugkörper, der am Freitag an Bord einer H-IIA-Trägerrakete vom Weltraumzentrum Tanegashima im Süden Japans abhob. "Die Rakete fliegt normal", teilte Jaxa 20 Minuten nach dem Start mit.

"Ikaros" ("Interplanetary Kite-craft Accelerated by Radiation of the Sun") will sowohl den Druck der Photonen als auch die elektrische Energie von Dünnschichtsolarzellen nutzen. Diese sind auf dem gerade einmal 0,0075 Millimeter dicken Kunststoffsegeln mit einem Durchmesser von 20 Meter angebracht.

Sollte die Mission erfolgreich sein, könnte sie laut Jaxa den Weg für zukünftige Hybridantriebe für interplanetare Missionen ebnen. Ein zweites Sonnensegel, dann mit 50 Meter Durchmesser, wollen die Forscher in einigen Jahren ins All schicken.

Der mit "Ikaros" ins All beförderte Satellit "Akatsuki" soll den Orbit des Planeten Venus im Dezember erreichen. Zwei Jahre lang soll er die Atmosphäre der Venus erkunden und auf einer elliptischen Bahn den Planeten im Abstand von 300 bis 80.000 Kilometern umkreisen. Japan erhofft sich von der Mission unter anderem Aufschluss darüber, wie auf der Venus Sturmböen mit Geschwindigkeiten von hundert Metern pro Sekunde entstehen können.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Orbitale Zeitkapsel für die fernste Zukunft
Beitrag von: SiLæncer am 24 Mai, 2010, 12:18
Bestückt mit einer Botschaft an unsere fernen Nachkommen umkreisen die Forschungssonden Lageos I und II die Erde unermüdlich – noch acht Millionen Jahre lang

>Während die Pioneer-Sonden  10 und 11 sowie die Vogayer-Roboter 1 und 2 mit einer jeweils informationsreichen, an außerirdische Intelligenzen adressierte Visitenkarte durchs All treiben, driften seit 1976 und 1992 zwei künstliche  Satelliten in der Erdumlaufbahn, die ebenfalls eine Nachricht überbringen. LAGEOS I und II, die noch heute die Kontinentalverschiebung ausspähen, werden nach getaner Arbeit als Zeitkapseln fungieren, in denen geografische und geophysikalische Informationen deponiert sind. Mögliche Adressaten könnten unsere fernsten Nachkommen sein.

Abseits der Zivilisation, eingebettet im Sand der Wüste entdeckten 1846 Archäologen in Ninive (Irak) eine geheimnisvolle aus 25.000 Tontafel bestehende Bibliothek, die einst der Assyrerkönig Assurbanipal  (669–626 v. Chr) angelegt hatte. Was der weitsichtige, gleichwohl kriegslüsterne Regent vor mehr als 2600 Jahren als vorzeitliche Enzyklopädie archivierte, um der Nachwelt das kulturelle Erbe einer ausklingenden Epoche zu übergeben, hat zu allen Zeiten Nachahmer gefunden. Zahlreiche Urkunden, Chroniken, Zeitungen oder Münzen, die Menschen seit dem Mittelalter in Fundamenten öffentlicher Gebäuden einmauern, spiegeln nur einige Facetten ihrer Kreativität wider, wenn kultureller Schaffenskraft ein Denkmal gesetzt werden soll.

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Ein Bruchstück einer Tontafel, die in der assyrischen Hauptstadt Ninive aus dem Schutt des Palastes des Assyrerkönigs Assurbanipal befreit wurde. Das Tafelfragment stammt aus dem 7. Jahrhundert vor Christus. Bild: Universität Heidelberg

Deutsche Kulturerbe

Heute befindet sich die moderne und deutsche Version der assyrischen Tontafel-Sammlung in einem ehemaligen Silberbergwerk. Seit 1978 "beherbergt" der Oberrieder Stollen bei Freiburg den Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland. Eingelagert in einem 680 Meter langen Bergstollen stapelt sich in jeweils zwei 50 Meter großen Schutzräumen das Kulturerbe Deutschlands. Anstelle von antiken Keilschrifttafeln speichert nunmehr ein riesiger Mikrofilmbestand, der in 1400 Edelstahlbehältern deponiert ist, das national wertvollste Archivgut. Mit einer Gesamtlänge von 27,2 Millionen Mikrofilm-Metern, auf denen sich zurzeit mehr als 800 Millionen Fotos befinden, zählt er in Europa zu den größten seiner Art.

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Königin Editha und ihr Gatte Otto der Große im Dom in Magdeburg. Eine Mikrofilm-Kopie der Krönungsurkunde von Otto I. wurde ebenfalls eingebunkert.

Verfilmt wurden dabei nur besonders schutzbedürftige zusammenhängende Archivbestände, die Unikatcharakter haben und deren Erfassung als besonders dringend eingestuft wird. Von der Krönungsurkunde Otto des Großen (936) über die Goldene Bulle (1213) bis hin zu den Bauplänen des Kölner Doms erstreckt sich das reichhaltige Quellenspektrum. Luftdichte und rostfreie Edelstahlbehälter sollen gewährleisten, dass die darin deponierten Bildinformationen dem mahlenden Zahn der Zeit mindestens 500 Jahre ohne Qualitätsverlust standhalten.

Langlebige Zeitkapsel

Nicht irdischen Wüstensand, sondern abgeschoben in den Orbit, nicht unterhalb, sondern Tausende Kilometer überhalb der Erde wandelt die wohl langlebigste mit Informationen bestückte Zeitkapsel der Menschheitsgeschichte, die ganz gezielt an unsere Nachfahren adressiert ist. Seit dem 4. Mai 1976 treibt die von der NASA konzipierte und entsandte 407 Kilogramm schwere und im Durchmesser 60 Zentimeter große Raumsonde LAGEOS I (Laser Geodynamic Satellites) auf eine ungewöhnlich hohe, gleichwohl sehr stabile kreisförmige Umlaufbahn. Am 22. Oktober 1992 folgte ihr der jüngere Doppelgänger LAGEOS II, den die NASA zusammen mit der italienischen Raumfahrtbehörde ASI (Agenzia Spaziale Italiana) ins All hievte.

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Aufnahme des Space Shuttle "Columbia" vom 22.10.1992 (STS-52). An Bord der LAGEOS-II-Satellit. LAGEOS 1 hingegen wurde mit einer Delta-Trägerrakete ins All gehievt. Bild: NASA

Seitdem observieren und messen die beiden 5.848 Kilometer von der Erde entfernten Späher die Kontinentalverschiebung mit Argus-Sensoren. Sie registrieren präzise die langsamen Bewegungen und Stauchungen der Erdkrustenplatten und gehen auch den Ursachen von Vulkanismus und Erdbeben auf den Grund. Bis heute zählen die beiden Kugelsonden, die den Erdball binnen 225 Minuten einmal umkreisen, zu den wichtigsten Lasersatelliten der höheren Geodäsie.

Äußerlich erinnert das Duo an überdimensionierte, mit zahlreichen Facettenaugen durchsetzte Golfbälle. In Wahrheit jedoch verbirgt sich hinter jedem einzelnen Facettenauge ein 4,6 Zentimeter würfelförmiger Reflektor. Davon verteilen sich über der LAGEOS-1-Sonde genau 426. Die Aufgabe dieses kleinen Reflektorschwarms besteht darin, jenes Laserlicht im Vorüberflug in die Einfallsrichtung zurückzuwerfen, das Lasersender von verschiedenen Kontinenten aus gezielt auf die Sonde strahlen. Aus der Laufzeit des Lichts lassen sich die genaue Distanz zwischen der terrestrischen Laserquelle und dem Satelliten bestimmen und indirekt die Bewegungen der Erdteile zentimetergenau erfassen.

Um die beiden Sonden vor Materialermüdung, Beschädigungen und vor den Kräften des Sonnenwindes sowie den Auswirkungen des Erdmagnetfeldes zu schützen, umgaben die Ingenieure die kleinen Roboter mit einer Aluminiumhülle. Der im Innern der Satelliten integrierte robuste Messingkern tat sein Übrigens, um die LAGEOS-Satelliten – ganz im Gegensatz zu ihren Mitstreitern im Orbit – vor jeglichen Strahlungsdruck der Sonne und anderen schädlichen Einflüssen wirksam zu schützen. Aber auch infolge des geringen Durchmessers der LAGEOS-Satelliten kommen nicht-gravitative Störkräfte nicht zum Tragen, weshalb die Sonden sehr stabilen Bahnen folgen; eine höchst wichtige Voraussetzung für präzise geodäsische Analysen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32631/32631_4.jpg)
LAGEOS I. Bild: NASA

Ehemalige Kolonisten oder Außerirdische?

Dank der soliden Struktur und gewählten runden Form sind LAGEOS I und II derart robust und widerstandsfähig, dass ihnen Wissenschaftler nach wie vor eine Lebensdauer von vielen Millionen Jahre attestieren. Unabhängig davon aber endet das orbitale Intermezzo der beiden Forschungsroboter spätestens in acht Millionen Jahren, wenn sich das Duo aus der Erdumlaufbahn verabschiedet und (größtenteils) in der Erdatmosphäre verglüht.

Der hohen Lebenserwartung von LAGEOS I Rechnung tragend, beauftragte die NASA Carl Sagan, der beim Entwurf und der Umsetzung der Pioneer-Nachricht sein Können bereits unter Beweis gestellt hatte, mit der Konzeption einer weiteren Plakette. Sagan sollte eine irdische Zeitkapsel für die Zukunft entwerfen, eine für ferne Erdbewohner oder für eine außerirdische zufällig gestrandete Zivilisation. Eine Botschaft für die nahe Ewigkeit, deren Adressaten vielleicht den Tiefen des Raumes kommen – entweder als ehemalige Kolonisten, die ihre Heimatwelt wiederentdecken oder als Neuankömmlinge aus einer fernen, unbekannten Welt.

Von der mal wieder unter großen Zeitdruck angefertigten interplanetaren Botschaft wurden jeweils gleich zwei identische 10 mal 18 Zentimeter große Kopien im Herzen beider LAGEOS-Sonden verstaut – und zwar je eine an jedem Ende des Bolzens, der die beiden Halbkugeln verbindet, aus denen LAGEOS besteht.

Historische Weltkarten als Grußbotschaft

Lokalisierten etwa in fünf Millionen Jahren außerirdische Lebewesen (oder roboter- bzw. androidenartige Wesen) oder unsere fernen Nachkommen die LAGEOS-Satelliten im Erdorbit und nähmen diese näher unter die Lupe, fänden sie in ihnen jeweils zwei rostfreie Stahlplatten, auf denen jeweils zwei "historische" Weltkarten und eine halbwegs "aktuelle" eingeätzt wurden. Auf dem unteren Bild der Plakette begegnete ihnen eine zweidimensionale Weltkarte der Erde, so wie die Kontinente noch Anno Domini 2009 ausgesehen hatten; links unten davon den eingezeichneten Abflug der Satelliten.

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Die LAGEOS-Weltkarten. Bild: NASA

Auf der oberen Weltkarte offenbarte sich ihnen der Urkontinent Pangäa, so wie er sich etwa vor 268 Millionen Jahren präsentierte; darunter wäre sodann die Anordnung der Kontinente acht Millionen Jahre nach dem Start der Sonde zu bestaunen – mitsamt des dargestellten Absturzes des Satelliten. Oben halblinks fänden die Betrachter ein sehr simples, auf Binärzahlen basierendes Zählsystem. Und in der Mitte des Bildes eine schematische Zeichnung der Erde in ihrer Umlaufbahn um die Sonne. Während ein Pfeil die Richtung der Bewegung anzeigt, steht unter der Gravur die Binärzahl 1, welche die verwendete Zeitperiode definiert. Während das Jahr Null für das Entsendungsjahr des Satelliten steht, gehen zwei "Zeitpfeile" von der Null aus nach rechts und nach links, entsprechend den Zeitkategorien Zukunft und Vergangenheit. Mittels eines einfachen Vergleiches der (aus der Sicht des Finders) aktuellen Geographie der Erdoberfläche mit den auf der Platte abgebildeten "historischen" Karten, wäre die seit dem Start des Satelliten verstrichene Zeit leicht zu berechnen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32631/32631_7.jpg)
Nach seinem Start (1992) wurde LAGEOS II für geodätische Untersuchungen eingesetzt. Bild: NASA

Wenngleich die LAGEOS-Zeitkapsel im Gegensatz zu den Pioneer- und Voyager-Grußbotschaften keineswegs eine klassische Flaschenpost an Bord haben, die von Punkt A nach Punkt B oder C usw. "fliegt", übermitteln sie doch dem Wunschdenken ihres geistigen Vaters Carl Sagan gemäß eine einprägsame Botschaft, die jeder – vielleicht auch Aliens – verstehen sollte:

Zitat
Vor einigen hundert Millionen Jahren hingen alle Erdteile zusammen, wie die oberste Zeichnung zeigt. Zur Zeit des Starts von LAGEOS sieht die Erde so aus wie auf der mittleren Zeichnung. In acht Millionen Jahren, wenn LAGEOS zur Erde zurückkehren sollte, werden die Erdteile vermutlich so aussehen wie in der unteren Zeichnung. Mit unseren besten Grüßen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Und sie strahlen doch ...
Beitrag von: SiLæncer am 05 Juni, 2010, 10:10
Das SWIFT-Weltraumteleskop der NASA entdeckt Beweise für die Aktivität Schwarzer Löcher

Daten eines laufenden Projekts vom Swift-Satelliten  der NASA helfen Astronomen ein Jahrzehnte währendes Rätsel zu lösen: Warum nur ein kleiner Prozentsatz der bekannten Schwarzen Löcher große Mengen Energie emittieren.

Nur ungefähr ein Prozent der supermassiven Schwarzen Löcher zeigt dieses Verhalten. Die aktuellen Funde bestätigen, dass Schwarze Löcher regelrecht "aufleuchten", wenn Galaxien miteinander kollidieren  - diese Daten könnten auch Einblick in das zukünftige Verhalten des Schwarzen Loches im Zentrum unserer Milchstraße liefern. Eine Studie dazu erscheint am 20. Juli in den Astrophysical Journal Letters.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32742/32742_2.gif)

Die starke Emission aus den Galaxie-Zentren steigt noch einmal in der Nähe supermassiver Schwarzer Löcher, die zwischen einer Million und einer Milliarde mal so schwer wie unsere Sonne sind. So viel Energie wie 10 Millionen unserer Sonne strahlen diese Objekte ab; einige dieser so genannten Active Galactic Nuclei (AGN) bilden die hellsten Objekte im Universum. Sie enthalten Quasare  und Blasare.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32742/32742_3x.jpg)
Hochauflösende Bilder der von BAT aufgenommenen AGNs. Bild: NASA

"Theoretiker haben beschrieben, dass die Gewalt bei Galaxien-Verschmelzungen die Schwarzen Löcher in deren Zentrum ‚füttern' kann", erklärt Michael Koss, Student an der University of Maryland und leitender Autor der Studie. "Die Untersuchung erklärt auf elegante Weise, wie die Schwarzen Löcher ‚aktiviert' werden."
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Bis zu der Untersuchung mit harten Röntgen-Strahlen des Swift-Projektes waren sich Astronomen nicht sicher, ob sie die meisten der AGNs bereits gefunden hatten. Durch dicke Wolken aus Staub und Gas, die Schwarze Löcher in aktiven Galaxien oft umgeben, wird das ultraviolette Licht und die weiche Röntgenstrahlung absorbiert. Die Infrarot-Strahlung des warmen Staubs nahe eines Schwarzen Loches kann das Material zwar durchdringen, jedoch leicht mit anderen Emissionen der Galaxie verwechselt werden (etwa solchen, die bei der Entstehung von Sternen auftreten). Die harten Röntgenstrahlen helfen den Wissenschaftlern nun, die Energie-reichen schwarzen Löcher direkt nachzuweisen. Seit 2004 kartografiert das Burst Alert Teleskop (BAT) an Bord des Swift den Himmel mithilfe dieser Strahlung.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32742/32742_1.jpg)
BAT-Modul des NASA-Swift-Satelliten. Bild: NASA

"Die Untersuchung mit dem Swift-BAT ist die umfangreichste, empfindlichste und vollständigste Erhebung dieser Energie-Abstrahlungen, die derzeit stattfindet", so Neil Gehrels, der Leiter der Untersuchung am NASA Goddard-Space-Flight-Center in Greenbeld (Maryland, USA). Die Untersuchung kann sogar AGNs berücksichtigen, die sich noch in 650 Millionen Lichtjahren Entfernung befinden und erkennt dadurch Dutzende bislang unentdeckt gebliebener Systeme. "Durch die Swift-BAT-Untersuchung bekommen wir ein gänzlich anderes Bild der AGNs", bemerkt Koss. So fand das Team etwa heraus, dass etwa ein Viertel der BAT-Galaxien Verschmelzungen oder nahe Galaxien-Paare darstellen. "Vielleicht werden 60 Prozent dieser Galaxien innerhalb der nächsten Milliarden Jahre vollständig miteinander verschmelzen. Wir glauben, wir haben einen schlagenden Beweis für durch Verschmelzung entstehende AGNs gefunden, wie sie zuvor durch die Theorie vorhergesagt wurden."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Ein neuer Komet schmückt den Nachthimmel - McNaught 2009 R1
Beitrag von: SiLæncer am 09 Juni, 2010, 15:07
Ein neuer Komet schmückt derzeit das Firmament: Der Schweifstern McNaught 2009 R1 schimmert grünlich im Sternbild Perseus tief am Nordosthimmel, wie die Vereinigung der Sternfreunde (VdS) am Mittwoch erläuterte.

Zurzeit ist der Komet nur unter optimalen Bedingungen mit bloßem Auge zu erkennen, Astronomen erwarten jedoch, dass er auf seinem Weg um die Sonne schnell heller wird. Möglicherweise wird er im Verlauf des Juni sogar so hell wie die Sterne des großen Wagens.

Beste Beobachtungszeit ist den Angaben zufolge der frühe Morgen ab etwa 2.00 Uhr. Der am 9. September 2009 von dem australischen Kometenjäger Robert McNaught entdeckte Schweifstern besucht zum ersten Mal die inneren Bezirke unseres Sonnensystems. Eine Vorhersage seiner Helligkeit ist daher schwierig.


Die kürzeste Distanz zur Erde erreicht der Komet am 15. Juni mit knapp 170 Millionen Kilometern - das ist immer noch mehr als der irdische Abstand zur Sonne. Seinen sonnennächsten Punkt passiert McNaught 2009 R1 am 2. Juli mit rund 60 Millionen Kilometern Abstand. Er ist dann aber schon nicht mehr zu beobachten, weil die Sonne ihn am Himmel überstrahlt. Anschließend wird er wieder in die Tiefen des Alls entschwinden.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: "Hayabusa" - Pannen-Sonde soll Asteroidenmaterial zur Erde bringen
Beitrag von: SiLæncer am 12 Juni, 2010, 14:01
Nach sieben Jahren und Milliarden von Kilometern im All soll eine japanische Sonde am Wochenende Staubproben eines Asteroiden über Australien abwerfen. Die Polizei des Landes hat vorsorglich eine Autobahn gesperrt.

(http://www.spiegel.de/images/image-97745-panoV9free-exas.jpg)

Tokio - Auf diesen Moment haben Japans Wissenschaftler, Raumfahrtmanager und Politiker jahrelang hingefiebert. Wenn am Sonntag aus der Tiefe des Alls die Kühlschrank-große Sonde "Hayabusa" mit den ersten jemals gesammelten Bodenproben eines Asteroiden zur Erde zurückkehrt, dürfte sich die Spannung im Kontrollraum der japanischen Weltraumbehörde Jaxa ins Unerträgliche steigern.

Denn was "Hayabusa", japanisch für Falke, von seiner sieben Jahre langen spektakulären Reise durch das Weltall an Beute mitbringt, könnte der Welt wertvolle Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems liefern - wenn die Sonde genug Material einfangen konnte.

"Proben vom Mond hat man schon gesammelt, aber noch nie von einem Asteroiden", erklärt Jaxa-Manager Tamihiro Yagioka. Asteroiden sind Relikte des frühen Sonnensystems und Bausteine der Planeten wie der Erde. "Das Besondere daran ist, dass ein Asteroid über Informationen von der Zeit der Geburt des Sonnensystems verfügt", erklärt Yagioka.

Zwar stammen auch Meteoriten aus der Tiefe des Alls, doch die sind bei der Ankunft auf der Erde bereits "verschmutzt", sobald sie durch die Atmosphäre fliegen. Auch lässt sich in der Regel nicht feststellen, woher ein Meteorit genau kam. "Hayabusa" dagegen weiß, woher seine im Container geschützte Beute stammt: Vom wundersam geformten Asteroiden Itokawa, rund 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Geformt wie ein Seeotter mit einem kleinen Kopf- und einem größeren Rumpfteil, zählt er mit lediglich 500 Metern Länge und 200 Metern Breite zu den sehr kleinen Asteroiden. Dorthin war der japanische Falke am 9. Mai 2003 aufgebrochen. Es sollte eine abenteuerliche Reise voller unerwarteter Hindernisse werden.

Als "Hayabusa" das Ziel am 12. September 2005 erreichte, hatte die Sonde bereits rund zwei Milliarden Kilometer Flug hinter sich. Zunächst umkreiste sie den nach einem japanischen Raketenwissenschaftler benannten Asteroiden und machte detaillierte Fotos. Ein spezieller Roboter, der mit drei Farbkameras Bilder der Asteroiden-Oberfläche liefern sollte, ging verloren.

Im November 2005 stieß "Hayabusa" dann auf den Asteroiden hinab. Zunächst schien die Landung nicht geglückt zu sein. Doch dann konnte die Sonde doch beginnen, Bodenproben zu nehmen. Dazu wurde eine kleine Metallkugel von rund einem Zentimeter Durchmesser auf die Oberfläche des Asteroiden geschossen. Dabei lockerte sich der Boden. Die Japaner hoffen, dass die auffliegenden Teilchen von der Sonde aufgesammelt werden konnten. Doch sicher ist das nicht.

Haufenweise Technikprobleme bei der Heimreise

Klar ist bereits jetzt, dass es sich bei dem rund 500 Meter langen Untersuchungsobjekt nicht um einen Felsbrocken handelte, sondern um eine Art kosmischen Geröllhaufen. Das Material sei sehr locker und porös und werde nur knapp durch die geringe Schwerkraft des kleinen Asteroiden zusammengehalten, erklärten die japanischen Forscher.

Auf der Heimreise der Sonde verloren die Jaxa-Experten die Kontrolle über ihre Sonde: Aus einem der chemischen Antriebswerke, das die Position der Sonde kontrolliert, strömte Treibstoff aus. Später riss auch die Kommunikation ab. "Wir dachten, unser Schiff würde nie mehr zurückkehren", erinnert sich einer der Wissenschaftler an die nervenaufreibende siebenwöchige Ungewissheit. Im Frühjahr 2006 klappte die Kommunikation dann wieder.

Doch das Zittern ging weiter: Die mit Ionen arbeitenden Zusatzantriebe ließen plötzlich nach. Kontrollsysteme schmierten ab und auch die Batterien machten Probleme. Wegen all dieser Gebrechen mussten die Japaner die eigentlich schon für 2007 vorgesehene Rückkehr der Sonde zur Erde um drei Jahre verschieben. Doch nun geht das lange Warten und Bangen zu Ende.

Die Sonde soll auch als Pionier den Weg für künftige Missionen dieser Art ebnen - und Japan damit die technologische Führerschaft sichern. Jaxa plant bereits einen Nachfolger für "Hayabusa". Nach sieben Jahren und mehr als vier Milliarden Kilometern Flug wird der Falke gegen Mitternacht Ortszeit zurückkehren und seine Beute über Australien abwerfen - bevor er selbst in der Erdatmosphäre verglüht.

Was sich dann im Probenbehälter findet, muss sich freilich erst noch zeigen. Die australische Polizei will jedenfalls ein etwa 60 Kilometer langes Stück der Autobahn Adelaide-Darwin vor der Landung sperren - damit niemand von dem an einem Fallschirm hängenden Objekt erschlagen wird. Australische Ureinwohner könnten dann die ersten am Fundort der Kapsel sein. Sie sollen wegen ihrer Kenntnis des Geländes auf jeden Fall die Experten begleiten, die sich um die Bergung der Kapsel kümmern, sagte eine australische Armeesprecherin.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Start für weltgrößtes Radioteleskop - LOFAR und der Urknall
Beitrag von: SiLæncer am 14 Juni, 2010, 09:03
In den Niederlanden hat das größte Radioteleskop der Welt offiziell den Betrieb aufgenommen. Wissenschaftler in den beteiligten Ländern - darunter auch Deutschland - versprechen sich vom Teleskop LOFAR (Low Frequency Aray), dass es Signale aus der Zeit rund ein Milliarde Jahre nach dem Urknall und damit neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems liefert.

Das am Wochenende eingeweihte Superteleskop ist nicht eine einzelne Riesensternwarte, sondern ein System von 25.000 Antennen, die über die  Niederlande, Deutschland, Schweden, Großbritannien, Frankreich und weitere Länder verteilt sind. Es wird noch erweitert; vielerorts sind Komponenten noch im Bau. Zur symbolischen Einweihung des Systems drückte die niederländische Königin Beatrix am Samstag in der LOFAR-Station in Buinen (Provinz Drenthe) aufs Knöpfchen.

(http://www.satundkabel.de/images/stories/news/2010_Bilder/lofar_radioteleskop.jpg)

Die Auswertung der aus dem Weltall aufgenommenen Daten übernehmen Institute mehrerer Staaten in insgesamt sechs Hauptforschungsrichtungen. In Deutschland untersucht das Max-Planck-Institut für Radioastronomie kosmische Magnetfelder auf der Basis der LOFAR-Daten. Mit Gesamtkosten von rund 150 Millionen Euro gilt LOFAR als vergleichsweise preiswert. In Deutschland soll das System künftig über mindestens sieben Stationen verfügen. Konstruiert wurde es vom niederländischen Institut für Radioastronomie ASTRON in Dwingeloo (ebenfalls in Drenthe). Insgesamt 36 Stationen sind in den Niederlanden vorgesehen. Weitere entstehen in Polen, der Ukraine und Italien.
 
Hochgeschwindigkeitsleitungen in der Universität Groningen

Die Daten der Antennen werden über Hochgeschwindigkeitsleitungen in der Universität Groningen im Norden der Niederlande erfasst und sofort an alle beteiligten Einrichtungen zur Auswertung weitergeleitet. Das System fange Lichtsignale von weit entfernten Himmelskörpern ein, erklärte eine ASTRON-Sprecherin. Es nutze dabei den bislang weithin unerforschten Frequenzbereich zwischen 10 und 240 Megahertz. In diesem Bereich könnten niederenergetische Elektronen, die eine äußerst lange Lebensdauer haben, Kunde von längst vergangenen Explosionsvorgängen liefern.

In der Bundesrepublik sind Astronomen über das Deutsche Konsortium zur Messung langer Radiowellen (German Long Wavelength Consortium, GLOW) an dem LOFAR-Projekt beteiligt - darunter von astronomischen Instituten der Universitäten Bochum, Bonn und Köln, der Internationalen Universität Bremen und vom Astrophysikalischen Institut Potsdam.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Sonde "Hayabusa": Kapsel mit Asteroiden-Staub geborgen
Beitrag von: SiLæncer am 14 Juni, 2010, 10:42
Die Landung in der australischen Wüste klappte problemlos, jetzt ist die japanische Kapsel mit den Asteroid-Proben geborgen. Die Fracht der Sonde "Hayabusa" soll neue Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems liefern.

Sydney - Die ersten je genommenen Asteroid-Proben sind auf der Erde gelandet und geborgen. Das sagte der Sprecher des australischen Verteidigungsministeriums, Allan Cole. Die Kapsel aus der verglühten japanischen Raumsonde "Hayabusa" sei an Ort und Stelle in einen versiegelten Container gepackt worden und werde per Helikopter aus dem Landeareal auf einem Raketenübungsgelände 500 Kilometer nördlich von Adelaide ausgeflogen. Der Container werde erst in Japan wieder geöffnet.

Nach Angaben von Cole verlief die Landung völlig problemlos. Die Sonde war in der Nacht mit einem gigantischen Feuerstreif über Südaustralien in die Erdatmosphäre eingetreten und verglüht. Kurz davor hatte sich die Kapsel gelöst und war separat an einem Fallschirm zu Boden geschwebt. In der Kapsel sollen Partikel eines Asteroiden sein. "Hayabusa" - auf Deutsch Falke - hatte sie vor fünf Jahren an dem mehr als 300 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Asteroiden Itokawa eingesammelt.

"Hayabusa" war 2003 ins All gestartet. Da der Asteroid Itokawa nach Einschätzung der Wissenschaftler seine ursprünglichen Eigenschaften bewahrte, erhoffen sie sich von den Proben Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems.

Bei der Mission war nicht alles glatt gelaufen. So ist unklar, ob die Sonde wie geplant eine Art Fallbeil auf den Asteroiden sausen ließ, um damit Staub aufzuwirbeln und einzufangen. Die Wissenschaftler sind aber trotzdem zuversichtlich, dass die Kapsel genügend Material für völlig neue Erkenntnisse über die Entstehung von Planeten an Bord hat.

Die Sonde von der Größe eines Kühlschranks hat in den sieben Jahren im Weltall mehr als vier Milliarden Kilometer zurückgelegt. Fast wäre die Mission gescheitert. Auf dem langen Rückweg zur Erde fielen mehrere Antriebswerke aus, die Kommunikation riss zeitweise ab und die Batterien wurden unzuverlässig. Dennoch schafften es die Wissenschaftler, die Sonde zur Landung nach Australien zu dirigieren.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Das fehlende Fragment
Beitrag von: SiLæncer am 26 Juni, 2010, 14:59
Komplexe organische Moleküle im interstellaren Medium gefunden

Ein Team von Wissenschaftlern des Instituto Astrofisica de Canarias (IAC) und der University of Texas hat das bislang komplexeste organische Molekül in einem Band im interstellaren Medium entdeckt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32844/32844_1.jpg)
William-Herschell-Teleskop am "Roque de los Muchanchos"-Obersvatorium auf La Palma. Bild: www.iac.es

"Wir haben das Anthrazen in einer dichten Materiewolke entdeckt – in Richtung des Sterns Cernis 52 im Sternbild Perseus, etwa 700 Lichtjahre von unserer Sonne entfernt", so Susana Iglesias Groth, die Leiterin der IAC-Forschungsgruppe. Ihr zufolge könnte der nächste Schritt die Suche nach Aminosäuren sein. Moleküle wie Anthrazen gelten als prä-biogen – wenn sie ultravioletter Strahlung, Wasser und Ammoniak ausgesetzt werden, können aus Ihnen Aminosäure-Moleküle entstehen. Diese wiederum wären essenziell für die Entstehung von Leben, wie es auf der Erde zu finden ist.

"Vor zwei Jahren", so Iglesisas weiter, "hatten wir bereits einen Beweis für die Existenz eines anderen organischen Moleküls erbracht: Naphtalin. Das war in der selben Region, daher spricht alles dafür, dass wir dort eine Gegend haben, die reich an prä-biogener Chemie ist." Zuvor ist Anthrazen in Kometen entdeckt worden – nie jedoch im interstellaren Medium. Oxide dieses Moleküls finden sich in lebender Materie häufig und sind biochemisch aktiv. Auf der Erde tritt oxidiertes Anthrazen zum Beispiel in Erdöl oder in Aloe-Planzen auf. Aus diesen ist es für seine entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32844/32844_2.jpg)
Anthrazen-Fund im Sternbild "Perseus". Bild: Gabriel Pérez, Multimedia Service www.iac.es

Der neue Fund legt nahe, dass ein guter Teil der Schlüsselkomponenten irdischer prä-biogener Chemie auch in interstellarer Materie vorhanden sein könnte. Seit den 1980er Jahren wurden hunderte solcher Materie-Bänder im interstellaren Medium entdeckt, ihr Ursprung ist bislang jedoch ein Rätsel. Die Entdeckung am IAC legt nahe, dass sie aus Molekül-Formen, basierend auf Anthrazen und Naphtalen, entstanden sein könnten. Weil sie im interstellaren Raum weit verstreut sind, könnten sie eine Schlüsselrolle bei der Entstehung zahlreicher organischer Moleküle gespielt haben – auch zur Zeit der Entstehung des Sonnensystems.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: "Planck": Teleskop zeigt Weltall in hoher Präzision
Beitrag von: SiLæncer am 06 Juli, 2010, 12:53
Genauer als jemals zuvor soll das Teleskop "Planck" die Mikrowellen-Strahlung im Universum vermessen. Nun haben Esa-Forscher aus seinen Daten eine erste, faszinierende Himmelskarte hergestellt.

(http://www.spiegel.de/images/image-107529-videopanoplayer-sogx.jpg)

Paris - Das Echo des Urknalls so genau vermessen wie nie zuvor, diese Aufgabe hat die europäische Weltraumorganisation Esa ihrem Weltraumteleskop "Planck" beim Start im vergangenen Jahr mit auf den Weg gegeben. Zusammen mit dem Superteleskop "Herschel" war der knapp zwei Tonnen schwere Satellit im Mai 2009 ins All geschossen worden. Seine Aufgabe: Mit nie gekannter Präzision im sogenannten Mikrowellen-Hintergrund nach extrem schwachen Temperaturschwankungen fahnden.

Nachdem "Planck" bereits erste Detailaufnahmen (http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,684364,00.html) geliefert hat (siehe Fotostrecke links), gibt es nun die erste vollständige Himmelskarte. "Genau für diesen Augenblick wurde 'Planck' geschaffen", jubilierte der Esa-Direktor für Wissenschaft und Robotische Exploration, David Southwood, am Montag.

Doch genaugenommen geht für die Forscher die Arbeit nun erst los. In der Bildmitte der Aufnahme findet sich die Hauptscheibe unserer Galaxie, nach oben und unten flankiert von Bändern aus kaltem Staub, wo neue Sterne entstehen. Die Strahlung der Milchstraße verdeckt aber einen Großteil des Mikrowellen-Hintergrunds, der nur wenige hunderttausend Jahre nach dem Urknall entstanden sein soll. Deswegen muss unsere Galaxie nachträglich aus den Beobachtungsdaten getilgt werden. Nur so lassen sich die Schwankungen des Mikrowellen-Hintergrunds - es geht um Millionstel Grad - vollständig erkennen.

Auf der neuen Aufnahme ist die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung bereits als gesprenkelter Bereich an der Bildober- und unterseite zu erkennen. Unterschiedliche Farben markieren Schwankungen in Temperatur und Dichte. Zu sehen ist in diesen Bildbereichen das älteste Licht im Universum. Es erlaubt den Forschern einen Blick zurück in die Zeit, bevor sich aus winzigen Unregelmäßigkeiten die Sterne und Galaxien bildeten.

Insgesamt viermal soll "Planck" während seiner Lebenszeit den gesamten Himmel kartieren - und zwar so präzise wie noch kein Satellit vor ihm. Im Jahr 2012 soll dann aber das zur Kühlung der Instrumente verwendete Helium komplett verdampft sein. Weil der Satellit rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist, kann das Kühlmittel auch nicht noch einmal nachgefüllt werden.

Deswegen hoffen die Forscher darauf, dass sie aus den bis dahin gelieferten Daten schon genug Interessantes herauslesen können. Anfang kommenden Jahres wollen sie schon einmal einen Katalog mit einzelnen Objekten unserer Galaxie veröffentlichen. Und auch weit entfernte Galaxien sollen im Detail gelistet werden.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Raumsonde "Rosetta" - Europäischer Kometenjäger fotografiert Asteroiden
Beitrag von: SiLæncer am 11 Juli, 2010, 09:48
Flüchtige Annäherung: Bis auf etwa 3200 Kilometer hat sich die europäische Raumsonde "Rosetta" dem Asteroiden Lutetia genähert. Wissenschaftler interessieren sich für seine Beschaffenheit, um die Entstehung der Planeten im Sonnensystem besser zu verstehen.

(http://www.spiegel.de/images/image-105513-panoV9-givc.jpg)

Darmstadt - Die europäische Raumsonde "Rosetta" hat sich am Samstagabend den Asteroiden Lutetia genähert. Mit ferngesteuerten Kameras und Messgeräten nahmen Wissenschaftler im Kontrollzentrum in Darmstadt den 134 Kilometer großen Gesteinsbrocken zwischen Mars und Jupiter etwa zwei Stunden lang unter die Lupe.

Die Daten sollen Aufschluss über die Entstehung unseres Sonnensystems liefern. Laut Europäischer Weltraumorganisation Esa ist die Rosetta-Mission für die Forschung "so einzigartig und bedeutsam wie die erste bemannte Mondlandung". Der Vorbeiflug erfolgte im Abstand von rund 3200 Kilometern. Erste hochauflösende Aufnahmen werden in der Nacht erwartet.

"Die Rosetta-Mission wird uns zurückbringen zu den Anfängen unseres Sonnensystems", sagte Esa-Direktor David Southwood während der größten Annäherung zwischen Sonde und Asteroid um kurz nach 18 Uhr. "Es geht darum zu verstehen, warum wir Menschen hier sind."

Endgültiges Ziel der Weltraumsonde "Rosetta" ist der Komet Tschurjumow-Gerassimenko. Dort soll im Jahr 2014 auch ein Landegerät abgesetzt werden, um die Oberfläche zu erkunden.

"Die wissenschaftliche Ausbeute war enorm"

Die drei Tonnen schwere Sonde wurde bereits im Jahr 2004 von einer Ariane-Trägerrakete ins Weltall geschossen. Um die nötige Geschwindigkeit für die Reise zum 480 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Kometen zu erreichen, hat "Rosetta" bereits mehrfach die Sonne umkreist und dabei dreimal die Schwungkraft des planetaren Schwerkraftfeldes der Erde und einmal die des Mars ausgenutzt.

Bei einem ersten Durchkreuzen des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter konnte im September 2008 bereits der wesentlich kleinere Asteroid Steins ins Visier genommen werden. "Die wissenschaftliche Ausbeute war enorm, bisher sind wir also sehr zufrieden mit der Mission", sagte Esa-Forscherin Rita Schulz.

Asteroiden und Kometen sind laut Esa besonders attraktive Forschungsziele, da es sich bei ihnen um weitgehend unbeeinflusste Körper aus der Entstehung unseres Sonnensystems handelt. Die bei der Rosetta-Mission gewonnenen Bilder und Daten könnten demnach aufschlussreiche Rückschlüsse auf dessen Entwicklung ermöglichen.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Sonnensegel erfolgreich im All und im Internet
Beitrag von: SiLæncer am 19 Juli, 2010, 16:05
Der Twitter-Kanal der japanischen Sonde IKAROS, mit der erstmals der Antrieb durch ein Sonnensegel getestet wird, hat sich als unerwartet erfolgreich erwiesen. Nach einem Online-Bericht  der japanischen Tageszeitung Mainichi Daily News hat der Twitter-Kanal, auf dem die japanische Raumfahrtagentur Status-Updates der Sonde postet, bereits rund 34.000 Follower.

Solarsegel als Antriebsquelle für Raumfahrzeuge sind bereits 1958 vom US-Physiker Richard Garwin vorgeschlagen worden. Der Antrieb nutzt den so genannten Strahlungsdruck des Sonnenlichtes als Antriebsenergie – von der Sonne geht ständig ein Strom hochenergetischer Teilchen aus, deren Impuls auf ein Sonnensegel übertragen werden kann.

IKAROS ist die erste Sonde, mit der ein Antrieb über Solarsegel erfolgreich getestet werden konnte: Vergangene Woche hatte die JAXA die Ergebnisse von Messungen veröffentlicht, die zeigen, dass das Solarsegel wie erwartet eine Antriebskraft von 1,12 Millinewton liefert. Die Sonde ist am 21. Mai gemeinsam mit drei weiteren kleinen Erdsatelliten und zwei Raumsonden ins All geschossen worden. Anfang Juni hatte die JAXA dann mit der Entfaltung des 173 Quadratmeter großen Sonnensegels begonnen. Das Polyamid-Segel ist mit Dünnfilm-Solarzellen und schaltbaren Reflektoren ausgestattet, die es ermöglichen, einen Teil des Segels transparent zu schalten.

Quelle : www.heise.de
Titel: Extrem schwer, extrem hell - Leuchtender Riese verblüfft Sternenforscher
Beitrag von: SiLæncer am 22 Juli, 2010, 14:01
Die Liga der Rekordsterne hat Zuwachs bekommen. R136a1 leuchtet zehn Millionen Mal heller als die Sonne und ist massereicher als alle bisher bekannten Sterne. Astronomen stehen vor einem Rätsel: Eigentlich dürfte das stellare Schwergewicht gar nicht existieren.

(http://www.spiegel.de/images/image-113219-panoV9-pzwr.jpg)

Ein internationales Astronomenteam hat einen Riesenstern entdeckt, der bisherige Rekorde um ein Vielfaches übertrifft: Der Feuerball mit der nüchternen Katalognummer R136a1 leuchtet zehn Millionen Mal heller als unsere Sonne. Und R136a1 ist nicht nur der hellste Vertreter seiner Art, den Forscher bisher aufgespürt haben, sondern auch der schwerste. Er besitzt die 265fache Masse unserer Sonne.

Am Nachthimmel fällt er dennoch kaum auf, weil er rund zehn Milliarden Mal weiter von der Erde entfernt ist als unser Zentralgestirn. Entdeckt wurde er von den Astronomen um Paul Crowther von der University of Sheffield, die ihren Fund dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (Eso) zu verdanken haben. Die Beobachtungsdaten sollen im britischen Fachmagazin "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" veröffentlicht werden, sind aber schon jetzt auf Arxiv.org (http://arxiv.org/abs/1007.3284) einzusehen.

Der Riesenstern stellt die Forscher vor ein großes Rätsel: Denn nach der gängigen Theorie dürfte es ihn eigentlich gar nicht geben. 150 Sonnenmassen galten bisher als theoretische Obergrenze für einen stabilen Stern. Im Sternhaufen R136 in der Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie unserer Milchstraße, stießen die Wissenschaftler jedoch gleich auf vier Sterne, die mehr als 150 Sonnenmassen haben. Sie pusten permanent starke Sternwinde ins All und verlieren damit beständig an Masse.

"Die Obergrenze hat sich verschoben"

Den Astronomen zufolge dürfte R136a1 deshalb bei seiner Entstehung sogar mehr als die 300fache Masse der Sonne gehabt haben. "Im Gegensatz zu Menschen werden solche Sterne als Schwergewichte geboren", sagte Crowther. "Anstatt zu wachsen, nehmen sie ab." R136a1 habe auf diese Weise in seiner eine Million Jahre währenden Existenz bereits etwa 50 Sonnenmassen verloren.

Auch in der Sternenfabrik NGC 3603 in unserer Heimatgalaxie stießen die Astronomen auf Riesensterne, die bei ihrer Entstehung mehr als 150 Sonnenmassen gehabt haben müssen. Wie sich allerdings solche Massemonster bilden, ist nicht klar. "Entweder sind sie tatsächlich in dieser Größe entstanden, oder aber sie haben sich aus mehreren kleineren Sternen gebildet", sagt Crowther.

Klar sei aber, dass die Stabilitätsgrenze für Sterne neu bestimmt werden müsse. "Unsere Ergebnisse bestätigen die gängige Ansicht, dass es eine Obergrenze für die Masse von Sternen gibt", sagte Olivier Schnurr vom Astrophysikalischen Institut Potsdam, der an der Studie beteiligt ist. "Allerdings hat sich der Zahlenwert für diese Obergrenze um den Faktor zwei auf etwa 300 Sonnenmassen nach oben verschoben."

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Hochpräzise Satellitenbilder -Deutsche Satelliten entdecken die dritte Dimension
Beitrag von: SiLæncer am 23 Juli, 2010, 08:23
Premierenfoto aus der Arktis: Das deutsche Satellitenduo "Tandem-X" und "Terrasar-X" hat seine ersten dreidimensionalen Bilder geliefert. Auf den hochpräzisen Aufnahmen aus dem hohen Norden sind selbst kleine Details gestochen scharf zu erkennen.

(http://www.spiegel.de/images/image-113401-panoV9-poqc.jpg)
Bilderstrecke (http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-57440.html)

Die Oktoberrevolutions-Insel ist ein extremes Fleckchen Erde. Sie liegt in der hohen Artkis, auf 79 Grad nördlicher Breite. Die größte Insel der Sewernaja-Semlja-Gruppe ist mit mehr als 14.000 Quadratkilometern fast so groß wie Thüringen. Zur Hälfte bedecken dicke Gletscher das Eiland, der Rest ist öde Polarwüste. Für Forscher ist die Insel trotzdem interessant, so betrieb der Meteorologische Dienst der Sowjetunion eine Beobachtungsstation auf einem der Gletscher.

Nun haben Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Insel ins Visier genommen. Sie ist auf den ersten dreidimensionalen Bildern der Satellitenmission "Tandem-X" zu sehen. Der seit vier Wochen um die Erde kreisende "Tandem-X" und sein 2007 gestarteter Zwilling "Terrasar-X" haben hochpräzise Aufnahmen geliefert, Details sind bis auf wenige Zentimeter genau erfasst. Sogar einzelne Eisschollen sind zu sehen.

Damit die zwei Satelliten dreidimensionale Bilder der Erde liefern, müssen sie parallel fliegen und gleichzeitig dieselbe Erdregion aus verschiedenen Sichtwinkeln aufnehmen. Diesen engen Formationsflug haben die beiden Satelliten derzeit aber noch nicht erreicht. Die DLR-Wissenschaftler passten für ihre ersten 3D-Bilder deswegen den Zeitpunkt ab, zu dem sich die beiden Satelliten auf ihrer nahezu gleichen polaren Umlaufbahn fast begegneten.

Allerdings hatten sie zu diesem Zeitpunkt am 16. Juli immer noch einen Abstand von 370 Kilometern. Um die verhältnismäßig große Distanz zu überbrücken, wurden die Antennen beider Satelliten zur Seite geschwenkt - und konnten so auf den gleichen Punkt auf der Erde schielen. "Das bedeutet, dass das Zusammenspiel der beiden Satelliten auch bereits in diesem ersten Stadium hervorragend funktioniert, die Orbits hochgenau kontrolliert werden und auch unsere Bodensysteme damit klargekommen sind", sagt DLR-Systemingenieur Gerhard Krieger.

Mittlerweile haben die Forscher das Prinzip noch mehrfach angewendet. So entstanden weitere 3-D-Aufnahmen aus Russland, zum Beispiel von der Donregion bei Kalasch. Auf den Bildern sind selbst minimale Höhenunterschiede von Straßen oder Äckern sichtbar. "Terrasar-X" und "Tandem-X" sollen gemeinsam drei Jahre lang die Erde umrunden und dabei Daten für ein einzigartiges dreidimensionales Modell sammeln. Inzwischen fliegen beide Satelliten in 20 Kilometer Abstand. Im Herbst sollen sie dann auf 200 bis 500 Meter zusammenrücken - und so noch präzisere Höhenprofile liefern.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Die Wärme des Universums
Beitrag von: SiLæncer am 29 Juli, 2010, 13:12
Die Erfolgsgeschichte des Weltraumobservatoriums Herschel

Mehr als eine Million Kilometer von der Erde entfernt kreist Herschel, das größte Weltraumteleskop, und liefert nie zuvor gesehene Einblicke in nahe und sehr weit entfernte Himmelsobjekte. Rund ein Jahr nach seinem Start legen die beteiligten Wissenschaftler eine erste Bilanz dieser Erfolgsgeschichte vor.

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Am 14. Mai 2009 schoss eine Ariane 5-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, in den Himmel. An Bord hatte sie die beiden Teleskope der europäischen Weltraumagentur ESA: Herschel und Planck. Die beiden neuen Satellitenobservatorien wurden zu einem so genannten Lagrangepunkt  in einer Distanz von 1,5 Millionen Kilometer von der Erde (in Richtung Mars) manövriert. Präzise gesagt handelt es sich um den Lagrangepunkt 2, einem Ort im Sonnensystem auf der Linie Sonne-Erde, an dem ein Gleichgewichtszustand der Schwerkraft herrscht. Ein Satellit, der sich dort befindet, ist dynamisch stabil.

Herschel bewegt sich in etwa parallel mit der Erde um der Sonne (seine Entfernung zur Erde schwankt dabei zwischen 1,2 und 1,8 Millionen Kilometern) und dreht Erde, Mond und unserem Zentralgestirn stets seinen durch einen speziellen Schutzschirm abgedeckten Rücken zu. Auf diese Weise kann das Teleskop ungestört das gesamte Firmament beobachten.

Größtes Weltraumteleskop

Das nach dem hannoverschen Astronomen Friedrich Wilhelm Herschel (1738-1822) benannte Teleskop überrundet mit seiner Spiegelgröße von 3,5 Meter den in die Jahre gekommenen, bisherigen Rekordhalter Hubble, der nur 2,4 Meter aufweisen kann. Hubble beobachtete das Universum vor allem im Bereich des sichtbaren Lichts und kreist sehr eng um die Erde (vgl. Noch eine Olympiade für den alten Weltraumveteranen 32497). Herschel späht dagegen im Bereich der für das menschliche Auge unsichtbaren Infrarotwellen ins All, sein künstliches Auge durchdringt selbst interstellare Nebel und spürt jede noch so geringe Wärmestrahlung in den Tiefen des Raums auf.

Das bis dahin größte Infrarotteleskop im All wurde von der NASA gebaut und heißt Spitzer. Seit 2003 kreist es am Himmel, sein Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 85 Zentimetern.

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Herschel verfügt über drei Hightech-Instrumente: Das hochauflösende Spektrometer HIFI ("Heterodyne Instrument for the Far-Infrared") wurde speziell für das Abbilden des fernen Infrarotbereich (Wellenlängen von 157 - 625 Mikrometern) entwickelt. "Das Instrument ermöglicht unter anderem die Beobachtung des interstellaren und planetaren Wassers, dessen Strahlung ansonsten vollständig in der Erdatmosphäre absorbiert wird und liefert Einblicke in das kalte Universum, von den Kometen und dem Planetensystem bis zu den Prozessen der Stern- und Galaxienbildung", erläuterte Rolf Güsten vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie.

Die beiden Kamera-Spektroskop-Kombinationen PACS ("Photodetector Array Camera & Spectrometer") und SPIRE ("Spectral and Photometric Imaging Receiver") können Himmelsaufnahmen bei Wellenlängen zwischen 57 und 210 Mikrometer, bzw. 200 und 670 Mikrometer, erstellen.

Herschel ist dank seiner hochempfindlichen Instrumente in der Lage, selbst extrem schwache Wärmestrahlung mit einer Temperatur von nur wenigen Grad über dem absoluten Nullpunkt (minus 273,15 Grad Celsius) aufzuspüren. Dadurch wird es für die Astronomen möglich, einen Blick in die verdunkelte Kinderstube der Sterne zu werfen, also in jene Regionen, wo Protosterne entstehen, und sich nach und nach Galaxien bilden. Sein infraroter Blick durchdringt Gas- und Staubwolken im interstellaren Raum und zeigt, wo sich in ihnen Materie verdichtet, um sich langsam zu einem neuen Stern zu entwickeln.

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Herschel zeigt die Entstehung neuer Sterne in der Rosette-Wolke, 5.000 Lichtjahre von uns entfernt. Bild: ESA/PACS & SPIRE Consortium/HOBYS Key Programme Consortia

Eine besondere Herausforderung beim Design der Sonde war die notwendige Kühlung der Apparaturen. Zum einen gibt es die passive Kühlung, denn die Instrumente werden durch einen mit Solarzellen bestückten "Sonnenschirm" geschützt, der auf der Rückseite des Observatoriums angebracht ist. Durch die erdabgewandte Position im All funktioniert er wie ein Schild und hält die potenziell störenden Einflüsse von Sonne, Mond und unseres Planeten fern.

Zum anderen sind die Geräte in ein ganz besonderes Tiefkühlgerät (die ESA bezeichnet es als "überdimensionale Thermoskanne") integriert, das mit ständig in kleinen Mengen verdampfenden 2.300 Litern superflüssigen Heliums für eine konstante Temperatur von minus 271 Grad Celsius sorgt. Dadurch werden selbst minimalste Wärmespuren draußen in der eisigen Kälte des Weltraums abbildbar.

Himmelslöcher und Kometeneinschläge

Herschel ermöglicht es uns, bei weit entfernten Sternengeburten und der Verdichtung protoplanetarer Scheiben zuzusehen. Zudem wird mit der hochauflösenden Spektroskopie des Weltraumobservatoriums die Beschaffenheit der Oberflächen und Atmosphären von Kometen und Planeten in unserem Sonnensystem genau untersucht.

Ein Erfolgskonzept, wie sich sofort nach dem Start zeigte. Schon im Juni 2009, noch während der Einrichtungs- und Testphase der Mission, lieferte Herschel erste, einzigartig scharfe Bilder der Strudelgalaxie (M51). Danach ging es Schlag auf Schlag weiter, wie die aktuelle Sonderveröffentlichung der Fachzeitschrift Astronomy and Astrophysics verdeutlicht, die 152 wissenschaftliche Aufsätze zum Thema vereint.

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Herschel bewies, dass die dunkle Region im Nebel NGC 1999 tatsächlich ein Loch darstellt, dort ist keine Materie zu finden (im Bild oben in Grün). Bild: ESA/HOPS Consortium

Die Auswertung von Herschels Aufnahmen führte zu vielen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein Highlight aus unserem Sonnensystem ist der nun entdeckte Kometeneinschlag auf dem Neptun vor rund 200 Jahren. Die Forscher analysierten die Herschel-Daten bezüglich langwelliger Infrarotstrahlung in der Atmosphäre des äußersten Planeten und stolperten dabei über die ungewöhnliche Verteilung von Kohlenmonoxid. Von diesem Stoff fanden sie in der Gashülle des Neptun – die hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium besteht – iin der obersten Schicht, der Stratosphäre, mehr als darunter in der Troposphäre. Das ist ungewöhnlich, wie der Leiter des Herschel-Forschungsprogramms "Wasser und verwandte Chemie im Sonnensystem", Paul Hartogh, erklärte:

Zitat
Die Anreicherung von Kohlenmonoxid in der Stratosphäre von Neptun ist nur mit einer externen Quelle zu erklären. Normalerweise sollten die Konzentrationen von Kohlenmonoxid in Troposphäre und Stratosphäre gleich sein oder nach oben hin abnehmen.

Die schlüssige Erklärung für dieses Phänomen ist der Einschlag eines Kometen, der beim Aufprall zerbrach und das in seinem Eis gebundene Kohlenmonoxid in die Atmosphäre verströmte. Die Erfahrungen der Astrophysiker mit dem Einschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 im Jahr 1994 auf dem Jupiter lassen Rückschlüsse darauf zu, wann diese Katastrophe passierte: Auf Neptun schlug wahrscheinlich vor 230 Jahren ein schmutziger Schneeball aus dem All ein.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33045/33045_5.jpg)
Herschel-Aufnahme der Sternentstehungsregion im Sternbild Adler, etwa 1.000 Lichtjahre von uns entfernt. Die hell leuchtenden Bereiche werden von großen jungen Sternen illuminiert, die das Wasserstoffgas zum Leuchten bringen. Im Staub rund herum befindet sich eine stellare Kinderstube mit hundertenVerdichtungen aus Gas und Staub, die sich zu Sternen entwickeln. Bild: ESA/SPIRE & PACS/P. André

Aber das fliegende Fernrohr hat auch spektakuläre Erkenntnisse aus abgelegeneren Regionen des Weltraums zu bieten. Darunter die Entdeckung eines Lochs im Himmel. Herschel durchspähte den Nebel NGC 1999, der etwa 1.500 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Orion liegt. Ein dunkler Bereich am Rand der hell reflektierenden Gaswolke war von den Astronomen bislang für eine für das Licht undurchdringliche Staubverdichtung gehalten worden. Falsch, denn keine dichter Materiebatzen verdunkelt hier das Firmament – tatsächlich ist dort schlicht Nichts, wie die Herschel-Daten ergaben.

Das Loch am Himmel gibt den Astrophysikern Rätsel auf, etwas Derartiges hatten sie nie zuvor gesehen. Die Forscher vermuten, dass es durch die starken Jets (gebündelte Teilchenstrahlen) der entstehenden Sterne in der direkten Umgebung entstanden ist – sie haben sozusagen alle Materie aus diesem interstellaren Raum gekickt. Ein Phänomen, das künftig in alle Modelle von Sternengeburten miteinbezogen werden wird.

Herschel gilt als Eckstein-Programm der Europäischen Weltraum-Agentur ESA und wird in den kommenden 2,5 Jahren, bis das zur Kühlung notwendige Helium aufgebraucht sein wird, noch jede Menge Licht ins Dunkel des Alls bringen. Das Weltraumteleskop macht Teile der unendlichen Weiten des Weltraums sichtbar, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat. Es zeigt uns "Die verborgene Seite der Sternengeburt", wie die ESA ungewohnt poetisch formuliert – und noch viel mehr.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Verfügen Aliens über gesunden Menschenverstand?
Beitrag von: SiLæncer am 31 Juli, 2010, 06:15
Eine Astronomen-Familie schlägt Veränderungen für die Suche des SETI-Projektes vor

Seit 50 Jahren suchen Menschen mit Radioteleskopen den Himmel nach Signalen ab, die ein Zeichen für die Existenz außerirdischen Lebens sein könnten. Die Suche – koordiniert im SETI-Projekt in Mountain View (Kalifornien) – hat unsere Vorstellung davon, dass wir im Universum nicht allein sind, beflügelt.

Die Ergebnisse dieser Suchaktion sind bislang allerdings überaus mager – um nicht zu sagen: Es gibt keine (Ergebnisse). Die Scientific Community, die sich rege am SETI-Projekt beteiligt, stellt sich daher nun langsam die Frage, ob es vielleicht an der Suchmethode liegen könnte. Bei dieser werden nämlich insbesondere nahe gelegene Sternensysteme daraufhin "abgehört", ob von ihnen ungewöhnliche Muster ausgesandt werden. Gibt es vielleicht eine bessere Methode? Gregory Benford, Astrophysiker bei UC Irvine (sowie Science-Fiction-Autor) und sein Zwillingsbruder James  – Physiker, spezialisiert auf Starkstrom-Mikrowellen-Technologie – glauben: Es gibt eine. Und ihre Ideen finden zusehends Beachtung.

In zwei Studien, die in der Juni-Ausgabe des Journals Astrobiology veröffentlich wurden, untersuchen die Benford-Brüder zusammen mit James Benfords Sohn Dominic  (einem NASA-Wissenschaftler) die Aussichten dafür, eine Zivilisation auf Basis der von ihr ausgesandten Signale zu entdecken – oder wie Gregory Benford es nennt: "den Standpunkt desjenigen, der die Rechnungen zahlt einzunehmen. Unser Großvater sagte immer: ‚Reden ist billig, Whiskey kostet Geld.'" Die Übermittlung von Signalen – zumal über interstellare Distanzen - ist teuer und ressourcenaufwändig.

Vorausgesetzt also die Alien-Zivilisation würde sich bemühen, ihre Kosten für solch eine Sendung zu optimieren und ihre Signal-Technologie effizient zu gestalten, dann würden diese Signale wohl nicht kontinuierlich und in alle Richtungen in den Weltraum gefunkt, sondern eher gepulst, auf nahe Ziele gerichtet und im Breitband zwischen 1 und 10 Gigahertz zu suchen sein – schlagen die Benfords vor.

"Dieser Ansatz ist eher wie Twitter und weniger wie ‚Krieg und Frieden'", scherzt James Benford, der Gründer und Präsident von Microwave Sciences Inc. In Lafayette (Kalifornien). Das Konzept, kurze, zielgerichtete Funkzeichen – von der Presse mittlerweile "Benford Beacons" getauft – hat weitreichende Beachtung in wissenschaftlichen Publikationen, wie z.B. Astronomy Now gefunden. Der bekannte Kosmologe Paul Davies hat in seinem dieses Frühjahr erschienen Buch "The Eerie Silence: Renewing Our Search for Alien Intelligence" die Theorie der Benfords unterstützt.

SETI könnte – das seine Suche bislang auf das Schmalband konzentriert – also nach der falschen Art von Signalen suchen. Die Benfords und eine wachsende Zahl von Wissenschaftlern, die an der Suche nach außerirdischen Signalen beteiligt sind, empfehlen daher, die SETI-Empfänger neu einzustellen, um auf diese Weise die Möglichkeit, direkte, breitbandige Signale zu empfangen, zu vergrößern. Aber wo soll nach diesen gesucht werden? Auch dafür haben die Benfords einen Tipp: Ihr Konzept der "sparsamen Aliens" verweist im Prinzip direkt auf unsere Milchstraße, insbesondere deren Zentrum, wo sich 90 Prozent der Sterne unserer Galaxie befinden.

"Diese Sterne sind eine Milliarde Jahre älter als unsere Sonne, was die Möglichkeit mit einem Kontakt zu einer fortschrittlicheren Zivilisation noch vergrößert", so Gregory Benford. Die SETI-Empfänger zielen bislang aber entweder aus der Milchstraße hinaus oder auf wesentlich jüngere und weniger "bevölkerte" Gegenden unserer Galaxie. "Ob die Suche nach Signalen von anderen Welten funktioniert?", fragt Benford und rät: "Die Bemühungen des SETI-Projektes lohnen fortgesetzt zu werden aber unser eher auf den ‚gesunden Menschenverstand' setzender Ansatz für mögliche Signalquellen und -arten könnte eher zu einer Antwort auf diese Frage führen."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Mars à la carte
Beitrag von: SiLæncer am 31 Juli, 2010, 20:41
Die NASA veröffentlicht die bislang detailreichsten Marskarten

Eine Kamera an Bord von NASAs Mars Odyssey hat die bislang genauesten Bilder von der Planetenoberfläche geschossen, die Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit jetzt auf verschiedenen Webseiten zur Verfügung gestellt werden.

Zuletzt  hatte die NASA mit Microsofts "WorldWide Telescope"-Projekt interaktive Marskarten im Web angeboten. Das jetzt veröffentlichte Kartenmaterial besteht aus etwa 21.000 Einzelbildern des "Thermal Emission Imaging System" (THEMIS), einer Multiband-Infrarot-Kamera an Bord der Odyssey. Wissenschaftler am Mars Space Flight Facility der Arizona State University in Tempe haben die Karten in Zusammenarbeit mit NASAs "Jet Propulsion Laboratory" (JPL - in Pasadena, Kalifornien) zusammengestellt, seit THEMIS seine Beobachtungen vor acht Jahren begann.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33044/33044_1.jpg)
THESIS. Bild: NASA

Die Bilder wurden so bearbeitet und aneinander montiert, dass aus ihnen ein gigantisches Mosoaik für die Karte erstellt werden konnte. Die Nutzer der Karte können nun darauf "umher wandern" und in sie hinein zoomen. Bei der größten Vergrößerung zeigen sich auf der Karte Details von nur 100 Metern Größe. Da einige Teilbereiche der Oberfläche mit einer noch höheren Auflösung kartografiert wurden, liegt mit der neuen Marskarte die bislang präziseste Darstellung der gesamten Planetenoberfläche vor.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33044/33044_2.jpg)
Screenshot der neuen Mars-Karte. Bild: NASA

Die Karten sind in verschiedenen Varianten einsehbar auf dem Server Arizona State University (http://www.mars.asu.edu/maps/?layer=thm_dayir_100m_v11). Nutzer mit größerer Bandbreite, schnelleren Computern und Software, die Bilder in Gigabyte-Größe darstellen kann, können die Karte (http://www.mars.asu.edu/data/thm_dir_100m/) in der vollen Auflösung stückweise herunterladen.

"Wir haben die Bilder auf dem kartografischen Steuergitter montiert, das von der U.S.-Behörde zur Bodenbegutachtung verwendet wird, die ebenfalls die Kameraoptik der THEMIS entwickelt hat", so Philip Christensen, der Forschungsleiter von THEMIS und Direktor der Mars Space Flight Facility. "Dies ermöglichte es uns, alle instrumentenbedingten Bild-Verzerrungen zu entfernen, so dass Besonderheiten auf der Planetenoberfläche korrekt lokalisiert werden können – bis auf wenige Pixel genau."

Mithilfe der neuen Karten aus den THEMIS-Bildern kann die Öffentlichkeit an der Marserkundung mitwirken, indem sie die Bilder mit denen auf NASAs "Be a Martian"-Webseite (http://beamartian.jpl.nasa.gov/), welche jüngst zusammen mit Microsoft veröffentlicht wurde, vergleicht. "Das THEMIS-Team der Mars Odyssey hat ein spektakuläres Projekt abgeschlossen, das die Grundlage für die Mars-Wissenschaften der nächsten Jahre bilden wird", ist sich Jeffrey Plaut, Wissenschaftler des Odyssey-Projektes bei JPL, sicher. "Die Karte bildet die Grundlage für weiterreichende Untersuchungen – etwa über die mineralische Zusammensetzung oder die physikalische Beschaffenheit des Oberflächen-Materials."

Andere Karten-Seiten basieren auf der Basis-Karte. Beim Mars Image Explorer (http://themis.asu.edu/maps), der Bilder aller Mars-Orbit-Missionen seit Mitte der 1970er Jahre verwendet, können Interessierte nach Bildern mithilfe einer Mars-Karte suchen. "Der grundsätzliche Nutzen all dieser Seiten", so Christensen, "ist es, Mars-Erkundungen so einfach wie möglich für jedermann zu ermöglichen. Dazu haben wir versucht, ein nutzerfreundliches Interface zu entwickeln, mit dem die Öffentlichkeit auf die immense Menge an bereits ausgewerteten und archivierten Beobachtungsdaten von NASAs ‚Planetary Data System' unglaubliche zugreifen kann."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Stephen Hawking - Die Zukunft ist dort draußen
Beitrag von: SiLæncer am 09 August, 2010, 12:28
Die Zukunft der Menschheit liegt nicht auf der Erde, sondern im Weltall. Dieser Ansicht ist der renommierte britische Physiker Stephen Hawking. Die Erde wird künftig ein ungemütlicher Ort, deshalb sei es besser, ihn zu verlassen. Es komme aber darauf an, die Erde nicht zu zerstören, bevor die Technik dazu reif ist.

Überbevölkerung, Klimawandel, knapper werdende Rohstoffe - unser Planet wird in Zukunft kein besonders gemütlicher, netter Ort werden. Zieht man dazu die Konsequenzen in Betracht - Kriege um die immer knapper werdenden Ressourcen aller Art -, bleibt nur eine Schlussfolgerung: Nichts wie weg! Die Menschen müssten sich zu anderen Sternen aufmachen, wenn sie überleben wollen. Davon ist der renommierte Astrophysiker Stephen Hawking überzeugt.

Katastrophen vermeiden

"Ich glaube, dass die Zukunft der menschlichen Rasse auf lange Sicht im Weltraum liegen muss", sagte der renommierte britische Wissenschaftler in einem Interview mit der Internetplattform Big Think. "Es wird schwierig genug, in den nächsten hundert Jahren Katastrophen auf der Erde zu vermeiden, geschweige denn in den nächsten Tausend oder Millionen." Seine Schlussfolgerung: Die Menschheit sollte "nicht alles auf eine Karte oder einen Planeten" setzen und ihr Glück woanders suchen - vorausgesetzt, sie schafft es, den Planeten nicht zu zerstören, bevor es so weit ist.

Grund für die Flucht in die Tiefen des Weltalls gibt es für Hawking, der sich selbst als Optimist bezeichnet, genug. Mehrfach habe es in der Vergangenheit äußerst riskante Situationen gegeben, etwa die Kubakrise im Jahr 1962, als die Welt nur knapp einem Atomkrieg entging. Hawking ist überzeugt, dass solche Ereignisse in Zukunft häufiger auftreten werden. Die Menschheit müsse dann "große Umsicht und Urteilsvermögen" aufbringen, um sie zu bewältigen.

Unfreundliche Außerirdische

Allerdings gibt es da ein kleines Problem: Sollten wir uns dereinst auf den Weg zu anderen Sternen machen, müssen wir damit rechnen, anderen intelligenten Lebensformen zu begegnen. Die aber werden alles andere als freundlich sein, erklärte Hawking vor wenigen Monaten in einer Fernsehserie.

Er glaubt, dass Außerirdische, die irgendwann auf der Erde landen könnten, von einem Planeten stammten, den sie bereits komplett geplündert hätten. Die durchstreiften dann das Weltall auf der Suche nach Rohstoffen. Die Erdbewohner aber hätten diesen Eroberern aus dem Weltraum und deren überlegener Technik wenig entgegenzusetzen. Andererseits: Heimatlose Weltraumnomaden, die von einem ausgebeuteten Planeten stammen - das wiederum klingt nach dem Zukunftsszenario, das Hawking der Menschheit zugedacht hat.

Sprechen per Computer

Der heute 68-jährige Hawking hat wichtige Arbeiten über Kosmologie verfasst. Er hat lange an der Universität in Cambridge gelehrt und ist seit dem vergangenen Jahr in Ruhestand. In Folge seiner Krankheit, der Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), kann Hawking nicht mehr sprechen. Er kommuniziert deshalb mit einem Sprachcomputer.

Das Angebot Big Think wurde 2007 von zwei US-Journalisten gegründet, die zusammen beim öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Public Broadcasting Service (PBS) gearbeitet haben. Das Angebot versteht sich als "globales Forum, das Menschen und Ideen vernetzt". Derzeit sind auf der Seite rund 1.500 Interviews mit Experten abrufbar. Darunter sind so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Jonathan Sacks, der oberste Rabbiner Großbritanniens, SETI-Gründerin Jill Tarter, die Schriftstellerin Isabel Allende, der österreichische Politologe Viktor Mayer-Schönberger oder der US-Promiblogger Perez Hilton.

Quelle : www.golem.de
Titel: Einstein@home-Teilnehmer finden Pulsar
Beitrag von: SiLæncer am 12 August, 2010, 20:10
Schöner Erfolg für das Distributed-Computing-Projekt Einstein@home, bei dem Freiwillige ihre Computer in den Dienst der Wissenschaft stellen: Die Analyse von Daten des Radioteleskops des Arecibo-Observatoriums  enttarnte den neuen Pulsar PSR J2007+2722. Es handelt sich um einen ungefähr 17.000 Lichtjahre entfernten Neutronenstern in der Milchstraße im Sternbild Vulpecula (Füchschen). Zu verdanken ist die Entdeckung Daniel Gebhardt von der Universität Mainz und Chris und Helen Colvin aus Ames, Iowa.

(http://www.heise.de/imgs/18/5/5/6/1/5/6/pulsar_100-9378d427ee0463a9.png)
Mehrere hunderttausend Rechner in aller Welt analysieren Daten für Einstein@home. Ein Drittel der Rechenzeit von Einstein@home wird seit März 2009 für die Suche nach Pulsaren in den Daten des Radioteleskops Arecibo investiert. Über 200 Pulsare wurden bislang in den Daten "wiederentdeckt". Nun wurde erstmals ein neuer aufgespürt. Wie die Suche in den Daten des Teleskops funktioniert, haben die Wissenschaftler auf der Boinc-Team-Site dokumentiert, wo auch eine 3D-Visualisierungssoftware (PulsatingScience) für Windows, Mac-OS und Linux zum Download zur Verfügung steht, mit der man interaktiv Pulsare in Doppelsystemen simulieren kann.

Über die Entdeckung des neuen Pulsars berichtet in Science Express ein Forscherteam, zu dem unter anderem Benjamin Knispel und Prof. Dr. Bruce Allen, Leiter des Projekts Einstein@Home und Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) sowie Adjunct Professor of Physics an der University of Wisconsin. Die AEI-Astronomen suchen unter anderem mit riesigen Detektoren nach Gravitationswellen, interessieren sich aber auch für das neu entdeckte, besondere Objekt: Anders als die meisten Pulsare, die schnell und mit sich zeitlich kaum ändernder Frequenz rotieren, ist PSR J2007+2722 ein Einzelgänger, besitzt also keinen ihn umkreisenden Begleitstern. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um einen "Recycled"-Pulsar – einen Neutronenstern, der zunächst von seinem engen Nachbarstern noch Masse und Drehimpuls aufgenommen hatte, dann aber seinen Begleiter verloren hat. Allerdings können die Wissenschaftler nicht ausschließen, dass PSR J2007+2722 ein sehr junger Pulsar mit einem ungewöhnlich niedrigen Magnetfeld ist.

Prof. Jim Cordes, Astronom an der Cornell University, hebt hervor: "Dieses Objekt ist äußerst interessant für das Verständnis der grundlegenden Physik von Neutronensternen und deren Entstehung. Seine Entdeckung erforderte ein komplexes System, das Arecibo Teleskop und Rechnerresourcen am AEI, am Cornell Center for Advanced Computing sowie an der University of Wisconsin, um die Daten an die freiwilligen Teilnehmer von Einstein@Home weltweit verteilen zu können."

Quelle : www.heise.de
Titel: Eine Galaxie mit dem gewissen staubigen Etwas
Beitrag von: SiLæncer am 15 August, 2010, 08:59
Hubble-Weltraumteleskop observierte elliptische Galaxie NGC 4696, die anders ist als ihre Artgenossen

Angesichts des für eine elliptische Galaxie ungewöhnlichen Aussehens von NGC 4696 rätseln Astronomen über den Grund für die seltsame Form der 150 Millionen Lichtjahre fernen Welteninsel. Woher kommen die merkwürdigen Staubfasern, die aus der Galaxie ragen? Woraus bestehen sie? Und wie stark prägt das große Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie das seltsame Erscheinungsbild von NGC 4696?

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Hubble-Aufnahme der elliptischen Galaxie NGC 4696. Bild: ESA/Hubble/NASA

Galaktische Unikate

Keine gleicht der anderen. Jede von ihnen wartet mit Charakteristika auf, die ihre Einzigartigkeit unterstreichen. Sie unterscheiden sich in puncto Größe, Masse, Sternendichte, Sternenanzahl, Durchmesser und Morphologie. Manche von ihnen kollidieren, verschmelzen mit- und ineinander oder werden von dem massereicheren Nachbarn regelrecht verschluckt, der selbst wiederum das Produkt einer Kollision sein könnte. Überdies hausen in deren Zentren selbst höchst schluckfreudige, Materie verschlingende Schwarze Löcher der verschiedensten Größenklassen.

Galaxien sind fürwahr kosmische Unikate, von denen in unserem Universum bis zu 500 Milliarden heimisch geworden sein könnten. Mal treten sie in Gestalt von Spiralgalaxien oder Balkenspiralen, ein anderes Mal in Form von irregulären und aktiven Galaxien (u.v.a. Formen etc.) in Erscheinung. Häufig erhellen sie das All auch als elliptische Galaxien.

Hort für stellare Greise

Was ihre Form anbelangt, gereichen sie dabei ihrem Namen nicht immer zur Ehre, tauchen sie doch bisweilen auch als kugelartige Gebilde auf. Elliptische Galaxien zählen zu den massereichsten und am häufigsten vorkommenden Galaxienarten im Universum. Mitunter beherbergen solche Sternsysteme bis zu eine Billion Sterne. Größtenteils handelt es sich dabei um ältere stellare Semester – Jungsterne hingegen machen sich in galaktischen Materieoasen dieser Machart in der Regel rar.

Im Gegensatz zu Spiralgalaxien können elliptische Galaxien mit komplexeren inneren Strukturen nicht aufwarten, von einem Spiralarm oder inneren stabilen Sternentstehungsgebieten mit Jungsternen ganz zu schweigen. Während in deren Kern die Aktivität und Konzentration der Sterne vergleichsweise hoch ist, nimmt die Helligkeit zum äußeren Rand hin deutlich ab.

Vor allem in den galaktischen äußeren Regionen (aber auch im Zentrum) mangelt es (von gewissen Ausnahmen abgesehen) ausgerechnet an jenen kosmisch-stellaren Zutaten, die für die Neubildung von Sternen unabdingbar sind: interstellares Gas und interstellarer Staub. Nicht leuchtende interstellare Staubwolken erfüllen deren Inneres mit Leben, sondern vornehmlich Sterne der Population II, also ältere, leicht rötliche astrale massearme Veteranen.

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M87 - Beispiel einer klassischen elliptischen Galaxie. Bild: Robert Gendler

Produkte von Galaxienkollisionen

Kein Wunder demnach, dass elliptische Galaxien noch vor wenigen Jahren als eine einfache urzeitliche Galaxienart kategorisiert wurde. Heute indes assoziieren Astronomen mit ihnen weitaus komplexere Systeme, die im Zuge der Verschmelzung zweier oder mehrerer Spiralgalaxien entstanden sind. Aufgrund solcher Kollisionen gewinnen elliptische Galaxien einerseits ihr charakteristisches Aussehen. Andererseits kommt es dabei sukzessive zu heftigen, kurzen Sternentstehungsphasen, bei denen der interstellare Staub und das interstellare Gas jedoch größtenteils aus der jungen elliptischen Galaxie geschleudert werden. Da auf diese Weise die für die Sternentstehung nötige Materie fehlt, altert die Galaxie schneller und wird stetig leuchtärmer.

Geradezu kennzeichnend für diese Galaxien-Klasse ist auch ihre geringe Eigenrotation, desgleichen die relativ hohe Helligkeit im Zentrum, die nicht zuletzt auf die Aktivität supermassiver Schwarzer Löchern zurückzuführen ist.

Astronomen haben elliptische Galaxien, die sich im Hinblick auf Morphologie und Größe sichtbar voneinander unterscheiden, in verschiedene Klassen eingeteilt. Beispielsweise bezeichnen sie extrem leuchtstarke, riesige, im Durchmesser bis zu drei Millionen Lichtjahre große Systeme als cD-Galaxien, wo hingegen sie kugelförmige Zwerggalaxien (dSph's) oder blaue kompakte Zwerggalaxien (BCD's) zu den kleinen, sprich massearmen Repräsentanten zählen.

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Staubring und bizarrer Staubfäden

Mithilfe der Advanced Camera for Surveys (ACS) des Hubble-Weltraumteleskops ist es NASA und ESA-Astronomen unlängst gelungen, einen besonders ungewöhnlichen Vertreter dieser galaktischen Gattung im optischen als auch im Infrarotlicht fotografisch festzuhalten. Bei dem 150 Millionen Lichtjahre entfernten Objekt handelt es sich eine elliptische Galaxie mit der prosaischen Katalognummer NGC 4696. Versehen mit einem Durchmesser von rund 90.000 Lichtjahren ist sie die größte und hellste Welteninsel in dem Centaurus-Galaxienhaufen (Abell 3526).

Gleichwohl hebt sich NGC 4696 durch eine auffallend große Staubspur deutlich von den anderen elliptischen Galaxien ab. Während selbst leistungsstarke Teleskope elliptische Galaxien in der Regel nur als kugelförmiges Gebilde auflösen und abbilden, erstreckt sich über das Antlitz von NGC 4696 eine bei elliptischen Galaxien bis dahin noch nicht observierte und lokalisierte Struktur: ein 30.000 Lichtjahre langes faszinierendes faserartiges Band. Es besteht aus Gas und Staub und dürfte das Produkt einer galaktischen Kollision sein, die sich vor einigen hundert Millionen Jahren ereignete, als der Vorläufer von NGC 4696 eine masseärmere, staubreiche Welteninsel mitsamt deren Sternen und Gas- sowie Staubmassen verschluckte.

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Hubble-Aufnahme der elliptischen Galaxie NGC 4696. Bild: ESA/Hubble/NASA

Im Licht des ionisierten Wasserstoffs, der rötlichen H-alpha-Strahlung, zeigen sich bei NGC 4696 feine dünne Filamente, welche die Galaxie durchziehen. Ihr Vorhandensein könnte daher rühren, dass sich der vom zentralen Schwarzen Loch ausgehende Jet seinen Weg durch das umgebende Staub und Gas gebahnt und dabei diese Staubfäden zurückgelassen hat. Eine andere Erklärung für das Vorhandensein dieser Staubfasern könnte sein, dass diese einfach Überbleibsel einer kleineren Galaxie sind, die in der Vergangenheit mit NGC 4696 verschmolzen ist.

Das von der NASA und ESA veröffentlichte Hubble-Bild ist eine Falschfarben-Komposition, die aus mehreren miteinander kombinierten Astro-Fotos besteht. Im optischen Licht wurde die Galaxie mit einem blauen Filter 5440 Sekunden belichtet (bei 435 Nanometer), und im Infrarotlicht (bei 814 Nanometer) 2320 Sekunden.

Supermassives Schwarzes Loch in Aktion

Infolge des Blickwinkels auf die Galaxie blieb den Forschern im optischen Licht und im nahen Infrarot Einblick in das chaotische Innenleben verwehrt. Geriert sich NGC 4696 auf diesen Wellenlängen noch als ruhiger galaktischer Vertreter seiner Art, so zeigt das Sternsystem sein wahres Gesicht im Röntgenlicht.

Als der NASA-Röntgensatellit Chandra die elliptische Galaxie 2006 ins Visier nahm, lokalisierte das Teleskop im Zentrum der Galaxie ein supermassives Schwarzes Loch, das Jets von Materie mit annähernd Lichtgeschwindigkeit ausspuckte. Die Materieströme erstrecken sich über zehntausende von Lichtjahren und emittieren im Radiowellenbereich.

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Auf diesem kombinierten Infrarot-, Röntgen- und Radiobild der Galaxie NGC 4696 erscheint das heiße Gas in rot. Es umgibt den hochenergetischen inneren Bereich (blau). Im Zentrum des Ganzen thront das Schwarze Loch (weiß). Bild: NASA/CXC/KIPAC/S.Allen et al; Radio: NRAO/VLA/G.Taylor; Infrared: NASA/ESA/McMaster Univ./W.Harris)

In der Nähe des Ereignishorizontes, jenem Bereich, aus dem weder Materie noch Strahlung dem Schwarzen Loch entkommen können, wird die Energie eines Teils dieses Gases freigesetzt und in Form von extrem energiereichen Teilchenstrahlen ins Universum geschleudert. Diese schießen von den Polen der Schwarzen Löcher aus ins All. Wie schnell die hochenergetischen Partikel dabei werden, erkennen Forscher an der Ausdehnung der Blasen, welche die Jets in umgebenden Gaswolken aufblähen. Mit sage und schreibe 95 Prozent der Lichtgeschwindigkeit bewegt sich die Materie in diesen Jets.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33132/33132_11.jpg)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Die schwierige Suche nach Dunkler Materie
Beitrag von: SiLæncer am 20 August, 2010, 08:54
Neues aus der Fahndung nach Spuren Dunkler Masse und Dunkler Energie: Sollte sich das zur Rettung der Allgemeinen Relativitätstheorie sehr praktische Konstrukt doch als unauffindbar erweisen?

Das Konzept der Dunklen Materie hat einiges für sich - zum Beispiel die für eine Theorie sehr nützliche Eigenschaft, dass sich daraus getroffene Voraussagen an der Wirklichkeit bestätigen lassen. Bei der Suche nach ihren Komponenten folgen jedoch auf Erfolgserlebnisse regelmäßig auch widersprüchliche Ergebnisse. 2008 hatten Forscher zum Beispiel erste Ergebnisse der Messungen des Pamela-Experiments  veröffentlicht, das an Bord des russischen Satelliten Resurs-DK1 seit 2006 Daten sammelte. Pamela sucht in der kosmischen Strahlung nach Hinweisen auf Dunkle Materie. Ebensolche meinte man in Form von Positronen eines bestimmten Energiebereichs gefunden zu haben, die eigentlich nur aus einer bislang unbekannten Quelle stammen konnten - nämlich der Annihilation von Teilchen der Dunklen Materie.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33157/33157_11.jpg)
Die Gravitationskraft der im Galaxien-Cluster Abell 1689 verteilten Dunklen Materie (blau angedeutet) beugt das Licht hinter dem Cluster liegender Galaxien - daraus lässt sich auf ihre Eigenschaften schließen.

Dass die dabei theoretisch ebenfalls auftretenden Antiprotonen nicht registriert wurden, ist das kleinere Problem. Das größere Ärgernis bestand darin, dass die auf diese Weise aufgespürte Dunkle Materie Eigenschaften haben muss, die es unmöglich machen, dass dieselben Partikel in großen, erdgebundenen Experimenten wie dem CDMS-II  gefunden werden können. Trotzdem haben diese Detektoren aber in jüngster Zeit durchaus Hinweise auf WIMPs, die Dunkle-Materie-Kandidaten, aufgespürt.

In Phys. Rev. D haben Forscher deshalb im Juni eine Theorie dargelegt, nach der die Dunkle Materie gleich aus zwei Bestandteilen aufgebaut sein könnte. Der eine, eher konventionelle, würde sich in direkten Detektor-Experimenten bemerkbar machen. Für ihn kommt das Neutralino in Frage, das sein eigenes Antiteilchen ist. Der zweite, mysteriöse Anteil wäre wie im Pamela-Instrument nur durch sekundäre Teilchen nachzuweisen. Er müsste aus dem "Hidden Sector" kommen, einer Ergänzung zum Standard-Modell der Physik, das diverse neuartige Teilchen gebiert. Eines dieser Hidden-Sector-Teilchen zerfällt der Theorie nach in Positronen, ohne dass dabei Anti-Protonen freigesetzt würden.

Möglicherweise ist die Anisotropie der Hintergrundstrahlung deutlich weniger ausgeprägt

Aber vielleicht sind die Forscher ja auch einem Phantom auf der Spur. Mitte Juni veröffentlichten zwei britische Astronomen in den weniger bekannten Monthly Notices of the Royal Astronomical Society ihre Analyse des Experiments, das überhaupt erst Hinweise auf Dunkle Materie gelieferte hatte. Das ebenfalls an Bord eines Satelliten befindliche WMAP-Experiment untersucht die kosmische Hintergrundstrahlung auf Anisotropie. Aus der Größe der Wellenstrukturen in der Hintergrundstrahlung, die mit der Struktur des frühen Universums verknüpft ist, hatte die Wissenschaft erst auf die Zusammensetzung des Weltalls aus 74 Prozent Dunkler Energie und 22 Prozent Dunkler Masse geschlossen.

Die britischen Forscher kamen nun zu dem Ergebnis, dass WMAP deutlich ungenauer misst als bisher vermutet. Haben die beiden Recht, ist die Anisotropie der Hintergrundstrahlung deutlich weniger ausgeprägt - und zu ihrer Erklärung braucht man Dunkle Energie und Dunkle Masse womöglich gar nicht mehr. Manch theoretischen Physiker mag das sogar freuen - wenn das Modell des Universums nur durch die Annahme exotischer Teilchen hält, dann ist es doch besser, das Modell bricht gleich zusammen und macht einem besseren Platz.

Spuren des Lichts

Bis dahin dürfte aber noch einige Zeit vergehen, denn es finden sich auch immer wieder Zeichen, dass es eine das Universum auseinander treibende Kraft (die Dunkle Energie) und einen für uns unsichtbaren Sternenkitt (die Dunkle Masse) geben muss. Schon im März hatte ein internationales Forscherteam mit Daten des Hubble-Weltraumteleskop eine Masseverteilung im Universum berechnet. Dazu nutzten sie den "Weak Lensing"-Effekt, der auf der Gravitationswirkung der (angenommenen) Dunklen Materie beruht. Die ungleichmäßig verteilte Dunkle Materie lenkt Licht auf unterschiedliche Weise ab - mit Beobachtungen aus verschiedenen Situationen bekommt man so ein dreidimensionales Bild dessen, wie das Universum strukturiert ist.

In einem Paper in der aktuellen Ausgabe des Magazins Science nutzt eine andere Wissenschaftlergruppe nun ebenfalls mit Daten von Hubble und verschiedenen erdgebundenen Teleskopen den gegensätzlichen Effekt des "Strong Lensing", der auf der gravitationellen Lichtablenkung durch ganze Cluster von Galaxien beruht. Die Idee: Wenn man weiß, wie uns das Licht ferner Galaxien erreichen müsste, kann man durch Vergleich mit der Wirklichkeit auf sonst unsichtbare Einflüsse schließen.

Die Forscher haben so die Beobachtungsergebnisse von 34 extrem weit entfernten Galaxien analysiert, deren Licht durch Abell 1689 abgelenkt wird, einen der mächtigsten Galaxien-Cluster des Universums. Auf diese zunächst als Umweg erscheinende Weise kommen die Astronomen den Eigenschaften der Dunklen Energie ein Stück näher: Sie konnten den Bereich, in dem die Wirkung der Dunklen Energie auf das Universum liegen müsste, um dreißig Prozent verkleinern.


Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Außerirdische - Ist ET ein Roboter?
Beitrag von: SiLæncer am 23 August, 2010, 17:16
Seti-Astronom Seth Shostak ist der Überzeugung, dass die Chance größer ist, Signale von außerirdischen Maschinen zu empfangen als von biologischen Lebensformen. Er empfiehlt deshalb, auch in anderen Regionen des Universums nach außerirdischer Intelligenz zu suchen.

Fiese Monster wie Alien oder Predator oder niedliche Wesen mit einem leuchtenden Finger - so stellen sich Filmemacher in Hollywood Außerirdische vor. Seth Shostak, einer der Leiter des Projektes, das nach außerirdischer Intelligenz sucht (Search for Extraterrestrial Intelligence, Seti), glaubt, dass wir eher künstliches als biologisches Leben im All finden werden.

Graues Männchen oder riesigies Insekt

Die Auffassung davon, wie ET aussehen könnte, sei wichtig, da sie die Suche nach Spuren außerirdischer Intelligenz beeinflussen kann, sagte Shostak im Interview mit der BBC. Die meisten seiner Kollegen verträten die Ansicht, es sei nicht relevant, ob "ein kleines graues Männchen mit großen Augen oder etwas, das aussieht wie ein riesiges Insekt, am Mikrofon" sei - es gehe darum, sie zu finden. Shostak hält hingegen für sehr relevant, wonach gesucht wird.

Die Grundannahme sei nämlich, dass wir dort draußen etwas finden werden, dass uns vielleicht nicht ähnlich sehe, aber das von der gleichen Art sei wie wir - also biologisches Leben. Das wiederum habe einen Einfluss darauf, wonach gesucht wird: Die Antennen würden auf Systeme gerichtete, in denen Planeten mit einer dichten Atmosphäre und Ozeanen vermutet werden, auf denen biologisches Leben gedeihen könne - Planeten wie die Erde eben.

Natürliche und künstliche Intelligenz

Sollte Seti Signale aus dem All empfangen, werden diese eher von einer künstlichen als von einer natürlichen Intelligenz stammen, ist der Astronom überzeugt. Es dürfte nämlich nur eine vergleichsweise kurze Zeit dauern, bis Maschinen ihre Entwickler in den Schatten stellen. So dauere es zwar Millionen von Jahren, bis die Evolution intelligentes Leben hervorbringe und noch einmal recht lange, bis dieses in der Lage sei, über seinen eigenen Planeten hinaus zu kommunizieren.

Dann gehe es aber ganz schnell: Nehme man die Menschheit als Vorbild, dann dauere es nur wenige hundert Jahre, bis nach der Erfindung des Funks denkende Maschinen entwickelt werden. Auf der Erde werde das möglicherweise noch in diesem Jahrhundert der Fall sein. Das bedeute aber, die Suche nach Außerirdischen konzentriere sich auf Zivilisationen, die sich in jener kurzen Entwicklungsperiode zwischen Erfindung der Funktechnik und der ihrer künstlichen Nachfolger befinde.

Signale von Maschinen

Werden tatsächlich solche intelligenten Maschinen entwickelt, ist die Wahrscheinlichkeit, Signale von diesen zu empfangen, deutlich größer als die, dass die Signale von der biologischen Lebensform stammen, die diese Maschinen entwickelt hat.

Maschinen wiederum würden sich jedoch an anderen Orten aufhalten als biologisches Leben. Sie brauchten kein Wasser und keine Atmosphäre, sondern bevorzugten Orte, an denen Materie und Energie in großem Maße vorhanden seien, wie heiße, junge Sterne oder das Zentrum einer Galaxis. Wollten wir Signale außerirdischer Intelligenz empfangen, sollten wir "zumindest ein paar Prozent darauf verwenden, auf Orte zu schauen, die im Sinne von biologischer Intelligenz vielleicht nicht besonders attraktiv sind, wo aber denkende Maschinen herumhängen könnten", empfiehlt Shostak, der seine Vorstellungen in seinem Aufsatz in der Fachzeitschrift Acta Astronautica beschrieben hat.

Quelle : www.golem.de
Titel: Re: Außerirdische - Ist ET ein Roboter?
Beitrag von: Jürgen am 24 August, 2010, 00:42
Selbst wenn es irgendwann Maschinen gelingen sollte, sich selbst zu reproduzieren oder sogar autark weiterzuentwickeln, warum nimmt man an, dass sich diese erstens von ihren Schöpfern absetzen und sie zweitens die Umgebung verlassen sollten, für deren energetische Bedingungen sie konstruiert wurden?
Und warum sollten ausgerechnet Maschinen Forschergeist oder Mitteilungsbedürfnisse haben, die über die ihre biologischen Urväter hinausgehen? 
Die Antwort ist nicht schwer - weil man sie so vorprogrammiert hätte.

Nun reicht kein menschliches Stimmorgan über die Atmosphäre hinaus, also benutzen wir Maschinen für Sendung und Empfang, teils sogar als bewegliche Botschafter auf dem Weg aus unserem Sonnensystem hinaus.
Zweifellos strahlen wir schon lange eine Menge Signale in's All ab, schon einige Zeit, bevor wir uns dessen bewusst wurden.
Auch und gerade mit maschinenähnlichen Methoden.
Ein kohärentes Morse- oder FSK-/PSK-Signal trägt nun einmal weiter als AM- oder FM-Audio oder ein hoch und komplex moduliertes modernes Digitalsignal.
Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Welt voller Maschinen ohne ihre Schöpfer irgendeinen Grund hätte, so etwas wie weit tragenden Rundfunk zu veranstalten, ausgerechnet für unbekannte biologische Lebensformen bestimmt. Sogar wir selbst sind inzwischen bestrebt, unsere Aussendungen effizienter zu verbreiten. So wird man von unseren Satelliten-Signalen ausserhalb kaum noch etwas messen können, weil wir dafür bekanntermassen Richtantennen einsetzen, die die Sendeenergie auf die Erdoberfläche oder auch nur kleine Bereiche davon eingrenzen (oder gezielt in eine bestimmte Richtung z.B. für eine Marssonde).

Nur fragt es sich, ob es wirklich leichter sein soll, irgendein extraterrestrisches Equivalent zu den Voyager-Sonden zu entdecken, als elektromagnetische Emissionen eines technisierten Globus oder beispielsweise Spuren von Ozon als Lebensindiz (oder schwindenden Ozons als Kennzeichen humanoiden Schädlingsbefalls...).

Verdammt viel Spekulation. Zu viel, um daraus Schlussfolgerungen abzuleiten.

Aber unsere eigene radioastronomische Suche hat sich schon lange nicht nur auf rundfunkähnliche Signale beschränkt. Sonst hätten wir Quasare und Pulsare nie wahrgenommen, die intergalaktischen Leuchttürme.
Und auch Seti(at)home sucht zunächst nach irgendwelchen groben Mustern, nicht in erster Linie nach ET-TV.

Man muss wohl abwarten können.
Bei den riesigen Dimensionen unseres Universums, räumlich wie zeitlich, ist es allerdings wenig wahrscheinlich, von irgendeiner irgendwann irgendwo existierenden intelligenten Lebensform oder ihren technischen Hinterlassenschaften irgendwelche Übertragungen zu empfangen, die unsere Region ausgerechnet in der wohl kurzen Zeitdauer unserer technischen Zivilisation erreichen, noch vor der hiesigen Selbstzerstörung...

Jürgen
Titel: Wie viel wiegt ein Schwarzes Loch?
Beitrag von: SiLæncer am 31 August, 2010, 08:53
Entdeckung eines superschweren Magnetars lässt Theorien zur Entstehung Schwarzer Löcher anzweifeln

Mithilfe des Very Large Telescope  der ESO haben europäische Astronomen einen so genannten "Magnetar" - einen ungewöhnlichen Typ von Neutronenstern – untersucht und herausgefunden, dass dieser aus Sternen mit Massen von mehr als 40 Sonnenmassen entstanden ist. Diese Forschungsergebnisse stellen derzeitige Theorien über die Sternenentstehung infrage, da Sterne mit dieser Masse, wie bislang erwartet, eigentlich Schwarze Löcher und nicht Magnetare bilden sollten. Daraus leitet sich nun die grundlegende Frage ab: Wie massereich muss ein Stern letztlich sein, um ein Schwarzes Loch zu bilden?

Für das Forschungsergebnis haben die Astronomen den Sternenhaufen Westerlund 1" detailliert beobachtet. Dieser befindet sich 16.000 Lichtjahre entfernt im Sternenbild Altar. Aus früheren Beobachtungen  wussten die Astronomen bereits, dass "Westerlund 1" der nahegelegendste Sternenhaufen mit hunderten massereicher Sterne ist, von denen einige heller als eine Millionen Sonnen strahlen und andere zweitausend mal größer als unsere Sonne sind (die bei gleicher Größe dann bis zur Umlaufbahn des Saturn reichen würde).

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Sternenhaufen Westerlund 1. Bild: ESO

"Wenn sich unsere Sonne im Zentrum dieses bemerkenswerten Clusters befände, wäre unser Nachthimmel voll mit hunderten Sternen, die so hell wie der Vollmond leuchteten", so Ben Ritchie, der Autor des Artikels, in dem die Forschungsergebnisse vorgestellt wurden. "Westerlund 1" ist ein fantastischer "stellarer Zoo", mit verschiedensten exotischen Sternen. Alle haben jedoch eines gemeinsam: Sie sind gleich alt – ungefähr zwischen 3,5 und 5 Millionen Jahre – und zusammen mit dem Cluster entstanden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33211/33211_2.jpg)
Magnetar - grafische Darstellung. Bild: ESO/L.Calçada

Ein Magnetar, wie der darin beobachtete, ist eine Form von Neutronenstern mit einem unglaublich starken Magnetfeld – eine Millionen mal stärker als das der Erde –, das sich während der Explosion mehrerer Supernovas gebildet hat. Der "Westerlund 1"-Cluster beherbergt einen der wenigen in der Milchstraße bekannten Magnetare. Aufgrund seiner Lage innerhalb des Clusters lässt sich annehmen, dass er sich aus einem Stern mit der 40-fachen Sonnenmasse gebildet hat.

Wie alle Sterne in "Westerlund 1" ist auch die Entstehungszeit des Sternes, aus dem sich der Magnetar gebildet hat, eingrenzbar – er muss demzufolge eine kürzere Lebenszeit als die anderen Sterne des Systems gehabt haben. "Weil die Lebensdauer eines Sterns direkt von dessen Masse abhängt (je größer diese ist, desto kürzer seine Lebensdauer)", so der Teamleiter und Ko-Autor der Studie, Simon Clark, "können wir aus der Masse eines der noch existierenden Sterne in dem System ableiten, dass der Magnetar eine wesentlich höhere Masse gehabt haben muss. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig, weil es noch keine allgemein anerkannte Theorie dafür gibt, wie extrem magnetische Objekte entstehen."

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33211/33211_3.jpg)
Magnetar - Fotografie von A.J. Castro-Tirado/IAC80/ESO. Bild: ESO

Aus diesem Grund haben die Astronomen Sterne untersucht, die zum Doppelsystem, "W13" in "Westerlund 1" gehören. Deren Massen lassen sich direkt aus ihrer Bewegung ableiten. Aus dem Vergleich dieser Sterne wurde das Gewicht des Magnetars abgeleitet. Damit wurde erstmals belegt, dass Magnetare aus Sternen entstehen können, die so massiv sind, dass sie den bisherigen Erwartungen gemäß hätten Schwarze Löcher bilden müssen. Die bisherige Theorie  besagte, dass Sterne mit einer Masse zwischen 10 und 25 Sonnenmassen zu Neutronensternen, und noch massereichere zu Schwarzen Löchern würden, nachdem sie ausgebrannt sind.

"Diese Sterne müssen mehr als 90 Prozent ihrer Massen verlieren, bevor sie zu einer Supernova werden und explodieren – andernfalls entsteht aus ihnen ein Schwarzes Loche", so Ignacio Negueruela, ein weiterer Ko-Autor des Textes. "Derartig große Massenverluste vor der Supernova-Explosion stellen ‚große Ansprüche' an die Konsistenz derzeitiger Theorien zur Sternenevolution." Sein Mitautor Norbert Langer schlussfolgert: "Daher stellt sich nun die Frage, wie massereich ein Stern denn nun wirklich sein muss, um zu einem Schwarzen Loch zu kollabieren, wenn Sterne mit mehr als 40 Sonnenmassen dazu zu leicht sind."

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Videoaufnahme des erscheinenden und wieder verschwindenden Magnetars. Bild: A.J. Castro-Tirado/IAC80/ESO

Der Entstehungsmechanismus, der von den Astronomen favorisiert wird, besagt, dass der Vorläuferstern des Magnetars bei seiner Entstehung einen Begleiter gehabt haben könnte. Während ihrer gemeinsamen Entwicklung begannen beide Sterne miteinander zu interagieren, wobei die Energie der Umlaufbewegung dazu verwendet wurde, die große Masse des Magnetar-Vorläufersterns abzustoßen. Da kein solcher Begleitstern in der Nähe des Magnetars zu finden ist, gehen die Astronomen davon aus, dass diese Dyade bei der Supernova-Explosion auseinander gerissen wurde und beide Sterne mit hoher Geschwindigkeit aus dem Cluster gestoßen wurden.

"Wenn dies zutrifft, lässt sich daraus folgern, dass Doppel-Sterne vielleicht eine Schlüsselrolle in Hinblick auf Massenverluste bei der Sternenevolution spielen - eine Art ‚ultimativer kosmischer Diät' für schwergewichtige Sterne, die über 95 Prozent ihrer Masse verlieren", schlussfolgert Clark.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: System mit drei Exoplaneten
Beitrag von: SiLæncer am 01 September, 2010, 16:50
Bei der Kepler-Mission wurden ein Stern mit mehreren Planeten entdeckt

Die NASA hat die Entdeckung zweier Planeten in Saturn-Größe, sowie eines Planeten in Erdgröße bekannt gegeben, die alle denselben Stern ("Kepler 9") umkreisen. Damit ist zum ersten Mal ein Planetensystem mit mehr als einem Trabanten entdeckt worden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33224/33224_1.jpg)
Kepler-Teleskop. Bild: NASA/Kepler mission/Wendy Stenzel

Die Beobachtungsergebnisse werden in der "Science"-Ausgabe von dieser Woche publiziert. Die Beobachtungsdaten wurden mithilfe von NASAs Kepler-Satellit erhoben und vom "W. M. Keck"-Observatorium  auf Hawaii bestätigt. Tim Brown, Ko-Autor des Aufsatzes, Wissenschaftler an der "UC Santa Barbara" und wissenschaftlicher Direktor des weltweiten "Las Cubres"-Observatorien-Netzwerks schreibt:

Zitat
Die Entdeckung dieses Planetensystem ist ein spannendes Beispiel für das Potenzial der Kepler-Mission. Es ist erstaunlich, dass Kepler uns zeigen kann, wie ein Planeten-Paar einen Stern und während dessen sich selbst umkreist – und dann auch noch ein Objekt, das nicht viel größer als unser eigener Plant ist, "sichtbar" wird.

Die Beobachtungen haben ergeben, dass der Planeten-Kandidat etwa 1,5 mal größer als die Erde ist und sein Zentralgestirn in einer Entfernung von circa vier Millionen Kilometern innerhalb von 1,6 (Erden)Tagen umkreist. Bei den anderen beiden Planeten ("Kepler-9b" und "Kepler-9c") handelt es sich um Gasriesen. Der sonnennähere, Kepler-9b, umkreist seinen Stern in 19,2 Tagen und 21 Millionen Kilometern, während der weiter außen befindliche (ca. 34 Millionen Kilometer) dafür 38,9 Tage benötigt. Die Umlaufgeschwindigkeiten befinden sich daher nahezu in Resonanz (2:1) zueinander. Beide Planeten haben etwa die Größe des Saturn, Kepler-9b besitzt dabei ein Viertel der Jupiter-Masse, während Kepler-9c mit 0,17 Jupiter-Massen etwas "schlanker" ist.

Brown zufolge helfen komplexe Sonnensysteme wie das jetzt entdeckte, zu verstehen wie sich Planeten formen und Sonnensysteme entstehen. Die Kepler-Mission sucht nach Datensignaturen von Planeten, indem sie kleinste Helligkeitsunterschiede von Sternen misst, wenn die Planeten vor diesen vorüberziehen. Die Planeten zeigen sich dabei nicht selbst, sondern werden indirekt sichtbar. Im Juni dieses Jahres konnten die Wissenschaftler auf diese Weise bereits mehr als 700 Planeten-Kandidaten sowie fünf potenzielle Systeme, die wahrscheinlich mehr als einen Planeten besitzen, orten.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33224/33224_2.jpg)
Illustration von Kepler-9b und Kepler-9c im System "Kepler 9". Bild: NASA/Ames/JPL-Caltech

Das 2009 in den Orbit geschossene Kepler-Teleskop wurde erstellt, um damit nahe gelegene Regionen unserer Galaxie nach "erdähnlichen" Planeten abzusuchen. Damit sind Himmelskörper gemeint, die ungefähre Erdgröße haben und ihre Zentralgestirne in ähnlicher Entfernung wie die Erde die Sonne umkreisen, woraus sich laut Kepler-Webseite  Rückschlüsse auf ihre "Bewohnbarkeit" ziehen lassen. Dabei handelt es sich um jene Zone rund um den Stern, in denen Temperaturen herrschen, bei denen flüssiges Wasser auf der Planeten-Oberfläche existieren könnte.

Da flüssiges Wasser als Notwendig für die Existenz von Leben angesehen wird, sucht Kepler eine große Menge von Sternen nach solchen Bedingungen ab, um so unter anderem all jene Systeme fokussieren zu können, in denen nach außerirdischem Leben gesucht werden kann. Das kann noch eine zeitlang dauern, da Kepler hierfür in unserer Galaxie mehr als 100.000 Sterne nach derartigen Exoplaneten absucht.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Und eine Prise ultraviolettes Sternenlicht
Beitrag von: SiLæncer am 07 September, 2010, 15:25
Mit dem Herschel-Weltraumteleskop wurde die Entstehung des Wassers erforscht

Mit Hilfe des Infrarot-Weltraumteleskops Herschel der ESA wurde herausgefunden, dass Sternenlicht die "Schlüsselzutat" für die Entstehung von Wasser im Weltall ist. Dies zumindest ist die einzige Erklärung dafür, dass ein sterbender Stern von einer gigantischen Wolke heißen Wasserdampfs umgeben ist.

Als Astronomen im Jahre 2001 unerwartet eine Wolke heißen Wasserdampfes um den alten Stern IRC+10216 herum entdeckten, begannen sie sofort mit der Suche nach dessen Quelle. Sterne wie IRC+10216 sind als Kohlenstoff-Sterne  bekannt und bei solchen hat man bislang kein Wasser vermutet. Anfänglich nahmen die Forscher daher an, die Hitze des Sterns müsse Kometen oder sogar Zwergplaneten in der näheren Umgebung verdampft haben, wobei das Wasser einstanden sein könnte.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33252/33252_1.jpg)
Infrarot-Aufnahme von RC+10216 mit der ihn umgebenden Wasserwolke. Bild: ESA/PACS/SPIRE/MESS Consortia

Jetzt hat der Einsatz von "PACS" und "SPIRE", zweier Instrumente im Herschel-Teleskop, jedoch ergeben, dass es sich bei jener geheimen Zutat der Wasserentstehung um ultraviolettes Licht handelt – eben weil das entdeckten Wasser zu heiß ist, als dass es von der Zerstörung eisiger Körper wie den ursprünglich angenommenen stammen kann.

"Das zeigt, wie verbesserte Messinstrumente unser Bild von einem Problem grundsätzlich verändern können", so Leen Decin von der Katholischen Universität Leuven (Belgien), die Autorin eines Artikels über die Entdeckung. Mittels der ausgezeichneten Empfindlichkeit von Herschels Instrumenten hat sich nämlich messen lassen, dass das Wasser bei IRC+10216 Temperaturen zwischen -200 und +800 °C hat – woraus sich schließen lässt, dass es in einer Nähe zum Stern entstanden sein muss in der Kometen nicht mehr stabil existieren können.

IRC+10216 ist ein Roter Riese mit einer Größe von Hunderten Sonnen, jedoch nur wenigen Sonnenmassen. In unserem Sonnensystem würde er bis über die Marsbahn hinaus reichen. Er befindet sich 500 Lichtjahre entfernt und ist nur schwer anhand seines sichtbaren Lichtes zu orten. Im infraroten Bereich gehört er jedoch zu den hellsten Objekten. Diese relative Unsichtbarkeit gründet sich auf der großen Menge Staub, die den Stern umhüllt, das meiste des sichtbaren Lichtes absorbiert und als infrarotes Licht emittiert. In dieser Staubhülle ist das Wasser entdeckt worden – aber wie ist es dort hingelangt?

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33252/33252_2.jpg)
Weltraumteleskop Hershel. Bild: ESA (Ilustration: AOES Medialab, Hintergrundbid: NASA/ ESA/ STScI)

Der entscheidende Hinweise wurde von Hershel gefunden. Vorherige Beobachtungen hatte bereits eine "klumpige" Struktur in der Staubhülle um IRC+10216 gezeigt. Die Entdeckung des Wassers durch Hershel hat die Astronomen dann zu der Überzeugung gebracht, dass ultraviolettes Licht von den umgebenden Sternen tief in die Hülle zwischen diese Klumpen gelangen kann, wo es Moleküle wie Siliziumoxid und Kohlenmonoxid aufbricht. Dabei entsteht freier Sauerstoff, der sich mit Wasserstoff zu Wasserstoffoxid verbindet – eben: Wasser.

"Die ist der einzige Mechanismus, der die Temperatur des Wassers sinnvoll erklären kann", so Decin. Je näher beim Stern das Wasser gebildet wird, desto heißer ist es. Decin und ihre Kollegen wollen die Untersuchung nun auf andere Kohlenstoff-Sterne ausweiten: "Wir sind ziemlich sicher, das Hershel ganz ähnliche Bedingungen bei solchen Sternen finden wird".

Auf der Erde sind Wasser und Kohlenstoffverbindungen die Schlüsselzutaten für organisches Leben. Jetzt, dank Herschel, wissen wir, dass beiden in der Nähe von IRC+10216 vorkommt und dass das ultraviolette Licht umliegender Sterne eine Basiszutat zur Entstehung von Wasser ist.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Genießen Sie die Show!
Beitrag von: SiLæncer am 22 September, 2010, 18:00
Der Jupiter erscheint demnächst während seiner größten Erdannäherung besonders hell

Bei einem Blick an den Nachthimmel im September - so denn keine Wolken im Weg sind - erscheint ein "Stern" am Osthorizont besonders hell. Sogar wesentlich heller als die meisten anderen leuchtstarken Objekte am Nachthimmel.

Es ist allerdings kein Stern, sondern der Planet Jupiter, der derzeit durch besondere Helligkeit auffällt. "Jupiter leuchtet immer sehr hell, aber wenn man diesen Monat den Eindruck hat, er sei noch heller als sonst, liegt man richtig", sagt Robert Naeye, der Herausgeber des "Telescope"-Magazins. "Jupiter hat seine diesjährig größte Annäherung an die Erde - und die ist sogar näher als alle zwischen 1963 und 2022."

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33326/33326_1.jpg)

Ein genauerer Blick nach oben könnten sich also auch ohne Sternenkarte  lohnen. Besonders heute, am 22. September. Dann ist der Gasriese nämlich mit 592 Millionen Kilometern entfernt. In dieser ungefähren Distanz bleibt er während der gesamten zweiten Septemberhälfte. Der nächste Punkt seines letzten Transfers im August 2009 war 2 Prozent weiter entfernt. Daraus resultierte eine achtprozentig geringere Leuchtstärke. Im kommenden Jahr wird er etwa 1 Prozent weiter entfernt an der Erde vorüberziehen.

Hinzu kommt, dass der Jupiter zusätzliche 4 Prozent heller leuchtet als gewöhnlich, weil einer seiner braunen Wolkengürtel verschwunden ist. Seit etwa einem Jahr wird der große Süd-Äquator-Ring, der schon mit kleinen Teleskopen gut zu erkennen ist, von einer Schicht weißer Ammoniak-Wolken verdeckt.

Zeitgleich mit dem Transfer befindet sich der dritte Gasriese unseres Sonnensystems, der Uranus, optisch hinter dem Jupiter und wird also von ihm verdeckt. Uranus ist fünf mal weiter von der Erde entfernt als Jupiter und erscheint 3000 mal blasser als dieser. Daher ist er nahezu unsichtbar für das bloße Auge. Mit Hilfe von Fernglas oder Teleskop wird er jedoch sichtbar, und ist am 24. September noch in etwa 1 Grad Entfernung zum Jupiter gut lokalisierbar.

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Uranus, 2003 aufgenommen - hier mit Ringen und Monden. Bild: NASA/ESA und Erich Karkoschka, University of Arizona

Am anderen Ende der Helligkeitsskala des Nachthimmels befindet sich der Erdmond, der die astronomische Bühne als Vollmond etwa zur selben Zeit betritt. Er überstrahlt dergestalt den Jupiter vom Abend des 22. bis zum 23. September. Es gibt allerdings noch ein paar Zusammentreffen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33326/33326_3.jpg)
Sternenkarte September 2010. Bild: Astronomische Arbeitsgruppe Laufen e.V

Jupiter und Uranus befinden sich nahe einer Stelle am Himmel, die als Frühlings- oder Widderpunkt  bekannt ist. Dort überquert die Sonne den Himmelsäquator am ersten Frühlingstag (der nördlichen Erdhemisphäre). Zusätzlich findet dies alles um ein Datum herum statt, an dem der Herbst auf der Nordhalbkugel der Erde beginnt: am 22. September (exakt um 23:09 Uhr, EDT). Und was bedeuten all diese "Zusammenkünfte"?

"Natürlich überhaupt nichts", so Alan MacRobert, Herausgeber des Magazins "Sky & Telecope". "Die Leute vergessen, dass ständig irgendwelche Dinge am Himmel passieren. Ein bestimmtes Arrangement von Himmelskörpern oder Zeitpunkten könnte für Jahrhunderte einzigartig bleiben. Irgend etwas ist also immer los ... genießen Sie die Show!"

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Extrem weit entfernt und uralt
Beitrag von: SiLæncer am 21 Oktober, 2010, 11:11
Astronomen gelang ein Blick mehr als 13 Milliarden Jahre zurück in die kosmische Vergangenheit

Einmal mehr macht das Weltraumteleskop Hubble in Kooperation mit dem auf der Erde stehenden Riesenteleskop der ESO (Europäischen Südsternwarte) einen spektakulären Durchbruch möglich: Die Entdeckung der ältesten je gesichteten Galaxie! Nur 600 Millionen Jahre nach dem Urknall bahnte sich ihr Licht schon durch den Wasserstoffnebel des frühen Universums.

Im Anfang war das Nichts. Alles begann vor ungefähr 13,7 Milliarden Jahren mit dem BigBang, dem mächtigen Urknall, aus dem heraus sich das Universum selbst entfaltete und ausdehnte (vgl. Das Universum braucht keinen Gott (http://www.scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/10/das-universum-braucht-keinen-gott.php)).

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33527/33527_1.jpg)
Galaxien während des Zeitalters der Reionisierung im frühen Universum, Bild: ESO/M. Alvarez, R. Kaehler, T. Abel

Zuerst gab es nur einen ionisierten Feuerball und dann herrschte Dunkelheit, das Licht konnte sich erst nach und nach seinen Weg bahnen. Im Dunklen Zeitalter, wie Astronomen es nennen, kühlte der Weltraum sich ab, es formte sich die erste Materie, die ersten Atome entstanden, die erste Strahlung, die uns bis heute als kosmische Hintergrundstrahlung erreicht. Elektronen und Protonen verbanden sich zu Wasserstoff – alles war zunächst ein dunkles und kaltes Gas, das selbst die ersten Sterne noch umhüllte, die sich durch Verdichtung der Urmaterie allmählich zusammenballten. Ihr Licht, eine intensive ultraviolette Strahlung, lichtete nach und nach den dichten, alles einhüllenden Wasserstoffnebel, machte ihn durch die Aufspaltung der Atome in Elektronen und Protonen zunehmend durchsichtig. Nur zögerlich ward Licht im All.

Die Phase der Lichtwerdung bezeichnen die Wissenschaftler als Epoche der Reionisierung, sie dauerte etwa von 300 Millionen bis eine Milliarde Jahre nach dem Urknall.


Wie genau die Prozesse der Entstehung der ersten Galaxien in dieser Ära abliefen, verstehen die Kosmologen noch nicht vollständig (vgl. [extern] Simulationen der Reionisation von Marcelo Alvarez). Aber jetzt gelang einem europäischen Astronomenteam ein Blick auf eine Galaxie aus dieser kosmischen Urzeit (Video einer Simulation (http://www.eso.org/public/videos/eso1041e/)).

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlichen Matthew Lehnert vom Observatoire de Paris in Meudon und Kollegen von weiteren französischen und britischen Instituten ihre Aufsehen erregende Entdeckung unter dem Titel Spectroscopic confirmation of a galaxy at redshift z58.6 - und bei ESO frei zugänglich. Nie zuvor ist eine so weit entfernte und damit derartig alte Galaxie von menschlichen Augen erspäht worden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33527/33527_3.jpg)
Modell der Evolution des Universums, Bild: ESA

Die Entdeckung gelang Dank den großartigen Teleskopen, die den Astronomen heute zur Verfügung stehen. Vergangenes Jahr machte die im Frühjahr installierte Wide Field Camera des Weltraumteleskops Hubble mehrere Aufnahmen von heißen Kandidaten für die Auszeichnung als älteste bekannte Galaxie. Aber eben nur Kandidaten, denn der Nachweis der tatsächlichen Distanz dieser extrem alten kosmischen Strukturen zur Erde ist alles anders als einfach. Dazu bedarf es einer genauen spektroskopische Untersuchung – eine Möglichkeit, die sich mit dem Very Large Telescope der ESO bot.

Zitat
Nach der Veröffentlichung der Galaxienkandidaten aus den Hubble-Beobachtungen machten wir eine kurze Abschätzung, ob es überhaupt möglich sein würde, sie näher zu untersuchen. Wir waren sofort wie elektrisiert, denn wir fanden heraus, dass mit dem gewaltigen Lichtsammelvermögen des VLT in Kombination mit der Empfindlichkeit des Infrarotspektrografen SINFONI bei einer außergewöhnlich langen Belichtungszeit tatsächlich eine Entfernungsbestimmung dieser extrem schwachen Galaxien möglich sein sollte.
Matthew Lehnert

SINFONI (Spectrograph for INtegral Field Observations in the Near Infrared) ermöglicht die Untersuchung ausgedehnter Objekte im Nahinfrarotbereich. Die Spektroskopie erlaubte die Zerlegung des Lichts von UDFy-38135539 in seine Spektralfarben, und so konnten die Forschern gezielt nach dem "chemischen Fingerabdruck" der Emission von Wasserstoff suchen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33527/33527_5.jpg)
Hubble-Aufnahme der neu entdeckten Rekord-Galaxie UDFy-38135539, Bild: NASA, ESA, G. Illingworth (UCO/Lick Observatory and University of California, Santa Cruz) and the HUDF09 Team

Das Beobachten der frühesten Galaxien ist aufwändig und kompliziert, denn ihr schwaches Licht erreicht uns nach der langen Zeit seiner Reise durch das ständig expandierende Universum nur als schwaches Leuchten im infraroten Bereich des Spektrums. Die ständige Ausdehnung des Alls führt zu diesem Effekt, der sogenannten Rotverschiebung.

Das Team um Matthew Lehnert pickte sich aus den Hubble-Aufnahmen die Galaxie mit der schönen Bezeichnung UDFy-38135539 heraus und beobachtete sie 16 Stunden durch das VLT. Ihre Auswertung der Daten ergab nach zwei Monaten, dass sie "zweifelsfrei das extrem schwache Leuchten von Wasserstoff bei einer Rotverschiebung von 8,6 beobachtet hatten". Koautorin Nicole Nesvadba vom Institut d'Astrophysique Spatiale in Paris ist begeistert:

Zitat
Die Rotverschiebung einer so weit entfernten Galaxie zu messen, ist schon für sich genommen eine sehr aufregende Sache, aber noch viel wichtiger sind die astrophysikalischen Schlussfolgerungen: Zum ersten Mal können wir sicher sein, eine der Galaxien beobachtet zu haben, die dazu beigetragen hat, den Nebel im frühen Universum zu lichten.
Nicole Nesvadba

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33527/33527_7.jpg)
Illustration einer jungen Galaxie, die Gas aus ihrer Umgebung einsammelt, Bild: ESO/L. Calçada

Eine Rotverschiebung von 8,6 bedeutet, dass diese Galaxie bereits leuchtete, als das Universum gerade mal 600 Millionen Jahre alt war.

Vor einem Jahr hatte ein Gamma-Blitz Schlagzeilen gemacht, der eine Rotverschiebung von 6,2 aufwies und dadurch sofort zum Rekordhalter wurde. Gammastrahlenausbrüche gehören allerdings zu den gewaltigen Energiestößen, die das Universum kennt. Das erhöht ihre Chance, aufgespürt zu werden, natürlich um ein Vielfaches. Der Blitz wurde 630 Millionen Jahre nach dem Urknall von einem Stern ausgestoßen und blieb bis jetzt das am weitesten entfernte Objekt, das jemals im Weltraum entdeckt wurde.

UDFy-38135539 hat ihm nun den Rang abgelaufen. Matthew Lehnert bringt es auf den Punkt: "Mit dem Very Large Telescope der ESO konnten wir eine Galaxie, die bereits vorher mit dem Hubble-Weltraumteleskop entdeckt wurde, als das am weitesten entfernte Objekt im uns bekannten Universum identifizieren."

Allerdings ist Galaxie UDFy-38135539 trotz ihrer wahrscheinlich einer Milliarde Sterne selbst so leuchtschwach, dass es den Astronomen unmöglich scheint, dass ihr Licht allein fähig gewesen sein soll, die dichten Wasserstoffnebel des frühen Universums zu durchdringen. Koautor Mark Swinbank von University of Durham erläutert:

Zitat
Es muss also andere, vermutlich schwächere und weniger massereiche Begleitergalaxien von UDFy-38135539 geben, die ebenfalls dazu beigetragen haben, den Raum um UDFy-38135539 transparent zu machen. Ohne diese Unterstützung wäre das Licht der Galaxie im umgebenden Wasserstoffnebel gefangen geblieben, und ganz egal wie intensiv es ursprünglich gewesen wäre, wir hätten es nicht beobachten können.
Mark Swinbank

Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass mit der kommenden Generation von Teleskopen wie dem European Extremely Large Telescope der ESO oder dem James Webb Space Telescope der NASA noch viele spektakuläre Einblicke in die Kinderstube der Universums möglich sein werden.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Kosmisches Rendezvous: NASA-Sonde begegnet Kometen "Hartley 2"
Beitrag von: SiLæncer am 26 Oktober, 2010, 23:08
Kosmische Begegnung der seltenen Art: Am 4. November soll die NASA-Sonde "Deep Impact" in nur 700 Kilometern Entfernung am Kometen "Hartley 2" vorbeifliegen. Ziel der Mission ist es, Aufschlüsse über die Beschaffenheit des Schweifstern-Kerns und über die Ursprünge des Sonnensystems zu gewinnen.

"Wir sind alle sehr aufgeregt", sagte Projektmanager Tim Larson am Dienstag. Es sei erst das fünfte Mal, dass eine Raumsonde nahe genug an einen Schweifstern herankomme, um Bilder vom Kern zu schießen, hieß es. "Hartley 2" sei mit knapp einem Kilometer Größe recht klein, aber sehr aktiv.

Die Forscher hatte bereits Anfang September während des Anflugs auf den 1986 entdeckten Kometen damit begonnen, Aufnahmen von ihm zu sammeln - am Ende sollen es mehr als 64.000 Bilder werden. Insgesamt gut elf Wochen lang soll die Sonde den Schweifstern genau unter die Lupe nehmen, laut US-Weltraumbehörde die beste, dauerhafte Betrachtung eines Kometen, die es je gegeben habe.

(http://www.satundkabel.de/images/stories/news/2010_Bilder/nasa_komet_hartley2.jpg)

Zum Einsatz kommen zwei Teleskope mit digitalen Farbkameras und ein Infrarot- Spektrometer, um den staubigen, eisigen Kometen zu beäugen. Die Begegnung wird in rasendem Tempo stattfinden: "Deep Impact" soll am 4. November gegen 15.00 Uhr MEZ (07.00 Uhr US-Pazifik-Zeit) mit mehr als 43.000 Kilometern pro Stunde an dem Kometen vorbeiflitzen.

Nach dem Rendezvous sammele die Sonde noch rund drei Wochen weiter Daten. "Deep Impact" hatte bereits vor fünf Jahren für Schlagzeilen gesorgt: Damals war von der Sonde aus ein Projektil auf den Kometen "Tempel 1" geschossen worden. So wollten Forscher Erkenntnisse über das Innenleben des Stern gewinnen.

Nach der Mission sei das "Mutterschiff" noch "in guter Form gewesen", sagte Larson. Deshalb habe man einen neuen Auftrag für die Sonde ersonnen. Weil Kometen viel Zeit abseits der Sonne verbringen, ist ihre Zusammensetzung laut NASA durch die Kälte noch recht unverändert - eine Fundgrube für Wissenschaftler. "Kometen sind Überbleibsel von der Konstruktionsphase unseres Sonnensystems", erläutert Forscher Sebastien Besse. "Diese Vorbeiflüge helfen uns zu verstehen, was vor viereinhalb Milliarden Jahren geschah", meint Lori Feaga, Wissenschaftlerin bei der Deep Impact/EPOXI-Mission.

Quelle : SAT + KABEL
Titel: Um jede vierte Sonne kreist eine Erde
Beitrag von: SiLæncer am 29 Oktober, 2010, 18:14
Da ist viel Raum für mögliches Leben in den Weiten des Weltraums, denn es gibt viel mehr Planeten, als bislang angenommen

Die Suche nach Expoplaneten läuft extrem erfolgreich. Jetzt haben sich Astronomen in der ganz engen Umgebung von sonnenähnlichen Sternen genau umgesehen. Eine extrem heiße Region, die bislang eher als Wüste galt. Erstaunlicherweise tummeln sich dort aber jede Menge Planeten, vor allem viele kleinere. Nach den Hochrechnungen der Wissenschaftler bedeuten diese neuen Erkenntnisse, dass wahrscheinlich um ungefähr 23 Prozent der unserer Sonne ähnlichen Sterne erdähnliche Planeten kreisen.

Seit jeher späht der Mensch in den Himmel, fasziniert vom Licht der Sterne. Dass viele dieser Lichtpunkte stellare Feuerbälle wie unsere Sonne sind, ist seit Jahrhunderten bekannt, aber die um die fernen Sterne kreisenden extrasolaren Planeten verbargen sich lange vor den menschlichen Augen. Da sie dunkel sind, blieben sie bis in die 1990er Jahre unsichtbar.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33578/33578_1.jpg)
Illustration eines extrasolaren Planeten, Bild: NASA/JPL

Erst 1995 entdeckten Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf den ersten Exoplaneten im Sonnensystem 51 Pegasi. Seither geht es Schlag auf Schlag, aktuell listet der Katalog der Exoplaneten 493 Planeten auf, die um Sonnen in anderen Systemen wandern.

Anfangs gelang es den Astronomen nur, riesige Begleiter von Sternen aufzuspüren, Gaskugeln wie Jupiter (oder noch wesentlich größere). Erst durch verfeinerte und neue Methoden konnten sie in den letzten Jahren aber immer mehr kleine Planeten nachweisen, darunter 2009 auch den kleinsten und sehr felsigen – aber leider extrem heißen – CoRot b.

Alle warten auf die Nachricht, dass endlich der erste bewohnbare Planet irgendwo im Weltraum aus der Dunkelheit auftaucht. Ein fester Himmelskörper mit einem passenden Abstand zu seiner Sonne, die das Vorkommen von flüssigem Wasser auf der Oberfläche ermöglicht. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Kurz: Eine zweite Erde mit der Potenz für Leben.

Nach der spektakulär angekündigten Entdeckung des ersten potenziell Kandidaten Ende September, gibt es inzwischen starke Zweifel, ob Gliese 581 g (es handelt sich um den sechsten Planeten rund um den roten Zwergstern Gliese, 20 Jahre Lichtjahre von der Erde entfernt) tatsächlich existiert. Einer Forschergruppe, die sich seit Jahren mit dem System beschäftigt, hält die Entdeckung schlicht für einen [extern] Messfehler. In Sonnensystemen mit mehreren Planeten ist es besonders schwierig, die Signaldaten genau den einzelnen Begleitern zuzuordnen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33578/33578_2.jpg)
Illustration eines erdähnlichen Planeten – hier Gliese 581 g, dessen Existenz inzwischen bezweifelt wird, Bild: NASA/ Lynette Cook

Viele Systeme wie das unsere im All

Unser Sonnensystem, gelegen auf einem der äußeren Arme unserer Galaxie, der Milchstrasse, ist nach den neuesten Forschungsergebnissen vielleicht doch durchschnittlicher, als bisher bekannt. Um ein Zentralgestirn, dessen Art im Universum durchaus gewöhnlich ist, laufen acht Planeten auf Umlaufbahnen: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.Pluto wurde nach längerer Diskussion vor einigen Jahren zum Zwergplaneten degradiert.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33578/33578_3.jpg)
Unser Sonnensystem, Bild: The International Astronomical Union/Martin Kornmesser/DLR

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science berichten Andrew Howard von der University of California in Berkeley und Kollegen von anderen Institutionen in den USA und Japan über ihre Langzeitbeobachtung des Lichts von 166 Sternen.

Die Astronomen suchten sich im Umkreis von bis zu 80 Lichtjahren von der Erde entfernt Sterne, die der Sonne ziemlich ähnlich sind. In der stellaren Klassifizierung sind das die gelben G-Sterne und die etwas kleineren orange bis roten K-Zwerge (vgl. [extern] Hertzsprung-Russell-Diagramm). Das Team um Howard nahm fünf Jahre lang mit dem [extern] W.M. Keck Observatorium auf Hawaii diese Sterne ins Visier, um mittels der Radialgeschwindigkeitsmethode ihren Begleitern auf die Spur zu kommen.

Das ist bis heute der am häufigsten genutzte wissenschaftliche Weg, um die Anzahl, Masse und den Abstand zur Sonne der unsichtbaren Himmelskörper zu bestimmen. Durch die Schwerkraft der Planeten "wackelt" oder "eiert" der Stern ganz leicht. Diese winzigen Bewegungen können gesehen werden und erlauben mit heutiger Technik den Nachweis von entsprechend großen, bzw. sehr nahen Planeten, die ein Zittern ihres Sterns in der Größenordnung von einem Meter pro Sekunde verursachen.

So konnten die Astronomen Gasriesen mit bis zu drei Mal der Masse von Jupiter, oder sehr viel kleinere Objekte wie die so genannten Super-Erden (mit drei bis zu zehn Mal der Masse der Erde und damit die kleinsten bislang nachweisbaren) in einem Abstand von bis zu einem Viertel Astronomische Einheit (AE = der mittlere Abstand zwischen Erde und Sonne, entspricht 150 Millionen Kilometern) von dem jeweiligen Zentralgestirn ausfindig machen. Von 166 beobachteten Sternen haben 22 derartige Planeten, zusammen insgesamt 33. Zwölf weitere Planeten konnten in der Studie nicht lückenlos nachgewiesen werden, es wäre aber möglich, dass innerhalb dieses Zensus sogar insgesamt 45 Planeten um 32 Sterne laufen.

Je kleiner, desto häufiger

Nach statistischen Bereinigungen berechneten die Forscher, dass 1,6 Prozent der in den Fokus genommenen Sonnen von Gasplaneten wie Jupiter umkreist werden, 6,5 von mittleren Exemplaren mit zehn bis fünfzehn Erdmassen (ungefähr wie Neptun oder Uranus), aber fast 12 Prozent von sehr viel kleineren Begleitern, sprich Super-Erden. Falls dieser Trend (je kleiner, desto mehr) sich bestätigt, dann müssten 23 Prozent dieser Sterne planetare Gefährten in der Größe der Erde haben. Andrew Howard fasst zusammen:

Zitat
Wir haben Planeten mit verschiedenen Massen untersucht – als würden wir Felsblöcke, Gesteinsbrocken und Kiesel in einem Canyon zählen – und wir fanden mehr Felsblöcke als Brocken, und mehr Brocken als Kiesel. Mit unserer Technologie auf der Erdoberfläche können wir die Sandkörner, die Planeten in der Größe der Erde, noch nicht sehen, aber wir können ihre Anzahl abschätzen. Planeten in Erdgröße sind unserer Galaxis wie Sandkörner an einem Strand – sie sind überall.

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Grafische Darstellung der Häufigkeitsverteilung der Planeten, Bild: NASA/JPL & Caltech/UC Berkeley

Die neuen Ergebnisse stellen zudem die gängigen Modelle zur Entstehung von Sonnensystem in Frage. Denn eigentlich sollte sich in diesem Abstand von ein Viertel AE rund um einen Stern weitgehend Wüste befinden. Schon andere extrasolare Planeten hatten ähnliche, bislang unbeantwortete Fragen aufgeworfen.

Die Astrophysiker werden ihre Theorien in Frage stellen müssen, zumal bald wohl sehr viel mehr Exoplaneten bekannt sein werden. Die Forscher setzen große Hoffnungen speziell auf die Kepler-Mission, ein Weltraumteleskop, das sich 2009 auf die Suche nach bewohnbaren Welten gemacht hat.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Mit dem SKA auf Alien-Jagd
Beitrag von: SiLæncer am 01 November, 2010, 18:05
In zehn Jahren geht das Superteleskop "Square Kilometre Array" (SKA) in Betrieb und könnte auch nach intelligenten Radiosignalen fahnden

Das SKA-Kürzel markiert seit 1998 das ambitionierteste internationale Großprojekt in der Geschichte der Radioastronomie. Einmal einsatzbereit wird das SKA zum Radioteleskop des 21. Jahrhunderts avancieren. Leistungsstark wie keines zuvor, wird es kosmische Geheimnisse lösen, neue Objekte und Phänomene im All lokalisieren und registrieren – und vielleicht auch irgendwann außerirdische Funksignale aufschnappen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33563/33563_1.jpg)

Wenn der Kern der SKA-Anlage, die ein Quadratkilometer große Sammel- und Antennenfläche, in zehn bis fünfzehn Jahren seinen regulären Betrieb aufnimmt und einige Jahre später alle Antenneneinheiten des SKA funktionsbereit sind, steht den Radioastronomen ein High-Tech-Teleskoppark zur Verfügung, der in puncto Sensibilität die besten Anlagen um das Hundertfache toppen wird. Dann werden Astronomen in der Lage sein, den Himmel im Radiobereich zehntausendfach schneller abzusuchen als bisher.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33563/33563_2.jpg)
Das SKA kann verschiedene Ausschnitte des Himmels gleichzeitig observieren. Bild: SKA

Alle Himmelsrichtungen im Fokus

Nicht minder beeindruckend ist der Frequenzbereich, den das SKA abdecken soll: Er erstreckt sich von 100 Megahertz (drei Meter Wellenlänge) bis 25 Gigahertz (1,2 Zentimeter). Herausragend sind auch die Flexibilität und der Empfangsradius der Anlage. Während andere Radioteleskope, ob einzeln oder im Verbund agierend, bei Frequenzen unterhalb von 1,4 GHz nur ein eingeschränktes "Sichtfeld" haben, kann das SKA in diesem Bereich in vier Himmelsrichtungen gleichzeitig schauen. Das spart nicht nur Zeit und Geld, sondern erweitert das Beobachtungsspektrum auf geradezu bahnbrechende Weise, können doch so gleich mehrere Beobachter das SKA simultan als Vierfachteleskop nutzen. Hinzu kommt eine fantastische Winkelauflösung, die bei 1,4 GHz (21 Zentimeter) einen Wert ergeben konnte, der besser als 0,02 Bogensekunden ist. Dank all dieser Qualitäten wird das SKA für SETI immer mehr zum Objekt der Begierde.

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Antenneneinheiten des SKA Low-Band. Bild: SKA

3000 Kilometer Durchmesser

Weil mit einem einzigen Antennendesign nur ein kleinerer Frequenzbereich analysiert werden kann, operiert das SKA mit drei verschiedenen Antennentypen: dem SKA Low-Band, dem SKA Mid-Band und mit Parabolantennen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33563/33563_4.jpg)
Antenneneinheiten des SKA Low-Band aus der Vogelperspektive. Bild: SKA

Um eine optimale Winkelauflösung zu erreichen, pulsieren im Herzen der SKA-Anlage die verschiedenen Phased-Array-Komponenten SKA Low und SKA Mid. Diese fest auf dem Boden montierten Felder aus einfachen phasengesteuerten Antennen bilden den Kern des SKA-Areal, das einen Durchmesser von fünf Kilometern aufweist. Beim SKA Low-Array kommen phasengesteuerte, einfache Dipolantennen zum Einsatz, die den Frequenzbereich von 70 MHz bis 200 MHz abdecken. Vorgesehen ist, dass diese Elemente in Gruppen zu 90 auf einer Fläche mit einem Durchmesser von 100 Meter aufgestellt werden.

Das SKA Mid-Array besteht aus phasengesteuerten Antennen, die den in kreisförmigen Gruppen mit einem Durchmesser von 60 Meter aufgestellt werden und einen Frequenzbereich von 200 MHz bis 500 MHz abtasten sollen.

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Äußerlich haben die Antenneneinheiten SKA Low-Band und das SKA Mid-Band mit den altbewährten Schüsseln in Green Bank, Arecibo oder Effelsberg nichts mehr gemein. So wirken die Antennenfelder des SKA Mid (siehe Foto) wie nebeneinandergestellte Nagelbretter von Fakiren. Bild: SKA

Die meisten Antennen stellt das Dish Array, das mehrere tausend Parabolschüssel für die Frequenzen von 500 MHz bis 10 GHz umfasst. Während die Hälfte aller Schüsseln im Zentrum des Areals weilt, erstrecken sich besagte Parabolantennen vom Zentrum weg – entlang einer fünfarmigen Spirale. 3000 Kilometer vom SKA-Herz entfernt wachen die Außenposten. Hier stehen weitere klassisch geformte Parabolantennen mit einem Durchmesser von 10 bis 15 Metern. Sie bilden die äußere Phalanx. Die Abstände der inneren Stationen nehmen jeweils um einen festen Faktor zu (logarithmische Anordnung); damit wird eine optimale Abbildung ausgedehnter Radioquellen bei zugleich hoher Winkelauflösung erreicht.

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Die Parabolantennen folgen in puncto Design dem Allen Telescope Array (ATA). Mehrere Tausend SKA-Schüsseln sind für die Anlage vorgesehen. Bild: SKA

Die phasengesteuerten Elemente des SKA, die sich ideal für den Bereich unterhalb von 300 Megahertz eignen, bilden eine perfekte Ergänzung zu den mit Radiokameras (FPAs) bestückten Parabolschüsseln, die Frequenzen bis drei Gigahertz aufzeichnen. Dank einer Kombination beider Systeme erhalten die Forscher sowohl Informationen aus dem niederfrequenten (Phased Arrays) als auch aus dem hochfrequenten (Parabolspiegel) radioastronomischen Kosmos.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33563/33563_7.jpg)
Ausschnitt der Region in der westaustralischen Wüste. Hier, in der Nähe von Boolardy, könnte dereinst die SKA-Anlage Wurzeln schlagen. Bild: SKA

Australien/Neuseeland oder Südafrika?

Derweil werkeln knapp 40 Institute aus 19 Ländern an dem SKA-Projekt. Seit 2007 sind in der westaustralischen Wüste beim Murchison Radio Astronomy Observatory in der Nähe von Boolardy und in Südafrika auf dem Karoo Antenna Array in der Provinz Northern Cape (zirka 75 km nordwestlich von Carnarvon) die ersten Antennen zu Testzwecken montiert und einsatzbereit.

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Bekäme Australien den Zuschlag, würden die SKA-Macher an jedem der roten Punkte eine Antennenstation stationieren. Für Neuseeland wären zwei vorgesehen. Bild: SKA

In welches Land die Reise der anderen Schüsseln und Antennen später gehen soll, ist noch völlig offen. Dabei müsste spätestens in diesem Jahr die Entscheidung fallen, da bereits für 2012 der Baubeginn anberaumt ist.

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So in etwa könnte eines Tages ein Teil der SKA-Phalanx in Gestalt von Parabolantennen aussehen. Bild: SKA South Africa

Beide Länder stehen in einem konstruktiven Wettbewerb zueinander und hoffen jeweils, den Zuschlag zu erhalten. Wer immer auch das Rennen macht – sowohl das australische als auch das südafrikanische Konzept entsprechen dem gewünschten Profil und können radioruhige Zonen mit einem mindestens 100 Kilometer großen Radius vorweisen, in denen das SKA später einmal ungestört operieren kann. Sie eignen sich auch als Region der ersten Wahl, weil dort die Ionosphäre für niedrige und die Atmosphäre für hohe Radiofrequenzen durchlässig genug und überdies die beste Sicht auf das galaktische Zentrum gewährleistet ist.

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Die vorgesehene SKA-Anordnung. Bild: SKA

Immense Geld- und Datenprobleme

Wie sooft entpuppt sich aber weder die Wahl des Ortes noch das technische Equipment als größtes Hindernis. Nein, es sind die veranschlagten immensen Gesamtkosten von mindestens 1,5 Milliarden Euro, die erfahrungsgemäß im Zuge der Inflation und anderer nicht abwägbarer Risiken sicherlich noch steigen werden. Obendrein wäre noch eine wichtige bürokratische Hürde zu meistern: Bevor die Teleskope überhaupt Wurzeln zu schlagen bereit sind, muss gesetzlich geregelt sein, dass das SKA für einen Zeitraum von 50 Jahren vor Störsignalen geschützt wird. Probleme bereiten könnte auch die überschwappende immense Datenflut, zumal die heutige Breitband-Glasfaserkabel-Technik noch nicht so ausgereift ist, die erforderliche Kapazität von 100 Gigabit pro Sekunde aufzubringen.

Selbst die vorgesehene zentrale Recheneinheit ist noch nicht so weit, zehn bis 1000 Peta-Flops, sprich 1016 bis 1017 Rechenoperationen pro Sekunde, zu bewältigen. Die SKA-Verantwortlichen bauen und hoffen in dieser Hinsicht auf das Mooresche Gesetz.

Wenn all diese Nüsse geknackt sind und das Square Kilometre Array endlich Konturen gewonnen hat, wird den Astronomen ein einzigartiges Instrument zur Verfügung stehen, mit dem sie der Natur der Dunklen Materie und Energie, dem Ursprung des kosmischen Magnetismus auf den Grund gehen und Gravitationswellen nachweisen sowie Fragen der Grundlagenphysik und Teilchenphysik beantworten können.

Zitat
Das SKA soll nach den ersten Strukturen im Universum suchen […] und die Allgemeine Relativitätstheorie mit bislang unerreichter Präzision testen.
Rainer Beck vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR)

Selbst die Wahrscheinlichkeit, dass das SKA einen um ein Schwarzes Loch kreisenden Pulsar auf frischer Tat ertappt (was bislang noch nicht gelungen ist), ist sehr hoch. Dank der Sensibilität seiner Teleskope in der 21-cm Wasserstofflinie vermag das SKA sogar Milliarden von Galaxien bis zur Grenze des sichtbaren Universums und vielleicht sogar die ersten Sterne abzubilden.

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Die Karoo-Region. Sollte Südafrika den Zuschlag erhalten, wird hier in zehn bis fünfzehn Jahren das Herz des SKA pulsieren. Bild: SKA

SETI steht in der Startlöchern

Natürlich ruft das fast schon zum Wunderteleskop verklärte Meisterwerk der Technik auch die SETI-Anhänger auf den Plan. Immerhin konnten sie mit der Anlage den von ihnen bevorzugten Radiobereich von einem bis zehn GHz mit ungewohnter Genauigkeit belauschen. Prof. Rainer Beck vom MPIfR in Bonn in Bonn, der an den Vorbereitungen für das SKA beteiligt ist, verkennt die Chancen nicht, die das SKA-Großprojekt SETI eröffnen könnte.

Zitat
Das SKA wird außerdem nach technischen Radiosignalen suchen. Flughafen-Radar könnte noch bis 100 Lichtjahre und Mobilfunkstationen mit einem Megawatt Leistung noch bis in drei Lichtjahre Entfernung nachgewiesen werden. Mit einer in Zukunft zehnfach verbesserten Empfindlichkeit würde das SKA sogar Fernsehsender, wie die heute auf der Erde üblichen bis in 1000 Lichtjahren Entfernung nachweisen können.
Rainer Beck

Bislang konnten die SETI-Forscher mit ihrem zur Verfügung stehenden Equipment (von einigen Ausnahmen abgesehen) vornehmlich nur in einem Radius bis zu 1000 Lichtjahre operieren und folglich zirka maximal eine Million Sterne belauschen. Mit dem SKA jedoch ließe sich die Reichweite gleich verzehnfachen; auf einen Schlag rückten 100 Millionen Sterne in den Fokus.

Der Chefastronom Seth Shostak vom SETI-Institut in Kalifornien verweist auf den Umstand, dass das SKA zwar nicht allein für das Anliegen von SETI konstruiert werde, sich aber dennoch für die Jagd nach außerirdischen Funksignalen bestens eigne, zumal der Frequenzbereich der neuen Anlage doppelt so groß sei wie der des ATA. Mit dem SKA könne SETI den Himmel jedenfalls mit bislang noch nicht dagewesener Empfindlichkeit und Präzision abtasten.

Zitat
Es kann Emissionen von einer ähnlich großen sendenden Antenne aufschnappen, die 1000 Lichtjahre entfernt ist, sofern die fremden Geschöpfe in der Lage sind, eine geringe Sendeleistung von fünf Kilowatt aufzubringen (was der einer kleinen AM-Radiostation entspräche).
Seth Shostak

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: "Deep Impact" liefert spektakuläre Kometen-Fotos
Beitrag von: SiLæncer am 04 November, 2010, 19:18
Fotoshooting im All: Die Nasa-Sonde "Deep Impact" ist in wenigen hundert Kilometern Entfernung am Kometen "Hartley 2" vorbeigeflogen - und hat atemberaubende Bilder geschossen. Forscher versprechen sich neue Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems.

(http://www.spiegel.de/images/image-148345-panoV9-fokc.jpg)
Fotostrecke (http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-61318.html)

Auf diesen Moment haben Wissenschaftler fünf Jahre lang gewartet: Die US-Raumsonde "Deep Impact" ist am Kometen "Hartley 2" vorbeigeflogen und hat beeindruckende Bilder zur Erde gefunkt. Mit rund 44.000 Kilometern pro Stunde ist die Sonde durch die Gas- und Staubwolke des erdnussförmigen Schweifsterns geschossen und näherte sich ihm bis auf 700 Kilometer. "Wir werden Bilder einer Welt betrachten können, die wir nie zuvor gesehen haben", sagte Jessica Sunshine von der University of Maryland. Derzeit werden die Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde Nasa die Fotos aus.

Mit einer Breite von rund 1,2 Kilometern ist "Hartley 2" der kleinste Komet, von dem bislang Nahaufnahmen gemacht worden sind. Er hatte die Astronomen kürzlich mit einem Ausbruch von giftigem Zyanid-Gas verblüfft. Dabei war nicht das Zyanid selbst die Überraschung, sondern seine Reinheit. Normalerweise schleudern Kometen bei Gasausbrüchen auch Staubteilchen ins All, doch bei "Hartley 2" konnten die Forscher keine nachweisen. Mit Hilfe der Bilder hofft die Nasa, das Rätsel um den fehlenden Staub nun lösen zu können.

Botschafter aus der Frühzeit des Sonnensystems

Kometen gehören zu den kleinsten Objekten im Sonnensystem. Sie bestehen aus einer Mischung von Eis, Staub und Gestein. Das Eis enthält nicht nur gefrorenes Wasser, sondern unter anderem auch Kohlendioxid (Trockeneis), Methan und Ammoniak. Viele Kometen bewegen sich auf stark elliptischen Bahnen durch das Sonnensystem: Sie tauchen aus den Randbezirken auf und kommen der Sonne sehr nahe, wobei sie antauen und der oft spektakuläre Schweif entsteht. Interessant sind Kometen vor allem deshalb, weil sie Material aus der Frühzeit des Sonnensystems enthalten und die Wissenschaftler sich davon Informationen zur Entstehung der Planeten erhoffen.

"Hartley 2", der derzeit 21 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist, war nicht der erste Komet im Visier einer Raumsonde. Der erste hautnahe Vorbeiflug an einem Kometen gelang 1985 der Nasa-Sonde ICE, das Ziel war damals der Komet "Giacobini-Zinner". 1986 flogen gleich mehrere Raumsonden zum Halleyschen Kometen: Neben ICE waren dies russische Wega- Sonden, zwei japanische Flugkörper und die europäische Sonde "Giotto".

Zuletzt hatte sich die europäische Raumsonde "Rosetta" bis auf etwa 3200 Kilometer dem Asteroiden "Lutetia" genähert. "Deep Impact" hatte zuvor bereits den Kometen "Tempel 1" besucht und mit einem mehrere hundert Kilogramm schweren Projektil beschossen. Anschließend wurde die Mission unter dem Namen "Epoxi" zum Kometen "Hartley 2" verlängert. Die Kosten der 2005 gestarteten Sonde gibt die Nasa mit 267 Millionen Dollar an, die Verlängerung der Mission kostet 42 Millionen Dollar (30 Millionen Euro).

Der nächste große Termin in der Kometenforschung steht bereits fest: "Rosetta" soll 2014 ein Landemodul auf dem Kometen "Tschurjumow-Gerassimenko" aussetzen. Es wäre das erste Mal in der Raumfahrtgeschichte, dass eine solche Aktion gelingt.

Quelle : www.spiegel.de
Titel: Ein Monat Downtime bei SETI@home
Beitrag von: SiLæncer am 06 November, 2010, 16:11
Die Universität Berkeley hat in einem Newsletter an die SETI@home -Mitglieder mitgeteilt, dass das Projekt für längere Zeit – voraussichtlich für einenMonat – nicht erreichbar sein wird. Grund: Man müsse die Datenbankserver auswechseln, die mittlerweile nicht mehr zuverlässig genug arbeiten. Der Backup-Server verfüge zudem nicht über ausreichende Kapazität, um die Suche nach Außerirdischen alleine am Laufen zu halten.

Zwei aus Spenden finanzierte Server sind bestellt: einer wird der neue BOINC -Datenbankserver und der andere der neue Wissenschaftsdatenbankserver. Mit den beiden Geräten soll es möglich sein, deutlich mehr Arbeit an die Teilnehmer zu vergeben. Während der Ausfallzeit verteilt das Projekt keine neue Aufgaben; alle ausstehenden Ergebnisse lassen sich jedoch weiterhin hochladen. Website und Foren sollen die meiste Zeit weiterlaufen.

Während des Umbaus bietet es sich an, ein Ausweichprojekt einzurichten. Es wird immer dann gerechnet, wenn das SETI nicht erreichbar ist oder keine Arbeit hat. Als Ausweichmöglichkeiten empfiehlt SETI die folgenden BOINC-Projekte: Rosetta@home , Einstein@home, World Community Grid , QMC@HOME und POEM@HOME . Wem das nicht reicht, der findet weitere Projekte im SETI-Wiki, inklusive Installationsanleitung .

Quelle : http://www.heise.de/newsticker/meldung/Ein-Monat-Downtime-bei-SETI-home-1131688.html
Titel: Der Urknall-Klassiker
Beitrag von: SiLæncer am 13 November, 2010, 08:28
Das kosmologische Big-Bang-Modell ist und bleibt erste Wahl, um den Beginn des Universums zu verklären

Der Big Bang ist der Vater aller Dinge – ob diese materieller oder immaterieller, organischer oder anorganischer Natur, ob sie extrem klein, groß oder komplex sein mögen. Von allen kosmologischen Modellen, die den Beginn bzw. die Anfangsphase oder Vor-Urknallphase des Universums zu erklären versuchen, kann das klassische Urknall-Modell nach wie vor als einzige Theorie mit einer stringenten Indizienkette aufwarten, die sich sehen lassen kann, gleichwohl aber nicht garantieren kann, dass der Urknall jemals stattgefunden hat.

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Das Nichts. Kein Leben. Kein Raum. Keine Zeit. Keine Ausdehnung. Kein Inhalt. Höhe, Länge, Breite und Volumen waren nicht existent. Kein Zeitpfeil flog, keine Uhr tickte. Nichts explodierte zu irgendeinem Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Nichts strahlte oder blitzte, nichts knallte vor zirka 13,7 Milliarden. Nur ein unendlich kleiner, unendlich dichter, unendlich heißer Punkt erfüllte das Nichts mit nicht näher definierbaren Teilchen und Kräften.

Grandioses Schauspiel Als vor Urzeiten unsere Welt sozusagen ihr Licht erblickte, gab es weder eine Mutter-Welt noch schwirrten irgendwelche Lichtphotonen durch die blutjunge Weltgeschichte. Und doch war am Anfang nicht das absolute Nichts. Irgendwer oder irgendetwas befreite das Nichts am Beginn allen materiellen Seins aus seiner Nichtigkeit. Wer oder was dabei als Regisseur agierte, das Theater baute, die Requisiten besorgte und die Bühne zuschauergerecht platzierte, auf der auch unsere Spezies seit zwei Millionen Jahren ihr Gastspiel zelebriert, steht noch nicht einmal in den Sternen, die als Folge des sogenannten Urknalls die samtene Schwärze des Alls ein wenig mit Licht beleben.

Schließlich könnte es genauso gut sein, dass alles seine Existenz dem Zufall verdankt, dass das Universum in der Tat quasi aus "Nichts" zu sich selbst fand. Sicher ist nur, dass der Urknall als denkbar gewaltigste Ouvertüre des ersten kosmischen Aktes ein grandioses Schauspiel eröffnete, dessen Schlussakt bestenfalls sein Schöpfer kennt – oder keiner kennt (weil es keine Schöpfung gab).

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Kosmische Zeitenwende

Wäre es Ihnen beispielsweise vergönnt gewesen, vor 13,7 Milliarden Jahren jenseits von Zeit und Raum einen Sitzplatz zu ergattern, um diese erste Szene des ersten Aktes in natura zu bestaunen, wären Ihre fünf Sinne aufs Äußerste gefordert gewesen. Schließlich ging und verging damals alles sehr schnell – extrem schnell. Ein Beobachter hätte sich den Augenblick eines kurzen Augenzwinkerns nicht leisten dürfen, verrichtete doch der Urknall sein kreatives Werk binnen des Mikrobruchteils eines Wimpernschlags.

Wie extrem kurz die Aufbauphasen der Welt waren, führt uns die sogenannte Planck-Zeit drastisch vor Augen. Sie bildet die absolute Grenze der klassischen Beschreibung von Raum und Zeit und definiert den frühestmöglich denkbaren Zustand der Welt, wie er 10-43 Sekunden nach dem Urknall gewesen ist. Wer noch tiefer in die Vergangenheit des Urknalls eintauchen will, dem stellen sich die Gesetze der Physik entgegen. Die Planck-Zeit war der Beginn der Zeit, der "Zeitpunkt", an dem gewissermaßen der Zeitpfeil abgeschossen wurde. Sie ist auch heute noch das kürzeste messbare Zeitintervall. Mit anderen Worten: Nicht mit dem Urknall trat die Zeit in die Welt, sondern erst 0,00000000000000000000000000000000000000000001 Sekunden "danach". Dem Zeitpfeil blieb also nicht viel Zeit, von der Singularität des Urknalls Abschied zu nehmen. Angesichts von Temperaturen von mehr als 100.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 Grad Celsius, die während der ersten Millisekunde vorherrschten, verwundert es nicht, dass der Zeitpfeil schnell das Weite suchte. Das Gleiche galt für die Loslösung des Raumes aus der Urknall-Singularität. Sie vollzog sich fast zeitgleich mit dem Jungfernflug des Zeitpfeils.

Singuläre Urknall-Singularität

Letzten Endes war der Urknall eine Premiere ohne Generalprobe, die kein Zuschauer sehen und beklatschen, kein Auditorium hören, kein Kunstkenner kritisieren und kein Chronist protokollieren konnte. Schließlich setzte sich der Big Bang völlig unspektakulär, vollkommen geräuschlos und absolut lichtfrei in Szene. Als er in die Welt trat, um dieselbe zu formen, gab es kein Davor, weil vor der Zeit keine Zeit, vor dem Raum keine Räumlichkeit existierte. Nein, Zeit und Raum waren vor 13,7 Milliarden Jahren noch in einem undefinierbaren, unermesslich kleinen punktartigen Etwas von unvorstellbar hoher Energiedichte und Temperatur gefangen: der Anfangssingularität. Das punktartige Gebilde war unmessbar klein, grenzenlos heiß, unendlich massereich und stand außerhalb des Jenseits und Diesseits – im Niemandsland zwischen Metaphysik und Physik. Zwar war die Singularität mitnichten in der Raumzeit eingebettet, trotzdem war sie das Herz des Urknalls. Mit ihr begann das All zu pulsieren.

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Das Problem, mit dem Urknall-Experten heute jedoch hadern, ähnelt dem Schicksal frustrierter Archäologen, die ein riesiges antikes Mosaikbild zusammenzusetzen versuchen, ohne dabei von dem Gesamtbild Kenntnis zu haben, geschweige denn das Gros der Mosaiksteine zu besitzen oder deren potenzielle Fundorte zu kennen. Ja, es sieht danach aus, als hätte der Urknall all seine Geheimnisse mit in die Inflationsphase genommen. Wer etwas über den Beginn der Welt wissen will, muss den Nachhall, das Echo des Urknalls – sprich die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung – wie ein Chirurg sezieren und wie ein Detektiv unter die Lupe nehmen, wohl wissend, dass die kosmologische Standardtheorie über den Beginn der Welt nichts vom Anfang der Welt erzählt, sondern bestenfalls etwas von den Nachwirkungen einer "Explosion", die noch nicht einmal etwas mit einer klassischen Explosion gemein hatte, ja, für sich gesehen noch nicht einmal ein Ereignis "guthin" war.

Gesetz der Expansion

Als Edwin Hubble 1923 mit seinem 100-Zoll-Teleskop auf dem Mount Wilson erstmals den extragalaktischen Status der Andromeda-Galaxie anhand der Cepheiden-Variablen bestätigte sowie deren Entfernung maß, endete nicht nur eine jahrzehntelang währende Diskussion; innerhalb der Kosmologie begann zugleich auch ein neues Zeitalter. Dank der Erkenntnis, dass neben unserer Galaxis in der Weite des kosmischen Wüstenmeers noch unzählige andere galaktische Materieoasen drifteten, war nunmehr evident, dass das All viel größer sein musste als bislang angenommen. Mithilfe seines leistungsstarken Teleskops und mittels der Spektralanalyse des einfallenden Lichts der weit entfernten "Welteninseln" beobachtete Hubble 1929 eine Verschiebung der Spektrallinien zum roten Ende des elektromagnetischen Spektrums, also zu den größeren Wellenlängen hin.

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Edwin Hubble. Bild: NASA

Diese Rotverschiebung deutete Hubble als Doppler-Effekt, was wiederum nur einen Schluss zuließ: Die anvisierten Galaxien bewegen sich von der Erde fort, wobei nach der heute korrekten Sichtweise der ART nicht die Milchstraßen auseinanderdriften, sondern vielmehr der Raum selbst expandiert – gleich einem Luftballon. Mit welcher Geschwindigkeit sich dieser Prozess vollzieht, beschreibt das Hubble'sche Expansionsgesetz, demzufolge die Fluchtgeschwindigkeit v und die Entfernung d eines astronomischen Objekts durch die empirische Beziehung v = Hod miteinander verknüpft sind, wobei der exakte Zahlenwert der so genannten Hubble-Konstante Ho, der für die Berechnung der Fluchtgeschwindigkeit zentral ist, bis heute strittig ist. Er bewegt sich zwischen 55 und 90 Kilometer pro Sekunde pro Megaparsec.

Wenig später (1931) publizierten Albert Einstein und de Sitter das einfachste Weltmodell: Der Weltraum expandiert ewig, der Raum ist euklidisch und das Weltalter umgekehrt proportional zur Hubble-Konstante. Aus all dem ergab sich zwangsläufig die Überlegung, dass, wenn dieser Prozess umgekehrt, also die Expansionsbewegung gewissermaßen zurückgerechnet wird, man unweigerlich an einem Punkt anlangen müsse, in dem Materie, Raum und Zeit einst vereinigt gewesen, aus dem sie gewissermaßen zugleich in einer gigantischen "Explosion" entsprungen sein mussten.

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Das Hauptziel der Planck-Mission ist, die kosmische Mikrowellenhintergrundstrahlung mit einer Winkelauflösung von 5 bis 10 Bogenminuten und einer Empfindlichkeit von einem Millionstel Grad abzubilden. Hier der erste "Zwischenstand" nach einjähriger Vermessung. Bild: ESA, HFI, LFI

Omnipräsente Hintergrundstrahlung

Neben der Rotverschiebung hat sich vor allem die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung als das zweite Standbein der Urknall-Theorie etabliert. Sie entstand 380.000 Jahre nach dem Big Bang, als die Ursuppe im Zuge der Abkühlung des Universums nur noch eine Temperatur von etwa 2700 Grad Celsius hatte und Protonen und Elektronen zu den ersten Atomen (griech. atomos = das Unteilbare) zusammenfanden, die ihrerseits das erste Licht generierten. Charakteristisch für das kosmo-archaische Echo des Urknalls ist seine extrem kurzwellige Strahlung im Mikrowellenbereich. Sie liegt etwa bei 2,72 Kelvin (minus 270,43 Grad Celsius), weshalb sie in der Physik auch als 3-K-Strahlung Bekanntheit erlangt hat. Einer der Ersten, der die Bedeutung dieses fossilen Lichts ansatzweise erkannte, war der russisch-amerikanische Physiker George A. Gamow (1904–1968), der bereits 1946 die Theorie des "heißen" Anfangs" postulierte. Hierunter stellte sich Gamow einen zu Neutronen zusammengequetschten Wasserstoffklumpen vor, der sich langsam wie ein Luftballon aufblähte.

Während der Abkühlung sei dann eine Urstrahlung übrig geblieben, die allgegenwärtig gewesen sei und sich aufgrund der schnellen Ausdehnung des Universums auf eine Temperatur von ungefähr fünf Grad über dem absoluten Nullpunkt abgekühlt hätte. Die erste praktische Probe aufs Exempel machte indes Robert Dicke von der Universität Princeton in New Jersey. Ausgehend von der Prämisse, dass die vermutete Hintergrundstrahlung immer noch nachweisbar sein müsse, suchten Dicke und sein Team mithilfe einer selbst konstruierten Apparatur gezielt nach Strahlungsquellen im All, die kühler als minus 253,15 Grad Celsius waren – ohne Erfolg. In den Genuss, das kosmische Rauschkonzert des zweiten Aktes der Urknall-Ouvertüre erstmals in natura zu hören, kamen währenddem zwei Nicht-Kosmologen: Arno A. Penzias und Robert W. Wilson von den amerikanischen Bell Telephone Laboratories (New Jersey). Mit der 6,60 Meter langen Hornantenne von Holmdel wurden sie im Jahr 1964 "Ohrenzeugen" einer anhaltenden Mikrowellenstrahlung (auf einer Wellenlänge von 7,35 Zentimetern), die aus allen Himmelsrichtungen in der gleichen Intensität und der gleichen Temperatur von minus 270,15 Grad Celsius eintraf. Nachdem alle potenziellen Störquellen ausgeschaltet waren, zeigte sich, dass die detektierte, sehr langwellige und isotrope Radiostrahlung nichts anderes war als ein kosmisches Relikt, sozusagen ein Nachglühen des Urknalls, ein Nachklang der Geburtswehen des Universums, die von allen Seiten kommend permanent auf uns niederprasselt.

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Hubble-Astrofoto von der 320 Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie NGC 4911. Bild: NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Ähnlich Paläontologen, die versteinerte Dinosaurierknochen studieren, um das Leben und Alter urzeitlicher Tiere zu rekonstruieren und zu bestimmen, haben Astronomen die fossile Strahlung einstweilen minutiös durchleuchtet, gemessen und sogar kartografiert. Entscheidenden Anteil hieran hatte die NASA-Forschungssonde COBE (Cosmic Background Explorer), die von 1992 bis 1996 die Hintergrundstrahlung durchleuchtete und dabei Falten im Raum-Zeit-Gewebe des Kosmos in Form von winzigen Schwankungen und minimalen Temperaturunterschieden ausmachte. Ein Phänomen, das Experten Anisotropie nennen und das Schlüsse auf den Urzustand des Alls erlaubt – und vor allem die Richtigkeit des Urknall-Modells stützt. Bestätigung fanden diese Ergebnisse 2003, als die NASA-Sonde WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) die Temperaturunterschiede in der Hintergrundstrahlung bis auf ein Millionstel Grad genau berechnete und eine noch exaktere 360-Grad-Karte der Urzeit unseres Universums erstellte. Es ist das bislang schärfste Bild vom "Feuerballstadium", das zugleich auf farbenfrohe Art visualisiert, wie dieses 380.000 Jahre nach dem Urknall einmal "ausgesehen" hat, als Sterne und Galaxien noch nicht existierten.

Diverse Extras

Gleichzeitig war aber die Entdeckung der Hintergrundstrahlung auch ein entscheidendes Indiz gegen die Steady-State-Theorie, mit der die Astrophysiker Hermann Bondi, Thomas Gold und Fred Hoyle im Jahr 1948 die Fachwelt konfrontierten. Während die Big Bang-Theorie noch um die nötige Aufmerksamkeit und Anerkennung kämpfte, verneinte die von ihnen formulierte Theorie den im Urknall-Modell beschriebenen Beginn der Welt und ging stattdessen von einem unendlichen Universum aus, das ewig währt und für alle Zeiten gleich aussieht und das für jeden Beobachter – egal von welchem Ort er dieses Universum betrachtet – stets den gleichen Anblick der Welt böte.

Natürlich gibt es noch weitere starke Indizien für die Urknalltheorie: So spricht beispielsweise die heutige mittlere Dichte der beobachtbaren, leuchtenden Materie im Kosmos, die sich in Sternen oder im interstellaren Gas und Staub befindet, ganz eindeutig für das Big-Bang-Szenario. Auch ein Anteil an intergalaktischer Materie wäre hier zu berücksichtigen, ferner der Anteil an dunkler Materie (baryonische Materie) in nichtleuchtenden Objekten und nichtbaryonische (exotische Materie).

Das Gleiche gilt für den Anteil der Elemente Helium, Lithium und Deuterium in der Urmaterie vor der Bildung der Sterne. Nicht zuletzt können Astronomen mit der Analyse des radioaktiven Zerfalls in Meteoriten (und auch in Sternatmosphären durch die Beobachtung von Thorium-Linien in Sternspektren), aber auch aus der Entwicklungszeit von Kugelsternhaufen und der Abkühlzeit von Weißen Zwergsternen das Alter der Welt sehr exakt bestimmen. 3,7 Milliarden Jahre nach dem Urknall erhöhen diese Beobachtungen die Wahrscheinlichkeit, dass unser Universum seine Geburtsmikrosekunde vor sage und schreibe 13,7 Milliarden Jahren zelebrierte – an einem Tag, der ein Tag ohne Gestern war.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: HIP 13044b, der Extragalaktische
Beitrag von: SiLæncer am 19 November, 2010, 14:33
Forscher entdecken den ersten Planeten mit einer Herkunft außerhalb unserer Milchstraße

Der Planet HIP13044b hat offenbar gleich mehrere ungewöhnliche Eigenschaften: Er ist seiner Sonne sehr nah, und er ist mit dieser aus einer Begleitgalaxis unserer Milchstraße eingewandert.

Auf HIP 13044b geht es wohl eher ungemütlich zu. Der Planet, etwas größer als unser Jupiter, umkreist seinen Heimatstern auf einer sehr engen Bahn. Auf bis zu 0,06 Astronomische Einheiten (AU) kommt er der Sternenoberfläche nahe - das ist gerade einmal noch ein Fünftel der kleinsten Sonnenentfernung des Merkur. Auch ist seine Bahn ungewöhnlich stark elliptisch, mit einer Exzentrizität von 0,25 liegt sie noch über der des sonnennächsten Planeten, während die Erde mit einer Exzentrizität von 0,0167 fast eine Kreisbahn beschreibt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33688/33688_1.jpg)
Extragalaktischer Jupiter - künstlerische Vorstellung des Planeten HIP 13044b, der als Begleiter von Stern HIP 13044 von außerhalb unserer Milchstraße stammt (Bild: ESO/L. Calçada)

Gesehen hat HIP13044b noch niemand - seine Entdecker sind ihm mit Hilfe des hochauflösenden Spektrographen FEROS am 2,2-Meter-Teleskop des ESO-Observatoriums La Silla in Chile auf die Spur gekommen. Der Entdeckungsprozess selbst gleicht dem der einigen Hundert anderen Exoplaneten, die mittlerweile in den Fachjournalen gelistet sind. Das heißt, periodische Unregelmäßigkeiten im Spektrum des 2000 Lichtjahre von der Erde entfernten Sterns HIP 13044 haben darauf aufmerksam gemacht, dass dort noch ein unsichtbarer Begleiter im Spiel sein könnte.

Dass dieser Exoplanet es nun sogar in das renommierte Wissenschaftsmagazin Science geschafft hat, liegt an seiner ungewöhnlichen Herkunft, sowohl aus örtlicher als auch aus geschichtlicher Sicht. Sein bis auf das "b" gleichnamiger Stern gehört nämlich zu einer Gruppe, die sich Helmi-Strom nennt - eine Gruppe von Sternen, die ursprünglich zu einer separaten Zwerggalaxis gehört haben muss. Diese könnte vor etwa sechs bis neun Milliarden Jahren einem Fall von galaktischem Kannibalismus zum Opfer gefallen und von den Gezeitenkräften der Milchstraße zerrissen worden sein - ähnlich wie es derzeit den Mitgliedern der Sagittarius-Zwerggalaxie geschieht.

Die Forscher halten es für wenig wahrscheinlich, dass HIP 13044 seinen planetaren Begleiter erst nach dem Einzug in die Milchstraße aufgepickt hat. Das hält allerdings weitere Rätsel bereit, denn es handelt sich hier um einen Stern, dem man aufgrund seiner Eigenschaften eigentlich gar keine Planeten zugetraut hätte. Vor allem die Tatsache, dass sich im Spektrum von HIP 13044 sehr wenig Metalle finden lassen, passt nicht zu den gegenwärtigen Theorien über die Entstehung von Planeten. Bisher gibt es jedenfalls keine Erklärung dafür, wie sich rund um einen solchen Stern Planeten gebildet haben könnten.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33688/33688_2.jpg)
Malerische Umgebung - so sieht ein Künstler einen Planeten, der von seinem Stern umhüllt wird (JSW Art 2007)

Und es müssen, wie weitere Daten zeigen, tatsächlich einmal mehrere Planeten gewesen sein. Offenbar hat HIP 13044 in einem früheren Stadium seiner Entwicklung schon einige seiner inneren Planeten geschluckt, als er sich zu einem Roten Riesen aufblähte. Darauf weist die messbare Tatsache hin, dass seine Rotationsgeschwindigkeit für Objekte dieses Typs ungewöhnlich hoch ist. Andere Forscher haben bereits gezeigt, dass es zu einer Erhöhung dieser Rotationsgeschwindigkeit führt, wenn ein Stern Planeten in seine Hülle einschließt.

Spannend dürfte auch das weitere Schicksal unseres extragalaktischen Besuchers sein. Zwar konnte er dem Tod im Sterninneren bisher entfliehen - doch sein Heimatstern ist so alt, dass ihm (in kosmologischen Zeiträumen) bald ein neuer Entwicklungsschritt bevorsteht. Derzeit verbrennt er als Teil des so genannten Horizontalastes im Hertzsprung-Russel-Diagramm in seinem Kern Helium, in der Hülle Wasserstoff. Sobald das Helium im Kern aufgebraucht ist und wenn die Masse des Sterns nicht ausreicht, um Kohlenstoff zu verbrennen, folgt der nächste Schritt - das Helium in der Hülle fusioniert und der Stern dehnt sich (bei schrumpfendem Kern) weiter aus, er wird zu einem Stern auf dem asymptotischen Riesenast. Am Lebensende steht dann ein starker Masseverlust - der Beobachter sieht einen Planetarischen Nebel.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Das Universum ist eine Scheibe
Beitrag von: SiLæncer am 25 November, 2010, 09:35
Welche Gestalt hat das Universum?

Schon Einstein wusste, dass die Geometrie des Raums von seinem Inhalt abhängt. Diese Beziehung gilt auch andersherum: Wenn die Geometrie, die Form, des Universums bekannt ist, können wir auf seinen Inhalt schließen. Beide Fragen gehören in der Kosmologie gerade zu den heißesten Tagesordnungspunkten - noch vor 20 Jahren wären die Antworten darauf ganz anders ausgefallen. Erst genaue Analysen der kosmischen Mikrowellen-Hintergrundstrahlung gaben schlüssige Hinweise darauf, dass das Universum tatsächlich flach sein könnte.

Dann müsste sich allerdings seine Expansion mit der Zeit verlangsamen, gebremst von der allgegenwärtigen Gravitation. Die direkte Beobachtung sagt jedoch, dass genau das Gegenteil der Fall ist - das Weltall dehnt sich immer schneller aus. Zu erklären war diese Tatsache nur mit einer Größe, die man Dunkle Energie nannte - sie wirkt demnach der Gravitation entgegen.

So verkehrte sich die ältere Annahme, das Universum bestünde vor allem aus Dunkler Materie (deren Existenz man aus Gravitationswirkungen ableitet, die nicht allein von sichtbarer, gewöhnlicher Materie herrühren können) in ihr Gegenteil: Im aktuellen Standard-Modell der Kosmologie nimmt man an, dass der Kosmos nur zu 4 Prozent aus gewöhnlicher Materie besteht, wie wir sie kennen, und auch nur zu 23 Prozent aus Dunkler Materie - aber zu 73 Prozent aus Dunkler Energie.

Jedenfalls heute - zu anderen Zeiten verhielt es sich anders. In der Rekombinationsphase des Universums, etwa rund 377.000 Jahre nach dem Big Bang, bestand der Kosmos aus zehn Prozent Neutrinos, zwölf Prozent Atomen, 15 Prozent Photonen und 63 Prozent Dunkler Materie - von der Dunklen Energie war fast nichts zu spüren. Das weist schon darauf hin, worum es sich bei der seltsamen Dunklen Energie eigentlich handeln könnte: Um die Energie des leeren Raums, Vakuumenergie, von der es so kurz nach dem Urknall einfach noch nicht viel gab.

Zwar hat die Analyse der Hintergrundstrahlung Parameter erbracht, die bis auf zwei Prozent an den für ein flaches Universum nötigen Werten liegen - der endgültige Beweis steht trotzdem noch aus. Da kommt es der Wissenschaftsgemeinde sehr gelegen, dass zwei französische theoretische Physiker eine unabhängige Methode entwickelt haben, auf die Geometrie des Universums zu schließen. Im Wissenschaftsmagazin Nature stellen sie ihr Verfahren vor.

Der Trick der beiden französischen Physiker

Es beruht im Grunde auf zwei beobachtbaren Daten: Der Rotverschiebung eines astronomischen Objekts und des relativen Winkels zwischen zwei Objekten. Kennt man die Geometrie des Raums, in dem sich beide Objekte bewegen, kann man die nicht direkt messbare Position berechnen. Hätte man nun ein Objekt bekannter Form, für das man die Rotverschiebung zweier Punkte messen kann, könnte man daraus exakt die Geometrie des Universums ableiten. So leicht ist es allerdings leider nicht.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33723/33723_11.jpg)
Hubble-Image eines Paars von Spiralgalaxien - das Pärchen ist im Sternbild des Drachen zu finden und etwa 350 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Analysiert man die Ausrichtung vieler solcher Galaxienpaare, kann man daraus auf die Geometrie des Universums und die Natur der Dunklen Energie schließen. (Foto: NASA, ESA, Hubble Heritage (STScI/AURA)-ESA/Hubble Collaboration, A. Evans)

Wovon wir aber ausgehen können, jedenfalls wenn unsere Modelle stimmen, ist die Homogenität des Universums. Und hier kommt der Trick der beiden französischen Physiker ins Spiel: Man nehme eine größere Anzahl weit entfernter Galaxienpaare - Binärsysteme, die sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Nun müsste die Ausrichtung der beiden Teile des Paars zueinander, geht man von einem homogenen Universum aus, eigentlich rein statistisch verteilt sein, es dürfte keine Vorzugsrichtungen geben.

So braucht man nur noch die tatsächlich gemessene, eben nicht rein statistische Verteilung in ein Modell des Universums zu geben, dass dessen Geometrie berücksichtigt, und so lange an den Parametern herumspielen, bis sich eine korrigierte Gleichverteilung ergibt - und schon hat man die korrekte Form des Universums gefunden.

Ob das Verfahren funktioniert, haben die Franzosen auch gleich ausprobiert: Das Ergebnis - das Universum ist eine Scheibe - passt zum Standardmodell der Kosmologie. Die Forscher zeigen dabei auch, dass die mysteriöse Dunkle Energie wohl eine Art Vakuumenergie sein muss - was sie in direkte Beziehung zu Einsteins kosmologischer Konstante setzt. Interessant ist diese Auflösung aber nicht nur für Kosmologen: Die Gestalt des Universums bestimmt auch sein Ende - wird es sich einfach nur zu Tode expandieren, bis alle Objekte verdampft und vielleicht sogar alle Protonen zerfallen sind, oder wird es gar in einem "Big Rip" durch die Dunkle Energie von der immer weiter beschleunigenden Expansion auseinandergerissen?

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Der Urknall könnte nur einer unter vielen gewesen sein
Beitrag von: SiLæncer am 28 November, 2010, 13:55
Der britische Physiker und Mathematiker Penrose bezweifelt das Standardmodell des inflationären Universums

Haben Raum und Zeit mit dem Urknall begonnen? Ist unser Universum aus dem Nichts entstanden? Oder gab es etwas davor, das nur jenseits des Horizonts liegt? Vielleicht ist unser Universum ja nur eine Blase in einem anderen Universum, vielleicht gibt es auch unendlich viele Anfänge und Welten?

Das Standardmodell geht vom singulären Ereignis des Urknalls und der danach erfolgenden Expansion oder Inflation des Universums aus. Einen Hinweis darauf liefert auch die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung als Relikt des Urknalls, die 380.000 Jahre nach dem Urknall entstanden, als sich das Universum auf 3.700 Grad abgekühlt und die Dichte der Suppe aus Strahlung und Materie abgenommen hatte. Die Mikrowellen-Strahlung hat sich seitdem von etwa 3.000 Kelvin auf jetzt 2,725 Kelvin (-270 C) abgekühlt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33741/33741_1.jpg)
WMAP-Bild der Temperaturunterschiede in 13,7 Milliarden Jahren. Bild: NASA / WMAP Science Team

Vahe Gurzadyan vom Yerevan Physics Institute in Armenien und der bekannte britische Physiker und Mathematiker Richard Penrose haben nun eine Theorie vorgestellt, dass nach den Messungen der WMAP-Sonde (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe), bestätigt durch die Ballondaten von BOOMERanG98, Raum und Zeit doch nicht erst mit dem Urknall entstanden sind und das Standardmodell des inflationären Universums möglicherweise nicht gültig sein könnte. Das haben natürlich auch schon andere Wissenschaftler behauptet.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33741/33741_2.jpg)
Ein von Penrose und Gurzadyan
herausgehobener Kreis in den WMAP-Daten.
Die beiden Wissenschaftler gehen in ihrem Paper von den konzentrischen Kreisen aus, die sich in den WMAP-Daten der Hintergrundstrahlung beobachten ließen und in denen die Temperatur niedriger sei. Das würde eher darauf hinweisen, dass der Urknall nur einer unter vielen war und dass unser Universum nur ein vorübergehendes Ereignis in einem zyklischen Universum ist, das mit jedem Urknall neu beginnt und möglicherweise endlos neue Universen erzeugt.

Die konzentrischen Kreise sollen uns nämlich die Möglichkeit bieten, hinter den Urknall zu sehen, weil sie durch das Aufeinandertreffen von riesigen Schwarzen Löchern mit Galaxien im Universum vor dem unserem entstanden seien. Für uns würde dies "nicht in der Form von Gravitationswellen, sondern in der von sphärischen, weitgehend isotropen, heftigen Energieausbrüchen in der ursprünglichen Materie des Universums erscheinen, was wir für eine ursprüngliche Form der Dunklen Materie halten." Und weil die konzentrischen Kreise nicht zufällig verteilt sind, würden sie auch der Vorstellung der Inflation widersprechen. Wenn ein erneuter Urknall droht, wird die Entropie nach Gurzadyan und Penrose sehr niedrig. Dann würden nämlich die Schwarzen Löcher allmählich mit der Expansion des Universums verschwinden, wodurch die Entropie sinkt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Blick in die Exo-Atmosphäre
Beitrag von: SiLæncer am 02 Dezember, 2010, 08:53
15 Jahre Jagd nach fremden Planeten: Forschern ist erstmals ein zaghafter Blick in die Gashülle einer Super-Erde gelungen, die eine fremde Sonne umkreist

Wenn das Außenteam von Raumschiff Enterprise auf einem fremden Planeten landet, behalten alle Raumfahrer brav ihren Helm auf - bis der Wissenschaftsoffizier sich mit einem Blick auf den Tricorder überzeugt hat, dass die Atmosphäre des Fremdgestirns auch wirklich atembar ist. Das ergibt natürlich mehr Dramatik (vor allem, wenn sich im Nachhinein zeigt, dass man irgendein fieses, extraterrestrisches Virus übersehen hat, das nun die Gedankenkontrolle übernimmt) als der langsame, geradezu umständliche Weg, den Astrophysiker in der Realität beschreiten.

Umso mehr überrascht, wie viele Details man offenbar auch aus der Ferne erkennen kann - auf den Warp-Antrieb können wir zwar nicht zurückgreifen, wohl aber auf ausgefeilte Beobachtungsmethoden in jedem Bereich des Spektrums. Die Jagd nach erdähnlichen Planeten im Weltraum ist dafür das beste Beispiel - erst vor gut 15 Jahren ging mit 51 Pegasi b das erste Exemplar ins Netz. Als Riesen-Planet vom Hot-Jupiter-Typ war er zwar wohl am einfachsten zu entdecken, doch für die Suche nach Weltraumobjekten mit erdähnlichen, lebensbefördernden Eigenschaften war er noch nicht der richtige Kandidat.

Für die Entdeckung von 51 Pegasi b kam die sogenannte Radialgeschwindigkeitsmethode zum Einsatz. Dabei nutzt man die Tatsache, dass ein System aus Planet und Sonne stets um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreist. Beobachtet man den Stern, erkennt man seine Wankel-Bahn an einer Dopplerverschiebung seines Spektrums: Mal kommt das Gestirn ja auf den Beobachter auf der Erde zu, mal entfernt es sich von ihm. Verblüffend ist allerdings, welche kleine Abweichungen man auf diese Weise schon detektieren kann. Das Verfahren funktioniert natürlich umso besser, je kleiner der Größenunterschied von Stern und Planet ist. Bei Zwergsternen, die relativ eng von Planeten umlaufen werden, kommt man so auch tatsächlich erdähnlichen Welten auf die Spur.

Bei der Konkurrenzmethode hingegen, der Transitmethode, hofft man darauf, einen wichtigen Moment mitzubekommen: Wenn der vermutete Planet sich zwischen seinem Stern und dem Beobachter befindet, sollte es zu einer Abdunklung des Sternenlichts kommen. Die Transitmethode traut die Forschergemeinde derzeit mehr Erfolge insbesondere bei der Entdeckung möglichst kleiner Planeten zu. Voraussetzung ist natürlich, dass wir von der Seite auf die Bahnebene des Planeten schauen - sonst fällt die Bedeckung aus.

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Astronomen haben erstmals einen Blick in die Atmosphäre eines Exo-Planeten geworfen (Bild: Paul Kempton)

Relativ selten hat man bisher jedoch Planeten direkt beobachten können, wie es im Jahre 2008 Astronomen bei dem Drei-Planeten-System des Sterns HR 8799 gelang. Hier handelte es sich allerdings um recht große Welten mit mehreren Jupitermassen - die auch auf ein Problem der Planetenjagd aufmerksam machen: Man kann sich bei sehr großen Objekten nicht wirklich sicher sein, es mit einem Planeten zu tun zu haben.

Ab 13 Jupitermassen könnte solch ein Objekt in seinem Inneren Deuterium fusionieren und wäre damit ein Brauner Zwergstern. In die Datenbank der [extern] Exo-Planeten, die erst kürzlich die 500. Entdeckung feierte, werden Exo-Objekte bis zu 20 Jupitermassen aufgenommen.

Forschern gelang es, erstmals direkt ein Spektrum aufzufangen

HR 8799 hat Anfang dieses Jahres erneut astrophysikalische Schlagzeilen gemacht: Von einem der Planeten des Systems konnten Forscher erstmals direkt ein Spektrum auffangen. Das Spektrum verrät viel über den Aufbau eines Objekts. Umso spannender ist die Entdeckung, von der nun Astrophysiker in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature berichten. Ihnen ist es gelungen, einen Blick in die Atmosphäre von GJ 1214 b zu werfen. Dem Planeten mit knapp sieben Erdmassen hatte man schon eine relativ dichte Atmosphäre zugeschrieben.

Doch woraus besteht diese? Offenbar nicht aus Wasserstoff. Eine Wasserstoff-Atmosphäre würde wegen ihrer leichten Bestandteile sehr weit in den Raum reichen, es käme zu vielen Interaktionen mit dem Licht des Sterns - und es müssten sich entsprechende Linien im Spektrum nachweisen lassen. Genau diese Linien fehlen jedoch - und das kann im Umkehrschluss nur heißen, dass GJ 1214 b eine wasserreiche, von Wolkenbildung gekennzeichnete Atmosphäre besitzen muss, die sich wie bei der Erde in der Nähe der Oberfläche konzentriert.

Über die Atembarkeit sagt das zwar noch nichts, aber da GJ 1214 b nur rund 40 Lichtjahre von der Erde entfernt seinen Mutterstern umkreist, könnte man ja auch ohne Warp-Antrieb in nicht allzu ferner Zukunft einen Kontrollflug unternehmen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Dramatischer stellarer Zuwachs im Universum
Beitrag von: SiLæncer am 02 Dezember, 2010, 14:11
US-Astronomen rechnen hoch, dass im Universum mindestens drei Mal so viele Sterne existieren wie bislang angenommen

Nach der Observation von acht "erdnahen" elliptischen Galaxien entdeckten US-Astronomen erstmals zahlreiche extragalaktische Rote Zwergsterne - wider Erwarten sogar 20 Mal mehr Rote Zwerge. Von diesem Wert und alten empirischen Daten ausgehend, extrapolierten die Wissenschaftler. Ihr Ergebnis: Im Universum stellen Rote Zwergsterne 80 Prozent aller Sterne. Hierdurch erhöht sich die totale Anzahl aller Sterne im Kosmos um das Dreifache. Mehr noch: Die Anzahl erdähnlicher Exoplaneten und die Wahrscheinlichkeit außerirdischen Lebens im All steigt gleichzeitig um den Faktor drei.

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Hubble-Ultra-Deep-Field-Aufnahme (HUDF) von 10.000 Galaxien, die knapp 13 Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sind. Auch in ihnen dürften weitaus mehr Sterne ansässig geworden sein wie bis dato angenommen. Credit: NASA, ESA, and S. Beckwith (STScI) and the HUDF Team. Bild: ESA.

380.000 Jahre nach dem Urknall (engl. Big Bang) endete die kosmische Tristesse der absoluten Dunkelheit. An einigen Stellen im archaischen Kosmos fingen Teilchen an, sich mit anderen zu dichteren, winzigen Wolken zu formen. Eine völlig neue materielle Qualität eroberte den Kosmos und gewann allmählich die Oberhand. Sonnen entstanden, Sterne entsprangen aus Gaswolken, und gemeinsam begannen sie ihren ewigen Tanz miteinander. Erstmals durchflutete Sternenlicht das All. Rund hundert Millionen Jahre nach dem Urknall, noch inmitten der Phase der Galaxienentstehung, genoss das Universum das erste Sonnenbad. Die ersten Sterne blühten auf und beleuchteten den jungen Kosmos ...

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Die beiden "Domes" des Keck-Observatoriums auf Hawaii (USA). Die berühmte Sternwarte liegt auf dem 4200 Meter hohen schlafenden Vulkan Mauna Kea. Bild: NASA/JPL.

Stellare Ungewissheit und stellare Inflation

Heute, gut 13,7 Milliarden Jahre später, vermag kein irdischer Forscher genau zu berechnen, wie viele Sterne und Galaxien derweil das photonenarme Universum mit Licht durchfluten. Während Pessimisten zirka 100 Milliarden Sterne in unserer Milchstraße und 100 Milliarden weitere "Milchstraßen" im All vermuten, geht die Fraktion der Optimisten von bis zu eine Billion Sterne pro Galaxie und annähernd 500 Milliarden Welteninseln im All aus.

Doch nunmehr sieht es danach aus, als hätten selbst die Optimisten in der Vergangenheit um einige Nuancen zu schwarzmalerisch extrapoliert. Denn wie US-Astrononen im aktuellen Fachmagazin Nature (2. Dezember 2010) berichten, könnten mindestens drei Mal so viele Sterne die samtene Schwärze des Universums erhellen. In vielen der 500 Milliarden Galaxien könnten im Schnitt mehr als drei Billionen Sterne beheimatet sein.

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Im Virgo-Galaxienhaufen treiben bis zu 2000 Galaxien. Vier davon observierten Dokkum und sein Team. Bild: Digitized Sky Survey, Palomar Observatory, STScI.

Auf den neu ermittelten optimistischen Wert kam ein US-Astronomenteam unter der Leitung von Pieter van Dokkum, der an der Yale Universität in New Haven (Connecticut) forscht und lehrt. Rote Zwergsterne spielten bei der Studie die Hauptrolle.

20 Mal mehr Rote Zwerge

Im April dieses Jahres nahmen die Forscher einen Tag lang mit dem "Low-Resolution Imaging Spectrometer" (LRIS) des Keck-I-Teleskops auf Hawaii (USA) acht massereiche und relativ erdnahe elliptische Galaxien ins Visier. Dass sich die Forscher strikt auf elliptische Galaxien fokussierten, hängt mit einigen, für die Observation günstigen Eigenschaften dieser Galaxienklasse zusammen. Schließlich emittieren diese eher kugelförmig aufgebauten Materioasen aus dem Zentrum am stärksten. Ferner zeichnen sie sich durch ihr hohes Alter aus und sind im Universum allgegenwärtig. In reichen Galaxienhaufen etwa stellen sie die Hälfte aller Galaxien. Und zu guter Letzt zählen sie kosmosweit zu den größten Galaxien, die bisweilen sogar bis zu eine Billion Sterne besitzen.

Während der Observation der 50 bis 300 Millionen Lichtjahre entfernten acht Galaxien, von denen vier im Virgo- und weitere vier im Coma-Galaxienhaufen untersucht wurden, interessierten sich die Astronomen ausschließlich für die jeweilige galaktische Zentralregion.

Zu ihrer Überraschung lokalisierten sie in den elliptischen Galaxien mit dem Keck-Spektrometer auffallend viele schwache stellare Lichtsignaturen, die von Roten Zwergsternen stammten. Dabei zeigte sich, dass besagte Sterne nur 10 bis 20 Prozent der Sonnenmasse hatten. "Keiner wusste, wie viele Sterne es dort gab", erklärt Pieter van Dokkum von der Yale Universität, der das Projekt leitete. "Verschiedene theoretische Modelle sagten ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten voraus."

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Aufnahme des Coma-Clusters. In diesem Galaxienhaufen driften mehr als 1000 Welteninseln. Vier davon observierten Dokkum und sein Team. Bild: NASA, JPL-Caltech, SDSS, Leigh Jenkins, Ann Hornschemeier (Goddard Space Flight Center) et al..

Rote Zwergsterne: Mini-Exkurs

Rote Zwerge sind Hauptreihensterne des Spektraltyps M, weshalb sie auch unter dem Namen M-Zwergsterne firmieren. Ihre Masse variiert zwischen 8 und 57 Prozent der Sonnenmasse. Neben unserer Sonne wurde ein Roter Zwerg seinem Namen zur Ehre gereichen, weist er doch im Schnitt 15 Prozent des Sonnenradius auf. Dieses kleine Handicap gleichen M-Zwergsterne durch ihre stellare Omnipräsenz aus, stellen sich doch 75 Prozent aller Sterne in der Milchstraße. Obendrein werden sie alt, sehr alt, weil sie kalt, licht- und massearm sind. Kosmologen attestieren diesem Sterntyp, der durchschnittlich 50 Mal schwächer als unsere Sonne leuchtet, ein Alter, das meist über 10 Milliarden Jahre liegt. Da sie als kosmische Dauerbrenner ausschließlich im rötlichen Licht und Infrarot auf Sparflamme emittieren, strahlen sie derart schwach, dass Astronomen sie in anderen Galaxien bislang nicht detektieren konnten. Über die genaue Anzahl Roter Zwerge in erdnahen oder fernen Sternoasen konnten sie bis vor kurzem nur mutmaßen.

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Infrarot-Aufnahme eines Roten Zwergsterns Bild: NASA.

Gäbe es ein Ranking für die im Produzieren von Sonneneruptionen effektivsten Sterne, gebührte dieser stellaren Sonderklasse fraglos ein Spitzenplatz. Einen Spitzenwert erreicht insbesondere die von ihnen emittierte UV-B- und Röntgenstrahlung. Jeder planetare Begleiter sähe sich - ob dieser massereich oder massearm wäre - nicht nur hoher Hitze und höchst lebensfeindlicher solarer Strahlung gegenüber, sondern würde auch infolge der stellaren starken Gravitation synchron rotieren und somit seiner Sonne immer dieselbe Seite zeigen.

Mutige Extrapolation

Das Fazit, das die Forscher nach der eintägigen Beobachtungssequenz zogen, ist radikal und zeigt das Universum zumindest in numerisch-stellarer Hinsicht von einer neuen Seite. Charlie Conroy vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysics in Cambridge (Massachusetts), der ebenfalls an der Beobachtung teilnahm, bestätigt diesen Sachverhalt gegenüber Telepolis:

Zitat
Wir stellten fest, dass alle massereichen Galaxien, die wir studierten, annähernd 20 Mal mehr schwachleuchtende Rote Zwerge als die Milchstraße (Galaxis) aufweisen.

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Ausgehend von diesem neuen überraschenden Wert, der sich vorerst nur auf die innergalaktische Region beschränkte und basierend auf den gängigen astronomisch-empirischen Daten, rechneten die Forscher den Zuwachs der Sterne in den äußeren Bereichen der Galaxien hoch. Dabei kristallisierte sich heraus, dass auch hier ein 20-facher Zuwachs an kleinen Roten Zwergsternen zu erwarten ist. Damit nicht genug. Die Forscher extrapolierten fleißig weiter und widmeten sich dem bunten Treiben der Sterne im gesamten Universum. Hierzu Charlie Conroy:

Zitat
Wenn in elliptischen Galaxien im Gegensatz zur Milchstraße 20 Mal mehr Rote Zwerge vorhanden sind, dann müssen hier auch im Gegensatz zur Milchstraße zehn Mal so viele Sterne aller Arten existieren. Wenn wir annehmen, dass ungefähr ein Drittel aller Galaxien massereiche elliptische Galaxien sind, kommen wir auf einen Wert von 10/3. Demnach besitzt das Universum zirka drei Mal mehr Sterne als wir vor kurzem noch dachten.

Dunkle Materie und Exoplaneten

Man gehe für gewöhnlich davon aus, dass andere Galaxien wie unsere aussehen, betont Conroy. Daher habe diese Entdeckung einen nachhaltigen Einfluss auf unser Verständnis für die Entstehung, Evolution und Anordnung von Galaxien.

Die nunmehr vorliegenden Daten könnten aber auch einen Hinweis darauf geben, dass in allen Galaxien weitaus weniger Dunkle Materie enthalten ist, weil es dort weitaus mehr Rote Zwergsterne und somit grundsätzlich mehr stellare Masse gebe, so das Keck-Team.

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Mehr Sterne im Universum bedeutet auch, dass die Anzahl planetarer Gasriesen und erdähnlicher Welten desgleichen enorm ansteigt. Bild: NASA/JPL.

Die Erkenntnis, dass drei Mal mehr Sterne im Weltraum existieren und dass davon 80 Prozent Rote Zwergsterne sind, könnte auch die Exoplanetenforschung und Exobiologie beflügeln. Denn dank der neuen stellaren Inflation müsste auch zwangsläufig die Anzahl erdähnlicher Planeten im Universum steigen, vermutet Dokkum. Dies gelte ebenso für alle habitablen Welten mit Lebensformen. Schließlich seien die neu entdeckten extragalaktischen Roten Zwergsterne als typische Vertreter ihrer Klasse mehr als 10 Milliarden Jahre alt und existieren somit lang genug, um Leben hervorgebracht zu haben. Rote Zwergsterne könnten somit eine Schlüsselrolle einnehmen. "Es gibt möglicherweise Billionen von ‚Erden', die um solche Sterne kreisen", so Dokkum. "Dies ist ein Grund dafür, warum sich viele für diesen Sterntyp interessieren."

SETIs neue Lieblinge

Zu den größten Interessenten indes gehören schon seit einigen Jahren die SETI-Enthusiasten, die nach wie vor nach außerirdischen Radio- und Lichtsignalen fahnden. Dass Rote Zwerge als kühlere astrale Vertreter bei ihnen derzeit heiß begehrt sind, resultiert daher, dass Astronomen in deren unmittelbarer Umgebung bislang mehrere Exoplaneten gefunden haben. Allein der erdnahe Rote Zwerg Gliese 581 geriert sich als Paradebeispiel eines M-Zwergsterns wie er leibt und lebt.

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Position von Gliese 581 Bild: NASA/JPL.

Immerhin kann der 20,4 Lichtjahre von der Erde entfernte und im Vergleich zu unserer Sonnen 500 Mal schwacher strahlende und nur ein Drittel so massereiche Stern auf einen mindestens fünfplanetaren Anhang verweisen. Selbst erdähnliche Himmelskörper könnten hier weilen (zur Kontroverse um Gliese 581g siehe: Buzz About Gliese 581g: Doubts of Its Existence; Aliens Signals Detected). Kein Wunder also, dass bei SETI inzwischen ein Umdenken stattgefunden hat. Derweil gehen immer mehr ihrer Protagonisten davon aus, dass Planeten, die um Zwergsterne der Kategorie M treiben, durchaus Horte des Lebens sein könnten. Zu dieser Feststellung gelangte zumindest eine interdisziplinäre Forschergruppe in den Jahren 2005 und 2006. Ihr Resümee spricht Bände:

Zitat
Wir kommen zu dem Schluss, dass M-Zwergsterne in der Tat überlebensfähige Planeten beherbergen, auf denen eine biologische Evolution starten kann. [...] Es macht Sinn, M-Zwergsterne künftig in Programme einzubeziehen, die nach bewohnbaren Welten und Anzeichen von Leben suchen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Ein völlig anderer Planet
Beitrag von: SiLæncer am 09 Dezember, 2010, 13:08
Wie würde Leben auf einem Himmelskörper mit einem Herz aus Diamant aussehen?

Erneut erweist sich ein Exoplanet weit entfernt von der Erde als völlig anders als die Planeten in unserem Sonnensystem. Da kreist ein Kohleplanet extrem eng um seinen Stern, und auf seiner Oberfläche herrscht extreme Hitze. Zum größten Teil besteht er wohl aus Gas, aber er könnte in seinem Innern außer Graphit auch jede Menge Diamanten enthalten.

Erst seit 15 Jahren ist es möglich, Planeten in anderen Sonnensystemen nachzuweisen, und die seither stetig entdeckten Trabanten ferner Sonnen rütteln zunehmend an unseren Vorstellungen von ihrer Entstehung und Beschaffenheit. Erst kürzlich durchstieß die Anzahl der bekannten Exoplaneten die Rekordmarke von 500 (aktuell sind 506 in der Enzyklopädie der extrasolaren Planeten auflistet).

Mitte November spürten die Astronomen den ersten extrasolaren Planeten auf, der mit seinem Stern einst in die Milchstraße einwanderte. Er kreist extrem eng um seine Sonne – ähnlich wie viele andere Exoten, die den Theoretikern noch viele Rätsel aufgeben.

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Illustration des Expoplaneten WASP-12b (im Vordergrund) und seines Sterns. Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (SSC)

Dasselbe gilt für WASP-12b, der sich nun als Kohle-Gigant erwies. Wozu die Erde ein Jahr braucht, eine Umrundung der Sonne, das erledigt er in gut einem irdischen Tag. Durch seine geringe Distanz von nur 0,023 Astronomischen Einheiten (AE = der mittlere Abstand zwischen Erde und Sonne, entspricht 150 Millionen Kilometern) zu seinem Zentralgestirn gehört er zu den heißesten Kandidaten unter den Exoplaneten. Auf seiner Oberfläche verdampft alles bei einem Temperatur von 2600 Kelvin (rund 2300 Grad Celsius). Das gilt zumindest für die Seite, die er immer seiner Sonne zuwendet, seine andere Seite taucht sich stets in tiefen Schatten.

Entdeckt wurde er 2009 vom europäischen Projekt Super Wide Angle Search for Planets, dem er auch seinen hübschen Namen verdankt. WASP besteht aus zwei Teleskopen auf La Palma und in Südafrika, deren Kamerasysteme automatisch den Nachthimmel absuchen, um die leichten Verdunkelungen aufzuspüren, die Planeten verursachen, wenn sie auf ihrer Umlaufbahn vor ihren Sonnen vorbei passieren, und dabei einen winzigen Schatten werfen, der über das Licht des Sterns wandert. Das nennt sich Transitmethode und lässt Rückschlüsse auf die Größe und Beschaffenheit der weit entfernten, nicht selbst leuchtenden Himmelskörper zu.

WASP-12b ist 1.200 Lichtjahre von uns entfernt und der ferne Gasriese (1,4 Mal die Masse des Jupiters) machte vor einem halben Jahr bereits Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass sein Stern ihn langsam verzehrt. Die Schwerkraft dieser Sonne verzerrt ihn in Eiform und zieht ganz langsam das ihm ständig entfleuchtende Gas in ihr Inneres. In etwa zehn Millionen Jahren wird sie ihn komplett verspeist haben. Ähnliche Phänomene waren bereits als Sternenkannibalismus bekannt, aber einen Planeten so verschwinden zu sehen, was den Astronomen neu.

Kohlenstoff und Methan

Aber WASP-12b hat noch mehr Überraschungen zu bieten. In einer aktuellen Vorabveröffentlichung im Internet des Wissenschaftsmagazins Nature berichtet ein Team von Astronomen aus Großbritannien und den USA rund um Nikku Madhusudhan von der Princeton University über ihre Analyse der Zusammensetzung dieses sehr speziellen Exoplaneten.

Die Wissenschaftler nutzten ein Verfahren namens "Sekundäre Eklipse", das den Moment nutzt, wenn ein Planet hinter seinem Zentralstern verschwindet. Dabei wird das Spektrum des Lichts vor uns nach seiner Abwanderung aus dem Gesamtlicht untersucht. Die entsprechende winzige "Verdunkelung" lässt Rückschlüsse auf seine Beschaffenheit zu.

Nikku Madhusudhan und seine Kollegen benutzten das Spitzer Weltraumteleskop, um den Gasriesen erneut genau zu betrachten. Der Vergleich dieser Daten mit den bereits über ihn gesammelten, ergab Verblüffendes: WASP-12b ist eine von Kohle dominierte Welt. Ganz im Gegensatz zur Erde, die reich an Sauerstoff ist und über deutlich weniger Kohle verfügt. Nikku Madhusudhan erklärt:

Zitat
Dieser Planet macht die erstaunliche Verschiedenheit der Welten da draußen deutlich. Das ist völlig neues Terrain und es wird Forscher motivieren, sich damit zu beschäftigen, wie Planeten aufgebaut sind, die reich an Kohle sind. Sie werden in jeder Hinsicht exotisch sein: in ihrer Entstehung, ihrem Innern und der Atmosphäre. WASP-12b ist ein heißer Planet und wie Jupiter ein Gasriese, aber es könnten sich in einem derartigen Planetensystem auch kleinere Gesteinsplaneten bilden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33806/33806_22.jpg)
Illustration des allmählichen Verschwindens von WASP 12b, den seine Sonne verzehrt. Bild: NASA, ESA, and G. Bacon (STScI)

Die Daten der Analyse des Lichts des Planeten auf vier verschiedenen Wellenlängen, speisten ein speziell zu diesem Zweck von Nikku Madhusudhan entwickeltes Simulationsprogramm, das verschiedene Variablen wie Temperaturverteilung und die Streuung vorhandener Moleküle wie Methan, Kohlendioxid, Wasser oder Ammoniak mit einbezieht.

So ergab sich ein Bild des Gasriesen WASP 12b, der nicht das erwartete Kohlenstoff-Sauerstoff-Verhältnis von 0,5 (doppelt so viel Sauerstoff wie Kohle, wie etwa in unserer Sonne) ergab. Das Team ging davon aus, viel Wasserdampf und wenig Methan zu finden – aber genau das Gegenteil war der Fall: Die Forscher fanden mehr als 100 Mal soviel Methan wie nach den Modellen erwartet und der Verhältniswert von Kohlen- und Sauerstoff lag bei mehr als 1, er könnte sogar bis zu 2 betragen.

Damit ist der Exoplanet ganz anders als die Planeten unseres Sonnensystems. Die Erde besteht hauptsächlich aus Eisen, Sauerstoff und Silizium. Feldspate und Quarz sind die häufigsten Minerale. WASP 12b muss komplett verschieden sein, er könnte in seinem Innern, verhüllt von einem Gasmantel, Graphit, Diamanten oder andere, exotische Formen des Kohlenstoffs verbergen.

In seinem – oder in anderen – Sonnensystemen, könnten auch kühlere, kleinere Gesteinsplaneten existieren. Eine aufregende Idee, denn dort wäre wirklich alles völlig anders. Co-Autor Joseph Harrington von der University of Central Florida findet diese Vorstellung sehr inspirierend:

Zitat
Eine von Kohlenstoff dominierte terrestrische Welt würde viele reine Kohleminerale haben – wie Diamanten oder Graphit, aber auch Kohleverbindungen wie Teer.

Eine Landschaft aus Diamantgebirgen und Teermeeren – das wird die Fantasie nicht nur von Science Fiction-Liebhabern beflügeln.

Aber da ist noch eine wichtige Frage: "Könnte Leben in einer solchen Umgebung gedeihen, mit wenig Sauerstoff oder Wasser?" Und Joseph Harrington verweist auf die erstaunlichen Erkenntnisse der Exobiologie über die vielen scheinbar lebensfeindlichen Umgebungen auf der Erde, in denen dennoch Leben existiert. Erst letzte Woche hatte die NASA der Öffentlichkeit Bakterien vorgestellt, die sich von Arsen ernähren. Kohlenstoff ist ein wichtiger Baustein des Lebens – wir sind auf ihm basierende Lebewesen. Vielleicht müssen wir das gar nicht in Frage stellen, um völlig anderes Leben zu finden, als wir es bislang kennen.

Auf WASP 12b ist kein Leben möglich, dazu ist der Planet zu heiß und unwirtlich. Aber es könnte weiter entfernt von seinem Zentralstern andere Kohle-Planeten geben, auf denen sich Lebensformen entwickelt haben könnten, die mit sehr wenig Wasser und Sauerstoff auskommen, und dafür umso mehr Methan in ihrer Umwelt goutieren. Wesen, die in einer Welt leben, wo Felsformationen aus Diamant bestehen, Hochzeitsringe dagegen mit extrem seltenen Glasklumpen bestückt werden..

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Spitzen-Kosmologie mit Hausmitteln
Beitrag von: SiLæncer am 09 Dezember, 2010, 16:24
Australischen Astronomen ist ein erhellender Blick in die Frühzeit des Universums gelungen - im Prinzip mit ein paar Drähten

Das Universum hat in seinem langen Leben schon alles mögliche durchgemacht. Zunächst ein überaus hektischer Urknall, gefolgt von einer Zeit relativer Ruhe. Etwa vierhunderttausend Jahre nach dem Big Bang hatten Protonen und Elektronen sogar Ruhe genug, sich zu neutralen Atomen zu verbinden, ein Zustand, der für einige hundert Millionen Jahre anhalten sollte. Erst dann hatten sich genug Sterne und Galaxien gebildet, um das Weltall mit so viel ionisierender Strahlung zu füllen, um die Wasserstoffatome wieder in ihre Teile zu trennen. Kosmologen sprechen von der Re-Ionisierungsphase.

Dass beide Phasen, die neutrale und die ionisierte, in dieser Reihenfolge existiert haben müssen, dafür gibt es viele Indizien. Die Beobachtung der Spektren sehr weit entfernter Quasare zeigt zum Beispiel, dass hier das UV-Absorptionsspektrum des neutralen Wasserstoffs fehlt. Vor einer Milliarde Jahren muss das Universum also schon ionisiert gewesen sein. Andererseits zeigt eine Analyse der kosmischen Hintergrundstrahlung, eines Überbleibsels des Big Bang, dass das Weltall deutlich vor dieser Zeit mit neutralen Atomen gefüllt gewesen sein muss. Wann vollzog sich der Übergang zwischen diesen beiden Zuständen? Das gehört derzeit noch zu den ungelösten Problemen der Kosmologie.

Praktischerweise ist das Universum dank seiner fortgesetzten Expansion jedoch seine eigene Zeitmaschine. Der Blick in die Vergangenheit ist nicht nur möglich, sondern wird längst auch fleißig genutzt. Geht es um den Übergang zwischen neutraler und ionisierter Phase, dann interessiert vor allem, wie weit die neutralen Atome inzwischen in Raum und Zeit gereist sind. Wasserstoff ist an charakteristischen Emissions- beziehungsweise Absorptionslinien bei 21 Zentimetern Wellenlänge erkennbar.

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Das Edges-System des Murchison Radio-Astronomie-Observatoriums (MRO) in der westaustralischen Wüste, 40 Kilometer vom nächsten bewohnten Ort entfernt. Im Vordergrund ist die Dipol-Antenne zu sehen, von der ein schwarzes Coaxialkabel zum Digitalreceiver des Systems hinten im Trailer führt. Der Trailer versorgt die Station mit Solarstrom und Schutz vor elektromagnetischer Interferenz. (Foto: Judd Bowman)

Wegen der Rotverschiebung durch die Expansion des Kosmos sollten sich für verschiedene Frequenzen je nach Alter des Wasserstoffs unterschiedliche Intensitäten ergeben. Wie der Zufall so spielt, handelt es sich dabei um durchaus bekannte Frequenzen im UKW-Bereich; die Wellenlänge wird durch die Rotverschiebung von 21 Zentimeter auf etwa zwei Meter gestreckt. Der Aufgabe, diesen Bereich zu durchmustern, haben sich die amerikanischen Forscher Judd Bowman und Alan Rogers gestellt - im Wissenschaftsmagazin Nature berichten (http://dx.doi.org/10.1038/nature09601) sie nun von ihren Ergebnissen.

Der Charme der Arbeit von Bowman und Rogers liegt aber auch in einem anderen Aspekt: Ob CERN oder Hubble, Spitzenforschung, hat es oft den Anschein, lässt sich heute nur noch mit exorbitanten Ausgaben betreiben. Was die Wissenschaft ohne allzu großen Aufwand herausfinden konnte, ist längst erforscht - könnte man denken. Was Bowman und Rogers interessiert, braucht ausnahmsweise keinen milliardenteuren Detektor: Eine simple Dipol-Antenne genügt.

Dabei hat das interessierende Signal überaus starke Konkurrenz - wie zum Beispiel die um vier Größenordnungen stärkere Synchrotronstrahlung der Milchstraße und außergalaktischer Quellen. Und natürlich die trotz der bewusst abgelegen gewählten Mess-Location einfallenden menschgemachten Sendungen von Radio und Fernsehen. Der Kniff, den die Forscher deshalb anwenden mussten: Sie nahmen eine bestimmte spektrale Verteilung für die überdimensionalen Störquellen an und konnten so auf den eigentlich gesuchten globalen Hintergrund schließen.

Sehr präzise Ergebnisse erlaubt dieses Verfahren nicht - doch immerhin lassen sich mit Hilfe der Daten einige kosmische Entwicklungsszenarien ausschließen lassen. Klar ist nun etwa, dass die Re-Ionisierungsphase nicht sehr kurz gewesen sein kann. Ob sich diese Angabe noch präzisieren lässt, wird sich zeigen - das hängt vor allem davon ab, ob für den simplen Radiodetektor eine bessere Kalibrierung möglich ist. Unterdessen sind weltweit Niedrigfrequenz-Radioteleskope in Bau, die auf dasselbe Problem angesetzt werden sollen.


Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Poststellare Weihnachtsbaumkugel
Beitrag von: SiLæncer am 18 Dezember, 2010, 09:37
Wenn eine Supernova zum optischen Augenschmaus avanciert

Noch rechtzeitig zum vierten Advent haben die Weltraumagenturen NASA und ESA eine Serie schöner Astro-Fotos veröffentlicht, die das Weltraumteleskop Hubble 2006 und 2010 aufgenommen hat und die mit früheren Bildern, festgehalten von dem NASA-Röntgenweltraumteleskop Chandra, kombiniert wurden. Als Resultat präsentierten beide Behörden nun einen ganz exquisiten Überrest einer Supernova, der sich wie eine riesige Seifenblase geriert. Jahreszeitlich bedingt bezeichnen sie das pittoreske kugelförmige Gebilde als Weihnachtsbaumkugel.

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Dank Hubble und Chandra avancierte diese Seifenblase zur Weihnachtsbaumkugel. Bild: NASA, ESA, the Hubble Heritage Team (STScI/AURA), and NASA/CXC/SAO/J. Hughes

Zwergenhafte Geburt

Wenn ein Stern seine Energiereserven verbraucht hat, ist sein Exitus nur noch eine Frage der Zeit. Irgendwann bricht alles zusammen, die Hüllen stürzen aufs Zentrum und werden dabei wieder gewaltig aufgeheizt. Ohne den nötigen Kernbrennstoff, den der Stern für die Umwandlung von Wasserstoff in Helium benötigt, lässt sich der drohende Gravitationskollaps nicht länger in Schach halten, und der Untergang ist unausweichlich. Am Ende zerreißt es den Stern in einer gewaltigen Explosion. Vom einstigen sich über viele Millionen Kilometer erstreckenden Riesenstern selbst bleibt nur eine kleine, geradezu winzige, sich langsam abkühlende Sternenleiche von einigen Tausend Kilometern Durchmesser übrig, in der die Atomkerne dicht an dicht gedrängt sind. Astronomen nennen solche Gebilde in ihrer bisweilen märchenhaften Sprache Weiße Zwerge.

Letzter stellarer Atem

Bei massereichen Sternen mit mindestens acht (in Binärsystemen kann sie geringer sein) bis zirka maximal 20 Sonnenmassen gipfelt dieses Schauspiel in eine Supernova von unglaublicher Leuchtkraft, die ihn für eine Zeitlang so hell erstrahlen lässt wie eine ganze Galaxie. In einer gewaltigen Explosion kollabiert ein astraler hochbetagter Zeitgenosse zu einem Neutronenstern bzw. Pulsar (rotierender Neutronenstern) – zu einem extrem kompakten Körper, bei dem alle Neutronen ebenfalls dicht an dicht liegen. Bei diesem Prozess haucht der sterbende Stern seinen letzten Atem aus und schleudert mit einer Geschwindigkeit von 20.000 Kilometer pro Sekunde seine mit schweren Elementen angereicherten Gashüllen ins Universum hinaus.

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Hier die "unverfälschte" Hubble-Aufnahme (ohne Chandra). Bild: NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA). Acknowledgement: J. Hughes (Rutgers University)

Vor mehr als 160.000 Jahren

Was uns als stellare Überreste solcher Explosionen im weißen Licht, Röntgen- und Infrarotlicht des elektromagnetischen Spektrums auf ästhetische Weise offenbart, ist nicht allein eine kompakte Sternleiche, sondern eine meist farbenprächtige Supernova-Schale, die mit einer langsam abnehmenden Geschwindigkeit ins All auseinanderdriftet, während der Kern, das eigentliche Zentralobjekt, scheinbar bewegungslos und unsichtbar im Hintergrund, besser gesagt im Zentrum weilt.

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Weißer Zwerg im Hintergrund. Bild: NASA

Kombinierte Aufnahme

Irgendwann vor etwas mehr als 160.000 Jahren vollzog sich ganz in der Stille des Vakuums, in der 160.000 Lichtjahre entfernten Großen Magellanischen Wolke (GMW), ein solches kosmisches Drama. Das Licht dieser Katastrophe traf bei uns um das Jahr 1600 ein und war höchstwahrscheinlich sogar mit bloßem Auge auf der südlichen Hemisphäre zu sehen, so die Vermutung von Wissenschaftshistorikern. Denn ganz im Gegensatz zu der von dem dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546-1601) dokumentierten Supernova aus dem Jahre 1572 ist dieses Ereignis quellenmäßig nicht überliefert.

Mehr als 400 Jahre später hat das NASA-ESA-Weltraumteleskop Hubble das stellare Überbleibsel mit der unschönen Katalognummer SNR B0509-67.5 (auch SNR B0509) am 28. Oktober 2006 und am 4. November 2010 mit der neuen Wide Field Camera 3 nochmals näher unter die Lupe genommen und fotografiert.

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Chandra. Bild: NASA

Nachdem die Mitarbeiter des Hubble-Teams die Bilder mit Aufnahmen des NASA-Röntgenweltraumteleskop Chandra kombinierten, die Chandras leistungsstarker "Advanced CCD Imaging Spectrometer (ACIS)" von dieser Region in den Jahren 2000 und 2007 gemacht hatte, kristallisierte sich ein wunderschönes Astrofoto heraus, auf dem sich ein kugelähnliches Etwas die Ehre gibt, das wie eine überdimensionierte Seifenblase, ja wie eine exorbitant große Weihnachtsbaumkugel wirkt.

Einstmals ein Weißer Zwerg

Bei dem Gebilde in der Nachbargalaxie handelt es sich um eine im Durchmesser 23 Lichtjahre große Gaskugel, die aus Wasserstoff besteht, der vom Supernova-Überrest SNR B0509-67.5 stammt. Die ansehnliche Blase expandiert mit einer Geschwindigkeit von mehr als 18 Millionen Kilometern pro Stunde.

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Zum Vergleich: Eine Bild von SNR B0509, das das NASA Weltraumteleskop Chandra im Röntgenlicht in Kombination mit einem optischen Teleskop aufnahm. Bild: NASA/NOAO

SNR B0509 ist ein Paradebeispiel für eine energiereiche und sehr helle Supernova, ein klassischer Vertreter des Supernovatyps Ia. Dieser entsteht in der Regel, wenn in einem sterbenden Doppelsternsystem ein kompakter und dichter Weißer Zwergstern seinen masseärmeren Begleiter, in der Regel einen Roter Riesen, langsam absorbiert bzw. verschluckt. Aufgrund der hinzugewonnenen Masse neigen Weiße Zwerge sodann dazu, sich auf höchst theatralische Weise als Supernova zu inszenieren.

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30-sekündige Videoanimation über das Phänomen.
   
Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Bausteine des Lebens vom Himmel
Beitrag von: SiLæncer am 22 Dezember, 2010, 09:42
Wissenschaftler der NASA haben in einem Asteroiden Aminosäuren entdeckt

Dass das Leben vom Weltall auf die Erde gekommen sein könnte, ist nicht blop eine populäre These der Ufologen. Vor kurzem haben NASA-Wissenschaftler die Bausteine des Lebens an einer Stelle gefunden, wo sie niemand vermutet.

"Der Meteorit hat sich durch die Kollision zweier Asteroiden gebildet", so Dr. Daniel Glavin vom Goddard Space Flight Center der NASA. "Beim Zusammenprall entstanden Temperaturen von mehr als 1000 °C – heiß genug um eigentlich alle komplexen organischen Moleküle, zu denen die Aminosäuren ja ebenfalls gehören, zu zerstören. Und dennoch haben wir in dem Material welche gefunden." Glavin ist der federführende Autor eines Artikels über diese Entdeckung, der am 15.12. in Meteoritics and Planetary Science erschiene ist.

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Bilder der Asteroiden-Kollision. Bild: NASA, ESA, and D. Jewitt (UCLA)

"Aminosäuren in dieser Art Meteorit zu finden führt vor Augen, dass sie wohl auf mehr als eine Art im Weltall entstehen können. Damit steigt natürlich auch die Chance, außerirdisches Leben irgendwo im Universum zu entdecken", vermutet Glavin. Aus Aminosäuren entstehen Proteine, die Grundbausteine organischen Lebens, die in alle Strukturen vom Haar bis zu den Enzymen vorkommen und chemische Reaktionen in den Zellen beschleunigen oder sogar erst ermöglichen. Wie sich aus den 26 Buchstaben des Alphabets unbegrenzte Wortkombinationen erstellen lassen, nutzt das Leben 20 verschiedene Aminosäuren, um daraus eine enorme Menge verschiedener Proteine zu synthetisieren.

Erst kürzlich hatten Wissenschaftler des "Goddard Astrobiology Analytical Laboratory" während der NASA-Mission Stardust Aminosäuren in Proben des Kometen Wild 2 entdeckt. In derartigen Himmelskörpern komplexe organische Strukturen zu finden liefert zumindest starke Argumente für die These, dass das Leben aus dem All auf die Erde gekommen sein könnte: Einige der Zutaten könnten im All entstanden und durch Meteoriten-Einschläge auf die Erde gelangt sein.

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Infrarot-Aufnahme der Explosion von "2008 TC3". Bild: EUMESTAT/NASA

Als Dr. Peter Jenniskens vom SETI-Institut in Mountain View (Kalifornien) dem "Ames Research Center" der NASA den Vorschlag machte, in den Kohlenstoff-reichen Überresten des Asteroiden 2008 TC3 nach Aminosäuren zu suchen, wurde kaum erwartet, dort fündig zu werden. Wegen der ungewöhnlich heftigen Kollision waren die meisten Bestandteile des Asteroiden verbrannt und lagen nur noch in Form von Graphit vor. Der kleine Asteroid mit dem Durchmesser von schätzungsweise 1,5 und 4,5 Metern wurde am 7. Oktober 2008 bereits vor seinem Einschlag auf der Erde im Weltraum entdeckt. Als Jenniskens und Dr. Muawia Shaddad von der University of Khartoum Überreste davon in der nubischen Wüste fanden, offenbarten sich diese als die ersten Ureilite-Meteoriten, die in noch makellosem Zustand geblieben waren.

Eine Probe davon wurde zwischen dem Goddard-Laboratorium und dem der Scripps Institution of Oceanography der University of California in San Diego aufgeteilt. "Unsere Analysen bestätigen die Untersuchungen, die bei Goddard gemacht wurden", so Professor Jeffrey Bada von Scripps. Die sehr empfindlichen Messinstrumente beider Labors zeigten kleine Mengen von 19 verschiedenen Aminosäuren in der Probe in Mengenverhältnissen von 0,5 bis 149 Teilen pro Milliarde.

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Fragment von "2008 TC3". Bild: NASA/Peter Jenniskens

Das Team musste sich natürlich darüber versichern, dass die Aminosäuren nicht durch eine Kontamination auf der Erde in die Proben gelangt sein könnten. Dies gelang ihnen aufgrund der Kenntnis über die Entstehung von Aminosäuren: Sie können auf zwei Arten synthetisiert werden, die sich wie zwei die Hände spiegelbildlich zueinander verhalten. Während – um im Bild zu bleiben – auf der Erde nur solche Aminosäuren der "linken Hand" in Lebewesen zu finden sind und diese niemals mit solchen der "rechten Hand" vermischt sind, waren in den Meteoriten-Proben solche beider "Hände" vorhanden.

Die Proben enthalten zudem verschiedene Mineralien, die ausschließlich unter extrem hohen Temperaturen entstehen – ein Hinweis darauf, dass sie bei einer gewaltigen Kollision entstanden sind. Es ist möglich, das die Aminosäuren bloß Rückstände von einem der beiden Kollisionspartner darstellen – vielleicht einem, auf dem die Bedingungen für die Entstehung der Moleküle besser gewesen sind. Dr. Jennifer Blank von SETI hat Experimente mit Aminosäuren in Wasser und Eis angestellt, die zeigen, dass derartige Verbindungen auch unter solch extremen Druck- und Temperatur-Bedingungen stabil bleiben, wie sie bei einem Kometeneinschlag auf der Erde oder der Kollision zweier Asteroiden herrschen.

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Allerdings geht das Team nicht davon aus, dass sich die Aminosäuren bereits bei der Entstehung der Asteroiden gebildet haben könnten – dazu sind die physikalischen Bedingungen von Temperaturen mehr als 1100 °C zu extrem. "Es wäre recht schwierig Aminosäuren von einem Einschlagskörper auf einen anderen zu übertragen, wegen der hohen energetischen Bedingungen während des Zusammenstoßes", so Bada. Anstelle dessen hält das Team es für möglich, dass es im Weltraum alternative Möglichkeiten der Aminosäuresynthese geben könnte: "Zuerst dachten wir, am leichtesten könnten solche Moleküle in einem Asteroiden entstehen, wenn die Temperaturen sinken und flüssiges Wasser im Spiel ist. Der gefundene Meteorit legt allerdings nahe, dass noch ein anderer Weg möglich ist, bei dem Reaktionen in Gasen stattfinden, wenn sich ein sehr heißer Asteroid abkühlt", vermutet Glavin. Das Team bereitet derzeit Experimente vor, um verschiedene Reaktionen dieser Art in Gas-Phasen darauf hin zu testen, ob dabei Aminosäuren entstehen.

Fragmente von "2008 TC3" werden Almahata Sitta oder "Station Six" genannt – nach dem Bahnhof im nördlichen Sudan, nahe der Fundstelle. Sie sind als seltene Ureilite-Meteoriten überaus wertvoll. "Nach den Überlegungen einiger Wissenschaftler", fügt Bada hinzu, "könnte sich das Ureilite in Solarnebeln gebildet haben; dann könnten die Funde von Almahata Sitta gleichzeitig einen Hinweis darauf sein, dass Aminosäuren schon sehr früh in der Geschichte des Sonnensystems entstanden sind."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Eisvulkan auf Titan
Beitrag von: SiLæncer am 26 Dezember, 2010, 19:19
Cassini findet einen möglichen Kryovulkan auf dem Saturnmond

Die Cassini-Saturnsonde der NASA hat auf dem Mond Titan eine Struktur entdeckt, die der irdischer Vulkane ähnelt, jedoch Eis anstelle von Lava speit.

Die Auswertung topografischer Daten hat Wissenschaftlern den bislang sichersten Fund eines Eisvulkans im äußeren Sonnensystem ermöglicht. Die Ergebnisse der Untersuchung werden heute im "American Geophysical Union"-Meeting in San Francisco vorgestellt.

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Titan mit markierter Sotra Facula Gegend. Bild: NASA


"Als wir auf unsere neue 3D-Karte von Sotra Facula auf Titan gesehen haben, sind wir über eine Ansammlung von Vulkanen gestolpert, die dem Etna in Italien oder Kali auf Island ähneln", so Randolph Kirk, der die Arbeiten an der 3D-Kartographierung des Mondes leitet, Mitglied des Radar-Teams der Cassini-Mission und Geophysiker bei der US Geological Survey (USGS) im astrogeologischen Zentrum in Flagstaff (Arizona) ist, in dessen Nähe es ebenfalls Vulkankegel gibt, die denen auf der Karte ähneln.

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Sotra Facula. Bild: NASA

Seit einigen Jahren diskutieren Wissenschaftler bereits, ob solche Kryo- bzw. Eisvulkane auf eisreichen Monden, etwa auf Saturns Enceladus, Neptuns Triton oder dem Pluto-Mond Charon, vorkommen und was ihre Charakteristika sind, falls es sie tatsächlich gibt. Eine Arbeitsdefinition benennt bestimmte "unterirdische" geologische Aktivitäten, die die kalte Umgebung so weit aufheizen, dass Teile des Mondes schmelzen und Eismatsch zusammen mit anderen Materialien an die Oberfläche befördern. Vulkane auf Jupiters Monden Io und Europa spucken beispielsweise Silikat-haltige Lava.

Einige Kryovulkane sind in Details sogar ihren irdischen Pendants ähnlich: etwa mit den langen Furchen (Tigerstreifen) auf Enceladus, aus denen Fontänen aus Wasser und Eispartikeln sprühen, die kleine Spuren auf seiner Oberfläche hinterlassen. Andererseits können Eruptionen aus dichterem Material typische Vulkanberge oder fingerartig verästelte Flussspuren erzeugen. Als solche Spuren in der Vergangenheit auf Titan gefunden wurden, hatten Astronomen sie zunächst auf nicht-vulkanische Prozesse, wie zum Beispiel Sedimentablagerungen in Flüssen zurückgeführt. In der Sotra-Gegend auf Titan ist Kryovulkanismus allerdings die beste Erklärung für die beiden mehr als 900 Meter Hohen Gipfel mit ihren tiefen vulkanischen Kratern und typischen fingerartigen Fließspuren.

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Screenshot des Überflug-Videos über Sotra Facula. Bild: NASA

"Es ist einfach der beste Beweis bislang für vulkanische Topografie, der bislang für Eismonde dokumentiert wurde", so Jeffrey Kargel, Planetologe an der University of Arizona in Tuscon. "Natürlich ist es möglich, dass diese Erhebungen tektonischen Ursprungs sind, aber die Interpretation mit den Kryovulkanen ist die einfachere und konsistentere Erklärung."

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Cassini-Sonde und Saturn. Bild: NASA

Kirk und seine Kollegen haben für ihre These neue Radar-Bilder der Cassini-Sonde analysiert. Seine USGS-Gruppe hat daraus eine topografische Karte und 3D-Überflug-Bilder von Sotra Facula erstellt. Die Daten von Cassinis sichtbarem und infrarotem Karten-Spektrometer zeigten, dass die sich überlappenden Fließspuren von der Umgebungsoberfläche deutlich unterschieden. Die Wissenschaftler haben zwar keinen Beweis für derzeitige vulkanische Aktivitäten in der Sotra-Gegend, sie behalten das Areal nun jedoch im Auge.

"Kryovulkane helfen uns, die geologischen Kräfte zu verstehen, die einige dieser exotischen Orte in unserem Sonnensystem hervorgebracht haben", sagt Linda Spilker, Wissenschaftlerin am Cassini-Projekt beim NASA-"Jet Propulsion Laboratory" in Pasadena. "Beim Titan beispielsweise könnten sie erklären, wie die Atmosphäre des Mondes immer wieder mit Methan aufgefüllt wird, obwohl die Sonnenstrahlung das Molekül darin ständig zersetzt."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Sind wir doch allein?
Beitrag von: SiLæncer am 24 Januar, 2011, 09:57
Während die einen angesichts der vielen entdeckten Exoplaneten optimistisch sind, erklärt ein bekannter US-Astrophysiker, dass wir voraussichtlich alleine bleiben werden

Während man sich in der Royal Society gerade auf einer heute beginnenden Tagung anlässlich des 350jährigen Bestehens damit beschäftigt, welche wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen die Entdeckung extraterrestrischen Lebens haben wird, macht der Astrophysiker Howard Smith von der Harvard University zumindest die Suche nach extraterrestrischem Leben und vor allem die nach intelligentem Leben madig.

Auf der Tagung wird hingegen nicht nur ein kosmischer Imperativer für die Existenz von Leben behauptet, sondern Wissenschaftler wollen schon einmal erklären, wie extraterrestrisches Leben aussehen könnte und wie wir uns gegenüber intelligenten Aliens verhalten sollen. Die Rede ist auch davon, dass wir hier mit dem Schlimmsten rechnen müssten. So erklärt Simon Conway Morris, dass intelligentes extraterrestrisches Leben vermutlich uns ziemlich ähnlich sein würde, aber dass es bestenfalls selten vorkomme, noch seltener ist natürlich, dass Kulturen von ihrem Planeten aufbrechen, schon gar nicht zu unserer Zeit. Wir müssten also nicht mit einer Begegnung rechnen:

Zitat
We never had any visitors, nor is it worth setting up a reception committee in the hope that one day they might turn up. They are not there, and we are alone. So which do you prefer: neighbours with the culture of the Aztecs or a howling silence?

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34065/34065_1.jpg)
Ob so Kepler-10b, allerdings nur in "künstlerische Darstellung". Bild: Nasa

Nachdem bereits Hunderte von Exoplaneten entdeckt wurden, die allerdings allesamt nicht für Leben, wie wir es kennen, geeignet sind, sind die Hoffnungen gestiegen, nicht nur in naher Zukunft auch erdähnliche Planeten in der habitablen Zone zu entdecken, sondern womöglich wirklich irgendwo da draußen Leben zu finden. Verstärkt wurde unlängst die Hoffnung, als Astronomen Anfang Januar bestätigen konnten, mit Kepler-10b den ersten Felsplaneten entdeckt zu haben. 519 Exoplaneten sind insgesamt bis jetzt aufgespürt worden, mit neuen Methoden und Satelliten wie Kepler geht es rasant weiter. Astronomen gehen überdies davon aus, dass es in unserem Universum allein so viele Exoplaneten wie Sandkörner an einem Strand geben soll. Darunter sollten auch viele sein, die bewohnbar sind und auf denen auch Leben in irgendeiner Form existiert.

Howard Smith, der am 20. Februar beim Jahrestreffen der AAAS (American Association for the Advancement of Science) darüber sprechen wird, widerspricht dem Optimismus und meint, ebenfalls mit Bezug auf die Wahrscheinlichkeitsabschätzung, dass wir wohl in absehbarer Zeit keine intelligenten Aliens finden und mit ihnen Kontakt aufnehmen werden, also "in der Praxis" allein bleiben werden.

An den bislang entdeckten Exoplaneten und Sonnensystemen zeige sich, dass sie sich stark von unserem Sonnensystem unterscheiden, die Umlaufbahnen seien meist elliptisch, die Temperaturen zu heiß. Die Lebensfeindlichkeit der Planeten sei vermutlich die Norm, sagte er der britischen Sunday Times, die Bedingungen auf der Erde vielleicht doch einzigartig, zumindest könne Leben sehr selten sein. Und selbst wenn es Exoplaneten geben sollte, auf denen Leben existiert, sei es praktisch unmöglich, einen Kontakt herzustellen. "Jede Hoffnung auf einen Kontakt", so Smith, "muss sich auf eine relativ kleine Raumblase um die Erde beschränken, die sich vielleicht 1.250 Lichtjahre von unserem Planeten erstreckt, wo Aliens unsere Signale empfangen oder wir unsere eigenen senden könnten. Die Kommunikation würde aber immer noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauern."

Smith führt ein "misanthropisches Prinzip" ein. Es beruhe auf der Beobachtung, "dass in einem Universum, dessen physikalische Parameter ideal für intelligentes Leben geeignet ist (das 'anthropische Prinzip'), die zur Herausbildung von Intelligenz notwendigen Umweltbedingungen und Situationen extrem selten sind". Damit dürfte er bei seinen optimistisch gestimmten Kollegen auf großen Widerstand stoßen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Das größte Radioteleskop der Welt geht auf Empfang
Beitrag von: SiLæncer am 03 Februar, 2011, 10:51
Für das im Bau befindliche europäische Radioteleskop LOFAR (http://www.dvbcube.org/index.php?topic=7393.msg134801#msg134801) (Low Frequency Array) sind erstmals Signale von Antennenstationen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlande synchron verarbeitet worden. Damit hat das astronomische Großprojekt einen wichtigen Meilenstein erreicht.

Das vom Niederländischen Institut für Radioastronomie Astron geleitete Observatorium ist kein klassisches Radioteleskop mit einer beweglichen Satellitenschüssel, sondern besteht aus vielen Empfangsstationen, die über ganz Europa verteilt und über schnelle Datenleitungen miteinander verbunden sind. 40 Stationen sind im Norden der Niederlande auf einer Fläche von etwa 100 Kilometer Durchmesser konzentriert und sorgen für die Empfindlichkeit des Teleskops. Daneben gibt es fünf Stationen in Deutschland und jeweils eine in Frankreich und Großbritannien. Eine weitere in Schweden soll im Laufe dieses Jahres in Betrieb genommen werden. Außerdem sind Stationen in Polen und Italien geplant.

In der endgültigen Ausbaustufe beträgt der größte Abstand zwischen zwei Empfangsstationen 1500 Kilometer. Dieser Abstand definiert die "Basislinie" des Observatoriums, von der wiederum das Auflösungsvermögen abhängt. Damit die von den weit auseinanderliegenden Antennen empfangenen Signale zu einem Bild verarbeitet werden können, müssen sie synchronisiert werden. Die Stationen sind daher über ein Glasfasernetz mit einem IBM BlueGene/P Supercomputer der Universität Groningen verbunden, wo sie zusammengeführt und aufbereitet werden.

(http://www.heise.de/imgs/18/6/2/5/4/1/2/890652980b265042.jpeg)
Der Quasar 3C 196
Bei der jetzt erfolgten Zusammenschaltung der internationalen Empfänger wurde eine Basislinie von etwa 1000 Kilometer realisiert. Damit konnte ein Bild des 6,9 Milliarden Lichtjahre entfernten Quasars 3C 196 bei einer Frequenz von 138 Megahertz mit einer Auflösung von 0,2 Bogensekunden aufgenommen werden. Das entspricht einem Zehntausendstel des Durchmessers des Vollmonds. Die kleinsten noch aufgelösten Details auf dem Bild haben eine Ausdehnung von etwa 7000 Lichtjahren. Ein Bild, das ausschließlich mit den niederländischen Empfangsstationen aufgenommen wurde, löst dagegen nur Details bis 265.000 Lichtjahren auf.

Das Auflösungsvermögen ist jedoch nicht alles. Weil das Observatorium keine reale Hardware-Schüssel hat, sondern eine virtuelle, bei der die Blickrichtung elektronisch gesteuert wird, kann es ein sehr weites Blickfeld erfassen und in mehrere Richtungen gleichzeitig schauen. Das wurde im vergangenen Dezember mit der simultanen Beobachtung von fünf Pusaren demonstriert.

Von den jetzt aufgenommenen Bildern zeigten sich die beteiligten Wissenschaftler begeistert. "Das ist fantastisch", sagte Rob Fender von der University of Southampton, Leiter der LOFAR-Aktivitäten in Großbritannien, wo eine Empfangsstation am Chilbolton Observatorium in Hampshire zugeschaltet wurde. "Die Verbindung zwischen dem Chilbolton Teleskop und dem Supercomputer erfordert eine Internetgeschwindigkeit von 10 Gigabit pro Sekunde. Das ist tausendmal so schnell wie der typische Breitbandanschluss zu Hause."

Zu den astronomischen Fragen, die LOFAR helfen soll zu beantworten, zählt die Erforschung der Epoche der Reionisierung, als die ersten Sterne und Schwarzen Löcher das Universum erhitzten. Das derzeit größte Observatorium der Welt soll Pulsare und plötzliche Eruptionen beobachten, der Natur der kosmischen Strahlung auf den Grund gehen, den solaren Wind und seine Interaktion mit der Erde erforschen und den Ursprung ausgedehnter Magnetfelder im Universum klären.

Nicht zuletzt werden die Erfahrungen mit LOFAR helfen, die nächste Stufe der Radioastronomie zu erklimmen und das noch leistungsfähigere Square Kilometer Array (SKA) zu realisieren. Hier sollen die Empfangsstationen bis zu 3000 Kilometer voneinander entfernt sein, mit einer Antennenfläche von insgesamt einem Quadratkilometer. Die Fertigstellung dieses Monsterteleskops ist derzeit für das Jahr 2023 geplant.

Quelle : www.heise.de
Titel: Wie sehen intelligente Aliens aus?
Beitrag von: SiLæncer am 08 Februar, 2011, 14:02
Ähnlich wie wir vielleicht, sagen Wissenschaftler, aber eine Begegnung ist ziemlich unwahrscheinlich

Gerade wurde bekannt, dass mit dem Kepler-Satelliten der Nasa wieder 6 Exoplaneten entdeckt, davon sogar 5 in nahen und angeblich habitablen Umlaufbahnen um ihr Zentralgestirn. Das stärkt erneut die Hoffnung, auch solche Exoplaneten zu finden, auf denen nicht nur Leben möglich wäre, sondern auf denen es auch tatsächlich Leben gibt. Und unter den vielen theoretisch möglichen Explaneten mit Lebewesen könnte es auch solche geben, die von intelligenten Wesen bewohnt sind. Und so lässt sich wieder einmal darüber diskutieren, ob es denn intelligentes Leben da draußen gibt, wie es aussehen könnte und ob eine Begegnung möglich wäre.

Die britischen Astronomen Martin Dominik und John C. Zarnecki verweisen auf ein Treffen der Royal Society Ende Januar, auf dem es darum ging, ob und dann wie sich die Menschheit darauf vorbereiten könnte, nicht allein im Weltall zu sein. In den Philosophical Transactions A wurden die Beiträge veröffentlicht.

Dass es Leben auf anderen Planeten gibt, gilt als hoch wahrscheinlich, der Biochemiker Christian de Duve geht gar von einem kosmischen Imperativ für Leben aus, dabei bleibt aber fraglich, warum extraterrestrisches Leben eigentlich prinzipiell anders sein sollte als irdisches, da doch auch die Gesetze der Chemie und der Physik überall im Kosmos gelten würden. Daher dürften auch die Gesetze des Lebens universell sein, zumal auch die Bausteine des Lebens überall reichlich zu finden sind. Darin schließen sie sich der These des für seine extravaganten Thesen bekannten Paläobiologen Simon Conway Morris an, die er in seinem Artikel "Predicting what extra-terrestrials will be like: and preparing for the worst" ausführt. Bislang wurde gerne provokativ damit herumgespielt, dass Leben auf anderen Planeten keineswegs dem irdischen gleichen müsse, allerdings hat man sich die Aliens dann doch meist ziemlich menschlich vorgestellt.

Morris ist der Meinung dass dann, wenn extraterrestrische Zivilisationen auf einer vergleichbaren Evolutionsstufe wie die Menschen angekommen wären, sie sich nicht groß von uns unterscheiden würden. Weil sich aber das Sonnensystem jetzt schon in der Halbzeit befinde und gerade einmal 4,5 Milliarden Jahre bis zum Sonnentod übrig blieben, könne die vergleichbare Stufe zeitlich sehr kurz sein, so dass weiter fortgeschrittenes Leben für uns in seiner Komplexität ebenso nicht verstanden werden könne, wie Amöben menschliches Leben nicht begreifen können. Schließlich gab es während des Großteils der irdischen Geschichte des Lebens nur Einzeller. Letztlich, so Morris, brauchen wir kein Empfangskomitee für Aliens einrichten. Wir sind bislang allein geblieben und werden es voraussichtlich auch weiter bleiben.

Das hindert freilich andere Wissenschaftler nicht daran, sich zu überlegen, was wäre wenn. Ted Peters etwa überlegt, welche Folgen die Entdeckung von intelligenten Aliens für die Religion haben könne und kommt zum bezweifelbaren Schluss, dass dadurch die Bibel mit ihrem Schöpfergott nur bestätigt würde. Das wurde im Vatikan ja auch schon vor einigen Jahren diskutiert. Da technisch die Entdeckung extraterrestrischen Lebens möglich sei, müsse man sich jedenfalls überlegen, ob die Suche gesellschaftlich positiv sei oder negative Folgen zu befürchten seien. Allerdings sind die Wissenschaftler gegenüber überschwänglichen Vorstellungen doch eher skeptisch. Vermutlich würden die Aliens nicht als Eroberer zur Erde kommen, sondern man wird Mikroben oder Leben auf Planeten entdecken, die soweit entfernt sind, dass dies eine direkte Begegnung sowieso ausschließt.

Und weil das alles wenig erregend und fantastisch ist, werden die Menschen, die in aller Regel kaum fundiertes Wissen über dieses mögliche extraterrestrische Leben haben, in ihrer Reaktion vermutlich nicht von wissenschaftlichen Überlegungen geleitet, sondern von Stereotypen und überkommenen Narrativen, was irgendwie schädlich sein könnte, weswegen man sich darauf vorbereiten sollte, wie Kathryn Denning rät. Der Astrobiologe Christopher Kay will, optimistisch wie immer, auch nicht ausschließen, dass Leben anders, als wir es kennen, selbst noch in unserem Sonnensystem existieren könnte, beispielsweise auf dem Saturn-Mond Enceladus, und plädiert schon mal prophylaktisch für Artenschutz und natürlich für Maßnahmen, um die Kontamination zu verhindern.

Martin Dominik und John Zarnecki plädieren bei aller Ungewissheit dafür, dass die Menschheit sich auf eine "koordinierte Reaktion" bei einer möglichen Entdeckung extraterrestrischen Lebens vorbereiten sollte. Und sie schlagen vor, dass eine Verhaltensanweisung nicht freiwillig, wie das in der Declaration of Principles Concerning Activities Following the Detection of Extraterrestrial Intelligence von der International Academy of Astraunautics vorgeschlagen wurde, sondern verpflichtend sein sollte. Ausgearbeitet und umgesetzt werden sollte eine solche Handlungsanweisung von der Vereinten Nationen.

Vorbereitung auf die Ankunft?

Da sich aber (noch) nicht wissenschaftlich darüber sprechen lässt, ob wir nun allein im Universum sind oder ob es in der Milchstraße oder in anderen Galaxien Leben gibt, zumal auch eine Definition von Leben noch nicht existiert, bleibt alles erst einmal mehr oder wenig gut begründete Spekulation – bis vielleicht doch irgendwo Leben oder gar intelligente Aliens entdeckt werden, bzw. letztere uns aufspüren. Muss man sich also als Weltgemeinschaft wirklich darauf einstellen, dass es Aliens gibt und wie man auf diese reagieren soll? Könnte die Menschheit hier überhaupt eine gemeinsame Haltung finden? Wie schwer das ist, zeigt sich gerade auch im Hinblick auf die Klimaerwärmung. Und warum sich vorbereiten, was ja auch schon Sekten getan haben, und nicht nur weiter in der Form der Science Fiction imaginieren, wenn eine Begegnung dennoch höchst unwahrscheinlich bleibt?

Die Rael-Sekte, die sich nach Dolly auch mal für das Klonen angeboten hat, versteht sich bereits als Botschafter für die Aliens, genannt Elohim - "120 cm groß, dunkle Haare, mandelförmige Augen, olivgrüne Haut und eine Ausstrahlung von Harmonie und Humor". Die hätten einst die Menschen mit Gentechnik geschaffen und dann die Propheten ausgeschickt, um mit der Religion die erneute Ankunft der Menschenschöpfer vorzubereiten. Aber es sind gute und gütige Aliens, sie kommen nicht, wenn sie nicht eingeladen werden. Allerdings scheinen sie, um die Menschen endlich daran zu erinnern, den Gründer der Sekte durch künstliche Befruchtung seiner Mutter erzeugt, damit er als Botschafter endlich die Ankunft bewerkstelligt und die Menschen vorbereitet.

Entscheidend sei allerdings, dass die Menschen auf der Erde ein Botschaftsgebäude errichten. Damit ist man aber noch nicht weit gekommen, allerdings haben die Elohim auch genaue Vorstellungen:


Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Scheibenwelten
Beitrag von: SiLæncer am 09 Februar, 2011, 17:36
ESO fotografiert eine mustergültige Scheibengalaxie

Die helle Galaxie NGC 3621, die mit dem Wide Field Imager auf dem 2,2-Meter-Teleskop im ESO-Observatorium "La Silla" in Chile fotografiert wurde, scheint das perfektes Beispiel für eine klassische Spiralgalaxie zu sein. Dennoch ist sie auch recht ungewöhnlich, weil der "Bauch" in ihrer Mitte fehlt, weswegen sie wohl eher als Scheiben-Galaxie beschrieben werden kann.

Bei NGC 3621 handelt es sich um eine 22 Millionen Lichtjahre entfernte Sprialgalaxie im Sternbild Hydra. Sie strahlt vergleichsweise hell und kann daher sogar mit mittelgroßen Teleskopen beobachtet werden. Das vorliegende Bild wurde vom Wide-Field-Imager des MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskops in Chile aufgenommen. Die Daten wurden von Joe DePasquale aus dem ESO-Archiv für den Wettbewerb "Hidden Treasures" entnommen. Sein Bild von NGC 3621 hat dabei den vierten Platz erreicht.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34121/34121_2x.jpg)
NGC 3621 im Sternbild Hydra. Bild: ESO, IAU und Sky & Telescope

Der Hidden Treasures-Wettbewerb der ESO gab Amateur-Astronomen 2010 die Möglichkeit, in den enormen Archive der ESO nach astronomischen Daten zu suchen, um auf diese Weise verborgene Juwelen darin auszugraben, die dann nur noch fotografisch "poliert" werden müssen. Nahezu 100 Bilder haben die Teilnehmer aus diesem Fundus eingesandt, von denen zehn in die nähere Auswahl gelangt sind und mit begehrten Preisen ausgezeichnet wurden: Der Erstplatzierte gewann beispielsweise eine vollbezahlte Reise zu ESOs "Very Large Telescope", dem modernsten optischen Teleskop der Welt, auf dem Cerro Paranal in Chile. Die zehn Gewinner haben insgesamt 20 Bilder eingereicht, die unter den 100 eingereichten in der Ausscheidung am höchsten Platziert wurden.

Die auf dem viertplatzierten Foto abgebildete Galaxie NGC 2521 hat eine flache, pfannkuchenförmige Gestalt, was vermuten lässt, dass sie bislang noch mit keiner anderen Galaxie – etwa in Form einer Galaxien-Kollision – in Berührung gekommen ist; ein solches "Treffen" hätte die dünne Sternenscheibe nämlich so verformt, dass in ihrer Mitte ein Bauch entstanden wäre. Die meisten Astronomen glauben, dass Galaxien dadurch wachsen, dass sie in einem Prozess, der hierarchische Galaxienentstehung genannt wird, mit anderen verschmelzen. Dabei entstehen im Laufe der Zeit große Auswölbungen im Zentrum der Spirale. Jüngere Forschungsergebnisse legen allerdings nahe, dass "bauchfreie", reine Scheibengalaxien wie NGC 3521 eher die Regel zu sein scheinen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34121/34121_1x.jpg)
Das viertplatzierte Bild von NGC 3621. Bild: ESO und Joe DePasquale

Darüber hinaus erregt diese Galaxie das Interesse der Astronomen auch aufgrund seiner relativen Nachbarschaft zur Milchstraße, was es den Forschern nämlich erlaubt, eine große Menge unterschiedlicher astronomischer Phänomene in ihr zu untersuchen: Sternengeburten, Staubwolken oder pulsierende Sterne (Cepheiden). Letztere werden von Astronomen als "universelle" Distanzmarker genutzt. In den späten 1990er-Jahren ist NGC 3621 als eine von 18 Galaxien im Rahmen eines Schlüsselprojektes des Hubble Space Teleskops ausgewählt worden: An ihr sollten Cepheiden beobachtet und die Expansionsrate des Universums ermittelt werden – letzteres mit einer höheren Genauigkeit, als es zuvor möglich gewesen wäre. Bei dem erfolgreichen Projekt wurden 69 dieser Cepheiden allein in NGC 3621 beobachtet.

Cepheiden sind sehr leuchtstarke Sterne – mehr als 30.000 mal heller als unsere Sonne. Ihre Helligkeit schwankt in regelmäßigen Intervallen über mehrere Tage, Wochen oder Monate hinweg. Die Dauer dieser Helligkeitsschwankung hängt von der absoluten Helligkeit des Sterns ab. Durch den Vergleich der absoluten Helligkeit eines Sterns mit seiner gemessenen scheinbaren Helligkeit können Astronomen leicht seinen Abstand zur Erde errechnen. Daher sind Cepheiden besonders gut zur Berechnung der Ausmaße des Universums geeignet.

Das vorliegenden Bild von NGC 3621 ist aus mehreren einfarbige Bilder kombiniert worden, die durch vier verschiedene Farbfilter aufgenommen wurden. Jene Bilder, die durch einen Blaufilter aufgenommen wurden, wurden hinterher blau eingefärbt; die, die durch einen Gelb-Grün-Filter fotografiert wurden, werden grün angezeigt; solche, die durch den Rotfilter aufgenommen wurden, erscheinen dunkel-orange. Zusätzlich wurden Fotografien durch einen Filter aufgenommen, welcher das Glühen des Wasserstoffs rot einfärbt. Pro Filter wurden dabei Belichtungszeiten von 30 bis 40 Minuten gewählt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Galactic Network
Beitrag von: SiLæncer am 12 Februar, 2011, 10:02
Extraterrestrische Kolonisation, Netzwerke und Strukturen

Wer in den 1970ern in Westdeutschland Kind war, kennt Lurchi, das Marketing-Maskottchen der Schuhfirma Salamander. Lurchis Abenteuer gab es als Comicheft, und wer die happig bepreisten Schuhe aus der Kinderabteilung kaufte, bekam immer eines in die Tüte gesteckt. In einem dieser Abenteuer beschließt Lurchi mit seinen Getreuen zur Milchstraße aufzubrechen. Dort angekommen landen sie auf der Milchstraße, stellen fest, dass sie aus Sahne besteht, schlagen sich die Bäuche voll, treffen kleine grüne Männchen und erleben auch sonst noch allerhand Abenteuer. Wenn ich mich recht erinnere, kann Unkerich, voller Sahne wie er ist, zunächst nicht in das Raumschiff zurück, und muss eine Weile nebenher fliegen.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_1.jpg)

Und wir, die "wir schon auf dem Mond waren" - ich persönlich war nicht dort -, haben wir handfestere Gründe für den Aufbruch zu den Sternen? Immer gern genommen wird das Rückversicherungsargument. Wenn wir die Erde komplett versaut haben, müssen wir uns andere Planeten suchen, die wir genauso versauen können, ad infinitum. Eine Bankrotterklärung der deutlichsten Sorte, die nicht gescheiter wird, wenn man sie ein wenig kaschiert: Zum Wohle der Menschheit sei der Asteroidengürtel in einen Steinbruch und in eine Goldmine verwandelt. Fragt sich bloß, wessen Wohl damit wieder gemeint ist und wessen nicht. Und wo all der Abfall wieder landet, siehe oben.

Dann wäre da noch die Idee von den "Anderen", den Schwestern und Brüdern im All, säkulare Engel in einem Himmel, den man vor dem Tod bereisen kann. Eigentlich eine coole Idee, aber nach Lage der Dinge müssten die Anderen sich vor uns oder wir uns vor ihnen fürchten, ganz davon zu schweigen, dass wir ja offensichtlich an einem seltsamen Projektionsdefekt leiden, der uns die Anderen so anverwandelt, dass sie uns zum Verwechseln ähnlich sehen. Mit anderen Worten, wir suchen eben nicht nach den Anderen, sondern nach uns selbst, und so ist denn auch der multikulturelle Humanismus zum Beispiel von Star Trek in Wirklichkeit Kolonialismus in Reinkultur. Das Drehbuch will, dass die Föderation fast nur auf Humanoide trifft, das Star Trek-Universum ist von vornherein assimilierter als ein Borg-Würfel. Außer Spesen nichts gewesen, möchte man dieser Suche nach dem Anderen hinterherrufen, das die Suche nach dem Einen ist, für so einen tautologischen Unfug sollte das wirkliche Universum nicht herhalten.

Und dann erst die technische Seite. Mehrere Raumsonden, erste Flaschenpostbriefe von uns, haben das Sonnensystem verlassen. Nun ja. Wir "waren auf dem Mond", aber dort noch einmal hinzukommen, also etwas zu wiederholen, was schon geschehen ist, scheint die Kräfte der mächtigsten Industrienationen zu übersteigen, vom Mars zu reden wirkt komplett überflüssig, solange jede dahergelaufene Finanzkrise bei den entsprechenden Raumfahrtprogrammen den Stecker ziehen kann. Es gibt erste Ansätze zu einem interplanetaren Internet, sie sind noch sehr zart. Spekulationen über Ausflüge in die Galaxis sind beim Stand der Technik Traumreisen ins Lurchiland.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_2.jpg)
Goldene Platte der Voyager 2 Sonde. Bild: NASA

Kommen wir zum guten alten Prioritätenargument. Die USA als reichste Nation der Erde sind nicht in der Lage, für ihre eigene Bevölkerung eine gescheite Krankenversicherung zu organisieren, da könnte man schnell auf den Gedanken kommen, dass der Jupiter-Mond Europa zwar faszinierend ist, aber auf der To-Do-Liste nicht unbedingt an erster Stelle stehen sollte. Sorry, aber Teflonpfannen reißen es in diesem Zusammenhang einfach nicht. Ich habe es immer schwer gefunden, an dem Prioritätenargument vorbeizuargumentieren. Man kommt sich unweigerlich wie ein Hans-Guck-in-die-Luft vor.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_3.jpg)
Jupiter-Mond Europa. Bild: NASA

Zusammenfassend könnte man sagen: Die Galaxis liegt vor uns wie ein Abenteuer, auf das wir mit großen Rosinen im Kopf, mangelnden Finanzen, fragwürdigen Motiven und einem gigantischen Rucksack von Problemen zugehen. Ungefähr so wie ambitionierte Entdeckungsreisende, die den Nordpol auf Schlittschuhen erobern wollen. Die Sache erinnert strukturell stark an den alten Spruch über die Konsumgesellschaft, deren Mitglieder sich ständig Sachen kaufen, die sie nicht brauchen, von Geld, das sie nicht haben, um Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen. Anders gefragt: Sind wir eigentlich bescheuert, uns mit interplanetarer Raumfahrt zu befassen, von höheren Zielen ganz abgesehen?

Jetzt gibt es ja ein gutes Argument für den Aufbruch: das ästhetische. Es ist so leicht mit der Idee vom Menschen als dem Entdeckertier zu verwechseln, aber während der Entdecker als Eroberer immer eine Flagge und Bohrgerätschaften im Gepäck hat, geht der Entdecker als groß gewordenes Kind hin, etwas zu schauen, was noch keiner vor ihm geschaut hat, um später davon zu künden. Neugier betrachtet das Universum als die Kunst der Natur in Bewegung. "Boah ey!" klingt in meinen Ohren viel besser als "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Schritt für die Menschheit."

Und was brauchen wir, um die Show steigen zu lassen? Fünf unabdingbare Ressourcen sind es, die uns alle noch fehlen.

Überlicht

Ja, es ist das leidige Problem eines jeden Science Fiction-Autors, der in galaktischen Dimensionen denkt: Er muss sich eine Möglichkeit zu überlichtschneller Kommunikation und Fortbewegung zurechtschwindeln. Ob wir die Schiffe von Frank Herbert nehmen, deren spicebedröhnte Lotsen "den Raum falten" können, oder den unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive von Douglas Adams, man braucht ein Gimmick, das Einstein übertölpelt. Ob man Warp-Antriebe bemüht, Sprungportale, den Hyperraum, oder die Planoform-Schiffe von Cordwainer Smith - lahmer als Licht geht es nicht. Alastair Reynolds ist mit seinen "Lighthuggern", die immer nur knapp lichtschnell fliegen, eine Ausnahme unter den galaktischen Autoren, aber selbst er kann es manchmal nicht lassen, wenigstens experimentelle Schiffe durch die Lichtmauer zu schicken. All diese phantasierten Technologien haben eines gemeinsam: sie sind mehr oder weniger poetische Metaphern, die die peinliche Tatsache ungeschehen machen sollen, dass bisher das Licht immer am schnellsten war. Es sind literarische Zauberkunststückchen, erwachsene (und manchmal gar nicht so sehr erwachsene) Formen der Raketen und Michelinmännchen-Raumanzüge aus dem Lurchiland.

Peinlicherweise betrifft das nicht nur die Science Fiction, sondern auch die Realität. Überlichtschnelle Kommunikation wäre schon für eine bemannte Marsmission sehr praktisch, aber wenn wir die Lichtmauer nicht brechen, bleibt uns die Galaxis verschlossen, Hibernation hin, Generationenraumschiffe her. Kolonien müssen sinnvoll mit der Mutterwelt kommunizieren können, sonst bleiben sie Inseln, und das Netz bleibt ohne Speichen. Auch wenn sich Pessimismus in Bezug auf die Lichtmauer ähnlich anfühlt wie die Voraussagen, der Mensch werde nie schneller als der Schall fliegen, oder niemals zum Mond gelangen, könnte es doch sein, dass es hier eine grundsätzliche, nicht zu übersteigende Grenze gibt, was nebenbei auch ein guter Grund dafür sein könnte, dass wir von den Anderen bisher nichts gehört haben, wenn es sie denn gibt. Möglicherweise hatten auch sie keine Lust auf Inselhopping.

Der neue Mensch

Wir Menschen müssen anders werden, um ins All aufzubrechen. Jedenfalls die Pioniere müssen anders sein. Unangenehme Gedanken an Menschenzucht kommen auf, wenn man sich vor Augen führt, wie die Ersten beschaffen sein müssen, die das Sonnensystem verlassen. Setzen wir einmal voraus, dass Kommunikations- und Transportgeschwindigkeiten endlich bleiben, auch wenn die Lichtmauer durchbrochen ist, dann werden die ersten doch bald verdammt weit weg von der Erde verdammt einsam sein. Das werden sie erst einmal ertragen müssen.

Beim Stand der Technik wirft schon eine bemannte Marsmission die Frage auf, wie die Teilnehmer konditioniert sein müssen, um sich nicht gegenseitig zu zerfleischen, bei endlich bleibender Transportgeschwindigkeit in der Galaxis wird sie noch viel drängender. Die Allerersten, die das Sonnensystem verlassen, müssten eine unglaubliche Monotonieresistenz, Frustrationstoleranz und Risikobereitschaft aufbringen. Sie gehen, um die Kunst des Universums zu schauen, aber wenn das Museum in jedem Ausstellungsraum immer dasselbe wiederholt, wenn die Galaxis irgendwann doch langweilig wird, was dann?

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_4.jpg)
Start von Apollo 11. Bild: NASA

Apollo 11 war noch spannend, der Start von Apollo 13 wurde schon nicht mehr live übertragen, aber nicht nur das Interesse der Konsumenten auf der Erde an Nachrichten aus dem All könnte bald erlahmen, sondern auch das Interesse der Astronauten an ihrer Mission selbst. Was für ein Witz, wenn das Fazit am Ende lauten würde: "Fad is!" Robuste Seelen würde das erfordern.

Und die erforderlichen körperlichen Modifikationen sind da noch gar nicht einberechnet. Bessere Ausnutzung von Sauerstoff und Nahrungsmitteln, vielleicht eine geringere Körpergröße, eine größere Körperkraft bei geringerer Muskelmasse, genetische Anreize zur Entwicklung höherer sozialer Intelligenz und Problemlösungskompetenz. Es muss ja nicht so radikal sein wie bei Sterlings Shapers, aber der Weg in die Galaxis wird Anpassungen erfordern, da bin ich mir sicher. Wenn man es recht bedenkt - sollten wir für die reine Explorationsphase nicht doch lieber intelligente Maschinen schicken? Das würde das Lastenheft natürlich um einen Posten erweitern - echte maschinelle Intelligenz.

Neue Schiffe

Dass der Bau echter interplanetarer oder interstellarer Raumschiffe eine unübersehbare Anzahl von neuen Technologien erfordern wird, liegt auf der Hand. Ebenso liegt auf der Hand, dass genau diese technologischen Herausforderungen die stärksten Spin-Off-Effekte für das Leben auf der Erde erbringen würden. Material- und Computerwissenschaften fallen als erstes ein, natürlich würde auch die Grundlagenforschung heftig profitieren. Wenn man den Exodus als ein Wirtschaftsprogramm auch für die Erde begreifen will, dann gingen sicher von dem Bau der Schiffe die größten Impulse aus.

Eine interessante Frage ist aber doch, wie die Innenarchitektur und die Binnenlogistik dieser Schiffe beschaffen sein müsste. Grosso modo ist das Innere der Raumschiffe, die wir aus der Science Fiction kennen, den irdischen U-Booten abgeschaut, aber es ist kaum anzunehmen, dass wirkliche Raumschiffe auf die Traditionslinie Schiff, U-Boot, Space Shuttle noch groß Rücksicht nehmen werden. Der definierende Faktor in dieser Hinsicht ist zweifellos die An- oder Abwesenheit von Schwerkraft. Man wird aber davon ausgehen können, dass die frühen Exodus-Schiffe Schwerkraft durch ständiges Rotieren herbeischwindeln und die späteren möglicherweise doch auf irgendeine Art "echte" Gravitation erzeugen, es sei denn, der Phänotyp der Raummenschen hätte sich so verändert, dass sie Schwerkraft überhaupt nicht mehr als nützlich empfinden.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_5.jpg)
X-33 air drop model. Bild: NASA

Ach, und es wäre ja noch so viel anderes möglich, nicht nur komische Karusselschiffe und imperiale Schlachtkreuzer, auf denen man so schön hin- und herparadieren kann. Wie wäre es zum Beispiel mit Schiffen, die in Wirklichkeit eher Cluster von autonomen Raumanzügen oder eher -rüstungen sind, mit Menschen im Kälteschlaf oder in einer drogenunterstützten Trance darin? Die autonomen Einheiten ließen sich ganz nach Fahrplan lösen und zusammenstecken wie Legobausteine. Oder wie wäre es mit Schiffen, die überhaupt keine Menschen transportieren, sondern nur DNS-Sequenzen, die am Zielort ausgebrütet werden? Schiffe, die als Ganze intelligente Lebewesen sind, Raumwale, die als Lastfrachter zwischen den Systemen hin- und herpendeln? Es ist so vieles denkbar, und die Zukunft wird zeigen, ob es dann auch möglich wird.

Der große Bagger

Wenn jeder beliebige Ort im Universum zuverlässig ohne Zeitverlust besucht werden könnte, wäre man in der komfortablen Lage, sich schlicht und ergreifend bewohnbare Planeten zur Besiedelung auszusuchen - es kann nicht sein, dass es nirgendwo im All eine zweite Erde gibt.

Aber wenn die Reisegeschwindigkeiten endlich bleiben, gibt keinen Zweifel daran, dass die Kolonisierung der Galaxis Engineering im planetaren Maßstab erfordern würde. Man kann hoffen, dass sich in angemessenen Abständen erdähnliche Planeten befinden, gar noch mit einer für Menschen zuträglichen Biosphäre; darauf zu setzen wäre dann doch arg tollkühn. Nein, es wird schon Terraforming geben müssen, etwa so, wie Kim Stanley Robbinson es für den Mars vorgeschlagen hat. Nur dass man keine tausend Jahre Zeit haben, sondern Planeten so schnell wie möglich bewohnbar machen wird. Und natürlich wird es Dysonsphären geben müssen, künstliche Asteroiden, vielleicht sogar künstliche Planeten.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_6.jpg)
Illustration der Landung des Phoenix auf dem Mars. Bild: NASA

Was auf der Erde entspricht solch gigantomanen Vorhaben bisher am ehesten? Die Umleitung von Flüssen in Russland zur Sowjetzeit, der Drei-Schluchten-Damm in China, der Panamakanal, Bau und Abwurf der "Zarenbombe", das Manhattan-Projekt, der Bau der chinesischen Mauer. Wenn man sich das Missverhältnis dieser Aktionen zu planetarem Engineering deutlich macht, und gleichzeitig die Auswirkungen sieht, die schon so kleinteilige Projekte auf Gesellschaft und Umwelt hatten, dann geht einem auf, wovon bei so locker benutzten Begriffen wie "Terraforming" die Rede ist. Es ist durchaus möglich, dass wir die Ressourcen nicht mobilisieren können, die wir brauchen, um uns die Ressourcen (sprich die Habitate) zu schaffen, die unsere dauerhafte Präsenz außerhalb der Erdatmosphäre voraussetzt. Es ist uns zum Beispiel bis heute nicht möglich, dauerhafte unterseeische Habitate zu errichten, obwohl das in vielfacher Hinsicht eine glänzende Vorbereitung für Habitate im All sein könnte.

Auch das spricht eher dafür, die Galaxis mit intelligenten Maschinen zu besiedeln oder sich darüber Gedanken zu machen, wie Menschen unter Bedingungen existieren können, für die sie nicht gemacht sind: keine für Standardmenschen atembare Luft, groteske Schwerkraftbedingungen, extreme Temperaturen, Drücke, Strahlung, Gifte, und so weiter. Ob die Wesen, die so etwas aushalten uns noch sehr gleichen würden, wäre doch eher zweifelhaft. Die größte Ironie des Aufbruchs ins All könnte die sein, dass wir uns in die Aliens verwandeln würden, die wir doch da draußen eigentlich suchen.

Pläne machen

Man kennt die begrenzte Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit von Parteiprogrammen, Ideologien und anderen Großplänen, aber man kommt auch nicht wirklich daran vorbei, sich Gedanken über das Leitmotiv für die Besiedelung des Alls zu machen. Die beiden Extreme wären ein Raumimperialismus mit allen Schikanen, der seine Ausdehnung um jeden Preis vorantreibt, und eine völlig libertäre Variante, die sich eher wie eine Pusteblume verhält: Sie lässt ihre Samen ins All hinaus treiben, und was dann aus diesen Samen wird, ist nicht mehr ihre Sache.

Die imperialistische Variante würde wahrscheinlich brüllen: "Gott mit uns!" und die libertäre: "Anything goes!" Man kann nun natürlich auch sagen, dass die Idee von der Kolonisierung des Weltalls von vornherein imperialistisch ist, was auf den Konflikt von Zentrum und Peripherie als Norm hinausläuft. Die Geschichte gibt nicht viele gute Argumente dafür her, aber es könnte doch sein, dass man sich ein wenig Ärger ersparen würde, wenn man sich eine Charta zur möglichst stressfreien Besiedelung des Weltalls vor dem Aufbruch der ersten Schiffe überlegen würde. Die einzige Institution, die dafür einstehen könnte, ist die UNO, und das sagt schon einiges über die Erfolgsaussichten dieser Idee.

Aber immerhin, die Anstrengungen zu einer Zivilisierung des Kolonisierungsprozesses könnten tatsächlich Gutes bewirken, wenn sie von den entscheidenden Playern getragen und auch, so gut es geht, umgesetzt werden. Eine Ausdehnung der UN-Charta auf intelligentes extraterrestrisches Leben wäre wahrscheinlich auch nicht verkehrt, bevor die ersten auf die Idee kommen, die Weltraumbimbos als Sklaven zwischen den Planeten hin und her zu schubsen. Sollte die UNO bis zum Exodus zur Weltregierung mutiert sein, hätte sie ohnehin die alleinige Kompetenz in Sachen Siedlungsrecht und Kontaktprotokoll. Man muss ja den Wilden Westen und den Boxeraufstand nicht noch einmal wiederholen.

Que sera, sera

Es ist mehr als wahrscheinlich, dass die Ausdehnung der Menschheit ins Sonnensystem geschehen wird, und auch die Galaxis ist nicht vor uns sicher. 66 Jahre von der Kitty Hawk bis zur ersten Mondlandung - ein sehr kurzer Zeitraum. Seit der ersten Mondlandung sind 40 Jahre vergangen, und dass innerhalb der nächsten 26 Jahre eine bemannte Marsmission auf Reisen geht, ist sehr gut denkbar. Ob bis 2102 eine bemannte Mission den Schwerkrafttrichter der Sonne überwinden und den Sprung in die Galaxis wagen könnte? Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen. Wann der Exodus kommt, wer ihn federführend trägt, das ist alles ungewiss. Wie viel Vorbereitung wir, das heißt Sie, geehrte Leser, und ich, davon noch erleben, ist gleichermaßen ungewiss.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33230/33230_7.jpg)

Ich zähle mich weder zu den rundum Begeisterten noch zu den Totalskeptikern, was den Exodus angeht. Ich würde schon eine sozial- und umweltverträgliche Variante bevorzugen, und hätte nichts dagegen, noch etwas zu warten, wenn die Technologien dafür noch nicht zur Verfügung stehen. Aber interessieren würde mich schon, was die Ersten schauen werden, und was sie davon künden. Wahrscheinlich wird man aus den fragwürdigsten Gründen, unter entsetzlichen Opfern und mit falschen Hoffnungen zum Mars, zu den Jupitermonden, nach Alpha Centauri aufbrechen, aber man wird aufbrechen. Menschen sind so.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Re: Galactic Network
Beitrag von: Jürgen am 13 Februar, 2011, 01:27
Zitat
Sorry, aber Teflonpfannen reißen es in diesem Zusammenhang einfach nicht.
Nee, wirklich nicht.
Teflon (http://de.wikipedia.org/wiki/Teflon) ist nicht für die Raumfahrt erfunden oder im Zusammenhang damit entwickelt worden.
Plexiglas genausowenig, die Quarzuhr, die LED, das IC oder der Prozessor auch nicht.
Nicht einmal der Impulsantrieb...
Titel: Infrarotaufnahme gewährt Einblick
Beitrag von: SiLæncer am 13 Februar, 2011, 08:21
Da ja hier sonst kaum wer was macht ... 

Mit dem Spitzerteleskop lassen sich im Nordamerika-Nebel durch die sie umgebenden Staubwolken hindurch zahllose neue und junge Sterne sehen

Der sogenannte Nordamerika-Nebel, auch NGC 7000, ist ein etwa 1.800 Lichtjahre von der Erde entfernter Gasnebel im Sterbild Schwan und hat seinen Namen davon, dass er im optischen Licht wie der Kontinent aussieht. Mit dem Spitzer-Teleskop haben Astronomen nun ein neues Infrarot-Bild des Nebels gemacht. Dabei verschwindet zwar der Kontinent, aber es sind sehr viel mehr Sterne in allen Entwicklungsstufen zu erkennen.

Die Wissenschaftler um Luisa Rebull vom Spitzer Science Center der Nasa am California Institute of Technology haben mehr als 2000 neue, junge Sterne erkennen können, weil durch die Infrarotaufnahme gewissermaßen durch den Staub gesehen werden kann, der im sichtbaren Licht die jungen Sterne verdeckt. Sterne entstehen aus einem Ball von Gas und Staub, die nach innen gezogen werden und eine Scheibe um den sich formenden Stern bilden. Aus der Scheibe entstehen, so schreiben die Wissenschaftler, allmählich Planeten, während allmählich der Großteil des Staubes verschwindet.

(http://www.heise.de/bilder/149259/0/0)
Bild: NASA/JPL-Caltech Bild vergrössern (http://www.heise.de/bilder/149259/0/1)

Sehr junge, erst eine Million alte Sterne sind gehäuft links unten im Bild im dunklen "Fluss" zu finden. Dort ist der Staub noch sehr dicht. Junge Sterne, die älter als eine Million Jahre alt sind, sind über das ganze Bild verteilt, eine hohe Dichte an Sternen im Alter von 3-5 Millionen Jahre soll oben rechts zu sehen sein.

Das Bild setzt sich aus vier unterschiedlichen Wellenlängen zusammen. Licht mit einer Wellenlänge von 3,6 Mikrometern ist blau, 4,5-Mikrometer-Licht blaugrün, 5,8- und 8.0-Mikrometer-Licht sind grün und Licht mit der Wellenlänger von 24 Mikrometer ist rot dargestellt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Interstellare Büchse der Pandora?
Beitrag von: SiLæncer am 13 Februar, 2011, 18:07
Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Teil I

Unerwünschte kosmische Flaschenpost: Pioneer 10

Einige Monate nach dem 50. Geburtstag des ersten SETI-Suchlaufs S.E.T.I. vermeldet Historisches) und einige Monate vor dem 50. Jahrestag der wissenschaftshistorischen Greenbank-Konferenz startet Telepolis ab heute eine neue Artikelserie, die sich schwerpunktmäßig der Frage annimmt, welche Risiken das aktive und gezielte Versenden interstellarer Botschaften an ferne Zivilisationen für die Menschheit hat – unabhängig davon, ob sie auf eine außerirdische Flaschenpost antwortet oder einfach gezielt ins kosmische Blaue sendet (METI/Active SETI).

Könnte eine von uns in den kosmischen Ozean geworfene Flaschenpost eine außerirdische Antwort provozieren, die für uns – ähnlich der mythischen Büchse der Pandora – böse Konsequenzen hat? Könnte für den Homo sapiens der Kontakt mit einer hochentwickelten intelligenten Kultur im All zu riskant sein, wie Stephan Hawking befürchtet? Der aktuell vorliegende und der demnächst folgende Beitrag "METI und Active SETI" sollen auf das Thema einstimmen, tangieren aber die Frage, wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen für die Menschheit ist, nur indirekt. Dieser Frage gehen die folgenden Artikel direkt nach.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33928/33928_1.jpg)
Aufnahme der Pioneer-Plakette, von denen zwei Exemplare seit 1972 und 1973 im All driften. Bild: NASA

Den Anfang macht die NASA-Raumsonde Pioneer 10, der erste irdische Roboter, der (u.a.) in kosmisch-diplomatischer Mission in den Weltraum eintauchte. Einst unterwegs in wissenschaftlicher Mission und den Kontakt zur irdischen Basis über Jahrzehnte hinweg stets wahrend, durchtrennte Pioneer 10 vor 14 Jahren als erster Forschungsroboter die Nabelschnur zur Erde. Am 22. Januar 2003 sandte der astrale Gesandte sein letztes Signal. Seitdem ist die mit einer Grußbotschaft an ET und Co. bestückte Sonde (wie ihre später gestartete Schwestersonde Pioneer 2) auf sich alleine gestellt. Die berühmte Pioneer-Plakette bezeichneten Kritiker bereits 1972 als falsch, obszön und skandalös. Trotz der sehr geringen Wahrscheinlichkeit, dass die metallenen Vagabunden in fernster Zukunft von einer hochstehenden fremden Zivilisation aufgelesen werden, könnte diese Szenarium eines fernen Tages Realität werden

Die älteste und erste interstellare Versuchssonde, der erste roboterartige Repräsentant der Menschheit, verabschiedete sich am 2. März 1972 von der Erde. Nach einem Bilderbuchstart vom Cape Canaveral (Kennedy Space Center) in Florida hievte eine dreistufige Trägerrakete vom Typ Atlas-Centaur die NASA-Raumsonde Pioneer 10 ins All. Damit nahm ein unvergleichliches Abenteuer seinen Anfang, das Pioneer 10 zahlreiche interessante und riskante Höhepunkte bescherte.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33928/33928_2.jpg)
Aufnahme des Raketenstarts von Pioneer 10. Bild: NASA

Einst das schnellste künstliche Gefährt

So durchquerte der interplanetare Globetrotter nach dem Passieren des Mars mit einer Rekordgeschwindigkeit von 120.000 Stundenkilometern den als äußerst gefährlich eingestuften Asteroidengürtel. Nachdem das unbemannte Raumschiff die kritische, zwischen Mars und Jupiter gelegene Zone, in der kilometergroße Brocken und Myriaden kleiner Gesteinsteile herumschwirren, schadlos überstand, erreichte ihr interplanetarer Ritt den ersten Höhepunkt: In einer Entfernung von nur 131.000 Kilometern flitzte das Raumvehikel Ende 1973 über die Ammoniak-Eiswolken des größten Planeten unseres Sonnensystems hinweg und überstand auch das Strahlenbombardement, mit dem Jupiter das irdische Gefährt willkommen hieß.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33928/33928_3.jpg)
Bordinstrumente von Pioneer 10. Bild: NASA

Dass sich der ganze Aufwand seinerzeit lohnte, dokumentieren heute noch über 300 Fotos, welche die Forschungssonde vom Gasriesen Jupiter in einer Auflösung von bis zu 500 Kilometer pro Pixel zur Erde funkte.

Auch die Schwestersonde Pioneer 11, die am 5. April 1973 die Erde verließ, bediente sich beim Vorbeiflug am Jupiter der Swing-by-Technik. Hierbei nutzten die Raumflugkörper das Schwerefeld des größten Planeten des Sonnensystems, um ihre Beschleunigung katapultähnlich zu erhöhen. Das interplanetarische Billardspiel glückte; die Anziehungskraft des Jupiters beschleunigte insbesondere die Pioneer-10-Sonde auf eine Geschwindigkeit von 12,5 Kilometer pro Sekunde, womit sie damals zum schnellsten Objekt avancierte, das die Menschheit je konstruiert und gebaut hatte.

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Wie die Natur sie gemacht hat

Am 31. März 1997 wurde die gesamte Mission offiziell für beendet erklärt. Frühestens in 10.000 Jahren taucht die Sonde in den interstellaren Staub der astralen Zone ein. In 80.000 Jahren erreicht sie den erdnächsten Stern Proxima Centauri.

Nach zwei Millionen Jahren, wenn das kosmische Intermezzo der Menschheit möglicherweise nicht mehr als eine Randnotiz in der ungeschriebenen galaktischen Enzyklopädie sein dürfte, erreicht der Roboter das Sternbild Stier und streift die dortigen Sterne.

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Proxima Centauri im Röntgenlicht. Für eine Reise zu den 4,2 Lichtjahren von der Erde entfernten Roten Zwergstern benötigt Pioneer 10 gut 80.000 Jahre. Bild: NASA/CXC/SAO

Gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass der irdische Botschafter dereinst wirklich von einer dort lebenden Kultur aufgelesen würde, fänden die fremden Lebensformen eine aufmontierte 15 mal 22,5 Zentimeter große und 1,27 Millimeter dicke Platte vor, auf der das Abbild zweier Menschen, eines Mannes und einer Frau von durchschnittlicher Körpergröße, so wie die Natur sie geschaffen hat, zu bewundern ist.

Es ist wohl die berühmteste Metall-Gravur, auf dem sich ein Menschenpaar die Ehre gibt. Während der junge Mann die rechte Hand (für den Betrachter die linke) zum Willkommensgruß hebt, steht ihm eine um einen Kopf kleinere junge Frau zur Seite. Beide unbekleideten Figuren weisen bewusst unterschiedliche ethnische Charakteristika auf und sind maßstabgerecht vor der Raumsonde Pioneer 10 stehend abgebildet. Ganz im Gegensatz zu den anderen auf der goldeloxierten Aluminiumplatte eingravierten wissenschaftlichen Botschaften (z.B. Pulsarkarte oder schematische Darstellung des Übergangs eines neutralen Wasserstoffatoms) entzündete sich 1972 an den beiden Pioneer-Plaketten eine lebhafte Debatte, die höchst Triviales zutage förderte.

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Das vergoldete Cover mit Infos für Aliens. Es schützt die darunter liegende "Goldene Schallplatte", die an den beiden NASA-Raumsonden Voyager 1 und 2 montiert sind. Bild: NASA

mehr ... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33928/2.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: METI und Active SETI
Beitrag von: SiLæncer am 01 März, 2011, 08:13
Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Interstellare Büchse der Pandora? Teil 2

Das stärkste Radiosignal, das unseren Planeten jemals verlassen hat, sandte der SETI-Pionier Frank Drake im November 1974 mit der 305-Meter-Schüssel des Arecibo-Radioteleskops (Puerto Rico). War damals die 180-sekündige Piktogramm-Botschaft noch recht simpel gestrickt, so hat der russische Physiker Alexander L. Zaitsev indes zwar schwächere, dafür aber umso häufiger weitaus informationsreichere Nachrichten ins All gepulst. Bis 2008 nutzte er praktisch jede sich ihm bietende Gelegenheit, um interplanetare Datenpakete zu verschicken. Heute ist es um ihn ruhig geworden. Derweil verlassen nur noch private, größtenteils naive Grußbotschaften unseren Planeten, die für Außerirdische bestimmt sind.

Seitdem der russische Radioastronom und Chefwissenschaftler des "Instituts für Radiotechnik und -elektronik" der "Russischen Akademie der Wissenschaften" Alexander L. Zaitsev gezielt Funkbotschaften ins All sendet, eilt ihm in der SETI-Szene der Ruf voraus, ein leicht überspannter und exaltierter Sonderling zu sein, der zu Aktivitäten neigt, die theoretisch gefährlicher Natur sein könnten.

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Die 70-Meter-Antenne bei Goldstone in Kalifornien, die sowohl Radiosignale empfangen als auch solche mit hohen Energien versenden kann. Bild: NASA

METI, Active SETI und CETI

Mögen ihn daher viele Radioastronomen als exzentrisch hinstellen – ein Spinner und Esoteriker ist Zaitsev beileibe nicht, kann er doch auf eine sehenswerte wissenschaftliche Karriere zurückblicken. Immerhin erhielt der heute 64-jährige Russe 1985 für die Erforschung der Planeten Merkur, Venus und Mars mit Radarstrahlen den Wissenschaftspreis der damaligen sowjetischen Regierung und vier Jahre später die Koroliov-Goldmedaille der sowjetischen Raumfahrtbehörde. In Anerkennung einer erfolgreichen Asteroidenobservation – er verfolgte und analysierte 1992 erneut mithilfe von Radarstrahlen den Flug eines 3,6 Millionen Kilometer von der Erde entfernten Asteroiden – wurde selbiger Himmelskörper nach ihm benannt.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34180/34180_2.jpg)
Die Arecibo-Nachricht von Frank Drake
 aus dem Jahr 1974 war das stärkste Radiosignal,
das unseren Planeten jemals verlassen hat.
 Bild: NRAO/Cornell/Drake.


























Seit 1999 widmet sich Zaitsev verstärkt einem Projekt, das er selbst auf den Namen METI (Messaging to Extraterrestrial Intelligence = Versenden von Botschaften an außerirdische Intelligenzen) getauft hat. Im Unterschied zu "Active SETI", das Zaitsevs Ansicht nach eher auf Botschaften wie die Arecibo-Nachricht abzielt, die an ein 25.000 Lichtjahre entfernte Zielgebiet gerichtet war, beinhaltet METI das Entsenden von Signalen an erdnahe Sternsysteme. Zaitsev sieht aber einen noch weiteren Unterschied:

Zitat
Im Gegensatz zu ,Active SETI' verfolgt METI nicht eine lokale, sondern eine mehr globale Absicht – nämlich das große Schweigen im Universum zu überwinden und den außerirdischen Nachbarn die lange erwartete Botschaft zu verkünden: Ihr seid nicht allein!

Auch wenn diese Definition in SETI-Kreisen allerdings nicht gängig ist, so hat indes das veraltete Kürzel BETI (Broadcast to Extraterrestrial Intelligence = Radiosendungen an außerirdische Intelligenzen) ausgedient. An seine Stelle ist das Akronym CETI (Communication with Extraterrestrial Intelligence = Kommunikation mit außerirdischen Intelligenzen) gerückt, das oft mit METI, "Active SETI" oder BETI in einem Atemzug genannt wird, das aber eher als Überbegriff aller Varianten verstanden werden sollte, zumal es auch auf den Fall der Fälle zutrifft, wenn ein "First Contact" in einen Dialog übergeht.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34180/34180_3.jpg)
Das Arecibo-Observatorium ist die zweitgrößte Radioschüssel der Welt. Durchmesser: 304,8 Meter; Fläche des Reflektors: 73.000 Quadratmeter. Am 16.11.1974 sandte Frank Drake mit diesem Teleskop seine Arecibo-Botschaft ins All. Bild: Courtesy of the NAIC - Arecibo Observatory, a facility of the NSF


Cosmic Calls

Genau ein Vierteljahrhundert nach der legendären Arecibo-Botschaft Drakes – die strenggenommen erste von Menschen durchgeführte METI-Aktion – schickte Zaitsev in Kooperation mit der russischen RSC Energia Ltd. 1999 das erste interstellare Postpaket raus. Verantwortlich für den Inhalt der kosmischen Mitteilung waren die beiden kanadischen Physiker und Hobby-SETI-Forscher Stéphane Dumas und Yvan Dutil. Sie sorgten dafür, dass sich die erstellten Piktogramm- und Schriftsymbole beim ersten "Cosmic Call" auf sage und schreibe 23 Seiten verteilten – und ermöglichten auch vier Jahre später den zweiten "Cosmic Call". Beide Sendungen finanzierte ein texanisches Startup-Unternehmen, das 2004 wieder das Zeitliche segnete. Wer zahlungswillig war, konnte für knapp 15 Dollar "Porto-Kosten" sein ganz persönliches Schreiben an ETI aufsetzen und abschicken.

Inhaltlich warteten beide "Cosmic Calls" mit wissenschaftlichen Details aus den Gebieten der Astronomie, Biologie, Geografie und Kosmologie auf, die nach Ansicht ihrer Verfasser universellen Status hatten und somit am besten geeignet für eine Kommunikation schienen. So zierten eine Darstellung der DNA, ein Abbild eines Menschenpaars und das Periodensystem der Elemente die Tafeln. Abgerundet wurden die Bits und Bytes mit Informationen über die menschliche Natur, den Planeten Erde und das Sonnensystem. Und mit einem Appell an die unbekannten Empfänger baten die Macher der Nachricht um eine möglichst zügige Antwort. Zaitsev verfolgte damit ein bestimmtes Ziel:

Zitat
Im Gegensatz zu vielen führenden SETI-Forschern glauben wir, dass […] nicht eine Handvoll elitärer Forscher für die Erde sprechen sollte, sondern die Menschen selbst […].

Damit die "Cosmic Calls" nicht Gefahr liefen, während der Transmission im Rauschen des kosmischen Äthers unterzugehen, konfigurierten die beiden Kanadier die Daten unter Anwendung einer speziellen Software höchst geschickt und versahen die 370967 Bits an Information mit besonders störungsresistenten Zeichen. Da die leistungsstarken Radioteleskope in Arecibo und Goldstone nicht zur Verfügung standen, wichen die beiden Kanadier auf das Evpatoria-Planetary-Radiotelescope aus und sendeten innerhalb des Radiobereichs von sechs Zentimetern (5-Ghz-Band), wo das Signal nur geringen Störungen ausgesetzt war.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34180/34180_5.jpg)
Das Evpatoria-Planetary-Radiotelescope (auch "Yevpatoria RT-70" genannt). Die Schüssel hat einen Durchmesser von 70 Metern und eine Reflektorfläche von 2500 Quadratmetern. Aufgrund ihres leistungsstarken Transmitters eignet sich die Radaranlage sehr gut zum Entsenden von Radiobotschaften. Bild: National Space Agency of Ukraine

Während beider Durchläufe visierten sie neun sonnenähnliche Sterne in einem Umkreis von 40 bis 70 Lichtjahren an und pulsten mit dem 150-Kilowatt-Transmitter der 70-Meter-Schüssel in der Ukraine insgesamt drei Mal zirka drei Stunden lang Einsen, Nullen und Pausenzeichen in Richtung der erdnahen Sterne.

So ganz fehlerfrei kam die erste Botschaft jedoch nicht beim Empfänger an. Noch bevor das Schreiben auf seine Reise ging, bemerkte der niederländische Programmierer Paul Houx, dass an zwei Stellen der Botschaft ein Gleichheitszeichen durch ein falsches Symbol dargestellt war. Eine Korrektur war damals jedoch nicht mehr möglich, da das russische Evpatoria-Observatorium vor elf Jahren noch über keinen Internetzugang verfügte und infolge des Zeitdrucks (das Teleskop war nur für eine kurze Zeit angemietet) eine Modifikation nicht mehr durchführbar war. Diese fand erst 2003 beim zweiten "Cosmic Call" Berücksichtigung, der im Gegensatz zu dem von 1999 mit einem veränderten Format, mit neuen und noch störungsresistenteren Symbolen aufwartete und sich vor allem nicht mehr länger auf 23 Seiten ausdehnte.

mehr ... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34180/2.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Könnten sie nicht gute Gründe haben, zu schweigen?
Beitrag von: SiLæncer am 07 März, 2011, 19:38
Interstellare Büchse der Pandora? Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? - Teil 3

Der renommierte Science-Fiction-Autor David Brin, einer der entschiedensten Gegner der Active-SETI-Methode, warnt explizit vor den Folgen einer zu freizügigen Entsendung irdischer Informationen ins kosmische Blaue hinein, weil eine theoretische, wenngleich ausgesprochen geringe Gefahr besteht, dass im Zuge einer maßlosen und einseitigen datenreichen Sendung außerirdische Geister heraufbeschworen werden könnten. Denn wer kann uns glaubhaft garantieren, dass unter den vielleicht Millionen intelligenten Kulturen, die in der Milchstraße ihren Platz an ihrer Sonne gefunden haben, ausnahmslos friedliche Arten einladende Antwortschreiben aufsetzen?

Der 60-jährige US-Science-Fiction-Autor David Brin, der in dem Bereich Astrophysik promoviert hat und lange Jahre am Jet Propulsion Laboratory der NASA unter anderem auch als Berater für den Fachbereich Astrobiologie tätig war, hält nichts davon, irdische Botschaften ins All zu entlassen.

Zwei neue Faktoren für die Drake-Gleichung

Noch bevor seine ersten Bestseller-Romane die Verkaufsregale zahlreicher Buchhandlungen zierten, veröffentlichte er 1983 einen in SETI-Kreisen vielbeachteten Aufsatz. In ihm schimmerte bereits seine Kritik an einem zu freizügigen Versenden von irdischen Botschaften ins All durch. Mit den Jahren hat sich sein Standpunkt weiter radikalisiert.

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Dass sich technologisch hochstehende fremde exoplanetare Kulturen automatisch durch hohe Moral und hehre Absichten auszeichnen oder sich aufgrund ihres höheren Zivilisationsalters weiser und freundlicher gerieren als wir, hält David Brin für einen Trugschluss.

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Bereits vor 28 Jahren distanzierte er sich von solch einer Einstellung und Denkweise und ergänzte die Drake-Formel konsequent um drei Faktoren, die er in Drakes alter Gleichung schmerzlich vermisst hatte.

So beschreibt der erste Brin'sche Faktor nj die interstellare Migration außerirdischer Superzivilisationen. Denn als Folge der expansiven Verbreitung einer extraterrestrischen Art könnten, nur wenige oder viele Lichtjahre von deren Heimatwelt entfernt, Hunderte Kolonien errichtet worden sein, auf denen auch elektromagnetische Wellen zur Kommunikation eingesetzt werden, die wiederum andere Zivilisationen detektieren könnten.

Drake-Formel bzw. Greenbank-Gleichung: N = R fp ne fl fi fcL

N   Anzahl intelligenter Zivilisationen in der Galaxis, die im Moment auf Sendung bzw. kommunikationsbereit sind
R    mittlere Geburtenrate von geeigneten langlebigen Sternen in der Galaxis pro Jahr
fp   Bruchteil der Sterne, die Planeten bilden, besitzen und halten
ne   Anzahl der bewohnbaren erdähnlichen Planeten, die ihren Stern im richtigen Abstand (habitable Zone) umlaufen
fl   Bruchteil der Planeten, auf denen tatsächlich Leben entsteht
fi   Bruchteil der Planeten, auf denen intelligente Lebensformen herangebildet werden
fc    Bruchteil der intelligenten Zivilisationen, die die Technologie und Motivation haben, eine interplanetare Kommunikation zu etablieren
L   Lebensdauer einer technologischen Zivilisation; die Zeitdauer, in der E.T. auf Sendung ist

Der zweite neue Fakor Aj soll die Wahrscheinlichkeit näher bestimmen, mit der fortgeschrittene Zivilisationen überhaupt bereit sind, zu senden. Postulierte die klassische Drake-Gleichung noch, dass alle außerirdischen sendefähigen Zivilisationen auch wirklich die Reihe durch senden, berücksichtigt Brins Formel dagegen auch jene fortgeschrittenen Technologien, die sich aus diversen Gründen entschlossen haben, schlichtweg zu schweigen und daher von keiner anderen Spezies wahrgenommen werden können. Zu guter Letzt repräsentiert der dritte Neue im Bunde, der Faktor N*, die Anzahl der infrage kommenden bewohnten Welten innerhalb einer im Rahmen eines Suchprojekts abgetasteten Raumzone.

mehr ... (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34263/2.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Aliens und San Marino Skala
Beitrag von: SiLæncer am 20 März, 2011, 16:41
Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Interstellare Büchse der Pandora? - Teil 4

Es wäre in der Tat höchst unwissenschaftlich, hochintelligenten Zivilisationen automatisch nur räuberische und mörderische Absichten zu unterstellen oder ihnen ausschließlich positive Tugenden wie Ehrlichkeit, Nächstenliebe oder Weisheit zuzuschreiben. Sollten wir dereinst ein Alien-Signal einfangen, müssen wir beide Möglichkeiten ins Kalkül ziehen. Für eine aktive Botschaft gilt dies umso mehr, weil das Entsenden einer informationsreichen irdischen Flaschenpost mit ungeahnten Risiken einhergehen könnte. Um den Gefahren- und Risikograd einer gezielten interstellaren Botschaft zu spezifizieren, entwickelten einige SETI-Forscher in Anlehnung an die Richter-Skala ein ähnliches metrisches System, dem zufolge die legendäre Arecibo-Botschaft von 1974 alles andere als ungefährlich gewesen war.

Die Angst vor dem Unbekannten, dem völlig Fremdartigen, die in der einschlägigen Literatur unter dem Namen Xenophobie firmiert, ist in der menschlichen, womöglich auch außerirdischen Psyche tief verankert. Was vor allem wir als Homo sapiens mit unseren Sinnen nicht zu tasten, zu sehen und zu hören vermögen, wirkt auf uns zeitweilig höchst bedrohlich.

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Bild: NASA, ESA, the Hubble SM4 ERO Team, and ST-ECF

Oft assoziieren wir mit dem Andersartigen, dem Unsichtbaren etwas Gefahrvolles, schlimmstenfalls etwas Todbringendes in Gestalt einer irdischen oder gar einer furchteinflößenden außerirdischen Kreatur.

Alien und Aliens

Das englische Wort "Alien" bildet sowohl sprachlich als auch inhaltlich eine Brücke zwischen dem Unbekannten sowie Fremdartigen und dem Außerirdischen. Einerseits steht das Adjektiv alien für "fremd", "fremdartig" und "ausländisch", andererseits scheint sich das Nomen ausschließlich auf ein außerirdisches Individuum respektive eine fremde Lebensform zu beziehen, ja geradezu für eine solche reserviert zu sein. So verwenden viele den Begriff "Alien" als Synonym für ET (Extraterrestrials = Außerirdische) oder ETI (Extraterrestrial Intelligence = außerirdische Intelligenz), allerdings mit einer negativeren Ausprägung.

Denn seitdem in dem amerikanischen Kino- und Science-Fiction-Gruselklassiker Alien. Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt aus dem Jahr 1979 – filmtechnisch und von der Spannungsdramaturgie her in diesem SF-Subgenre sicherlich unübertroffen – das Fremdartige und Böse seinen Meister in einer aggressiven außerirdischen Lebensform fand, assoziieren viele mit dem eigentlich wertneutralen Begriff Alien, bewusst oder unterbewusst, eine höchst feindselige extraterrestrische intelligente Kreatur, die ihren chancenlosen Opfern keine Gnade oder Mitleid zuteilwerden lässt.

Dass derart kriegerische Geschöpfe auch in der Gedankenwelt vieler seriöser Wissenschaftler und SETI-Anhänger Jahr für Jahr immer mehr an Raum einnehmen, ohne dass dabei Science-Fiction-Vorlagen eine Rolle spielen, ist ein relativ neuer Trend.

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Das 1957 errichtete Lovell-Teleskop des Jodrell-Bank-Radioobservatoriums (JBO) liegt im Nordwesten Englands. Mit ihm wurden bereits mehrfach SETI-Observationen durchgeführt. Benannt wurde es nach dem englischen Astronom und Wegbereiter der Radioastronomie, Sir Bernard Lovell, der 1987 über ETI sagte: "Es ist eine Unterstellung, dass sie friedliebend sein werden – eine gefährliche Unterstellung." Bild: Anthony Holloway, Jodrell Bank

Tatsachlich prägt eine neue Qualität die gegenwärtige wissenschaftliche Debatte über Aliens, von der in akademischen Kreisen vor vier Jahrzehnten kaum einer ernsthaft Notiz genommen hatte. Im Mittelpunkt stehen dabei – wie in dem legendären Alien-Film mit seinen drei Fortsetzungsstreifen – ausgesprochen angriffslustige Wesen aus dem All, gleichwohl nur als "Denkmöglichkeit", als theoretische Gefahr, aus der aber nach Meinung einiger pessimistisch gestimmter Forscher durchaus eine reale für die Menschheit erwachsen könnte.

Ryles aggressive Außerirdische

Während das Szenarium eines Angriffs einer außerirdischen Rasse auf die Menschheit seit dem Buchklassiker "War of the Worlds" ("Krieg der Welten") von H.G. Wells (1898) eines der beliebtesten Motive in der SF-Literatur wurde, ignorierten Wissenschaftler solcherlei Gedankenspiele bis zum Jahr 1974 beharrlich. Diese Haltung änderte sich erstmals nach der Arecibo-Botschaft von Frank Drake.

Als geistiger Vorreiter trat der Radioastronom und britisch-königliche Hofastronom Sir Martin Ryle (1918–1984) in Erscheinung, der sich – kurz nachdem Drake und einige Kollegen eine auf die Schnelle selbst entworfene Nachricht zu einem 25.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufen ins All gesandt hatten – zu Wort meldete. Nachdem die Nachricht über das Piktogramm von Arecibo über die Ticker gegangen und von vielen Zeitungen sensationslüstern kolportiert worden war, schimpfte der Brite über die in seinen Augen verantwortungslose, spontane und höchst gefährliche Aktion.

Ryle, dem in Astronomenkreisen der Ruf vorauseilte, ausgesprochen exzentrisch zu sein, verlieh damals in einer Petition an den Präsidenten der Internationalen Astronomischen Union seiner Sorge Ausdruck, dass das versandte starke Signal durchaus böswillige und aggressive außerirdische Zivilisationen anlocken könnte. Immerhin habe es die Position der Erde verraten und könne daher schlimmstenfalls feindlich gesinnte Aliens zu einem kosmischen Eroberungsfeldzug mit dem Hauptziel Erde ermuntern. Obwohl Ryles Aufforderung an die IAU, weitere Sendungen dieser Art per Resolution strikt zu unterbinden, seinerzeit kein Gehör fand, veränderte sich Ryles Standpunkt hierzu mitnichten:

Zitat
Wir können nie wissen, ob es dort draußen feindselige oder hungrige Geschöpfe gibt, und wenn sie von uns erfahren, könnten sie vielleicht kommen und uns angreifen oder auffressen.

Abgesehen von Frank Drake, der seinerzeit im Bestreben, die Wogen zu glätten, mit Ryle den Kontakt suchte, nahmen viele SETI-Anhänger die Anmerkungen des frisch gekürten Nobelpreisträgers in Physik anfangs noch stillschweigend, später sogar mit Erheiterung zur Kenntnis.

Paradigmenwechsel und Kardinalfrage

Doch nach den beiden Cosmic Calls von 1999 und 2003 änderte sich die Situation schlagartig. Es kam zu einem Paradigmenwechsel, der in einem offenen Streit mit teilweise hart geführten Wortduellen gipfelte. Bei diesen verbalen Scharmützeln drängten mit einem Mal Fragen in den Vordergrund, die in dieser offenen Form zuvor keiner jemals zu stellen gewagt hatte und die noch heute auf Außenstehende anmuten müssen, als seien sie allesamt einem schlechten Science-Fiction-Roman entliehen. Im Zentrum des Interesses stehen vier unbeantwortete Fragen, die gelegentlich die Gemüter immer wieder erhitzen:

*    Ist es angemessen und sinnvoll, die Initiative zu ergreifen und aktiv Radio- oder Lichtbotschaften ins All zu pulsen, um einen Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation herzustellen?

*    Wie soll eine solche Botschaft im Idealfall aussehen? Welche Informationen soll sie enthalten?

*    Wer soll sie formulieren? Wer spricht für die Erde?

*    Welche Risiken gehen mit einer aktiven Suche einher?

Bei diesen vier Fragen geht es nicht darum – und darauf sei explizit verwiesen –, wie eine Botschaft nach einem "First Contact" verfasst und codiert werden soll. Welches Prozedere nach dem Erhalt einer verifizierten außerirdischen Flaschenpost angedacht ist, welche abgesprochenen staatlichen und internationalen Bürokratismen und Automatismen für den Fall der Fälle greifen sollen, bevor eine Antwortbotschaft formuliert und entsandt wird, ist nicht Bestandteil der Active-SETI- und METI-Diskussionen, sondern fällt ausschließlich in den Bereich CETI.

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34305/34305_4.jpg)
Stephans Quintett, so der Name dieser außergewöhnlichen Galaxiengruppe, befindet sich 300 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Wie viele intelligente Lebensformen mögen die fünf Welteninseln bislang beherbergt haben? Bild: NASA, ESA, and the Hubble SM4 ERO Team

Zur Kardinalfrage innerhalb der Active-SETI- und METI-Diskussion indes erhob sich eine, die vielmehr das gesamte Spektrum der Science-Fiction-Ängste widerspiegelt: Wie hoch ist das Risiko, dass wir feindlich gesinnten Zivilisationen via Kosmogramm nicht nur die Position der Erde verraten, sondern von uns selbst vorschnell Informationen preisgeben, die eine oder mehrere aggressiv geartete Spezies auf den Plan rufen oder eine halbwegs neutrale dazu ermuntern konnte, unser Wissen ohne eine Gegenantwort einfach zu inkorporieren?

(http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34305/34305_5.jpg)
Iván Almár (links). Bild: SETILeague

Flaschenpost-Kalkulator

Um das theoretische Risiko einer aktiven Funkbotschaft abzuschätzen, schlug der ungarische Astronom Iván Almár während des sechsten "World Symposium on the Exploration of Space and Life in the Universe" im März 2005 in San Marino vor, in Anlehnung an die Richter-Skala ein ähnlich geartetes metrisches System zu entwickeln. Zusammen mit dem SETI-Forscher Paul H. Shuch, dem Vorsitzenden der SETI League, einer Vereinigung von sehr engagierten SETI-Amateurastronomen, verfasste er kurz darauf einen Aufsatz. In dem Papier initiierten und konzipierten beide Wissenschaftler die San Marino Skala, die Mitglieder der IAA "SETI Permanent Study Group" ergänzten sowie verfeinerten und 2007 absegneten.

(http://img858.imageshack.us/img858/3995/climsyclipboard.jpg)

Der Sinn und Zweck dieses Risikogradmessers besteht nicht darin, eingehende Funksignale, sondern ausschließlich abgesandte METI-Botschaften auf ihr Gefahrenpotenzial hin zu messen, unabhängig davon, ob es sich hierbei um einen einseitigen "irdischen" Kontaktversuch oder sogar um ein "Antwortschreiben", also eine Replik auf ein außerirdisches Signal handelt.

Zitat
Bislang verfügten wir noch über kein analytisches Werkzeug, um die Auswirkungen von irdischen Sendungen ins All zu messen", betonten Almár und Shuch in ihrer 2005 veröffentlichten Studie. "Nicht alle Übertragungen haben den gleichen Gefahren- oder Risikograd.

Den Unterschied machen charakteristische Parameter wie die Stärke der Transmission (im Verhältnis zur natürlichen Hintergrundstrahlung der Erde), die Senderichtung und Sendedauer, der Inhalt der Nachricht, insbesondere die damit einhergehende Intention des Absenders. Das Bewertungsspektrum reicht von eins (keine Gefahr) bis zehn (außerordentlich hoch).

Unter Anwendung des auf der SPSG-Website abgelegten "San Marino Scale Calculator" lässt sich das Risiko jeder Sendung berechnen. Von den Werten vergangener Active-SETI-Botschaften haben aber bislang nur Insider und ausgewiesene METI-Gegner Notiz genommen. Ihnen durfte jedenfalls geläufig sein, dass die 1974 versandte Arecibo-Botschaft von Frank Drake als "tiefgreifend und weitreichend" eingestuft und mit dem San-Marino-Skalenwert 8 versehen wurde, obwohl die Flaschenpost das anvisierte Ziel, den Kugelsternhaufen M13, erst in 25.000 Jahren erreichen wird.

Wer Lust und Laune hat, kann den San Marino Scale Calculator hier (http://www.setileague.org/iaaseti/smicalc.htm) testen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Erfolg für Freiwilligen-Projekt Einstein@Home
Beitrag von: SiLæncer am 09 April, 2011, 14:53
Die Teilnehmer des Projekts Einstein@Home, unter ihnen viele Regulars der Heise-Foren, haben Grund zum Feiern: Zwei Computer der Freiwilligen entdeckten einen Pulsar, der gemeinsam mit einem Weißen Zwerg "einen Kreistanz aufführt". Forscher am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik/Albert-Einstein-Institut in Hannover wollen das Paar nun über Laufzeitverzögerungen der Radiopulse wiegen. Institutsleiter Bruce Allen ist begeistert: "Ein großes Dankeschön geht an die Tausenden Freiwilligen, ohne die wir die Entdeckung nicht gemacht hätten."

(http://www.heise.de/imgs/18/6/5/3/1/7/9/b8fa9f74a5ec0f5b.jpeg)
Einstein@Home ist mit derzeit 290.000 Teilnehmern weltweit eines der größten Projekte für verteiltes Rechnen. Es wurde im Jahr 2005 gestartet und sucht vor allem in den Datenbergen der LIGO/Virgo/GEO-Detektoren nach Gravitationswellen. Seit 2009 werden 35 Prozent der verfügbaren Rechenleistung verwendet, um Daten beim PALFA-Projekt zu durchsuchen. Dieses Projekt sucht nach ungewöhnlichen Pulsaren und konnte bereits im vergangenen Jahr einen Treffer verbuchen.

Das nun gefundene und im Astrophysical Journal vorgestellte Paar von einem Pulsar und einem Weißen Zwerg sei eine seltene Erscheinung, erklären die Max-Planck-Wissenschaftler: "J1952+2630 blitzt alle 20,7 Millisekunden einmal auf und befindet sich in einer Entfernung von rund 31.000 Lichtjahren von der Erde. Aus der Modulation der Radiopulse schlossen die Astronomen, dass der Pulsar einen Partnerstern mit einer Mindestmasse von 95 Prozent der Sonnenmasse besitzt. Der Tanz beider Himmelskörper einmal um den gemeinsamen Schwerpunkt dauert 9,4 Stunden und ist nahezu perfekt kreisförmig."

Vergleichbare Weiße Zwerge, die bisher entdeckt werden konnten, seien wesentlich kleiner und kämen auf 0,1 bis 0,3 Sonnenmassen. Dank der hohen Masse des Weißen Zwerges (einem ausgedienten Stern, der erst eine Sonne war, dann Roter Riese und schließlich Weißer Zwerg wurde) könnte sich das entdeckte System zum Testen der Laufzeitverzögerung von Licht nach der allgemeinen Relativitätstheorie eignen. Die Wissenschaftler sprechen dabei von der sogenannten Shapiro-Verzögerung.

Heise-Regulars haben eine enge Beziehung zum Rechenprojekt Einstein@Home. Zeitweilig arbeiten über 700 Rechner von Heise-Lesern in dem Projekt mit. Der Heisig, ihr Maskottchen, schlich sich schon einmal in die Präsentation der Gravitationswellenforscher ein. Gefunden wurden die Signale des Pulsaren allerdings von den Computern von Vitaly V. Shiryaev (Moskau, Russland) und Stacey Eastham (Darwen, Großbritannien).

Quelle : www.heise.de
Titel: NASA zeigt Bilder des Weltraumteleskops "WISE"
Beitrag von: SiLæncer am 17 April, 2011, 18:09
Die US-amerikanische Raumfahrtagentur NASA hat umfassendes Bildmaterial des Weltraumteleskops 'WISE (http://wise.ssl.berkeley.edu/index.html)' im Internet zur Verfügung gestellt. Seit 2009 befindet sich das Infrarot-Teleskop auf einer polaren Umlaufbahn.

(http://wise.ssl.berkeley.edu/gallery_images/WISE2011-015-sm.jpg)

Vorrangig ist es die Aufgabe des Weltraumteleskops WISE, den gesamten Himmel nach bisher unbekannten Planeten und weiteren Himmelskörpern abzuscannen. Bislang hat das Infrarot-Teleskop über 2,7 Millionen hochauflösende Fotos geschossen. Die NASA wird mit diesen Aufnahmen eine neue Landkarte anfertigen, heißt es. Einen Großteil der bisher gesammelten Daten hat die Weltraumbehörde nun Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Zahlreiche Aufnahmen von Kometen, Sternen und Asteroiden in unserem Sonnensystem stellt die NASA über eine speziell eingerichtete Webseite zur Verfügung.Anfang März präsentierte die NASA ein neues hochauflösendes Foto des Mondes, welches mit der Lunar Reconnaissance Orbiter Camera (LROC) aufgenommen wurde. Das Bild setzt sich aus über 1.300 Schwarz-Weiß-Aufnahmen zusammen.

Quelle : http://winfuture.de
Titel: Keine Furcht vor dem First Contact
Beitrag von: SiLæncer am 23 April, 2011, 09:31
Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Interstellare Büchse der Pandora?
Teil 5

Welche Risiken birgt das unabsichtliche oder absichtliche Versenden irdisch-künstlicher elektromagnetischer Strahlung? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns aggressiv gesinnte außerirdische Technologien eines Tages als Replik eine elektromagnetische Büchse der Pandora schicken? Während der bekannte SF-Autor David Brin und viele andere pessimistisch gestimmte Wissenschaftler in dieser Hinsicht sehr skeptisch, ja beinahe ängstlich sind und grundsätzlich vor einem interstellaren Dialog warnen (siehe Teil 6 "Die Angst vor dem First Contact"), gehen andere SF-Schriftsteller und Forscher indes davon aus, dass extraterrestrische Hochkulturen ausnahmslos friedliebend sind oder an uns schlichtweg keine Interesse haben.

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34378/34378_1.jpg)

Einer, der stets an das Gute im Alien glaubte, war der deutsche SETI-Astronom Sebastian von Hoerner. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ausgeprägt streitsüchtige außerirdische Gesellschaften eine sehr hohe Evolutionsstufe erreichen. Bösartige Geschöpfe, die von Stern zu Stern, von Planet zu Planet wandern, um ihrer Streit- und Eroberungslust zu frönen, waren für ihn das Produkt schlechter Science-Fiction.

Drakes "Unsterbliche"

Was von Hoerner in Büchern zu diesem Thema las und in Filmen sah, waren für ihn Ausgeburten kranker Fantasien, die den Blick auf das Wesentliche verstellen. Hoerners Philosophie hierzu bringt Seth Shostak, der wie das Gros seiner SETI-Kollegen ebenfalls von der Friedfertigkeit extraterrestrischer Zivilisationen überzeugt ist, am besten auf den Punkt:

Zitat
Das Anwachsen der Zerstörungskraft, die der irdischen Technologie mittlerweile zu eigen ist, stellt für von Hoerner ein überzeugendes Argument dar, dass es allen Zivilisationen, die ihre eigene wissenschaftliche Evolution überlebt haben, gelungen sei, die Aggression aus ihrer Mitte zu verbannen. Außerirdischen Gesellschaften ist nur dann ein langes Leben beschieden, wenn sie passiv und friedlich sind.

Von den "Unsterblichen", wie er sie einmal nannte, erwartet der SETI-Begründer Frank Drake nur Gutes. Denn die Entdeckung eines Signals bereichere die Menschheit auf unermessliche Weise. Ein Kontakt mit einer Superzivilisation zöge in wissenschaftlicher, technischer, kultureller und philosophischer Hinsicht zwangsläufig einen intellektuellen Sprung auf eine höhere Ebene nach sich.

Carl Sagans First Contact

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Carl Sagan (1934-1996). Bild: NASA

Sagan zeichnet in seinem Buch das Bild einer Gesellschaft, deren kosmisch-interkulturelle Annäherungstaktik darin besteht, zufällig oder absichtlich entsandte künstliche Signale aufzufangen, um den Absendern ein kryptisches Datenpakt zuzusenden, in dem in chiffrierter Form die Anleitung zum Bau einer interstellaren Apparatur deponiert ist.

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Wer den Code knackt, das nötige wissenschaftliche Verständnis sowie technisches Know-how mitbringt, um das Raumgefährt zu konstruieren, besteigt eine außerirdisch-irdische Konstruktion, mit deren Hilfe er auf einer Wurmloch-Autobahn durch den Hyperraum geschleust und in eine simulierte Projektion - ähnlich dem Holodeck im Star-Trek-Universum - entlassen wird, in der der erste Kontakt zelebriert wird.

Im Dialog mit einer Superzivilisation

Dabei nehmen die Außerirdischen nicht nur das Aussehen der "geladenen" Spezies an, sondern schlüpfen zudem in die Rolle einer möglichst vertrauten Person des Reisenden. In Sagans Roman erscheint der Protagonistin, Ellie Arroway, das Außerirdische in Gestalt ihres verstorbenen Vaters. Sein Antlitz entfaltet Vertrautheit und emotionale Wärme, und die Tatsache, dass er obendrein in Arroways Landessprache parliert, kommt der beidseitigen Kommunikation zugute.

Auf die Frage der Romanheldin Arroway an die überlegene Intelligenz, ob das Ganze als eine Art Aufnahmeprüfung zu verstehen sei, entwickelt sich ein Dialog, der einen wundervollen Einblick in die Gedankenwelt eines eingefleischten SETI-Pioniers gibt, der wie Hoerner und viele andere renommierte Astronomen absolut davon überzeugt war, dass hochentwickelte und kommunikationsfreudige Aliens uns auch in ethischer und moralischer Hinsicht weit überlegen sind:

Zitat
Du darfst dir uns nicht wie interstellare Sheriffs vorstellen, die vogelfreie Zivilisationen abknallen. Nimm uns eher als eine Art Institut für Galaktische Volkszählung. Wir sammeln Informationen. Ich weiß, dass ihr denkt, niemand könne von euch etwas lernen, weil ihr technologisch so rückständig seid. Aber eine Zivilisation kann auch andere Vorzüge haben."

Arroway: "Zum Beispiel?"



Oh, Musik, Herzensgüte […], Träume. Die Menschen sind sehr gut im Träumen, obwohl man das aus euren Fernsehprogrammen nie schließen würde. Überall in der Galaxis gibt es Kulturen, die mit ihren Träumen Handel betreiben."

Arroway: Ihr betreibt einen interstellaren Kulturaustausch? Ist es das? Ist es euch egal, wenn eine raubgierige, blutrünstige Zivilisation interstellare Raumfahrt betreibt? […]



Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, wie selten so etwas vorkommt. Auf lange Sicht zerstören sich die aggressiven Zivilisationen fast immer selbst. Es liegt in ihrer Natur. Sie können nicht anders. In einem solchen Fall wäre es unsere Aufgabe, sie in Ruhe zu lassen. Dafür zu sorgen, dass niemand sie belästigt. Damit sie ihr Schicksal erfüllen können.

Optimistische Grandseigneurs der Science-Fiction-Literatur

Isaac Asimov, Science-Fiction-Autor par excellence, ist sich ebenfalls sicher, dass von Außerirdischen, die andere Planeten besiedeln, kaum Gefahr ausgeht. Denn nur Gesellschaften, die ihre Engstirnigkeit und Kampfeslust im Zaum zu halten vermögen, seien zu einer interstellaren Kolonisation fähig. Gemessen an unserer Entwicklung und unserem Verhalten müssten Geschöpfe, die ihre kritische Phase seit Langem überwunden haben, von gutwilliger Natur sein.

Außerdem könnten wir auch deshalb jegliche Invasionsängste ad acta legen, so Asimov, weil eine außerirdische Okkupation weder in der frühen Geschichte noch in der jungen Vergangenheit, von der Gegenwart ganz zu schweigen, jemals stattgefunden habe.

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Arthur C. Clarke (1917-2008). Bild: NASA

Die affirmative Haltung und positive Einstellung Arthur C. Clarkes gegenüber fortgeschrittenen Aliens ist spätestens seit der legendären Verfilmung "2001 - Odyssee im Weltraum" weithin bekannt. In seinem zwei Jahre später publizierten Roman "Childhood’s End" (dt. Titel: "Die letzte Generation") wird Clarke noch konkreter.

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Hierin erscheinen eines Tages gewaltige Raumschiffe über den Großstädten der Erde. Doch mit der extrem aggressiven Rasse aus dem Film Independence Day haben die sogenannten Overlords nichts gemein. Der Menschheit präsentieren sie sich vielmehr als friedliche und technisch sowie moralisch weit überlegene Spezies. Selbst im Dienste einer übergeordneten Macht stehend, führen die Overlords die menschliche Zivilisation in ein Goldenes Zeitalter, auf eine neue Stufe ihrer Evolution; eine, die viele andere kosmische Kulturen längst erreicht haben.

Kein Interesse an uns

Kriegerische Aliens haben in dem Weltbild des amerikanischen Geologen und Evolutionsforschers Stephen Jay Gould (1941-2002) desgleichen keinen Platz. Er vermutet, dass ein positives SETI-Signal eine neue Ära des Homo sapiens einläuten und das "umwälzendste Ereignis" in seiner "gesamten intellektuellen Geschichte" sein werde.

Von intelligenten Rassen, die zu den Sternen reisen, gehe nach Meinung des russischen Astronomen und aktiven SETI-Forschers L. M. Gindilis mitnichten irgendeine Bedrohung aus. Wir seien vor ihnen sicher, so Gindilis. Nicht etwa, weil sie von Natur aus freundlich und gutmütig seien, sondern weil sie an uns nicht das geringste Interesse hätten. "Ich glaube, wir können dies mit Nachdruck garantieren."

Ähnlich sieht dies der italienische Mathematiker Claudio Maccone, der seit dem Jahr 2000 als stellvertretender Leiter der "IAA SETI Permanent Study Group" (SPSG) fungiert und keineswegs glaubt, dass ein Übermaß an Sendeaktivität die Invasion blutgieriger Monster bedingen könne. Seinem Dafürhalten nach werden wir ihnen "ziemlich egal sein". Denn zwischen Menschen und Insekten gebe es ja auf unserer Welt ebenfalls keinen Austausch.

Douglas Adams lässt grüßen

Wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, dass primitive Zivilisationen mit kosmischen Überfliegern jemals direkt in Kontakt treten und diesen womöglich ausbauen, führt der renommierte, an der City University in New York (US-Bundesstaat New York) lehrende Physiker und Bestseller-Autor Michio Kaku vor Augen.


Der Mitbegründer der Stringtheorie vermutet, dass die Einstellung außerirdischer Superzivilisationen uns gegenüber der entsprechen könnte, die wir gegenüber einem Ameisenhaufen an den Tag legen. Anstatt vor diesem haltzumachen, niederzuknien und den Tierchen "Glasperlen und billigen Schmuck" anzubieten, werde die Mehrzahl der Menschen ihn eher ignorieren und ohne Zögern passieren. Selbst einen geplanten Feldzug gegen den Bau und seiner Bewohner erachtet er als sinnlos, weil der Gegner weder eine Bedrohung darstelle noch eine besondere Bedeutung habe. Die einzige reale Gefahr, die den Ameisen durch uns drohen könne, bestehe darin, "im Weg zu sein und einfach niedergewalzt zu werden".

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Die Angst vor dem First Contact
Beitrag von: SiLæncer am 25 April, 2011, 09:00
Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Interstellare Büchse der Pandora?
Teil 6

Viele Wissenschaftler haben regelrecht Angst vor einer extraterrestrischer Replik auf die bisherigen (oder zukünftigen) Active-SETI-Projekte und METI-Aktionen. Dass einige übereifrige Forscher, Ingenieure und Betreiber von Radar-, Radio- sowie Fernsehstationen bislang interstellare Botschaften für ferne Kulturen selbstherrlich und höchst optimistisch ins Blaue des schwarzen Universums gesendet haben, ohne zuvor die Konsequenzen überdacht zu haben, bewerten insbesondere Hardcore-METI-Skeptiker, aber auch prominente Naturwissenschaftler wie Stephen Hawking, nicht nur als leichtsinnig, sondern sogar als höchst gefährlich.

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Darth-Vader-Szenarium

Im Star-Wars-Universum stand er auf der dunklen Seite der Macht und agierte als finsterer Diener des Imperators - in der METI-Szene steht sein Name für das absolute "Worse Case"-Szenarium, das zahlreiche Science-Fiction-Geschichten auf literarische, triviale und filmische Weise häufig mehr schlecht als recht durchspielen: der Angriff aus dem All, die Invasion feindlicher außerirdischer Wesen, die Eroberung unserer Heimatwelt durch teuflische Kreaturen oder gefühlskalte Roboter.

Alexander L. Zaitsev spricht in diesem Zusammenhang vom "Darth Vader"-Szenarium. Obwohl der Vater des METI-Gedankens solcherlei Ängste mit Nachdruck ins Reich der SF-Fantasien verbannt und eine extraterrestrische Invasion in wissenschaftlicher Perspektive für hochgradig unwahrscheinlich hält, macht er dennoch ein winziges Restrisiko aus, demzufolge die von uns kontaktierten Aliens vom Naturell her in der Tat gefährlich, habgierig und imperialistisch sein könnten. Sie könnten über uns herfallen.

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Wenn schon der unnachgiebigste Verfechter der "Active SETI"-METI-Methode in diesem Punkt eine minimale Restwahrscheinlichkeit konzediert, ist der Gedanke naheliegend, dass das reale Risiko eventuell noch um ein Jota höher sein könnte.

Kassandrarufer mit Kultstatus

Der Chor der warnenden Stimmen, die alles übertönen, ist groß, die Stimmen selbst sehr ausdrucksstark, stammen sie doch vornehmlich von renommierten Autoren und Wissenschaftlern, die Zaitsev in puncto Fantasie weit voraus sind.

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Ronald N. Bracewell (1921-2007). Bild: SETILeague

Die ersten Kassandrarufe kamen von Ronald Bracewell oder Freeman Dyson, die in der SETI-Szene beinahe Kultstatus genießen. Während der US-Astronom Bracewell darauf hinweist, dass unsere Signale außerirdische Mächte anlocken könnten, deren Raumschiffe schwerbewaffnet sind, da auch Aliens höchstwahrscheinlich keine interstellaren Reisen ohne eine angemessene Selbstverteidigung antreten würden, plädiert der US-Physiker Dyson für eine wissenschaftliche Vorgehensweise:

Zitat
Es ist genauso unwissenschaftlich, fortgeschrittenen Intelligenzen Gelassenheit und Weisheit zuzuschreiben wie ihnen irrationale und mörderische Absichten zu unterstellen. Wir müssen auf beide Möglichkeiten vorbereitet sein und unsere Suche entsprechend durchführen.

Die Natur des Universums könnte zwei Arten von hochstehenden ETIs hervorgebracht haben, betont Dyson: nämlich friedliebende und eher an der Zunahme von Wissen und Weisheit interessierte Alien-Philosophen oder von Planet zu Planet ziehende gewaltbereite Kreaturen, deren Ziel es ist, die gesamte Galaxis zu unterjochen.

Exobiologischer Darwinismus

Andere Skeptiker üben sich in ähnlich gearteter Schwarzmalerei. So bezeichnet der Pulitzer-Preisträger und Evolutionsbiologe Jared Diamond die Vorgehensweise der "Active SETI"-Anhänger als "naiv" und "gefährlich". Die Arecibo-Botschaft von 1974 wertet er als "selbstmörderische Eselei" und setzt diese Aktion mit einem historischen Beispiel in Korrelation. Denn einstmals hätte auch der Herrscher der Inkas den goldgierigen spanischen Eroberern von dem Reichtum seiner Stadt erzählt und diese damit nur noch neugieriger gemacht. Die Geschichte des Homo sapiens lehre eben, dass ein erster Kontakt und Austausch zwischen primitiven Völkern und hochstehenden Zivilisationen, die in unterschiedlichen Ökosystemen und Kulturen leben, sehr oft mit der Vernichtung des Schwächeren ende. Sein Resümee ist hochgradig pessimistisch:

Zitat
Wenn dort draußen wirklich Zivilisationen existieren, die Radioastronomie betreiben und innerhalb unserer Reichweite sind, dann sollten wir um Himmelswillen unsere Transmitter ausschalten, um einen Kontakt zu vermeiden, andernfalls sind wir dem Untergang geweiht.

Auch der Nobelpreisträger für Medizin (1967) George Wald gesteht freimütig, dass er sich keinen schrecklicheren Albtraum vorstellen könne, als mit einer außerirdischen überlegenen Technologie in Kontakt zu treten.

Selbst die New York Times schenkte diesem delikaten Thema Aufmerksamkeit. 1982 schürte ein namentlich nicht aufgeführter Autor in einem Beitrag viele altbekannte Science-Fiction-Ängste und warf die Frage auf, was wohl passierte, wären hoch technisierte Aliens "unfreundlich, hinterhältig oder sogar kannibalistisch" veranlagt. Da unsere Vergangenheit zeige, dass stets die rücksichtsloseren und stärkeren Nationen ihre unterlegenen Nachbarn angegriffen, ausgelöscht oder unterdrückt hätten, könnte ein Kontakt mit außerirdischen Zivilisationen hochgefährlich werden.

Michael Archer, ein in Sydney forschender und lehrender australischer Biologe, sieht größten Anlass zur Vorsicht, weil auch jede außerirdische Kreatur auf ihrem Planeten die Evolutionsleiter Sprosse für Sprosse mühsam habe erklimmen müssen. Wer diesen beschwerlichen Weg einmal gegangen sei und überstanden habe, müsse im höchsten Grade abgehärtet und kämpferisch sein. Daher würden auch andere außerirdische intelligente Arten nicht minder böse und durchtrieben sein als wir: "Sie werden wie ein extrem angepasster und aggressiver Superräuber sein", so Prof. Archer.

Absoluter Verzicht auf Kontaktaufnahme

Neben Bracewell sind auch andere Astronomen auf die vermeintlichen Hochkulturen im Universum nicht gut zu sprechen, wie etwa Robert T. Rood von der University of Virginia in Charlottesville (USA). Der Astronom warnt davor, sich der Illusion hinzugeben, ein gutgemeinter Ruf ins All ziehe ausschließlich ein positives Echo nach sich. Eine solche Aktion ähnele vielmehr der eines urzeitlichen Hominiden, der von der Baumkrone aus mit Rufen eine Katze anzulocken versuche, in Wirklichkeit aber einen Säbelzahntiger aus der Höhle hole.

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Auch Robert T. Rood warnt vor blindem Optimismus. Bild: University of Virginia

Der 1993 in England verstorbene tschechische Astronom Zdenek Kopal empfiehlt sogar, auf eine Kontaktaufnahme mit intelligenten fremden Geschöpfen ganz zu verzichten. Sollte das Weltraumtelefon klingeln, wäre es ratsam, nicht abzuheben und zu antworten, um keine schlafenden Hunde zu wecken. Wer unnötig auf sich aufmerksam mache, laufe Gefahr, für den anderen, besser gesagt die Anderen eine Spur zu attraktiv und interessant zu werden.

Hawkings Skepsis

Um das bisherige Ausbleiben außerirdischer Besucher zu erklären und die Gefahren eines Kontakts mit hochentwickelten Mega-Kulturen aus dem All zu verdeutlichen, bedient sich der weltbekannte englische Astrophysiker Stephen Hawking desgleichen einer Insekten-Analogie (siehe Teil VI dieser Serie). Er hält es für möglich, dass fortgeschrittene Intelligenzen von unserer Existenz wissen, andererseits aber nicht im Geringsten an einem Dialog interessiert sind und uns lieber "in unseren primitiven Säften schmoren" lassen.

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Hawking zweifelt allerdings an der Generosität der Fremden. Wenn der Mensch sich nicht daran störe, wie viele Insekten und Würmer er tagtäglich unter seinen Fußsohlen zerquetsche, sei es nicht auszuschließen, dass Superzivilisationen genauso handelten. Kritisch äußert sich Hawking über die Plaketten der Pioneer 10 und 11 und die goldenen Schallplatten der Voyager 1- und 2-Sonden, die Kunde von unserer Welt tun und zugleich die Position derselbigen verraten.

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Künstlerportrait von Pioneer 10. Bild: NASA

Dies könne uns eines Tages zum Nachteil gereichen, ja sogar zum Verhängnis werden. Denn der Besuch von Außerirdischen könne laut Hawking den Anfang vom Ende der Menschheit einleiten, weil solcherlei Überwesen tausendmal intelligenter und weiter entwickelt seien als wir und daher mit Sicherheit auch unseren Planeten allein okkupieren und bewohnen wollten.

Zitat
Wir sollten uns davor hüten zu antworten, wenigstens so lange, bis wir uns weiterentwickelt haben. Eine sehr fortgeschrittene Zivilisation zum jetzigen Zeitpunkt unserer Entwicklung zu kontaktieren, wäre ein wenig so, als würden wir als Ureinwohner Amerikas auf Kolumbus treffen. Ich glaube nicht, dass wir dann besser dran wären.

Ungewöhnliches Nature-Editorial

Inzwischen hat der schon seit einigen Jahren latent unter den Wissenschaftlern gärende Disput, ob der Homo sapiens aktiv mit gezielten Botschaften ins All nach außerirdischen Intelligenzen suchen soll, größere Dimensionen angenommen. Ehemals ausschließlich im SETI-Milieu hoffähig und en vogue, stellte diese Streitfrage Mitte Oktober 2006 ausgerechnet die weltweit angesehene Wissenschaftspublikation Nature einer größeren (akademischen) Öffentlichkeit erstmals vor.

Nicht irgendwo versteckt im Mittel- oder Endteil des Magazins, sondern für jedermann gut sicht- und lesbar im Editorial, in dem ein unbekannter Autor die Risiken der "Active-SETI"-Methode offen zur Sprache brachte. Zugleich nahm der "Nature"-Autor mit eindringlichen Worten die verantwortlichen Wissenschaftler unmissverständlich in die Pflicht:

Zitat
[…] die von ,Active SETI’ ausgehende Gefahr ist real. Es ist nicht ersichtlich, ob alle außerirdischen Zivilisationen freundlich sein werden oder dass sogar ein Kontakt mit einer friedliebenden Kultur keine Folgen für die Menschen auf der Erde haben wird. […] Wenn die neuen Technologien uns radikal neue Möglichkeiten eröffnen, dann haben diejenigen, die das Privileg haben, damit zu spielen, die Pflicht, sich intensiv und breit über die Gefahren solcher Möglichkeiten auszutauschen.
Veranlasst zu diesem Leitartikel sah sich "Nature" infolge des Kongresses der International Academy of Astronautics (IAA) in Valencia (Spanien), der wenige Tage vor der Veröffentlichung des Editorials seine Pforten geschlossen und zumindest aus der Sicht vieler SETI-Akteure mit einem unbefriedigenden Resultat geendet hatte.

Inoffizielle Empfehlung

In der IAA, die jährlich ihre Hauptversammlung im Rahmen des International Astronautical Congress (IAC) zelebriert, haben sich Experten weltweit organisiert, um die Entwicklung der Astronautik für friedliche Zwecke zu fördern und auf diese Weise - metaphorisch ausgedrückt - die Grenzen des Weltalls zu erweitern.

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Das Green Bank Telescope (GBT), das weltweit größte lenkbare Radioteleskop, starrt in Green Bank im US-Bundesstaat West Virginia in den Himmel. Es liegt ganz in der Nähe des Teleskops, mit dem Frank Drake 1960 die erste SETI-Observation durchführte. Durchmesser des GBTs: 100 bis 110 Meter; Reflektorfläche: 7854 m². Zum Absenden eines interstellaren Kosmogramms eignet es sich jedoch nicht. Bild: NRAO/AUI

Die Nichtregierungsorganisation wurde am 16. August 1960 in Schweden gegründet und arbeitet seitdem eng mit der International Astronautical Federation (IAF) und nationalen sowie internationalen Raumfahrtagenturen zusammen. Innerhalb der IAA wiederum hat sich Maccones SPSG seit 2001 zu einer festen Institution gemausert, in der SETI-Forscher Workshops organisieren und wissenschaftliche Aufsätze veröffentlichen. Fernerhin diskutieren sie über aktuelle fachspezifische Fragen und anstehende Entscheidungen und stimmen nach dem demokratischen Mehrheitsprinzip ab.

Auch wenn allein die Vielzahl von Anträgen, Beschlüssen, Protokollen und alle vor und hinter den Kulissen ausgetragenen Streitereien über die Aktivitäten von METI und die damit verbundenen Gefahren Stoff für etliche Bücher böten und sicherlich gesonderte Aufmerksamkeit verdienten, wollen wir uns hierin nicht zu sehr vertiefen. Nicht zuletzt deshalb, da das einzig Konkrete, das sich bis dato aus alledem herauskristallisiert hat, nur den Charakter einer inoffiziellen Empfehlung hat. Es ist bestenfalls eine Devise, der man folgen kann, aber nicht muss. Und die heißt: Sendet besser nicht!

METI-Workshop ohne klare Ansage

Aber genau dieser "Wahlspruch" fand auf der IAA-Konferenz in Valencia im Oktober 2006 keine Mehrheit. Nach harten Wortwechseln über das Für und Wider von "Active SETI" und METI fanden die beiden zerstrittenen Lager keinen Konsens. Weder die Optimisten, die von gutwilligen und friedfertigen Aliens ausgehen, noch die Pessimisten, die mit bösen, heimtückischen Geschöpfen rechnen, konnten die jeweils anderen von ihrer Philosophie überzeugen.

Als in Valencia einige Mitglieder der SPSG darüber hinaus gegen den Widerstand vieler ankündigten, eine Arbeitsgruppe für "Active SETI" ins Leben rufen zu wollen, folgten Konflikte auf höchstem Niveau, die mit einem schwachen Kompromiss endeten. Es war einer, den vor allen die Skeptiker nur mit Zähneknirschen zur Kenntnis nahmen, da die Gruppe sich dagegen aussprach, METI-Aktionen generell zu verbieten. Im Klartext bedeutete dies, dass es jedem Besitzer eines halbwegs leistungsstarken Radioteleskops mitsamt Transmitter nach wie vor freigestellt blieb, seine persönliche Depesche ins All zu entsenden und sich als "Botschafter für die Erde" aufzuspielen.

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Eine Welt ganz nach dem Geschmack von Active-SETI-Funkern, vor allem dann, wenn hierauf intelligente, technologisch interessierte Lebensformen existieren sollten, die selbst fleißig senden. Bild: NASA/ESA

Verärgerte Skeptiker

Aufgrund des enttäuschenden Ergebnisses verließ der ehemalige NASA-Wissenschaftler und engagierte SETI-Wissenschaftler John Billingham die Gruppe aus Protest. Seiner Meinung nach war eine konstruktive Auseinandersetzung über die möglichen Folgen einer einseitigen Kontaktaufnahme mit außerirdischen Zivilisationen in der Öffentlichkeit zu kurz gekommen. "Wir reden darüber, die Kommunikation mit anderen Zivilisationen aufzunehmen", lautete sein Kommentar, "aber wir wissen nichts über deren Ziele, Fähigkeiten und Absichten."

Ratsam sei es, wenn künftig alle in METI involvierten Wissenschaftler eine Art hippokratischen Eid ablegten, eine Grundsatzerklärung über unser "galaktisches" Verhalten, die gemäß dem klassischen Vorbild lauten müsse: Vor allem schade nicht!

Dem Beispiel Billinghams folgte auch Michael Michaud, der früher im US-Außenministerium gearbeitet und dem SETI-Team zeitweise als Vorstandsmitglied angehört sowie ein Standardwerk zu SETI verfasst hatte. Er nahm es seinen Kollegen übel, dass sie weiteren METI-Aktionen im Verlaufe der Diskussion keinen Einhalt geboten hatten. Michaud, der allen "Active SETI"-Bestrebungen stets mit Skepsis begegnete, kämpfte schon seit Jahren gegen ein zu dreimütiges Versenden von Funkbotschaften.

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Irgendeine Junggalaxie, die dort lebende Zivilisationen aus dieser Perspektive mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu sehen vermögen, es sei denn, sie zählen zu den Superzivilisationen, vor denen sich viele METI-Skeptiker insgeheim so "fürchten". Bild: NASA/JPL

Michaud forderte die METI-Akteure dazu auf, sich künftig so lange zurückzuhalten, bis die Konsequenzen ihrer Transmissionen gründlich bedacht worden seien, bis darüber en detail diskutiert und notfalls abgestimmt worden sei. Mit Blick auf die von den Verantwortlichen zu fällenden Entscheidungen nach einem ersten Kontakt mit extraterrestrischen Intelligenzen und den damit einhergehenden Risiken und Gefahren erstellte Michaud 2003 ein Diskussionspapier mit dem vielsagenden Titel Ten Decisions that could shake the world ("Zehn Entscheidungen, die die Welt erschüttern könnten").


In dem Dokument verlieh er unter anderem seiner Besorgnis Ausdruck, dass ETIs die empfangenen terrestrischen Signale zur Positionsbestimmung der Erde nutzen könnten. Nicht zuletzt vergrößere sich die Neugierde der Fremden durch jede von uns ausgesandte Botschaft. Insbesondere bei denjenigen Rassen, die der interstellaren Raumfahrt längst mächtig seien, müsse man mit Besuchen rechnen:

Zitat
Wir können nicht davon ausgehen, dass ein bewohntes Universum infolge der Entfernungen zwischen den Sternen von Natur aus sicher ist. Unser Schicksal könnte von der Moral der anderen abhängen. Selbst wenn keine Gewaltandrohung vorliegt, legt die Erfahrung der Menschen nahe, dass eine Ausweitung der Macht einer bestimmten Zivilisation fast immer dazu führt, diese Macht auch zu nutzen, um die eigenen Werte, Lebensformen und Institutionen auf andere Gesellschaften zu übertragen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: SETI-Institut unterbricht Suche nach außerirdischer Intelligenz
Beitrag von: SiLæncer am 26 April, 2011, 16:39
(http://www.heise.de/imgs/18/6/5/8/5/8/1/8313c4e1453cd757.jpeg)
Derzeit umfasst das Allen Telescope Array 42
Empfangsschüsseln – geplant waren 350.
Das kalifornische SETI-Institut (Search for Extraterrestrial Intelligence) hat eigenen Angaben zufolge die Suche nach außerirdischem Leben vorübergehend eingestellt. Grund sind Finanzierungsprobleme der University of California, Berkeley (UCB), die das Hat Creek Radio Observatory (HCRO) betreibt, wo auch die insgesamt 42 Schüsseln des Allen Telescope Array (ATA) stehen. Das nach Microsoft-Mitgründer Paul Allen benannte Radioteleskop-Interferometer diente bislang als Datenquelle für die rund 130 Mitarbeiter des SETI-Instituts – seit vergangener Woche befindet es sich aber im "Ruhezustand".

"Ruhezustand heißt, dass die Anlage nicht für die eigentlichen Aufgaben zur Verfügung steht, sondern von einem deutlich reduzierten Serviceteam im Safe Mode betrieben wird", erklärt der Leiter des Instituts, Tom Pierson, in einer Mail an SETI-Förderer (PDF-Datei). Das Hauptproblem seien fehlende Gelder. So habe etwa die National Science Foundation (NSF) ihre HCRO-Unterstützung auf rund ein Zehntel früherer Zahlungen reduziert. Darüber hinaus machten sich Haushaltskürzungen des Staates Kalifornien bemerkbar: Zuwendungen an das Radio Astronomy Laboratory der UCB würden inzwischen deutlich geringer ausfallen.

Laut Pierson werden pro Jahr mindestens 1,5 Millionen US-Dollar für den Betrieb des ATA und eine weitere Million für die wissenschaftliche Arbeit des SETI-Instituts benötigt. Man versuche derzeit, das Geld für zwei Jahre Arbeit aufzubringen, verdeutlicht der SETI-Chef – wobei in seiner Mail auch etwas Selbstkritik mitschwingt: Statt die Radioteleskope wie bislang "auf Sterne auszurichten, wo vielleicht Planeten sind oder aber auch nicht", wolle man künftig gezielt die 1235 Planetenkandidaten ins Visier nehmen, die bislang vom Kepler-Teleskop entdeckt wurden. Bis dahin soll unter anderem die Zusammenarbeit mit Freiwilligen im SetiQuest-Projekt ausgebaut werden.

Quelle : www.heise.de
Titel: Voyager-Sonden am Ende des Sonnensystems
Beitrag von: SiLæncer am 29 April, 2011, 11:45
Nach mehr als 30 Jahren Reise treten die weiterhin funktionsfähigen Sonden mit ihren Botschaften an die Aliens allmählich in den interstellaren Raum ein

Seit mehr als 30 Jahren fliegen nun die beiden Voyager-Sonden durch den Weltraum. Voyager 1, gestartet im September 1977, und Voyager 2, gestartet im August 1977, tragen auf ihrer Reise in unendliche Fernen auch noch eine Botschaft an die Aliens in Form einer goldenen Datenplatte über die Menschheit mit. Auf ihr zeigt man dem interessierten Alien Fotos der Erde, Begrüßungen in vielen Sprachen, irdische Töne unterschiedlichster Herkunft vom Walgesang über einen LKW bis zu einem Kuss, die Gehirnwellen einer verliebten jungen Frau und Musikstücke etwa von Bach oder Chuck Berry.

(http://www.heise.de/bilder/149752/0/0)

Jetzt befinden sich die Satelliten an der Grenze des Sonnensystems und am Beginn der Leere. Erst nach 40.000 Jahren sollen sie wieder in die Nähe eines anderen Planetensystems geraten. Bis dahin dürften sie auf der Erde schon längst vergessen sein, die Botschaft über die menschliche Kultur hat höchstens noch eine archäologische Bedeutung, wenn nicht Aliens in UFOs die Satelliten vorher auffangen und sich die goldenen Datenplatten zu Gemüte führen - sofern sie die geeigneten Anspielgeräte besitzen.

Im Augenblick befinden sich die Sonden noch am äußersten Rand der Heliosphäre, in der Heliosheath, wo der Sonnenwind noch, wenn auch schon sehr schwach, vorhanden ist, aber sich bereits Partikel der Sonne und interstellare Partikel zu vermischen beginnen. Die Sonden befinden sich damit am Rande des Immunsystems unseres Sonnensystems, Voyager 1 ist die Speerspitze und mehr als 17 Milliarden km von der Sonne entfernt, Voyager 2 hat eine Entfernung von mehr als 14 Milliarden km erreicht. Nach der Heliosheath kommt noch die Heliopause und dann treten die Sonden ganz aus dem Einflussbereich unseres Sonnensystems und in die fremde Welt.

(http://www.heise.de/bilder/149752/1/0)

Wie dick die Heliosteath ist, weiß man nicht. Bei der Nasa schätzt man sie 3-4 Milliarden Meilen. Immerhin hatte Voyager 1 schon letztes Jahr gemeldet, dass der Sonnenwind bei Null steht. Aber die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es noch 5 Jahre dauert, bis die mit einer Geschwindigkeit von 15 bzw. 17 km pro Sekunde reisenden Sonden die Heliosteath verlassen haben. Bis 2020 werden durch die Radionuklidbatterien (Plutonium-238) noch Signale von den Sonden empfangen werden können, dann werden sie zu den "stillen Botschaftern für die Sterne", wie es bei der Nasa heißt. Dann käme die Meldung allerdings verfrüht, die die Nasa wohl eher in Erinnerung an die beiden Sonden veröffentlicht hat. Aber man will Werbung machen und verspricht: "Erwarte das Unerwartete."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: SETI-Phoenix aus der Asche im Anflug
Beitrag von: SiLæncer am 06 Mai, 2011, 08:02
Trotz vorübergehender finanzieller Engpässe wird die Suche nach außerirdischen Intelligenzen unvermindert weitergehen

Es ist eine Ironie der Wissenschaftsgeschichte, dass das gegenwärtig wichtigste SETI-Observatorium, das Allen Telescope Array (ATA), ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem das Kepler-Weltraumteleskop mehrere Tausend neue exoplanetare Kandidaten lokalisiert hat (die noch nicht offiziell bestätigt sind), darunter zahlreiche erdähnliche Welten, wegen Geldprobleme auf unbestimmte Zeit abgeschaltet werden musste. Ausgerechnet jetzt, da lohnenswerte Ziele für spektrografische und SETI-Observationen en masse vorhanden sind, geht SETI finanziell scheinbar die Puste aus. Aber nur scheinbar. In Wahrheit ist SETI (=Suche nach außerirdischer Intelligenz) noch lange nicht am Ende. Im Gegenteil: Aus dem derzeitigen Dilemma könnte SETI sogar gestärkt hervorgehen.

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34659/34659_1.jpg)

Frank Drake, der große weise Nestor und Pionier der aktiven SETI-Forschung, hat während seines 51-jährigen unermüdlichen Einsatzes für die SETI-Idee schon viele Höhen und Tiefen erlebt und vielversprechende SETI-Projekte und Programme kommen und gehen gesehen.

Kein Geld - nichts Neues

Meist standen den Forschern unüberwindbare finanzielle Hürden im Weg. Oft durchtrennte das pekuniäre Schwert den seidenen, durch private und staatliche Subventionen gesponnenen Geldfaden mit brachialer Gewalt.

Wie dünn und zerreißbar dieser schon vor vielen Jahren war, offenbarte sich 1978, als Senator Edward William Proxmire, seinerzeit immerhin der mächtigste Mann im Bewilligungsausschuss des Senats, Drakes Arbeit bewusst ins Lächerliche zog und gegen das NASA-SETI-Suchprogramm offen wetterte. Seine Forderung, die seit 1975 überwiesenen Regierungsgelder für das ganze Projekt gänzlich zu streichen, fand zwar kein Gehör. Dennoch reduzierte sich die staatliche Unterstützung für SETI infolge seiner Intervention eine Zeitlang spürbar. "Die Einstellung der staatlichen Zuschüsse brachte das NASA-SETI-Projekt an den Rande des Untergangs", erinnert sich Frank Drake.

Hätte 1982 nicht der populärste US-Astrophysiker seiner Zeit, Carl Sagan, das persönliche Gespräch mit Proxmire gesucht und ihn bei einer Visite dergestalt bearbeitet, dass der US-Senator von seinem ursprünglichen Vorhaben wieder Abstand nahm, hätte das Projekt nur wenige Jahre nach seiner Geburt wieder das Zeitliche gesegnet.

Dieses Schicksal ereilte das NASA-SETI-Projekt jedoch elf Jahre später . 501 Jahre nach der Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Columbus strich der US-Kongress alle finanziellen SETI-Zuschüsse - irreversibel und kompromisslos.

Finanzieller Kompromiss

Aus all diesen Erfahrungen haben die amerikanischen SETI-Forscher Konsequenzen gezogen; seitdem überlebt das SETI-Programm in den USA größtenteils mittels privater Spenden - bis heute.

Doch im Zuge des Aufbaus des Allen Telescope Array, der steigenden Unterhaltskosten des SETI-Instituts in Mountain View und der Betriebskosten der Anlage selbst musste SETI neue Kooperationen, Kompromisse und somit auch unkalkulierbare Risiken eingehen.

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Um die jährlichen laufenden Gesamtkosten von 2,5 Millionen Dollar zu decken, schöpfte das SETI-Institut in den letzten Jahren hauptsächlich aus den Töpfen des Bundesstaates Kalifornien, der University of Californi und der US-Fördermittelbehörde National Science Foundation (NSF).

Als jedoch infolge der Haushaltskrise Kaliforniens Etatkürzungen unumgänglich wurden und sich abzeichnete, dass das SETI-Institut bei weiterer voller Auslastung weder die Gehälter seiner Mitarbeiter noch den Strom für die Radioantennen bezahlen konnte, gingen die kalifornischen Alien-Jäger auf Nummer sicher und schalteten die ATA-Anlage ab, in der Hoffnung sie alsbald wieder reaktivieren zu können, vielleicht mithilfe einer Finanzspritze von fünf Millionen Dollar. Einmal injiziert, könnte sie dem SETI-Patienten wenigstens für zwei weitere Jahre neues Leben einhauchen.

Private Spenden als Chance

Auch wenn derweil einige Zeitungen das amerikanische SETI-Unternehmen aufgrund des stark reduzierten wissenschaftlichen Etats in Kalifornien im Niedergang begriffen sehen, es im "Funkloch" sehen oder selbst renommierte Radiosender fälschlicherweise über das Aus für Aliens schwadronieren - das Ende für SETI ist in weiter Ferne.

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Bilderstrecke zum Allen Telescope Array (u.a.) (http://www.heise.de/tp/bild/34/34659/34659_1.html)

Über die weltweit einzige, speziell für die Suche nach ETI konstruierte Radioteleskop-Phalanx schwebt mitnichten ein Damoklesschwert. Nicht zuletzt deshalb, da rund um den Globus andere Astronomen, Privat- und Hobbyforscher weiterhin händeringend nach der interstellaren Flaschenpost greifen.

Einer von ihnen ist Ragbir Bhathal von der University of Western Sydney in Campbelltown (Australien). 60 Kilometer vom Zentrum von Sydney entfernt, leitet der australische Astronom seit Ende 2000 das einzige offizielle OSETI-Projekt (Optical SETI), das auf den Südhimmel ausgerichtet ist. Wie seine Kollegen von der anderen Seite der Erdkugel fahndet Bhathal mit optischen Teleskopen nach künstlich erzeugten extrem kurzen Laser-Pulsen im sichtbaren, im ultravioletten und im nahen Infrarotbereich.

Selbst wenn die seit 2007 getesteten und im Einsatz befindlichen 42 Radioteleskope des Areals nunmehr auf unbestimmte Zeit eingemottet werden, besteht für das amerikanische SETI-Unternehmen, aber auch für die wenigen weltweit verstreuten kleineren SETI-Projekte indes keine Gefahr, vollends in der Versenkung zu verschwinden. Die staatlichen Subventionen mögen dem Rotstift für längere Zeit zum Opfer gefallen sein - die privaten Gelder hingegen werden alsbald mehr denn je wieder fließen.

Hierbei erweist sich die geografische Nähe des SETI-Instituts zum nur wenige Kilometer entfernten Silicon Valley als Vorteil, können doch so die Geldeintreiber ihre Fühler schneller und direkter ausstrecken. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass sich die SETI-Idee im Tal der High-Tech-Denker und Hard- sowie Software-Philosophen einer großen Anhängerschar erfreut.

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Was nämlich der Microsoft-Mitbegründer Paul Allen bereits vor 2007 demonstrierte, als er SETI mit 25 Millionen Dollar unter die Arme griff, sollte eine Fortsetzung finden. Besinnt sich SETI auf die alten Werte und Traditionen, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der nächste großzügige Mäzen, bis die nächsten betuchten und investitionsfreudigen SETI-Fans ihre Geldbörsen öffnen.

Überhaupt könnte SETI aus dem pekuniären Dilemma gestärkt hervorgehen, sofern ihre Protagonisten sich von staatlichen Zuschüssen ganz befreien und lossagen. Mit solch einem Schritt würden sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einem bestünde die Chance, sich aus eigener Kraft und mit geringem bürokratischen Aufwand zu finanzieren. Zum anderen könnten sie auf diese Weise zugleich ihren Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen, die mit dem Projekt reine Zeit- und Geldverschwendung assoziieren. Für SETI kann es nur von Vorteil sein, wenn Steuergelder nicht im Spiel sind.

Schwarze Löcher und Weltraummüll

Bei alledem kann das SETI-Institut einen Teil des Geldes mit der Weitervermietung einzelner oder der kompletten ATA-Anlage erwirtschaften und abdecken. Die Chancen hierfür sind deswegen gut, weil ATA ursprünglich auch für militärische und konventionelle Radioastronomie (z. B. Erforschung der Entstehung von Galaxien, Supernovae und Schwarzen Löchern) angelegt wurde. Vorgesehen ist nämlich immer noch, die jährlich anfallenden Teleskop-Betriebskosten von 1,5 Millionen Dollar zum Teil mithilfe der US Air Force zu decken, die ein Drittel der Operationszeit für ihre Satelliten- und Weltraummüll-Beobachtung nach wie vor nutzen will.

Da ein weiteres Drittel der Beobachtungszeit für klassische radioastronomische Studien reserviert ist, könnten auch auf diesem Weg einige Dollars eingefahren werden.

Selbst für den Fall, dass sich ein Interessent fände, der gegen entsprechende Mietgebühr alle 42 Teleskope 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche in Beschlag nähme, könnte das SETI-Abenteuer ungestört weitergehen. Schließlich ist ATA multitaskingfähig und kann parallel zu den militärischen und radioastronomischen Suchläufen nach Spuren extraterrestrischer Technologien fahnden.

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Für die Alien-Jäger wäre ein solcher Kompromiss nicht Neues. Schließlich mieteten diese bereits vor der ATA-Ära in steter Regelmäßigkeit fremde Radioteleskope an und frönten der parasitären Suchweise. Anstatt kostbare Beobachtungszeit eines leistungsstarken Teleskops extra in Anspruch zu nehmen, montierten sie anfangs meist Zusatzinstrument in Gestalt einer Black Box auf das Teleskop (später rückten diese mit einem ganzen Container voller Elektronik an). Während die Kollegen ihre all-alltägliche Routinearbeit verrichteten, konnten die früheren Crews dank des billigen und platzsparenden Huckepackverfahrens synchron nach Radio- und Lasersignalen fahnden.

Wo bleibt Europa?

Um langfristig zu überleben, müsste sich eine praxisorientierte SETI-Forschung auch auf dem alten Kontinent etablieren. Denn mittlerweise gereicht SETI der geografische Umstand zum Nachteil, dass die Fahndung nach den üblichen (fremden) Verdächtigen seit Frank Drakes erstem Lauschangriff auf außerirdische Zivilisationen am 8. April 1960 größtenteils in seinem Heimatland durchgeführt wurde.

Tatsächlich fanden von den weltweit mehr als 120 SETI-Projekten allein auf dem nordamerikanischen Kontinent zirka 80 Prozent statt.

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Fakt ist: In und auf Europa hat SETI paradoxerweise noch keine Wurzeln geschlagen. Der Kontinent, auf dem ehemals die wissenschaftliche Methode und langfristig gesehen auch die Astronomie des Abendlands ihre Väter und Meister fand, hat für die SETI-Idee paradoxerweise nichts übrig. Abgesehen von einem einzigen in Italien (SETI-Italia) ansässigen Programm, bei dem die 32-Meter-Antenne von Medicina zeitweise parasitär genutzt wird, hüllen sich zu diesem Thema derzeit alle großen Schüsseln Europas in Schweigen. Selbst das weltweit zweitgrößte voll lenkbare Radioteleskop in Effelsberg in der Eifel (Deutschland) stand von August 1972 bis heute nur ein einziges Mal für eine zweistündige, bestenfalls indirekte SETI-Spähaktion zur freien Verfügung. Die neben Medicina letzten verbliebenen europäischen Schüsseln, die außerirdische Funksignale ins Visier nehmen, starren für die engagierten Hobbyforscher der SETI League in den Himmel.

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Europa, der Kontinent, auf dem die Dampfmaschine, das Flugzeug, das Auto, das Teleskop, die Raumfahrt, die moderne Physik und das Science-Fiction-Genre (u. v. m.) erfunden wurden sowie die philosophische, literarische und wissenschaftliche Beschäftigung mit den Aliens ihren Anfang nahm, hat für extraterrestrische Intelligenzen sprichwörtlich keine Antennen.

Dass sich das Abendland aus unverständlichen Gründen aus dem SETI-Abenteuer ausgeklinkt hat, stimmt nachdenklich, weil eine konstruktive Suche nach außerirdischer Intelligenz nicht allein einer Nation (USA) vorbehalten sein sollte.

Denn nur in Form einer konzertierten internationalen Anstrengung kann sich SETI dauerhaft etablieren, zumal sich dadurch die Chance erhöht, mehr private Spendengelder einzutreiben. Nur auf diese Art und Weise vermag sich der SETI-Phoenix möglichst schnell aus der Asche zu neuem Leben erheben.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Und sie bewegen sich doch!
Beitrag von: SiLæncer am 11 Mai, 2011, 06:37
Eine neue Theorie zur Evolution von Spiralgalaxie-Armen

Eine neue Studie über Spiralmuster, wie sie auch unsere Milchstraße aufweist, könnte dafür sorgen, dass die bisherige Theorie über Entstehung und Evolution von Galaxie-Spiralarmen umgestoßen wird. Die Forschungsergebnisse dieser Studie wurden kürzlich von Robert Grand beim National Astronomy Meeting der Royal Astronomical Society in Llandudno vorgestellt.

Seit den 1960er-Jahren wird die Dichtewellentheorie akzeptiert, nach der sich die Spiralarme einer Galaxie in etwa wie eine "La Ola"-Welle in einem Fußballstadion durch eine Sternenpopulation einer Galaxie bewegen und zu ihrem Ursprungsort zurückkehre. Die Computersimulationen von Grand und seinen Mitarbeitern an Londons Mullard Space Science Laboratory (MSSL) deuten jedoch darauf hin, dass die Sterne zusammen mit den Spiralarmen um das Zentrum der Galaxie rotieren. Darüber hinaus scheint es auch so, als wären die Galaxiearme nicht stabil, sondern brächen innerhalb eines Zeitraums von 80 bis 100 Millionen Jahren auseinander und formierten sich neu.

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34634/34634_1.jpg)
Draufsicht einer simulierten Scheibengalaxie. Die helleren Farben stellen Zonen größerer Sternendichte dar. Das Bild zeigt zwei Beispiele von Sternenpartikeln: Der rote Stern bewegt sich auf der Vorderseite des Arms, der blaue Stern auf der Rückseite. Auf dem Bild kann man sehen, wie der blaue und der rote Stern innerhalb von 40 Millionen ihre Entfernungen zueinander verändern. Die gepunkteten Linien beschreiben Kreise mit den Radien 4.000, 5.000 und 6.000 Parsecs (1 Parsec entspricht circa 31 Billionen Kilometern). Bild: RAS

"Es war uns nicht möglich, die traditionelle Sichtweise in der Simulation zu bestätigen: Die Sterne bewegen sich in unserer Simulation mit derselben Geschwindigkeit in einer spiralförmigen Struktur. Wir haben die Entwicklung von Spiralarmen einer Galaxie mit fünf Millionen Sternen über einen Zeitraum von sechs Milliarden Jahren simuliert und dabei herausgefunden, dass es Sternen entgegen vorheriger Annahmen durchaus möglich ist, auf andere Spiralarme überzuwechseln. Die Sterne sind zwar auf den Spiralarmen regelrecht gefangen und bewegen sich darauf durch den Einfluss der Gravitation; jedoch glauben wir, dass diese Arme aufgrund der gewaltigen Kräfte von Zeit zu Zeit zerbrechen", so Grand. Dies würde ein indirektes Wandern eines Sterns auf einen anderen Arm bewirken.

In seinen Simulationen hat Grand herausgefunden, dass sich einige Sterne auf den Spiralarmen allmählich nach Außen und Innen bewegen. Sterne, die sich an der vorderen Seite befinden, bewegen sich in Richtung Zentrum der Galaxie, während Sterne, die sich an der Innenseite eines Arms befinden, nach außen in Richtung der Galaxienkante befördert werden.

"Aus unserer Simulation könnten sich eine Menge Folgen für die beobachtende Astronomie ableiten lassen", ist sich Grand sicher. Die MSSL ist bereits in die nächste Mission der European Space Agency involviert, die mit ihrem Gaia-Projekt einen Meilenstein in der Galaxienbeobachtung darstellt. "Die Theorie hilft uns nicht nur dabei, die Evolution unserer eigenen Galaxie besser zu verstehen, sie könnte ebenfalls auf das Gebiet der Sternenformation Anwendung finden."

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Wo das Chaos tanzende Sterne gebiert
Beitrag von: SiLæncer am 14 Mai, 2011, 08:02
Astronomen haben mit dem Gemini-Teleskop ein faszinierendes Bild vom Lagunennebel erstellt

Der Lagunennebel ( Messier 8 ) im Sternbild Schütze ist etwa 5200 Lichtjahre von uns entfernt und ist ein riesiges, sehr helles Gasnebelgebiet, aus dem viele Sterne entstehen. Entdeckt wurde der Lagunennebel 1747 von dem französischen Astronomen Guillaume Le Gentil entdeckt, schon zuvor war der offene Sternhaufen NGC 6530 im Zentrum des Lagunennebels von dem Briten John Flamsteed entdeckt worden. Er bringt den Nebel zum Leuchten und ist leicht mit einem Fernglas zu sehen.

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34693/34693_1.jpg)
Bild: Gemini Observatory/Aura/Julia I. Arias und Rodolfo H. Barbá Departamento de Física, Universidad de La Serena (Chile) und ICATE-CONICET (Argentina).
Bild vergrössern (http://www.heise.de/tp/bild/34/34693/34693_1x.jpg)

Die argentinischen Astronomen Julia Arias und Rodolfo Barbá haben nun mit dem 8-m-Gemini-Süd-Teleskop in Chile ein beeindruckendes neues Bild von dem Sternentstehungsgebiet hergestellt. Das Bild ist aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt, die mit zwei optischen Filtern gemacht wurden. Mit dem einen wird Wasserstoff (rot) und ionisierter Schwefel (blau), mit dem anderen Rotlicht gefiltert. Die Farben des Bildes lassen die Eigenschaften des Nebels erkennen, geben aber nicht die wirklichen Farben dar. Licht aus dem roten Ende des Spektrums wird beispielsweise blau wiedergegeben.

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34693/34693_2.jpg)
Gemini Süd. Bild: Gemini Observatory/Chris Carter

Zu erkennen ist eine gigantische glühende Landschaft aus Gas und Staub, die die jungen Sterne umgeben. Die meisten der Sterne befinden sich in dicken Staubwolken.

Die beiden Astronomen wollen mit dem Bild die evolutionäre Beziehung zwischen den neuen Sternen und den Herbig-Haro-Objekten erkunden. Letztere entstehen, wenn junge Sterne während ihres Wachstums große Mengen an Gas ausstoßen, das sich mit hoher Geschwindigkeit bewegt und mit dem umgebenden Nebel kollidiert. Dadurch bilden sich hell leuchtende Schockwellen, weil das Gas erhitzt wird. Die Astronomen entdeckten in dem Bild ein Dutzend dieser HH-Objekte, die eine Größe zwischen einer Billion Kilometer bis zu 4,6 Lichtjahren aufweisen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: "Lonely Planets"
Beitrag von: SiLæncer am 21 Mai, 2011, 10:47
Astronomen entdecken eine neue Art von Planeten: Einsame Wanderer, die fernab von jeder Sonne ihre Bahn ziehen. Davon gibt es anscheinend eine ganze Menge

Dass Himmelsforscher neue Planeten ausfindig machen, ist fast schon alltäglich geworden. Seit 1995 hat man über 500 Exoplaneten gefunden. In dem Maße, wie die Suchmethoden von Jahr zu Jahr verfeinert wurden, ist auch die Nachweisgrenze gesunken: Heute ist man längst auf der Jagd nach möglichst erdähnlichen Himmelkörpern, die Modell für das Sonnensystem stehen könnten. Dabei kann man sich sehr selten auf die Direktbeobachtung verlassen. Bei der Suche kommt deshalb eine Auswahl verschiedenster Technologien zum Einsatz, die jeweils auf eine bestimmte Eigenschaft des Objekts und seines Sternsystems abzielen.

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Künstlerische Darstellung des an seiner Sonne vorbeiziehenden Exoplaneten Corot-9b. Bild: ESO/L. Calçada

Da gibt es zunächst die so genannte Radialgeschwindigkeitsmethode. Sie beruht auf der Tatsache, dass selbst ein recht kleines Objekt - der Planet - über seine Gravitation auf seinen riesigen Nachbarn - den Stern - wirkt. Es genügt, das größere Objekt zu beobachten, um aus dessen Bahn-Verzerrung auf den kleinen Begleiter zu schließen.

Die Wankel-Bahn erkennt man an einer Dopplerverschiebung des Sternen-Spektrums, die sich auch von der Erde aus detektieren lässt. Je ähnlicher sich beide Objekte, das sichtbare und das unsichtbare, sind, umso besser funktioniert diese Methode. Bei kleinen Sternen (dazu gehört auch die Sonne) findet man so auch erdähnliche Planeten.

Die Transitmethode

Die Transitmethode, der man derzeit die besten Chancen zur Entdeckung wirklich kleiner Planeten zutraut, beruht auf einem Prinzip, das Menschen schon seit Jahrmillionen am Himmel beobachten können: Der Abdunkelung eines Objekts durch ein anderes, wie es Mond, Erde und Sonne regelmäßig praktizieren. Diese Abdunkelung sehen wir natürlich nur, wenn wir von der Seite auf die Bahnebene des abdeckenden Objekts blicken. Aber dank der vielen Sterne im Weltall muss man eben nur mehr Beobachtungen anstellen, um irgendwann auf diese Weise einen Fund zu machen.

Microlensing

Ähnliches gilt für die Methode des Microlensing. Der Name erklärt das Prinzip eigentlich schon recht gut: Es beruht darauf, dass die Gravitation eines schweren Objekts als Linse für die Strahlung eines anderen Objekts in dessen Hintergrund dienen kann. Wer eine Fotokamera besitzt, weiß jedoch, dass ein durch eine Linse beobachtetes Motiv nicht automatisch scharf aussieht: Man muss Motiv, Linse und Sensor in dieselbe Ebene und in die richtige Entfernung bringen.

Und so wird nur einer von einer Million Sternen der zentralen Milchstraße zu einem bestimmten Zeitpunkt durch ein solches Zusammentreffen glücklicher Ereignisse vergrößert, wie der Astronom Joachim Wambsganss in einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin Nature schreibt. Und selbst wenn jeder dieser Sterne einen jupitergroßen Begleiter hätte, könnte man wegen unpassender geometrischer Verhältnisse nur ein Prozent dieser Planeten tatsächlich entdecken. Da Astronomen nun einmal nicht an ihren Linsen, den Sternen, drehen können, bleibt Ihnen nur übrig, eben ganz oft hinzusehen und auf ihr Glück zu vertrauen.

Genau damit sind seit ein paar Jahren zwei internationale Forscherteams befasst. Denn das Microlensing-Verfahren bietet zwei Vorteile: Es verschafft einen guten statistischen Überblick über die Bestandteile des Universums, und es ist auch geeignet, recht kleine Planeten zu lokalisieren. In Nature berichten die Forscher nun von den Ergebnissen ihrer Arbeit. Dem MOA-Team (Microlensing Observations in Astrophysics) etwa ist es gelungen, 50 Millionen Sterne der Milchstraße über zwei Jahre hinweg mindestens einmal pro Stunde zu überprüfen. Dabei entdeckten die Forscher gerade einmal 474 Microlensing-Ereignisse, von denen zehn kürzer als zwei Tage zu beobachten waren.

Ergebnisse kosmischen Billards

Je kürzer das Event, desto kleiner die Linse - bei weniger als zwei Tagen gehen die Forscher davon aus, dass die Linsen Planeten-, nicht Sternenmasse hatten. Die Wissenschaftler verglichen ihre Daten mit denen des OGLE-Teams (Optical Gravitational Lensing Experiment) - sieben der Ereignisse waren bei OGLE ebenfalls aufgefallen. Da sich auch über acht Jahre keine Periodizität zeigte, gehen die Forscher davon aus, dass es sich um mindestens sehr weit von ihren Gaststernen entfernte Planeten handeln muss - vermutlich auch um solche, die ganz allein durch das All wandern.

Interessant ist aber auch die statistische Analyse: Sie zeigt, dass solche Planeten weit häufiger sein müssen, als man bisher annahm. Es sollten in der Milchstraße sogar mehr davon existieren, als es Sterne der Hauptreihe gibt.

Wie sind die einsamen Wanderer zu ihrer Reise aufgebrochen? Die Forscher vermuten, dass es sich um die Ergebnisse kosmischen Billards handeln könnte. In Systemen und protoplanetaren Scheiben mit mehreren großen Körpern kann es leicht dazu kommen, dass einerseits Gasriesen in große Nähe zu ihren Heimatsternen gelangen, ihre Brüder aber andererseits aus dem System geschleudert werden.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Re: "Lonely Planets"
Beitrag von: Jürgen am 21 Mai, 2011, 11:40
Solche vagabundierenden kleine Himmelskörper würden jedenfalls zur sog Dunklen Materie beitragen.
Und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dürfte für kleinere Objekte, wie die Geschwindigkeit relativ zu den grossen Galaxien, deutlich zunehmen.
Ihre Reststrahlung wäre meist relativ gering, und ihre räumliche Verteilung und Bewegung jedenfalls in höchstem Masse zufällig.
So dürfte sie in der Regel in der kosmischen Hintergrundstrahlung als Rauschen untergehen.

Allerdings darf davon ausgegangen werden, dass aufgrund gleichartiger Gesetzmässigkeiten ebenso Staub und Gas und auch ganze Sterne, Sternhaufen und selbst kleine Galaxien in dieser Art herumstromern.
Und an den grösseren Objekten wäre der Nachweis wohl deutlich einfacher.
Titel: Sie werden sowohl friedliebend als auch aggressiv sein
Beitrag von: SiLæncer am 05 Juni, 2011, 08:00
Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Interstellare Büchse der Pandora? - Teil 7

Es mag sie geben - die guten, altruistischen, friedseligen und von hohen Idealen beseelten außerirdischen Kulturen, die an einem konstruktiven interstellaren Dialog interessiert sind. Dennoch werden indes auf anderen bewohnten Welten Blutspuren davon Zeugnis ablegen, dass das Damoklesschwert der Gewalt auch über außerirdischen Häuptern schwebt, ob diese nun Ohren à la Spock oder Facettenaugen wie irdische Fliegen haben. Da auch vernunftbegabte extraterrestrische Kulturen im Verlaufe ihrer Evolution einer Hydra begegnet sein dürften, die der Homo sapiens seit seinem Erscheinen in Form von Krieg, Gewalt, Eroberungs- und Zerstörungslust sehr gut kennt, könnte jede eintreffende Flaschenpost eine interstellare Büchse der Pandora sein. Wer sie öffnet, riskiert den planetaren Exitus.

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Die Geschichte der Menschheit führt uns auf drastische Weise vor Augen, dass der Drang zur Expansion seinen Quell stets aus den Untugenden Aggression und Machtstreben bezogen hat. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen, galt von jeher das ungeschriebene sozialdarwinistische Gesetz, dass militärisch hochgerüsteten, strategisch versierteren und technisch höher entwickelten Zivilisationen oder Nationen automatisch das Recht zukommt, den schwächeren Völkern den Garaus zu machen.

Irdische Kolonisation als warnendes Beispiel

In den Annalen unserer Spezies finden sich Beweise en masse, die mit grausiger Offenheit dokumentieren, dass von diesem vermeintlichen Recht oft, sehr oft Gebrauch gemacht wurde. Gäbe es ein Ranking in unserer Galaxis, wie konsequent und rigoros die Mächtigen auf ihrer Heimatwelt ihren Machtanspruch zum Leidwesen der Schwächeren ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt haben, belegte unser Planet - und zu dieser wenig gewagten Prognose steht der Autor dieser Zeilen - einen Spitzenplatz.

Unsere Vorliebe, technisch und kriegsstrategisch unterlegene Völker und Rassen rücksichtslos auszurauben, auszuplündern, zu unterdrücken, zu misshandeln, zu versklaven und nicht selten sogar ganze Kulturen auszumerzen, kam bei der Conquista und in der Ära des Imperialismus sehr deutlich zum Vorschein.

Während der Conquista, dem mehr als ein Jahrhundert dauernden, von Spanien und Portugal in Gang gesetzten Prozess der Eroberung des mittel- und südamerikanischen Festlands ab 1492, fielen Scheinchristen und brutale Eroberer vom Schlage eines Hernán Cortés, Pedro de Alvarado oder Francisco Pizarro erbarmungslos über ahnungslose unschuldige Menschen her.

Im Zeitalter des Imperialismus ("Hochimperialismus") nahmen sich die europäischen Groß- und Mittelmächte - vom Eroberungswahn getrieben - die Freiheit heraus, Überseekolonien in Afrika und Asien zu etablieren, um den dortigen Bewohnern die Segnungen der Zivilisation in Gestalt von Mord und Todschlag zuteilwerden zu lassen. Die Liste der von Homo sapiens begangenen Grausamkeiten ließe sich nach Belieben fortsetzen. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht, da sich unsere Art weiterhin von ihren atavistischen Instinkten nicht lösen kann und will.

Extraterrestrisches Restrisiko

Angenommen, die Außerirdischen brächten nur 20 Prozent der Angriffslust auf, mit der unsere Vorfahren auf dieser Welt gewütet haben (über die Nachfahren wollen wir mit Rücksicht auf die begrenzte Zeilenanzahl dieses Beitrages kein Wort verlieren), dann erscheinen die Ängste der METI-Skeptiker plötzlich in einem anderen Licht. Denn eingedenk unserer eigenen blutrünstigen Geschichte bekommt auf einmal der Faktor Vorsicht eine besondere Note. Er wird zum guten Ratgeber, weil ungeachtet der immerfort zugeschriebenen positiven altruistischen Eigenschaften der Aliens ein "extraterrestrisches Restrisiko" bleibt.

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Infrarot-Aufnahme des NASA-Weltraumteleskops Spitzer vom Zentrum unserer Milchstraße. Zivilisationen, die hier lebten, müssten auf jeden Fall strahlenresistenter sein als wir. Bild: NASA

Im Konzert der Superzivilisationen könnten eben doch raumfahrtbegeisterte und aggressiv-expansive Rassen mitmischen, die Imperialismus im größeren, sprich kosmischen Stil betreiben. Manch Spezies könnte eine gutgemeinte Visitenkarte, ein Funk- oder Signalfeuer, als Einladungskarte auslegen. Sollten Ethik und Moral außerirdischer Hochintelligenzen auch nur ansatzweise der unsrigen entsprechen, bleibt nur die Hoffnung, dass sie mit ihren galaktischen oder intergalaktischen Brüdern und Schwestern anders verfahren als etwa die Conquistadores mit den Inkas und Mayas oder die Mächte des 19. Jahrhunderts mit vielen afrikanischen Völkern und asiatischen Nationen.

Davon ausgehend, dass wir auf der Suche nach den kosmischen Nachbarn ganz gewiss nicht die Einzigen sind, nähern wir uns in der Absicht, eine Antwort zu finden, ganz vorsichtig der delikaten Frage, wie groß tatsächlich die reale Gefahr für die Menschheit ist, infolge aktiv ausgesendeter Radio- oder Lichtwellen böse außerirdische Geister heraufzubeschwören.

Willkürliche Extrapolation

Hierbei orientieren wir uns an der sehr optimistischen Prognose von Carl Sagan aus dem Jahr 1966, der seinerzeit nicht ins Blaue extrapolierte, sondern die fünf Jahre zuvor kreierte Drake-Formel konsequent anwendete.

Sagan, von dem der weltberühmte Science-Fiction- und Sachbuchautor Isaac Asimov einmal ganz unbescheiden gesagt haben soll, er sei neben ihm und Marvin Lee Minsky der klügste Mensch, den er jemals getroffen habe, schätzte die Anzahl intelligenter Zivilisation in der Milchstraße auf sage und schreibe eine Million. Keine Frage, ein stolzer Wert, den wir, weil wir ja Vorsicht walten lassen wollen, sicherheitshalber durch zwei teilen. Somit bleiben immer noch 500.000 Megakulturen, die das nötige Know-how und die Technik besitzen könnten, mit anderen Lebensformen in Kontakt zu treten.

Hier kommt nun David Brins Formel nochmals ins Spiel, der die Drake-Gleichung mit drei weiteren Faktoren ergänzte. Sie erinnern sich? Genauer gesagt wollen wir uns auf den Brin’schen Faktor A beschränken, der für die Anzahl hochentwickelter außerirdischer Technologien steht, die entweder unbeirrt funken, um für andere "erkennbar" zu werden (Brin notiert hierfür den Wert 1) oder ganz bewusst nichts von sich preisgeben und lediglich lauschen (Wert O).

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Heißer Gasplanet, der seine Sonne in geringem Abstand umkreist. Auf solch einer Welt wäre die Ausbildung von biologischen Leben undenkbar. Planeten dieser Gattung werden in unserer Extrapolation nicht berücksichtigt. Bild: NASA

Extrapolieren wir einfach frisch von der Leber weg, dass die eine Hälfte der 500.000 verbliebenen ETI kontaktfreudig und die andere höchst verschwiegen ist. Unter Einbeziehung des Faktors A kämen wir sodann auf 250.000 sende- und empfangsbereite Zivilisationen. Nicht zuletzt sollten wir noch den von Alexander F. Zaitsev erschaffenen Parameter fmberücksichtigen, der dem Brin’schen Faktor A zwar ähnelt, aber noch stärker das "aktive" Moment hervorkehrt. Er bezieht sich nämlich nicht bloß auf die empfangs- und sendebereiten außerirdischen Gesellschaften, sondern berücksichtigt jene Welten noch nachhaltiger, deren Bewohner wirklich aktiv und regelmäßig Kosmogramme ins All pulsen. Fakt sei nämlich, so Zaitsev, dass unsere Zivilisation nur solche Kulturen im Kosmos lokalisieren kann, die auch in einem fort senden, also just das praktizieren, was unsere Kultur sträflich vernachlässigt.

Voller Zuversicht legen wir uns somit auf die Zahl 200.000 fest. Nicht vergessen wollen wir unsere Eigenkreation PB: den Bryan-Proxmire-Parameter. Er prangert die Engstirnigkeit und den intellektuell fehlenden Weitblick aller Entscheidungsträger an - universumweit. Denn auch fernab der Erde werden die Suchprogramme anderer Zivilisationen Energie und Zeit beanspruchen, die nun einmal irgendwie "finanziert" werden müssen.

Wir wissen nicht, auf wie vielen Exoplaneten ebenfalls kurzsichtige Politiker in interstellarer Hinsicht auf Sparkurs gegangen sind. Aber lassen wir uns nicht beirren und blicken hoffnungsvoll nach vorn und ziehen von den 200.000 sende- und empfangsbereiten sowie sendewilligen Technologien ein Viertel ab. Erfreulicherweise verbleiben uns immer noch 150.000 Zivilisationen. Und gehen wir zugleich davon aus, dass von den 150.000 Lebensformen zwei Drittel sich den Status einer Superzivilisation auf ihre Fahnen schreiben können.

Die sich nun daraus ergebenden beiden wichtigen Fragen, die sich nach unserem zugegebenermaßen sehr willkürlichen Gedankenexperiment (jeder angegebene Wert hätte ein anderer sein können und dürfen) herausdestillieren lassen, lauten somit: Wie viele der sende- und empfangsbereiten sowie sendewilligen Superzivilisationen pflegen einen aggressiven Habitus? Wie viele Alien-Kulturen haben einen Hang dazu, schwächere Zivilisationen zu versklaven, deren Planeten auszuplündern oder die einheimischen Lebensformen allesamt auszurotten?

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34579/34579_7.jpg)
Planetenentstehung. Nach der ersten Entdeckung des ersten
Exoplaneten um eine aktive Sonne sind bis heute 539 bestätigte
extrasolare Planeten katalogisiert. Das Gros der Planetenforscher
glaubt, dass fast jeder Stern ein eigenes Planetensystem besitzt,
was die Existenzwahrscheinlichkeit intelligenter Lebensformen
drastisch erhöht. Bild: Image courtesy of NRAO/AUI and
Bill Saxton
Kosmologisches Prinzip als Indikator

Um hierauf eine halbwegs zufriedenstellende Antwort zu erhalten, knüpfen wir uns das kosmologische Prinzip vor. Es besagt bekanntlich, dass der Raum homogen und isotrop ist, das Universum folglich keinen Mittelpunkt hat. Keine Richtung, kein Punkt im Kosmos ist ausgezeichnet. Die Raumkrümmung hat im Mittel überall den gleichen Wert, und die Materie ist fernerhin genauso homogen verteilt. Selbst ultraintelligente Außerirdische, die noch nicht mit Wurmlöchern oder Schwarzen Löchern experimentieren, sitzen also räumlich und zeitlich im selben Boot wie wir. Wenigstens am Anfang waren die Gesetze der Physik für alle gleich.

Vielleicht spiegelt sich diese Gleichheit oder Gleichartigkeit auch in den moralischen und ethischen Werten außerirdischer Gesellschaften wider. Denn wenn das Universum für alle gleich ist, kein Ort in ihm ausgezeichnet, die Materie darin allerorten von gleicher Natur ist, all seine Lebewesen eine Evolution vom Einfachen zum Komplexen hin durchlaufen haben, wenn wir also alle Kinder des Wasserstoffs sind, muss es dann nicht so sein, dass wir uns auch in moralischer und ethischer Hinsicht ähneln? Aus unserer Sicht wären das Gute und das Böse dann ein allgegenwärtiges Prinzip, ein omnipräsenter Grundsatz im Universum, eine Art kosmisches Yin und Yang. Hieraus wäre sogleich die bittere Konsequenz zu ziehen, dass sowohl gute als auch böse Rassen und Arten ihren Platz im Universum gefunden haben müssen.

Extraterrestrischer Pluralismus

Unsere Auffassung von Pluralismus als gemeinhin friedliche Koexistenz verschiedener Interessen, als Vielfalt von Ansichten und Lebensstilen, sollte im Universum desgleichen auch für die Multiexistenzen gelten, die wir in unserem Gedankenexperiment auf 100.000 in der Galaxis geschätzt haben. Sie versinnbildlichen das, was wir extraterrestrischen Pluralismus nennen wollen. Die Außerirdischen unterscheiden sich in puncto Morphologie, im psychischen, physischen und natürlich im mental-geistig-intellektuellen Bereich gravierend oder manchmal auch nur subtil voneinander. Viele werden anders sein als die anderen, manche in erstaunlicher Verwandtschaft mit ihren interstellaren Brüdern und Schwestern stehen, wenige ihnen gleichen. Eines jedoch ist gewiss: Die Charaktere und die Einstellung zu den moralischen und ethischen Werten, die auf unserer Welt zuweilen von Kontinent zu Kontinent, von Nation zur Nation differieren, werden auch von Exoplanet zu Exoplanet voneinander abweichen.

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Illustration eines supermassiven Schwarzen Loches. Selbst Superzivilisationen dürften solche kosmischen irrealen Regionen meiden - vielleicht aber auch nicht. Auch wenn für alle am Anfang die gleichen astrophysikalischen Gesetze galten, so könnten extrem weit fortgeschrittene Technologien längst in astrophysikalische Dimensionen vorgedrungen sein, von denen wir mitnichten irgendeinen Schimmer haben. Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (SSC)

Rufen wir uns die 100.000 "extrapolierten" Zivilisationen erneut in Erinnerung, die in der Milchstraße theoretisch leben könnten (aber nicht müssen!), dann wird ersichtlich, dass unter ihnen - gemessen an unseren Wertmaßstäben - viele friedfertige Arten existieren müssen. Lebewesen, die so ganz nach unserer Façon wären. Geschöpfe, die so weise und mitteilungsbedürftig wären, wie die Superzivilisation in Carl Sagans Buch Contact. Viele SETI-Wissenschaftler, die nach wie vor an das Gute im Alien glauben, zeichnen immer wieder das Idealbild des hoch moralischen Außerirdischen. Ihr Credo: Nur fortgeschrittene Zivilisationen, die das Böse längst vertrieben und der Aggression abgeschworen haben, sind langfristig überlebensfähig.

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Unsere nächste Nachbargalaxie M31, der Andromedanebel: nur 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Gemäß unserer willkürlichen Extrapolation sollten in M31 ebenso viele aggressive wie friedliche Zivilisationen existieren. Bild: Infrared: ESA/Herschel/PACS/SPIRE/J. Fritz, U. Gent; X-ray: ESA/XMM-Newton/EPIC/W. Pietsch, MPE; optical: R. Gendler

Aggression als Überlebensvorteil

Doch Vorsicht! Wäre es nicht denkbar, dass das Zusammengehen von Expansionsdrang und Aggression ein weit verbreitetes kosmisches Phänomen ist? Ist nicht auf galaktischer Ebene ein aggressiver Impetus für Superzivilisationen, welche die eigene Galaxie besiedeln und sogar erobern wollen, ebenso unabdingbar, im Idealfall sogar von Vorteil?

Es verbietet sich eigentlich von selbst, dem naiven Glauben anzuhängen, alle hochstehenden Zivilisationen seien automatisch sanftmütig und friedliebend, nur weil es ihnen irgendwann im Verlaufe ihrer technischen Evolution gelungen sei, das kritische Stadium zu überwinden, den "globalen" Krieg respektive die totale Selbstzerstörung abzuwenden. Denn im Universum können ebenso hoch aggressive Lebensformen ihre heiklen Momente problemlos gemeistert haben. Eventuell hat ihnen dabei ihre Kampf- und Streitlust mehr geholfen als geschadet.

Das Zepter der Macht in ihrem Sonnensystem fest in den Händen haltend, kann bei solchen Arten schnell "interstellares" Fernweh aufkommen, vor allem dann, wenn sie realisieren, wann eine Reise lohnt und wohin es geht.

Extraterrestrischer Pluralismus bedeutet eben auch, dass da draußen gleichfalls expansive und von ihrer Natur aufs Töten konditionierte Spezies herumgeistern könnten. Vielleicht ist von den 100.000 Kulturen nur ein Zehntel extrem feindselig. Und vielleicht beherrschen nur 10 Prozent davon die interstellare Raumfahrt, von denen womöglich wiederum 10 Prozent auf demselben galaktischen Spiralarm wie wir beheimatet sind. Es wären dann immer noch sage und schreibe 100 Superzivilisationen, die uns umgäben, in deren ständiger Reichweite wir wären.

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Eine von den zirka 500 bis 1000 Milliarden Galaxien, die unser Universum beherbergt. In jeder Galaxie werden Jahrmillionen nach dem Urknall unzählige Kulturen das Licht ihrer Welt erblickt haben

Interstellares Trojanisches Pferd

Selbst wenn das zuvor Beschriebene sehr an Science-Fiction erinnert, haben Außerirdische mit kriegerischen Absichten dennoch gute Karten, unsere METI-Depeschen oder unseren Funkabfall aufzufangen und zu entziffern, der seit 1896 mit zunehmender Intensität die Erde verlässt und mittlerweile eine Kugel mit einem Radius von 115 Jahren ausfüllt. Eine Zone, in der mehrere 1000 Sterne beheimatet sind.

Sie könnten aber auch anders taktieren und den umgekehrten Weg beschreiten. Sie könnten ihren künftigen Opfern ebenso gut eine Anleitung zum Bau einer Höllenmaschine zusenden. Im Unterschied zu Carl Sagans friedvollen Außerirdischen in Contact würden diese alles dergestalt arrangieren, dass ihre Apparaturen die vermeintlich primitiven Rassen nicht durch Wurmlöcher in andere Welten entführen. Nein, deren technisches Wunderwerk würde die Heimatwelt der Unglückseligen entweder flugs in die Luft sprengen oder alles Leben dort restlos vernichten. Es wäre ein interstellares trojanisches Pferd, eine perfide List, die im Science-Fiction-Universum schon Anwendung gefunden hat.

Kosmische Büchse der Pandora

Aus der Sicht distinguierter und friedlicher Zivilisationen könnten aber genauso gut wir die Bösen, sprich die kosmischen Barbaren sein. Denn unsere freizügig und freiwillig versandten Daten- sowie Informationspakete, insbesondere der Informationsmüll unserer Gesellschaft, der seit Jahrzehnten in Form von Fernseh-, Radio- und Radarwellen ungeplant in den Kosmos wandert, zeichnen bekanntlich kein rosiges Profil unserer kriegerischen Art. Vor allem sophistische, hoch intellektuelle, allein der Philosophie zugewandte außerirdische Gesellschaften - es mag sie hier und da im Universum geben - könnten unser Funkfeuer und unsere Rasse als höchst beunruhigend erachten.

Das Albtraum-Szenarium ist aber ein anderes: Vielleicht warten vor unserer kosmischen Haustüre wirklich 100 sende- und empfangsbereite sowie sendewillige aggressive Superzivilisationen sehnsüchtig darauf, von einer unterentwickelten Nachbarwelt wie der unsrigen via Funk- oder Lichtsignal kontaktiert zu werden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit noch so gering ist - bereits ein einziges Signal in die falschen Tentakel oder krabbenartigen Scheren könnte für den Absender im ungünstigsten Fall das Ende bedeuten. Jedes eintreffende Antwortsignal einer aggressiven Gesellschaft könnte eine kosmische Büchse der Pandora in allerschlimmster Ausprägung sein. Wehe dem Erdenmenschen oder Außerirdischen, der sie öffnet!

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Gigantisches Tor zum Radiokosmos
Beitrag von: SiLæncer am 07 Juli, 2011, 12:06
Das weltweit zweitgrößte vollbewegliche Radioteleskop ist 40 Jahre alt geworden und operiert immer effektiver

Vor 40 Jahren weihten deutsche Ingenieure und Wissenschaftler eines der weltweit leistungsstärksten und modernsten Radioteleskope ihrer Zeit ein. Dank permanenter Wartung, ständigen technischen Modifikationen an den Spiegeln und Empfängern, infolge der Anwendung modernster Elektronik und Digitaltechnik operiert die 100-Meter-Schüssel in Effelsberg effizienter denn je. Von der sukzessiv erhöhten Sensibilität der Anlage profitieren Radioastronomen wie Michael Kramer, der mit der Riesenantenne in der Eifel nicht nur die Richtigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie, sondern auch erstmals in der Geschichte der Astronomie eine Pulsarkarte des Nordhimmels erstellen will.

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Es ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz, dass sich fast alle Sternstunden der Wissenschafts- und Technikgeschichte fernab der Öffentlichkeit und abseits allen medialen Trubels ereignen - ohne die Anwesenheit neutraler Zeitzeugen oder Chronisten, der das Geschehene minuziös notierten.

Janskys Sternstunde

So nimmt es nicht wunder, dass vor knapp 80 Jahren ebenso wenig ein beflissener Wissenschaftshistoriker oder interessierter Reporter die große Stunde des Karl Guthe Jansky (1905-1950) protokollierte. Damals war keiner war zugegen, als der junge Radioingenieur mithilfe einer antennenähnlichen Konstruktion im Auftrag des Bell-Telefon-Laboratoriums in Holmdel (New Jersey/USA) atmosphärische Störungen und andere Störquellen auf verschiedenen Radiofrequenzen untersuchte.

Kein Toningenieur nahm das regelmäßige Zischen auf, das Jansky ein knappes Jahr später auf einer Wellenlänge von 14,6 Metern über seinen Kopfhörern vernahm. Und keiner Fotograf oder Kameramann verewigte seinen Gesichtsausdruck auf Zelluloid, als dieser das starke Geräusch hörte, das partout nicht von einer irdischen Radiostation stammen konnte.

Nachdem Jansky den Himmel systematisch nach der Quelle des störenden Hintergrundrauschens durchmusterte, fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen: Das mysteriöse Knistern, dessen Intensität sich im Laufe des Tages änderte, musste von entfernten Sternen, womöglich aus dem Zentrum der Milchstraße stammen.

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Karl Janskys Apparatur, die äußerlich ein wenig an das "Flugzeug" der Gebrüder Wright erinnert. Bild: NRAO

Was alle Radiopioniere und Rundfunkprofis all die Jahre zuvor glattweg überhört hatten, entging seinen wachen Ohren nicht. Er tauchte mit einem Male in die Welt der Sphärenmusik ein und öffnete dabei zugleich ein neues Fenster zu einer bis dato unbekannten Welt.

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Karl Jansky starb überraschend jung; er ist zweifelsfrei der Vater der Radioastronomie. Bild: NRAO

Es sollten aber noch einige Jahre vergehen, bis Janskys Entdeckung eine angemessene Würdigung erfuhr, was primär dem Umstand geschuldet war, dass er seine wissenschaftlichen Ergebnisse nicht in einem astronomischen, sondern in einem technischen Journal veröffentlicht hatte. Überdies stellte Jansky sein Papier am 27. April 1933 in Washington, D. C. bloß einigen auserlesenen Gästen vor. Nur wenige Fachkollegen nahmen von seinem Werk zu diesem Zeitpunkt Kenntnis. Erst zehn Wochen später publizierte der "Nature" seinen legendären Aufsatz Radio Waves from Outside the Solar System, der ihn schlagartig bekannt machte.

Trotzdem zog ihn sein Arbeitgeber kurze Zeit später von allen weiteren Arbeiten auf diesem Feld ab. Man hatte damals Wichtigeres zu tun, als sich mit einer brotlosen Kunst herumzuschlagen, mit der kurzfristig kein Geld zu verdienen war.

"Es gehört wohl zu den Ironien in der Entwicklung der Wissenschaft unseres Jahrhunderts, dass von Janskys Entdeckung fast keine Notiz genommen wurde", kommentierte einer der renommiertesten Astronomen aller Zeiten, Sir Bernhard Lovell, die Posse um Jansky.

Erst der junge amerikanische Radioingenieur Grote Reber (1911-2002) aus Wheaton/Illinois setzte Janskys Arbeit konsequent fort. Er baute 1937 im Garten seiner Eltern das erste "echte" schalenförmige Radioteleskop und führte mit diesem eigene Observationen durch. Der Amateurforscher und Idealist arbeitete als Solist. Alle Kosten, vor allem jene, die im Zuge des Baus der zehn Meter großen selbst konstruierten Schüssel anfielen, übernahm Reber in Eigenregie.

(http://www.heise.de/tp/artikel/34/34761/34761_5.jpg)
Die erste Radioschüssel der Menschheitsgeschichte, aufgestellt von Grote Reber im elterlichen Garten. Bild: NRAO

mehr ... (http://www.heise.de/tp/artikel/34/34761/2.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: SKA: Mega-Teleskop wird mehr Daten als das Internet erzeugen
Beitrag von: SiLæncer am 10 Juli, 2011, 09:11
(http://s.gullipics.com/image/c/u/i/hq2x3b-jrj5lg-wf5z/img.jpeg)
Das von der International Centre for Radio Astronomy Research (ICRAR) entwickelte Square Kilometre Array (SKA)-Radioteleskop welches 2020 fertig gestellt sein wird, wird rund 10.000 Mal leistungsfähiger sein als heutige Teleskope dieser Art. Das internationale Projekt wird aus mehreren Tausend einzelnen Radioteleskopen mit einem Durchmesser von 15 Metern bestehen und der Erforschung von dunkler Materie, schwarzen Löchern und erdähnlichen Planeten dienen. Die dabei anfallenden Datenmengen sind, aus heutiger Sicht, unvorstellbar groß. Das Teleskop wird an einem Tag mehr Daten generieren als heute in einem Jahr erzeugt werden. Die Wissenschaftler nehmen an, dass das interne Netzwerk mehr Daten zu bewältigen haben wird als das heutige Internet. Dafür werden Supercomputer im Exaflops-Bereich notwendig sein die voraussichtlich erst 2018 zur Verfügung stehen. Die Daten werden vom Teleskop-Standort zu Rechenzentren in der ganzen Welt zur Auswertung übertragen werden. Als mögliche Standorte kommen Australien/Neuseeland und Südafrika in Frage.

Quelle : www.gulli.com
Titel: SETI: Radioteleskop dank Spenden wieder aktiv
Beitrag von: SiLæncer am 08 August, 2011, 20:50
Nach einer längeren Pause können die Aktivisten rund um das SETI-Projekt nun wieder mit der Suche nach Außerirdischen beginnen. Man konnte eine ausreichende Menge an Spendengeldern sammeln, um das Allen Telescope Array wieder in Betrieb nehmen zu können.

Seit dem Start der zugehörigen Spenden-Initiative konnten über 200.000 US-Dollar gesammelt werden. Auf der offiziellen Webseite haben sich die Initiatoren zum aktuellen Stand der Dinge geäußert. Es sei dringlicher als je zuvor, nach außerirdischen Leben Ausschau zu halten. Immerhin entdecke man täglich immer mehr Planeten, die der Erde ähnlich sein sollen.

Das Allen Telescope Array (ATA) nutzt das in den 80er Jahren gegründete SETI-Institut seit einigen Jahren. In der vollen Ausbaustufe soll das Radioteleskop hunderte Radioantennen im Norden von Kalifornien umfassen. ATA wird gemeinsam mit der Universität von Berkeley benutzt.

Als Namensgeber tritt hierbei der Microsoft-Mitbegründer Paul Allen auf. 2001 stimmte Allen zu, einen Teil der Finanzierung dieses Vorhabens übernehmen zu wollen.

Aus Geldnot musste die Reihe großer Teleskope im April außer Betrieb gesetzt werden. Das notwendige Geld für die Unterhaltung der Anlage fehlte damals. Kürzungen im staatlichen Haushalt sorgten für Engpässe bei der Finanzierung, hieß es damals.

Quelle : http://winfuture.de
Titel: Die kosmische Amöbe
Beitrag von: SiLæncer am 12 August, 2011, 12:15
Die Wide Field Camera 3 des Weltraumteleskops Hubble, immer für Überraschungen gut, hat eine Aufnahme von PN G054.2-03.4 gemacht

Das Hubble-Weltraumteleskop hat einmal wieder eine Aufnahme (http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2011/24) von einem seltsamen Objekt gemacht, nämlich von einem Nebel mit dem prosaischen Namen PN G054.2-03.4 in einer Entfernung von 15.000 Lichtjahren. Weil die Astronomen der Nebel wie ein Halsband oder ein Kollier angemutet hat, wurde der Nebel auch Necklace Nebula genannt.

Schon immer versuchen die Menschen besonders am nächtlichen Himmel etwas zu sehen, was sie mit Bedeutung füllen oder in dem sie etwas Bekanntes erkennen können. Das ist ein wenig wie bei abstrakter Malerei, wo auch oft das Spiel darin besteht, etwas hineinzusehen oder zu imaginieren. Ob sich daraus Rückschlüsse auf den Projizierenden - wie beim Rohrschachtest versucht - machen lassen, sei dahingestellt. Natürlich werden Gebilde vertrauter oder memorierbarer, wenn sie eingängige, mit ihrem Aussehen verbundene Namen erhalten, anstatt nur eine abstrakte Nummer zu tragen. Man darf selbstverständlich weitere Assoziationen haben. Mich erinnert der Nebel eher an ein Lebewesen, vielleicht an eine Amöbe oder an ein Bakterium.

(http://www.heise.de/tp/artikel/35/35295/35295_1.jpg)
PN G054.2-03.4 alias Necklace Nebula. Bild: NASA, ESA, Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Der Nasa-Autor der Mitteilung spricht jedenfalls entzückt von einem "riesigen kosmischen Kollier", das das Überbleibsel zweier Sterne ist und erst kürzlich entdeckt wurde. Der Nebel bestehe aus einem fast 20 Billionen Kilometer weiten Ring aus dichten Gasflecken, die wie Diamanten einer Kette aussähen. Erst vor 10.000 Jahren sei der Nebel entstanden, nachdem sich einer der sterbenden Sterne so aufgebläht hatte, dass er nun innerhalb des größeren seine Bahnen dreht. Eigentlich wirbeln beide Sterne in hoher Geschwindigkeit umeinander.

Da die beiden Sterne nun nur noch ein paar Millionen Kilometer voneinander entfernt sind, sehen sie in der Mitte des Rings wie ein einzelner Stern aus. Das Gas ist von dem sich schnell aufblähenden Stern entwichen. Auf dem Bild ist Wasserstoff blau, Sauerstoff grün und Stickstoff rot dargestellt.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Exoplanet umkreist zwei Sonnen
Beitrag von: SiLæncer am 16 September, 2011, 13:33
Erstmals wurde die Existenz eines Exoplaneten in einem Zweisternesystem direkt bewiesen

Normalerweise gehen wir intuitiv oder vom Bekannten ausgehend davon aus, dass ein Stern von Planeten umkreist wird, die wie in unserem Sonnensystem jeweils zu einem Stern, dem Zengtralgestirn, gehören. Aber das muss keinesfalls so sein - und ist vielleicht auch gar nicht die Regel. Wie Astronomen mit dem Nasa-Weltraumteleskop Kepler, mit dem seit 2009 Exoplaneten aufgespürt werden, herausgefunden haben, kann ein Planet auch zwei Sterne umkreisen.

Mit Kepler werden Exoplaneten in der Größe der Erde und in der habitablen Zone nach der Transitmethode gesucht. Ziehen Planeten vor ihrem Zentralgestirn vorbei, verursachen sie Helligkeitsschwankungen, die sich mit dem Photometer messen lassen. Aus den Schwankungen lässt sich auch schließen, wie groß der Planet ist, welchen Orbit er hat und welche Masse er besitzt. Bislang wurden mit dem Teleskop 1.235 Kandidaten entdeckt, 21 Exoplaneten konnten bestätigt werden.

(http://www.heise.de/tp/artikel/35/35504/35504_1.jpg)
So könnte ein Beobachter auf dem Planeten Kepler-16b die beiden Sterne sehen, ist allerdings nur geschönte Fantasie. Bild: Nasa

Nun wurde ein Planet in Saturngröße, aber mit höherer Dichte, etwa 200 Lichtjahre von der Erde entfernt im Kepler-16-Systementdeckt, der in einem weiten Orbit in 229 Tagen um die beiden Zwergsterne kreist, wie das Wissenschaftlerteam in Science berichtet (http://www.sciencemag.org/content/333/6049/1602). Einer der Sterne, der deutlich hellere (A), hat 69 Prozent der Sonnenmasse, der andere, schwach leuchtende (B), nur 20 Prozent. Der Planet hat wiederum nur 1,7 Prozent der Masse des größeren Sterns. Allerdings ist in diesem Fall klar, dass es auf diesem -70 bis -100 Celsius kalten Gas-, Eis- und Felsplaneten kein Leben gibt, zumal sein Orbit auch außerhalb der habitablen Zone liegt, wo es flüssiges Wasser geben kann.

(http://www.heise.de/tp/artikel/35/35504/35504_2.gif)
Prosaischer sieht das Kepler-16-System nach den bekannten Daten so aus. Bild: Science

Dass es solche Planetensysteme gibt, wurde zwar bereits vermutet, da die Hälfte der Sternsysteme im Weltall aus zwei oder mehr Sternen bestehen. Es wurden auch Hinweise darauf gefunden, aber bislang konnte dies nicht bestätigt werden. Mit der Entdeckung von Kepler-16b, der fast kreisförmig an den zwei Sternen vorüberzieht, wurde nun erstmals empirisch bestätigt, dass es Exoplaneten auch in Doppelsternsystemen gibt.

William Borucki, der leitende Wissenschaftler der Kepler-Mission, freut sich über die Entdeckung, denn damit gibt es eine neue Klasse von Planetensystemen, wo man eventuell Leben finden könnte: "Geht mam davon aus, dass die meisten Sterne in unserem System Teil eines Doppelsternsystems sind, dann bedeutet das, dass die Chancen, Leben zu finden, viel größer sind, als wenn Planeten sich nur um einzelne Sterne bilden können."

Und die Nasa versucht in ihrer Mitteilung, mit der Entdeckung natürlich auch für sich selbst zu werben und lässt John Knoll von Lucasfilm verkünden, dass doch wissenschaftliche Entdeckungen sich oft als spektakulärer erweisen würden als alles, "was wir uns vorzustellen wagen". Die Entdeckung werde Drehbuchautoren inspirieren und lasse die Menschen "größer träumen". Die Nasa selbst wiederum hängt sich lieber an Science Fiction, also in diesem Fall an Star Wars, weil dort vor 30 Jahren bereits eine Szene auf dem Planeten Tatooine zu sehen gewesen ist, auf dem Luke Skywalker einen Sonnenuntergang von zwei Sternen beobachtet. Insofern bewerben sich Science Fiction und Weltraumbehörde gegenseitig und machen große Versprechungen oder große Töne. Gleichwohl bleibt der neue Beweis, der auch bedeutet, dass wir uns wieder einmal von einer zu einfachen Vorstellung verabschieden müssen oder dürfen.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Radioastronomische Polygamie auf 5000 Meter Höhe
Beitrag von: SiLæncer am 15 Oktober, 2011, 10:36
ALMA, die weltbeste Radioteleskop-Phalanx in spe, nimmt operativen wissenschaftlichen Betrieb auf

Seit einigen Tagen erstrahlt eine weitere Interferometer-Schüsselanlage in majestätischer Anmut und ästhetischer Schönheit. Vor einer Woche hat sich das 5000 Meter über den Meeresspiegel gelegene Atacama Large Millimeter Array (ALMA (http://www.eso.org/public/teles-instr/alma.html)) ins Stammbuch der extrem leistungsfähigen Radioteleskope eingetragen. Obwohl noch in der Aufbauphase, feierte ALMA zwischenzeitlich sein First Light und markierte den Beginn einer vielleicht 50 Jahre währenden Mission. Wenn die 66 Radioteleskope in zwei Jahren zusammengeschaltet auf Empfang gehen, steht den Forschern im Millimeter- und Submillimeterbereich das beste Radioteleskop aller Zeiten zur Verfügung. Es soll sogar ein zehnmal besseres Auflösungsvermögen als das Hubble-Weltraumteleskop haben. Sensationelle Entdeckungen sind programmiert.

(http://www.heise.de/tp/artikel/35/35644/35644_1.jpg)

Der Trick ist einfach wie genial. Man nehme zwei oder mehrere Radioteleskope, die als Solisten ungeachtet ihrer teils enormen Größe bekanntlich nur ein begrenztes Auflösungsvermögen haben, und vereheliche diese. Man vertraue dabei dem Umstand, dass es zwischen den miteinander verkuppelten und verkoppelten Radioteleskopen wirklich funkt und diese in der Tat auf gleicher Wellenlänge liegen.

Eine derart gesittete Massenhochzeit würde zwangsläufig zu bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen führen. Denn wer der technischen Monogamie abschwört und der radioastronomischen Polygamie frönt, ebnet im Radiowellenbereich den Weg zu den Sternen und öffnet das Tor zu neuen Erkenntnissen.

mehr ... (http://www.heise.de/tp/artikel/35/35644/1.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Vampirismus unter Sternen
Beitrag von: SiLæncer am 21 Oktober, 2011, 11:15
Die so genannten Blauen Nachzügler haben sich ihre Jugend dadurch bewahrt, dass sie vampirgleich Materie von ihren Begleitern abgezogen haben

Schon vor vielen Jahren ist Astronomen ein bestimmter Sternentyp aufgefallen, den es eigentlich gar nicht geben dürfte: die so genannten "Blauen Nachzügler" findet man gewöhnlich in Clustern gleichartiger, zur selben Zeit entstandener Sterne (im Mai ergab eine erneute Auswertung von älteren Bildern des Weltraumteleskops Hubble, dass auch im Zentrum der Milchstraße ein paar davon "leben"). Sie sind heller und ihr Spektrum ist blauer als das ihrer Nachbarn, deshalb wirken sie unter ihren Geschwistern wie später geborene Babys, eben Nachzügler.

(http://www.heise.de/tp/artikel/35/35726/35726_1.jpg)
Künstlerische Darstellung der Entstehung eines Blauen Nachzüglers: Der eigentlich kleinere Stern entzieht dem älteren und größeren Roten Riesen Materie, wächst dadurch selbst und wird scheinbar jünger.

Denn sie können, analysiert man ihre physikalischen Daten, nicht zur selben Zeit geboren sein - sonst müssten sie sich längst von der Hauptreihe des Hertzsprung-Russel-Diagramms entfernt und zu Roten Riesen entwickelt haben. Denn gerade die besonders schweren, hellen Sterne der Hauptreihe verschießen ihr Pulver (Helium) zuerst. Bereits 1953 ist das dem US-Astronomen Allan Sandage aufgefallen, als er ein Hertzsprung-Russel-Diagramm des Kugelsternhaufens M3 konstruierte.

Diesen Widerspruch versuchen zwei unterschiedliche Theorien zu erklären. Zum einen könnten die Blauen Nachzügler durch die Kollision von zwei Sternen entstanden sein. Binär- und insbesondere Dreiersysteme sind dafür besonders anfällig, weil sie ein besseres Ziel abgeben. Das Ergebnis ist dann meist ein großer blauer Stern mit einem Weißen Zwerg als Begleiter. Tatsächlich zeigen Beobachtungen, dass die unmöglichen Himmelsobjekte relativ häufig kleinere Begleiter aufweisen.

Allerdings sinkt die Wahrscheinlichkeit für derartige Zusammenstöße, je lockerer die Mitglieder des Sternhaufens gruppiert sind. Eine zweite, konkurrierende Theorie versucht deshalb eine andere Erklärung. Binärsysteme, in der Sternenwelt recht häufig, bestehen meist aus Objekten verschiedener Größe. Wenn ein Zwilling des Pärchens besonders groß ist, vollzieht er die Entwicklung zum Roten Riesen zuerst.

In diesem Prozess dehnt er sich stark aus, seine Dichte sinkt. Das wirkt sich für ihn fatal aus: Wenn die beiden Sterne sich nah genug umkreisen, kann ihm nun sein Nachbar allein durch die Gravitation Material entziehen. Je mehr davon auf den anderen Stern übergeht, desto stärker beschleunigt sich der Prozess. Am Ende haben wir einen für sein Alter ungewöhnlich heißen und großen Stern vor uns, der wegen seiner Eigenschaften von den Astronomen für jung gehalten werden muss. Begleitet wird er erneut von einem Weißen Zwerg.

Die Befragung der Begleiter

Da das Ergebnis in beiden Fällen dasselbe ist - alter Sternen-Kerl in seiner zweiten Jugend, der von einem blonden Sternchen umkreist wird - reicht allein die Beobachtung weißer Zwerge nicht, um die wahre Herkunft der Blauen Nachzügler zu klären. Die Astronomen Aaron Geller und Robert Mathieu von der University of Wisconsin haben deshalb etwas genauer hingesehen - im Wissenschaftsmagazin Nature berichten (http://dx.doi.org/10.1038/nature10512) sie von ihren Erkenntnissen. Wenn der alte Kerl nichts verrät, kommt man manchmal durch Befragung seiner Begleiter zum Ziel - konkret haben sich die Forscher die Massenverteilung der Weißen Zwerge angesehen, die die Blauen Nachzügler umkreisen.

Als Studienobjekt diente ihnen der offene Sternhaufen NGC 188 im Sternbild Kepheus, der 6,4 Milliarden Jahre alt ist und aus rund 5000 Mitgliedern besteht. Zwei Beobachtungen sind dabei interessant: Zum einen haben die meisten der betrachteten Systeme sehr kurze Umlaufzeiten. Zum anderen sind gerade die hier beobachteten Weißen Zwerge mit weniger als einer Sonnenmasse sehr leicht. Beide Fakten können, meinen die Forscher, gut als Unterscheidungskriterium dienen: Die wenigen durch eine Kollision entstandenen Blauen Nachzügler drehen sich mit ihrem relativ schweren Begleiter langsam um den gemeinsamen Schwerpunkt, während die durch Vampirismus verjüngten Sterne ihre leichten Begleiter schnell um sich wirbeln.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Leben Aliens in Städten mit künstlicher Beleuchtung?
Beitrag von: SiLæncer am 05 November, 2011, 11:47
Astronomen schlagen einen neuen Ansatz für SETI vor

SETI, die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz, war bislang ergebnislos. Möglicherweise wurde der falsche Ansatz gewählt. Gesucht wurde etwa nach "verdächtigen" Radiosignalen. Die Astronomen Avi Loeb vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und Edwin Turner von der Princeton University schlagen nun eine neue Technik vor. Man könnte ja auch nach dem Licht von Städten auf anderen Planeten Ausschau halten. Auch die Menschen würden im Übergang von Radio und Fernsehen zu Glasfaser und Kabel für Aliens nicht mehr so leicht zu entdecken ein, aber das Licht der Städte, der Lichtschimmel auf der dunklen Erde, könnte uns weiterhin verraten.

Ähnlich wie bei den anderen Ansätzen geht auch dieser Vorschlag davon aus, dass die unbekannten Extraterrestrischen uns doch irgendwie ähnlich sein sollten. Man versucht also, wie schon zu Beginn der neuzeitlichen Wissenschaft, vom Bekannten auf das Unbekannte zu schließen. Die intelligenten Aliens kommunizieren technisch nicht nur so wie wir, sie mögen auch die Dunkelheit der Nächte nicht. Zudem leben sie räumlich verdichtet in Städten, so dass die künstliche Beleuchtung oder Vertreibung der Nacht massiv genug sein sollte, um von weither erkannt zu werden.

(http://www.heise.de/bilder/150764/0/0)
Alien-Städte mit künstlicher Beleuchtung - wie auf der Erde. Bild: David A. Aguilar (CfA)

Man müsste, um künstliche Beleuchtung auf einem Exoplaneten zu erkennen, das Licht von dem unterscheiden, das das jeweilige Zentralgestirn auf den Planeten wirft. Wenn sich der Planet um den Stern bewegt, müssten winzige Schwankungen der Helligkeit beobachtet werden können, falls die Aliens auf dem Planeten in seiner dunklen Phase ihre Lebenswelt künstlich beleuchten, was auch hieße, dass sie Augen wie wir haben.

Das Problem ist nur, dass es noch keine Teleskope gibt, mit denen sich solche winzigen Schwankungen auf Exoplaneten erkennen lassen, die Lichtjahre entfernt sind. Bislang könne man das Licht, das von einer Megacity wie Tokio ausgeht, bis zu einer Entfernung am Rande unseres Sonnensystems sehen, bis zum Kuipergürtel, wo sich Pluto und andere Himmelskörper befinden. Wenn es dort Städte mit lichthungrigen Bewohnern gäbe, könnte man sie ausmachen, sagen die Wissenschaftler - was allerdings äußerst unwahrscheinlich wäre. Wichtig wäre, neue Teleskope zu entwickeln, die auch in größeren Entfernungen die Lichter der extraterrestrischen Städte ausmachen könnten. Für die Astronomen könnten die neuen Teleskope wie EELT oder Darwin dazu aber durchaus in der Lage sein.

Es wäre nur dumm, wenn Aliens sich nicht so heftig vermehren und ein ländliches Leben bevorzugen würden. Und es könnte durchaus auch sein, dass sie keine Augen wie wir haben, also keine Sensoren für eine bestimmte Wellenlänge des Lichts, weswegen sie auch keine künstliche Beleuchtung bräuchten.

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Re: Leben Aliens in Städten mit künstlicher Beleuchtung?
Beitrag von: Jürgen am 06 November, 2011, 02:31
Für äußerst schwierig halte ich, eventuelles künstliches Licht von natürlichen Quellen wie Polarlichtern und Wetterleuchten zu unterscheiden.

Die Wahrscheinlichkeit ist nicht eben gering, dass auch "Aliens" Lichtquellen verwenden, die recht gut an die Bedürfnisse ihrer Sehorgane angepasst sind.
Nur passen die wohl wiederum gut zum Lichtspektrum ihres Zentralgestirns.
Ganz ähnlich, wie wir das lange mit der Glühbirne gemacht haben.
Die wiederum erzeugt Licht, dass sich aus großer Ferne nicht leicht aus dem Sonnenlicht und dessen Streulicht in der Atmosphäre herausfiltern lässt.
Bei Gasentladungslampen (wie in der Straßenbeleuchtung häufig eingesetzt) wäre das leichter, weil die ein stark abweichendes Spektrum zeigen, fast unabhängig von der verwendeten Lichtfarbe, und bei Speisung mit Wechselstrom zudem markant flimmern.
Die Chance wäre somit am größten, wenn kontinentweit synchronisierte Verbundnetze, wie in Amerika oder Europa, einen Großteil der Lichtquellen speisten.

Modernere Lichtquellen und sparsamerer bzw. effizienterer Umgang damit machen späterhin die Fernmessung weit schwieriger.
Die Zeit der hemmungslosen Beleuchtung von Autobahnen und von nach oben nicht abgeblendeten Leuchten ist hier ja schon lange vorbei.
Der Höhepunkt der Licht-Verschmutzung ist bei uns wohl schon überschritten.
Und die abwegigsten Ideen, wie Laser-projizierte Werbung auf Wolken oder der Mondoberfläche, konnten sich letztlich und zum Glück nicht durchsetzen.
 
So bleibt vermutlich im Rahmen der technischen Entwicklung, im Vergleich zu Funkabstrahlungen, nur ein noch kürzeres Zeitfenster, in dem künstliche Licht-Emissionen eventuell deutlich messbar wären.

Und wenn man die wechselnden Abstrahlungen der Erde in den Weltraum hinein im Laufe der Zeit zu bewerten versucht, in Hinsicht auf Fernmessbarkeit eben, dann kommt man zum Schluss, dass wir wohl während des Kalten Krieges am leichtesten zu beobachten waren. Lange Jahre wurden enorm starke Kurzwellensender betrieben, wie z.B. Radio Tirana, die sehr auffällig gewesen sein dürften. Noch stärkere Impulse gingen wohl nur von oberirdischen Atom- und Wasserstoffbombenversuchen aus. Nur sollten die nicht gerade geeignet erscheinen, als Indiz für wirklich intelligentes leben zu gelten. Eher für den spätdekadenten Untergang...  

Nun stelle man sich einmal vor, es würden - wie ich nicht erwarte - doch noch auf einem benachbarten Himmelskörper interessante Lebensformen entdeckt.
Dann würden doch sofort gewisse Konzerne deren Genom patentierten, ihre Ressourcen plündern und sie selbst in prekäre Arbeitsverhältnisse / Sklaverei zwingen und mit angepasstem Medienrummel verdummen und mit Junkfood umbringen.
Und chinesische Giftmischer würden ihren Nachwuchs mit billigem Plastik verseuchen.

Fehlt nur noch Weltraum-Spam, für die Vergrößerung der privaten Tentakeln...


Jürgen
Titel: Astronomen entdecken bislang größte Schwarze Löcher
Beitrag von: ritschibie am 05 Dezember, 2011, 20:28
Astronomen haben die bislang größten und massereichsten Schwarzen Löcher entdeckt. Wie die Universität von Kalifornien in Berkeley mitteilte, besitzen die beiden Himmelsobjekte eine Masse von zehn Milliarden Sonnen. Sie übertreffen damit das massereichste bisher bekannte Schwarze Loch im Zentrum der Riesengalaxie Messier 87, das 6,3 Milliarden Sonnenmassen umfasst. Die beiden neu entdeckten Objekte befinden sich im Zentrum zweier Galaxien, die 320 und 335 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt liegen.

Bisher sei die Existenz so großer Schwarzer Löcher im Herzen von Galaxien zwar theoretisch vorhergesagt, aber noch nie direkt beobachtet worden, berichten die Forscher um den Astronom Nicholas McConnell im Fachmagazin "Nature". Schwarze Löcher werden im Zentrum aller großen Galaxien vermutet. Auch unsere eigene Galaxie, die Milchstraße, beherbergt ein solches Schwarzes Loch in ihrer Mitte. Es besitzt jedoch "nur" etwa vier Millionen Sonnenmassen - rund 2500 Mal weniger als die jetzt entdeckten Objekte.
Mehrere leistungsstarke Teleskope im Einsatz

Für ihre Suche visierten die Astronomen zwei große elliptische Galaxien im Herzen der Galaxiencluster Abell und Coma an. Mit Hilfe mehrerer leistungsstarke Teleskope auf der Erde und des Weltraumteleskops Hubble der US-Weltraumbehörde NASA gelang es ihnen, die Helligkeiten und Bewegungen der Sterne und der Materie im Galaxienzentrum zu verfolgen und die beiden Schwarzen Löcher ausfindig zu machen.

(http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/schwarzeloecher102_v-grossfrei16x9.jpg)

Quelle. www.tagesschau.de
Titel: SETI: Allen Telescope Array nimmt Betrieb wieder auf
Beitrag von: SiLæncer am 08 Dezember, 2011, 18:00
(http://static.gulli.com/media/2011/12/thumbs/370/ATA-pix8.jpg)
Nachdem das ATA im April wegen Finanzproblemen den Betrieb einstellen musste, ist es nun gelungen zusammen mit privaten Spendern und der US Air Force genügend Geld zu sammeln, um die Suche nach außerirdischer Intelligenz wieder aufzunehmen. Nebenbei soll das Telescope Array aber auch nach Weltraumschrott suchen, der Satelliten gefährden könnte

Passend zur Entdeckung des Exoplaneten Kepler 22b kann die Suche nach außerirdischen Funksignalen wieder begonnen werden. Bei Kepler 22b handelt es sich um einem erdähnlichen Planeten, dessen Entdeckung vor wenigen Tagen am 5. Dezember bestätigt wurde. Erstmals beobachtet wurde Kepler 22b bereits im Jahr 2009. Kepler 22b ist aktuell der beste Kandidat für außerirdisches Leben. Auf dem Exoplaneten, der sich in der sogenannten habitabelen Zone befindet, herschen im Durchschnitt circa 22° C . So könnte zum Beispiel Wasser in flüssiger Form vorhanden sein, eine Bedingung für Leben, wie wir es kennen. Auch Jill Tarter, die Leiterin des Seti Research Centers, zeigt sich begeistert von der Entdeckung. "Das ist eine tolle Gelegenheit für SETI-Beobachtungen. Zum ersten Mal sind wir in der Lage, unsere Teleskope auf einen Stern zu richten, in dem Wissen, dass um diesen Stern mindestens ein Planet kreist, auf dem Bedingungen analog zur Erde innerhalb der habitabelen Zone herschen. Das ist die Art von Welten, die Heimat für eine Zivilisation sein könnte, die in der Lage ist, Radiosender zu bauen."

In den nächsten zwei Jahren sollen alle normalerweise stummen Frequenzen von 1 - 10 GHz systematisch nach Lebenszeichen auf Kepler 22b abgesucht werden. Das ATA ist hierbei weltweit die einzige Einrichtung, die in der Lage ist alle 9 Millionen Kanäle (1 KHz pro Kanal) gleichzeitig zu beobachten. Die Auswertung der gewonnen Daten dürfte hierbei auch weiterhin über das Distributed Computing Projekt Seti@Home erfolgen. Neben Kepler 22b gibt es über 2300 weitere Kandidaten für mögliche außerirdische Intelligenz. Die Arbeit für SETI und das Allen Telescope Array  ist also zumindest theoretisch gesichert. Um auch eine langrfristig stabile Finanzierung zu erhalten, soll das ATA nebenbei für die US Air Force nach Weltraumschrott ausschau halten. Mit weiteren Spenden-Aktionen, dem Auftrag der US Air Force und der Unterstützung durch wahrscheinlich kommende NASA Forschungsgelder rund um die Entdeckung von Kepler 22b dürfte der kostspielige Betrieb des nach dem Microsoft-Gründer Paul Allen benannten Telescope Arrays jedoch zumindest für die nächsten Jahre finanzierbar sein.

Quelle : www.gulli.com
Titel: Weltraumteleskop Kepler entdeckt zwei etwa erdgroße Exoplaneten
Beitrag von: SiLæncer am 21 Dezember, 2011, 13:31
Das Weltraumteleskop Kepler hat zwei neue Exoplaneten entdeckt. Es sind die kleinsten bisher gefundenen: Einer ist etwas größer, der andere etwas kleiner als die Erde. Bewohnbar sind sie beide aber nicht.

Das Weltraumteleskop Kepler hat zwei Exoplaneten entdeckt, die in etwa so groß sind wie die Erde. Es sind die kleinsten bisher gefundenen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems.

Größer und kleiner als die Erde

Die beiden Planeten, die den Namen Kepler 20e und Kepler 20f erhalten haben, gehören zum Sternensystem Kepler 20. Kepler 20f ist der größere der beiden: Sein Radius ist etwa 1,03-mal so groß wie der der Erde. Kepler 20e ist in etwa so groß wie die Venus. Sein Radius beträgt das 0,87-fache des Erdradius. Der Radius des bis dato kleinsten bekannten Exoplaneten ist knapp anderthalb mal so groß wie der der Erde.

Video: Planetensystem Kepler 20 - Nasa (0:33)

Anders als auf dem kürzlich entdeckten Exoplaneten Kepler 22b herrschen auf den beiden neu entdeckten Planeten keine Bedingungen, die Leben zuließen: Auf Kepler 20f herrschen über 420 Grad, was in etwa den Temperaturen auf dem Merkur entspricht. Auf Kepler 20e ist es gar über 760 Grad warm.

Gesteinsplaneten

Das System Kepler 20 befindet sich im Sternbild Leier, das etwa 1.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. In dem System wurden bislang fünf Planeten ausgemacht, von denen die beiden neu entdeckten die kleinsten sind. Die anderen drei, Kepler 20b, Kepler 20c und Kepler 20d, sind Gasplaneten, die kleiner sind als der Neptun. Kepler 20f und Kepler 20e hingegen sind wahrscheinlich Gesteinsplaneten.

(http://scr3.golem.de/screenshots/1112/kepler_exoplaneten/thumb620/kepler_1.jpg)

Kepler 20 ist deutlich kleiner als unser Sonnensystem: Der äußerste Planet ist vom Zentralgestirn in etwa so weit entfernt wie der Merkur von der Sonne. Entsprechend kurz sind auch die Orbits: Die längste Umrundung des Sterns dauert 77,6 Tage. Kepler 20e kreist in 6,1 Tagen um das Zentralgestirn, Kepler 20f in 19,6 Tagen. Das Zentralgestirn ist wie die Sonne ein Stern der Klasse G. Er ist aber kleiner und kälter als diese.

Ungewöhnliche Anordnung

Das Bemerkenswerte an dem Sternensystem ist die Anordnung der Planeten: In unserem Sonnensystem befinden sich die kleinen Gesteinsplaneten innen, während die großen Gasplaneten in weiter Ferne um die Sonne kreisen. Im Kepler 20 sind die Planeten abwechselnd angeordnet: ein großer Planet innen, dann folgen immer ein kleiner und einer großer aufeinander.

"Die Kepler-Daten zeigen uns, dass einige Planetensysteme ganz andere Planetenanordnungen haben als wir es von unserem Sonnensystem kennen", kommentierte Jack Lissauer, Planetenexperte bei der Nasa und Mitglied des Kepler-Teams. Die Auswertung bringe immer neue Einsichten über die Vielfalt von Planeten und Planetensystemen in unserer Galaxis.

Planeten wandern nach innen

Derzeit rätseln die Wissenschaftler, wie sich das System gebildet haben könnte. Sie vermuten, dass die Planeten nicht dort entstanden sind, wo sie sich jetzt befinden, sondern weiter entfernt. Anschließend seien sie dann nach innen gewandert.

Vor etwa zwei Wochen hatten Wissenschaftler bekanntgegeben, dass das Weltraumteleskop Kepler einen Exoplaneten in der habitablen Zone entdeckt habe, also in einer Entfernung zu einem Stern, die Bedingungen zulässt, unter denen sich Leben entwickeln kann. Dazu gehört in erster Linie eine Temperatur, die das Vorkommen von Wasser in flüssigem Zustand ermöglicht. Kepler 22b ist der kleinste Exoplanet, der bisher in der habitablen Zone entdeckt wurde. Knapp 50 weitere in diesem Bereich entdeckte sind riesige Gasplaneten, auf denen sich kein Leben entwickeln kann.

Quelle : www.golem.de
Titel: Weltraumteleskop Spitzer erfasst Infrarotlicht von Supererde
Beitrag von: SiLæncer am 10 Mai, 2012, 18:00
Zum ersten Mal haben Wissenschaftler Infrarotstrahlung von einer sogenannten Supererde aufgefangen. Der Planet 55 Cancri e ist etwa doppelt so groß wie die Erde und umkreist seinen Zentralstern in nur 18 Stunden.

Das Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer hat Licht von dem Exoplaneten 55 Cancri e aufgefangen. Dadurch haben die Wissenschaftler mehr Informationen über den 2004 entdeckten Planeten erfahren.

Video: Spitzer fängt Infrarotstahlung von Supererde 55 Cancri e auf (0:37)

55 Cancri e ist eine Supererde. Das ist ein Planet, der größer und schwerer ist als die Erde, aber kleiner und leichter als die großen Gasplaneten in unserem Sonnensystem wie Neptun oder Uranus. 55 Cancri e ist etwa doppelt so groß wie die Erde und etwa achtmal so schwer.

In 18 Stunden um den Stern

Entdeckt hatten Wissenschaftler den Exoplaneten bereits im Jahr 2004. Doch erst Spitzer enthüllte eine Reihe wichtiger Details über den Planeten. So hatten sie bisher geglaubt, der Planet umkreise sein Zentralgestirn 55 Cancri in rund zweieinhalb Tagen. Durch die Beobachtung mit Spitzer haben sie herausgefunden, dass er für eine Umrundung in Wirklichkeit nur 18 Stunden braucht.

Das Weltraumteleskop hatte Infrarotstrahlung des Exoplaneten aufgefangen. Daraus konnten die Wissenschaftler die Temperatur, die dort herrscht, errechnen. Leben gibt es auf dem Planeten eher nicht: Auf der dem Stern zugewandten Seite herrschen ungemütliche 2.000 Kelvin, etwa 1.700 Grad Celsius. Es scheint auch keine reflektierenden Oberflächen auf dem Planeten - vergleichbar den Eiskappen auf der Erde - zu geben, so dass der Planet sämtliches Licht des Sterns absorbiert. Das aber nur auf der Tagseite: 55 Cancri e dreht sich nicht um sich selbst.

Sternbild Krebs

Das System des Sterns 55 Cancri gehört zum Sternbild Krebs. In Weltraummaßstäben gemessen ist 55 Cancri ein direkter Nachbar: Der Stern ist etwa 41 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt. Zu seinem System gehören fünf Planeten, von denen 55 Cancri e dem Zentralstern am nächsten ist.

Die Berechnungen seien sehr schwierig gewesen, erläuterte Olivier Demory vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). "Dieser Planet ist so nahe an dem Stern, dass er sehr stark bestrahlt wird." Seine Hitzestrahlung von der des Sterns zu unterschieden sei in etwa so gewesen, als ob man unter 10.000 Kerzen die Wärme, die ein einzige abstrahlt, erfassen wolle.

70 Supererden

Es sei das erste Mal überhaupt, dass Spitzer Infrarotstrahlung von einer Supererde aufgefangen habe, erklärte Michaël Gillon von der Universität in Lüttich, wissenschaftlicher Leiter des Spitzer-Programms. Aufgrund ihrer relativ geringen Größe sind sie schwer zu finden - derzeit sind nur 70 dieser Planeten bekannt. Das Weltraumteleskop Kepler hat jedoch mehrere hundert Kandidaten entdeckt.

"Spitzer hat uns wieder einmal in Erstaunen versetzt", kommentierte Bill Danchi, einer der Spitzer-Wissenschaftler bei der US-Weltraumbehörde Nasa. "Die Raumsonde leistet Pionierarbeit bei der Erforschung der Atmosphäre entfernter Planeten und bereitet den Weg für das künftige Nasa-Weltraumteleskop James Webb, das mit einer ähnlichen Methode mögliche bewohnbare Planeten erforschen wird." Das James-Webb-Teleskop soll voraussichtlich 2018 ins All geschossen werden.

Quelle : www.golem.de
Titel: Re: Weltraumteleskop Spitzer erfasst Infrarotlicht von Supererde
Beitrag von: Jürgen am 11 Mai, 2012, 03:02
Der Verweis auf die "Erforschung der Atmosphäre entfernter Planeten" passt in diesem Zusammenhang überhaupt nicht.
Der Planet 55 Cancri e kann aufgrund der extremen Nähe zum Zentralgestirn keine eigene Atmosphäre haben, allenfalls von solaren Winden umströmt werden.
Genau die würden jede Spur einer Atmosphäre mitreißen.

Eine Eigendrehung ist bei dem geringen Abstand auch längst nicht mehr zu erwarten, weil die differentielle Gravitation zu extremer Reibung im Innern geführt haben muss, die jeden Eigendrehimpuls in Wärme umgesetzt hat.
So wird der Planet tatsächlich dem Stern stets die gleiche Seite zuwenden.
Das ist ein weiterer Grund für das Fehlen einer Atmosphäre, die starken Temperaturunterschiede zwischen Tag- und Nachtseite würden für alle Gase so starke Winde verursachen, dass die Fluchtgeschwindigkeit erreicht würde, trotz der recht hohen Schwerkraft dieses Planeten.

Leider sind unsere Messmöglichkeiten noch lange nicht gut genug, um da auf der Schattenseite abfließende Restgase oder abgelenkte Sonnenwinde nachweisen zu können.
Die wären nämlich entweder vom Sonnenwind kaum zu unterscheiden oder im Falle planetaren Ursprungs kaum kälter als seine Oberfläche auf der Sonnenseite.

Jürgen
Titel: Weltraumteleskop Hubble: Andromeda kracht in die Milchstraße
Beitrag von: SiLæncer am 01 Juni, 2012, 13:26
Aus Messungen des Weltraumteleskops Hubble haben Nasa-Wissenschaftler geschlossen, dass die Andromeda mit der Milchstraße kollidieren wird und beide Galaxien eins werden. Unser Sonnensystem soll das Ereignis überstehen, aber dadurch auf eine andere Position geschleudert werden.

Die Milchstraße und die Galaxie Andromeda werden in Zukunft mehrmals miteinander kollidieren und schließlich zu einer Galaxie fusionieren. Das haben Wissenschaftler aus den Daten des Weltraumteleskops Hubble errechnet und eine Simulation des Ereignisses erstellt.

Video: Andromeda und Milchstraße werden verschmelzen (1:16)

Dass Andromeda und Milchstraße aufeinander zurasen, war bekannt. Die Schwerkraft der beiden Galaxien und der dunklen Materie, die sie umgibt, zieht die beiden Galaxien aufeinander zu. Mit 400.000 Kilometern pro Stunde nähern sie sich an.

Klarheit über Begegnung

Allerdings war die genaue Route von Andromeda nicht klar. Das bedeutet, die Forscher wussten nicht, ob sich die Galaxien treffen oder einander verfehlen würden. Die von Hubble gesammelten Daten schaffen jetzt Klarheit. "Nach einem knappen Jahrhundert der Spekulation über das zukünftige Schicksal von Andromeda und unserer Milchstraße haben wir endlich eine klare Vorstellung davon, was in den kommenden Milliarden Jahren passieren wird", sagt Sangmo Tony Sohn vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland.

(http://scr3.golem.de/screenshots/1206/andromeda_milchstrasse/thumb620/andromeda_milchstrasse_1.jpg)

Hubble hat die genaue Bewegung von Andromeda unter Ausnutzung des Dopplereffekts gemessen, weshalb die Wissenschaftler jetzt simulieren können, wie sich Milchstraße und Andromeda begegnen: Zunächst werden die beiden Galaxien miteinander kollidieren und dann zu einer einzigen Galaxie verschmelzen.

Weiter weg vom Zentrum

Eine Kollision von zwei Galaxien sei etwas anderes, als wenn zwei feste Körper aufeinanderprallten. Die Sterne in den Galaxien seien so weit voneinander entfernt, dass Kollisionen von Sternen höchst unwahrscheinlich seien, beruhigen die Nasa-Wissenschaftler. Das Sonnensystem und die Erde würden das Ereignis also voraussichtlich unbeschadet überstehen. Allerdings werde sich ihre Position ändern: Die Sonne werde an eine andere Stelle der Milchstraße geschleudert, deutlich weiter als bisher vom Kern der Galaxie entfernt.

Es bleibt uns aber genug Zeit, uns mental darauf vorzubereiten: Andromeda ist derzeit noch 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Die erste Begegnung mit Andromeda wird in rund 4 Milliarden Jahren stattfinden. Zwei Milliarden Jahre später werden die beiden Galaxien verschmelzen.

Quelle : www.golem.de
Titel: Re: Weltraumteleskop Hubble: Andromeda kracht in die Milchstraße
Beitrag von: Jürgen am 02 Juni, 2012, 04:19
Das trifft sich gut.
Spätestens in etwa vier Milliarden Jahren wird die Erde ohnehin endgültig unbewohnbar, und kurz darauf wird sie sogar von der Sonne verschluckt, weil diese zum Roten Riesen wird und sich ungefähr bis zur Mars-Umlaufbahn aufbläht.

Dennoch, "krachen" wird bei der ganzen Galaxien-Kollision gar nichts, mangels Übertragungsmedium für akustische Signale im Weltall.
Allerdings wird es zahllose chaotische Positions- bzw. Bahnänderungen geben, und Planetensysteme wie auch Ringsysteme und Mondbahnen werden dabei hochgradig instabil.
So ist anzunehmen, dass etliche Planeten und Monde ihre Umlaufbahnen verlassen müssen und dann entweder frei herumvagabundieren oder irgendwann von anderen Sternen eingefangen werden.
 
Jürgen
Titel: Geheimnisvolle Lichtmuster aus fernster Zeit
Beitrag von: SiLæncer am 18 Juni, 2012, 16:45
NASA-Weltraumteleskop taucht 13,2 Milliarden Jahre in die Vergangenheit ein und entdeckt Lichtspuren der ältesten Objekte des Universums, von den keiner weiß, wie sie aussehen

Das NASA-Infrarotfernrohr Spitzer hat tiefer ins All geschaut als jemals zuvor und dabei den kosmischen Infrarothintergrund durchleuchtet. In ihm entdeckte Spitzer Fluktuationen, die von uralten massiven Sternen und Schwarzen Löchern stammen könnten - den ersten, die nach dem Urknall im Universum entstanden sind. Mit bislang noch nie dagewesener Genauigkeit konnten die NASA-Wissenschaftler das Infrarot-Nachleuchten der allerersten Objekte im Universum messen. Das James Webb Space Telescope könnte die Quellen der Lichtmuster ab 2018 direkt anvisieren und fotografieren. Die Grenze des Urknalls rückt immer näher …

Es geschah an einem Tag ohne Gestern, zu einem Zeitpunkt, der keiner war, an einem Ort, der nicht existierte. Als sich der Urknall (engl. Big Bang) vor etwa 13,7 Milliarden Jahren völlig lautlos und absolut lichtfrei in Szene setzte, befreiten sich Raum, Zeit und Materie aus einem unendlich kleinen, heißen, massereichen und dichten Punkt, in dem dereinst undefinierbare Teilchen und Kräfte gefangen waren.

(http://www.heise.de/tp/artikel/37/37102/37102_1.jpg)

Aus dieser oder mit dieser so genannten Urknall-Singularität blähte sich der Raum im Zuge der Inflation binnen des Bruchteils einer Quintillionstel Sekunde (Zahl mit 30 Nullen nach dem Komma) weit über die Größe des heute beobachtbaren Universums auf. Etwa 500 Millionen Jahre später bildeten sich die ersten Sterne, Galaxien und Schwarzen Löcher. Seit der Inflation expandiert das Universum mit zunehmender Geschwindigkeit - bis in alle Ewigkeit oder bis zu seinem Ende.

mehr ... (http://www.heise.de/tp/artikel/37/37102/1.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Die Vielfalt der Schwarzen Löcher
Beitrag von: SiLæncer am 04 August, 2012, 11:20
Neue Forschungsergebnisse verraten, wie sich Schwarze Löcher in Größe und Entstehungsprozess unterscheiden können

Ein Schwarzes Loch müsste eigentlich ein sehr einfaches astronomisches Objekt sein: Ein simpler Brocken Materie im Weltall, der durch seine riesige Masse kein Fitzelchen Information seiner Anziehungskraft entfliehen lässt. Entstanden ist das Konzept, als sich die Kosmologen Gedanken über das Vergehen der Sterne machten. Was passiert, wenn eine Riesensonne kollabiert?

Ist ein Stern mindestens dreimal so schwer wie unsere Sonne, steht ihm meist ein spektakuläres Ende bevor. Ihm gelingt es, in verschiedenen Schalen in seinem Inneren alle Elemente bis hin zum Eisen als Brennstoff zu verwenden, bis sein nur 10.000 Kilometer durchmessender Kern nur noch aus Eisen und schwereren Elementen besteht. Ab einer bestimmten Massegrenze kann die im Kern zusammengepresste Materie der eigenen Gravitation nicht mehr widerstehen und kollabiert, während in einer gigantischen Explosion die Hülle als Supernova abgestoßen wird.

(http://www.heise.de/tp/artikel/37/37383/37383_1.jpg)

Bei weniger als neun Sonnenmassen ist ein Neutronenstern das Ergebnis, ein sehr kompaktes Objekt mit einem Durchmesser im zweistelligen Kilometerbereich. Ist der Ausgangsstern allerdings schwerer, können auch die Neutronen der Gravitation nicht mehr genug entgegensetzen, und es formiert sich ein Schwarzes Loch. Dessen Anziehungskraft ist so groß, dass ihr nicht einmal Licht entkommen kann - was einmal hinter dem so genannten Ereignishorizont verschwindet, kommt nie wieder ans Tageslicht.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/tp/artikel/37/37383/1.html)

Quelle : http://www.heise.de/tp/
Titel: Re: Die Vielfalt der Schwarzen Löcher
Beitrag von: Jürgen am 04 August, 2012, 15:53
Zitat
... Ist der Ausgangsstern allerdings schwerer, können auch die Neutronen der Gravitation nicht mehr genug entgegensetzen, und es formiert sich ein Schwarzes Loch.
Das dürfte so nicht ganz richtig sein.

Zwar wissen wir wirklich nicht, was sich innerhalb eines Schwarzen Lochs befindet oder abspielt, aber wenn ich nicht immer völlig falsch gerechnet habe, kann ein sehr großer Neutronenstern auch ohne einen weiteren Kollaps einen Ereignishorizont verursachen, der sich außerhalb seiner Oberfläche befindet.
Und genau das wäre definitionsgemäß ein Schwarzes Loch.

BTW, nach Theorien von Stephen Hawking geben Schwarze Löcher u.U. doch zumindest etwas thermische Strahlung ab.
Zudem können quantenmechanische und Tunnel-Effekte sehr nahe am Ereignishorizont mindestens prinzipiell dazu führen, dass ein schwarzes Loch etwas Energie / Masse verliert.
Somit wäre es denkbar, dass sich ein Ereignishorizont doch einmal wieder auflöst, nämlich wenn ein schwarzes Loch einerseits nur ziemlich exakt die Mindest-Masse hat und andererseits sehr lange Zeit keinerlei weitere Materie verschlucken kann.

Die Wahrscheinlichkeit für solch ein Objekt tendiert zwar gegen Null, tritt vielleicht nur einmal in Milliarden von Universen auf, aber das wäre dann ein Fall, in dem nachträglich Informationen über das Innere eines Schwarzen Lochs gewonnen werden könnte.
 
Weiterhin ist es nicht unmöglich, dass ein nicht-sphärisches rotierendes Schwarzes Loch über seine gravitative Wirkung oder gar Gravitationswellen zusätzlich Energie / Masse verliert, und dann vielleicht in nicht vernachlässigbarem Umfang und nicht völlig ohne Informationsgehalt...

Was wir auch nicht wissen sondern nur vermuten können, ist, ob ein Schwarzes Loch überhaupt an Masse zunehmen kann, bzw. ob der Ereignishorizont in der Richtung nach innen wirklich (immer) durchlässig ist.
Klar scheint dagegen zu sein, dass sich Raum und Zeit um den Horizont herum stark verformen, was u.a. dazu führt, dass ein nicht geringer Teil sich annähernder Materie in Strahlung umgesetzt wird, wie sie z.B. anhand der Jets beobachtbar ist.
Denkbar wäre immerhin, dass dieser Prozess letztlich gar nicht erlaubt, dass Masse oder Energie hinein gelangen, sondern sich irgendwie dort außerhalb ablagern, in Richtung der Jets abgleiten oder sogar ganz erheblich in der Zeit nach vorn verschoben werden.  
Sicher ist allerdings, dass ein Schwarzes Loch nicht dauerhaft innerhalb eines größeren Körpers existieren kann, weil der gravitative Gradient alle bekannten Bindungen zerstört und außerdem das Loch eventuell in großem Maße fressen aber jedenfalls nicht annähernd abgeben kann. Das ist dann ganz sicher eine sehr stark befahrene Einbahnstraße in die Sackgasse...

Jürgen
- damals mit Astronomie im Nebenfach -
Titel: Voyager 1 - 35 Jahre auf Reise
Beitrag von: SiLæncer am 08 September, 2012, 15:00
(http://s.gullipics.com/image/g/z/2/hq2x3b-jchkwu-ujeh/PIA04495browse.small.jpeg)
Am 5. September 1977 startete die Raumsonde Voyager 1 ins All. 35 Jahre dauert nun die Reise der Raumsonde, die mit rund 60.000 Stundenkilometern in die Weiten des Weltraums vordringt. Jahrzehnte ist es her, seit die Sonde im März 1979 an dem Planeten Jupiter vorbeiraste und im November 1980 den Saturn passierte. Längst hätte sie unser Sonnensystem verlassen sollen. Obwohl Voyager 1 sich inzwischen rund 18 Milliarden Kilometer weit weg von der Sonne befindet, ist die Sonde immer noch nicht bis zum Rand des Sonnensystems vorgedrungen. Bereits vor zwei Jahren war man der Meinung, dass man dem Rand unseres Sonnensystems sehr nahe sein muss. In einer Meßreihe im März 2011 stellt man aber fest, dass sich die Sonde immer noch nicht in der sognannten Heliopause befindet. Man rechnet damit im Jahr 2015 die Heliosphäre, also den Einflussbereich des Sonnenwindes, zu verlassen.

Quelle : www.gulli.com
Titel: Weltraumteleskop Kepler entdeckt System mit einem Planeten und vier Sternen
Beitrag von: SiLæncer am 16 Oktober, 2012, 20:00
Zwei Sterne umkreisen einander und werden von einem Planeten umkreist, und alle drei werden von einem weiteren Doppelstern umkreist: Diese einzigartige Konstellation haben zwei Amateurastronomen in den Daten des Weltraumteleskops Kepler ausfindig gemacht.

Das Weltraumteleskop Kepler hat ein höchst ungewöhnliches Sonnensystem entdeckt. Hobbyastronomen haben es in den Daten des Teleskops gefunden.

(http://scr3.golem.de/screenshots/1210/ph1/thumb620/ph1_1.jpg)

Unser Sonnensystem ist recht übersichtlich: Es besteht im Wesentlichen aus einem Zentralgestirn, das von mehreren, verschieden großen Planeten in unterschiedlicher Entfernung umkreist wird. Ganz anders PH1: Dessen System besteht aus einem Planeten und gleich vier Sternen.

Der ganze Artikel (http://www.golem.de/news/weltraumteleskop-kepler-entdeckt-system-mit-einem-planeten-und-vier-sternen-1210-95124.html)

Quelle : www.golem.de
Titel: Exoplanet im System Alpha Centauri entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 17 Oktober, 2012, 12:06
Europäische Astronomen haben einen Planeten im Alpha-Centauri-System entdeckt, dem Sternsystem, das unserem Sonnensystem am nächsten liegt. Der Planet umkreist den sonnenähnlichen Stern Alpha Centauri B und hat ungefähr die Masse unserer Erde. Das teilte die Europäische Südsternwarte (ESO) am gestrigen Dienstag mit und erläuterte die Entdeckung in einem Fachartikel (PDF-Datei). Dieser bislang leichteste Exoplanet um einen sonnenähnlichen Stern wurde mit dem Spektrografen HARPS am La-Silla-Observatorium in Chile nachgewiesen.

(http://www.heise.de/imgs/18/9/3/4/0/0/3/4ea037471c39226d.jpeg)

Wie die Sternwarte erläutert und in einem eigenen Video visualisiert, handelt es sich bei Alpha Centauri um ein Dreifachsystem, das lediglich 4,3 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Es umfasst die Sterne Alpha Centauri A und B sowie Proxima Centauri. Weil es sich astronomisch gesehen in unmittelbarer Nachbarschaft der Sonne befindet, wurde es ein beliebter Schauplatz in der Science-Fiction. Beispielsweise spielt dort der Film Avatar oder das PC-Spiel Sid Meier's Alpha Centauri. Schon seit langem hätten Astronomen darüber spekuliert, ob es dort auch in der Realität Planeten gebe; dank HARPS sei nun der Nachweis geglückt.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Exoplanet-im-System-Alpha-Centauri-entdeckt-1731142.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Cheops: ESA-Satellit soll Exoplaneten untersuchen
Beitrag von: SiLæncer am 22 Oktober, 2012, 13:10
(http://www.heise.de/imgs/18/9/3/5/9/0/6/75ac3e8178252092.jpeg)
Die ESA will eine Reihe bereits nachgewiesener Planeten außerhalb unseres Sonnensystems mit einem neuen Satelliten genauer untersuchen. Das kündigte die Europäische Weltraumagentur an. Das Cheops (CHaracterising ExOPlanets Satellite) genannte Projekt habe sich gegen 25 Vorschläge für eine kleine Mission durchgesetzt und solle 2017 starten. Der Satellit soll dann nahe Sterne beobachten, von denen bereits bekannt ist, dass sie von mindestens einem Planeten umkreist werden.

Cheops wird für die Beobachtung von Planetentransits entwickelt, das heißt, er wird die Helligkeit eines Sterns beobachten. Fällt diese regelmäßig für einen Moment ab, ist das ein Hinweis auf einen Exoplaneten, genau zwischen dem Stern und dem ESA-Satelliten. Mit dieser Methode suchen und finden Wissenschaftler bereits mittels des NASA-Satelliten Kepler Exoplaneten. Cheops dagegen soll sich direkt auf Sternsysteme konzentrieren, von denen bereits bekannt ist, dass sie über Planeten verfügen.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Cheops-ESA-Satellit-soll-Exoplaneten-untersuchen-1733658.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: NASA findet bislang entlegenste Galaxie
Beitrag von: SiLæncer am 16 November, 2012, 11:48
(http://www.heise.de/imgs/18/9/4/7/9/6/0/375b7b608eb64a3c.jpeg)
Die NASA hat die am weitesten entfernte Galaxie auf den Aufnahmen ihrer Weltraumteleskope gefunden. Das Licht des auf den Namen MACS0647-JD getauften Objekts war 13,3 Milliarden Jahre unterwegs, bevor es bei uns eingetroffen ist, erläutert die US-Weltraumagentur. Es zeigt die Zwerggalaxie rund 420 Millionen Jahre nach dem Urknall, als das Universum gerade einmal 3 Prozent seines heutigen Alters erreicht hatte. Um sie jetzt abzulichten, sei nicht nur die Leistungsfähigkeit der Weltraumteleskope Hubble und Spitzer nötig gewesen, sondern auch eine natürliche Linse, die das Abbild im Weltall vergrößerte.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/NASA-findet-bislang-entlegenste-Galaxie-1751175.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: NASA findet bislang entlegenste Galaxie
Beitrag von: Jürgen am 17 November, 2012, 00:50
Zitat
Die jetzt entdeckte Galaxie sei verhältnismäßig klein für ihr Alter
Das halte ich für eine sehr gewagte Aussage.

Erstens gibt es bisher kaum vergleichbare bekannte Objekte, von denen sich eine Art Regel ableiten ließe. Ohne Wiederholbarkeit keine Beweiskraft, das ist ein elementares wissenschaftlich-logisches Grundprinzip.

Zweitens muss nicht nur die Gravitationslinse zu nicht exakt berechenbaren Verzeichnungen führen, sondern nicht minder die (auch damit zusammenhängende) Ungenauigkeit bei der Bestimmung der Distanz bzw. des zur heutigen Wahrnehmung gehörende Zeitpunkt des Ursprungs dieser Strahlung. Wechselwirkungen zwischen universeller Dilatation und lokaler Raumkrümmung durch Galaxien sind immer noch nicht hinlänglich erforscht. Insbesondere sind die Modelle für Gravitationslinsen noch immer nicht präzise genug dafür, weil sich auch geringe Ungenauigkeiten in der Betrachtung der Ursache geradezu exponentiell auswirken können.
Gedanklich übertragen auf klassische Strahlenoptik, haben wir es wahrscheinlich um (mindestens) eine schräg im Strahlengang befindliche verbogene und komplex asphärische Linse mit ungleichmäßigem Verlauf optischer Dichte zu tun, in grober Näherung...

Drittens sind auch unsere Modelle zur Raumdilatation nach Urknall für solche Entfernungen durchaus noch nicht als endgültig zu betrachten.
Das wäre erst anzugehen, wenn entweder zahlreiche Beobachtungen dieser Art vorliegen oder besser, wenn mehrere Beobachtungen der Art in verschiedenen Distanzen gelängen, dass vom eigentlichen Objekt sowohl direkte als auch verzerrte Strahlung auswertbar empfangen würden. Das aber kommt offenbar sehr selten vor. Und die nachfolgenden Berechnungen würden an Komplexität alles bisher dagewesene deutlich in den Schatten stellen...
 
Ich habe mich hier sehr um eine möglichst kompakte Darstellung der Sachverhalte, Gedankenansätze und Problematik bemüht, erwarte aber dennoch, dass diese meine Worte weder völlig falsch noch sinnentstellend simplifiziert sind oder wirken.
In den frühen 80ern habe ich nächtelang an den Vorbereitungen zu einer Abschlussarbeit mitgebrütet, die eben solche Gravitationslinsen, ihre zu erwartenden Auswirkungen und mögliche Wege der Verifikation und Kalibrierung zum Thema hatte.
Der Mann hat natürlich bestanden und danach noch lange eifrig weiter geforscht, später die Leitung einer Sternwarte übernommen.
Heute ist er allerdings zum Wissenschaftsredakteur einer einschlägigen Zeitschrift mutiert.

Jürgen, damals mit Astronomie im Nebenfach
Titel: Apollo-11-Astronaut fordert Renaissance der bemannten Raumfahrt
Beitrag von: SiLæncer am 18 November, 2012, 18:00
Der Apollo-11-Astronaut Buzz Aldrin hat eine Renaissance der bemannten Raumfahrt gefordert. In einem Beitrag für Technology Review schreibt der Raumfahrer, der am 20. Juli 1969 nach Neil Armstrong den Mond betrat, dass dies von essenzieller Bedeutung für die Menschheit sei. "Immer wieder haben globale Ereignisse das Leben auf der Erde bedroht. Und neue Bedrohungen, die wir nicht vorhersagen können, sind unvermeidlich. Wollen wir das Überleben unserer Art sichern, müssen wir einen überfälligen Schritt wagen, so wie es unsere Vorfahren vor langer Zeit taten."

Die Menschheit müsse neue Welten erkunden und besiedeln. "Dann können wir Entlastung schaffen und neue Bevölkerungen hervorbringen, die sich zweifellos in sehr unterschiedliche Richtungen entwickeln werden. Ganz so, wie die Menschheit es einst auf den verschiedenen Kontinenten getan hat und damit einen Neuanfang auf der Erde wagte." Auch die Technik bringe die bemannte Raumfahrt voran. In seiner eigenen Generation hätten die NASA-Missionen Mercury, Gemini und Apollo zahllose junge Studenten beflügelt, Ingenieur oder Wissenschaftler zu werden. "So entstand ein Heer technischer Fachkräfte, das in der Geschichte seinesgleichen sucht", so der Astronaut. Viele dieser Studenten hätten zur Apollo-Mission und weiteren Raumfahrtprogrammen beigetragen, während einige sich anderen Berufen zuwandten. "Zusammengenommen schafften sie die technischen Durchbrüche, die zu unseren Erfolgen im All führten."

Die NASA und andere Weltraumorganisationen stünden nun vor einer wichtigen Wahl: "Wollen wir um die schwindenden Ressourcen des geschlossenen Systems Erde konkurrieren – oder zusammenarbeiten, um die unbegrenzten Ressourcen des Weltraums zu erschließen? Die Antwort liegt für mich auf der Hand."

Mehr zum Thema in Technology Review online:

    Wir müssen aufbrechen (http://www.heise.de/tr/artikel/Wir-muessen-aufbrechen-1740514.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Voyager 1 erreicht bald den interstellaren Raum
Beitrag von: SiLæncer am 04 Dezember, 2012, 19:00
Die NASA-Sonde Voyager 1 hat die letzte Region vor dem Eintritt in den interstellaren Raum erreicht. Das hat die US-Weltraumagentur am gestrigen Montag bekanntgegeben. Demnach befindet sich die Sonde mittlerweile am äußersten Rand unseres Sonnensystems auf der sogenannten "magnetischen Autobahn". Hier treffen geladene Teilchen aus dem Sonnensystem auf geladene Teilchen von außerhalb. Weil sich aber die Ausrichtung des magnetischen Feldes noch nicht geändert habe, gehe man davon aus, dass sich Voyager 1 noch innerhalb des Sonnensystems befinde.

(http://www.heise.de/imgs/18/9/5/5/5/0/0/c5abb1c6ac9128fa.jpeg)

oyager 1 hatte Ende 2004 die Grenze unseres Sonnensystems erreicht und ist seitdem in der Heliohülle (Heliosheath) unterwegs. Der Sonnenwind ist hier deutlich verlangsamt und mittlerweile bewegt sich die Sonde durch einen Bereich, wo sich die Teilchen in Bezug zur Sonne gar nicht mehr bewegen. Am 28. Juli 2012 hatte Voyager 1 erstmals die "magnetische Autobahn" erreicht, die Region, in der sich Partikel von außerhalb und innerhalb vermischen. Danach habe sich der Zustand noch mehrmals geändert, seit dem 25. August befinde sich die Sonde aber endgültig in dieser Zone. Zwar sei die Umgebung nicht so, wie man sie prognostiziert habe, aber bei Voyager habe man sich daran gewöhnt, das Unerwartete zu erwarten, erklärte Edward Stone vom California Institute of Technology (Caltech).

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Voyager-1-erreicht-bald-den-interstellaren-Raum-1761638.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Voyager 1 erreicht bald den interstellaren Raum
Beitrag von: Jürgen am 04 Dezember, 2012, 23:59
Die Frage, wo der Einflussbereich der Sonne endet und damit der interstellare Raum beginnt, ist nicht rein wissenschaftlich zu klären, sondern letztendlich immer Definitionssache.

Das Gravitationsfeld endet nicht, es schwächt sich nur ab.
Eine wirkliche Grenze für solare Partikelströme ist nicht nachgewiesen, für Photonen und Magnetfelder mit absoluter Sicherheit nicht existent.

Selbst ein Überwiegen eines anderen Einflusses beendet den ersten nicht.
So befindet sich unser Mond selbstverständlich im Einflussbereich unserer Sonne und ebenso unserer Galaxie, selbst wenn dort etliche irdische Einflüsse zweifelsfrei dominieren.

Auch eine Obergrenze unserer Atmosphäre ist Ansichtssache.
Die ISS wird von äußerst dünnen Resten selbiger immer noch merklich gebremst, auch wenn diese dünnen Reste da oben schon extrem schwanken.
Aber im Gegensatz zur geostationären Bahn ist diese Wirkung immer noch deutlich stärker als die des Sonnenwinds oder des sogenannten Van-Allen-Gürtels.

Zwar wurde über Quasi-Grenzschichten und damit annehmbare astronomische Grenzen schon oft und an allerlei Orten spekuliert, aber wirklich nachgewiesen wurde noch keine.

Ein interstellarer Flug beginnt für mich mit dem Moment, an dem die Fluchtgeschwindigkeit erreicht ist, also ohne weiteren Energieaufwand oder deutlichen Einfluss dritter Körper (swing by) das Verlassen des Sonnenumlaufs erfolgt, in eine offene Bahn in den leeren Raum oder, was etwas weniger erfordert, in Richtung auf einen anderen Stern.

Genau so hat man ja auch die Mondflüge betrachtet.
Das Verlassen der Erdumlaufbahn galt als erfolgt, sobald die Fluchtgeschwindigkeit in Richtung Mond erreicht wurde, obwohl sich ja auch der Mond nach wie vor auf einer Umlaufbahn um die Erde befindet, die Apollos damals mit ihm auch, und alle zusammen um die Sonne kreisen...
Die Fluchtgeschwindigkeit z.B. direkt in Richtung Mars müsste höher sein als in Richtung Mond.

Jürgen
Titel: Einstein@Home: Wissenschaftsprojekt erreicht ein Petaflop Rechenleistung
Beitrag von: SiLæncer am 03 Januar, 2013, 17:30
(http://static.gulli.com/media/2013/01/thumbs/370/Einstein-at-home.jpg)
Das verteilte Rechennetzwerk des Forschungsprojektes Einstein@Home erreichte in den frühen Morgenstunden zum ersten mal seit Bestehen des Projektes eine Rechenleistung von einem Petaflop. Das auf der Boinc-Infrastruktur basierende Projekt existiert seit Februar 2005 und beschäftigt sich mit der Suche Radiopulsaren und dem Nachweis von Gravitationswellen.

Das Distributed-Computing-Projekt wurde ins Leben gerufen, um Datenmaterial vom LIGO-Forschungszentrum in Washington und dem deutschen GEO600-Gravitationswellendetektor auszuwerten. Im Laufe des Projekts wurden bislang bereits mehrere bisher unbekannte Pulsare gefunden, so zum Beispiel im Juni 2010 der Pulsar mit der Bezeichnung PSR J2007+2722 im Sternbild Fuchs. Insgesamt wurden durch das Projekt bis zum August 2012 bereits 46 neue Pulsare entdeckt.

Technisch wurde das Projekt mehrfach aktualisiert und nutzt mittlerweile für einige besonders rechenintensive Teilaufgaben im Verlauf der Auswertung auch GPU-Beschleunigung. So konnten die Rechenzeiten der einzelnen Arbeitspakete durch die Unterstützung einer Grafikkarte deutlich reduziert werden. Diese übernimmt dann zum Beispiel bei der Pulsarsuche die benötigten schnellen Fourier-Transformationen (FFT). Ein Großteil der Rechenarbeit liegt jedoch nach wie vor auf dem Hauptprozessor des Computers. Das Projekt wird mittlerweile mit mehr als 100.000 Heimcomputern unterstützt und erreicht mit einer Rechenleistung von einem Petaflop immerhin circa ein Zehntel der aktuell schnellsten Supercomputer weltweit. In der Top-500-Liste für die schnellsten Supercomputer würde das Projekt noch auf einen respektablen vierundzwanzigsten Platz kommen. Das Projekt unterstützt Computer mit den Betriebssystemen Windows, Mac OS X oder Linux und basiert auf der Boinc (Berkeley Open Infrastructure for Network Computing)  Infrastruktur für verteiltes Rechnen.

Quelle : www.gulli.com
Titel: NASA: Voyager 1 befindet sich noch im Sonnensystem
Beitrag von: SiLæncer am 21 März, 2013, 16:15
Die US-Weltraumagentur NASA hat Meldungen widersprochen, laut denen Voyager 1 unser Sonnensystem im August 2012 verlassen hat. Die beteiligten Forscher seien sich einig, dass die NASA-Sonde weder unser System verlassen noch den interstellaren Raum erreicht hat. Ein Wechsel in der Ausrichtung des Magnetfelds, der das anzeigen würde, sei noch nicht beobachtet worden. Damit wendet sich die Behörde gegen die Berichte, die auf einem Artikel beruhen, der in den Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/NASA-Voyager-1-befindet-sich-noch-im-Sonnensystem-1827077.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: "Hubble": Mini-Mond am Neptun entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 16 Juli, 2013, 19:40
Mark Showalter vom Seti-Institut (Search for Extra-Terrestial Intelligence) hat mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble am Planeten Neptun einen 14. Mond entdeckt. Bei geschätzten 16 bis 20 Kilometern Durchmesser ist dieser Mini-Trabant sogar der vorbeifliegenden Raumsonde Voyager 2 im Jahr 1989 entgangen. Der kleinste bislang bekannte Begleiter des gigantisch blauen Gasplaneten Neptun wurde noch auf keinen Namen getauft. Er wird von der US-Raumfahrtbehörde Nasa als S/2004 N 1 bezeichnet.

(http://www.heise.de/imgs/18/1/0/5/0/7/3/2/Neptun2-912243f6ecaf586a.jpeg)

Showalter hatte laut NASA-Mitteilung den Mini-Mond erspäht, als er das Ringsystem des äußersten Planeten unseres Sonnensystems mit Hubble untersuchte. Wie Saturn besitzt auch Neptun Ringe, die jedoch viel kleiner und unauffälliger sind. Insgesamt verarbeitete Showalter 150 Archivaufnahmen von Hubble die zwischen 2004 und 2009 gemacht wurden und bemerkte, dass im Ringsystem von Neptun ein schwacher Lichtfleck schimmerte. Dieser Fleck, nach Nasa-Angaben rund 100 Millionen mal schwächer als der schwächste mit bloßem Auge erkennbare Stern, entpuppte sich als winziger Trabant.

Dieser liegt zwischen den Bahnen der Monde Larissa und Proteus und umkreist laut Berechnungen den blauen Planeten alle 23 Stunden bei einer Entfernung von rund 100.000 Kilometern. Mit nun seinen 14 Gestirnen belegt Neptun in unserem Sonnensystem einen mittleren Platz. Der Planet mit den meisten Trabanten ist der Gasriese Jupiter. Bei ihm haben Astronomen bislang mindestens 67 Monde entdeckt. Saturn besitzt mindestens 62 Trabanten und Uranus mindestens 27.

Quelle : www.heise.de
Titel: NASA: Voyager 1 hat unser Sonnensystem verlassen
Beitrag von: SiLæncer am 12 September, 2013, 20:28
Mit Voyager 1 hat erstmals eine Raumsonde unser Sonnensystem verlassen und den interstellaren Raum erreicht. Dessen sei sich die NASA nach vielen Spekulationen nun sicher, berichtet die dpa. In den vergangenen Monaten war zwar immer wieder berichtet worden, der historische Schritt sei geschafft, aber man habe Zeit gebraucht, um die Beobachtungen zu analysieren. "Voyager ist kühn in Regionen vorgestoßen, die keine Sonde zuvor erreicht hat", erklärte John Grunsfeld von der US-Weltraumagentur. Die Forscher erläutern ihre Erkenntnisse in diesen Minuten in einer Pressekonferenz.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/NASA-Voyager-1-hat-unser-Sonnensystem-verlassen-1955662.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Schwarze Löcher schleudern Atome ins All
Beitrag von: SiLæncer am 14 November, 2013, 14:15
Astronomen haben Schwarzen Löchern ein wichtiges Geheimnis entlockt: Die Schwerkraftmonster schleudern mit ihren scharf gebündelten Materie-Strahlen große Mengen Atome ins All. Das berichtet (http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature12672.html) ein Team um María Díaz Trigo von der Europäischen Südsternwarte ESO im britischen Fachjournal Nature.

(http://www.heise.de/imgs/18/1/1/2/9/8/1/7/nt-jet-50c5fdd252886898.jpeg)
Schwarze Löcher verschlucken sämtliche Materie, die ihnen zu nahe kommt. Bevor die Materie jedoch unwiederbringlich eingesogen wird, sammelt sie sich in der Regel in einer schnell rotierenden Scheibe um das Schwarze Loch. Aus dieser Akkretionsscheibe schießen bei vielen Schwarzen Löchern mächtige Materie-Strahlen, die sogenannten Jets, senkrecht nach oben und unten ins All hinaus.

"Obwohl sie seit Jahrzehnten beobachtet werden, sind wir immer noch nicht sicher, woraus sie bestehen und was sie antreibt", erläuterte Díaz Trigo in einer Mitteilung des Internationalen Radioastronomie-Forschungszentrums ICRAR in Australien. Mit den ICRAR-Instrumenten und dem europäischen Röntgensatelliten "XMM-Newton" wurden die Forscher Zeugen, wie sich an einem neu entdeckten Schwarzen Loch plötzlich ein Jet bildete.

"Wir wissen seit langem, dass die Jets Elektronen enthalten, aber unter dem Strich keine negative elektrische Ladung besitzen, also muss es in ihnen etwas positiv Geladenes geben", erläuterte Ko-Autor James Miller Jones vom ICRAR. "Bis jetzt war nicht klar, ob die positive Ladung von Positronen kommt, dem Antimaterie-Gegenpart der Elektronen, oder von positiv geladenen Atomen."

Die Analyse der Strahlung aus den Jets des Schwarzen Lochs förderte nun charakteristische Spektrallinien zutage, eindeutige "Fingerabdrücke" von Eisen- und Nickelatomen. Die Forscher schließen daraus, dass ein erheblicher Anteil der Jets aus Atomen unterschiedlicher Elemente besteht. Da Atome sehr viel schwerer sind als Positronen, können die Jets so deutlich mehr Energie aus dem System wegtragen als Strahlen aus Elektronen und Positronen.

Die Messungen erlaubten auch, die Geschwindigkeit der Jets an dem beobachteten Schwarzen Loch zu bestimmen: Sie schießen mit knapp 200.000 Kilometern pro Sekunde ins All hinaus, das sind zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit. Angetrieben werden die Jets demnach von der schnell rotierenden Akkretionsscheibe und nicht vom Schwarzen Loch selbst.

Quelle : www.heise.de
Titel: Kepler: Erster erdgroßer Exoplanet in habitabler Zone entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 18 April, 2014, 07:25
Die NASA hat einen Exoplaneten entdeckt, der die richtige Größe und den passenden Abstand zu seinem Stern hat, um erdähnliches Leben zu ermöglichen. Das SETI-Institut habe aber keine Hinweise auf eine außerirdische Zivilisation gefunden.

(http://3.f.ix.de/imgs/18/1/2/0/9/4/1/9/kepler186f_comparisongraphic.jpg-ca8de9b54aaadf4c.png)
Astronomen haben mit Kepler-186f zum ersten Mal einen etwa erdgroßen Exoplaneten gefunden, der seinen Stern in der habitablen Zone umkreist, berichten NASA-Forscher im Fachmagazin Science. Es dürfte sich dabei um einen erdähnlichen Gesteinsplaneten handeln, auf dessen Oberfläche eventuell vorkommendes Wasser flüssig sein könnte – eine der Grundvoraussetzungen für Leben, wie wir es kennen. Gelungen sei der Fund mithilfe des Weltraumteleskops Kepler. Tatsächliche Hinweis auf Wasser oder sogar Leben auf dem Himmelskörper namens Kepler-186f habe man aber nicht entdeckt.

Der nun entdeckte Exoplanet ist demnach der fünfte bekannte in einem Sternsystem, das 490 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Der Durchmesser von Kepler-186f sei rund 10 Prozent größer als der der Erde. Bei dieser Größe sei es nach derzeitigem Kenntnisstand unwahrscheinlich, dass er den Gasriesen in unserem Sonnensystem ähnele. Stattdessen handele es sich wohl um einen Gesteinsplaneten wie Venus, Erde oder Mars. Da er sich in der sogenannten habitablen Zone befindet, wäre es auf ihm weder zu kalt noch zu heiß für flüssiges Wasser. Die anderen vier Planeten in seinem System kreisen in deutlich geringerer Entfernung um ihren Stern, erdähnliches Leben könnte auf ihnen also wohl nicht entstehen.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Kepler-Erster-erdgrosser-Exoplanet-in-habitabler-Zone-entdeckt-2172639.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Exoplanet: Forscher entdecken mit "Mega-Erde" neuen Planetentyp
Beitrag von: SiLæncer am 04 Juni, 2014, 19:08
Wissenschaftler haben im Weltall den "Godzilla unter den Erden" entdeckt. Die Mega-Erde aus Gestein ist ein bislang unbekannter Planetentyp. Der Fund ändert sogar unser Verständnis von der Entstehung des Universums.

Astronomen haben mit einem überraschend großen Gesteinsplaneten eine "Mega-Erde" bei einem anderen Stern entdeckt. Der ferne Planet habe die siebzehnfache Masse unseres Heimatpplaneten, sei aber dennoch kein Gasplanet. Das berichteten die Entdecker um Xavier Dumusque vom Harvard-Smithsonian Zentrum für Astrophysik (CfA) am heutigen Montag. Damit gehöre der Exoplanet einem völlig neuen Planetentypen an.

(http://3.f.ix.de/imgs/18/1/2/4/0/9/8/7/hires-2b5e9a9a30ebb3f1.jpeg)

"Wir waren sehr überrascht, als uns klar wurde, was wir gefunden hatten", sagte Dumusque. "Dies ist der Godzilla unter den Erden", ergänzte sein Dimitar Sasselov, ebenfalls vom CfA und gleichzeitig Direktor der Origins of Life Initiative der Harvard University. Bislang waren Astronomen davon ausgegangen, dass derart massereiche Planeten größtenteils aus Gas bestehen, wie in unserem Sonnensystem etwa Jupiter oder Neptun. Letzterer wiegt ungefähr so viel wie der neuentdeckte Exoplanet.

In Anlehnung an die Bezeichnung Super-Erde, die Astronomen für Planeten mit bis zur 14-fachen Erdmasse verwenden, tauften die Forscher ihre Entdeckung nun eine Mega-Erde. Das heißt allerdings nur, dass es sich um einen Gesteinsplaneten handelt wie unserer Heimat, aber nicht, dass dort Leben möglich sein könnte. Hinweise auf Leben haben die Experten auf der Mega-Erde auch nicht gefunden.

Viel zu schwer für diese Größe

Der Exoplanet umkreist zusammen mit einer "Lava-Welt" - einem kleineren, sehr heißen Planeten – einen sonnenähnlichen Stern im Sternbild Draco (der Drache) und ist rund 560 Lichtjahre von uns entfernt. Entdeckt wurde er mit dem US-Weltraumteleskop Kepler und bekam die Katalognummer Kepler-10c. Aus dem Transit des großen Planeten, berechneten die Forscher, dass Kepler-10c einen Durchmesser von knapp 30.000 Kilometern hat, rund 2,3 Mal so viel wie die Erde. Damit hielten die Astronomen ihn zunächst für einen Mini-Neptun.

Mit dem Spektrographen Harps-N am italienischen Galileo-Teleskop auf der Kanareninsel La Palma bestimmten die Forscher schließlich die Masse des fernen Planeten und kamen auf 17 Erdmassen. Damit ist die Dichte von Kepler-10c viel zu groß für einen Gasplaneten. Die Forscher gehen davon aus, dass es noch mehr solcher Himmelskörper gibt. Modellrechnungen legten nahe, dass auch bei anderen Sternen Mega-Erden entstanden sein könnten.

Auch älter als für möglich gehalten

Außerdem habe die Entdeckung von Kepler 10c weitreichende Auswirkungen auf unser Verständnis von der Entstehung des Universums. Das System Kepler 10 ist rund 11 Milliarden Jahre alt, entstand also weniger als 3 Milliarden Jahre nach dem Urknall. Zu dieser Zeit gab es im Universum fast nur die leichten Elemente Wasserstoff und Helium. Schwere Elemente entstanden in der ersten Generation von Sternen, die sie nach ihrer Explosion in All verteilten. Dann erst standen sie für die nächsten Sterne bereit. Insgesamt dauerte das Milliarden Jahre, aber Kepler 10c zeige nun, dass bereits in dieser frühen Phase genug schwere Elemente zur Verfügung standen, um solche Gesteinsplaneten zu formen – viel früher, als bislang gedacht.

Quelle : www.heise.de
Titel: Rosetta erfolgreich in Umlaufbahn ihres Zielkometen eingeschwenkt
Beitrag von: dada am 06 August, 2014, 18:22
Angekommen: Rosetta ist erfolgreich in die Umlaufbahn ihres Zielkometen “67P/Tschurjumow-Gerasimenko” eingeschwenkt. Die Raumsonde der Europäischen Weltraumorganisation ESA war vor über zehn Jahren vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana gestartet und legte seitdem mehr als sechs Milliarden Kilometer zurück.

(http://photos.techfieber.de/wp-content/uploads/2014/08/Rosetta_s_journey.jpg)


Quelle: http://www.techfieber.de/2014/08/06/space-kometenjagd-raumsonde-rosetta-hat-ihr-ziel-erreicht/ (http://www.techfieber.de/2014/08/06/space-kometenjagd-raumsonde-rosetta-hat-ihr-ziel-erreicht/)
Titel: Hubble: Gigapixel-Panorama der Andromeda-Galaxie
Beitrag von: SiLæncer am 06 Januar, 2015, 13:37
Aus Hunderten Hubble-Fotos haben Forscher das detaillierteste Panorama unserer Nachbargalaxie Andromeda zusammengesetzt. Zum anstehenden runden Geburtstag des Weltraumteleskops gibt es außerdem ein Update einer weltbekannten Aufnahme.

(http://2.f.ix.de/scale/geometry/600/q75/imgs/18/1/4/1/1/1/8/9/heic1502a-066a4a985c8013c4.jpeg)

Die NASA und die ESA haben die bislang detaillierteste Aufnahme unserer 2 Millionen Lichtjahre entfernten Nachbargalaxie Andromeda (M31) veröffentlicht. Es zeigt mehr als 100 Millionen einzelne Sterne in einem Ausschnitt, der mehr als 40.000 Lichtjahre breit ist, schreibt die europäische Weltraumagentur. Insgesamt ist das Bild demnach 1,5 Gigapixel groß und kann auf einer eigens eingerichteten Seite in seinen ganzen Ausmaßen durchforstet werden. Das Originalbild selbst ist 4,3 Gigabyte groß und kann auch bei heise online heruntergeladen werden (PSB-Format, das nur von Photoshop unterstützt wird). Insgesamt machte das Weltraumteleskop 411 Einzelaufnahmen, die dann zu diesem Mosaik zusammengesetzt wurden.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Hubble-Gigapixel-Panorama-der-Andromeda-Galaxie-2510913.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Bislang erdähnlichste Exoplaneten entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 06 Januar, 2015, 19:41
Sie könnten aus Stein sein und haben wahrscheinlich eine lebensfreundliche Temperatur. Astronomen haben acht neue erdähnliche exoplaneten. Zwei davon sind offenbar besonders für Lebewesen geeignet.

(http://3.f.ix.de/scale/geometry/600/q75/imgs/18/1/4/1/1/9/5/2/kepler186f_artistconcept_2-b62cef3b89d6458d.png)
Wie die Exoplaneten aussehen, kann man gegenwärtig nur raten. (Bild: NASA)

US-Astronomen haben nach eigenen Angaben die bislang erdähnlichsten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Die beiden fernen Himmelskörper kreisen mit großer Wahrscheinlichkeit in der sogenannten bewohnbaren Zone um ihre Heimatsterne und sind nur wenig größer als die Erde, wie die Wissenschaftler vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik (CfA) am Dienstag auf der Tagung der American Astronomical Society in Seattle berichteten.

Fast eine zweite Erde

Die Astronomen hatten in den Beobachtungsdaten des inzwischen wieder fleißigen US-Weltraumteleskops Kepler insgesamt acht ferne Planeten aufgespürt, die sich alle sehr wahrscheinlich in der jeweiligen bewohnbaren Zone ihres Heimatstern befinden, also dort, wo es weder zu heiß noch zu kalt ist für flüssiges Wasser. "Die meisten dieser Planeten haben eine gute Chance, Gesteinsplaneten zu sein wie die Erde", erläuterte der Hauptautor der Studie, Guillermo Torres vom CfA.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bislang-erdaehnlichste-Exoplaneten-entdeckt-2512241.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Bizarre Welt: ESA-Sonde Rosetta liefert Details über ihren Kometen
Beitrag von: SiLæncer am 22 Januar, 2015, 20:43
700 Meter hohe Klippen, Staubdünen, Geröllhalden und ein langer Riss am Hals: Die Oberfläche von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko bietet immer neue Überraschungen. Der Komet sei zudem schon weit aktiver als erwartet, berichten Forscher.

Schroffe Klippen, Staubfontänen und tiefe Löcher mit "Gänsehaut": Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko hat sich auf den detailreichen Bildern der europäischen Raumsonde Rosetta als vielfältige, bizarre Welt entpuppt. In einer Artikelserie im US-Fachjournal Science fassen internationale Forscherteams die Beobachtungen der ersten Monate zusammen. "Wir beobachten einen erwachenden Kometen", erläutert Holger Sierks vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, einer der leitenden Wissenschaftler der Auswertung.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bizarre-Welt-ESA-Sonde-Rosetta-liefert-Details-ueber-ihren-Kometen-2526756.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: SETI-Initiative: 100 Millionen US-Dollar für die Suche nach Aliens
Beitrag von: SiLæncer am 20 Juli, 2015, 17:26
Der russische Tycoon Yuri Milner hat mit dem britischen Physiker Stephen Hawking zwei Initiativen zum Auffinden außerirdischen Lebens angekündigt. Per distibuted processing können alle Menschen mit Computer und Internet an der neuen Suche teilhaben.

Unter dem Namen "Breakthrough Initiatives" soll eine umfassende Suche nach außerirdischen Leben beginnen. Als das größte Projekt dieser Art soll es zehn Jahre lang andauern und mit 100 Millionen US-Dollar finanziert werden. Der russische Milliardär Yuri Milner, der unter anderem mit Investments in Facebook und Twitter reich wurde, stellte es gemeinsam mit Physiker-Legende Stephen Hawking und dem Führungsteam am Montag in London vor.

Hochsensibler Lauschangriff aufs All

Das Projekt ist demnach in zwei Teile aufgespalten. Mit Breakthrough Listen sollen die Astronomen Frequenzen aus dem All 50 mal sensitiver als bei älteren SETI-Programmen (Search for Extraterrestrial Intelligence, Suche nach extraterrestrischer Intelligenz) aufnehmen und auswerten. Das Funkspektrum setzen die Wissenschaftler dabei fünfmal größer an und wollen es hundertmal schneller scannen können. Zusätzlich übernimmt das Automated Planet Finder Telescope des Lick-Oberservatoriums in Kalifornien die Aufgabe, optische Laserübertragungen aufzuspüren. Das Teleskop soll 100-Watt-Laser im Umkreis von 4,25 Lichtjahren erfassen können. Das würde etwa reichen, um eine solche Übertragung von einen aussichtsreichen Exoplanten im System Alpha Centauri aufzuspüren.

Die Wissenschaftler wollen Menschen in aller Welt außerdem die Möglichkeit geben, sich über die Plattform SETI@home per verteilter Berechnung an der Suche zu beteiligen. Über einen Bildschirmschoner können Computer mitrechnen und übertragen danach ihre Ergebnisse. Die Initiative hat angekündigt, alle gesammelten Daten offenzulegen und neuartige Analyse-Programme als Open-Source-Software bereitzustellen. Diese soll kompatibel zu weiteren Teleskopen sein, so dass diese auch nachträglich bei der Suche mitwirken können.

Mit dem Programm will das Team eine Million Sternsysteme belauschen. Außerhalb der Milchstraße, könne man Nachrichten der 100 nächsten Galaxien aufspüren, behauptet es darüber hinaus. Die eingesetzten Teleskope seien hochsensibel. So könnten sie etwa, wenn eine Zivilisation in einem der nächsten 1.000 Sternsysteme eine Übertragung in der Stärke eines Flugzeugradars verwende, diese aufspüren.

Debatte über eigene Nachricht

Parallel schreibt die Initiative einen Wettbewerb aus, wie im Rahmen des zweiten Projektbereichs "Breakthrough Message" eine digitale Nachricht zum Versenden ins All aussehen könnte. Das Programm hat das Ziel, über potentielle Sprachen zur interstellaren Übertragung zu forschen. Damit wollen die Wissenschaftler auch eine ethische und philosophische Diskussion über mögliche Kommunikation mit Außerirdischen anstoßen. Ob überhaupt eine Nachricht gesendet werde, stehe noch gar nicht fest.

Quelle : www.heise.de
Titel: Bislang erdähnlichster Exoplanet um sonnenähnlichen Stern entdeckt
Beitrag von: SiLæncer am 23 Juli, 2015, 19:20
ASA-Forscher haben mit Hilfe der Sonde Kepler einen Exoplaneten gefunden, der nicht viel größer ist als die Erde. Er kreist in der habitablen Zone eines Sterns vom Typ der Sonne und hätte erdähnlichem Leben 6 Milliarden Jahre Entwicklungszeit gegeben.

(http://3.f.ix.de/scale/geometry/600/q75/imgs/18/1/5/5/5/8/9/4/452b_artistconcept_beautyshot-0234df999e046ae1.jpeg)

Die NASA hat den ersten fast erdgroßen Exoplaneten in der habitablen Zone eines sonnenähnlichen Sterns gefunden. Wie die US-Weltraumagentur mitteilte, ist Kepler-452b der kleinste bislang entdeckte Exoplanet in einer habitablen Zone eines Sterns des Spektraltyps G2 unserer Sonne. Die habitable Zone umfasst jenen Bereich eines Sternsystems in dem er flüssiges Wasser beherbergen könnte – die Grundvoraussetzung für die Entstehung erdähnlichen Lebens. Sein Durchmesser ist rund 60 Prozent größer als der der Erde, weswegen man ihn als Supererde eingeordnet habe. Seine Masse und Zusammensetzung sei noch nicht ermittelt, aber es gebe eine gute Chance, dass es sich um einen Gesteinsplaneten handle.

Viel Zeit für die Entstehung von Leben

Der zugehörige Stern Kepler-452 ist demnach 6 Milliarden Jahre alt, 1,5 Milliarden Jahre älter als unsere Sonne. Außerdem ist er 20 Prozent heller und 10 Prozent größer. Den Exoplaneten Kepler-452b könne man sich als "älteren, größeren Cousin der Erde" vorstellen, meint Jon Jenkins von der Kepler-Mission. Man müsse sich dabei vergegenwärtigen, dass dieser Exoplanet seit 6 Milliarden Jahren in einer habitablen Zone kreist. Damit gebe es die stichhaltige Möglichkeit, dass sich dort Leben entwickelt habe – jedenfalls wenn noch andere notwendige Voraussetzungen erfüllt wären.

Das SETI-Institut, das sich der Suche nach Signalen außerirdischer Lebensformen widmet, hat den Exoplaneten bereits ins Visier genommen. Das erklärte SETI-Forscher Seth Shostak gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Nature. Noch habe man mit dem Allen Telescope Array in Kalifornien aber nichts gefunden.

Noch viel mehr Exoplaneten

Parallel zur Vorstellung von Kepler-452b gab die NASA außerdem bekannt, insgesamt 521 neue Planetenkandidaten gefunden zu haben. Damit habe das zwischenzeitlich verloren geglaubte Weltraumteleskop fast 4700 solcher Kandidaten gefunden. Die gelten erst als bestätigte Exoplaneten, wenn sie durch nachfolgende Beobachtungen und Analysen verifiziert wurden. Unter den mehr als 500 neuen Kandidaten sind demnach zwölf, deren Durchmesser zwischen dem einfachen und doppelten des Durchmessers der Erde liege und die in der habitablen Zone kreisen. Der Mutterstern von neun dieser erdähnlichen Kandidaten ist sonnenähnlich.

Quelle : www.heise.de
Titel: ESA-Landeroboter Philae: Erkenntnisse lassen Forscher staunen
Beitrag von: SiLæncer am 30 Juli, 2015, 20:54
67P/Tschurjumow-Gerassimenko überrascht Astronomen: Der Komet enthält organische Moleküle und eine Oberfläche, die stellenweise weich wie Neuschnee, andernorts extrem hart ist. In sieben Fachartikeln stellen Forscher neue Erkenntnisse der Mission vor.

(http://2.f.ix.de/scale/geometry/600/q75/imgs/18/1/5/5/8/5/0/5/Comet_on_20_July_2015_NavCam-85c9455db944b6ec.jpeg)

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko ist wesentlich vielseitiger als bisher vermutet: Messungen des Landeroboters Philae beweisen, dass der Himmelskörper viele organische Moleküle enthält. Zudem zeigen die ungeplanten Hopser des Mini-Labors, dass die Oberfläche stellenweise weich wie Neuschnee ist, andernorts dagegen extrem hart. Das schreiben Forschergruppen mit deutscher Beteiligung in sieben Fachartikeln des Magazins Science.

Organische Moleküle

Ein Team um Fred Goesmann vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) berichtet über den Nachweis von 16 organischen Molekülen. Vier davon wurden noch nie auf einem solchen Himmelskörper gefunden: Methyl-Isocyanat, Aceton, Propionaldehyd und Acetamid sind recht kleine Moleküle. "Insgesamt handelt es sich um einen wahren Baukasten organischer Verbindungen, von denen viele als Ausgangspunkt für wichtige biochemische Reaktionen dienen können", erklärt Goesmann.

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Titel: NASA-Sonde New Horizons: Blauer Himmel über dem Pluto
Beitrag von: SiLæncer am 08 Oktober, 2015, 18:57
Langsam aber weiterhin kontinuierlich sendet die NASA-Sonde New Horizons Daten und Bilder ihres Vorbeiflugs am Pluto zur Erde. Eine Gegenlichtaufnahme enthüllt nun, dass die dünne Atmosphäre des Zwergplaneten blau erscheint.

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Der atmosphärische Schleier um den Zwergplaneten Pluto erscheint im Gegenlicht der Sonne tiefblau. Das geht aus neuen Aufnahmen hervor, die die NASA-Sonde New Horizons zur Erde gesendet hat. Für das neue Bild des Pluto im Gegenlicht der Sonne wurden Aufnahmen im roten, blauen und infraroten Spektrum übereinander gelegt. Die Wissenschaftler geben sich ob der Erkenntnis über die Farbe der Atmosphäre euphorisch, können sie daraus doch Rückschlüsse auf deren Zusammensetzung schließen.

Den Forschern zufolge sind wohl sogenannte Tholine für die Farbe des Schleiers verantwortlich. Die entstehen, wenn das Sonnenlicht Stickstoff- und Methan-Moleküle hoch oben in der Atmosphäre aufbricht und deren Überreste herabsinken und miteinander reagieren. Dieser Prozess sei bereits in der Atmosphäre des Saturnmonds Titan beobachtet worden.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/NASA-Sonde-New-Horizons-Blauer-Himmel-ueber-dem-Pluto-2841043.html)

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Titel: Astronomen beobachten Berührung zweier Sterne
Beitrag von: SiLæncer am 21 Oktober, 2015, 19:45
Forschern ist es gelungen, den "Kuss" eines besonders heißen und massereichen Sternenpaars zu beobachten - weit entfernt im Tarantelnebel. Es könnte ein Kontakt mit explosivem Ausgang sein.

(http://1.f.ix.de/scale/geometry/600/q75/imgs/18/1/6/0/9/8/2/3/sternenkuss-966b356df854c608.jpeg)

Astronomen haben den bislang heißesten und massereichsten Doppelstern entdeckt. Das Sternenpaar steht einander so nah, dass sich die beiden Oberflächen berühren, wie die Europäische Südsternwarte Eso in Garching bei München berichtet. Vermutlich sei dies die letzten Berührung der beiden Sterne vor einem katastrophalen Ende. Forscher um Hugues Sana von der belgischen Universität Löwen stellen ihre Entdeckung mit dem "Very Large Telescope" (VLT) der Eso im Fachblatt "Astrophysical Journal" vor.

Der junge Doppelstern liegt rund 160 000 Lichtjahre entfernt im Tarantelnebel, einer der produktivsten Sternenfabriken unserer kosmischen Nachbarschaft. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt; also etwa 9,461 Billionen Kilometer.

40.000 Grad Celsius heiße Begegnung

Die beiden Sterne des Doppelsystems sind an der Oberfläche rund 40.000 Grad Celsius heiß und haben zusammen etwa 57 Mal so viel Masse wie unsere Sonne. Sie teilen sich durch den engen Kontakt etwa 30 Prozent ihrer Masse.

In der weiteren Entwicklung sind der Eso zufolge zwei Schicksale denkbar: Entweder die Sterne verschmelzen zu einer Riesensonne, die in einer der energiereichsten Explosionen im Universum enden könnte. Oder sie entgehen der Verschmelzung und explodieren einzeln in einer Supernova, wobei jeweils ein Schwarzes Loch zurückbliebe. Bei einer solch extrem hellen Explosion schleudern Sterne am Ende ihrer Lebenszeit ihre Hülle ins All; der Kern kann zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen. So könnte im Tarantelnebel ein außergewöhnlich enges Doppelsystem aus Schwarzen Löchern entstehen, das eine starke Quelle sogenannter Gravitationswellen wäre.

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Titel: Hubble-Nachfolger: NASA beginnt Endfertigung des James-Webb-Weltraumteleskops
Beitrag von: SiLæncer am 30 November, 2015, 13:24
Zweieinhalb Jahre vor dem geplanten Start haben Ingenieure damit begonnen, die Spiegel-Segmente am James-Webb-Weltraumteleskop anzubringen. Das JWST soll das Erbe von Hubble antreten und unter anderem nach außerirdischem Leben suchen.

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Die NASA hat mit der Endmontage des James-Webb-Weltraumteleskops begonnen, das ab 2018 die Nachfolge von Hubble antreten soll. Vergangene Woche konnte der erste von insgesamt 18 Spiegeln installiert werden, die am Ende wie ein großer Spiegel (mit 6,5 Metern Durchmesser) arbeiten sollen, berichtet die US-Weltraumagentur. Das sechseckige Segment ist etwa 1,3 Meter groß und wiegt rund 40 Kilogramm. Genau wie die anderen Spiegel-Segmente besteht es aus vergleichsweise leichtem Beryllium, das extrem glatt geschliffen wurde.

Neuer Blick aufs Universum

Das James-Webb-Teleskop (JWST) ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der europäischen Weltraumagentur ESA und der kanadischen CSA. Mit deutlich mehr Präzision als das Hubble-Teleskop soll es im infraroten Spektrum nicht nur die Anfänge unseres Universums und die Geschichte des Sonnensystems untersuchen, sondern auch bei der Suche nach außerirdischem Leben auf Exoplaneten helfen. Dazu müssen unter anderem die Spiegel im Weltraum mit immenser Präzision arbeiten. Ihre Rückwand darf sich beispielsweise nicht mehr als 38 Nanometer bewegen, rechnet die NASA vor. Da es am 1,5 Millionen Kilometer entfernten Lagrange-Punkt L2 platziert wird, werden nachträgliche Korrekturen nicht möglich sein.

Das Weltraumteleskop soll im Oktober 2018 mit einer Ariane 5 der ESA vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana starten. Danach soll es auf Jahre hinaus das wichtigste Observatorium für Astronomen in aller Welt werden. Benannt ist es nach dem früheren NASA-Chef James Webb. Neben dem markanten Spiegel wird das auffälligste Merkmal ein riesiger Schild, der die Instrumente vor der Sonneneinstrahlung schützen und -230 Grad Celsius kalt halten soll. Die – inzwischen bereits weiter fortgeschrittene – Endmontage des Weltraumteleskops können Interessierte rund um die Uhr per Webcam beobachten. Anfang 2016 soll die Installation der Spiegel-Segmente abgeschlossen werden.

Ein großes Erbe

Mit dem neuen Weltraumteleskop wollen die beteiligten Weltraumagenturen die große Erfolgsgeschichte von Hubble fortschreiben. Das hatte zwar einen holprigen Anfang, aber nach einigen Nachjustierungen folgten unzählige grandiose Bilder, die unser Bild vom Universum inzwischen entscheidend prägen. Eine Ende der Arbeit von Hubble ist auch 25 Jahre nach seiner Inbetriebnahme noch nicht in Sicht. Bis das James-Webb-Weltraumteleskop oder das European Extremely Large Telescope (E-ELT) der Europäischen Südsternwarte in Betrieb genommen werden, wird es aber auch noch eine Weile dauern.

Quelle : www.heise.de
Titel: Stephen Hawking will Raumschiff nach Alpha Centauri schicken
Beitrag von: SiLæncer am 13 April, 2016, 13:19
(http://static.gulli.com/media/2016/04/thumbs/370/alphacentauri.jpg)
Der Physiker Stephen Hawking und der russische Milliardär Yuri Milner wollen ein Raumschiff nach Alpha Centauri schicken. Dazu will man ein kleines, unbemanntes Schiff mit einem Licht-Antrieb konstruieren, welches das Sternensystem in 20 Jahren erreichen könnte.

Physiker Stephen Hawking und der russische Milliardär Yuri Milner arbeiten momentan gemeinsam am Projekt "Breakthrough Starshot". Über dieses soll ein unbemanntes Raumschiff zum Sternensystem Alpha Centauri geschickt werden.

Projekt "Breakthrough Starshot" will Alpha Centauri in 20 Jahren erreichen

Die Projektleitung übernimmt der ehemalige NASA-Research-Director Pete Worden und sogar Facebook-Gründer Mark Zuckerberg will sich daran beteiligen. Zunächst möchte man sich mit der Frage beschäftigen, wie man ein ultraleichtes, sehr kompaktes Raumschiff nach Alpha Centauri schicken kann und ob sich dies überhaupt lohnt. Das Schiff soll Lichtsegel nutzen und damit einem Segelboot gar nicht unähnlich sein.

Allerdings wird man nicht auf Sonnenstrahlen oder Solarwinde setzen, sondern einen Laser nutzen, der das Schiff bis zu seinem Zielort bringen wird. Die Segel werden nur eine Spannweite von wenigen Metern haben und wenige Atome dick sein. Auch das Schiff wird geradezu winzig sein, es wird intern als "SpaceChip" bezeichnet. Es wird so dünn wie eine Siliziumscheibe sein aber trotzdem eine Kamera, Sensoren, eine Stromversorgung, Kommunikation und ein Navigationssystem enthalten. Für die Manöver kommen Protonen-Düsen zum Einsatz. Laut Yuri Milner würden die Entwicklungen in Sachen Nanotechnologie dies ermöglichen.

Was man allerdings noch überwinden muss, sind die Herausforderungen, die der Antrieb mit sich bringt. Denn man möchte Alpha Centauri in 20 Jahren erreichen. Das Sternensystem ist rund 4 Lichtjahre von der Erde entfernt. Dies bedeutet, dass das StarChip mit einer Geschwindigkeit von 134 Millionen Meilen pro Stunde fliegen müsste, was zumindest aktuell noch nicht möglich ist. Zudem muss das kleine Schiff irgendwie ins All gebracht werden, wofür man erst eine entsprechende Infrastruktur schaffen muss. Es sind also noch einige Hürden zu überwinden, bevor das Projekt "Breakthrough Starshot" abheben kann.

Quelle : www.gulli.com
Titel: Verschwundener Stern: Astronomen suchen Hinweise auf Außerirdische
Beitrag von: SiLæncer am 04 Juli, 2016, 13:38
Angesichts der Spekulationen um die mögliche, wenn auch unwahrscheinliche, Entdeckung einer außerirdischen Megastruktur, haben Astronomen vorgeschlagen, gezielt nach verschwundenen Sternen zu suchen. Einen interessanten haben sie schon gefunden.

(http://1.f.ix.de/scale/geometry/695/q75/imgs/18/1/8/4/2/7/0/3/hubble_friday_06242016-bb9c450ca9710aa5.jpeg)

Eine Gruppe von Astronomen will nach verschwundenen Sternen suchen, um möglichen Hinweisen auf außerirdische Zivilisationen nachzugehen. Weil es nicht oder fast nicht möglich ist, dass astronomische Objekte einfach verschwinden, könnten solche Effekte auf weit entwickelte Aliens hinweisen, schreiben die Forscher um Beatriz Villarroel von der schwedischen Universität Uppsala.

Die Forscher berufen sich auf das sogenannte dritte Clarkesche Gesetz: "Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden." Als Vorarbeit haben die Wissenschaftler 300.000 Sterne ausgewählt und untersucht, ob sie in den Jahren beziehungsweise Jahrzehnten zwischen verschiedenen Katalogisierungen verschwunden sind. Dabei fanden sie einen interessanten Kandidaten.

Der ganze Artikel (http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verschwundener-Stern-Astronomen-suchen-Hinweise-auf-Ausserirdische-3253554.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Von Galilei über Hubble zu Herschel und weiter
Beitrag von: dada am 14 September, 2016, 20:52
http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10394/663_read-19204/#/gallery/24223

Kometenlander Philae entdeckt Montag, 5. September 2016
(http://www.dlr.de/dlr/Portaldata/1/Resources/portal_bilder/2016/2016_3/ESA_Rosetta_OSIRIS_comet_view_Philae_16_9_xl.jpg)
         Der Kometenlander Philae ist gefunden. Am 2. September 2016 nahm die OSIRIS-Kamera auf der Raumsonde Rosetta die entscheidenden Bilder von der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko auf. Sie zeigen den Lander schräg in einer Schlucht liegend, zwei der drei Landebeine deutlich sichtbar. „Jetzt haben wir endlich das Gesamtbild von Philae“, sagt Dr. Koen Geurts vom Philae-Kontrollzentrum im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. „Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass wir Glück gehabt haben, denn zehn Meter weiter in der Schlucht hätte Philae vermutlich kein Sonnenlicht mehr gesehen.“ Die Wissenschaftler des Philae-Kontrollzentrums haben bereits begonnen, den Verlauf der Landung und den Betrieb des Landers im Spiegel der neuen Bilder zu analysieren. "Wir sind gespannt herauszufinden, wie genau der nun bekannte Landeort die Funktion des Landers und den Funkkontakt beeinflusste", so Geurts weiter.
Auch die bisherigen wissenschaftlichen Ergebnisse können mit  Philaes genauem Landeort besser analysiert  werden. "Wie wir es bereits in Bildausschnitten der Landerkamera sehen konnten, steht Philae sehr im Schatten nah an einer Felswand", erläutert Dr. Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR und Mitglied des OSIRIS-Teams. "Nun mit den neuen OSIRIS-Bildern können wir den Sonnenstand bei unseren Experimenten zurückverfolgen und beispielsweise Temperaturmessungen besser interpretieren." Auch Prof. Tilman Spohn, Leiter des DLR Instituts für Planetenforschung und des Teams der Thermalsonde MUPUS freut sich: "Das ist eine großartige Leistung des OSIRIS Teams und ein Meilenstein für die Weltraumfahrt! Wir wollen jetzt sehen, worauf wir mit MUPUS gehämmert haben und die Interpretation unserer Infrarotmessungen verbessern."
Schon zuvor war Philae oberhalb eines Kraterrandes direkt auf dem Kopf des entenförmigen Kometen vermutet worden. Doch bisherige Bilder zeigten nur einzelne Pixel, die auf Philae hindeuten konnten. Die aktuellen Bilder wurden mit einer größeren Auflösung von fünf Zentimetern pro Pixel in geringerem Abstand von nur 2,7 Kilometern zum jetzt weniger aktiven Kometen aufgenommen und zeigen nun eindeutig den mit einem Meter Durchmesser sehr kleinen Philae. "Es war extrem schwierig, den Lander in dem unebenen, dunklen Gelände zu orten und mit Sicherheit zu bestätigen", ergänzt Kührt. "Wir sind glücklich und gerührt, dass es nun doch noch in den letzten Tagen vor dem Ende der Rosetta-Mission am 30. September gelungen ist."
Titel: Event Horizon Telescope: Forscher wollen erstmals Schwarzes Loch abbilden
Beitrag von: SiLæncer am 20 Februar, 2017, 15:55
In wenigen Wochen wollen Forscher Radioteleskope in aller Welt virtuell zusammenschalten, um erstmals eine Aufnahme eines Schwarzen Lochs zu machen. Auf dem Bild soll dann die unmittelbare Umgebung der Singularität zu sehen sein.

Wissenschaftler wollen Anfang April erstmals direkt ein Schwarzes Loch beziehungsweise die direkte Umgebung von dessen Ereignishorizont abbilden. Dazu werden Radioteleskope auf dem ganzen Globus zusammengeschaltet, um das riesige Event Horizon Telescope mit einer sonst unerreichbaren Auflösung zu simulieren. Damit wollen sie den Ereignishorizont des gigantischen Schwarzen Lochs Sagittarius A* im Zentrum unserer Milchstraße erkennen, an dem beschleunigtes Gas und Staub leuchtet. Das Schwarze Loch selbst ist so massereich und -konzentriert, dass es kein Licht abgibt und deswegen nicht abzubilden ist.

Teleskope in aller Welt

Der Projektleiter Sheperd Doeleman vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics gibt sich gegenüber der BBC begeistert. Nach zwei Jahrzehnten der Vorbereitung sei es endlich soweit, die Beobachtungen aufzunehmen und erstmals gebe es eine reale Chance, einen Ereignishorizont zu erkennen. Dafür werden Teleskope in Nord- und Südamerika, auf Hawaii, in Europa und sogar in der Antarktis zusammengeschaltet. Sie sollen Sagittarius A* im Frequenzbereich von 230 Ghz (1,3 Millimeter Wellenlänge) beobachten und dabei immense Mengen an Daten sammeln. Die müssen dann ausgewertet werden, bis dann wohl Anfang 2018 ein erstes Bild fertig ist.

Der Ereignishorizont (oder "Event Horizon") eines Schwarzen Lochs ist die Grenze zwischen dem Bereich, aus dem Licht der gigantischen Gravitation noch entkommen kann und dem Bereich, aus dem weder Licht noch anderweitig Information entrinnen kann. Alles was davor liegt, kann prinzipiell noch beobachtet werden, wodurch auch Informationen über das Schwarze Loch gewonnen werden können. Die Astronomen hoffen so unter anderem, mit dem Event Horizon Telescope das Keine-Haare-Theorem und die Hypothese vom kosmischen Zensor überprüfen zu können.

Eine Grapefruit auf dem Mond

Sagittarius A* ist etwa 26.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und umfasst rund vier Millionen Sonnenmassen. Gleichzeitig beträgt sein Durchmesser gerade einmal rund 23 Millionen Kilometer – zum Vergleich der Abstand zwischen der Erde und der Sonne beträgt rund 150 Millionen Kilometer. Für die Aufnahme ist also eine immens hohe Auflösung – auf bis zu 50 Mikrobogensekunden – nötig. Vergleichbar wäre es etwa, eine Grapefruit auf der Mondoberfläche zu erkennen, zitiert die BBC die Forscher. Die haben demnach auch eine ungefähre Vorstellung davon, was sie erwartet, aber natürlich seien Überraschungen immer möglich. Dann müsste aber auch Albert Einsteins Relativitätstheorie angepasst werden.

Quelle : www.heise.de
Titel: Physiker belegen, dass kein Galaxien-Loch den kalten Fleck erklärt
Beitrag von: SiLæncer am 20 Mai, 2017, 21:38
Ein kalter Fleck in der Hintergrundstrahlung des Universums gibt Physikern zu denken. Laut einer Studie wird er nämlich nicht dadurch erklärt, dass dort weniger Galaxien sind. Die Erkenntnis bringt das Standardmodell in Erklärungsnot.

In der Hintergrundstrahlung des Universums gibt es einen kalten Fleck auf der südlichen Hemisphäre. Ruari Mackenzie und Professor Tom Shanks vom Zentrum für extragalaktische Astronomie der Universität Durham haben nun gezeigt, dass es keinen ausreichend großen Bereich ohne Galaxien gibt, die den kalten Fleck erklären könnten. Diese Erkenntnis fordert das Standardmodell der Astrophysik heraus, das den kalten Fleck ohne ein solches Loch nur mit sehr kleiner Wahrscheinlichkeit erklären kann. Das Paper bringt daher sogar die Kollision mit einem zweiten Universum ins Spiel.

Extragalaktische Lochsuche

Galaxien sind im Universum nicht gleichmäßig verteilt. Stattdessen bilden sie ein charakteristisches Muster, das immer wieder Löcher frei lässt, in denen die Galaxien-Dichte erheblich geringer ist. Um solche Löcher zu messen, machen sich Physiker den Sachs-Wolfe-Effekt zunutze, der eine minimale Rotverschiebung des Lichts erklärt, wenn sich das Gravitationsfeld aufgrund der Ausdehnung des Universums verändert, während die Photonen unterwegs sind. Mit leistungsstarken Teleskopen lässt sich der Effekt messen.

Der ganze Artikel (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Physiker-belegen-dass-kein-Galaxien-Loch-den-kalten-Fleck-erklaert-3719140.html)

Quelle : www.golem.de
Titel: Re: Physiker belegen, dass kein Galaxien-Loch den kalten Fleck erklärt
Beitrag von: Jürgen am 21 Mai, 2017, 01:35
...und wo ist denn nun dieser Beleg?
Ich finde jedenfalls keinen, der diese Bezeichnung verdient hätte.

Die dokumentierten Daten sind erstens extrem verrauscht, zweitens zu wenige, drittens mit Sicherheit von noch nicht genau bekannten anderen Parametern beeinflusst.
Statistiker würden zudem genau die hier als relevant angesehenen wenigen etwas auffälligen Messwerte als mögliche Störungen bzw. Messfehler aussondern, aber dann bliebe keine Aussage über.

Die aktuelle Urknall-Theorie geht von einer anfangs überlichtschnellen Expansion des Raums aus. Stimmte das, wie gleichmäßig müssten diese Expansion wie auch ihre Abbremsung verlaufen sein, um solche ohnehin extrem geringen Variationen NICHT selbst zu verursachen?

Nichts sonst ist im uns bekannten Universum derart gleichmäßig, wie diese Temperaturverteilung, sehr wahrscheinlich nicht einmal Raum und Zeit. Der Natur der Sache entsprechend sehe ich im Bild der Hintergrundstrahlung eigentlich nur Rauschen, das allerdings nur in extrem langen Zeiten schwanken kann, uns daher stationäre Unterschiede nur vortäuscht. Unsere Messtechnik und die begrenzte bisherige Beobachtungsdauer lassen ungefähr so viele Schlüsse zu, wie die Analyse eines VHS-Videobandes mit einem Kompass.

Wie gleichmäßig ist denn die Oberfläche eines Schwarzen Lochs, im Vergleich? Ganz weit draußen scheint es ja auch eine Art Ereignishorizont zu geben, und beide sollten auch einer gewissen Unschärfe unterliegen.
Und überhaupt, was ist dahinten nichtlinear, der Raum, die Zeit, beides, oder was sonst?

Aus den bekannten Messwerten aber irgendeinen Kontakt mit einem anderen Universum interpretieren zu wollen, ist schlichtweg an den Haaren herbeigezogen und widerspricht auch mangels jeglicher Falsifizierbarkeit aller wissenschaftlichen Methodik.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass der kalte Fleck zufällig entstand, ist jedoch mit weniger als zwei Prozent relativ klein."
Was für eine Aussage... Wie viele Universen hat der Schreiber studiert, um daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten zu können? Einzelfälle erklärt man so definitiv nicht. Und dem Universum dürften solche Spekulationen ohnehin total egal sein.

Jürgen
...ein sehr verwunderter ehemaliger Astronomie-Student
Titel: Neuer erdähnlicher Planet ist “nur” 11 Lichtjahre entfernt
Beitrag von: SiLæncer am 16 November, 2017, 16:29
Nach Proxima b haben Astronomen in der Umlaufbahn unseres Nachbarsterns Ross 168 einen erdähnlichen Planeten entdeckt, auf dem Leben möglich sein könnte.

Forscher haben in einem benachbarten Sonnensystem einen weiteren erdähnlichen Planeten gefunden. Ein internationales Astronomen-Team am La Silla-Observatorium in Chile entdeckte mit dem High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher (HARPS) der Europäischen Südsternwarte (European Southern Observatory, ESO) den Planeten in der Umlaufbahn des inaktiven Roten Zwergsterns Ross 128. Das System ist rund 11 Lichtjahre (rund 103 Billionen Kilometer) von unserem Sonnensystem entfernt. Damit ist “Ross 128 b”, wie der Planet getauft wurde, nach dem erst kürzlich entdeckten “Proxima b” der unserem Sonnensystem zweitnächste Planet mit gemäßigter Oberflächentemperatur, teilte die ESO am Mittwoch mit.

Der ganze Artikel (https://www.heise.de/newsticker/meldung/Neuer-erdaehnlicher-Planet-ist-nur-11-Lichtjahre-entfernt-3891921.html)

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Neuer erdähnlicher Planet ist “nur” 11 Lichtjahre entfernt
Beitrag von: Jürgen am 16 November, 2017, 21:13
Inwieweit sollte in Planet als "erdähnlich" gelten können, der in nur 9,9 Tagen um sein Zentralgestirn läuft?

Aufgrund des extrem geringen Abstands sollte er längst synchronisiert sein, also seinem Stern stets dieselbe Seite zuwenden. Das wiederum ist, zusammen mit dem dort herrschenden Sonnenwind, irgendeiner Atmosphäre auf Dauer sicher abträglich.

Auch wenn die geringe Temperatur des Sterns eine Oberflächentemperatur des Planeten in einem vertretbaren Bereich erzeugen können sollte, erscheint mir so ein Ort nicht wirklich zum Überleben geeignet. Und wie sich ein so geringer Bahnradius auf das Innere eines Planeten auswirkt, durch die dann doch relevanten Gezeitenkräfte zwischen zu- und abgewandter Seite, kann man ohne Daten über die Beschaffenheit des Planeten nicht einmal erahnen.

Meine Spekulation dazu: eventuell ähnlich einem kühlen Merkur, bestenfalls dem Mars ganz ohne dessen dünne Atmosphäre, oder aber auch in der Art eines kochenden Puddings, reine Lava, mit gelegentlicher Bildung papierdünner Hautfetzen

Wie auch immer, ein Raumschiff mit heutiger Antriebstechnik würde dahin ungefähr 100000 Jahre brauchen. Würde man also eine Sonde zur Erkundung dahin schicken, wären erste Messwerte von da in etwa 100011 Jahren zu erwarten.
Es würde also weitaus mehr Sinn machen, binnen wesentlich kürzerer Frist die akuten und erkennbar kommenden Probleme unserer Erde ernsthaft anzugehen, anstatt krampfhaft nach einer Ersatz-Erde zu suchen.

Hinzu kommt, daß man für den Aufbau einer stabilen Population nicht nur viel Technik und Energie braucht, sondern auch etliche hundert nicht miteinander verwandte Individuen, damit da nicht in kurzer nur noch Dorftrottel vegetieren, bis zum erlösenden Aussterben. Trotzdem fielen mir auf Anhieb genügend Exemplare ein, die ich gerne auf so eine Reise schicken würde...   

Immerhin, bis zum Versagen der technischen wie menschlichen Ressourcen könnte man dort mit recht gemütlicher Stimmung rechnen, bei dem warmweißen Licht.
Damen anwesend?...

Jürgen