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Info Corner / Internet-via-Sat, Datendienste / IPTV / Videoportale / Internet TV & Radio => # News diverses ... => Thema gestartet von: SiLæncer am 18 Januar, 2008, 21:58

Titel: Nokia wehrt sich gegen Vorwurf des Subventionsmissbrauchs
Beitrag von: SiLæncer am 18 Januar, 2008, 21:58
Keine Hoffnung für die Bochumer Nokia-Beschäftigten: Der finnische Handy-Weltmarktführer schließt Verhandlungen über eine Weiterführung seines deutschen Werkes mit 2300 Beschäftigten aus. Das sagte Unternehmenssprecherin Arja Suominen der dpa am Donnerstag in Helsinki zu entsprechenden Rettungsversuchen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU). Rüttgers dagegen pochte auf eine Erklärung von Nokia, warum der Konzern Gespräche über eine Weiterführung des Handy-Werks in Bochum ausschließt. "Wenn Nokia meint, die Entscheidung sei so klar, werden sie uns das erklären können", sagte Rüttgers in Düsseldorf.

Über die von der Bundesregierung unterstützte Ankündigung von Rüttgers, persönlich mit dem Nokia-Spitzenmanagement in Helsinki über Möglichkeiten zur Weiterführung der Produktion sprechen zu wollen, sagte die Konzernsprecherin: "Wir sind natürlich schon in Kontakt mit verschiedenen Beteiligten, darunter auch Regierungsvertretern, und werden auch in Zukunft den Dialog und den Austausch von Meinungen mit Vertretern der Bundes- und Landesregierung über unsere Schließungspläne und deren Umsetzung fortsetzen." Sie wolle über den Inhalt von Gesprächen "nicht spekulieren". Aus Regierungskreisen in Düsseldorf hieß es, dass es bereits erste Gespräche zwischen dem Wirtschaftsministerium und der deutschen Nokia-Geschäftsführung gegeben habe.

Betriebsrat und IG Metall forderten trotz der Nokia-Absage ultimativ Gespräche mit der Konzern-Spitze über den Erhalt des Werkes. "Wenn es zu diesen Gesprächen nicht kommen sollte, sind spontane Aktionen wie Arbeitsniederlegungen möglich", sagte die IG Metall-Bevollmächtigte Bochum, Ulrike Kleinebrahm. Über Sozialpläne will die Arbeitnehmerseite derzeit nicht reden. Für kommenden Dienstag plant die Gewerkschaft eine Großdemonstration in der Nähe des Nokia-Werkes. An diesem Donnerstag sollte um 19.00 Uhr eine Solidaritätsveranstaltung vor dem Werkstor stattfinden.

Nokia setzte sich unterdessen gegen den in Deutschland breit erhobenen Vorwurf des Subventionsbetrugs oder -missbrauchs zur Wehr. "Wir haben in den neunziger Jahren 55,5 Millionen Euro direkt für den Umbau von Bochum von einer TV- zu einer Handyfabrik erhalten und alle daraus erwachsenen Verpflichtungen erfüllt." Nokia müsse als Unternehmen immer auf die Erhaltung seiner langfristigen Wettbewerbsfähigkeit achten. Nokia-Sprecherin Suominen sagte dazu weiter: "Es ist so, dass nur ein profitables Unternehmen auf lange Sicht für seine Beschäftigten sorgen kann."

Suominen wollte keine Zahlen zu der Frage nennen, um wie viel teurer Bochum gegenüber dem neuen Standort Cluj in Rumänien sowie den ebenfalls noch in Europa produzierenden Handy-Werken in Ungarn und Finnland ist. Man könne aber nicht leugnen, dass das deutsche Werk abgesehen von den Rohstoffen in Sachen direkte und indirekte Arbeitskosten höher liege. Es gebe "absolut keine Pläne", die noch vorhandene Produktion im Stammland im Werk Salo in Billiglohnländer zu verlagern.

Zur geplanten Schließung des Nokia-Werks in Bochum siehe auch:

* Nokia ist nicht gesprächsbereit
* Debatte um Fördermittel für Nokia entbrannt
* Rüttgers warnt Nokia vor Image als "Subventions-Heuschrecke"
* Massive Kritik an Schließung des Bochumer Nokia-Werks
* Nokia verlagert Handy-Produktion von Deutschland nach Rumänien, Ungarn und Finnland
* Nokia-Werk Bochum wird geschlossen

Quelle : http://www.heise.de/newsticker/meldung/101969
Titel: Steinbrück kritisiert Karawanen-Kapitalismus,Merkel verlangt Antworten von Nokia
Beitrag von: SiLæncer am 18 Januar, 2008, 21:59
Die Aufregung um die geplante Schließung des Nokia-Werks in Bochum hat nun auch an der Spitze der Bundesregierung Äußerungen hervorgelockt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet vom finnischen Handy-Konzern mehr Informationen. Aus Sicht der Kanzlerin werfe das Vorgehen des Unternehmens noch viele Fragen auf, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg heute. Gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung müsse nun versucht werden, so viel wie möglich für die Bochumer Beschäftigten herauszuholen.

Zu möglichen Boykott-Aktionen gegen Nokia sagte Steg, Betroffene und Verbraucher könnten in einer Situation, in der sie sich ohnmächtig fühlten, so ein Zeichen setzen. "Insofern ist das durchaus verständlich. Aber es muss jedem freigestellt bleiben, wie er einen solchen Aufruf aufnimmt und ob er ihm Folge leistet." Heute war bekannt geworden, dass Bundesverbraucherminister Horst Seehofer und SPD-Bundestagsfraktionschef Peter Struck ihre Nokia-Handys nicht mehr benutzen wollen.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück fand zum Thema "Subventionsheuschrecken" und den möglichen Imageschaden für Nokia seinen eigenen Begriff. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk meinte der Minister, das Vertrauen der Menschen in die Wirtschaftsordnung gehe durch einen derartigen "Karawanen-Kapitalismus" verloren. Solche Vorgänge gefährdeten die gesellschaftliche Stabilität und damit einen wertvollen wirtschaftlichen Standortfaktor, meint Steinbrück ähnlich wie IG-Metall-Chef Berthold Huber. Huber fordert gesetzliche Barrieren und mehr Mitbestimmungsrechte bei Standortverlagerungen.

Anfang 2003 hatte Steinbrück in seiner damaligen Position als NRW-Ministerpräsident anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Ansiedlung des Nokia-Konzerns in Deutschland noch eine Laudatio gehalten. Er versprach seinerzeit, um jeden UMTS-Sendemast in Wohngebieten zu kämpfen und diente sich den Finnen mit den Worten an: "Die Landesregierung steht gerne als Dienstleister für Nokia voll zur Verfügung."

Nun sagte Steinbrück in dem Interview, angesichts der Plötzlichkeit von Nokias Entscheidung, es sei fast ein "Überfallkommando" in Gang gesetzt worden. Die Finnen bekräftigen hingegen, sie hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und diese vor der Verkündung immer wieder geprüft. Das sagte Nokia-Sprecherin Kristina Bohlmann heute in einem Gespräch mit dem WDR-5-Morgenecho. Nokia wolle nun zügig mit dem Betriebsrat an einen Tisch kommen, um zu schauen, wie man den Beschäftigten in dieser "sehr schweren Situation" helfen könne. Bohlmann wies Vorwürfe über den Missbrauch von Fördergeldern zurück. Nokia habe in den 90er Jahren Subventionen erhalten und sich dabei an alle Vereinbarungen in Kontakt mit den zuständigen Stellen gehalten.

Der rumänische Botschafter in Deutschland betonte derweil auf Anfrage des Tagesspiegel, Nokia sei durch das "stabile und attraktive Wirtschaftsklima" in seinem Land angezogen worden – so wie auch "zahlreiche deutsche Firmen". Wenn in Bochum Stellen gestrichen würden, sei das "nicht als eine 'Schuld' Rumäniens zu betrachten. Sein Land respektiere die von der EU festgelegten Wettbewerbsregeln.

Das neue Werk in Rumänien wird nach Angaben von Spiegel TV vom Bielefelder Bauunternehmen Goldbeck gebaut. Den 40 Millionen Euro schweren Auftrag habe Goldbeck Mitte 2007 ergattern können. Goldbeck sei Generalunternehmer und baue das Werk mit eigenen Monteuren und in Deutschland vorgefertigten Bauteilen. Der Beiratsvorsitzende Ortwin Goldbeck habe den Auftrag bestätigt. Die Goldbeck GmbH wollte sich laut dpa zunächst nicht äußern.

"Wenn ein sehr großes und weltbekanntes Unternehmen, das auch von seiner Marke und deren Image lebt, solche Entscheidungen trifft, dann ist es gut beraten, auch auf die Wirkungen zu schauen", sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos heute. Viele Menschen fühlten sich angesichts der Schließung vor den Kopf gestoßen. Glos befand sich anlässlich des 90. Jubiläums der Deutschen Handelskammer für Spanien in Madrid.

EU-Industriekommissar Günter Verheugen meint laut dpa, die Schließung einer Fabrik deute für gewöhnlich auf Managementversagen hin. "Von einem modernen Management in Europa muss ich erwarten, dass es Standortentwicklungen im Voraus beurteilen kann und sich rechtzeitig auf Veränderungen einstellt." Die Frage an den finnischen Telekommunikationsgerätehersteller Nokia laute, ob an dem Standort kein anderes innovatives Produkt hergestellt werden könne. Unternehmerische Verantwortung gebe es nicht nur gegenüber den Anteilseignern, sondern auch gegenüber den Beschäftigen und dem Standort, sagte der SPD-Politiker. Eine direkte Intervention der EU-Kommission sei nicht möglich. Es handele sich um eine Standortverlagerung innerhalb der Europäischen Union, europäische Fördermittel seien nicht betroffen.

Die größte finnische Tageszeitung Helsingin Sanomat beobachtet laut ihrer internationalen Ausgabe eine "veritable nationale Bewegung" und eine Anti-Kampagne gegen Nokia in Deutschland. Den Imageverfall der finnischen Handybauer zu ermitteln versuchen die Marktforscher der psychonomics AG. Sie vermelden heute, der von ihnen mittels Online-Panel errechnete "BrandIndex-Score" von Nokia sei von plus 23 auf minus 22 Indexpunkte gefallen. Beispielsweise werde die Qualität der Marke Nokia und auch das Preis-Leistungsverhältnis innerhalb der vergangenen drei Tage von Verbrauchern nun deutlich kritischer bewertet.

Quelle : http://www.heise.de
Titel: "Nokias Lumperei"
Beitrag von: SiLæncer am 18 Januar, 2008, 22:00
Die politische Empörung über Nokias Rückzug ist ein Resultat der Diskrepanz zwischen Globalisierungsvermittlung und tatsächlicher Globalisierung

Die Boykottaufrufe deutscher Politiker scheinen auf den ersten Blick Solidarisierungsinstrumente der Mächtigen mit den Ohnmächtigen zu sein. Obwohl Politiker wissen, dass Nokia lediglich macht, was die internationalen Finanzmärkte verlangen, wird suggeriert, dass sich Unternehmen auch in Zeiten allumfassender Konkurrenz an moralischen Maßstäben messen lassen müssen, obwohl diese nicht mehr existieren.

Es ist eine einfache Rechnung: Man betrachte die gesamten Kosten einer Arbeitsplatzverlagerung und rechne diese gegen mit den erwarteten Einsparungen. Die Komplexität dieser Vorgänge ist sicherlich weitaus höher als hier dargestellt. Der entstehende Imageverlust in Deutschland will sorgsam einkalkuliert sein, schließlich ist Deutschland, gemessen in absoluten Zahlen, der größte Handymarkt Europas. Fest steht aber: die Risiken werden abgewogen.

Fallen diese Rechnungen so aus, dass sich eine Arbeitsplatzverlagerung auszahlt, werden Arbeitsplätze verlagert, wobei es keine Rolle spielt, ob Nokia, wie Rüttgers treffend feststellt, in Deutschland auch weiterhin Handys verkaufen will. Natürlich wollen sie das. Es ist schließlich ihr Hauptgeschäftsbereich. Es ist demnach Unsinn, den Nokiaverantwortlichen unterstellen zu wollen, sie hätten diese Abwägung nicht getroffen.

Rüttgers Versuch, Nokias betriebswirtschaftliche Entscheidung mit betriebswirtschaftlichen Argumenten anzugreifen, offenbart die politische Hilflosigkeit angesichts entgrenzter Transaktionsräume. Was wir sehen, ist eben gerade eine betriebswirtschaftlich gerechtfertigte Entscheidung und deshalb aus betriebswirtschaftlicher Sicht schwer zu kritisieren.

Ein neues Diensthandy – nur welches?

Peter Struck ist ebenfalls aufgebracht und will im Licht der Wahlkämpfe sein Nokiahandy zurückgeben während Horst Seehofer gleich prüfen lässt, ob ein Nokiaboykott seines gesamten Ministeriums zulässig ist. Interessant wird sein, für welche Hersteller sie sich entscheiden.

Wird Motorola das glückliche Unternehmen? Ist die Lösung ein Kooperationsvertrag zwischen Seehofers Ministerium und dem amerikanischen Hersteller, quasi als Dank dafür, dass Motorola den Rückzug aus Deutschland bereits vor sechs Monaten bekannt gab? Das wiederum wäre unfair den Schleswig-Holsteinern gegenüber, denn nachdem Motorola erklärte, sich vom Produktionsstandort Deutschland zu verabschieden, motzte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU): "Wenn Motorola sich von Schleswig-Holstein trennt, trenne ich mich von Motorola."

Boykottieren können die Deutschen seit jeher gut – doch meist hängen die deutschen Boykotte nicht mit einer realistischen Ursache-Wirkungs-Betrachtung zusammen, sondern sind eher Resultat perfider politischer Strategien. Die politischen Boykottaufrufe zielen ins Leere weil sie in die betriebswirtschaftliche Rechnung Nokias einkalkuliert wurden. Sie sind verlogen, weil sie Resultat eines globalen Prozesses sind, der maßgeblich durch die Politik vorangetrieben wurde. Sie sind hilflos, weil sie lediglich Versuche darstellen, die Bürger davon zu überzeugen, dass Globalisierung eigentlich anders funktionieren sollte. Und sie sind intelligent, weil die Menschen das glauben.

Wer ein gutes Handy kaufen möchte, kommt übrigens an Nokia kaum vorbei – beispielsweise sind unter den zehn besten Handys der Xonio-Handybestenliste neun Geräte von Nokia. Märkte sind vergesslich.

Die Verwechslung von Wirtschaft und Gesellschaft

Glaubt man dem Gralshüter des Anstands, Peter Struck, sind sowohl Roland Koch als auch Nokia "unanständig In Wirklichkeit ist weder Koch, der sich, da er eine natürliche Person ist, zumindest noch in Ansätzen mit dem Phänomen des Anstands befassen muss, noch Nokia unanständig, sondern handeln nur gemäß den Logiken ihrer jeweiligen Handlungssysteme. Die Moral der Politik ist Macht – die Moral der Wirtschaft ist Geld. Dass Nokias Handlung nicht der herrschenden gesellschaftlichen Moralvorstellung entspricht, dafür ist nicht Nokia verantwortlich, sondern die Politik selbst, die sich beim Abbau aller wirtschaftlicher Hürden von neoliberalen Freiheitssemantiken leiten ließ.

Vor Wahlen besinnt man sich wieder zurück auf den embedded liberalism und das allenfalls in Mittelstandsnischen existierende moralische Unternehmertum, denn man braucht zur Legitimation der Politik ja noch die Unterstützung der Gesellschaft und dafür moralische Maßstäbe. Roland Koch glaubte, dass seine moralischen Maßstäbe den gesellschaftlichen entsprächen. Er täuschte sich. Nokia kalkuliert dagegen mit Interessen und kümmert sich nur noch bedingt im Rahmen von good governance an moralischen Maßstäben, da Nokias Handlungen durch die hohe Politik legitimiert sind und allenfalls auf Nachfrageseite an die Gesellschaft rückgekoppelt sind.

Das Dilemma, auf der einen Seite als politische Akteure für die gegenwärtige amoralische Globalisierungsform verantwortlich und gleichzeitig an Wählerstimmen gebunden zu sein, deren Maßstäbe gesellschaftliche Gerechtigkeits- und Wertvorstellungen sind, nötigt Politiker zu inkonsistentem Verhalten während der Wahlkampfzeit. Sie bieten den Wählern damit etwas Orientierung in einer Welt, die sich zunehmend in Kennzahlen messen lässt und doch nicht recht überschaubar werden will. Als Entscheidungskriterien für den Verbraucher dienen allerdings nicht primär das gute Handeln eines Unternehmens, sondern der Preis und die Qualität in Form von Bestenlisten – es ist demnach müßig zu glauben, im Mobilfunkbereich sei eine Moralisierung der Märkte durch politische Boykottaufrufe zu erreichen. Die romantische Vorstellung von einer Moralisierung der Märkte sorgt jedoch zumindest für kurzfristige politische Aufmerksamkeit, vermittelt Bodenständigkeit und sorgt für potentielle Wählerstimmen.

Verschärft wird dieses Problem durch die Entstaatlichung sozialer Leistungen, weil dadurch eine paradoxe Interessenskonstellation entsteht. Der widersprüchliche Zusammenhang postmoderner Polyinteressen offenbart sich darin, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer das Verhalten Nokias vermutlich verwerflich findet, gleichzeitig aber an billigen Preisen interessiert ist und sich zudem darüber freut, wenn der durch die Riester-Rente geförderte Telekommunikationsfonds die Rente sichert. Für die romantische Vorstellung einer Moralisierung der Märkte bleibt für Normalverdiener dann keine Zeit. Märkte sind vergesslich.

Quelle : http://www.heise.de
Titel: Gewerkschaft schaltet im Kampf um Nokia-Werk Justiz ein
Beitrag von: SiLæncer am 18 Januar, 2008, 22:01
Im Kampf um den Erhalt des Bochumer Nokia-Werks wollen Betriebsrat und IG Metall die Justiz einschalten. Sie wollten eine einstweilige Verfügung erwirken, um der Geschäftsführung die Verlagerung von Bochumer Aufträgen nach Ungarn zu verbieten, sagte IG-Metall-Sprecher Wolfgang Nettelstroth am Freitag. Damit werde verhindert, dass die Konzernspitze den Bochumer Betrieb im Vorgriff von Aufsichtsratsentscheidungen und Verhandlungen ausbluten lasse.

Außerdem habe der Betriebsrat entschieden, dass an diesem Wochenende lange von der Werksleitung geplante Sonderschichten nicht gefahren würden. Zu der Großkundgebung gegen die Werksschließung am kommenden Dienstag (22. Januar) um fünf vor zwölf würden mehrere tausend Menschen erwartet, teilte die IG Metall mit.

Quelle : http://www.heise.de
Titel: Politiker warnen Nokia vor Image-Verlust
Beitrag von: SiLæncer am 19 Januar, 2008, 11:41
Der finnische Handy-Hersteller Nokia erklärte seine Schließungspläne für das Werk in Bochum mit dem "starken Druck, die Kosten zu senken". Nokia-Personalchef Juha Äkräs sagte dem Nachrichtenmagazin Focus, der Standort Rumänien biete enorme Vorteile. "Dort arbeiten die Menschen für ein Zehntel der deutschen Entgelte", so Äkräs. "Selbst wenn sich die Löhne in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen, lohnt sich das."

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) wirft Nokia Tricksereien im Umgang mit den erhaltenen Subventionen vor. Thoben sagte dem Focus: "Die Berichte über die Zuschussverwendung sind lückenhaft, die Zahl der Arbeitsplätze wurde schön gerechnet." Thoben drohte Nokia an, wenn der Konzern das Handy- Werk in Bochum schließe, müsse er Subventionen in Höhe bis zu 41 Millionen Euro zurückzahlen. Beim Spitzengespräch in Berlin habe sie am Freitag das Nokia-Management deutlich vor "einem gewaltigen Imageschaden wie bei Siemens" nach der Schließung des BenQ-Werkes in Kamp-Lintfort (Nordrhein-Westfalen) gewarnt.

Quelle : www.heise.de
Titel: Erste Kündigungen nach angekündigtem Nokia-Aus
Beitrag von: SiLæncer am 20 Januar, 2008, 10:43
Nach der angekündigten Schließung des Bochumer Nokia-Werks hat es erste Kündigungen für in der Produktion beschäftigte Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen gegeben. Das bestätigte eine Sprecherin der Zeitarbeitsfirma Randstad am Samstag in Eschborn bei Frankfurt nach einem Bericht der "Westfälischen Rundschau". Dabei handele es sich bislang jedoch um Einzelfälle von Mitarbeitern, deren Verträge nach Auslaufen der Probezeit nicht verlängert worden seien, hieß es. Nach Informationen des Westdeutschen Rundfunks soll die Zahl der gekündigten Leiharbeiter jedoch zumindest im zweistelligen Bereich liegen. Diese seien bereits am Donnerstag ausgesprochen worden und zum 24. Januar wirksam, so der WDR. Die Betroffenen dürften das Betriebsgelände bereits nicht mehr betreten.

Für die große Mehrheit der bei Nokia beschäftigten rund 550 Mitarbeiter des Unternehmens werde derzeit nach einer Alternative gesucht. "Wir versuchen alles, um die Mitarbeiter in anderen Unternehmen unterzubringen", sagte die Sprecherin. Dabei werde auch geprüft, ob die Beschäftigten auch an anderen Orten als Bochum einsetzbar seien. Auch bei der Zeitarbeitsfirma Adecco, die nach eigenen Angaben rund 500 Mitarbeiter in dem Nokia-Werk beschäftigt, stehen in den kommenden Tagen erste Kündigungen bevor. Damit werde Anfang kommender Woche gerechnet, sagte eine Unternehmenssprecherin am Samstag in Fulda.

Unterdessen laufen die Vorbereitungen für eine am kommenden Dienstag angekündigte Großdemonstration am Bochumer Nokia-Standort auf Hochtouren. Mit erwarteten mindestens 20 000 Menschen rechnet die IG Metall mit einer der größten Kundgebungen in der Geschichte der Stadt. "Wir haben Anmeldungen aus der ganzen Republik", sagte die Bochumer IG-Metall Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm am Samstag. "Bochum ist dann dicht", so Kleinebrahm. Zu den Rednern der geplanten Großkundgebung werde auch IG Metall-Chef Berthold Huber gehören.

In dem Bochumer Werk, in dem neben den rund 1000 Zeitarbeitern auch 2300 Nokia-Mitarbeiter beschäftigt sind, sollte von Samstagabend an für 24 Stunden die Produktion ruhen. Der Betriebsrat habe von dem Unternehmen geplante Sonderschichten abgelehnt, berichtete Kleinebrahm. Eine Wiederaufnahme der Fertigung sei erst für den späten Sonntagabend vorgesehen.

Das Management des finnischen Konzerns stand auch am Wochenende weiter im Zentrum der Kritik. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) appellierte erneut an das Unternehmen, das Werk in Bochum zu erhalten. "Die Mitarbeiter sind bereit, Veränderungen zu tragen und Verzicht zu üben", sagte Rüttgers am Samstag beim Neujahrsempfang der NRW-CDU in Düsseldorf. Sie hätten angeboten, ein Kosten-Niveau mitzuentwickeln, das mit den Produktionskosten von Nokia in Ungarn vergleichbar sei. "Wenn ein solches Angebot da ist, dann ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass eine Unternehmensleitung ein solches Angebot annimmt", sagte Rüttgers unter dem Beifall von über 1000 Gästen.

Er äußerte scharfe Kritik an der mangelnden Verhandlungsbereitschaft des Unternehmens. Wer Gespräche über die Zukunft des Bochumer Standorts verweigere, "macht mehr, als dass er sich unanständig verhält", sagte Rüttgers. "Das ist jemand, der seinem eigenen Unternehmen einen Imageschaden zufügt, wie es sich die Herren wahrscheinlich vorher gar nicht überlegt haben."

Unterdessen verteidigte der finnische Handy-Weltmarktführer Nokia seine Schließungspläne für das Bochumer Werk erneut mit Kostendruck. Nokia-Personalchef Juha Äkräs sagte dem Nachrichtenmagazin "Focus", der Standort Rumänien biete enorme Vorteile. "Dort arbeiten die Menschen für ein Zehntel der deutschen Entgelte", so Äkräs. "Selbst wenn sich die Löhne in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen, lohnt sich das."

Quelle : www.heise.de
Titel: Politiker kritisieren Subventionspolitik zur Ansiedlung von Unternehmen
Beitrag von: SiLæncer am 20 Januar, 2008, 17:40
Während erste Mitarbeiter nach dem angekündigten Aus für das Bochumer Nokia-Werk die Kündigungen erhalten haben, hat EU-Industriekommissar Günter Verheugen nun die staatliche Subventionspolitik insgesamt infrage gestellt. Nokia gebe dafür den Anlass, sagte Verheugen in der Welt am Sonntag. Es habe "keinen Sinn, dass der Staat Subventionen zahlt, um Unternehmen anzulocken".

"Sollten sich Investitionen nur rechnen, wenn mit Geld der Steuerzahler nachgeholfen wird, dann ist das immer ein Risiko", so der Politiker. Statt Investitionszuschüsse an private Unternehmen zu geben, sollte das Geld in Bildung, Ausbildung und in den Aufbau einer exzellenten Infrastruktur gesteckt werden, sagte Verheugen.

FDP-Bundesparteichef Guido Westerwelle forderte, die bisherige Subventionspolitik zur Ansiedelung von Unternehmen zu beenden. "Was da als Sauerei – mindestens im Umgang der Unternehmensführung mit den Beschäftigten – passiert, ist doch nicht Ergebnis sozialer Marktwirtschaft, sondern zuallererst Ergebnis bürokratischer Staatswirtschaft", sagte Westerwelle am Sonntag in Düsseldorf beim Neujahrsempfang der NRW-FDP. Der Steuerzahler werde letztlich zweimal zur Kasse gebeten: bei der Ansiedlung und bei der Abwicklung. "Es wird immer ein Land geben, das billiger ist", so Westerwelle.

Nokia hatte für das Werk Bochum 88 Millionen Euro an Subventionen von Bund und Land erhalten. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) warf dem Unternehmen nach Bekanntwerden der Schließungspläne Tricksereien im Umgang mit den erhaltenen Subventionn vor. Die Ministerin drohte Nokia an, wenn der Konzern das Handy-Werk in Bochum schließe, müsse er Subventionen von bis zu 41 Millionen Euro zurückzahlen.

Quelle : www.heise.de
Titel: "Politiker sollten mit Nokia-Fall keine Globalisierungsangst schüren"
Beitrag von: SiLæncer am 21 Januar, 2008, 15:57
Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, hat die Politik davor gewarnt, die Angst vor der Globalisierung zu schüren. Nach der Ankündigung der Schließung des Bochumer Nokia-Werks sei die Stimmung geprägt von "einer neuen Staatsgläubigkeit, von Skepsis gegenüber der sozialen Marktwirtschaft und der Globalisierung", sagte Thumann laut dpa heute in Berlin. Die Politik müsse aufklären und dürfe die Skepsis nicht vergrößern. Er nehme die Ängste der Nokia-Mitarbeiter in Bochum sehr ernst. Einen Strukturwandel werde es aber immer geben, sagte Thumann. Die Politik sollte die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft stärken, statt über Mindestlöhne, Subventionen oder Umverteilung zu reden.

Der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagte: "Eine standardisierte Produktion von Handys oder Hemden ist in Deutschland nicht zu halten." Die Parole einer drohenden Deindustrialisierung sei aber falsch. Die Industrie sei eindeutig ein Gewinner der Globalisierung.

Derweil haben sich heute Nokia-Spitzenmanager in Finnland mit Bochumer Betriebsräten und Vertretern der IG Metall zu einem Gespräch getroffen. An dem Treffen nahm auch Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo teil. Das teilte Nokia der dpa auf Anfrage mit. Über den Inhalt wurden keine Angaben gemacht.

Nokia hatte vorige Woche Dienstag bekannt gegeben, den Standort dicht machen zu wollen. Nach Informationen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung könnte dies die teuerste Werksschließung in der Geschichte Deutschlands werden. Das berichtet die Zeitung unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Die Kosten für die Schließung des Werks dürften sich auf mehrere hundert Millionen Euro summieren. Hauptposten wäre ein Sozialplan, der beispielsweise Abfindungen und die Gründung von Beschäftigungsgesellschaften regelt. Nokia müsste auch selber dafür tief in die Tasche greifen, da das Unternehmen nicht insolvent ist, sondern glänzende Gewinne macht.

Heute wurden vor dem Bochumer Nokia-Werk Kunst- und Musikaktionen aus Solidarität für die Beschäftigten veranstaltet worden. Zu einem Schichtwechsel trat am Mittag der Düsseldorfer Cellist Thomas Beckmann auf. "Ich möchte mit meinem Spiel darauf hinweisen, dass Arbeitslosigkeit der erste Schritt in die Armut ist", sagte Beckmann. Der Cellist hat vor Jahren die Aktion "Gemeinsam gegen Kälte" gegründet, die sich bundesweit gegen die Folgen von Obdachlosigkeit engagiert. Der koreanische Maler Jinmo Kang zeigte vor dem Werkstor ein Bild, das dem Edvard Munch-Gemälde "Der Schrei" nachempfunden war und die Aufschrift "No! Nokia" trug.

Als "eiskalt" bezeichnete Finnlands größte Zeitung Helsingin Sanomat die Art, in der Nokia sich geäußert habe: "Der Vorstandschef fand es nicht wichtig genug, um nach Deutschland zu reisen und sich zu äußern. Es gibt 80 Millionen Menschen in Deutschland. Und Nokia hat jetzt dort einen wichtigen Verkaufsposten verloren." Die Zeitung Ilta-Sanomat hob heute in einer Kolumne heraus, dass Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo auf kritische Äußerungen und Fragen aus der fast kompletten politischen Führungsspitze in Deutschland mit Schweigen reagiert: "Kallasvuo hat die Entscheidung zur Schließung von Bochum immer noch nicht kommentiert, obwohl ihn Deutschlands politische Spitzenkräfte einschließlich Kanzlerin Angela Merkel dazu auffordern."

Der Ökonom Eero Lehto vom Wirtschaftsforschungsinstitut des finnischen Gewerkschaftsverbandes in Helsinki meinte über die Hintergründe: "Wir sind wirklich überrascht, wie Nokia das angeht. Eigentlich hätten wir sie für ein modernes Unternehmen gehalten." Der Konzern habe den Schließungsbeschluss für Bochum "in der Art von Ingenieuren gefasst und vermittelt, ohne die gewaltigen sozialen und regionalen Dimensionen zu bedenken".

Nokia sei als großer, finanziell potenter und global handlungsfähiger Konzern in der Lage, der hart betroffenen Region Bochum Ersatz anzubieten. Dies könne zum Beispiel das Betreiben von eigenen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen am Ort sein. Lehto meinte über die Gespräche über die Abwicklung der angekündigten Schließung: "Nokia kann hier immer noch solche Angebote unterbreiten."

Quelle : www.heise.de
Titel: IG-Metall-Chef: Gespräche mit Nokia ohne Ergebnis
Beitrag von: SiLæncer am 22 Januar, 2008, 09:34
Die Gespräche zwischen der Nokia-Führung und Arbeitnehmervertretern des Bochumer Werks in Finnland haben nach Darstellung der IG Metall kein Ergebnis gebracht. Das Management habe "die harte Linie eingeschlagen", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber am Dienstag in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Vor der für den heutigen Dienstagmittag geplanten Protestkundgebung gegen die Schließung des deutschen Standorts, zu der rund 20.000 Demonstranten erwartet werden, kündigte Huber der Nokia-Spitze einen harten Kampf um die Arbeitsplätze an.

"Das gibt eine knüppelharte Auseinandersetzung, wenn es nicht anders geht und wenn das Management nicht von seiner Position abrückt", sagte Huber in Bayern2. Am Montag hatten sich erstmals nach der Ankündigung der Werksschließung in Bochum die Führung des Handy-Weltmarktführers in Finnland mit Betriebsräten des Standortes und IG Metall-Vertretern getroffen. Auch Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo nahm an dem Treffen am Montag teil, wie der Handyhersteller der dpa auf Anfrage mitteilte. Der überraschende Werksschließungsplan nach hohen Subventionen für den Standort war auf breite Empörung bei Arbeitnehmern, Gewerkschaften und Politikern in Deutschland gestoßen.

[Update: "Die Unternehmensleitung hat die Schließungspläne nochmals dargelegt und nochmals die bis dahin dürftigen und bekannten Argumente vorgetragen", teilte die IG Metall in Düsseldorf nach den Gesprächen mit.Die IG Metall und der Betriebsrat hätten bei den Gesprächen in Finnland bekräftigt, alle Möglichkeiten für den Erhalt des Standortes und der Arbeitsplätze in Bochum ausschöpfen zu wollen. "Wir sehen das Gespräch als Auftakt zu einer Reihe weiterer Gespräche", sagte die Bochumer IG-Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm. Betriebsrat und IG Metall hätten begonnen, ein alternatives Standortentwicklungskonzept zu erarbeiten. "Wir erwarten jetzt insbesondere von der Politik, dass auch sie weiterhin ihren Einfluss auf Nokia geltend macht", sagte Kleinebrahm.]

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat Nokia derweil vorgeworfen, auf der Suche nach den günstigsten Produktionsbedingungen "wie ein Wanderzirkus durch Europa zu ziehen". In einem Brief an die Betriebsratsvorsitzenden von Nokia-Bochum schrieb Lammert, der Handyhersteller stehe gegenüber dem Land und der Region in der Pflicht, da diese "durch das Zahlen von gewaltigen Subventionen" die gute Entwicklung des Unternehmens mit ermöglicht haben. "Die Entscheidung der Nokia-Konzernleitung, den Standort Bochum trotz unbestrittener Rentabilität kurzfristig aufzugeben und die Produktion nach Ungarn und Rumänien zu verlegen, ist im Verfahren wie in der Sache beispiellos und hat bundesweit Unverständnis und Empörung ausgelöst", schrieb Lammert.

Quelle : www.heise.de
Titel: Merkel schaltet sich in Kampf um Nokia-Arbeitsplätze ein
Beitrag von: SiLæncer am 22 Januar, 2008, 12:28
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich im Kampf um die Arbeitsplätze der Beschäftigten des Bochumer Nokia-Werks nun auch persönlich eingeschaltet. Nach eigenen Angaben hat sie bereits am Montag mit Unternehmens-Chef Olli-Pekka Kallasvuo gesprochen. Sie habe ihm die Meinung gesagt, erklärte Merkel am Dienstag in einem Interview mit dem Sender NDR Info.

"Ich habe deutlich gemacht, dass ich die gesamte Kommunikation und alles, was darum herum ist, unverständlich finde", sagte Merkel. Auf der anderen Seite gebe es aber auch noch Gespräche zwischen dem Wirtschaftsministerium und Nokia. Darüber sei Stillschweigen vereinbart worden. Sie zeigte sich skeptisch, dass die Firma ihre Schließungspläne revidiert. Die Regierung werde aber alles tun, um den Menschen zu helfen. "Wenn die Entscheidung nicht revidiert wird, wofür einiges spricht, muss jetzt alles daran gesetzt werden, Menschen, die dort betroffen sind, eine Perspektive zu geben." In diesem Zusammenhang habe sie auch mit IG-Metall-Chef Berthold Huber gesprochen. Nach Auffassung von Merkel zeigt der Fall erneut, dass Subventionen "kein Garant für alle Zeit" sind. Dennoch werden in Ausnahmefällen weiter Subventionen nötig sein, insbesondere bei der Ansiedlung von Unternehmen in Ostdeutschland.

Zu der Demonstration gegen die Schließung des Bochumer Nokia-Werks werden am am Dienstag rund 20.000 Menschen in Bochum erwartet. Da auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) [Update: (anderslautende Informationen der IG Metall und der nordrhein-westfälischen SPD, nach denen Steibrück zuerst als Redner zugesagt und dann wieder abgesagt habe, erwiesen sich als falsch)], sollen keine Politiker als Redner bei der geplanten Kundgebung auftreten. Reden werden hingegen IG-Metall-Chef Berthold Huber und die Nokia-Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach, sagte eine IG Metall- Sprecherin am Dienstag in Bochum. Zudem kommen die IG Metall- Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm und betroffene Beschäftigte zu Wort.

Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) werde an der Demo teilnehmen, jedoch nicht reden. Zudem marschiert der Vorsitzende der Linken Oskar Lafontaine mit den Beschäftigten der Handy-Produktion. Die SPD-Landtagsfraktion verlegte spontan ihre Sitzung nach Bochum und will geschlossen zu der Kundgebung gegen das mögliche Aus für über 2300 Beschäftigte auf die Straße gehen. Um zwölf Uhr hat sich ein Demonstrationszug vom Nokia-Werk in Bewegung gesetzt. Ein weiterer Zug startet von Süden. Um 13 Uhr ist eine zentrale Kundgebung am Markt in Bochum-Riemke geplant.

Derweil kritisierte der finnische Botschafter in Deutschland Subventionen wie bei Nokia am Dienstag im hessischen Radiosender hr- INFO als "veraltete Industriepolitik". "Ich glaube nicht, dass sie ausschlaggebend sind für das Schließen oder Halten des Werks", sagte René Nyberg. Sie seien eine "veraltete Verteidigungsstrategie", es müssten vielmehr neue Arbeitsplätze geschaffen werden, statt alte zu verteidigen. Deutschland wie Finnland seien Gewinner der Globalisierung, dies sei aber nur durch einen schmerzhaften Strukturwandel möglich.

Quelle : www.heise.de
Titel: DGB vermisst soziale Verantwortung bei Nokia
Beitrag von: SiLæncer am 22 Januar, 2008, 16:46
Der Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat den Beschäftigten des zur Schließung anstehenden Nokia-Werkes in Bochum seine Unterstützung zugesagt. In einer Solidaritätsadresse verurteilte die DGB-Spitze am Dienstag das Vorgehen des Unternehmens. Die Art und Weise, die Beschäftigten über die Werksschließung zu informieren, lässt nach DGB-Auffassung "die soziale Verantwortung auf Unternehmensseite vermissen". Es sei ein Irrglaube, die Rendite durch die Standortverlagerung vergrößern zu können. Der DGB-Bundesvorstand fordert das Nokia-Management auf, am Standort Bochum festzuhalten und erwartet von der Politik Unterstützung für den Erhalt der bedrohten Arbeitsplätze.

Während die Polizei die Teilnehmer an der heutigen Protestveranstaltung gegen die Schließung des Bochumer Nokia-Werks auf rund 15-000 bezifferte, sprachen die Organisatoren von "deutlich mehr" Demonstranten ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Im Vorfeld der Großdemonstration waren rund 20.000 Menschen erwartet worden.

Der sozialistische Oppositionsführer Rumäniens, Mircea Geoana, hat derweil Äußerungen deutscher Politiker zur Schließung des Nokia-Werks in Bochum scharf kritisiert. Es sei in "diskriminierendem und arrogantem Ton" über die Qualität rumänischer Arbeiter gesprochen worden, sagte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Rumäniens (PSD) am Dienstag bei einer Parteiversammlung im siebenbürgischen Cluj (Klausenburg). Es sei der Verdienst des rumänischen Ausbildungswesens, dass Rumänien Investoren anziehe, betonte Geoana.

Der PSD-Chef bezog sich auf Aussagen des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU), der unter anderem gesagt hatte, rumänische Arbeiter seien nicht qualifizierter als deutsche. Darüber hatten auch rumänische Medien berichtet. Nokia will am 11. Februar in Jucu bei Cluj mit der Produktion von Mobiltelefonen beginnen. Die dort neu gebaute Fabrik soll bis Ende dieses Jahres 1000 Arbeiter beschäftigen und nach Erweiterungen bis 2009 insgesamt 3500 Angestellte haben.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia-Chef verteidigt Werksschließung in Bochum
Beitrag von: SiLæncer am 23 Januar, 2008, 08:52
Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo hat die Werksschließungspläne in Bochum verteidigt und erneut Fehler bei der Vermittlung des Beschlusses eingeräumt. "Wir haben es nicht so gemacht, wie man es sich von uns hätte erwarten dürfen. Wir wollten das nicht so. Nein, ich muss sagen, wir hätten das viel besser machen müssen", sagte der Nokia-Chef dem Handelsblatt. Zudem kündigte er an, dass die Bilanzpressekonferenz des Unternehmens an diesem Donnerstag nun doch stattfinden wird. Noka will zum Sommer den Standort Bochum mit 2300 Beschäftigten schließen und die Produktion in erster Linie nach Rumänien verlagern.

Der Nokia-Chef reagierte damit auf die Kritik an dem Beschluss, die Jahresbilanz des finnischen Mobilfunk-Konzerns lediglich in einer Telefonkonferenz für Analysten zu erläutern. Nokia war vorgeworfen worden, die traditionelle Bilanzpressekonferenz abgesagt zu haben, um nicht Fragen zur angekündigten Werksschließung in Bochum beantworten zu müssen. Nokia hatte erklärt, die Entscheidung, keine Bilanz- Pressekonferenz abzuhalten, sei bereits im Herbst gefasst worden.

In dem Interview nannte der Nokia-Chef für die Schließung des Standorts Bochum insbesondere drei Gründe: "Die gesamten Kosten in Bochum im Verhältnis zum Output dort stimmen nicht mehr. Wir produzieren in Bochum etwa sechs Prozent aller unserer Handys. Dagegen steht aber Bochum für rund 23 Prozent unserer gesamten direkten Lohnkosten in den Fabriken", meinte der Nokia-Chef wie schon zuvor in einem Interview mit der FAZ. Zudem habe sich die Nachfrage verändert, erklärte Kallasvuo. "Wir müssen heute viel mehr und sehr unterschiedliche Modelle und Varianten gleichzeitig produzieren. Das bedeutet, dass der Arbeitskostenanteil steigen wird. Außerdem sind die Maschinen in Bochum mittlerweile alt und hätten erneuert werden müssen."

Eine Teilschuld gab der Nokia-Chef zudem seinen Zulieferern. Das Unternehmen habe versucht, seine Zulieferer nach Bochum zu holen. "Aber sie wollten nicht", sagte der Nokia-Chef in dem Interview. "Eigentlich wären wir lieber dort (in Bochum) geblieben, wenn es irgendwie möglich gewesen wäre", sagte Kallasvuo.

Quelle : www.heise.de
Titel: Bonner Stadtverwaltung will Nokia-Handys eintauschen
Beitrag von: SiLæncer am 23 Januar, 2008, 13:19
Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) will ein Beispiel setzen: Sie wird aus Solidarität mit den von der geplanten Schließung des Nokia-Werkes in Bochum Betroffenen ihr finnisches Handy gegen ein Mobiltelefon einer anderen Marke eintauschen. Sobald es die Vertragssituation zulässt, sollen ihrem Beispiel auch die übrigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung folgen. Das hat der Verwaltungsrat der Stadt beschlossen. Gleich 400 Nokia- Mobiltelefone auf einen Schlag wollen die Bonner Stadtwerke eintauschen. Ein solches Verhalten wie das des Nokia-Managements sei nicht zu akzeptieren, sagte Stadtwerke-Chef Hermann Zemlin laut dpa.

Einer Umfrage der Meinungsforscher von Forsa im Auftrag der Illustrierten Stern zufolge sagten mehr als zwei Drittel der Bundesbürger (68 Prozent), das Ansehen der Marke Nokia habe durch die Entscheidung des Managements, sich vom Standort Bochum zu trennen, gelitten. 31 Prozent sind der Ansicht, die geplante Schließung werde sich nicht negativ auf die Marke Nokia auswirken. Auf die Frage, ob sie künftig vom Kauf eines Nokia-Handys absehen würden, antworteten 56 Prozent der Bürger mit "Ja". Für 34 Prozent hat die Werksschließung keinen Einfluss auf ihre Entscheidung beim nächsten Handy-Kauf.

Die SPD-Opposition hat vor dem aktuellen Hintergrund die Wirtschaftspolitik der nordrhein-westfälischen Landesregierung scharf kritisiert. Die Fälle Nokia und WestLB zeigten, dass die Regierung "keinen Plan, kein Konzept, keine Strategie" habe, sagte SPD-Fraktionschefin Hannelore Kraft heute im Düsseldorfer Landtag. "Sie verlassen sich ganz auf das Prinzip Hoffnung". Das sei für Nordrhein-Westfalen viel zu wenig. Dass die Landesregierung von der Ankündigung des Handyherstellers Nokia überrascht wurde, sein Werk in Bochum zu schließen, zeige, dass die Landesregierung kein Vorwarnsystem für solche Krisen habe. Der so angesprochene Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) rief der SPD in der Debatte zu: "Sie haben Lust an der Krise."

Nach Ansicht des Fraktionsvorsitzenden der FDP im NRW-Landtag, Gerhard Papke, ist die bevorstehende Schließung des Nokia-Werks kein Versagen der sozialen Marktwirtschaft. Das "inakzeptable Verhalten" von Nokia sei nicht beispielhaft, sagte der FDP-Mann heute im Parlament. Es handele sich vielmehr um ein Versagen des staatswirtschaftlichen Instruments Subventionen. Dafür sei die alte rot-grüne Landesregierung mitverantwortlich. Unter dem früheren Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) habe Nokia für Bochum noch 40 Millionen Euro an Subventionen erhalten.

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser sieht Nokia-Pläne für Bochum als nicht repräsentativ für die Industrie in Deutschland an. Die angekündigte Werksschließung sei zwar "bitter und enttäuschend". Sie sei Ausdruck eines Strukturwandels bei Nokia, sagte Kannegiesser gestern vor Journalisten in Berlin. Die Verlagerung der Produktion nach Osteuropa sei aber als Einzelfall zu sehen und tauge "nicht dazu, um irgendjemandem Angst zu machen". Kannegiesser sprach sich aber dafür aus, die Subventionspraxis in der EU zu überprüfen. Es stelle sich die Frage, ob Subventionen für Industrieansiedlungen bei voller Freizügigkeit in der EU "noch sinnvoll sind oder ob das nur noch zu Mitnahmeeffekten führt".

Der ehemalige finnische Regierungschef Esko Aho kritisiert die Boykottaufrufe deutscher Politiker gegen den finnischen Handykonzern Nokia. "Das ist eine typische und nachvollziehbare Reaktion, wenn irgendwo in Europa Arbeitsplätze abgebaut werden. Aber sie wird die globale Wettbewerbsfähigkeit Europas nicht verbessern – im Gegenteil", sagt er der Zeit. Der Wohlstand in Europa habe bislang auf dem erfolgreichen Wandel von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft beruht. Nun aber müsse sich Europa "von einer Industrie- in eine Wissensgesellschaft" verwandeln. Aho war von 1991 bis 1995 Premierminister in Finnland.

Derweil sind erste Zeitarbeiter des von der Schließung bedrohten Bochumer Nokia-Werks auf neue Arbeitsplätze weitervermittelt worden. Für rund zehn Prozent der 500 Adecco-Beschäftigten beim Handyhersteller seien neue Jobs gefunden worden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens heute in Fulda der dpa. Auch eine Sprecherin von Randstad, das rund 550 Zeitarbeiter für Nokia gestellt hatte, zeigte sich zuversichtlich: "Wir werden nicht für alle neue Arbeit finden, es wird aber definitiv keine Massenentlassung geben." Einige Angestellten haben beide Unternehmen in den vergangenen Tagen gekündigt.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia: Analysten jubeln über Rekordrenditen - Mitarbeiter trauern um ihre Jobs
Beitrag von: SiLæncer am 24 Januar, 2008, 12:54
Nokia steht vor der Bekanntgabe neuer Rekordgewinne, aber aus Deutschland kommt immer härtere Kritik, und auch die Konjunkturwolken verdüstern sich.

Konzernchef Olli-Pekka Kallasvuo steht nach Erwartung von Beobachtern vor einer heftigen Berg- und Talfahrt, wenn er am Donnerstag in Espoo bei Helsinki die Jahresbilanz des größten und erfolgreichsten Handy-Herstellers der Welt verkündet. Analysten sagen Nokia nach einem überaus starken vierten Quartal einen Gewinnsprung von über 30 Prozent auf die Nettomarke von 1,7 Milliarden Euro voraus. Dieses satte Ergebnis dürfte gleichzeitig die ohnehin massive Kritik an der geplanten Schließung des Bochumer Nokia-Werkes mit 2.300 Beschäftigten nicht leiser werden lassen.

"Vielleicht schaffen sie ja 50 Cent Gewinn je Aktie. Das wäre die höchste Marke aller Zeiten nach einem extrem starken vierten Quartal", meint der Analyst Karri Rinta von Handelsbanken in Helsinki. Er hebt die "extrem erfolgreiche Strategie" von Kallasvuo im letzten Jahr heraus, mit der Nokia nun vielleicht sogar die lange angepeilte Marke von 40 Prozent Weltmarktanteil bei Handys erreicht hat.

"Was Nokia 2007 in Sachen Rendite erreicht hat, liegt weit über den Erwartungen der Märkte", schwärmt der finnische Analyst. Bei knapp unter 16 Prozent erwarten die Beobachter die operative Gewinnmarge, was gegenüber dem dritten Quartal eine Steigerung um etwa anderthalb Prozentpunkte bedeuten würde.

Während Kallasvuo von den Beobachtern für Nokias Marktstrategie vor allem in Ländern wie Indien und China und gegenüber dem weit abgehängten Konkurrenten Motorola Bestnoten bekommt, gilt sein Bochum-Management bisher als Desaster. "Niemand versteht, dass so ein großes Unternehmen wie Nokia von den den negativen Reaktionen in Deutschland derart überrascht werden konnte," sagte Rinta. Auch der Konzernchef selbst gab sich in einem Interview mit dem "Handelsblatt" alles andere als gute Zensuren: "Ich muss sagen, wir hätten das viel besser machen müssen."

Dabei dürfte Kallasvuo als Folge von allseitiger Empörung über die "eiskalten" finnischen Handy-Könige, Politikerschelte über "Karawanenkapitalismus" und Gewerkschafts-Anklagen gegen Nokias "Politik der verbrannten Erde" auch ganz simpel an das künftige Geschäft gedacht haben. 56 Prozent der Deutschen wollen sich nach einer Umfrage des "Stern an einem Nokia-Boykott beteiligen. Damit ist ein gerade jetzt zentraler Markt bedroht.

Denn Nokia ist auch wegen der zunehmenden Rezessions-Warnungen aus den USA stark auf den westeuropäischen Markt angewiesen, der mit Deutschland im Zentrum 30 Prozent des Umsatzes bringt. Generell herrschte vor der Bilanzveröffentlichung erhebliche Unsicherheit über die Prognosen von Nokia für 2008. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um 20 Prozent gesunken.

Dass die Auseinandersetzung um die Schließung in Bochum Kallasvuos Posten oder Nokias Gewinnmargen ernsthaft in Gefahr bringen kann, glaubt der Beobachter in Helsinki nicht. "Der Nokia-Chef sitzt mit den derzeitigen Zahlen absolut sicher im Sattel", sagt Karri Rinta und hat als Analyst in Helsinki auch schon ausgerechnet, wie viel die Streichung von 2.300 Nokia-Arbeitsplätzen im fernen Bochum seiner Meinung nach kosten wird: "Wir rechnen erst mal mit 60.000 Euro je Arbeitnehmer. Am Ende werden die Kosten irgendwo zwischen 100 und 200 Millionen Euro landen."

Quelle : SAT+KABEL
Titel: Pfiffe und Buhrufe in Bochum für Nokia-Bilanz
Beitrag von: SiLæncer am 24 Januar, 2008, 16:10
Die Nokia-Rekordgewinne haben am Donnerstag beim Bochumer Handy-Werk, das geschlossen werden soll, für wütende Reaktionen gesorgt. Nokia hat am heutigen Donnerstag eine Steigerung des Umsatzes im Jahr 2007 um 24 Prozent auf 51,056 Milliarden Euro und des Jahres-Nettogewinns um 67 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro bekannt gegeben. Der Marktanteil von Nokia auf dem weltweiten Handy-Markt stieg laut Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo auf 40 Prozent: "Wir wollen jetzt noch mehr als diese 40 Prozent Weltmarktanteil", meinte er bei der Vorstellung der Bilanzen.

"Nach so einem beeindruckenden Quartal ist es ein gutes Gefühl, hier Fragen zu beantworten", erklärte Kallasuvo auf der Bilanzpressekonferenz. Nokias "fantastisches viertes Quartal" habe dazu beigetragen, dass "2007 insgesamt zu einem Jahr mit starkem Wachstum und erhöhter Rentabilität für uns wurde".

Diese Freude mögen aber nicht alle derzeit noch bei Nokia Beschäftigten teilen: In Bochum wurden die Bilanzzahlen von Nokia ganz anders kommentiert. "7,2 Milliarden Reinerlös – damit könnten die über 100 Jahre unsere Lohnkosten zahlen", rief die Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach bei einer "alternativen Bilanzpressekonferenz" zum mittäglichen Schichtwechsel. Die Bochumer Nokianer hätten durch Sonderschichten und Sonntagsarbeit erheblich zum Erfolg beigetragen. "Der Gewinn ist auch unser", rief sie unter Pfiffen und Buhrufen der Beschäftigten.

Unmittelbar nach Abschluss dieses von Kallasuvo als so erfolgreich bezeichneten vierten Quartals hatte Nokia die Schließung der Handy-Fabrik in Bochum mit Kostenvorteilen am neuen rumänischen Standort Jucu bei Cluj begründet. Vor Analysten sagte Kallasvuo: "Leider sind die Kosten für Arbeit einschließlich Nebenkosten in Deutschland nicht konkurrenzfähig für die industrielle Massenfertigung von Nokia-Produkten." Er verstehe, dass die Entscheidung "große Betroffenheit" ausgelöst habe, Nokia wolle in Deutschland weiterhin bei Aktivitäten für Forschung und Entwicklung investieren.

"Ich will mich dafür entschuldigen, dass wir dazu kommen mussten, eine so schmerzliche Entscheidung zu treffen. Sie basiert aber auf soliden Argumenten", betonte Kallasvuo Er kündigte baldige Gespräche mit der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ankündigte, um "innovative Lösungen für die Region Bochum zu finden". Nokia wolle zeigen, dass das Unternehmen ein "verantwortungsbewusster Teil der Gesellschaft" sei.

Die Gewerkschaft setze auf neue Gespräche mit der Geschäftsführung, sagte die IG-Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm. "Der Imageschaden für Nokia tut denen jetzt schon weh. Wir werden nachsetzen." Die SPD in Nordrhein-Westfalen und die Linke bezeichneten die Rekordergebnisse von Nokia als "Schlag ins Gesicht" der Bochumer Beschäftigten. "Die Wut in Bochum, NRW und ganz Deutschland über Nokia ist groß", schimpfte SPD-Generalsekretär Michael Groschek.

Die Kontroverse um die geplante Schließung des Bochumer Nokia-Werks wird in der SPD zudem zur Chefsache. Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck will am kommenden Montag den Unterbezirksparteitag der SPD Bochum besuchen, bei dem es vor allem um die Schließung geht. Beck wolle sich dazu in einer Rede äußern, teilte der SPD-Parteivorstand am Donnerstag ohne weitere Einzelheiten mit.

Quelle : www.heise.de
Titel: Betriebsrat: Nokia berechnet Produktionskosten in Bochum falsch
Beitrag von: SiLæncer am 25 Januar, 2008, 19:25
Die Produktionskosten im Bochumer Nokia-Werk sind nach Darstellung des Betriebsrats geringer, als von der Chefetage des Konzerns behauptet. Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo verschweige, dass neben der Produktion mit 1400 Beschäftigten rund 900 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung, im Servicecenter und dem Research-Center die Personalkosten in die Höhe treiben würden. Kallasvuo vergleiche Äpfel mit Birnen, teilte Betriebsratschefin Gisela Achenbach mit. Würde er Produktion gegen Produktion antreten lassen, würde zwischen dem finnischen Stammwerk Salo und Bochum kein Unterschied bestehen.

Unterdessen wies Nokia einen Bericht zurück, wonach der Konzern Beschäftigten des Bochumer Werks Stellen in Rumänien anbieten wolle. "Dieses Gerücht entbehrt jeder Grundlage", sagte Nokia-Sprecherin Kristina Bohlmann in Düsseldorf. Es wäre auch zynisch, so etwas anzubieten, meinte sie. "Was stimmt ist, dass wir ein globales Stellensystem haben. Da kann sich jeder bewerben." In der Regel würden sich Mitarbeiter dort für Stellen im eigenen Land bewerben.

Über das weitere Vorgehen will der Betriebsrat am Sonntag im Bochumer Ruhrcongress in einer Betriebsversammlung beraten. Über Sozialpläne wolle der Betriebsrat mit dem Management noch nicht reden. Noch gehe es darum, die komplette Schließung zu verhindern.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) will prüfen lassen, ob für die umstrittene Werksverlegung nach Rumänien EU-Gelder geflossen sind. "Die EU-Kommission hat ausdrücklich erklärt, dass Nokia für das Werk in Rumänien keine Förderung aus den EU- Strukturfonds erhalten hat. Unklar ist allerdings noch, inwiefern das Unternehmen indirekt von Vor-Beitritts-Hilfen für Rumänien profitiert hat", sagte Glos dem Münchner Merkur. "Wir haben die zuständige EU-Kommissarin Hübner hierzu schriftlich um rasche Aufklärung gebeten", bestätigte der Minister der Zeitung.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung lässt derzeit prüfen, ob Nokia Beschäftigungszusagen für Bochum nicht eingehalten hat. Die NRW.Bank geht im Auftrag der Landesregierung der Frage nach, ob von Nokia Subventionen in Höhe von rund 41 Millionen Euro zurückgefordert werden können. Hierzu müsste Nokia gegen Auflagen verstoßen haben, die mit Förderungen der Jahre 1998 und 1999 verbunden waren. Das Ergebnis lag am Freitag noch nicht vor, wird aber in den nächsten Tagen erwartet.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia unterschritt offenbar Arbeitsplatzzusagen in Bochum
Beitrag von: SiLæncer am 26 Januar, 2008, 10:22
Der finnische Handykonzern Nokia hat offenbar die Zusagen über die Schaffung von Dauerarbeitsplätzen in dem nun von Schließung bedrohten Werk in Bochum nicht voll erfüllt. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" ergab eine Prüfung der NRW-Bank, dass die Zahl der an öffentliche Förderung gebundenen Stellen in Bochum in den Jahren 2002 bis 2005 nicht erreicht wurde. Damit hätte Nokia gegen Subventionsauflagen verstoßen. Das Nokia-Image ist derweil laut einer Umfrage auf einem Tiefpunkt angelangt

Die 2860 in Aussicht gestellten Dauerarbeitsplätze seien um 200 bis 400 unterschritten worden, heißt es in dem "Focus"-Bericht. Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium wolle kurzfristig über Konsequenzen entscheiden. Die Staatsanwaltschaft Bochum überprüft laut "Focus", ob sie Ermittlungen wegen Subventionsbetrug aufnimmt. Das Bundesforschungsministerium untersuche, ob Fördermittel für Forschung und Entwicklung zurückgefordert werden können.

Der finnische Handybauer will das Bochumer Werk aus Kostengründen zur Jahresmitte dichtmachen und die Produktion unter anderem nach Rumänien verlagern. Dagegen erhob sich eine Welle der Proteste.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung wussten die Betriebsräte im Bochumer Werk früher über die schlechte Lage Bescheid als bisher bekannt. Wie das Blatt unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise meldet, wurden die Probleme des Werkes seit 2004 regelmäßig in den Aufsichtsratssitzungen diskutiert. In dem Gremium sitzt unter anderem die Betriebsratschefin Gisela Achenbach. Bei den Gesprächen sei es wiederholt auch um die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und die vergleichsweise hohen Lohnkosten des Bochumer Werks gegangen. Dabei seien auch "unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten" erörtert worden. Achenbach und andere Betriebsratsmitglieder hatten in den vergangenen Tagen immer wieder erklärt, die Schließung des Bochumer Nokia-Werks sei aus ihrer Sicht sehr überraschend erfolgt.

Anderthalb Wochen nach der Ankündigung des Konzerns, sein Werk in Bochum zu schließen, ist das Image des finnischen Herstellers auf einen Tiefpunkt gesunken. Nach täglichen Umfragen des Kölner Marktforschungsinstituts Psychonomics, die der "Wirtschaftswoche" vorliegen, liegt Nokia bei allen sieben Kriterien im negativen Bereich und damit deutlich hinter seinen Wettbewerbern. Der Einbruch der Marke sei "geradezu dramatisch". Unter anderem sank die Bereitschaft der Befragten, Nokia weiterzuempfehlen. Auch das Qualitätsempfinden, das zuvor deutlich über den Wettbewerbern lag, sank.

Quelle : http://de.news.yahoo.com
Titel: Re: Nokia wehrt sich gegen Vorwurf des Subventionsmissbrauchs
Beitrag von: rillie am 26 Januar, 2008, 17:46
Recht so!!!!!!!!!!!!!! :(
Bluten sollen sie. Ein weiteres Produkt in meiner Palette welches mir nicht mehr in die Wohnung kommt. Leider werden die meisten das in einem Jahr wieder vergessen haben. Schade eigentlich.
Titel: Nokia-Beschäftigte demonstrieren Kampfbereitschaft für Erhalt des Bochumer Werks
Beitrag von: SiLæncer am 27 Januar, 2008, 16:12
Mehr als 1600 Beschäftigte des Bochumer Nokia-Werks haben heute ihre Entschlossenheit zur Fortsetzung des Kampfes für den Erhalt der Handyproduktion demonstriert. Als sie auf einer Betriebsversammlung nach ihrer Unterstützung für den Kurs des Betriebsrats gefragt worden seien, hätten die Mitarbeiter stehend applaudiert, sagte laut dpa Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach nach der nicht öffentlichen Veranstaltung. Die Strategie der Arbeitnehmervertreter, nicht über Sozialpläne zu verhandeln und das Aus für die Handyproduktion noch nicht hinzunehmen, sei somit klar unterstützt worden. Konkrete Maßnahmen wie Arbeitsniederlegungen wurden nicht beschlossen.

Zudem soll ein Fragenkatalog des Betriebsrats nach Finnland geschickt werden. "Wir wollen Aufklärung über die Kostenberechnungen", sagte Achenbach. Es sei nicht klar, wie die Produktionskosten für Bochum zustande kämen. Der Betriebsrat wirft der Unternehmensführung vor, die Personalkosten falsch zu berechnen. Neben der Produktion müssten auch Entwicklungs- und Serviceabteilungen berücksichtigt werden.

In der Versammlung wurden nach Angaben Achenbachs und der IG Metall-Bevollmächtigten Ulrike Kleinebrahm keine Arbeitsniederlegungen geplant. Dafür werde es Solidaritätsaktionen geben. Am Montagabend wird der SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck zu einem "Solidaritätsparteitag" des SPD-Unterbezirks in Bochum erwartet. Am 10. Februar soll eine Menschenkette um das Werk im Norden Bochums gebildet werden.

Derweil hat EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat den Bochumer Nokia-Mitarbeitern die Unterstützung der Europäischen Union zugesichert. "Ich verstehe die Sorgen der Beschäftigten, versichere ihnen unsere Solidarität. Wo es erforderlich ist, helfen wir, zum Beispiel bei Umschulungen", sagte Barroso dem Boulevardblatt Bild am Sonntag. "In den nächsten sieben Jahren erhält Deutschland über neun Milliarden Euro aus unserem Sozialfonds. Außerdem haben wir den sogenannten Globalisierungsanpassungsfonds geschaffen. Die deutschen Behörden werden, wenn nötig, Hilfen beantragen." Barroso betonte, die Verlagerung des Nokia-Werks nach Rumänien werde nicht mit Geld aus Brüssel gefördert.

Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, der bisher ein Nokia-Mobiltelefon verwendet hatte und darauf nun aus Protest gegen die geplante Werksschließung verzichtet, verriet dem Magazin Focus die Marke seines neuen Geräts: "Ich habe jetzt ein Handy von Sony Ericsson." In seinem Ministerium werde Zug um Zug umgestellt, damit keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Nokia wehrt sich gegen Vorwurf des Subventionsmissbrauchs
Beitrag von: berti am 27 Januar, 2008, 20:42
wo waren die ganzen aufreger bei hagenuk, motorola, siemens usw. ? (ericson iproduktion st auch weg) Was ist mit den ganzen anderen firmen, die subvensionen bekommen hatten und dann im ausgeflagt haben. ? Was ist mit gemüse und obst, das teuer aus aller welt angekarrt wird ? 

irgendwie blöde, das ganze  :-X
Titel: Nokia und NRW suchen nach einer Zukunft für Bochum ohne Handywerk
Beitrag von: SiLæncer am 28 Januar, 2008, 14:14
Der finnische Handy-Hersteller Nokia und die nordrhein-westfälische Landesregierung wollen gemeinsam nach "innovativen Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum" suchen. Das haben NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) und Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo heute bei einem Treffen in Düsseldorf vereinbart. Das Unternehmen und die Landesregierung wollten zu diesem Zweck sofort ein Arbeitsteam einsetzen, heißt es in einer vom Ministerium verbreiteten Vier-Punkte-Erklärung.

Thoben hatte den Nokia-Manager in ihrem Ministerium getroffen. An dem Gespräch nahm auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hartmut Schauerte (CDU), teil. Bundes- und Landesregierung legten großen Wert darauf, dass die Nokia-Unternehmensleitung "kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und bereit ist, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern" heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Bund und Land wollten die Suche nach einer positiven Lösung für Nokia und die Mitarbeiter weiterhin konstruktiv begleiten. Dem Treffen müssten weitere Gespräche folgen.

Nokia will das Handywerk in Bochum aus Kostengründen zur Jahresmitte schließen. Der größte Teil der Produktion soll in ein neues Werk nach Rumänien verlagert werden. In Bochum arbeiten rund 2300 fest angestellte Mitarbeiter und rund 1000 Leiharbeiter. Kallasvua hatte Gespräche über "innovative Lösungen" für den Standort Bochum angeboten. Am seinem Vorhaben, das Handywerk zu schließen, will er aber nicht rütteln lassen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Gewerkschaften planen europaweite Aktion gegen Nokia
Beitrag von: SiLæncer am 29 Januar, 2008, 09:41
Der Europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) hat europaweite Aktionen gegen Nokia wegen der geplanten Werksschließung in Bochum angekündigt. Am morgigen Mittwoch würden in Brüssel alle Gewerkschaften zusammenkommen, die Mitglieder in Nokia-Betrieben in Europa haben, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten, sagte EMB-Generalsekretär Peter Scherrer im Deutschlandradio. Europaweite Streiks seien zwar schwer zu organisieren, aber es werde über punktuelle Streiks gesprochen. Erreicht werden solle, dass Nokia die Schließung des Bochumer Werkes aussetzt und intensiv über Alternativen nachgedacht wird. "Das hätte bei einer guten und verantwortungsvollen Unternehmensführung schon viel früher kommen müssen", sagte Scherrer.

Was eine Rücknahme der Schließung des Bochumer Nokia-Werkes angehe, sagte der EMB-Generalsekretär: "Ich hab da durchaus Hoffnung." Das Unternehmen Nokia habe in dieser Affäre schon reichlich Gesichtsverlust erlitten. "Da kommt es darauf auch nicht mehr an", sagte Scherrer. Er zeigte sich erstaunt, dass die Unternehmensführung über die "Wucht der Reaktionen" überrascht sei. Sie hätten aus der Schließung des AEG-Elektrolux-Werkes in Nürnberg vor zwei Jahren und anderen Fällen ihre Lehren ziehen können.

Der SPD-Bundesvorsitzende Kurt Beck hat derweil Nokia aufgefordert, das geplante Aus für das Bochumer Werk zu überdenken. "Der Kampf um Nokia in Bochum ist noch lange nicht verloren", sagte Beck am Montagabend auf einem Parteitag der SPD in Bochum-Wattenscheid. Im Hinblick auf gezahlte Subventionen sagte er, Nokias Verhalten sei, wenn nicht unbedingt im juristischen Sinne, so doch politisch "nackter Betrug". Zudem müsse die europäische Subventionspolitik überprüft werden. Bei der Globalisierung dürften Menschen nicht "Versuchskaninchen" sein.

Der Betriebsrat zeigte sich am Montag zufrieden mit den Ergebnissen eines ersten Gespräches zwischen Nokia-Chef Olli- Pekka Kallasvuo und NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU). Ein grundsätzliches "Nein" sei erst einmal vom Tisch, sagte die Bochumer IG-Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm nach dem Treffen. "Unsere Rechnung ist aufgegangen. Politik und Unternehmen haben Gespräche aufgenommen", sagte die Gewerkschafterin. Der Betriebsrat gehe jetzt davon aus, ebenfalls mit der Geschäftsführung zu sprechen. "Unser Ziel ist, dass unsere Vorschläge geprüft werden", sagte Kleinebrahm. Unter anderem schlage der Betriebsrat Investitionen vor, um bei gleicher Mitarbeiterzahl die Produktion zu verdoppeln. Das wäre eine gleiche Produktivität wie in Ungarn, sagte Achenbach.

Nach einem Bericht der Rheinischen Post wäre für eine solche Verdopplung der Produktion eine Einmal-Investition in Höhe von 14,3 Millionen Euro nötig. Dies gehe aus einem internen Konzeptpapier hervor, an dem die Bochumer Nokia-Belegschaft schon seit einem Jahr gemeinsam mit dem örtlichen Management gearbeitet habe, berichtet das Blatt. Mit der Verdopplung der Kapazität hätte das Bochumer Werk die Produktivität des neuen Nokia-Werkes in Rumänien erreicht, zu dessen Gunsten Bochum geschlossen werden soll. Außerdem werde darüber diskutiert, in Bochum eine Testlinie für die Montage neuer Telefon-Modelle aufrechtzuerhalten, an der bis zu 100 Nokia-Beschäftigte arbeiten sollen.

Bei dem Treffen zwischen Kallasvuo, Thoben und dem Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums, Hartmut Schauerte (CDU), war eine gemeinsame Suche nach "innovativen Lösungen für die Zukunft des Nokia-Standortes Bochum" vereinbart worden. Das Unternehmen und die Landesregierung wollten zu diesem Zweck sofort ein Arbeitsteam einsetzen, hieß es. Bundes- und Landesregierung legten großen Wert darauf, dass die Nokia-Unternehmensleitung "kurzfristig in ausführliche Gespräche mit dem Betriebsrat eintritt und bereit ist, auch dessen Vorstellungen für den Standort zu erörtern".

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia: Umdenken in Bochum "ausgesprochen unwahrscheinlich"
Beitrag von: SiLæncer am 29 Januar, 2008, 17:26
Allzu hoch sollten die Beschäftigten des von Schließung bedrohten Bochumer Nokia-Werks ihre Hoffnungen nicht hängen. Den Bemühungen prominenter Vertreter aus Politik und Gesellschaft, das endgültige Aus für über 2000 Arbeitsplätze noch abzuwenden, erteilte der Konzern einen Dämpfer. "Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass irgendwelche neue Fakten auftauchen, die ein Umdenken bei uns zur Folge haben könnten", sagte Unternehmenssprecherin Arja Suominen in Helsinki laut dpa. Kritik an "Symbolhandlungen" der Politiker gibt es unterdessen aus höheren Sphären.

Nokia will das Werk in Bochum schließen und die Produktion wegen geringerer Kosten nach Rumänien verlagern. Sprecher des Betriebsrates und der IG Metall hatten sich Anfang der Woche optimistisch über die Möglichkeit geäußert, das finnische Unternehmen könne die Entscheidung auf der Basis neuer Kostenberechnungen und des entstandenen öffentlichen Drucks zumindest teilweise zurücknehmen. Danach sieht es bisher nicht aus.

Hoffnung besteht noch für rund 40 Nokianer der Entwicklungsabteilung sowie die Autosparte. Suominen bestätigte, dass Nokia wie bereits gemeldet in Verhandlungen mit dem indisch-finnischen Unternehmen Sasken Technologies über eine Übernahme der Bochumer Forschungs- und Entwicklungsabteilung Adaption Software stehe. Möglicherweise über 200 derzeitige Nokia-Mitarbeiter könnten ihren Arbeitsplatz bei einem erfolgreichen Abschluss von Verhandlungen über den Verkauf des Bereichs Automotive Business behalten.

Unterdessen rief der deutsche Kardinal Karl Lehmann zu einer gerechten und differenzierten Betrachtung der Globalisierung und ihrer Folgen auf. Das sei eine "zwiespältige Welt", deren Vorteile die meisten Menschen auch gerne nutzten. "Wir kaufen gerne billige Textilien und sogar Elektrogeräte, bald wahrscheinlich auch Autos und schieben vielleicht bessere, aber teure Produkte aus unserem Land zur Seite", schreibt der ranghöchste Katholik des Landes in einem Beitrag für die Mainzer Bistumszeitung. Die Schattenseite seien Ereignisse wie bei Nokia. "Die Symbolhandlungen mancher Politiker und Gewerkschafter, ihr bisher benutztes Nokia-Gerät demonstrativ zurückzugeben, hat mir weniger Eindruck gemacht."

Man müsse die Globalisierung und ihre Folgen differenziert betrachten und bewerten, meint der Kirchenvertreter. Es sei "notwendig zu sehen, dass Ereignisse ähnlicher Art ständig geschehen", weil die Fertigung in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern mmanchmal "zu teuer" sei. Auf der anderen Seite müsse man sich "echt freuen, wenn viele Menschen in weniger industrialisierten Ländern Arbeit finden und mehr und mehr am Wohlstand teilhaben."

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia-Werk in Bochum bescherte hohe Gewinne
Beitrag von: SiLæncer am 30 Januar, 2008, 14:34
Werksleitung plante Weiterführung des Standorts

Die angekündigte Schließung des Nokia-Werks in Bochum wurde auch damit begründet, dass das Werk nicht "wettbewerbsfähig" arbeite. Ein internes Memorandum belegt nun das Gegenteil: Jeder Nokia-Mitarbeiter erwirtschaftete für den Konzern einen Gewinn von 90.000 Euro. Die Werksführung wollte den Standort in Bochum eigentlich weiterführen.
Wie das Wirtschaftsmagazin Capital mit Verweis auf vertrauliche Dokumente berichtet, verbuchte das Nokia-Werk in Bochum im vergangenen Jahr einen Betriebsgewinn von 134 Millionen Euro. Das entspricht einem Gewinn von 90.000 Euro pro Mitarbeiter. Zusätzlich fuhr das Werk einen Zinsgewinn in Höhe von 70 Millionen Euro ein.

Bevor die Konzernleitung in Finnland das Aus für das Bochumer Werk verkündet hat, arbeitete die Bochumer Werksleitung an einem Konzept, um die Fabrik weiterführen zu können, so ein interner Bericht. Durch Investitionen von 14 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2008 hätte das Bochumer Werk so lukrativ und effizient arbeiten können, wie die geplante Nokia-Fabrik in Ungarn. Und das obwohl in Deutschland je Arbeitsstunde Kosten von 28,70 Euro anfallen, während der Stundenlohn in Ungarn nur 6,90 Euro beträgt.

Als Vorbereitung auf diese Investitionen wurde die Investitionssumme für das zweite Halbjahr 2008 von 5,5 Millionen Euro auf 3,3 Millionen Euro zurückgefahren. Erst nach dieser Entscheidung wurde die Werksleitung in Bochum über die Schließung informiert. Zuvor hat die Nokia-Belegschaft in Bochum die Produktivität durch Überstunden und Wochenendarbeit deutlich erhöht: Von Juli 2007 bis Dezember 2007 wurden von den geplanten 16,3 Millionen Geräten 18,7 Millionen Mobiltelefone produziert.

Quelle : www.golem.de
Titel: Re: Nokia wehrt sich gegen Vorwurf des Subventionsmissbrauchs
Beitrag von: ionti am 30 Januar, 2008, 20:29
Warum regen sich denn die Nokia-Angestellten so auf?
Haben die denn alle gedacht der Kapitalismus ist für sie ausser Kraft gesetzt?
[Zynismus off]

  ionti


Titel: Nokia nennt Angaben über hohe Gewinne in Bochum "irreführend"
Beitrag von: SiLæncer am 31 Januar, 2008, 10:25
Der finnische Handy-Konzern Nokia hat deutsche Medienangaben über sehr hohe Betriebsgewinne in dem vor der Stilllegung stehenden Werk Bochum als "irreführend" zurückgewiesen. Unternehmenssprecherin Arja Suominen sagte in Helsinki über einen Bericht des Wirtschaftsmagazins Capital, wonach 2007 in Bochum mit 2300 festangestellten Beschäftigten 134 Millionen Euro Betriebsgewinn vor Zinsen erwirtschaftet wurden: "Das gibt nicht die dortige Profitabilität unter Marktgesichtspunkten wieder."

Nokia hatte die Mitte Januar bekannt gegebene Verlagerung der Produktion aus Deutschland in das neue rumänische Werk Cluj (Siebenbürgen) mit dort deutlich niedrigeren Kosten begründet. Suominen meinte zu den von Capital verbreiteten Gewinnzahlen für Nokia in Bochum: "Sollten es wirklich die Zahlen aus dem Geschäftsbericht der deutschen Nokia GmbH sein, geht es dabei nur um die Gewinnberechnung für steuerliche Zwecke." Außerdem seien diese Zahlen aber auch ein "Indiz für die generelle Profitabilität von Nokias globalen Aktivitäten".

Bei der konkreten Beurteilung der Ertragslage in Bochum "unter Marktgesichtspunkten" würden die dort sehr hohen Kosten ins Gewicht fallen. Auf die Frage nach eigenen Zahlen, die ein nach Konzernmeinung realistischeres Bild der Gewinnlage in Bochum geben könnten, meinte Suominen: "Ich werde nicht mit Zahlen kommen."

Einer juristischen Prüfung von Teilaspekten seines Stilllegungsbeschlusses für das Handy-Werk in Bochum hat Nokia inzwischen zugestimmt. Eine Gruppe von Anwälten soll im gemeinsamen Auftrag von Nokia und dem Europäischen Metallgewerkschaftsbund (EMB) überprüfen, ob die Bekanntmachung der Entscheidung entsprechend den EU-Vorschriften für Europa-Konzernbetriebsräte erfolgt sei. Damit folge Nokia einem Wunsch von Gewerkschaftsseite, hieß es aus Helsinki.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia-Betriebsräte streiten um gemeinsame Linie
Beitrag von: spoke1 am 31 Januar, 2008, 10:33
Gesamteuropäisches Betriebsräte-Treffen

Bei einem Treffen der europäischen Nokia-Betriebsräte in Brüssel ist es zum Streit zwischen den Gewerkschaftern gekommen. Die Bochumer Vorsitzende Achenbach warf ihrem finnischen Kollegen vor, das Nokia-Management und den Beschluss zur Schließung des Bochumer Werkes zu verteidigen.

Gisela Achenbach – der Betriebsratschefin von Nokia Bochum - stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: Die deutsche Nokia-Belegschafts-Vertreterin hatte sich mehr erhofft von diesem gesamteuropäischen Betriebsräte-Treffen als nur ein paar lauwarme Worte. Für ein starkes Zeichen wollte sie in Brüssel kämpfen, stattdessen kann sie nur ein paar wachsweiche Solidaritätsadressen mit nach Hause nehmen - für die 2300 Nokia-Mitarbeiter ein schwacher Trost. „Wir haben die Sitzung vorzeitig verlassen“, erklärte Achenbach, "weil die finnischen Kollegen das Management sogar verteidigt haben." Nokia müsse eben wirtschaftlich arbeiten, hätten die gesagt – für Achenbach war das zuviel.
Unterschiedliche Auffassungen über das weitere Vorgehen

Die Finnen wollten zu den Vorwürfen erst einmal nichts sagen. Die Forderung, die Schließung des Bochumer Werkes aufzuheben, hätten sie mitgetragen, sprang ihnen der Generalsekretär des Dachverbandes der Europäischen Metallgewerkschaften, der Deutsche Peter, Scherrer zur Seite. Es habe eben unterschiedliche Auffassungen über die nächsten Schritte gegeben. Die Finnen seien gegen eine aggressive Vorgehensweise gewesen, erklärte der Gewerkschafter diplomatisch. Deshalb wollen die Betriebsräte erst einmal ihre rechtlichen Möglichkeiten prüfen. Hätten die Beschäftigten in Bochum vom Management früher informiert werden müssen? Sind Fristen nicht eingehalten worden? All diese technischen Details sollen nun untersucht werden - zu einem deutlicheren Bekenntnis konnten oder wollten die Arbeitnehmervertreter sich nicht durchringen. Erst wenn diese Prüfung abgeschlossen ist, soll über weitere Schritte beraten werden. Das Wort Streik fiel in diesem Zusammenhang nicht.
Neue Hoffnungen nach dem Rückschlag


Große Hoffungen setzen nun alle Beteiligten in eine Außerordentliche Sitzung des Euro-Betriebsrates. Noch vor Ende Februar wollen die Nokia-Betriebsräte ein solches Treffen einberufen sehen. Dort soll das Management seinen Beschluss, den Standort Bochum dicht zu machen, noch einmal erläutern - und sich den Argumenten der Beschäftigten-Sprecher stellen. Bleibt die Frage: Sprechen die Bochumer Betriebsräte für die Nokia Belegschaften oder die finnischen Arbeitnehmervertreter? Gisela Achenbach, die Bochumerin, will sich jedenfalls nicht geschlagen geben. "Was einen nicht umbringt, macht einen stark", sagte sie. Und in der Stimme schwang viel Trotz mit. Festzuhalten bleibt nach diesem Gewerkschafter-Treffen deshalb: Im Kampf um den Erhalt des Standortes Bochum haben die Deutschen heute einen Rückschlag erlitten. Und: europäische Solidarität bleibt im Ernstfall eine Worthülse.

Quelle: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/nokia110.html
Titel: Nokia hat Zusagen um mehr als 300 Stellen unterschritten
Beitrag von: SiLæncer am 31 Januar, 2008, 17:12
Der Nokia-Konzern hat die Zahl der im Gegenzug für Landessubventionen zugesagten Vollzeitarbeitsplätze deutlich unterschritten. Nach den bisher vorliegenden Prüfergebnissen ist das Soll von 2860 Arbeitsplätzen im Jahr 2002 um 318, im Jahr 2003 um 368 und im Jahr 2004 um 347 unterschritten worden. Der Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums bestätigte heute laut dpa einen entsprechenden Bericht der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) hatte die Prüfung in Auftrag gegeben, um gegebenenfalls Landes-Subvention zurückfordern zu können.

Ungereimtheiten sollen auch bei der landeseigenen NRW-Bank aufgetaucht sein, die für die Kontrolle der Zusagen zuständig ist. Nach Informationen der WAZ geht die Innenrevision der NRW-Bank der Frage nach, weshalb erst jetzt, fast eineinhalb Jahre nach Auslaufen der Bindungsfrist, eine Überprüfung stattfindet. In diesem Fall will sich das Ministerium erst äußern, wenn die Bank eine schriftliche Stellungnahme abgegeben habe, sagte der Sprecher.

Thoben forderte in der Zeitung den Nokia-Chef Kallasvuo auf, die zugesagten Gespräche mit dem Betriebsrat unverzüglich aufzunehmen. "Ich habe absolut kein Verständnis dafür, dass die Nokia-Führung noch keinen Kontakt zum Betriebsrat aufgenommen hat", so Thoben. "Ich erwarte, dass das schnell passiert."

Derweil wurde heute bekannt, dass Nokia für die nächsten 30 Jahre an seinem neuen Standort im rumänischen Jucu bei Cluj die Immobiliensteuer erlassen wird. Falls die Finnen vor dieser Frist den Standort verließen, müssten sie diese Steuern für Grundstück und Fabrikhallen rückwirkend zurückbezahlen. Das erklärte heute laut dpa der Direktor der Industriepark-Gesellschaft Tetarom, Viorel Gavrea, zu der auch das Nokia-Gelände gehört.

Die Vereinbarung solle in zwei Monaten in einem Vertrag mit den rumänischen Behörden festgehalten werden, sagte Gavrea weiter. Alle anderen Investoren, die sich dort niederlassen, sollen diese Vergünstigung ebenfalls erhalten. Nokia will nach Jucu die Handy- Produktion aus Bochum verlagern, was in Deutschland für heftige Kritik sorgt.

Die Immobiliensteuer wird ausschließlich von den Kommunen festgesetzt und erhoben. In Jucu beträgt diese 1,0 Prozent des Werts der Immobilie. Die Profitsteuer, die zentral aus Bukarest erhoben wird, müsse Nokia aber bezahlen, hatten die Behörden bisher erklärt. Sie liegt in Rumänien einheitlich bei 16 Prozent.

Mit dem in zwei Monaten zu unterzeichnenden Vertrag bekomme das Gelände in Jucu auch den offiziellen Status eines Industrieparks, sagte Gavrea. Auf dem 159 Hektar großen Gelände besetzt Nokia 90 Hektar. Vier Nokia-Zulieferer wollen sich ebenfalls dort niederlassen. Tetarom will diesen Industriepark demnächst um 170 Hektar vergrößern und damit mehr als verdoppeln.

Mit unkonventionellen Methoden versuchen Theatermacher und Musiker die Arbeiter des von der Schließung bedrohten Bochumer Nokia-Werks zu unterstützen. Im Foyer des Bochumer Schauspielhauses hat Intendant Elmar Goerden dazu eine "Nokia-Tonne" aufstellen lassen. Binnen einer Woche hätten etwa 20 Theaterbesucher aus Verärgerung über das finnische Unternehmen nach der Vorstellung dort ihre Handys hineingeworfen, sagte ein Theatersprecher am Donnerstag. Die gesammelten Handys würden direkt an die Konzernzentrale nach Finnland geschickt.

Bereits gut 1000 Bühnenfreunde hätten die blau-weißen Postkarten des Theaters "Nokia muss in Bochum bleiben" mit ihren Argumenten für den Erhalt des Standortes ausgefüllt, sagte der Sprecher des Schauspiels der Ruhrgebietsstadt. Die an Nokia-Vorstandsvorsitzenden Olli-Pekka Kallasvuo persönlich adressierten Postkarten werde die Bochumer Bühne nach Finnland weiterleiten. Als Zeichen der Solidarität hatte das Schauspielhaus Bochum bereits kürzlich bei einer Großdemonstration einen musikalischen Beitrag beigesteuert.

Auch die Bochumer Symphoniker planen für Samstag ein Konzert für die Handy-Arbeiter. Der Eintritt zu dem einstündigen Konzert mit Opern- und Ballettmelodien sei zwar frei, sagte eine Sprecherin der Symphoniker: "Wir freuen uns aber über Spenden für zukünftige Aktionen des Nokia-Betriebsrates."

Quelle : www.heise.de
Titel: Staatsanwaltschaft Bochum nimmt Nokia wegen Subventionsbetrug ins Visier
Beitrag von: SiLæncer am 01 Februar, 2008, 15:16
Die Staatsanwaltschaft Bochum hat ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen den Nokia-Konzern wegen Subventionsbetrugs eingeleitet.

"Hintergrund sind Anzeigen von fünf Privatleuten", sagte der Sprecher der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftssachen, Bernd Bienioßek. In Vorermittlungen hatten Spezialisten der Behörde bereits nach Anhaltspunkten gesucht, ob ein Fehlverhalten bei Nokia vorliegt. Die Prüfung hat aber noch zu keinem Ergebnis geführt. Nach Bestätigung der Landesregierung soll Nokia Stellenzusagen über Jahre um mehrere Hundert unterschritten haben.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: Bericht: Ex-Wirtschaftsminister Schartau wusste von Nokia-Verstößen
Beitrag von: SiLæncer am 01 Februar, 2008, 16:23
Die frühere rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat nach einem Bericht des Focus davon gewusst, dass Nokia in seinem Bochumer Werk die Subventionsauflagen nicht erfüllt hat. Das Nachrichtenmagazin berichtet unter Berufung auf ihm vorliegende Regierungsvermerke, dass der damalige Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) am 5. Februar 2004 über diese Fakten umfangreich informiert worden sei. Schartau wies die Vorwürfe am Freitag zurück. "Über Subventionsbedingungen wurde zu keinem Zeitpunkt hinweggesehen", sagte er der dpa. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf sagte: "Wir werden den Vorgang prüfen."

Dem Bericht zufolge hat Schartau in roter Tinte auf dem Vermerk Notizen gemacht, aber keine Sanktionen veranlasst. Am 11. Januar 2005 habe er aus seinem Haus einen Schnellvermerk mit dem Zusatz "Herrn Minister wegen Eilbedürftigkeit unmittelbar" erhalten, in dem detailliert beschrieben worden sei, dass im Bochumer Werk nur noch 2450 Menschen arbeiteten, 400 weniger als zugesagt. Weitere 240 Jobs würden abgebaut. Fachbeamte hätten den Wirtschaftsminister gewarnt, dass Nokia Ende 2005 in Bochum "weniger Mitarbeiter beschäftigt als bei Subventionsbeginn", und die Millionenförderung zurückgefordert werden müsse.

Das Wirtschaftsministerium hatte am Donnerstag berichtet, dass die Zahl der vereinbarten Arbeitsplätze im Jahr 2002 um 318, im Jahr 2003 um 368 und im Jahr 2004 um 347 unterschritten worden war. Dazu sagte Schartau, die Subventionen seien im Jahr 2001 für den Zeitraum von 2002 bis 2006 bewilligt worden. Im Gegenzug habe sich Nokia verpflichtet, 2860 Arbeitsplätze zu schaffen. "Erst am Schluss dieser Bindungsfrist wäre der Zeitpunkt für die Abrechnung gewesen", meinte Schartau. Als es so weit war, war die rot-grüne Regierung aber nicht mehr im Amt.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia weist Vorwürfe zurück: NRW war über Personalzahlen informiert
Beitrag von: SiLæncer am 02 Februar, 2008, 11:25
Im Streit um die Subventionszahlungen für das Bochumer Nokia-Werk gerät jetzt die alte rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen unter Druck. Medienberichten zufolge soll sie darüber informiert gewesen sein, dass Nokia nicht die vereinbarte Zahl von Arbeitsplätzen geschaffen hat. Der finnische Handyhersteller wies Vorwürfe zurück, er habe Auflagen bei den Subventionen für sein Bochumer Werk nicht erfüllt.

Die NRW.Bank habe von Nokia regelmäßig alle relevanten Fakten zu Zahl und Art der geschaffenen Arbeitsplätze und die Verwendung der Subventionen erhalten, teilte das Unternehmen am Freitag in Espoo mit. Die Bank habe keine Bedenken bezüglich dieser Dokumente geäußert. Nokia gehe deshalb davon aus, sich entsprechend der Vertragsbedingungen verhalten zu haben.

Dem finnischen Unternehmen wird vorgeworfen, in Bochum zu wenige Arbeitsplätze geschaffen zu haben. Das NRW-Wirtschaftsministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Zahl der vereinbarten Arbeitsplätze im Jahr 2002 um 318, im Jahr 2003 um 368 und im Jahr 2004 um 347 unterschritten worden war. Die Landesregierung erwägt deshalb, Subventionen zurückzufordern. Ein Sprecher des NRW- Wirtschaftsministeriums sagte zu der Erklärung Nokias, alle Fakten würden "sehr gründlich und sehr präzise aufgearbeitet, um dann die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen".

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus war der ehemalige Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) darüber informiert, dass dass die Zahl der erforderlichen Dauerarbeitsplätze im Bochumer Werk unterschritten worden sei. Am 11. Januar 2005 habe Schartau aus seinem Haus einen Schnellvermerk mit dem Zusatz "Herrn Minister wegen Eilbedürftigkeit unmittelbar" erhalten, in dem detailliert beschrieben worden sei, dass im Bochumer Werk nur noch 2450 Menschen arbeiteten, 400 weniger als zugesagt. Weitere 240 Jobs würden abgebaut. Fachbeamte hätten den damaligen Wirtschaftsminister gewarnt, dass Nokia Ende 2005 in Bochum "weniger Mitarbeiter beschäftigt als bei Subventionsbeginn" und die Millionenförderung zurückgefordert werden müsse, hieß es in dem Vorabbericht.

Schartau wies die Vorwürfe zurück. "Über Subventionsbedingungen wurde zu keinem Zeitpunkt hinweggesehen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Subventionen seien im Jahr 2001 für den Zeitraum von 2002 bis 2006 bewilligt worden. Im Gegenzug habe sich Nokia verpflichtet, 2860 Arbeitsplätze zu schaffen. "Erst am Schluss dieser Bindungsfrist wäre der Zeitpunkt für die Abrechnung gewesen", meinte Schartau. Als es soweit war, war die rot-grüne Regierung aber nicht mehr im Amt.

Die nordrhein-westfälische FDP-Fraktion forderte "zügige und rückhaltlose Aufklärung, warum Rot-Grün nicht auf die Subventionsbestimmungen gepocht hat". Dies sei "ein Skandal erster Güte", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher Dietmar Brockes. CDU- Generalsekretär Hendrik Wüst erklärte, die SPD-Landesvorsitzende Hannelore Kraft müsse sich fragen lassen, "ob es Unfähigkeit oder Ignoranz war, wie Rot-Grün mit Steuergeldern in Millionenhöhe umgegangen ist".

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia : IG Metall-Chef: "Das wird der teuerste Sozialplan"
Beitrag von: SiLæncer am 03 Februar, 2008, 14:52
IG Metall-Chef Berthold Huber hat den finnischen Nokia-Konzern vor den Folgen der Schließung des Bochumer Werks gewarnt. "Das wird der teuerste Sozialplan, den das Land je gesehen hat. Das muss Nokia wissen", sagte Huber dem "Tagesspiegel". Allerdings stehe ein Sozialplan "momentan nicht zur Debatte. Wir wollen die Arbeitsplätze erhalten und Lösungen für die Zukunft." Falls sich der Konzern aber nicht umstimmen lasse, "verliert Nokia Ansehen in Deutschland, auf Europas größtem Markt. Die Empörung bei den Menschen ist riesengroß. Ich erinnere nur an AEG Electrolux. Diese Marke hat nach wie vor gravierende Einbußen auf dem deutschen Markt in Folge der Werksstilllegung in Nürnberg", sagte der IG Metall-Chef.

Huber plädierte für "neue Gesetze, ansonsten bestimmt nur noch der Profit das Geschehen, und die Menschen werden zum Spielball. Zivilisatorische und demokratische Errungenschaften sind bedroht, wenn Konzerne, die ausschließlich nach Höchstprofiten gieren, bestimmen, was mit den Menschen passiert." Es sei ein "Hohn", das Verlagerungskosten in Deutschland als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar seien.

"Wir müssen die ganze Shareholder-Philosophie in Frage stellen", meinte der Gewerkschafter. "Bis hin zu den Gehältern der Manager und deren Orientierung auf Profit und Aktienoptionen. Ein Unternehmen hat - übrigens auch nach dem Grundgesetz - Pflichten gegenüber der Bevölkerung und den Menschen, die in dem Unternehmen beschäftigt sind", sagte Huber dem "Tagesspiegel".

Quelle : http://www.derwesten.de
Titel: MILLIARDENKLAGE GEGEN NOKIA
Beitrag von: spoke1 am 05 Februar, 2008, 09:54
Finanz-Haie zerfressen das Patentrecht

Von Stefan Schultz

Zwölf Milliarden Euro fordert der Rechteverwerter IP-Com von Nokia. Die Attacke offenbart ein gravierendes Problem: Immer mehr Firmen missbrauchen das Patentrecht für Profi-Klagen. Der Republik drohen aberwitzige Prozesse in Serie.

Hamburg - Es ist eine gigantische Klage, die Nokia da ins Haus steht: Über zwölf Milliarden Euro Schadensersatz fordert der Patentverwerter IP-Com vom Handy-Hersteller. Gut tausend Patente soll Nokia verletzt haben, über 20 Jahre soll sich der Ideenklau hingezogen haben. Dabei hat IP-Com die Patente nach eigenen Angaben erst Ende 2006 von der Robert Bosch GmbH gekauft. Eine Nokia-Sprecherin nennt die Klage "total unrealistisch". Ein Rechtsexperte sagt: "Da wird ordentlich auf den Putz gehauen."

Nokia-Handy: Tausend Patente geklaut?
Doch die Klage ist bezeichnend für ein gravierendes juristisches Problem: Patente schützen nicht nur vor Ideenklau; sie dienen bisweilen auch als Blaupause für Profi-Klagen. Firmen wie IP-Com kaufen ganze Lizenzpakete vom Markt und gehen gegen jeden vor, der ihrer Meinung nach die darin gesicherten Rechte verletzt. Im Volksmund heißen solche Firmen "Patent-Haie".

Vor allem in der IT-Branche werden diese "Haie" langsam zur Plage, denn das Klagepotential ist hier besonders groß. "In komplexen Geräten wie PCs oder Handys befinden sich buchstäblich Tausende Erfindungen", erläutert Joachim Henkel, Patent-Experte an der Technischen Universität München. "Selbst Großunternehmen wie Nokia übersehen da leicht Lizenzverletzungen."

Die Finnen bestreiten es zwar, aber IP-Coms Chancen, Nokia erfolgreich zu verklagen, stehen gar nicht schlecht. "Die Klage läuft über zahlreiche Patente - wenn das Gericht nur in einem einzigen Fall eine Rechtsverletzung feststellt, hat IP-Com schon viel gewonnen", sagt Michael Horak, Experte für Patentrecht und Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz.

Klage durch Private-Equity-Unternehmen gedeckt
Nach Angaben eines IP-Com-Sprechers habe Nokia Lizenzen verletzt, die "essentiell" für das mobile Telefonieren via GSM und UMTS sind - unter anderem Lizenzen für die Verschlüsselung von SIM-Karten oder Multimedia-Mitteilungen. Das ist ein weites Feld, auf dem sich viele Rechtsverletzungen finden lassen.

"Da erfindet einer eine Maschine, jemand anderes hat aber das Patent auf eines ihrer Teile - und bereitet dem Erfinder damit eine Menge Ärger." Thomas Edison

Auch der exorbitante Zeitraum, über den sich die Klage erstreckt, ist nicht so abwegig, wie es zunächst scheint. "Gibt es kein Dokument, in dem Bosch bereits vorher eine Rechtsverletzung angemahnt hat, gilt die Klage zunächst für den Maximalzeitraum des Patents - sprich: 20 Jahre", sagt Horak.

Dennoch glaubt wohl niemand, dass Nokia am Ende zwölf Milliarden Euro zahlen wird. "Natürlich ist das eine Maximalforderung", sagt Henkel. "Aber selbst wenn IP-Com am Ende nur einen Bruchteil davon bekommt, hat sich die Klage gelohnt." Das nötige Durchhaltevermögen dürfte IP-Com haben - finanziell ist die Klage durch den Private-Equity-Fonds Fortress gedeckt.

Auch Nokia dürfte so schnell nicht nachgeben. IP-Coms Zwölf-Milliarden-Forderung dürfte schnell zur "Leuchtturm-Klage" werden - setzt sich der Rechteverwerter durch, dürften weitere Klagen auf dem Fuß folgen. "Das wird auf einen erbitterten Kampf hinauslaufen", prognostiziert Heiner Flocke, Chef des deutschen Patentvereins. "Die Streitenden sollten sich schon mal ein Extra-Zimmer reservieren für die ganzen Akten."

In den USA sind schwer nachvollziehbare Patentklagen schon länger an der Tagesordnung. Erst kürzlich verklagte ein New Yorker Unternehmen den IT-Giganten Apple und dessen US-Exklusiv-Partner AT&T auf 360 Millionen Dollar Schadensersatz, weil die Voicemail-Funktion des iPhones angeblich unangemeldet Patente nutzt.

Deutsches Patentamt in München: Selbst Großunternehmen übersehen Lizenzverletzungen
Für viel Aufruhr sorgte auch die Klage des Software-Firma Eolas. Eolas hält ein Patent auf das Prinzip, aus einem Web-Browser heraus ein anderes Programm zu starten - und verklagte Microsoft auf Schadenersatz, weil die das Patent angeblich ungefragt verwenden. In einem ersten Urteil wurde Microsoft zu einer Zahlung von 512 Millionen Dollar verurteilt, seitdem geht die Klage durch die Instanzen.

Forscher halten solche Klagen für äußerst bedenklich. "Sie könnten das gesamte Patentwesen ad absurdum führen", sagt Flocke. Patente dienen schließlich dazu, dass ein und dieselbe Erfindung nicht zigmal gemacht werden müsse. "Sie sollen den Erfinder belohnen und der Gesellschaft nützen, sie sind aber auch strategische Waffen, die in falschen Händen dem ganzen System schaden können."

Die Auswirkungen solcher Klagen auf die IT- und Telekommunikationsbranche sind beträchtlich: "Unternehmen wie Nokia gehen an den Klagen zwar nicht zugrunde - in der Entwicklung neuer Produkte kann es jedoch zu erheblichen Verzögerungen kommen", sagt Henkel.

Drei Prozent der Anmelder halten die Hälfte der Patente
Dass mit Lizenzen immer mehr Missbrauch betrieben wird, lässt sich mit Zahlen nur indirekt belegen. "Die meisten Lizenz-Streits bekommen wir gar nicht mit, da die Firmen naturgemäß kein Interesse daran haben, sie publik zu machen", sagt Henkel.

Was man weiß ist, dass jährlich 60.000 Lizenzen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) angemeldet werden, wobei drei Prozent der Anmelder die Hälfte der Lizenzen halten. Besonders der Mittelstand ist weitgehend patentfreie Zone.

Dabei wird gerade dieser am härtesten von Klagen getroffen. "Die kleinen Unternehmen können sich kein Heer von Anwälten leisten, um sich zu wehren", sagt Flocke. "Sie müssen sich auf Rechtssicherheit verlassen können." Doch gerade die sei immer seltener gewährleistet, weil der Erfinder oft selbst nicht die Rechte an seiner Erfindung hält.

"Gerichte sehen im Erfinder oft den Düsentrieb, den selbstlosen, harmlosen Erfinder, der sich gegen Ideenklau nicht wehren kann, den man also durch Patente schützen muss", sagt Flocke. "Das Problem ist nur: Diese Sicht ist hoffnungslos veraltet."


Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,532915,00.html
Titel: Nokia-Kündigungen in Bochum möglicherweise arbeitsrechtlich problematisch
Beitrag von: SiLæncer am 05 Februar, 2008, 17:59
Das Vorgehen des Nokia-Managements zur Schließung des Bochumer Handy-Werkes verstößt nach Darstellung von Arbeitsrechtlern gegen deutsches und europäisches Recht.

"Das Betriebsverfassungsgesetz schreibt vor, dass der Unternehmer den Betriebsrat über geplante Betriebsstilllegungen rechtzeitig und umfassend informieren und die Maßnahmen mit ihm beraten muss", sagte Arbeitsrechtler Julian Richter am Dienstag in Hamburg der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Belegschaft mit vollendeten Tatsachen zu überraschen, sei nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch rechtswidrig. Das folge auch aus der Massenentlassungs-Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft.

Der Betriebsrat kann sich nach Einschätzung des Arbeitsrechtlers gegen das Vorgehen von Nokia wehren. "Was man gerichtlich erzwingen kann ist, dass man mitreden kann", sagte Richter. "Der Betriebsrat kann vielleicht am Ende eine Schließung nicht verhindern. Aber man kann sich auf verschiedene Kompromisse einigen, wie zum Beispiel eine zeitliche Verlängerung der Produktion oder auf lediglich eine Teilschließung", betonte der Anwalt der Kooperation "ArbeitnehmerAnwälte".

Besucher des Bochumer Schauspielhauses haben wegen der Schließungspläne in den vergangenen Tagen ihre Nokia-Handys in eine "Protest-Tonne" geworfen. Seit Ende Januar hätten sich auf diese Art mehr als 30 Besucher ihrer jetzt "ungeliebten Handys" entledigt, sagte ein Theatersprecher am Dienstag. Außerdem füllten Theaterfreunde vor und nach den Aufführungen 1.400 Protestpostkarten aus, die in den nächsten Tagen an den Nokia-Vorstandschef Olli-Pekka Kallasvuo gehen.

Die Vorsitzende des Bochumer Betriebsrates, Gisela Achenbach, hatte nach der Schließungsankündigung des finnischen Nokia-Konzerns im Januar betont, das Management habe das Aus für Bochum dem Betriebsrat zu keiner Zeit angekündigt. Die IG Metall betonte, die Arbeitnehmer wollten jetzt endlich Gespräche mit dem Nokia-Management über Perspektiven zum Erhalt des Standortes führen. Die Gespräche müssten auf jeden Fall vor der von Nokia angesetzten Aufsichtsratssitzung am 28. Februar in Finnland stattfinden. Auf dieser Sitzung solle das von Kallasvuo angekündigte Aus für das Bochumer Werk offiziell beschlossen werden, erklärte die Gewerkschaft in Düsseldorf.

Das Werk Bochum mit seinen 2.300 Beschäftigten soll nach dem Willen von Kallasvuo Mitte 2008 aufgegeben und die Produktion nach Rumänien verlagert werden.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: Nordrhein-Westfalen fordert 41 Millionen Euro von Nokia zurück
Beitrag von: SiLæncer am 06 Februar, 2008, 12:28
Das Land Nordrhein-Westfalen fordert vom finnischen Handyhersteller Nokia Subventionen in Höhe von rund 41 Millionen Euro zurück. Die NRW.Bank habe die Forderung an die Nokia GmbH in Bochum weitergeleitet, teilte das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium am Mittwoch mit. Bei dem Rückforderungsanspruch gehe es um gewährte Investitionshilfen aus den Jahren 1998 und 1999. Nokia sei nun Gelegenheit gegeben worden, dazu binnen einer Woche Stellung zu nehmen.

Dem finnischen Unternehmen war bereits vor einigen Tagen vorgeworfen worden, im Handy-Werk in Bochum, das geschlossen werden soll, zu wenige Arbeitsplätze geschaffen zu haben. Das NRW-Wirtschaftsministerium hatte am Donnerstag vergangener Woche mitgeteilt, dass die Zahl der vereinbarten Arbeitsplätze im Jahr 2002 um 318, im Jahr 2003 um 368 und im Jahr 2004 um 347 unterschritten worden war. Nokia hatte diese Vorwürfe zurückgewiesen.

Das Wirtschaftsministerium, das eine gründliche Prüfung und präzise Aufarbeitung alle Fakten im Zusammenhang mit den Subventionen für das Bochumer Nokia-Werk und entsprechende Konsequenzen angekündigt hatte, begründet nun die Rückforderung unter anderem eben mit der "Unterschreitung der mindestens seit dem Jahr 2003 zu schaffenden Dauerarbeitsplätze im Bochumer Nokia-Werk": "Aufgrund einer Ermessensentscheidung des damaligen Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit wurde dieser Wert auf 2860 unbefristete, sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse bei Nokia festgelegt. Eine aktuelle Erhebung der NRW.Bank hat ergeben, dass dieser Wert seit 2002 unterschritten wurde", heißt es am heutigen Mittwoch beim NRW-Wirtschaftsministerium.

Derweil wurde ebenfalls bekannt, dass mehrere am Bau des künftigen Nokia- Werks in Rumänien beteiligte Firmen wegen Verstoßes gegen Meldevorschriften für ausländische Arbeiter Strafe zahlen müssen. Insgesamt geht es um 161 Arbeiter von 13 Baufirmen, allesamt Subunternehmer der Bielefelder Baufirma Goldbeck. Es handele sich um eine Ordnungswidrigkeit, teilte Goldbeck laut dpa mit. "Das hat mit dem Thema Schwarzarbeit überhaupt nichts zu tun", betonte ein Goldbeck-Sprecher. Je Arbeiter sei eine Gebühr von 100 Euro fällig, insgesamt müssen die betroffenen Firmen gut 16.000 Euro bezahlen. Weitere Auflagen gebe es nicht, alle Beschäftigten setzten ihre Arbeit fort.

Alle Arbeiter seien ordnungsgemäß nach EU-Richtlinien in ihren Herkunftsländern sozialversichert, teilte Goldbeck weiter mit. Die Subunternehmer seien sich allerdings der rumänischen Vorschrift nicht bewusst gewesen, dass sie ihre Arbeiter beim Arbeitsamt hätten melden müssen. Name und Passnummer hätten nach Angaben von Goldbeck genügt. Eine solche Meldepflicht sei in den meisten Mitgliedsstaaten der EU nicht notwendig. Die Bielefelder Baufirma gab an, ausschließlich Arbeitskräfte aus der EU zu beschäftigen. Alle Subunternehmer seien vertraglich gebunden, die rumänischen Vorschriften zu beachten.

Im Sommer 2007 hatte Goldbeck den Bauauftrag von Nokia für das neue Produktionswerk in Rumänien erhalten. Die Auftragssumme beläuft sich auf 40 Millionen Euro. Die Goldbeck GmbH, ein europaweit tätiges, familiengeführtes Bauunternehmen, stellt an den Standorten Bielefeld und Plauen in Sachsen Bauelemente aus Stahl und Aluminium her. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2006/07 (31. März) stieg der Umsatz um 38 Prozent auf 757 Millionen Euro.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia "erstaunt" über Subventions-Rückforderung aus Düsseldorf
Beitrag von: SiLæncer am 06 Februar, 2008, 13:26
Der finnische Nokia-Konzern hat am heutigen Mittwoch "erstaunt" auf die Rückforderung von 41 Millionen Euro Subventionen durch das Land Nordrhein-Westfalen reagiert. Unternehmenssprecherin Arja Suominen sagte in Helsinki, Nokia habe in der genannten Zeit während der neunziger Jahre alle Auflagen zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei dem Bochumer Handy-Werk, das nun geschlossen werden soll, erfüllt und dies auch fortlaufend mitgeteilt. "Nokia hat die Bedingungen nicht nur erfüllt, sondern sogar mehr als erfüllt." Über die verlangte Zahl von 2860 Arbeitsplätzen hinaus habe das Unternehmen durch zusätzliche Investitionen ab 2001 (unter Einschluss von Dritt-Beschäftigten) eine durchschnittliche Zahl von 3200 Mitarbeitern in Bochum beschäftigt.

Weiter hieß es in der Erklärung aus Helsinki, das finnische Unternehmen sei sich in ihrer Beurteilung mit der Deutschen Bank als Beraterin in jeder Phase einig gewesen. Auch habe die NRW.Bank niemals Einspruch erhoben. "Wir sind bei Nokia der festen Überzeugung, dass wir korrekt gehandelt haben", sagte Suominen. Man sei bereit, der NRW.Bank und der Landesregierung zusätzliches Datenmaterial auszuhändigen. "Die derzeit verfügbaren Fakten stützen den Versuch der Bank und der Landesregierung nicht, die Subventionen zurückzufordern", meinte die Konzernsprecherin.

[Update:Auch betont die deutsche Nokia GmbH in der Mitteilung, dass "der jährliche Zuwachs an Personensteuern und Sozialabgaben, die das Unternehmen in den 1990er Jahren gezahlt hat, den Gesamtbetrag der in den 1990er Jahren erhaltenen Subventionen überschritten hat". Auf vergleichharem Niveau wie der Gesamtbetrag der Subventionen sei auch der "Zuwachs der durchschnittlich pro Jahr an die Stadt Bochum sowie an das Land und den Bund entrichteten Steuern" gewesen.

Nokia habe die Vertragsbedingungen nicht nur erfüllt, sondern darüber hinaus seit 1999 mehr als 350 Millionen Euro in den Standort Bochum investiert und damit die Anforderungen weit übertroffen: "Nokia hat seit 1999 von der NRW Bank 41,3 Mio. Euro an Subventionen erhalten. Damit übertreffen die Investitionen von Nokia in den Standort deutlich die von der Landesregierung zur Verfügung gestellten Gelder", erklärte der finnische Konzern.]

Der Betriebsrat des Bochumer Nokia-Werkes dagegen hat laut dpa die Subventionsrückforderung des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums begrüßt. "Vielleicht erhöht das den Druck auf die Geschäftsführung", sagte Betriebsrat Wolfgang Siebert. Die Arbeitnehmer wollen noch versuchen, in Gesprächen mit der Konzernleitung eine Werksschließung im Sommer abzuwenden. Das Werk beschäftige derzeit 2300 Festangestellte. Die Sollzahl liege aber bei 2860. Sie sei nur bis 2002 erreicht worden, sagte der Betriebsrat.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia-Betriebsrat kündigt "Aktionen" gegen Werksschließung an
Beitrag von: SiLæncer am 07 Februar, 2008, 13:24
Der Bochumer Nokia-Betriebsrat trifft kommenden Dienstag in Finnland mit dem Konzern-Management zusammen. "Wir können jetzt endlich unsere Vorschläge zum Erhalt des Bochumer Werkes vorlegen", sagte die Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach. Bei den Gesprächen über die von Nokia angekündigte Schließung des Bochumer Handy-Werks werde Unternehmenschef Olli- Pekka Kallasvuo voraussichtlich nicht dabei sein.

Oberstes Ziel ist für die Arbeitnehmerseite der Erhalt des Standortes. Der Konzern hingegen will nach bisheriger Aussage die Produktion in ein neues Werk in Rumänien verlegen. Am 28. Februar soll der Aufsichtsrat bei einer Sitzung in Finnland über die Zukunft des Bochumer Standortes entscheiden.

"Wir wollen so viele Arbeitsplätze retten wie möglich" sagte Achenbach. Dabei geht es im Kern um eine Erhöhung der Produktivität. Einer der Vorschläge besagt, dass bei Investitionen von 14 Millionen Euro in neue Produktionslinien die Arbeitskosten, die der Konzern als zu hoch bezeichnet, deutlich gesenkt werden könnten. Die IG Metall erklärte in der Rheinischen Post, dass das Bochumer Werk mit Investitionen von 50 Millionen Euro in acht neue Produktionslinien günstiger werde als eine Verlagerung ins Ausland. In diesem Fall würde allerdings die Belegschaftszahl drastisch gesenkt.

Sollte es bei der vom Konzern geplanten Schließung bleiben, wollen die Arbeitnehmer Aktionen starten. "Es gibt keinen Streik, aber Aktionen und Informationsveranstaltungen", sagte die Bochumer Betriebsratschefin Achenbach. Am Sonntag gibt es einen Vorgeschmack. Dann wollen sich tausende Menschen zu einer Menschenkette um das Bochumer Werk zusammenschließen.

Quelle : www.heise.de
Titel: 6000 demonstrieren gegen Nokia-Werksschließung
Beitrag von: SiLæncer am 10 Februar, 2008, 19:02
Rund 6000 Menschen haben am Sonntag eine Menschenkette um das Bochumer Nokia-Werk gebildet, um gegen das geplante Aus für die Handyproduktion zu demonstrieren. Sie entzündeten zwei Tage vor einem Treffen von IG Metall- und Betriebsratsvertretern mit der Nokia-Geschäftsleitung in Finnland symbolisch Fackeln. "Wir hoffen, denen in Helsinki geht ein Licht an", sagte die Bochumer IG Metall-Bevollmächtigte Ulrike Kleinebrahm.

Neben Beschäftigten und Arbeitnehmervertretern beteiligten sich auch Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) an der Menschenkette. "Heute muss noch einmal Druck gemacht werden, damit am Dienstag ein Ruck durch die Gespräche in Finnland geht", sagte Guntram Schneider, NRW-Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Der Nokia-Betriebsrat will unter anderem mit 14 Millionen Euro Investitionen in neue Produktlinien die Arbeitskosten in Bochum senken. Die Bochumer Arbeitnehmervertreter hoffen, der Nokia-Führung am Dienstag ihre Vorschläge für einen Erhalt des Bochumer Werks erläutern zu können. In Bochum stehen mehr als 2000 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Am Montag wird das neue Werk des finnischen Handyherstellers in Jucu bei Cluj (Klausenburg) in Rumänien eröffnet, wohin nach der Schließung von Bochum Mitte des Jahres ein Großsteil der Produktion verlagert werden soll. Zunächst werden dort nach Angaben von Nokia 200 Mitarbeiter die Arbeit beginnen.

Quelle : www.heise.de
Titel: Nokia lehnt Betriebsrat-Pläne zum Erhalt der Handy-Produktion in Bochum ab
Beitrag von: SiLæncer am 12 Februar, 2008, 15:30
Der Betriebsrat des weltweiten Handy-Marktführers Nokia ist mit seinen Plänen zum Erhalt der Produktion am nordrhein-westfälischen Standort Bochum gescheitert.

Das Nokia-Management hat die am Vormittag vorgestellten Vorschläge des Betriebsrates erwartungsgemäß als "nicht umsetzbar" zurückgewiesen. Das haben beide Seiten nach einem Treffen am Hauptsitz des Unternehmens in Espoo (Finnland) am Dienstag mitgeteilt. Jetzt müsse es darum gehen, für die 2.300 Beschäftigten in Bochum Arbeitsplätze bei anderen Unternehmen zu finden, hieß es in der Mitteilung.

Quelle : SAT+KABEL
Titel: NRW-Regierung fordert von Nokia Vorschläge für Ersatzarbeitsplätze
Beitrag von: SiLæncer am 13 Februar, 2008, 14:29
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) fordert vom finnischen Handykonzern Nokia konkrete Vorschläge für Ersatzarbeitsplätze am Standort Bochum. Nokia müsse jedem einzelnen der 2300 Beschäftigten eine Perspektive bieten, sagte sie heute im Wirtschaftsausschuss des Düsseldorfer Landtags. Thoben kritisierte das Nein des Nokia-Vorstands zu den Vorschlägen des Betriebsrats für den Erhalt des Bochumer Werks. Dies zeige, "dass Nokia von vornherein kein anderes Ziel verfolgt hat als die komplette Schließung des Werks". Nokia will den Standort Mitte des Jahres aufgeben.

Am Donnerstag ist das erste Treffen der Arbeitsgruppe von Landesregierung und Nokia-Management zur Zukunft des Standorts Bochum geplant. Das Land werde auf den Erhalt der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Bochum dringen, sagte Thoben. Denkbar sei auch die Weiterentwicklung des Geländes um das Bochumer Nokia-Werk zu einem Industriepark. Für die Nokia-Beschäftigten müssten Arbeitsplätze bei Unternehmen gefunden werden, "die am Markt etabliert sind und langfristige Geschäftsziele verfolgen".

Der Nokia-Betriebsrat will eine Transfergesellschaft wie bei BenQ Mobile möglichst vermeiden. "Lieber wären uns gute Abfindungen und neue Jobs für die Nokia-Mitarbeiter", sagte Betriebsrat Wolfgang Siebert heute der dpa. Im Mittelpunkt müsse die Suche nach Investoren für Teile der Bochumer Handy-Produktion stehen. Derzeit würden durchgehend Informationsgespräche für die Angestellten in Bochum abgehalten.

Nokia kann nach Angaben von Thoben bis zum kommenden Freitag zur Rückforderung von Subventionen in Höhe von 41 Millionen Euro Stellung nahmen. Das Wirtschaftsministerium will das Geld zurückverlangen, weil Nokia seit Januar 2002 in Bochum die Zahl der vereinbarten 2860 Dauerarbeitsplätze erheblich unterschritten haben soll. Der Konzern hält die Forderung für unberechtigt.

In der Ausschusssitzung gab es heftigen Streit über die Frage, warum Nokia so lange unbemerkt gegen die Subventionsauflagen verstoßen konnte. Thoben versicherte, sie habe erst nach der Ankündigung der Werksschließung davon erfahren. Sie lasse derzeit prüfen, warum nicht die alte rot-grüne Landesregierung eingeschritten sei. Ihr Amtsvorgänger Harald Schartau (SPD) habe gewusst, dass Nokia zu wenige Arbeitsplätze geschaffen habe, sei aber nicht tätig geworden.

Die SPD-Opposition hielt der Ministerin vor, sie hätte spätestens nach dem aus für das BenQ-Handywerk in Kamp-Lintfort Ende 2006 hellhörig werden müssen. Die Insolvenz von BenQ Mobil hätte bei der Landesregierung "alle Signale auf Rot stellen müssen", sagte Schartau. Zudem kritisierte die Opposition, dass es noch keinen Prüfbericht zur Verwendung der Nokia-Subventionen gebe. Die Bindungsfrist sei schließlich schon im Herbst 2006 abgelaufen.

Quelle : www.heise.de
Titel: In neuer Nokia-Stadt gehen die Lichter schon wieder aus
Beitrag von: SiLæncer am 31 Januar, 2009, 15:50
Cluj. Ein Jahr nach der Nokia-Euphorie zerstört die Krise die großen Hoffnungen von Cluj. Einer nach dem anderen ziehen die großen internationalen Konzerne wieder ab. Die Begründung eines Managements: Angesichts sinkender Nachfrage seien die Arbeitskräfte in Rumänien zu teuer.

Letztes Jahr war Aufbruch in Cluj. Der finnische Elektronik-Riese Nokia verlegte seine Handy-Produktion von Bochum nach Rumänien, und in Cluj, Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks in Siebenbürgen, schien das goldene Zeitalter anzubrechen. Dies Jahr ist Trübsal – die globale Krise hat die großen Hoffnungen brutal zerstört. Einer nach dem anderen ziehen die großen internationalen Konzerne wieder ab. Der Kapitalismus, dessen Ankunft sie damals euphorisch feierten – sorry, Bochum! – zeigt seine hässliche Seite: Tschüss, Klausenburg.

Die vier Autokabel-Fabriken des japanischen Unternehmens ACE Fujikura – Hauptkunde Volkswagen - machen dicht. Von Transsylvanien wird die Produktion nach Marokko verlegt. 3000 Beschäftigte werden in den nächsten beiden Monaten die Entlassungspapiere in Empfang nehmen müssen. Hinzu kommen die Belegschaften zahlreicher kleinerer Zulieferer aus Cluj und Umgebung. Begründung des Fujikura-Managements: Angesichts sinkender Nachfrage seien die Arbeitskräfte in Rumänien zu teuer.

Die Behörden in Cluj schätzen, dass bis zum Frühling insgesamt 10.000 Beschäftigte ihren Job verlieren werden. Nicht immer sind es Arbeitgeber aus dem Ausland, die sich anderweits orientieren. Der größte Arbeitgeber im nahegelegenen Dej, der Papier- und Zellulose-Produzent Somes SA, hat ebenfalls Entlassungen angekündigt. 400 Leute sind betroffen.

Nokia gibt sich zugeknöpft

Nokia selbst gibt sich bezüglich seiner genauen Pläne zugeknöpft. Die Tendenz freilich ist klar: Das große Rad wird nicht mehr gedreht. Aus den angekündigten bis zu 5000 Stellen sind 3000 geworden. Das Dezembergeschäft war enttäuschend, weswegen die Verträge von 104 Mitarbeitern nicht verlängert wurden. Und wichtige Zulieferer stornieren ihrerseits das Engagement in Cluj: Der chinesische Gehäuse-Hersteller BYD verzichtet auf die geplante Niederlassung. Die skandinavische Hansaprint, die für die Nokia-Handys Verpackungen und Betriebsanleitungen drucken sollte, hat bis auf weiteres alle Investitionen in Rumänien auf Eis gelegt.

In der Lebensmittel-Branche ziehen die internationalen Großkonzerne Coca Cola und Kraft aus Transsylvanien ab. Italienische Kleidungs- und Schuhproduzenten sind angesichts gestiegener Löhne in Rumänien bereits nach Moldawien oder in die Ukraine abgewandert. Auch der schwedische Autoteile-Hersteller Trelleborg, der erst vor drei Jahren aus England in den Bezirk Cluj umgezogen war, erwägt ebenfalls weiterzuziehen.

Quelle : www.derwesten.de
Titel: Re: In neuer Nokia-Stadt gehen die Lichter schon wieder aus
Beitrag von: doyle am 31 Januar, 2009, 16:08
Zitat
die Arbeitskräfte in Rumänien zu teuer

Die Firmen werden wohl bald gezwungen sein, sich bei der Suche nach bezahlbarer Arbeitskraft auf anderen Planeten umzusehen.
Titel: Nokia drückt Überwachungsrechte für E-Mails durch
Beitrag von: SiLæncer am 01 Februar, 2009, 15:14
Der Handyhersteller Nokia hat von Finnlands Regierung Überwachungsrechte für alle E-Mails eigener Mitarbeiter verlangt und andernfalls mit dem Abzug des Unternehmens gedroht. Das berichtete die größte finnische Zeitung Helsingin Sanomat am heutigen Sonntag unter Berufung auf politische Kreise. Die Regierung von Ministerpräsident Matti Vanhanen habe mit Blick auf den möglicherweise drohenden Verlust von 16.000 finnischen Nokia-Arbeitsplätzen sowie Steuereinnahmen die gewünschte Gesetzesinitiative eingeleitet. Nokia wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren.

Der größte Handyhersteller der Welt hatte den Vorstoß für massiv erweiterte Kontrollrechte laut Zeitung 2005 gestartet. Auslöser war ein vermuteter Verrat von Konstruktionsgeheimnissen per Mail an den chinesischen Konkurrenten Huawei. Das Unternehmen habe damals den Verdacht nicht auf legale Weise durch Kontrolle des Mailverkehrs überprüfen können und deshalb "massive Lobbyarbeit" für umfassende neue Kontrollrechte des Arbeitgebers eingeleitet.

Einer der von der Helsingin Sanomat anonym befragten Beteiligten am Entwurf des neuen Gesetzes sagte, Nokia habe "sehr heftigen Druck" ausgeübt: "Die Botschaft war sehr klar. Wenn das Gesetz nicht durchgeht, wird Nokia Finnland verlassen." Der Konzern ist das mit Abstand größte Unternehmen des nordeuropäischen Landes.

Verfassungs- und Datenschutzexperten haben den in einigen Wochen zur Abstimmung stehenden und allgemein "Lex Nokia" genannten Gesetzentwurf als verfassungswidrig kritisiert. Er würde Arbeitgebern sowie auch Schulen, Bibliotheken oder Vermietern nach der als sicher geltenden Annahme das Recht geben, den Mailverkehr in jeweils eigenen Netzen zu überwachen. Während die jeweiligen Inhalte wie bisher nicht eingesehen werden dürfen, können Absender, Adressat, Themen, Sendezeiten sowie Anhänge überprüft werden.

Quelle : www.heise.de
Titel: Re: Nokia drückt Überwachungsrechte für E-Mails durch
Beitrag von: ritschibie am 01 Februar, 2009, 15:57
George Orwell lässt grüssen:  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/set/033.gif)  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/set/041.gif)  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/set/040.gif)  (http://www.cheesebuerger.de/images/smilie/set/036.gif)
Titel: Deutschland kann mit EU-Hilfen für Nokia-Entlassene rechnen
Beitrag von: SiLæncer am 01 August, 2009, 08:48
Die EU-Kommission hat am heutigen Freitag einem Antrag Deutschlands auf finanzielle Unterstützung für Maßnahmen stattgegeben, die im Zusammenhang mit der Schließung des Bochumer Nokia-Werks durchgeführt wurden oder noch erbracht werden. Der größte Mobiltelefonhersteller weltweit hatte die Produktion im Ruhrgebiet im vergangenen Sommer eingestellt und laut Antrag unter anderem aus Kostengründen nach "China, Südkorea, Indien, Mexiko und Brasilien" verlagert. Rund 2300 Mitarbeiter verloren in Bochum ihren Arbeitsplatz, von denen mehr als 1300 in einer Transfergesellschaft aufgefangen wurden.

Im Februar 2009 stellte Deutschland dann einen Antrag auf einen Finanzbeitrag aus dem "Europäischen Fonds für die Anpassung an die Globalisierung" (EGF), der im Jahr 2007 aufgelegt worden war und Arbeitnehmer unterstützen soll, die von "globalisierungsbedingten Entlassungen" betroffen sind. Zu den Fördervoraussetzungen gehört unter anderem, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums mindestens 500 Entlassungen vorliegen müssen. Der Antragsteller muss zudem nachweisen, dass die Entlassungen schwerwiegende Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation und die lokale Wirtschaft haben.

Seit kurzem können über den EGF im Übrigen auch Mittel für Arbeitskräfte beantragt werden, die als Folge der allgemeinen Finanz- und Wirtschaftskrise ihre Stelle verloren haben. Pro Jahr stehen den EU-Mitgliedstaaten insgesamt bis zu 500 Millionen Euro aus dem Globalisierungsfonds zur Verfügung. Deutschland hatte zuvor bereits einen Antrag in Höhe von 12,8 Millionen Euro für Maßnahmen im Zusammenhang der Insolvenz des Handy-Herstellers BenQ Mobile gestellt, der Ende Juni 2008 erfolgreich abgeschlossen wurde.

Im Fall Nokia beantragte Deutschland eine Förderung in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro, was 50 Prozent der Gesamtkosten des etwa 11 Millionen Euro teuren Maßnahmenpakets für die Nokia-Entlassenen entspricht. Größter Posten ist dabei die Zahlung von Transferkurzarbeitergeld, das sich laut Antrag (PDF-Datei) auf insgesamt 6,78 Millionen Euro summiert. Für Verwaltungsaufgaben werden 500.000 Euro geltend gemacht, eine "Wissenschaftliche Studie (Stichprobenerhebung)" schlägt den Angaben zufolge mit 50.000 Euro zubuche.

"Dieser Antrag hat meine volle Unterstützung, weil er mehr als 1300 Arbeitnehmern wieder zu einer Beschäftigung verhelfen kann", erklärte der EU-Kommissar für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit, Vladimír Špidla. Bevor das Geld aus dem Europäischen Globalisierungsfonds ausgezahlt werden kann, müssen allerdings noch die 27 EU-Mitgliedsstaaten und das Europaparlament zustimmen. Dies soll nach Angaben einer Kommissionssprecherin noch in diesem Jahr erfolgen.

Zuletzt hatten Nokia, die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Stadt Bochum einen Vertrag für das Projekt "Wachstum für Bochum" unterzeichnet, das mit 53 Millionen Euro ausgestattet ist. Von der Summe, zu der Nokia selbst 33 Millionen Euro beisteuert, sollen etwa 30 Projekte vor allem in den Bereichen Technologie, Maschinenbau, Gesundheit, Jugend und Bildung gefördert werden. 20 Millionen des gesamten Förder-Pakets zahlt der Steuerzahler.

Quelle : www.heise.de (http://www.heise.de)
Titel: Bund blitzt mit Rückzahlungsforderung gegen Nokia ab
Beitrag von: SiLæncer am 10 Juni, 2010, 20:20
Nokia  muss keine Fördermittel an den Bund zurückzahlen, die im Jahr 2004 für ein Forschungsvorhaben des Nokia Research Center in Bochum bewilligt worden waren. Dies hat das Verwaltungsgericht Köln  mit einem am Donnerstag verkündeten Urteil entschieden (Az.: 16 K 5313/08). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wollte einen Betrag von rund 1,3 Millionen Euro von dem Mobiltelefonhersteller erstattet bekommen, nachdem das Unternehmen seinen Bochumer Standort im Jahr 2008 geschlossen  und die Produktion in andere Nokia-Werke verlagert hatte.

Das Ministerium begründete die Rückforderung damit, dass zu den Bedingungen der Förderung eine mehrjährige Verwertungsphase in Bochum nach Abschluss der Projektphase gehört habe. Mit der Schließung des Standorts sei der Förderungszweck nicht mehr erfüllt gewesen. Dieser Argumentation folgte das Gericht aber nicht. Nokia habe die erhaltenen Fördergelder nicht zweckwidrig verwendet, urteilten die Richter. Dem Förderbescheid sei weder ausdrücklich noch durch Auslegung eine Verpflichtung zu entnehmen, wonach Nokia das Forschungszentrum am Standort Bochum über den Sommer 2008 hinaus hätte erhalten müssen.

Den Rückforderungsbescheid des Ministeriums hob das Verwaltungsgericht Köln deshalb auf. Rechtskräftig ist das Urteil allerdings noch nicht, der Bund kann dagegen einen Antrag auf Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht in Münster stellen. Nokia, das wegen des Weggangs aus Bochum einen erheblichen Image-Verlust in Deutschland erlitten hatte, beteiligte sich im vergangenen Jahr mit einem zweistelligen Millionenbetrag am Förderpaket "Wachstum für Bochum", in dessen Rahmen etwa 30 Projekte in den Bereichen Technologie, Maschinenbau, Gesundheit, Jugend und Bildung gefördert werden.

Quelle : www.heise.de