Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 95287 mal)

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Hal Faber hat eine unteilbare Demo in Berlin besucht, gegen Voldemorts Polizeigesetze und ohne Zauberei. Den Überwachungskapitalismus juckt das aber wohl nicht.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hach, die #unteilbar-Demo ist durch Berlin gezogen an einem wunderschönen goldenen Oktobertag. Alle waren ganz außerordentlich solidarisch und unteilbar in ihren Blöcken. Was vielleicht fehlte, waren Stempel der einzelnen Demo-Blöcke für die umherflitzenden Kinder, sozusagen als Rekord-Merkerchen, wie man es von anderen Großveranstaltungen kennt. Von früheren Demos kenne ich noch das hübsche, absolut nicht gegenderte "Bürger, lasst das Gaffen sein, kommt herunter, reiht euch ein." Anno 2018 klingt das anders und ich weiß nicht, ob Zuschauer das überhaupt verstanden haben, was da skandiert wurde: "Kommt, kommt, kommt! Heraus aus euren Filterblasen!" Ob das verständlich ist? Vielleicht für Sahra Wagenknecht und all die von #Aufstehen, die sich ausklinkten nach dem Geheiß ihrer Führerin. Auch die Idee, mit Harry Potter zu demonstrieren, war etwas irritierend. "Stoppt Voldemorts Polizeigesetze!" Nunja, der Unsinn mit der "drohenden Gefahr" wird von Ordnungsfetischisten wie Herbert Reul vertreten, den seine Juristen gestoppt haben. Da braucht es keine Zauberkräfte. Ganz sicher war die Demonstration eine machtvolle Versammlung all derer, die sich gegen die kapitalistische Akkumulation des Verhaltensüberschusses aussprachen und dem Überwachungskapitalismus eine Absage erteilten. Doch halt, ich greife vor. Was hatten wir denn diese Woche?

*** Wir hatten Papst, das war ganz nett, aber es kommt noch besser: wir haben endlich den Abschlussbericht zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz in Berlin. Garniert mit den üblichen sinnfreien Statements. Diesmal tut sich nicht einmal der Seehoferhorst vor, sondern der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, der beste Freund von Hans-Georg Maaßen. Welchselbiger immer noch unsere Verfassung schützt, bis beim Horst die Stelle freigeschaufelt ist, auf der der rechtslastige Experte irgendetwas koordinieren kann. Sein Buddy Dieter Romann hat unterdessen die Gesichtserkennung über den grünen Klee gelobt, als ganz schickes Instrument, mit dem Straftäter einfach so "ohne zusätzliche Polizeikontrollen erkannt und festgenommen" werden können. So ratzfatz soll das gehen? Blättert man im Abschlussbericht bis kurz vor dem Ende, so findet sich dort die von Maaßens Verfassungsschutz übernommene Aussage, dass sich rund 600 islamistische Gewalttäter in Deutschland aufhalten. Das sei eine Zahl von Gesichtern, die sich kein Polizist einprägen könne. Wegen dieser 600 sollen jetzt auf deutschen Bahnhöfen intelligente Videoanalysesysteme hinter den Videokameras installiert werden und die Burschen suchen, die für den IS Böses planen. Findet sie alle heißt es, wenn die Polizei ihr automatisiertes Fangdenhut mit den Bürgern spielt.

*** Natürlich fehlt es nicht an Berechnungen im Heise-Forum, die aus der Zahl der Fehlalarme ein tagtägliches Chaos prognostizieren, in dem auf Bahnhöfen ständig das berühmte seyfriedsche "POP! Stolizei!" gerufen wird. Denn selbst wenn das, was der Abschlussbericht sinnigerweise falsch eine "Falschakzeptanzrate" nennt, in dem vom Bericht gewünschten Promillebereich liegt (nämlich beim hust, hust "fast nicht mehr messbaren Wert von 0,00018%"), dürfte auf deutschen Bahnhöfen mit Millionen von Reisenden täglich eine Verhaftungswelle von "falsch Akzeptierten" im Halbstundentakt schwappen, wenn "ohne zusätzliche Polizeikontrolle" Menschen nach den Berechnungen der neuronalen Netze vorläufig festgenommen werden, wenn sie keinen Ausweis mit sich führen. Haben sie den "neuen" Personalausweis oder den elektronischen Aufenthaltstitel dabei, kann er dank Smartphone und einem kleinen Zusatzleser schnell und bruchlos geprüft werden.

*** Dabei enthält der Abschlussbericht noch ganz andere Seltsamkeiten. Gelobt wird da, wie die Erkennungsrate in der zweiten Testphase gestiegen ist, als Überwachungskameras mit Bildern von Personen arbeiten, die zuvor von genau diesen Kameras fotografiert wurden. Wie oft wird das vorkommen, dass ein fieser Terrorist genau von der Kamera aufgespürt wird, die auch das Referenzbild für seine Suche erstellt hat? Macht nichts, die Erkennungsrate ist einfach beeindruckend, meint Horst Seehofer. Stutzig macht auch der Satz: "In Fällen, in denen kein korrelierender Datensatz aufgefunden werden konnte, war entweder von einem Falsch-Treffer (falsch positiv) auszugehen oder es handelte sich um einen richtigen Treffer, bei dem die Person den Transponder nicht mitgeführt hatte." Wie häufig die Probanden ihren Transponder vergaßen, vielleicht sogar in der den Test sabotierender Absicht, wird nirgends aufgeführt. Genau 111 Personen wurden aus dem Testpool entfernt, ehe man zur zweiten Testphase überging. Selbst dann, wenn nur jeder Zehnte ab und an seinen Transponder vergessen hätte, wären die so erzielten Erkennungsraten reif für die Tonne.

*** Einen ganz besonderen Kick erhält der für Ende August angekündigte Abschlussbericht durch den Zeitraum der Veröffentlichung. Einen Tag vor der unteilbar-Demo, auf der der Block "Freiheit statt Angst" gegen Überwachung demonstriert und zwei Tage vor der Landtagswahl in Bayern mit seinem neuen Polizeigesetz will Seehofer zeigen, was der Überwachungsstaat leisten kann. Der Zeitpunkt ist auch deswegen interessant, weil sich in dieser Woche die Datenethikkommission zu Problemen der künstlichen Intelligenz (KI) mit ihren neuronalen Netzen zu Wort gemeldet hat. Die erste Empfehlung der Kommission trägt die Überschrift: "Beachtung der an unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung orientierten ethischen und rechtlichen Grundsätze im gesamten Prozess der Entwicklung und Anwendung künstlicher Intelligenz“. Kurz gesagt soll KI nur zu verfassungskonformen Anwendungen führen und die Grundrechte sowie das Recht auf informationelle Selbstbestimmung beachten. Eine Selbstverständlichkeit, könnte man meinen, doch bezogen auf die Gesichtserkennung werden die Bürger unter Generalverdacht gestellt. Somit kommen wir von den technischen zu den gesellschaftlichen Fragen. Einfach nur den Kopf um 15 Grad von der Kamera weg drehen reicht nicht.

Was wird.

Am kommenden Montag tritt Bill Gates in Berlin auf und spricht mit Bundesminister Gerd Müller über das Innovationspotential des "Chancenkontinents" Afrika. Bill Gates gehört zu denen, die unermüdlich durch Afrika touren und die junge Generation von Afrikanern unterstützen, ihren Weg zu gehen. Das tut auch der "Telefonmogul" Strive Masiyiwa in Simbabwe, der Geld für die Bekämpfung der dort grassierenden Cholera gibt, während andere dort ihre Bugatti einfliegen lassen.

Auf der jährlich erscheinenden Liste seiner Sommerlektüren hat Bill Gates das Buch Capitalism without Capital gesetzt. Es will erklären, wie die immaterielle Wirtschaft funktioniert, etwa die Softwareproduktion von Microsoft. Diese Wirtschaft besteht aus verborgenen, versunkenen Kosten, zeichnet sich durch leichte Skalierbarkeit aus und steckt voller Synergie- und Übergangseffekte, meinen die Autoren, die den Kapitalismus loben, wegen seiner Lebendigkeit. Sei's drum. Auf Bill Gates folgt in Berlin eine Veranstaltung mit Shoshana Zuboff, die mit ihrem 700-Seiten-Wälzer "Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus" gleich beides analysiert, die zunehmende Überwachung und die große wirtschaftliche Bedeutung, die diese Überwachung für den Fortbestand des Kapitalismus hat. Das kann man vielleicht anhand der Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz erklären: hier wird mit mehr Daten gerechnet, als zur Gesichtserkennung von 600 mutmaßlichen Terroristen notwendig sind. Es entsteht ein Datenüberschuss, der als Verhaltensüberschuss auf "Verhaltensterminkontraktmärkten" gehandelt werden kann. Je besser die Vorhersagekraft dieses Verhaltensüberschusses ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich als geldwertes Kapital von der Onlinewelt in die reale Welt begeben und dort gehandelt werden kann. Schließlich modifiziert er das Verhalten von realen Menschen.

Ob die neue Form der Ware-Geld-Ware-Zirkulation im Sinne von Marx korrekt wiedergegeben ist, wird sich zeigen, denn die Diskussion um Zuboff beginnt erst. In jedem Fall endet ihr Wälzer mit einer tiefen Verbeugung vor Frank Schirrmacher, dem verstorbenen Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das ist das Blatt, das 2018 dem AfD-Politiker Alexander Gauland Platz gibt, seinen Populismus zu erläutern, der an historische Vorbilder erinnert. Manches ist einfach nicht teilbar.

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Es ist keine Dystopie, es ist die reale Gegenwart, in der ein Journalist in einem Konsulat getötet wird. Die Welt schaut weg, Hal Faber nicht.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das Erleben der Gegenwart kann schmerzlich sein. Hans-Georg Maaßen ist noch als Präsident des Verfassungsschutzes im Amt und der Staat ist noch da, der so einen nicht ohne Grund auf diesen Platz gesetzt hat. Saudi-Arabien kann in einem seiner Konsulate einen Journalisten töten und zerstückeln und alle Welt schaut zu oder besser weg, weil das Rüstungsgeschäft nun einmal so eine wichtige Branche ist. Es mag ja sein, dass die arabische Welt Meinungsfreiheit braucht, aber Absatzmärkte sind Absatzmärkte und Jemen ist weit weg.

*** In dieser unserer Gegenwart mag es ganz heilsam sein, sich eine andere Welt vorzustellen, etwa eine, in der Charles Babbage erfolgreich seine Analytische Maschine bauen konnte und Ada Lovelace zum Superstar unter den Programmiererinnen wurde. Es wäre eine Welt, in der Computer und das Internet 70 Jahre früher entdeckt und genutzt worden wäre, natürlich am besten von den Nationalsozialisten und ihren Komputern, komplett mit einer arischen Programmiersprache. Wir hätten jetzt noch ein prächtiges Nationales Sicherheitsamt, würden zum Grab des großen Führers Otto Remer in seinem Sonnenpalast pilgern und die Losung der Woche skandieren: "Die Verstärkung der Verteidigungsmacht des Landes stellt die allerwichtigste der Staatsangelegenheiten dar, und von der mächtigen Bewaffnung hängen die Würde des Vaterlandes, das Glück des Volkes und der Frieden ab."

*** Dann lieber doch zurück in die Gegenwart, wo es diesen guten Journalismus gibt! In dieser Woche haben gleich zwei internationale Rechercheverbände ihre Ergebnisse vorgelegt. Beim European Far Right Research Network ist aus Deutschland die tageszeitung dabei, den rechten Propagandakrieg zu beschreiben, der von Parteien wie der AfD, FPÖ und Fidesz geführt wird. Fake News wie die von einem Journalisten, der den Hitlergruß gezeigt hat, machen europaweit die Runde. Wo sie bereits in der Regierung sitzen, wie in Österreich, wird empfohlen, die Kommunikation mit regierungskritischen Medien auf "das nötigste (rechtlich vorgesehene) Maß zu beschränken." Besonders beliebt sind Facebook-Kanäle, ganz vorneweg der von Italiens Innenminister Matteo Salvini, der Italien in Ordnung bringt. Doch hach, nicht nur die Rechte kann Facebook wunderbar bedienen. Doch so etwas funktioniert nicht nur in Italien und Österreich: Mitten im schönen Berlin sitzt übrigens eine russische Trollfabrik, die mit Facebook-Kanälen wie Redfish mit Followern auf rechter wie linker Seite eine ganz eigene Agenda betreibt, Nachrichten zu unterlaufen.

*** Eine weitere Recherchegruppe von Correctiv und anderen Medien wie Zeit und Zeit online hat die Untersuchung der Cum-Ex-Files wieder aufgenommen und ermittelt, dass der Steuerbetrug viel umfassender war als noch vor einem Jahr angenommen. Allein die deutsche Volkswirtschaft wurde um mindestens 38 Milliarden Euro erleichtert. "Superreiche stehlen Milliarden für ihre Gier. Geld, das Kindergärten, Altenheimen und Städten fehlt. Sie bestehlen uns alle", so tönt die harmlose Version der Anklage. Andernorts ist von asozialer Geldmacherei die Rede. Selbst in Österreich ist man aufgewacht. Steuerraub um 55,2 Milliarden Euro. "Selbst das Wort "Gier" ist in diesem Fall noch zu beschönigend. Die Akteure waren nicht einfach nur "gierig", sie haben jeglichen Anstand und jegliche Moral über Bord geworfen. Sie handeln wie jemand, der ein Haus ausraubt und sich damit rechtfertigt, dass die Tür nicht abgeschlossen war." So geht Kapitalismus, Baby, Kapitalismus geht so.

Was wird.

Künstliche Intelligenz ist eine sehr ordnungsliebende und ergründliche Intelligenz, das war dieser Tage auf einer Tagung des Fraunhofer ÖFIT zu lernen. Künstliche Intelligenz ist ein Megatrend wie Hype gleichermaßen. Sie stiftet Ordnung, wo in den Subsystemen von Staat, Religion und Technik sonst fröhliches Chaos herrscht, weil jedes System mit sich selbst beschäftigt ist. Die Religion beschäftigt sich mit Immanenz und Transzendenz, dem Staat geht es um Macht und Sicherheit und drölfzig Polizeigesetze gegen alles, was irgendwie eine Gefahr sein soll. Der Technik geht es hingegen nur um Kontrolle. Wo aber bleiben die Medien? Gemach: Heute Abend läuft wieder mal ein Tatort, in dem wie schon einmal eine Künstliche Intelligenz beim Mordsgaudi mit dabei ist. Diesmal heißt sie nicht Bluesky, wie im HAL-Tatort, sondern bajuwarisch korrekt Maria. Lang und breit müssen die Kommissare Leitmayr und Batic lernen, was denn ein Turing-Test ist und wieso ein KI-Programm wie Maria aus dem KI-Rechenzentrum fliehen konnte. Nur schade, das nach der optischen Delikatesse von Bluesky die KI Maria so phantasielos in Szene gesetzt wird wie jede x-beliebige Spracherkennung. Da hat ja Alexa mehr Pep, wenn sie beim Röcheln zuhört.

In der anstehenden Woche wird vor einem Gericht im fernen Ecuador in einem Eilverfahren über die Frage verhandelt, ob die in einer Art "Hausordnung" festgelegten neuen Rechte und Pflichten von Julian Assange gegen seine Menschenwürde verstoßen. Er soll regelmäßig duschen, die Sanitäranlagen säubern und das Katzenklo von Michi Cat-stro reinhalten, dann bekommt er wieder einen schnellen Internet-Zugang abseits seiner Smartphones. Aus dem Drama ist vollends eine Komödie geworden, mit wirklich witzigen Einfällen wie dem von Ecuador, Assange als Berater einzustellen und mit einer Apanage von 2000 Dollar monatlich in die russische Botschaft zu schicken.

Apropos Menschenwürde: Die Würde des Menschen ist unantastbar, so leitete ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge eine Pressekonferenz ein, in der mächtig über die Medien geschimpft wurde. Unverschämt und respektlos seien sie mit ihren ach so sensiblen Spielern umgegangen. So etwas dürfen nur die Bosse des FC-Bayern, für die es ein eigenes Grundgesetz gibt. Wie wäre es, wenn zukünftig der Artikel 18 des Grundgesetzes um einen Bayern-Passus erweitert wird, das bei der ungestörten Religionsausübung namens Fußball die Würde des Menschen keine Rolle mehr spielt? Ach, den Vorschlag gibt es schon, von der AfD gemacht und auf den Islam bezogen? Na, so ein Zufall.

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Was war. Wettrüsten oder Waffelessen, das ist die Frage.
« Antwort #752 am: 28 Oktober, 2018, 01:00 »
Zeit! Irgendwann gab es sie gar nicht, heute wird sie uns geschenkt. Ja, auch Hal Faber weiß, dass das Quatsch ist. Wie so vieles andere.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Ja, da haben oder bekommen wir wieder die gute alte Winterzeit und so einmal mehr den Blödsinn zu lesen, dass wir eine Stunde "geschenkt" bekommen haben. Aus der simplen Zeitumstellung wird so ein Akt der staatlichen Wohlfahrt. Bei anderen Auslassungen ist gar von einem Mini-Jetlag die Rede. Nein, ich will an dieser Stelle nicht die Debatten wiederholen oder mich auf eine dieser Umfragen einlassen, bei der die Ablehner der Zeitumstellung regelmäßig gewinnen. Alle wirklich wichtigen Argumente sind genannt, und wenn ich jetzt eine Stunde lang über den Segen der Zeitumstellung schwadroniere, würde ich in aller Unlogik das soeben geschenkte Stündchen stehlen.

*** Immerhin ist uns Journalisten an anderer Stelle in dieser Woche wirklich Zeit geschenkt worden und zwar vom Bundesverfassungsgericht. Es hat die Beschwerden des Recherche-Netzwerks Correctiv und des Spiegel gegen überfallartige Gegendarstellungsbegehren per einstweiliger Verfügung anerkannt. Kernsatz des Urteils: Bevor gegen ein Medium eine einstweilige Verfügung erlassen wird, müssen seine Argumente vom jeweiligen Gericht zur Kenntnis genommen werden. Die gängige Argumentation, dass die angebliche Verletzung von Persönlichkeitsrechten in einem Artikel oder einem TV-Beitrag besonders eilbedürftig sei, ist abgeschafft worden. Es gibt ein grundrechtsgleiches Recht auf prozessuale Waffengleichheit, was bedeutet, dass ein Gericht vor der Gegendarstellung die Argumente des betroffenen Mediums hören muss.

*** Heute wählen die Hessen, und die Frankfurter Allgemeine Zeitung übt sich in der schönen Kunst des Knittelreims: "Wenn de Hessebembel kippt, die Groko übern Jordan hippt. Wenn der Deifel hält die Messe, wern die Grüne Chefs von Hesse." Irgendwie will Schwarz-Grün weitermachen wie bisher, die Differenzen sind ja klein. Neben dem Diesel-Dauerbrenner ist es eigentlich nur die Gesichtserkennung, bei der man unterschiedlicher Ansicht ist. Die Schwarzen (und die AfD) wollen die Videoüberwachung mit Gesichtserkennung einführen, die sich am Berliner Bahnhof Südkreuz in "beeindruckender Weise bewährt" haben soll, die Grünen (und die Linke, die SPD und die FDP) sind dagegen. Die Grünen argumentieren mit dem Datenschutz, Linke und FDP mehr mit der Gefahr eines Überwachungsstaates. Bleibt die Frage, ob dieser Bembel nicht schon längst gut gefüllt wurde unter Schwarzgrün. Schließlich arbeitet Hessen mit Software von Palantir und ist zufrieden, wie berichtet: "Die Software ist wie ein zweites Gehirn für Polizisten, ein Gehirn mit Röntgenblick, das in einer Sekunde Dutzende Verbindungen erkennt."

*** Nur gut, dass die Software nur in polizeilichen Datenbanken rumsucht und laut Artikel gelegentlich ein bisschen Facebook anknabbert und nicht versucht, wie in den USA bekannt wurde, illegale Immigranten aufzuspüren, die US-Präsident Trump schnellstens abschieben möchte. Da helfen Firmen wie Amazon und Palantir. Derweil baut Trump die anstehenden "Midterms" gerade mit Hilfe der Immigrationsfrage zu einem Referendum über seine Präsidentschaft um. Wenn dabei seine Worte und nächtlichen Tweets bombig ankommen, ist dies die Schuld der dämlichen Medien.

*** Bekanntlich will Donald Trump passend zum Jahrestag der Kuba-Krise den INF-Vertrag aufkündigen. Ob damit der Wahnsinn des Wettrüstens von vorne losgehen kann, wie Franz Alt meint, oder ob er längst im Gange ist, wird angeregt diskutiert. Möglicherweise spielt auch der Faktor der Bevölkerungsveränderung eine Rolle. Besonders beruhigend ist es jedenfalls nicht, wenn er den Dr. Seltsam gibt, der nicht mit seinen iPhones spielt, sondern den Finger am Atomknopf hat, um einen "Deal" zu machen.

*** Die Debatte um die Atomwaffen verdeckt etwas den Blick auf andere Waffen, doch halt, ein neues Buch von Constanze Kurz und Frank Rieger ist erschienen, in dem es mächtig cyber-cybert. Ein Kapitel von "Cyberwar" ist online, dort heißt es zur Einordnung der Waffengattung: "Stuxnet war de facto ein Blick in den Waffenschrank, das neuzeitliche Äquivalent zu einem Atomwaffentest oder zum Auffahren einer neuen Interkontinentalrakete auf einer Militärparade." Wenn Stuxnet wirklich das "Äquivalent zu einem Atomwaffentest" gewesen sein sollte, dann muss der Begriff des Cyberwars viel weiter gefasst werden und in Richtung der hybriden Kriegführung gedeutet werden. Im Informationsraum wird ganz real gekämpft, in Norwegen hingegen nur geübt, wie es um die neuen Anforderungen nach dem Kalten Krieg bestellt ist.

*** Mitunter gibt es Zusammenhänge, die sich erst im Nachhinein als solche zu erkennen geben. In dieser Woche ging es bei "Zahlen, bitte" um die halb scherzhaft gesagte Antwort des KI-Pioniers John McCarthy, dass es 1,7 Einsteins brauche, um bei der Künstlichen Intelligenz größere Fortschritte zu erzielen. Tags darauf wurde bekannt, dass einer dieser Einsteins verstorben ist. Mit Trauer sei mit diesem Artikel als Karlheinz Meier erinnert, der am BrainScaleS-Chip arbeitete, an der Schnittstelle zwischen Hardware und Hirnware. Vielen wird Karlheinz Meier nicht als KI-Forscher, sondern als munterer Erklärbär physikalischer Phänomene in Erinnerung sein, die in einem Youtube-Kanal gesammelt sind. Mögen sie nicht dem digitalen Vergessen anheimfallen.

Was wird.

A star is born in Paderborn. Er heißt Beppo und steht in dem neuen Robotik und KI-Bereich des Heinz-Nixdorf-Museumsforum. Beppo fegt wie der berühmte Balayeur in der Ballade von Jaques Prevert, nur ohne Engel und Poesie. Dabei soll Beppo ein poetisches Vorbild haben. Was uns zur nächsten Ausstellung führt, die in Bayern angesiedelt ist und der Kunst, Kreativität und Technik des Computerpioniers Konrad Zuse gewidmet ist. Am andern Ende von Bayern liegt Vilshofen und auch dieser schöne Flecken bekommt ein Computer-Museum. Wenn das mal nicht zur neuen retro-c't passt, dann esse ich eine Disk^^^, also lieber eine Waffel.

Bekanntlich wird Deutschland mit Riesenschritten digitalisiert. In dieser Woche hat der IT-Planungsrat getagt und beschlossen, dass die erste Phase der Volldigitalisierung abgeschlossen ist. Nun beginnt die zweite Phase, die bis 2022 laufen soll. Schon im November soll es mit dem föderalen Informationsmanagement (FIM) losgehen, wobei wiederum die FITKO gegründet wird, die Förderale IT-Kooperation des Bundes und der Länder. Auf dem Papier ist Deutschlands Verwaltung internationaler Spitzenreiter in der Digitalisierung. Bereits Anfang 2019 kommt XDomina, äh XDomea, die "Spezifikation für den digitalen Dokumentenaustausch im föderalen Regierungshandeln." Das muss doch einmal gesagt werden!

Sonst bleibt es nur bei Miesmacher-Meldungen wie der, dass der Präsentkorb von Feine Sahne Fischfilet niemals den Verfassungsschutz Meckpomm erreichte, den größten Förderer der Band. Er ging an die Tafel Schwerin. So geht Förderalismus, und wir Warten auf das Meer. Im Bauhaus tritt derweil Pur auf.

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Was war. Was wird. Was haben wir gelacht, nicht nur bei Samstag Nacht.
« Antwort #753 am: 04 November, 2018, 07:00 »
Zwischen Geschichtsrevisionismus und Wiederbelebung alter Säcke taumelt die Republik, entsetzt sich Hal Faber - andere Länder haben's aber auch nicht einfach.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Na, es war doch gar nicht so schlimm mit der Zeitumstellung auf die Winter..., ähh, die Normalzeit. Fast alle Uhren schafften das, auch wenn sie nicht, wie der Digital-Rollzahlenwecker von Sankyo im letzten WWWW "ganggenau wie das Sonnensystem" waren. Horas non numero nisi aestivus, wie der Lateiner so sagt. Außerdem verlief alles friedlich, ganz im Gegensatz zum 6. April 1916, als auf Befehl von Kaiser Wilhelm II die "Kriegszeit" am 30. April eingeführt wurde und die Frankfurter Zeitung jubelte, wie man nun den Engländern den Garaus machen werde. Gut, bis zur Novemberrevolution von 1918 musste noch ein bisschen gestorben werden, aber dann veränderte sich Deutschland. Heute ist es die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die den "Meuterern" von der Volksmarine die Ehre abschneidet und die geplante Operation der Kriegsmarine als "letzte Chance, militärisch einen akzeptablen Verhandlungsfrieden zu erreichen", verklärt. In letzter Instanz waren also die Matrosen schuld am Aufstieg von Adolf Hitler.

*** Aufmerksame Mitleser werden es längst wissen: Heute wird die deutsche Comedy geehrt, schließlich lief vor 25 Jahren die erste Folge der RTL Samstag Nacht im Fernsehen, ein Blödelformat, das mehr denn je vermisst wird, nicht nur von alten Säcken. Angeblich wurde mit der "aus Amerika kopierten Schau" der Anfang der Spaßgesellschaft eingeleitet, aber wenn man im Fernsehlexikon blättert oder sich die CDs anschaut, merkt man schnell, dass da doch ein sehr deutscher Humor gefickt eingeschädelt wurde. Vermisst wird auch ein Anreger der gehobenen Blödelei, Ingo Insterburg. Er ist sicher jetzt auf großer Tournee mit dem Engel Karl Ranseier, mit vielen Witzen. Vor 60 Jahren hatte er seinen ersten Auftritt in Berlin. Das erklärte Ziel, genau "87 eineinhalb" Jahre alt zu werden, hat der Ingo nur knapp verfehlt.

*** Der Rückzug von Angela Merkel aus der großen Politik hat begonnen. Überraschender als die Aufgabe des CDU-Parteivorsitzes sind die Versuche von Wolfgang Schäuble, mit Friedrich Merz einen Politiker zu installieren, der neben dem Parteivorsitz und dem Vorsitz im Vorstand der Atlantik-Brücke künftig "eine weiter gefasste Beraterroller ein[nimmt], in der die Beziehungen mit wesentlichen Kunden, Regulierern und Regulierungsbehörden in Deutschland fördern wird". Die Formulierung könnte aus einer Comedy stammen, ist aber modernes und transparentes Politikmanagement, wie es in den Handbüchern von BlackRock steht. Der Rest ist das Heulen alter weißer Männer, die schon Politik machten, als RTL Samstag Nacht im Fernsehen lief.

*** Zu der in der letzten Woche debattierten Gesichtserkennung mit angekoppelter Videoüberwachung soll nach einem Artikel des New Scientist eine Gesichtserkennung an den EU-Außengrenzen kommen, bei der ein Chatbot mit dem Reisenden spricht, während die Kamera die sogenannte Mikromimik aufzeichnet und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz analysiert. iBorderCtrl stellt simple Fragen nach dem Gepäck oder der geplanten Reiseroute. Nach einem Test mit 30 Personen, von denen 15 lügen sollten, ist der intelligente Lügendetektor auf eine Genauigkeit von 76 Prozent gekommen und wird von der zuständigen EU-Kommission bereits als Erfolgsgeschichte gefeiert. Man sei sehr zuversichtlich, auf eine Genauigkeit von 85 Prozent zu kommen. Was bei 700 Millionen Ein- und Ausreisen im Schengen-Raum Millionen von Lügnern produzieren würde, ganz wie die beeindruckende Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz. Deutschland ist übrigens mit dabei: Das Institut für Rechtsinformatik untersucht die Auswirkungen auf die Privatsphäre der in die EU Einreisenden. Was natürlich ein wirklich schlechter Witz einer viertklassigen Comedy ist. Denn mit dem geplanten Entry/Exit-System des Smart Borders Package hat der Reisende seine XY-Sphäre längst vor dem Schengeneintritt abgegeben. Es ist schon so eine Sache mit den Grenzen, und besonders wenn sie Smart werden sollen. Was sich nicht nur zwischen Calais und Dover, sondern auch in Nordirland zeigt, wo die Leute auch noch die smarteste Grenze einreißen wollen.

*** An der Grenze zur Schweiz gab es mancherlei zu verzollen, wenn man aus dem Ausland kommt. Der Sketch mag betulich erscheinen, ist aber das Vermächtnis von Alfred Rasser, der nach einer Chinareise in der Schweiz in Ungnade fiel. Wollen Auslandschweizer heute nicht ins Land einreisen und trotzdem ihr Wahlrecht wahrnehmen, so gibt es das E-Voting: "Mit E-Voting ist die Stimmabgabe nämlich auch auf elektronischem Weg online per Smartphone, Tablet oder Computer jederzeit und von überall her möglich." Nun hat der Chaos Computer Club Schweiz das System untersucht und Sicherheitslücken gefunden. Es ist kein großer Superhack und die Sicherheit kann durchaus verbessert werden. Dennoch befindet der CCC CH auf seiner Website zum Hack, dass E-Voting keine gute Idee ist und in einer Demokratie vermutlich nie sein wird. Die Reaktion der Behörden erfolgte prompt. Sollte die Website nicht vom Netz genommen werden, so werden rechtliche Schritte eingeleitet. Natürlich könnte man auch ein sicheres DNS-Verfahren nehmen, mit Konsequenzen für die Schweizer Websperren. Das nennt man wohl eine geschickte technische Einfädelung.

*** Und noch was anderes. Bei dem, was heutzutage so alles aus Österreich in die Welt dringt und von Vielen im Lande wohl mittlerweile für normal gehalten wird, seien auch mal wieder andere Töne angeführt. Vor allem, da es die Töne eines schon lange aktiven Rom sind, der zu den besten Musikern Österreichs zählt.

Was wird.

Vorbehaltlich einer augenärztlichen Untersuchung soll Thomas Haldenwang der neue Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz werden. Er soll Hans-Georg Maaßen ablösen, der auf dem rechten Auge erblindet ist, offenbar ohne Aussicht auf Besserung. Bislang ist Haldenwang nicht sonderlich in Erscheinung getreten, da er vor allem für die Bereiche Wirtschaftsspionage und -sabotage zuständig war. Doch auch dort beschäftigte ihn das große Rauschen samt den Möglichkeiten zur Telekommunikationsüberwachung. Und der Iniative gegen Totalüberwachung versicherte er als Vizepräsident schon einmal, dass sein Amt "weder die heimliche und anlasslose Massenerhebung personenbezogener Daten betreibe noch überhaupt die Befugnis hierfür habe". Früh übt man sich in der Kunst des überspezifischen Einwandes. Zudem jubeln die Grünen, die neue Mitte nach der Merzexekution der CDU und der Evaporation der SPD. Sie glauben halt an sein offenes Verhältnis zur parlamentarischen Kontrolle. Nur die Linken, die weiterhin beobachtet werden, stänkern. Derweil plädiert die AfD für die bestmögliche Integration von verdeckten Informanten in den braunblauen Haufen.

Keine Einwände hätte der arme Verfassungsschutz, wenn er über die Mittel des großen Bruders verfügen könnte, der am schönen Strand der Spree in Berlin nunmehr 1,085 Milliarden Euro verbaut hat, in einem Objekt, in dem bislang 50 Beamte aus der bayerischen Zentrale eingezogen sind. Irgendwie hat es den Eindruck, dass zu wenige Kunstpalmen in den Hof der schiesschartigen Anlage eingebaut wurden.

OK, ich gebe zu, das Thema schon einmal geschüttelt zu haben. Das gibt Abzüge in der B-Note. Aber wo bleibt das Positive? Es ist beim dritten Dienst angesiedelt. Frei nach dem 14. Artikel des MAD-Gesetzes bekommt der militärische Abschirmdienst (MAD) ein ganzes Stockwerk in Palmiristan. Umgekehrt darf dann die Bundeswehr die Bewachung übernehmen, die 8,5 Millionen Euro im Jahr kostete. Über die Frage, wie denn die Dienste zusammenarbeiten dürfen und wie sie überhaupt kontrolliert werden können, dürfen sich andere die Köpfe zerbrechen.

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Was war. Was wird. Von deutschen Gedenken und Gedanken.
« Antwort #754 am: 11 November, 2018, 00:21 »
Die Gedanken sind frei? Ja, schön und gut - reicht aber nicht, wenn sie keine Wirkung entfalten, meint Hal Faber. Es lebe unsere Demokratie? Eben.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Die Gedenken sind frei, jeder kann sie verbraten", tralala. Der 9. November ist vorbei und die großen Reden sind gehalten. Von allen und vor allem vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, ganz in der Tradition von Bundespräsident Gustav Heinemann, der da befand "Traditionen sind mit anderen Worten keineswegs das Privileg konservativer Kräfte". Darum ist "Alles für das Volk, alles durch das Volk", wie es Philipp Scheidemann formulierte, kein blutstümelnder Spruch von Trägern blauer Kornblumen. Darum kann man mit Steinmeier sagen, klaro, geht in Ordnung, wenn er fordert: "Trauen wir uns doch! Trauen wir uns, die Hoffnung, die republikanische Leidenschaft jener Novembertage auch in unserer Zeit zu zeigen. Trauen wir uns, den Anspruch zu erneuern. Es lebe die deutsche Republik! Es lebe unsere Demokratie!" Zur Demokratie gehört auch das Aushalten von Widersprüchen wie den einer Verteidigung der Sozialdemokraten von 1918, die gemeinsame Sache machten mit dem Militär und dem Beamtentum des untergegangenen Staates.

*** Auszuhalten sind auch die rechtsextremen WfDler und ihr Marschieren für die Toten von Politik oder die Reden zum jenem anderen Gedenktag, dem 9. November mit der Reichspogromnacht, bei der die Juden regelmäßig in der Rolle von Statisten wahrgenommen werden. Wobei das noch die bessere Variante wäre als der "kindgerechte" Vergleich mit einer Schulhofprügelei, den die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in Tweet und Text inzwischen weitgehend zurückgenommen hat: Dahinter steckte kein besonders kluger Kopf.

*** Was bleibt, ist der heutige Sonntag. "Was für ein schöner Sonntag, Kumpel" ist dieser Tag, wenn Emmanuel Macron und Angelika Merkel im Wald von Compiègne den Ergänzungs-Gedenkstein dort enthüllen, wo Matthias Erzberger am 11. November vor 100 Jahren die Waffenstillstandserklärung unterzeichnete. Wobei der Salonwagen, in dem die Erklärung unterzeichnet wurde, ein Duplikat ist. Das Original nutzte Hitler am 21. Juni 1940 beim Waffenstillstandsdiktat, mit dem die Schmach vom deutschen Volke getilgt werden sollte. Möge es weitergehen mit der "Aussöhnung im Dienste Europas und des Friedens", vielleicht sogar mit einer echten europäischen Armee, eine Idee, die der US-Präsident Trump sehr beleidigend findet. Darauf eine rote Mohnblume. Unterdessen hat besagter Präsident den geplanten Besuch des US-Soldatenfriedhofes Bois Belleau wegen schlechten Wetters abgesagt.

*** Im Gedenktrubel fast schon vergessen ist der Abgang des obersten Verfassungsschützers Hans-Georg Maaßen zum Wochenanfang. Eine kleine Rede vor den Geheimdienstkollegen des "Berner Clubs" und schwupps, da war er inakzeptabel geworden mit seinen Verschwörungsphantasien von linksradikalen Sozialdemokraten. Am Ende konnte sein treuer Vorgesetzter-Follower Horst Seehofer gar nicht anders als die dringende Bitte um Ruhestandsruhe auszusprechen. Erst jetzt wird mit monatelanger Verspätung geprüft, ob ein Disziplinarverfahren gegen Maaßen eingeleitet werden kann, weil dieser gegen das Mäßigung- und Zurückhaltungsgebot verstoßen haben könnte, das den treuen deutschen Beamten auferlegt ist. Bleibt die Frage, warum sich der Geheimdienstler unter Kollegen mäßigen sollte, die allesamt sehr eigene Vorstellungen davon haben, was Linke sind und wer zu den Rechten gehört. Dafür gibt es viele, viele, streng geheime Treffen in ganz beachtlichen Gruppierungen. Neben dem Berner Klub, der ältesten Geheimdienstvereinigung gibt es die Pariser Gruppe, wo Inlands- und Auslandsgeheimdienste von 15 Ländern zusammen Däumchen drehen und Informationen austauschen, dazu die Police Working Group on Terrorism und die Gruppe der SIGINT Seniors, aufgeteilt in SIGINT Seniors Europe und SIGINT Seniors Padicific. Neben den bekannten Five Eyes sind neun weitere Mitglieder dabei, darunter Deutschland. Wie diese Zusammenschlüsse kontrolliert werden können, weiß der Himmel. Schon bei der nationalen Kontrolle der Geheimdienste gibt es große Unterschiede.

*** In der letzten Wochenschau konnte viel gelacht werden, wahlbedingt auch über das Schweizer e-Voting mit einer Software und der Web-Präsenz, die weder DNSSec implementiert hat noch den HSTS Preload kennt. Inzwischen geht die Debatte weiter. Es gibt eine Stellungnahme der zuständigen Bundeskanzlei, welche ihrerseits Experten zur elektronischen Stimmabfrage konsultiert hat. Unsichere Wahlen mit der Möglichkeit einer Man-in-the-Middle-Attacke? Alles Märchen! Es lebe unsere Schweizer direkte Demokratie! Völlig ausgeschlossen, dass der via Internet wählende Wähler auf eine Website umgelenkt wird, alles ist absolut sicher, denn: "Damit die Umleitung auch im Internet grossflächig funktioniert, müssten zentrale Elemente der Internet-Infrastruktur unter Kontrolle gebracht werden. Das wäre sehr schwer unbemerkt vorzunehmen." Gegen solche Expertise regt sich Widerspruch, etwa aus St. Gallen, wo ebenfalls das Genfer System eingesetzt wird. Der Widerspruch erscheint nicht auflösbar: Die Techniker bestehen auf Sicherheitsvorkehrungen wie DNSSEC, die Juristen sehen die Schuld einer falsch verschickten Wahlstimme beim Bürger, weil dieser nicht https:// vor der Domain eingetippselt hat, schließlich ist das vom Verfahrensleiter zwingend vorgeschrieben. So geht es auf der juristischen Ebene weiter mit der Aufforderung, die Website evote-net abzuschalten, weil diese "Kopie" das Bundesgesetz "über den Schutz des Schweizerwappens und anderer öffentlicher Zeichen" (Wappenschutzgesetz) verletzt. Bereits im Jahre 2013 war das Genfer System, das damals noch mit Java arbeitete, analysiert worden. Es kam nicht gut weg. Nun schreiben wir das Jahr 2018 und vertrauen dem Computer bei elektronischen Wahlen? Der Blick geht nach Florida, wo das elektronische System Probleme macht.

Mit dem Motto Refreshing Memories hat der Chaos Computer Club so etwas wie den kleinsten gemeinsamen Nenner für Computer und menschliche Hirne gefunden. Ein bisschen Auffrischung alter Gedanken ist niemals schlecht, man sieht es ja an den ach so veralteten Analysen zum Thema Wahlcomputer. Ohne in irgendeiner Form mit diesem Club verbandelt zu sein, aber im Banne all der aktuellen Jubiläen empfehle ich vorwitzig eine weitere Wiederauffrischung, die zur Revolutionsstadt Leipzig passt, nämlich die der Unvereinbarkeitserklärung aus dem Jahre 2005. Sie bezog sich seinerzeit auf ein anderes Jubiläum, auf die Befreiung vom Nationalsozialismus 1945.

"Wir sind eine galaktische Gemeinschaft von Lebewesen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Abstammung sowie gesellschaftlicher Stellung, offen für alle mit neuen Ideen. Wer jedoch mit Ideen von Rassismus, Ausgrenzung und damit verbundener struktureller und körperlicher Gewalt auf uns zukommt, hat sich vom Dialog verabschiedet und ist jenseits der Akzeptanzgrenze. Wer es darauf anlegt, das Zusammenleben in dieser Gesellschaft zu zerstören und auf eine alternative Gesellschaft hinarbeitet, deren Grundsätze auf Chauvinismus und Nationalismus beruht, arbeitet gegen die moralischen Grundsätze, die uns als Club verbinden. Der CCC erklärt das Vertreten von Rassismus und von der Verharmlosung der historischen und aktuellen faschistischen Gewalt für unvereinbar mit einer Mitgliedschaft. Dazu gehören insbesondere die Mitgliedschaft in oder Unterstützung einer rechtsextremen oder rechtsradikalen Organisation. Darunter verstehen wir...." Tja, eine Wiederauffrischung könnte wirklich nicht schaden, ganz im Sinne von wehrhafter Demokratie und deutscher Republik.

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Was war. Was wird. Mit künstlicher Intelligenz ins Neuland galoppiert.
« Antwort #755 am: 18 November, 2018, 09:22 »
Wohlauf, Kameraden - nein, nicht aufs Pferd, sondern zur künstlicher Intelligenz. Vielleicht hilft die natürliche ja wirklich nicht mehr, grübelt Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ich kann immer noch nicht fassen, was da alles in dieser Woche passiert ist. Nach dem überaus ausführlichen Bericht der tageszeitung (wie das nebenstehende Bild dokumentiert) zur Digitalklausur der Bundesregierung mitsamt dem Abnicken einer schicken Digitalstrategie ist ein digitaler Ruck durch Deutschland gegangen, den jeder bemerkt haben dürfte. Ab sofort müssen meldepflichtige ansteckende Krankheiten nicht mehr per Fax den Gesundheitsämtern gemeldet werden, sondern können über ein Meldeportal direkt in DEMIS abgesetzt werden. Etwas langsamer geht es mit der Ausschreibung von 100 Professuren, die das aparte Feld der Künstlichen Intelligenz erforschen sollen, damit digital-made-in.de der neue Exportschlager wird. 100 Professuren, die dann die Digitalisierung gestalten helfen und auch noch "die klügsten KI-Köpfe der Welt" sind, sind natürlich nicht so einfach zu finden. Mein Tipp: Gerade tippen 1000 Affen einen Text und nennen ihn KI und Quanten-Computer.

*** 1000 Affen? Und keine Pferde? Deshalb macht es auf irgendeine mir unbekannte Art Sinn, dass zunächst ein "Deutsches Observatorium für künstliche Intelligenz" eingerichtet wird, dass den Himmel absucht, ob da nicht irgendwo ein KI-Professor blinkt. Alsdann wird er oder sie eingefangen und in eines dieser zwölf KI-Zentren gesteckt, die für die Happy 100 KI-Hennen und -Hähne eingerichtet werden. Am Ende des KI-Grund-Lege-Prozesses stehen "50 Leuchtturmanwendungen", dank derer Deutschland die Nummer 1 in der KI ist. Das alles zum Spottpreis von 6 Milliarden Euro, zu denen die "KI-getriebene Industrie" nach Regierungsberechnungen weitere 6 Milliarden zubuttert. Das ist doch knorke, dufte, geil oder, äh, Moment mal, genau: weil Baum. Zum Größenvergleich hier einmal nicht, was Google oder China in die "KI-Forschung" steckt: Die Umstellung auf die Absteigsangstmaschine Hartz IV kostete 35 Millionen.

*** Mit "digital made in de", den 100 Professuren und 50 Leuchttürmen ist es nicht genug, denn neben dem Wegfall von 1,5 Millionen Arbeitsplätzen durch KI bis 2025, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ermittelt hat, sind die "Substituierbarkeitspotenziale" dank KI riesig. Man schaue nur in all die lachenden, frischen Gesichter bei Demowanda, dem Informationsportal zum demografischen Wandel. In Massen werden Roboter-Psychologen und Agent-Trainer oder Chatbot-Kontrolleure und Multi-Service-Hubwarte gesucht, sozusagen das Fußvolk der 100 Professoren abseits der zwölf Zentren und der 50 Leuchttürme. Dazu kommen noch spezielle "KI-Trainer", die ab 2019 die "KMUs" über Nutzen und Frommen der KI für ihre Firmen aufklären sollen. Mindestens 1000 Firmen pro Jahr sollen sie schaffen, was schon einmal logistisch eine sportliche Ansage ist für das Klingelputzen. Oder sollte ich von KI-Trainer*innen, Psycholog*innen und Hubwa/ärter*innen schreiben, damit alle möglichen Geschlechter abgedeckt sind? Inmitten all dem KI-Storming der deutschen Politik ist die Entscheidung gegen das Gendersternchen eher untergegangen. Oder, um es in dieser schicken Jugendsprache zu sagen: JOMO eben. Wobei für mich eindeutig "lindnern" das Wort des Jahres ist.

*** Wie mächtig diese künstliche Intelligenz und ihre Deep Learning-Methode sein kann, zeigte die CHES Challenge, bei der das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik mit seiner KI in zwei Wettbewerben gewann. "Wir wollen die Technologien der Künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens nutzen, um national wie international Krypto- und andere Standards der Cyber-Sicherheit zu setzen und weiterzuentwickeln", erklärte BSI-Chef Arne Schönbohm. Bleibt die Frage, wieviel das in Leuchtturmanwendungen gerechnet ist. Bis die Antwort da ist, kann Zeit vergehen, denn beim BSI hat man viel zu tun: Im Ministerium für Horst und Heimat hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die KRITIS-Verordnung unzureichend ist und weitere kritische Infrastrukturen in Punkto IT-Sicherheit besonders geschützt werden müssen. Drei Branchen kommen hinzu, für die Meldepflichten und Installationsauflagen durch das BSI gesetzt werden. Die chemische Industrie, die Rüstungsbranche und unsere über alles geliebte Automobilbranche werden durch KRITIS erfasst.

*** Heute vor 90 Jahren hatte der erste eigene Film von Walt Disney seine Premiere im Kino-Vorprogramm von Gang War. In Steamboat Willie, gezeichnet von Ub Iwerks, war ein richtig anarchischer Film mit Micky Maus, Kater Karlo und viel Musik, angefangen beim munter gepfiffenen Lied Steamboat Bill. Eine Kuh, eine Ziege und eine Ente wurden als Musikinstrumente missbraucht. Zum Geburtstag gibt es eine Schatzkiste. Was Ub Iwerks für Walt Disney in Szene setzte, beeinflusste Generationen von Zeichnern, darunter auch Steve Ditko, der für Stan Lee arbeitete, dem Erfinder zahlreicher Superhelden. Nun ist auch Stan Lee in den Marvel-Himmel umgezogen und wird in den Nachrufen als zweiter Mann hinter Walt Disney gefeiert. Und noch ein Hinweis sei erlaubt: In einer eher seltenen Rolle als Gutewicht ist der notorische Bösewicht-Darsteller Rolf Hoppe heute in Drei Haselnüsse für Aschenbrödel zu sehen. Adjöh.

*** Do Svidaniya auch für Schores Medwedew, einen großen Journalisten. Er wird den heute im Metier arbeitenden Menschen, die Journalismus nur im Impact messen können, ein Unbekannter sein, doch für andere, die in Grohnde oder Brokdorf auf die Straße oder in die verschneite eisige Marsch gingen, waren seine Berichte über Kyschtym ein Zeichen, dass es West wie Ost so nicht weiter gehen kann.

Was wird.

Das Aus für die Lindenstraße im März 2020 ist vielleicht für Senioren und die Produktionsfamilie Geißendörfer ein Schock, doch sie hat sich bemerkenswert lange gehalten. Die Prognose von 1998, dass das Internet ein solches Format ablöst, hat sich als etwas verfrüht erwiesen. Nun aber ist es soweit. Der erste schwule Kuss im Fernsehen, das war einmal. "Die Lindenstraße steht für politisches und soziales Engagement, für Meinungsfreiheit, Demokratie, gleiche Rechte für alle und Integration, was in Zeiten von Rechtsruck und Ausländerfeindlichkeit wichtiger ist denn je." Das Erstarken einer rechtsradikalen Partei wie die AfD hat die Serie jedenfalls nicht verhindern können.

Aber es ist ja noch etwas hin bis zum März 2020, oder? Was hat noch unsere Bundesregierung auf der Digitalklausur für das Jahr 2020 beschlossen? Genau, eine gründliche "Re-Vision der KI-Strategie", um eben diese Strategie "agil" den Gegebenheiten anzupassen. Im März 2020 werden also die Professoren, die Zentren, die Trainer und die Leuchttürme gezählt, ein jede*r/s an seinem Ort. Moment, 2020 steht doch noch für ein anderes Riesendings namens Polizei 2020. Das bringt diese kleine norddeutsche Wochenschau zurück in den Alltag, in dem sich der Rausch von Law and Order entfaltet.

Am kommenden Mittwoch tritt Bundesinnenminister Horst Seehofer auf der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes auf und spricht über, tusch, schepper, trara: künstliche Intelligenz in der polizeilichen Informationsverarbeitung. Vor Ort sein, während Kater Karlo, die Panzerknacker oder eben Joker noch am Anrollen sind, das ist doch großes Kino, für Polizei wie Polizeibeobachter.

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Was war. Was wird. Sag beim Abschied leise Servus.
« Antwort #756 am: 25 November, 2018, 06:22 »
Mancher Abschied hält leider nicht lange, dafür dauert Anderes auch in digitalen Zeiten viel zu lange. Ob's der Herzensbildung nutzt? Hal Faber zweifelt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es ist nicht schön, ein ungesichertes Notebook mit Windows XP am Taxistand zu vergessen, auf dem Telefonnummern und Adressen führender Politiker wie Gerhard Schröder und Politikerinnen wie Angela Merkel gespeichert sind. Umso schöner ist es, wenn noch vor der Suche nach der letzten Sicherungskopie ein Obdachloser namens Enrico das Gerät dem Bundesgrenzschutz übergibt – so hieß die Bundespolizei früher, zu Merzens Hochzeiten. Noch schöner wäre es, wenn besagter Obdachloser dafür ein Obdach, eine Arbeit oder ein Essen bekommen hätte. Aber wir sind nicht in der Märchenstunde oder auf dem Ponyhof. Ein so inspirierendes Buch wie "Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion" mit Widmung des Verfassers Friedrich Merz reicht völlig. Schließlich konnte sich einer aus der gehobenen Mittelschicht auch nicht alles leisten, damals, im Jahre 2004.

*** Friedrich Merz, der Anti-Merkel, der nach einer Beobachtung des Figaro vor allem von Rentnern in beigen Jacken gefeiert wird, die sich mit ihm zusammen um 10 Jahre jünger fühlen, möchte vieles ändern, um zu bestehen. Zum Beispiel das Grundrecht auf Asyl, das nach seiner Verkrüppelung von 1993 inzwischen durch EU-Recht ersetzt wurde, aber nicht "in dieser Form fortbestehen" kann. Schon damals, als Merz Fraktionschef und die Rentner im besten Berufsalter waren und seine Telefonlisten noch schwer politisch geprägt waren, forderte er, sich von den "Erfahrungen des Nationalsozialismus" zu lösen. "Unsere Generation will sich nicht mehr derart in Haftung für unsere Vergangenheit nehmen lassen", erklärte er in der nicht mehr existierenden Woche. Friedrich Merz mache da weiter, wo er 2000 aufgehört hat, schreibt Heribert Prantl. Das war nicht so lange nach Kohl, dass es sich nicht doch sehr danach anfühlen würde.

*** Apropos Grundrechte, da tut sich was, im Artikel 104c. Das Kooperationsverbot wird abgeschafft: "Der Bund kann den Ländern zur Sicherstellung der Qualität und der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens Finanzhilfen für gesamtstaatlich bedeutsame Investitionen sowie mit diesen verbundene besondere unmittelbare Kosten der Länder und Gemeinden (Gemeindeverbände) im Bereich der kommunalen Bildungsinfrastruktur gewähren." Ein sperriger Satz, der mit den Stimmen der Union und SPD, der FDP und den Grünen ins Grundgesetz rutscht und als Digitalpakt Schule etwas genauer beschreibt, was da passiert. Seit 2016 wird an dieser Grundgesetzänderung herumgefeilt. Ob sich hinter der Qualitätssicherung der Weg für bundesweite einheitliche Bildungsstandards verbirgt, wie es die zustimmende FDP will, wird sich zeigen. Weil die heilige Kuh der Kultushoheit der Länder angegriffen wird, hat der Grüne Ministerpräsident Kretschmann Widerstand im Bundesrat angekündigt. Fünf Milliarden sollen in die Digitaltechnik fließen, für Tablets und die Schulcloud, ein bisschen davon auch in die Frage, was Bildung im digitalen Zeitalter eigentlich ist. Auf jeder zweiten Powerpoint-Folie zur Zukunft der Bildung steht blended learning und das war's vielfach auch schon. Klagen über die Entwicklung des Bildungsniveaus oder mangelnde Herzensbildung bitte nach /dev/null.

*** Was in dieser Woche nicht passiert ist, kann auch zum Nachdenken anregen. Da gibt es eine "Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung", besser bekannt unter dem Namen "Kohlekommission". Sie sollte am Mittwoch den Abschlussbericht vorstellen. Piste Paste Pustekuchen: Der Bericht zum Ausstieg wird um zwei Monate verschoben, weil es Streit um den Ausgleichsfonds für Braunkohlenreviere im Osten gibt. Zwar gibt es einen Entwurf eines Abschlussberichtes, aber bittschön, mit der Energiewende haben wir es gar nicht eilig. Zur Weltklimakonferenz in Kattowitz im Dezember wollte Deutschland "ein Zeichen setzen", jetzt gibt es halt Keinzeichen.

*** Wobei, ein Klima-Zeichen gibt es doch, das Spiel mit den Kennzeichen zur Abfrage der Euro 6-Norm. Gegen dieses Autofahr-Überwachungsgesetz regt sich Widerstand bei Digitalcourage. Währenddessen regt sich zur Technik hinter dem Kennzeichen-Scan der Verstand und formuliert die Frage angesichts der miserablen Erkennungsraten, ob sie bei der Polizei alle noch ganz dicht sind. Dann wären da noch die harten Altlinken, die der kapitalistischen Autokultur eine "Ablehnungskultur gegen das Auto" herbeiträumen und sich über die Datenspackos aufregen. Was überraschend doch noch passiert ist, passt zu all diesem Klima-Unbill. In den USA wurde der Klimabericht des National Climate Assessment veröffentlicht, gegen den Widerstand von Präsident Trump, der sich über den "Klimawandel" am extrem kalten Thanksgiving-Donnerstag lustig machte.

*** So unterschiedliche Medien wie die tageszeitung, der Focus und der Deutschlandfunk haben über ein rechtes Netzwerk in der Bundeswehr berichtet, die einen auf der Basis eigener Recherche, die anderen unter Berufung auf das Bundeskriminalamt oder unter Verweis auf den Militärischen Abschirmdienst MAD und das BKA. Der Befund ist identisch: In den Elitetruppen der Bundeswehr gibt es ein rechtsextremes Netzwerk mit Wurzeln in der Prepper-Szene, das sich Gedanken darüber macht, was am Tag X zu tun ist, wenn die Macht im Staat verfällt und "Linke" wie "Migranten" in Lagerhallen der Bundeswehr weggesperrt werden oder gleich erschossen werden müssen. Für den Tag X wurden Depots mit Treibstoff, Nahrungsmitteln und Waffen angelegt. In Chats werden Szenarien diskutiert, wie der Tag aussehen könnte, mit Impfstoffknappheit oder einer anderen Form der Bedrohung des Alltagslebens. Es klingt wie Lükex, nur anders herum. Was sagte noch der MAD-Chef Christof Grimm im Deutschen Bundestag: "Eine Vernetzung von gewaltbereiten Extremisten innerhalb der Bundeswehr findet daher auch nach unserer Wahrnehmung nicht statt." Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen. Auch wenn anderswo munter diskutiert wird.

Was wird.

Wie es aussieht, wird am heutigen Sonntag der Brexit-Vertrag unterschrieben und der Abstieg Großbritanniens aus der Europaliga festgezurrt. In letzter Minute hat man mit den üblichen nächtlichen Verhandlungen den Affenfelsen von Gibraltar so befestigt, dass Spanien den Anspruch auf das Paradies der Online-Casinos und anderer Abzockereien wahren kann. Neben dem Brexit-Vertrag gibt es noch eine Zukunftsskizze, die unterschrieben werden muss. Dann muss nur noch eine dicke Frau singen, und alles ist vorbei. Überzeugte Europäer können sich schon einmal bedanken für die gekonnte Selbst-Enthauptung. Die verrückten Söhne und Töchter Albions wenden sich nach 42 Jahren europäischer Ehe Amerika zu und machen einen Deal. 42, ausgerechnet. Leider ist es etwas zu spät für die Information, dass 60 Prozent der Briten an Verschwörungstheorien glauben, unter den Brexit-Fans sogar 71 %. Tja. Es kommt für alles schon, einmal die Endstation.

Aber warum die Nase rümpfen, hat doch ein jeder seine eigene kleine VT.

Ich glaube zum Beispiel fest daran, dass die Theorie vom Datenreichtum mitsamt dem Verscherbeln meiner Daten für 200 Euros ein einziger Schwindel ist, mit dem grundrechtssensible Bereiche zu kommerziellen Zwecken von bösen Konzernen wie Google und Amazon ausgeplündert werden. Darin lasse ich mich nicht beirren.

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Was war. Was wird. Humanismus oder Humbug, das ist die Frage.
« Antwort #757 am: 09 Dezember, 2018, 10:04 »
Dummheit ist kein Privileg rechtsradikaler Spinner. Dummheit gibt es überall, leider, weiß Hal Faber. Auch bei "linken" Künstlern. Und politischen Parteien.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Aggressiver Humanismus", damit wirbt das Zentrum für politische Schönheit für die humanistische Revolution, die dann passiert, wenn die "kompromisslose Gangart des Humanismus" anschlägt und Reaktionen auslöst. "Sie erhalten nirgends so viel Aufruhr und Dissens für jeden gespendeten Euro wie bei uns." Das ist doch einmal eine frohe Botschaft in dieser um Spendenbitten so reichen Vorweihnachtszeit. Nun hat das ZPS ein "fingiertes" Denunziationsportal aufgemacht und mit dem Honeypot nach eigenen Angaben Neonazis identifiziert, die in Chemnitz bei der Keinhetzjagd dabei waren. Dabei will man auch Geld an Nazis gezahlt haben, die ihre Kumpels verpfiffen haben. Nun gibt es etliche Debatten, ob die Aktion politisch oder gar ästhetisch eine gute Idee war. Ein anderer Strang diskutiert die Aufforderung der Künstler an Unternehmen, "Haltung zu zeigen": Nicht nur gespendete Euros bewirken Aufruhr, auch eingesparte Euros für rechtsradikale Arbeitskräfte. Die Zuweisung der Besucher erfolgte in größtmöglicher Schlichtheit: "Viele von Euch braunen Mobbern haben dann sofort die Suchfunktion genutzt und oftmals zuerst den eigenen Namen gesucht. Die Suchdaten wurden gemäß Datenschutzbestimmung wie bei allen Web-Suchdiensten mitgeloggt und einer pseudonymisierten Benutzerkennung zugewiesen. Als nächstes haben mehr als 62 Prozent der relevanten Besuchergruppe unsere Datenbanken nach Familienangehörigen durchforstet, bevor im Schnitt nach 6,72 Freunden oder Bekannten gesucht wurde."

*** Zum aufgestellten Honeypot gibt es eine Beschreibung, die wirklich weh tut: "Wir arbeiteten mit Experten der Bilderkennung, künstlichen Intelligenz und Algorithmik. Und wir bauten eine Webseite mit einem einzigen Ziel: Ihr liefert uns Euer gesamtes Netzwerk selbst aus und zwar ohne es zu merken. Das wichtigste Element dieser Seite: die Suchfunktion. Über die Suche habt Ihr uns mehr mitgeteilt, als öffentlich zugängliche Quellen je verraten hätten." Experten der Bilderkennung, der künstlichen Intelligenz und der Algorithmik sollen bei dem gelb-schwarzen Imitat der Hamburger G20-Soko "Schwarzer Block" mitgearbeitet haben. Sollte dies wirklich stimmen, wird das Bild des unpolitischen Informatikers wieder aufgefrischt, der da eifrig mitmacht, die 2000 Datensätze zu komplettieren, die nach Angaben des ZPS vorhanden sind. Da ist die ganze Debatte über die fehlerhafte Datenschutzerklärung und der "Datenschutzbestimmung" des ZPS nur ein kleines Teilchen dieser aufgehäuften Müllhalde, wenn auch ein sehr deutsches. Was bleibt von der Aktion übrig als die Erkenntnis, dass auch Künstler Trolle sein können? Oder muss man von einer Nazi-Schufa reden? Wie wäre es mit der Umbenennung in Zentrum für politische Selbstgefälligkeit oder in die Umfirmierung als Suchmaschinenaufruhroptimierer (SAUO)?

*** Unterdessen gab es wieder einen G20-Gipfel, diesmal in Argentinien. Während dort US-Präsident Donald Trump mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping verhandelte, wurde zeitgleich in Kanada Huaweis Finanzchefin Meng Wangzhou festgenommen, die Tochter des Huawei-Gründers Ren Zhengfei. Die Verhaftung der chinesischen "Prinzessin" dürfte ein Streich des US-Präsidenten Trump sein, dem bekanntlich seine Familie über alles geht. Das spektakuläre Timing der Aktion gibt in vieler Hinsicht Rätsel auf, vom notorisch beliebten Huawei-Bashing ganz zu schweigen, das diesmal von einem EU-Kommissar betrieben wird.

*** Kanada ist einer der 5Eyes und wird die Aktion nicht ohne vorherige Absprache durchgeführt haben, vielleicht sogar auf dem Gipfel in Argentinien durchgeführt. Darauf deutet auch die harte Haltung hin, eine Freilassung auf Kaution abzulehnen. Der "Handelskrieg" zwischen den USA und China dürfte zur Verhaftung von US-Managern in China führen, wo sich gerade unser Bundespräsident Steinmeier aufhält und den Wert der Menschenrechte verkündet. Wie heißt es so schön im meistübersetzten Dokument der Welt: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen." Der morgen anstehende Tag der Menschenrechte kann geknickt/gefeiert werden.

*** Ganz nebenbei wird die Haltung des Anwaltes von Assange verständlich, der dem "Deal" – kurze Haftstrafe in Großbritannien wegen Verletzung der Bewährungsauflagen – nicht zustimmen will. Auch Großbritannien gehört zu den 5Eyes und muss von den USA bei der Aufklärung der Frage beistehen, inwieweit Wikileaks an der großen "Collusion" beteiligt war oder auf Twitter selbst agierte. Wie das gehen kann, zeigt eine gerade veröffentlichte wissenschaftliche Studie. Bleibt noch Australien übrig, das sich in dieser Woche ein Gesetz zugelegt hat, nach dem die Verschlüsselung von Inhalten mit tätiger Mithilfe von Providern und Software-Herstellern gebrochen werden soll. Natürlich nur beim Vorliegen einer schweren Straftat und dem Verdacht auf terroristische Umtriebe, aber ein Einstieg in die Kriminalisierung von Kryptografie ist gemacht.

*** Mit der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer hat Bundeskanzlerin Angela Merkel immerhin erreicht, den Merzinfarkt im deutschen Journalismus zu verhindern. Außerdem wurde Jens Spahn als Scheinriese enttarnt. Da kann es jetzt ja weiter gehen mit den Fortschritten, die künstliche Intelligenz zu einem europäischen Airbus-großen IT-Unternehmen auszubauen und sich ein Stück weit auf das noch nicht beschrittene Terrain einzulassen. Auch für Jens Spahn gibt es genug zu tun, hat doch die deutsche Datenethikkommission (DEK) getagt und ihre "Empfehlungen für eine partizipative Entwicklung der elektronischen Patientenakte (ePA)" veröffentlicht. Die ePA des souveränen Patienten soll im Namen einer digitalen Gesundheitskompetenz gestaltet werden und keine undurchsichtige App mit Sicherheitsmängeln sein. Das wäre mal ein Fortschritt. Wo wir bei diesen Schritten auf dem fast noch neuen Terrain sind, können wir auch die Abnahme der e-Akte Bund begrüßen, die nun im Justizministerium eingeführt und getestet wird. Natürlich gibt es auch Rückschläge zu vermelden. Nehmen wir nur das schwächelnde De-Mail-System. Wer De-Mails an das Bundesverfassungsgericht schickt, um eine Verfassungsbeschwerde einzureichen, hat keine Chancen, da nur "körperliche Schriftstücke" zugelassen sind. Selbst wenn eine De-Mail mit dem Sicherheitsniveau "hoch" eintrudelt, unterläuft sie die Schriftformerfordernis.

Was wird.

Alles wird gut. Open Source hat den Browser-Krieg gewonnen, die Weihnachtswunschzettel machen die Runde und während einige leicht abirrend den 50. Geburtstag der 1963 entwickelten Maus feiern, tummeln sich die wahren Freaks auf einem Tastatur-Festival oder kaufen alte oder neue Tastaturen. Nichts tut so gut wie ein kräftiger Hau auf die Tasten, da kommt das Streicheln eines Tablets, das Schubsen einer App nicht mit.

Das ist ja eben das Problem mit Google und Facebook, die alles daransetzen, "Menschen auszuspionieren, auszuwerten, politisch zu manipulieren und ihnen letztlich auch die Seele und ihre Autonomie zu rauben und durch einen Algorithmus zu ersetzen." Meint Jaron Lanier, der sicher nicht für einen Airbus oder einen Transrapid der KI arbeiten würde.

Der schon in der letzten Wochenschau erwähnte Heilsbringer hat im Silicon Valley beobachtet, wie ultralibertäre und ultralinke Ansichten sich vermischen und dann gemeinsam nach Neuseeland auswandern. Positiv gesehen ist Lanier wenigstens kein Anhänger der Hufeisentheorie. Negativ gesehen ist tatsächlich bald Weihnachten. Süßer die Türchen nie klappen. Aber es geht ja weiter, nicht nur im Kleingedruckten. Auch wenn der eine oder andere nach diesem wuseligen 2018 schon jetzt vom Burnout geplagt wird.

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Was war. Was wird. Big Brother is loving you.
« Antwort #758 am: 16 Dezember, 2018, 08:00 »
Sicherheits-Paranoiker haben ihr Neusprech gut gelernt. Gut immerhin, dass doch viele den "Sieg über sich selbst" nicht feiern wollen, hofft Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** He gazed up at the enormous face. Forty years it had taken him to learn what kind of smile was hidden beneath the dark moustache. O cruel, needless misunderstanding! O stubborn, self-willed exile from the loving breast! Two gin-scented tears trickled down the sides of his nose. But it was all right, everything was all right, the struggle was finished. He had won the victory over himself. He loved Big Brother.

Vor 70 Jahren, am 15. Dezember 1948, öffnete der Verleger Fred Warburg ein dickes Päckchen, das von der Insel Islay kam und begann mit der Lektüre "des wichtigsten Buches meines Lebens", wie er später schrieb. Der Schriftsteller George Orwell hatte ihm sein letztes Werk "The Last Man in Europe" geschickt. Warburg war sich sofort bewusst, was für ein Werk er da in den Händen hielt und schrieb an seine Kollegen: "Wenn wir es nicht schaffen, 15 - 20.000 Kopien zu verkaufen, gehören wir erschossen." Die Kollegen hatten Einwände. Ein Lektor schrieb, das Buch sei voller unverständlicher Neologismen und müsse erst einmal in korrektes Englisch übertragen werden. Nicht auszudenken, was aus Orwells Werk ohne Worte wie Neusprech/Newspeak oder Deldenk geworden wäre.

*** Die erste Inspiration für sein Neusprech verdankte Orwell einem Buch über die amerikanische Management-Kultur, das der ehemalige Trotzkist James Burnham 1941 veröffentlichte. Orwell besprach das Buch, in dem das "Regime der Manager" seziert wurde, ein universalen System, in dem sich in der westlichen wie in der sowjetischen Welt eine technisch-wissenschaftliche Managerklasse mit eigener Sprache durchgesetzt hat, die die Herrschaft der Manager mit hübschen Begriffen ummantelt. Ob Faschismus oder Stalinismus oder Monopolkapitalismus, in all diesen Totalitarismen sitzen Manager an den Schalthebeln, verdecken aber ihre Funktion mit dem, was Orwell später upsub nennen sollte. Zum Zeitpunkt seiner ersten Buchbesprechung war Orwell von dem Machiavellismus angewidert, den er bei Burnham fand. Erst in den Zweitgedanken über Burnham ging er auf dessen Argumente ein.

*** Heute ist Neusprech und Vernebelung dieser Art tief in unseren Alltag eingesickert. Man denke nur an den "Gefährder", der in einer "Vorfeldmaßnahme" nach den neuen Polizeigesetzen wie dem in Nordrhein-Westfalen in Gewahrsam genommen werden kann, wenn "weder Ort und Zeitpunkt der bevorstehenden Begehung der Straftat noch ihr potenzielles Opfer bekannt sind". Vergessen wir die Habeas Corpus-Rechte, hier muss doch der Sicherheits-Manager handlungsfähig bleiben! Man kann das weiterdenken: Erst dann, wenn alle auch noch mit einer Fußfessel ausgestattet sind, wird so ein Terror-Anschlag wie jetzt in Straßburg schnellstens unterbunden. Oder?

*** Orwells Neusprech wurde glücklicherweise nicht verändert und so entstand mit Nineteen Eighty-Four das wichtigste Buch über das Leben im Überwachungsstaat, bis heute von unverrückbarer Aktualität geprägt. In einer Zeit, wo wieder über Facecrime diskutiert wird, in der die heimliche Gesichtserkennung salonfähig oder bühnenfähig gemacht wird und es ein fürchterlicher Neusprech wie Ankerzentrum auf den dritten Platz beim "Wort des Jahres" bringt, ist "1984" weiterhin aktuell. Übrigens kann auch der Sieger "Heißzeit" im weiten Sinn dazu gerechnet werden, verdrängt das Wort doch die eigentliche Ursache, die langanhaltende Trockenheit, aus dem Kopfe.

*** Nineteen Eighty-Four erschien im Juni 1949 im Verlag Secker & Warburg und wurde aus dem Stand weg ein großer Erfolg. Das dreizehnte und letzte Buch von George Orwell wurde in Großbritannien zum Buch des Monats, später zum Buch des Jahres gewählt, während in der Sowjetunion die Prawda Orwell als "Feind der Menschheit" bezeichnete. Das Lächeln des großen Bruders mit dem dunklen Schnauzbart wurde als Verweis auf Stalin gewertet. Die deutsche Übersetzung erschien – von der CIA finanziert – in der Zeitschrift Der Monat. Die Nutzung als Propaganda im Kalten Krieg verärgerte Orwell. Kurz vor seinem Tod schrieb er: "Mein jüngster Roman ist nicht als Angriff auf den Sozialismus oder die Labour Party gedacht. Er will die Perversionen aufzeigen, die eine Kommandowirtschaft mit sich bringt und die zum Teil im Kommunismus und im Faschismus bereits Wirklichkeit geworden sind. Ich glaube auch, dass sich totalitäres Gedankengut überall in den Köpfen der Intellektuellen festgesetzt hat, und ich habe zu zeigen versucht, wohin dies in letzter Konsequenz führen muss. Das Buch spielt in England, um zu zeigen, dass die Englisch sprechenden Völker von Natur aus nicht besser sind als andere und dass der Totalitarismus, wenn man nicht dagegen kämpft, überall triumphieren kann."

*** Mit einem kleinen neckischen Buchstabendreher ist die deutsche Software Orvell inzwischen eine Do-It-Yourself-Überwachungs-Software für den inner-partnerschaftlichen Heimgebrauch. Wo man sich fremdliebt, ist der Big Brother von Minilieb zur Stelle. Legal, egal. Warum so hoch hängen? Mit seinem Buch unter dem Titel "Jenseits von 1984" plädierte der Wissenschaftler Sandro Gayken 2013 für eine "Versachlichung der Debatte" um Datenschutz und staatliche Überwachung. Dieser Tage hat er einen Artikel zum Paris Call for Cybersecurity veröffentlicht und sich Gedanken über den Mythos vom bösen Hacker gemacht, die auf vertrackte Weise an Orwells Warnungen vor einer Welt der Totalitarismen anschließen. Gerade weil autoritäre Regime keine Skrupel haben, offensive Cybermaßnahmen durchzuführen, müssen Rechtsstaaten offensiv hacken dürfen, um sich zu schützen. Auch den guten Hackern muss es erlaubt sein, Schutzlücken zu nutzen und zu horten. Eine Beschränkung, gar ein Hackback-Verbot würde eine einseitige Maßnahme sein, "die zu stark asymmetrischen Nachteilen gegenüber cybertechnisch aktiveren Staaten oder autoritären Regimen führen würde." Übersetzen wir das Plädoyer des NATO-Beraters: Im Kampf gegen Ozeanien und Ostasien muss auch Eurasien gewappnet sein, dann wird alles gut.

*** Nichts ist übrigens gut geworden beim Digitalpakt in dieser Woche. Die Finanzierung der Schulen ist vorerst gestoppt, ein Vermittlungsausschuss soll vermitteln, ein Wort, das Neusprech-Qualität hat. Vor allem aber soll eine Änderung des Grundgesetzes verhindert werden, die heilige Kuh heißt Kultusministerium. Das wäre ja noch schöner, jetzt, wo das Grundgesetz als schickes Magazin für den weihnachtlichen Gabentisch herauskommt. Der Bund hat keine Ahnung von der Digitalisierung der Schulen und kann nicht einmal Lehrer backen. "Ich sage nur: BAMF, Kraftfahrzeugbundesamt, Eisenbahnbundesamt, Bundeswehr", keulte der grüne Ministerpräsident Kretschmann dieser Tage. Besonders vermittelnd hört sich das nicht an. Nunja, vielleicht reicht der Etat, dass die Schulen sich mit Orwell-Lektüren für den Unterricht eindecken.

*** Wenn wir über "1984" reden, darf die rote Hose nicht fehlen, denn "1984 wird nicht '1984'", wie Apple es in seinem berühmten Werbespot für den Macintosh formulierte. Man mag von Apple halten, was man will (und ich gestehe, dass ich besonders iOS und solch abgestürzte Anwendungen wie iTunes eher, nun, wie soll ich es höflich formulieren, äh... etwas ablehnend gegenüberstehe) - Tim Cooks Warnungen vor Datensammelei sind wohl ernst gemeint und ernst zu nehmen. Apple wusste das aber immer schon auch geschäftstüchtig zu nutzen, nicht nur in solchen Werbespots, die deutlich gegen die grauen (oder eigentlich blaugewandeten) IBM-Typen gerichtet waren. Wie kommentierte ein Nutzer den 1984-Spot: "Looks kinda like people watching the annual Apple Keynote ..." So ändern sich die Zeiten. Und die Aktualität von 1984 ist erschreckenderweise so weit gediehen, dass manches zu kurz gegriffen erscheint. Und anderes wieder schon alltäglich geworden ist: Ein Computer mag auch gegen die Überwacher helfen können, Neusprech gibt's aber nicht nur bei den Sicherheits-Paranoikern, sondern eben auch im Silicon Valley. Apple nicht ausgenommen.

Was wird.

Die anstehende ach so besinnliche Weihnachtszeit inmitten der "Eiszeit" ist eine gute Zeit, sich an die Folter zu erinnern, unter der Winston Smith und Julia zerbrechen, um anschließend umerzogen zu werden. In dieser Woche erhielten alle Bundestagsabgeordneten, auch die Nichthammelspringer der AfD, von Amnesty International ein Exemplar der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. So können alle den Artikel 5 studieren. "Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden." Unter Folter, das zählt auch die Antifolterkonvention der UN auf, fallen auch Androhungen wie die einer selbsternannten NSU 2.0, das zweijährige Kind einer Anwältin zu schlachten. Untereinander schickte man sich Hitler-Bilder zu. Da liegt die Frage nahe, ob die Polizei ein Nazi-Problem hat. Aber nicht doch. Alles wird gut.

Er blickte hinauf zu dem riesigen Gesicht. Vierzig Jahre hatte er gebraucht, um zu erfassen, was für ein Lächeln sich unter dem dunklen Schnurrbart verbarg. O grausames, unnötiges Mißverstehen! O eigensinniges, selbstauferlegtes Verbanntsein von der liebenden Brust! Zwei nach Gin duftende Tränen rannen an den Seiten seiner Nase herab. Aber nun war es gut, war alles gut, der Kampf beendet. Er hatte den Sieg über sich selbst errungen. Er liebte den Großen Bruder.

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. Die Fappening-Edition.
« Antwort #759 am: 23 Dezember, 2018, 11:06 »
"Märchenfraktion". Tja. Was bleibt, ist ein schöner Text. Aber keine Information. Hal Faber geht weiter.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das Fest der Liebe – und der Familie – steht vor der Tür. Ehe dieses Türchen geöffnet wird, befasst sich Hal Fabritius mit dem fappenden Journalismus.

*** Das hier, liebe Leserinnen und Leser, ist eine Nachricht, geschrieben von Gerald Himmelein von der c't-Redaktion. Ein Hacker wird verurteilt. Welche Strafe er bekommt, wie er vorgegangen ist und warum das Strafmaß so hoch ist, wird in der Nachricht erwähnt. Das war's. Von den Heise-Foristen wurde noch das Strafmaß diskutiert und auch die Frage, ob es wirklich ein "Hack" ist, wenn jemand die Funktion "Kennwort vergessen" nutzt, um ein Webmail-Konto zu knacken. Das war es dann.

*** Das hier ist ein ausführlicher Bericht über das Vorgehen des Hackers, geschrieben von Nate Anderson. Es wird deutlich, wieviel Energie der Hacker Christopher Chaney in seine Angriffe auf Mailkonten von Prominenten steckte und dass die "dunkle Unterwelt" des Web alles andere als dunkel ist. Gerade die Glitzerwelt der Hollywood-Promis ist für den Angriffsvektor "Social Engineering" anfällig, da viele "private" Details eben nicht privat sind und mit etwas Recherche die notwendigen Fakten und Namen gefunden werden können.

*** Das hier ist großer deutscher Journalismus. "Der Mann, der Hollywood in Angst versetzte", ist der Hacker Christopher Chaney. Angeblich hat Claas Relotius den Hacker mit der Häftlingsnummer 814 an fünf Tagen im Gefängnis besucht und im Besuchertrakt 5 mit ihm gesprochen. Danach schrieb er "mit beispielloser Leichtigkeit, Dichte und Relevanz" eine große Reportage über den Mann, dessen Augenhöhlen graue Abgründe sind, in denen es funkelt, wenn er von seinen Hacks erzählt. Und so geht das journalistische Fappening munter weiter, bis hin zu dem Unsinn, dass sich das andere Fappening mit den von Chaney erbeuteten Bildern an schwer erreichbare dunklen Unterwelt-Orten wie 4Chan abspielte. Das Ganze garniert mit feinfühliger deutscher Küchenpsychologie: "Es war auch die Leere in seinem eigenen Leben, die dazu beitrug, dass Chaney sich immer weiter in der Parallelwelt Hollywoods verlor. Er selbst hatte nie eine Freundin gehabt, war mit Anfang 30 noch Jungfrau. Auch hatte er nie weite Reisen unternommen, um die Welt zu sehen, oder war je abends ausgegangen."

*** Noch ein Schmankerl, noch eine Jungfrau? Diesmal nicht aus Jacksonville, sondern aus Fergus Falls, diesmal mit der Jungfrau Andrew Bremseth, 27, Stadtangestellter, der niemals das Meer gesehen hat. Ja so ist das Leben "In einer kleinen Stadt", wo es für überheblichen Kolonialismus-Journalismus Reporterpreise gibt: "Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen dort froh waren, dass jemand aus Deutschland kam und ihnen zuhört." Kein Wunder, wenn einer wie Tom Kummer Verständnis hat für das journalistische Fappening und über Claas Relotius schreibt: "Grossartiger Autor, der ganz offensichtlich genau verstanden hat, was Journalismus ist und wie man ihm beikommt. Grossartige Reportagen. Ich kann nur nicht verstehen, warum ihm das alles im Nachhinein leid tut oder er sich sogar für "krank" erklärt. Ich lese meine Lieblingsautoren in den Zeitungen ja nicht, weil ich glaube, dass sie mir Fakten erzählen. Sondern weil ich ihren Stil mag, ihre Haltung. Guter Journalismus, der, den man gerne liest, hat mehr mit den Ramones oder David Bowie zu tun als mit Rudolf Augstein." Was für packende Sätze Kummer da im "regen Mailwechsel" raushaut. Oder?

*** Lieber Let's Dance oder Komm Tanz, das singt sich wahrlich besser als "Sagen was ist", wo selbst die Aufklärung über den fappierenden Journalismus gut geschrieben sein muss. Es soll ja Preise geben, da muss dann halt die Märchenfraktion an die Front. Sicher ist schon der nächste ambitionierte Journalist am Fappen, vielleicht eine unheimliche Mord-Geschichte dank kopierter Sprachhypnose mit Hilfe von Alexa, irgendwo in einem abgeschieden gelegenen Hotel, das leer steht und von einen hausmeisternden Schriftsteller bewohnt wird. Oder ein packender Bericht von einer medizinischen Behandlung der Knochenbrüche einer Meeres-Jungfrau, die die Fallhöhe des Urheberrechtes unterschätzte. "Gigantisch, los, hau rein", irgendwer bestimmt schon ruft.

*** Weihnachten, das Fest der Liebe steht draußen vor der Tür, doch für einen hat sich die Tür geschlossen. Der große deutsche Dichter F.W. Bernstein ist gestorben, was überall in den vom Kulturjournalismus betreuten Spalten zu langen Betrachtungen über das Drinnen und Draußen in der Kultur geführt hat. Aber warum? Der Reim muss bleim! Seinen Abschied hat F.W. im "Weinaxgedicht" beschrieben, das muss reichen.

Am Zweiten Weinaxfeiertag,
als ich grad im Schterben lag,
war im Flur ein großer Krach,
und der drang ins Schlafgemach.

Als ich dieses Lärmen hörte,
das mich so beim Schterben schtörte -
ich wäre eine dumme Sau,
schtürbe ich bei dem Radau,
bei so einem Heidenlärm
kann kein Schwein mehr ruhig schterm -

schtand ich auf und ging nach draußen,
sah dort meine Kinder zausen,
schlug ein Hühnerei entzwei,
briet mir draus ein Spiegelei
in der Küche, wo der Krach
nur noch schwach zur Tür reinbrach.

Derart wurd ich abgelenkt
und dem Leben neu geschenkt.
Dankbar aß ich noch ein Ei,
und dann kam der Tod herbei.

*** Auch Wolfgang Pohrt ist tot, was an dieser Stelle natürlich dazu führt, dass wir uns an Kapitalismus forever erinnern und den Satz zitieren, mit dem er als Kritiker des neuen Religionskrieges in Erinnerung bleiben muss. Er ist nach wie vor aktuell, man ersetze nur Bahrein durch ein anderes Land der Region. "Es ist ziemlich blöde, den Moslems Nachhilfeunterricht geben zu wollen, wenn man es nicht mal im eigenen Land schafft, die Ausfuhr von Waffen nach Saudi-Arabien zu verhindern, die von der saudischen Armee bei der Niederschlagung von Aufständen in Bahrain eingesetzt werden können."

Was wird

Während in den USA der dritte Shutdown des Jahres nach einem Wutanfall Trumps offenbar durchgezogen wird und mal wieder ein letzter Erwachsener die Regierung verlassen hat, bahnt sich hierzulande eine ganz andere große Kinderei an. Etwa 17.000 Menschen verwandeln das öde Leipziger Messezentrum in ein nerdiges La-La-Land, das ganz im Zeichen einer kleinen grünen Rakete und "Refreshing Memories" steht. Erwachsene spielen, während Kinder stempeln gehen, der CCC-Chor probt und ein monströser Fahrplan abgearbeitet wird. Spätestens am zweiten Tag wird es in den leucht-psychedelisch aufgepeppten Hallen zunehmend schwieriger, dieses "Sagen, was ist" durchzuziehen, wenn alle voll unter Sillivaccine stehen. Der Kongress beginnt ganz passend zu Trump mit den US-Wahlen 2020, die der Orangene auf Biegen und Brechen allein mit seinen Anhängern gewinnen will, ohne Hilfe von Putin. Da sind die Wahlmaschinen natürlich von besonderem Interesse.

Was die deutschen Verhältnisse anbelangt, könnte interessant sein, was CCC-nahe Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten über die Digitalisierung der Politik berichten, in der Faxgeräte immer noch eine große Rolle spielen. Das Ganze muss als Antidot zu den großspurigen Digitalgipfeln und Digitalklausuren der Bundesregierung aufgefasst werden. Auch zu den kleinen Dingen gibt es genug zu hören und zu sehen. In Ergänzung zu dieser fesselnden Reportage gibt es Vorträge zum BAMF und der dort benutzten Hard- und Software. Denn natürlich entscheiden heute Computer über Tod und Leben, nicht die Akhlaq.

Im neuen Jahr geht es munter weiter, wenngleich nicht ganz so anspruchsvoll wie in Leipzig. Die Truppe von Digital, Life, Design, die kurz vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos ("Globalizatzion 4.0") in München mit Facebooks Sheryl Sandberg als Keynote-Star das neue Land von Digitalien feiert, hat sich ganz im Sinne von Claas Relotius für Optimism & Courage als Motto entschieden, bei Ticketpreisen ab 3450 Euro. Weiter geht es dann etwas günstiger im Norden der Republik mit dem Motto Land hat Zukunft. Digital., was manche an eine Bundeswehrkampagne erinnert. "Der echte Norden", das war einmal.

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Seltsames Jahr. Nun ist es zu Ende. Hal Faber aber macht nicht in Traurigkeit, sondern blickt hoffnungsvoll, unverbesserlicher Optimist, der er ist.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Rückblicke, Schmückblicke. In diesem Jahr gab es bereits so viele, dass ich nicht die treuen Leser dieser Wochenschau mit einer weiteren Ausgabe langweilen möchte. Es gab diesen Rückblick, basierend auf Zugriffszahlen und Leistungsstatistiken, es gab den Rückblick bei den Kohlenstoff-Fossilen, den der Kollegen von der vordersten technologischen Front und es gab das Fazit aus dem Newsroom und die Bilanz der Gamer und der Uplinker. Ganz zum Schluss kam der Rückblick des Chaos Computer Clubs hinzu, einer Vereinigung von leitenden Kreaturen mit einem Hang zur Selbstdarstellung. Leise weinten die Erfa-Kreise. Wer mit der Zeit geht, ist mittlerweile ein Hackerspace geworden, ein nom de plume für mächtig kreative Sachen.

*** Von der mächtig gewachsenen Hacker-Versammlung zwischen den Jahren ist auch das Motto dieser kleinen Wochenschau abgestaubt, als guter Vorsatz für das nächste Jahr, das sich zum Einlauf bereit macht. Das Buch, das Orwell zu einem Synonym für den Überwachungsstaat machte, ist an dieser Stelle vor wenigen Tagen besprochen worden. "Make Orwell Fiction Again" sollte damit verständlich sein. Es gilt, den Überwachungsstaat mit seinem Neusprech und Denkrechts zu verhindern, die Rede vom Menschen als "Gefährder" als das zu enttarnen, was sie ist: Gesinnungsterror.

Träume, wenn Du kannst, von einer trauernden App. Das Handy ist unserem psychischen Knochen gefährlich nahegekommen, bis zu einem Punkt, an dem die beiden nicht mehr getrennt werden können. Wenn mein Telefon nur leise weinen könnte. (Geert Lovink, Programmierte Traurigkeit. Vom Leben in den Ruinen der Luftschlösser der digitalen Kommunikation. Lettre International 123)

*** Man nehme nur die Deutsche Polizeigewerkschaft von Rainer Wendt, die da fordert, dass das Jahr 2019 das Jahr der inneren Sicherheit werden soll und damit die Stimmung aufheizt, nur um die aufgeheizte Stimmung in den politischen Debatten zu beklagen. Sie sieht viele "Gefährder" links wie rechts und fordert Vorratsdatenspeicherung für alle und Beweislastumkehr im Kampf gegen Banden und Clans. Wo seiner Ansicht nach ringsherum Gesellschaften instabiler werden und die Stimmungen aggressiver, will Rainer Wendt ein ordentliches deutsches Deutschland, in dem es kein "Staatsversagen" bei den Abschiebungen gibt und keinen "Kontrollverlust" in der Zuwanderungsfrage. Das ist nah an den Gedankengängen der sich weiter rechtsradikalisierenden AfD. Das alles kommt vom Chef einer (wenn auch kleinen) Polizeigewerkschaft, nicht von einer rechtsradikalen Whatsapp-Gruppe von Polizisten.

*** 2018 war das Jahr der Abschiede. Spektakulär geriet der von Hans-Georg Maaßen, der seinen Verfassungsschutz gerne als "Dienstleister der Demokratie" bezeichnete. Ausgerechnet Maaßen als Chef dieses Dienstleisters irrte sich gründlich, als er der "Tagesschau" unterstellte, von Hetzjagden in Chemnitz gesprochen zu haben. Nach diesem Patzer musste er das Amt verlassen, wurde befördert und schließlich doch in den Ruhestand abgeschoben, nachdem er sich mit einer selbstgefälligen Rede in einem "Club" der Geheimdienstchefs noch einmal in die Nesseln setzte. Nun jammert Maaßen über die öffentliche Herabwürdigung seiner Person. Wir warten auf die packende Spiegel-Geschichte über den verzweifelten Chef-Schnüffler.

Wie Langeweile ist Traurigkeit keine Krankheit. Egal wie kurz und mild, Traurigkeit ist die seelische Grundverfassung der Online-Milliarden. Ihre ursprüngliche Intensität verschwindet wieder, sickert heraus und geht über ein eine allgemeine Stimmung, einen chronischen Hintergrundzustand. Gelegentlich – für einen kurzen Moment – spüren wir den Verlust. Eine brodelnde Wut kommt auf. [...] Die anderen sollen uns bewegen, erregen, und trotzdem fühlen wir nichts mehr. Das Herz ist eingefroren. (Geert Lovink, Programmierte Traurigkeit. Lettre International 123)

*** Ein weiterer Abschied im Jahre 2018, verbunden mit einem bemerkenswerten Umstieg dürfte die IT-Szene noch 2019 beschäftigen. Als ehemalige McKinsey-Beraterin und als Chefin der Bundeswehr-Abteilungen Ausrüstung und Cyber/Informationstechnik war Katrin Suder praktisch die Nummer 2 hinter Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, ehe sie Knall auf Fall auf eigenen Wunsch die Bundeswehr verließ, nicht ohne feierliche Serenade. Ihr Umstieg kam wenig später, als sie als Leiterin des Digitalrates wieder auftauchte. Einen weiteren gehobener Posten hat sie an der Hertie School of Governance, wo sie über Verteidigung im digitalen Zeitalter doziert. In der Bundeswehr-Berateraffäre zeigte sie sich aussageunwillig, wird aber vor den Parlamentariern 2019 erscheinen müssen, wenn ein Untersuchungsausschuss gebildet wird. Transparenz ist eine Zierde.

Der Mensch kann nichts wollen, wenn er nicht zunächst begriffen hat, dass er auf nichts anderes als auf sich selber zählen kann, dass er allein ist, verlassen auf der Erde inmitten seiner unendlichen Verantwortlichkeiten, ohne Hilfe noch Beistand, ohne ein anderes Ziel als das, das er sich selbst geben wird, ohne ein anderes Schicksal als das, das er sich auf dieser Erde schmieden wird. (Jean-Paul Sartre, Zum Existentialismus. Eine Klarstellung.)

*** Mitten in der Nacht tauchte US-Präsident Trump im rheinland-pfälzischen Ramstein auf, ließ sich für ein paar Selfies umarmen und schrieb Autogramme auf rote Caps. Die Relais-Station für den Drohnenkrieg im Nahen Osten, in Jemen und in Afghanistan sollte auch etwas haben von der Weihnachtsreise in den Irak, von der brisantere Bilder veröffentlicht wurden als die Selfies mit Trump. Dann ging es zurück über den Teich, ein Besuch in Kallstadt war nicht drin. So etwas schaffen nur hartgesottene Spiegel-Reporter, die dem eisigen Wind trotzen und den Saumagen bewundern. "Die USA können nicht der Weltpolizist sein", so Trump bei seiner Stippvisite im Irak. Die Folgen des US-Rückzugs in Syrien sind bereits dramatisch, doch der Verrat hat Geschichte. Zwar bekommen die Kurden die zurück gelassenen Waffen, doch das reicht nicht, wenn Erdogan Soldaten schickt. So triumphiert Assad, wieder einmal.

Was wird

Ma hûn kurdî dipeyive? Sprechen Sie Kurdisch? Das wird eine Frage sein, die in Zukunft die Ausländerbehörden und das BAMF schwer beschäftigen wird, wenn die demokratischen kurdischen Politiker vor den Schergen Assads und Erdogans fliehen und ins Exil gehen müssen. Wobei Syrien jetzt schon Spitzenreiter bei den Asylanträgen ist.

Personen-Identifizierungskoffer des BAMF

Allein an Hand der BAMF-Schulungsunterlagen hat die Journalistin Anna Biselli untersucht, mit welcher Software beim BAMF die Smartphones von Flüchtlingen analysiert werden, um herauszufinden, ob sie wirklich aus einer Region stammen, in der sie verfolgt werden. Auf dem Chaos Computer Congress hat sie dazu einen engagierten Vortrag gehalten und parallel dazu einen Artikel in der tageszeitung veröffentlicht. Besonders kritisch ist es offenbar um die Software zur Sprachanalyse bestellt, "sprachbiometrisches Assistenzsystem" genannt. Zwei Minuten lang müssen Asylsuchende ein Bild beschreiben, dann wird die Aufnahme von einer Software analysiert und die Sprache oder der lokale Dialekt des Sprechers ermittelt. Die Software arbeitet mit einer Fehlerquote von 15 Prozent. Besonders fehlerhaft sollen die Erkennungsraten kurdischer Sprachdialekte sein. "Wir sind ein scheißreiches Land mit bescheuerter Software", in dem Computer über Asyl entscheiden, erklärte die wütende Journalistin unter großem Beifall.

Die soziale Wirklichkeit erteilt uns keine Erlaubnis, uns zurückzuziehen. [...] Die Vorstellung, zur Dorfmentalität des Ortes, der früher als das "wirkliche Leben" bekannt war, zurückzukehren, ist in der Tat beängstigend. (Geert Lovink, Programmierte Traurigkeit. Lettre International 123)

Beim BAMF sieht man das ganz anders. Dort hat die Software den Preis als bestes Digitalisierungsprojekt 2018 gewonnen. Und für 2019 hat man Großes vor: "Das "Sprachbiometrische Assistenzsystem" stößt, zusammen mit weiteren innovativen Verfahren aus der Digitalisierungsstrategie des BAMF, bei unseren europäischen Partnerbehörden auf großes Interesse. Als Vorreiter bei der Erschließung innovativer Technologien ist das Bundesamt ein gefragter Ansprechpartner und Ratgeber für die Entwicklung und Einführung ähnlicher Verfahren in unseren europäischen Partnerländern." Europaweit sollen Computer über Asylgesuche entscheiden. Selbst auf dem "Luftwaffenstützpunkt Nr. 1" von Ozeanien soll der Einsatz möglich sein.

Der begrenzten Möglichkeiten der individuellen Sphäre bewusst, können wir uns aber auch nicht positiv mit der tragischen Manifestation des Kollektivs identifizieren, das als Social Media bezeichnet wird. Wir können weder zum Mystizismus noch zum Positivismus zurückkehren. Der naive Akt der Kommunikation ist verlorengegangen – und darum weinen wir. (Geert Lovink, Programmierte Traurigkeit. Lettre International 123)

Ohnehin hat man beim BAMF viel zu tun. Zum neuen Jahr läuft die BAMF-Finanzierung der sogenannten Personen-Identifizierungskoffer (PIK) aus, von denen die Bundesdruckerei laut Antwort der Bundesregierung 1036 Stück zum Stückpreis von 10.000 Euro geliefert hat. Hier müssen noch Rahmenvereinbarungen mit den Ausländerbehörden und den Bundespolizeistationen abgeschlossen werden, damit die Identifizierungskoffer weiterhin genutzt können und technischer Support gewährleistet ist. Zwar droht kein Government-Shutdown wie in den USA, wo Regierungsangestellte sich mit Maler-Jobs und Putzarbeiten über Wasser halten, nur ein kleineres Versorgungs- und Unterstützungsproblem in einem ziemlich reichen Land. Ach ja, in einem Land, in dem ab Dienstag die Diversität anerkannt ist und gelebt werden kann.

Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. (Jean-Paul Sartre, Der Existenzialismus ist ein Humanismus)

So fängt bald ein neues Jahr an, in dem wir nicht nur gegen minderbemittelte Rechtspopulisten, sicherheitsparanoische Polizeigewerkschafter und vergleichbare Spinner unsere Freiheit verteidigen. Und vielleicht sogar das Ende von Social Media, wie wir es bislang kennen, erleben. Nicht allein wegen der individuell erzeugten Traurigkeit. Auch, weil all die Influencer und Poser schon weit über das Nerven hinaus sind und nur noch eine traurige Leere hinterlassen, eine Hölle aus den jeweils anderen. Wir ziehen weiter. Zurück in die Zukunft, zu den Anfängen des Netzes. Mancher mag solchen Utopien anhängen, mancher davor als Dystopie zurückschrecken. Die User, die schon im abgelaufenen Jahr erste Absetzbewegungen zeigten, entscheiden. Nicht nur virtuell, auch IRL. Für die anerkannte Diversität, für die Freiheit und gegen die vereinfachenden Verführer. Vielleicht. Hoffentlich. Darauf eine kleine feinstaubfreie Rakete und einen Champagner-Tschunk, gerührt. Guten Rutsch!

Quelle : www.heise.de

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Was war. Was wird. Fressen oder Moral, das ist die Frage.
« Antwort #761 am: 06 Januar, 2019, 00:18 »
Bei all den Doppeldenkereien und Nicht-Ereignissen und Zwistigkeiten gibt es auch einen schönen musikalischen Geburtstag zu feiern, freut sich Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Entweder war es ein Profi, der sich als Skriptkiddie tarnte, oder ein sehr, sehr geduldiges Skriptkiddie, das eifrig in einer enormen Fleißarbeit Datenbröckchen sammelte und am Ende dastand wie ein Profi. Das wird sich zeigen, denn es sind eine Menge "Metadaten" vorhanden. Bis jetzt zeigt sich vor allem das elende Doppeldenk der Politik in seiner besten Form. Während der AK Vorrat frisch zum neuen Jahr gegen die allgemeine Vorratsdatenspeicherung angeht, führt der Angriff auf Vorrat bei den betroffenen Politikern zu Ausrastern. Das war der schwere Angriff auf die Demokratie, einer, vom dem Schönbohms Mannen und Frauen längst wussten, aber offenbar keinen Alarm schlugen, da man überall nur Einzelfälle sah. Na, sowas aber auch. Wie war das noch mit dem tollen neuen Leitbild, 2017 auf der CeBIT vorgestellt? "Das BSI als die nationale Cyber-Sicherheitsbehörde gestaltet Informationssicherheit in der Digitalisierung durch Prävention, Detektion und Reaktion für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft." Gestaltete Informationssicherheit könnte ja damit beginnen, alle Betroffenen zu informieren, nicht nur einzelne (parteipolitisch genehme?) betroffene Politiker. Unterdessen reagiert die niedere Politik auf die übliche bizarre Weise, empört sich über die Destabilisierung der Demokratie, garniert mit dem idiotischen Ruf nach einem Cyberhackback.

*** Auch die sonst so alerten Hacker des Chaos Computer Clubs wurden überrascht, war der gruselige "Hackerangriff" auf ihrem Congress zwischen den Jahren ähnlich wie beim BSI kein Thema. Nun ist es eine Aktion aus dem rechten Lager, dort, wo die Trolle wohnen. Mein alter Kumpel Erich hat schon recht, wenn er schreibt: "Das da ist genauso zusammenphishtes random Glumpert wie die 'Macron Leaks', aber viel mehr und methodischer. Alle deutschen Lieblingsfeinde der Faschos. Eins Plus in Timing & Distribution. Die Handschrift der Andrew Auernheimer School of Disinformation." Politiker, die ihre digitalen Siebensachen nicht zusammenhalten und sichern können, fordern Sondersitzungen und illustrieren die Forderung keck mit einem Edvard Munch-Hoodie. Ja, schreien möchte man, wenn als Konsequenz dieser "Vorratsdatenspeicherung von Politiker-Daten" der Ruf nach einem schärferen Netzwerkdurchsetzungsgesetz laut wird.

*** War es wirklich Harmonie wie nie? War es gar eine politische Demonstration der Extraklasse, wie Netzpolitik jubelnd im bester Kitsch-Schreibe über den 35. Chaos Communication Congress schreibt? Es gab ja Kritik. Der Hackerblogger Fefe quengelte über Netzpolitik und vermisste seinen Kumpel Steini unter den Vortragenden. Versuchen wir es möglichst objektiv: Dieser Congress war auch der Ort, in der ein schwelender Zoff in der Hacker- und Aktivistenszene zum Ausbruch kam. Wie bei einem Vulkanausbruch verrutschte dabei das Land: der Chaos Computer Club und Netzpolitik gehen enger zusammen, zurück bleiben die mit dem Pesthörnchen, heute Digitalcourage genannt, früher unter dem Namen FoeBuD bekannt. Der Spendentrog wird umgeschichtet, die Prioritäten ganz im Sinne der Berliner Szene neu gesetzt. Womöglich gehen auch die beiden Veranstaltungsagenturen namens CCV GmbH und Newthinking Communications zusammen, man kennt das ja mit diesen "Synergieeffekten".

*** All der Ärger beim Wechseln der Loyalitäten entlud sich auf Twitter beim Netzaktivisten padeluun, der von einem gefestigten Odal spricht, einer internen Machtstruktur des CCC, über die alle Mitglieder zu schweigen hätten, ganz wie die Omerta bei Mitgliedern der Mafia. Dass ausgerechnet ein ausgewiesener Insider das Schweigen bricht, hat mit diesem Vortrag zur Hackerethik zu tun, den der Beherrscher des CCC hielt. Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, betreibe mit solchen Vorträgen ein permanentes Whitewashing neben dem Paktieren mit Schurkenstaaten: schaut hin und brecht das Schweigen, ereiferte sich padeluun, der damit von den CCC-Bühnen verschwinden wird. Ausgerechnet beim letzten Kongress, beim ersten "großen" in Leipzig, hatte er so seinen letzten Auftritt, als er zusammen mit Rena Tangens und Wam Kat vom Zamir-Netzwerk im ehemaligen Jugoslawien berichtete, das die Kommunikation offen hielt, als die Brücken zwischen Serben, Kosovaren, Bosniern und Albanern längst abgebrochen waren. Das kann man prophetisch nehmen: "Wenn man nicht miteinander kommuniziert, kann man auch nicht vergeben."

*** Was ist dran an den Schurkenstaats-Vorwürfen? Hier muss man nicht auf die Firma GSMK Cryptohone schauen, die Andy Müller-Maguhn und Frank Rieger gehört. Hier lohnt sich der Blick in die Vergangenheit, als in der Datenschleuder ein Artikel unter dem Titel Letzter Ausstieg Gewissen erschien. Er beschreibt, wie Hacker aus dem Umfeld des CCC anfangen, Finfisher-Überwachungssoftware für die Firma Gamma-Group zu programmieren, dem Preisträger eines Big Brother Awards im Jahre 2012. Unter dem Titel Hacken, Fressen und der ganze Rest namens Moral gibt es eine Zusammenfassung auf heise online. Die pseudonymisierten "Simon" und "Bernd" schrieben Software, die Diktatoren einsetzen, um Oppositionelle auszuspionieren. Mit dem "Geständnis" und manch verständnisvoller Umschreibung des Seitenwechsels hin ins Dunkle und wieder zurück in ehrbare Sphären durch die Autoren der Datenschleuder war der Anschluss an den CCC wieder offen. Heute betreiben die beiden reuigen Sünder die Schweizer White-Hat-Firma Modzero und einer von ihnen gab auf dem Kongress in Leipzig einen OpSec-Grundkurs für den Hacksport. "Humorvoll" wurde erzählt, wie sich Hacker nicht erwischen lassen sollten.

*** So bleibt vom Vorwurf noch die Frage zu klären, die ebenfalls via Twitter auftauchte: War es mehr als nur der Sündenfall zweier junger Hacker, die Software wie Finfisher und FinFirewire schrieben? Wurde die Software gar in den Räumen des CCC Berlin geschrieben? Wurde das Whitewashing nur für ausgewählte Menschen aus dem Machtzirkel betrieben, während andere weiterhin in Verdammnis leben müssen? All dies lässt sich nicht (noch nicht/nicht mehr) zweifelsfrei belegen oder nur mit Relotius-Methoden zusammenschreiben. Was bleibt, ist die nicht gerade neue Erkenntnis, dass politischer Aktivismus und Transparenz sich mitunter ausschließen. Und jaja, der CCC ist politisch, gemäß der eigenen Mythologie, wie sie um den Tisch der Kommune I wabert, an dem der CCC gegründet sein soll. Was insofern Blödsinn ist, als der berühmte Tisch des sozialistischen Anwaltskollektivs von 1968 niemals der Kommune I oder der tageszeitung gehörte. Doch: When the legend becomes fact, twitter the legend.

Was wird.

Noch ist das chinesische Sozialkreditsystem nicht wirklich gestartet, konnte man auf dem Congress erfahren. So soll ein System krachend gescheitert sein, weil es viel zu viel Bestrafte und kaum Belohnungen oder Anreize vergab. Besonders beruhigend ist das nicht, denn die Vorbereitungen laufen weiter. Was dabei für Probleme auftreten und in der Zukunft à la mode de Orwell ausgeräumt werden müssen, kann man hier nachlesen. Die Zensoren müssen erst einmal die wahre Geschichte Chinas lernen, damit sie diese zensieren können. Das ist nicht neu, das wusste schon George Orwell und er sagte es in eleganten Worten: "He who controls the past controls the future. He who controls the present controls the past."

Dort, wo die Kontrolle versagt, beginnt zwar noch nicht das Reich der Freiheit, aber doch schon der Raum des Angenehmen. Ich weiß, dass es in etlichen Gitarrenläden verboten ist, Klampfen mit Stairway to Heaven zu testen, da allzuviele den Song massakrierten, aber zum 75. Geburtstag von Jimmy Page wird man ihn doch mal anspielen können. Oder die Interview-Fetzelchen zum 50. Band-Jubiläum anhören. Oder einfach nur an John Bonham gedenken, dem besten Drummer, ever. Aber auch schon an seinem Geburtstag vor 48 Jahren konnte jeder Jimmy Pages Grandezza und seine Meisterschaft und seine Inbrunst an der Gitarre hören, ganz ohne das unsägliche Stairway to heaven.

Es ist mir bis heute schleierhaft, wie Page auf der Liste der besten Gitarristen hinter Eric Clapton landen konnte. Gut, über Jimi Hendrix kann man sich unterhalten ...

Aber wie dem auch sei. Bei all den begnadeten Gnibblern, die noch unter uns weilen, aber mittlerweile wirklich in die Jahre gekommen sind, mag man Jan Stremmel zustimmen: "Männliche Rockmusik ist eine zu Tode erzählte Geschichte." Auch wenn Jack White daraufhin leichte Wutanfälle bekommen dürfte. Ob die Gitarristinnen, wie von Stremmel prophezeit, die Faszination der "rebellischen Männerbünde" und ihres manchmal in endlose Soli ausartenden Gitarren-Rock auf eine neue Ebene heben, das wollen wir erst noch sehen. Immerhin: Hoffnung besteht.

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Was war. Was wird. Mit Erinnerungen an eine gescheiterte Revolution
« Antwort #762 am: 13 Januar, 2019, 09:00 »
Lehren werden gezogen, falsche Vorgehensweisen gerügt. Hal Faber aber lässt bald Doxing Doxing sein und feiert Erinnernswertes.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hans-Mieth-Preis, AWO Mittelrhein Journalistenpreis, Herbert Quandt Medien-Preis oder Preis der Stiftung AtemWeg: Es gibt so viele deutsche Journalistenpreise wie DLG-prämierte Dauerwürste oder Fahrerlaubnisklassen mit all ihren Einschränkungen.

Das ist schön für Journalisten, denn die meisten Preise sind dotiert, die Einnahmen steuerfrei. Freuen wir uns also mit Timo Grossenbacher vom Team SRF Data, der in dieser Woche mit dem Journalistenpreis der Surveillance Studies ausgezeichnet wurde und das vom Team Telepolis gestiftete Preisgeld für eine Sendung über Predictive Policing gewinnen konnte.

*** Wenn es derart viele Journalistenpreise gibt, so gibt es noch viel, viel mehr Journalisten und sonstige Medienbetriebler, die in den Jurys sitzen und diese Preise vergeben. Gerade bei den "großen" Preisen, die einer wie Claas Relotius kassierte, ist das ein Schaulaufen in einer ganz besonderen Kategorie. Doch halt, das Schaulaufen trifft nicht ganz zu, denn öffentlich solche Jurys zur Schau stellen, das ist nicht comme il fault. Als am vergangenen Dienstag der streitlustige Götz Aly Namen nannte, wurden diese von der Redaktion zensiert. Natürlich aus Platzgründen. Omerta! Ausgerechnet auf Facebook ist der unzensierte Artikel mit den Namen der Jury-Mitglieder zu lesen, doch hier sei lieber auf den preisgekrönten, immer lesens- und finanzierenswerten Perlentaucher verlinkt.

*** Für alle Freunde des geblähten Blafasels gibt es frohe Kunde: diese Sorte Ausmal-Journalismus mit szenischem Einstieg stirbt nicht aus. Kleines Beispiel gefällig? "Fleißig ist er. Nacht für Nacht sitzt er vor dem Rechner im Haus seiner Eltern. Und sammelt. Telefonnummern, Adressen, Bankdaten, E-Mail-Konten." So beginnt der Artikel von Tanja Tricaro über den Spieler S. aus der hessischen Kleinstadt H., der "die Republik viele Tage in Atem gehalten" hat. Nacht für Nacht saß die Journalistin neben ihm, nur hin und wieder atmend. Leider fehlen Relotius-typische Gewinnersätze. Welche Musik hörte der junge Mann da Nacht für Nacht im Haus seiner Eltern beim Sammeln? Ist der 20-jährige noch Jungfrau? Und hat er gar noch nie das Meer gesehen? Da geht noch was! Im Artikel fallen ja noch andere Urteile, weil die Journalistin mit dem Aktivisten padeluun gesprochen hat, der den Mann als Cracker einordnet und seine Taten als typisch männliche Kinderkacke, einen möglichst großen Datenhaufen zu scheißen. Ja, diese traditionelle Männlichkeit aber auch, immer hat sie Folgen.

*** Neben der Erklärung, wie der Cracker gefunden werden konnte, bleibt es seltsam blass, wenn es zu den rechtsextremen Inhalten kommt, die von ihm im Internet verteilt wurden. Auch Aussagen über rechtsradikale Parteien wie AfD und NPD gehören dazu. Die fleißige Datensammelei hatte offensichtlich einen politischen Hintergrund. Hier nur von einem "Spieler" zu reden, der "fame" sammeln will, ist fahrlässig. Neben den guten und richtigen Lehren die aus diesem Doxing-Vorfall gezogen werden, muss gefragt werden, wie systematisch auf der rechten Seite Daten gesammelt werden, mit klarem Verwendungszweck, wenn man denn einmal "dran" ist. "Wir kriegen euch alle", wie es kurz auf Indymedia zu lesen war, ist eine solche Ansage. "Nazis raus" aus diesem Netz mag eine verständliche Antwort sein, bleibt aber missverständlich. Prompt gibt es Blödeleien, dass die flapsige Antwort grundgesetzwidrig sein soll.

*** Wo bleibt das Positive? Im Zuge all der Debatten über den furchtbaren Hackerangriff haben sich etliche Politiker bekleckert, angefangen mit der Forderung nach einem "Hackback" bis hin zur Forderung, ein ebenfalls gefordertes Cybercrime-Zentrum Plus in Thüringen anzusiedeln, wegen der zentralen Lage in diesem unseren Land. Den Vogel hat freilich der CSU-Politiker Stephan Mayer abgeschossen, der den Zusammenhang zwischen Sicherheitslücken und Staatstrojanern nicht zu kennen scheint. Alles nur Einzelfälle, wenn bei einem Terrorismusverdächtigen oder sonst einem Kapitalverbrechen "in die IT der betreffenden Person" eingegriffen werden muss, vom Smartphone über das Tablet bis hin zum Laptop oder seiner Cloud.

*** Auf das verwerfliche Doxing von Politiker- und Prominenten-Daten folgt das fröhliche Volksdoxing. Am heutigen Sonntag gibt es die größte Datenvereinigung aller Zeiten, wenn die Daten aller Meldeämter in einer Klartext-Datenbank zusammengeführt werden, nur zu Forschungszwecken, versteht sich. Die Aktion soll ein Testlauf für die große europaweite Volkszählung 2021 sein. Europa ruft, da darf man doch nicht kleinlich sein und mit dem Datenschutz fuchteln. Bis zu 26 Datenbröckchen pro Person wandern über das Netz. Die so entstehende zentrale Forschungssammlung dürfte ein Leckerbissen für Hacker, Cracker oder Kacker sein – sollte nicht doch noch der Eilantrag des AK Zensus die große Datenschmelze verhindern. Die ganze Aktion ist übrigens mit den Stimmen der SPD beschlossen worden, die gerade den neuen Datenschutzbeauftragten stellt. Er hat sich gleich zum Dienstantritt gegen intelligente Gesichtserkennung und die Vorratsdatenspeicherung positioniert. Ob das Argument "zum Wohle Europas" akzeptiert wird?

Was wird.

In diesem an Gedenktagen so proppenvollen Jahr, vom Bauhaus über die Weimarer Republik bis hin zum Geburtstag von Alexander von Humboldt, beginnt es heute schwer symbolisch und sehr politisch. Über 100.000 Menschen folgten im Januar 1919 den Särgen von Karl Liebknecht und 31 weiteren Toten des Berliner Arbeiteraufstandes – Rosa Luxemburgs Leiche wurde erst im Juni aufgefunden. Nach dem Beginn der Novemberrevolution schöpften Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Hoffnung, dass Deutschland auf dem Weg über die Demokratie hinein in eine Republik der Arbeiter-, Bürger- und Bauernräte wachsen könnte. Doch die Hoffnung währte nicht lange. Womit beide nicht rechneten, war die Haltung der SPD, die unter Friedrich Ebert und Gustav Noske das Militär und weite Teile der wilhelminischen staatlichen Verwaltung intakt ließen. Schließlich ließen sie sogar das Freikorps gewähren, diese Ansammlung ultra-aggressiver Männerphantasien schwer bewaffneter Proto-Faschisten.

Was zumindest Rosa Luxemburg nicht so recht wahrhaben wollte, war die bornierte Rolle der KPD beim Putschversuch namens Spartakusaufstand, den sie mit allen Mitteln verhindern wollte, weil die Planungen überhastet und unkoordiniert waren. Das gelang ihr nicht und so kam es nach der Niederschlagung des Aufstandes zum Mordbefehl an "führenden Personen", den Gustav Noske dem Freikorps-Kommandanten Waldemar Pabst gab. 1200 Menschen wurden in Berlin getötet, unter ihnen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Sie wurde von Herrmann Souchon erschossen, der in der alten Bundesrepublik jeden verklagte, der ihn als Mörder bezeichnete – und damit Recht bekam. Noch 1969 schrieb Pabst sich einen historischen Ruhm für die Morde zu: "Tatsache ist: die Durchführung der von mir angeordneten Befehle ist leider nicht so erfolgt, wie es sein sollte. Aber sie ist erfolgt, und dafür sollten diese deutschen Idioten Noske und mir auf den Knien danken, uns Denkmäler setzen und nach uns Straßen und Plätze benannt haben!"

Berlin hat heute einen Rosa Luxemburg-Platz und eine Karl-Liebknecht-Straße. Dort, wo Rosa Luxemburg starb, gibt es heute den Rosa-Luxemburg-Steg, bei der Lichtensteinbrücke, über deren Rettungs-Ring Egon Erwin Kisch eine seiner berühmtesten "erzählerischen" Reportagen schrieb. Illustriert wurde sie vom sich selbst "Fotomonteur" nennenden Künstler und späteren Karikaturisten Viktor Kuron-Gogol. "Forsche Herren, monokelnd und näselnd, die nun kurzerhand übereinkamen, die 'Galizierin' um die Ecke zu bringen." Ein Quäntchen Revolutionsromantik kann man heute in Berlin ab 10:00 bei der üblichen Luxemburg-Liebknecht-Demonstration mit allen möglichen Linksparteien inhalieren. Das Motto lautet "Trotz alledem!" – nach dem Titel von Liebknechts letztem Text, der am Tag seines Todes in der "Roten Fahne" erschien. So strahlende letzte Sätze, wie Rosa Luxemburg sie über die ewige Revolution schrieb, werden heute eher schräg bestaunt: Ich war, ich bin, ich werde sein! Das sei, vor allem, wenn man Luxemburgs Kampf gegen den leninistischen Autoritarismus in einem totalitären Nach-Revolutions-Staat gedenkt: "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden" – was sie aber keineswegs als Bekenntnis zur liberalen freiheitlichen Demokratie und einem alle Strömungen der Gesellschaft einbeziehenden Diskurs verstanden wissen wollte.

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Manchmal, da sind Linke wie Rechte gleich bescheuert, ohne dass man gleich mit Querfronten kommen müsste, grummelt Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ein Gespenst geht um in Europa und es heißt auch noch so: Mit Wumm haben die britischen Parlamentarier im Unterhaus das Brexit-Abkommen von Theresa May abgelehnt, nur um tags darauf genau diese Politikerin bei der Abstimmung über ein Misstrauensvotum zu unterstützen. Damit erreicht die britische Tradition, Europa für alles Schlechte verantwortlich zu machen, eine Art Tiefpunkt, mit der sich nun anschließenden Wahl, ob man sich in den Fuß oder in den Kopf schießen soll. Stiff upper lip, wie es schon die Königstochter Europa hielt, als sie am Strand von Sidon auf einen Stier traf, der, von ihr blumenbekränzt, mit ihr einfach davonschwamm.

Im aktuellen Fall sieht es allerdings so aus, als ob Großbritannien wegschwimmt. Die Briten taumeln auf ihrer Insel herum wie nichts Gutes und haben nicht einmal einen Neusprech-Giganten wie Alexander Dobrindt. Am Ende sind sie noch bei der Europawahl dabei, während ihre 73 Sitze längst abgebaut oder umverteilt sind.

*** Europa ist auch das große Thema von Ulrike Guérot, eine der Konferenzstars, die mit dem European Democracy Lab auch einen Think Tank zur Rettung Europas aufgebaut hat. Auch sie hat erfundene Zitate benutzt, um für Europa zu werben, aber immerhin eine originelle Erklärung parat, wie das passieren konnte. "Ich schreibe sehr viele Artikel. Und dann schleppt man Versatzstücke mit sich herum, eine Art Zettelkasten, und dann schleicht sich so etwas ein wie ein Trojaner im Computer." Zettels Alptraum gewissermaßen, wenn sich etwas aus dem Kasten im Kopf in den Text schleicht wie ein Trojaner in den Computer. Wozu der Trojaner anders als der Zettelkasten eine Sicherheitslücke braucht oder eben ein Passwort der Collection #1, Collection #2 oder weiterer "Zettelkästen".

*** Damit sind wir wieder beim vorgeblichen Superhack des Jahres 2019. Noch sind die Computer, Datenträger und die Daten-Backups bei den diversen Sharehostern nicht vollständig ausgewertet, doch bereits jetzt zeichnet sich ab, dass der mittelhessische Hacker nicht der Superstar im Hoodie war, als der er dargestellt wurde. Das hindert natürlich die einschlägigen Politiker nicht daran, nach Verschärfungen aller Art zu rufen. Selbst ein bundesweites Hoodie-Verbot wäre in dieser Logik denkbar. So passt es geradezu wunderbar, wenn ausgerechnet eine hessische Variante diskutiert wird, die auf der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes Anfang Dezember in einem Vortrag präsentiert wurde. Vorhang auf für den neuen Straftatbestand des "digitalen Hausfriedensbruches" nach §202e StGB. Wie erklärte der Redner den Hausfriedensbruch unter dem Beifall der Kriminalisten? "Das Ziel des Entwurfs, der auch über Qualifikationstatbestände mit erhöhten Strafdrohungen verfügt, ist es, bereits das schlichte Gebrauchsrecht an IT-Systemen einem strafrechtlichen Schutz zu unterstellen, unabhängig davon, ob bereits Daten auf diesen Systemen verändert, ausgespäht oder zerstört worden sind."

*** Zugegeben, das hört sich etwas unpräzise an. Aber wozu gibt es das Dokumentationssystem des Bundesrates, in dem der hessische Vorschlag mit einem Beispiel präsentiert wird. "Das Opfer befindet sich im öffentlichen Raum, z. B. in einem Zug. Um zu telefonieren, gibt es den PIN-Code zur Entsperrung seines Smartphones ein. Der Täter beobachtet das und merkt sich die PIN. Anschließend, nachdem das Opfer sein Smartphone wieder eingesteckt hat, gelingt es dem Täter, das Gerät - vom Opfer unbemerkt - an sich zu bringen und es mittels des PIN-Codes zu entsperren, um anschließend private oder auch geschäftliche Daten auszulesen oder Fotos zu betrachten. Danach steckt der Täter das Smartphone zurück in die Tasche des Opfers." Als Laie würde ich hier von Blödheit im öffentlichen Raum auf der Opferseite sprechen und für den Täter einen klaren Fall nach §202a StGB, aber das reicht den Hessen nicht. Sie wollen vor allem härtere Strafen und ein strafrechtliches Rückgrat, das Politiker auf ihren Bahnreisen besser schützt.

*** In dieser kleinen Wochenschau war schon häufiger die Forderung zu lesen, den Verfassungsschutz mit all seinen Landesämtern aufzulösen, meistens mit Verweis auf diesen Aufsatz. Das Biosphärenreservat für rechtsorientierte Beobachter ist ein Fremdkörper in einer Demokratie, wie jetzt der jahrelang vom Verfassungsschutz beobachtete Jurist Rolf Gössner schreibt. Auch der "Prüffall" der AfD (vormals Aktionsgemeinschaft der Freunde der Diktatur) sowie der "Verdachtsfall" der Jugendorganisationen und die neue kornblumenblaue Partei ändert nichts daran und zeigt nur die Einfalt bei den Linken und Rechten. Sie sind jetzt bereit, den rechts ausfransenden Schlagschatten dieser Behörde zu ignorieren. Wer da aufatmet und von einem Schlag gegen die AfD spricht, hat vergessen, wie der Verfassungsschutz z.B. im Fall der Neukölner Brandanschläge ermittelte – ziemlich erfolglos und das mit System, wie eine ausführliche Recherche nachweisen kann.

*** Nicht minder problematisch ist es, wenn dieser Verfassungsschutz von 2015 bis 2018 im Auftrag des Familienministeriums zu fördernde Demokratieprojekte für das groß angelegte Programm Demokratie leben! mit dem Haber-Verfahren durchleuchtet. Postwendend müssen die Erkenntnisse des Verfassungsschutzes geheim bleiben, weil es um "Vertrauen" in der Demokratie geht bzw. Misstrauen unter allen 600 Einzelprojekten gesät wird. Welche der 51 nach dem Haber-Diwell-Erlass überprüften Projekte nicht demokratiefördernd sind und damit das Zusammenleben in dieser Gesellschaft gefährden und keine Förderknete bekommen, bleibt also vorerst unbekannt. Beim "Dienstleister der Demokratie" grinsen sie nur. Vertrauen ist gut, Misstrauen ist besser, frei nach Lenin.

Was wird.

Ein gewisser John Gauger und seine Firma RedFinch Solutions betreiben SEO-Optimierungen und andere Rosstäuschereien für seine Kunden, deren Namen streng geheim sind. Ehrensache, mit Schwur auf die Bibel. Auch gefälschte Meinungsumfragen und manche botgesteuerte Albernheiten auf Twitter gehören zum Service, doch ob die Geschichte rund um @WomenForCohen das Zeug hat, US-Präsident Donald Trump zu stürzen, darf getrost bezweifelt werden. Die Äußerungen aus dem Büro von US-Sonderermittler Mueller zeigen, dass es wohl nicht um eine schwerwiegende Beschuldigung geht. Dennoch wird die nächste Woche entscheidend sein, wie es mit dem US-Präsidenten weitergeht. Noch ist ein Kompromiss im Shutdown-Poker nicht in Sicht, doch eine Rede Trumps ist angekündigt. In Sichtweite ist allerdings der Super-Bowl im Mercedes Benz Dome in Atlanta. Wie die größte Massen-Veranstaltung der USA mit 1500 Sonderflügen mit reduziertem Sicherheitspersonal abgewickelt werden könnte, weiß derzeit niemand. Die Achterbahnfahrt hat gerade erst begonnen. Trumps Halbzeitbilanz an diesem Sonntagmorgen kann auch so beschrieben werden, als Politik am Rande des Abgrundes.

Ist es eine Sickergrube oder ist es eine labende Wasserstelle? Im Thymos treffen sie sich alle, ob sie nun Brexiter oder Gelbwesten oder gar AfD-Philisophen sind oder eben die Verteidiger von Donald Trump. Das Zauberwort ist isothymia, der Wunsch nach gegenseitiger Anerkennung, aber eben mit der geheimen Superkraft.

Als Francis Fukuyama über das Ende der Geschichte schrieb, erwähnte er Donald Trump, als Beispiel für einen überaus ambitionierten und exaltierten Menschen, dessen dringlicher Wunsch nach Anerkennung sicher in eine Karriere als Geschäftsmann und später als Showstar kanalisiert und gedämmt wurde. So kann man sich täuschen.

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« Antwort #764 am: 03 Februar, 2019, 09:26 »
Theresa May düst im WK2-Jagdflieger zur EU. Eine alte Rüstungsdebatte in Europa wird wiederbelebt. Und Deutschland kommt im Cyberraum voran, seufzt Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es war etwas ungeschickt bebildert, hatte aber durchaus seinen Reiz. Denn die Spitfire-Jagdflieger, die in der Luftschlacht um England sich im Film so wunderbar elegant der deutschen Luftwaffe entgegenstellten, kündeten von einer Zeit, als Großbritannien wirklich Macht hatte. So die Ankündigung zu bebildern, dass May zur EU nach Brüssel fliegt, das ist doch ein hübscher Freudscher Verfilmer, für den man der BBC danken muss. Denn natürlich sind in den Augen der Brexit-Befürworter die Krauts hinter dem Teufels-Backstop, den es irgendwie mit "modernster Technologie" zu verhindern gilt. Irgendwas mit Gesichtserkennung, KFZ-Zeichenerkennung, RFID-Tragepflicht und -erkennung, Künstlicher Intelligenz und Absicherung durch eine Tollchain müsste es doch geben, damit Britannia wieder die Wellen und Waren beherrschen kann, wie damals, als es auf Geheiß des Himmels aus der azurblauen See entstieg. Oder wie wäre es mit Drohnen-Patrouillen in Spitfire-Optik? Auf der Gegenseite in Irland fliegt dann vielleicht eine Maschine aus der Red Baron-Staffel.

*** Unter den Wellen fahren die britischen und französische U-Boote mit ihren Atomraketen. Bekanntlich hat Theresa May angedroht, ihre Boote im Fall eines "harten" Brexit eben nicht zum Schutz von Rest-Europa einzusetzen. Auch so kann man zurück in der Zeit gehen, in diesem Fall zur großen Debatte um den NATO-Doppelbeschluss vor 40 Jahren und dem 1987 geschlossenen INF-Abrüstungsvertrag zwischen den USA und der Sowjetunion. Denn mit dem Ausstieg aus dem INF-Vertrag durch die USA und Russland droht die Neuauflage einer Rüstungsdebatte mit vielen Unterpunkten. Dazu gehört, das anders als früher sich Russland wie die USA keinen Deut um Europa scheren, wie hier empört bemerkt wird. Aber wozu gibt es die NATO. Genau, um ein Statement zu veröffentlichen, das die Sicht der USA allerstärkstens unterstützt und Russland verantwortlich macht für Schritte, die zur Aufkündigung des Vertrages führten.

*** Die Geschichte lehrt uns, dass sie nichts lehrt, weil niemand sich die Mühe macht, Geschichte zu lernen. Das gilt für die Brexit-Befürworter, die zugeben, das Karfreitagsabkommen niemals gelesen zu haben, weil es viel zu lang sein soll (35 Seiten). Das gilt aber auch für deutsche Innenminister, die zur Begründung für ihre neuen umfassenden Polizeigesetze die RAF-Geschichte neu erzählen. "Die RAF griff früher zum Telefon, der Terrorist von heute nutzt WhatsApp und Co.", argumentierte Innenminister Lorenz Caffier, um den Einsatz der "Quellen-TKÜ" und der Online-Durchsuchung zu rechtfertigen. Die scheinbare Analogie wäre das Abhören der Telefone zu RAF-Zeiten mit Abgreifen von WhatsApp-Fetzen vor der Verschlüsselung auf Sender- oder nach der Entschlüsselung auf Empfängerseite. Das hakt etwas, weil von den Telefonaten der RAF nur die überwacht wurden, die im Festnetz etwa von der Botschaft in Stockholm geführt wurde. Auch bei WhatsApp gibt es Fragezeichen und Hinweise, dass Terroristen über Online-Spielewelten kommunizieren könnten. Doch egal, das neue Polizeigesetz muss begründet werden. Es gibt sogar Selbstlob: "Im Gegensatz zu Polizeigesetzen anderer Länder finden sich die dort vielfach kritisierten Regelungen zum Einsatz automatisierter Gesichtserkennung im öffentlichen Raum oder die Erweiterung der Dauer des polizeilichen Gewahrsams nicht im Gesetzentwurf. Ebenso wird das SOG M-V keine neue Gefahrenkategorie wie eine solche der „drohenden Gefahr“ erhalten." Da scheint ein beteiligter Jurist mal nachgedacht zu haben. Und was die Kameraüberwachung anbelangt, so hat der Datenschützer von Meckpomm mal mitgeprüft.

*** Apropos Gesichtserkennung: In diesem Artikel hinter einer Paywall schildert der langjährige China-Korrespondent Kai Strittmatter seine letzten Taten vor dem Abschied aus China, dem Land, das mit einem Bein auf Marx steht, mit dem anderen auf Orwell. Von der berühmten Toilette mit Gesichtserkennung schreibt Strittmatter, dass sie auf sein Gesicht nicht reagierte und es kein Toilettenpapier gab. Vom staatlichen "Himmelsnetz" der landesweit angebrachten Überwachungskameras heißt es, dass das System in der Lage sei, jeden der 1,4 Milliarden Chinesen innerhalb von einer Sekunde zu identifizieren. Wie gut hat es da der freie WestenTM, dem solche Überwachungsphantasien völlig abhold sind und allein die Aussicht auf satte Profite die Entwicklung von Microsoft oder Amazon bestimmt.

Was wird.

Nach dem merkwürdigen Ändere-Dein-Passwort-Tag kommt der Sichereres-Internet-Tag, an dem wir alle für ein besseres Internet zusammenstehen. Während bei den Erwachsenen das Thema riskantes Konsumverhalten sensibel angesprochen wird, hiphopprappen Eko Fresh und Afrob mit den Kids und propagieren den neuesten heißen Scheiß unter #lauteralshass. Ja, rettet unsere Lautis für die Demos gegen die Braungetupften, das ist auch für ältere Jahrgänge wie dem Ausschuss für Medienkompetenz ganz fotogen. Höhepunkt ist sicher der Podrap unserer Bundeskanzlerin, die zeigt, wie der Einzelne jederzeit das Heft des Handelns in der Hand behält, mit ganz einfachen Maßnahmen wie dem Verlassen von Facebook. Da hat unsere aktuelle Bundeskanzlerin mal vorbildlich das richtige Heft mit den Handlungsanweisungen in die Hand genommen.

Aber was wäre eine Regierung, die nicht tatkräftigst zupackt, da im Cyberraum und außen vor den Türen, die den Zutritt zu ihm öffnen: Her mit dem schönen neuen Gesetz (PDF-Datei), von unserer Bundeskanzlerin so angekündigt: "Wir werden das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 demnächst im Kabinett verabschieden und wir haben auch eine Cybersicherheitsstrategie entwickelt, mit der wir auch auf Angriffe im Cyberbereich gut reagieren können. Aber das ist ein ständig laufender Prozess. Für die Nutzer wird es mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 die Möglichkeit geben, besser zu sehen durch ein einheitliches Kennzeichnen, welche IT-Ausrüstungsgegenstände auch nach Einordnung des BSI sicher sind." Auf die noch in diesem Jahr kommenden Kennzeichen für den Ausrüstungsgegenstand Router sind wir alle besonders gespannt. Vielleicht sind es Pünktchen im Fefe-Stil, wie sie dieser Tage auf dem 35C3 geklebt wurden. Gold für beste deutsche Technik von lancom, Rot für die mordsgefährliche Kisten von Huawei, die unsere feuchten Überwachungsträume von 5G gefährden.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )