Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 95576 mal)

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #30 am: 18 Juli, 2005, 19:11 »
Der erste Teil des Sommerrätsels ist gelaufen. Dabei habe ich gelernt, dass Finagles Gesetz seine Gültigkeit hat. Alles, was schief gehen kann, wird schief gehen. Tief im Innern der MySQL-Datenbank rumpelte es mit der Folge, dass das WWWW nicht erschien. Eilends von lustigen Partys wegtelefonierte Wizards brachten dann zwar das WWWW heraus, doch ohne die Bilder des Sommerrätsels. Ich fühlte mich wie die Techniker der NASA, die den Start der Discovery abbrechen mussten, weil ein Tanksensor einen falschen Füllstand meldete. Kam hier etwa aus Sparsamkeit die Sensortechnik bekannter Druckerhersteller zum Zuge?

Was war wirklich wahr.

Dann aber kamen sie, die Bilder -- und fast noch schneller die Lösungen zu den Fragen. Noch im reinen Textmodus wurde als Antwort auf die letzte Frage die gute alte "42" aus dem Anhalter bemüht, Das war leider falsch. Abgebildet ist der englische Tidenrechner (das wurde mit Bild richtig erkannt) "The Great Brass Brain", der von 1914 bis 1966 im Einsatz war, also 52 Jahre lang. Übrigens wurde auch nach "42" gefragt, aber als Antwort eines Menschen. Diese Antwort stammt aus dem Jahre 1965 von einer Pressekonferenz, auf der Bob Dylan gefragt wurde, wie viele Protestsänger es auf der Welt gibt.

Am schnellsten wurde die Herkunft des Rechners gelüftet, der 1995 auf der Berliner Funkausstellung Premiere hatte. Der Woody PD von Panasonic wurde zwar gefunden, doch warum das Gerät scheiterte, darüber gab es keine Auskunft. Urbane Mythen machen einen obzönen Nebenklang verantwortlich, doch war es offenbar das proprietäre PD-Laufwerk, das Woody floppen ließ. Es konnte neben CD-ROM besondere PD-Scheiben mit 640 Megabyte Kapazität lesen und beschreiben. Sie waren zu fehleranfällig,

Vor dem Woody wurde nach einer Firma gefragt, die sich über Vaporware lustig macht. Die eigentlich einfachste Frage erwies sich als die härteste Ratenuss. Intel war die Firma, die sich in ihren Anzeigen für das Above Board 286 über das (kürzlich beerdigte) OS/2 lustig machte. Ein Beweis sei nachgeliefert mit dem nebenstehenden Scan, der sich mittels Klick zu einer vergrößeren Ansicht öffnen lässt.

Zu den bizarren Duschideen der Forumsleser gesellte sich ein Foto, mit dem die Firma Electrolux vor einiger Zeit die Zukunft der Sauberkeit visionär beschrieb. Geduscht wird trocken im Sitzen auf dem W?C in einem Ionenstrom, der praktischerweiese auch die durchgewirbelte Wäsche reinigt.

Souverän erkannten Leser auch die Lochkarten eines Jacquard-Webstuhls, passend zur unendlichen Geschichte der Firma SCO. Ob diese an dem abgebildeten Programm Rechte geltend macht, ist nicht bekannt: Es ist ein Programm, mit dem die rotgrauen Militärdecken im Königreich Hannover gewebt wurden. Mit den Webstühlen kamen Babbage und Lovelace auf die Ideen, strukturierte Rechenanweisungen zu verfassen. Die Kunst kam später darauf zurück.

Selbst das Bild eines Kindes, das mit einem Prototypen von Nokias Spielehandy N-Gage experimentiert, war schneller entschlüsselt worden als gedacht.

Etwas länger hielt man sich bei der Banane auf, doch Motorolas erstes Mobiltelefon, das offiziell "Dynamic Adaptive Total Area Coverage" getaufte DynaTAC wurde auch gefunden. Die ursprüngliche Bananenform wurde absichtlich in ein kantiges und klobiges "solides" Design verwandelt.

Auch ein Volltreffer beim Taschenbüro, das in Großbritannien zu Werbezwecken von Heineken verteilt wurde. Das abgebildete Exemplar stammt aus dem Frankfurter Design-Museum und wird dort als erste mobile Office-Lösung bestaunt.

Das Bildungsrad im Foto kann uns nicht aus der bundesdeutschen Klemme zwischen PISA und rechts geschriebener Kleinstaaterei befreien. Es ist das Riesenrad, das Stanley Kubrick für den Film "2001 -- Odyssee im Weltraum" für 75.000 Pfund bei Vickers Engineering bauen ließ. In der überdimensionalen Hamsterrolle liefen die Astronauten herum, von mitdrehenden HAL 9000 bestens versorgt.

Als erstes Foto (und letzte Antwort für heute) ist das Elektronium von Raymond Scott aufzulösen, das etwas verdreht gezeigt wurde. Mit diesem Gerät komponierte Scott die erstaunliche Musik zum Werbespot "The Paperwork Explosion", der am Beginn der Geschichte der Textverarbeitung steht.

Nun denn, wie versprochen sind wir sparsam mit den Preisen, daher kann ich mir auch die nächsten Teile des Sommerrätsel leisten -- in der Hoffnung auf weiter gespannte Leser und nicht mehr ihre Gültigkeit zwanghaft unter Beweis stellende Konfusionsgesetze.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/61801

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #31 am: 24 Juli, 2005, 05:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Buena Vista, Windows: "Wir leben in einer Welt mit immer mehr Informationen, mehr Kommunikationswegen, mehr Möglichkeiten und mehr Aufgaben." Diese komplizierte Welt braucht einen neuen Bundestag und ein einfaches Betriebssystem -- oder ist es etwa andersherum? Die Möglichkeiten und Aufgaben sind in der Tat immer mehr: Während die mit Viagra gefütterte Wolfsburger Arbeiterbewegung mit brasilianischen Sexarbeiterinnen die Globalisierung praktisch auf Hartz und Nieren geprüft hat, scheint Infineon die Großkampfstätte aller Bobos gewesen zu sein. Doch in dieser Welt explodieren nicht nur die Informationen, sondern auch die Bomben, gewissermaßen die Aufkündigung jeglicher Kommunikation. Während diese Zeilen geschrieben werden, steigt die Zahl der Toten in Ägypten. Dieses WWWW ist den unbekannten Opfern gewidmet, in der kleinen Hoffnung, dass aus dem laut proklamierten Krieg gegen den Terror nicht noch der unüberlegte Kulturkrieg wird, den amerikanische wie britische Hardliner jetzt fordern. Ja doch, das Ende ist nah, nicht nur in Washington und London: Glaubt man dem Bundes-Köhler, schlittert dieses Land auf die nahezu unvermeidliche Katastrophe zu, was -- nur von wenigen widersprochen -- auch schon mal Notverordnungen zur Parlamentsauflösung zu rechtfertigen meint. Gleichzeitig feiert die Medienöffentlichkeit die coolen, ach so unaufgeregten Londoner, ihren Politikern aber erscheint vor Aufregung keine Einschränkung der Bürgerrechte undenkbar. Da muss man doch noch einmal festhalten: Kompliziert ist sie, die Sicht auf die neue Welt, komplizierter als uns alle Politiker weismachen wollen, ja gar so kompliziert, dass kein Betriebssystem "Klarheit in die täglichen Abläufe bringen kann". Mir würde es schon reichen, wenn von einem System statt Klarheit Virenfreiheit gebracht wird.

Der ganze Artikel

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #32 am: 25 Juli, 2005, 20:05 »
Wirklich niemand konnte bei der Konzeption des Sommerrätsels ahnen, dass der Sommer so mit Wahltran aufgefüllt wird und sich selbst Microsofts Erklärung des Namens Windows Vista liest wie die Wahlprogramme großer deutscher Parteien: "Wir leben in einer Welt mit immer mehr Informationen, mehr Kommunikationswegen, mehr Möglichkeiten und mehr Aufgaben." Immerhin hatten die Leser genug Möglichkeiten und Kommunikationswege, den "persönlichen" Teil des Sommerrätsels zu lösen.

Was war wirklich wahr.

 Dabei wurde die Hälfte der Aufgaben mit Bravour gelöst, ja man könnte sogar wahlkampftechnisch von der Mehrheit der Aufgaben schreiben, weil das letzte Rätsel etwas unfair ausfiel. Es zeigt die junge Celeste Torvalds an einem Linux-Rechner in einer Aufnahme von Jon "Maddog" Hall. Im Fundus der Rätselfotos war ursprünglich eine Aufnahme vorgesehen, in der Hall, der für die Torvalds-Kinder der Opa ist, mit den Kindern, Puppen und Bauklötzen spielt. Die Aufnahme entstand öffentlich in Las Vegas auf einer Comdex, als Linus Torvalds seinen großen Auftritt hatte, doch wurde es als privates Bild von der Familie nicht zur Veröffentlichung freigegeben.

In Anbetracht der Tatsache, dass Admiral Grace Hopper oder Ada Lovelace überall mit immer denselben Bildern zu leicht für ein Rätsel sind und es keine Fotos der ersten deutschen Programmiererin Ursula Hebekeuser im Internet gibt, wurde mit der ersten Frage Mina Rees gesucht, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen entscheidenden Anteil daran hatte, dass in den USA wie in England große Summen in die Förderung neuer Computerprojekte gesteckt wurden. Damit zählt sie zu den großen Frauen in der Informatik.

Die Cisco-Mitgründerin Sandy Lerner taucht hingegen nicht in der feministischen Geschichte der Informationstechnikerinnen auf. Als Mitbegründerin der Kosmetikfirma Urban Decay und dilletierende Studiotechnikerin der Extraklasse bekannt, wurde die große Verehrerin der frühen englischen Frauenliteratur mit einem Foto vom Sommerfest ihrer Stiftung Chawton House abgebildet. Mal ehrlich: Sandy Lerner, gestützt auf einen Cisco-Router, das wäre doch zu einfach gewesen.

Einfache Rätsel sind es auch, wenn Steve Jobs oder Bill Gates auf Bildern erscheinen. Schwieriger erschien es da, die Leute in der zweiten Reihe zu raten. Aber selbst dann, wenn er eine ulkige VR-Brille namens DynaMac trägt, bereitete es wahren Apple-Freaks keine Probleme, den sich gern versteckenden Michael Spindler zu entdecken. Da war DNS-Miterfinder Paul Mockapetris schon von anderem Kaliber, obwohl das offizielle Firmenfoto der Firma Nominum verwendet wurde, bei der Mockapetris heute Chefentwickler für sichere DNS-Installationen ist. Ein Reinfall auch bei der Amiga-Frage, die auf das Logo der späten Jahre zielte. Hier entschloss sich der deutsche Designer Hartmut Esslinger dazu, ein rotes Karo aus der berühmten BoingBoing-Demo zu nehmen und als i-punkt auf den Namen Amiga zu setzen.

Borlands StarTeam und der Goldsucher Frank Borland, den die Pascal-Firma erfand, weil immer wieder Menschen nach Herrn Borland fragten, war schnell enträtselt. Irritierend war allenfalls die Jahresangabe, die sich auf das angebliche Alter von Pascal bezog. Angeblich darum, weil sich Professor Wirth und seine Assistenten nicht mehr an das Datum erinnern können, an dem der erste Pascal-Compiler auf einer CDC 4600 das erste Programm verarbeitete. Irgendwann im Juni oder Juli 1970 soll dies gewesen sein. Viel präsizer ist da der Ruhm von Victor Noir zu datieren, der im Alter von 22 Jahren erschossen und am 12. Januar 1870 beigesetzt wurde. Seitdem ist er Schutzpatron der Journalisten -- und sein Grab eine Pigerstätte eigener Art. Journalismus und Fruchtbarkeitskult. Wo sonst gibt es diese Kombination?

Ohne große Probleme wurde auch Jamie Zawinski erraten, wie er das Mozilla-Projekt den zweifelnden Journalisten am Netscape Strategy Day erklärt. Zuvor hatten die elegant in Schwarz gekleideten Herren Andreessen, Barksdale und Doerr (ein Venture-Kapitalist) uns Versammelten mit schicken Powerpoint-Folien erklärt, dass Netscape künftig Millionen-Geschäfte als Spezialfirma für Portale machen werde. Portale waren 1998 das Buzzword der Saison. Dann trat in einem anderen Raum das Mozilla-Team an die Tafel, wie hier oben rechts Bild zu sehen. "Wenigstens hätten sie sich richtig anziehen können, wenn sie schon so einen Unsinn wie Open Source präsentieren", schrieb eine Journalistin damals.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/62060

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #33 am: 31 Juli, 2005, 02:19 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Presse ist frei, über Unrecht zu berichten. Doch einen Link dorthin zu setzen, wo Unrecht geschieht, ist unrecht. So hat das Oberlandesgericht München in tiefer Sorge um die Überlebensfähigkeit der Unterhaltungsindustrie entschieden. Während beide Seiten ihre Auslagen tragen, freut sich die Suchmaschinenindustrie über die neue Bestandsgarantie. Denn sie braucht sich nicht darum zu kümmern, ob bei einem Portal Unrecht geschicht. Sie hat Bots am Laufen, die können mitunter nackige und angezogene Menschen unterscheiden, aber beim Unrecht, da müssen sie kapitulieren. Selbst vernunftbegabten Menschen fällt die Definition des Unrechts schwer, das müssen sie dem Oberlandesgericht München überlassen. Vielleicht brauchen wir eine Oberlandesgerichtliche Unrechts-Suchmaschine, einen bayerischen Assoziationsblaster, der All of Unrecht findet, von einer russischen, dort legalen MP3-Seite bis zu den Portalen, die die touristischen Vorzüge von Guantanamao für islamische Pilger schildern.

*** Ja, die Suchmaschinen jubeln. Schließlich muss es für flüchtige Leser einen Weg geben, aufgeschreckt aus der Lektüre eine Website wie datarententionisnosolution.com zu finden, um nur eine der prominenten Web-Zugänge dieser Woche zu nennen. Links führen uns sonst direkt in das Unrecht, ins Un-WWW. Aber diese Haltung ist nicht nur bei dem musik- und filmproduzierenden Zweig der Unterhaltungsindustrie zu finden. Auch die um ihre Meinungsfreiheit besorgte Presse, allerdings nicht der kleine Verlag in der großen norddeutschen Tiefebene, war einstmals schwer gegen Links eingestellt. Da wir immer noch das Sommerloch bekämpfen, obwohl die Nachrichten nur so fluten und flutschen, kommt gleich die erste Frage vom dritten Teil unseres kleinen Sommerrätsels. Passend zum Urteil geht es heute ohne Links, ohne Fotos nur um Text. Während Bravo unser Wissen über Tampons testet, wird hier in ASCII gerätselt. Sollte beim Lösen der Fragen eine Suchmaschine geprügelt werden, ist das natürlich quiekendes Unrecht!

Alles hat einmal angefangen. Einmal wollte eine moderne Marketingagentur eine Anzeige in allen überregionalen deutschen Tageszeitungen schalten, in der die Webadresse genannt wurde. Dieser gedruckte Link wurde von allen Tageszeitungen "aus begründetem Eigeninteresse" oder "aus grundsätzlichen Erwägungen über die Natur des Computermediums" von den Anzeigenabteilungen unisono abgelehnt. Die Zeitung mit den klugen Köpfen schrieb beispielsweise:
"Wir betrachten Stellenangebote mit Hinweisen auf Internetabfragen als prinzipiell geschäftsschädigend. Wir bitten um ihr Verständnis, dass wir Ihre Stellenanzeigen nicht veröffentlichen."

Die Frage: Aus welchem Jahr stammt die unrechtmäßige Abdruckverweigerung?


*** Nun gibt es Webseiten, auf denen kein Unrecht geschieht, sondern die ausführlich dokumentieren, wie ein Rechtssystem arbeitet. Was macht wohl ein Münchener Oberlandesgericht, wenn es auf eine Website wie Groklaw trifft, die jeden Winkelzug der Advokaten aller beteiligten Parteien dokumentiert, dass jedem Besucher klar wird, welche Posse da mit dem Recht getrieben wird. Wenn die sensibel auf Unrecht reagierende Firma SCO erklärt, dass sie im Falle einer Niederlage aus dem Geschäft gehen, dann nötigen die neuen Darstellungen von Novell über das Geschäftsgebahren von SCO kaum jemanden zu mehr als einem Schulterzucken. Es ist nicht Unrecht, das Gesetz auszutricksen, aber hart daneben.

Das bringt mich zur nächsten Frage: SCO ist under anderem eine geopolitische Abkürzung. Wofür?

*** Eine gelungene Lektion über die Dialektik von Recht und Unrecht bildet die Rechtschreibreform, die von einigen Bundesländern nicht anerkannt wird, weil sie großes Unrecht am deutschen Lehrer verübt. Tatsächlich unterliegt das Jahrhundertwerk nicht dem Willen der Politiker, aber auch die Sprachwissenschaftler schrumpfen zu Zwergen, die auf den Schultern eines Riesen stehen und der heißt MS-Word. Geschrieben wird so, dass Word nicht meckert, hat ein Volkswirtschaftler entdeckt. Ist das nicht Klasse, wenn in der Politik eine offene Diskussion geführt wird, in der Realität aber eine geschlossene Software einer schlauen Firma das Regiment führt. Als bei der Untersuchung von frauenfeindlichen Word-Vorschlägen bekannt wurde, dass der deutsche Thesaurus von Microsoft in Kanada eingekauft wurde, war die Aufregung groß, doch das ist lange her.

Und hier die Frage: Mit welcher deutschen Übersetzung lag IBM, die Mutter aller Kugelköpfe, total daneben?

*** Wenn diese Kolumne erscheint, geht gerade ein kleines Computerfestival zu Ende. Nein, die Rede ist nicht von einem im Matsch versinkenden Hackertreff, sondern von den Vintage-Fans, für die ein noch so poetischer Amiga 1000 ein junges Gespons ist. So ein Urteil ist natürlich auch ein Unrecht, denn es wird mit der Überzeugung der Altvorderen ausgesprochen, auf die die Jüngeren nur ironisch fragen können, ob es nett war, im Krieg, damals.

Die nächste Frage geht darum nicht zurück bis zur ersten Fehlermeldung, die ein Computer von sich gab, aber schon ein bisschen in die Vergangenheit. Welche der folgenden Anweisungen stammt aus einem Spiel? Und welches Spiel mit welcher Situation ist gemeint?
fire phasers 5 times
put card in slot


*** Verweilen wir, ganz kurz nur, im Gedenken an Albert Mangelsdorff, dem großen deutschen Jazzer, der der Posaune zu ihrem Recht in den Bands verhalf und den deutschen Jazz von der Swing-Seligkeit der Nachkriegszeit befreite, ohne das genialische Rabaukentum eines Peter Brötzmann gleich zur alleinseligmachenden Alternative zu erheben. Dem freischwebenden Künstler jedenfalls wäre es recht gewesen, wenn hier nun die nächste Frage auf dem Fuße folgt:

Woher stammt der folgende Dialog?
"Bruno, was ist Leben?" "Unterprogramm dreidreinull. Was ist der Sinn des Universums? Zerbrich dir nicht dein Köpfchen über solche Probleme. Ende dreidreinull."


*** Kein Admin sollte sich eigentlich das Köpfchen über Cisco-Hardware zerbrechen. Sie ist da. Sie war da -- siehe Sandy Lerner vom letzten Sommerrätsel -- und sie wird da sein, wenn längst die Cyborgs die Erde beherrschen. Nun hat es David vs. Goliath, Version 111111111.99 gegeben, aber Michael Lynn erscheint gerupft, doch ungebrochen. Liebe Admins, feiert schön den Sysadmin Day, aber zerbrecht nicht eure schlauen Köpfchen. Für die leitenden Manager bei Cisco aber habe ich zum Thema Security durch Obscurity ein noch schöneres Zitat parat, als das in der nämlichen Frage: "Mann kann seinen Kopf in den Sand stecken, aber dann ist der Arsch in der Luft."

*** Achja, das Unrecht. Die Verfassungsrichter haben gesprochen, die Datenschützer fühlen sich bestätigt und die PolitikerInnen tun die Sache als Missverständnis ab und trompeten herum, dass alles besser, enger und dichter gemacht wird. Das Gelalle von den Synergieeffekten, dass die Bobos geradezu trällern konnten, nennt sich inzwischen Politik. Wir schicken die Bundeswehr ins Inland, schmeißen die Datenbanken zusammen, setzen den Geheimdienst neben die Verkehrsstreife und haben in Nullkommanichts (0,0) die Terroristen gefangen. Wir schaffen das gigantische deutsche Rendezvous-Programm, in dem der gläserne Bürger noch durchsichtiger wird, bis sein Datenschatten realer ist als sein Zellhaufen. Das ist kein Unrecht, bitteschön, das ist das schlichtes Data Mining mit Minen, die dem Staat gehören.

Die Rätselfrage ist freilich nicht ganz so bitter, wenngleich sie einstmals Gesprächsstoff ohne Ende lieferte: Was verstand man unter einem Rendezvous-Programm? Auf welchem Computer lief das Programm?

Was wird.

Was war, was wird wird mittlerweile schamlos kopiert, was wirklich hübsch ist angesichts der grassierenden Schutzhysterien. Dumme wie kluge Sentenzen gehören der Menschheit. Meistens sind sie dann in der Wikipedia aufgezeichnet, der ärgsten Feindin aller Texträtsel. Das ist einerseits ein billiger Schlenker, um auf die Wikimania hinzuweisen, die ausgerechnet in Bankfurt startet. Andererseits ist es die Gelegenheit, das letzte Rätsel loszuwerden. Denn es gibt viele bekannte Sätze in der Computerei, die ihren Witz aus der Gegenwartsgläubigkeit ihrer Sprecher beziehen und fast alle finden sich in der Wikipedia. Nehmen wir nur den Satz, dass die Welt drei oder vier Computer braucht oder die Feststellung, dass 640 KB Speicher genug für jedermann ist. Oder den ebenso bekannten Satz, dass Computer nutzlos sind, weil sie uns nur Antworten geben.

Einen weiteren, ziemlich berühmten Satz sagte ein Firmenlenker in einem Interview, in dem er auch diesen Satz von sich gab: "Ich bin nicht fähig, mir nach der Gebrauchsweisung im Mikrowellenherd unserer Firma eine Tasse Kaffe zu machen." Von wem ist die Rede?

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #34 am: 01 August, 2005, 19:07 »
Mit Texträtseln gegen den Akronymfinder, Google und Wikipedia anzugehen, das erschien ein verwegenes Unterfangen. Im dritten Teil des Sommerrätsels wurde denn auch all das in Windeseile erraten, was über die bekannten Helferlein zu erfahren war.


Was war wirklich wahr.

So fand ein Leser über Google mit dem ausgesprochen hübschen deutschen Wort "Futterneid" über diese Website heraus, dass FAZ und andere Tageszeitungen im Sommer 1995 eine Anzeige der damals Lüttgen & Scholt heißenden Agentur aus Leverkusen ablehnten, die neben dem Text "Join the Virtual Company" mit lus.com die Webadresse der Agentur enthielt. So sah das Unrecht vor zehn Jahren aus, ohne Links. Ob in zehn Jahren jemand weiß, welches Unrecht ein Link auf eine russische Website einmal darstellte, die All of MP3 im Angebot hatte? Aber vielleicht steht in zehn Jahren auch wieder die Mauer, wie sie es bei Red Hat vorwegnehmen.

Als ausgesprochen schwach erwies sich die zweite Frage nach dem SCO-Kürzel, die prompt richtig mit der Shanghai Corporation Organization beantwortet wurde. Auch IBMs lustige Tat, die zu den Kugelkopfschreibmaschinen konkurrierenden Typenradsysteme, die Daisywheel-Printer bis zum Jahre 1981 eins zu eins als Gänseblümchendrucker zu übersetzen, wurde korrekt beantwortet. Ganz nebenbei mit einer hübschen Kollektion weiterer sprachlicher Abstrusitäten, von den Blinkenlichten über die serielle Zeigereinheit bis zu dem schlichtweg genialischen Ausdruck "kein Weltraum links vom Gerät" für "no space left on device".

Bei der vierten Frage, die ähnlich komische Sätze zum Inhalt hatte, muss ich Abbitte leisten. Natürlich wurde sofort erkannt, dass die "fire phasers 5 times" zu Novells Netware gehören, wobei "5 times" übrigens üblicherweise den Freitagen vorbehalten blieb. An anderen Tagen wurde nur zweimal gefeuert. Mit "put card in slot" sollte eigentlich an Ultima I erinnert werden, wo die fiese Anweisung zum ersten Male auftauchte, doch haben auch die Leser Recht, die diesen Satz aus anderen Spielen kennen. Damit war die Frage wohl zu schlecht formuliert.

Immerhin blieb Frage 5 ungelöst, vielleicht auch deswegen, weil einige Sätze des Dialoges wegfallen mussten, damit die Sache nicht zu einfach wurde. Hier der vollständige Dialog:

   "Bruno, was ist Leben?" Dr. Bruno Forster, Direktor der Abteilung für Mobile Adaptive Maschinen, nahm im Interesse einer besseren Verständigung bedächtig die Pfeife aus dem Mund. Socrates verstand noch immer rund zwei Prozent gesprochener Worte falsch; mit der Pfeife wurden es fünf." Unterprogramm dreidreinull", sagte er mit deutlicher Betonung. "Was ist der Sinn des Universums? Zerbrich dir nicht dein Köpfchen über solche Probleme. Ende dreidreinull." Socrates schwieg und dachte nach.

Zitiert nach Arthur C. Clarkes Buch 2001 -- Aufbruch zu verlorenen Welten ist dieser im Kubrick-Film weggeschnittene Dialog der Moment, wo der gute Hal anfing, über den Sinn des Lebens zu grübeln. Denn mein Vetter, der alte Computer der Discovery, sollte erst Socrates heißen. Dann wurde er feminisiert und Athena genannt, bis schließlich Hal für passender befunden wurde.

Die sechste Frage blieb ebenfalls ungelöst, weil viele Leser hinter dem Rendezvos-Programm eine Episode aus der menschlichen Raumfahrt vermuteten. Nur ein Einwurf -- "Singlest du noch oder liebst du schon?" -- wies auf die richtige Lösung hin: Das von Professor Johannes Zielinski geschriebene Rendezvous-Programm stand hinter der Aktion "Liebe per Computer" der Zeitschrift Twen, die von 1966 bis 1969 in Westdeutschland stattfand. "Das perfekteste Partnerschaftsspiel, das je ein Team von Soziologen und Computer-Fachleuten ausgearbeitet hat" (Twen) wurde zum Schluss von 100.000 Teilnehmern gespielt und lief auf einem IBM System /360 Modell 40. Jeder Teilnehmer musste eine "Lochkarten- und Briefgebühr" von 4,50 DM entrichten und 75 Fragen beantworten, die auf die Lochkarten übertragen wurden. "Nicht mehr als vier Menschen wissen, wie das Programm genau abläuft. Mehr brauchen es auch nicht zu wissen. twen-Leser und twen-Leserinnen sollten nur wissen, dass eine Computer-Freundschaft eine Freundschaft wie jede andere ist", schrieb das Trendblatt, während die Schülerzeitung "Underground" die Aktion als "Fickpartner per Computer" abwertete.

Dagegen war Ken Olsen und sein Eingeständnis, eine Mikrowelle nicht bedienen zu können, wieder ein Rätsel von der leichten Sorte. Gefallen ist der Satz in einem Interview mit dem Wall Street Journal im Jahre 1986, in dem der DEC-Gründer Olsen Unix als "nützlich wie russische Lastwagen" abqualifizierte. Seine Firma befand sich da bereits im Sinkflug.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #35 am: 07 August, 2005, 00:32 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Alvarez, Bethe, Bohr, Fermi, Feynman, Lawrence, Morrison, von Neumann. Oppenheimer, Peierls, Rabi, Seaborg, Serber, Serge, Szilard, Teller, Ulam, Weisskopf, Wigner: Hiroshima, Nagasaki. Seit dem 6. August 1945 leben wir in der endgültig letzten Epoche der Menschheit. Ein danach wird es für uns antiquierte Menschen nicht geben. Unsere Uhr läuft ab. Die wahrscheinlich größte Ansammlung von genialischen Forschern brachte uns die Atombombe. "Wir Wissenschaftler hätten eine Wahlmöglichkeit aufzeigen müssen. Das haben wir nicht getan", erklärte später der Vater der Wasserstoffbombe.

Vielleicht hätte eine Demonstration in der Bucht von Tokio gereicht. Aber in Europa war der eine Krieg zu Ende, der andere, der kalte, hatte schon begonnen. Hiroshima und Nagasaki erlebten das Höllenfeuer am Ground Zero, man sprach vom Holocaust an der Zivilbevölkerung. Heute sind die Begriffe weiter gewandert. Ground Zero liegt seit 4 Jahren in New York, vom Holocaust ist dann die Rede, wenn es um die Vernichtung der Juden geht. Und Explosionen finden nur noch im Computer statt. Garantiert. Zing.

Zing?

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« Letzte Änderung: 07 August, 2005, 00:32 von SiLencer »

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #36 am: 08 August, 2005, 20:31 »
Mit Fragen aus der Welt der Software verabschiedet sich das kleine Sommerrätsel aus der wirren Wochenschau. Schluss ist Schluss, wie ganz am Ende von Ultima I, wenn es heißt "put card in slot".

Was war wirklich wahr.

Doch Traurigkeit gehört sich nicht, denn immer wieder kommen Rätsel auf, um mit Udo Jürgens zu schunkeln. Nehmen wir nur die Fusion des Springer-Verlages mit der ProSieben-Sat.1 AG und das Rätsel, wie Springers Grundsätze gesendet werden, wenn Deutschland den crossmedialen Einheitsbrei bekommt, den Berlusconis Italiener kennen.

Mit dem Rätsel kam erstmals etwas Crossmedia im WWWW auf: Bildausschnitte gab's, weil ein Rätsel gegen Google und die Wikipedia eine Chance haben muss. Töne waren nicht dabei, obwohl es genügend klangvolle Sachen gibt, wie die Lesung des ersten Kapitels von Gates' Magnum Opus auf der "Official Road Ahead CD ROM", von Ballmers Tönen ganz zu schweigen.

Doch die meisten Bilder hatten keine Chance, unerkannt zu bleiben, erst recht in der Abteilung Software. Ausnahmslos alle Bilderrätsel wurden von den Lesern richtig erraten, selbst hingewuselte Skizzen bildeten kein großes Hindernis. Nur die einzige Textfrage blieb diesmal ungelöst: "Welche Softwarefirma verschmolz für eine Schulaktion ihr Logo mit dem einer Partei?" Ein Bild hätte die Sache schnell enträtselt, denn die Hamburger Firma StarDivision setzte ihren Schmetterling in den grünen Baum mit flankierenden Steinsäulen, das Logo von Bündnis 90 / Die Grünen im Hessischen Landtag. Das Ganze passierte im Juli 1996 bei der Aktion "Software für Schulen", als alle Schulen und Volkshochschulen kostenlos mit den Programmen von StarDivision ausgestattet wurden. An Open Office dachte damals niemand und Linux war Randthema der Informatik-Lehrer in den Schulen.

Zing, die Explosion am Ground Zero, stammte aus dem Comic Barfuß durch Hiroshima, der am Wochenende vielerorts erwähnt wurde. Das älteste Software-Programm, notiert in einer viel jüngeren Programmiersprache namens COBOL, entstammt der Ars Magna von Raimundus Lullus, die Anregung dazu aus einem Buch mit dem schönen Titel "Allwissen und Absturz. Der Ursprung des Computers".

Die Programm-Skizze von Framework malte Bob Carr, damals Chef-Programmierer bei Ashton Tate in sein Notizbuch. Die Programmidee hatte er nicht beim vorigen Arbeitgeber Xerox PARC, sondern nach einem Tag an einer Apple Lisa. Anscheinend findet sich das von Microsoft gelöschte Werbe-Video für Office XP mit dem heißen, aber passwortgeschützten Sex im Office auf vielen Webseiten, so dass auch diese Frage keine harte Nuss darstellte.

Vom Starten bis zum Absturz braucht es mitunter nicht sehr lange, nicht nur bei den Computern. Ein Bild aus Compton's Encyclopedia sollte an den Schrecken erinnern, der 1995 die Branche erfasste, als Compton ein sehr weit reichendes Patent veröffentlichte. Wer Bilder, Text und Töne vermischt im Crossmedia-Dress anbot, sollte an Compton Lizenzgebühren zahlen. Das Patent, das CD-ROMs wie Webseiten gleichermaßen betraf, wurde überraschend schnell für null und nichtig erlärt. Von den großen Compton-Plänen blieb am Ende nur ein kleiner Streit um den Namen Explorer übrig, und auch der ist längst Geschichte. Auch der MitzvaMan war schnell gefunden, während der in der Frage angesprochene Skandal Probleme machte. Dafür dauert er noch an: Hagalil wird gerade im Wahlkampf viel gelobt, doch die Fördergelder sind gestrichen worden. Wer sagt hier eigentlich nein?

Die allerletzte Frage galt dem guten Parry, der am neuropsychiatrischen Institut der Universität Kalifornien als KI-Programm entwickelt wurde, um paranoide Denkstrukturen besser verstehen zu können. Parry weist in diesem WWWW auf die Zukunft hin, auf den nächsten Sommer und (vielleicht, so die Heisen-Mächte es zulassen) auf das nächste Sommerrätsel anno 2006: Im Sommer 1956 fand die Darthmouth-Konferenz statt, mit der die Erforschung der Künstlichen Intelligenz im großen Stil gestartet wurde. Mit kleineren Ergebnissen.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #37 am: 14 August, 2005, 08:23 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Der Sommer ist im Zuge der allgemeinen Sparmaßnahmen abgeschafft; gerätselt werden darf ab sofort nur noch über den nächsten Troll aus der CDU/CSU, der den Osten in ein blühendes Gruselkabinett verwandelt. Wahlzeit ist's, da muss die Wochenschau wohl oder übel mitziehen, auch wenn es nicht sehr viel Sinn macht: Würde man für all die Phrasen, die Politiker auf der Höhe der Zeit frisch von der PolitikerInnenlandverschickung in ihre Blogs dreschen, ein Lemkesches Phrasenschweinchen füttern, hätten wir aus dem Stand weg ein großes Haushaltsloch gestopft. So schnell und effizient, wie man die Rente sichern kann. Dem ganzen Sprachmüll, der aus den nagelneuen Blogs aller Parteien quillt, kann man nur das einzig ehrliche Blog gegenüberstellen, das ebenfalls neu gestartet ist: Ich habe kein Gesetz gebrochen. Wobei, ein Rätsel hätte ich ja noch auf Lager: Gesucht wird die Politikerin, der Politiker, die/der vollumfänglich hinter Hartz IV steht und das auch auf der Straße oder in seinem "heute hat es nicht geregnet-Blog" vollumfänglich vertritt. Wer diese Regelung bloß beschlossen hat?

*** Vor mir liegt ein ca. 80 Seiten dickes Gutachten aus dem Jahre 1986, verfasst vom Chaos Computer Club für die grüne Bundestagsfraktion, die damals ihre erste "Wühlperiode" hinter sich hatten, wie es die damaligen Hacker um Steffen Wernery und Wau Holland bezeichneten. Das als grüner Zweig Nr. 117 veröffentlichte Gutachten, für das der CCC damals die Consultingfirma "Die Hamburger GbR" gegründet hatte, trägt den schlichten Titel "Entwurf einer sozialverträglichen Gestaltungsalternative für den geplanten Computereinsatz der Fraktion 'Die Grünen im Bundestag' unter besonderer Berücksichtigung des geplanten Modellversuchs der Bundestagsverwaltung (PARLAKOM)". Sinnigerweise ist das Gutachten kein Entwurf für einen Computereinsatz, sondern ein Verriss der Arbeit der Grünen, die verkrustet wie eine Universität funktionierten, bei denen die Macher nur eine Textverarbeitung haben wollten. Unter dem Motto "Ohne Netzwerktechnologie keine Basisdemokratie" wurden mit der grünen Zentrale via Mailbox verbundene, mit Computern ausgerüstete Stadtteilmedientreffs und alternative Computerläden vorgeschlagen. Das ISDN-basierte Parlakom-System, eine auf Hicom-Anlagen von Siemens basierte Teletext-Lösung, hielten die Gutachter für eine Sackgasse, empfahlen aber die Nutzung in Krisenzeiten, sollte das Telefonnetz abgeschaltet werden. Bei den Grünen wanderte das Gutachten in die vertikale Ablage. Dies als Vorwort zu einer Wahl, die dermaßen ohne Gestaltungsalternativen daher kommt, dass selbst der CCC die Lust am sonst veröffentlichten Parteienüberlick verloren hat.

*** Die Lust? Die eigentlich Frustrierten sind nicht die Politiker, die sich ein neues Volk wählen wollen. Es sind die Bürger, die des amtsflüchtigen Kanzlers Schröder Rede vom "Erpressungspotenzial" mitsamt Auflösung und Neuwahl für einen ausgemachten Schwindel halten. Die "Dokumentation" der Regierungsunfähigkeit ist dermaßen jammervoll und dürftig, dass man sich als Deutscher für das Verfassungsgericht schämen muss, das diesen Unsinn durchwinken soll. Also wird sich wohl erst die übernächste Wahl den digitalen Fragen stellen, die die Politik bestimmen werden. Patente und Index-Dateien, offenes und geschlossenes Wissen, das alles spielt unter den nach Aufschwung gierenden Politikern keine Rolle. Doch die Cyber-Outlaws von heute sind die Wähler von morgen. Einen Vorgeschmack auf kommende Friktionslinien konnte man in der Diskussion um die Pflichten des Bundesdatenschützers durch den allkompetenten Bundesinnenminister spüren. Wenn Arbeitslose abtelefoniert werden und die Polizei Hooligans die elektronische Gesundheitskarte entzieht, sagt niemand nein. Es folgen die Unfälle nach dem Drogenkonsum in bayerischen Biergärten.

*** Heute vor 60 Jahren endete ganz ohne den gerade überschwenglich gelobten Thomas Mann der II. Weltkrieg. Edith Shain hieß die Krankenschwester, deren Bild vom Kuss mit einem Seemann um die Welt ging. Sie schloss die Augen und ließ es geschehen, den tapferen Männern zuliebe. Aber während die USA auf Wahlen zugehen, haben wir die Wahl bereits hinter uns. Kanzelerin Merkel wird uns nicht in einen Krieg führen, in dem Truppen dauerhaft am Hindukusch und um Bagdad stehen, aber sie wird den Krieg gegen die Islamisten Ernst nehmen. Der sichert die Arbeitsplätze auf Helgoland, wo kaum noch Schiffe anlegen.

*** Die FAZ muss ich im Fall von Baidu noch einmal zitieren, schließlich tischt ihr China-Korrespondent einen schweren Vorwurf auf. Mit dem unrühmlichen Beispiel von Google könnte man freilich die einfache Tatsache konstatieren, dass es keine freie Suchmaschine gibt. Entsprechend tief müssen wir journalistischen Zwerge uns vor Google verneigen. Ab sofort werden alle Google-Mitarbeiter mit dem Ehrentitel Eure Durchsuchlaucht angesprochen werden müssen, sonst folgt die Strafe beim Ranking auf dem Fuße. Die große Bayerin Monika Henzinger ist natürlich ausgenommen, nicht nur deshalb, weil sie den Dienst bei der kalifornischen Gleichschaltungstruppe quittiert hat.

*** Apropos Gleichschaltung. Ganz gewaltig rumort es um den hier bereits erwähnten Kauf der Pro Sieben Sat.1 Media AG durch den Axel Springer Verlag. In die Stimmen, die vor dem Untergang des Abendlandes warnen, mischt sich auch eine bekannte Keule, die einen Journalisten niedertätscheln will. Auf billigste Art, weil Haim Saban als raffgieriger Jude porträtiert sein soll. Natürlich gibt es Blogs, die die schrägen Töne bemerken. Auf der Bettkante geht es züchtiger zu.

*** Ein besonderes Lob geht diese Woche an Microsoft. Diese Firma ist zwar einigen Lesern nicht so sympathisch, sie macht aber im Moment alles richtig. In Brüssel vertritt der Microsoft-Lobbyist Clayland Boyden Gray die Interessen der USA, den selbst die FAZ in der Überschrift als "Undiplomatischer Botschafter" vorstellt. In Zentral-Schottland steigt die Polizei von Linux zurück in die Windows-Welt, die Microsoft für 'nen Appel und Ei angeboten hat. Der Internet Explorer kommt hübsch und frisch daher und nahm im Juli erstmals dem Firefox Marktanteile wieder ab, wenn die Zahlen von NetApplications stimmen. Dann entdeckte man auf den Speicherbändern belastendes Material zum Wechsel von Kai-Fu Lee -- wer an Märchen glaubt, kann hier weiter lesen. Schließlich tauchte, wie erwartet, Apples Betriebssystem auf den doofen Rechenknechten auf, wo nun die direkten Vergleiche gefahren werden können. Das ist auf Apples Seite natürlich Absicht: Wer bei einer mächtigen Maus über 150 MByte Treiberkrams installieren muss, hat sich längst von seiner Plattform verabschiedet. Glückliche Gesichter bei Microsoft, weil sich ein weiteres Argument der Monopoldiskussion entkräftet hat. Dagegen lässt es sich verschmerzen, dass selbst die eigenen Geeks nicht mehr wissen, wann Windows 1.0 erschien.

Was wird.

Während der Wahlkampf auf vollen Touren läuft, kommt die DV-Branche in Europa nur langsam aus dem Sommer zurück. Der erste große Hammelsprung droht erst Anfang September mit der IFA in Berlin, wo Intel die größte Ausstellungsfläche angemietet hat. Gleich danach will Microsoft eine revolutionär neue Roadmap für kleine und mittelständische Unternehmen einführen, die immer noch mit Linux liebäugeln. Zuvor gibt es jedoch im kurzurlaubenden Amerika das Intel Developer Forum, komplett mit der Revolution der Zukunft. Der neue Chip müsste dann eigentlich Delorean heißen.

Während bei Intel noch nichts entschlüsselt ist, ist das angeblich letzte Rätsel um Einstein geknackt worden und soll selbstredend im anbrechenden Herbst nachgekocht werden. Das ist für mich eine wunderbare Gelegenheit, Vorschläge für ein festliches Menü zu sammeln, das am Wahlkampfabend gegessen werden kann -- und dazu hören wir sicher keine wirren Worte des frustrierten Neudeutsch-Pop, sondern legen einen gepflegten Anthony Braxton auf, in der Hoffnung, dass wenigstens die klassische Avantgarde noch ein bisschen den Blick in die Zukunft freilegt. Gegessen aber wird frei nach dem großen Verleihnix: Wer mit Fisch werfen kann, sollte ihn auch zubereiten können. Bitte also nur Vorschläge für reale Gerichte (und zukunftsweisende Begleitmusik): Gefüllter Troll in Linuxsoße wird ignoriert. Und die Herr-der-Ringe-Symphonie ist nicht einmal als Hintergrundgeräusch zugelassen.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #38 am: 21 August, 2005, 01:22 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** OK, es ist kein besonders rundes Datum. Trotzdem erinnere ich aus gegebenem Anlass an den 21. August 1858, als das erste Wahlkandidaten-Rededuell stattfand, das bei uns immer dann als "amerikanische Tradition" abgewertet wird, wenn es keine großen Unterschiede zwischen Regierung und Opposition gibt. Die größte Aufregung liefert derzeit eine Internet-Auktion der waffenstarrenden FDP. Was kommt noch? Das Guidomobil als Terroristenhobel?

*** Früher war alles anders und sowieso besser. Damals lieferten sich Stephen A. Douglas und Abraham Lincoln eine Redeschlacht beim Kampf um den Einzug in den Senat von Illinois. Ein Blick auf die von Journalisten festgesetzten Regeln: Man traf sich nicht nur einmal, sondern siebenmal. In freier Rede, Manuskripte waren untersagt, legte zuerst ein Kandidat 60 Minuten lang seine Ansichten da, worauf der Gegner 90 Minuten lang antworten durfte. Auf die Antwort gab es wiederum 30 Minuten Zeit für eine Gegenantwort. 1858 war das Hauptthema die Abschaffung oder Beibehaltung der Sklaverei: Douglas gewann und wurde Senator, doch Lincoln schlug ihn 1860 und wurde Präsident der USA, als über diese Frage der Bürgerkrieg ausbrach. Das Publikum soll in diesen 3 Stunden konzentriert zugehört, nur hin und wieder Beifall geschossen haben. Danach wurde geblogpodcastet: die 15 bis 20.000 Zuhörer einer solchen Debatte erzählten, was sie gehört hatten. Und das alles ohne Sabine Christiansen.

*** Im Wahlprogramm der Parteien mit dem großen C wie christlich findet sich nicht das alttestamentarische Auge um Auge. Dies ist eine weltjugendtagsfreie Zone, daher möchte ich nicht die Gemeinsamkeiten mit anderen gerade populären Ausprägungen von G'tt's Gebot hinweisen, dafür aber auf den Grundsatz Straße für Straße. Eine eigene Mautgesellschaft soll gegründet werden, die die Mauteinnahmen ausschließlich in den Straßenbau steckt. Das ist schon interessant, weil es natürlich die Frage aufwirft, was denn mit Toll Collect wird. Hinter den Kulissen der Schiedsverhandlungen dampft und brodelt es. T-Systems wie DaimlerChrysler haben die horrenden Verluste durch den Fehlstart der Maut zwar abgeschrieben, wollen aber keinen müden Cent zu den geforderten 5,1 Milliarden Euro zahlen. Das Angebot an den Staat ist, dass die Bundesaufsicht für den Güterverkehr Toll Collect für 1 symbolischen Euro übernehmen kann. Nach dieser Verstaatlichung muss nur noch ein neuer Käufer gefunden werden. Aus den gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen heißt es, wie es am Häppchen-Tisch von gewöhnlich gut hörenden Ohren aufgeschnappt wird, dass IT-Konzerne interessiert seien, schließlich ist der Einstieg in die Maut-Abrechnung die Schlossstraße der Logistik, wenn telemetrische Daten mit verkauft werden dürfen. Es liest sich wie ein verspätetes Hal-Faber-Sommerrätsel, verdient aber auch eine Einordnung unter Witz der Woche. In jedem Fall wird sich Kanzlerin Merkel über die neue Firma freuen, die an die blühenden Landschaften von Ziehvater Kohl erinnert: BAG-Chef Vorrath war einstmals Leiter des Büros von Informatik-Professor Günther Krause, der nicht nur die deutsche Einheit verhandelte, sondern die Autobahnen privatisieren wollte. Politik wird gemacht, es geht voran.

*** Während das neue Yps am Kiosk noch nicht so der richtige Brüller ist, heißt das Gimmick der Woche NPSI oder eben "Nationaler Plan zum Schutz der IT-Infrastrukturen". Mit Plan gegen das Unplanbare, das ergibt nette Perspektiven. Und den Angreifern geht es nicht um Anerkennung in der Hackerszene. Wer immer diesen Satz für seinen Minister geschrieben hat, muss sich am Boden gerollt haben, lachend und zuckend. Wie die Leser des Neuen Deutschland, denen dieser Tage sozialistischer Unsinn geboten wurde: "Die CCC-Hacker galten als kriminell, doch ihr Netzwerk war einzigartig und in gewisser Weise das erste Blog." Wer plagt sich da nicht mit logischen Fragen bei NPSI: Was sollen Firmen, die nicht einmal in der Lage sind, planmäßig erscheinende Microsoft-Updates einzuspielen, mit dieser deutschen Planwirtschaft anfangen?

*** Bisweilen tut es einfach gut, den Kopf auf die Tastatur knallen zu lassen, dass die Ohren sausen, die Lippen bluten. Die Wochenschau möchte den Blick für die Details schärfen, jaja, und dann schicken Leser Sachen wie diesen Bericht über eine Massenhysterie beim Verkauf von älteren Apple-Laptops, die wie Kloschüsseln aussehen. So ein Klatsch hat natürlich nichts in einem seriösen Newsticker zu suchen. Und warum assoziiere ich Kloschüsseln? Wer sich selbst bepinkelt, der braucht so etwas. Im Wochenrückblick sehe ich erst, wie viele über den Vorfall berichtet haben. Es ist alles eine Frage der Perpektive.

*** In der subjektiven Rückschau gilt mein Farewell zwei großen Frauen, die sich nicht mehr leiden müssen. Auch bei Eva Renzi gilt wieder das Gesetz der Perspektive, ob sie Vom Glamourgirl zu unbequemen Kritikerin oder Von der Klosterschülerin zum Playgirl reicht. Konsequent von Anfang bis zum Ende setzte sich die Schauspielerin für eine Aufarbeitung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ein, nannte einen Bundespräsidenten einen "alten Nazi" und handelte sich damit ein jahrelanges Berufsverbot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein. Eva Renzi kämpfte gegen den Krebs wie Mo Mowlam, die populärste englische Ministerin, die Irland 1998 den ersten Frieden brachte. Sie hatte vorab verfügt: "Wenn Computer über mein Leben bestimmen, schaltet sie ab." Die Ärzte gehorchten.

Was wird.

In London ist ein Brasilianer erschossen worden. Im Kampf gegen den Terrorismus ist das ein Einmann-Kollateralschaden, den sinnigerweise keine einzige Kamera im angeblich besten CCTV-Netz der Welt erfassen konnte. Während der Festungsbau floriert, verschwimmen die Argumente. Und der Tod im Panoptikum muss reichen, die friedlichen Bürger zu disziplinieren. Vor diesem Hintergrund tagt man demnächst in Hamburg und hofft auf viele Interessierte.

Natürlich könnte jetzt an dieser Stelle eine Parade der heißen IFA-Nachrichten folgen, die das traute Heim mit Überwachungs-Lösungen ohne Ende beglückt. Das tut es aber nicht. Stattdessen verweise ich auf eine Tagung der Bundeszentrale für Politische Bildung, die sich am nämlichen Ort die Videoüberwachung vorknüpft.

Im letzten WWWW fragte ich nach dem Menü zum Wahlabend. Dabei dachte ich wahlweise an eine Henkersmahlzeit oder an ein Festmenü der berauschten Gewinner. Heraus kamen politisch gefärbte Menüvorschläge. Als da wären "Grünkohl mit Speck/Wursteinlage, dazu ein Düsselalt" gefolgt von "Himmel und Erde (gebratene Blutwurst und Kartoffelpüree), dazu ein Sion oder Peterskölsch". Wer will mich denn da umbringen? Gibt es überhaupt Leser im Heiseticker, die kochen können? Es muss ja nicht Anthony Bourdain sein, aber besser als der Fraß der Knallchargen, die Gate Gourmet ausräubern, sollte es schon sein. Und wem Anthony Braxton als Begleitmusik zu schwer im Magen liegt, darf sich auch gerne bei den Canzone della Strada bedienen oder etwas Monarchie im Alltag wünschen oder das Essen in die Airports for Light verlegen. Oder, oder ... Es gibt noch gute Musik, auch wenn uns die Musikindustrie anscheinend immer wieder eines Schlechteren belehren will.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #39 am: 28 August, 2005, 07:13 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ade Rom. Heute vor 1529 Jahren wurde Orestes von Odoaker gefangen genommen und hingerichtet. Sein Sohn Romulus Augustus, nominell letzter römischer Kaiser, wurde offenbar am Leben gelassen. Das Ende eines Weltreiches war für andere ein Anfang. Ade Rio. Die groß herausposaunte Idee von Diamond Multimedia, dass ein Abspielgerät für MP3-Dateien die Musikindustrie verändern wird, war richtig. Aber erst die Barbaren von Apple setzten das Konzept konsequent um, indem sie keine Rücksicht auf die Musikindustrie nahmen. Eine kleine Parallele zum Ende des römischen Reiches drängt sich freilich erst dann auf, wenn man die Spekulationen über die Zukunft des iPod liest. Dann ist er nicht nur ein hübscher Musikspieler, sondern ein Boot-Device, mit dem Apple eine kostenlose Version seines Betriebssystems auf die PCs dieser Welt verteilen und die Bastion Microsoft schleifen kann. 10 Jahre mit dieser Billigkopie eines Apple-Systems sind demnach mehr als genug und Monopole dazu da, geknackt zu werden. Das entscheidende Argument für den Big Bang, den ultimativen Switch, soll die Virenfreiheit des Systems sein. Sollte die Spekulation stimmen, müsste Microsoft Virenautoren einstellen.

*** Ade Hunter S. Thompson. Am vergangenen Sonntag wurde die Asche des großen Journalisten von Feuerwerksraketen zu den Klängen von Dylans Tambourine Man in den Weltraum geschossen, während die Partygäste vergnügt einen kühlen Drink zu seinem Gedenken leerten. Die einen beschrieben Thompson als Wallraff unter Drogen, die anderen als würdigen Nachfolger von Mark Twain. Was er schrieb, wurde Gonzo-Journalismus getauft, was, ich wiederhole mich, eine bislang nicht mehr erreichte Kunstform ist. Ein weiterer Provokateur dieser schweren Kunst ist nicht mehr unter uns: Ade Peter Glotz, Theoretiker des digitalen Kapitalismus. Auf dem Höhepunkt des Dotcom-Trips veröffentlichte er sein großes Werk über die beschleunigte Gesellschaft, in dem seine Sätze über die Digitalisierung bis heute unvergessen sind. Für sie kassierte Glotz die Beschimpfung Sozialdarwinist: "Die Menschen werden sich an die Digitalisierung anpassen, sich mit Lust oder Unlust anpassen. Es ist gleichgültig, ob sie es mit Freude oder mit Angst tun werden." Mit Lust oder Unlust? Na dann: Willkommen Brian Eno. Der relaxte, abgeklärte Elektronik-Pop seines jüngsten Albums zeugt von lustvoller Digitalisierung. Just another day on earth, genau so ist es.

*** An noch einem anderen Tag auf dieser Erde kamen von Peter Glotz die SPD-Ideen zur Erhebung von Studiengebühren und zur Schaffung von Elite-Universitäten, auch arbeitete er in der Kapitalisten-Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit. Über die affige Luxus-Debatte in persona Oskar Lafontaine hätte er herzlich gelacht. Er räsonnierte gerne über die Architektur "seiner" Universitäten, ob Erfurt oder St. Gallen. In seinem Sinne ist der einzige Artikel verfasst, der den Kern des Pudels nennt: Gute Villa, schlechte Villa. Am 9. September wird Peter Glotz' Buch über die Vertreibung aus dem Sudetenland erscheinen. Ich erwähne es hier, weil der tschechische Ministerpräsident Jiri Paroubek in dieser Woche den Kampf der sudetendeutschen Antifaschisten geehrt hat. Die gesamte ostdeutsche Geschichte darf nicht den Vertriebenenverbänden und ihren verdrehten Erinnerungen überlassen bleiben. Denn sonst entsteht wieder blanker Hass, wenn Istvan Martins Job bekommt. Das lenkt ab, vom digitalen Kapitalismus der überall Pressbaren, der Anpassbaren.

*** Während jeder Schritt von Google, Amazon oder Yahoo in den Tickermeldungen kommentiert wird, blieb es beim Start des Beta-Tests von Alonovo verdächtig ruhig. Die Idee, den Umweltschutz oder den Umgang mit Minderheiten und Gewerkschaftern beim Kauf eines Produktes zu berücksichtigen, hat im digitalen Kapitalismus etwas Weltfremdes. Viel lieber wird da über den coolen Versuch einer Partei berichtet, die Werbezeit auf eBay zu verkaufen. Nicht weit davon entfernt (aber von eBay entfernt) sind die Angebote, die eigene Wählerstimme an den Meistbietenden zu verkaufen. Doch gleichzeitig erntet der kleine Verlag, der diese Wochenschau ins Web stemmt, Kritik für den Versuch, die Parteiprogramme der wichtigen Parteien unter die Lupe zu nehmen. Wobei die Aktion richtig Stress bereitet, weil "Die Linkspartei.PDS" zur Stunde noch in Neukölln/Berlin am Wahlprogramm feilt. Das ist der wahre Luxus. Wobei mich am meisten die Forumsbeiträge wundern, die wieder und wieder auf die APPD eingehen. Hat denn niemand Verständnis für die Christliche Mitte, die mit der Forderung nach bezahlten Medienarbeitern im Internet die Plattform aller Blogger sein müsste?

*** Ich fände es übrigens passend, wenn Herr Schröder und Herr Bush zusammen den Friedensnobelpreis bekommen, für den Weitblick, den sie da an den Tag legen. Auf ihre Weise agieren beide nach dem kaputten Mechanismus, der heute für Politik gehalten wird. Wer meint, dass Angela Merkel eine neue Qualität in die abgekarteten Spiele bringen wird, hat Margaret Tatcher nicht erlebt. Für den Rest tue ich die überall zur Wahl antretenden Blogger Einfach mal lassen und frage einfach Hallo Welt? Noch ganz dicht? Ach ja, es war wieder just another day on earth, ein Tag, an dem man an der Bushaltestelle wieder vorsichtig seine Worte wägte -- terrorverdächtig wird man heutzutage schneller als man einen Bus besteigen kann, und Terrorfahndungen enden auch in Westeuropa dieser Tage gerne einmal mit dem finalen Fangschuss bei angeblich unvorsichtigen Bewegungen.

Was wird.

Ich gebe gerne zu, dass mich erst Hunter S. Thompson darauf gebracht hat, dass die nächste Woche mit den Burning Man beginnt, ein Festival der radikalen Selbstverwirklichung. Dabei ist man übrigens bemerkenswert nahe an der Wirklichkeit.

In Deutschland geht es etwas nüchterner zu, wenn in Kiel die Sommerakademie der Datenschützer das Thema "datenschutzgerechtes eGovernment" seziert. Unter der Woche hatten die Schützer bereits eine Meldung zum korrekten Datenschutz in Dokumentenmanagment-Systemen veröffentlicht, die ohne Resonanz blieb. Wer kümmert sich schon groß um die Dokumente?

Zoomen wir das Zeitfenster etwas auf, so lauert die IFA in Berlin mit diesem rothaarigen Avatar auf uns, der schwer sexy guckt und etwas anders drauf ist als die Clara auf der neuen Webseite zur Gesundheitskarte. Ich schweife ab. Kommen wir lieber zur Digital Living Network Alliance, die zur IFA Schulungen für die Entwickler durchführt und mit einer Keynote von Microsoft punkten will. Wer sein Haus nicht vernetzt, ist entweder Digitalnomade (mit WLAN und UMTS) oder ein schrecklicher Hinterwäldler, der den Fortschritt bremst.

Während diese Wochenschau hinter dem hintersten Wald geschrieben wird, erreicht mich die Nachricht, dass das teuerste Gepäckbeförderungssystem der Welt am Flughafen von Denver außer Dienst gestellt wurde. Der böse Mainframe hat seine Schuldigkeit getan, genau wie die Waschmaschine, die Socken ohne Ende frisst. Viele ausländische Journalisten müssen diesen Flughafen benutzen, wenn sie über Firmen wie Novell und SCO berichten, entsprechend zahlreich sind die Geschichten, ohne Gepäck im Mormonenland aufzutauchen. Das ist nun vorbei. Ohne Unterhosen steht in Utah nur noch die SCO Group herum. Heute passt Shakespeare nicht so richtig. In den Worten des allerschärfstens geschätzten Geburtstagskindes J.W. Goethe:

O selig der, dem er im Siegesglanze
Die blut'gen Lorbeer'n um die Schläfe windet,
Den er, nach rasch durchras'tem Tanze,
In eines Mädchens Armen findet.
O wär' ich vor des hohen Geistes Kraft
Entzückt, entseelt dahin gesunken!

Ach ja. Aber selbst an einem neuen another day on earth mag mich nicht vor des hohen Geistes Kraft herniedersinken, die manche Leute einem anderen Geburtstagskind zuweisen. So soll man Helge Schneider am Dienstag zum Fünfzigsten gratulieren, viel Spaß dabei. Was immer die Gratulanten einer singenden Herrentorte auch unter Spaß verstehen mögen.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #40 am: 04 September, 2005, 06:08 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Während die Sonne in der norddeutschen Tiefebene für einen kleinen Nachsommer sorgt, wird sie im Süden der USA gefürchtet. Dort steht ein Gebiet von der Größe Großbritanniens unter Wasser und bildet den "Lake George", dort sind die Dämme der Gesellschaft gebrochen, dort zeigt sich die hässliche Fratze des Rassismus. Die Schwarzen plündern, während sich die wenigen nicht geflüchteten Weißen mit dem Lebensnotwendigen versorgen. Administratoren kämpfen verzweifelt um die Aufrechterhaltung der Kommunikation.

*** Vor diesem Hintergrund sei an ein Datum erinnert, das ein freies Amerika feiern müsste: Heute vor 48 Jahren rief Orval Faubus, der Gouverneur von Arkansas die Nationalgarde. Sie sollte verhindern, dass neun schwarze Studenten die Central High School in Little Rock betreten. Gegen die bornierten Rassisten schickte der US-Präsident Einheiten der 101. Luftlandedivision und verkündete: "Der Mob darf niemals die Entscheidungen unserer Gerichte überstimmen." Der bedeutende Sieg der schwarzen Bürgerrechtler von Little Rock hat seine Vorgeschichte in der großen Flut von 1927, die John Berry in seinem Buch "Rising Tide: The Great Mississippi Flood of 1927 and How It Changed America" seziert hat. Damals flohen die Weißen mit dem Schiff, während die Schwarzen ertranken oder in Lagern wie Sklaven gehalten wurden. Die viehische Behandlung hatte Konsequenzen: Der New Deal wurde geschlossen, viele Schwarze wanderten in den Norden ab und viele Amerikaner unterstützten den Katastrophenmanager Herbert Hoover bei seinem Kampf gegen Armut und Rassismus.

*** Es gibt einen Zusammenhang zwischen Wirbelstürmen und dem Klimawandel in der Welt, den die beratungsresistente Regierung Bush übersieht. Darauf hat in der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung Robert F. Kennedy Jr. hingewiesen, der die Ablehnung des Kyoto-Protokolls durch Gouverneurin Haley Barbour und George W. Bush beschreibt. Ein Hinweis, den vorigen Montag auch der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau parat hatte. Auf diesen Hinweis hin konstruierte Spiegel Online einen angeblichen Skandal herbei. Ganz nebenbei klärt sich somit auf, wofür Blogs und ihre herumschleichenden Leser eigentlich gut sind, wenn sie Verdrehungen und Verstümmelungen dieser Art nachgehen und dabei auch nicht vor den Streitereien im amerikanischen Vollblutzüchterverband Halt machen.

*** Im Handelsblatt hat sich der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk bemüht, dem nur in Renditen und Zinsen denkenden Handelsblatt-Leser etwas Peilung im Wahlkampf zu verschaffen: "Die Linke ist normalerweise eine international operierende Zornbank, in der kleine Leute ihre Spareinlagen an Empörung deponieren könnten." Da der Zorn im ganzen Lande vorhanden ist, könnte man von beruhigenden Aussichten für die Linke, von unruhigen Träumen für die anderen Banker sprechen, doch Sloterdjk beruhigt seine Leser: "Aber Gysi, Lafontaine und Konsorten sind keine guten Zornbankiers. Das erkennt man daran, dass sie diese Einlagen zwar sammeln können, aber außerstande sind, mit ihnen erfolgreich zu wirtschaften." Wie man mit Zorn erfolgreich wirtschaftet, verrät die Zeitung nicht. Das ist eigentlich schade, denn die kleinen Leute gibt es und die Produktion von Parias läuft auf Hochtouren weiter. Glaubt man dem Printmagazin Spiegel, so soll nach der Bundestagswahl von den dann regierenden Bankern ein Experten-Workshop stattfinden, in dem die Projektberater von McKinsey und Co überlegen dürfen, wie eine völlig neue "Zentral-Software" auszusehen hat, die A2LL ersetzen soll. Dass das Problem bereits in der Idee einer "Zentral-Software" liegen könnte, die Sachbearbeitern in Passau die Daten Kieler Arbeitsloser zur Verfügung stellt, scheint ausgeschlossen zu sein. Deutschland hat einen Hang zu autoritären Lösungen in der Tradition der SED-MfS-Dikatur, hieß es auf der Sommerakademie der Datenschützer: Dieses Land kann von Österreich und der Schweiz lernen, wie man Vertrauen statt Bürgerzorn produziert.

*** Im Zuge der Politik der neuen Ehrlichkeit hat Angela Merkel den großen Siemens-Sanierer Heinrich von Pierer als Freudebanker in ihr Team übernommen und damit signalisiert, weiter mit bewährten Partnern für Innovation zu wursteln. Die Kernkraftwerke sollen länger laufen und sicher wird sich das nette Papier finden lassen, das zu Pierers Mitgliedszeiten beim European Round Table of Industrials das strikte Verbot jeglicher Privatkopie digitaler Inhalte in Europa forderte.

*** Das Thema bringt mich zum wichtigen Schritt des US-amerikanischen Bundesstaates Massachusetts. Dort möchte man das OpenDocument-Format zum Standard bei der Speicherung von Dokumenten erklären. Das Ganze kommt etwas ungelegen für Microsoft, wie es den Worten vom obersten Office-Manager Allan Yates zu entnehmen ist, der die Leute in Massachusetts eindringlich vor den versteckten Kosten offener Dateiformate warnte. Schließlich hat Microsoft zusammen mit der Firma Brainloop vor kurzem das Windows Rights Management mit Office-Dokumenten gekoppelt, um einen ebenso lukrativen wie geschlossenen Markt zu eröffnen. Eigentlich müsste Steve Ballmer nun seinen Schreibtisch Richtung Massachusetts werfen, wie er seinen Stuhl Richtung Google schleuderte. Denn das sichere Speichern und Finden von Firmendokumenten wird in den Zeiten von Sarbanes-Oxley als einer der entstehenden Riesenmärkte genannt. An diesem großen Kuchen wollen viele knabbern, notfalls mit Hilfe der eigenen Kinder.

*** Und, falls es noch jemand nicht mitgekriegt hat: In der norddeutschen Tiefebene verlegt ein kleiner Verlag nicht nur verschiedene Druckerzeugnisse und hält diese kleine Website am Leben, sondern legt auch noch eine Verfassungsbeschwerde ein, damit das WWWW weiter voller Links bleiben kann. Und das ist gut so.

Was wird.

Es ist ein allgemein verbreiter Irrtum, dass am 18. September eine wichtige Wahl ansteht. Die alles entscheidende Wahl haben wir heute Abend: Da können wir zwischen ARD und ZDF und RTL und Sat 1 und einem der vielen Live-Blogs wählen, wo wir das Duell zwischen Angie und Gerd anschauen. Das ist keine Wahl? Aber sicher doch, das ist das Prinzip der Wahl in ihrer reinsten Form. Das ist eine ganz besonders tolle Wahl, bei der der Zuschauer übrigens schon verloren hat, ehe er einen einzigen Knopf drückt: Wenn ich all die tollen IFA-Berichte verstehe, braucht es HDTV, um all die Spannung, den Schweiß und die Action senden zu können. "Mit HDTV wird Sport lebensecht und alles andere auch". Alles andere? Die lausigen 414.000 Bildpunkte können das Flirren nicht abbilden, dass zwischen dem Mann und der Frau entsteht. Gleich vier Moderatoren sind aufgeboten, mit geschickt eingefädelten Fragen das Flirren im der Flimmerkiste zu verhindern, weil wir noch kein HDTV haben und noch nicht überwältigt sein dürfen.

Mit einer einzigen Frage hat Direktwahlkandidat und Radfahrer Hans-Christian Ströbele ein Vorlage für die Nichtradfahrerein Angela Merkel geliefert. Er hatte in der Sicherheitszentrale des Bundestages nachgefragt, ob die rund um die Uhr wachsamen Wachleute bemerkt oder aufgezeichnet haben, wie Ströbeles am Bundestag parkierte Fahrrad geklaut wurde. Dass dies ein Kämpfer gegen die Videoüberwachung tut, findet Angela Merkel so komisch, dass sie es nun bei jedem Wahlauftritt erzählt. Komisch ist eigentlich nur die Frage, was all die Videotechnik an einem (nach US-Botschaft und Bundeskanzleramt) der bestbewachtesten Berliner Gebäude soll, wenn sie nicht einmal einen Fahrraddiebstahl aufklären kann? Vielleicht gibt diese Konferenz in der nächsten Woche eine Antwort. Einen Tag vorher kann die Mannschaft, die Weltmeister werden will, zeigen, dass sie doch noch gewinnen kann.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #41 am: 11 September, 2005, 07:07 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Immer wieder treffe ich auf diese Www-Schlaumichel. In der Hoffnung, ihren Schund besser unters Volk bringen zu können, springen sie auf alles drauf, was gerade hip zu sein scheint. Folgt man dann ihren Spuren, die sie nicht ohne Geschick im Netz gelegt haben, trifft man auf falsche Versprechungen, billige Plagiate oder grenzenlose Geschmacklosigkeit, die jeder Diskussionsgrundlage entbehren. Rock 'n' Roll rules!" Wow, Chad Kroski, du alte Klagetunte, jetzt legst du also los, da legst di nieder. So also liest es sich, wenn T-Mobile hochbezahlte Starblogger beschäftigt, die eine grenzenlos debile Werbekampagne retten sollen. Magenta rulez! Bis jemand merkt, dass Lefze im Mittelhochdeutschen etwas "schlaff Herabhängendes" bezeichnete, wird Chad Kroski laut mit seinen Lefzen denken. Ein Denkmal, wie peinlich Corporate Blogging sein kann, ist Chad "Michel" Kroski jetzt schon.

*** Nun, ich habe nichts gegen Blogger. Meine besten Freunde hat es erwischt und sicher werden wir eines Tages neben dem Bildblog und dem Netzweltspiegel auch den gewünschten heiseblog haben, wenn Tyler Durden mal eine Blogsoftware anfasst. Doch davon unabhängig blüht und gedeiht das Heise-Biotop. Da freut sich der Verlag, da kämpfen die Recken des Off-Topic-Forums und schließlich sei der Channel heise.de im Ircnet erwähnt, auf dem die Party-Vorbereitungen zum zweiten Geburtstag des Channels angelaufen sind.

*** Ich habe auch nichts gegen Pressemeldungen. Sie sind mein täglich Brot und enthalten manchmal den einen oder anderen Informationskrümel, aus dem ein Artikel werden kann. Leider werden sie immer schlechter, weil Produkte beschrieben so werden müssen, bei denen niemand merken soll, welche Kröten mitgeschluckt werden müssen. Wenn Hewlett Packard von der Verschlusssache Farbe schwärmt und berichtet, dass "proprietäre chemische Prozesse" auf das Druckerpapier einwirken, statt von patentierter Technik zu reden, dann ist das so ein Fall von Verdummungs-PR. Wenn Apple und Motorola ein Rocker-Handy auf den Markt bringen, das exakt nur 100 Songs speichern kann, weil das eingebaute DRM-System nur 100 Tracks akzeptiert, dann umschreibt man das feinsinnig mit "Die Anzahl der übertragbaren Songs ist abhängig vom Land und dem Netzbetreiber", um vom viel größeren Flash-Speicher abzulenken. Die Vorstellung ist hart, dass solcher Unsinn verbreitet wird. Man sollte die *Bling* einfach beim Namen nennen, damit Leser wenigstens wissen, was für einen *Bling* sie da kaufen. Ganz ohne Zensur: Bling.

*** Apropos "Rokr" alias Rocker. Man sollte auf die Namen achten, unter denen sich manche Lösungen dem Nutzer andienen. Vorgestern wurde auf der Fernsehmesse IBC in Amsterdam "Tiramisu" vorgestellt, das "barrierefreie" DRM-System der nächsten Generation und alles andere als eine Süßspeise. Die entsprechende Presserklärung feiert Tiramisu als System zum Schutz der Anwenderdaten.

*** An dieser Stelle könnte ich eigentlich das gute alte Sommerrätsel aufleben lassen. Für welche Software wirbt diese PR-Meldung: "UNICEF warnt vor kinderarmem Deutschland"? Na? Auch mit der Nachhilfe "Revolution der Heimarbeit als Weg aus der Krise" will der Groschen nicht so recht fallen, wenn die Hamburger Firma PrimeSharing die Frau als Gebärmaschine mit ihrem P-Drive nutzbringend in Geschäftsprozesse einbinden will. Wie gaga solche Pressemeldungen sind, fällt in einer IT-Szene nicht auf, in der Bill Gates den *Bling* von einer Mittelstandsvision verbreiten darf. "Ziele sind die Fokussierung auf Skalierbarkeit, Sicherheit, einfache Verwaltung und schnelle Entwicklung. Durch die Kombination dieser Faktoren können Unternehmen Anwendungen zur Verfügung gestellt werden, die noch spezifischer an die tatsächliche Funktionsweise der Betriebe ausgerichtet sind und den Mitarbeitern helfen, den Geschäftserfolg zu steigern und einen optimalen Return on Investment zu erreichen." Was schrieb Chad Kroski noch über die Schlaumichels? Sie springen auf alles drauf. Genau.

*** Chad Kroski und Bill Gates werden nur von einem getoppt: Streichlisten-Paule. Wenn am 18. September die Paul-Kirchhof-Wahl stattfindet, dann feiert vor allem eine Partei, die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die ihren Botschafter Kirchhof bestens platzieren konnte. Ja, nach der Wahl finden wir uns dann in Kirchhofs "Garten der Freiheit" mit seinen 427 Streichfrüchtchen wieder -- oder in Schönhubers Dresden. Immerhin hat bis dahin die Wahl für einige Belustigungen gesorgt, ehe es ganz hart kommt mit den Alternativen. Man vergleiche nur die feinsinnige, literarisch-differenziert vorgetragene linke Positionsbestimmung des Ästheten Harry Rowohlt mit den Floskeln einer Claudia Roth.

*** Mindestens ebenso spaßig ist die seit Jahr und Tag geführte Debatte über die Sinnhaftigkeit des Microsoft-Logos bei der wahlabendlichen Schlacht der Balken und Torten. Erinnert sich denn niemand mehr an die Systemkonkurrenz von Infas/GMD in Bonn, die für die ARD auf IBMs 370-175 rechneten, in Konkurrenz zur Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen, die eine Siemens 4004/151 einsetzte? Beide Systeme wurden gerne in Wort und Bild vorgestellt. Da hatte es der Urvater aller Wahlrechner nicht so einfach: die PDP 11/40 mit ihrem Farbterminal zur Darstellung der Torten kämpfte einstmals mit dem Problem, dass sie nicht richtig abgefilmt werden konnten und es noch keinen ausreichend schnellen Farbdrucker für die Torten gab.

*** Was wäre dieser Wochenrückblick ohne Heise-Leser, was wäre die IT ohne Studenten, was wäre die Welt ohne Wissenschaft? Fragen, auf die es nur traurige Antworten gibt. Studenten sind die Hilfsmotoren dieses Systems, die verkappten Außenborder, ohne die eine IFA nackt ohne Fachbesucher dastehen würde, ohne die Raketen hohl herumfliegen würden. An dieser Stelle sei darum leicht verspätet an den großen Wissenschaftler Joseph Rotblat erinnert, der am 31. August in London starb. Er war der letzte lebende Unterzeichner des Manifests von 1955, mit dem Russell und Einstein die Abschaffung aller Atomwaffen forderten, ein unermüdlicher Mahner an die Wissenschaftler, aus der "Todesforschung auszusteigen".

Was wird.

September ist's, die Zeit der Symposien und Kongresse, bevor die Matadore des Wissens und die Dompteure der Datenbanken sich wieder an ihre Forschungen machen und etwa darüber grübeln, wie unsere digitale Kultur langzeitgespeichert werden kann. Aus dem Überangebot der Kongresse sei auf den Weltkongress der Datenschützer verwiesen, der in Montreux am Genfer See stattfindet. Während in Deutschland in Niedersachsen mit kräftiger Unterstützung von Otto Schily der betriebliche Datenschutz entgegen den EU-Richtlinien in das Innenministerium ausgegliedert wird, weg von den lästigen Datenschutzbeauftragten, gibt es anderswo noch Standesehre. Vor den Datenschützern rufen die Datenaktivisten der European Digital Rights Initiative in Montreux zu einem Stelldichein.

Gleich zwei Veranstaltungen beschäftigen sich mit den Funk-Chips, die Datenschützern so viele Sorgenfalten werfen lassen. Inmitten der Dortmunder Logistik-Gespräche veranstaltet die Fraunhofer-Gesellschaft ein RFID-Symposium, das sich mit den "Chips von der Rolle" im Masseneinsatz beschäftigt. Was die verflixten fixen Adressen in den Chips für den Datenschutz bedeuten können, klären die Fraunhofers etwas weiter südlich in Darmstadt. Auf dem SmartCard-Forum überlegt man auch, was die Chips in den Reisepässen leisten sollen, ehe Zehntausende vor rot blinkenden Bildschirmen stehen und versucht sind, in ihren Pass zu beißen.

Das letzte Word zur Qwahl hat natürlich Chad Kroski, das sprachlich rasende Meme von Timo Beil: "Ist das der Zeitpunkt, sich endlich an dieses Menü zu wagen, dieses Menü, das Koch jüngst in seinen Bann zog, das ihm den Speichel aus den Lefzen trieb, ihn sogar dazu zwang, die Seite aus der Hausfrauenzeitschrift zu reißen, während er beim Friseur darauf wartete, endlich unters Messer zu kommen?" Ja, Chad, die Messer sind geschärft, der Herd geputzt, die nicht ganz so proprietären chemischen Prozesse rund um das Stück Fleisch können beginnen. Zum letzten Mal rufe ich nach einer kleinen Unterbrechung die Leser auf. Wird es so gruselig ausfallen müssen, mit Düsselalt und Peterskölsch? Muss Benzin im Essen wirklich sein? Mein bisheriger Favorit ist eindeutig das Frühstück mit Tiramisu.

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #42 am: 18 September, 2005, 05:25 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Eines Tages wird man auf die Streichlisten-Wahl zurückblicken, die im Jahresvorendviertel 2005 stattfand, und sich fragen, was da eigentlich los war im Internet. Glaubt man Spiegel Online, dem Internet-Ableger eines Blattes, das mit einer Affäre groß wurde, die die Meinungsfreiheit stärkte, so haben sich die zeitgenössischen Meinungsmacher viel zu wichtig genommen. So trauert die klar zur CDU/CSU tendierende Mannschaft des Spiegel wohl darüber, dass Blogger von Format für Veränderungen offen sind, aber dem Neocon-Biedermeier von Kirchhof und Merkel kein Verständnis entgegenbringen. Kurzum, im Lager der Schwarzen hat sich kein einziges nennenswertes Blog-Talent gezeigt, das begriffen hat, dass die Welt eine Scheibe ist, von der man kräftig zu anderen Scheibenwelten linkt. Bei der CDU hat man am Freitag das Internet obendrein mit einem Hausbriefkasten verwechselt, der nach Belieben zugemüllt werden kann. Genau 120 Mails "Deine Stimme der CDU" stecken in meiner Inbox, sinnigerweise von einem Mail-Konto, das ausschließlich zur Recherche über Internet-Casinos verwendet wird. 4 Millionen Mails sollen es sein, die da durch Deutschland rasten, im Auftrag der CDU von Reuter Adressmanagement verschickt. Nicht nur die CSU beherrscht also die Kunst, das Internet nicht zu verstehen.

*** Was außerhalb des allwissenden Internet los war, wird sich erst heute Abend in ganzer Pracht zeigen, wenn die Lokale geschlossen haben, in denen die Türken ihre Regierung wählten. Zur vorigen Wahl schrieb die taz in ihrer lobenswerten Kolumne neues vom scheideweg die Geschichte von den Vögeln auf dem Kirschbaum, die nun leider im kostenpflichtigen Archiv steckt. Zwei Platzpatronen hat der Bürger, die Vögel zu erschrecken. Er schießt sie ab und alles flattert hoch, um bald wieder auf dem Baum zu landen. Am Ende ist alles wie bisher, nur sitzen die viesen Fögel jeder auf einem anderen Ast. Politisch spannend ist allein die Frage, wer sich, nachdem der Dank an die Wahlkämpfer der eigenen Partei aus der rhetorischen Retorte abgeflossen ist, "aus Sorge um dieses unsere Land und die Menschen da draußen" aufmacht, die Große Koalition anzubieten. Wer nicht gerade wie Fußball-Schiedrichter Tomaten auf den Augen hat, dürfte längst gesehen haben, dass die Streichlisten von Eichel und Kirchhof ausgesprochen kompatibel sind. Auf Kiesinger und Brandt folgen Merkel und Steinbrück, aus dem großen Ruck werden zwei kleine Rückchen.

*** Dass Politik und Sport immer eine gute Mischung sind, zeigt sich in der Tatsache, dass die sinnlose RFID-Technik in Reisepässen gut mit der sinnlosen RFID-Technik in den WM-Tickets harmoniert. Passend zum Wahlkampf darum heute die Sportmeldungen der Woche. Immerhin hatte Heisig, unser aller Maskottchen, Auslauf beim Köln-Marathon und begleitete Foren-Teilnehmer mufasa bis ins Ziel, auch wenn es nicht für den Sieg reichte. Hoffen wir dennoch, dass dies kein schlimmes Omen für die Sportler ist, die sich mit dem Pandabär in der Zwangsjacke als wahre Fans der Foren zu erkennen geben. Gratulation natürlich auch an die Heise-Greise, die vorige Woche die Mac Trophy 2005 gewannen. Um es mit dem Lebensmotto von Heisig zu sagen: "In Deutschland zu Hause, erfolgreich in der Welt!"

*** Nur Kleingeister werden jetzt einwenden, dass Pandabären und Pandschnitzel nicht von der CMA ("Milch ist meine Stärke") promotet werden. Das besagte Motto zum Haus in Deutschland wurde in der vergangenen Woche vom Bundesverband der Deutschen Industrie benutzt, die den Mittelstand fördern will. Mit in der Schneckenpost der Massenaussendung: eine Glühbirne der deutschen Firma Osram, made in France respective Marocco. Wir sind also Multikulti. Außerdem sind Computerbesitzer besonders tierlieb, wie es der Cat Content überall zeigt. Jawohl, Pandas gehören in Zwangjacken wie Katzen ins Waschbecken, nicht in den Tank. Hunde sollte man besser als Bienen verkleiden, statt sie auf Agility-Turnieren leiden zu lassen, und Gepardenforellen müssen schwimmen. Nur Kleingeister werden sich nicht darüber freuen können, dass Gilette einen neuen Rasierer mit fünf Klingen und einem Microchip herausbringt, der von einer Batterie der Gilette-Tochter Duracell betrieben wird und dafür da sein soll, den Strom beim händischen Nassrasieren zu regulieren. Oder war da noch etwas, was Strom braucht?

*** Ein Kleingeist war er nicht, sondern ein großer Journalist, von dem ich sehr viel lernen konnte, nicht zuletzt die Verachtung des Militärs in all seinen Formen. Der Solitär, der Nicht-Ideologe Erich Kuby starb im Alter von 95 Jahren. Er zog es wieder einmal vor, seinen eigenen Weg zu gehen, da in Venedig, wo ihm die Türken bellenden Verblöder nichts anhaben konnten. Abschied nehmen heißt es auch vom schärfsten Kritiker der Elche, vom Zeichner und Theaterautor F.K. Waechter, der uns die Gewissheit gab, dass immer dann ein Schwein guckt, wenn wir etwas ganz, ganz tolles machen.

*** Wahrscheinlich hört kein Schwein richtig hin, wird sich die Werbeagentur McCann-Erickson gedacht haben, als sie Brahms' Wiegenlied durch einen Stimmenimitator auf Waits-Art aufnehmen ließ. Nun müssen sich die Gerichte damit beschäftigen, ob eine Stimmlage ein geschützte Sache ist. Merke: Nicht jeder Sänger ist ein Küblböck, der sich ein Kuheuter ans Gesicht nähen lassen würde, um wieder berühmt zu werden. Nicht jeder ist ein König von Deutschland. Aber Rio Reiser war es und Ton, Steine Scherben die Königsband meiner Jugend. Gegen die Zumutungen einer Musikindustrie, die das Digital Rights Management als Recht begreift, dem Hörer vorzuschreiben, was er wann, wo, wie hören und kaufen darf, hören wir nun das Lied vom Paradies: "Ich hab geträumt, der Winter wär vorbei...". OK, den Geburtstagsblues für B.B. King sollten wir nicht vergessen: "Komm ich nach Hause zu meiner Braut, 'nen Bisschen was zu Fressen, hab ich bei Karstadt geklaut. Ich sach Puppe, ich bin heute geil! 'Mach dicht Junge, schalt den Fernseher ein`......." Später, viel später wurde Claudia Roth die Managerin einer epochalen Band, zu der es keine Alternative gab. Im Ernst. Wer außer ein paar hartgeeierten DKPlern sang damals mit Floh de Cologne: "Es stinkt, der Kapitalismus stinkt..."?

*** Stinkt der Kapitalismus wirklich? Für 2,1 bis 3,3 Milliarden Euro wird die Zocker-Site eBay den IP-Telefonierer Skype übernehmen, um den 54 Millionen registrierten Nutzern (die Hälfte von ihnen lebt in Europa) eine hübsche Auktion vorzuschlagen: Wollen sie nicht ihren alten Krempel nach China verkloppen? Gegenüber diesem Blödsinn, der nostaligische Gefühle an die Zeiten der Dotcom-Ära weckt, ist der Kauf von Siebel durch Oracle nachgerade konsequent. Hatte nicht Larry Ellison Tom Siebel einen Stuhl hinterher geworfen, als dieser Oracle verließ? Nein, das war sicher Ballmer. Und ein Stuhl war es wahrscheinlich auch nicht. Eher ein Sessel, Soda oder ein Schreibtisch. Was er wohl bei AOL stemmen wird? Sein Alter Ego Bill Gates schmeißt sich mit Napoleon Dynamite ins Getümmel am College (Video-Link).

Was wird.

Der Reformstau ist vorbei und Frühling-wir-werden-frei wird es, wenn die Macht in unserem Staate an die aufgescheuchten Vögel umverteilt worden ist. Oder halt! Sind die Stimmen im Wahlbezirk Dresden I das Zünglein an der Waage? Oder pendelt es uns an dem Geburtstag eines großen Wissenschaftlers anderswohin?

Wo bleiben die Termine der Woche, wenn schon die Gesundheitskarte auf das Jahr 2008 verschoben worden ist. Was eine gute Sache ist, da dies vernünftige Tests der Kartensicherheit verspricht. Wer Informatik LIVE! ruft und dann meint, dass alles schnell gehen muss, weil Nullen und Einsen so verdammt schnell aufeinander folgen, hat nicht verstanden, wie wichtig gründliche Tests sind. Wer lesen wird, wie die nächste Bundesregierung von der vollkommen neu programmierten Software für Hartz IV schwärmen wird, hat schon ein bisschen mehr verstanden. Das grandiose Ablenkungsmanöver, das dahinter steckt, werden ohnehin nur die armen Menschen verstehen, die im Alltag mit den Arbeitsagenturen kämpfen. An diesem Sonntag wird die Eule der Weisheit nicht über blutigen Schlachtfeldern schweben und ich werde entgegen allen gemachten Vorschlägen die Mehrheitsmeinung nicht bedienen und kein blutiges Pandaschnitzel in die Pfanne klatschen. M!l!ek!

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #43 am: 25 September, 2005, 02:03 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Le ciel lui est tombé sur la tête", der Himmel ist leider dem Schröder auf den Kopf gefallen und mit einem Schlückchen Politzaubertrank zuviel wurde er dann krawallig in der Wahlnacht. Seitdem reißen die hysterischen Kommentare nicht ab, unser schönes Deutschland sei in Gefahr, obwohl das nur für Gallien gilt. In Deutschland geht die Gefahr vom Politvolke aus. Es hat mit den erschwindelten Neuwahlen die Verfassung ramponiert und klagt nur noch. "Wirr ist das Volk", obwohl es eine tolle Sonntagsdemo hingelegt hat. Für den Versuch von Schröder, erneut das Recht zu verbiegen und CDU/CSU zu filetieren, sollte er eigentlich mit einem Hinkelstein getätschelt werden.

*** Aber leider leben wir ja nicht im Comic, obwohl manchmal genau dieser Eindruck entsteht. Nominell hat sich eine Mehrheit links von der Mitte klar gegen die soziale schwarzgelbe Kälte ausgesprochen, doch das ist den Protagonisten egal, allen voran den Politikgreisen der Linkspartei. Wenn sich Ostgoten und Westgoten über Jamaika streiten, aber den nicht ganz so exotischen Landkreis Marburg-Biedenkopf meinen, wenn die angeblich dummen Ostler wie Alien behandelt werden, fühlt man sich an ein bretonisches Dorf erinnert, in dem der Kampf der Häuptlinge ausgetragen wird.

*** Leider ist die Politik auch keine Frage, die mit den Mitteln der IT gelöst werden. So nützlich eine Dual-Boot-Option für jeden Rechner ist, so komisch klingt die flink herbeigeschriebene Variante des Kanzler-Sharing, nach der Schröder zwei Jahre dürfte und dann Merkel an der Reihe wäre. Warum nicht gleich den monatlichen Wechsel oder die Aufteilung in gerade und ungerade Tage? Was wirklich passieren kann, haben wohl nur Daniel Cohn-Bendit und Claus Leggewie sowie Heribert Prantl durchblickt.

*** Leider ist auch die IT nicht viel klüger als die Politik. Die Witze, die Scott McNealy bei der Vorstellung neuer Server über den Zusammenhang zwischen Klimakatastrophe, Flucht von den Küsten und Dell-PCs macht, sind einfach nur noch schlecht. Da hilft es wenig, Andreas von Bechtolsheims Auftritt verspätet als Rückkehr des verlorenen Vaters zu inszenieren.

*** Leider ist auch der Rest der Welt in einem Zustand, da könnte eigentlich nur eine gute Portion Trollex Abhilfe schaffen. Da melden Dutzende Beobachter ein Nippelgate bei Microsoft, doch ist er hinfort, hinweg und nicht dokumentiert, ganz anders als die selbst in Hindustan berichteten Nipplegates beim Münchener Oktoberfest. So bleibt dem angeblich als Garagenklitsche gestartete Microsoft in dieser angeblichen Geburtstagswoche allein das Graubuch-Gate von Windows Vista übrig.

*** Ein hübscher Fehler, doch leider leider kein Vergleich zu einem richtigen Nippel. Überlassen wir also die nötige Portion Erotik in einem Wochenrückblick der Firma Apple, die mit ihren Sexspielzeugen wie immer seit 30 Jahren den Microsoftlern ein Schritt voraus ist. Wie gut Apple ist, kann man an dem Wort Podcasting sehen, das eigentlich purer Unsinn ist. Seit den Tagen der Tonbandgeräte und Kassettenrekorder gibt es verrauschte Aufnahmen "von unten" gegen professionelle Sendungen des Rundfunks. Doch gottseidank ist damit Schluss: Jetzt gibt es das Godcasting, von richtigen Profis gemacht, gefolgt vom Allahcasting, getoppt vom Koalocasting und begleitet vom Oppocasting. Was dann noch an Meinungen übrig ist, wird christianisiert.

*** Womit ich leider noch einmal bei der Richtungswahl bin, bei der es am Scheideweg zur Massenkarambolage kam. Viele putzen jetzt die Blogger in einem Stil herunter, der an die Medienschelte des Nochkanzlers erinnert. Das ist gerecht, wenn man an die miserablen Politikerblogs denkt und ungerecht, wenn man die tolle Blogtour zum Maßstab nimmt. Natürlich bin ich als Journalist da ganz parteiisch und freue mich mit dem einzigen Verein, in dem ich gern zahlendes Mitglied bin. In fünf verschiedenen Sprachen -- nämlich auf Englisch, Französisch, Chinesisch, Arabisch und Farsi -- ist das Handbuch für Blogger und Cyber-Dissidenten erschienen, die unabhängigen Stimmen dieser Welt zu stärken. Denn Blogs wie Lobbycontrol werden gebraucht, solange mächtige Lobby-Verbände es schaffen, technologiekritische Berichte sang- und klanglos aus dem ZDFcasting verschwinden zu lassen.

*** Eine unscheinbare Tickermeldung zur automatischen computergesteuerten Auswertung von KFZ-Kennzeichen in Hessen verdient Beachtung. Nicht nur deshalb, weil das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung grob verletzt werden könnte, wie es die anhängige Grundrechtsklage formuliert:

"Auch wenn eine Kennzeichenregistrierung mit anschließender Löschung der Nicht-Treffer für sich genommen harmlos erscheinen mag, stellt sie im Kern einen Präzedenzfall einer allgemeinen, vorsorglichen Überwachung der Bevölkerung dar. Das Gewicht des Eingriffs wird deutlich, wenn man sich die Konsequenzen verdeutlicht, die seine Zulassung hätte: Erlaubte man eine generelle, verdachtslose Kennzeichenüberwachung, mit welcher Begründung wollte man dann einer sonstigen generellen, verdachtslosen Überwachung der Bevölkerung zwecks 'Abgleichs mit dem Fahndungsbestand' entgegentreten, etwa einer allgemeinen Videoüberwachung auf auffällige Bewegungen hin oder einer generellen biometrischen Gesichtserkennung an jeder Straßenecke?"

Pikant ist hier, dass die hessische KFZ-Überwachung mit der PoliScan Surveillance-Technik der Wiesbadener Firma Vitronic erfolgen soll, die für das LKW-Mautsystem von Toll Collect die überall sichtbaren Tollchecker-Mautbrücken liefert. Als würzige Zugabe empfiehlt sich die Pressemitteilung über den Feldtest dieser Vitronic-Technik in Bayern, die nach insgesamt sechs Monaten automatisierter Kennzeichenerfassung das Fazit zieht:

"Mit Hilfe der Erkennung durch die Kennzeichenlesetechnik konnte die Polizei vier teilweise hochwertige Fahrzeuge wegen Unterschlagung bzw. Diebstahl sicherstellen."

Vier Fahrzeuge, teilweise hochwertig. Wo ist der lyrisch gestimmte Polizeibericht im Stil unseres Hauspoeten HelpDesk, der dieses Missverhältnis zwischen Input und Output dokumentiert?

*** Juden sind manchmal komisch. Das gilt nicht nur für den Vorzeigejuden von T-Mobile, dem Blogger Charaijew "Chad" Alexander Kroski. Das gilt erst recht für die alten Juden, die Konzentrationslager überlebten und mich mit bösen KZ-Witzen verstörten. Nun ist Simon Wiesenthal in Herzliya-Pituah beigesetzt worden, ein begnadeter Erzähler pechschwarzer Witze. Ein "Nazi-Jäger". Mit Chuzpe gesagt: "Aber die nächsten Schweine werden kommen, und wenn man etwas von dem kleinen, zusammengesunkenen Mann in seinem kuriosen Büro gelernt hat, dann ist es das Wissen, dass man nicht zuschauen darf, bis etwas passiert."

*** Leider lesen die Trolle, die "Erster"-Schwachmaten, das WWWW nicht gründlich genug. Denn keinesfalls geziemt es sich, das wichtigste Jubiläum des heutigen Tages heute morgen am PC zu feiern. Wenn die üblichen Schleimer vom Format der Scorpions und Peter Maffays von der Bühne verschwunden sind, startet zum 40. Geburtstag der Uschi-Nerke-Show, vulgo Beatclub genannt, die ultimative Dröhnung, etwa sechs Stunden lang. Was damals im Marquee Club in London aufgezeichnet wurde, hat vielen der etwas älteren heise-online-Leser das Leben gerettet. Mitten in Delmenhorst, in Demmingen, in Duttweiler und Dörrmoschel wussten wir, dass auf der anderen Seite der Bär steppt. Und wer jetzt nicht zu NDR/RB rüberschaltet, dem kann ich auch nicht helfen.

Was wird.

Am Montag startet in Paris das jährliche europäische Forum der Analysten von IDC mit den mindestens zum Beatclub passenden Themen wie "From Arthritic IT to Dynamic IT".

In diesem unseren Lande gibt es nach einem happigen Rüffel auf der IT-Trends medizin verstärkten Diskussionsbedarf über die nächsten Schritte bei der Gesundheitskarte. Wie das Beispiel von Österreich zeigt, ist mit herzigen ministeriellen Anweisungen noch gar nichts erreicht, wenn die zentrale Architektur nicht stimmt. Ein Rechenzentrum für die Gesundheitskarte, das keinen Strom hat, ist ein Witz, und dazu ein ziemlich böser.

Leider last but not least startet das HNF in Paderborn eine Ausstellung der Dinge, die ein Spion mit sich führte. Vom Tempeltanz zur Chiffriermaschine, von der Lippenstiftkamera zum Präservativ lehren die hochdekorierten Kämpfer aus den nationalen Abteilungen der Firma "Guck und Horch" einer Marianne Birthler das Gruseln. Mit Spionage-Camp für angehende Agenten.

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/64268

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

TT S2 3200 ( BDA Treiber 5.0.1.8 ) + Terratec Cinergy 1200 C ( BDA Treiber 4.8.3.1.8 )

Offline SiLæncer

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Re: Was war. Was wird.
« Antwort #44 am: 02 Oktober, 2005, 07:12 »
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Endlich. Jawoll, die ganze Woche lacht sich ganz Deutschland über die nunmehr gestartete Gutmenschen-Kampagne Du bist Deutschland scheckig, die dem Begehren des Chad Kroski entsprungen sein könnte. Eine Kampagne mit dem Schweizer Albert Einstein, die man nur mit seinem Landsmann Du bist Ackermann passend erwidern kann, während unsere wahren großen Deutschen verkannt werden. Das ist das Schöne an dem selten dämlichen Ruck der Werber, er löst andere Rucks aus, die einfach besser sind. Mein Favorit ist natürlich diese Interpretation. Du bist Deutschland? Du bist geklaut.

***Sehr staatstragend hat in dieser Woche vor dem Feiertag, dem Tag der Deutschen Duheit, die Firma Symantec ganze Zeitungsseiten gelb eingefärbt und mit der Sentenz "Freiheit, Gleichheit, Sicherheit" gefüllt. Ein Spruch, so richtig nach dem Geschmack des Bundesinnenministers Otto Schily, der in dieser Woche den eklatanten Rechtsbruch bei der Razzia nach Gutsherrenart vor den Verlegern rechtfertigte. Die Pressefreiheit rechtfertige keine Gesetztesbrüche, erklärte der Oger der SPD den Gesetzesbruch der Behörden, die 15 Kisten mit "Zufallsmateial" mitnahmen und sämtliche Festplatten beschlagnahmten, um den E-Mail-Verkehr der Redaktion nachvollziehen zu können. Nun hat Cicero die Cicero-Affäre dokumentiert und wenn man die Details Revue passieren lässt, ist der Schluss nicht von der Hand zu weisen, dass der gefährlichste Mann der Welt in einem Ministerium sitzt und den Quellenschutz im Namen der Staatssicherheit abschaffen möchte. In diesem Sinne muss Judith Miller erwähnt werden, die 85 Tage im Gefängnis verbrachte, weil sie ihre Quellen nicht verraten wollte. Du lebst in Deutschland, in dem Redaktionen wieder durchsucht werden können, sage ich mir. Was für ein Glück, dass du nicht Deutschland bist. Was für ein Glück, dass es auch in Deutschland noch Journalisten gibt, die nicht lebende Gleitcreme für die Politiker sind.

*** Hurra, Deutschland, du glückliches Land, in dem es 100.000 Arbeitslose weniger gibt und nur 4,6 Millionen Menschen von der Arbeit ausgegrenzt sind, weil es schlicht nicht so viel Arbeit gibt. Bemerkenswert ist dabei vor allem, wie die Presse das von der Bundesagentur verbreitete Hartz-IV-Märchen von den saumseligen Optionskommunen übernimmt, die angeblich ihre Zahlen nicht melden konnten und erst jetzt mit 37 meldenden von insgesamt 69 Optionskommunen die Qualität des Zahlenmaterials verbessern. Erst neulich ist erst der XML-Meldesatz fertig definiert worden, mit dem die harten, nicht mehr hochgerechneten Zahlen der Optionskommunen in Nürnberg in die Gesamtstatistik einfließen können. Der gesamte Meldesatz besteht aus 15 XML-Modulen, geht weit über die bisherigen Statstiken hinaus und ist eigentlich ein Fall für die Datenschützer, heißt es bei den Optionskommunen: Nürnberg schnüffelt, dass es kracht. Du bist in Deutschland arbeitslos? Man weiß alles über dich.

*** Du bist Recklinghausen. Überall in der Stadt gibt es jetzt Notebook-Servicestationen, denn Recklinghausen ist fest in der Hand von Dell und Microsoft. 50 Prozent aller Eltern mit schulpflichtigen Kindern schaffen sich Notebooks an: "Für einen Monatsbeitrag von 30 Euro über eine Laufzeit von 42 Monaten erwerben die Eltern für ihre Kinder ein leistungsfähiges Dell-Notebook inklusive Software-Lizenzen für Microsoft Windows XP und Microsoft Office 2003." Für die anderen, die nicht das Geld haben, gibt es noch die Teilnahme an der Bildungslotterie. Wer auch hier Pech hat, muss seine Kinder anderswo auf die Zukunft des Arbeitsmarktes vorbereiten, wenn ihnen die digitalen Unterrichtsinhalte verschlossen sind. Und in 42 Monaten bewundern wir die Neuen Ruhrfestspiele.

*** Beim Jubiläum ist es spätestens an der Zeit, Deutschland zu verlassen. Man könnte es wieder einem mit dem größen jüdischen Komiker Groucho Marx versuchen, der heute Geburtstag hat und fröhlich zum erweiterten Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr singen: "We got guns, they got guns, all God's chillun got guns". Das große Jubiläum aber gebührt dem Mann, dem ich meine Existenz verdanke. Heute vor 60 Jahren erschien ein Artikel in der "Wireless World", in der der große Hal-Forscher Arthur C. Clarke sich detailliert mit Extraterrestrial Relays befasste. Bereits im Februar hatte Clarke einen Leserbrief geschickt, der sich damit beschäftigte, was man in Friedenszeiten mit Raketen machen könnte. Was Arthur Clarke beschrieb, war nichts weniger als der genaue Bauplan für geostationäre Satelliten, auch wenn er noch von bemannten Satelliten oder Raumstationen ausging. Heute ist der Clarke orbit ein ziemlich überfüllter Raum, ohne den die Idee eines weltumspannenden Kommunikationsnetzes nicht denkbar wäre.

*** Kritik gab es an meiner Kritik an Scott McNealy in der vorigen Woche, der witzelte, zur globalen Erwärmung würde das morgendliche Einschalten von Millionen von Dell-Heizlüftern beitragen. Die Erwärmung könne nicht einfach mit den Hurikans in Verbindung gebracht werden, da wissenschaftlich kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Erwärmung und zunehmenden Hurrikans existiert, lautete die Kritik. Ich bleibe dennoch bei der Bewertung "geschmacklos". So nenne ich aber nicht nur die Witzchen, sondern auch Dinge wie Eolas' Hurricane Relief Edition. Sie ist verlogen, weil Eola mit seinem nunmehr wiederholt bestätigtem Patent viel Geld von Microsoft haben will und die Software nur der guten Ordnung halber anbietet, damit man Softwarefirma ist. Angelegentlich des Patent-Irrsinns darf natürlich nicht das Patent eines führenden MIT-Wissenschaftlers für die Code-Suche fehlen, die im Fall von SCO Millionen von gestohlenen Codezeilen entdecken konnte, mit leisem Wehmut. Denn es ist still geworden um SCO. Ganz für umme hat sie von Microsoft das Me von Windows Me bekommen und nun touren Bruce Forman and his Cow Bop Western Swing Band auf der Route 66 und begeistern die Jugend mit Musi und der Rich Mobility Software von SCO. Cow Bop? Bissu Deutschland, muttu Hansi Hinterseer fragen.

Was wird.

Du bist Dresden und darfst endlich die Gretchenfrage beantworten: "Was würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?" Das Ergebnis soll Merkel ins Kanzleramt spülen. Das Gegenteil, ein unspülbarer Kanzler, käme nur zustande, wenn 98 Prozent aller 219.000 Wähler den Schröder machen. Während Dresden Mittelpunkt von Deutschland ist, der neue Harry Potter auch schon wieder ausgelesen ist, hat das kleine, aber feine Heiseforum ein zentrales Problem erkannt. Der Himmel könnte uns noch vor dem nächsten Asterix-Comic auf den Kopf fallen. Der Zähler mit den Newsmeldungen nähert sich rasant der Zahl 65536. Jeder mit dem PC aufgewachsene Mensch weiß, dass es danach kein Leben gibt und alle Nachrichten im großen A20-Gate verschwinden. Glaubt jemand wirklich, dieser dauernd beschimpfte Nachrichtenticker, der a) lahm ist, b) falsch berichtet, c) Rechtschreibfehler seinen Lesern schenkt und d) nicht die Presseerklärungen einfach abschreibt, schafft den Sprung auf 32-Bit-Nachrichten? Die Wetten laufen, doch der Untergang ist nah.

Du bist Deutschland. Du bist um drei Uhr verabredet. Du entdeckst staunend die deutschen Stämme und ihre Sprachen. Du lebst in Deutschland, in dem es kalt und kälter wird, in dem die Jacken von der Alternative Spion oder Blockwart künden. Da zieht es uns doch in wärmere Gefilde, ins Land, wo die Zitronen blühn und wo der Hexameter auf Frauen-Vliesen trommelnde Überdeutsche Goethe auf seine Weise schon geschrieben hat, was er von Deutschland hält:

"Mutter und Tochter erfreun sich ihres nordischen Gastes,
Und der Barbare beherrscht römischen Busen und Leib."

Quelle und Links : http://www.heise.de/newsticker/meldung/64511

Arbeits.- Testrechner :

Intel® Core™ i7-6700 (4 x 3.40 GHz / 4.00 GHz)
16 GB (2 x 8 GB) DDR4 SDRAM 2133 MHz
250 GB SSD Samsung 750 EVO / 1 TB HDD
ZOTAC Geforce GTX 1080TI AMPExtreme Core Edition 11GB GDDR5
MSI Z170A PC Mate Mainboard
DVD-Brenner Laufwerk
Microsoft Windows 10 Home 64Bit

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