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Generelles => # Fun Ecke => Thema gestartet von: Joutungwu am 19 März, 2019, 02:29

Titel: Der VDE Experte erklärt...
Beitrag von: Joutungwu am 19 März, 2019, 02:29
Der VDE Experte erklärt ab Minute 22:20:

"Wenn ich jetzt diesen Pol einfüge, sehen Sie, dass über den nassen Kunstrasen Spannung an die Lampe fließt und wir einen maximalen Stromfluss von 186 Volt haben, an dieser Stelle."   

 :O  :O  :O

Quelle: Die Story im Ersten: Amazon außer Kontrolle?
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/amazon-ausser-kontrolle-video-102.html
Titel: Re: Der VDE Experte erklärt...
Beitrag von: Jürgen am 19 März, 2019, 22:00
Tatsächlich hat hier kein sachunkundiger Journalist M.I.S.T. erzählt, sondern ein angeblicher VDE-Experte. Dem gehört m.e. sein eigenes Prüfzeichen aberkannt!

Natürlich ist die Kritik am Produkt absolut gerechtfertigt, wenn eine Spannung von 185 Volt an die feuchte Umgebung abgegeben wird, und dies bei Belastung mit einer kleinen Glühbirne, die dabei vermutlich etwa 50 mA an Stromfluß zieht.
Das bedeutet gleich mehrere konstruktive Schwächen, die so nicht hinnehmbar und in der Tat sehr gefährlich sind.

Erstens gibt es längst Konzepte mit Schutzkleinspannung über einen Sicherheitstransformator bzw. ein entsprechendes Steckernetzteil. Der dafür heute nötige Aufwand ist minimal, dürfte beim Hersteller unter zwei Euro liegen.
Zweitens gibt es längst standardisierte Steckverbinder für Gartenleuchten, die mindestens die Schutzart IP44 erfüllen und aufgrund Verpolungsschutz auch für Gleichspannung geeignet sind und von anderen Herstellern oft z.B. für 12 Volt Systeme verwendet werden. Derartiges habe ich schon vor weit über 10 Jahren gesehen, seinerzeit meist noch mit Niedervolt-Halogenleuchten, später auch mit LEDs.
Drittens gab es offenbar keinerlei technische Qualitätskontrolle, weder beim Hersteller, noch beim Importeur. Habe selbst vor fast dreißig Jahren für einen Fernost-Importeur gearbeitet, und wir haben damals aus jeder neuen Lieferung mehrere Exemplare gründlichen Prüfungen unterzogen. Wurde man nämlich ursprünglich mit guter Ware bemustert, heißt das noch lange nicht, daß die laufenden Lieferungen qualitativ ebenbürtig bleiben. Selbst bei langjährigen Geschäftsbeziehungen und Verträgen kann es nämlich immer sein, daß irgendwann ein Schlaumeier meint, man könnte auch problemlos billiger fertigen und an der Sicherheit sparen. Die verachteten Langnasen merken ja eh' nix, oder sonst können sie ja sowieso nix machen. Dafür hat man ja die zuständigen Beamten und Politiker im eigenen Land gut bestochen  ::)

Allerdings ist es auch Aufgabe des Gesetzgebers, sinnvolle Bedingungen für das Inverkehrbringen aufzustellen und überwachen zu lassen.

Meiner Ansicht nach sollten Lichterketten überhaupt nicht mehr direkt mit Netzspannung betrieben werden dürfen, sondern nur noch mit Schutzkleinspannung über entsprechende Netzteile.
Auch eine anfangs gute Isolation wird sich im Lauf der Zeit immer gefährlich verschlechtern, insbesondere in robuster Umgebung wie im Garten. Allein schon das Sonnenlicht mit seinem UV-Anteil führt irgendwann zu Versprödung und Versagen der Isoliermaterialien. Über Tierfraß oder einen spontanen Spatenstich will ich nun gar nicht noch spekulieren...

Und die Selbstbewertung mit dem CE-Zeichen ist komplett wirkungslos, jedenfalls bei Ware fernöstlicher oder gar nicht verfolgbarer Herkunft. Das früher übliche VDE-Prüf- und -Zulassungsverfahren ersetzt dieser Schmarrn definitiv nicht!!!
Herstellerhaftung funktioniert da auch nicht, weil wirkliche Herstellerbetriebe in Fernost jederzeit willkürlich umfirmieren.

Wenn die EU schon meint, die an sich recht harmlose Glühbirne verbieten zu müssen und dürfen, dann meine ich, dauerhafte elektrische Sicherheit hat den weitaus höheren Stellenwert. Da die ehemals guten Regeln aus Zeiten des VDE-Zeichens zugunsten des billigsten Elektro-Drecks aufzuweichen, halte ich für sehr gefährlich und menschenverachtend. Die Schuld tragen Berlin und Brüssel gemeinsam!

Das mußte nun mal raus...

Jürgen
Titel: Re: Der VDE Experte erklärt...
Beitrag von: Joutungwu am 22 März, 2019, 23:59
Ab ca. 23:35 min gibt es einen Kameraschwenk auf die Verpackung dieses chinesischen Spitzenproduktes mit CE-Zeichen:
Oben links: 100 LED FARIY STRING LIGHTS
Mitte rechts: Christmas LED Fairy String Lights
 :hmm

Als ich letztens drei Sonoff S26 WLAN Steckdosen beim Zollamt abholen durfte, waren nur das CE-Zeichen und die deutsche oder englische Sprache der Anleitungen wichtig.

Ich bin auch Deiner Meinung, was Außenlichterketten betrifft. 230 V draußen müssen nicht sein.

Das VDE Zeichen schützt aber nicht, wenn der Hersteller murkst. Ich erinnere an das Stromkabel, dass ich reparieren durfte: https://www.dvbcube.org/index.php?topic=33027.0
VDE-Zeichen stehen da sowohl auf der Kupplung als auch auf dem Stecker dieser deutschen Wertarbeit drauf.

Desweiteren habe ich hier noch einen älteren Konstsmide Schwippbogen rumliegen, den ich wahrscheinlich irgentwann vor Weihnachten reparieren werde  :rg. Die Kupferlitze des Netzkabels sind mit Aderendhülsen versehen, die anscheinend oxidiert sind. Ob dies den Ausfall tatsächlich verursacht, muss ich noch prüfen. Die Kabel im Bogen bestehen aus steifem Kupferdraht und können deshalb wohl einfach so in die verbindende Lüsterklemme geschraubt werden, nehme ich an. Soweit so gut.
Dass die Zugentlastung des Netzkabels jedoch nicht auf den Außenmantel, sondern diesen knapp verfehlend auf Phasen- und Neutralleiter gepresst wurde und so die entsprechenden Isolierungen (blau und schwarz) deutlich erkennbar gequetscht wurden, erscheint mir selbst als Laie nicht wirklich VDE konform. Trotzdem wurde dieser Bogen mit VDE- und GS-Zeichen versehen. Davon existieren hier noch drei weitere Exemplare. Ich schätze, diese sollte ich mir besser auch mal von innen ansehen.

Gruß
Joutungwu
Titel: Re: Der VDE Experte erklärt...
Beitrag von: Jürgen am 23 März, 2019, 00:48
Das VDE-Zeichen auf einer Komponente gilt nur für diese, sagt aber über deren weitere Verarbeitung gar nichts aus. Selbst wenn es auf allen Komponenten erscheint, gilt das so. Maßgeblich wäre damals die Angabe auf der Verpackung gewesen, oder ggf. auf dem Produkt eine zuletzt angebrachte wie auf einem angespritzten Stecker, dessen Hülle vor dem Zusammenbau ja gar nicht existierte, oder eine zusätzliche dauerhafte Markierung z.B. auf dem Kabel, neben der des Kabelherstellers.

Das war schon kompliziert genug, aber heute ist das CE-Zeichen bei Fernostware so wenig aussagefähig, daß man es auch perforiert auf Rolle liefern könnte, zum rückwärtigen Abwischen ::)

Jürgen