Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 95298 mal)

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Lagerkoller allenthalben, und WM-Gejammer. Der normale Mensch fragt sich, ob alle irre geworden sind. Hal Faber mag die Hoffung auf Vernunft nicht aufgeben.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das also war die Woche der großen Lösungen: Die Auflösung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft irgendwo in Rußland und die "Erlösung im Morgengrauen" in Brüssel. So wurden wir erlöst von den Bösen und den Unbekannten und die Versuchung ist vorbei, den deutschen Fußball für den besten der Welt zu halten. Während "unsere Jungs" das Trainingslager hinter sich haben, die Welmeisterschaft schnellstens vergessen und sich über das Mittelmeer in die Ferien retten, werden für andere Menschen "kontrollierte Zentren" gebaut, in denen ihre Menschenrechte sorgsam untergepflügt werden. Immerhin sind es keine Konzentrationslager bzw. Concentration Camps, von denen die US-Öffentlichkeit 1939 erfuhr, sondern hoch offiziell nur controlled centres on EU territory, in countries that are willing to build them. CC statt KL, wie die KZ früher in der Nazi-Terminologie hießen. Die Achse der Willigen jubelt und baut und baut. Wer hat nochmal über die Mauern in Mexiko gelacht?

*** Europa im Lagerkoller, das ist eine eine etwas andere Idee vom europäischen Miteinander an den Küsten des Lichts. Mit Panik distanziert sich darum das Bundesministerium für Inneres, Bau und Heimat von der Kunstaktion Seebrücke des Bundes, die WM-gerecht einen Jungen mit seinem Fußball zeigt, ungefähr so, wie Alan Kurdi heute leben könnte, würde er leben. Die Aktion lief, während der Bundesinnenminister die Seenotretter der Lifeline und anderer Schiffe als gesetzeslose Piraten bezeichnete und vor üblen "Präzendenzfällen" warnte, die aus Seenot Geretteten an Land zu bringen. Die Achtung von Menschenrechten inklusive Artikel 14 ist eine hübsch abstrakte Sache und gilt natürlich nur dem "Menschen an sich". Konkret spricht man dann lieber von "operativen einhegenden Maßnahmen", wenn Asylverfahren in "kontrollierten Zentren" durchgeführt werden und das Menschenrecht auf Asyl zu einer herrschaftlich gewährten Gnade der EU-Staaten umgedreht wird. Es ist ein Leben in finsteren Zeiten. In denen mit Wolf Biermann wieder das Lied von der Ermutigung gesummt werden kann.

*** "Du, laß dich nicht verbrauchen" ... denn wir brauchen deine Heiterkeit, das wäre eine Strophe, die man Mesut Özil widmen kann. Was nach dieser vegurkten Weltmeisterschaft über das ehemalige Integratoinsmaskottchen von Kanzlerin Merkel geschrieben wurde, grenzt an Persönlichkeitsvernichtung. Özil Seite an Seite mit Sané, das wäre was gewesen (jawohl, jeder ist Bundestrainer). Aber Jogi Löw hatte ja das Ziel, Sepp Herberger als Grötaz zu übertrumpfen und stellte deshalb eine Gurkentruppe mit Fußgurken wie Khedira und Müller zusammen, die seinen Glanz verdoppelt hätten, hätte es da was zum Glänzen gegeben. So ist es an der Zeit, an Trainerstar Herberger und das Desaster von 1958 zu erinnern, als Deutschland in alter Frechheit neonazistische Tendenzen zu Schau stellte. Oder 1978 in Argentinien: Da besuchte keine Angela Merkel die Fußballer, sondern "Flieger-As" Hans-Ulrich Rudel wurde eingeflogen, um "La Mannschaft" zu begeistern. 1958 wurde im Hass gegen die Schweden gleich richtig blank gezogen – kleine Kostprobe von damals: "Das offizielle Schweden hat hämisch genießend zugelassen, dass rund 40.000 Repräsentanten dieses mittelmäßigen Volkes, das sich nie über nationale oder völkische Durchschnittsleistungen erhoben hat, den Hass über uns auskübelte, der nur aus Minderwertigkeitskomplexen kommt. Es ist der Hass eines Volkes, dem man das Schnapstrinken verbieten muss, weil es sonst zu einem Volk von maßlosen Säufern würde." So kommentierte man die Pfiffe nach dem Foul von Erich Juskowiak, der vom Platz gestellt wurde. Sehen wir das Positive: 2018 ist der deutsche Fan kein Arsch und akzeptiert das Aus, mit Ausnahme einiger unsäglicher Fußball-Experten.

*** Anderes Thema, immer wieder beliebt und belebend in dieser Wochenschau: Während seiner Zeit bei dem Bundesnachrichtendienst hat Wilfried Karl so manche Selektorenliste abgesegnet, die umfangreiche Abhöraktionen gestattete. Dies kam im NSA-Untersuchungsausschuss zur Sprache. Nun ist Karl Chef der ZITiS, der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich. Sie soll dem BKA die teure Entwicklungsarbeit von Bundestrojanern und Chat-Mitschneidern abnehmen. Auf dem nationalen Cybersicherheitsgipfel hatte Karl noch davon gesprochen, dass seine Behörde entgegen anderslautender Zeitungsmeldungen keine Probleme damit hat, die ersten 120 Posten von später einmal 400 Forensikern und Kryptologen zu besetzen. 60 Fachleute habe man schon unter Vertrag. Wie sich nun abzeichnet, sind damit leitende Stellen gemeint, die von Industrievertretern besetzt wurden. Nur der Leiter für digitale Forensik kommt von einer Universität, während der Leiter für Quellen-TKÜ und Bundestrojaner-Entwicklung von Rohde & Schwarz kommt, die Kryptoanalyse von einem T-Systems-Fachmann übernommen wird und der Bereich Big Data-Analyse von einem Siemens-Mitarbeiter betreut wird. Die Aufgabe der Fachleute: Aus der Industrie "Lösungen" kaufen, die zuvor auf ihre Tauglichkeit hin geprüft werden. Im Interview wird deutlich, dass ZITiS hier das BSI ersetzt, die Abteilung Abwehr und Analyse von Schadprogrammen, und gleichzeitig dem BKA zuarbeitet: "Es gibt durchaus seriöse Anbieter, mit denen die Sicherheitsbehörden schon seit Jahren im technischen Bereich gut zusammenarbeiten. Wir wollen außerdem mit Forschungseinrichtungen sprechen, um gemeinsame Projekte anzustoßen. Egal ob Eigenentwicklung oder eingekauftes Produkt: Wichtig ist, dass die Werkzeuge von uns genau überprüft werden. Macht das Produkt genau das, was es soll? Und macht es auch nur das, was gesetzlich erlaubt ist? Für diese Evaluation sind wir auch zuständig." Nicht länger soll diese Prüfung die Sache von Firmen wie TÜV Essen oder von CSC Deutschland sein. Anders gesagt: Man will unter sich bleiben, wenn Kriminelle oder Staatsgefährder belauscht werden.

*** Schön ist auch diese Passage des Herrn Karl: "Die Frage ist doch: Wie soll ein Polizist damit umgehen, dass er bestimmte Daten nicht mehr verarbeiten kann? Zum Beispiel, weil Chatnachrichten von Straftätern verschlüsselt sind. Die Alternative wäre doch: Man verbietet Verschlüsselungen. Man zwingt die Bürger, ihre Passwörter zu hinterlegen. Oder man baut Hintertüren in IT-Systeme ein. All das ist aber nicht Teil der deutschen Krypto-Politik." Rhetorisch nicht ungeschickt verbirgt Wilfried Karl den Wunsch nach einer anderen Krypto-Politik mit einer Runde Mitleid für den armen Polizisten, der bestimmte Daten nicht mehr verarbeiten kann, weil sie nicht für ihn bestimmt sind. Man nehme noch die jammernden polizeilichen Ausführungen zu den Mindestspeicherfristen und ihre Bedeutung für die Kriminalitätsbekämpfung hinzu und schon wird ein Appell draus. Oder ein Schuh. Oder ein Überwachungsstaat.

Was wird.

In den USA naht der 4. Juli, den US-Präsident Donald Trump sicher feiernd und golfend auf einem Trump-Platz verbringen wird. Asnchließend geht es ja nach Brüssel zum NATO-Gipfel und dann nach Helsinki zum Treffen mit Wladimir Putin. Ob Trump da ein nettes Wort für seinen Landsmann Edward Snowden einlegen wird? Immerhin bekannte der damals von Wikileaks betreute Snowden im Interview: "Ich hatte nie vor, hier zu sein." Mit einer anderen Idee, dem Abzug der US-Truppen aus Deutschland, dürfte Trump Freunde auf unverhoffter Seite finden, bei der Friedesnbewegung.

Schluss ist es dann mit dem Drohnenkrieg über die Relais-Station in Ramstein und den Atombomben in Büchel. Die zwei Milliarden Dollar Umzugsgeld, die Polen aktuell bietet, dürften bei weitem nicht ausreichen, das bisschen US-Präsenz in Deutschland weiter ziehen zu können. Aber Putin dürfte es freuen, wenn den USA dem Truppenbedarf dann entsprechende Kapazitäten an Flug- und Seehäfen fehlen. За футболистов!

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Personenraten im Sommerrätsel? Aber unsere Söbrindts und Seehofers sind nicht angesagt, darauf besteht Hal Faber.

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Was war.

*** Sommer, Sonne, tralala! Fred vom Jupiter, der war da!! Aber Fred, oh schöner Fred, der blieb nur 48 Stunden, denn die Männer waren nervös und wurden richtig bös. Sie steckten ihn in ein Asylkompromisstransitzentrum. So blieb der Besuch vom Jupiter eine einzige Fiktion der Nichteinreise. Ja, der Song mag an die Grenzen der Idiotie gehen, doch schließlich haben wir in dieser Woche genau das auf der großen politischen Bühne erlebt, bei Seehofer und den Söbrindts. Wenn so lebendige Demokratie aussieht, dann Dankeschön, bitte nicht. Wobei selbst Andreas Dorau von der Demokratie singen konnte und die BRD-Kunstkritik sich beeilte, dafür Susan Sontags Notes on "Camp" hervorzukramen. Nein, diesmal ist, anders als in der letzten Wochenschau, nicht vom Concentration Camp die Rede, sondern ganz im Sinne der Kunst von Camp als Stil. Denn zu einem Sommer gehört auch das traditionelle Sommerrätsel mit jeweils 10 Fragen in drei Kategorien. Den Anfang macht diesmal die Wetware, denn was sind Computer ohne Menschen, die vor ihnen stehen, sitzen oder mit dem Däumchen antatschen? Die Fragen sind nach dem Alter der gesuchten Personen sortiert, wobei das höchste Alter den Anfang macht. Das heitere Personenraten nicht mit dem News-Quiz zu verwechseln, der auf die Nachrichten der Woche blickt.

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Was wirklich wahr war. Die Auflösung des ersten Sommerrätsels
« Antwort #737 am: 09 Juli, 2018, 18:43 »
Während sich die britische Regierung ganz langsam auflöst, geht das beim Sommerrätsel etwas fixer. Es gab auch halbrichtige Antworten.

Im ersten Teil des Sommerrätsels galt es, Personen zu erraten, die in der IT eine Rolle gespielt haben oder noch spielen – in abnehmender Reihenfolge ihres Alters, Das setzte dem Rätsel eine gewisse Beschränkung.

Hedy the Superior

Frage 1 suchte eine Person, die einmal seufzte: "Ich suche einen überlegenen unterlegenden Mann." Dabei haben wir den "Mann" weggelassen, um es nicht zu leicht zu machen. Dennoch kamen findige Leser auf Corels Gesicht Hedy Lamarr. Zur Hedy the Superior gab es ein Pendant namens Hedy the Inferior, eine Sex-Puppe für einen gewissen Sam, dem Hedy zuschaute.

Frage 2 suchte den Informatiker Karl Steinbuch. Er fand das Gerede vom Datenschutz für einen Popanz und wetterte gegen die Gegner der Vorratsdatenspeicherung, sie würden sich von einen minderwertigen Roman von George Orwell beeinflussen lassen.

Mit Frage 3 wurde Joe Weizenbaum gesucht und gefunden, nicht aber die vom AK Vorrat zitierte Passage, in der er über die Nützlichkeit des Computers sinnierte. "Er kam gerade noch rechtzeitig, um gesellschaftliche und politische Strukturen intakt zu erhalten – sie sogar noch abzuschotten und zu stabilisieren –, die andernfalls entweder radikal erneuert worden oder unter den Forderungen ins Wanken geraten wären, die man unweigerlich an sie gestellt hätte. Der Computer wurde also eingesetzt, um die gesellschaftlichen und politischen Institutionen Amerikas zu konservieren."

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In einem deutschen Sommer, grummelt Hal Faber, stellt mancher die Würde des Menschen zur Diskussion, ohne Hemmungen. Fast absurd: das Sommerrätsel geht weiter.

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Was war.

*** Ein echter deutscher Sommer, das war früher die Zeit, die einem unendlich lang vorkam, mit lauen Sommernächten oder auch solch lauschigen, in denen der Regen einschläfernd auf dem Zelt trommelte. Ein deutscher Sommer, das ist heute eine Zeit, in der unsägliche Texte veröffentlicht werden, im Namen eines "Pro" und eines "Contra" als Zeichen journalistischer Ausgeglichenheit. Dabei ist die (online geänderte) Überschrift schon am Abdrehen: "Oder soll man es lassen?" Online wie offline sind Sätze zur lesen, die schon erstaunen: "Das Ertrinken im Mittelmeer ist ein Problem aus der Hölle, ein politisches Problem, zu dessen Lösung die private Seenotrettung null und nichts beizutragen hat." Null und Nichts für die Aktivisten, die den ganzen Umfang des Überlebens und Sterbens auf dem Mittelmeer erst sichtbar gemacht haben, dazu einen tiefen Kotau vor der Grenzschutzagentur Frontex und ein dümmlicher Vergleich mit Wohnungseinbrüchen. Das ist ein deutscher Sommer und ein sehr deutscher Journalismus. Verkürzen wir mal: In diesem unseren Land wird diskutiert, ob Leben retten eine Straftat sein kann. Die gerne beschworenen Würde des Menschen ist austastbar geworden.

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Was war. Was wird. Deutschland, kein Sommermärchen.
« Antwort #739 am: 05 August, 2018, 09:54 »
Inklusion war schon immer eine shitstormtaugliche Angelegenheit, auch als Heimat noch nicht in aller Munde war. Hal Faber aber hat ein Elefanten-Gedächtnis.

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Was war.

*** Oh, diese Hitze, dieses Leiden unter blauen Himmeln. Die Heimat glüht wie entfernte Wüsten, aus denen Asylsuchende flohen, um in unserer schönen Heimat mit uns zu leben. Oh, sonnigstes, strahlendes Deutschland, du Land der Zukunft und des gemeinsamen Verständnisses, wie es nicht nur Lady Bitch Ray, sondern auch die Bundesregierung dieser Tage in einer Antwort definierte: "Aber Heimat heißt auch Zukunft und Verständnis, gesellschaftliche Veränderungen anzunehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Denn Heimat war und ist immer auch ein Raum sozialer Beziehungen, Ausgleich und Einbindung – Integration. So verstanden ist Heimat Lebensmöglichkeit und nicht nur Herkunftsnachweis. Heimat ist nicht Kulisse, sondern Element aktiver Auseinandersetzung." Heimat als Utopie wie bei Ernst Bloch, und das aus dem Hause Seehofer. Erstaunlich. Ja, dann kann es gerne noch heißer werden und der Herr Minister darf nach Lust und Laune twittern und seine Tweets abschieben.

*** Dabei ist das, was sich da gerade als "Wetter" abspielt, kein Sommermärchen mehr, wie Kachelmann schreibt, sondern das sind organisierte Fake-News, bei denen Hitze und Dürre verwechselt wird. Niemand schreibt mehr die Wahrheit über Ventilatoren, Klimaanlagen, Holzöfen und das Hoch im Norden. Doch es gibt da Zusammenhänge, die auch ein Wetterfuchs wie Kachelmann nicht leugnen kann. Zum Beispiel gibt es eine Kausalität zwischen der Hitze, der allgemeinen Dürre in den Köpfen und der Großmäuligkeit von Law&Order-Trüppchen wie der Deutschen Polizeigewerkschaft. Dort spricht man von der "geistige Verwirrung aufgrund der sommerlichen Temperaturen", die die Kollegen von der ungleich größeren Gewerkschaft der Polizei erfasst haben soll. Dort sollen zumindest die schreibenden Polizisten einen Hitzeknall haben, weil in einem Artikel der Deutschen Polizei angeblich die Kennzeichnungspflicht für Polizisten begrüßt wurde. Was die bei der GdP natürlich dementieren. Ja, aus der Sicht beider Gewerkschaften sind die Menschen in ihrer Rolle als Demonstranten seltsam unfähig: "Es ist doch abwegig zu glauben, dass sich in Tumulten bei Großveranstaltungen jemand eine fünf- bis zehnstellige Nummer, die von der Beamtin oder dem Beamten sichtbar getragen wird, auswendig merken kann oder in brenzligen Situationen davon ein Bild macht."

*** Stattdessen möchte man eine IT-Lösung besonderer Art: "Es gibt zwischenzeitlich Kamerasysteme am Markt, welche in brenzligen Situationen, etwa beim Ziehen der Schusswaffe, des Distanzelektroimpulsgerätes oder etwa des Teleskopschlagstockes automatisch in den Aufzeichnungsmodus wechseln, auch wenn unsere Kolleginnen und Kollegen in dem Stressmoment nicht daran denken. Hierdurch wären die Vorwürfe von 'Polizeigewalt' objektivierbarer und das Ziel jeden einzeln bei Fehlverhalten identifizieren zu können, wäre sichergestellt." Jetzt denken wir einmal kurz darüber nach, wie die so aufgezeichneten "hochpräzisen" Daten in die Hände von Bürgern gelangen können, die nach einer Demonstration für die Seebrücke eine Beschwerde haben. Der jeweilige Informationsfreiheitsgesetzbeauftragte August lässt lächelnd beste Grüße ausrichten.

*** Passend zur IT-Lastigkeit der polizeieigenen Überwachung muss noch einmal auf des neue Projekt am Bahnhof Südkreuz hingewiesen werden, wo das "ungewöhnliche Verhalten" von Passanten und Demonstranten erkannt werden soll. Dort gibt es insgesamt 6 Szenarien, die erkannt und gemeldet werden sollen, von der einfachen Passantenzählung mit der Warnung vor überfüllten Bahnsteigen bis zur Analyse von zusammen strömenden Menschen und der Warnung vor Menschenrotten und Seebrücken-Flashmobs. Wenn alles zur "retrograden" Prüfung aufgezeichnet ist, schlägt die Stunde der "Künstlichen Intelligenz", die nach Bewegungsmustern von Taschendiebstahlsbanden sucht, die ständig die Treppen auf und ab gehen. Natürlich darf auch der stehen gebliebene Koffer nicht im Szenario fehlen, als Chiffre für die terroristische Bedrohung durch unkonventionelle Bomben. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass diesmal die Testergebnisse veröffentlicht werden. Beim Vorläuferprojekt der intelligenten Gesichtserkennung fehlen sie bislang: Die allgemeine Aussage, dass 40 Prozent der am Test beteiligten Freiwilligen erkannt wurden, ist ohne weitere Details absolut wertlos.

*** Details fehlen auch bei einem Vorgang in der somnambulen norddeutschen Tiefebene, dem Rauswurf von Linux beim niedersächsischen Finanzministereium. Selten hat es dürftigere Informationen gegeben als die von den "verschiedenen Stellen", an denen "Skalen- und Synergie-Effekte" entstehen werden. Einfach mal etwas in den Koalitionsvertrag schreiben und machen lassen, das läuft auf einen fetten Auftrag für Dataport hinaus und ist damit eine fundierte Entscheidung für den IT-Standort Deutschland. Von Schleswig-Holstein aus die Ämter und Ministerien erobern, das hat was. Wenn dann das Migrationsprojekt erfolgreich durchgezogen ist – oder auch nicht –, dann kann man ja immer noch im Landtag das Thema Open Source als Chance diskutieren. So bleibt Leben in der Datenbude."Wir sollten nicht von Krisen der anderen profitieren", heißt es. Aber das ist, huch, ein ganz anderes Projekt mit anderen, ebenso wolkigen Allgemeinplätzen wie beim Rausschmiss von Linux. Eine neue, linke Bewegung voller Synergieeffekte in Konkurrenz zu DiEM25? Das wird sich im September zeigen. Das gemeinsame Vielfache ist jedenfalls die Forderung Freiheit für Julian Assange! oder mindestens die Besuchsfreiheit.

*** Ach ja, Besuchsfreiheit ist nicht grenzenlos. Vor 50 Jahren, am 31. August 1968, verlor Charlie Brown seinen Strandball, den ein schwarzer Junge namens Franklin fand. Anschließend lud Charlie Brown Franklin ein, ihn zu Hause zu besuchen. Weiße und schwarze Jungs spielten zusammen, nur wenige Monate nach dem Tod von Martin Luther King. Was die Idee einer Lehrerin war, wurde vom Zeichner Charles M. Schulz gegen alle Widerstände seiner Verleger und trotz vieler wütender Leserbriefe durchgesetzt. Die Schulzsche Inklusion von Franklin gehört zu den kulturellen Erfolgen wie die schwulen Knollennasen und Wulstlippen von Frank König. Jetzt wird ihm Rassismus und Transphobie vorgeworfen. Zu jeder Inklusion gehört heute jemand, der im Namen seiner oder ihrer Beurteilungsfähigkeit Gerechtigkeit einfordert, für seine oder ihre Weltsicht. "Mich schaudert bei dem Gedanken, in so einer Gesellschaft zu leben: Verbissen, aggressiv, immer einen Grund suchend, sich selbst und sein Weltbild zum Alleingültigen zu erklären. Ich zucke mit den Schultern und mache weiter wie bisher." Das hätte auch ein Charles M. Schulz sagen können.

Was wird.

Wo bleibt das Positive? Natürlich in Russland, wo die ach so gefürchteten russischen Hacker im Mai ihre Konferenz namens Positive Hack Days veranstalteten. Einer der wichtigsten Sponsoren: die Kaspersky Labs, die zudem etliche Redner und Teilnehmer an Hacker-Wettbewerben stellten. Dies soll wohl der Beweis für die viel diskutierte Behauptung sein, dass Kaspersky Labs ein verlängerter Arm der berüchtigten russischen Hacker sind.

Doch während die Spitzen von NSA, FBI, der nationale Geheimdienstkoordinator und die Heimatschutzministerin vor russischen Attacken auf die anstehenden Wahlen zum Kongress warnen, hat Trump die Warnungen kurzerhand weggewischt. Der Mann befindet sich wieder im Wahlkampf, gefürchtet von seinen Parteigenossen. "Alles, was ihn interessiert, ist sein Platz in der Geschichte."

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Was war. Was wird. Ceram - Gefährder, Gegenstände und Grundegesetze
« Antwort #740 am: 12 August, 2018, 00:36 »
Frei geboren! Und schon ist man Gefährder. Die Absurditäten zwischen linker Kampfpresse und rechten Verfassungsschutz-Tipps nehmen kein Ende. Hal Faber lacht.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Na, das ist doch mal ein echtes Sommer-Sonderangebot, das WWWW-Leser BenelliM4 mir da vorgibt: ich soll mit meine Coworking-Space umziehen und die Wochenschau in der Roten Flora schreiben, damit sie ausdruckstärker ausfällt. Gut, würde ich gerne machen, doch heißt es in der Selbstdarstellung explizit: "In der Roten Flora soll niemand Geld verdienen." Was war, was wird, wird aber geschrieben, um zusammen mit anderen Artikeln mehrere Menschen zu ernähren, hat mithin ein knallhart kapitalistisches Geschäftsmodell. Das muss man mögen und dabei auch Lesern und Leserinnen zuwinken können, die von Geschwafel schreiben oder gar linksfaschistische Umtriebe am Werke sehen.

*** Eigens für nämliche Leser bleibe ich gleich mal bei der linken Kampfpresse. Denn in dieser Wochenschau ist oft genug von den neuen Polizeigesetzen der Länder die Rede gewesen und so freue ich mich, mit der halb vergessenen UZ (die mit den tollen Sommerfesten damals ...) den ersten Gefährder Deutschlands zu präsentieren. Der Gefährder ist in seiner Dreieinigkeit Betriebsrat, Gewerkshaftsmitglied und Kommunist, was ihn so gefährlich macht, dass das Jugendamt ihm das Besuchsrecht seines Kindes aberkannte. Da der Mann nach dem neuen bayerischen Polizeiaufgabengesetz auch DNA-technisch behandelt wurde und laufend mit zehn Metern Sicherheitsabstand beschattet wird, dürfte es keine väterlich-konspirativen Treffen geben. Wie es sich für einen ordentlichen Gefährder gehört, darf zudem sein Verteidiger die Ermittlungsakten nicht einsehen, in denen die Straftat der "schweren Körperverletzung" beschrieben wird. Auf einem Lauti mit der Technik beschäftigt, soll der Gefährder mit einer Fahnenstange die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Gefahr gebracht haben. Später musste er bei einer Demonstration einen "gefährlichen Gegenstand", einen schwarzen Regenschirm der Gewerkschaft ver.di, abgeben, auch so eine demokratievernichtende Waffe. Nun schreibe ich über diese Jagdszenen aus Niederbayern, nicht aus der Roten Flora, sondern sitze am Rander der norddeutschen Tiefebene und so sei mir denn dieser Hinweis auf den 8. September gestattet. Niedersachsen. Klar. Europarechtswidrig.

*** Manchmal hat man den Eindruck, es ist nicht mehr weit bis zur Geschichte, die Born Free erzählt. Aber zum Thema gehört auch die putzige Geschichte, dass der oberste Prüfer der freiheitlich-demokratischen Gesinnung sich mit rechtsdrehenden Persönlichkeiten wie Frauke Petry von den "Blauen" und Alexander Gauland von der sogenannten "Alternative für Deutschland" traf, angeblich um das Problem der fiesen moskowitischen Einflusslinge zu erörtern. Ganz nach dem offiziellen Claim "Im Verborgenen Gutes tun!" soll Hans-Georg Maaßen zumindest Frauke Petry väterlich gesinnte Tipps gegeben haben, wie man die rechte Mischpoke loswird, damit man nicht die Vorzugsbehandlung bekommt, im Verfassungsschutzbericht aufzutauchen. Das zumindest wird im Buch Inside AfD behauptet. Ist das ein normaler Vorgang, wie etwa eine Warnung des Kartellamtes vor der Fusion von Unternehmen, die kritische Infrastrukturen betreiben, wenn ausländische Interessen im Spiel sind? Oder ist die Steuerung des demokratischen Prozesses durch eine Behörde wie dem Verfassungsschutz ein Kleinohrskandal?

*** Zu einem Verfassungsschutz gehört eine ordentliche Verfassung und ein oberstes Verfassungsgericht, das jeden Beschiss an der Verfassung akribisch verfolgt, inklusive der Gesetzesänderungen, die einen Beschiss rechtfertigen sollen. In dieser Woche hat Digitalcourage die Verfassungsbeschwerde gegen den Staatstrojaner eingereicht; es ist die erste von insgesamt drei Klagen gegen die softwarebasierte heimliche Computerüberwachung. Die Gesellschaft für Freiheitsrechte und die FDP-Politiker Gerhart Baum, Burkhard Hirsch, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Christian Lindner folgen. Das ist der richtige Auftakt für das große Grundgesetzjubiläum, ein wahrlich unbezahlbares Ereignis. Oder? Man stelle sich vor, dass jeder steuerzahlende Mitbürger 35 Cent pro Monat für dieses Grundgesetz ein Jahr lang zahlen würde, so als Dankeschön für echte Sicherheit – dann hätten wir hopplahopps das Kindergeld zusammen – mit dem gerade die nächste Sauhetze betrieben wird.

*** Noch etwas "Zahlen, bitte"? Im aktuellen Angebot ist Toll Collect mit einem Kostensockelbetrag von 5,3 Millionen Euro bei tatsächlich aufgelaufenen Kosten für die Mautabrechnung von 2,1 Millionen jährlich. Nach jahrelangem Rätselraten um die 17.000 Seiten des Mautvertrages, die schließlich von Wikileaks veröffentlicht wurden und pikante Details enthielten, geht die Ausplünderung öffentlicher Kassen ungebremst weiter, wie ein aufrechter deutscher Whistleblower berichtet. 41.000 Euro für eine Oldtimer-Rallye, 9000 Euro extra für den Betriebsausflug der Geschäftsführung werden dem Staat Deutschland in Rechnung gestellt, schließlich schafft man ja an, erst recht seit der Ausweitung auf Bundesstraßen und 7,5-Tonner. Eigentlich müsste man dort sofort mit einem Untersuchungsbeschluss rein, doch haha, hihi, hoho, kaum jemand kümmert es heute. Lieber schnell die große Glocke wummern gegen Bulgaren und Rumänen, die auf unseren deutschen Feldern schuften und dazu noch Kindergeld kassieren. Das, oh Europa und dank Europa, ihnen noch nicht einmal abgezogen werden kann wie bei diesen Hartz-IVlern.


Was wird.

Der Minister des Innern, für Bau und für Heimat will bekanntlich kein Schirmherr des Deutschen Nachbarschaftspreises sein. Zwei von 104 ausgewählten Projekten hatten ihre Preisbewerbung wegen eben dieser Schirmherrschaft zurückgezogen, was Horst Seehofer dann nachhaltig übel nahm. Umso mehr freut er sich auf den Tag der offenen Tür unter dem Motto "Einfalt statt Vielheit" oder so, mit Highlights wie den Diensthunden der Bundespolizei und dem Maurer-Nationalteam. Es ist übrigens der 20. Tag der offenen Türen der Bundesregierung und ihrer Ministerien, der berlinweit unter dem Motto Hallo, Politik steht. Ganz nebenbei kann ich nur von letzter Woche wiederholen, dass auch Horst Seehofer mauert und die Ergebnisse des Tests der Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz nicht veröffentlicht. Das Rätselraten um den Test geht weiter. Ja, wo ist er denn hin, der "signifikante Mehrwert für die polizeilichen Aufgaben der Bundespolizei"?

Es ist ein bisschen wie bei IBM und seinen Doktorspielen. Jahrelang wurde damit geworben, das Watson bei der Diagnose von Krebserkrankungen helfen kann. Nun zeigt die journalistische Recherche auch in den USA ein anderes Bild. Watson kann nicht mit dem Tempo des medizinischen Fortschritts mithalten. Bestenfalls unterstützt Watson die Ärzte, indem die Software auf neue Veröffentlichungen zu einem Krankheitsbild hinweist. Doch die Segnungen der KI sind bisher unwidersprochen, da hilft auch kein künstliches Manifest wie Wacht auf, Verdammte dieser Erde. Schließlich stellt die liebevolle, glückliche Datenbank auch eine Anleitung zum Glücklichsein in dieses unsere Netz. Dont worry ...

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Was war. Was wird. Vom Leben in foppigen Zeiten
« Antwort #741 am: 19 August, 2018, 00:13 »
"Alle staatlichen Gewalten sollten mehr Aufmerksamkeit darauf verwenden, ihr Handeln zu erklären." Das genaue Gegenteil ist Hal Faber aufgefallen.

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Was war.

*** Liebes Web-Tagebuch, heute habe ich das "Rechtsempfinden der Bevölkerung" gesehen. Es spielte mit einer Waage, jonglierte mit einem Schwert am Grill und nutzte eine Binde als Sonnenschutz. Dann habe ich gelesen, dass der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul meint, dass Richter nicht nach dem Gesetz und der durch Gesetze gefestigten Rechtsprechung mit entsprechenden Urteilen urteilen, sondern gefälligst das Rechtsempfinden der Bevölkerung berücksichtigen sollen. Nun könnte ich einen namhaften Politiker wiederholen und damit ebenfalls gegen den Pressekodex verstoßen. Also überlasse ich das Kommentieren anderen Berufenen, einmal von dieser Seite und dann von der ganz anderen. Nanu, gibt es keinen Unterschied zwischen FAZ und taz als die Groß- und kleinbuchstabigen Kürzel? Bescheuert?

*** Am universalen Foppen der Gerichte beteiligt: Eine etwas andere Zeitung mit großen Buchstaben, die den Fall Sami A. nach und nach zur dringlichen Angelegenheit aufbauschte und das Abendland in Gefahr sah. Das Blatt schaltete prompt in den Krisenmodus. Bei Eugen Gomringer wurde man noch die Freiheit der Kunst verteidigt. Schwupp ist sie weg, schepper und klirr. Es gibt Politiker, die in diesem Blatt das Rechtsempfinden der Bevölkerung verkörpert sehen. Was fehlt, da in diesem Zustand als Scherbenhaufen nur noch wegkehrbar: Das Image der FDP als Partei der Freiheitlichkeit und der Bürgerrechte. F steht ab sofort für Foppen.

*** Natürlich folgte eine Art politischer Fallrückzieher. "Alle staatlichen Gewalten sollten daher mehr Aufmerksamkeit darauf verwenden, ihr Handeln zu erklären." Dumm, wenn man selbst das genaue Gegenteil macht. Bei Innenminister Reul kommt hinzu, dass er eigentlich ganz, ganz anders in die Schlagzeilen dieser Woche kommen wollte. Denn der erklärte Gegner der Sommerzeitumstellung sieht sich mitsamt einer EU-Umfrage eigentlich auf dem Zenit seiner Karriere angelangt. Reul ist einer, der sich unermüdlich für das Zeitempfinden der Bevölkerung eingesetzt und immer wieder vor dem "Tod durch Zeitumstellung" gewarnt hat! Und nun wird er als Ewiggestriger wegen dieses Rechtsempfindens enttarnt, das ist hart und bitter und treibt dem Beobachter Tränen in die Augen. Immerhin will Reul seine Polizei, bei der er die Kennzeichnungspflicht abgeschafft hat, nach dem neuen Polizeigesetz und all seinen Befugniswerweiterungen mit "Distanzimpulsgeräten" ausrüsten, die aufsässige Bürger auf kleine Zeitreisen schicken können – Kinder eingeschlossen. Wir kennen ja diese kleinen Racker mit ihrem Aufstand gegen das Ruheempfinden der Bevölkerung.

*** In den USA bekommt US-Präsident Trump keine Militärparade und muss wieder nach Frankreich fliegen, um sich solch ein Spektakel anzusehen. Zur patriotischen Kniefallkontrolle wären überdies Stadionbesuche fällig, weil Sportsender diesen unsportlichen Teil künftig ausblenden wollen. Da für Trump das Ausblenden angeblicher Fake-News zum Alltag gehört, dürfte ihn das starke Lebenszeichen der US-Presse kaum stören. Und der Tod von Aretha Franklin? "Sie arbeitete für mich." Immerhin gibt es ein paar warme Worte für die Königin des Souls, bei anderen Afroamerikanern waren dieser Tage schon Tiernamen fällig.

*** Ja, Respect ist etwas anderes, auch in der Pop-Version. Behalten wir darum You make me feel in guter Erinnerung, gesungen für Carole King. So hat man Freunde. Oder möchte jemand hier die Teilnehmer zählen? Nun, es gab andere Treffen von Präsident und der Königin. Was natürlich nicht vollständig ist ohne den größten Soul-Song aller Zeiten. Der Abschied einer großen Stimme kann natürlich auch mit Worten betrauert werden oder mit Unfug wie dem von der "übermenschlichen Stimme". Sie war so menschlich, Precious Lord, oh Precious Lord.

Was wird.

Von Aretha Franklin zu Brett ist es ein etwas gewagter Sprung, zugegeben, aber einmal noch am Leben möchte ich vom "Neo Kraut Rock mit Haftbefehl" schreiben, der auf der anstehenden IFA zu hören sein soll. Das ist als Werbesprech der Veranstalter allemal glaubwürdiger als die Vorstellung, dass im Sommergarten Igel an den Orgeln sitzen und dank des Schmetterlingseffektes Orgien in Georgien auslösen. Oder so. Knuffige Neuheiten soll es geben, etwa einen Dialoggarer, dem man die Worte "nun quäl dich, du Sau" zurufen kann, damit das Fleisch hübsch gar wird. Interaktiver wird es nur noch, wenn man mit "Alexa, mach Schnitzel" einen zweiten Dialogkoch an seinen Posten setzt.

Das Ganze wird dann mit leichter Trauer serviert, denn Kuri ist nicht mehr dabei. Kuri, der Knuffige hat ausgedient, weil er keine Schnittmenge mit dem Bosch-Portfolio geboten hat und ein Knuff von bescheidener Intelligenz war. Auch fehlte ihm der Charme und das gewisse Etwas der 6000 Euro teuren Sexpuppen, für die die taz seit einer Woche kräftig Werbung macht. Man könnte ihm ferner unter gewissen Umständen das Fehlen der Arme ankreiden, weil so der deutsche Gruß nicht möglich ist, wie ihn das Forschungsministerium auf seinem aktuellen Titelblatt präsentiert. Vielleicht ist es auch das Siegeszeichen, alles eine Frage des Bildempfindens der Bevölkerung. Schließlich kam diese Woche ja die Entwarnung vor Horrorszenarien der künstlichen Intelligenz. Es wird nicht so schlimm und Richard David Precht, der Viel-o-Soph für alle Emfindungslagen, hat Unrecht. Es piekst nur ein kleines bisschen. Dafür werden die //dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/037/1903771.pdf:Foppern.

Halt, einen habe ich noch. Der die Nähe von Trump suchende Gesunheitsminister Jens Spahn will bekanntlich Kalif werden anstelle der Kalifin. Im aktuellen SZ-Magazin zeigt er sich ganz im Bild, dazu twittert sein Ministerium die Bilder vom harten Kanzler-Training weiter. In den nächsten Tagen will Spahn eine Verordnung vorstellen, nach der die gesetzlichen und privaten Krankenkassen dazu verpflichtet werden, ihre Mitglieder über die elektronische Gesundheitsakten aufzuklären und für die moderne Digitalmedizin zu werben. Was fehlen wird, ist die Aufklärung darüber, dass Medizindaten in diesen Angeboten bei Drittfirmen wie IBM gespeichert werden und nicht dem Sozialgeheimnis unterliegen. "Es handelt sich bei den eGA-Lösungen um ein privates Angebot von Dritten, die weder Sozialdaten im Sinne des § 67 Abs. 1 SGB X verarbeiten noch das Sozialgeheimnis gemäß § 35 SGB I beachten müssen." Industriefreundlicher geht es nicht.

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Personen der Zeitgeschichte, ja, ja. Da tummelt sich seltsames Kroppzeug neben Geistesgrößen. Hal Faber hat da schon seine Entscheidungen getroffen.

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Was war.

*** Nach dem Wutbürger haben wir den Hutbürger kennengelernt, einen tarifvertraglich bezahlten Staatsdiener, der sich auf der Straße als rechter Kämpfer gegen die Lügenpresse entpuppte. "Sie haben mich ins Gesicht gefilmt", das ist zum geflügelten Satz der Woche geworden und hat alle gepflegten Sätze über den Deutschen Digitalrat in den Hintergrund gestellt. Doch der Hutbürger redete mehr: "Ich setze Sie vorläufig fest. Und die Polizei, der Einsatzleiter, schaut sich an, was Sie für Aufnahmen gemacht haben. Ich untersage Ihnen hier öffentlich, mich zu filmen. Wenn eine Aufnahme irgendwo auftaucht, im Netz oder in den Medien, werde ich sie verklagen." Wie meinte Adorno? "Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen."

*** Nun sind die Aufnahmen dieser höchst seltsamen Person der Zeitgeschichte – das ist man nämlich als Demonstrations-Teilnehmer – tausendfach im Netz zu finden. "Lügenpresse" rufen und wie ein Quasi-Polizist handeln, das war offenbar möglich, weil der besorgte Bürger mit dem Deutschlandhut beim Landeskriminalamt arbeitet. Zwar nur als Angestellter und im Dezernat für Wirtschaftskriminalität angestellt, aber schlummert nicht in jedem Spießbürger ein kleiner Ordnungspolizist?

*** Insofern ist es nicht ganz uninteressant, auf welche Dateien mit welchen Inhalten der LKA-Mitarbeiter Zugriff hat, der Merkels Vorbeifahrt lautstark mit "Volksverräter"-Rufen begleitete. Das sächsische integrierte Vorgangsbearbeitungssystem (IVO) gehört dazu, das eine Schnittstelle zu Inpol hat, über die Vorgänge als Tatfälle abwandern oder umgekehrt Personen abgefragt werden. In den Worten der Polizei: "IVO ist darüber hinaus nicht nur ein komplexes Vorgangsbearbeitungssystem, sondern zugleich die zentrale Datenbank und Täterlichtbilddatei sowie die Schnittstelle zu INPOL und zum Schengener Informationssystem." Bestätigt ist zudem der Zugriff auf das Ausländerregister. Wer Volksverräter suchen und aufdecken will, hat so eine solide Ausgangsposition. Noch ist freilich nicht bekannt, ob der Job vom Hutbürger so genutzt wurde. Bislang ist er noch im Urlaub und damit war er auch privat unterwegs, so die Auskunft aus Sachsen. Doch halt, wie hieß es auf dem Polizeitag in Dresden? "'Wir sind mitten in der Digitalisierung.' Für die polizeiliche Arbeit habe dies zur Folge, dass nichts mehr privat sei und es noch mehr Transparenz brauche."

*** Abseits der Aufregung um Hutbürger und die schleppenden Identitätsfeststellungspraktiken der mit der Digitalisierung beschäftigten Polizei sorgten Hakenkreuze auf der Gamescom in dieser Woche für Diskussionsstoff. Erstmals nach 1998, als in der Debatte um das Spiel "Wolfenstein" die CD "Widerstand und Verfolgung im III. Reich" herauskam und mit USK18 bewertet wurde (was den geplanten Schuleinsatz zunächst behinderte), hat "Through the Darkest of Times" USK12 bekommen. Das Spiel darf also von Jugendlichen gespielt werden. Inzwischen hat sich auch Familienministerin Franziska Giffey meinungsstark zu Worte gemeldet: "Mit Hakenkreuzen spielt man nicht", offenbar selbst dann nicht, wenn das Spiel zur Aufklärung über die NS-Zeit zählt und damit zu den guten Spielen gehört. Die Debatte dürfte jedenfalls weitergehen, während die Debatte über die Bundeswehr-Werbung auf der Messe schon wieder abflaut. Dabei gibt das Kleingedruckte unter "Mach, was wirklich zählt" einige Denkanstöße: "Echte Kameradschaft statt Singleplayer-Modus", das ist schon eine ziemlich knifflige Frage. Wobei die Personaler in der Bundeswehr doch nur zum Nachdenken anregen wollten, was wirklich zählt: Krieg spielen oder Frieden sichern?

*** Spielen ist schon ein gutes Stichwort: In dieser Woche wurde der Deutsche Digitalrat vorgestellt und prompt als Placebo kritisiert, weil er irgendwie nur "unbequem" sein soll. Was kann ein solcher Club schon ausrichten, der sich zwei Mal im Jahr zum Plausch trifft, selbst wenn er eine "Zupackende" wie Katrin Suder als Vorsitzende hat? Am Rande der norddeutschen Tiefebene wurden nostalgische Erinnerungen an den Digitalrat Niedersachsen von 2017 wach, der größer war, weil Niedersachsen flacher ist. Unter den 20 Mitgliedern wird übrigens die letztens erwähnte Gesche Joost noch als Internetbotschafterin der Bundesrepublik Deutschland geführt. Das bringt uns schließlich zu einem weiteren anpackenden Gremium, dem IT-Planungsrat der Bundesrepublik. Die Macher sitzen an einem wirklich packenden Thema, dem Metadatenmodell für den Austausch von Verwaltungsdaten. Nach der Absegnung in einer geheimen Sitzung des Planungsrates darf dann die Datenethikkommission das Modell evaluieren, ehe das Digitalkabinett seinen Segen gibt. So geht Digitalisierung.

*** In den USA hat die geständige Whistleblowerin Reality Winner für das Ausdrucken und die Weitergabe von Geheimpapieren die im Juni ausgehandelte Freiheitsstrafe von 5 Jahren, vom zuständigen Richter in voller Höhe ausgesprochen, als Urteil akzeptiert. Der von US-Präsident Trump ins Amt berufene US-Staatsanwalt Bobby Christine erklärte, das Strafmaß nicht abmildern zu können, damit es abschreckend genug ist, andere Menschen von dieser Art Landesverrat abzuhalten. Prompt nutzte US-Präsident Trump das Urteil, um den Privatkrieg gegen seinen Justizminister Sessions fortzusetzen, den er für einen Schlappschwanz hält. Noch verhasster ist ihm eigentlich nur noch der Sonderermittler Mueller und sein geständiger "Fixer" Cohen. Auf Mueller könnte Sessions glatt den Staatsanwalt Christine ansetzen: Das meiste von dem, was in den von Reality Winner geleakten Geheimpapieren stand, kann mittlerweile in den von Mueller veröffentlichten Details zur Russland-Connection der Republikaner nachgelesen werden. Die ach so geheimen Namen der zwölf von Mueller angeklagten Russen sind es nicht mehr. Als Winner verhaftet wurde, war unter anderem eine fehlerhafte Behandlung der von ihr ausgedruckten Dokumente durch Journalisten schuld an ihrer schnellen Enttarnung. Das FBI hätte ihre Identität zweifellos über kurz oder lang geklärt, da Winner viele Spuren in den Logs hinterließ. Nun legen diese Journalisten nach, als wahre Unschuldsknaben, denn Schuld haben immer die anderen.

*** Der Showmaster Dieter Thomas Heck ist gestorben. Die größte Rolle seines Lebens hatte er, als er selbst den Showmaster der Zukunft im Millionenspiel spielen durfte. Ja, solche Showmaster gibt es im Immigration Game nicht mehr. Und gejagt werden Flüchtlinge nur von Identitären und anderen Rechtsauslegern. Wie wäre es stattdessen mit einer kleinen Dienstpflichtdebatte? Irgendwie muss doch ein Beitrag her für das gesunde Volksvermögen.

Was wird.

Wenn diese Wochenschau im Netz auftaucht, kann der 40. Jahrestag gefeiert werden, an dem der erste Deutsche im Weltraum ankam, in echter Kameradschaft statt Singleplayer-Modus mit seinem russischen Kommandanten. Tatsächlich war selbst im DDR-Fernsehen 1978 von einem Deutschen die Rede, wo sonst der staatlichen Sprachregelung nach nur von "Bürgern der DDR" gesprochen werden durfte. Sigmund Jähn überlebte das Weltraumabenteuer mit einer Rückenverletzung. Nach der Wiedervereinigung wurde dieser Berufsunfall von den Ärzten der Bundeswehr nicht anerkannt und die Invalidenrente gestrichen. Das Verb sparen wir uns auch: Dieser Mann kein Held.

Helden werden übrigens nicht benötigt, an diesem Aktionstag Save Your Internet wahlweise auch Copyright Action Day genannt. Er soll auf ein anderes Datum aufmerksam machen: Am 12. September wird im EU-Parlament über Änderungsanträge zum vorerst gestoppten Gesetz für Uploadfilter und Linksteuern entscheiden.

Das bedeutet, dass die über den hitzigen Sommer eingeschlafene politische Arbeit gegen den Unsinn wieder aufgenommen werden muss. Die Befürworterseite ist schon eifrig bei der Sache. In den Straßen tobt schon der Krieg, da heißt es Sterben für das Leistungsschutzrecht.

Die passende Musik? Ach, da kehren wir nochmal zum Millionspiel zurück. Und erinnern uns an Can.

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Was war. Was wird. – Nach dem Zivilisationsabbruch
« Antwort #743 am: 02 September, 2018, 04:10 »
Hal Faber grübelt über das, was wie ein Zivilisationsabbruch aussieht. Sind "besorgte Bürger" auf den Straßen oder Rechtsradikale? Ist "Ausrasten" jetzt normal?

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

*** Das Leben in der visionslosen Moderne ist anstrengend. Da gibt es jetzt mitdenkende Kaffeemaschinen, aber auch Mitmenschen, die auf das Denken verzichten und jede Menge Verschwörungstheorien glauben, die in ihr faschistisches Weltbild passen. Wer Menschen in Viehanhänger stecken will, ist längst nicht mehr der besorgte Bürger, an den die Politik mit Argumenten herantreten will. Wobei ich vielleicht übertreibe, wenn ich von Argumenten spreche. Denn dann müsste es ja so etwas wie eine Argumentation geben. Einfach mit einem "aber" zwei Aussagenblöcke zu verbinden, wie es Christian Lindner unter Erwähnung von AfD und NPD macht, ist jedenfalls grober Unfug. "Die Migrationspolitik von Angela #Merkel hat unsere politische Kultur verändert. Zum Schlechteren. Aber das ist keine Erklärung und keine Entschuldigung für Hetze, Rassismus oder Gewalt. #Chemnitz sollte die Demokraten vereinen und nicht spalten. Die Gegner heißen #AfD und NPD." Was Lindner sagen wollte, könnte man mit Adorno so ausdrücken: "Ich betrachte das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie." Wenn ein Parteivorsitzender wie Alexander Gauland von der AfD das "Ausrasten" in Chemnitz für legitim hält und sich beklagt, dass besorgte Bürger jetzt für Rechtsradikale gehalten werden, dann ist genau dies das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie und nicht etwas, das der Demokratie von Außen angetan wird. Dazu gehört auch die Geschichte mit der Gästegruppe, die von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel eingeladen worden war. Man wird doch wohl noch diese Gaskammern anzweifeln dürfen. Alles im Rahmen demokratischer Gepflogenheiten, versteht sich. So fährt es sich gut im Zug der AfD.

*** Bekanntlich wurde die Polizei in Chemnitz überrascht, sowohl von der Messerstecherei mit Todesfolge wie von den Demonstrationen an den Folgetagen. Sie kam nicht "vor die Lage", wie das polizeitechnisch genannt wird und sie kam nicht hinterher. Daran war auch eine Kommunikationspanne schuld. Als Konsequenz wird unverdrossen gefordert, dass die Polizei mehr Präsenz zeigen müsse, modisch verquickt mit Technik wie der intelligenten Gesichtserkennung und dem Einsatz von Predictive Policing in der Polizeiarbeit. Sollen doch die Datenschützer eine Schnute ziehen wegen dieser Gesichtserkennung, die haben sowieso keine Ahnung. Wie die Erwartungen sind, formuliert die Stiftung neue Verantwortung in ihrem Gutachten zum Predictive Policing: "Wenn überall Überwachungskameras mit Gesichtserkennung und Kennzeichenleser installiert sind, wenn jeder Polizeiwagen an eine lernende Prognosesoftware angeschlossen ist – dann ist es im Grunde gesellschaftlich nicht mehr hinnehmbar, dass überhaupt noch irgendwo ein Verbrechen geschehen kann." Was braucht man also dafür? Natürlich die retrograde Datenauswertung und dann wäre da noch die Vorratsdatenspeicherung, das muss der Europäische Gerichtshof doch endlich einsehen! Bitte denkt doch an die Kinder!

*** Pfffffff. Raus ist die Luft aus der Wolke, nach 100 Tagen. Weg ist sie. Die Deutschland-Cloud von Microsoft mit dem guten deutschen Datenschutz, der DSGVO und mit der Deutschen Telekom als Treuhänder wird abgelöst durch Online-Speicher, auf die Behörden wie das Department of Homeland Security womöglich einen besseren Zugriff haben. Da mag die Telekom ihre Treuhandfähigkeit beteuern und mitteilen, dass sie neue Angebote aufsetzt, doch was zusätzlich kostet, kostet zusätzlich. Big Data will frei und beweglich sein, das Ganze möglichst profitabel. Doch es gibt auch andere Töne: während Trump sich über Google beschwert, das die guten Trump-News unterdrückt, spricht sich sein ehemaliger Berater Bannon für die Nationalisierung von Big Data aus.

*** Achja Europa. Europa hat mal wieder ein Problem. Dank einer europäischen Umfrage hat die Debatte über die Zeit in den Heise-Foren epische Ausmaße angenommen, mit feinsten Invektiven bei den Befürwortern der Sommerzeit, den Freunden der Normalzeit und den Realos der Echtzeit. Die Diskussion erinnert an das große Fischeverprügeln in einem kleinen Dorf kurz vor dem abendlichen Wildschweinschmaus. Nach einem reichlich ungeflügelten Spruch von Jean-Claude Juncker und einigen klugen Gedanken von Martin Holland muss natürlich Benjamin Franklin her, der Erfinder der Sommerzeit: "Ist die Zeit das Kostbarste unter allem, so ist die Zeitverschwendung die allergrößte Verschwendung." Als Gesandter in Frankreich rechnete er den Parisern haarklein vor, wie viele Kerzen sie verschwenden, wenn sie den Tag im Sommer nicht früher angehen. Die Städter konnten seine detaillierte Rechnung nicht sonderlich leiden und ein Zeitgenosse konstatierte trocken: "Herr Franklin will, das wir wie die Bauern leben. Wir wollen uns aber nicht nach dem Vieh richten." Nun ist jede Zeit tief eingebettet in die Technologie ihrer Zeit – man denke an die Zeitzonen, die in den USA zur Standardisierung des Eisenbahnverkehrs eingeführt wurden. Da kann man sich glatt auf die Zeit freuen, wenn das neue Zeitkonzept des Named Data Networking diskutiert wird. Bis dahin singen wir tiefenentspannt If I Could Turn Back Time aus vollen Rohren mit.

Was wird

Im Bundestag läuft mit dem Start des Schwedensommers die parlamentarische Sommerpause ab. Politiker aller Couleur machen sich dann an die Arbeit, die Bürger abzuholen, wo immer sie herumstehen mit ihren Smartphones. Recht stille war es trotz Chemnitz um Horst Seehofer, doch das soll sich eigentlich ändern. In der anstehenden Woche ist es noch ein #Seehofer, der zusammen mit @katarinabarley die erlauchten Mitglieder der Datenethikkommission vorstellt, aber dann wird getwittert, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Vielleicht zu Anfang mit einem lustigen Tweet, warum der ihm unterstehende Verfassungsschutz nicht die AfD beobachten soll. Wo sich doch Hans-Georg Maaßen dort so überaus engagiert gezeigt hat.

Lang angekündigt und mehrfach verschoben, bekommt Deutschland nun die Agentur für Cybersicherheit, die ADIC. Die "Agentur für Disruptive Innovationen in der Cybersicherheit und Schlüsseltechnologien" wird mit ihren 100 Mann Besatzung eine Bundesbehörde sein, die volles Risiko gehen soll mit ihren Forschungsprojekten. Großes Vorbild soll die nunmehr 60 Jahre alte DARPA sein, die bekanntlich das Internet und das GPS entwickelte. Volles Risiko beim Unterstützen von Forschungsprojekten heißt auch, "dass ein Großteil vielleicht nicht funktioniert und in den Sand gesetzt wird, aber es braucht nur ein goldenes Ei, also eine Technologie, die wirklich bahnbrechend ist..." Weil "Hack Back" zu den Fähigkeiten der ADIC zählen soll, ist die Bundeswehr mit von der Partie. Dort übt man beim Kommando Cyber- und Informationsraum das sorgfältig austarierte Zurückschlagen, je nach dem wie man geschlagen wurde. Wenn eine kritische Infrastruktur angegriffen wird, schlägt man mit einem Angriff auf die kritische Infrastruktur zurück, oder so. Oder nicht? Wie schön, dass all dies bald auf einer Tagung besprochen wird, die sich mit der "Option Hack Back" im Namen der Cybersicherheit beschäftigt.

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Offline Jürgen

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Re: Was war. Was wird. – Nach dem Zivilisationsabbruch
« Antwort #744 am: 02 September, 2018, 18:23 »
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß nicht nur Faschisten irgendwelchen Verschwörungstheorien anhängen.
Dazu erwähne ich einfach mal zwei Stichworte:
"Chemtrails" und "we've never been to the moon"
Natürlich geht da noch viel mehr an Esotherik und anderer Spinnerei, eingeschlossen zahlreiche Glaubensgemeinschaften, auch anerkannte.

Anscheinend glauben weite Teile der sog. Menschheit, daß unsere Welt nur eine Art Versuchslabor übergeordneter Mächte sei, oder irgendein Straflager für eigentlich vergessene Sünden vergangener Generationen.

Am Ende ist die Erklärung aber wohl sehr viel banaler, beruht schlichtweg auf der Angst, eigenes Denken könnte körperliche Schmerzen verursachen. Also folgt man lieber dem Großen Watz oder so...

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Was war. Was wird. Zwischen Skepsis und Charybdis
« Antwort #745 am: 09 September, 2018, 06:00 »
Ein Verfassungsschutzchef und ein Minister, die Hal Faber ratlos machen. Da bleibt nur die Hoffnung auf die mündigen Bürger.

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Was war.

*** Nach all den Aufregungen über den Zivilisationsabbruch in der vergangenen Woche, ist es an mir, einer Korrekturbitte nachzukommen. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, ist kein Vorsteher einer reichlich überflüssigen Behörde. Nein, nach seinen Äußerungen gegenüber einem Blatt mit großen Lettern über ein nicht näher bezeichnetes Video vom Z-Abbruch hat sich Maaßen als fähiger Politiker entpuppt, als AfD-Politiker. Als Leiter eines Amtes hätte er Beweise präsentieren müssen, als Politiker ist man über dererlei Kleinkrams erhaben. Wie viele Politiker ist Maaßen von Haus aus Jurist, wie viele Politiker liegt seine Juristerei lange zurück, weshalb er einfach von einem "Mord" sprechen kann, während die Staatsanwaltschaft in einem Fall eines gemeinschaftlich begangenen Totschlages ermittelt. Seine letzte juristische Großtat war ein Gutachten gegen Murat Kurnaz, dem er die unbefristete Aufenthaltserlaubnis widerrief, weil Kurnaz länger als sechs Monate im Ausland war und seine Zeit lieber mit Verhören im US-Lager Guantánamo verbrachte. Nun also dies zur Begeisterung aller AfD-Anhänger: "Die Skepsis gegenüber Medienberichten werden von mir geteilt. Es liegen dem Verfassungsschutz keine belastbaren Informationen darüber vor, das solche Hetzjagden stattgefunden haben."

*** Wurden in Chemnitz Menschen gehetzt? Wurden sie nur gejagt? Waren es vereinzelte Übergriffe? Gelingt es dem Chef der NSU-Shredderbehörde, die Vorkommnisse noch weiter zu verniedlichen? Hitlergrüße soll es ja auch nicht gegeben haben, weil laut Handbuch des Verfassungsschutzes da ein Mindestwinkel von 63,5 Grad zwischen Oberkörper und grüßendem Arm erforderlich ist. "Dieser Winkel konnte von uns nicht beobachtet werden", ist noch so eine bagatellisierende Feststellung. Wahrscheinlich ist der Sturm auf das Chemnitzer Restaurant "Shalom" auch nur eine Art der Restaurantkritik. Am Ende ist 88 auch nur Teil einer Telefonnummer, die sich Menschen tätowieren lassen, um sie nicht zu vergessen.

*** Maaßens Vorgesetzter ist Horst Seehofer, ein Politiker, der leider noch Bundesminister des Inneren, für Heimat und Bauen ist, sonst wäre er bekanntlich selbst demonstrieren gegangen, weil diese Migration die Mutter aller Probleme ist. Miserabel ausgestattete Schulen, schleppender Breitbandausbau, gescheiterte PPP-Projekte, an allem ist die Migration schuld. Sie ist quasi, mit Pippiaugen betrachtet, eine Pluti-Migration in dieser verzwickten postmodernen Welt. Fehlt nur noch, dass die Migranten auch, im Maßstab 1:87 im Hobbykeller von Horst auftauchen und in den Zügen mitfahren, natürlich schwarz, wie es der Grüne Boris Palmer behauptet. Tja, Baden-Würrtemberg war seinerzeit das Partnerland von Sachsen beim Aufbau Ost.

*** Halten wir ein Moment inne, verlassen den Hobbykeller und überlegen einmal, was eine "postmoderne Grenzanlage" an einer dieser smart borders sein könnte. Den Designern wird vielleicht die monumentale pinkfarbene Grenzanlage einfallen, die das "Estudio 3.14" für Donald Trumps Grenze imaginierte. Ein mächtiger Bau, der Foucaults Konzept vom Überwachen und Strafen architektonisch umsetzt, denn das innere der Grenzanlage soll als Gefängnis dienen. Die ITler werden mehr an eine automatische Anlage denken, die gespeicherte biometrische Daten mit den Körperdaten eines Menschen vergleicht, der die Grenze dadurch überquert, indem er eine "Vereinzelungsanlage" betritt, die ihn prüft, registriert und weiterreisen lässt. Nur der Geheimdienstler denkt bei einer postmodernen Grenzanlage (PDF-Datei) an einen Wachtturm, Stacheldraht und für die Hetzjagd abgerichtete Schäferhunde. Martin Wagner, der als Professor für Politikwissenschaft den Nachwuchs des Bundesnachrichtendienstes unterrichtet, hat ein Faible für den antifaschistischen Schutzwall, oder für Shutterstock. Das erinnert stark an die islamfreien Schulen der Alternative für Deutschland. Mit seinem Plädoyer für eine "postmoderne Grenzanlage", die wie ein Filter wirkt und von Internierungslagern für Ausländer ergänzt wird, ist er stramm rechtsaußen angesiedelt. Ein Zaun für 20 Milliarden Euro und eine Grenztruppe von 90.000 Mann sollen uns vor Überfremdung schützen. Der Mann hat ein Herz für Tiere: der Stacheldraht des Grenzzauns soll mit Stoff überzogen werden. Denkt an die armen Vögel und Hunde!

*** In dieser Woche hat Google seinen 20. Geburtstag gefeiert. Passend zur Feier erinnerte sich Andy Bechtolsheim an die beste Programmier-Idee, die er jemals gesehen hatte, mit leichtem Bedauern, dass er nicht dabei war, als Google groß wurde. Bechtolsheim findet Google nach wie vor knorke. Andere finden Google böse, etwa in Berlin, wo der Konzern an der Gentrifizierungsschraube mitdreht. Auch in Hamburg finden sie, dass Riesen wie Google und Facebook auf ihre ganz eigene Weise böse sind und genau die Maßnahmen für den Schutz der Privatsphäre unterlaufen, die wir uns im Laufe der Zeit angewöhnt haben. Das Wegschmeissen der Cookies nach einer Browser-Sitzung, die "Do Not Track"-Einstellungen oder der Privacy Badger der Electronic Frontier Foundation, alles schön und gut – und ziemlich nutzlos, wenn man diese aufschlussreiche Untersuchung über die Sitzungswiederaufnahme bei TLS (PDF-Datei) einmal eingehender liest. In einfachen Worten: das Internet ist kaputt, weil über die Vielzahl der Analyse-Tools von Google und Facebook die Sitzungswiederaufnahme nach 28 oder gar 48 Stunden möglich ist und so sämtliche Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre ausgehebelt werden. Google und Facebook speichern selbst dann umfangreiche Profile, wenn man sich bewusst gegen die Cookies wehrt. Wie heißt es noch bei Google: "Erinnere dich .... nicht böse sein, und wenn du etwas siehst, das nicht richtig ist – Heraus mit der Sprache!" Speak up! Die Diskussion hat angefangen.

Was wird.

Ob Hans-Georg Maaßen in der anstehenden Woche die Beweise für die von ihm behauptete Fälschung von welchem Video auch immer liefern kann, ist eine spannende Frage. Dass er vorzeitig sein Deutschlandhütchen aufsetzen kann, wie dies in sozialen Medien zirkuliert, ist eher unwahrscheinlich, denn weit und breit ist kein Nachfolger in Sicht. Es müsste jemand sein, der schon mal Spion & Spion gespielt hat, insofern kommt der Termin am Donnerstag von Verfassungsschutz und Bitkom etwas zu früh. Vielleicht kann Bitkom-Chef Achim Berg dem Bundesamt IT-Hilfestellung anbieten, wie man Videos verifiziert. Auch der Beweis für Maaßens Aussage vor dem NSA-Untersuchungsausschuss im Juni 2016, dass Edward Snowden mit "hoher Plausibilität" Teil einer "Desinformationskampagne russischer Geheimdienste" sei, steht übrigens noch aus. Auch hier könnte der Bitkom durchaus zur Aufklärung beitragen. Schaden könnte es auch nicht, wenn sich der Bitkom klar zur Verschlüsselung äußert, die in dieser Woche mal wieder unter Beschuss geraten ist. Schließlich gehört die Bundesrepublik Deutschland nicht zu den "Five Eyes" mit ihren überzogenen Forderungen. Das ist das Positive, neben den 65.000 in Chemnitz. Viel ist es nicht. So bleibt nur übrig, in etwas weiterer Zukunft auf Freiheit statt Angst und unteilbar hinzuweisen, die am 13. Oktober in Berlin den Schulterschluss probieren.

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Was war. Was wird. Von der Machtfrage zur Dienstleistung
« Antwort #746 am: 16 September, 2018, 06:30 »
Wie lautet denn nun die Definition von Politik und was erlaubt der Code der Macht, grübelt Hal Faber, hoffend auf eine Erklärung auf Wikipedia. #Uploadfilter.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Horst Seehofer, 69, twittert. Das hat der Newsticker gemeldet und so sollte es eigentlich kein Thema der Wochenschau sein, die sich dem großen Rest widmen soll. Doch der Bundesminister für Inneres, für Bau, für Heimat und für Hans-Georg Maaßen hat in seinem ersten Tweet einen Satz abgesetzt, der nachdenklich macht. "Politik ist heute eine Dienstleistung für die Bürger." Seehofer reduziert damit gesellschaftliche Prozesse auf das Bereitstellen von Meldeformularen oder, wenn es ganz modern und digital sein soll, auf Portale wie das Bayernportal. Mit seinem Dienstleistungsanspruch ist Seehofer weit entfernt von der Definition eines Max Weber, der Politik so definierte: ""Politik" würde für uns also heißen: Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung, sei es zwischen Staaten, sei es innerhalb eines Staates zwischen den Menschengruppen, die er umschließt." Natürlich geht es auch Seehofer um Macht und Machtverteilung, gerade in einer Zeit, in der seine Partei an der 30-Prozent-Marke kratzt, weitab der 43 Prozent, die der "schlechteste CSU-Politiker aller Zeiten" (Seehofer über Beckstein) einfuhr. Aber das kann er nicht mehr sagen.

*** Greifen wir zum Zettelkasten von Niklas Luhmann, so finden wir eine hübsche Passage über Politik und politische Kommunikation, wie sie mit Twitter möglich ist: "Die Politik ist eng mit dem Besitz und Gebrauch von Macht verbunden. Nicht alle politische Kommunikationen sind jedoch Machtgebrauch oder Androhung von Macht. Ein politisches System differenziert sich jedoch nur dann aus, wenn Macht festgestellt werden kann, die zur Annahme bindender Entscheidungen motivieren kann. Der Code der Macht (Unterlegene/Überlegene) erlaubt die Reproduktion der politischen Kommunikation." Klingt komisch? Na, dann schauen wir mal rüber zum Hambacher Forst, wo ein paar tausend Polizisten als Orks auftreten. In Berlin twittert Seehofers Amtskollegin Julia Klöckner ganz entzückt über die #Waldtage2018: "Jeder Waldnutzer muss auch Waldschützer sein. Gerade Freizeitwaldbesucher vergessen oft, dass der Wald, in dem wir uns begegnen, nicht uns gehört. Wir müssen Rücksicht auf die Natur und seine Bewohner nehmen." Dazu gibt es einen Instagram-Wettbewerb und eine junge Frau als Gewinnerin, die ein Wochenende in einem Baumhaus verbringen kann, auf Kosten des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. So geht Politik.

*** Nun gibt es nicht nur deutsche, sondern auch europäische Politik. Diese hat sich mit der Verabschiedung der EU Urheberrechtsnovelle eine Reform geleistet, bei der niemand richtig durchsteigt, auch der Frontman Axel Voss nicht. Entgegen düsterer Stimmungen sind Uploadfilter und die Idiotie namens Leistungsschutzrecht damit noch nicht beschlossene Sache, denn der Trilog mit dem europäischen Rat steht noch an. Sieht man sich einmal bei Julia Reda an, wer wie gewählt hat, so kann man im Vorgriff auf die anstehenden Europawahlen Niklas Luhmann mit einem umstrittenen Satz zitieren: "Eine Aufwendung von Zeit, Mühen und Informationskosten für die Ermittlung richtiger Wahlentscheidungen lohnt sich daher für den einzelnen nicht. Wer seinen Kräfteeinsatz rational kalkuliert, wird lieber uninformiert bleiben und in der politischen Wahl nichtrational entscheiden (und umgekehrt wird also eine "möglichst rationale" Wahlentscheidung dem einzelnen von der Gesellschaft als unrationales Handeln nahegelegt).

*** Bekanntlich hat selbst Wikipedia gegen die Upblödfilter protestiert und sich damit die Entrüstung der Verelegerverbände zugezogen. Bekanntlich bedienen sich alle, wirklich alle aus der Wikipedia, dieser Dienstleistung für das Weltwissen. Besonders gelungen ist die Geschichte der beiden Russen, die nach Salisbury gefahren sind, um dort die Kathedrale und ihren Turm (123 Meter!) zu sehen, aber im Schneematsch umdrehen mussten. Es ist, gefühlvoll präsentiert von Russia Today, eine richtige Rührgeschichte draus geworden, die Story von Boschirow und Petrow. Die Enttarnung, angeleitet von den Faktenfindern von Bellingcat ist zweifelsohne lustiger. Einfach mal eine Telefonnummer anrufen und fragen, wo man anruft, um dann die Antwort "Innenministerium" zur bekommen, das ist schon eine ganz besondere Leistung. Wahrscheinlich üben sich die Zivilisten bald in der militärischen Technik des Abtauchens.

*** Neben den Mordanschlägen mit Novischock gibt es bekanntlich die Möglichkeit, Killerroboter einzusetzen. Die entschiedene Ablehung durch das EU-Parlament ist ja nur Grundlage für die Fortsetzung von erfolglosen Gesprächen, die erfolglos bleiben werden. Freuen wir uns also auf den abendlichen Tatort mit einem Kaffeeroboter als Täter, der die Milchschaumdüse direkt ins Kleinhirn eines Menschen rammt. Womit die Diskussion um algorithmische Abirrung und Künstliche Intelligenz wieder einmal aufkochen kann. Alexa, mach mal den Hal. Ja, genau, der mit dem roten Auge.

Was wird.

Nun soll er am Dienstag entlassen werden, jener Jurist, der sich in seine 1997 erschienen Arbeit über "Die Rechtsstellung des Asylbewerbers im Völkerrecht" laut Rezensentin um den Nachweis bemüht hat, "dass für eine restriktivere Flüchtlingspolitik erhebliche noch unerschöpfte Spielräume bestehen." Als Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz hat er ein paar Spielräume zuviel betreten. Inzwischen ist Hans-Georg Maaßen das beste Beispiel für die "Staatszersetzung", die sein Chef, der Innen-Dienstleister Horst Seehofer beklagt. Maaßen muss gehen, Punkt heißt es in der "kolumne macht", an der Luhmann seine Freude hätte. Vielleicht darf er noch einmal Aufstampfen wie Alice Weidel, die kein Pony bekommt. Die Forderung nach Fußkameras in der Herzkammer unserer Demokratie geht indes doch etwas zu weit. Ganz anders sieht es mit der Demokratischen Kontrolle vernetzter Nachrichtendienste aus, einer Forderung, mit der sich viele anfreunden können.

Nach dem Buch über den überaus erfolgreichen Gesundheitsminister Philipp Rösler hat Michael Bröker eine weitere Biographie, diesmal über den überaus erfolgreichen Gesundheitsminister Jens Spahn vorgelegt. Das Buch wurde vom Linken und Nichtaufsteher Dietmar Bartsch in Berlin vorgestellt, wobei gleich die nächste Ansage in Sachen Volksgesundheit erfolgte. Die elektronische Gesundheitskarte der dritten Generation (G3) wird 2019 kommen. Sie wird neben neuen Krypto-Algorithmen erstmals mit NFC-Chips ausgerüstet sein, damit Versicherte ohne Lesegerät, aber mit ihrem NFC-fähigen Smartphone auf ihre Daten zugreifen können. Auf diese Weise kann die G3-Karte von ihren Besitzern als Zugriffsschlüssel auf die Patientenakten genutzt werden, so die Hoffnung der Telemedizin-Optimisten. Nicht mehr dabei: die angedachte Organspendeerklärung, sofern der Default ein Opt-In-Modell vorsieht. Für die allgemeine Organspende als Normalfall hat sich bekanntlich Jens Spahn besonders eingesetzt. Nun also der nächste Schritt mit der nächsten Karte. Nach ersten Berichten soll die Ausgabe der Karten 50 bis 60 Millionen Euro kosten. Endlich können alle vom Datenreichtum ihrer medizinischen Daten profitieren. Wer kennt nicht das Mantra vom Patienten, der immer Herr über seine Daten ist. Herrenlos herumschwirrende Medizindaten wird es also niemals geben.

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Was war. Was wird. Von Vertrauensverlusten und Postengewinnen
« Antwort #747 am: 23 September, 2018, 06:33 »
Maaßen soll befördert werden, Hal Faber sieht schwarz. Ein Umbau des Verfassungsschutz mitsamt Herabstufung von Maßen ist die korrekte Lösung.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

*** Hans-Georg Maaßen ist, wie in der letzten Wochenschau angekündigt, nicht mehr Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Das darf man getrost als Hellseherei bezeichnen. Hans-Georg Maaßen ist von Bundesinnenminister Horst Seehofer, der letztens Politik als "Dienstleistung" definierte, zum Staatssekretär im Innenministerium befördert worden, zuständig für innere Sicherheit und Cybersicherheit. Da darf man getrost schwarzsehen. Denn ein Mann wie Maaßen wird die innere Sicherheit mit der "Ausländerfrage" verknüpfen, ganz im Sinne der AfD. Überdies wird er ganz im Sinne der Rechtstatsachen­sammel- und -aus­werte­stelle (RETASAST) des Bundeskriminalamtes sich ein düsteres Fazit der Kryptierung zu eigen machen, wie es in dieser Woche von Netzpolitik veröffentlicht wurde. Jedenfalls dann, wenn diese sogenannte Große Koalition weiterhin Bestand hat. Aktuell ist sie eine Versammlung von Kleingeistern, die einander misstrauen, die Schachern, Schludern und Schofeln groß schreiben. Das großspurige Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung interessiert dabei niemanden, es ist ja blos der Unmut über die Schacherei.

*** "Die durchweg negativen Reaktionen aus der Bevölkerung zeigen, dass wir uns geirrt haben. Wir haben Vertrauen verloren, statt es wiederherzustellen." Dieser Satz von SPD-Parteichefin Andrea Nahles dürfte in die Geschichtsbücher eingehen, sofern sich die Geschichte überhaupt für das Ende dieser Großen Koalition interessiert. Denn niemand hat sich geirrt, als das Triumvirat über die Zukunft von Hans-Georg Maaßen beriet. Andrea Nahles hat sich insofern korrekt verhalten, als sie gegen den Vorschlag stimmte, Maaßen zum Chef des Bundeskriminalamtes zu machen und umgekehrt dessen Chef Holger Münch zum Leiter des Verfassungsschutzes zu berufen. Diese Postenschieberei hätte einen Rechtsausleger zum Chef der obersten Polizeibehörde gemacht, die gerade drauf und dran ist, sich zur "Polizei 2020" umzubauen und mit Sicherheit in einer offenen und digitalen Gesellschaft beschäftigt.

*** Die korrekte Lösung für den Fall wäre ein Umbau des Verfassungsschutzes mitsamt einer Herabstufung von Hans-Georg Maaßen, damit nicht alle vom Peter-Prinzip schwafeln können. Was ist eigentlich schlecht an dem Vorschlag der Grünen, den Verfassungsschutz aufzulösen und zwei Ämter zu installieren, einen wissenschaftlichen Dienst zum Schutz der Verfassung und ein Amt für Gefahrenerkennung und Spionageabwehr? Im letzteren könnte sogar einer wie Maaßen arbeiten, der unfähig ist, über extremistische Bewegungen aufzuklären. Dann muss nur noch Seehofer gehen, am besten vor der Landtagswahl in Bayern. Wieso Kulturschaffende keine Petition haben, in der Maaßen zum Rücktritt aufgefordert wird, muss auch noch geklärt werden. Ansonsten ließe sich unter den 4345 Stellenangeboten des Bundes, der Länder und Kommunen beim brandneuen Bundesverwaltungsportal etwas Passendes finden.

*** Bekanntlich sind Sozialdemokraten wie Andrea Nahles stolz auf ihre lange Geschichte seit der Gründung der ersten Arbeitervereine. Man war eine Partei, die sich als automatische Erbin der bürgerlichen Gesellschaft nach dem unweigerlichen großen Kladderadatsch sah. Man war teilweise eine Partei, die gegen den Weltkrieg war, die nach der glorreichen Novemberevolution vor 100 Jahren die Macht übernahm. Man ging gegen Hitler in den Widerstand und mit den Demokraten nach dem nächsten Krieg in die soziale Marktwirtschaft. Wann die Krise der Sozialdemokratie begann, ist strittig, doch spätestens mit den Programmen von Sozialdemokraten wie Gerhard Schröder und Tony Blair koppelte man sich von der arbeitenden Bevölkerung ab. Jetzt ist mal wieder eine Abkoppelung fällig, da passt es, wenn die Frankfurter Allgemeine Zeitung an ein historisches Ereignis von "68" erinnert, die Gründung der DKP am 26. September 1968. Auf diesen Schritt reagierte die regierende SPD mit dem Extremistenverbot, einer weiteren Abkoppelung. Womit wir wieder beim leidigen Thema von Verfassung, Bundesamt und Extremismus sind. Der FAZ-Artikel hinter der Paywall endet so: "Eine normale Partei war die DKP nie; sie war verfassungsfeindlich, auch wenn die bundespolitische Elite es vor fünfzig Jahren für opportun hielt, sie zuzulassen."

*** Nach einem Bruch der Großen Koalition dürften Neuwahlen anstehen und der nächste Bundeskanzler Jens Spahn heißen. Als Gesundheitsminister sorgt er dafür, tagtäglich mit einer knackigen Meldung in den Nachrichten aufzutauchen. Mal geht es um die elektronische Patientenakte, mal um die Organspende, mal um die gar nicht so sicheren Apps für das Smartphone, mal um die Arbeitszeiten der Pflegekräfte, die nicht in Krankenhäusern arbeiten. Wenn da von einer Million nur 100.000 schlappe drei, vier Stunden mehr arbeiten, wäre alles gut. Die Realität sieht anders aus. Alles Gute auch bei der elektronischen Gesundheitskarte, wo dieser Tage der erste Meilenstein mit 50 Millionen Datenabfragen und Adress-Aktualisierungen erreicht wurde. Noch wird auf der Karte nichts gespeichert, wobei der Versicherte seine Einwilligung zur Speicherung von Daten dank des Nullstellen-PIN durch die Eingabe einer beim Arztbesuch ausgedachten sechsstelligen PIN dokumentieren muss. Mit dem Medikationsplan und dem Notfalldatensatz wird es spannend werden.

*** Heute vor 180 Jahren wurde Victoria Woodhull geboren. Meistens ist nur bekannt, dass sie lange vor Hillary Clinton die erste Frau war, die in den USA für das Amt der Präsidentin kandidierte. Zusammen mit ihrer Schwester gab Woodhull das "Woodhull and Claflin’s Weekly" heraus, die erste US-Zeitschrift, die das Kommunistische Manifest abdruckte und über das Leben der Frauen in der Pariser Kommune berichtete. Woodhull kämpfte für Gleichberechtigung auf vielen Ebenen, etwa auch für die Zulassung von Frauen als Börsenmaklerinnen (was erst 1968 erlaubt wurde). Mit ihren Ansichten über die freie Liebe und das Recht auf Abtreibung war sie innerhalb der von Männern dominierten Ersten Internationalen eine Außenseiterin. Mit der Equal Rights Party trat sie 1870 in der Präsidentschaftswahl an. Das allgemeine Wahlrecht (das 50 Jahre später kam), der Achtstundentag, die Verstaatlichung der Eisenbahnen und die Abschaffung der Todesstrafe gehörten zu ihren Wahlzielen. Den größten Erfolg hatte sie mit ihren Schriften, die die Gewalt gegen Frauen zum Thema hatte. Daran kann man sich zu einer Zeit erinnern, in der ein US-Präsident sich über Frauen lustig macht, die von Männern bedroht wurden.

Was wird

Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung ist eine ehrwürdige Vereinigung, die im Rahmen der westdeutschen Friedensbewegung entstand. Zum 20. Geburtstag im Jahre 2004 sprach der Gesellschaftskritiker Joe Weizenbaum zu den Informatikern. In diesem Jahr vergibt das FIfF zum ersten Mal eine Auszeichnung, die Weizenbaum-Medaille. Sie wird im Rahmen des FIfFkon 2018 verliehen, der sich mit "Gestaltungsfreiheiten und Machtmuster soziotechnischer Systeme" beschäftigt. Besprochen werden aktuelle Systeme wie die SmartCity-Projekte, das System der Cyberrüstung oder Fragen der künstlichen Intelligenz. Die Weizenbaum-Medaille geht im Rahmen dieser Tagung an Wolfgang Coy, der den Begriff der Turing-Galaxis für unser Computer-Zeitalter in Analogie zur Gutenberg-Galaxis von Marshal McLuhan prägte. Coy steht für eine kritische Informatik, die sich mit den Auswirkungen der Computerei auf die Gesellschaft beschäftigt und kaum noch an deutschen Hochschulen vertreten ist. Entsprechend erinnert der Ausdruck von Coyanerinnen und Coyanern in der FIfF-Meldung zum Preis ein bisschen an die letzten Mohikaner, von denen es am Ende auch nur noch einen gab.

Woanders ist man längst weiter, wenn etwa Dorothea Bär, die Staatsministerin für Digitalisierung nach "Arbeit 4.0" in Berlin den Start der "Society 5.0" bekannt geben wird, stilecht in der neuen NTT-Repräsentanz. Society 5.0 ist, wenn Überwachungskameras nicht vor gefakten Pässen verzweifeln und beide Personen eines Bildes verfolgen können. Aber hach, das kann man ja im Rahmen der anstehenden Privacy Week Berlin erörtern.

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Was war. Was wird. Potztausend.
« Antwort #748 am: 30 September, 2018, 06:35 »
Hal Faber wird zur tausendsten Wochenschau nachdenklich. Und hält sich an einen leider bereits verstorbenen Zeitgenossen.

Wie immer – und das nun mehr zum tausendsten Mal, seit 18 Jahren –, möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Wenn diese kleine Wochenschau in den Weiten des Welt Weiten Webs auftaucht, hat der große Informatiker Wolfgang Coy die Weizenbaum-Medaille des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) erhalten und sich in seiner Dankesrede mit dem Zusammenhang von Ethik und Informatik beschäftigt. Das ist ein Thema, mit dem sich Joe Weizenbaum häufig in seinem Leben beschäftigt hat. Und es ist ein aktuelles Thema, wie es die ethischen Leitlinien der Gesellschaft für Informatik zeigen, die gerade zum dritten Mal nach 1994 und 2004 aktualisiert wurden. Zur informationellen Selbstbestimmung und zur Integrität informationstechnische Systeme sowie der Deklaration der Menschenrechte ist der Verweis auf das Grundgesetz hinzugekommen, nicht das Schlechteste für Informatiker, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind. Auch wenn sie nicht im FIfF sein sollten, sonder nur in der großen Gesellschaft für Informatik.

*** Nun ist diese Wochenschau selbst etwas besonderes, denn es ist die eintausendste Ausgabe des WWWW. Zum fünfhundertsten WWWW gab es Lob von berufener Seite, verbunden mit dem Hinweis auf Nummer 1000, irgendwie ganz weit weg. Jetzt ist es soweit, über 18 Jahre nach dem ersten WWWW, das an einem Sonntag ganz gemütlich um 14:03 ins Netz wanderte, mit einem einzigen Link. Nach vielem Grübeln, wie das Jubiläum gefeiert werden kann – und ob nicht die 1024. Iteration stilvoller wäre – ist Joe Weizenbaum ein guter Begleiter für diesem Anlass. Ich möchte statt der üblichen Wochenchronik einen kleinen Text zu Nachdenken präsentieren. Zu seinem Tode hieß im Newsticker es an dieser Stelle: "Unser Tod ist der letzte Service, den wir der Welt leisten können: Würden wir nicht aus dem Weg gehen, würden die uns folgenden Generationen die menschliche Kultur nicht wieder frisch erstellen müssen. Sie würde starr, unveränderlich werden, also sterben. Und mit dem Tod der Kultur würde alles Menschliche auch untergehen." Das waren starke Worte und Joe schrieb sie mir in einer E-Mail zum Tode seines Bruders Henry F. Sherwood im Jahre 2005. Weizenbaums Worte tauchen im Abspann des wunderbaren Films Plug and Pray auf, gesprochen vom Heise-Button "Beitrag vorlesen" rechts oben, der dafür in den Credits als Darsteller auftauchte. Ein Witz, der dem Vater von "Eliza" bestens gefallen hätte.

Wenige Tage vor seinem Tode schrieb Joseph Weizenbaum eine andere Mail unter dem Betreff "Woran ich am Ende meines Lebens glaube". Es ist eine Sammlung von 13 Aussagen, die zeigen, worum sein Denken in den Jahren 2007/2008 kreiste. Im engeren Bereich der Informatik beschäftigt sich der Text mit den Kollegen Herbert Simon und Abraham Kaplan, im weiteren mit Gott und der Welt. Es gibt diese Liste in verschiedenen Varianten. Einige Aussagen mögen bekannt vorkommen, andere sind eher hippiesk, doch alle zusammen passen sie zur Verleihung der Weizenbaum-Medaille an Wolfgang Coy, zur 1000ndsten Ausgabe der Wochenschau und zu diesem Leben im Menschenspace, das Weizenbaum so beschäftigte.

Was ich am Ende meines Lebens glaube

    "Alles ist sagbar in Worten, nur nicht die lebende Wahrheit". (Eugene Ionesco)
    "Wer nur einen Hammer hat, sieht die ganze Welt als ein Nagel". (Abraham Kaplan)
    Die Naturwissenschaft ist nicht die einzige, nicht mal die reichste oder die wichtigste Quelle der Wahrheit.
    Das Fundament der Naturwissenschaft ist Glauben, nämlich der Glaube, dass die Naturgesetze, nicht nur die, die wir heute kennen, im totalen Raum und in der ewigen Vergangenheit und Zukunft herrschen. Dieser Satz ist nicht falsifizierbar.
    Die Naturwissenschaft sowie die von ihr abgeleiteten Technologien und Instrumentarien sind nicht wertfrei. Sie erben ihre Werte von den Werten der Gesellschaften, in die sie eingebettet sind. In einer hoch militarisierten Gesellschaft sind Wissenschaft und Technologie von den Werten des Militärs geprägt, in einer Gesellschaft, deren Werte hauptsächlich vom Streben nach Reichtum und Macht abgeleitet sind, sind sie entsprechend gestaltet usw.
    Würde die weltweite Gesellschaft bloß vernünftig sein, könnte das schon erreichte Wissen der Menschheit ein Paradies aus dieser Erde machen.
    Totale, komplette und völlige Kenntnisse der physikalischen, genetischen und neurologischen Strukturen, Teile und Eigenschaften eines Lebewesens, sowie ihre Zusammenhänge und Verbindungen genügen nicht, um das Lebewesen zu verstehen. Wer z.B. all diese Kenntnisse über eine Ameise hat, abr nicht weiß und zutiefst begreift, dass die Ameise in einer riesigen Gesellschaft von Ameisen lebt, versteht die Ameise nicht. Dasselbe gilt für das Verstehen des Menschen.
    "Wissen ist besser als Ignoranz" (Weizenbaum-Vortrag, Minute 34 über Herbert Simon) – ja, aber nicht zu jedem Preis oder in jedem Kontext.
    Metapher und Analogien bringen neue Einsichten hervor, indem sie disparate Kontexte zusammenbringen. Fast all unseres Wissen, einschließlich das wissenschaftliche, ist metaphorisch. Deswegen auch nicht absolut.
    Es ist nicht möglich, eine feste Grenze, weder zwischen Gut und Böse noch zwischen Tag und Nacht zu zeichnen. Aber der Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist deutlich. Der Mensch kann wissen, ob sein Tun und Handeln eher im Rahmen des Tageslichts oder der Nacht ist und sich entsprechend verhalten. Doch sicher ist, dass Krieg, Armut und Hunger eines Drittels der Menschheit, die massiv ungleiche Verteilung der Ressourcen der Natur, all dieses Mitternacht ist. Liebe ist Mittag.
    Der Glaube, dass man in der Mitte des Bösen es dort besser als von draußen ändern kann, ist irre und selbstvernichtend.
    Gott gibt es. Gott ist in uns allen, denn Gott ist Liebe. Das Gebet ist die Suche eines Menschen, seine innere Liebe zu finden und sei es, um inneren Frieden und Ruhe zu erreichen, eine Not ertragen zu können, sich zu trösten oder der Weg, einem anderen zu helfen zu finden, was auch immer.
    Kein Mensch ist eine Insel (John Donne), seine Haut ist nicht seine Grenze. Der Mensch ist ein Element, unteilbar von seinen Mitmenschen, in der Tat, von der gesamten Menschheit und ihrer Geschichte. Nicht mal sein Tod trennt ihn vom Universum. Es ist unmöglich, einen individuellen Menschen rein wissenschaftlich zu begreifen.

Was wird

Natürlich geht es weiter. Es lohnt sich, nicht nur Joe Weizenbaum, sondern auch John Donne zu lesen. Niemand ist eine Insel, in sich ganz; jeder Mensch ist ein Stück des Kontinents, ein Teil des Festlandes. Wenn eine Scholle ins Meer gespült wird, wird Europa weniger, genauso als wenn’s eine Landzunge wäre, oder ein Landgut deines Freundes oder dein eigenes. Jedes Menschen Tod ist mein Verlust, denn ich bin Teil der Menschheit; und darum verlange nie zu wissen, wem die Stunde schlägt; sie schlägt dir selbst.

Mit dem Brexit wird keine Scholle, keine Landzunge, sondern die britischen Inseln und ein Stückchen Irland ins Meer gespült, sofern in Großbritannien nicht doch Neuwahlen im November anstehen. Selbstmord aus Angst vor dem Tod nennt das der Politologe, dabei ist gerade von der größten Insel frohe Kunde über uns gekommen. Nein, leider kein neuer Computer von Sir Clive. Aber in Heidelberg hat der Mathematiker Michael Atiyah von der Universität Edinburgh die Kurzfassung eines Beweises der Riemannschen Vermutung präsentiert, basierend auf der müpfigen Feinstrukturkonstante und der Todd-Funktion. Nun wartet alles auf die Langfassung des Beweises, der in den Proceedings of the Royal Society A. erscheinen soll. Was bisher von Atiyahs Beweisführung bekannt ist, ist einfach zu wenig, um den Beweis nachzuvollziehen. Die Skizze sorgte jedenfalls für beste Unterhaltung. Frühestens in zwei Jahren wird das Clay Institute entscheiden können, ob der Beweis tatsächlich erfolgt ist und es ein Jahrtausendproblem weniger gibt. Etwas früher ist die Disruption mit der bayerischen Landesregierung dran.

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Was war. Was wird. Auf Patrouillendienst am Rande der Unmündigkeit
« Antwort #749 am: 07 Oktober, 2018, 10:16 »
Wie immer – und das nun mehr zum tausendsten Mal, seit 18 Jahren –, möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Potztausend, es geht weiter, nicht nur mit dieser Wochenschau. In Meppen qualmt es weiter. Der Verfassungsschutz wird weiter von Hans-Georg Maaßen an allen Hetzjagden vorbei geleitet. Kanzlerin Merkel bleibt im Amt, drölfzig Kommentaren zum Trotz, dass mit der Wahl von einem Ralph Brinkhaus ihr Stündlein geschlagen hat. Jens Spahn muss halt weiter warten, bis er Kalif werden kann anstelle der Kalifin. Mal eben in die USA fliegen und überraschend Verteidigungsfragen besprechen, das kann der Gesundheitsminister. Derweil werkelt sein Haus an einer Fristverlängerung im größten deutschen IT-Projekt: Ärzte bekommen ein halbes Jahr mehr Zeit für die Online-Anbindung der Praxen. Es ist eine schwere Geburt.

*** Lena und Sajid bekommen ein Kind in der Weltstadt der Homöopathie. Wenn es auf der Welt ist, wollen besorgte Deutsche es als Fußball benutzten. Wo es niemals zu Hetzjagden gekommen ist, lässt die Bundesanwaltschaft Mitglieder der rechtsterroristischen Gruppe "Revolution Chemnitz" verhaften. Bundesinnenminister Horst Seehofer, der nach wie vor die Expertise von Hans-Georg Maaßen außerordentlich schätzt, steht bekanntlich über den Dingen und wird von der Zeitung mit dem klugen Kopf als Meisterdenker verehrt.

*** Markus Söder bereitet sich unterdessen den Abflug der Bavaria One vor, den ersten bayerischen Satelliten im Weltall, dem eine weißblaue Raumstation folgen soll, mit Söder als Nachfolger von Cliff Allister McLane. Bayern – unendliche Welten. Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und die bayerischen Kolonien im Weltraum mit dem Biergarten auf dem Mars. Vergessen ist der ganze Krams mit der Bayernwahl, die neue Leichtigkeit zieht. "Seid umschlungen, Mond und Schafe", freut sich die kluge Zeitung über Söders Inszenierung des idealen Oberbayerns auf Instagram: "Bevor Söder sich um Menschen kümmert, die nicht aus Bayern stammen, bajuwarisiert er lieber erst einmal das Weltall", steht hinter einer Paywall geschrieben. Aber vielleicht hat Markus Söder auch den Philosophen Emmanuel Levinas gelesen, der zu Beginn der Raumfahrt über ihr Wesen schrieb: "Die Entwicklung der Technik ist nicht die Ursache — sie ist bereits die Wirkung dieses Leichterwerdens der menschlichen Substanz, die sich ihrer nächtlichen Schwergewichte entledigt." Gut, bei Söder klingt das nicht so philosophisch, aber zumindest diese Ansage hat es in sich: "Wir investieren in Digitalisierung, Robotik, künstliche Intelligenz, Hyperloop und Raumfahrt und entwickeln sogar Quantencomputer." Letzteres ist der Tatsache geschuldet, dass ZITiS in Bayern angesiedelt ist und das Brechwerkzeug für staatliche Entschlüsselungen sein soll.

*** Nur komisch, dass die Blockchain bei Söder fehlt. Hat denn niemand dem Mannsbild erklärt, wie die Blockchain funktioniert? Ist doch ganz einfach. Andere Politiker verstehen das doch auch. Man schaue sich die Brexit-Experten wie den britischen Finanzminister Philip Hammond an, der es in etwa so sagte: "Ich habe keine Ahnung, wie es funktioniert, aber ich habe mir sagen lassen, dass unsere Grenze in Irland mit der Blockchain gesichert werden kann." Was kommt als nächstes? Energiespiralen an den Grenzpfosten? Kann es sich Bayern angesichts der Länge seiner Landesgrenzen leisten, diese nur mit Hyperloop und künstlicher Intelligenz zu sichern? Am nächsten Sonntag werden wir es wissen. Vielleicht fliegt dann einer jetzt schon mit der Bavaria One ab: am Rande der Unendlichkeit ist Vieles möglich.

*** Andere Länder als Bayern, andere Sitten: Das gern erwähnte Social Scoring System in China gebiert nicht den computerunterstützten Überwachungssataat, den Orwell vorab beschrieben hat. Nein, die Software tut nur Gutes und produzierte eine Win-Win-Situation: "Der Staat vertraut seinen Bürgern, die Bürgerinnen ihren Verwaltungen. Endlich werden Steuern bezahlt, wird Betrügern das Handwerk gelegt, überhaupt benehmen sich alle besser. Dank Sozialkredit." Ja, warum führen wir dann nicht auch so ein System ein? Wo doch bei uns schon kaum mehr über Predictive Policing gesprochen und diskutiert wird, sondern über gemeinwohldienstliche Software-Systeme. Derweil darf gerätselt werden, ob der in China verschwundene Interpol-Chef etwas mit den Winz-Chips zu tun hat, die angeblich in vielen Computern nisten sollen, sozusagen als Hardware-Meldesystem.

*** In dieser kleinen Wochenschau fehlen noch die russischen Spione, die zusammen mit der Bechsteinfledermaus im Hambacher Forst in den Bäumen lebten und vor dort aus die nordrhein-westfälische Landesregierung torpedierten. Dass alleine der Protest der Ökos in die sinnlose Abholzung des Waldes, behütet und beschützt von anonymen Tausendschaften der Polizei, den Widerstand abgab, das glaubt ja kein Mensch. Da muss einfach "der Russe" dabei gewesen sein, der überall mit von der Partie ist. Das wird sicher irgendein vergessener Laptop oder eine Speicherkarte zeigen. Das Beispiel aus den Niederlanden zeigt, mit welcher Flappsigkeit heutzutage spioniert wird. In den USA wird das Vorgehen nicht als Spionage, sondern als kriminelle Aktion bewertet. Kein Vergleich mit der OpSec früherer Tage, als es noch zwei deutsche Staaten und einen kalten Krieg gab. Einerseits. Andererseits ist es schon lustig, wie heute die Floskel "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" eingesetzt wird. Nur das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik macht da nicht mit: "Das BSI äußert sich grundsätzlich nicht zur Zuordnung von Tätergruppen, weil dies nicht in seine Zuständigkeit fällt. Das BSI hat daher die Zuordnung von ATP28 zum russischen Geheimdienst weder dementiert noch bestätigt."

*** Während sich der Präsident der USA zu der Ansicht versteigt, "rüde Frauen" hätten, finanziert von George Soros, die Bestallung seines Favoriten Brett Kavanaugh zu einem der obersten Richter der USA behindert, haben Nadia Murad und Denis Mukwege den Friedensnobelpreis zugesprochen bekommen. Natürlich gibt es keinen Zusammenhang zwischen Berufung und Auszeichnung, aber eine innere Logik gibt es, ein Jahr nach dem Start der MeToo-Debatte schon: Vergewaltigung im Krieg und der sexuelle Missbrauch im Alltag sind zwei Seiten, gegen die Konsens und Respekt der Menschenrechte stehen. Die Unermüdliche und der Heiler sind eine gute Wahl. Und wer hätte geglaubt, dass ein Hashtag in den Social Media-Niederungen zu einem Dialog führen würde und die Personen des Jahres bestimmte? Das ist das Positive.

Was wird

*** Noch ein Hashtag gefällig? Am kommenden Samstag wird Berlin #unteilbar werden, mit einer Demonstration für eine offene und freie Gesellschaft. Geplant ist eine Großdemonstration gegen die Ausgrenzung und den Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft, aber auch gegen Überwachung, die Verschärfung der Polizeigesetze und die Vorratsdatenspeicherung, gegen die der Block Freiheit statt Angst demonstriert. In der Annahme, dass auf der anstehenden Konferenz der Bundesinnenminister in Magdeburg ein Musterpolizeigesetz für Deutschland gezimmert wird, sei gleich auf die nächste Aktion #unheimlichsicher verwiesen, die ein Zeichen gegen den irrlichternden Bundesinnenminister und seine Pläne setzen möchte.

*** Ich habe keine Ahnung, wo der perfekte Traum geträumt werden könnte und wo sich Freddie Mercury und Montserrat Caballé nun treffen könnten. Aber es beruhigt ungemein, dass es dieses wunderbare Treffen gegeben hat und in dieser Form aufgezeichnet wurde. Freunde bis ans Ende. Viva!

Quelle : www.heise.de

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