Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 95304 mal)

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Hinter Palme: Schießscharten, wohin man guckt. Ob das gegen hybride Bedrohungen hilft? Hal Faber zweifelt, der BND aber ist zuversichtlich.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Hach, wie süß ist das denn? Die Leinwände waren pink vor Zorn, doch davor die große Glitzer-Gala. Die zauberhafte Juliette Binoche, trug eine elegante Robe mit Goldstaub und einer schwarzen Schleife. Toni Garrn ein Kleid mit bodenlangen Ärmeln zum Drüberstolpern, bei dem man kein Stoff mehr für den Rücken hatte. Und Deutschlands größte Food-Influencerin Janina Uhse kam gar mit einem Slip Dress wie aus dem Bett gehüpft. Ja, die Berlinale ist halt ganz großes Schaulaufen der Labels, bei dem die Männer die zweite Geige spielen – wenn überhaupt. Man nehme nur Morgan Freeman, den Star-Bienenzüchter. Niemand bemerkte Morgan Freeman, niemand notierte seine Kleidung, entworfen vom Label Tar Tuffe.

*** Dennoch war Morgan Freeman in Berlin präsent. Bundeskanzlerin Merkel präsentierte ihn zum Jahrestag der Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit als abschreckendes Beispiel für die hybride Kriegführung in diesem Cyber-Raum. Ihre Rede zur Eröffnung des gebauten Unfalls verdient es, in ihrer bestechenden Logik zitiert zu werden. "Meine Damen und Herren, eine der erfolgreichsten Falschmeldungen der letzten Jahre lautete: 'Legendärer Schauspieler Morgan Freeman gestorben.' Diese Falschmeldung ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr sich das Internet für die schnelle Verbreitung von Informationen eignet und wie häufig Informationen, wie wir alle wissen, manipulativ, nur halb wahr oder sogar gezielt als staatliche Propagandamaßnahme eingesetzt werden. Deshalb müssen wir lernen, auch mit den sogenannten Fake News als Teil einer hybriden Kriegsführung umzugehen."

*** Halten wir inne und überlegen einmal, welche hybride Kriegsführung denn hinter "einer der erfolgreichsten Falschmeldungen" im Cyber-Cyber stehen könnte. Sehen wir der Realität ins Auge und zwar mit den Augen eines Agenten des Bundesnachrichtendienstes. Da ist Morgan Freeman, bekennender Obama-Fan und Vorleser von Trump-Tweets. Die gezielte Nachricht von seinem Tod, illustriert mit Bildern seines zerquetschten Nissans, hätte zu einem Freudenfest der Tea-Party-Anhänger führen können, die Freeman als rassistische Bewegung bezeichnet hatte. Wie gut, wie nützlich ist es da, dass unsere Agenten über diesen kleinen Erdtrabanten im All schnell herausfinden können bzw. konnten, dass Freeman noch lebt.

*** OK, nicht alle 4000 Agenten im dem hässlichen Gebäude arbeiten mit Merkels fliegenden Augen da im Weltraum, "in einem weitgehend rechtsfreien Raum, in den das Grundgesetz nicht hineinreicht, und somit keinen deutschen Beschränkungen unterliegt". Einige werden geduldig klassische Dokumente übersetzen und analysieren, andere werden sich hübsche Legenden ausdenken oder Spy vs. Spy spielen. Doch die hybride Kriegsführung veredelt all das, denn damit sind sie Wahrheitskämpfer, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung hinter der Paywall jubelt. "Dass dem BND plötzlich so viel Vertrauen entgegengebracht wird, dass ihn die Reise von Pullach nach Berlin in einen Wahrheitskämpfer verwandelt, wird dem einen oder anderen Agenten den Abschied vom Gestern erleichtern. Wenn auch schmunzelnd."

*** Ein neuer Typ des Wahrheitskämpfers ist diese Woche aufgetaucht: Ganz im Stil von Donald Trump meldete Jeff Bezos via Twitter eine Aktion ganz besonderer Art, nämlich seine bei Medium veröffentlichte Gegen-Attacke auf einen Angriff des National Enquirer. Der derzeit reichste Mann der Welt nutzte nicht das Umfeld der ihm gehörenden Washington Post, er ließ auch nicht den National Enquirer abschalten, der in einer Amazon Cloud gehostet wird. Pathetisch gesagt verteidigte Bezos die Pressefreiheit und geht das Risiko ein, dass seine Dick Pics der Weltöffentlichkeit präsentiert werden: Seine Journalisten bei der Washington Post müssen nicht die Leser belügen und ihnen verheimlichen, dass American Media Incoprorated als Besitzer des National Enquirer mit Erpressungen arbeitet. Liest man die Antwort, scheint Bezos diese Runde gewonnen zu haben. Weniger pathetisch ist Bezos ein guter Marketing-Man, der sicher Paul Sethes Bonmot kennt. "Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten."

*** Das Gegenstück zum tapferen Wahrheitskämpfer ist sicherlich der Lügner. Doch was ist mit dem Ehrabschneider, laut Duden "jemand, der durch seine unwahren Äußerungen einen anderen herabsetzt und in einen schlechten Ruf bringt", ein Wort, das seit 1977 zum veralteten Sprachgebrauch gehört? Mit seinem Spruch von der "Herrschaft des Unrechts" hat der heutige Bundesinnenminister Horst Seehofer die Ehre des damaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière abgeschnitten, findet dieser. Das Seehofer-Wort vom Unrecht signalisiere einen Rechtsbruch, den es aber nicht gegeben habe. Stattdessen sei die Entscheidung, die Grenzen offen zu lassen, gründlich durchdacht worden. Das sind starke Worte und sie sind geschickt platziert: Schließlich soll heute ein Werkstattgespräch die Politik von Merkel und de Maizière aufarbeiten, das will die neue Großinquisitorin Kramp-Karrenbauer. Das Tribunal kann beginnen.

Was wird.

Wer mit einer Rede von Bundeskanzlerin Merkel beginnt, sollte auch mit dem Ausblick auf eine Rede von Angela Merkel aufhören. Schließlich wird sie politische Keynote zum Thema "The Future of Made in Europe" liefern, wenn nach dem Ende der Berlinale der Digitising Europe Summit von Vodafone die Prominenz nach Berlin zieht. Auf dem roten Teppich defilieren diesmal die Männer. Nein, nicht die hybride Bedrohung Morgan Freeman, aber Tom Enders von Airbus, Alex Karp von Palantir Technologies und DGB-Chef Rainer Hoffmann sind doch auch was. Airbus ist die europäische Musterfirma, nach deren Vorbild bekanntlich ein Airbus der KI entstehen soll, doch Palantir? In Deutschland besser bekannt für Hessendata, die Software, mit der 75 Gramm Schwarzpulver und ihr Besitzer ausfindig gemacht wurde, womit ein großer Terroranschlag verhindert wurde.

Der oberste Gewerkschafter Rainer Hoffmann mag den einen oder anderen verwundern, aber ihn beschäftigt die Jahrhundertfrage Kann KI Mitbestimmung?. Sie ist allerdings eine Frage des letzten Jahrhunderts, so um 1986 herum. Immerhin, jetzt sind wir weiter, denn KI kann nun Moral vom Menschen lernen: Zeit totschlagen ist erlaubt, Menschen totschlagen nicht. So einfach ist das.

Während Vodafone mit seinem neuen Berliner Think Tank Europa im Visier hat, geht es dem Europäischen Polizeikongress um Migration – Integration – Sicherheit, natürlich in ganz Europa und besonders intensiv an den europäischen Außengrenzen. Auch der bereits erwähnte Innenminister Horst Seehofer soll seine Teilnahme signalisiert haben. Inmitten des vollen Programmes steht ganz unscheinbar ein Schmankerl: "Geheimhaltung versus Indiskretion". Was ist vertraulich, was darf veröffentlicht werden? Wieder einmal ist das "Digitale" eine ganz üble Sache, wenn es in der Ankündigung zu diesem Programmpunkt heißt: "Aber viel mehr trägt dazu noch die digitale Öffentlichkeit bei, die Medien ebenso wie Behörden vor eine Echtzeitsituation stellt, die eine Strafverfolgung wie auch das Abwägen der Berichterstattung kaum noch möglich macht. Des Weiteren ist der investigative Journalismus immer häufiger einem Duktus plakativer Enthüllungen folgend." Diskutierende Männer hier: Staatssekretär Stephan Mayer vom Bundesinnenministerium, Wilfried Karl von der staatlichen Trojaner-Schmiede ZITiS und der Journalist Georg Mascolo, seines Zeichens das Aushängeschild für den öffentlich-rechtlichen "Rechercheverbund des NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung".

Die eigentlichen Kämpfer gegen die Geheimhaltung, etwa die Open Knowledge Foundation mit dem dieser Tage gestarteten offenen Handelsregister oder auch die Dokumentenausschneider von Netzpolitik.org kommen nicht zu Worte. Wie jedes Jahr, seit nunmehr 20 Jahren, so auch dieses Jahr, wird gegen den Kongress demonstriert.

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Was war. Was wird. In der besten aller Demokratien.
« Antwort #766 am: 17 Februar, 2019, 09:21 »
Standing Ovations für Anti-Nationalismus? Ja, da schließt sich auch Hal Faber gerne an. Ganz ohne Bauchschmerzen.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Für gewöhnlich sieht man Einhörner nur auf Hackerkongressen oder -Camps. Denn die mörderischen Tiere sind scheu, jedenfalls im Vergleich zum Stadtfuchs. Das ist auch gut so, denn die scharfen Hörner sind schwer gefährlich, wie das die mittlerweile ausgerottete Spezies der Tiger am eigenen Leibe erfahren musste. Damit sind wir bei der schönsten Meldung dieser Woche, "Einhörner rotten Tiger aus!". Alles Übertreibung? Aber nicht doch, denn dieser Tage machte eine Rodomontade der Universität Duisburg die Runden, nach der ein virtuelles Experiment als Ergebnis angeblich den Nachweis erbrachte, dass Social Bots als Zünglein an der Waage funktionieren. Was natürlich ein gefundenes Fressen für düstere Berichte aus dem pöhsen Internet ist, wo Software die Demokratie gefährdet. "Die sowohl beeindruckenden als auch erschreckenden Ergebnisse" sind sprachlich nah an der Schlagzeile mit den Einhörnern und passen bestens zu der von unserer Regierung diskutierten Kennzeichnungspflicht für Social Bots.

*** Kann man die in Duisburg virtuell erforschte furchtbare Wahl-Bedrohung toppen? Wie wäre es mit dieser Jubel-Arie zur Verschärfung des Polizeigesetzes in Nordrhein-Westfalen: "Wenn es aber gelingt, eine Gesetzesänderung mit nicht nur marginalen Erweiterungen polizeilicher Befugnisse mit breiter parlamentarischer Mehrheit der Regierungsfraktionen und Teilen der Opposition zu verabschieden, nachdem eine eingehende fachliche Auseinandersetzung mit einem Gesetzentwurf stattgefunden hat, so ist das Demokratie 'at its best'." Dieser Satz stammt aus der "Zeitschrift für das Gesamte Sicherheitsrecht" (1/2019, S. 9) und sollte nicht ohne die Meldung der tageszeitung von der ersten Anwendung des Polizeigesetzes gelesen werden. Fünf Tage Haft gab es für Demonstranten, die ihre Fingerkuppen mit Klebstoff "unleserlich" machten und damit die Identitätsfeststellung behinderten. "Der Kleber auf den Fingerkuppen war eine gezielte Vorbereitungshandlung. Daraus ergibt sich, dass in Zukunft weitere Straftaten unter dem Deckmantel der Anonymität erfolgen könnten", so ein Sprecher des Gerichtes. So sieht die politische Haft aus in der Demokratie at its best. Mir fallen da ein paar Schimpfworte ein, die zur Löschung dieser Wochenschau führen könnten.

*** Insgesamt war es die Woche der Rechenfehler. Teslas Autosteer senkt nicht die Unfallrate um 40 Prozent, sondern vergrößert sie um 59 Prozent. Der durch die Medienlandschaft ziehende Lungenarzt Köhler entpuppte sich als Mann mit Rechenschwäche, was insofern bedeutungslos ist, weil auch der Verkehrsminister nicht rechnen kann. Überhaupt scheint es einen dunklen Zusammenhang zwischen Automobilbau, Schadstoffbelastung, und der Angst vor Tempobeschränkung zu geben, die den männlichen Verstand überfordert. Dann kommen Sätze wie der von der Enteignung der Fahrer zustande, über die sich ein Altliberaler wie Gerhart Baum nur wundern kann. Alles heiße Luft.

** Ein großer Fehler der ganz anderen Art wird mit dem angestrebten Einsatz von Upload-Filtern gemacht, es ist mehr als ein Aufbruch ins Abseits oder eine Absage an die junge Generation, die das Internet ganz anders nutzt als in der Frühzeit, als Hacker noch Haqr waren und stolz auf ihre Piercings und Pager. Immerhin wird jetzt demonstriert. Wir sind die Bots ist schon mal ein hübscher Einfall. Ansonsten gab es einmal einen Koalitionsvertrag mit folgendem Satz: "Eine Verpflichtung von Plattformen zum Einsatz von Upload-Filtern, um von Nutzern hochgeladene Inhalte nach urheberrechtsverletzenden Inhalten zu 'filtern', lehnen wir als unverhältnismäßig ab." Geschwätz von gestern, wie so vieles in der Politik? In dieselbe Kerbe schlägt auch die Idee, mit proaktiven Filtern terroristische Inhalte aus dem Netz zu entfernen. Die Bestimmung von terroristischen Inhalten ist dabei so weit gefasst, dass die Schädigung des Ansehens von Institutionen schon Terror sein kann.

*** Apropos Terror. Man nehme nur den seltsamen Singsang, mit dem sich US-Präsident Trump über den Fortgang des von ihm selbst ausgerufenen nationalen Notstandes lustig machte, eine geradezu erstklassige Amtsschädigung. Die Kläger gegen den selbst deklarierten Notstand dürften entzückt sein, besonders von der gleichzeitig von Trump aufgestellten Behauptung, dass alles nur passiert, damit sein Mauer-Fetisch schneller befriedigt werden kann. "Ich hätte das nicht tun müssen, aber ich wollte es lieber viel schneller tun", das wird der Satz sein, mit dem an Trumps Regierungszeit erinnert wird. Vielleicht kommen noch Sätze seiner Berater hinzu, die "unverfängliche Twitter-Direktnachrichten" mit Wikileaks und Guccifer 2.0 austauschten.

*** Es gehört zu den seltsamen Momenten der Passlichkeiten, dass an dem Tag, an dem der Schriftsteller Maxim Biller den Linksrechtsdeutschen die Leviten liest, der Tod von Bruno Ganz gemeldet wird. Nein, ein Linksrechtsdeutscher war Bruno Ganz gewiss nicht, nicht einmal ein Deutscher. Der Schweizer, immerhin Träger des Iffland-Ringes, der Hamlet und Hölderlin und den Alpöhi spielte, illustriert da nur als Film-Hitler die Billerei gegen Frank Schirrmacher und seine Epigonen beim Spiegel. Alles verkappte Linksrechte, die einen Dialog mit den "Überlebenden" suchen sollen. Nein, das passt schlecht zu Bruno Ganz. Die große Szene des letzten Großschauspielers ist im Netz wohlbekannt und hundertfach parodiert, doch weithin bekannt wurde er mit der Rolle des Engels Damien, der im Himmel über Berlin lebte. Ob er dort weiterlebt? So ist es wohl die größte Ungerechtigkeit, dass er vielen nur in seiner Rolle im "Untergang" bewusst wurde. Leute, schaut den "amerikanischen Freund", schaut "Messer im Kopf", versucht den Stein-Faust von der Expo 2000 zu erhaschen.

Schaut von mir aus "Heidi", mit dem wohl interessantesten Alpöhi aller Zeiten. Vor allem: schaut "Himmel über Berlin".

Sein letzter Auftritt in dem Film über das Flüchtlingsmädchen Fortuna enthält einen Satz von Ganz, der das ganze Flüchtlingsdrama zusammenfasst: "Wir müssen sie für das lieben, was sie ist und sein will, und nicht für das, was wir uns für sie wünschen." In den Worten des größten Barden:

So ist des Menschen Treiben: heute sprießen
Der Hoffnung zarte Knospen, morgen blühn sie
Und kleiden ihn in dichtem Blumenschmuck:
Und übermorgen, tödlich, kommt der Frost,
Und wenn er wähnt, der gute sichre Mann,
Die Größe reife – nagt ihm der die Wurzel
Und fällt ihn so wie mich.
Der Rest ist Schweigen.

*** Schweigen? Ach, nicht in einer Woche, die damit endet, dass Angela Merkel auf internationaler Bühne mit Standing Ovations für ihr Festhalten an internationaler Zusammenarbeit, Anti-Nationalismus und Multilateralismus gefeiert wird. Standing Ovations, denen man sich tatsächlich anschließen möchte.

Was wird.

Im Reigen der Konferenzen und Redner*innen folgt auf die mutige Merkel mit ihrem Bekenntnis zum Multilateralismus auf der Münchener Sicherheitskonferenz der säumige Seehofer, der nicht, wie in der letzten Wochenschau geschrieben, den Europäischen Polizeikongress eröffnen wird. Er wird von einem Staatssekretär vertreten, schließlich ist die Nachrichtenlage nicht so rosig wie ehedem. Nach dem ach so prima gelaufenen Test der Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz, wird der zweite Test-Teil mit der Erkennung von auffälligem Verhalten aus Geldmangel vorerst von der Deutschen Bahn abgeblasen. Der Schlusssatz dieser Nachricht gibt indes zu, dass mehr als Geldmangel im Spiel ist: "Angesichts des ohnehin angespannten politischen Klimas will bei der Bahn derzeit niemand auch noch eine Diskussion um den Einsatz von Software zur Videoerkennung."

Damit das Warten auf die Erfolgsgeschichte von Polizei 2020 nicht zu lang wird, lohnt sich ein Blick in die USA. Dort finanziert unter anderem die wohl bekannte Firma Microsoft das AI Now Institute, das sich mit der Technikfolgenabschätzung beim Einsatz von künstlicher Intelligenz befasst. Regelmäßig wird gefragt, welche Faktoren die erzielten Ergebnisse verzerren, etwa bei der Gesichtserkennung. Die neueste Studie trägt den hübschen Titel Dirty Data, Bad Predictions und kommt zu dem Ergebnis, dass dort, wo polizeilicher Murks in den Akten geschönt wird, auch die fesche Software zum "Predictive Policing" Murks produziert und keine vorausschauende Polizeiarbeit. Der Nachweis gelang aber nur in drei von 13 Fällen nachgewiesener Datenmanipulation durch Polizist*innen.

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Was war. Was wird. Vom anonymen Gemurmel - dans l'anonymat du murmure
« Antwort #767 am: 24 Februar, 2019, 08:32 »
Seid Ihr es, liebe Vogonen? Seid ihr in gewisse EU-Abgeordnete gefahren und lasst sie Skurriles faseln? Hal Faber graust es, dass Michel sich erbarme.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Der Bürger darf Presseartikel privat nutzen und kann die auch entsprechend hochladen. Auch auf Plattformen hochladen. Das heißt, die Plattform ist dann nicht verpflichtet, hierfür eine Lizenz zu erheben, weil es autorisierte Hochladung ist. Wir als Gesetzgeber geben dem Einzelnen die Möglichkeit, diesen Artikel eben zu privaten Zwecken entsprechend auch hochzuladen." Mit diesem Unsinn hat der Europaabgeordnete Axel Voss von der CDU Artikel 11 der Urheberrechtsreform erläutert, die Europa zu einem Schlaraffenland der Bürger als Hochlader machen soll. Da waren die Bürger sehr froh und jubelten, mit Ausnahme der Bürger, die Abgeordnete sind. Einer Parlamentskollegin erklärte Voss so: Du, für dich gildet das nicht, du darfst nur herumlinken. "Den Link dazu kannst du immer machen, nur ob du den ganzen Text dort sozusagen abbilden kannst, ohne dass der Leser nachher auch zur Webseite der Presseverlage geleitet wird, das müsste man in der Form eines Abgeordneten, ist das vielleicht ... als Nichtabgeordneter darfst du das tun. Da ist die private Nutzung dort erlaubt."

*** Will uns Axel Voss mit diesen Worten klarmachen, dass er die von ihm mitgetragene Urheberrechtsreform überhaupt nicht versteht oder ist da etwas ganz anderes gemeint? Erleben wir die Definition der Vossianischen Altussalvie? Wer spricht, wenn Axel Voss spricht? Wen kümmert's noch, wer spricht und wer hochlädt? Ich glaube, dass Axel Voss ein gebildeter Europäer ist, der Becketts Texte um Nichts als Gutenachtgeschichte nutzt und tief vom Wissen darüber durchdrungen ist, dass es keine Autoren mehr gibt. Presseartikel entstehen in einem vielstimmigen Diskurs, da ist es schlicht egal, wer Hal Faber ist und wovon er seine Existenz bestreitet. Europaabgeordnete legen ja auch nicht ihre Einkünfte offen. "Lieb Bürgerlein, lass das Kopieren sein", so etwas ist für Axel Voss einfach nicht mehr zeitgemäß.

*** Auf seine Weise verbeugt sich Axel Voss vor einem Höhepunkt der europäischen Kultur, der in dieser Woche den 50. Jahrestag hatte. Am 22. Februar 1969 hielt der Philosoph Michel Foucault einen Vortrag vor der Französischen Gesellschaft für Philosophie und fragte in die Runde: "Qu'est-ce qu'un auteur?" Was ist ein Autor? Nach landläufiger Meinung demolierte Foucault mit seinem Vortrag die Literatur und den Autor, doch Axel Voss weist uns mit seiner Intervention ebenso listig und lässig wie Lessig darauf hin, dass Foucault vor 50 Jahren das Problem vom großen Urheber benannte.

*** "Als Leeraussage zu wiederholen, dass der Autor verschwunden ist, reicht aber offenbar nicht aus. Ebenso reicht es nicht aus, endlos zu wiederholen, dass Gott und der Mensch tot sind, von einem gemeinsamen Tod ereilt wurden. Was man tun müsste, wäre, den durch das Verschwinden des Autors freigewordenen Raum ausfindig zu machen, der Verteilung der Lücken und Risse nachzugehen und die freien Stellen und Funktionen, die dieses Verschwinden sichtbar macht, auszukundschaften." Das strenge Denken, das Foucault vor 50 Jahren vorschlug, unterteilte die Diskurse in solche, die die Funktion "Autor" haben und andere, die sie nicht haben. Mit starken Folgen für das Urheberrecht, dass sich nach Foucault um 1800 herum entwickelte und nun von Axel Voss kundig demoliert wird.

*** Alle Diskurse entfalten sich in der Anonymität des Gemurmels, erklärte Foucault. Nutzlos sei es, einen Autor nach den Tiefen seiner selbst abzuklopfen, nach seiner Originalität und anderem Gedöns. Dafür wird man andere Fragen stellen müssen. "Welche Existenzbedingungen hat dieser Diskurs? Von woher kommt er? Wie kann er sich verbreiten, wer kann ihn sich aneignen? Wie sind die Stellen für mögliche Stoffe verteilt? Und hinter all diesen Fragen würde man kaum mehr als das gleichgültige Geräusch hören: 'Wen kümmert's wer spricht?'"

*** Wer Foucault kennenlernen möchte, sei an diese Adresse verwiesen, hier geht es mehr im Sinne des großen Urheberrechtsexperten Axel Voss weiter. Denn was wäre diese Woche ohne all das Gerassel und Gefasel zum Framing-Gutachten der ARD, erstellt von einem Berkeley Framing Institute – oder der Kommunikations-Fachhochschule Karl-Theodor zu Guttenberg, da gehen die Frames auseinander. Immerhin verdanken wir dem Gutachten so schöne Begriffe wie "medienkapitalistische Heuschrecken" oder "profitwirtschaftliche Sender". Da sei doch der heilige Axel vor! Was sind das denn für Deutungsrahmen, die die öffentlich-betulichen Rechtlichen da in ihren Wortschatz integrieren sollen? Ist das schon Neusprech oder nur ein kleines bisschen Sprachmanipulation?

*** Ist es gerechtfertigt, Axel Voss als Vollvossten zu bezeichnen, wie es auf einer Demonstration wählender Bots in Köln geschehen ist? Oder muss man ihn als vogonische Inkarnation begreifen (für die Jüngeren unter uns: Die Vogonen "sind eine der unausstehlichsten Rassen im ganzen Universum - mies gelaunt, bürokratisch, aufdringlich und gefühllos")? Was machen die jungen Bürger da? Bekanntlich geht es bei der EU-Reform nicht nur um Artikel 11 und das Urheberrecht, sondern auch um Artikel 13 und die Upload-Filterei. Bürger mögen Presseartikel hochladen, aber bei Youtube-Videos hört der Spaß auf, für Vossens CDU wie für Schrödingers SPD. Wer die jungen Menschen gleich als Bots abkanzelt, hat schon mal ganz schlechte Karten, von diesen gewählt zu werden. Und komisch, in all den bewegenden Artikeln zum Tod von Rockpalast-Gründer Peter Rüchel finden sich Erinnerungen älterer Semester zu den Line-Ups in der Grugahalle, mitgeschnitten und dann nach eigenem Gusto re-kombiniert, natürlich auch auf Youtube zu finden. Ja, hätte es damals Youtube gegeben, wären die Konzerte nicht nötig gewesen. Jetzt rollen die Naturtränen über die Backe, auch bei der Kölnerin Katharina Barley, die sicherlich den Rockpalast aus ihrem Leben filtern wird.

Was wird.

Die Upload-Filterei soll bekanntlich unheimlich wertvolle Originale vor illegaler Vermoppelung im großen Gemurmel schützen, aber dennoch Parodien im Rahmen der künstlerischen Freiheit zulassen. Das ist nett gemeint, erzeugt aber als unverbindliche Versicherung großes Kopfkratzen. Wie soll das gehen? Wer das Märchen von der künstlerischen Entfaltung glaubt, glaubt sicher auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten, hahaha. Ist das zu platt, die olle Kamelle? Aber nicht doch: Da behauptete ein Bot oder ein Mitarbeiter der "Gesellschaft für Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte" (GEMA) in dieser Woche via Twitter: "Künstliche Intelligenz kann heute Gesichter erkennen, Vorlieben herausfiltern und sogar selbstständig einparken. Da sollte es ein leichtes sein, zwischen Original und Parodie zu unterscheiden." Abgesehen vom Einparken, das eine Frage der Sensor-Steuerung und nicht der Künstlichen Intelligenz ist, sind die Behauptungen samt und sonders Zukunftsmusik, geschickt geträllert.

Wer Zeit und Lust hat, studiere in einer gut sortierten Universitätsbibliothek (noch so eine Zukunftsvision) die aktuelle Ausgabe der Kriminalistik und lese den Bericht über "Personenidentifizierung mittels Mensch und Maschine". Der Artikel ist zwar ausdrücklich auf Bayern beschränkt, umfasst aber auch die intelligente Gesichtserkennung wie die ganz normale zentrale biometrische Gesichtserkennung durch Cognitec-Software beim Bundeskriminalamt, auf die sämtliche dort angeschlossenen Landeskriminalämter via Schnittstelle zugreifen können. Die Computersysteme schneiden nicht besonders gut ab, was vor allem an der mangelnden Bildqualität und der Ausleuchtung der Gesichter liegt. Jedenfalls werden die Systeme im Vergleich zu Personen mit hohem Gesichtserkennungs-Potenzial gesetzt, die zu Super-Recognizern ausgebildet wurden. Ich würde diesen Artikel ganz im Geiste des großen Axel Voss zu einer platten Form hinüber schaufeln, aber halt, es ist ja kein Presseartikel, sondern harte, proprietäre Polizeiwissenschaft. So muss es bei einem vom Zitatrecht abgedeckten Informationsbröckchen bleiben, wenn als Fazit zu lesen ist: "Insbesondere im Zusammenspiel mit der automatischen Gesichtserkennung, deren technische Entwicklung rasant fortschreitet, können Super-Recognizer ein hilfreiches Fahndungsmittel im polizeilichen Alltag darstellen."

Bleibt die Frage mit der Parodie, nicht nur auf Twitter. Fakten, Fakten, Fakten? Wenn selbst die hartgesottenen Rechercheure des Focus bei dem total idiotischen Blasebalgleaks nicht die Parodie erkannten, dürfte die Künstliche Intelligenz auch nicht weiterhelfen. Wer mit Fleischhauern heult, den bestraft halt das Leben.

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« Antwort #768 am: 03 März, 2019, 08:56 »
Manchmal wünscht man sich, die Außerirdischen griffen endlich an. Schluss mit all diesen Unsinnsdiskussionen in diesem unseren Heimatlande, grummelt Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Die Framing-Debatte ist wie ein Volkswagen. Sie läuft und läuft und läuft. Was da an stickigen und gasigen Gedanken erzeugt wird, misst niemand. Bestes Beispiel: Der Heimatlandtag der ARD mit einer anschließenden Diskussion der Heimat und der angeborenen Bringschuld von Migranten, eben diese unsere Heimat zu akzeptieren. Was natürlich auch ein Frame ist, man nehme nur die Debatte zum Einsatz der Bodycams bei der Bundespolizei, bei dem die Bilder der Bürger bis auf weiteres in einer vom BSI zertifizierten deutschen Cloud von Amazon in Frankfurt gespeichert werden. Damit unterliegen sie deutschem Recht und sind alles andere als "heimatlos".

*** Der kanadische Soziologe Erving Goffman entwickelte seine Theorie des Framing zu einer Zeit, als bei uns in Deutschland über Space Invaders diskutiert wurde. Natürlich wurde nicht über Space Invaders oder über Angriffe der Außerirdischen diskutiert, sondern über Killerspiele. Noch schlimmer: Geredet wurde über Killerspielautomaten, die in Killerspielautomatenhallen standen, in denen junge Menschen zu eiskalten Killern abgerichtet wurden und die nach stundenlangem Daddeln als Zombies auf die Straße torkelten. So geht Framing, da braucht man kein Berkeley Institute of Framing.

*** Natürlich gibt es auch in der IT genügend Ansätze zum Framing. Aktuell dokumentiert via First Monday ist der Fall, die Cybersicherheit als elektronisches Pearl Harbour oder "Cyber Pearl Harbour" zu beschreiben und zu framen. Erstmals in dem Buch Information Warfare: Chaos on the Electronic Superhighway dokumentiert, gelangte der Begriff durch einen Artikel von John Markoff zu großer Popularität, als dieser in der New York Times von einem elektronischen Schlachtfeld sprach, auf dem sich Staaten bekämpfen und versuchen, einander zu paralysieren, ohne dass dabei ein einziger Schuss fällt. Die Warnungen vor einem Cyber Pearl Harbour, einem Kalten Cyberkrieg oder einem digitalen 11. September klingen umso dramatischer, je mehr Einfallstore für Cyberattacken genannt werden. So eskaliert der Cyberkrieg vom Bundestag bis zum Staudamm. Wobei auch Soldaten angegriffen werden können, wie Bruce Schneier schreibt, der seit Jahren den Unfug anprangert, einen Cyberangriff mit Pearl Harbour zu vergleichen.

*** Ist es schon Framing oder einfach nur Dummheit? Während die Demonstrationen zur EU-Urheberrechtsreform laufen und dem lausigen Wetter trotzen, macht die Behauptung die Runde, dass es sich im Kern um eine US-gesteuerte Kampagne handelt. Das behaupten zumindest der Webschauder genannte Blog des "Interessenverbandes des Video- und Medienfachhandels in Deutschland e.V." und der Geschäftsführer einer Firma für Content Protection. Zum Beweis nutzte man die offenbar das Twitter-Analysetool Talkwalker, das bei fehlenden Angaben zum Ort eines Twitterers die Sprache analysiert und alle englischen Tweets der schönen Stadt Washington zuschlägt. Zack und Bumms, schon ist klar, dass dort eine Truppe böser Bots hausen muss, deren Schöpfer wahrscheinlich von Google bezahlt werden. Ganz klar erinnert das an die Google-Frage "I am not a robot", mit der Google den Standort unserer Rechner ausspioniert.

*** Dazu passt bestens die These, dass Google und andere US-Anbieter versuchen, die EU-Urheberrechtsreform mit unglaublichem lobbyistischem Aufwand zu verhindern. Hübsch verpackt, dieses Framing der deutschen Urheberrechtslobby, wie damals, als man der Politik dieses Leistungsschutzrecht andrehte, mit dem satte Gewinne gemacht werden. Zur Absicherung des goldenen Rahmens nehme man einen Strategieberater, der die Debatte und den Protest als hysterisch abkanzelt, installiert von Rechtsanwälten, deren Geschäftsmodell es sein soll, Abmahn-Opfer zu verteidigen.

*** Noch'n Wort oder schon ein Meme? Auf alle Fälle ist Techslash ein Trend. Wer sich gegen Google, Facebook oder Amazon wendet, betreibt den Gegenschlag, den Techslash, meint der ewige Internet-Skeptiker Evgeny Morozov, seines Zeichens immerhin der wichtigste Kritikaster seinerzeit. Techslash ist ein von Monat zu Monat zunehmendes böses Erwachen und Staunen über die gigantische Macht von Google und Facebook, oder so. Dagegen fordern Marktliberale einen Anteil an der digitalen Dividende dieser Firmen, während Ökoliberale mit den Mitteln des Kartellrechts vorgehen wollen. Dann soll es noch Anhänger einer radikalen demokratischen Transformation geben, aber sie sind für Morozov zu leise, einfach nicht greta genug.

Was wird.

Im Jahr 1999 schrieb Ray Kurzweil das Buch Homo S@piens, bzw. im Original das "Age of Spiritual Machines". Für 2019 sagte er nicht nur ein bedingungsloses Grundeinkommen für die, Achtung, Framing, "Unterschicht" voraus, sondern hatte eine ganz eigene Vision von den künftigen Dokumenten: "Die Menschen lesen Dokumente entweder auf tragbaren Displays oder, häufiger, in Form eines Textes, der unter Verwendung der allgegenwärtigen Retina-Displays in das stets gegenwärtige virtuelle Environment projiziert wird. Dokumente aus Papier werden nur noch selten benutzt und sind schwer zu bekommen. Die meisten interessanten Papierdokumente aus dem 20. Jahrhundert sind mittlerweile gescannt und stehen im drahtlosen Netz zur Verfügung."

Nun schreiben wir das Jahr 2019 und blicken in die USA, das Land, auf das sich Kurzweils Prognosen beziehen. Niemand anderes als die tapfere Chelsea Manning hat über ihre Anwältin ein Papierdokument ins "drahtlose Netz" gestellt, aus dem ersichtlich wird, dass Manning am 5. März vor einer geheimen tagenden Grand Jury real erscheinen und aussagen soll. Noch versucht sie, sich mit ihren Anwälten gegen die Vorladung zu wehren. Sie ist ein weiteres Indiz dafür, dass die US-Regierung unter Trump versucht, gegen Wikileaks vorzugehen und so die Aussagen vom ehemaligen Trump-Anwalt Michael Cohen zu erschüttern, der eine Verbindung zwischen Wikileaks und dem Trump-Lager anlässlich der Veröffentlichung von Mails von Clintons Wahlkampfleiter John Podesta erwähnt hatte. Was Chelsea Manning in diesem Fall aussagen könnte, ist unklar. Zum Zeitpunkt des russischen Hacks der Mailserver saß sie noch im Militärgefängnis.

Nicht minder rätselhaft ist die Behauptung des eilig aus Vietnam zurückgekehrten US-Präsident Trump, Cohen habe noch in der Zeit als Trumps Anwalt ein Buch geschrieben, in dem er seinen Stil, die Arbeitsweise und die Deals über den grünen Klee lobte. Gut möglich, dass dies in einer virtuellen Realität passierte, in der Trump lebt und in der er gemeinsam mit seinem "guten Freund" Kim Jong Un den Friedensnobelpreis entgegennimmt. Der passionierte Zugfahrer Kim Jong Un lies indes mitteilen: "Der oberste Führer Kim Jong Un drückte seine Dankbarkeit dafür aus, dass Präsident Trump durch lange Hin- und Herreise aktive Anstrengungen für die Erfolge bei diesem Gipfeltreffen unternommen hatte, und tauschte mit ihm Abschiedsgruß aus, indem er ein neues Treffen mit ihm versprach." Auf, auf zu neuen Ufern.

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Jugendliche Politikverdrossenheit? Ach, was, zürnt Hal Faber. Da ist niemand verdrossen. Oder welches Engagement hätten's denn gern?

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das war keine gute Woche. Wie in der letzten Wochenschau vermutet, ist Chelsea Manning in Beugehaft genommen worden, obwohl ihre Aussage nichts über Wikileaks verraten kann, weil sie mit Wikileaks nichts zu schaffen hat. Man kann dazu ihren Auftritt in Deutschland nehmen. Aber, auch das hat die letzte re:publica gezeigt, sie ist ein Mensch mit Prinzipien, zu denen der aufrechte Gang gehört. Doch auch der kostet etwas, nicht nur den Twitter-Account. So ist der eigentliche Skandal einer der US-Justiz, genau wie die Anklage und das Urteil im Fall von Reality Winner, verglichen mit dem milden Urteil für Paul Manafort. Natürlich gibt es Menschen, die diese Ansicht für eine Frechheit halten und meine Meinung über Wikileaks nicht teilen. Das ist alles eine Frage des Identifikationsfilters, um es einmal in den Begriffen einer Europa-Grünen zu sagen, die der Inhaltskontrolle mit Uploadfiltern zustimmt.

*** Ja, diese doofen Filter aber auch. Glaubt man der Justizministerin Katarina Barley, so sind Uploadfilter alternativlos. Man kann dieser Meinung sein, aber dann stellt sich die Frage, warum genau diese unsere Regierung von CDU/CSU und SPD einen Koalitionsvertrag aufgesetzt hat, in dem Uploadfilter explizit abgelehnt werden. So wird Politikverdrossenheit erzeugt, die von der Politik verdrossen beklagt wird. Bemerkenswert auch der angedachte Versuch, die zum 23. März geplanten Proteste durch eine vorgezogene Abstimmung ins Leere laufen zu lassen. So geht Europa, man könnte es Exit nennen. Und ewig wachsen die Memes. Was waren das noch für Zeiten, als die Rede von den Upload-Filtern des Axel Voss als Unsinn galt und als redaktioneller Fehler behandelt wurde. Jetzt sind sie offizielle Politik. Wenigstens die Bots bleiben laut, all die jungen Menschen, die eine unbeschwerte Jugend ohne AOL-CDs hatten und nun ihr ganz spezielles Internet in Gefahr sehen. So geht Politikverdrossenheit, die nicht etwa politikverdrossen ist, sondern mit Verve die Verdrossenheit mit dieser Politik ausdrückt.

*** Geht es Deutschland besser? Geht es nach dem Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier, so ist Klimaschutz superwichtig und eine zentrale Herausforderung der Menschheit für die nächsten 100 Jahre, aber bitte doch nicht auf Kosten unseres Wohlstandes! Der ist offenbar am Allerwichtigsten, so Altmaier mit messerscharfem Verstand. Dass es eine Klimawende von unten geben könnte, wäre für den CDU-Politiker eine ganz unangenehme Entwicklung, man merkt es an den Kommentaren über die impertinenten Schüler, die Freitag für Freitag die Schule schwänzen. Dort, wo der Weltfrauentag ein Feiertag ist, mag sich auch ein BuPrä zeigen und von der Sache angetan sein.

*** Der Weltfrauentag ist gefeiert und die Linguist hat ihren Zweistufenplan zur Erneuerung der deutschen Sprache vorgestellt: Das Binnen-I, das Sternchen und der Schrägstrich machen Frauen eben nur zu Anhängseln der männlichen Form und sind damit abzulehnen im Diskurs der Diversitäten. Und ja, es gibt einen Ausweg, den aber unsere eigens für Frauen gebauten Tastaturen nicht mitmachen: "Am hübschesten wäre ein kleines i mit Sternchen statt i-Tüpfelchen. Das geben aber unsere Tastaturen noch nicht her, deshalb benutzen wir stattdessen vorerst ein Ausrufezeichen: Hörer!nnen." OK, gemacht. Die Karnevalist!n Annegret Kramp(f)-Karrenbauer (hahaha) ist wider Erwarten noch nicht zur ersten Bundeskanzler!nanwärter!n des verkrampftesten Volkes der Welt ausgerufen. Das mögen einige bedauern, indisponierte Politiker jedoch davon abhalten, Amok zu laufen.

*** Die Woche begann mit einer Aufklärung über die künstlichen Idioten des digitalen Kapitalismus und sie endete mit einer Premiere von Hi, AI, einem "Dokumentarfilm" über die Zukunft der künstlichen Intelligenz. Was da dokumentarisch gezeigt wurde, war etwas enttäuschend, denn die im echten Leben gefilmten Roboter waren alle etwas blöd, nicht nur mit abgeschraubtem Kopf. Wie heißt es treffend in der Rezension: "Verblüffend ist nur, wie sehr Chuck und Oma Sakurai um ihre gefühllosen Begleiter buhlen. Aber das Herz des Menschen ist groß, sogar Staubsaugerroboter haben darin Platz." Andererseits ist genau dieses Herz, der Hort einer Vernunft, die gegen die künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann. Das behauptet die Schriftstellerin Ulla Hahn in der aktuellen FAZ hinter einer Artikel12-Wall, in der sie eine "World Community" der Autoren und Leser gegen die KI in Stellung setzt. "Jedes Lesen ist ein Auferweckungsprozess. Wir verschaffen dem Gedicht, der Musik, dem Bild einen Moment der Ewigkeit – und damit uns selbst. Eine Ahnung davon, was es heißt, unsterblich zu sein: im Geiste!" Das Ganze ist übrigens mit der Empfehlung an angehende Schriftsteller garniert, mindestens eine Programmiersprache zu lernen, für den Fall, dass es mit der Unsterblichkeit nicht klappt.

*** Wobei es sich bei Bildern lohnt, auf unsterbliche künstliche Intelligenz zu setzen: Das von einem GAN (General Adaptive Network) produzierte Portrait von Edward Bellamy erzielte bei einer Auktion 432.500,00 Dollar und kam damit auf das 45-fache des angesetzten Wertes. Was Konsequenzen hat: Mit AICAN hat die erste künstliche Intelligenz eine eigene Ausstellung in einer Galerie bekommen. Natürlich wird Google bald auch diesen Markt mit feschen Bildern dominieren. Sie haben einfach die besseren aktiven Neuronen da drüben im Silicon Valley der Maschinen-Menschen. Oder sprechen wir schon von Mensch-Masch!nen, denen Networking alles bedeutet?

*** Mit der Unsterblichkeit mag manche KI und auch Ulla Hahn so ihre Probleme haben. Einer hat sie sicher nicht: Der große Zampano des ProgRock, Robert Fripp, dürfte für alle Zeiten in den Annalen der Musik als Mastermind von King Crimson gefeiert werden. Anlass dazu geben die Alben und Konzertmitschnitte ja genug, es ist aber seit Anfang des Jahres auch noch ein besonderer Anlass zu feiern – denn King Crimson wird 50, wobei Fripp immer noch die treibende Kraft ist. Am 13. Januar 1969 gaben sie ihr erstes Konzert, gefolgt von dem wegweisenden Album "In the Court of the Crimson King".

Dass Robert Fripp die Sounds für Windows Vista komponierte, die so Mancher ihm als Verrat auslegte, sei ihm verziehen. Genauso wie Greg Lake aus der King-Crimson-Urbesetzung, dass er später die Kitsch-Seite bei Emerson, Lake & Palmer gab und vor allem auf den späten ELP-Alben für einige sensationell missglückte Schlagerausritte sorgte. Derzeit sind King Crimson auf Jubiläumstournee, wer ein Konzert in der Nähe besuchen kann, sollte nicht zögern: Die alten Herren sind gut drauf und spielen herausragenden, auch heute noch avantgardistischen ProgRock mit starken Funk- und Jazz-Einflüssen. Und es gibt diverse Neuveröffentlichungen von Konzertmitschnitten aus allen King-Crimson-Lebensphasen. Wer von ProgRock nicht King Crimson, sondern nur Genesis, Yes oder Emerson, Lake & Palmer kennt, der hat was verpasst.

Was wird.

Das Jahr, in dem das Internet viele Geburtstage feiern kann, könnte auch das Jahr sein, in dem das freie Internet zu Grabe getragen wird. Der Protest geht damit weiter, denn die Betroffenen realisieren mehr und mehr, dass "Identifikationsfilter" eine Vorzensur für freie Inhalte sind. Bekanntlich droht ein Streik bei Wikipedia das öffentliche Wissen am 21. März in allgemeines Unwissen aufzulösen. Wobei das Unwissen auch bei denen zu finden ist, die die Idee mit den Uploadfiltern für eine gelungene Sache halten. Das wird beim deutsch-französischen Kompromiss sichtbar, bei dem sich Web-Angebote parallel zum Upload eines rechtmäßigen Urhebers um eine Genehmigung "bemühen" und diese Bemühung auch noch als "ausreichendes Bemühen" dokumentieren müssen, für den Fall der Fälle, dass Klage erhoben wird.

Langsam kommt eine andere Abschaltung, die ganz unabhängig von den Upload-Filtern ist, nämlich die vom ungeliebtesten sozialen Netzwerk Google+. Das war ein Kommentarsystem, das viele dennoch mochten, weil dort zivil diskutiert wurde.

Eigentlich sollte schon seit Donnerstag die Kommentierfunktion abgeschaltet sein, doch bislang sind nur ein paar Funktionen und Widgets verschwunden. Jedenfalls nähert sich die große Abschalte am 2. April. und der Gang in die Diaspora oder die Fediversen von Mastodon steht vielen Plus-Fans noch bevor. Dies nur als Erinnerung. Was bleibt, ist die Erfahrung, dass Menschen manierlich diskutieren können – aber das wissen die weisen Heise-Foristen ja längst.

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Was war. Was wird. Down under und anderswo.
« Antwort #770 am: 17 März, 2019, 08:58 »
Trauer reicht nicht. Die neofaschistische Ideologie, geprägt von europäischen Populisten und Identitären, hat erneut ihr wahres Gesicht gezeigt, zürnt Hal Faber

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Eigentlich sollte diese kleine Wochenschau in der 1024. Ausgabe über die Freitagsdemonstranten gehen, die bald alle wählen dürfen. Doch es ist anders gekommen. Dazu kommt das zusammengeschusterte Shitposting vom großen Austausch zum Massenmord in Neuseeland. Wie beschrieb es der Rechtsextremismusforscher Matthias Quent: "Das ist nicht das Machwerk eines Irren, sondern eine ziemlich kohärente neofaschistische Ideologie, die dort dokumentiert wird, die Ideologie einer globalen rechtsradikalen Bewegung, die sich in einem Kulturkampf sieht, einem Kampf gegen den angeblichen Untergang durch Überfremdung." Die von europäischen Neofaschisten in Deutschland, Frankreich, Norwegen und Serbien geprägten Ideen zündeten in Neuseeland.

*** Sie zündeten auch bei kranken Geistern in 8chan, 4chan usw., bei Reddit und anderen Plattformen, auf Youtube und Facebook. Besonders ekelhaft die Kommentare auf den Bilderbrettern, die die weiße Überlegenheit feiern. Welche Überlegenheit? Weder Anders Breivik noch Brenton Tarrent ließen sich auf einen dieser Kämpfe mit Bewaffneten ein, die im "Manifest" verherrlicht werden. In Neuseeland stoppten zwei "Dorfpolizisten" den Mörder nach 36 Minuten. Soviel zu einem, der neben Breivik den Kriegsverbrecher Radovan Karadžic verehrte und sich auf einer Reise durch Osteuropa offenbar radikalisierte. Abseits der Tat regt sich Kritik an den Internet-Konzernen mit ihren unzureichenden Upload-Filtern oder dem zu langsam reagierenden Filter-Personal. Die Cleaners waren zu langsam an Ort und Stelle.

*** Im Manifest des Mörders findet sich ein Link auf diesen Bericht der Deutschen Welle über ein rechtsradikales Netzwerk in der Bundeswehr, das Brenton Tarrent wohl als Teil eines kommenden Aufstandes begriff. Dieses Netzwerk names Uniter, angestiftet, propagiert und kommandiert von einem "Hannibal", wird heute in der tageszeitung in aller Ausführlichkeit beschrieben.Hannibals Reisen haben das Zeug, zum wichtigsten politischen Text des Jahres zu werden, ganz ohne Relotius-Gesäusel. Beschrieben wird die Gründung des Uniter-Vereins verbündeter Kämpfer und "Sicherheitsberater" in Stuttgart, von einem, der in Calw beim Kommando Spezialkräfte stationiert war. Hannibal hatte enge Verbindungen mit Franco A., jenem Offizier, der sich als syrischer Flüchtling ausgab und in Wien eine Pistole für einen Anschlag versteckte. Das rechtsextremistische Untergrundnetzwerk, von dem laut taz-Bericht weder der Militärische Abschirmdienst noch der Verfassungsschutz Kenntnis haben wollen, war nicht nur in der Bundeswehr aktiv. Mitglieder von Uniter waren auch bei der Polizei, bei der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit BFE 523. Der damalige Chef der inzwischen aufgelösten Einheit arbeitet heute als Chef einer Sicherheitsfirma für Uniter. Ein weiteres Mitglied dieser Einheit war Michèle Kiesewetter, die vom NSU erschossen wurde: Die Recherche der Journalisten ist lange noch nicht zu Ende.

*** Verbindungen gibt es auch nach Österreich, wo Uniter als Verein Mitglied in einem Pseudo-Ritterorden namens Lazarus Union war, wie die Journalisten vom österreichischen Standard herausfanden. In rechter faschistischer Tradition ist die Alpenfestung ein wichtiger Rückzugsort. Besonders bizarr ist die Verbindung zu den Philippinen, wo die Polizeikräfte trainiert werden sollen, die von ihrem Diktator Duarte zum Schießen auf Drogenhändler und -Konsumenten ermutigt werden. Ob es Verbindungen zu den supendierten bayerischen Polizisten gibt, wäre eine interessante Frage. Die dokumentierte Ahnungslosigkeit in Sachen Uniter ist jedenfalls groß, wie ein Kommentar der Generalbundesanwaltschaft zeigt: "Also das soll jetzt nicht heißen, dass wir mit der Geschichte Gruppe Süd, Verbindung Franco A., Uniter, das kann sich alles noch ergeben, am Ende sind. Also da bitte ich das Ermittlungsergebnis noch abzuwarten." Das Internet ist halt auch ein Wartesaal.

*** Manchmal warten wir auf Godot, ein anderes Mal auf Snowden oder den Techniker der Telekom: In der letzten Ausgabe des Snowden-Zählers berechnete John Young von Cryptome.org, dass es beim aktuellen Tempo der Veröffentlichung von Snowdens Enthüllungen wohl 42 Jahre dauern wird, bis das gesamte Material online verfügbar ist. Das stellt sich nun als falsche Berechnung heraus, denn die Veröffentlichung der NSA-Dateien wird von Intercept eingestellt. Zynisch gerechnet, rentieren sich Veröffentlichungen nicht mehr, da das verbleibende Material zu randständig ist. OK, für künstlerische Aktionen könnte es reichen, doch Wayne Warholst? Aber die Götter der IT sind ihren Priestern gnädig: Irgendein Big-Data-Deep-Learning-Quantupel dürfte die Reste verwerten, die einst höchst romantisch unter einer Bettdecke in Hongkong den Besitzer wechselten, nachdem sie durch einen Yubikey befreit wurden. Snowden übergab die Dateien an die Filmemacherin Laura Poitras, die nun per Anwalt daran gehindert wurde, ihren Ärger über den Stopp des Projektes publik zu machen. Vielleicht ist ja die allseits entliebte Firma Huawei daran interessiert, das Material für weitere Sticheleien gegen Cisco und die NSA auszuwerten. Das Geld könnte die humanistisch gesinnte Omidyar Foundation zur dringend nötigen Versorgung entrechteter Snowden-Unterstützer verwenden.

Was wird.

Kopfkratz und Augenreib: Will die CDU wirklich Uploadfilter verhindern und sich damit an den mit der SPD ausgehandelten Koalitionsvertrag halten? Oder ist es eine nachhaltige LED-gedimmte Nebelkerze, einzig zu dem Zweck eingeschaltet, Hashtags wie #NieWiederCDU auszubremsen? Schließlich steht am nächsten Samstag die große Demonstrationswelle all derer auf dem Plan, die Artikel 13 für den EU-weit ausgestellten Totenschein des freien Internets halten. Zunächst einmal erinnert das mit feiner Formulierungskunst dahingeworfene "wollen" an Karl Valentin, den Urheber des Satzes "Mögen täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut." Währenddessen warnt die SPD ihren Koalitionspartner vor einem "nationalen Alleingang". Was sicher ein deutsches Computerspiel ist.

Dann erinnert die wachsweiche Formulierung der erlaubten Uploads "unterhalb einer gewissen zeitlichen Grenze" daran, dass man sich offensichtlich nur Gedanken über Musikstücke gemacht hat. Zudem fehlen in der Konstruktion die flankierenden Maßnahmen wie das Austrocknen des Darknets, in dem Urhebereien illegal verscherbelt werden. Weiterhin könnte man Waberlohen erwähnen, wie die Behauptung in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", das prominente Youtuber gegen Geld bei dem Protest mitmachen. Die Werbeknete für diese Aktion soll von Create Refresh kommen, wo man den seltsamen Satz mit einem fehlerhaften Possessivpronomen lesen kann: "Wir rufen alle Macher und Künstler dazu auf, eine Bewegung in Gang zu setzen, um euer Recht auf Meinungsäußerung zu verteidigen."

Wo wir gerade beim Recht auf freie Meinungsäußerung sind: Der Versuch der FAZ, die NGO European Digital Rights mit Schmutz zu bewerfen, ist eine Sauerei. Gegenüber dem millionenschweren Lobbyismus der Verlegerverbände mit 60.000 bis 120.00 Euro, die der nun ausscheidende CDU-Abgeordnete Elmar Brok von der Bertelsmann AG kassierte, sind die ca. 15.000 Euro Reisekostenunterstützung von den Open Society Foundations ein Witz. Pro EU-Land stehen 500 Euro für die Reise nach Brüssel zur Verfügung.

Reden wir über Geld. Vor 32 Jahren schrieb ein Hacker mit dem Handle "Psychedelic Warrior" dieses Traktat über eine Gesellschaft ohne Geld, die sich nach den Prinzipien des Anarchismus im freien Tausch entfaltet. Der Hacker PW war Mitglied der Gruppe Cult of the Dead Cow, die das in dieser Woche aufgeblitzte 31337 für "Elite" erfand.

Sein Text endete optimistisch, fast im Sinne der Fridays for Future: "Remember, we are the next generation, and will soon rule the world." Inzwischen ist "Psychedelic Warrior" erwachsen geworden, hat aber weiterhin Großes vor: Beto O'Rourke möchte US-Präsident werden. Er wäre wohl der erste Politiker, dem man nicht dieses Internet erklären müsste.

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Was war. Was wird. Aus dem Tagebuch eines Urhebers.
« Antwort #771 am: 24 März, 2019, 08:00 »
An Kulturpessimismus herrscht kein Mangel dieser Tage. Hal Faber macht es wütend, wenn zukunftsfrohe Netzbürger als hohle Konzernapologeten verteufelt werden.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Als Journalist lebe ich seit 1985 hauptberuflich als freier Journalist vom Schreiben mal kurzer, mal langer Texte über das, was damals "die neuen Medien" genannt wurde. Da ging es um das verkabelte Leben und die Frage, was dieses neue Bildschirmtext mit den Familien anrichtet. Die Antwort damals: Orientierungsverlust und Erfahrungsverlust zerstören die Familie. Auf Autos prangte neben der Anti-Atom-Sonne mitunter die Plakette "Computermacht steigern? NEIN! Daten verweigern!" zusammen mit einer aus Tabellierpapier gestanzten Menschenschablone. Das, was heute "die Digitalisierung" genannt wird, war im vollen Gange. Man konnte gut von seinen Texten leben, denn der Bedarf an Texten, die den "Kollegen Computer" erklärten, war hoch. Zum Jahresende klackerten die Schreibmaschinen: Es galt, jeden einzelnen Text in die blauen, später rosafarbenen Formulare der Verwertungsgesellschaft Wort zu tippen und damit bei der VG Wort zu melden. Aus den Meldungen wurden die Ausgleichszahlungen für Vervielfältigungen berechnet, die sich aus den Zahlungen an die VG Wort im Rahmen der Fotokopierabgabe speisten. Das Geld ging zu gleichen Teilen an mich als Urheber und den Verlag als Verbreiter der urgehebten Texte. So war das in der guten alten Zeit (TM). Das Halbe-Halbe bei der Geldverteilung zwischen Urheber und Verlag galt übrigens nur für Fachverlage, wie der Heise-Verlag einer ist.

*** Heute sieht es anders aus. Heute klagen selbst fest angestellte, gutdotierte Journalisten großer Blätter: "Die Digitalisierung hat im eigenen Beruf schon viel Schaden angerichtet. Honorare und die Zahl der Arbeitgeber sind geschrumpft, Arbeitsaufwand und -zeit gestiegen, das Recht am eigenen Werk ist im Netz noch schwerer durchzusetzen als gegen Verleger und Medienhäuser." Das Ganze wird gerne mit Binsen garniert wie der Bemerkung, dass man doch von der eigenen Arbeit leben müsse oder dass das Wort "Upload-Filter" gar nicht im Vorschlag über das Urheberrecht und die verwandten Schutzrechte im digitalen Binnenmarkt steht, gegen den an diesem Wochenende europaweit demonstriert wird. Das stimmt, wenn man nur die Buchstaben zählt, geht aber Thema geschrumpfter Honorare und Werkrechte vorbei. Denn es ist der Passus über die Verwaltungsgesellschaften wie der deutschen VG Wort, der die ganze Misere illustriert und erklärt, warum die bei Verlagen festangestellten Journalisten samt und sonders durchdrehen und gleich vom "Uploadfilter im Kopf der Kapitalismuskritiker" faseln (Frankfurter Allgemeine Zeitung). "Die Mitgliedstaaten sollten gemäß ihren nationalen Regelungen frei festlegen können, wie Verlage ihre Ansprüche auf eine Ausgleichsleistung oder Vergütung zu begründen haben, sowie die Bedingungen für die Aufteilung dieser Vergütung oder Ausgleichsleistung zwischen Urhebern und Verlagen." An erster Stelle stehen hier die Verlage und ihre Ansprüche, im Nebensatz erst kommt die Ausgleichsleistung zwischen den Verlagen und den Urhebern. Das gibt zu denken.

*** Wie sieht das heute aus? Diese kleine Wochenschau kommt mit einem Session Cookie, einem Zählpixel der VG Wort, gesetzt vom CMS, später zur Meldung bei der VG Wort abgeschickt vom Heise-Verlag. In der VG-Abrechnung kommen dann rund 1000 Euro pro Jahr zusammen, was von der Zahl der Leser abhängt, die das WWWW lesen. Die charmanteste und beste Erklärung kommt vom freien Journalisten Ulf Froitzheim und sie sei für den Fall der Fälle raubmordkopiert, dass der vom Leser genutzte Browser sie wegen irgendeiner Cookie-Einstellung nicht zeigt: "Willkommen in meiner Wortpresse. Ich muss Sie gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) warnen - nicht vor mir, sondern vor allem vor Google (s.u.), aber auch vor zwei Kleinigkeiten. Zuerst zu diesen: Ich setze auf diesen Seiten zwei Software-Komponenten (Wordpress-Plugins) ein, die Cookies setzen. Das eine kommt witzigerweise just von dem Plugin, das Sie gerade sehen, weil es Sie über Cookies informiert. Dieses Cookie dokumentiert die Tatsache, dass Sie den Cookie-Hinweis angezeigt bekommen haben; es hat eine Lebensdauer von nur einer Stunde, weniger kann ich nicht einstellen. Diesen Aufwand muss ich aufgrund der DSGVO leider treiben, denn ich setze harmlose Session-Cookies ein, die es der Verwertungsgesesellschaft Wort erlauben, die Zugriffe auf Texte zu zählen; wenn genügend unterschiedliche Personen dieselbe Seite lesen, bekomme ich von der VG Wort Tantiemen. Das macht mich nicht reich, aber warum sollte ich auf Geld verzichten, das mir von Gesetz wegen zusteht? Und was passiert da genau? Also: Session-Cookies sind kleine Informationseinheiten, die vollautomatisch im Arbeitsspeicher Ihres Computers abgelegt werden. Sie enthalten eine zufällig erzeugte eindeutige Identifikationsnummer, eine sogenannte Session-ID. Wie alle Cookies enthalten sie Angaben zu ihrer Herkunft und Speicherfrist. Session-Cookies können keine anderen Daten speichern. Diese Zugriffssmessungen werden von der INFOnline GmbH nach dem Skalierbaren Zentralen Messverfahren (SZM) durchgeführt. Sie helfen dabei, die Kopierwahrscheinlichkeit einzelner Texte zur Vergütung von gesetzlichen Ansprüchen von Autoren und Verlagen zu ermitteln. Über diese Cookies werden keine personenbezogenen Daten erfasst."

*** Ulf Froitzheim sei auch deswegen verlinkt, weil er den Artikel 12 erklärt, um den es hier geht. Denn wenn der Artikel durchkommt, gilt es die Verlegeransprüche und die Quote neu zu verhandeln, mit der die Ausschüttung berechnet wird. Aktuell liegt sie längst nicht mehr bei 50/50, sondern ist nach einem Gerichtsurteil gesenkt worden und liegt bei 30 Prozent für den Verlag und 70 Prozent für den Autor. Ich habe die Befürchtung, dass die Verlage versuchen werden, die alte Quote zu restituieren. Andere gehen noch viel weiter und befürchten, dass den Verlagen das uneingeschränkte Recht eingeräumt wird, die Quote selbst zu bestimmen. Ulf Froitzheim, der als Vertreter der Journalisten die Quote für die Urheber verhandeln dürfte, ist da viel optimistischer: "Da auch die wissenschaftlichen Autoren keineswegs alle bereit sind, den Verlegern noch so viel abzugeben wie 'vor Vogel', werden Autoren und Verlage gemeinsam ein Modell entwickeln müssen, das für beide Seiten akzeptabel ist, also weder auf alter Höhe noch bei Null liegt.

*** Über den Rest der Reform des Urheberrechtes mit seinem handwerklich vergurkten Artikel 13/17 ist in dieser Woche viel geschrieben und noch mehr übertrieben worden. Selbst die katholische Kirche kommentierte das weltliche Treiben, auch wenn die Agentur den Kommentar verdrehte, der Uploadfilter in die Hölle verbannte. Ja, ausgerechnet die Deutsche Presse Agentur (dpa), sonst eher der sachlichen Berichterstattung verpflichtet, veröffentlichte einen Aufruf, der mit blanker Hysterie endet: "Die Verabschiedung dieser Richtlinie ist eine Frage von Leben und Tod für die Medien und entscheidend für das Überleben vieler Künstler und Autoren." Eine Frage von Leben und Tod, die gleich für alle Medien gilt und selbstverständlich auch für das freie Internet, wie es von Medien und Mediennutzern gleichermaßen geprägt ist, das zeugt von einem Kulturpessimismus, der die eigene Rolle viel zu hoch ansiedelt. Geht es noch höher? Aber ja doch. Die Zeit veröffentlichte einen fiktiven Dankesbrief von Jaron Lanier, der angeblich mit den europäischen Piratenparteien abrechnet, die die "Linken" unschädlich gemacht haben sollen. Gleichzeitig hätten sie das Urheberrecht zertrümmert und damit den Mächtigen im Silicon Valley in die Arme gespielt, die Massendaten brauchen, um ihre bald weltbeherrschende Künstliche Intelligenz zu verbessern. Dass die Piraten in vielen Ländern Europas längst Geschichte sind, scheint Lanier nicht zu wissen. Möglicherweise schließt er aber auch von der klugen Piratin Reda auf die Existenz einer großen Bewegung. Dann dürfte ihn der nächste Schritt nachhaltig wundern: Julia Reda geht ans MIT Media Lab, um bei Joi Ito zu promovieren, der gerade über Ethik und KI forscht.

Was wird.

Ethik bestimmt das sittliche Handeln der Menschen unter der Voraussetzung, dass Menschen zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Dazu braucht es ein gewisses Alter und Lebenserfahrung. Manchmal werden auch übernatürliche Wesen bemüht, die Gut und Böse in einer Religion verpacken. In den nächsten Tagen will das Bundesinnenministerium, das in dieser Woche seine stolze Bilanz präsentierte, sich daran machen, dass der Verfassungsschutz Kinder ins Visier nehmen darf. Offensichtlich hat man im Ministerium den neuen Dokumentarfilm Of Fathers and Sons - Die Kinder des Kalifats vorab gesehen und hat sich entschlossen, zu stignmatisieren, was nur irgend stigmatisiert werden kann. Passend dazu kommt die geplante Erlaubnis, Flüchtlings-Smartphones von Jugendlichen präventiv mit Trojanern überwachen zu lassen. Wir wollen frühzeitig wissen, wer gut und böse ist.

Das ganze Überwachungs-Arsenal im Namen der Sicherheit macht aus unserer Republik noch keinen Überwachungsstaat, iwo. Schließlich gibt es auch Verbesserungen zu vermelden, jawohl. Es gibt keine Videoüberwachung mehr, nur noch die viel sanftere Videobeobachtung, mit der Straßen und Plätze "videogeschützt" werden. Big Brother ist ein liebevoller Opa für die kleinen Racker. Da muss man sich glatt ganz doll mitfreuen, dass passend dazu aus Marc-Uwe Klings Qualityland in den USA eine TV-Serie gemacht wird, die von Mike Judge kreiert wird. So schön kann Zukunft sein.

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Es gibt noch gute Nachrichten, auch wenn manchen die Grenzen ihrer Welt nicht nur sprachlich aufgezeigt werden, freut sich Hal Faber.

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Was war.

*** Nein, das Netz ist nicht kaputt. "Wenn Information an Information gerieben wird", schrieb Marschall McLuhan zu den Netzstrümpfen, "erzielt man erstaunliche Ergebnisse". So leben wir mit erstaunlichen Ergebnissen in interessanten Zeiten. Selbst der größte Aprilscherz schafft es nicht, sich an den Kalender zu halten. Da war doch dieser Tag, an dem Geschichte hätte geschrieben werden können, doch dann haben sie sich nicht zu dürfen getraut, um es mit Karl Valentin zu sagen: Am 29. März wollte Großbritannien die EU verlassen und wieder eine Weltmacht werden, wie es Jacob Rees-Mogg behauptete. Mitten in der Fastenzeit wollte der gläubige Katholik an diesem Datum ein paar Flaschen Bollinger köpfen und "Rule, Britannia!" anstimmen. Daraus wurde nichts, denn Theresa May verlor am Donnerstag auch die dritte Abstimmung – und die acht Probewahlen tags zuvor. Macht nichts, jetzt soll die vierte kommen. Irgendwie erinnert das an die sehr britische Sage vom Schwarzen Ritter und seinen vier Gliedmaßen, die man, Uploadfilter hin, Uploadfilter her, bei Youtube bestaunen kann. Genießen wir es mit ein paar Flaschen Pol Roger, es gibt ja nicht allzu viel zu lachen in einer Zeit, in der selbst Microsoft :Aprilscherze untersagt. Oder sollt es lieber ein, zwei, drei Pint lauwarmes Bier sein?

*** Der nächste "Stiff Upper Blörb" zu diesem Thema ist dann der 12. April. Ausgerechnet am Ehrentag des Union Jack, der vor 413 Jahren erstmals gehisst wurde. Die Mischung aus Georgskreuz (England) und Andreaskreuz (Schottland) wurde später noch einmal mit dem Patrickskreuz (Irland) aufgepeppt. Jetzt sieht es dachlattentechnisch so aus, als würden sich diese drei Länder am liebsten mit richtigen Kreuzen prügeln. Die beste Aprilscherzrede hielt denn auch Steve Baker von der European Research Group des Jacob Rees-Moog. Er brüllte, dass er mit einem Bulldozer kommen und die Trümmer des Unterhauses in die Themse schieben werde. Das wäre dann der große Abriss.

*** Bekanntlich hat sich auch die EU nicht mit Ruhm bekleckert und für den Einsatz von Uploadfiltern gestimmt. Die Meldung zu dieser Entscheidung dürfte es zusammen mit 2400 Kommentaren locker in die Top Ten von 2019 bringen. Besonders beschämend, wie zur Rede von Julia Reda gepöbelt wurde. Nichts zu spüren von der Würde des Hauses, auch hier war die Bulldozerei beim Brüllen nicht fern. In der Rede ist das Logo der Piratenpartei eingeblendet, was schon wieder historisch ist. Denn Julia Reda hat die Piratenpartei verlassen, weil ihr ehemaliger Büroleiter Gilles Bordelais auf Platz 2 der EU-Wahlliste der Piraten kandidiert. So ist die bittere #MeToo-Debatte wieder auf der Tagesordnung und dieses Twitter-Video endet ebenso bitter wie konsequent: "Wenn ihr also meine Arbeit wertschätzen wollt, dann wählt eine Partei, die sich gegen Uploadfilter engagiert hat - aber wählt nicht die Piratenpartei."

*** Und sonst so, was sagt die Bewegung? Halt, da ist gar keine, meint ein Journalist und schreibt davon, dass all die protestierenden Youtuber keine Freiheitskämpfer sind. "Ich schlage vor, in den Uploadfiltern ganz pragmatisch eine Chance zu sehen. Die Macht über künstliche Intelligenz und unsere Timelines liegt doch eh schon im Silicon Valley. Uploadfilter wären die ersten Algorithmen, die unter Beobachtung der Netzgemeinde stünden, statt sich ihnen willenlos zu unterwerfen. Daraus könnte ein neues Bewusstsein entstehen, ein Bedürfnis, auch das Bisherige unter öffentliche Kontrolle zu stellen. Möglich wäre auch, solche Filter mit staatlicher Förderung in Europa zu entwickeln und kleine Plattformen zur Verfügung zu stellen." Wir halten fest: Gegen die Macht der großen Netzkonzerne mit der Verfügungsgewalt über die künstliche Intelligenz können quelloffene Filter, die mit staatlicher Förderung in Europa programmiert werden, ein Widerstandszeichen setzen. Logik, ick hör Dir trapsen, oder, wie Wittgenstein so schön sagte: "Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt." Diese Welt scheint sehr klein zu sein.

*** Und überhaupt: Da kommt die Erfolgsmarke "KI made in Germany" ins Spiel, gegen die KI der anderen und so passt es wie die Faust aufs Auge, dass in dieser Woche ein elfköpfiger internationaler KI-Experten-Beirat ins Leben gerufen wurde, der vernetzt und verzahnt, was es nur in der KI zu vernetzen, zu verzahnen und zu verarzten geht. Wer jetzt lästert, es gehe da nur um das Abgreifen und Kanalisieren von Fördergeldern, also den 500 Millionen oder den drei Milliarden, die bis 2025 angepeilt sind, hat natürlich recht. Darum geht es immer. Gut lässt sich das bei Turing Awards für 2018 verfolgen, deren Preisträger in dieser Woche der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Kein Deutscher dabei? Gähn, was für eine uninteressante Meldung.

*** Liest man die Begründungen der Association of Computing Machinery, so wird schnell klar, dass alle drei Preisträger für ihre Pionierarbeiten auf dem Gebiet des Deep Learning geehrt werden. Nun lade man das Strategiepapier der Bundesregierung in einen Dateibetrachter und gebe als Suchbebegriff mal "deep" ein. Kein Treffer? Vielleicht wollten sich die KI-Strategen der Regierung keine Blöße geben, wie weiland der heutige Turing-Preisträger Geoffrey Hinton, der in seinem Paper von 1983 alle möglichen Begriffe benutzte, um die Aufpasser der offiziellen KI-Lehre nicht zu wecken. Den hübschen Rest vom Paradigmenwechsel kann man bei Thomas Kuhn lesen. Vielleicht aber haben die KI-Strategen der Regierung aber auch keine Ahnung zum Forschungsstand bei neuronalen Netzen. Das wäre doppelplusungut, um es höflich im Forensprech auszudrücken.

*** Gute Nachrichten? Klar! Der SC Freiburg hat bei den Bayern ein Unentschieden geschafft. Yessss! Es gibt sie noch, die große Gerechtigkeit für die, die sie verdient haben.

Was wird.

Die Schlachten sind geschlagen, die Wunden werden verarztet, in Freiburg, in Großbritannien und in den USA, wo ausgewählte Teile des Mueller-Reportes veröffentlicht wurden. Bis dieser so geschwärzt ist, dass kein Dokumentenbetrachter die zensierten Stellen entlöschen kann, soll es Mitte April werden. Bis dahin lohnen sich all die Kommentare nicht, die jetzt geschrieben wurden. Bleiben wir lieber bei der KI, mit Watson, der die Medizin auf ungeahnte Touren bringen sollte. Das klappte nicht so ganz. Verglichen mit dem lebensgefährlichen Desaster, in dem die Krankenhaus-IT in den USA steckt, ist IBM mit Watson noch gut davongekommen. Aber wir wollen ja mehr davon. In Berlin startet bald die DMEA, ausgeschrieben im schicksten Englisch die "Digital Medical Expertise & Applications" als Messe für die Medizin-IT. Was früher einmal ConHIT hieß, will nun die Medical Expertise mit der Medical Experience zusammenführen. Apps, ähem, Gesundheit-Navigatoren für Patienten, soweit der Finger scrollen kann! Natürlich mit integriertem Chat-Bot und dieser KI made in Germany, wissensschon. Das Internet der Dinge integriert im Krankenbett! Da kann schon einmal das Herz rasen und der Vorhof flimmern, bis der Elektroschocker zum Einsatz kommt. Umhegt und geborgen von treuen Sensoren erwarten wir sanft gestimmt den neuen Tag. Wie war das noch mit Vivy? Inzwischen alles behoben und paletti? Höhöhö, röhrt es in der Hauspostanlage des Gesundheitsministeriums.

Wer sich nicht für die neuesten Streiche von Gesundheitsminister Jens Spahn interessiert, wird sich eher gleich nächste Woche am Rande der norddeutschen Tiefebene auf der Hannover Messe Industrie einfinden, wo Hyperloop und Richard David Precht ein Stelldichein haben, und wo heute Abend Angela Merkel ihre letzte Messeeröffnungsgala als Bundeskanzlerin bestreitet. Gerade hat sie sich noch auf den Girls Days darüber informiert, was eine Programmiererin macht, schon ist sie im Hannoveraner Hyperloop und schwärmt von den tollen Industrierobotern, die dank dieser deep neural networks Bananen besser werfen können als Menschen – mit Software von Google.

Gut, sie mögen etwas doof aussehen. Dafür haben wir ja die viel schicker formatierten Papiere zur KI-Strategie. Industrielle Intelligenz hat eben viele Facetten. Womit wir bei der Auflösung des anfangs erwähnten April-Scherz-Verbotes sind. Am Messestand von Microsoft sind die Besucher eingeladen, Manufacturing a better future zu betrachten, in der Schichtarbeiter mit der Microsoft Hololens 2 vor sich hin werkeln. Das wollen wir unseren Kindern doch ersparen, oder?

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Was war. Was wird. Eine Art Protokollerklärung
« Antwort #773 am: 07 April, 2019, 08:00 »
Artikel 17 ohne Uploadfilter, Ethikkommissionen ohne Ethik, KI-Erklärungen und ein IT-Sicherheitsgesetz als Sahnehäubchen, das Hal Faber nicht schmeckt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war

***Es ist etwas her, da wurde in dieser kleinen Wochenschau der Dokumentarfilm über die "Cleaners" erwähnt, die auf den Philippinen im Auftrag von Facebook und Instagram schlimme Inhalte löschen. Der Film zeigte, wie miserabel die Arbeitsbedingungen der menschlichen Uploadfilter sind, wie wenig Hilfe sie bekommen, wenn sie verstörende Inhalte verarbeiten müssen. Nun haben die Aktivisten von Netzpolitik.org Einblick in die Arbeit eines deutschen Löschzentrums bekommen, wo es nicht weniger stressig zugeht. Der einzige Unterschied mag neben der besseren Bezahlung die psychologische Betreuung sein, die zumindest tagsüber verfügbar sein soll. 1000 Leute müssen im Ruhrgebiet im Drei-Schichten-Betrieb bei der sinnigerweise CCC genannten Firma 600 Mal am Tag entscheiden, was geduldet oder gelöscht oder zur Firmenzentrale nach Dublin weitergeschickt wird. Die Beschreibung der Arbeit liest sich etwas anders als die journalistische Vorstellung von irgendeinem schwitzenden Sachbearbeiter mit Halbglatze, den die tageszeitung bei Facebook vermutet. Doch wer weiß, was alles in der fünfseitigen "Protokollerklärung" zu den Upload-Filtern nach Artikel 17 der EU-Reform stehen wird, die Justizministerin Katarina Barley zur Umsetzung in Auftrag gegeben hat. Hübsch schwammig heißt es da, man werde sich "von dem Ziel leiten lassen, ohne das Instrument 'Upload-Filter'auszukommen." Vielleicht wird so die Einstellung von ein paar Tausend schwitzenden Sachbearbeitern mit Halbglatze protokollarisch vorgeschrieben, vielleicht wird es eine detaillierte Arbeitsanleitung sein, wie man einen Pelz wäscht, ohne sich nass zu machen. Für den Hinweis der Ministerin, dass nur "marktmächtige" Firmen wie Facebook betroffen sind, gibt es schon jetzt Fleißpünktchen. So sind sie bei der SPD, immer im Kampf gegen die großen Konzerne, Seite an Seite schreitend mit der Upload-Bürgerschaft.

*** Es gab eine Zeit in Deutschland, als das Bürgertum seine Stimme erhob und das Hambacher Fest gestaltete. Nationale Einheit, weg mit aller Kleinstaaterei und eine direkte Demokratie gehörten zu den Forderungen von 1832. In Erinnerung an diese Zeit haben sich in dieser Woche die deutschen Datenschützer auf dem Hambacher Schloss getroffen und ein Hambacher Manifest verabschiedet. Diese Hambacher Erklärung zur Künstlichen Intelligenz (PDF-Datei) soll sicherstellen, dass Freiheit, Demokratie und die Wahrung der Grundrechte geschützt werden, wenn KI-Systeme Daten sammeln und verknüpfen. KI dürfe niemals Menschen zum Objekt machen und damit die Menschenwürde verletzten, heißt es in der Erklärung. Auch sollen KI-Systeme "nur für verfassungsrechtlich legitimierte Zwecke" eingesetzt werden. Das sind schöne, wichtige Sätze, zu denen freilich auch diese Einschränkung gerechnet werden muss: "Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs der Künstlichen Intelligenz existiert bisher nicht." In Ermangelung dieser Definition beziehen sich die Datenschützer auf die KI-Definition der Datenethikkomission der Bundesregierung. Sie umfasst alle Systeme, die aus neuen Daten neue Dinge "lernen" kann: "Die Datenethikkommission der Bundesregierung hebt ergänzend als wichtige Grundlagen für KI die Mustererkennung, das maschinelle Lernen und Methoden der heuristischen Suche, der Inferenz und der Handlungsplanung hervor."

*** Immerhin gibt es die deutsche Datenethikkommision noch. Das kann man von Googles Advanced Technology External Advisory Council (ATEAC) nicht behaupten. Knapp eine Woche lang existierte diese Expertenkomission, die Google in ethischen Fragen bei der Nutzung von KI-Systemen beraten sollte. Unter den acht beratenden Expert*innen befand sich mit Kay Coles James die Präsidentin der erzkonservativen Heritage Foundation. Die Trump-Anhängerin hat in der Vergangenheit mehrfach gegen Homosexuelle und Transsexuelle gewettert und sich damit gegen Googles KI-Regel Nummer zwei positioniert. Gegen den verdeckten Einbau von Vorurteilen in KI-Systemen heißt es dort: "We will seek to avoid unjust impacts on people, particularly those related to sensitive characteristics such as race, ethnicity, gender, nationality, income, sexual orientation, ability, and political or religious belief." Bleibt die Frage übrig, wer den eklatanten Widerspruch zu dieser Regel bei Google übersehen hatte. Jetzt heißt es bei Google, dass man zurück am Zeichenbrett ist und überlegt, ob eine Ethik-Kommission Sinn macht. Kann die G-MAFIA überhaupt ethisch denken?

*** Bundesinnenminister Horst Seehofer hat in seinem Ministerium den Entwurf für ein erheblich erweitertes IT-Sicherheitsgesetz so zirkulieren lassen, dass es bis auf die Webseiten von Netzpolitik.org zirkulierte. Sollte dieser Entwurf es zu einem Gesetz für IT-Sicherheit 2.0 schaffen, so ändert sich die Rolle des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Mehr als 860 neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden und das BSI zur weltgrößten Sicherheitsbehörde machen, die neue Befugnisse bekommt. Dazu gehört das Recht, fremde Identitäten zu übernehmen, um Cyberangriffe ausspähen zu können, aber auch das Recht zum aktiven Hack-Back als übergreifendes Recht zum bisher schon möglichen Kampf gegen Botnetze. Neben dem Zoll, dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern wird das BSI als weitere Behörde das Recht erhalten, die von ZITiS produzierten Trojaner einzusetzen. Gleichzeitig werden weitere Wirtschaftsbereiche zu kritischen Infrastrukturen deklariert sind dann gegenüber dem BSI meldepflichtig. Der hier beschriebene Hausfriedensbruch als Straftat, das Doxing von Politikern als schwere Straftat und die weitgehende Berichtspflicht der Provider bilden das Sahnehäubchen, das auf der Überwachungsbrühe schwimmt. Die sinnvollen Maßnahmen wie die Vergabe von Gütesiegeln für IT-Qualitätsprodukte sind durch die Selbstzertfizierungsidee seitens der IT-Branche noch einmal ausgedünnt worden.

Was wird

Frohe Kunde kommt im Rahmen eines Kongresses für Gesundheits-IT: Wo sonst nur Kassen quengeln oder Ärzte nörgeln, darf zumindest die IT-Branche strahlen: die dritte Generation der elektronischen Gesundheitskarte kommt bereits 2019 und sie wird mit drahtloser Schnittstelle ausgestattet sein. Damit kann das Smartphone die auf der Karte gespeicherten Daten der Versicherten auslesen und in bekannt unsicherer Umgebung verarbeiten. Natürlich braucht es neue Lesegeräte in den Arztpraxen und Krankenhäusern, weil dort schließlich noch der kontaktbehaftete Heilberufsausweis gesteckt werden muss. Was für ein köstlicher Update-Zwang! Doch irgendwie ist der modernste telemedizinische Ansatz nicht wirklich zu Ende gedacht: Was ist mit den Notfällen und den armen Seelenrettern, die fluchend nach der Gesundheitskarte suchen? Vom Haustier lernen heißt siegen lernen im wunderbaren Land der Gesundheit: rein mit dem NFC-Chip in den Körper und die Unsicherheit hat ein Ende. Vor dem Cyborg kommt der Cypatient, der bereits beim Anfassen der Türklinke seine Daten mit der Arztpraxis abgleicht.

Überlassen wir es den Experten für das Lesen in Vogeleingeweiden und Kaffeesätzen, ob der Brexit kommt oder ein Flexit angesagt ist und Großbritannien die Peinlichkeit nicht erspart bleibt, noch eine Europawahl durchzuführen. Was im übrigen eine besonders elegante Form des politischen Selbstmordes sein könnte. Zum Dank für den selbst produzierten Schlamassel könnte man sich auch besonders widerlich verhalten, so ein Alternativvorschlag eines twitternden Politikers, der tief blicken lässt. Doch sei's drum. Stattdessen sei eine gerade online gestellte britische Analyse erwähnt, die zeigt, wie eng die europäischen Datenbanksysteme miteinander verflochten sind, um die Migration nach Europa so schwer wie möglich zu machen. Damit sind wir beim nächsten Streich, dem von der EU angepeilten Terror-Filter mit dem alle europäischen Polizeibehörden einen Löschbefehl aussprechen können, der innerhalb einer Stunde befolgt werden muss. Was als Reaktion auf die Morde in Neuseeland und als Verbesserung der Take-Down-Notice angepriesen wird, ist der nächste Schritt Richtung Polizeistaat. Europa, es ist schon ein Kreuz mit dir.

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Was war. Was wird. Es war einmal ein FTP-User mit Folgen.
« Antwort #774 am: 14 April, 2019, 09:59 »
Nazis? Ach was, autoritäre Nationalradikale. Schlimm genug. Heute gefährlicher vielleicht. Aber vorher something completely different. Oder? Hal Faber grübelt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ach du liebes FTP-Userlein, jetzt haben wir die Bescherung. Im SIPRNET des US-Militärs gab oder gibt es jede Menge Windows-Computer, die neben den individuellen Nutzerkonten das generische Konto "FTP-User" besitzen, damit es die Administration beim Upload von Dateien etwas einfacher hat. Nachdem der Analyst Bradley Manning (heute: Chelsea Manning) in Fort Hammer im Irak unter seinem eigenen Nutzernamen viele Videos und Dateien auf eine CD kopierte und später an Wikileaks schickte, wollte er vorsichtiger vorgehen und keine Spuren mehr hinterlassen. Also bootete er seinen Arbeitsplatzrechner unter Linux und suchte nach der SAM-Datei, um aus ihr den Hashwert für diesen "FTP-User" zu extrahieren, von dem er wusste, dass er existiert. Mit Erfolg: 80c11049faebf441d524fb3c4cd5351c. Im Chat mit Julian Assange bot dieser dem Gefreiten Manning an, den Hashwert zu einem "Rainbow Table Guy" zu schicken, der das Passwort knacken könnte. Dieses Angebot bildet zusammen mit dem Chat-Protokoll die Grundlage für die Anklage der USA nach dem Computer Fraud and Abuse Act, derzufolge Manning und Assange zu einer Hacking Conspiracy zusammengetan haben. Die gemeinschaftliche Tat, erweitert durch die Ermunterung Assanges an Manning, doch bitte weiter nach kompromittierenden Daten zu suchen, bildet wiederum die Grundlage für das Auslieferungsersuchen der USA, über das britische Richter am 2. Mai entscheiden müssen. Gegen diese Entscheidung kann Assange vor verschiedenen Instanzen klagen, unter Umständen sogar vor dem europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, sofern Großbritannien dann noch Mitglied der EU ist.

*** Das Chat-Protokoll und die Aussage des Forensikers Shavers im Militär-Prozess gegen den Anarchisten Bradley Manning bilden also die Grundlage. Etliche schnell geschriebenen Berichte sprechen nun von einem großen Schaden, der damals angerichtet wurde, doch die damalige Anklage gegen Manning weiß davon nichts. Ganz im Gegenteil: "Fortunately for the United States, PFC Manning's attempts to gain access to the FPT user account would fail despite his requests for assistance from Julian Assange and WikiLeaks", heißt es auf Seite 11.000 der Manning-Akten, wo der "FTP-User" auch noch falsch geschrieben wurde. Die USA nehmen also das kleinstmögliche Vergehen und umgehen so alle Fragen nach der Rolle der Presse- und Meinungsfreiheit, wohl im Bewusstsein der Tatsache, dass Assange in seinem letzten (verlorenen) Verfahren gegen die Auslieferung an Schweden vor dem Supreme Court Großbritanniens erstmals als "Publisher" bezeichnet wurde. Insofern läuft der Ärger über Kommentare zur roten Linie ins Leere. "Hacken und Passwörter knacken, das ist für Journalisten ein Tabu.".

*** Wichtig ist indes, dass die USA mit ihrer Klage alles vermeiden, was das Auslieferungsersuchen mit einer militärischen oder politischen Klage verbinden könnte. Das gilt auch für die Forderungen von Hillary Clinton, die das Eingreifen von Wikileaks in den US-Wahlkampf untersuchen lassen möchte. Denn all diese zusätzlichen Aspekte erhöhen die Gefahr, dass ein britisches Gericht die Auslieferung ablehnt. Schließlich sind insbesondere militärische Fragen nicht vom Auslieferungsvertrag gedeckt, den beide Länder unterschrieben haben. Allerdings ist es bis zum 2. Mai möglich, dass die US-Behörden neue Anklagen nachliefern, um das Auslieferungsbegehren zu untermauern. Völkerrechtlich sollte jedoch der Spezialitätsgrundsatz gelten, nach dem Assange nur für die Taten vor Gericht gestellt werden kann, die auch im Antrag auf seine Auslieferung genannt werden. Da US-Richter dies in einigen Verfahren anders sahen, könnte das britische Gericht eine Klausel in den Auslieferungsbeschluss einbauen, dass der Spezialitätsgrundsatz beachtet werden muss.

*** Es könnte auch ganz anders kommen: Erinnert sei an den Fall des UFO-Hackers Gary McKinnon, in dem die damalige Innenministerin Theresa May die Auslieferung schlicht untersagte, oder an den Fall von Lauri Love, in dem das angerufene Gericht Nein sagte. Juristisch interessant wäre auch der Fall, wenn Schweden seinen Antrag auf Auslieferung aktiviert. Da dieser Antrag bereits 2010 gestellt wurde, hätte er Vorrang vor dem US-amerikanischen. Über 70 britische Parlamentarier der Labour Party haben sich in einem offenen Brief für diese Variante stark gemacht und dabei an Gary McKinnon erinnert. Der Nebeneffekt: Würde Assange auf diese Weise nach Stockholm zurückkehren, so müssen Schweden und Großbritannien gemeinsam über den US-amerikanischen Auslieferungsantrag befinden.

*** Und sonst so? Während die Süddeutsche Zeitung von "Sankt Julian" schwärmt, dem Märtyrer der digitalen Kultur, dem ersten Ideologen des Internet, dem Verkünder der radikalen Transparenz und dem produktiven Zerstörer aller Kommunikationsflüsse, hält es die Frankfurter Allgemeine Zeitung mehr mit seinem ehemaligen Gefährten Daniel Domscheit-Berg. Dieser "erklärt", dass Assange für Trump ein nützlicher Idiot gewesen sei, und dass er liebend gerne die Hand beißt, die ihn füttert. Noch einen Schritt weiter geht Kim Dotcom, der Julian Assange direkt mit Jesus als dem ultimativen Verkünder der Wahrheit vergleicht und Ostern zu dem Fest machen will, an dem Julian Assange wieder aufersteht. Passend dazu gibt es die auch hier verlinkten Botschafts-Bilder vom russischen Ruptly, in denen der weißbärtige Märtyrer verschleppt wird. Man kann es auch gelassener sehen wie Reporter ohne Grenzen, wo man von den verdienstvollen Journalismus-ähnlichen Aktivitäten spricht und dennoch davor warnt, dass mit seiner Auslieferung an die USA die Presse- und Meinungsfreiheit weltweit in Mitleidenschaft gezogen wird. Was bleibt? Bescheiden, wie es gerade vor Ostern heise-Art ist, sei auf den Tippgeber verwiesen, der sich seit seinem Start im Jahre 2017 mehrfach bewährt hat, natürlich auch in diesem schauderschummerbösen Tor-Netz, das deutsche Politiker ausrotten wollen.

Was wird.

Was für ein schöner Sonntag! Wenn diese kleine, thematisch leicht einseitige Wochenschau online erscheint, beginnen unweit von Goethes Weimar die Feierlichkeiten zur Befreiung des Lagers Buchenwald, von der Mitglieder der AfD ausgeschlossen sind. Dankenswerterweise hat der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer, Herausgeber der "Deutschen Zustände", nun mit einem kenntnisreichen Artikel darauf aufmerksam gemacht, dass die AfD keine rechtspopulistische Partei ist und auch keine Partei der Neonazis, die mit Gewaltanwendungen und Gewaltdrohungen arbeiten. Vielmehr praktiziere die AfD einen autoritären Nationalradikalismus voll gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. "Gefährlich ist der Autoritäre Nationalradikalismus der AfD vor allem, weil er auf die gesellschaftlichen und politischen Institutionen zielt, auf Parlamente wie Gerichte, auf Polizei, Schulen, Vereine, Theater. Er will destabilisieren, Verängstigungsdruck erzeugen und einen Systemwechsel in Gang setzen." Das gelingt dem Nationalradikalismus solange, wie die "Wahrnehmung von biografischen, kulturellen oder sozial-geografischen Kontrollverlusten existiert oder gar zunimmt." Wer Angst vor einem Statusverlust oder dem Verlust der Teilhabe am sozialen Leben hat, der greift mit der Partei die Institutionen an, die Schuld an diesem Zustand haben sollen und entwickelt daraus Machtgefühle oder Hass auf bestimmte Flughäfen.

Ja, der EU-Wahlkampf hat begonnen, mit seltsamen Plakaten.

Zur anstehenden Feier des 125. Geburtstages der Streaming-Technologie nach dem Schema "ein Film - ein Zuschauer" startet in der Sonntagnacht die letzte Staffel des Gemetzels namens Games of Thrones. Das Ende hat ein kluger Algorithmus errechnet, der sich die gesamten 63,5 Stunden reingepfiffen hat, eine Leistung, auf die Computer kommen können, wenn sie nicht gerade Fotos von Schwarzen Löchern zusammenpuzzeln, die ein kollaboratives Teleskop-Systen produzierte. Die Erklärung der Leistung sollte kompetenten Forschern überlassen bleiben, bei der Saga um den Eisernen Thron verlassen wir uns auf den Filmkritiker der tageszeitung: "Eine Handvoll Adliger und unehelicher Adelskinder kämpft im mittelalterlichen Setting mit kreativer Gewalttätigkeit um den Eisernen Thron." Mehr braucht man wirklich nicht zu wissen, Jon Snow.

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« Antwort #775 am: 21 April, 2019, 09:41 »
Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Bevor er aber sprachlos den Frühling genießt, hat Hal Faber aber schon noch was zu sagen.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Notre Dame ist eines dieser Fundamente, auf denen die europäische Geschichte ruht und west, mit grusligen Wasserspeiern auf dem Dach, die das Schlechte der Welt abhalten und den guten Quasimodo im Gebälk. Hier wurde die Schottin Maria Stuart zur Königin von England und Frankreich gekrönt, hier wurde die in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannte Jean d'Arc rehabilitiert. Hier heiratete Margarete von Valois den Hugenotten Heinrich von Navarra, der freilich mit dem falschen Glauben draußen warten musste. Sechs Tage später wurde mit der Bartolomäusnacht daraus die Bluthochzeit. Hier setzte sich Napoleon 1804 kurzerhand selbst die Krone auf. Kurz zuvor war Notre Dame anno 1792 keine Kirche mehr, sondern ein "Tempel der Vernunft" in dem strikt nach dem Dezimalsystem alle 10 Tage der Sonntag gefeiert wurde, bis die Bevölkerung meuterte und den siebten Tag zurückbekam. Notre Dame ist das "alte, große Herz dieser herrlichen Stadt".

*** Was die feierlichen Gefühle zum vielfach umgebauten Gebäude des finsteren Mittelalters auf den Überresten von Lutetia anbelangt, so gab es noch ganz andere Überlegungen: 1886 schrieb Léo Clareties eine "Geschichte von Paris bis zum Jahre 3000" und siehe da, im Jahre 1987 ist Notre Dame eine trostlose Ruine und wird komplett abgerissen und durch das ersetzt, was man heute eine Megamall nennt. Das bringt uns zum Dunkel der Geschichte, als Deutschland Frankreich besetzte und Marschall Pétain 1944 von den Parisern in der Notre Dame bejubelt wurde. Dieses Kapitel hat Frankreich ganz schnell vergessen, denn es wurde ja wieder hell und die Glocken von Notre Dame läutete die Befreiung von Paris ein. Die Stadt wurde von Dietrich von Choltitz entgegen Hitlers Befehl zur Sprengung von Notre Dame und Eiffelturm nicht in Schutt und Asche gelegt. Warum das nicht geschah, ob es an Sprengstoff mangelte oder Todesdrohungen der Resistance gab, darüber streiten sich die Historiker noch heute. Dagegen sind die neuen Drohungen einfach nur niederträchtig. Die Nachricht vom Feuer war wenige Minuten alt, da stand es für die AfD bereits fest, dass ein muslimischer Brandanschlag die Katastrophe ausgelöst hatte. Die Folge: Üble Beschimpfungen aus der Partei, die in Europa doch nur den "Diesel retten" will und jetzt warnt, dass "Angriffe auf christliche Hoheitszeichen" zunehmen werden. Das alles ist strategisch erbrochen, um vor "großen Gefahren" warnen zu können. Dabei war es nur ein Kurzschluss, ein besonders sinnloses Ereignis der Sinnlosigkeit des Ganzen.

*** Ja, man kann wirklich manchmal nicht so viel fressen wie man kotzen möchte angesichts dessen, was sich Rechtspopulisten heutzutage so rausnehmen, um ihr vergiftetes Süppchen zu kochen. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen? Ach ja. Trösten wir uns: Die Welt ist alles, was der Fall ist – auch per Blechbläser.

*** Und wo wir schon dabei sind, was alles der Fall ist: Hopplahopp sind 8000 Millionen Euro für den Wiederaufbau da. Wer die Summe empört mit den Fördergeldern für KiTas o.ä. vergleicht, vergisst, dass solche Spenden in Frankreich zu 60 Prozent von der Steuer abgesetzt werden können. Sollte der Wiederaufbau von Notre Dame gar zum "trésor national" erklärt werden, wären sogar 90 Prozent steuerlich absetzbar. Welches Kircherl hättens denn dann gerne? Mit diesem Spitzturm, der erst Mitte des 19. Jahrhunderts aufs Dach gesetzt wurde? Oder lieber mit dem schlanken Türmchen, wie es davor über 200 Jahre lang stand, ehe es ebenfalls verbrannte? Eine Glaspyramide wäre auch ganz nett. Mit Eichenbalken, wie sie im Original von Ubisoft während der französischen Revolution gezimmert wurden? Wie wäre es mit einem Glasdach? Oder lieber mit einer Eisenkonstruktion, wie sie der Krönungsdom von Reims bekam, den deutsche Truppen im ersten Weltkrieg mal eben zu Klump schossen? Das Versprechen von Präsident Macron, in fünf Jahren mit der nächsten Notre Dame fertig zu sein, lässt nichts Gutes erahnen. Für den Einbau eines Eichengebälks, für das 150 Zimmerleute benötigt werden, dürfte schon die Zeit nicht reichen. Aber vielleicht findet sich irgendwo eine bahnbrechende Idee, am besten mit machine learning und Teilen aus dem 3D-Drucker. Bis dahin kann man alles verhüllen wie seinerzeit den Reichstag.

*** In den Vereinigten Staaten von Amerika ist endlich eine halbwegs vollständige Version des Berichtes von US-Sonderermittler Robert Mueller erschienen. Der Bericht ist teilweise geschwärzt und das Format ist nicht geeignet für die Suche nach bestimmten Personen, aber "das Internet" hat reagiert und mehrere wunderbare PDF-Dateien veröffentlicht. Auf diese Weise kann man den CCC-Aktivisten Andrew Müller-Maguhn finden, der im frei gegebenen Text nicht auftaucht, vielleicht aber im geschwärzten Teil erwähnt wird. Selbst Wikileaks stellt eine Variante des Mueller-Berichtes zur Verfügung, obwohl die Rolle von Julian Assange im Bericht nicht besonders schmeichelhaft ist, siehe seine Erwähnung von Seth Rich als Whistleblower.

*** Insgesamt sehen wir im Bericht das längst bekannte Bild einer unfähigen Regierung mit einem unberechenbaren Präsidenten, umgeben von Mitarbeitern, die lügen und schon mal das Gegenteil von dem machen, was ihnen aufgetragen wurde. In zehn von Mueller aufgezählten Situationen hat sich Präsident Donald Trump hart an der Grenze der Legalität bewegt. Hinzu kommen die schriftlichen Antworten von Trump auf Ermittlungsfragen mit dem immergleichen "I do not recall". In dieser Situation sollte man sich aber erinnern und an die im Gefängnis einsitzende Whistleblowerin Reality Winner denken. Ihre Aussagen zu dem, was sie an Intrigen hinter den Kulissen befürchtete, decken sich mit den, was der Mueller-Bericht aufzählt. Fünf Jahre Haft für die Wahrheit, das ist ein bitterer Preis.

*** Bis jetzt sieht es so aus, dass aus den Details des Mueller-Berichtes über die Rolle von Wikileaks und Assange keine zusätzlichen Anklagepunkte zum Antrag auf Auslieferung Assanges gewonnen werden können, ohne dass die USA politische oder militärische Argumente vorbringen. Sicher werden die Juristen entsprechende Passagen suchen und das können sie bekanntlich auch in den geschwärzten Passagen. In dieser Form ist die äußerst dünne Anklage sicher nicht geeignet, dass Großbritannien einem Auslieferungsbegehren zustimmt, zumal das Land in einem Alptraum aufwacht. Mit der Ermordung der Journalistin Lyra McKee durch jugendliche Angehörige einer "New IRA" kann der Brexit in einen mörderischen Exit umkippen. Soviel zum friedlichen Osterfest und dem Karfreitagsabkommen.

Was wird.

Es gibt solche und solche Drohnen. Da sind einmal die Winz-Drohnen mit künstlicher Schwarmintelligenz, von denen man ein paar Handvoll in die Luft werfen kann und die sich dann zusammentun und das Gefechtsfeld für die Bodentruppen aufklären, bis es gewissermaßen gläsern ist und der Einsatz der Truppe besser koordiniert werden kann. Dann gibt es größere Geräte wie die, die über Notre Dame flogen und den Feuerwehren Informationen lieferten. Schließlich gibt es die dicken Brummer, die ganze Abschnitte aufklären und stundenlang in der Luft bleiben können. In diesem Bereich wechselt die Bundeswehr gerade von den israelischen Heron-Drohnen zu den Heron TP-Drohnen. Letztere könnten mit einer Rakete ausgestattet werden und wechseln damit im Militärsprech ihren Status; von Sensoren werden sie zu Effektoren. Bewaffnete Drohnen aber will die regierende SPD genau so wenig einsetzen wie Uploadfilter. Was tun? Wenn diese Informationen stimmen, wurde das anstehende Problem elegant gelöst. Dann summen und brummen die Aufklärer mit Laserzielmarkierer durch die Luft, wohl eine Art Edding zum Markieren, wo die Rakete hinsoll. Das freilich, findet jedenfalls die Luftwaffe, schießt über das Ziel hinweg, metaphorisch gesprochen.

Wir schießen, damit du deine Meinung sagen kannst? Wir. Dienen. Deutschland. Damit ihr euch frei entfalten könnt? Da war doch was? Genau, vor einem Jahr gab es diesen Eklat. Oder war das nur ein Eklätchen? Die 19. re:publica steht jedenfalls vor der Tür und die Bundeswehr steht aller Wahrscheinlichkeit nach noch vor diesem Eingang und wird belächelt oder begrüßt. Ob die Truppe einen Platz im Innern der "Station" bekommt, ist derzeit noch nicht ausgemacht. Nehmen wir mal plus 200 gesangstechnisch bestens ausgebildete Soldat*innen, die die "Bohemian Rhapsody" glanzvoll meistern. Das wäre ein Angebot, bei dem Johnny und Co. die Finger zucken könnten.

Is this the real life?
Is this just fantasy?
Caught in a landslide
No escape from reality

HIER KEIN AUSGANG. HIER KEIN AUSGANG. HIER KEIN AUSGANG. HIER KEIN AUS. Bitte weiterlesen.

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Was war. Was wird. Von Hunden und anderen Intelligenzen.
« Antwort #776 am: 28 April, 2019, 09:00 »
Manches Umdenken kommt etwas spät, und mancher, der umdenkt, rennt plötzlich in eine falsche Richtung, bemängelt Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist." Zu diesem Meme, basierend auf einem Cartoon von Peter Steiner, der im Juli 1993 im New Yorker erschien, gibt es zahllose Geschichten und Geschichtchen. Bleiben wir zunächst bei der Hunde-Perspektive: Die klugen Vierbeiener wurden Netizens, weil vor genau 38 Jahren die erste verkäufliche Computermaus von Xerox vorgestellt wurde. Mit einer gewissen Übungszeit lernten Hunde so den Gang ins Internet, lange vor den Katzen, die Mäuse lieber jagen und nicht stupsen. Wer weiß, vielleicht hätte die Rollkugel besser zu faulen Fellkugelinnenn wie Frau Mahlzahn gepasst. Besagte Rollkugel wird im Original in wenigen Tagen feierlich in das Heinz Nixdorf Museum überführt.

*** Auch wir Journalisten wurden damals von den klugen Hunden überrascht und waren gezwungen, auf die Herausforderung zu reagieren. Bereits im November 1993 erschien in der Mailingliste "Ethics & Journalism" eine hübsche Variante der Netiquette: "On the Internet, no one knows if you're a dog or a reporter. If you are a reporter, you should announce it in your .sig file." In der Signaturdatei des E-Mail-Programmes sollten Journalisten klarstellen, dass sie als Journalisten unterwegs und nicht etwas schnüffelnde Hunde sind: Noch war das Web nicht der große Tummelplatz, sondern die Kommunikation spielte sich in Mailinglisten oder in den Newsgroups des Usenet ab. Entsprechend zärtlich war der Umgang miteinander. Zum DAU, dem dümmsten anzunehmenden Nutzer, der selbst heute noch umstands- und erklärungslos verunglimpft werden darf, gesellte sich der DAJ. Wayne interessiert's, könnte jetzt jemand fragen. Wer kann das noch lesen? Das wäre auch eine Frage zur bekannten Behauptung, dass das Internet nichts vergisst. Die Regel der Netiquette, die journalistische Arbeit in der Signaturdatei anzugeben, ist jedenfalls längst vergessen.

*** Ja, es gab mal eine Zeit, da war Journalismus etwas anderes als ein "Business", zu dem man nur die ziemlich dumme Frage nach dem "Geschäftsmodell" stellen kann. Jetzt geht es noch ein Stückchen zurück in eine Zeit, als die Bundesrepublik muffig und verstaubt war und sich in der DDR der neue Regionalnationalismus neben dem offiziellen Antifaschismus breit machte. Rechte Zeiten waren das, als vor 60 Jahren die Zeitschrift Twen gegründet wurde, basierend auf dem Geschäftsmodell der expandierenden Textilbranche. "Twen verzichtete auf jedes überirdische Glücksversprechen, war vielmehr im Gegenteil so irdisch wie möglich." Zehn Jahre später schwärmte die Twen vom Mai 1969 von den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. "Eines der atemberaubensten Projekte, an dem Wissenschaftler seit einigen Jahren arbeiten, ist das Elektronenhirn, das nicht nur komplizierte Rechnungen in Blitzgeschwindigkeit lösen, sondern auch selbständig Entscheidungen fällen, auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren und andere Denkmaschinen – wen nicht gar Menschen steuern soll." Schaudernd wird von einem superintelligenten, künstlich gezeugten Übermenschen erzählt, der ab dem Jahr 2000 existieren soll. "Dessen Willen sich elektronisch steuern lässt, ohne dass der 'Störsender Gewissen' dazwischenfunkt." Das war schon vorausschauend, rund 20 Jahre vor dem autonomen Fahren auf deutschen Autobanhnen.

*** Nun, ganz soweit sind wir anno 2019 noch nicht. In dieser Woche hat eine Gruppe von 23 Wissenschaftlern in der Zeitschrift Nature einen Aufruf veröffentlicht, bei der Untersuchung von "maschinellem Verhalten" die Zusammenarbeit aller möglichen Wissenschaftsdisziplinen zu ermöglichen, damit die neue Disziplin der "maschinellen Verhaltensforschung" entstehen kann. Bemängelt wird, dass über KI nur in der KI-Forschung diskutiert wird, wo sich Forscher vorrangig um die Funktionstüchtigkeit ihrer KI kümmern. Der Aufruf steckt hinter einer Paywall, eine deutsche Zusammenfassung könnte bei der Süddeutschen gelesen werden, die Grundlagen zur Forschung über die Moral Machine sind beim MIT zu finden und die gesamte Vorgeschichte des Trolley-Problems natürlich hier bei Heise. Die schönste Antwort auf alle Fragen hat übrigens der Wissenschaftler Iyad Rahwan parat, der demnächst den Forschungsbereich "Mensch und Maschine" am Max-Planck-Institut in Berlin leiten wird: ""Die nächste Herausforderung wird die Politik sein. Denn künstliche Intelligenz ist Politik." Tja, wer erinnert sich da nicht an einen Wirtschaftsminister Altmaier, der von einem gar mächtigen Konzern "Airbus der KI" schwärmte oder an eine Forschungsministerin, die einen "Kosmos der Möglichkeiten" beim KI-Einsatz entdecken will?

*** Nach der furchtbaren Serie von Bombenanschlägen ist die Nutzung sozialer Medien in Sri Lanka unterbunden worden. Dies soll angeblich helfen, Fake News zu stoppen. Als Nebenprodukt werden Informationen in den jeweiligen Communities abgeklemmt, sich vor der anstehenden Welle von Hausdurchsuchungen zu warnen, die Premierminister Ranil Wickremesinghe angekündigt hat. Haus für Haus soll untersucht und "gesäubert" werden. Eine erste Hausdurchsuchung dieser Art endete mit neuen Toten. Inmitten der endlosen Spekulationen über den Einfluss des islamischen Staates wird gerne vergessen, dass bis zum Jahre 2009 ein Bürgerkrieg auf Sri Lanka tobte, dem über 40.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Der damalige Kriegschef Gotabaya Rajapaksa will sich im Dezember zur Wahl stellen und gab bekannt, den Terror zu 100 Prozent auslöschen zu wollen. So kriselt ein Land, das zum Kleinod der neuen Seidenstraße werden soll, die China auch im Meer verlegt. Diese Straßen werden übrigens mit dem Internet der Dinge intelligent ausgebaut.

*** Es gibt andere Nachrichten aus der Welt der Schifffahrt, eben die von den waghalsigen Versuchen, das Mittelmeer zu überqueren. Ein Videoexperiment ist veröffentlicht worden, das uns die die Not der anderen verdeutlichen soll, die an den "Küsten des Lichts" einfach nur auf die andere Küstenseite wollen. Das Video soll das Mitgefühl im Menschen anregen, jenen elementaren Trieb, der gemäß Steven Pinker die Menschen seit der Aufklärung antreibt, die Lebensbedingungen aller Menschen zu verbessern. Bis das funktioniert mit dem Mitgefühl hat die Verwaltung Vorrang: Nach all den Zahlen über syrische Flüchtlinge hat die Ankündigung von Bashir al Assad, auf "Todeslisten" stehende Heimkehrer umstandlos zu erschießen, für ein Umdenken gesorgt.

*** Ja, ja, Heimat ist ein seltsames Ding, und nicht nur Leute wie Boris Palmer scheinen da einiges misszuverstehen. Heimkehr ist zudem ein wirklich seltsames Wort. Aber kehren wir doch selbst einmal heim. Denn Beyoncés Homecoming ist neben der euphorisch-überwältigenden Band mit Brass-Section und Drum-Line, neben den massen-individuellen Tänzer*innen, neben der Sängerin Beyoncé und neben der gesamten Performance auch und vor allem ein Dokument, was die Chancen und fortschrittlichen Elemente von Identitätspolitik sind, aber auch deren Probleme und reaktionären Nebeneffekte. Homecoming straft zudem all die besserwisserischen Soziologen und neurechten Intellektuellen Lügen, die Identitätspolitik für den Aufstieg des Wutbürger-Populismus verantwortlich machen. Und die auf die seltsame Idee kommen, eine Art "Emanzipationspause" zu verlangen, auf dass sich die Mehrheit an die ach so ungewohnte Idee gewöhnen könne, dass Minderheiten – oder auch Minderheiten, die eigentlich gar keine sind, sondern einfach seit Jahrhunderten in eine untergeordnete Rolle gezwungen – gleiche Rechte haben könnten. Genau, und solange die angebliche Mehrheit sich etwas unwohl fühlt, sind halt sexistische Ausfälle und rassistische Gewalt normal. Es ist beileibe nicht nur Beyoncé, die so etwas gar nicht normal findet.

Was wird.

Im Internet weiß kaum jemand, dass du ein Journalist bist. Signaturdateien sind so was von vorgestern und wenige Kolleg*inenen schreiben das in ihr Twitter-Profil. Nicht jede oder jeder hält das Gesülze um irgendwelche Komiker*innen oder Influencer*innen aus. Aber wer es mit dem J-Wort weiß, findet immer einen Grund zum Meckern. Das macht unsere Arbeit als vierte Geringschätzung so interessant, wenn selbst bei notwendigen Sachstandsmeldungen die Kritik erklingt, dass eine sachliche Berichterstattung fehlt. Vom Gatekeeper zum Scapegoat ist ja auch eine hübsche Karriere. Zum anstehenden Tag der Pressefreiheit ist die Rangliste von Reporter ohne Grenzen veröffentlicht worden, mit einem um zwei Plätze verbesserten Arbeitsplatzumfeld für deutsche Journalisten. Was freilich daher rührt, dass Osterreich und Ungarn abgesackt sind. 22 Mal sind Journalisten in Deutschland bei ihrer Arbeit tätlich angegriffen worden, eine alles andere als strahlende Bilanz.

Zur anstehenden großen Netzsause namens re:publica mit der Eröffnungs-Keynote von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (tl, dr) muss man sich glatt die Frage stellen: Wie geht das eigentlich mit dieser Utopie der redaktionellen Gesellschaft? "Auf dem Weg zur redaktionellen Gesellschaft gilt es den Einzelnen zu befähigen, Informationen von Pseudoinformationen, Fakten von Gerüchten zu unterscheiden, letztlich also sein eigener journalistischer Gatekeeper zu werden. Die Grundlage dafür ist schon in der Schule zu legen." Na dann. Bleibt nur noch der Hinweis auf das ganz umsonstige Netzfest, bei dem Hunde diesmal leider nicht erlaubt sind. Sie müssen zu Hause bleiben. Und Frau Mahlzahn auch.

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Was war. Was wird. Cyber.exe, rumms, wumms. Weg?
« Antwort #777 am: 12 Mai, 2019, 08:30 »
Manchmal hilft Gewalt. Nicht? Was ist Gewalt? Wer übt sie aus? Hal Faber ist sich manchmal nicht so sicher, weder bei der Gewalt noch bei der Zuordnung.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es ist passiert. Während die letzte Wochenschau online meine Leserïnnen anregte, sich über unser großartiges Grundgesetz Gedanken zu machen, startete der Staat Israel am Samstag eine Hack-Back-Aktion mit einer Cyberattacke, gefolgt von einem militärischen Angriff auf das Gebäude im Gaza-Streifen, in dem die gegnerischen Cyberkrieger vermutet wurden. "Zur Verteidigung Israels wurde die Cyberattacke mit Cybermitteln gestoppt, danach hat unsere Luftwaffe sich um die physische Dimension gekümmert", formulierte ein Sprecher der israelischen Armee. Man könnte jetzt darüber spekulieren, ob die Cyberattacke in ihrer Gesamtheit von "so großer Intensität gewesen ist, dass sie echter, kinetischer Gewalt gleichkommt", wie es das Tallinn Manual der NATO als Voraussetzung für einen Vergeltungsschlag definiert. Mann könnte es auch sein lassen, denn Israel ist nicht Mitglied der NATO. In jedem Fall ist die Aktion völkerrechtlich einmalig und dürfte in Israel zu den großen Daten addiert werden, die gerade gefeiert werden: Der Unabhängigkeitstag des Landes am 14. Mai 1948 steht bevor, die Feier der Combatants for Peace ist vorbei, die Kapitulation von Nazi-Deutschland am 8. Mai 1945 ist begangen worden. Und dann gibt es da noch einen heiteren Wettbewerb der Sängerïnnen.

*** "HamasCyberHQ.exe has been removed" – ob es wirklich zutrifft, dass die Fähigkeiten der Hamas zerstört wurden, Israel im Cyberraum anzugreifen, wird der nächste Cyberangriff zeigen, den die Elitetruppe der Einheit 8200 und der Geheimdienst Shin Bet abwehren müssen. Wie der Chef der Cyber-Krieger, Brigade-General "D." erklärte, soll die am Samstag gestartete Cyberattacke der Palästinenser von "geringer technischer Qualität" und die eigene Truppe den Cyberkriegern immer einen Schritt voraus gewesen sein. Beim letzten Angriff dieser Art verunstalteten die attackierenden Hacker mit #OpJerusalem Dutzende von Webseiten israelischer Firmen. Da wäre ein Gegenschlag der Luftwaffe sicher als unverhältnismäßig angesehen worden.

*** Mit dem Angriff sind auch in Deutschland die Klagen darüber wieder laut geworden, das Deutschland ach so wehrlos ist und der BND endlich zurückschlagen dürfen muss. Ja, der BND, womöglich mit tatkräftiger Unterstützung der Luftwaffe, ohne hoffentlich eine Katastrophe wie in Kunduz anzurichten. Die Warnungen vor einem Cyber-Kundus gibt es ja schon. All das Gerede vom Hack-Back lässt vergessen, dass Israel bislang keine Beweise dafür veröffentlicht hat, dass die Cyberattacken vom Samstag aus dem zerstörten Gebäude gekommen sind – die Attribution steht noch aus. So passt es ganz trefflich, wenn eine Regierungsdirektorin des deutschen Verteidigungsministeriums einen Aufsatz über die "Attribution von Cyber-Angriffen" in der Zeitschrift für das gesamte Sicherheitsrecht veröffentlicht, in dem die Attribution Sache "eigener oder befreundeter Sicherheitsbehörden" ist, die die Ausgangskonten der Anonymisierungsnetzwerke überwachen und analysieren. Sie geht bis zu den Gebäuden: "Führt eine solche Rückverfolgung zu einem IT-System, das sich in einem staatlichen Gebäude, z.B. des Nachrichtendienstes eines fremden Staates, befindet, so wäre dies ein erster Hinweis auf staatliche Verantwortlichkeit." Dann muss auch konsequent gehandelt werden. Action! So schließt die Autorin konsequent: "Das Fehlen von entsprechenden Aspekten in deutschen Strategiedokumenten und der Mangel an sichtbaren Konsequenzen der bereits öffentlich erfolgten Zurechnungen von Cyber-Angriffen zu Russland (z.B. APT28 und Snake), China (z.B. APT10) oder zum Iran könnten bereits kontraproduktiv wirken.

*** Es gibt sicher Stimmen, die den Angriff von Israel auf das Gebäude im Gaza-Streifen nicht als ersten Cyber-Schlag dieser Art "in Real Life" werten. Schließlich gab es Drohnen-Angriffe der USA auf prominente Mitglieder des Cyber-Kalifates von ISIS. Im August 2015 wurde der Hacker Junaid Hussain a.k.a.TriCk von einer Hellfire-Rakete getötet, Monate später der britische Hacker Siful Haque Sujan. Über diese und andere Angriffe schrieb der Journalist Jeremy Scahill das Buch Schmutzige Kriege, bevor er zusammen mit Glenn Greenwald und Laura Poitras Intercept gründete. Mit dem preisgekrönten Film National Bird gibt es einen Dokumentarfilm, der sich mit den Dokumenten beschäftigt, die Scahill benutzte. Nun geht die US-Regierung Trump gegen den ehemaligen NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Daniel Everett Hale vor, der noch vor der Gründung des Intercept 2013 begann, Scahill mit Informationen über das Drohnenprogramm zu versorgen. Wer die Anklageschrift studiert, wird fassungslos sein, wie unbedarft Hale vorgegangen ist. So hat er Namen und Adresse von Scahill auf seinem Arbeitsplatzcomputer gegoogelt, unverschlüsselbare SMS geschickt, USB-Sticks nicht richtig gelöscht und ist später zusammen mit Scahill öffentlich aufgetreten. Wieder einmal bestätigt sich, dass Whistleblower vor sich selbst geschützt werden müssen. Diesmal ist der Fall komplizierter als bei den Intercept-Quellen Reality Winner und Terry Allbury. Denn Hales Wohnung wurde bereits 2014 durchsucht, doch die US-Regierung Obama schritt nicht zur Anklage. So konnte Hale bei seinem Auftritt im Film "National Bird" 2016 darüber spekulieren, ob er nicht doch von der Regierung verhaftet wird. Mit Hale hat die US-Regierung Trump bei der Verfolgung von Whistleblowern aufgeholt. Der "Gleichstand" kann sich schnell ändern, wenn die frei gelassene Chelsea Manning erneut, wie von ihr angekündigt, die Aussage verweigert.

*** Es gibt wenig miesere Verräter als das Schicksal, zumal dann, wenn es ans Sterben geht. So trauert nicht nur die Heise-Redaktion um Dieter Brors, sondern auch die vielen freien Journalisten, die er in seiner trocken-freundlichen Art begleitete. Noch kurz vor seinem Tod wollte er als ausgewiesener Fachmann für Textverarbeitungen einen Text zur Geschichte der Textverarbeitungen betreuen, der nun erst einmal einen schwarzen Rand bekommt. Gestorben ist auch Wolf-Michael Catenhusen, der als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung nie die Scheu hatte, mit uns IT-Journalisten auf hohem Niveau zu streiten, zum Beispiel über das Konzept von Schulen am Netz. Der SPD-Politiker Catenhusen war 1997 einer der federführenden Autoren des Leitantrages: "Von der Utopie zur Wirklichkeit: Aufbruch in die Informationsgesellschaft", mit dem das Internet als "leistungsfähiger Universaldienst" ausgebaut werden sollte und eine machbare wie von jedermann erlebbare "elektronische Demokratie" gefordert wurde. Schaut man auf die SPD von heute, bleibt nur noch Leid übrig.

Was wird.

Die re:publica 2019 ist zu Ende und hat bahnbrechendste Erkenntnisse freigesetzt, etwa die Überlegenheit von Hängematten gegenüber Bällebädern. Die angeblich von ihr repräsentierte Digital-Avantgarde ist nach allen Regeln des modernden Journalismus abgewatscht worden, da kann es glatt weitergehen im munteren Reigen der Kongresse. Etwa mit dem Digital Future Science Match in Berlin, wo sich die Vertreter der Künstlichen Intelligenz battlen. Oder wie wäre es mit der Potsdamer Konferenz für Cybersicherheit vom gleichen Veranstalter, auf der BKA, BDI, BND, Verfassungsschutz über die "Lage" in Deutschland berichten und darüber sinnieren, wo man am besten mal ordentlich Hackbacken kann?

Ein Blick sollte auch auf die anstehenden Beratungen des Bundeskabinetts geworfen werden: Wie war das noch mit dem Staatstrojaner, der nur bei schwersten und allerschwersten Verbrechen zum Einsatz kommen soll? Bei ZITiS werkeln gerade 100 Mitarbeiterïnnen von geplanten 400 Kräften an der spannenden Service-Aufgabe herum, passable Trojaner zu entwickeln. Bald sollen diese staatlich zertifizierten Programme genutzt werden dürfen, um einzelnen Einbrechern auf die Spur zu kommen, sofern sie Serientäter sind und Einbrüche planen. Man bricht also beim Einbrecher ein und installiert Software, um Einbrecher bei ihren Vorbereitungen zum Einbruch zu verfolgen. Männer, die auf Männer starren, die auf Google Maps starren – und das alles, während die Einbruchrate weiter sinkt. Zu schade, dass die Big Brother Awards 2019 schon vergeben sind und längst für die große Gala im Bielefelder Theater geprobt wird. Auf der anderen Seite hat die Trojanerei bereits mehrfach bei den Preisen abgeräumt.

Es fehlen die guten Nachrichten. Ach kommt! Mehr Katzen! Mehr Großkatzen! Tiger sind gar nicht gefährlich, nein, sondern sooooo süß.

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Was war. Was wird. tu felix Austria: youtube
« Antwort #778 am: 19 Mai, 2019, 08:00 »
Wer sagt denn, dass Red Bull kein staatstragendes Getränk ist? Ach, ist es nicht? Doch, doch! Hal Faber gniggert.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Während in Deutschland die alten Keksdosen geöffnet werden, werden in Österreich die Champagner- und Wodkaflaschen gezählt, die im Ibiza-Video geleert werden. Sie haben angeblich dazu geführt, dass sich der Vizekanzler Hans-Christian Strache von der FPÖ wie ein Teenager benommen hat. Boys will be boys? Haben wir im Video den "echten Strache" gesehen, so wie wir die "echte Verena Bahlsen" eben nicht gesehen haben, sondern nur den verwöhnten Teenager? Ja, so "politisch" geht es zu, kurz vor der Europawahl. Wer wen mit welcher Aussage hineingelegt hat, das dürften nur reiche russische Oligarchïnnen und Erbïnnen wissen. Aber wir haben ja die Fachleute vom Verfassungsschutz, die noch vor den ersten Bildern aus Ibiza davor warnten, dass Österreich Informationen an Russen weitergibt, die in das Kommunikationsnetzwerk "Neptun" des österreichischen Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung eingespeist wurden, das die Alpenrepublik mit Resteuropa verbindet. Auch hier spielt ein FPÖ-Minister eine Rolle. Und dann war da noch ein Böhmermann, was die Frage aufwirft, ob hier nicht "Verstehen Sie Spaß" missverstanden wurde, mit einem staatsabtragenden Effekt. Dann sind wir mal gespannt, was die Österreicher aus den Neuwahlen machen.

*** Bleiben wir doch bei Spion und Spion: Seitdem diese kleine Wochenschau vom Rande der niedersächsischen Tiefebene in die Weite des Webs rutscht, gehört der britische Sicherheitsforscher Ross Anderson zu den Personen, die häufiger in ihr erwähnt werden. Das hat damit zu tun, dass Anderson die Abstrahlung von Computern untersuchte oder den von Microsoft angedachten Palladium-Chip. Es hat aber auch damit zu tun, dass Anderson ein politisch denkender Mensch ist, wie hier in dieser Wochenschau mit seiner Überlegung zum modernen Kriegshandwerk bereits schon einmal zitiert wurde: "Als Großbritannien und die USA Deutschland im Jahre 1944 angriffen, schickten wir nicht wie im I. Weltkrieg Millionen Menschen nach Europa, sondern eine Kampftruppe von einigen Hunderttausend Männern mit Tausenden von Panzern, gestützt von Tausenden von Flugzeugen und Schiffen. Heute ist der Übergang von der Kriegsarbeit zum Kapitaleinsatz noch größer geworden. Um einen ausländischen Führer zu töten, können wir eine Drohne nehmen, die eine Rakete abfeuert, die gerade einmal 30.000 Dollar teuer ist. Aber sie ist gestützt durch ein kolossal teures Investment — der Marktwert all der Firmen, die mit PRISM angezapft wurden, liegt über einer Billion Dollar."

*** Aktuell arbeitet Ross Anderson an der dritten Auflage seines Buches Security Engineering. Es wird neue Kapitel enthalten, die seine Gedanken zum Drohnenkrieg und der technischen Infrastruktur hinter solchen Kriegen fortsetzen. Was sind die Lehren, die man nach den Enthüllungen von Edward Snowden aus der Existenz von PRISM ziehen kann? Wer ist der Gegner? Sechs Jahre nach Snowden wäre es doch mal an der Zeit, ein fundiertes Resümee zu ziehen und über die Konsequenzen für die Privatsphäre nachzudenken, schreibt Anderson im neuen Kapitel. Das alles nicht zuletzt auch deswegen, weil die Snowden-Dateien nach und nach aus dem Web verschwinden. Sichere Systeme sind schön und gut, aber wie können sie so gehärtet werden, dass sie im Cyberkrieg den Angriffen standhalten? Geht das überhaupt? Diese und andere Gedanken wollte Ross Anderson in den USA vortragen, wo er für sein Buch einen Preis bekommen sollte, doch daraus wurde nichts. Weil er kein Visum bekam, musste eine Video-Übertragung organisiert werden. Über die Gründe lässt sich trefflich spekulieren, natürlich auch mit Verschwörungstheorien zur Arbeit der Five Eyes. Eine der Theorien besagt, dass immer noch der Shutdown der US-Behörden eine Ursache sein könnte, wie dies im Fall von Adi Shamir vor ein paar Monaten vermutet wurde.

*** Abseits der unermüdlich für unsere Sicherheit arbeitenden Geheimdienste bekommen unsere Polizeien mit den in allen Bundesländern aufpolierten Polizeigesetzen Befugnisse, Überwachungssoftware zur Online-Überwachung und zur Quellen-TKÜ im Fall verschlüsselter Kommunikation zu installieren. Wie diese Installation korrekt abgewickelt werden kann, darüber haben sich Juristen in der "Neuen Juristischen Wochenzeitschrift" Gedanken gemacht. Ein "Zweitdruck" des Textes ist mit juristisch einwandfreier Erlaubnis bei Netzpolitik.org erschienen und eine interessante Lektüre. Das Betreten einer Wohnung zur Installation von Überwachungssoftware ist demnach problematisch und das, was mit den Namen Staatstrojaner verbunden ist, geradezu verboten: "Ein Trojanisches Pferd im Sinne der griechischen Mythologie, das der Adressat nach einer aktiven Täuschung über seinen Bestimmungszweck durch die Pforte seines Systems lässt, wird der Staat gegenüber seinen Bürgern damit grundsätzlich nie verwenden dürfen." Der sicherste Weg dürfte damit der "Sachzugriff" sein, wenn ein Gerät während einer Polizei- oder Zollkontrolle von seinem Besitzer aus der Hand gegeben werden muss. Daneben dürfte das Ausnutzen bekannter Sicherheitslücken eine wichtige Rolle spielen – in Kenntnis der Tatsache, dass sich ein Gros der Nutzer einen Deut um fällige Updates scheren.

*** Nein, im Internet, gar bei Twitter oder Facebook war er nicht unterwegs, der Polemiker Wiglaf Droste, der nun mit 57 Jahren "viel zu früh" gestorben ist. Als Werbetexter war Wiglaf Droste eine Niete, obwohl "Wir schmieren nicht nur den Kanzler, sondern auch den Motor seines Wagens" kohlgenial war oder kongenial. Doch seine Texte über den alltäglichen deutschen Plapperjargon und die politisch ach so korrekte Schaumsprache wurden frühzeitig im Netz verbreitet. "Mein Freund ist Ausländer" oder die "humanitäre Intervention", das Gerede wie "die Mauer im Kopf einreißen" oder das Geblubber über das "Ansehen von Deutschland", das alles reizte ihn aufs Blut. Mit Nazis reden? Wozu soll das gut sein?
"Muss man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, - das Gegenteil ist der Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen. Eine der unangenehmsten deutschen Eigenschaften, das triefende Mitleid mit sich selbst und den eigenen Landsleuten, aber macht aus solchen Irrläufern der Evolution arme Verführte, ihrem Wesen nach gut, nur eben ein bißchen labil etc., 'Menschen' jedenfalls, so Heinz Eggert, 'um die wir kämpfen müssen'. Warum? Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen."

*** Gestorben ist auch die Künstlerin Lutz Bacher, die mit Video-Installationen und Dome-Kameras den alltäglichen Überwachungswahnsinn illustrierte. Die mit einem großen Plotter-Endlosdruck von Trumps angeberischer Unterschrift 2017 einen lakonisch treffenden Kommentar zum Amtsantritt des Präsidenten lieferte. Tot, aber eben auch unsterblich ist dagegen Grumpy Cat, das missmaulige Aushängeschild der Piratenpartei, mit zahllosen Nachrufen gewürdigt und von Lutz Bacher in einer Collage integriert. Den Rest regeln sie alle zusammen im Paradies.

Was wird.

Schnauze voll von der großen Debatte um künstliche Intelligenz und den eingebauten Vorurteilen in allen möglichen Algorithmen? Kein Problem: In der nächsten Woche erscheint Ian McEwans Buch "Maschinen wie ich" und macht Schluss mit dem Grübeln über die technologische Singularität. Seit Prometheus und Frankenstein ist der heftige Wunsch des Menschen in der Welt, selbst eine eigene Intelligenz zu schaffen wie damals Gott. Natürlich sind bei McEvans die Roboter besser und klüger als wir und gütig und moralisch obendrein, während die Menschen Mist bauen: Das Buch spielt zur Zeit des Falkland-Krieges, den Großbritannien verliert.

Um nach dem anschließenden Brexit kräftig aufzuholen mit den Robotern: Schließlich sollen sie einmal in Gestalt autonom fahrender Autos uns dabei alle behüten. In der perfekten Gesellschaft gibt es kein Trolley-Problem.

Bis es allerdings soweit ist und unsere Mit-Wesen klammheimlich den installierten Ausschaltknopf entfernen können, gibt es die Big Brother Awards, die in Bielefeld verliehen werden. Die eine oder andere Form einer künstlichen Intelligenz freut sich schon, bei diesem Kraken-Gipfel dabei zu sein.

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« Antwort #779 am: 26 Mai, 2019, 09:14 »
Das war schon immer ein dummer Spruch, dass wer die Wahl auch die Qual habe, rümpft Hal Faber die Nase. Und hofft auf die Vereinigte Europäische Republik.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Okay, der Rant muss jetzt sein: Nein, man muss nicht *heute* wählen gehen, es gibt gute Gründe dagegen, Mirko Dölle nennt sie – aber es gibt keine Gründe, sich an der Europawahl überhaupt nicht zu beteiligen. It's Europe, Stupid. Dein Heimatland. Wenn wir uns nicht endlich als Europäer begreifen, die ein gemeinsames Schicksal und eine gemeinsame Zukunft haben, dann können wir uns unsere geliebten Regionen sonstwohin stecken. Wenn wir uns nicht auf den Weg machen in eine Vereinte Republik Europa, enden wir im von rechtsnationalistischen sowie linksnationalistischen Spinnern zerrissenen, kulturell ausgebluteten und von jeder Freiheit entblößten Armenhaus der Welt. Keinen Bock drauf? Geh wählen! Und überlege Dir gut, wen Du wählst.

*** Vor allem im Heimatland Europa scheint es, dass manche Leute immer wieder auf einige Diskrepanzen hingewiesen werden müssen. Etwa in der Wahrnehmung, wer denn nun alles "ernst genommen" werden sollte.

Man muss nicht gleich ausfällig werden (kann es aber leicht) wie der in der letzten Wochenschau zitierte Wiglaf Droste selig, der sich zu Recht nicht dafür interessierte, mit Nazis zu diskutieren. Die Reaktionen auf demonstrierende Jugendliche und rantende Youtuber zeugen aber von einer altväterlichen Arroganz (ja, altmütterlich wie von AKK ist auch nicht besser), die sowohl kritische als auch wohlmeinende Stimmen ad absurdum führt. Kein Wunder, dass diese Altväter und -mütter Europa an die Wand zu fahren drohen und selbst auf einen liberalen Charakter wie Emanuel Macron mit greisem Kopfschütteln reagieren. Hach, so ein ungeduldiger junger Mann! Dem müssen wir wohl mal zeigen, wo der Barthel den Most holt. Um festzustellen, dass es in Europa bald keinen Most mehr gibt, weil die ungeduldigen Jugendlichen schlicht Recht hatten mit ihrer Ungeduld. Kein Wunder, dass die Ungeduld langsam zur Verzweiflung wird bei denen, die nicht nur im Internet, sondern auch im Heimatland Europa aufgewachsen sind.

*** Wer heute wählen geht, sollte ein Handtuch mitnehmen. Das ist das Mindeste, was man kurz nach dem Towel Day für sein Heimatland Europa tun kann. In so ein Handtuch passen die Sturzbäche der Tränen über dieses reiche und griesgrämige Gefüge, in dem Müll getrennt wird aber kein Silicon Valley entsteht, weil hier nicht die "Intensitätswirklichkeit des 21. Jahrhunderts" gelebt wird. Wie diese Intensitätswirklichkeit aussieht, von der der Wahl-Kalifornier Gumbrecht schwärmt, kann man bei den kalifornischen Obdachlosen sehen.

*** So ein Handtuch ist aber auch ganz praktisch, wenn man Jubeln muss, weil ein depressiver Kabarettist oder ein Richter als Pirat ins Europaparlament einzieht: Für ein Mandat im Heimatland Europa sind ca. 0,6 Prozent erforderlich, umgerechnet etwa 180.000 Stimmen. Die kommen schnell zusammen, nicht nur bei der Tierschutzpartei oder der ÖDP. Also bitte mal wählen gehen und nicht nur das WWWW lesen und den Morgenkaffee schlürfen. Sollte das Wahllokal zu weit entfernt sein, kann man ja mit dem 3-Liter-Auto vorfahren, das Umweltministerin Merkel vor über 20 Jahren ankündigte, zusammen mit dem Versprechen der ingeniösen deutschen Autoindustrie, künftig noch sparsamere Autos für alle zu bauen.

*** Damals wurde in dieses Heimatland Europa der Youtuber Rezo geboren, der mit "Jetzt reicht's" der CDU einen "wuchtigen Kinnhaken aus dem Internet" verpasste, wie es die fassungslose Frankfurter Allgemeine schreibt. Um alsdann sofort selbst einen Kinnhaken zu setzen, indem sie "Greta Thunberg, Julian Assange, Rezo und wie sie alle heißen" als die neuen Herren der Ringe verunglimpft. So wird mit Tolkien die ganze Informationstechnologie und dieses Kinnhaken verteilende Netz zur Schwarzen Magie umgedeutet und die "Jugendbewegung" zu Banausen mit dem Zauberbesen: "Sie tut es mit einer Technik, von der auch die Jugend noch nicht weiß, was sie aus ihr macht." Gut, dass nicht nur diese Youtuber merken, was für ein Unsinn in ach so klugen Köpfen spuken kann.

*** Im Heimatland Europa ist es eine gute Idee, das Wahlalter auf 16 zu senken. Stimmen, die sich dafür aussprechen, kommen nicht nur aus den Parteien, vor allem den Grünen, sondern auch aus der Jurisprudenz. Dass 17-Jährige, die für eine entschiedene Klimapolitik demonstrieren, dümmer sind als 50-jährige Nicht-Wähler oder 80-jährige AfD-Anhänger, kann wohl niemand ernsthaft behaupten. Und dass sie genauso mehr oder weniger genau wissen, was sie wollen und wofür sie sich entscheiden, auch nicht. Mit 16 oder 17 fängt man an, sich aufs Abitur vorzubereiten und zu überlegen, welchen Berufsweg man einschlagen will – wenn man nicht eh schon längst in einer Berufsausbildung steckt. Aber über Politik mitreden und mitentscheiden, dafür ist man zu jung? Seltsame Idee.

*** Auch im Heimatland Europa ist der Australier Julian Assange inhaftiert, im britischen Gefängnis Belmarsh. Er sitzt dort eine Strafe ab, weil er gegen die Meldeauflagen eines britischen Gerichtes verstieß. Zuvor hatte er mit seinen Anwälten in mehreren Instanzen versucht, eine Auslieferung an Schweden zu verhindern. In allen Instanzen scheiterte Assange, zuletzt vor dem Supreme Court im Jahre 2012. Das Verfahren vor diesem Gericht mitsamt der Urteile in den niederen Instanzen könnte sich im Nachhinein als Assanges größter Gewinn herausstellen. Denn zunächst wurde Assange als "Publisher" von Wikileaks bezeichnet, dann als "australian journalist". Indem britische Gerichte diese rechtlich nicht geschützte Berufsbezeichnung zusprachen, sahen sie sehr wohl das Journalistische an der Arbeit von Wikileaks. Das könnte entscheidend sein, weil die USA in ihrem neuesten Antrag auf Auslieferung von Assange die Hohe Schule der Haarspalterei betreiben, um die Form der Arbeit von Wikileaks nicht als Journalismus zu beschreiben. Es soll Spionage mit anschließendem Geheimnisverrat sein. Entscheidend ist eine Belohnung, die Wikileaks im Mai 2016 aussetzte, um weitere Clinton-Materialien zu bekommen. So etwas machen Journalisten nicht. Das Scheckbuch ist tabu, oder? Denn als Journalismus wäre das 1st Amendment der US-Verfassung ins Spiel gekommen, das die Veröffentlichungsarbeit von Journalisten schützt, auch die Veröffentlichung von "Staatsgeheimnissen", wie dies die New York Times oder der britische Guardian mit Material von Wikileaks gemacht haben. Von diesem Schritt hat die Regierung Obama abgesehen. Mit der Anklage gegen Assange attackiert die Regierung Trump das 1st Amendment. Das Fall Assange hat die Größe erreicht, die sich Assange schon immer gewünscht hat.

***In der letzten Wochenschau ging es um Österreich und ein Video, in dem deutlich wurde, welches Maß an Korruption im rechten Lager den Staat verändern soll. Inzwischen sind die Minister der rechtsnationalen FPÖ durch Experten ersetzt worden, auch Innenminister Herbert Kickl, der die Polizei nutzte, um den Verfassungsschutz zu kompromittieren. Das ganze Drama ist ausführlich beschrieben worden. Das Fazit ist bitter: "Es braucht nicht ein geniales Mastermind, um einen Rechtsstaat entscheidend zu schwächen. Es braucht nur einen Ministerialbeamten, der sich an der falschen Stelle einmischt; eine Staatsanwaltschaft, die sich dieser Einmischungen nicht verwehrt; es braucht Amtsmitarbeiter, die nicht um jeden Preis verhindern, dass geheime Daten in Plastiktüten weggetragen werden." Auch darum sollte man wählen gehen!

Was wird.

"Alan Duric ist ein Unternehmer, wie ihn sich der deutsche Wirtschaftsminister nur wünschen kann. Der dynamische Mann mit trendiger Brille und Turnschuhen gilt als einer der Pioniere der Internettelefonie." So flott und falsch kann nur eine Spiegel-Reportage beginnen, geschrieben von Autoren, die Pioniere wie VocalTec nicht kennen. Wie war das noch mit dem saftigen Artikeleinstieg à la mode de Claas Relotius? Relotius stolperte über die Geschichte Jaegers Grenze. Wie lauteten die redaktionellen Vorgaben für den Part, den Claas Relotius schreiben sollte? "Dieser Typ wird selbstverständlich Trump gewählt haben, ist schon heiß gelaufen, als Trump den Mauerbau an der Grenze ankündigt hat, und freut sich jetzt auf die Leute dieses Trecks, wie Obelix sich auf die Ankunft einer neuen Legion von Römern freut (…) Wenn ihr die richtigen Leute findet, wird das die Geschichte des Jahres."

Damit sind wir wieder bei Alan Duric von Wire Swiss, dem Super-Wunschunternehmer von Minister Peter Altmaier. Denn Altmaier hat von unserem Bundesinnenminister Horst Seehofer einen Gesetzentwurf zugestellt bekommen, nach dem alle Messenger-Dienste auf richterliche Anordnung die Kommunikation der Kunden mitschneiden und in unverschlüsselter bzw. lesbarer Form den Sicherheitsbehörden übergeben müssen. Das chinesisch klingende Vorhaben überrascht, denn wir haben bekanntlich die Superbehörde ZITis, die Software zur sogenannten "Quellen-TKÜ" bereitstellt. Diese bricht die Verschlüsselung von Messengern dadurch auf, dass vor der Verschlüsselung und nach der Entschlüsselung die Nachrichten "ausgeleitet" werden. Funktioniert das etwa nicht?

Hey, ihr Häcksen und Hacker, bevor ihr jetzt zum Hackerspace tapert, um schnell eure heiß begehrten 5000 Voucher-Hackerschein-Zutrittsnachweise für das Chaos Communication Camp 2019 abzuholen, geht vorher wählen. Wir brauchen ein Heimatland Europa, in dem Verschlüsselung ein Bürgerrecht ist.

Quelle : www.heise.de

Arbeits.- Testrechner :

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