Autor Thema: Was war. Was wird. (Die Wochenschau von Hal Faber)  (Gelesen 95290 mal)

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Was war. Was wird. Brüh im Lichte dieses Glühes
« Antwort #705 am: 03 Dezember, 2017, 00:40 »
Mitleid ist nicht das, was wir von kommenden Superintelligenzen erwarten können, befürchtet Hal Faber. Die Hoffnung bleibt, das Elend zwischen Weihnachtsmärkten und dem "Ministerium für gesellschaftlichen Zusammenhalt" zu überwinden: Algorithmus, hilf!

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Jetzt ist es wieder so weit, dass der Glühweingestank in den Kernbereich unser aller privaten Lebensführung eindringt, die Häuser oder Fenster mit blinkenden Lichterketten verunziert sind und selbst das Innenministerium sich von seiner heimeligen Seite zeigt als "Ministerium für den gesellschaftlichen Zusammenhalt". Willkommen in den besinnlichen Tagen der inneren Einkehr, an denen die großen Fragen gestellt werden. Was ist der Sinn von 42? Wer sind wir, wo gehen wir hin? Und wenn wir schon nicht gehen, wo gehen unsere Daten hin? Wo stehen die Server? Wäre es wünschenswert, entwendete Dateien und Dokumente zumindest auf den Servern der Diebe zu löschen? Mannomann, das ist aber ein großer Weihnachtswunsch, den der Chef von ZITiS da äußert, dem schicken Start-Up unter den Behörden. So ein unkompliziertes Lösch-weg beim Hack-back, nachdem ruck-zuck-klick klar ist, wer der Täter war. Natürlich nur mit richterlicher Genehmigung und bei erkannter Bedrohungslage des gesellschaftlichen Zusammenhaltes durch Terroristen, organisierte Kriminelle und andere Katalogstraftäter. "Der Staat muss handlungsfähig bleiben", das ist der oberste Imperativ dieser Nachtwächter. Staat first, alles andere second. Wen richterliche Vorbehalte da beruhigen können, hat den Knall nicht gehört: Deutsche Richter behalten nichts vor und halten keine Ermittler auf.

*** Man stelle sich ganz besinnlich vor, wie das ist, wenn man nicht handeln kann. Wenn man Probleme hat bei der "verdeckten Überwindung von Sicherheitssystemen" und dem Einbau von Abhörwanzen in Autos, wo deutsche Geheimdienste in 25 Fällen scheiterten. Das geht ja gar nicht, da muss ein neues Gesetz her und dieses neue Gesetz muss auch noch "technikoffen" formuliert sein, damit es für alle denkbaren wie noch undenkbaren Verwanzungssituationen angewendet werden kann. Vordergründig arbeitet das geschäftsführende Ministerium für den gesellschaftlichen Zusammenhalt nur an einer Rechtsgrundlage, die Autobauer zur Mitwirkung, insbesondere zur Öffnung und verdeckten Überwindung von Warnanlagen verpflichten soll. Doch wenn diese "technikoffen" ist, müssten genauso die Hersteller von all dem Smart-Home-Zubehör zur Mitwirkung verpflichtet werden können, von Routern und Überwachungskameras, Krümelsaugern bis hin zum Sexspielzeug. Das wird von den gesellschaftlichen Zusammenhaltern energisch dementiert.

*** Auffällig ist dabei jedoch, dass auf der vorweihnachtlichen Tagung der Innenministerkonferenz in Leipzig eine Beschlussvorlage abgesegnet werden soll. Es ist eben Weihnachten und da macht man sich nette Geschenke. Machen wir uns auch eines und überlegen gemeinsam, was die von den Verwanzungsfreunden geforderte Offenlegung von Programmierprotokollen so sein könnte? Die PC-Kassensysteme können wohl nicht gemeint sein. Etwa die Kommentare im Source-Code? Die Arbeitszeitnachweise des Programmierers? Eine allgemeine API für Verfassungsschutz, Zoll und Polizei? So bleibt an dieser Stelle nichts anderes übrig, als auf Besinnungen anderer Art hinzuweisen, die solchem Treiben hoffentlich etwas Widerstand bieten. Etwa bei der Gesellschaft für Informatik, die soeben mit Hannes Federrath einen neuen Präsidenten gewählt hat, der den Datenschutz-Grundrechtsgedanken vertritt. Im norddeutschen Tiefebenen- Radio verurteilte er prompt die Pläne des Ministeriums für gesellschaftlichen Zusammenhalt.

*** In dieser ach so besinnlichen Zeit geht der eine oder andere Gedanke an alle, die im Dienst des Vaterlandes stehen, zum Beispiel an die einfachen Soldaten in Afghanistan. Bekanntlich haben wir mit dem Kommando Cyber- und Informationsraum nun auch eine Truppe, die im Internet kämpft und dort die oben genannten Dateien und Dokumente löscht, die auf fremdstaatlichen Servern oder Datenwolken gespeichert sind. In dieser Woche betonte der Chef des KdoCIR, dass in der Zukunft von jedem Soldaten grundlegende Kenntnis im Umgang mit Computern erwartet würden – so wie heute jeder Soldat seine Waffe beherrschen müsse. Das ist eine interessante Aussage, denn wo beginnen grundlegende Kenntnisse und wo hören sie auf? Auch das ist eine große Frage. Jeder Schuss ein Treffer, jeder Klick auf den bundeswehr-eigenen Thinkpads in Estland drängte den mächtigen NATO-Gegner aus dem Netz und schlug seinen Fake-News-Angriffen den Kopf ab, wie bei der Hydra, die bekanntlich von Herkules besiegt wurde.

*** Im Kampf gegen die Fake News hat es in dieser Woche eine schwere Niederlage gegeben, als US-Präsident Trump auf Twitter Videos verbreitete, die die Rechtsextremisten von "Britain First" aufgespürt und verbreitet hatten. Beim Video-Schnippsel aus den Nierderlanden erfolgte umgehend eine Reaktion, auch die mit dem Brexit beschäftigte britische Staatschefin May reagierte. Unterdessen wurde der deutsche Muslim gefeiert, der offenbar als Austauschstudent bei Twitter arbeitete und an seinem letzten Arbeitstag kurzzeitig und zu seiner eigenen Verwunderung das Twitter-Konto von Trump schließen konnte. Die eigentliche Verwunderung produzierte jedoch Twitter selbst mit seinem indirekten Kommentar über #NoPlace4Hate. Kein Platz für Hass, das gilt nicht für den Orangenen. Die nächsten üblen Äußerungen dürften den ehemaligen Berater-Spezi Michael Flynn zum Thema haben. "General Flynn" wird nicht das letzte Wort sein.

Was wird.

Ja, es ist viel Leid in der Welt, auch am 1. Advent. Gut möglich, dass eine Superintelligenz, die sich all den Fragen nach dem Sinn des Lebens stellt, auf der Grundlage von Big Data zu der Einsicht kommt, dass trotz all diesem Datenreichtum die Nicht-Existenz im eigentlichen Interesse aller zukünftigen selbstbewussten Wesen auf diesem Planeten liegt. Alsdann wird die Superintelligenz uns entsprechend wohlwollend leidvermeidend behandeln und elegant aus der Geschichte eskamotieren. Das wär's dann mit heise online und der Wochenschau aus der norddeutschen Tiefebene, es sei denn, es gibt noch eine höhere Intelligenz als die Superintelligenz. Der Philosoph führt hier das menschliche Mitgefühl an, doch wenn ich mich nicht irre, scheitert die Superintelligenz schon daran, einen Weihnachtsmarkt zu verstehen, bei dem billigste Rotweinplörre aus Großtanks zu heimeligen Buden geleitet und erhitzt wird: Ein klares Zeichen dafür, dass sich Menschen ganz ohne Superintelligenz und ohne algorithmische Entscheidungen um den Verstand bringen.

Weihnachtsmärkte sind nicht nur mit der Intelligenz inkompatibel, sondern auch mit all den Träumen von der Smart City, der jetzt im großen Stil geträumt wird. Von der Microsoft-Stadt "Belmont" in Arizona über "Neom" in der saudi-arabischen Wüste bis hin zu den Sidewalk Labs von Google in Kanada werden neue Wohnmaschinen im Namen des Transurbanismus gebaut. Ausgerechnet aus dem verlotterten Berlin kommt dazu die passende Kritik, auch wenn sich "demokratische Smart City" anhört wie ein schwarzer Schimmel.

Sind die Innenminister aus Leipzig abgezogen, beginnt dort allmählich die Agglomeration durch den Chaos Computer Club, der nach dem Halfnarp heute das feste Programm des Chaos Communication Congress vorstellen will. Läuft der Congress, fahren sogar die Straßenbahnen in einem vom Congress diktierten Zeittakt in der Nacht: No Hacker left behind. Als prominenter Redner mit dabei: der ehemalige G10-Kontrolleur Hans-Christian Ströbele, der über die Lauschprogramme der Geheimdienste spricht. Ein Plausch aus dem Nähkästchen, damit endlich klar wird, warum ein Verein wie Reporter ohne Grenzen gegen den Datenstaubsauger vom BND klagt?

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Was war. Was wird. Von Disparitäten, Durchsuchungen und anderen Döntjes
« Antwort #706 am: 10 Dezember, 2017, 06:15 »
Demonstrierende Bürger müssen sich Jackentaschen, Laptops und Lebensläufe durchwühlen lassen, die Polizei muss sich nicht kennzeichnen, darf aber automatisch Gesichter erkennen. Helmut Kohls Bimbes profitierte indes von Mitgliedern der Atlantik-Brücke.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Im schönen Hamburg sind "archaische Delikte" rückläufig. Das können wir einem Vortrag entnehmen, den der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer auf der Herbsttagung des Bundeskriminalamtes gehalten hat. Nur der Taschendiebstahl steigt, bedingt durch Migration und "soziale Disparitäten". Wir sehen, Herr Meyer kann sich fein ausdrücken.

In dieser Woche lobte der Polizeipräsident anlässlich einer bundesweiten Razzia eine neue Form der Intimität. Laut Hamburger Abendblatt sagte Meyer "Wir sind hier näher an der militanten autonomen Szene dran, als das bisher der Fall war." Na, wird man wohl wieder intim erfahrene verdeckte Ermittlerinnen eingesetzt haben, da in der "Roten Flora?" Mayers Mann für die bundesweite Razzia war der SoKo-Leiter "Schwarzer Block" Jan Hieber und der machte seinem Namen alle Ehre, als er die Demonstranten gegen den G20-Gipfel so bezeichnete: "Es handelte sich, lassen Sie mich das einmal so klar sagen, in seiner Gesamtheit um einen gewalttätig handelnden Mob." Die bundesweite Razzia, bei der 583 Beamte ziemlich wahllos Laptops und Smartphones auch von in der Wohnung lebenden Kindern einsammelte, war damit der Anti-Mob. Fehlt nur noch die vom Polizeipräsidenten beim BKA-Kongress vorgestellte Software MobiPol zur schnellen Beweisaufnahme.

Erwähnenswert ist das alles aus zwei Gründen: Erstens soll die Sonderkommission nach Angaben des republikanischen Anwaltsvereins ein neuartiges Recherchetool entwickelt haben, das anders als die üblichen Smartphone-Schnüffeltools von Cellebrite und Co arbeiten soll. Zweitens scheint es nicht weit her zu sein mit der Materialsammlung, wenn die Hamburger Polizei die Presse auffordert ihr Rohmaterial den Ermittlern freiwillig zu überlassen. Die eigenwillige Interpretation einer Presse, nach beiden Armen und dem Schlagstock der vierte Arm der Polizisten zu sein, gibt zu denken. Nicht minder problematisch ist es, dass Redaktionen der Bitte um Herausgabe des Rohmaterials nachgekommen sind. Wenn künftig Demonstranten auch die deutlich sichtbaren Pressefotografen für verkappte "Dokumentationstrupps" halten müssen, ist auch dies eine starke Einschränkung der Demonstrationsfreiheit.

Den Vogel schießt natürlich auch hier der kleine Herr Wendt ab. Der ist kein Polizeipräsident, sondern ein virtueller Polizeipotentat, der mit seiner kleinen "Deutschen Polizeigewerkschaft" vehement gegen die Kennzeichnungspflicht von Polizisten anrennt. In Wendts Heimat-Bundesland Nordrhein-Westfalen wurde bereits die Kennzeichnungspflicht mit den Stimmen der CDU, FDP und AfD abgeschafft. Dafür soll auf der "Gegenseite" richtig hingeguckt werden, mit modernster Videotechnik: "Die Polizei braucht bei Großeinsätzen modernste Videotechnik mit Gesichtserkennungssoftware, um noch schneller beweissichere Festnahmen vornehmen zu können." Da trifft es sich ganz wunderbar, wenn diese Gesichtserkennungssoftware auch noch automatisiert funktioniert. Der nächste Schritt ist ein Head-Display in den Helmen der Greiftrupps. Und wenn da doch ein schwarzes Blöckchen zu sehen ist, soll die Definition des Landfriedensbruches etwas wendtiger werden: "Es muss in Zukunft möglich sein, dass auch derjenige bestraft werden kann, der sich bei einer Demonstration oder bei einer Ansammlung von Menschen, nach polizeilicher Aufforderung nicht aus der Menge entfernt." Bald könnte dann ein einfaches polizeiliches "geh mir aus der Sonne" reichen, um unbotmässige Bürger zu verhaften.

Auf die Ergebnisse der Suche nach den Spuren einer ganz und gar geheimen Putzgruppe des neuen Jahrhunderts darf man gespannt sein. Wer da sein Auto nicht ordentlich vor der Wohnung geparkt hatte, machte sich schon verdächtig. Da hat man im verdächtig falsch abgestellten Auto "alles gefunden, was man finden wollte", nämlich Festplatten und Datenträger. Doch was ist, wenn man den verdächtigen Piraten beschatten muss und das kitzelige Auto eine SMS schickt, sowie es ganz geheim geöffnet wird? Die Innenministerkonferenz forderte dafür die aktive Mithilfe der Hersteller beim Einbau von Wanzen in die automobile Oberklasse, in der Alarmsysteme Bestandteil der Versicherungspolice sind. Wird so der Staat zum Sicherheitsrisiko? Den besten Kommentar zu dieser grenzwertigen Idee der Unsicherheitsminister hatte /mecki78. Wer nicht überwacht werden will, baut sich eine zweite Alarmanlage ein.

Sie hatten eine zweite Chance: Als Konsequenz aus den beim Bundesnachrichtendienst aufgedeckten Missständen wurde im Frühjahr ein eigenes Kontrollgremium eingesetzt, das nun dem parlamentarischen Kontrollgremium seinen ersten Bericht vorlegt. Der ist natürlich selbst schwer geheim, mit einer dreifachen Alarmanlage gesichert und dennoch gibt es Hinweise darauf, dass die Arbeit der juristisch versierten Kontrolleure behindert wird. Schwärzungen, verweigerte Informationen und das übliche Gemaule, dass "die Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland" gewahrt bleiben müsse, gehören wieder zum Geschäft. Eine Kontrolle findet nicht statt und die Auskunft, warum wieviel EU-Bürger überwacht werden, endet im Nirgendwo. Es ist, wie es immer war, bis Edward Snowden auftauchte. Es ist, als habe der NSA-Untersuchungsausschuss nicht stattgefunden. Es geht seinen Gang in den Ebenen und Abteilungen. Unsere Nachfahren werden vielleicht lesen können, wie der BND die künftige Kanzlerin Katja Kipping beschattete, wie weiland Willy Brandt.

Jamaika-Aus ist zum Wort des Jahres gewählt, weil die drei führenden Worte "Christian", "Lindner" und "ich" nicht mal in der allervorbildlichst durchgekoppelten Schreibweise ein Wort ergeben für die Frei Drehende bügelPuppe. Auf den zweiten Platz kam "Ehe für Alle" und dann #Metoo. Ich hätte diesem Hashtag den Sieg gewünscht, wie es die Time mit den Silentbreakers als Persons of the Year verfuhr. Der Aufbruch in eine Kultur jenseits des Betastens- und Begrapschtwerdens hätte das verdient. Nicht verheimlichen sollte man, das dieser Aufbruch im Überschwang der Beschuldigungen auch einen Abbruch vieler Kulturgüter mit sich bringt. 22 Jahre lang war die Website des Writer's Almanac eine treue Begleiterin meiner wöchentlichen Kolumnen, die Ideen lieferte, wenn gerade keine verfügbar war. Nun ist alles weg, weil Garrison Keillnor eine Hand auf den nackten Rücken einer Mitarbeiterin legte – das ist seine Version der Geschichte.

Und so klingt das Jahr 2017 aus. Begräbnisse sind auch nur eine Formsache. Repose en paix l'ancien.

Was wird.

Laut einem Zitat in der Wikipedia ist die Atlantik-Brücke "eine der einflussreichsten und exklusivsten Organisationen der Berliner Republik", andere schreiben von einem Think-Tank nach US-amerikanischem Vorbild mit der Mission, die öffentliche Meinung im Sinne der deutsch-amerikanischen Freundschaft zu beeinflussen. Wie die vergangene Woche mit einer interessanten Sendung zeigte, waren Mitglieder der Atlantik-Brücke bei der Organisierung von Bimbes für Helmut Kohl beteiligt. Heute ist man leichter erkennbar und hat zudem Besseres zu tun.

Am Dienstag grübelt die Atlantik-Brücke unter dem leicht rätselhaften Titel Digital Westphalia gemeinsam mit Microsoft über die Frage, "wie kann man transatlantische Datenübermittlungen ermöglichen und gleichzeitig fundamentale Grundrechte und nationale Gesetze berücksichtigen?" Ob Safe Harbour, Privacy Shield oder das anstehende Beistands-Schreiben, mit dem die Europäische Union Microsoft unterstützt, da gibt es viel zu brücken. Digital Westphalia soll sich übrigens auf den Westfälischen Frieden beziehen: Der dreißigjährige Krieg um den Datenschutz zwischen (West)Deutschland und den USA begann demnach um 1987, als der Datenschützer Spiros Simitis das US-amerikanische Verständnis von Privacy im Informationszeitalter kritisierte.

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Was war. Was wird. Durchschreitende Straftäter blicken auf.
« Antwort #707 am: 17 Dezember, 2017, 04:45 »
Ha, Weihnachten! Da werden selbst die Straftäter ordentlich, die Polizisten vor Ort überflüssig und die Überwacher mildtätig. Ach, wirklich? Hal Faber preist lieber Verfassungshüter, Bürgerrechtler und "Durchstecher" und gedenkt der Opfer.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das Kreuz des Südens war einstmals das wichtigste Sternzeichen für die Seefahrer, die in fremde Welten aufbrachen und die südlichen Meere befuhren. Vier funkelnde Sterne bildeten das uralte Wikingersymbol des Kreuzes, der vier Himmelsrichtungen mit dem Weltenpol in der Mitte. Heute ist das Kreuz des Südens das Zeichen für den Süden schlechthin und findet sich in den Flaggen von Brasilien und Australien. Verglichen mit dem erhabenen Kreuz des Südens ist das Südkreuz nur ein schlichter und ziemlich hässlicher Umsteigebahnhof in Berlin. Aber er schimmert hell in den Plänen der Politik und der deutschen Bahn, denn er ist hochoffiziell ein "Sicherheitsbahnhof". Hier probierte die Bahn ihren neuen Beratungstresen aus, natürlich Sicherheitscounter genannt – und baute ihn nach wenigen Wochen wieder ab. Hier experimentieren Bundespolizei und Bundeskriminalamt mit "intelligenter Analysetechnik", besser bekannt als automatische Gesichtserkennung – und verlängern den Test um weitere sechs Monate, weil er so ungemein erfolgreich ist. 70 Prozent der rund 300 freiwilligen Testpersonen wurden zuverlässig im Gewimmel der Reisenden erkannt.

*** 70 Prozent, was bedeutet das, wenn wissenschaftlich wichtige Eckdaten wie die ausgewiesene False Positive Rate fehlen und nur davon die Rede ist, dass "in durchschnittlich weniger als 1% der positiv erkannten Fälle eine Person irrtümlich einem Datensatz in der Datenbank zugeordnet" wurden? "Dies bedeutet, dass in über 70% der Fälle, in denen beispielweise ein Straftäter den Erkennungsbereich der Kameras durchschreiten würde, dieser Straftäter durch das System als solcher erkannt werden würde und dann der Polizist vor Ort sofort entsprechende Maßnahmen einleiten könnte." Dieser lustige Satz in der offiziellen Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums zeigt die ganze Misere der technologischen Erwartungshaltung. Denn diese Straftäter, die da von den Kameras aufgenommen werden, koopieren anscheinend mit der Polizei und durchschreiten den Erkennungsbereich einfach so, ohne jede Verkleidung mit Bärten, Perücken und Zierbrillen. Gefährder lächeln drohend in die Kamera und die Profi-Banden der Taschendiebe rempeln und klauen, bis auch die letzte Mustererkennung "den Polizisten vor Ort" informiert hat. Das hoffnungslos verzerrte Weltbild der Überwacher sollte niemand stören, denn die Investitions-Milliarden in unser aller Sicherheit müssen einfach ausgegeben werden. Das gerade am "Polizist vor Ort" gespart wird, was es zu sparen gibt, muss ja nicht an die große Glocke, die unser Innenminister gerne klöppelt. Denn erst so entfaltet sich das ganze Konzept des "Sicherheitsbahnhofes": Hat der Straftäter ordnungsgemäß den Erfassungsbereich durchschritten, kann über das gesamte Netz der Überwachungskameras verfolgt werden, wohin der Schlingel fährt, beipielsweise.

*** Bekanntlich rückt Weihnachten als Fest der Liebe immer näher. In Berlin hat der Bundesnachrichtendienst seine traurigen Überwachungspalmen festlich geschmückt und wartet auf den Weihnachtsmann. In einem Nikolaus-Artikel hat BND-Präsident Bruno Kahl schon einmal erklärt, was er von den um Aufmerksamkeit konkurrierenden Medien hält: im Zweifelsfall gar nichts, denn Medien entscheiden "nach eigenem 'Gut-'dünken" und tun das auch noch mit einer "prätentiösen Geste". Dann arbeiten sie auch noch mit Menschen zusammen, die "'Durchstecher' oder sogenannte 'Whistleblower'" sind und berufen sich auf den Quellenschutz. Da muss doch was überwacht werden.

*** Genau diese praktizierte Überwachung unter anderem mit Hilfe von Telefon-Metadaten wurde kassiert, dank der Aktivitäten von Reporter ohne Grenzen, einer Truppe, in der jeder Journalist Mitglied sein sollte. Nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes ist das Speichern von Telefon-Metadaten von Geheimnisträgern, wie es Journalisten sind, unzulässig und zwar auch dann, wenn die Daten weitgehend anonymisiert sind. Genau diese Argumentation dürfte für die Zukunft interessant sein, denn bei der Aufdeckung der VerAS-Datenbank im Zuge der Snowden-Enthüllungen wird es nicht bleiben. Wahrscheinlich kommt ein neues BND-Gesetz, das das Schnüffeln in den Meta-Daten wieder erlaubt: "Gesetzgebung schafft zumindest eine gewisse Transparenz. Ein Auslandsgeheimdienst, der auch Daten von Inländern erfasst, müsste schon gut begründen, wozu eine solche gewaltige Datenauswertung erforderlich ist. Und ein Gesetz könnte dann auch vom Bundesverfassungsgericht geprüft werden."

*** Transparenz beim BND und Lichterglanz, soweit die Palmen wedeln: Es gibt ja auch dieses Positive, selbst in diesen trüben Tagen und selbst beim Nachrichtendienst. Im Jahre 2013 stellten die metadatenbegeisterten Auslandsschnüffler vier Kryptorätsel ins Internet. Am vergangenen Montag wurde das erste Rätsel geknackt, weil man der angewendeten Verschlüsselungsmethode der Spaltentransposition auf die Schliche kam.

*** Mit der hübsch benamsten Order Restoring Internet Freedom soll die US-Behörde FCC die Netzneutralität abgeschafft haben. Nun stellt die Behörde zwar Regeln auf, verfasst aber keine Gesetze. Damit arbeitet sie genau wie unsere Bundesnetzagentur, die auf Netzneutralität achtet. Insofern laufen die neuesten pathetischen Unabhängigkeitserklärungen des Cyberspace ins Leere. Jetzt kommt es darauf an, dass US-Senator Charles Schumer wie angekündigt das Verfahren des "Congressional Review Act" in Gang setzt, mit dem die FCC-Order angegriffen und dann durch ein Gesetz ersetzt werden kann. Das nächste Monopol hat noch einen langen Weg vor sich in diesen Vereinigten Staaten von Amerika.

*** Restoring Internet Freedom, das ist nicht das einzige, was wiederhergestellt werden müsste, auch die Freiheit der Sprache wäre ein geeignetes Feld, wenn Worte wie Transgender, Diversität und Fötus in öffentlichen Dokumenten über die Gesundheitsversorgung etwa beim Streit um die Zukunft von "Obamacare" vermieden werden sollen. Auch "evidenzbasierte Wissenschaft" ist verpönt in einem Land, das noch einmal zum Mond fliegen und dann den Mars ins Visier nehmen will.

Was wird.

Das Evangelium nach Kris: Es begab sich aber zur der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt upgedated oder geupdated würde. Und jedermann ging, dass er sich um Updates kümmere, ein jeder in seine Stadt zu seinen Eltern, Bekannten und Verwandten. Weihnachten naht, für jede Heise-Leserin und jeden Heise-Leser und alle Eichhörnchen zwischendrin ist es das Hochamt des technischen Supports von Latops, Tablets und Smartphones. Ihnen wünsche ich schon einmal stählerne Nerven und stille Nächte, denn beim nächsten WWWW wird es keiner lesen, weil verkaufsoffener Heiligabend für vergessene Kabel, Demi-Glace und dergleichen mehr ist.

Hier geht es jetzt um die Dinge, die nicht vergessen werden dürfen, denn es geht um Unrechtsdinge, die Menschen erdulden müssen. Menschen wie Mesale Tolu oder Denis Yücel und die vielen, vielen anderen, die dort Einsitzen, wo Presse- und Meinungsfreiheit bedroht sind oder nicht existent. In der anstehenden Woche veröffentlicht Reporter ohne Grenzen die Jahresbilanz der Pressefreiheit 2017 und sie ist düster.

Es gibt auch noch ein anderes Gedenken, das denen gerecht werden muss, die "Super-Pech" hatten, wie es der Hinterbliebene Petr Cizmar formuliert. Sie starben. Das Ende ist nicht gut und viele Fragen sind immer noch offen. In Erinnerung an Anna Bagratuni, Geory Bagratuni, Sebastian Berlin, Nada Cizmar, Dalia Elyakim, Christoph Herrlich, Klaus Jacob, Angelika Klösters, Dorit Krebs, Fabrizia Di Lorenzo, Lukasz Urban, Peter Völker.

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4W:WWWWW, ganz im Zeichen der paradiesischen transhumanen Verzückung
« Antwort #708 am: 24 Dezember, 2017, 06:06 »
Mancher meint das Fegefeuer schon in der menschlichen Existenz zu entdecken, andere freuen sich auf die Überwindung alles Üblen in der transhumanistischen Reinigung. Hal Faber jedenfalls möchte genug Chaos, um auch nochmal einen tanzenden Stern zu gebären

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Was war.

*** Trasumanar significar per verba
non si poria; però l’essemplo basti
a cui esperienza grazia serba.
S’i’ era sol di me quel che creasti
novellamente, amor che ‘l ciel governi,
tu ‘l sai, che col tuo lume mi levasti.

Verzückung! sie vermöchte man durch Worte
Zu schildern nicht; drum gnüge jenes Beispiel,
Wem Gnad' es zu erfahren aufbewahret.
Ob ich von mir der Teil nur, den zuletzt du
Erschufst, o Liebe, die den Himmel lenket,
Du weißt's, die du mich hobst mit deinem Lichte.

Words may not tell of that trans-human change;
And therefore let the example serve, though weak,
For those whom grace hath better proof in store.
If I were only what thou didst create,
Then newly, Love! by whom the Heaven is ruled;
Thou know’st, who by Thy light didst bear me up.

Trasumanar? An Tagen wie diesen bietet die Göttliche Komödie von Dante Alighieri Trost und Erbauung. Der Ausschnitt aus dem ersten Gesang, gleich nachdem Dante und seine Beatrice im Paradies angelangt sind, gehört zu den Offenbarungen der Transhumanisten, jedenfalls im angelsächsischen Sprachraum. "Trans-human change" steht hier für den Leib, der dem Purgatorium der Hölle entronnen ist, abgelegt wird und sich dem ewigen Leben asymptotisch nähert. Was Dante besang, griff Pierre Teilhard de Chardin auf, um schließlich den Omegapunkt zu finden, an dem Menschen transhuman werden.

*** An diesem Punkt schalten sich die Maschinen in die Debatte ein, denn Donna Haraway studierte an der Teilhard de Chardin Foundation in Paris dessen Ideen und schrieb das Cyborg-Manifest "Lieber Cyborg als Göttin. Für eine sozialistisch-feministische Unterwanderung der Gentechnologie". Auf Deutsch erschien es 1984 im deutsch-englischen Jahrbuch Gulliver, das sich ausführlich mit Orwells 1984 befasste. Gegen die Informatik der Herrschaft setzte Haraway die feministische Informatik. "Kommunikations- und Biotechnologie sind die entscheidenden Werkzeuge zum Umbau unserer Körper", so ihr Leitsatz, mit dem sie für einen "grundlegenden Umbau der Reproduktionssysteme des nächsten Jahrhunderts" warb. Cyborgs im Inkubator ausbrüten? Warum nicht, entlastet es doch die Frau von der Reproduktionsaufgabe. Und welche komische Reproduktion hatte eigentlich da an Weihnachten im Jahre 0 ein Ergebnis gebracht?

*** Feiern wir also zeitgemäß den fröhlichen Transhumanismus als Bastelei, damit der Mensch endlich ein taugliches Sprungbrett zum Übermenschen abgibt. Die Anfänge sind niedlich, wenn sich passend zum Weihnachtsfest c't-Redakteur Julius Beineke mit seinem frisch eingedongelten Chip vorstellt. Die musikalische Untermalung gibt natürlich der Song IBM von Throbbing Gristle, der auf einer "IBM" beschrifteten Datasette basiert, die der pandrogyne Transhumanist Genesis P-Orridge auf der Straße fand. Der verlinkte Text verweist auf ein Theater-Interview und enthält den hübschen Anpfiff des Publikums durch Genesis, der prächtig zu diesem Weihnachten passt: "For fuck’s sake, wake up! The world’s collapsing around you, and all you’re worried about is whether you’ve got the right laptop. Wake up!"

*** Transhumanisten gibt es in der IT viele, von dem hier oft genug zitierten Google-Humanen Ray Kurzweil mit seiner technologischen Singularität bis hin zur Bill und Melinda Gates Foundation, die mit ihrem Impfprojekten der Menschheit neuen Anschwung geben will. Bekanntlich ist ja die staatliche Impfpflicht die erste Stufe der Transhuminierung. Festlich gestimmt sollte man sich daran erinnern, dass das erfolgreichste "human enhancement-Projekt" Viagra auch von transhumanistisch Gesinnten angestoßen wurde. Ganz im Sinne von Teilhard de Chardin gibt es sogar eine ordentliche Religion mit allem Drum und Dran und einem Papst. Unverständige Leute lassen es in der Print-Ausgabe in den Überschriften witzeln: Näher, mein Bot, zu dir, während die Online-Ausgabe es etwas ernster mit dem "Way of the Future" nimmt, der auf eine KI-gesteuerte Gottheit wartet.

***Alles nur hohle Phrasen? Das ist beim KI-Way of the future gar nicht so einfach zu bestimmen. Bereits in der letzten Wochenschau war die automatische Gesichtserkennung ein Thema, weil der geschäftsführende Bundesinnenminister sich von ihr wahre Wunderdinge erwartet. 70 Prozent der Gesuchten sofort gefasst! Kein juristisch grenzwertiges Fahndungsersuchen mit der Methode Barbie mehr. Aktuell gibt das Bundesinnenministerium nur raunende Hinweise zum Projekt am Bahnhof Südkreuz, was zu trefflichen Überlegungen führt, ob man nicht besser Schimpansen würfeln lassen sollte beim Verhaften der Straftäter. Das alles mag etwas ins Leere führen. Zwar testen Bundesbahn, Bundeskriminalamt und Bundespolizei am Südkreuz die Leistung der Gesichtserkennungssoftware von Herta, L1 Identity Solutions und Elbex., doch der sehnsuchtsvolle Blick von Thomas de Maizière & Co richtet sich nach China, wo Baidu eine Erkennung basierend auf wirklichen Bilderfluten, Massen von Trainingsdaten und Deep Learning entwickelt, oder in die USA., wo Google, Facebook bei der Gesichtserkennung eine Präzision erreichen, die 70 Prozent Erkennungsrate lächerlich erscheinen lassen. Hier ist der Gott der künstlichen Intelligenz am Werke und seinen Augen entgeht nichts.

*** Das Christentum, das heute feiert, ist eine Religion, für die der Mensch aus einem materiellen Körper und einer immateriellen Seele besteht. Diese kann transhuman wie bei Dante ins Paradies auffahren, oder eben in anderer Weise in einer KI gespeichert werden. Wo keine biologische Entität mehr da ist, mag die Identität im Cyberspace gespeichert werden. OK, so ganz gelöst ist das Seelen-Aufstiegs-Umstiegs-Problem des Mind Uploading bzw. der "Whole Brain Simulation" noch nicht, weshalb Vertreter wie FM-2030 in kryonischer Halteposition darauf warten müssen, dass es weitergehen kann. Das es überhaupt weitergeht, ist gar keine Frage, denn Transhumanisten sind die geborenen Optimisten schlechthin. Ihnen kann man nicht einmal mit dem Gattaca-Argument kommen, da zücken sie sofort das Smartphone, mit dem an diesem Tag Millionen gelangweilter Kinder spielen.

*** Müssen wir an etwas glauben, weil da nichts ist?? Es gibt jedenfalls keinen Zweifel, dass dieser Transhumanismus die besseren Karten hat. Was sagt T.C. Boyle nochmal im bezaubernden Weihnachtsinterview der tageszeitung über die transhumanen Gentechnologie? "Sie wird dazu führen, dass wir in einer Generation, so schätze ich, keine Menschen mehr sind. Ich bin davon überzeugt, dass Gene dann nicht mehr im Bett vermischt werden, sondern im Labor. Im Moment erzählen uns Genetiker und Molekularbiologen noch, die Technologie sei eine gute Sache, weil wir mit ihr Erbkrankheiten verdrängen können – das Brustkrebsgen BRCA1 zum Beispiel. Es kann aus der Keimbahn eines Menschen gelöscht werden. /../ Doch der nächste Schritt ist, wie meine Geschichte nahelegt, der zum perfekten Menschen. Der sich nicht mehr zufällig entwickelt, sondern mit Eigenschaften, die man sich aussuchen kann. Die Menschen werden Größe wollen. Intelligenz. Eine bestimmte Augenfarbe. Musisches Talent. Noch heißt es, mit so was würde niemals am Menschen experimentiert. Aber in bestimmten Ländern wird man das tun. Und dann werden auch wir aufholen müssen, weil man eine Superrasse kreiert. Jeder wird das intelligenteste Kind bekommen wollen, das er haben kann.

Was wird.

So verdrehen sich die Begriffe und wir drehen uns mit Ihnen. Wie war das noch mit dem Konzept der informationellen Selbstbestimmung? Ein Kampfbegriff gegen die Schnüffelgier des Staates, gegen den Einsatz von Staatstrojanern, gegen die Preisgabe von personenbezogenen Daten. In diesen festlichen Dezembertagen haben sich nun der Volkswagenkonzern und die von ihm beauftragte Rechtsanwaltskanzlei Jones Day auf genau dieses informationelle Selbstbestimmungsrecht berufen, um die Staatsanwaltschaft München daran zu hindern, die Hintergründe der Abgasaffäre bei VW und Audi zu klären. Die Firmen legten einen Einspruch beim Bundesverfassungsgericht ein, weil die Akteneinsicht durch die Strafverfolger dem informationellen Selbstbestimmungsrecht der Firmen widerspreche. Darüber muss Anfang Januar entscheiden werden. Die Argumentation ist gefährlich. "Dann könnten Konzerne mit eigenen Untersuchungen den staatlichen Ermittlern zuvorkommen; könnten brisante Akten in Anwaltskanzleien auslagern und vor dem Zugriff der Behörden schützen; könnten einen rechtsfreien Raum schaffen."

Interessante, gleichwohl nicht wirklich rechtsfreie Räume für die Liebhaber der persönlichen informationellen Selbstbestimmung werden in diesen Tagen in Leipzig installiert. Der Chaos Communication Congress versucht, gleich nach Weihnachten vier Tage lang ein ausgesprochen ödes Messezentrum zu bespielen. Anderen haben die Chaoten mit einem kleinen Hinweis eher stresshaltige Weihnachten beschert. Eine Erklärung zur beA-Panne zeigt freilich, dass Chaos auch ganz anders aussehen und sogar im Innern einer Bundesanwaltskammer existieren kann.

So endet die kleine transhumane Wochenschau natürlich mit Nietzsche und der Lehre von dem Übermenschen: "Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch."

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"In der Musik erklingt der Mensch, der erst noch wird." Gibt es dem was hinzuzufügen? Hal Faber meint: Ja! Und wenn der Rückblick auf ein seltsames Jahr melancholisch stimmt, so ist der Optimismus und die Hoffnung, es könne besser werden, doch nicht weit.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Zum Jahresende mit etwas größerem Blick zurück. Und hoffentlich etwas Mut für den Blick nach vorne..

Was war.

*** Das Jahr 2017 geht zu Ende und bevor das neue Jahr als schwer zu berechnendes 2018 mit einer großen Feinstaubemission begrüßt wird, ist es Zeit für einen Rückblick und einen nachdenklichen Ausblick. Da wäre zuerst der Blick in die Statistik mit der Erkenntnis, das Geldverdienen durch Geldschöpfung zugriffsmäßig der Favorit der Heise-Leser geworden ist. Fehlt nur noch die Anleitung zur hohen Schule der Geldwäsche. So gehen uns Journalisten die Themen nie aus und das Geld auch nicht. Wobei auch diese Geldbastelanleitung nicht an die Zugriffszahlen heranreicht, mit denen der Anwalt Freiherr von Gravenreuth in nunmehr 21 Jahren als Ewigerster eins!!elf durch die Zugriffszahlen der Heise-Leser ein apartes Denkmal bekommen hat. Ja, wenn dann Opa vom Krieg erzählt, beginnt das dann so: "Weißt du noch, wie der Günni im Forum auftauchte und...." Geschenkt, geschenkt.

*** Nun sagen Zugriffszahlen nicht alles. Es gibt auch Zugriffs-Enttäuschungen. Lest das, Ihr Spacken! Nein, so unhöflich bin nicht mal ich, auch wenn es manchmal frustrierend ist, wie wichtige Geschichten und Nachrichten im sich überschlagenden Strom des Netzes untergehen können. Gerade ist ja in Leipzig ein schicker Hackerkongress zu Ende gegangen, mit einem Jahresrückblück, auf dem Vorstandshackerin Constanze Kurz über den amtierenden, geschäftsführenden Justizminister Heiko Maas giftete und ihn als größten anzunehmenden Unfall darstellte. Das böse Urteil verband sie mit der innigen Hoffnung, dass dieser SPD-Politiker im Jahre 2018 nicht in der nächsten Regierung weiter Schaden an der Demokratie anrichten kann. Das von Maas und seinen Juristen durchgedrückte Netzwerkdurchsetzungsgesetz mit dem Anfang vom Ende der Anonymität (nur 206.119 Zugriffe) bezeichnete Kurz als schlimmsten von ihr erlebten "Disconnect in der politischen Kultur Deutschlands". Zu solchen Ergebnissen kommen nicht nur Hacker, sondern auch ganz normaler IT-Kaufleute, die mit ihren Produkten Geld machen wollen: Man lese nur den Bitkom, der in seinem Ausblick auf das kommende Jahr treffend schreibt, dass das Jahr mit der Umsetzung eines verfassungswidrigen Gesetzes beginnt.

*** Bekanntlich kam es noch schlimmer. In einer staubtrockenen Paragraphensammlung, die das Justizministerium als kaum lesbares Diff verteilte, verbarg sich "eines der schlimmsten Vorkommnisse in dieser Demokratie", wie es Vorstandshacker Frank Rieger in Leipzig formulierte. Die Befugnis, den Staatstrojaner bei der Verfolgung von gewöhnlichen Straftaten (auch nur 235.778 Zugriffe) wie Computerbetrug, Hehlerei oder der missbräuchlichen Asylantragsstellung einsetzen zu dürfen, ist eine Bankrotterklärung des Rechtsstaates. Was ursprünglich nur zur Verfolgung schwerster Straftaten und terroristischer Bedrohungen konzipert wurde, wird so zum Alltagsinstrument von Polizei, Zoll und Staatsanwälten. Der Schutz der Privatsphäre löst sich auf wie Wasser in H²O und das vom Bundesverfassungsgericht so definierte Grundrecht auf "Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme" wird zur Luftnummer. Ergänzt man diese Unglücksnachricht mit den vielen Berichten über die neue Schnüffelbehörde ZITIS in diesem Jahr, wo bald mehr als 200 Programmierer diese Staatstojaner im großem Stil bereitstellen sollen, so sieht man, wie die Sicherheitsbehörden über die Schnur hauen. Ob dieser Überwachungswahnsinn vom erwähnten Verfassungsgericht komplett einkassiert wird, ist eine der Fragen, die wir nach 2018 hinüber tragen. Und über die dieser kleine Ticker aus der norddeutschen Tiefebene berichten wird, auch wenn's nicht zu Meldungen mit den meisten Zugriffen führt.

*** Und sonst so? Bekanntlich hat die Bundesnetzagentur die Verpflichtung der Provider zur Vorratsdatenspeicherung ausgesetzt (121.604 Zugriffchen). Seitdem reißen die Klagen der Sicherheitsbehörden nicht ab, dass man nichts mehr ermitteln könne. Besonders drastisch drohte BKA-Präsident Holger Münch in seiner Rede auf der Herbsttagung seiner Behörde: "Allein im vergangenen Jahr konnten wir in rund 8.000 Fällen von Kinderpornografie im Internet nicht weiter ermitteln, nicht weiter handeln, weil wir in Deutschland nach wie vor keine funktionierende Vorratsdatenspeicherung haben." Diese 8000 Fälle müssen Deutschland betreffen, denn anderswo werden Daten auf Vorrat gespeichert. Es gibt sogar Ermittlungserfolge, auch in Deutschland, auch mit den Fahndungsmethoden des BKA. Aber 8000 Fälle, das soll wiegen, das soll jeden Menschen weichklopfen, die anlasslose Datenspeicherung zu akzeptieren.

*** Doch der Trübsal ist genug geblasen, Hilfe sei nun eingeleitet. Dort, wo die nackten Zahlen enden, erklingen leise Töne und laute Töne, träumt sich Musik von einer Zukunft, die noch nicht ist. "In der Musik erklingt der Mensch, der erst noch wird", schrieb Ernst Bloch im "Prinzip Hoffnung". Was passt besser als der Blick auf die Musik von 2017, die uns in dieser Knallnacht und weiteren Nächten in das Jahr 2018 hinein begleitet? Klar, es gab Neues von The XX, Kendrick Lamar legte mit "Damn." endlich nach, von Miles Mosley kam mit "Uprising" mehr aus dem Umfeld des West Coast Get Down (Kamasi Washington, Ronald Brunner Jr., Cameron Graves, Thundercat seien als weitere Musiker mit Releases aus dem Kollektiv genannt).. Noch mehr? Ich habe bestimmt einiges vergessen und einiges übersehen, vielleicht haben die geneigten Leser ja noch einige Empfehlungen aus dem Jahrgang 2017.

*** Insgesamt aber entwickelte sich mir 2017 zu einem Jahr der Erinnerungen. Ich zähle dazu auch mal Van Morrision, der 2017 gleich zwei neue Alben herrausgebracht hat: Blues und Jazz-Standards, Alterswerke, die mit besonderem Laid Back aufwarten. Erinnerungen aber auch etwa mit John Coltrane. "Chasing Trane" auf Netflix ist eine wunderbare Dokumentation, die auch denjenigen, die Coltranes Musik zu verstehen meinen, beim Versuch, genau diese Musik und den Menschen dahinter zu erklären, noch mehr Verständnis bringt. Schwach ist allerdings, dass es in dem Film fast erscheinen mag, als habe Coltrane nach "A Love Supreme" aufgehört, neue Musik zu machen. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass unter anderem Wynton Marsalis seine Statements abgibt, der bekanntermaßen so gar nichts von freier Improvisation und dem Weg Coltranes nach "Meditations" hält, Pharao Sanders dagegen in diesem Teil des Films eher zu kurz kommt. Also, zumindest im Film, kein "Ascenion"; kein "Peace on Earth" von der letzten Tour, die durch Japan führte (die dagegen mit japanischen Super-Fans abgehandelt wird); kein "Olatunji Concert", von dem es heißt, man könne es vielleicht nur einmal im Leben anhören, man müsse es aber mindestens einmal im Leben angehört haben, um endgültig zu verstehen, warum alle Musik nach John Coltrane eine andere war als vor John Coltrane. So sind denn die fehlenden Stücke in "Chasing Trane" auch als Empfehlung zu verstehen. Und als Aufforderung, sich an Neues zu wagen.

*** Und wo wir beim Neuen sind, auf das uns die Erinnerung vorbereitet: Was in Europa so alles möglich ist, zeigt überraschenderweise auch die musikalische Erinnerung. Denn Europa ist cool. Wieder, hoffentlich, nicht nur mit Herrn Macron in Frankreich. Und Europa war auch schon mal cool, so richtig, musikalisch, und nicht nur dort mit Aufbruchstimmung. Da hat mein Redakteur doch Einiges ausgegraben, was nicht allein seiner Europabegeisterung geschuldet ist: In den 50er und 60er Jahren definierten europäische Jazz-Musiker in den verschiedensten Konstellationen mit, was Cool Jazz war. Und das coole Europa sorgte dafür, dass sich viele amerikanische Jazz-Musiker auf dem "alten" Kontinent weitaus wohler fühlten als in der "neuen" Welt. Oscar Pettiford, der leider viel zu sehr in Vergessenheit geratene Ausnahmebassist ist ein Beispiel. Vielen Musikern (und anderen Künstlern, by the way, ging es 2017 mit der neuen und alten Welt nicht viel anders. Was Cool Europa in der Musik bedeutete, das zeigen viele Releases des Labels Sonorama, dem dafür nicht genug gedankt werden mag. Der Sampler "Cool Europa" und die beiden Volumes der Kompilation "Now's the time" (mit dem Untertitel "Deep German Jazz Grooves" aus den Jahren 1956 bis 1969) drehten in meiner 2017-Playlist eine Wiederholung nach der anderen, 2018 wird das kaum anders sein.

*** Überhaupt. Es gab da auch noch meine Wiederentdeckung des Jahres: Peter Hammill. Unverkennbar als Sänger, mit seiner ausgeprägten Stimme und Artikulation, Mastermind von Van der Graaf Generator. Und als Solokünstler eines der Bindeglieder zwischen ArtRock und Punk, mit "Nadir's Big Chance" sogar ganz ausdrücklich von John Lydon als solches angepriesen. Eine Platte, die in einigen Elementen, in Songstruktur und Melodieführung auf The Clash verweist, im Einsatz von Saxophon und Stimme sowohl auf Van der Graaf Generator als auch auf X-Ray Spex. Ich hege lange schon den Verdacht, dass ArtRock und Punk nur zwei Seiten derselben Medaille sind, der Hoffnung, in den 70ern endlich mal von diesem Hippie-Gedudel und endlosden Gitarren-Gegniddel wegzukommen. Wie auch immer: Peter Hammill ist in allen seinen Facetten hörenswert. Das kann man, um mal eine erste Empfehlung für 2018 auszusprechen, am 26. und 27. Mai im Berliner Quasimodo mal wieder live erleben, davor ist er auch in Nürnberg und Dortmund.

*** So ausgestattet, kann es dann langsam wirklich ans neue Jahr gehen:
"Da vieles fiel, fing Zuversicht mich an.
Die Zukunft gebe, dass ich darf.
Ich kann."

Rainer Maria Rilke, Hausspruch für Clara Westhoff-Rilke; hier zititert nach Volker Weidermann, Träumer, Als die Dichter die Macht übernahmen – ein sehr lesenswerters Buch über die Münchener Räterepublik, das zeigt, was alles möglich ist. Hier, in Deutschland, mitten in Europa. Im Guten wie im Entsetzlichen.

Was wird.

Was 2018 sicher kommen wird, ist ein Chaos Computer Club, der offensiver gesellschaftliche Veränderungen angeht und dieses IT-Mimimi nicht länger mitmacht. Zu finden ist es im erwähnten Jahresrückblick, in dem Vorstandshacker Linus Neumann donnerte: "Wir als Club funktionieren nicht im Sinne von einem Ehrenamt, dass wir da den Dreck wegkehren, den andere machen." Nicht immer nur hinterherfegen, sondern in die Offensive gehen, das könnte auch in anderen Bereichen ein probates Motto sein. Denn wenn man sich zu Gemüte führt, was die IT-Firmen so prognostizieren und ankündigen, so könnte sich prompt wieder schlechte Laune einstellen, noch vor der großen Knallerei.

Man nehme nur die Prognosen von Dell für 2018. Es soll das Jahr sein, in dem sich ganz im Sinne des Transhumanismus der letzten Wochenschau Mensch und Maschine näher kommen werden. Unter Punkt drei steht da, etwas ungelenk formuliert: "AR-Headsets werden zur gängigen Kopfbedeckung." Gut, es gibt Branchen, in denen die Augmented Reality Sinn macht. Aber gängige Kopfbedeckung? So schwurbelt es sich zum schönen Ende hin und dann, tadamm: "Künftig wird AR der Standardweg sein, um die Effizienz von Mitarbeitern zu maximieren und die 'Schwarmintelligenz' der Belegschaft zu nutzen." Vorbei die Zeiten, wenn ein starker Arm was wollte, heute zählt der Schwarm. Und hach, diese Sache mit den Vorurteilen ist auch passé, wir werden nicht nur eine Super-Intelligenz bekommen, sondern im Zeichen der neuen Super-Objektivität urteilen : "Der 'Bias Check' wird die neue Rechtschreibprüfung. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts werden Technologien wie KI und Virtual Reality (VR) es Verantwortlichen ermöglichen, Informationen ohne Vorurteile zu bewerten und Entscheidungen völlig unvoreingenommen zu treffen."

Ohne Vorurteile und Misstrauen sollte man sich auch gegenüber all den Dingen verhalten, die sich partout mit dem Internet verbinden sollen. Damit es nicht an allen Ecken und Enden cybert und gegencybert, sollte man vorurteilslos immer die Auto-Update-Funktion aktivieren. Dann kann absolut nichts schiefgehen. Das alles sind Ratschläge großer IT-Firmen, die es gut meinen und unser Geld wollen. Geben wir ihnen den Lachs im Zweifel. Was können vereinzelte Journalisten schon prognostizieren, wenn professionelle Glaskugeln teurer als Glasperlen sind? Ich versuche es mal zum guten Schluss: 2018 wird das Jahr, in dem jeder von uns in seinen Dokumenten wühlt und sucht, seit wann er einen Vertrag mit diesem oder jenem Provider für Telefon, Internet, DSL, Mobilfunk usw. geschlossen hat. Wer keine vollständigen Angaben vorweisen kann, wird in diesem unseren Land als Verdächtiger behandelt werden können, so die Bundesnetzagentur. Diese Richtlinie tritt, äh, meiner Kenntnis nach, öh, sofort in Kraft, am 1.1.2018.

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Was war. Was wird. Von Revolutionen in Zeiten stabiler Mentalitäten
« Antwort #710 am: 07 Januar, 2018, 08:30 »
Optimismus! Visionen! Träume! Von wegen. Nicht einmal die Sicherheitsalb-Träume werden so wahr, wie Experten erwarteten. Dafür geben manche Leute mit einer "Konservativen Revolution" der Zukunft eine fürchterlich hässliche Fratze, beklagt Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** "Das Land des Überflusses ist in Nebel gehüllt. Just in dem Moment, in dem wir uns der historischen Aufgabe hätten stellen sollen, diese reiche, sichere und gesunde Welt mit Sinn zu erfüllen, beerdigen wir stattdessen die Utopie. Und wir haben keinen neuen Traum, durch den wir sie ersetzen können, weil wir uns keine bessere Welt als die vorstellen können, in der wir heute leben. Tatsächlich glauben die meisten Menschen in den reichen Ländern, dass es ihren Kindern schlechter gehen wird als ihnen." (Rutger Bregman)

*** Numerare necesse est. Doch da sind diese beknackten Chips, die irgendwelche "Chip-Designer" trés chic so aufgebohrt haben, dass sie spekulativ Befehle ausführen können, die ihnen gar nicht erteilt wurden. Diese allerklammheimlichste Vorratsdatenberechnung erschüttert jetzt die ganze Branche, die eigentlich den Security-Supergau von irgendeinem dieser idIoTischen Dinge im IoT erwartete. Doch Spectre zeigt, dass die fiese Spinne viel näher dran ist und ESB nicht Exception Secutity Buffer heißt, sondern Ernst Stavro Blofeld und den Griff nach der Weltherrschaft meint. Und so fallen dick in Nebel gehüllt all die sicheren Cloud-Lösungen zusammen und purzeln in den Spectre-Vulkan, während es Trolleys und Hämmer regnet. Der eigentliche Supergau kommt übrigens noch, wenn nach all den aufgebauschten Horror-Stories irgendwelche Patches für Meltdown und Spectre angeboten und gedankenlos installiert werden. Die dann die Daten hastunichtgesehen verschlüsseln und nur mit einer kostenpflichtigen Passphrae wieder freigeben. Darauf könnte ich glatt meine 0,005 Bitcoins verwetten, die für solchen Fälle als Notgroschen im Wallet auf dem PC liegen. Moment, Moment, wie war das?

*** Alexander Dobrindt trägt Prada und ist in der abgelaufenen Regierungsperiode der Minister für die digitale Infrastruktur gewesen. Beides scheint ihn als Vordenker der NKR zu qualifizieren der "Neuen Konservativen Revolution". Wo die alte konservative Revolution um Arthur Moeller van den Bruck "Das dritte Reich" verherrlichte und das Grundübel politischer Parteien exorzieren wollte, ist die NKR ein echtes Parteiprodukt und zunächst einmal nur ein verstecktes Angebot der CSU, eine Art "Landing Page" für den anderen Alexander, den Gauland mit seinen AfD-Anhängern. Ihnen bietet die neue konservative Revolution Zuflucht, falls in der AfD unter den Höckes und Maiers die Halbnazis die Oberhand gewinnen. Was im übrigen keine Beleidigung ist, wenn selbst ein "Nazi" eine umgangssprachliche Umschreibung im deutschen Idiom ist, wie die Bundesregierung mitteilte.

*** Die Eckpunkte der neue konservative Revolution wurden vom Diplom-Soziologen Alexander Dobrindt (mit einer Abschlussarbeit über streitbare Demokratie) geschichtsbewusst in der Welt veröffentlicht, die einst von Hans Zehrer geleitet wurde, dem nimmermüden Propagandisten einer deutschen Volksgemeinschaft, tief verankert im Herzen jedes Deutschen. Glückstrunken feiert das ach so unterdrückte Blatt das Gepoltere gegen eine "linke Meinungsführerschaft" als Leistung eines Meisterdenkers und erklärt Dobrindt zum Fritz Teufel unserer Zeit. Womit zumindest ein Satz bewiesen ist: Der Teufel trägt immer Prada. Der Teufel wohlgemerkt, nicht der Trottel.

*** Dabei will Dobrindt weder wie Fritz Teufel provozieren noch wirklich darüber nachdenken, was seit 1968 so alles passiert ist. Bei ihm lebt das Gespenst der "68er" noch, die unlängst in ihren Rollatoren zur Ringvorlesung in die FU Berlin tippelten. Diese fiesen Revolutionäre waren genauso schlimm wie Blofelds Spectre und täuschten alle: "Sie kamen aus den Hörsälen und Redaktionsräumen, aber nicht aus den Reihenhäusern und Fabriken." Wie gemein, wie hinterlistig. Aber damit ist nun Schluss, RUMMS, SCHEPPER, KLIRR macht es gewaltig in den Reihenhäusern. "Auf die linke Revolution der Eliten folgt eine konservative Revolution der Bürger", prophezeiht Revolutionsführer Dobrindt und ruft zum Umsturz des Regimes vom "Prenzlauer Berg" auf. Das ist dort, wo die meisten Bundestags-Mitarbeiter der CSU-Fraktion wohnen.

*** Da darf man schon erwähnen, dass das "linke Projekt" bereits 1983 von Helmut Kohl gestoppt wurde, der 16 Jahre lang die "geistig-moralische Wende" betrieb und alle Utopien beerdigte. Und der, das zumindest sollte der Experte für digitale Infrastruktur wissen, das Projekt des bundesweiten Glasfaserausbaus von Helmut Schmidt stoppte. Wäre es weitergelaufen, hätten wir seit 2015 (auch in den "Fünf Neuen Ländern") das weltweit beste Netz wo gibt. Aber nein, das Netz war bekanntlich wie die Autobahnen unter Kohl eine Sache der Bundesländer und so müssen wir damit leben, dass dieses "Schaltgespräch" mit Marietta Slomka da draußen in den Reihenhäusern ruckelt und zuckelt, gewissermaßen verhackstückt wird.

Was wird.

Am kommenden Montag vor 100 Jahren legte der US-Präsident Woodrow Wilson ein Programm zur Beendigung des Ersten Weltkriegs vor. Mit 14 höchst unterschiedlichen Forderungen versuchten die USA damals, Deutschland von einem Friedensvertrag mit den russischen Revolutionären abzubringen. Wilson bekam eine Absage von Großbritannien und Frankreich, denen das Selbstbestimmungsrecht ihrer Kolonial-Völker ganz unrecht war. Er erlitt mit seinen Vorschlägen eine deftige Niederlage in Kongress und Senat, die dazu führte, dass die USA dem Völkerbund fernblieben, bekam aber als zweiter Präsident der USA einen Friedensnobelpreis. Ob mit seinen 14 Punkte ein anderes, friedlicheres Europa entstanden wäre, ist ein müßiges Spiel mit der Fahrradkette. Die Geschichte verlief nun einmal anders. Wilsons historisches Erbe geht auf seine schwere Krankheit am Ende seiner zweiten Amtszeit zurück, in der er kaum noch regieren konnte. So kam der 25. Zusatzartikel zur US-Verfassung zustande, der im Fall des amtierenden Präsidenten Donald Trump eine Rolle spielen könnte.

Das größte stabile Genie aller Zeiten (Gröstag) wird gerade in einem Buch demontiert, das Verkaufsrekorde erzielt. Besorgt fragen Leser nach der Lektüre, wie es um die mentale Stabilität von Trump bestellt ist. Stimmen nur die Hälfte der aus dem Buch vorab bekannt gewordenen Details, ist die Frage nach dem geistigen Zustand berechtigt, weitab vom eher unwichtigen Detail, dass Trump gar nicht Präsident werden wollte. Gut möglich, dass der Autor wegen dem Verrat von einem Staatsgeheimnis verhaftet wird.

Der 34. Congress des Chaos Computer Clubs ist Geschichte. Man kann sich die Videoaufzeichnung der Vorträge von den Wissenschaftlern und Künstlern ansehen, die sich alle irgendwie als "Hacker" fühlen, obwohl sie Lehrstuhlinhaber oder etablierte Autoren sind. Hacken ist eben eine Geisteshaltung – und die soll so weiß und männlich dominiert sein, dass Frauen Angst haben auf den Congress zu gehen. Nun kann man sich abseits der Videos kaum ein Bild davon machen, wie friedlich und entspannt der 34C3 wirklich war. Also her mit den Gerüchten und Legenden, die machen sich immer besser als die Wahrheit. Nun steht im IT-Betrieb bekanntlich die Consumer Electronics Show in Las Vegas an, immerhin die Messe mit den meisten "Booth Babes" auf der Welt. Historisch geht dies auf einen Dick Pick zurück, der auf der längst verschwundenen Comdex echte Stripperinnen anmietete, die für das Pick-Betriebssystem warben. Mehrere Versuche scheiterten, die Außendarstellung von Firmen auf der CES mit einer Policy zu beschneiden. Für dieses Jahr war ein "Code of Conduct" im Gespräch, doch scheint dies nicht zielführend gewesen zu sein. Dazu passt, dass Frauen keine Keynote geben.

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Was war. Was wird. Der etwas andere Stimmungs- und Sondierungsbericht
« Antwort #711 am: 14 Januar, 2018, 00:26 »
Geschichte wird gemacht? Ja, hoffen wir das Beste. Ob's voran geht, das ist aber wiederum eine andere Frage, zweifelt Hal Faber, der bei einer "So schnell wie möglich"-Koalition und Aktivismus-Aufrufen des Homo Davosiens eher fröstelt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Über 1 Million Aufkleber "Asyl für Snowden" hat Digitalcourage verteilt. Die Idee, das ikonografische Obama-Wahlplakat mit einem Snowden-Foto zu kreuzen, hatte ein Werbeprofi, Martin Keune vom Verein der Flüchtlingspaten. Später wurde die Idee sogar modisch veredelt. Weniger bekannt wurde das von seiner Agentur Zitrusblau entwickelte (Kommunal-) Wahlplakat Wenn du nicht zur Wahl gehst, kommt das Wahlergebnis zu dir. Nun ist der Bürge mit Herz gestorben und das Wahlergebnis unter uns, mit einer AfD im Bundestag und Menschen, die Hunde auf Flüchtlinge hetzen. Ein Land, nicht nur eine Region trauert um Martin Keune.

*** Zum Ergebnis gehört auch eine "große" Koalition, die ans Regieren gehen will und in Sondierungsgesprächen laut dem Sondierungsbericht nicht weniger als sechs Kommissionen festgelegt hat, damit alle hübsch zu tun haben, nicht nur beim Vorantreiben dieser Digitalisierung. Neben der Rentenkommission, der Expertenkommission direkte Demokratie, der Kommission zur Integrationsfähigkeit, der Kommission Fluchtursachen, der Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" und der Kommission zu Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" fällt auf, wie "so schnell wie möglich" als hübsche Floskel im Sondierungsbericht auftaucht. Es suggeriert eine Politik mit hoher Fahrgeschwindigkeit und ordentlichem Durchsetzungsvermögen – bis man weiterliest, was so schnell wie möglich passieren soll. So schnell wie möglich wird der Einsatz von Glyphosat beendet, so schnell wie möglich soll der Rückstand beim (aufgegebenen) Klimaziel 2020 aufgeholt werden, schnell sollen deutsche Behörden "gleichwertige Befugnisse" im Internet bekommen, wie sie diese in der Welt "außerhalb des Internets" haben. Als Neusprech vom Feinsten können wir ferner den Anker begrüßen, früher einmal vom Füllwort "Stabilitätsanker" her bekannt, wie in "Stabilitätsanker Angela Merkel". Das war einmal, jetzt wird der Anker ANkER geschrieben und steht für die "zentralen Aufnahme-, Entscheidungs- und Rückführungseinrichtungen", mit denen im Strom der Flüchtlinge das schlingernde Schiffchen Deutschland am rechten Ort verbleibt. Und was die Geschwindigkeit anbelangt: Andere kommentieren die Fahrt nun vom Rücksitz aus.

*** Wenn etwas wirklich schlingerte und krachte in dieser Woche, dann war das dieses Gottvertrauen in die Prozessoren, diese Anker, Schalter und Walter in der Informationstechnik. Sie sollten nicht spekulieren, sondern funktionieren, aber sie spekulieren eben doch, während sie da so auf einem von Leitungen durchzogenen Metallbrett sitzen. "Prozessoren sind in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden, da die Fülle an Programmen stark zugenommen hat." So bleiben Fragen über Fragen und wenn dann frei nach Goethe genug Schrecken verbreitet ist, stellt sich die eingeleitete Hilfe vom Bundesamt für Sicherheit als übler Installationsversuch eines Trojaners auf einem "Endgerät" heraus. Die putzige Formulierung "Wir sind gem. der geltenden Gesetzeslage dazu verpflichtet, sie über diesen Umstand zu informieren" ist schönstem Bürokratendeutsch nachempfunden, aber halt, auch hier legt das Ergebnis der Sondierungen einen schützenden Arm um uns alle: " Die Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Cyberabwehr soll ausgebaut, verbessert und strukturell neu geordnet werden." Strukturell wird alles gut und in den Rechenzentren, diesen blauen Grotten der Gegenwart, fassen die Admins sich an den Händen und schauen gemeinsam in eine traute Zukunft. "Der Computer. Unsere Lebenstäuschung", dieses Buch wird nie geschrieben werden. Versprochen.

*** Um ein Haar wäre die Sache aufgeflogen. Das US-amerikanische Repräsentantenhaus stimmte am Freitag mit 256:164 Stimmen für die Verlängerung von Absatz 702 des "FISA Amendment Acts", nachdem man dies Ende Dezember verschoben hatte. Die Überwachung beliebiger Ausländer darf 6 Jahre lang weiter mit vollem Einsatz von Datenschnorcheln fortgesetzt werden. Eigens zur neuen Abstimmung gab es hübsche neue Infografiken, die klar machen sollten, dass US-Amerikaner nicht überwacht werden, für den Rest der Welt aber unbeschränkte Mittel da sind, Daten zu speichern und zu verarbeiten. Ausgerechnet ein Tweet von US-Präsident Donald Trump erweckte vor der Abstimmung den Eindruck, dass er gegen die Überwachung sei. Hastig wurde eine Klarstellung hinterher geschickt, Twitter ist ja so praktisch. Was wirklich nach Absatz 702 passiert, wurde bekanntlich von Edward Snowden öffentlich gemacht und kann in dieser niederländischen Zusammenfassung studiert werden. Das Gesetzesvorhaben ist nun auf dem Weg in den Senat, der bereits seine Zustimmung signalisiert hat: Die NSA darf weiter ihre Datenstaubsauger betreiben. Der Hinweis auf die Niederlande hat einen Hintergrund: Dort soll das PRISM-Projekt der NSA dazu geführt haben, dass der Geheimdienst AIVD einen Hinweis bekam und einen terroristischen Anschlag verhindern konnte.

Was wird.

Bleiben wir bei Präsident Trump: schließlich hat er unter der Woche einen Erlass unterzeichnet, der den kommenden Montag zum Martin Luther King-Day proklamiert und als nationalen Feiertag installiert. Damit hat Trump einen Erlass des früheren US-Präsidenten Obama verlängert und den Feiertag auf einen Werktag gelegt.

Bekanntlich gehört zu einem ordentlichen Jahresauftakt ein ordentliches Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Bergen. Dort, wo die Homini Davosiensi grübelnd darüber nachdenken, wie sie noch besser von der Globalisierung profitieren können, hat sich der Wysiwyg-Präsident Donald Trump kurzerhand selbst eingeladen.

Schließlich ist die Schweiz kein Drecksloch und hat mit dem Käsefondue sozusagen die Urform seines geliebten Cheeseburgers erfunden. In diesem Jahr lautet das Motto des WEF "Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt". Das ist nicht unbedingt kompatibel mit dem "America first" von Donald Trump. Aber egal ist egal, genau wie die Tatsache, dass Trump sich im Wahlkampf sehr abfällig über das Gipfeltreffen der Mächtigen geäußert hat. Auch die kundig von Bill Gates und Mark Zuckerberg zusammengestellte Leseliste für die WEF-Teilnehmer dürfte ein Trump ignorieren, der vom in der letzten Wochenschau erwähnten Bestseller Fire & Fury nur die angepeilte Bilderbuch-Version lesen dürfte.

Mit der von Zuckerberg empfohlenen Struktur wissenschaftlicher Revolutionen ist ein 56 Jahre altes Buch dabei, das sich mit den Denkstilen von Wissenschaftlern befasst. Hier fasziniert, dass basierend auf Ludwig Fleck sich auch ein Zuckerberg damit beschäftigt, ob ein persönlicheres Facebook so etwas wie ein Denkkollektiv sein könnte und es sich leisten kann, den rein digital erscheinenden Medien den Stinkefinger zu zeigen. So werden in vielen Redaktionen hektisch Anleitungen wie diese veröffentlicht, damit der digital verwöhnte Facebook-Nutzer seine gewohnte Informationsquelle wiederfinden kann. Keine Atempause, Geschichte wird gemacht.

Ja, das waren noch echte Gründer-Zeiten, als Zuckerberg vor 10 Jahren in Adiletten beim traditionellen Vor-Davos-Auftrieb namens Digital Life Design (DLD)von Hubert Burda in München auftrat, nett über sein deutsches Facebook plauderte und prompt zum wichtigsten Internet-Unternehmer gewählt wurde. Nun steht wieder einmal Davos an und damit auch die DLD-Konferenz. Das Motto ist diesmal "Reconquer" ein Aufruf zu mehr Aktivismus im Bussi-Netz. Vertrauen, Werte und Optimismus sollen die drei Inhaltsstoffe sein, die diese Reconquista ausmachen. Diese Rückeroberung birgt viele Geschäftsideen und Start-Ups, aber eben auch Sachen wie die Rückeroberung der Menschlichkeit. Davon sind wir noch himmelweit entfernt, wie Unter Beschuss von Richard Gutjahr in dieser Woche gezeigt hat. Die Dreckslöcher, das sind die Anderen.

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Was war. Was wird. Über die besonderen Fähigkeiten der IT
« Antwort #712 am: 21 Januar, 2018, 06:00 »
Bei aller Liebe - man sollte Programmierer keine User-Interfaces entwickeln lassen. Manch andere Fähigkeit sollte sich unbegrenzt austoben dürfen, virtuelle Katastrophen sind meist noch leichter zu handeln als die der Natur, ist sich Hal Faber sicher.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Ja, das war schon eine glänzende Idee von mir, an dem Tag von Friederike mit einem Auto auf der norddeutschen Tiefebene unterwegs zu sein, so von Stau (Baumfällarbeiten) zu Stau (Baumfällerbeiten) zu Stau (Baum...) zu fahren und dabei die sich schüttelnden Bäume und Strommasten zu betrachten. Die Friedensfürstin hatte ganze Arbeit geleistet. Dabei hatte das derzeit in Davos anstehende Weltwirtschaftsforum seinen Global Risk Report veröffentlicht, in dem Wetterschäden durch den Klimawandel als das Risiko Nummer 1 bewertet werden, noch vor den Cyber-Attacken, die im letzten Bericht den Spitzenreiter stellten. Das böse Cybern und das gute Gegen-Cybern – oder andersrum, der Kopf ist ja rund – ist abgerutscht und sogar noch von dem Risiko überholt worden, das die Prognostiker als "Versagen nationaler Regierungen" umschreiben. Das kann Vieles sein, vom Brexit über Kim-Bumm bis zum Shutdown nach dem Zickzack-Zickzack des US-Präsidenten, der nun wohl nicht in Davos auftreten dürfte. Nicht zu vergessen natürlich die eigene Regierung, die Deutschland geschäftsführend regiert, während die Volksparteien verhandeln, wie sie das Volk eigentlich vertreten. Niemand weiß, was die SPD gerade hat, nur dass es irgendetwas im Endstadium ist, das ist allen klar. Natürlich sind auch die CDU und CSU am Ende, nur wissen sie das noch nicht.

*** An Sturmtagen wie diesen ist der Wunsch nach einer kleinen Cyber-Attacke auf die eine oder andere SCADA-Installation groß, einfach nur um eine etwas übersichtlichere Gefahr zu haben, der man mit tollem IT-Geschick trotzen kann. Bekanntlich gab es diese Woche ja einen Raketen-Fehlalarm, der angeblich durch ein unklar bezeichnetes Pull-Down-Menü provoziert wurde. Sollte damit der hier gezeigte Screenshot gemeint sein, dürfte die Unfähigkeit der IT größer sein als die Fähigkeit des dümmsten anzunehmenden Programmierers. Natürlich kann man von dieser für Hawaii entwickelten Warn-Lösung nicht auf andere schließen oder gar das Gegenteil annehmen, dass auch die Raketen-Angriffs- oder Abwehrlösung ähnlich schlecht gestrickt ist. Nun ist in dieser Woche auch das neue Buch des dienstältesten Whistleblowers Daniel Ellsberg über die Weltuntergangsmaschine der Nuklearmacht USA erschienen. Es erschüttert so manche Gewissheiten, die man über Atomkrieger pflegt, etwa die Vorstellung dass niemals eine einzige Person alleine in der Lage ist, eine Rakete freizugeben. Wenn die Exzerpte stimmen, wurde diese Sicherheitsmaßnahme überall ausgehebelt, immer mit dem Argument, dass der Kollege in der Schicht ja mal verhindert sein könnte. Nach derartigen Abstrusitäten kann man ganz ausgeruht auch die Diskussion mit Edward Teller über den begrenzten Nuklearkonflikt verfolgen, der manchen Forumsteilnehmer tief beeindruckte.

*** Doch zurück zu den IT-Geschicken. Seitdem kurz vor Weihnachten aufflog, dass das ganz besonders deutsche Anwaltspostfach private Zertifikatsschlüssel verteilte und deshalb vorerst für Anwälte unzugänglich ist, sorgt die ganz besondere Stümperei für Schlagzeilen, auch in dieser Woche. Dabei irritiert nicht nur die gesamte Konstruktion des Mailsystems und die Ignoranz, mit der die Anwälte die typisch deutsche, jedoch BSI-geprüfte De-Mail ablehnten. Noch ulkiger wird die Sache dadurch, dass die Juristen der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) einen nicht zur Sicherheitsprüfung des Codes berechtigten Verein wie den Chaos Computer Club aussuchten, der die Sicherheit des Systems prüfen sollte. Daraus wurde dann nichts, weil der CCC die Geheimniskrämerei der Juristen nicht mitmachen wollte und obendrein keine IT-Gütesiegel vergibt. Der Irrsinn im Wortlaut: "Es war aber die BRAK, die mit dieser Idee an den CCC herangetreten ist. Entgegen anderslautenden Berichten in den Medien hat die BRAK also nicht eine vorgeschlagene Zusammenarbeit abgelehnt. Vielmehr hat die BRAK die Idee nicht weiterverfolgt, nachdem der CCC keine verbindliche Zusage dahingehend abgab, dass der BRAK die Testergebnisse vollumfänglich zur Verfügung gestellt werden." Man kann die kuriose Idee auch so beschreiben: Der CCC als lockerer Verein galaktischer IT-Lebewesen sollte wohl das Anwaltspostfach testen, die Ergebnisse aber für sich behalten und nur der BRAK mitteilen. Inzwischen ist auch den Anwälten die Idee gekommen, dass ein vom BSI zertifizierter Dienstleister den Auftrag übernehmen soll.

*** Ein paar Schnapsideen bleiben noch, etwa ein "beAthon", bei dem "institutionell nicht gebundene Experten" (gerne auch vom CCC) den Schlamassel begutachten sollen. Na, denn mal los, her mit dem Tschunk: Was wie ein lustiges Trinkspiel klingt, kann nur ein lustiges Trinkspiel sein. An den Kosten soll es nicht liegen: Die 58 Euro, die jeder Anwalt für beA zahlen muss, werden auch 2018 fällig. Die Frage bleibt, warum deutsche Anwälte das e-Filing nicht wie ihre Kollegen in den USA und GB durchführen können und eine angeblich "höhere" Sicherheit brauchen. Eine mögliche Antwort: Der Anwalt als solcher orientiert sich am Notar, gewissermaßen dem Anwalt+ So wird ein Schuh draus: Natürlich hat auch die Bundesnotarkammer ein Mailsystem mit einem lokal laufenden Webserver und Zertifikaten, allerdings von Thawte ausgestellt. Unter der IP-Nummer 127.0.0.1 meldet sich dann local-service.bnotk.de und wartet auf ein Lebenszeichen von der Notars-Signaturkarte. Das Notars-beA hat einen besonders schicken Akkreditierungsstempel. Wie wäre es mit einem "beAnotKhon", wenn der "beAthon" gelaufen ist?

*** Es gibt Juristen, die sich nicht mit beA beschäftigen, sondern bei anderen IT-Installationen und -Vorschlägen genauer hinschauen. Fredrik Roggan, früher Juror bei den Big Brother Awards und nun Professor für Strafrecht an der Polizei-Fachhochschule Brandenburg, hat sich das Volksbegehren für mehr Videoüberwachung in Berlin im Detail angesehen und in einem Gutachten für verfassungswidrig erklärt. Rechtlich bedenklich sei die Forderung, normale Gespräche mitzuschneiden, nur "um die Stimmung an einem Orte einzuschätzen", wie dies von der Initiative gefordert wird. Diese verdeckte anlassunabhängige akustische Überwachung von Räumen sei ebenso abzulehnen wie die verdeckte Aufzeichnung von 50 mobilen Kameras, die die Initiative des ehemaligen Justizsenators Thomas Heilmann (CDU) fordert. Das Volksbegehren für mehr Sicherheit in Berlin beruft sich natürlich auch auf den Sicherheitsbahnhof Südkreuz, wo die Bundespolizei mit der automatischen Gesichtserkennung experimentiert, derzeit aber sehr schweigsam geworden ist: Zum 16. Januar hätte sie Auskunft geben müssen, was diese Erkennungsrate von 70 Prozent eigentlich bedeutet. Sind ja nicht alle so wie die Kollegen bei der britischen Polizei in South Wales, die Videokameras und Gesichtserkennungssysteme in mobilen Fahrzeugen installierten und ihre Erfolge twittern.

Was wird.

Über 1000 Privatjets sollen sich zur Landung in Zürich angemeldet haben, weil am Dienstag das Weltwirtschaftsforum in Davos beginnt. Dringender war es für die WirtschaftsführerInnen wohl nie, sich IRL über die anstehenden Risiken zu informieren. Seit Freitag ist bekannt, dass die geschäftsführende Bundeskanzlerin dort kurz auftritt bei den Datenölhändlern. Doch Shutdown oder Showdown, Gro oder NoKo, das ist hier die Frage alles BRDseins. Auf die nur der große Barde eine Antwort hatte. Diese fiel auch noch ziemlich nüchtern aus, er dachte schließlich weiter als die sich an ihren Feudelstaat klammernden bekifften Königskinder. Shakespeare erkannte

Daß wir die Übel, die wir haben, lieber Ertragen als zu unbekannten fliehn. So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung Wird des Gedankens Blässe angekränkelt; Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll, Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, Verlieren so der Handlung Namen.

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Was war. Was wird. Vom Auffressen der Grundrechte
« Antwort #713 am: 28 Januar, 2018, 01:30 »
Es gibt Romane, die vergisst man sein Leben lang nicht, wenn sie in jungen Jahren Wege aufzeigten. Auch alberne Verfilmungen konnten den Zauber nicht auslöschen. Sich kaum an der Welt erfreuen zu können, dafür sorgen schon andere, bedauert Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Es ist passiert. Die "dritte Produktlinie" soll sich im Einsatz befinden. Das jedenfalls behauptet der Rechercheverbund von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR. Die ersten Staatstrojaner für die Quellen-TKÜ auf Smartphones sollen sich im Einsatz befinden. Details gibt es aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht, nur eine einfache Bestätigung durch das Bundeskriminalamt gegenüber den Rechercheuren. Stillschweigen auch zur Frage nach dem Betriebssystem des Smartphones. Auf irgendwelchen Unsicherheitsfunken wird also im Namen des Staates die Kommunikation von Whatsapp oder Whatsapp for Business über einen Staatstrojaner ausgeleitet und den Ermittlern zugespielt, die Gewährleistung der Vertraulichkeit informationstechnischer Systeme ausgehebelt. Einfacher gesagt: Der Staat frisst die Grundrechte auf. Zwar sind die erste Produktlinie und zweite Produktlinie, der Trojaner bzw. die Software RCIS 2.0 für PCs, Notebooks und Tablets, entgegen der vollmündigen Ankündigung noch in der Mache, doch mit dem heimlichen und beweissicheren Abfangen der Chats vor der Verschlüsselung oder nach der Entschlüsselung habe man einen großen Schritt nach vorne gemacht, freut man sich in Berlin und Wiesbaden.

*** Jetzt braucht man nicht mehr die Chats durch ein heimlich angemeldetes Smartphone mitzuhören, wie dies bei der Oldschool Society passierte, jetzt schickt man einfach einen Installationsbefehl auf die Reise. Mit richterlicher Genehmigung, natürlich. Wie das Programm funktioniert, muss der Richter ja nicht verstehen, er hat Vertrauen in die informationstechnische Überlegenheit der Kriminalisten. Vielleicht wird der Meilenstein Polizei2018 heißen, in Anlehnung an den großen IT-Brocken Polizei2020. Und schneller ist man außerdem fertig geworden, noch vor dem Hessentrojaner für den dortigen Verfassungsschutz, der sich mit tätiger Mithilfe der Grünen materialisieren soll! Schädigung der Grundrechte?. "Grün wirkt weiter"

*** Trump wirkt weiter. Der 45. Präsident der USA kam nach Davos, lobte sich selbst und trug maßgeschneiderte Hemden mit dem Monogramm 45. Mächtige Industriebosse durften brav aufstehen und in einfachen Worten sagen, wie toll sie die USA mit Trump finden. Der bizarre Stuhlkreis im Stil eines Kita-Elternabends wurde gegen ihren Willen gefilmt und dürfte für angeregte Diskussionen sorgen. Dort in den Bergen, wo Milliardäre Millionären erklären, was die Menschen "da draußen" wollen. Die Menschen, die unteren 50 Prozent mit 15.000 Euro Brutto-Jahreseinkommen stellen, nicht das eine Prozent, das ab 200.000 Euro Brutto beginnt. Leider nicht online im aktuellen Freitag sei dieses Zitat von Charlotte Bartels zur Einkommensentwicklung in Deutschland nachgereicht, das die Geschichte von Ihr da oben, wir da unten einmal anders erzählte. "Was ich aber spannend finde, ist, dass viele der Namen, die sich heute in der Liste der 1.001 reichsten Deutschen im Manager Magazin finden, auch schon 1913 in den Reichenlisten waren und offensichtlich über zei Weltkriege hinweg dort verblieben sind."

*** Abseits des Rummels gab es in Davos interessante Veranstaltungen etwa zur Gensequenzierungstechnologie CRISPR. In Ergänzung zur transhumanistisch verzückten Wochenschau vor einigen Wochen möchte ich ganz ungeniert Werbung für ein kleines Sonderheft über Transhumanismus und Militär machen, das parallel von Wissenschaft und Frieden sowie dem Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung herausgegeben wird. Hier kann man lesen, wie dank CRISPR Genom-Experimente im militärischen Kontext eingesetzt werden, abseits des Science-Fiction-Geschwafels vom Supersoldaten, der in den Labors gezüchtet wird. Unterdessen cybert es munter weiter, mit niederländischen Hackern, die per Videocam beobachten, was ihr russischer Fancy/Cosy-Bear-Gegenpart so treibt und dies dann den Amerikanern melden. Mit Amerikanern, die im beschaulichen Kansas dem Töten mit Drohnen nachgehen und mit Deutschen, die in aller Ahnungslosigkeit um ein vollständiges Lagebild ringen, wo offensichtlich keine Satellitenaufklärung möglich ist.

*** Ihr Science-Fiction-Roman "Das Wort für Welt ist Wald" inspirierte James Camaron zum Film Avatar und wurde beim Erscheinen im Jahr 1976 zu einem "Drehbuch" der Umweltbewegung. Mit der linken Hand der Dunkelheit beschrieb sie eine Gesellschaft jenseits der Geschlechtergrenzen und mit der Erdsee-Saga lieferte sie den Prototypen einer Zauberschule im Stil von Hogwarts ab. In dieser Woche wurde bekannt, dass Ursula Le Guin im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Die größte Science-Fiction-Autorin und Feministin sollte auch als große Kritikerin von Trump in Erinnerung bleiben. Die Zukunft der allseitigen Kommunikation gehört ihr sowieso.

"Can we in fact know it? Can we ever understand it? It will be immensely difficult. That is clear. But we should not despair. Remember that so late as the mid-twentieth century, most scientists, and many artists, did not believe that Dolphin would ever be comprehensible to the human brain [ or worth comprehending! Let another century pass, and we may seem equally laughable. 'Do you realise,' the phytolinguist will say to the aesthetic critic, 'that they couldn't even read Eggplant?' And they will smile at our ignorance, as they pick up their rucksacks and hike on up to read the newly deciphered lyrics of the lichen on the north face of Pike's Peak.
And with them, or after them, may there not come that even bolder adventurer – the first geolinguist, who, ignoring the delicate, transient lyrics of the lichen, will read beneath it the still less communicative, still more passive, wholly atemporal, cold, volcanic poetry of the rocks: each one a word spoken, how long ago, by the earth itself, in the immense solitude, the immenser community, of space." (The Compass Rose)

Was wird.

Lust auf etwas Mathematik? Wie wäre es mit dieser Aufgabe aus dem Alltagsleben? Sie fußt auf dem, was über die Gesichtserkennung am Sicherheitsbahnhof Südkreuz bekannt geworden ist. Da sie auf Twitter die Runde machte, sind auch die Lösungen längst bekannt. Nimmt man noch hinzu, dass a.) wahrscheinlich weniger als 4 Terroristen am Südkreuz auftauchen und diese auch noch b.) wahrscheinlich unkooperativ versuchen werden, der Gesichtserkennung auszuweichen, sinkt die Rate noch unter 0,003 Prozent. In einigen meiner Wochenschauen war bereits davon die Rede, dass hinter der Gesichtserkennung die künstliche Intelligenz mit ihrem Deep Learning steht und Systeme wie das von Baidu in China ganz erstaunliche Ergebnisse produzieren.

Nur hat das wenig mit dem zu tun, was am Südkreuz passiert und was als toller Beitrag zur allgemeinen Sicherheit gewertet wird. Wir haben einen geschäftsführenden Innenminister, der sich historische Gelassenheit wünscht und ein Volk von Stehaufmännchen, das resilient wackelt und weitermacht. Gleichzeitig fördert er Projekte wie die Gesichtserkennung und erklärt:"Und nach Einführung dann einer solchen gesetzlichen Grundlage möchte ich das gerne – wenn die Ergebnisse positiv sind – flächendeckend einführen. Mindestens im Bereich des Bundesinnenministeriums, also bei Bahnhöfen und Flughäfen. Ich bin aber auch gerne bereit, mit den Ländern zu sprechen, ob sie bereit sind, dann diese Systeme für ihren öffentlichen Personennahverkehr, Bussysteme und anderes zu verwenden."

Derzeit werden bekanntlich in großer Eile die Fertigbauteile zur nächsten großen Koalition zusammen getackert. Das bringt es mit sich, dass auf dem anstehenden europäischen Polizeikongress noch kein neuer oder alter Innenminister die Sicherheitsdebatten eröffnet.

Das ist wirklich schade, denn die Gesichtserkennung steht unter Rubriken wie "Intelligente Videoanalyse" oder "Videoüberwachung" oder "Biometrie als Dreh- und Angelpunkt für Europas neue und interoperable Sicherheitsstruktur" ganz oben auf der Tagesordnung des Kongresses. Viele Firmen wollen ihre Technik präsentieren, denn der Kongress ist auch eine Verkaufsmesse. Mit der analytischen Präzision von Deep Learning geht es in Berlin auf Kundenfang.

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Was wird. Germanistan ist noch nicht soweit
« Antwort #714 am: 04 Februar, 2018, 01:01 »
Die zentralen Probleme für die Zukunft Deutschlands, die eine neue Regierung zu lösen hat? Wer kommt drauf? Fragt sich Hal Faber, und weiß die Antwort(en). Leider.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Nein, welch ein Illtum! Der letzte Woche erwähnte Bundestrojaner ist zwar "frei" gegeben worden, aber noch gar nicht im Einsatz. Das hat ein Redakteur der Welt herausgefunden und berichtet und gleich hinzugefügt, dass der mobile Knacker der Quellen-TKÜ ein Qualitätsprodukt von Finfisher sein soll. Die Firma, die nach dem Surveillance Index so vertrauenswürdige Regimes wie Kasachstan und Turkmenistan auf ihrer Kundenliste hat, ist auch in Germanistan zum Zuge gekommen. Das Innenministerium hat am 10. Januar dem Bundeskriminalamt erlaubt, die mobile Schnüffelsoftware einzusetzen. Nun liegt anscheinend kein dringender Bedarf vor, diese Software schnellstmöglich einzusetzen, von der es schon einmal geheißen hat, dass jeder Tag ohne diese Überwachungssoftware ein Malus für unser aller Sicherheit sei.

*** Wer nun die Erlaubnis gegeben hat, ist unbekannt, es ist ja eine große Behörde mit vielen Sourcecode-Spezialisten und dann noch den Gutachtern von CSC, die die einsatzfreie FinSpy-Software daraufhin beurteilen können, ob sie rechtskonform ist und nicht etwa Screenshots speichert, wo es nur um WhatsApp geht. Wie sagte es einmal Franz Kafka: "Es ist ein Arbeitsgrundsatz der Behörde, daß mit Fehlermöglichkeiten überhaupt nicht gerechnet wird. Dieser Grundsatz ist berechtigt durch die vorzügliche Organisation des Ganzen, und er ist notwendig, wenn äußerste Schnelligkeit der Erledigung erreicht werden soll." Bei der Firma Eset hat nun ein gewisser Filip Kafka analysiert, wie die eCrime-Software von Finfisher trickst und täuscht, damit sie nicht erkannt wird. Bleibt nur noch die Frage, wie teuer die neue Schnüffelsoftware ist. Im Jahre 2013 kostete eine Vorgängerversion schlappe 150.000 Euro.

*** In dieser Woche hat Reporter ohne Grenzen zusammen mit anderen Journalistenverbänden wie der dju in ver.di im Namen von ausländischen Journalisten Klage gegen die Überwachung durch den BND erhoben. No trust, no news ist der Slogan der Verfassungsbeschwerde zum BND-Gesetz. Dass parallel zu dieser Aktion der BND begonnen haben soll, Journalisten anzurufen, ist natürlich nur ein Scherz irgendwelcher Komiker: Der Bundesnachrichtendienst telefoniert grundsätzlich nur mit ausgeschalteter Rufnummernanzeige. Spione beherrschen nun einmal ihr Handwerk, ob nun unter falschen oder echten Palmen. Das es bei so hoch qualifizierten Fachleuten für die Arbeit mit Selektoren und Kabeln zu Doppeljobs kommen kann, ist nur natürlich. Ein BND-Mitarbeiter, der gleichzeitig stellvertretender Chef der IT-Sicherheit beim Springer-Verlag ist, ist doch eine schöne Tarnung.

*** Ahnungslos ist die Haselnuss: Ich hätte mein letztes Hemd und das Unterhemd dazu darauf verwettet, dass die Blockchain es zum Anglizismus des Jahres schafft. Jeder Unsinn wird heute als Blockchain neu abgefüllt, von der Blockchain-Datenbank für Gesundheitsdaten bis zur neuen Nachhaltigkeit der globalen Ökonomie. Dazu kommen Erklärungen der Blockchain, die der blanker Unsinn sind. (Aufklärung bietet der Kollege Torsten Kleinz in seinem, nunja, Blockbeitrag.) Aber nein, der Influencer ist in der Welt abseits der IT und der Digitalisierung ungleich wichtiger. Influencer sind Leute, die eine Tafel Schokolade wie ein Alien behandeln und Mitglied einer Kuh-Munity sind. Insgesamt erscheint das genauso bescheuert wie Blockchain, nur mit Bildern.

*** Yo Memo, das "Memo to end all Memos" ist draußen (PDF-Datei der US-Regierung) und in den Vereinigten Staaten geht es lustig zu, nicht nur unter dem Hashtags YoMemoJokes. "Worte sind Schall und Rauch", schreibt der von Trump höchstselbst geholte FBI-Chef Wray und verteidigt seine Mitarbeiter, während die Aussagen des Memos bewertet werden. Da passt das Schall und Rauch unserer Verschwörungstheoretiker ja bestens. Solange das Gegen-Memo der Demokraten von der republikanischen Mehrheit blockiert ist, wird im Kaffeesatz gelesen oder in Eingeweiden gestochert. Nun diskutiert die einstmals mächtige USA über ein Papier, das sich liest wie ein Artikel aus Praline oder Bento, aber jeweils alle 90 Tage herhalten musste, um vor vier Richtern die andauernde Überwachung des US-Amerikaners Carter Page genehmigt zu bekommen. Nun ja, leere Eimer machen schon immer den lautesten Krach. Unterdessen spielt Präsident Trump wieder einmal Golf, auf Plätzen, auf denen seine Bälle mitten im Fairway liegen. Der Lackmus-Test der amerikanischen Demokratie hat begonnen.

Was wird

Unterdessen schwächelt sich die große Koalition ihrer Konstituierung als Regierung entgegen. In der anstehenden letzten Verhandlungsrunde, in der es ab Montag eigentlich endlich um die Posten gehen soll, sind noch Fragen bei der IT-Sicherheit zu klären. Auf dem Tisch liegt auf einem Zettelchen die Forderung herum, das BSI aus der Aufsicht des Innenministeriums zu lösen, wo man Software wie FinSpy freigibt und die Schnüffelsoftware-Entwicklungsbehörde ZITiS aufbaut. Irgendwie soll die Rolle des BSI unabhängiger werden, damit die Behörde neben der Arbeit als nationaler Zertifizierungssstelle auch diesen "nationalen Pakt für Cybersicherheit" beaufsichtigen kann, der auf einem weiteren Zettelchen aufgeschrieben wurde. Dann wäre da noch dieser komische, seit zwei Jahren immer wieder verschobene "Digitalpakt #D" des Bildungsministeriums, der braucht ja auch einen Anker, der sich darum kümmert, wo die 3,5 Milliarden Euro noch in dieser Legislaturperiode versickern können. Aber an Wochen wie diesen steckt man vielleicht lieber all das Geld in die Bekämpfung der Wölfe, die Kinder an Bushaltestellen anknurren. Das ist dann ja auch eine Art Bildungspolitik wie der Klassenchat mit WhatsApp.

In der nächsten Woche richten sich die Blicke nicht nur auf SPD, CDU und CSU. Auch Großbritannien hat etwas zu bieten. Nein, nicht der Brexit ist gemeint, sondern zwei höchst unterschiedliche Exits. Am Montag um 11:15 wird in der Berufungsverhandlung von Lauri Love der oberste Richter Großbritanniens, Ian Burnett, darüber entscheiden müssen, ob die von den USA gewünschte Auslieferung von Lauri Love durchgesetzt wird oder das Risiko zu groß ist, dass sich der junge Mann in US-Haft das Leben nehmen könnte. Mit dem Hinweis auf Loves Asperger-Syndrom haben Gutachter vor diesem Risiko gewarnt.

Am Dienstag um 14:00 will Richterin Emma Arbuthnot entscheiden, ob der internationale Haftbefehl, vor dessen Vollzug Julian Assange nach drei verlorenen Gerichtsverfahren in die Botschaft von Ecuador geflohen ist, noch gültig ist. Die sofortige Aufhebung des einstmals von Schweden ausgestellten Haftbefehls hatten Assanges Anwälte beantragt. Das kollidierte jedoch mit den Behauptungen, es gäbe ein geheimes Auslieferungsersuchen der USA und dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die Flucht in die Botschaft als Bruch der Kautions- und Meldeauflagen zu werten. Ganz nebenbei gibt es ein vertracktes diplomatenrechtliches Problem zu lösen.

Ach, trösten wir uns mit der Kunst von Hélène Grimaud. Die konnte nicht nur mit Wölfen umgehen, sondern auch mit einem der deutschesten aller deutschen Komponisten. Und einem der modernsten unter den der Romantik zugeordneten Musikschaffenden. Trösten wir uns also, in dem wir einer Frau zuhören, die besser mit Wölfen umgehen kann als unsere Großkoalitionäre, und mit einem Komponisten, der die Moderne seiner Zeit besser verstand als diese Großkoalitionäre die ihre.

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Was war. Über disruptive Innovationen und andere Meuchelein
« Antwort #715 am: 11 Februar, 2018, 06:44 »
Endlich! Jahrzehnte haben SF-Autoren das fliegende Auto herbeigeschrieben, nun ist es da! Leider parkt es etwas weiter weg, bedauert Hal Faber. Disruption, ja, die geht manchmal halt ihre eigenen Wege. Merkt man auch bei der SPD. Aber nicht in der GroKo.

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Was war.

*** Das ich das noch erleben darf! Gefühlte 100 Jahre oder geschlagene 7577 Zeilen im neuen Koaltionsvertrag von CDU/CSU und der Sozialdemokratischen Parodie Deutschlands hat es gebraucht, bis dieser Passus in die Welt kommen konnte: "Zur Sicherstellung technologischer Innovationsführerschaft werden wir unter Federführung des Bundesministerium der Verteidigung und des Bundesministerium des Innern eine 'Agentur für Disruptive Innovationen in der Cybersicherheit und Schlüsseltechnologien' (ADIC) sowie einen IT-Sicherheitsfonds zum Schutz sicherheitsrelevanter Schlüsseltechnologien einrichten."

Im letzten Koalitionsvertrag schwärmte die aktuell noch die Geschäfte führende Vorgängerregierung von der "digitalen Souverantität Deutschlands", ohne eine einzige Angabe zu machen, wie diese digitale Souveranität definiert werden kann und wer sie denn sicherstellen soll. Derweil investierte China geräuschlos in Kuka, während der letzte deutsche Netz-Hardware-Lieferant Lancom nur durch ein Investment von Rohde & Schwarz ein deutsches Unternehmen blieb. Jetzt ist es raus: ADIC wird das Ding schaukeln, eine Agentur für Disruptive Innovationen in Cybercybercyber. Seite an Seite mit ZITIS und GTAZ plus wird Deutschland so am Digikusch verteidigt.

*** Nun, treue Heise-Leser wissen natürlich, was so eine disruptive Innovation ist, die liebend gerne mit dem Übergang vom Pferd zum Auto erklärt wird. Bis zum Jahre 1910 mussten jährlich 10.000 tote Pferde von den Straßen von New York City entfernt werden und so geriet der Job der Pferdeleichenwegschaffer in die Krise, als das Auto die Oberhand gewann. Hinzu kam, dass der Rennstallbesitzer John Daniel Hertz seine Taxen gelb anstreichen ließ, als er im großen Stil ins Taxengeschäft einstieg. Angeblich scheuten Pferde vor der Farbe gelb, die sie gut sehen können und wichen so den teuren Taxen aus, was kurzfristig den Job des Pferdeleichenwegschaffers sogar verlängerte: Disruptive Innovationen sind halt eine knifflige Sache.

*** Apropos Autos. Schon der große Henry Ford prognostizierte im Jahre 1928, dass eines Tages Autos fliegen können werden. 1956 kam dann das Aerocar von Moulton Taylor heraus, verkaufte sich aber nicht sonderlich gut. Dafür waren fliegende Autos in den großen Werken der "harten Science Fiction" der 60er Jahre bald der Standard, gefolgt vom Moller Skycar. Der verkaufte sich überhaupt nicht. Hier musste die disruptive Innovation der technologischen Evolution unter die Arme greifen und pardauz, wir haben es geschafft! Seit letzter Woche haben wir das fliegende Auto! Es parkt nur woanders. Das hätte auch einer künftigen Bundesagentur für Schlüsseltechnologien unter dem Vorsitz der bekannten Allzweckdisruptiererin und Internetbotschafterin Gesche Joost passieren können.

*** Zurück zu der tollen ADIC. Sicherheitsrelevante Schlüsseltechnologien sind die, die "für mehr Sicherheit im Cyberraum" sorgen und die, mit denen eine "moderne, digitale Verwaltung" für mehr Bürgernähe sorgt. Es wird ein harter kampf werden, aber hey, der Sieg ist in Sichtweite (Zeile 1988): "Wir werden sicherheitsrelevante Schlüsseltechnologien besser vor einem Ausverkauf oder einer Übernahme schützen und die nationalen und europäischen Außenwirtschaftsinstrumente ergänzen." Das ist doch eine Ansage an diese Ausländer. Hände weg vom elektronischen Personalausweis, denn er "wird zu einem universellen, sicheren und mobil einsetzbaren Authentifizierungsmedium". Da flutscht dann alles ganz geschmeidig wie bei dem Antrag auf Auskunft aus dem Gewerbezentralregister. Mehrfach hat auch diese kleine Wochenschau von der neuen Behörde ZITiS berichtet, die nicht im Koalitionsvertrag erwähnt wird, aber Mittel und Wege erforschen soll "kryptierte Kommunikation" wieder lesbar zu machen. Gibt es Entwarnung? Wer immer diesen Passus eingebracht hat, sie oder er hatte Humor, nach dem Authentifizierungsmedium nPA das Thema Identifizierung so auf die Tagesordnung zu setzen: "Wir wollen einfache und sichere Lösungen für die elektronische Identifizierung und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für jedermann verfügbar machen und es den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, verschlüsselt mit der Verwaltung über gängige Standards zu kommunizieren (PGP/SMIME)." Tschüss De-Mail, war nett mit dir.

*** Es begann mit einem Mord: "Der Tathergang wird in diesen Tagen minutiös geplant. Der andere soll stolpern, ohne dass ein Stoß erkennbar ist. Er soll am Boden aufschlagen, scheinbar ohne Fremdeinwirkung. Wenn kein Zucken der Gesichtszüge mehr erkennbar ist, will Schulz den Tod des Freundes aus Goslar erst feststellen und dann beklagen", schrieb die deutsche Edelfeder Gabor Steingart am Mittwoch über Martin Schulz. Am Donnerstag legte eben dieser "Freund aus Goslar", Siggy "Pop" Gabriel, gekonnt nach, immer nach der alten Weisheit "Kindermund tut etwas kund, was niemand uns beweisen kummt". Der ehemalige "Beauftragte für Popkultur und Popdiskurs der SPD" hatte ein 6 Jahre altes Töchterchen parat, das sagte: "Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht." Damit soll Martin Schulz gemeint sein und nicht Karl Marx, August Bebel, Karl Kautsky und Eduard Bernstein, deren Portraits in der guten Stube jedes Sozialdemokraten hängen.

*** An dieser Stelle bekenne auch ich mich schuldig, anlässlich seiner Initiative für eine digitale Grundrechtecharta über Martin Schulz hergefallen zu sein. Als dieser auf dem Schirrmacher-Symposium ein paar krause Gedanken über die Pflicht von staatlichen Stellen und Informationsdiensten vortrug, gegen Mobbing und digitale Hetze vorzugehen. Daraus wurde später das umstrittene Netzdurchsetzungsgesetz. Nun hat es genau diese Charta als eigenständiger Schulz-Beitrag in den künftigen Koalitionsvertrag gebracht, wenn es ab Zeile 2230 heißt: "Um den Grundrechteschutz auch im digitalen Zeitalter sicherzustellen, begleitet die Bundesregierung das Projekt einer europäischen digitalen Grundrechtecharta. Durch diese Charta sollen die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu einem gerechten Ausgleich gebracht werden." Wie immer auch Chancen und Risiken gerecht ausgeglichen werden können, dies wird wohl ein unerfülltes Versprechen bleiben, wenn Martin Schulz und Sigmar Gabriel Seit an Seit von der Bühne schreiten. Bis zur nächsten Wahl hat der "Tanker" Zeit für eine disruptive Innovation oder für eine letzte Fahrt als Totenschiff. Wobei – für den Rest der potenziellen Groko gilt das wohl auch. Und für einige andere ebenfalls.

*** Eugen Gomringer hätte seine Freude an diesem Gedicht zum neuen Heimat- und Innenminister Horst Seehofer. Heimat und Inneres und Bauen und ein Horst, der alles wieder aufpolieren will: die Heimat, das Bauen und das Innere. Unter Seehofer soll das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ausgebaut, aber nicht in die Unabhängigkeit entlassen werden. Ein letzter echter de Maizière weht durch den Koalitionsvertrag, wenn es heißt: "Die Sicherheitsbehörden brauchen gleichwertige Befugnisse im Umgang mit dem Internet wie außerhalb des Internets. Das bedeutet im Einzelnen: Es darf für die Befugnisse der Polizei zu Eingriffen in das Fernmeldegeheimnis zum Schutz der Bevölkerung keinen Unterschied machen, ob die Nutzer sich zur Kommunikation der klassischen Telefonie oder klassischer SMS bedienen oder ob sie auf internetbasierte Messenger-Dienste ausweichen." Signal, Threema oder Telegram, hier stößt die anderswo gelobte Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen an die Grenzen unser schönen Heimat, auch wenn das Justizministerium mit Rat und Tat beim Verschlüsseln dabei ist. Da ist ein horstischer Knoten, den es zu zerschlagen gilt. Mit dabei: der umfassende Ausbau des Verfassungsschutzes mit operativer Technik zum Mithören gegen all die Vermummschlüsseler. "Aufgrund des ständigen technischen Fortschrittes und des damit einhergehenden personellen und finanziellen Ressourceneinsatzes soll das BfV als zentrale Servicedienststelle für den Einsatz operativer Technik im Verbund gestärkt werden."

Was wird.

Am kommenden Mittwoch erscheint ein unscheinbares Buch, Wir sind ja nicht nur zum Spass hier von Deniz Yücel. An diesem Tag vor einem Jahr wurde der deutsch-türkische Journalist der Welt in Istanbul unter dem Vorwurf der Terrorproaganda und Volksverhetzung festgenommen. Seit einem Jahr sitzt er in der Untersuchungshaft, eine Anklageschrift lässt auf sich warten, auch deutsche Außenminister haben keine Zeit, ihre Tochter zu befragen, was mit diesem Mann mit den Haaren im Gesicht da passieren soll. So sitzt Deniz fest und schreibt, mit Gabel und Konservensoße oder mit einem Stift in den "Kleinen Prinzen". Alle ermuntern ihn, das aufzuschreiben, was er erlebt, ganz nach dem großen Satz "Du bist für Deine Rose verantwortlich". Den sagte keine Politiker-Tochter, Politiker-Schwester oder dem Politiker sein Hund, sondern ein Fuchs."Ich bin für meine Rose verantwortlich", wiederholte der kleine Prinz, um sich auch dies einzuprägen.

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Was war. Was wird. #Free them all
« Antwort #716 am: 18 Februar, 2018, 07:00 »
Künftige Kriege gehen nicht um natürliche Ressourcen (1. Iteration) oder Industrieanlagen (2. Iteration). Sie gehen um Daten, meinen Militärexperten. Erstmal wird um Menschen und deren Freiheit gekämpft, um unser aller Freiheit willen, hält Hal Faber fest

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Deniz Yücel ist frei. Der deutsche Journalist und Satiriker, der in deutscher Sprache schreibt und seine deutsche Heimat Flörsheim liebt, ist nach einem Jahr Haft aus dem türkischen Gefängnis entlassen worden, nachdem ihm die Anklageschrift mit der Androhung von 18 Jahren Haft zugestellt wurde, und ist dann in einem vom Springer-Verlag gecharterten Flieger nach Berlin gebracht worden. Anders als die deutsche Journalistin Mesale Tolu durfte Yücel das Land verlassen. Deniz Yücel ist also frei und auf allen Titelseiten der großen Zeitungen. Deniz Yücel ist nicht so frei, dass er nach Istanbul zurück reisen und dort wieder als Korrespondent der "Welt" arbeiten kann. Die Freiheit der Pressearbeit haben neben Deniz Yücel derzeit 153 Journalisten eingebüßt, die in türkischen Gefängnissen sitzen. Sie werden als Geiseln gefangen gehalten, demit über Präsident Erdogan nur Gutes berichtet wird. Sie sind die Scherenhebel für die Zensur im Kopf der türkischen Medien – und der ausländischen Korrespondenten, die noch aus der Türkei berichten. Zeitgleich mit der Entlassung von Yücel wurden Ahmet Altan, Mehmet Altan und Nazli Ilicak zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie werden unserem Außenminister Sigmar Gabriel herzlich egal sein, der um seinen Posten kämpft. Welche Gegenleistungen für Yücel im Spiel waren, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Sache hat einen bitteren Beigeschmack. Von der Dysgeusie geht es schnurstracks in die Dystopie mit einem NATO-Mitgliedsstaat, der eine osmanische Ohrfeige austeilen will.

*** Einen üblen, faulen Beigeschmack hat die Springer-Geschichte über den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert, der angeblich mit einem Juri aus Sankt Petersburg per E-Mail über eine NoGroKo-Aktion verhandelt haben soll. Als Beweis dienen E-Mails, die von einer Adresse @jusos.de verschickt wurden. Sie gibt es wirklich, obwohl Kühnert wie alle SPD-Politiker und Politikerinnen über eine @spd.de-Adresse verfügt und diese nutzt. Jusos-Adressen sollen reine Weiterleitungssysteme sein, was deshalb Sinn macht, weil jedes SPD-Mitglied unter 36 Jahren automatisch Mitglied der Jusos ist. So können sie prompt als junge Massenorganisation gefeiert werden, obwohl längst nicht alle Jungmitglieder politisch aktiv sind. Die schwächelnde Partei ist ein Scheinriese, da hilft auch der schönste Rucksack Kühnerts oder ein autorisiertes handzahmes Interview nicht viel. Um so fauliger die Boulevard-Geschichte. Für das gehobene Bürgertum, das sich nicht für die Feinheiten von Mail-Adressen interessiert, hat man ja noch die Geschichte mit dem Stinkefinger.

*** Digitalisate haben es faustdick hinter den Eselsohren. Da kaufte die bayerische Staatsbibliothek zu München einen Druck der Waldseemüller-Globenfragmente ein, jener berühmten Globenvorlage, auf der ganz oben erstmals America als Kontinent verzeichnet ist. Beim Ankauf sprach die Deutsche Kulturstiftung der Länder von einem Taufzeugnis Amerikas aus Deutschland. Nachdem ein weiterer Druck dieser Globensegmente auf einer Auktion verkauft werden sollte und Experten Zweifel hegten, wurden durch das Digitalisat dieser Fälschung auch in München Zweifel laut. Titan in der Druckfarbe, das geht ja gar nicht. Auch dieses Bild der "Neuen Welt" ist hinfällig, ganz passend zu einer Zeit, in der wir uns neu orientieren müssen, wie Bruno Latour anmerkt. Zwar ist das Klimaziel 2020 im Weiterwurstelvertrag der Großen Koalition verschwunden und durch verschiedene Bekenntnisse zu einem umfangreichen Klimaschutz ersetzt worden, doch wird die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel in den nächsten hundert Jahren eine zentrale Rolle in der Politik spielen. Das betrifft zahlreiche Aspekte von der Dieselschulddebatte über den Roboterbau bis zu den Auguren der künstlichen Intelligenz, gepriesen durch Eric Schmidt. Was passiert eigentlich, wenn beim Spiel Mensch gegen Computer der Energieaufwand in die Ver-Gleichung eingepreist wird?

*** Bleiben wir in München, wo auf der Sicherheitskonferenz über die kommenden Kriege spekuliert und nach einem Recht im Cyberspace gerufen wird, wenn dort ordentlich attribuierte Krieger auftauchen. Für den Meatspace gibt es allerhand hübsche Pläne, wie schnell verfügbare Kampftruppen eingesetzt werden können. Doch um was wird gekämpft, wie um die Ölfelder im Irak? Wie die Kriege und Konflikte kommender Zeiten aussehen werden, hat der Militärgeschichtler Yuvai Noah Harari für die Münchener Sicherheitsspezialisten so skizziert: "Während in der Antike politische Kämpfe sich auf die Kontrolle von Land konzentrierten und in der Neuzeit politische Kämpfe sich auf die Kontrolle von Industriemaschinen konzentrierten, werden sich politische Kämpfe im 21. Jahrhundert um die Kontrolle der Daten drehen. Aber der Kampf wird nicht zwischen Menschen und Computern liegen. Vielmehr könnten Konflikte zwischen einer kleinen Elite, welche die Algorithmen und Datenbanken besitzt, und der Mehrheit der Menschen ausbrechen, die wirtschaftlich wertlos und politisch machtlos werden könnten." Der Autor, der davon überzeugt ist, dass wir spätestens 2050 unsere Smartphones in unsere Körper integriert haben werden, kann sich bewaffnete Konflikte vorstellen, die sich über das Eigentum an Daten abspielen, wenn die Daten am eigenen Körper von anderen entwendet werden. Dagegen steht nach Steven Pinker die Vernunft und die Wissenschaft, beide etwas aus der Mode gekommen.

Was wird.

Zweimal in kurzem Abstand hintereinander ist Wikileaks-Gründer Julian Assange vor einem britischen Gericht mit dem Versuch gescheitert, aus "Gründen des öffentlichen Interesses" einen Haftbefehl aussetzen zu lassen, der besteht, seitdem er britische Meldeauflagen ignorierte und in die Botschaft von Ecuador floh. Die Richterin beschied ihm in dieser Woche, er möge doch selbst vor Gericht erscheinen, um die Frage zu klären. Nach diesen Niederlagen veröffentlichte The Intercept eine Geschichte über den ruppigen Umgangston in enem internen Chat-Forum von Wikileaks. Nun ist ein Hauen und Stechen ausgebrochen, denn für Assange und sein Wikileaks ist der Feind klar auszumachen. Im Dezember gab es nicht nur die Stellungnahme der Wau-Holland-Stiftung zur Finanzierung von Wikileaks, sondern auch die Ankündigung der Freedom of the Press Foundation, nicht länger als Spendenagentur für Wikileaks aufzutreten, weil es keine Wikileaks-Zahlungsblockaden in den USA mehr gibt.

Tatsächlich startete diese Organisation einstmals als Spendensammelseite für Projekte wie Wikileaks oder MuckRock, in etwa das Gegenstück zu Frag den Staat. Inzwischen sammelt man Geld für Projekte wie Signal oder Haven, mit denen sich Whistleblower und Journalisten vor der Überwachung schützen können. Ein Großteil der Spenden der Freedom of the Press Foundation stammen von Pierre Omidyar, der auch das Angebot von The Intercept finanziert. Ist es ein Kampf um Daten?

Für die Woche jedenfalls hat Wikileaks "tabula rasa" angekündigt und via Pastebin einen ersten Text veröffentlicht, in dem Assange sich zusammen mit dem verstorbenen John Perry Barlow zum Gründer der Organisation stilisiert. Ein leerer Tisch kann auch schön sein.

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Was war. Was wird. Wie das leere Schaugepräng erblasst.
« Antwort #717 am: 25 Februar, 2018, 08:30 »
Bretter, die die Welt bedeuten. Ja doch: Mancher, der sich in die Öffentlichkeit wagt, kommt darin um, oder blamiert sich wenigstens, so gut er kann. Der Worte sind genug gewechselt? Kann eigentlich nie sein. Außer, man macht Theater, meint Hal Faber.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Das Fest ist jetzt zu Ende.
Unsere Spieler, wie ich euch sagte, waren Geister
Und sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.
Wie dieses Scheines lockrer Bau
So werden die wolkenhohen Türme, die Paläste,
Die hehren Tempel, selbst der große Ball.
Ja, was daran nur Teil hat, untergehn,
Und, wie dieses leere Schaugepräng' erblasst,
Spurlos verschwinden.

*** Landauf, landab fährt Kevin Kühnert, der Juso-Vorsitzende durch das Land und spricht in rappelvollen Hallen gegen den Eintritt seiner SPD in eine Regierungskoalition mit CDU und CSU. In der letzten Wochenschau schrieb ich dazu, dass es einen üblen, faulen Beigeschmack hat, wie ein Boulevardblatt (whose name may not be mentioned) eine Geschichte darüber veröffentlichte, dass dem Kevin ein Juri aus St. Petersburg helfen wollte. Inzwischen hat die Geschichte eine andere Wendung genommen und geht als #miomiogate in die Meme-Halle des Internet ein. Der oberste Journalist dieses Boulevardblattes wurde vom endgültigen Satiremagazin Deutschlands hereingelegt und hievte auf eigener Verantwortung die "Gewichtung" der faulen Nachricht als Schlagzeile ganz nach oben in den Rang einer Sensation, nicht ohne sofort zurückzuschlagen. Aus der Tatsache, dass der für den Coup verantwortliche Redakteur bei "Russia Today" eingeblendet wird, wird prompt die Zusammenarbeit mit der Propaganda-Abteilung eines Regimes, das an der Zersetzung freier Medien arbeitet: Fehler machen immer die anderen, die sich auch noch einem "Siegesrausch" hingeben. Diese Art des Blaming hat natürlich Tradition in der Gazette von Format.

***Ich bin gereizt, Herr: habt
Geduld mit mir; mein alter Kopf ist schwindlicht.

*** Nun gibt es landauf, landab Diskussionen, wie raffiniert die ganze Geschichte oder ob sie einfach zu erkennen war. Schließlich wehrte sich der oberste Journalist des Boulevardblattes mit dem Argument, man habe mehrfach versucht, die Identität des Tippgebers festzustellen. Schließlich passiere es immer wieder, dass Informanten ihre Identität nicht preisgeben wollten. Mit so einer Argumentation hätte die Geschichte von Juri aus St. Petersburg erst recht kritisch beäugt und recherchiert werden müssen. Aber das kostet Zeit. Investigativ sein, das ist nicht Twitter-kompatibel. Übrigens ist "Identitätsfeststellung" eine hoheitliche Aufgabe und weniger eine journalistische. Sie wird meistens mit modernen Lesegeräten durchgeführt, die sich dem jeweiligen Ausweis gegenüber ausweisen sollen: Pech, wenn man dafür seit über 10 Jahren keine Software hat, wie nun aus den USA berichtet wird. Damit ist zumindest eine andere Feststellung möglich: Es gibt Journalismustheater und Sicherheitstheater.

*** Vielleicht ist all das nur ein Ablenkungstheater. Denn der besagte oberste Journalist hat in dieser Woche mit dem obersten Fernsehscharfrichter Deutschlands in dessen Sendung "Hart aber fair" gezeigt, wie diese Fairness und der Verstand von Fakes wie dem "gesunden Volksempfinden" verdrängt werden kann. Die rechtspopulistische Scharfmacherei der beiden Journalisten ist einer der Tiefpunkte des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, das offenbar ein "Volksempfinden" installieren will, wie es die Nationalsozialisten 1935 in das Gesetz schrieben. Zu welchem Ausmaß an bornierter Fantasielosigkeit Journalisten fähig sind, hat ein Jurist niedergeschrieben. Der Höhepunkt ist die Forderung, einen Menschen "für immer" wegzusperren, weil er gegen die Auflagen verstieß, keinen Kontakt mit Kindern zu suchen. Das Volksempfinden kocht ungesund und die Forderung kommt auf, den Fahndern das Hochladen "virtueller Bilder" von Kinder...NOgraphie zu erlauben. Dies ist in allen Ländern verboten und daher durch die mühselige Fahndung nach Objekten als nicht strafbare Bildinhalte ersetzt, doch das stört die Scharfmacher nicht.

*** So konnte der AfD-Vertreter herzhaft lachen, ganz anders als seine Kollegen im Bundestag, die journalistische Texte von Deniz Yücel "missbilligen" wollten. Wo es noch keine Reichspressekammer gibt, muss halt der Bundestag für das üble nationalistische Getöse herhalten. Dafür kassierte man eine Abfuhr von einem Grünen. Sehnen sich die Deutschen nach der Heimat wie Cem Özdemir nach dem schwäbischen Urbach? Vielleicht ist vielen diese Art Heimat fremd, wenn sie nur das haben und glauben, was ständig über Sicherheit gesagt wird. Glaubt man dem Bitkom, so ist das Verlangen nach künstlicher Intelligenz in der Polizeiarbeit sehr groß. Sollen doch die Rechner für Sicherheit in dieser unübersichtlichen Welt sorgen, in der nur noch die Algorithmen den Durchblick haben, sollen sie doch die Ordnungshüter dorthin schicken, wohin die Täter kommen. Sollen doch die Rechner danach fahnden, welche Briefkastenfirma in Panama das abgezogene Geld verwaltet. Die gute KI wird es schon richten. Doch halt, auch die bösartige Nutzung der künstlichen Intelligenz ist möglich, nicht nur durch Einbrecherbanden, die heute längst selbst mit "predictive Policing" verfolgen, was die Polizei so tut.

*** In dieser Woche haben Forscher vor der künstlichen Intelligenz gewarnt und ein Moratorium für die Entwicklung von Watson & Co gefordert. Wahrscheinlich haben sie den Krimi Hologrammatica von Tom Hillenbrand gelesen, wo im 70 Jahren eine mächtige KI damit beauftragt wird, das Klimaziel der Menschen endlich konsequent anzugehen. Das setzt diese KI geschickt dadurch um, dass sie einen Virus in die Welt einschleust, der das Gros der Menschheit unfruchtbar macht. Schwuppdiwupp und ziemlich schmerzlos reduziert sich die Menschheit ganz ohne Bostroms Büroklammern oder dem Reizgas unserer Autoindustrie. Ganz ohne KI und Holozauber gäbe es den Vorschlag zum Emissionstheater, statt Diesel die LKW mit staatlichen Subventionen auf Erdgas umzustellen. Doch Deutsche und Autos. Autos und Verstand. Verstand und Fahrräder. Hängt ihn höher, den Gomringer!

Was wird.

Glaubt man den neuesten Jubelmeldungen des klassischen Lobby- äh, Journalismus, so steht das Fernbehandlungsverbot für Ärzte auf der Kippe. Der Text beginnt mit einem Satz, nachdem man einfach nur noch lachen kann: "Der Arzt fragt über Skype nach den Beschwerden, dann schickt er ein Rezept." Ja, wie schickt er das denn, einfach so per Mail zum Ausdrucken und ohne Prüfung des obersten gesundheitlichen Imperatives namens "Gesundheitskarte"? Wird es ein eRezept sein, das elegant an die Apotheke weitergeleitet wird? Und wie kommt dann die qualifizierte elektronische Signatur vom Heilberufsausweis des Arztes zum Patienten? Aktuell läuft im deutschen Gesundheitssystem eine ganz andere Komödie mit dem etwas sperrigen Namen "Anschluss an die telematische Infrastruktur". Die Ärzte müssen für rund 3000 Euro teure "Konnektoren" ordern, die eigentlich schlichte VPN-Router mit einem gehärteten Debian sind und nach fünf Jahren als Computerschrott entsorgt werden müssen. Denn dann läuft das BSI-Zertifikat aus, das sein schützendes Siegel über Praxen und Krankenhäuser hält. Aktuell hat nur ein einziger Konnektor das notwendige Zertifikat, während dieser, dieser und dieser in der Warteschleife hängen. Mond- statt Marktpreise sind die Folge. Die IT-Admins in den Praxen und Krankenhäusern haben zumindest auch etwas zum Ablachen, wenn die Installateure auftauchen. Selbstinstallationen sind wegen der hochkomplexen Technik nicht drin, schließlich sind Ärzte, Zahnärzte und Physiotherapeuten per eHealth-Gesetz gezwungen, noch 2018 fertig zu werden, wenn man die Gesundheitsstütze kassieren will. Währenddessen wird mit Widmann-Mauz die nächste Gesundheitsministerin eingewiesen. Der Verschleiß auf diesem Posten ist höher als der an VPN-Routern.

Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.[...]
Was könnt die Lösung sein?
Wir konnten keine finden, nicht einmal für Geld.
Soll es ein andrer Mensch sein? Oder eine andre Welt?
Vielleicht nur andere Götter? Oder keine?[...]
Der einzige Ausweg wär aus diesem Ungemach:
Sie selber dächten auf der Stelle nach
Auf welche Weis dem guten Menschen man
Zu einem guten Ende helfen kann.

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4W: Von bösen Hackern wunderbar umgeben, erwarten wir den neuen Tag
« Antwort #718 am: 04 März, 2018, 01:33 »
Da sind sie wieder, die Hacker im Hoodie und ohne Licht – diesmal aus Russland. Im Frühling kommt eben alles wieder, hat Hal Faber beobachtet, vielleicht ja sogar die De-Mail.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Frühling ist's, meteorologisch gesehen. Amsel/Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar, alle sind sie wieder da. Ja, auch die sind wieder da, die komischen Vögel in Zeitungsillustrationen, die am Rechner Kapuzen tragen und von "Sicherheitskreisen" irgendwo in Russland verortet werden. Bilder von Hackern, die zur Illustration des Bundeshack herhalten müssen, obwohl in 99 Prozent aller Fälle das schadhafte VBscript von ganz normalen Programmierern geschrieben wurde, die sich hier und da einen kleinen Scherz erlauben. Auch sie sind wieder da, die Politiker, die sich vor laufenden Kameras heftig empören, nicht "rechtzeitig" darüber informiert worden zu sein, dass das "bislang als sicher geltende Datennetz des Bundes" gehackt worden ist. "Als sicher geltend" ist die geschmeidige Umschreibung der Tatsache, dass der geschlossene Informationsverbund Berlin Bonn (IVBB) nur an zwei Stellen Übergänge ins normale Internet aufweist, die zudem von Spezialsoftware des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik rund um die Uhr überwacht werden. Sie sind wieder da, die Schnellwisser, die meinen, mit dem guten Linux wäre das alles nicht passiert und die nationale Souveränität Deutschland wäre obendrein noch gesichert.

*** Und sowieso nie weg waren die beamteten Holzköpfe des Bundesinnenministeriums, die jetzt der Presse einen Vertrauensbruch vorwerfen. Die davon reden, dass es 100-prozentige Sicherheit eben nicht gibt und dann solche Sätze sagen: "Insofern kann ich Ihnen auf eine Frage 'Geschieht gerade etwas oder geschieht gerade nichts?' nie eine hundertprozentige Antwort mit Ja oder Nein geben." Ein Quäntchen dies, ein Quäntchen das und immer recht freundlich bitte. Nur zur Erinnerung: dieses Ministerium leistet sich nicht nur Erkenntnisphilosophen als Sprecher, sondern auch eine neue Behörde namens ZITiS, die Wege und Verfahren austüfteln soll, wie man von einem unscheinbaren Nebenposten aus wie dem der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung ein Netz geduldig auskundschaftet. So lange, bis man weiß, wo die Leckerlis für eine kleine "Online-Durchsuchung" liegen, mit anschließendem unauffälligen Datei-Abtransport – sie nennen es "Ausleitung". Wie schreibt die tageszeitung in einem Kommentar treffend: "Statt konsequent Sicherheitslücken zu stopfen und für starke Infrastrukturen zu sorgen, will die Regierung künftig selbst verstärkt Sicherheitslücken aufkaufen, um besser spionieren zu können. Wer sich daran beteiligt, muss sich nicht über löchrige Netze wundern."

*** ZITiS ist auch für die Entwicklung oder den Einkauf von Trojanern zuständig, wie sie monatelang bei der Bundesakademie geparkt wurden, ehe der "Marschbefehl" von einem Command- & Control-Server kam. Beruhigend zu wissen, dass der Angriff unter Kontrolle ist und man die Bösebubensoftware nur zu Studienzwecken weiter werkeln lässt. Beruhigend ist es irgendwo auch, dass mit der Ukraine ein weiteres Land den Befall mit der Schadsoftware gemeldet hat – wir sind nicht allein. Etwas beunruhigender ist die Nachricht, dass ein "befreundeter" Geheimdienst den Hinweis auf den Angriff gab. Im Umkehrschluss heißt dies, dass unsere Dienste und sonstigen Abwehrzentren nichts registrieren konnten, dass die beiden vom BSI bewachten "Übergangspunkte" eine Schwachstelle haben und die "Turla" programmierenden "Russen" wohl die technisch versierteste Hackertruppe sind wo gibt. Huch, vielleicht sind es sogar Außerirdische (PDF-Datei)! Aber was wollen die dann in unserem Deutschland? Wir haben ja noch nicht einmal ein Heimatministerium.

*** IF Abgastest GO TO Modul NEFZ. Schlagend zeigt diese kleine Programmzeile, wie die Automobilbauer schummelten, wenn der Bordcomputer merkte, dass ein Abgastest nach dem "Neuen Europäischen Fahrzyklus" bevorstand. 50, in Worten fünfzig Jahre ist es nun her, dass Edsger Dijkstra vor den überaus schädlichen GO TO-Statements warnte (PDF-Datei). Dieses andere Erbe der 68er, als man noch daran glaubte, dass es formal verifizierte, absolut korrekte Programme geben könnte, sollte man nicht vergessen. Ob Goto-Statements schädlich sind, gar tödlich sein können oder ob man mit Donald Knuth das strukturierte Programmieren mit GO TO nur als Symptom einer schädlichen Programmiererei begreift, wird bis heute in der Informatik genüsslich diskutiert.

*** Bleibt der stinkende Diesel. Ist ein Leben nach dem Diesel möglich? Das ist die bange Frage nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes, das Dieselverbote von Städten zulässig sind. Nun heißt es Handeln, nicht Jammern. Aber es heißt auch Zuhören und Nachdenken: Wenn der ehemalige Automobilmanager Edzard Reuter bei Markus Lanz erklärt, das seine Branche "den Anstand beim wirtschaftlichen Handeln verloren" hat, ist das schon eine Hausnummer. Reuter äußerte die Meinung, dass die Käufer von Diesel-Autos sehr wohl einen Wiedergutmachungsanspruch haben. Auf Kosten der Hersteller umrüsten, die das Problem mit voller Absicht und krimineller Energie verursacht haben, das ist eine durchaus verständliche Ansicht. Erschütternd, wie in der Sendung vor Lanz bei Maybritt Illner ein deutscher Wirtschaftsminister (Bernd Althusmann, Niedersachsen, damit Miteigner von VW) sich über ein angebliches "Geschäftsmodell" der Deutschen Umwelthilfe lustig machen kann, ohne ernsthaften Widerspruch zu bekommen. Auch eine Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungsordnung zum nachträglichen Einbau von AdBlue-Tanks und damit einhergehend der Neueinstufung von Dieselfahrzeugen wird abgelehnt, obwohl dies vom Verkehrsministerium mit Zustimmung des Bundesrates durchsetzbar wäre. Die Sauerei hat System. Das Tüpfelchen auf dem i-Haufen sind dann die Nationalisten von der AfD, die eine Kampagne für "unseren deutschen Diesel" starten, der so sauber ist wie unsere deutsche Sprache.

Was wird.

Es ist noch nicht ganz sicher, ob die USA unter Präsident Trump einen Handelskrieg um Stahl und Aluminium riskieren werden. Mit den von Trump erwähnten Strafzollaufschlägen tun sich selbst Mitglieder seiner Partei schwer. Sicher ist jedenfalls, dass der TV-Auftritt von US-Handelsminister Wilbur Ross mit Getränkedosen und Cent-Berechnungen die beste Fake-News-Produktion der Regierung Trump gewesen ist, sieht man von den TV-Inszenierungen von 45 ab. Weit abseits der Bierdosen und Campbell-Suppen dürften die Auswirkungen bei Firmen wie ThyssenKrupp erheblich sein, weil die USA den zweitgrößten Absatzmarkt nach Deutschland bilden.

Womit die Wochenschau schon wieder beim Hauptthema dieser Woche sind: wegen mangelhafter IT-Sicherheit wurde ThyssenKrupp Marine Systems und die Lürssen-Werft als Partner vom Vergabeverfahren zum Bau der großen Mehrzweckkampfschiffe MKS 180 ausgeschlossen. Viel Stahl wäre ja da, aber fehlende IT-Sicherheit, das ist ein schwerer wiegendes Argument. Waren die so gern bemühten russischen Hacker unter ihren Hoodies schon dabei, sich in der Bilge breitzumachen? "Die Schutzbedarfsanalyse ist für das Projekt MKS 180 von zentraler Bedeutung, um Schwachstellen der Systemauslegung, des Betriebs und der Betreuung zu begegnen – insbesondere im Zusammenspiel zwischen 'klassischer Informationstechnik' und Plattformtechnik. Ein ganzheitlicher Schutzansatz wird erstmals bei MKS 180 umgesetzt. Er ist Bestandteil des kooperativen Projektaufsatzes", hieß es noch ganz selbstbewusst bei der Koblenzer IT-Tagung im September 2017, als die besondere "Cyberresilienz" von MKS 180 gefeiert wurde. Interessant nicht zuletzt darum, weil der Vortrag zu MKS 180 unter dem Punkt Bedrohungen mit Bildern aus den Snowden-Files zum Verfahren der Tailored Access Operations illustriert wurde. Der neue deutsche IT-Dampfer als Ziel der NSA? Sachen gibt's, da eist der Frühling ein.

Nicht nur der Informationsverbund Berlin Bonn ist kaputt, auch der elektronische Gerichts- und Verwaltungsmailverkehr liegt zu weiten Teilen brach. Schuld daran hat die Client-Software, die Anwälte zum Absenden und Empfangen ihrer Schriftstücke beim besonderen Anwaltspostfach einsetzen sollten. Die Funktionsweise dieser Software wurde vom Darmstädter Erfa-Kreis des CCC analysiert und als besonderer Ausnahmefehler bewertet. Am Montag treffen sich interessierte Anwälte in Berlin und fragen auf einem Symposium, wie ein neues beA+ aussehen könnte. Mit dabei ist nicht nur Markus Drenger vom CCC, sondern auch Leslie Romeo, derzeit Sprecher der Arbeitsgemeinschaft De-Mail. Er wird sich ins Zeug legen, den Anwälten das vor sich her dümpelnde De-Mail-System schmackhaft zu machen, das in vielen Punkten beA ersetzen könnte. Vor vier Jahren, als die Anforderungen an beA bei der Bundesrechtsanwaltskammer formuliert wurden, war De-Mail schon einmal eine Option. Der Vorschlag starb, als die IT-Berater kamen.

Quelle und Links: www.heise.de

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"Politiker, Journalisten und Psychopathen", das ist eine ganz eigene Filterblase. Die Blasen aber sind längst geplatz, zieht Hal Faber Bilanz. Zwischen Digitalisierung und rechtem Gegrunze gibt sich selbst auf, was sich mal für fortschrittlich hielt.

Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.

Was war.

*** Alles wird gut. Es hat etwas gedauert, aber es hat geklappt: Deutschland hat eine Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothea Bär von der CSU. Als Gegnerin des Leitsungsschutzrechtes und der Vorratsdatenspeicherung ist sie die ideelle Nachfolgerin von Gesche Joost, die unter dem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück anno 2013 für das hohe Amt vorgesehen war. Damals klappte es nicht mit dem Wahlsieg und der Digitalisierung, weshalb Peer Steinbrück jetzt Spezialist für "Zukunftsgene" ist und als Genosse das Elend der Sozialdemokratie vermarktet. Welchselbige nicht mehr politischer Arm der Arbeiterklasse ist, sondern ein Kampfverband für die Einhegung des Kapitalismus sein soll. Alle Bytes stehen still, wenn dein starker Arm es will! So gesehen ist das wichtigste SPD-Projekt nach der Einhegung von Kevin Kühnert das Schuldingsbums Calliope, vorgestellt und beworben von der Internetbotschafterin Gesche Joost.

*** Außer geschmackvoll inszenierten Portraits, die Kunsthistoriker erschauern lassen, hat Dorothea Bär noch kein cooles digitales Gadget. Sie hat sich deshalb ganz geschickt ans Fliewatüüt gehalten, als sie im Interview von einer gereizten Journalistin zu dieser Digitalisierung befragt wurde. So ein Fliewatüüt oder Flugtaxi ist halt deutlich mehr als der Breitbandausbau mit der verflixten Glasfaser, die man schon längst verlegt hätte haben können. Und mit dem Lilium und Volocopter oder eben Terrafugia gibt es eine ganze Reihe von real existierenden Projekten für Doro, Robbi und Tobbi.

*** Denn seien wir ehrlich: Ganz so einfach ist diese Digitalisierung ja nicht zu erklären, da hilft schon etwas Fluggerät, ein Hoverboard oder ein Raketen-Jetpack, eben alles, was schwer nach Zukunft aussieht. Was sie mit den Menschen anrichtet, ist hingegen gar nicht so einfach zu erklären. Noch die einfachste Art der Erklärung wäre der Blick auf das Smartphone. Alles, was diese langweiligen Dinger können, wird in den nächsten Jahren enger mit dem Körper verwachsen und mit Brille und Gestik gesteuert werden. So wäre es naheliegend, wenn Staatsministerin Bär mit einer großen Regierungsdatenbrille dem eisigen Blick von Frau Slomka trotzt, wenn diese wieder einmal von ihr wissen will, was Sache ist. Sie hat ganz interessante Wünsche, was die Digitalisierung anbelangt: "Ich wünsche mir wieder eine Echtzeitleiste, die die Menschen nicht nur mit dem konfrontiert, was sie wissen wollen, sondern auch mit dem, was sie wissen müssen, was gerade im Moment passiert", heißt es in diesem Interview. Google soll nicht uralte Beiträge nach oben spielen und das Seniorennetzwerk Facebook soll auch mal einen flotten Blick in die Zukunft riskieren. Flott ist sie ja, die digitale Frontfrau, die in einer ganz eigenen Filterblase lebt: "Auf Twitter sind ohnehin nur Politiker, Journalisten und Psychopathen unterwegs." Dann macht es auch nix, wenn eine Staatsministerin nicht belegbare flotte Sprüche von Kaiser Wilhelm und Henry Ford in die Welt setzt, die echter Recherche nicht standhalten.

*** "Es gibt bei der FAZ nicht zu selten eine gewisse, auch offen zur Schau getragene Geringschätzung von Publikationsformen im Netz." So beginnt der letzte Beitrag an der Blogbar. Pech für Don Alphonso, dass genau diese Geringschätzung ihn selbst ereilt, der gleich zwei Blogs bei der FAZ betrieben hat. In ihnen erklärte er die Welt aus der Perspektive der feinen Leute, die mehrere Wohnungen besitzen und nicht auf Erwerbsarbeit angewiesen sind. Zunehmend wurden die Erklärungen verbiestert und verbittert, garniert mit einem tiefen Hass auf Berlin, wo er tiefste Verletzungen erlitten haben muss. Am Ende waren seine Beiträge nur noch wehleidig und nicht mehr unterscheidbar von "all den Klonovskys, Danischs, Tichys und Konsorten". Daraus zog die FAZ mit einer ausgesuchten Beleidigung ihre Konsequenzen. "Wir wollen die Blogplattform wieder stärker als Experimentierfeld für neue journalistische Formate nutzen, d.h. kreativen Ansätzen größeren Raum geben, auch häufiger neue Themen ausprobieren." Wer im besten Dummdeutsch "kreativen Ansätzen größeren Raum" geben will, kann das im expandierenden Internet ganz ohne den Rauswurf eines Bloggers mit einer Dumpfbackenkorona.

*** Was bleibt, sind die Texte des Eribons der deutschen Mittelklasse, die es sich zu lesen lohnt, wie dieses kleine Geburtstagsständchen. Was sicher kommen wird, sind originelle neue Beleidungen im Namen des vermögenden Deutschlands. Da es ohne diese neumodischen Disclaimer nicht geht: Jawohl, ich bin befangen, weil für dieses Buch ein Vorwort verfasst wurde, in dem es heißt: "Gerade weil sie so eng verwandt sind, weil beide mit der Sprache wie mit dem dauernden Veröffentlichungszwang kämpfen, beobachten sich Blogger und schreibende Journalisten eifersüchtig, stänkern gegeneinander und werfen sich gegenseitig Plagiarismus vor – und lernen doch voneinander." Und die FAZ wird nicht die taz, weil diese eine Kommune wird, was den Herren im Hellerhof ganz sicher ein Graus ist.

*** Mit Uwe Tellkamp hat ein weiterer besorgter Deutscher einen selbst gebastelten Gesinnungskorridor betreten und macht sich Sorgen um das Land mit seiner ach so linken Meinungsdiktatur. Auch hier ist die Wehleidigkeit groß: "Gucken Sie sich Sarrazin an, was dem Mann angetan wurde!', rief Tellkamp in einer Diskussion in Dresden. Ja, wie denn, was denn? Der Mann hat Bücher in Millionen verkauft und bestens an Vortragsreisen verdient. Gehetzt wurde er allenfalls von seinem Lieblings-Interviewer Frank Schirrmacher, der zur Buchmesse einen Reporter auf Sarrazin ansetzte. Die Empörung ist offenbar groß, dass Sarrazin überhaupt widersprochen wurde und dieses verkorkste rechte Konstrukt einer jüdisch-christlichen Kultur nicht anerkannt wird. It's the Kultur, Stupid, schrieb Timothy Gordon Ash treffend dazu. Unsere Kultur gehört uns, uns allein in ihrer ganzen Engstirnigkeit und Abschottung.

*** Aber so ist das halt, wenn das ewige Gejammer der Rechtsnationalisten über die linke Meinungsdiktatur (meist getreulich von den von ihnen so genanten meinungsdikatatorischen Staatsmedien wiedergegeben) nur noch in einem dumpfen "man wird ja noch mal sagen dürfen ..." endet. Ja, man darf vieles sagen. Und man darf vieles dagegen sagen. Dass diejenigen, die über Meinungsdikaturen jammern, von öffentlichem Widerspruch, gar Kritik, so gar nichts halten, sollte sie eigentlich genug entlarven. Eigentlich.

*** Rechtsnationalisten? Ja, gibt's denn auch Linksnationalisten? Leider, wieder. Es gibt offensichtlich zu viele, die den Populisten aus der rechten Ecke auf den Leim gehen und meinen, dass aus dem Ruder laufende Identitätspolitiken Grund genug seien, sich die Parolen der völkischen Volksverführer zu eigen zu machen. Dass dem Beifall geklatscht wird, weil man dann als linker Volksversteher – #meetoo hin, #Freital her – auch endlich mal wieder ein bisschen sexistisch und rassistisch sein darf, ist das viel größere Elend als das wehleidige Grunzen der rechtspopulistischen Hackfressen.

Was wird.

Wo die Abschottung nicht recht geklappt hat, liegen die Glasfasern des Informationsverbundes Berlin Bonn blank wie die Nerven der Betroffenen im Auswärtigen Amt. Das Ministerium, das wie kein Zweites mit seinen Diplomaten autonom arbeiten kann (ob Maas oder Memel ist wurscht), ist mit seinen Dokumenten über die Lage auf der Krim oder auf dem Kim ein lohnenswertes Ziel für Ausleitungen aller Art. Nach offizieller Darstellung sollte es nur zwei kontrollierte IVBB-Übergänge zum Internet geben, doch mittlerweile finden sich Dutzende von Ab- und Zuflüssen wie beim Nildelta. Dazu gibt es Angriffsversuche via Outlook, die Rückschlüsse auf eine russische Tätergruppe zulassen sollen. Möglicherweise ist auch veraltete Open-Source-Software von den Angreifern genutzt worden. Angeblich entwichen Daten der Fluggäste aus einer Datenbank, die erst im Wonnemonat Mai ihre Überwachungsgeschäfte aufnehmen soll.

Gut möglich, dass ein erster Pentest mit Beteiligung des BSI für Verwirrung sorgte. Genug Stoff also für die Frage, ob die IT-Sicherheit in der Krise ist, wie sie sich das anstehende a-i3/:BSI-Symposium stellt. Welche Verantwortung hat der Staat, welche hat die Industrie, wenn es um die Sicherheit beim E-Government geht? Denn das ist ja auch Digitalisierung, nur in echt.

Quelle : www.heise.de

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